Lebensraum St.Gallen
Hackbrett trifft auf Orgel
Alessia Heim (links) und Hanna Keller spielen im September in der Kirche Neudorf. Bild: Kellerheims
Die Hackbrettspielerinnen Alessia Heim (19) aus St.Gallen und Hanna Keller (20) aus Walzenhausen AR begeisterten schon im Fernsehen und im Radio. Jetzt wagen sie ein besonderes Experiment: Am 18. September spielen sie gemeinsam mit der St.Galler Organistin Maja Bösch in der Kirche Neudorf. «Als Kind habe ich mit meinen Grosseltern immer Hopp de Bäse im Fernsehen geschaut», erzählt Alessia Heim, «so wurde ich neugierig auf das Hackbrett und bekam Lust, selber Hackbrett zu spielen.» Das ist inzwischen dreizehn Jahre her. «Viele Kinder lernen heute Geige oder Gitarre. Wer sich für Hackbrett entscheidet, hat Exotenstatus», sagt Alessia Heim und lacht, «aber gerade das ist eine Chance!» Das Hackbrett werde von vielen unterschätzt: «Das hat sich in den letzten Jahren zum Glück etwas geändert.» Musikalische Projekte wie zum Beispiel die Zusammenarbeit von Nicolas Senn mit dem Rapper Bligg hätten das Image entstaubt. «Trotzdem sind bei unseren Konzerten immer noch viele überrascht, wenn sie hören, dass man auf dem Hackbrett so gut wie alles spielen kann: Volksmusik, Pop, aber auch Chinesische Musik.» Nachwuchswettbewerb Bei einem Jugendlager des Hackbrettverbandes Schweiz lernte Alessia Heim vor vier Jahren die Walzenhauserin Hanna Keller kennen. «Wir merkten, dass wir bestens harmonieren», erzählt Alessia Heim, «deshalb habe ich sie gebeten, mich bei meinem Konzert an der Talentschule St.Gallen zu begleiten.» Der Auftritt kam gut an und plötzlich ging alles sehr schnell: «Wir haben uns für den Wettbewerb Folklorenachwuchs 2019 angemeldet, weil es uns wichtig war, mal von einer professionellen Jury ein Feedback zu unserer Musik zu bekommen. Wir wollten wissen, was wir verbessern können.» Neben dem Feedback erhielten die beiden prompt auch den Bergkristall, die Siegertrophäe – die beiden Ostschweizerinnen landeten auf dem ersten Platz. Seither treten sie als die «Kellerheims» schweizweit auf und waren auch schon im Schweizer Radio und Fernsehen SRF zu Gast. «Eye of the Tiger» «Hanna und ich lieben musikalische Experimente», sagt Alessia Heim, «wir lassen uns gerne auf neue Experimente ein. Als uns die
Organistin Maja Bösch für ein gemeinsames Konzert in der Kirche angefragt hat, haben wir sofort zugesagt.» Erst vor ein paar Tagen trafen sich die drei zur ersten gemeinsamen Probe in St.Gallen: Das Zusammenspiel habe sofort funktioniert – und die Kombination von Orgel und Hackbrett ergebe ein spannendes Klangbild. «Das wird ein ganz besonderes Klangerlebnis», freut sich Alessia Heim. Das Repertoire für das besondere Konzert haben die drei Musikerinnen gemeinsam in Online-Meetings zusammengestellt. Alle drei Musikerinnen konnten sich mit ihren Wünschen einbringen. Auf dem Programm steht neben Appenzeller Zäuerli auch der Song «Eye of the Tiger» aus dem Sylvester-Stallone-Film «Rocky». Zurzeit absolviert Alessia Heim die Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit. «Es ist manchmal gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bekommen», so Alessia Heim, «als Fachangestellte Gesundheit arbeite ich auch regelmässig am Wochenende.» Die beiden Musikerinnen haben mit dem Hackbrett noch viel vor. Sie haben einen grossen Traum: «Auch mal im Ausland aufzutreten und Menschen in anderen Ländern zu zeigen, wie cool und vielfältig das Hackbrett ist – das wäre bestimmt ein grossartiges Erlebnis!» (ssi) 18. September, 19.15 Uhr, Kirche St.Maria Neudorf orgel-stmaria.ch
Die Orgel ist auch weiblich Viele Orgelkonzerte werden durch Männer gestaltet. «Noch immer sind Organisten in der Überzahl, aber es gibt auch sehr viele gute Organistinnen», sagt Maja Bösch, Organistin und musikalische Leiterin des Orgelherbstes in der Kirche St.Maria Neudorf. Deshalb legt der Orgelherbst den Fokus auf Musikerinnen und Frauen formationen. «Wir wählen für jeden Orgelherbst ein neues Motto und merken, dass so die Orgelkonzerte zugänglicher, interessanter und vielfältiger werden. Auch ‹Nicht-Orgel-Kundige› haben so einen Zugang zu den Konzerten», hält Maja Bösch fest. Weitere Informationen zur Orgelherbst-Konzertreihe siehe Seite 9.
kathsg.ch
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