
4 minute read
PILOTPROJEKT INNOVATIONSSTATION
Der Blick in die Zukunft der stationären Pflege

Denise Scheulen
Stellvertretende Leitung Qualitätsmanagement und Organisationsentwicklung
Advertisement
Innovationen in die Praxis umzusetzen oder etablierte Abläufe zu erneuern, ist im Pflegealltag bei laufendem Stationsbetrieb kaum möglich – wenn auch von vielen Pflegekräften dringend gewünscht. Am Klinikum Bielefeld nahm man sich dieser enormen Herausforderung an. Die Innovationsstation auf der 8. Etage am Klinikum Bielefeld - Mitte wurde im Januar 2022 eröffnet – und hat Früchte getragen.
Die 72 Betten der „Innovationsstation“ belegt das Viszeralonkologische Zentrum der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie der Klinik für Gastroenterologie. Gut 40 hoch motivierte Pflegekräfte traten auf der Station an, um zukunftsweisende Lösungen für häufig auftretende Probleme in der pflegerischen Praxis zu finden und einzuführen. Das Stationskonzept schafft den Raum, um Innovationen unkompliziert in die Pflege der Patient*innen zu integrieren und zu erproben. Das Projekt gibt die Möglichkeit, überholte Prozesse neu und kreativ zu gestalten und Lösungsansätze auszuprobieren. Besonders die bauliche Neugestaltung der Station macht das Ausprobieren von technischen Innovationen möglich.

Vorbereitet wurde das Projekt in einem gemeinsamen Workshop von Pflegenden und Mediziner*innen, die auch den kompletten Umbau der Station gemeinsam mit der Technischen Abteilung des Klinikums planten. Den Stein ins Rollen brachte ein externer Workshop, bei dem unterschiedliche Berufsgruppen des Klinikums Bielefeld gemeinsam Ideen für die Zukunft des Krankenhauses sammelten. Hier entstand auch die Idee der Innovationsstation. Sanierungsmaßnahmen boten die Chance, die Innovationsstation zu etablieren.
Die Medizin, aber auch die Pflege befinden sich im digitalen Wandel. Diese Transformation soll am Klinikum nicht passiv erlebt, sondern aktiv mitentwickelt werden. Innovationen insbesondere zur Verbesserung des Alltags für die Pflege und damit Steigerung der Attraktivität des Berufsfeldes sind überfällig. Aber auch den mit der Gründung des Universitätsklinikums OWL entstandenen universitären Aufgaben wird man hier gerecht: Das Klinikum nutzt die Station, um digitale und insbesondere telemedizinische Projekte wissenschaftlich zu bearbeiten, mit dem Ziel, die Behandlungsqualität zu verbessern.
Die Innovationsstation startete mit einigen technischen Neuheiten
So wurde beispielweise mit einem Vitalzeichenmonitor (Pulsfrequenz, Blutdruck, Temperatur, Sauerstoffsättigung im Blut) gearbeitet, der eine Schnittstelle zum Krankenhausinformationssystem (KIS) bietet. Die Werte, die erfasst werden, gehen dann automatisch in die KIS-Akte. Der Scan der Patientenarmbänder zur Identifikation der Patient*innen verhindert Übertragungsfehler, vereinfacht die Visite und erleichtert dem Pflegepersonal das Messen der Vitalparameter.

Patient*innen haben an Ihren Betten ein Bedsideterminal, auf welchem verschiedene Funktionen genutzt werden können. So unter anderem die ServicerufApp Cliniserve, über welche die Patient*innen ihre Anliegen und Bedürfnisse übermitteln: Vom Wunsch nach Kaffee oder Wasser bis hin zur Information, dass die Infusion durchgelaufen ist oder der Bitte um Lagerungswechsel. Dies erleichtert die Kommunikation zwischen den Patient*innen und Personal und optimiert den Ablauf auf der Station. Doppelte Wege zur Bedarfserfassung und Leistungserbringung werden vermieden. Ebenfalls finden die Patient*innen auf dem Tablet Informationen rund um ihren Klinikaufenthalt sowie verschiedene Entertainmentmöglichkeiten.
Auf der Station wurde von Anfang an mit Dashboards gearbeitet, die die Patiententafeln in den Pflegestützpunkten ersetzen. Bei den Dashboards handelt es sich um große Monitore mit genauer Stationsübersicht, auf denen Zusatzinformationen, wie zum Beispiel die Information, dass der/die Patient*in eine Operation hatte oder isoliert werden muss, abzulesen sind. Die Daten werden direkt aus dem Krankenhausinformationssystem (KIS) gezogen und ermöglichen dem Personal einen schnellen Überblick über die gesamte Station und eine optimale individuelle Betreuung der Patient*innen.

Eine weitere Innovation eher praktischer Natur ist ein Kleiderschrank Container-System. Es handelt sich um einen abschließbaren Kleiderschrank auf Rollen, der bei Verlegung des/der Patient*in einfach aus dem Korpus herausgefahren und zusammen mit dem/der Patient*in ins neue Zimmer gefahren werden kann. So kann das aufwändige Packen des persönlichen Eigentums des/der Patient*in vermieden werden, alle Dinge bleiben beim Umzug verschlossen in dem Container, der mit einem Zahlenschloss versehen ist.
Die gewonnenen Erkenntnisse aus der Praxis der Innovationsstation werden evaluiert und später in den Alltag weiterer Stationen des Klinikums integriert. So haben sich die eingesetzten Dashboards bereits so bewährt, dass sie auf allen Stationen der drei Standorte des Klinikums Bielefeld angebracht wurden. Zudem wurde die Station 8.1 am Standort Bielefeld - Mitte nach dem Vorbild der Innovationsstation saniert und eingerichtet.