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Schockraumtraining im Krankenhaus
Jeder Handgriff muss sitzen

Axel Dittmar
Pressesprecher des Klinikums Bielefeld, Leiter Unternehmenskommunikation
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Dr. med. Thomas Groß
Chefarzt der Zentralen Notaufnahmen am Klinikum Bielefeld
Schwerstverletzte und kritisch kranke Patient*innen, Zeitdruck, Ausnahmezustand: In der Notaufnahme eines Krankenhauses geht es regelmäßig um Leben oder Tod. Seit Jahren ist die Versorgung von schwerstverletzten Patient*innen durch ein Team aus Notfall- und Anästhesiepflegekräften, Unfallchirurg*innen und Anästhesist*innen nach einem festgelegten Schema (Advanced Trauma Life Support) eingeübte und routinierte Praxis. Seit 2022 ganz neu hinzugekommen ist die Versorgung kritisch kranker Patient*innen im Kreislaufschock aufgrund schwerster internistischer Erkrankungen (z.B. durch blitzartig auftretende Lungenembolien oder Herzinfarkte) im Schockraum der Notaufnahme nach dem ACiLS-Schema (Advanced Critical illness Life Support). Genau wie bei der Versorgung schwerstverletzter Unfallopfer kommt es bei der Versorgung dieser „non-traumaSchockraumpatient*innen“ auf jeden Handgriff und einen reibungslosen Ablauf im Team an.
Aus diesem Grund fand im Jahr 2022 mehrfach ein Non-Trauma-Schockraum-Training der Zentralen Notaufnahmen (ZNA) des Klinikums Bielefeld für die Notfallpflegekräfte und die internistischen Dienstärzt*innen statt.
In die ZNA werden täglich kritisch erkrankte, nichttraumatologische Patient*innen versorgt. Über 500 dieser Patient*innen benötigen eine sofortige Schockraumversorgung in der Notaufnahme mit Beatmung und Kreislaufunterstützung. Zusätzlich werden jährlich bis zu 150 Schwerstverletze – sogenannte polytraumatisierte Patient*innen – in der ZNA Mitte im Schockraum versorgt. Um eine optimale Versorgung und ein bestmögliches Outcome zu gewährleisten, ist eine klar definierte Struktur- und Prozessqualität notwendig.
Die Mitarbeitenden der Zentralen Notaufnahmen trainieren und verinnerlichen beim Non-TraumaSchockraumtraining daher die Abläufe des neuen Versorgungsschemas ACiLS. Davon hängt nicht selten das Leben ihrer Patient*innen ab. Die Simulationssituationen müssen also so nah wie möglich an der Realität sein.

Im Mittelpunkt des Trainings steht das Weißbuch (Leitlinie) der Fachgesellschaft DGINA (Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin). Es gibt Vorträge zur Theorie und dazugehörige praktische Übungen. Dabei steht auch hier das sogenannte ABCDE-Schema im Fokus des Interesses. Verschiedene Fragestellungen zu A wie Airway (Atemweg), B wie Breathing (Beatmung), C wie Circulation (Kreislauf), D wie Disability (neurologisches Defizit) und E wie Exposure/Environment (Erhebung von physischen oder psychischen Krankheitsbefunden) werden durchgesprochen und geübt. Neben dem Umgang mit der NIV-Maske zur nicht-invasiven Beatmung wird an einer Trainingspuppe das Intubieren und die Reanimation geübt.
Insgesamt wird vom Anruf der Einsatzleitstelle mit den ersten Informationen, den Vorbereitungen im Schockraum bis zur Ankunft des/der Patient*in, der Übergabe durch den Rettungsdienst, der Behandlung im Schockraum bis hin zur Übergabe an den OP oder die Intensivstation alle Szenarien durchgespielt.
Da das Schockraumteam aus wechselnden Ärzt*innen und Pflegefachkräften besteht, ist es von enormer Bedeutung, dass die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert und es nicht zu Missverständnissen kommt. Eine wichtige Funktion übernimmt der/die sogenannte Teamleader*in: Er/sie muss jederzeit den Überblick behalten und das fest definierte Schema einhalten, das nach Prioritäten abgearbeitet wird.
Die Übungen in einer sicheren Trainingssituation und der Austausch mit den Kolleg*innen kann im Ernstfall helfen, da die Handgriffe durch die Trainingseinheiten in Fleisch und Blut übergehen. Die Notaufnahme ist durch diese Schulungen der Mitarbeitenden für den Ernstfall bei der Behandlung von Notfallpatient*innen auf der Höhe der Zeit und für den täglichen Ernstfall stets gerüstet.