Server 58

Page 1

IT-Kundenmagazin für Sachsen-Anhalt 15. Jahrgang | III. Quartal 2015| Nr. 58

Deutschlands Digitale Agenda – mit der Lizenz zum Nachbessern

Aus der KITU-PRAXIS Landkreis Stendal setzt Mitgliedschaft in der KITU fort

VITM Landespolitik muss früher aufstehen, um Megatrend nicht zu verschlafen

Streiflichter Tee trinken und abwarten


INHALT

DIGITALE AGENDA 06 > Deutschlands Digitale Agenda – ein

Papier mit der Lizenz zum Nachbessern

10 > Landespolitik muss früher aufstehen,

06

um Megatrend nicht zu verschlafen

AUS DER KID-PRAXIS 08 > Laptops für Grundschule in Osterwieck 09 > Spitzensportler beim Goldpartner

AUS DER KITU-PRAXIS 04 > Flechtingen knüpft Kontakte 05 > Positive Erfahrungen überwiegen 15 > Treffen des KITU-Arbeitskreises

08 05

04

„Strategie & Steuerung“

15 > KITU übernimmt bisherige Aufgabe

der Kommunalen Spitzenverbände

LANDESHAUPTSTADT MAGDEBURG 12 > Wir sind so eine Art Selbsthilfegruppe für Kommunen

INTERNET

08

15 > Deutscher App-Markt knackt Milliarden-Marke 15 > Mobiles Internet: So kontrollieren Sie ihren Datenverbrauch

INTERVIEW 16 > Auf ein Wort, Frau Bischöfin Junkermann

AUSFLUGSTIPP 18 > Schloss Döbbelin: Hier ist der Weihnachtsmann Zuhause

09 STREIFLICHTER 20 > Tee trinken und abwarten

GLOSSE 22 > Gewischtes Fingerrheuma

23 > RÄTSEL | SUDOKU | IMPRESSUM

20 2


EDITORIAL

Alles mit allem

wenn die Aufgaben einer Kommune beschrieben werden, denkt

Wenn alles digitalisiert wird, was digitalisiert werden kann, dann

man an Ausstellen von Personalausweisen, KITAs, Straßen- und

ist es erforderlich, diese digitalen Zusammenhänge auch zu

Fahrradwegebau und weitere handfeste Aufgaben. Zu erledigen

sehen und gegebenenfalls zu steuern.

ist das nur noch mit Informationstechnologie – IT. Ursprünglich waren das (und manchmal sind es noch) Insellösungen der ein-

Die Gesellschaft wird zu einer digitalen Gesellschaft durch

zelnen Ämter. Immer mehr wachsen diese Lösungen/Verfahren

digitalen Wandel. Um dieses steuern zu können, tut eine digitale

prozessorientiert und prozessübergreifend zusammen. Denn

Agenda für die ganze Kommune gut. Eine E-Government-Strate-

irgendwie hängt alles mit allem zusammen.

gie reicht da nicht mehr.

So könnte man unterschiedliche Dokumentenmanagement-

In diesem Heft widmen wir uns der digitalen Agenda. Viel Spaß

lösungen je nach Fachamt einsetzen. Damit aber Querschnitts-

beim Lesen wünscht Ihnen

ämter ihre Aufgabe erfüllen können und Mitarbeiter flexibel einsetzbar sind, ist es sinnvoll, hier – und nicht nur hier – zu standardisieren. Und so, wie alles mit allem in einer Kommunalverwaltung „irgendwie“ immer mehr zusammenhängt, gilt das auch für die Kommune als Ganzes.

SERVER

Dr. Michael Wandersleb, Geschäftsfürer KID Magdburg GmbH

3


Aus der kitu-PRAXIS

Flechtingen knüpft Kontakte Verbandsgemeinde Flechtingen will als KITU-Mitglied Erfahrungen anderer nutzen Wo die Flüsschen Beber, Ohre und Spetze geruhsam durch die Landschaft fließen und der Flechtinger Höhenzug ein Gefühl von Berg und Tal vermittelt, ist die Idylle mit Händen zu greifen. Hier geht das Leben noch seinen geruhsamen Gang. Weniger ruhig geht es am Sitz der Verbandsgemeinde zu, denn hier wird an der Zukunft der Verwaltung gearbeitet. Moderne Technik und zeitgemäße Dienstleistungen sollen den 13.600 Bürgern das Leben vereinfachen. Als jüngstes KITU-Mitglied stellt die Verbandsgemeinde Flechtingen die Weichen dafür. Mathias Weiß hält die Informationstechnologie für das zentrale Instrument für eine transparente und effiziente Verwaltung. Der Verbandsgemeindebürgermeister sagt: „Ohne moderne IT-Lösungen ist heutzutage keine Kommune mehr zu verwalten.“ Um die Aufgaben zu bewältigen, hat man zwei Möglichkeiten: Man kann sich allein und auf eigene Faust in den IT-Dschungel wagen oder man versucht es in Gemeinschaft mit anderen Kommunen. Die Verbandsgemeinde Flechtingen hat sich zum 1. Juni 2015 für die Gemeinschaft entschieden. Mathias Weiß, Verbandsgemeindebürgermeister

INFO Verbandsgemeinde Flechtingen Gegründet am 1. Januar 2010. Besteht aus sieben Gemeinden: Calvörde, Flechtingen, Bülstringen, Altenhausen, Erxleben, Ingersleben, Beendorf. Hauptsitz der Verwaltung: Flechtingen Einwohner: 13.600 Fläche: 400 km² Mitarbeiter: 52 in der Kernverwaltung Öffentliche Einrichtungen: 4 Grundschulen 16 Kindertagesstätten und Horte 30 Dorfgemeinschaftshäuser, Begegnungseinrichtungen und Gemeinderäume

4

Nicht aber, ohne sich intensiv damit zu beschäftigen. „Bereits 2013 hatten wir erstmals Kontakt zur KITU“, erinnert sich Rasmus Dammeyer, NetzwerkSystemadministrator in der Verbandsgemeinde. Doch zunächst blieb es bei gelegentlichen Gesprächsterminen. Dammeyer wurde zum KITU-Tag 2014 nach Barleben eingeladen und kam begeistert zurück: „Der Austausch mit anderen kommunalen IT-Experten war unglaublich spannend und interessant. Alleine dieser Erfahrungsaustausch ist den Mitgliedsbeitrag schon wert.“ Seine Begeisterung behielt Rasmus Dammeyer nicht für sich und bald hatte er die Verwaltungsspitze ebenso von den Vorteilen einer Mitgliedschaft überzeugt wie die Gemeinderäte. Als dann unlängst auch der Landkreis Börde Mitglied wurde, wollte Flechtingen nicht mehr länger warten. Mathias Weiß begrüßt als neuer Verbandsgemeindebürgermeister den Beitritt zur KITU. Bockwindmühle in Eimersleben

Zwar gibt es derzeit kein aktuelles Projekt, was die Verbandsgemeinde gemeinsam mit der KITU umsetzen will, doch perspektivisch sind die Flechtinger an der Mitnutzung größerer Strukturen beim Betrieb von IT sehr interessiert. Mathias Weiß: „Dadurch lassen sich eine höhere Effizienz erreichen und Haushaltsmittel sparen.“ Außerdem hofft er auf eine sehr viel schnellere Umsetzung sich ändernder gesetzlicher Rahmenbedingungen durch die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen. Ebenso baut man in der Flechtinger Verbandsgemeinde ganz fest darauf, dass man den Datenschutz und die Datensicherheit sehr viel besser im Griff hat, wenn man mit der KITU fachkundiges Personal an seiner Seite weiß. Die Organisationsform der KITU als Genossenschaft hat für Mathias Weiß ohnehin einen ganz besonderen Charme: „Die eingezahlten Genossenschaftsanteile bekommt man beim Austritt ohne Abzüge zurück, eine Genossenschaft ist nur ihren Mitgliedern verpflichtet, womit eine Fremdorganschaft ausgeschlossen ist. Und nicht zuletzt sind durch gemeinsamen Einkauf von ITTechnik erhebliche Preisvorteile möglich.“ Und auch Rasmus Dammeyer hat jetzt die Möglichkeit, ohne große bürokratische Hürden die Erfahrungen aller anderen 36 KITU-Mitglieder zu nutzen: „Wenn da in einer KITU-Gemeinde ein Projekt umgesetzt worden ist, erfährt man auf ganz kurzem Wege, wie es wirklich gelaufen ist. Fehler, die anderswo gemacht wurden, selbst vermeiden zu können, das ist doch schon die halbe Miete.“


