Lueg Dri 2013

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geholfen, wenn es nötig war. Es gibt hier sehr viele Gewehre mit Kaliber 38. Warum ich aus der Bande austreten will? Obwohl man sich beschützt fühlt in der Bande, ist das Risiko doch grösser, weil jene die einem beschützen nicht immer da sind. Ausserdem habe ich im YMCA gelernt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt auf sich aufmerksam zu machen und sicherer zu sein. Zum Beispiel wenn man von den Leuten geschätzt wird, weil man etwas für die Gemeinschaft tut. Die Zeit im YMCA hat mich stark verändert. Ich habe viel gelernt. Zum Beispiel wie ich die Beziehung zu meiner Grossmutter und meiner Tante verbessern kann. Wenn ich mich heute unhöflich benehme kann ich mich dafür wenigstens entschuldigen. Ich habe jetzt Ziele. Ich will Fussballer werden. Ich sehe mich in der Zukunft Fussball spielen, oder aber mit einem Abschluss als Krankenpfleger, weil ich dafür wirklich Talent habe und es mir auch gefällt.

Seit einem Jahr komme ich zum YMCA und seit 4 Monaten nehme ich an den Workshops zum friedlichen Zusammenleben teil. Ich lebe erst seit drei Jahren in Siloé bei meiner Grossmutter. Vorher habe ich in Popayán im Departement Cauca gelebt, aber dann starb mein Vater und meine Mutter hat eine neue Familie gegründet, so dass ich mit meinen zwei Schwestern allein zurück blieb. Da hat mich meine Grossmutter aufgenommen. In Popayán war alles ziemlich ruhig, aber hier in Siloé gibt es dauernd Schiessereien, viele Drogenabhängige und Jugendbanden, die sich gegenseitig bekämpfen. Ich bin selber auch noch immer Mitglied in einer Bande. Als ich nämlich neu war in Siloé habe ich mich mal mit einem Mädchen unterhalten. Aber sie war die Freundin von einem Bandenchef. Deshalb haben er und seine Freunde mich schlimm malträtiert, ohne dass ich mich wehren konnte. Als ich aus dem Krankenhaus kam, habe ich mich an die Bande in meinem Quartier gewandt und sie um Hilfe gebeten, weil ich mich rächen wollte. Sie haben die andere Bande zusammengeschlagen und von da an habe ich ihnen als Waffenkurier

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Die Bande hat mich noch nicht ganz gehen lassen, aber in diesem Prozess werde ich vom YMCA sehr gut unterstützt. Ich habe von den Leitern gelernt, dass ein Jugendlicher aus unserem Quartier auch etwas anderes machen kann, als in einer Bande sein und Leute ausrauben. Ich weiss jetzt, dass ich auch etwas Konstruktives machen kann, das anderen hilft. Der YMCA hat mir gezeigt, was Respekt vor anderen und mir selber bedeutet. Jetzt weiss ich, dass ich zu viel mehr fähig bin, als ich es für möglich gehalten hätte. Ich glaube, dass ich einen anderen Weg im Leben einschlagen kann und meine Ziele erreichen werde.

Horyzon, ein selbständiges Arbeitsgebiet des Cevi Schweiz, unterstützt Projekte der Entwicklungszusammenarbeit von YMCAund YWCA-Partnern. Horyzon ist von der ZEWO als gemeinnützig anerkannt.


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