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Religionsparcours: Auf den Spuren wichtiger Glaubensfragen

In der Dreifaltigkeitskirche der Pfarrei Heiligkreuz gibt es neu einen Religionsparcours. An 15 Stationen werden die drängendsten Fragen zur Evolution, zu Gott, dem Leiden und der Auferstehung thematisiert. Projektinitiator Peter Oberholzer möchte damit die Menschen animieren, mehr über die eigenen Glaubenserfahrungen nachzudenken.

«Die Frage nach Gott ist zur wichtigsten Frage der christlichen Religion geworden», sagt Peter Oberholzer, Pfarreibeauftragter in Heiligkreuz. «Immer mehr Menschen zweifeln, wissen nicht mehr, woran sie glauben sollen. Sie suchen nach Antworten, nach Sinn und Halt.» Peter Oberholzer möchte diese Menschen bei ihrer Suche unterstützen und hat deshalb einen Religionsparcours initiiert, der sich mit den drängendsten Fragen der Religion beschäftigt. «Er ist als Antwort zur Säkularisierung und teilweise auch der innerkirchlichen Gottesvergessenheit konzipiert», sagt er.

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Aufgebaut ist der Parcours im Innern der Dreifaltigkeitskirche. An 15 Stationen werden die wichtigsten Themen aufgegriffen: von der Evolution über die Schöpfungsgeschichte bis hin zu Gott, dem Leiden und der Auferstehung. Installationen und Filme, Musik und Bilder machen die Themen erlebbar und den Parcours abwechslungsreich. Immer wieder werden die Besucherinnen und Besucher angeregt, innezuhalten und über bestimmte Fragen nachzudenken. Vorgestellt werden zudem sieben Menschen, die mit Jesus den Weg gegangen sind und sich ganz in seinen Dienst gestellt haben wie Franz von Assisi, Elisabeth von Thüringen oder Martin Luther King.

Zwischen Glauben und Zweifeln

Am Anfang des Parcours steht, wie zu Beginn des Lebens, der Urknall oder die Geburt des Universums und die Frage: Was steckt dahinter? Weiter geht es mit dem biblischen Schöpfungshymnus, der in sieben Strophen vom Anfang erzählt. Es folgen Gedanken zu Gott von grossen Philosophen sowie Erfahrungen, die über das Sichtbare hinausgehen, und das, was Jesus eigentlich wollte. Eine Station ist auch den Zweiflern gewidmet. So bringen die Tagebücher von Mutter Theresa ihre unbekannte Seite ans Licht; ihr jahrelanges Ringen um Gott. Erzählt wird auch die Geschichte vom «Juden in Grün». Es ist ein Bild des weissrussischen Malers Marc Chagall von 1914 und zeigt einen gebeugt dasitzenden Mann mit grünem Gesicht und gelbem Bart. Die geflickte Jacke verrät Armut. «Der alte Mann ist versunken in einem inneren Lebenskampf, der Schmerz ist wortlos, die Verzweiflung hat ihn dumpf und stumm gemacht», heisst es in der Bildbeschreibung. Und weiter: Das Ringen mit Gott gehe durch die ganze Geschichte Israels. «Das Leiden von Jesus wird auch in diesen Zusammenhang gestellt und seine Bedeutung für heute in einer Art vermittelt, die unter die Haut geht», sagt Peter Oberholzer.

Der Parcours zeigt auch sieben Personen, die sich in den Dienst von Jesus gestellt haben.

Zum Schluss wird «die Auferstehung» thematisiert. Zum einen gibt es hierfür das Lied «Halleluja» in drei Varianten zu hören: von Leonard Cohen (1984), Georg Friedrich Händel (1741) und Wolfgang Amadeus Mozart (1773). Zum anderen wird das gleichnamige Bild von Alfred Manessier gezeigt und mit ihm schliesst sich der Kreis zum Anfang des Parcours. Das Bild erinnert an den Urknall: Die Ostersonne explodiert und schleudert die dunkle Masse des Kreuzes weg. Manessier schreibt dazu: «Es kommt mir mehr und mehr darauf an, das innere Gebet des Menschen darzustellen. Meine Themen sind die religiösen und kosmischen Erfahrungen, die der Mensch mit der Welt macht.»

«Glauben ist mehr als Not lindern»

Der Religionsparcours ist seit vergangenem Herbst geöffnet. Er richtet sich an Erwachsene, an Firm- und Konfirmandengruppen, an religiös Interessierte, Suchende und Zweifelnde. Der Besuch ist kostenlos und dauert etwa eine Stunde. Auf Wunsch kann beim Pfarramt auch eine Führung gebucht werden. Die Resonanz sei bisher sehr positiv, sagt Peter Oberholzer. «Wir haben auch schon ein paar Anmeldungen von Gymnasien, Fachpersonen und Firmgruppen.» Der Projektinitiator hofft, mit dem Religionsparcours die Frage nach Gott wieder verstärkt ins Spiel bringen zu können. Er soll die Menschen ermutigen, über die eigenen Glaubenserfahrungen nachzudenken. Besonders wichtig ist dem Seelsorger, mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. «Meistens steigen sie bei der Schöpfungsgeschichte aus, weil das naturwissenschaftliche Denken dominiert oder wenn eine Bitte nicht erhört wurde.» Der Glaube sei aber mehr als das Lindern von Nöten und das Erfüllen von Wünschen, betont er. «Der Parcours soll helfen, mit den eigenen Glaubens- und Religionserfahrungen besser umgehen zu können und die Freundschaft mit Gott zu stärken.» (lom)

Wenn es das Wetter und Corona zulassen, soll künftig an den Sonntagen für die Kinder ein Bungee-Trampolino aufgebaut werden. Ihnen werden zudem biblische Geschichten erzählt, während die Eltern den Religionsparcours besuchen können.

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