Was haben wir als Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte mit Klimaschutz zu tun?
Wir möchten, dass Ihre Kinder gesund und zufrieden aufwachsen. Neben der medizinischen Versorgung setzen wir uns auch für den Erhalt einer gesunden Erde ein.
Warum?
Die natürliche Umwelt beeinflusst maßgeblich die Gesundheit von Kindern. Ihre Körper reagieren sehr sensibel auf Veränderungen, da sie sich noch im Wachstum befinden.
Deswegen können schädliche Einflüsse aufgrund von Klimawandel und Umweltverschmutzung Kindern besonders schaden.
Der Klimawandel und seine Folgen lösen bei Kindern und Jugendlichen auch Ängste aus. Etwas gemeinsam dagegen zu tun stärkt hingegen das Gemeinschafts- und Selbstwirksamkeitsgefühl.
Was ist unser Ziel?
Wir möchten Ihnen zeigen, wie eng die Gesundheit unseres Planeten mit unserer eigenen Gesundheit zusammenhängt. Gleichzeitig erfahren Sie, wie Sie selbst mit vielen kleinen Maßnahmen im Alltag etwas für Ihre Gesundheit und die Ihrer Kinder tun können.
Wir können uns gemeinsam dafür einsetzen, die Gesellschaft klimafreundlicher und damit gesünder zu machen.
Davon profitieren wir alle!
Ernährung ... ... ist ein wichtiger Schlüssel für gesunde Familien und ein gesundes Klima.
Unser jetziges Ernährungssystem mit einer Landwirtschaft, die Monokulturen und Massentierhaltung fördert, verursacht ein Viertel aller schädlichen Treibhausgase (CO₂) weltweit. Außerdem landet ein Drittel aller Lebensmittel im Müll, was unnötig Ressourcen verschwendet.
Gleichzeitig erhöht eine Ernährung mit vielen tierischen Produkten wie Fleisch und Milchprodukten das Risiko für Übergewicht und Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck.
Eine vorwiegend pflanzliche Kost mit wenigen tierischen Produkten versorgt Kinder und Jugendliche mit den nötigen Vitaminen und Nährstoffen und beugt Übergewicht vor.
Was kann ich tun?
• möglichst regionale und saisonale Lebensmittel einkaufen
• eine Ernährung aus überwiegend Obst und Gemüse, Kartoffeln, Vollkornprodukten und pflanzlichem Eiweiß wie Nussmuß, Bohnen und Linsen zusammenstellen
• Fleisch und Milchprodukte sparsam konsumieren
• Einkäufe und Mahlzeiten planen, um keine Lebensmittel wegzuwerfen
• Lebensmittel nicht entsorgen, nur weil sie abgelaufen sind
Bewegung und Transport: aktiv und
klimafreundlich
von A nach B
Autos und andere motorisierte Verkehrsmittel verursachen viele schädliche Abgase, CO₂ und Feinstaub. Dies begünstigt Allergien und Lungenerkrankungen.
Außerdem bewegen sich Kinder und Jugendliche weniger, wenn die Familie häufig motorisierte Verkehrsmittel für Fahrten im Alltag nutzt.
Sich im Alltag aktiv fortzubewegen, ist der beste Schutz vor Übergewicht oder Rückenproblemen. Bewegung ist ebenfalls sehr wichtig für die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern.
Was kann ich tun?
• wenn möglich mit dem Fahrrad fahren, zu Fuß gehen und öffentliche Verkehrsmittel nutzen
• Alternativen zu Flügen berücksichtigen
• Familienreisen mit dem Zug planen
• eine Fahrt mit dem Nachtzug als besonderes Abenteuer für Kinder planen
• wenn möglich Fahrgemeinschaften bilden
Strom und Gas: auf grüne Energie umsteigen
Die Verbrennung von Kohle, Erdöl, Erdgas und Holz ist für mehr als ein Drittel des weltweiten CO₂-Ausstoßes verantwortlich.
Außerdem verursachen diese Rohstoffe viele Krankheiten durch Schadstoffe, die beim Verbrennen in die Luft gelangen. Gerade die Lungen von Kindern sind besonders empfindlich gegenüber diesen Schadstoffen.
Was kann ich tun?
• Strom sparen und auf grüne Alternativen wie Ökostrom umsteigen
Durch saubere Luft können daher Bronchitis und Asthma verringert werden. Auch kindliche Entwicklungsstörungen und sogar Frühgeburten treten seltener auf.
• umsichtig heizen und die Raumtemperatur in der kalten Jahreszeit möglichst auf 19 Grad absenken
• weniger heißes Wasser verbrauchen und Sparduschköpfe verwenden
• eigenen Strom erzeugen und Solarzellen verwenden: es gibt auch Modelle für den Balkon
Natur statt Plastik:
Schadstoffe und Plastik vermeiden
Menschengemachte Schadstoffe wie Plastik, Spritzmittel und Chemikalien reichern sich in der Natur und im Trinkwasser an. Dort schaden sie vielen Tieren und Pflanzen und gelangen über Lebensmittel, Trinkwasser und Atemluft auch in unseren Körper.
