Pfabü Nr. 119

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Menschenrechte in Religionen Die Allgemeingültigkeit der Menschenrechte wird bewusst nicht aus den Religionen abgeleitet sondern aus der «Natur des Menschen» als vernunftsbegabtem und zur Freiheit fähigem Wesen. Um universell zu gelten, müssen die Menschenrechte in einer säkularen Sprache verfasst sein und wollen sich nicht auf eine gottgegebene Legitimation berufen. Sie entstehen aus einem «übergreifenden Konsens» eine breite, intuitive Zustimmung. Zita Haselbach| Wie stehen denn Religion und Menschenrechte zueinander? Warum befassen sich die Religionsgemeinschaften mit den Menschenrechten? Hier sei ein (kurzer und vereinfachender) Blick auf ein bedeutsames Diskussionsfeld versucht, nämlich: Gelten die Menschenrechte im Allgemeinen und einzeln in den verschiedenen Religionen? Erörtert am Beispiel von Buddhismus und Islam. Im Buddhismus Vertreter des Buddhismus, der Dalai Lama etwa, stellen sich uneingeschränkt hinter die Allgemeinen Menschenrechte, auch wenn sie die Begründung des Westens so nicht teilen können. Silawansa Thera, ein Mönch aus Sri Lanka und Vertreter des Theravada-Buddhismus, sagte 1993 bei der UNO-Menschenrechtskonferenz in Wien, der Buddhismus sehe den Menschen nicht als Zentrum von allem. Die buddhistische Lehre stelle die Harmonie aller Wesen der Welt in den Mittelpunkt. Der Mensch sei Teil eines Ganzen, untrennbar verbunden mit den Pflanzen und der unbelebten Natur einerseits und den Tieren andererseits und er sei abhängig von diesen

Gruppen. Er könne deshalb keine exklusiven Rechte für sich beanspruchen. Aus dem gegenseitigen Band würden aber zahlreiche Pflichten – «Sila» – entstehen, die der Mensch beachten muss, um die Harmonie zu erhalten. Die fünf wichtigsten Pflichten sind: Kein Lebewesen zu töten oder Anlass für Schaden und Leid eines anderen zu sein. Nicht auf illegale Weise oder auf Kosten anderer reich zu werden. Andere nicht sexuell zu missbrauchen. Nicht zu lügen oder andere durch Sprache zu verletzen. Keine giftigen Substanzen einzunehmen oder andere dazu anzuregen. Der Dalai Lama – und der engagierte Buddhismus – möchten sich trotz dieser anderen Sicht, Seite an Seite mit Menschen aus anderen Glaubens-, Kultur- oder Denksystemen für eine neue Weltordnung einsetzen. Er betont aber: Das sicherste Fundament für eine neue Weltordnung ist die individuelle echte Praxis des Mitgefühls. Im Islam Vertreter der islamischen Welt, genauer 45 Aussenminister der aus 57 Mitgliedern bestehenden Organisation

Menschenrechte

Blick auf Buddhismus und Islam

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