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«Ich weiss, wofür ich lebe»

Die Katholische Kirche und der Glaube spielen in Adrian Itens Leben eine grosse Rolle. Der 25-Jährige ist im Verein Arge Weltjugendtag tätig und Ministrant in der Kathedrale St.Gallen. Zurzeit lanciert er mit drei Kolleginnen und Kollegen ein Projekt, bei dem sie sich einen Tag in der Woche bewusst Gott widmen wollen.

Der Weltjugendtag in St.Gallen ist Geschichte. Etwa 800 Jugendliche und junge Erwachsene aus der gesamten Deutschschweiz sind am letzten April-Wochenende in die Gallusstadt gekommen, um gemeinsam den christlichen Glauben zu feiern. Die Erinnerungen an den Grossanlass bleiben, auch bei Adrian Iten. Er hat das zehnköpfige Organisationskomitee mit den zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern geleitet. Der 25-Jährige schwärmt: «Es war ein rundum gelungener Anlass mit vielen interessanten Veranstaltungen, schönen Begegnungen und spannenden Diskussionen.»

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Adrian Iten engagiert sich seit fünf Jahren im Vorstand des Vereins Arge Weltjugendtag, der die Treffen in der Deutschschweiz seit fast 20 Jahren durchführt. Diese regionalen Anlässe finden jährlich statt. Alle drei Jahre gibt es eine nationale Veranstaltung und alle zwei oder drei Jahre lädt der Papst zu einem internationalen Treffen. Das nächste ist im Sommer 2023 in Lissabon geplant. Der Verein stellt jeweils das Organisationskomitee des Weltjugendtags zusammen. «Uns ist es wichtig, dass wir Leute im OK haben, die dort wohnen, wo auch der Anlass stattfindet», sagt Adrian Iten. Sie würden das Setting kennen und hätten die besten Kontakte. Deshalb war es auch naheliegend, dass er selbst im OK für den Weltjugendtag in St.Gallen mitmacht.

Vom Toggenburg in die Stadt

Adrian Iten wohnt seit drei Jahren in der Stadt. Aufgewachsen ist er im Toggenburg, in der Gemeinde Neckertal. Seine Ausbildung zum Hochbauzeichner absolvierte er in St.Gallen. Während der Berufsmaturität entdeckte er jedoch seine Leidenschaft für das Gestalterische und entschied sich für eine Zweitausbildung zum Grafiker. Nach einem Abstecher nach Zug – dort lebten seine Eltern bis zum Umzug ins Toggenburg – zügelte er 2019 nach St.Gallen. Mittlerweile arbeitet er als Grafiker für eine Agentur in St.Gallen und wird demnächst sein Studium zum Kommunikationsdesigner abschliessen.

Die Kirche und der Glaube spielen im Leben des jungen Mannes eine grosse Rolle. «Ich bin katholisch erzogen worden.» Schon früh habe er sich Fragen zu Gott, zur Kirche und zum Sinn des Lebens gestellt. Antworten darauf fand er im Gespräch mit Gott und im Erleben von Jesus selbst. «Mit dem Glauben durchs Leben zu gehen, hat mir die Augen für viele Dinge geöffnet», sagt er. «Das Christsein gibt mir durch Gebete, Reflexionen und philosophische Gedanken das, was andere Menschen beispielsweise in der Meditation oder beim Yoga suchen: Ruhe, Ausgeglichenheit und eine neue Sicht auf die Menschen.» Er ist überzeugt, dass die Ruhe nur aus und durch Gott selbst kommen kann. Gleichzeitig nimmt es ihm eine grosse Last von den Schultern. «Ich weiss, wofür ich lebe und was ich wert bin.»

Manchmal werde er von Gleichaltrigen schief angeschaut, wenn er von seinem Engagement für die Kirche erzähle. «Viele in meinem Alter können sich nicht mehr vorstellen, was Kirche überhaupt bedeutet und verbinden sie vor allem mit dem Thema Missbrauch.» Eine Thematik, die auch bearbeitet werden müsse, betont er.

Neues Projekt lanciert

Theologie möchte Adrian Iten aber nicht studieren. «Bisher habe ich keine Berufung zum Priester oder ständigen Diakon verspürt», sagt er mit einem Augenzwinkern. Seine Leidenschaft kann er auch so weitergeben. Nebst seiner Arbeit für den Weltjugendtag, die einen grossen Teil seiner Freiwilligkeit in Anspruch nimmt, engagiert sich der 25-Jährige hin und wieder als Ministrant in der Kathedrale St.Gallen und war auch schon als Lektor tätig. Letzteres jedoch eher unregelmässig, «ich glaube, das liegt mir nicht so», sagt er und lacht. Was ihm viel mehr liegt ist das Organisieren. Deshalb hat er mit vier Kolleginnen und Kollegen das Projekt «Eintag» ins Leben gerufen. Ab Sommer wollen sie sich gemeinsam einen Tag in der Woche bewusst für Gott und die Kirche engagieren. Dies kann in Form von Glaubenskursen, Gesprächsrunden oder Filmabenden sein, aber auch grössere Veranstaltungen wie Schnitzeljagden, Konzerte oder Festivals sind geplant. Für das Projekt haben die vier eine Wohnung gemietet und ihr berufliches Arbeitspensum reduziert. (lom)

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