Auch aus der Kleidung und über Pflegeprodukte können Schadstoffe von der Haut aufgenommen werden. Hier sind Kinder ebenfalls besonders empfänglich für die schädlichen Auswirkungen.
Je weniger Schadstoffe in der Umwelt, desto weniger chronische Erkrankungen und Entwicklungsstörungen beobachtet man bei Kindern.
Was kann ich tun?
• Müll trennen und so viel wie möglich recyceln
• bevorzugt Secondhandkleidung kaufen
• Küchenutensilien ohne Kunststoff und nicht-beschichtete Pfannen, zum Beispiel aus Gusseisen oder Edelstahl, verwenden
• Pflegeprodukte ohne Mikroplastik, Duftund Konservierungsstoffe verwenden
• Reinigungsmittel aus rein natürlichen Inhaltsstoffen bevorzugen
• möglichst ungespritztes (zum Beispiel Bio-) Obst, Gemüse und Getreide kaufen
• kein Imprägnierspray und keine synthetischen Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat verwenden
Für Klima & Gesundheit: die wichtigsten Tipps
aktiv zu Fuß und mit dem Rad vermindert Schadstoffe und CO₂ in der Luft und lässt Kinder gesund und schlank bleiben
• mehr Obst, Gemüse, Nüsse und weniger Fleisch und Milchprodukte verbessert die Gesundheit von Kindern und schont die Natur
• Ökostrom und Energiesparen helfen Asthma und Bronchitis zu verringern, denn weniger Verbrennung von Rohstoffen heißt sauberere Luft
• Weniger Plastik und Schadstoffe in Kleidung und Umwelt erreicht man durch Mülltrennung und Recycling. Das verringert das Risiko für chronische Erkrankungen.
• keine Lebensmittel verschwenden schont Geldbeutel und Klima
• weniger Autos bedeutet mehr Platz für Parks, Bolz- und Kinderspielplätze und bessere Luft
• sich engagieren und über Klimaschutz reden – auch kleine Veränderungen bewirken in der Summe viel
Bunt, bunter, ausgemalt!
Durch den Klimawandel werden Hitzewellen immer häufiger. Besonders in Städten können dabei durch verschiedene Faktoren sogenannte Hitze-Inseln entstehen. Zum Beispiel nehmen asphaltierte Flächen die Sonnenstrahlung auf und die Umgebung wird wärmer. Zudem verhindern hohe Gebäude die Luftzirkulation.
Was tun bei Hitze?
Der Deutsche Wetterdienst spricht ab einer gefühlten Temperatur von 32 °C von starker Wärmebelastung, bei 38 °C beginnt die extreme Wärmebelastung.
Daher möchten wir Sie hier darüber informieren, wie Sie sich als Familie am besten vor Hitze und deren negativen Folgen schützen können.
Warum ist Hitze für uns gefährlich?
Bei Hitze können Organe und ihre Funktionen leiden. Der Körper versucht, sich bei hohen Temperaturen auf 37 °C abzukühlen, hierfür muss das Herz verstärkt arbeiten.
Die Nieren reagieren empfindlich auf Flüssigkeitsmangel und auch das Gehirn kann von Durchblutungsstörungen betroffen sein. Das Wohlbefinden und die Psyche leiden und es kann zu Kopfschmerzen, Erschöpfung und Benommenheit kommen.
Warum sind Kinder und Familien besonders gefährdet?
Kinder und vor allem Säuglinge leiden oft besonders unter den Folgen von Hitze, da sie schneller aufheizen und weniger schwitzen können. Obwohl sie mehr Flüssigkeit benötigen, trinken sie häufig noch nicht aus eigenem Antrieb. Zudem sind die Zeichen von Flüssigkeitsmangel bei ihnen schwerer einzuschätzen als bei den Großen.
Hitzewellen können besonders für Personen mit Vorerkrankungen zu Gesundheitsgefahren führen.
Auch Schwangere und Stillende haben einen höheren Flüssigkeitsbedarf. Die Haut von Kindern ist viel schutzbedürftiger als die von Erwachsenen. Da sie gerne im Freien spielen, muss man sie besonders gut vor einem Sonnenstich und vor der schädlichen UV-Strahlung schützen.
Was können wir tun?
Im Schatten aufhalten
körperliche Aktivität in die früheren Morgenund späteren Abendstunden verlegen während der heißesten Tageszeit in kühlen Räumen oder im Schatten aufhalten unbedeckte Körperstellen mit Sonnencreme schützen und regelmäßig besonders nach dem Planschen oder Baden nachcremen
Kinder niemals in einem geparkten Auto zurücklassen (auch nicht bei offenen Fenstern),
darin wird es in kürzester Zeit sehr heiß Schwimmbäder und Wasserspielplätze bieten eine angenehme Abkühlung unter Aufsicht im Planschbecken oder bei Wasserspielen für Abkühlung sorgen, dabei gerne Kopf und Haare befeuchten
Babys niemals der direkten Sonne aussetzen auf eine lockere Kopf-/ Nackenbedeckung, luftige und weite, möglichst helle Kleidung achten sowie die Augen durch ein kindgerechte Sonnenbrille schützen
So erkennen Sie, ob Ihrem Baby oder Kleinkind zu warm oder zu kalt ist: Fühlen
Sie zwischen den Schulterblättern unter dem Nacken – die Haut sollte warm, aber nicht verschwitzt sein. Achten Sie auf Überhitzungsanzeichen und bringen Sie das Kind sofort aus der Sonne an einen kühlen Ort.