Positive Erfahrungen überwiegen Landkreis Stendal setzt Mitgliedschaft in der Kommunalen IT-UNION fort Seit Mai 2012 ist der Landkreis Stendal Mitglied der KITU. Der Beitritt erfolgte einst befristet bis Ende 2015. Fortsetzung nur, wenn die KITU für den Kreis von Vorteil sein würde. Jüngst wurde im Kreistag Bilanz gezogen. Stendals Landrat Carsten Wulfänger bewertet die bisherigen Erfahrungen im Rahmen der genossenschaftlichen Arbeit insgesamt als positiv. Vor dem Kreistag gab er der entsprechend seine Empfehlung ab: „Aus Sicht der Verwaltung sollte der Landkreis auch künftig Mitglied in der Genossenschaft bleiben, da sich durch Nutzung der Synergieeffekte in dieser immer stärker werdenden Gemeinschaft auch Vorteile für den Landkreis Stendal ergeben.“ Der Kreistag sah es am 25. Juni 2015 nicht anders und entschied: „Wir bleiben in der KITU.“ Nun unbefristet. Durch die Mitgliedschaft versprechen sich die Altmärker künftig eine Reihe positiver, messbarer Effekte. Steht doch auch der Landkreis Stendal vor großen Herausforderungen im Bereich IT bzw. E-Government. Wulfänger: „Wir wollen Verwaltungsprozesse verstärkt digital abbilden und dadurch die digitale Kommunikation innerhalb unserer Verwaltung, mit anderen öffentlichen Verwaltungen, der Wirtschaft und den Bürgern ermöglichen. Natürlich unter Einhaltung von Informationssicherheit Dom, Havelberg

SERVER

und Datenschutz.“ „Dies sei“, so der Landrat weiter, „keine Mode, sondern eine Notwendigkeit, da bei immer geringer werdenden personellen und keinesfalls steigenden finanziellen Ressourcen immer mehr Aufgaben bewältigt werden müssen.“ In diesem Umfeld verspricht sich die Stendaler Kreisverwaltung signifikante Vorteile durch eine KITU-Mitgliedschaft: die Gewinnung und Weitergabe von Wissen und Erkenntnissen durch interkommunale Zusammenarbeit und einen bedarfsgerechten Erfahrungsaustausch, eine Reduzierung des externen Beratungsbedarfs sowie die Nutzung von Mengen- und Preisrabatten bei der Beschaffung von Hard- und Software. Die KITU kann somit dazu beitragen, die IT des Landkreises zukunftsfähig aufzustellen. Darüber hinaus sieht der Landkreis Stendal die Möglichkeit eines gebündelten Bezuges von Software als einen Schritt, mittelfristig die äußerst sinnvolle Vereinheitlichung bzw. Standardisierung der immens vielschichtigen und doch oft gleichartigen Fachanwendungen in der Verwaltung voranzubringen.

Carsten Wulfänger, Landrat Stendal

INFO Landkreis Stendal Der Landkreis ist 2.423 km² groß und hat 115.000 Einwohner. Er besteht aus 6 Einheitsgemeinden und 3 Verbandsgemeinden.

5


DIGITALE AGENDA

Deutschlands Digitale Agenda – ein Papier mit der Lizenz zum Nachbessern Digitalisierung als wichtigster Wachstumstreiber Darin sind sich alle Experten einig: Die Digitalisierung ist der wichtigste Wachstumstreiber geworden. Ob Global Player oder City-Boutique – der digitale Markt bietet gewaltige Chancen für jedes Unternehmen. Nicht die Größe ist entscheidend, sondern der clevere Einsatz digitaler Technologien. Doch die Möglichkeiten sind in Europa regional höchst unterschiedlich. Derzeit bestimmen US-Unternehmen den Markt. Europa und Deutschland haben viel Zeit verschlafen. Die Bundesregierung will mit ihrer „Digitalen Agenda“ bis 2017 Boden gutmachen. Der Wirtschaft geht dabei manches zu behäbig voran. Eine Standortbestimmung.

E

s war ein hoffnungsvolles Signal, was da am 20. August 2014 aus dem Kanzleramt in die Welt gesandt wurde: An jenem Tag hatte das Bundeskabinett mit der Digitalen Agenda einen wichtigen Baustein der Wirtschafts- und Innovationspolitik beschlossen. Darin war nachzulesen, wie die Bundesregierung den digitalen Wandel aktiv fördern und gestalten will. Eine Digitale Agenda als Marschroute bis 2017. Immerhin ein Stück Papier mit dem Eingeständnis der Regierung, dass in der digitalen Vernetzung der Welt ...

„ ... große Chancen für den Wohlstand, die Lebensqualität und die Zukunftsfähigkeit in Deutschland liegen“. Zuvor hatte die IT-Branche jahrelang darüber geklagt, dass die Politik nicht mit dem digita-

6

6

len Wandel mitkäme. Denn Tatsache ist, dass Deutschland beim schnellen Anschluss an die Welt des Internets den Anschluss verloren hat. Die Breitbandversorgung mit Glasfaserkabeln liegt bundesweit bei unter zwei Prozent, selbst in Großstädten wie Berlin und Hamburg haben nur wenige ein Glasfaserkabel bis zur Haustür. Zum Vergleich: In Südkorea und Japan verfügt bereits mehr als jeder zweite Haushalt über einen Anschluss. Mit der Digitalen Agenda soll sich das radikal ändern. Die Bundesregierung verspricht bis 2018 einen flächendeckenden Ausbau des schnellen Internets von 50 Megabit pro Sekunde – technikoffen, wie es heißt. Es ist also egal, ob die Daten per Glasfaser, Kupferkabel, TV-Netz oder Mobilfunk übertragen werden. Deutschland sieht sich damit auf dem Weg zu einer digitalen Supermacht, zur Heimat von Internet-Startups und einem Eldorado des Datenschutzes.


Doch bei Lichte betrachtet ist die „Digitale Agenda“ kein visionäres Pflichtenheft, sondern maximal ein „Hausaufgabenheft“ von drei Ministerien. Schlappe zwei Milliarden plant die Regierung für den Netzausbau ein. Das ist geradezu mickrig im Vergleich zu dem, was der Ausbau des Netzes eigentlich kosten dürfte. Die Opposition geht von einem zweistelligen Milliardenbetrag aus, der Branchenverband Bitkom rechnet mit 20 Milliarden Euro. Allein für die Erschließung der letzten fünf Prozent der Haushalte, die weit weg von städtischer Infrastruktur liegen, kostet der Ausbau des Internets auf eine Geschwindigkeit von 50 Megabit rund acht Milliarden Euro. Bei einem flächendeckenden Ausbau mit der Zukunftstechnologie Glasfaser landet man ohnehin in ganz anderen Dimensionen: Dies würde 90 Milliarden Euro kosten, so Bitkom. Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, verweist gar auf die europäische Dimension der Infrastruktur-Netze:

„Wir brauchen eine abgestimmte digitale Ausbauplanung. Wir müssen Milliarden in das Netz investieren. Doch solange das Durchschneiden eines Bandes für eine neue Autobahn in den lokalen Medien mehr Beachtung findet als Breitband am Boden, brauchen wir mehr Debatten zum Thema Breitband.“

Alles Taktik, denn dann kommt sie doch, die zu erwartende Kritik vom Bitkom-Chef:

„Schnellere Internetanschlüsse, höhere Datensicherheit, weniger Regulierung – für ein Land, das auf Hochtechnologie setzt, geht das nicht weit genug.“ Er mahnt dringende weitere Maßnahmen an: „An zentralen Stellen greift die Digitale Agenda zu kurz.“ So sei die geplante einheitliche EU-Datenschutzverordnung zwar für viele Unternehmen eine große Erleichterung, weil sie Rechtssicherheit und gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU schaffen würde. Wenn sie aber so restriktiv wie geplant ausfällt, würden neue Geschäftsmodelle in Europa erschwert oder gar verhindert. „Wir dürfen Regeln der analogen Welt nicht eins zu eins auf die digitale Wirtschaft übertragen. In Zeiten, in denen nahezu alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft digitalisiert werden, muss das Konzept der Datensparsamkeit überdacht werden“, so Dirks. Und: „Der Datenschutz muss abgewogen werden gegenüber der Informationsfreiheit und dem Recht auf körperliche Unversehrtheit, etwa wenn man an Big-Data-Anwendungen in der Medizin denkt.“ Ähnliches gilt Bitkom zufolge auch für das E-HealthGesetz. Es bringt Verbesserungen für Patienten, bleibt aber hinter den Möglichkeiten zurück.

„Wir müssen mutiger werden und weiter nach vorne denken. Gesetze müssen Technologien eine Richtung und einen Rahmen geben, sie dürfen Einsatz und Entwicklung von Technologien nicht verhindern“,

Von „digitalen Autobahnen“, die die Wirtschaft so schnell wie möglich braucht, spricht auch Dorothee Belz, Mitglied der Geschäftsführung Microsoft Europa und Vorsitzende der Bundesfachkommission Internet und Digitale Wirtschaft im Wirtschaftsrat der CDU e.V. Was aber ist davon zu halten, dass ausgerechnet die Bitkom dieser Tage das Zwischenergebnis zur Digitalen Agenda als „gar nicht schlecht“ adelt. Bitkom-Präsident Thorsten Dirks sagt: „Viele der geplanten Schritte sind ja bereits umgesetzt oder in Arbeit.“ So sei „das IT-Sicherheitsgesetz ein wichtiger Schritt für uns, auch die Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen zum Ausbau des schnellen Internets ging bereits über die Bühne“. Nach einer Analyse des Digitalverbands Bitkom wurden von 121 in der Agenda definierten Einzelmaßnahmen 36 umgesetzt, bei 60 hat die Arbeit begonnen. Bei 25 Projekten ist bislang allerdings noch nichts passiert. „Die für den Breitbandausbau wichtigen 700-MhzFrequenzen wurden in Rekordtempo versteigert, das IT-Sicherheitsgesetz wurde auf den Weg gebracht und für die Entwicklung selbstfahrender Autos wird gerade eine Teststrecke auf der A9 vorbereitet.“

SERVER

sagte Dirks.

