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Fest unter Krisenbedingungen - Übergabe St.Galler Corona-Bibel

Ein Ausschnitt des Deckblatts aus dem Buch der Psalmen der Corona-Bibel.

Die St.Galler Corona-Bibel – das Buch der Krise in der Krise für die Krise: Das gemeinschaftliche Hoffnungszeichen aus dem Lockdown 2020 wird während der diesjährigen Fastenzeit am Sonntag «Laetare» (laetare: freu dich, juble!), also am 14.März 2021, feierlich der Stiftsbibliothek übergeben.

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«Eigentlich wollten wir die Corona-Bibel im Rahmen eines grossen Festes mit mindestens 1000 Menschen in der Kathedrale feiern, mit anschliessender Begegnung und Imbiss. Doch die aktuelle Situation lässt dies nicht zu», bedauert Uwe Habenicht, evangelisch-reformierter Pfarrer von Straubenzell. «Wir haben im Team diskutiert, ob wir das Fest verschieben sollen. Wir sind zum Schluss gekommen: Nein, denn die siebenbändige OriginalCorona-Bibel ist ein Zeitzeugnis, das nicht zu weit weg rücken darf. Wir übergeben das kostbare 3811 Seiten umfassende Werk der Stiftsbibliothek bewusst unter Krisenbedingungen.»

Dezentrale Feiern

Und wie sieht nun der coronataugliche Rahmen für das Fest am Laetare-Sonntag aus? «Wir planen am Nachmittag drei dezentrale Feiern in der reformierten Kirche Bruggen, in der katholischen Kirche St.Maria Neudorf sowie in der evangelisch-reformierten Kirche St.Laurenzen. An allen Orten können maximal je 50 Personen teilnehmen, die Feier in St.Laurenzen wird via Livestream übertragen», erklärt Uwe Habenicht. Roman Rieger von der katholischen Cityseelsorge ergänzt: In jeder der drei Feiern wird ein Band der Originalversion der Corona-Bibel präsentiert und kann von allen Anwesenden, die am Original mitgeschrieben haben, auf dem Buchumschlag mit dem eigenen Namen signiert werden. «Rund 1000 Menschen haben in stundenlanger Arbeit von Hand Bibeltexte abgeschrieben, illustriert und kommentiert, in rund 30 verschiedenen Sprachen und Dialekten. Wir feiern auch die vielen Schreibenden!»

Original für die Stiftsbibliothek

Im Anschluss an die dezentralen Feiern werden die signierten Bände in die Kathedrale begleitet, wo schon die vier anderen Original-Bände warten. Roman Rieger und Benjamin Ackermann werden dort Stiftsbibliothekar Cornel Dora in einem feierlichen Akt die sieben Bände übergeben, auf deren Buchrücken die St.Galler Künstlerin Lika Nüssli den alle Bände verbindenden Schriftzug «St.Galler Corona-Bibel» gesetzt hat. «Die Stiftsbibliothek wird die Original-Corona-Bibel sicher und sorgfältig aufbewahren. Vielleicht kann das Gemeinschaftswerk einmal im Rahmen einer Bibel-Ausstellung gezeigt werden», hofft Roman Rieger. Zudem werden 20 Druckversionen für Kirchen und Bibliotheken in St.Gallen und in anderen Städten zugänglich sein. Je ein Exemplar wird immer in der Laurenzen-Kirche und in der Kathedrale aufliegen.

Abenteuer Corona-Bibel

Bereits seit letztem Herbst ist die St.Galler Corona-Bibel auch online auf einer eigenen Website abrufbar. Mehr als 7000 Nutzer wollten sie in den ersten vier Wochen näher kennenlernen. Im Advent haben rund 1700 Nutzer rund 2500 Seiten der Corona-Bibel besucht, seither sind wöchentlich etwa 200 bis 380 Personen, auch Kinder und junge Menschen, auf der Website unterwegs. «Man entdeckt unentwegt neue Dinge», sagt Uwe Habenicht begeistert. «Die Seiten zu lesen, zu betrachten, die Handschriften manchmal auch langsam zu entziffern, die Illustrationen auf sich wirken zu lassen, die Kommentare zu studieren, in eine existenzielle Auseinandersetzung mit den manchmal vielleicht auch fremden Texten zu kommen, macht die Corona-Bibel zum Erlebnis, zum Abenteuer! …» Auch durch die Passionszeit begleitet die Corona-Bibel mit Impulsen zu ausgewählten Kapiteln, die unter «Passion» auf der Website zu finden sind.

Ein Leuchtturm

«Wir haben den Berg an Arbeit, den administrativen und technischen Aufwand, die persönlichen Kontakte, die das Projekt ‹Corona-Bibel› uns abverlangt hat, unterschätzt», sagt Uwe Habenicht unumwunden, «doch wir würden es wieder machen! Wir haben viel gelernt, sind sensibler, offener geworden für gewisse Fragestellungen, gerade auch im ökumenischen Miteinander. Es war ein fruchtbarer Weg mit vielen Diskussionen, vielen Entscheidungen, Highlights. Uns scheint, dass das Projekt ‹Corona-Bibel›, initiiert und realisiert von den Kirchen, ein Leuchtturm ist, der weit über St.Gallen hinaus strahlt.» (eg)

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