Im Notfall leisten Sie Erste Hilfe und rufen eine Ärztin oder einen Arzt.
Informieren, wann es heiß wird,
z. B. über die Hitzewarnkarte des Deutschen Wetterdienstes WarnWetter-App oder www.dwd.de
Die Wohnung kühl halten
Fenster, Jalousien und Vorhänge tagsüber geschlossen halten möglichst Außenrolläden oder Fensterläden benutzen, alternativ Sonnenschutzfolien an den Fenstern installieren
Lüften am besten, wenn sich die Luft abgekühlt hat, also nachts und frühmorgens. mit Fächern oder Ventilatoren für kühlende Luftbewegung sorgen
Babys und Kleinkinder am kühlsten Ort der Wohnung schlafen lassen zum Schlafen für Babys eignet sich ein dünner Baumwollschlafsack oder Schlafanzug, für Kinder ab 1 Jahr ein Bettbezug oder ein Tuch als Decke
Begrünung von Dächern, Hauswänden und Gärten zusammen mit Nachbarn oder dem Vermieter vorantreiben und Fördergelder von den Kommunen anfordern falls Sie ein Eigenheim besitzen: auf unnötige Flächenversiegelung verzichten
Trinken und Ernährung
regelmäßiges Trinken: Wasser, gerne auch z. B. mit Zitrone oder Gurke, alternativ ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees immer eine auffüllbare Trinkflasche dabeihaben leicht gekühlte, aber nicht eiskalte Getränke anbieten Kindern zusätzlich Flüssigkeit anbieten und stündlich ans Trinken erinnern. Stillen reicht auch bei hohen Temperaturen aus, wenn die Stillkinder nach ihrem Bedarf deutlich häufiger gestillt werden
Die empfohlene Trinkmenge liegt bei Kindern zwischen 1 und 7 Jahren unter normalen Bedingungen bei mindestens 800-1000ml/d.
Der Bedarf kann bei Temperaturen über 30 Grad auf das 2-3fache ansteigen. Am besten: auf regelmäßige Ausscheidung von hellem Urin achten.
leichte, kühle Mahlzeiten wie kalte Suppen und Lebensmittel mit hohem Wassergehalt wie Obst, Gemüse und Salat bevorzugen lieber mehrere kleine Mahlzeiten als drei große Mahlzeiten anbieten weniger eiweißreiche Nahrungsmittel essen – Fleisch-, Fisch- und Milchprodukte sowie Nüsse und Hülsenfrüchte erhöhen die Körperwärme noch weiter Kindern vorzugsweise Wassereis mit weniger Zuckeranteil anbieten, wie zum Beispiel selbst gemachtes Eis aus ungesüßtem Fruchtsaft
Außerdem:
Bei Kindern mit chronischen Erkrankungen kontaktieren Sie in Hitzeperioden bitte Ihre Kinder- und Jugendarztpraxis, um eventuell die Dosierung von Medikamenten anzupassen.
Fieber und Kopfschmerzen können bei Kindern Zeichen eines Sonnenstichs oder Ausdruck von starkem Hitzestress sein. Im Zweifel kontaktieren Sie Ihre Kinder- und Jugendarztpraxis.
Achten Sie auf andere hilfsbedürftige
Personen wie zum Beispiel ältere oder obdachlose Menschen.
Schadstoffe in Sonnencremes vermeiden: z.
B. mit der Codecheck App, oder fragen Sie in Ihrer Kinder- und Jugendarztpraxis nach geeigneten Produkten.
Nähere Informationen zum Sonnenschutz bei Kindern: https://bit.ly/kindergesundheit_ sonnenschutz
Wer sind die KlimaDocs?
Die KlimaDocs sind ein internationales Netzwerk von Angehörigen medizinischer Berufe und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, die mehr Verantwortung für den Klimaschutz übernehmen möchten und sich so aktiv für die Gesundheit ihrer Patient:innen und der Bevölkerung insgesamt einsetzen. KlimaDocs klären darüber auf, wie eng unsere Gesundheit und das Klima miteinander verbunden sind und geben einfache Tipps, um beides zu schützen.
Denn: Eine klimafreundliche Lebensweise bedeutet vor allem einen Gewinn an Gesundheit und Lebensqualität – für uns, unsere Mitmenschen und alle Generationen, die nach uns kommen.
Wenn Sie mehr zum Thema Gesundheits- und Klimaschutz wissen möchten, sprechen Sie uns gerne an oder besuchen unsere Website.
Gefördert durch Hier gelangen Sie zur PDF-Version der Broschüre
Bildnachweise
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