Fortsetzung auf Seite 8

Fakten:

WLAN-Netz Südkorea hat 37,35 Hotspots je 10.000 Einwohner, Großbritannien 27,65 und Deutschland 1,87. In Deutschland gibt es: • • • •

31 Millionen Festnetzanschlüsse, davon 20,5 Millionen bei der Telekom. 6 Millionen Anschlüsse, die über das TV-Kabelnetz gekoppelt sind. nur 75 Prozent der Festnetz-Kunden mit DSL. 6 Millionen Kabel-gebundene Internet-Zugänge in 2014 (2011 noch 3,7 Millionen). Davon haben nur 385.000 Nutzer tatsächlich einen Tarif gebucht, der Glasfaser in Gigabit-Geschwindigkeit ausnutzt. 37 Millionen Menschen, die in Deutschland mobil ins Internet gehen (+25 Prozent zu 2013). (Quelle: TK-Studie von VTAM)

7


DIGITALE AGENDA

Fortsetzung von Seite 7

Ein Dorn im Auge ist ihm ebenso, dass es junge Internetunternehmen schwer haben, an Wagniskapital zur Finanzierung ihrer Geschäftsidee zu kommen. Obwohl sich die Regierung vorgenommen hatte, gerade diesen Bereich besonders zu fördern.

„Das ist zwar ein Ziel, das man sich gesetzt hat, aber da ist noch nicht viel passiert“, resümierte Dirks. Anbieter von Gesundheitsdiensten oder im Finanzbereich würden praktisch ins Ausland gedrängt, weil ihnen hierzulande strenge Auflagen im Weg stünden. Dirks schlägt vor, bürokratische Anforderungen für Start-ups vier Jahre lang auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Die Regierung müsse „Entrümpeln“ und überholte Regulierungen streichen. Dirks fordert darüber hinaus gemeinsame Regeln für Internetunternehmen innerhalb der Europäischen Union:

„Wir müssen mit der Kleinstaaterei aufhören. Es braucht einheitliche Vorgaben für Verbraucherschutz, Datenschutz oder IT-Sicherheit.“

Besonders wichtig sei ihm die digitale Bildung: „Bildung ist für mich das Herzstück der Digitalpolitik.“ In Schulen und an Universitäten müssten Schüler und Lehrende besser auf die Digitalisierung vorbereitet werden. Das sieht auch der Wirtschaftsrat der CDU so. In seinem Positionspapier „Wachstumstreiber Internet – Digitaler Ruck durch Deutschland und Europa“ wird die digitale Bildung als „Das Fundament“ klassifiziert. Sie sei eine Kernvoraussetzung für die Teilhabe am Arbeitsmarkt der Zukunft. Das Beispiel Großbritannien, wo an Grundschulen das Schulfach Programmieren und Informatik eingeführt wurde, müsse in Deutschland Schule machen.

Die Digitale Agenda 2014–2017 ist ein Papier der deutschen Bundesregierung aus dem Jahr 2014, das Absichtserklärungen zu netzpolitischen Fragen enthält, die zuerst im Koalitionsvertrag 2013 enthalten waren. Die Digitale Agenda wurde am 23. August 2014 veröffentlicht; sie wird vom Innen-, Wirtschafts- und Verkehrsressort der Bundesregierung gemeinsam verantwortet.

Aus der KID-praxis

Laptops für Grundschule in Osterwieck

Am 10. August übergab Frau Jana Huschenbett, Mitarbeiterin Kommunikation und Marktentwicklung der KID, fünf Laptops an den Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Osterwieck, Herrn Rüdiger Brandt. Diese sind eine Spende des Unternehmens und laut Herrn Brandt für die Grundschule im Ortsteil Hessen vorgesehen. Sie dienen zur Einrichtung eines Computerkabinetts. Wir wünschen den Schülern viel Spaß und maximale Lernerfolge. 8

8


Aus der KID-Praxis

Spitzensportler beim Goldpartner

Bei einem Empfang der beiden TopAthleten des Jahres am 8. September bei

Wandersleb hrer Dr. Michael KID-Geschäftsfü Geraldy ias th at Sprecher M und SparkassenKID-Mitarbeiter

t Finanzen des rt, Vizepräsiden Winfried Schube SCM-Trainern. it m im Gespräch rg bu de ag M SC

SERVER

der KID (das Unternehmen ist „Goldpartner“ des SCM) wurden der Kanute Michael Müller und der Ruderer Marcel Hacker mit ihren Trainern Eckhard Leue und Roland Oesemann für ihre Leistungen bei den Weltmeisterschaften geehrt. Michael Müller hatte mit seinem Partner Peter Kretschmer vom KC Potsdam, im Zweier-Canadier, Rang sieben belegt. Marcel Hacker fehlten bei der WM, die zugleich die Olympia-Generalprobe für 2016 war, nur ein paar Sekunden zur Medaille. Er wurde Vierter. Hackers großes Ziel: 2016 in Rio

SCM-Präsident Dirk Ro swandowicz, KID-GF Dr. Micheal Wa ndersleb und Staatssekretär Prof. Dr. Ulf Gundlach.

erstmals Olympisches Gold holen. Es ist die letzte Chance für den dann 37-Jährigen. Auf dem Empfang beim Goldpartner versprach SCM-Präsident Dirk Roswandowicz: ... „dass wir uns nach Rio hier wieder sehen. Und zwar mit mindestens einer Medaille.“ Darüber freute sich auch Prof. Dr. Ulf Gundlach, Staatssekretär im Innenministerium: „Es ist sehr beeindruckend, wie vernetzt der SC Magdeburg in der Stadt und der Region ist, wie begeistert die Bevölkerung mit ihren Sportlern mitgehen.“ juj

v.l. Björn Bach, Michael Müller, Marcel Hacker und Trainer Roland Oesemann.

Staatssekretär Prof. Dr. Ulf Gundlach, Michael Müller, Marcel Hacker und SCM-Präsident Dirk Roswandowicz (v.l.)

Volksstimme-Sportredakteurin Janette Beck im Gespräch mit Michael Müller.

IMPRESSIONEN

„Auf der Erde leben derzeit rund 7 Milliarden Menschen. Diese Zahl sollte man sich vor Augen halten, wenn Magdeburger Sportler bei Weltmeisterschaften unter den Top Ten landen – das ist eine unglaublich starke Leistung, vor der ich nur den Hut ziehen kann.“ Mit diesen Worten „nordete“ Dr. Michael Wandersleb, Geschäftsführer der KID Magdeburg, die hervorragenden Leistungen der Sportler des SC Magdeburg ein.

Ein MDR-Re dakteur (l.) un d Erwin Buga Präsidiumsm r (r.), itglied des La ndessportbun Sachsen-Anh des alt.

9


DIGITALE AGENDA

Landespolitik muss früher aufstehen, um Megatrend nicht zu verschlafen Landesverband der IT-Multimediaindustrie fordert Digitale Agenda für Sachsen-Anhalt Starke Worte der sachsen-anhaltischen IT-Wirtschaft: Mit einem Positionspapier wollen die Branchenvertreter die Landespolitik aufrütteln. Motto: Wenn Ihr da oben jetzt nicht aufwacht, dann verschläft ein ganzes Land den Megatrend des 21. Jahrhunderts. Ohne einen Masterplan wird Sachsen-Anhalt abgehängt; selbst die zuletzt durchaus erfolgreiche IT-Branche. Für Marco Langhof, Vorsitzender vom Verband der IT-Multimediaindustrie Sachsen-Anhalt e. V. (VITM), ist völlig klar, dass der digitale Wandel täglich mehr und mehr Lebensbereiche durchdringt:

„Und er birgt enorme Potentiale, die wir jetzt erschließen müssen. Für Deutschland ist bis zum Jahr 2025 ein Wertschöpfungsplus von 425 Milliarden durch die Digitalisierung möglich.“ Um an der Entwicklung teilzuhaben, benötige Sachsen-Anhalt einen Masterplan – eine Digitale Agenda. Dies sei so enorm wichtig, da sich die IT-Wirtschaft in Sachsen-Anhalt längst „auf Augenhöhe mit traditionell starken Bereichen wie dem Maschinenbau“ befindet. Die Branche zahlt überdurchschnittlich hohe Löhne, bietet Existenzgründern immer wieder Chancen und kann angesichts extrem kurzer Innovationszyklen Wissen und Ausbildung zügig und mit geringem Kapitalbedarf in Wertschöpfung umsetzen. Geschäftsmodelle wie Uber, airbnb, Zalando oder Lieferheld zeigen, in welchem rasanten Tempo

