Lebensraum St.Gallen
«Meine Aufgabe als Priester ist es, zu dienen»
Am 25. Juni wird Ivan Šarić in der katholischen Kirche Abtwil zum Diakon geweiht. Im Gespräch erzählt der 31-Jährige, wieso er Priester werden möchte und wie ihn seine Zeit bei der Schweizergarde in diesem Entschluss bestärkt hat. «Ich bin wahrscheinlich nicht dafür geeignet, Priester zu werden.» Diesen Gedanken hatte Ivan Šarić als 20-Jähriger oft, wenn er über diese Option in seinem Leben nachdachte. Dass er gerne Priester sein würde, spürte er aber schon damals. Heute ist der 31-Jährige Seelsorger in Berufseinführung in Engelburg. Am 25. Juni wird er in der katholischen Kirche in Abtwil zum Diakon geweiht, ein Jahr später voraussichtlich zum Priester. An einem sonnigen Frühlingstag erinnert er sich beim Gespräch im Klosterbistro in St.Gallen, wie er seine Zweifel beseitigte und beschloss, sich auf diesen Weg zu begeben. «Ausschlaggebend dafür war mein dreieinhalbjähriger Dienst bei der Schweizergarde von 2012 bis 2015», sagt Ivan Šarić. «Damals merkte ich, dass ich gerne diene.» Auch die Gespräche mit seinen Kollegen in der Schweizergarde hätten ihn darin bestärkt, Priester zu werden. «Sie meinten, es passe zu mir», so Ivan Šarić und fügt an: «Als Priester ist es meine Aufgabe, für andere da zu sein. Ich mag ausserdem die Verbindung zwischen Erde und Himmel, die diese Aufgabe mit sich bringt.» Geboren und aufgewachsen ist Ivan Šarić in Wil in einer traditio nell religiösen Familie. Seine Eltern stammen aus Kroatien. Als er seiner Familie und seinen Freunden seinen Entschluss mitteilte, Priester zu werden, reagierte niemand erstaunt oder ablehnend. «Viel mehr freuten sie sich über meine Entscheidung und waren beeindruckt», sagt er. Ivan Šarić entschied sich, das Priester seminar in Lantershofen bei Köln zu besuchen. Es handelt sich da
bei um ein Priesterseminar des dritten Bildungsweges für «Spät berufene» mit oder ohne Matura. Unsicher, ob er sich auf dem richtigen Weg befindet, war Ivan Šarić nur einmal. Während eines seiner Studienjahre hatte er sich ver liebt. «Sie war Kroatin, religiös und wunderhübsch. Mein Gott, war ich hin und weg. Sie war meine Traumfrau», sagt er. Schluss endlich entschied er sich aber dafür, auf dem Priesterweg zu blei ben. «Wenn ich das Studium hingeschmissen hätte und das Ver liebtsein später vergangen wäre, hätte ich mich schlecht gefühlt, wieder auf den Priesterweg zurückzukehren. Dieser wäre dann ja nur Plan B gewesen und das wollte ich nicht», sagt er. Darüber, wie sein Leben bisher verlaufen ist, würden sich wohl doch einige Personen wundern. «Vielleicht sollte ich meinen früheren Lehrmeister zu meiner Diakonweihe einladen», sagt Ivan Šarić und erzählt davon, wie sehr ihm dieser dabei geholfen hatte, die Lehre erfolgreich abschliessen zu können. Nach der Oberstufe hatte Ivan Šarić eine Ausbildung als Polymechaniker begonnen – ein Beruf, mit dem er so gar nichts anfangen konnte, wie er sagt. Aber eine begonnene Lehre abzubrechen, das wäre für seine Familie und auch für ihn nicht in Frage gekommen. Zum Schluss bleibt noch das Zölibat. Ivan Šarićs Meinung dazu ist nüchtern: «Das hält mich nicht von meiner Berufung ab. Ausser dem bin ich gut in der Gemeinschaft vernetzt. Einsam fühle ich mich also nicht», sagt er. «Auf diese Weise habe ich den Kopf frei, mich komplett auf meine Aufgaben als Priester einzulassen.» (nar)
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