10 10

traditionelle Wirtschaftszweige und deren Wertschöpfungsketten grundlegend verändern. Spektakuläre Beispiele dafür sind auch die Musikindustrie und das Verlagswesen. Längst, so Langhoff, steht die gesamte Wirtschaft – vom großen Industrieunternehmen bis zum Handwerksbetrieb – vor der Herausforderung, die Digitalisierung der Wirtschaft entweder zu gestalten oder zu erleiden. „Dem ist in der Wirtschaftsstrategie des Landes Rechnung zu tragen“ - in diesem einen Satz macht die IT-Wirtschaft klar, was sie will: Mehr politische Unterstützung. Langhoff:

„Der Digitalisierung als Megatrend des 21. Jahrhunderts wird in der regionalen Innovationsstrategie bis heute keine Bedeutung beigemessen. In der Landespolitik ist offenbar noch immer keinem klar, dass aus historischer Perspektive die Digitalisierung und ihrer kulturellen Konsequenzen mit der industriellen Revolution vergleichbar ist.“


Langhoff fordert, dass die Informationstechnologie sowohl als Wirtschaftszweig als auch als Anwendungsfeld als Schlüsseltechnologie zu verstehen ist. IT-Anwendungen und nichts anderes bestimme schon heute über nahezu alle Branchen hinweg Geschwindigkeit und die Qualität bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. Unaufhaltsam steige der Anteil der IT an der Wertschöpfung in der Automobilindustrie oder im Maschinenbaus, ganz zu schweigen von der IT als zentrales Element der Unternehmensorganisation und -entwicklung. Langhoff:

„Die Positionierung des Landes Sachsen-Anhalt zur Zukunftsbranche IT wird damit zur strategischen Frage der zukünftigen Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der sachsen-anhaltinischen Wirtschaft.“ Deshalb brauche es eine digitale Agenda für Sachsen-Anhalt. Für eine solche Agenda hat der Verband der IT-Multimediaindustrie Sachsen-Anhalt e. V. sechs Forderungen aufgestellt:

SERVER

1. IT als Schlüsseltechnologie anerkennen 2. IT-Anwendung als Innovationsmotor nicht nur in den Leitmärkten der Regionalen Innovationsstrategie fördern 3. Sachsen-Anhalts Bürger im Digitalen Wandel begleiten 4. Steigenden Fachkräftebedarf und ‚Qualifikation im stetigen Wandel‘ sichern 5. Digitale Infrastruktur technologieoffen gestalten (Breitbandagenda) 6. Gezielt Forschungsschwerpunkte entwickeln und Investitionsanreize setzen Bemerkenswert ist, dass der Verband zu jeder einzelnen Forderung im eigenen Positionspapier ausführliche Vorschläge ausgearbeitet hat. Auf Nachfrage des „Server“ bestätigt Regierungssprecher Matthias Schuppe den Eingang des Forderungskatalogs:

„Wir nehmen das sehr ernst und beschäftigen uns intensiv mit dem Thema. Eine Digitale Agenda für Sachsen-Anhalt ist eine gute Idee. Derzeit prüfen wir das ressortübergreifend.“

11


landeshauptstadt magdeburg

Wir sind so eine Art Selbsthilfegruppe für Kommunen Im Gespräch mit den Vorständen der Kommunalen IT-UNION (KITU) Mit der Gründung der Kommunalen IT-UNION, kurz KITU, betraten die Landeshauptstadt Magdeburg, ihr IT-Dienstleister KID und die Gemeinde Barleben am 22. Dezember 2009 Neuland: Erstmals schlossen sich zwei Kommunen in der Unternehmensform als Genossenschaft zusammen, um gemeinsam die Herausforderungen der Informationstechnologie anzugehen. Von Anfang an war die KITU offen für interessierte Kommunalverwaltungen in Sachsen-Anhalt. Sechs Jahre später hat die Genossenschaft 37 Mitglieder und einen exzellenten Ruf. Doch kann die KITU dem ungebremsten Mitgliederansturm gerecht werden? Wie groß ist die Gefahr, dass Größe langsam macht?

D

er Server sprach mit dem KITUVorstandsvorsitzenden Dr. Michael Wandersleb und dem KITU-Vorstandsmitglied Marcel Pessel. Seit ihrer Gründung wächst die KITU rasant. 37 Mitglieder binnen sechs Jahren – haben Sie mit diesem Tempo gerechnet? Marcel Pessel: Die Mitgliederzahl liegt genau dort, wo wir sie vor sechs Jahren erwartet haben. Wir kalkulierten in den ersten Jahren mit durchschnittlich fünf neuen Mitgliedskommunen pro Jahr. Ich denke aber, dass es in diesem Tempo nicht weitergeht. Dr. Michael Wandersleb: Eine interessante Zahl ist auch, dass mehr als 50 Prozent der Bürger Sachsen-Anhalts in KITU-Städten und -Gemeinden leben. Ich bin überzeugt davon, dass der Beitritt der Stadt Zeitz 2010 entscheidend zur schnell wachsenden Mitgliederzahl beigetragen hat. Warum? Dr. Michael Wandersleb: Weil Zeitz als Stadt im Süden Sachsen-Anhalts deutlich gemacht hat, dass die KITU keine Veranstaltung von Magdeburg und dem Umland ist, sondern ein Angebot für das gesamte Bundesland darstellt. Als was sieht sich die Kommunale ITUNION selbst? Marcel Pessel: Leicht flapsig formuliert: als Selbsthilfegruppe der Kommunen für ihre komplizierter werdende IT. Üblicherweise werden für kommunale IT-Dienstleistungen Zweckverbände oder Anstalten öffentlichen

12

Rechts gegründet. Wir haben die Genossenschaftsform gewählt, weil sie die Möglichkeit bietet, dass jedes Mitglied gleichberechtigter Miteigentümer ist. Egal, wie groß oder klein eine Kommune ist, jede hat nur eine Stimme. Wir verstehen uns nicht nur als Liefergenossenschaft, in der die Klippen europaweiter Ausschreibungen durch InHouse-Geschäfte umschifft werden. Nein, wir sehen die KITU als gemeinsames Projekt, das nur ihren Mitgliedern und deren Bedürfnissen verpflichtet ist. Wir machen nichts für nur ein Mitglied, umgesetzte Projekte werden immer auch den anderen angeboten. Das ist nicht nur preiswerter. Auch jeder, der einem einmal umgesetzten Projekt folgt, erspart sich dessen Kinderkrankheiten. Betreibt die KITU angesichts der erfreulichen Mitgliederzahlen eigentlich noch aktiv Akquise oder geht man die Mitgliederwerbung bereits ein Stück weit geruhsamer an? Dr. Michael Wandersleb: Wir sind ja nie aggressiv auf Kommunen zugegangen, um auf Teufel komm raus zu wachsen. Richtig ist aber, dass im Vergleich zu den ersten Jahren heute vieles auf Empfehlung geschieht. IT-Verantwortliche in den Verwaltungen reden ja miteinander. Und je mehr sich herumspricht, dass die gemeinsamen KITU-Projekte bestens funktionieren, desto häufiger bekommen wir Anfragen auf den Tisch. Es ist ja auch nicht so, dass die KID Magdeburg als Betriebsgesellschaft der KITU gänzlich unbekannt in Sachsen-Anhalt ist. Das Gegenteil ist der Fall: Die KID hat mit nahezu jeder Kommune bereits Verträge, manchmal

nur mit kleinen Projekten. Dadurch weiß man im Land, dass KID und KITU kompetent, seriös und ein gutes Gespann sind. Marcel Pessel: Beste Werbeträger sind Veranstaltungen der KITU, zu denen alle Kommunen eingeladen werden, egal, ob sie bereits Mitglied sind oder nicht. Alle zwei Jahre gibt es z.B. einen KITU-Tag mit spannenden Fachvorträgen zu kommunalen IT-Themen. Auch mit einer Road-Show-Tour waren wir schon unterwegs. Wie ist sichergestellt, dass die KID als Dienstleister der KITU personell und technisch mit ihren Aufgaben wächst? Dr. Michael Wandersleb: Seit Jahren gibt es unter den Mitgliedern eine Zufriedenheitsumfrage. Stabil bekennen darin zwischen 80 und 83 Prozent der Kommunen, dass sie zufrieden bzw. sehr zufrieden mit den Leistungen von KID und KITU sind. Mit den Jahren haben wir unsere Konzepte für Einzelprojekte immer weiter verfeinert, sodass wir heute sehr schnell und zuverlässig Verwaltungsprozesse umstellen, Fachverfahren installieren, Druck- und Kopierkonzepte umsetzen können. Die Mitarbeiterzahl der KID ist von 56 im Jahr 2010 auf heute 80 gestiegen. In die Technik hat die KID seit 2010 rund 6 Millionen Euro investiert. Das hat allerdings nicht nur mit den steigenden Support-Ansprüchen der KITU-Mitglieder zu tun, sondern auch mit den höheren Anforderungen an die Betriebs- und Informationssicherheit des KID-Hauptkunden, der Landeshauptstadt Magdeburg. Da nutzen wir Synergien – im Interesse aller Beteiligten.


Marcel Pessel, Bereichsleiter Hauptamt der Gemeinde Barleben (li.) und Dr. Michael Wandersleb, Geschäftsführer der KID Magdeburg GmbH.

Marcel Pessel: Zweifellos steigen die Ansprüche an die KITU und ihren Dienstleister, die KID. Wenn heute die IT in einer Kommunalverwaltung ausfällt, ist das etwas völlig anderes als vor zehn Jahren: Heute können sie das Rathaus dicht machen, weil nichts mehr geht. Das ist auch der Grund, warum es sich die KITU gar nicht mehr leisten kann, ihre Mitglieder hängen zu lassen. Stimmt es, dass KITU-Mitglieder zuweilen lange auf konkrete Leistungs- und Preisangebote warten müssen? Dr. Michael Wandersleb: Und wenn, dann ist das ein eher sehr, sehr seltener Fall. Vielleicht, wenn wir zuzukaufende Leistungen erst ausschreiben und Fristen beachten müssen. Oder wenn wir ein Projekt so spannend finden, dass wir erst bei KITU-Mitgliedern abfragen wollen, ob sie ebenfalls Interesse am Projekt oder einer bestimmten Anschaffung haben. Das würde ja dann für alle auch finanziell sehr lukrativ sein. Der Fall der eher schleppenden Umsetzung des Telefonkonzeptes gemeinsam für eine Stadt und einen Landkreis zeigt, dass die KITU und deren Betriebsgesellschaft KID von anderen Dienstleistern abhängig sind.

SERVER

Wie sorgt der KITU-Vorstand dafür, dass die Mitgliedschaft höchste Qualität und schnellen Service bekommt? Marcel Pessel: Im genannten Fall hatte sich das Telefonunternehmen mitten im Projekt global umstrukturiert. Alte Ansprechpartner waren plötzlich nicht mehr da, die verbliebenen Mitarbeiter verunsichert. Die KITU hat versucht, ihre Marktmacht zu nutzen und letztlich beim Servicechef Europa Erfolg gehabt. Als Landkreis oder kleine Kommune wäre man vermutlich in der erstbesten Telefon-Hotline hängengeblieben. Der Fall ist bedauerlich und dürfte die Chancen des Unternehmens bei weiteren Ausschreibungen sicher nicht gerade erhöhen. Zurück zur KITU: Was glauben Sie, sind die wichtigsten Beweggründe für Kommunen, der Genossenschaft beizutreten? Dr. Michael Wandersleb: Die Rechtssicherheit bei Neuanschaffungen durch die europaweiten Ausschreibungen durch die KITU und die damit verbundenen Preisvorteile durch gemeinsamen Einkauf. Der Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern bei Veranstaltungen, in den Arbeitskreisen und durch Besuche untereinander. Und als Drittes die Garantie für Kommunen, dass

sie jederzeit auf professionelle Unterstützung bei der Sicherheit ihrer IT-Systeme und der Sicherheit ihrer sensiblen Daten zurückgreifen können. Marcel Pessel: Nicht zu verachten ist gerade bei kleineren Kommunen der finanzielle Aspekt. Die kleine Gemeinde Barleben sparte allein mit der Umsetzung eines Druck- und Kopierkonzeptes 11.000 Euro – pro Jahr! Wenn der KITU-Vorstand einen Wunsch frei hätte, dann ... Dr. Michael Wandersleb: ... wünschten wir uns eine engere Zusammenarbeit mit der Landesverwaltung. Für den Anfang würde es schon einmal reichen, wenn das Land die KITU als IT-Gemeinschaft von 37 Kommunen beteiligen würde, wenn sie sich mit der IT in den Kommunen beschäftigt. In anderen Bundesländern, ich nenne da nur Sachsen mit der SAKD oder Bayern mit der AKDB, gibt es dafür gute Beispiele.

13


Aus der KITU-Praxis

Treffen des KITU-Arbeitskreises „Strategie & Steuerung“

A

m 09. September 2015 trafen sich zum zweiten Mal in diesem Jahr die Mitglieder des Arbeitskreises „Strategie und Steuerung“.

Gastgeber war die Novalis-Gesellschaft, die ins Schloss Oberwiederstedt einlud. Es wurden interessante IT-Themen vorgestellt, Beschlüsse gefasst, die Verwaltungsorganisationen bei der Optimierung der internen und externen Prozesse unterstützen, Dokumentationsaufgaben leichter realisieren und zeitliche Ressourcen der Mitarbeiter effizienter nutzen lassen.

KITU übernimmt bisherige Aufgabe der Kommunalen Spitzenverbände Möchte eine Kommune dem Microsoft-SelectVertrag des Bundesministeriums beitreten, ist das nicht so einfach getan. Vielmehr muss sie vorher per Ausschreibung den Händler bestimmen, über den sie die Select-Lizenzen bezieht.

14

Die kommunalen Spitzenverbände (KSV) unseres Landes haben nun die KITU beauftragt, dieses für alle Kommunen Sachsen-Anhalts zu tun – unabhängig davon, ob sie KITU-Mitglied sind oder nicht.


Deutscher App-Markt knackt Milliarden-Marke Die Nachfrage nach Apps zieht in diesem Jahr erneut kräftig an: 2015 werden in Deutschland voraussichtlich 1,3 Milliarden Euro mit mobilen Anwendungen für Smartphones oder Tablets umgesetzt. Das ist ein Plus von 41 Prozent gegenüber 2014, als der Umsatz 910 Millionen Euro betrug. 2013 lag das Marktvolumen erst bei 547 Millionen Euro. Das teilt der Digitalverband Bitkom auf Basis von Daten des Marktforschungsinstituts research2guidance mit. Damit knackt der deutsche App-Markt 2015 erstmals die Milliarden-Marke. „Der Boom von Apps ist ungebrochen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Hintergrund ist die zunehmende Verbreitung von Smartphones und Tablets. Mit Wearables wie etwa der Smartwatch und Fitnessarmbändern wird das Ökosystem rund um Apps jetzt nochmals deutlich erweitert.“ Die Anzahl der verfügbaren Apps ist in den vergangenen Jahren rasant gestiegen und beläuft sich derzeit in den fünf größten App Stores auf rund 3,7 Millionen. Dabei entfallen 1,5 Millionen auf den Google Play Store und 1,4 Millionen auf den Apple App Store. Im Amazon App Store sind zudem 360.000 Anwendungen verfügbar, im Windows Phone Store 340.000 und bei Blackberry World

INTERNET

130.000. Das Angebot umfasst nahezu alle Themenund Lebensbereiche: Es gibt Apps zum Vokabellernen und Nachrichtenlesen, für das Mobile-Banking oder die Essensbestellung, zur Navigation im Auto oder für die Buchung von Veranstaltungstickets. „Am beliebtesten sind unverändert Anwendungen für Soziale Netzwerke, Messenger-Dienste und Spiele“, so Rohleder. „Stark im Kommen sind außerdem Fitness-und Gesundheits-Apps, die zum Beispiel die zurückgelegte Strecke und die verbrauchten Kalorien beim Joggen aufzeichnen und so helfen, das Training zu optimieren und die Motivation unterstützen.“ Die meisten Apps können kostenlos heruntergeladen werden. Das Gros des App-Umsatzes wird mit 952 Millionen Euro (74 Prozent) über kostenpflichtige Angebote innerhalb der App erzielt, etwa für die Erweiterung von Spielen. 193 Millionen Euro werden direkt über den Kaufpreis umgesetzt (15 Prozent), 150 Millionen Euro über Werbung (12 Prozent). Hinweis zur Methodik: Die Angaben zum Umsatz auf dem deutschen App-Markt basieren auf Berechnungen des Marktforschungsinstituts research2guidance. Die Zahl der verfügbaren Apps in den fünf größten App Stores basiert auf Daten von Appbrain. PresseBox

Mobiles Internet:

So kontrollieren Sie ihren Datenverbrauch Viele Verbraucher schauen sich auf ihrem Smartphone Videos an, stellen Fotos ins Internet oder nutzen Streaming-Dienste. Anders als beim Telefonieren – wo nach Minutenpreis abgerechnet wird, wenn keine Flatrate vorhanden ist – können die Interessenten schlecht einschätzen, wie viel inkludiertes Datenvolumen sie bereits im aktuellen Abrechnungszeitraum verbraucht haben. Markus Weidner vom Onlinemagazin teltarif.de erklärt: „Textbasierte Internet-Seiten verbrauchen nur geringe Datenvolumina, aber immer mehr Webseiten sind multimedial aufbereitet – Fotos und Videos werden oft automatisch gestartet und auch innerhalb mancher Apps steigt die Datennutzung aufgrund der Multimedia-Inhalte.“ Viele Anbieter bieten ihren Kunden daher die Möglichkeit, abzufragen, wie viel Datenvolumen bereits verbraucht wurde. Hierdurch können die Nutzer dann erkennen, wann die Performance-Drossel oder die Daten-Automatik droht. Zur Information über den Datenverbrauch hat die Deutsche Telekom die Webseite pass.telekom.de eingerichtet. Über diese lässt sich abrufen, wie viel Volumen im aktuellen Monat bereits verbraucht wurde und welche Kapazität den Kunden insgesamt zur Verfügung steht. Congstar-Kunden haben ebenfalls Zugriff auf diese Seite. „Zusätzlich zur Abfrage über den Browser des Smartphones oder Tablets bietet die Telekom auch die Kundencenter-App an. Hier finden sich ebenso

SERVER

Informationen zum Datenverbrauch im jeweiligen Abrechnungszeitraum“, weiß Weidner. Vodafone-Kunden können auf der Webseite center.vodafone.de nachschauen. Alternativ kann auch die Mein-Vodafone-App genutzt werden. o2 bietet zwar keine Webseite an, worüber die Informationen abgerufen werden können, dies ist aber jederzeit über die Mein-o2-App möglich. In einigen aktuellen Tarifen gibt es eine kostenpflichtige Daten-Automatik. Hier bekommen die Kunden nach Verbrauch des Inklusivvolumens weitere kostenpflichtige Datenpakete aufgebucht. Nutzer, die dies nicht wollen, können die Daten-Automatik, beispielsweise bei Vodafone, für den jeweiligen Abrechnungszeitraum über die gleiche Webseite abstellen, worüber auch das Datenvolumen überprüft werden kann. „Diese Funktion steht allerdings teilweise erst dann zur Verfügung, wenn die Kunden einen Großteil ihres zum Tarif gehörenden Inklusivvolumens verbraucht haben“, warnt Weidner. Für Base-Kunden mit einem Laufzeitvertrag gibt es bisher noch keine Möglichkeit, den Datenverbrauch zu kontrollieren. „Allerdings haben Prepaid-Kunden von Base oder auch von Marken wie Simyo oder Aldi Talk schon heute die Möglichkeit, per App Informationen zu ihrem Datenverbrauch zu erhalten“, so Weidner. Weitere Einzelheiten unter: http://www.teltarif.de/datenverbrauch-abfrage 15


Interview

Bischรถfin Ilse Junkermann

16


Auf ein Wort, Auf Wort, Junkermann Frauein Bischöfin Frau Bischöfin Junkermann Moderne Kommunikationsmittel gehören heute für die meisten Menschen zum Alltag. Der „Server“ befragt an dieser Stelle Prominente und/oder von berufswegen kommunikative Menschen, welche sie davon wofür benutzen. Heute: Ilse Junkermann, Jahrgang 1957, seit 28. August 2009 Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Sie ist geschieden und Mutter eines Sohnes aus erster Ehe; seit 11. Dezember 2009 ist sie in zweiter Ehe mit Michael Wolf verheiratet.

Welche Funktionen Ihres Handys nutzen Sie regelmäßig? Ich telefoniere mit meinem Handy, schreibe Kurznachrichten und überprüfe meine E-Mails.

Welche Internetseite klicken Sie am häufigsten an? Die Seite unserer Landeskirche (www.ekmd.de) und SPON (www.spiegel.de).

Wie oft klingelt in der Regel Ihr Handy am Tag? Relativ selten – die meisten Anrufe gehen über das Festnetz im Büro ein.

Welches Videospiel haben Sie zuletzt gespielt? Videospiele zählen nicht zu meinen Hobbys.

Ist Ihre Nummer geheim? Nein, geheim nicht. Aber auch nicht öffentlich. Wer sie braucht, bekommt sie. Neben meinem Dienst-Handy habe ich auch noch ein Privat-Handy – diese Nummer haben nur wenige kirchliche Mitarbeiter. Was würde Ihnen ohne Handy fehlen? Ich würde Nachrichten nicht so schnell bekommen. Zudem wäre meine Reaktionsfähigkeit deutlich langsamer. Wie nutzen Sie Ihren privaten Computer? Für das Online-Banking und für meinen privaten Mail-Verkehr. Aber ich speichere auch meine Vorträge und Predigten auf meinem privaten Computer. Doppelt hält besser … Windows oder Mac OS? Windows. Reader oder Buch? Ganz klar das Buch. Bücher sind einfach sinnlicher. CD oder MP3-Stick? CD Brief oder E-Mail? Beides. Eine Mail kommt schneller an und kostet kein Porto. Ein Brief ist persönlicher und verbindlicher. Hören Sie mit dem Smartphone Musik? Wenn ja, welcher Song läuft bei Ihnen derzeit am häufigsten? Ich höre selten Musik und wenn, dann zu Hause, weil ich dafür Ruhe brauche. Mozarts Klarinettenkonzert mag ich sehr gern.

SERVER

Welche DVD haben Sie zuletzt angesehen? Daran habe ich keine Erinnerung … Besitzen Sie eine Digitalkamera? Nein, nur die Kamera im Handy. Ihr letztes Fotomotiv? Mein Mann im Strandkorb – mit der Handykamera. Von wem bekommen Sie die meisten E-Mails? Von unserer Pressestelle sowie von meinem Sekretariat und den Referenten. Waren Sie schon einmal Opfer eines Datenlecks? Nein, zumindest habe ich es noch nicht mitbekommen. Shoppen Sie lieber im Internet oder in Innenstädten? In Innenstädten – ich kann die Sachen in die Hand nehmen oder anprobieren und kann mich von Verkäufern beraten lassen. Was halten Sie von sozialen Netzwerken? Ich mag den direkten Kontakt, die persönliche Begegnung – soziale Netzwerke können das nicht ersetzen. Häufig simulieren sie Nähe und Freundschaft – sind aber eigentlich recht unverbindlich und anonym. Wie ordnen Sie Ihre Termine: klassisch auf einem Terminkalender oder mit elektronischer Hilfe (PDA, Handy)? Beides. Ich führe einen Handkalender, in den ich meine Termine mit Bleistift eintrage. Parallel dazu führe ich mit meinem Büro einen elektronischen Kalender.

17


Ausflugstipp

Die Nachkommen von Otto von Bismarck schufen hier ein Kleinod

Schloss Döbbelin: Hier ist der Weihnachtsmann zuhause Seit 19 Generationen befindet sich das kleine Schloss im Besitz der Familie von Bismarck. Zu DDR-Zeiten gab es hier unter anderem eine Post, einen Kindergarten und eine Arztpraxis. Heute sind der herrliche Park und das liebevoll sanierte Herrenhaus ein Geheimtipp für Touristen und alle Weihnachtsfans. Lesen Sie hier, warum sich ein Ausflug in die Altmark lohnt.

ANFAHRT

Seit Jahrhunderten im Familienbesitz Schloss Döbbelin befindet sich seit 19 Generationen im Besitz der Familie von Bismarck. Am 8. März 1344 erhielten Nicolaus von Bismarck und seine drei Brüder von Markgraf Ludwig Anteile an der Ortschaft Döbbelin verliehen. 1736 ließen Hans Christoph von Bismarck und seine Ehefrau, Maria von Jagow, das heutige Schloss auf den Grundmauern eines verfallenen Vorgängerbaus errichten. Gleichzeitig wurde der idyllische Park mit geradlinigen Linden- und Eichenalleen angelegt. Genau den strengen Vorgaben des Barocks entsprechend.

Briefmarken gab es im Keller Schloss Döbbelin ist mit seiner über 650-jährigen Geschichte das älteste Gut im Besitz der Familie Bismarck. Nach dem Tode der letzten Eigentümerin wurde das Schloss unter die Rechtsträgerschaft der Gemeinde gestellt. Das hatte auch zu DDR-Zeiten noch Bestand: In Schloss-Döbbelin gab es einen Konsum und einen Kindergarten. Ferner waren hier ein LPG-Büro, eine Arztpraxis und eine Bibliothek untergebracht. Außerdem zwei Wohnungen. Und im Keller hatte eine Post-Filiale ihren Sitz und verkaufte Briefmarken. Zwei Jahre nach der Wende erhielt Alexander von Bismarck Schloss Döbbelin, das sich in einem mehr als bedauernswerten Zustand befand, zurück. Der selbständige Kaufmann, der ein Urgroßneffe des ersten Reichskanzlers, Otto Fürst von Bismarck ist, und seine Frau, Irina, beschlossen: Wir erwecken Schloss Döbbelin aus seinem Dornröschenschlaf und verwandeln das Gebäude in ein Schmuckkästchen.

Fotos (3): Thomas Pfundtner

Aus Halle: A 14 Richtung Magdeburg bis zum Ende. Dann der B 189 folgen. In Stendal Wechsel auf die B 188 Richtung Döbbelin. Auf die Ausschilderung Döbbelin achten. Nach einigen Kilometern geht es rechts in die Dorfstraße. Nach wenigen hundert Metern sehen Sie das Schloss auf der rechten Seite.

Gut fünf Kilometer westlich von Stendal gibt es den 130-Seelen-Ort Döbbelin, den eigentlich niemand mit einem Tourismus- oder Ausflugsgeheimtipp in Verbindung bringen würde. Doch das Dorf ist genau das – aus zwei Gründen: Zum einen laden ein liebevoll restauriertes Schloss und der dazugehörige Park zum Verweilen ein. Zum anderen ist hier das ganze Jahr Weihnachten. Aber nun der Reihe nach.

18 18

Aus dem verfallenen und heruntergekommenen Schloss Döbbelin wurde ein Schmuckstück. Allerdings hat es auch viele Jahre gedauert, bis alles wieder in altem Glanz erstrahlte.


Eine der zahlreichen Statuen, die die Kreuzungen der Parkwege säumen. Allein die Marienstatue an den Bismarckschen Gräbern lohnt einen Besuch.

Statt Konsum ein schönes Esszimmer Im ersten Jahr pendelten die ehemalige Geigerin im Orchester des bekannten Dirigenten Justus Frantz und ihr Mann noch regelmäßig von Mölln nach Stendal und wohnten in einem kleinen Zimmer auf der Baustelle. Alexander von Bismarck kümmerte sich hauptsächlich um die Neuanlage des Parks, seine Frau um die Schlossrestaurierung. Es sollte allerdings neun Jahre dauern, bis Schloss Döbbelin wieder in altem Glanz erstrahlte. Da, wo einst die Mitarbeiterinnen des Konsums die Waren verkauften, ist heute das Esszimmer. Vor den Fenstern hängen schwere rote Vorhänge, die Wände schmücken dunkelrote Tapeten. Auch die Bezüge der beiden Biedermeiersofas sind in farblich dazu passenden Tönen gehalten. 15 Zimmer mussten saniert und dem Schlosscharakter entsprechend eingerichtet werden. Bis auf wenige Erbstücke, darunter eine wunderschöne Holztruhe und eine herrliche Stehlampe, gab es kaum Möbel im Schloss. Obwohl Irina und Alexander von Bismarck das Schloss privat nutzen, wird es von ihnen unter der Woche für Führungen ab zehn Personen geöffnet. 2004, fünf Jahre nach der Sanierung der Außenfassade und der Zimmerfluchten, baute Alexander von Bismarck an der Ostseite des Schlosses eine neue Terrasse mit Freitreppe zum Park. Diese war in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgerissen worden. Nun ist die Verbindung von Gebäude und Park wiederhergestellt. Ein wunderschöner Park, der zum Spazierengehen und Entspannen einlädt. Der staunende Besucher wandert die Baumalleen links und rechts des Schlosses entlang, entdeckt hier einen verwunschenen Teich oder dort ein kleines Teehaus. Je tiefer man in den

SERVER

In zahlreichen Räumen gibt es eine Weihnachtsausstellung mit Dekorationen aller Art. Wirklich lohnenswert und ganzjährig geöffnet.

Park kommt, desto älter werden die Buchen, Linden und Eichen. Dann kommt der Besucher zu einer Gedenkstätte mit alten Grabsteinen von Mitgliedern der Familie von Bismarck. Hier steht auch eine wunderschöne Marienfigur, die Ruhe und Kraft ausstrahlt. An allen Eckpunkten des Parks stehen göttinnengleiche Büsten, eine schöner als die andere. Wer sich dann nur ein paar Minuten auf eine der vielen Parkbänke setzt, kommt aus dem Staunen nicht heraus: Rotkehlchen, Meisen und Schwalben fliegen umher, Eichhörnchen wuseln die Bäume rauf und runter. Ein Specht beackert mit seinem Schnabel einen Baumstamm, ein Uhu gibt seine typischen Laute von sich. Pure Idylle.

Im Café lacht der Weihnachtsmann Danach freut sich der Besucher auf einen leckeren Kaffee und selbstgebackenen Kuchen im Schlosscafé im Keller. Doch, nanu, was ist denn hier los? Schon am Eingang wird der überraschte Gast von einem riesigen Weihnachtsmann angelacht. Alle unteren Räume sind gefüllt mit Christbaumkugeln, Krippen, Schleifen, Lichterketten, Engeln, Figürchen und Figuren, komplett geschmückten Christbäumen, Weihnachtsglitzer und -glamour. Das Besondere: Es sind keine alten Kollektionen, sondern die, die in den Wochen vor dem Fest überall zu haben sind. Über 10.000 Artikel gibt es das ganze Jahr über in der Weihnachtswelt im Schlosscafé zu bestaunen. Da ist so manches Schnäppchen dabei. Warum ist das so? Alexander von Bismarck handelt mit Weihnachtsartikeln, hat Kunden in ganz Deutschland und verkauft eben auch in seinem Heimatort. Fahren Sie hin, ein Besuch ins verträumte Döbbelin lohnt sich in jeder Beziehung.

Thomas Pfundtner

Infos Schloss Döbbelin Dorfstraße 4 39576 Stendal/ Ortsteil Döbbelin

www.bismarck-gmbh.de

SCHLOSS Führungen durch das Schloss ab zehn Personen ganzjährig möglich. Tel.: 039329/284 oder per E-Mail: doebbelin@von-bismarck-gmbh.de SCHLOSSCAFÉ Ganzjährig geöffnet. Täglich Mo.-So. von 13 bis 18 Uhr. Während dieser Zeit kann auch in „Bismarcks Weihnachtswelt“ gestaunt und eingekauft werden. Einmal im Jahr findet im Schlosspark eine Messe für Garten, Wohnen und Lifestyle mit bunten Rahmenprogramm statt. Die nächste Ausstellung mit wunderschönen Pflanzen, stilvollen Accessoires, exklusiven Wohnideen und vielem mehr ist voraussichtlich vom 20. - 22. Mai 2016. Den genauen Termin und viele weitere Infos finden Sie zeitnah unter: www.bismarck-gmbh.de

19


Streiflichter

Tee trinken und abwarten Adolf Rambold erfindet 1929 den Teebeutel Zahlreiche Erfindungen in den vergangenen Jahrhunderten haben die Welt verändert. In einer Serie erinnert der Server an Erfindungen, die das Leben der Menschen beeinflusst haben. In der 27. Folge erzählen wir die Geschichte von Adolf Rambold (* 5. Oktober 1900 in Stuttgart; † 14. Mai 1996, Meerbusch). Er erfand 1929 den Teebeutel.

Mit dem Tee ist das so eine Sache. Tee ist nicht einfach nur ein Getränk, Tee ist eine Religion. „Abwarten und Tee trinken“ heißt es schließlich nicht ohne Grund. Mindestens zwei, aber keinesfalls länger als 5 Minuten muss er ziehen; das Aufgusswasser darf nicht mehr heißer als 85 Grad sein, und pro 100 Milliliter Wasser braucht man mindestens zwei Gramm Tee. Pappbecher gehen gar nicht, eine Porzellantasse ist ein Muss für echte Teekenner. Königin Elisabeth dürfte aus tiefstem Gaumen einen Teebeutel verschmähen – anders als die meisten ihrer Landsleute, die angeblich die eifrigsten Teetrinker der Welt sind und täglich 165 Millionen Tassen wegschlürfen. Da muss es manchmal schon etwas schneller gehen, als die langatmige Prozedur mit Aufbrühen, Abseihen und Umfüllen. Dank eines Deutschen, der 1929 den praktischen Teebeutel erfand, kann das sogar schmackhaft sein. Doch stopp: die ersten „Teebeutel“ tauchten ja bereits 1904 oder 1908 auf. Allerdings eher aus Versehen. Absender war der Teehändler Thomas

Sullivan. Seinerzeit verschickten Menschen wie er ihre Teeproben in großen und teuren Blechdosen an potentielle Kunden. Um das Gewichtsproblem beim Versand zu vermeiden, stopfte Sullivan einige lose Blätter in Seidenbeutel und verschickte sie als Gratisproben. Die Kundschaft fand das praktisch, tauchte die kleinen Beutel ins heiße Wasser und genoss. Sie glaubten, Sullivan habe das so beabsichtigt. Doch bald geriet der seidene Teebeutel in Verruf, da Nachahmer allerlei Minderwertiges (Kräuter oder feinkrümeligen Abfall) untermischten. Jahrzehnte hielt sich das Gerücht, in Teebeuteln befinde sich generell Tee minderer Qualität. Daran änderte sich auch nichts, als der Brite John Homiman ein Papiertütchen für den Tee erfand, das er zusammenklebte. Kein Wunder, denn nun schmeckte der Tee nach Klebstoff. Das Dresdner Unternehmen Teekanne hingegen setzte im Ersten Weltkrieg auf Mull und verpackte darin den Tee portionsweise für die Truppenverpflegung. In der Tasse wurde jetzt zwar das Wasser braun, das Aroma aber blieb im Mull zurück. Zwar schmeckten die „Teebomben“, wie man die kugelförmigen Mullkissen nannte, nach nichts, doch sie schafften wenigstens den Sprung von der unrentablen Handfertigung in eine Art Teebeutelmaschine. So sehr sich aber die Teekanne-Ingenieure mühten, die Maschine lief einfach nicht rund. Als nichts mehr half, vertraute man bei Teekanne einem 18-Jährigen die störrische Maschine an: Entweder, er packt es oder das Projekt würde scheitern. Adolf Rambold, bester Lehrling seines Jahrgangs, war ehrgeizig. Obwohl er nie eine technische Hochschule besucht hatte, gelang dem Mechaniker, was die gesamte hochbezahlte Ingenieur-Armada des Unternehmens nicht geschafft hatte. Der Grünschnabel beseitigte die Fehler in der Maschine und entdeckte in der optimalen Verpackung von Tee in Beuteln seine Lebensaufgabe. Mit Wiederaufnahme der Teekanne-Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg in Düsseldorf schlägt für Rambold die große Stunde. Vor dem Krieg hatte er bereits den Mull durch ein geschmacksneutrales Spezialpergament ersetzt. Nun konstruiert er in dem von ihm 1948 als Tochterunternehmen der Düsseldorfer Teekanne GmbH aufgebauten Betrieb

20


eine weltweit konkurrenzlose Maschine. Er nennt sie „Constanta“. Die Doppelkammermaschine faltet rechteckige Streifen aus Zellulosefasern zu einem Schlauch, befüllt ihn beidseitig mit Tee und knickt ihn mit einem Trennstreifen in der Mitte. So entsteht ein mit Heftklammern verschlossenes ZweiKammer-Kissen: der Teebeutel, wie wir ihn heute kennen. Durch die Doppelkammer wird der Tee in der Tasse von allen Seiten vom Wasser umspült, so dass er sein Aroma, anders als in der klumpigen Vorkriegs-Teebombe, optimal freigeben kann. Rambolds erste Doppelkammermaschine produziert anfangs 120 Teebeutel pro Minute. Bis zu seinem Lebensende steigert er die Kapazität auf 450 Stück. Heute laufen die Anlagen aus Meerbusch in mehr als 50 Ländern. Fast 50 Jahre lang perfektioniert Rambold seine Doppelkammer-Teebeutelmaschine, die in alle Welt verkauft wird und den Teemarkt revolutioniert. Zeitzeugen wie Wilhelm Lohrey, der von 1978 an die rechte Hand des Erfinders war, erinnern sich an Rambold als einen „genialen Menschen“: „Er lebte zurückgezogen in seiner Welt für die Maschine. Was um ihn herum vorging, das hat ihn nie so ganz interessiert.“ Selbst im hohen Alter konnte Adolf Rambold nicht von seinem technischen Wunderwerk lassen.

Am 14. Mai 1996 stirbt er im Alter von 96 Jahren. Das Goethe-Institut zählt ihn heute zu den bedeutendsten Erfindern Deutschlands. juj

Sie möchten ein kostenloses Abo des SERVER? Kein Problem. Benutzen Sie die Postkarte, rufen Sie uns an oder senden Sie uns eine E-Mail.

Unter allen neuen Abonnenten verlosen wir dreimal eine Powerbank. Das ist der beste Helfer gegen die ernergiehungrigen Mobilgeräte wie Smartphones, Tablets und Netbooks. Wenn der Akku unterwegs aufgibt und keine Steckdose in Reichweite ist, dann können die mobilen Akkus das Gerät ohne jegliche externe Stromzufuhr komplett aufladen.

I T- K u n d e n m a g a z i n f ü r S a c h s e n - A n h a l t

Telefon 0391 24464-0 E-Mail info@kid-magdeburg.de

21


GLOSSE

Gewischtes Fingerrheuma Letztens in der Straßenbahn: Jeder unter 30 stiert auf sein Smartphone und tippt wild aufs Display. Zeitgeistsurfen nennt man das. Wir sind ständig und überall online. Es wird immer weniger geredet. Dafür wird getwittert, gesimst und Ge„WhatsAppt“. Ob das Zeit spart, kann ich nicht sagen, aber ich weiß, dass es alle machen. Also mache ich es auch. In Maßen.

Sonst würde mir die Zeit fehlen, um mit meinen Mitmenschen zu reden. Aber ich gebe zu, dass ich schwer beeindruckt bin von den Leuten, die zehnfingrig auf ihrem Handy beinahe so taktvoll rumhacken wie einst Phil Collins auf dem Schlagzeug. Mit zwei Daumen ist da manch einer wortreicher als mancher Politiker mit einer Zunge. Und das soll was heißen. Einige kriegen das sogar mit ihren übergewichtigen Wurstfingern besser hin als blonde Models den Wesenstest. Doch ich gebe zu, ich habe Angst um die junge Generation. Nein, nein, nicht davor, dass die fortschreitende Evolution die Stimmbänder der Menschheit verkümmern lässt. Nein, ich fürchte, dass die jungen Menschen ihren Großeltern die raren Betten in den Pflegeheimen streitig machen. Haben Sie mal ganz genau darauf geachtet, wie die ihre Finger beim Dauersurfen halten? Sie knicken sie ein. Genau. Die Daumen sind so geknickt wie die Rübe vom Guardiola nach einem Elfmeterschießen. Jeder Chirurg weiß, was das bedeutet: Dauerknicken führt beim Dauergebrauch früher oder später zu Muskelkater. Das ist die erste Phase. Der folgt, etwa nach dem Verschleiß des dritten oder vierten Handys, die Gicht. Die wieder mutiert nach 20, 25 Jahren zur schweren Arthritis. Unheilbar. Pflegefall. Der moderne Mensch wischt die drohende Gefahr weg. Vorzugsweise auf dem Touchscreen. Rheuma, Gicht, Arthritis, Wischen ...

Frau

Bitte

Herr

frankieren, wenn möglich.

Name/Vorname

Straße/Hausnummer

PLZ/Wohnort

Das Lösungswort lautet:

Antwort Redaktion SERVER KID Magdeburg GmbH Alter Markt 15

22 22

Bitte senden Sie mir den SERVER kostenfrei zu.

39104 Magdeburg

Unter allen neuen Abonnenten ver­losten wir dreimal zwei Karten für den Schlager-Olymp, das größte Schlager Open Air in Sachsen-Anhalt. Gewonnen haben: Heide Roy aus Samswegen, Helga Franke aus Biederitz und Gert Sommerfeld aus Magdeburg. Herzlichen Glückwunsch!


Rätsel | SUDOKU | Impressum

Lösungswort gesucht! franz. Verdienstorden

nat rl. Haarfr bemittel

Erholung, Ferien

scharfer Falz

4

Chromostark somenerberhitzen anlagen

2

3

4

89

Baumaterial

5

11 6

Telefon 03 91 2 44 64-0 Telefax 03 91 2 44 64-400 E-Mail info@kid-magdeburg.de Internet www.kid-magdeburg.de

Abk.: Leutnant

Kfz-Z. Gelsenkirchen flugfh iges Tier

10

Herausgeber KID Magdeburg GmbH Alter Markt 15 39104 Magdeburg

2

3 5

IT-Kundenmagazin für Sachsen-Anhalt

6

Minnelied

Si gkeiten essen Hauptstadt Gr nlands Hochschulreife (Kw.)

Abk.: New Hampshire

7 chinesische Dynastie

spanischer Artikel

1

Schauspielsch ler

SERVER

7

DEIKE-PRESS-1106-20

8

9

10

1

11

Unter allen Einsendern des richtigen Lösungswortes ver­losen wir eine Haushaltsschere. Viel Spaß beim Rätseln! Einsendeschluss ist der 20. November 2015 Vergessen Sie nicht den Absender. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Redaktionsbeirat Dr. Michael Wandersleb, Geschäftsführer KID Magdeburg GmbH; Andrea Pape, Kommunikation und Marktentwicklung KID Magdeburg GmbH; Jens-Uwe Jahns, Journalist; Georg Rieger, Geschäftsführer Spectrum Wirtschaftswerbung GmbH; Viola Nebelung, Spectrum Wirtschaftswerbung GmbH Gesamtherstellung Spectrum Wirtschaftswerbung GmbH Breiter Weg 31, 39104 Magdeburg www.spectrumww.de „Server“ erscheint quartalsweise. Nachdruck nur bei Nennung der Quelle. Themengerechte Fotos und Manu­skripte sind stets willkommen, doch können wir eine Veröffentlichung nicht garantieren.

Schreiben Sie das Lösungswort auf die beigefügte Postkarte oder senden Sie uns eine E-Mail: info@kid-magdeburg.de Das Lö­sungs­wort unseres letzten Rätsels hieß: Archivierung

SUDOKU

Unsere Gewinner sind: Brigitte Jasper aus Oschersleben, Christina Hofmann aus Goseck und Klaus Hammer aus Magdeburg. Herzlichen Glückwunsch!

SERVER

23


Wir sind zertifiziert!

IT-Dienstleistungen f端r Verwaltungen, Wirtschaft und Banken, Outsourcing, Consulting, Schulungen.

Kommunale Informationsdienste Magdeburg GmbH Alter Markt 15 39104 Magdeburg

Pr端fungsnorm: ISO / IEC 27001:2013


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.