Weihnachtspfarrbrief 2016

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Vezeelche vom Dom im O-Ton... Ich bin jetzt fast 800 Jahre alt und habe schon vieles erlebt. Darüber könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Aber was mir vor ein paar Tagen passiert ist, das hat mich dann doch in Erstaunen versetzt. Da kommt plötzlich ein Transporter von der Stadt auf meinen Domplatz gefahren. Ein Herr steigt aus und holt so ca. 10 – 12 Verkehrsschilder aus seinem Wagen. Damit gestaltet er dann einen richtigen Parcour. Ich dachte mir, für eine Übungsfahrt mit einem Auto schaut das alles ein wenig klein und eng aus. Bis kurze Zeit danach des Rätsels Lösung anrückte. Auf einmal betraten ca. 35 Jugendliche meinen Vorplatz, alles Personen, die ich sonntags noch nie im Gottesdienst gesehen hatte. Ich gebe zu, ich war zunächst ein wenig „grummelig“, bis ich dann mit dem Herrn von der Stadt und der Frau gesprochen hatte, welche die jungen Leute begleitete. „Ja, sie dürften heute die praktische Fahrradprüfung für jugendliche Flüchtlinge hier auf dem Domplatz abhalten.“ Junge Leute aus Syrien, Afghanistan, Iran, Eritrea und Somalia kommen extra hierher, um vor meinen Türmen Fahrradfahren zu lernen? Nein, sagte die Frau, nicht extra. Aber kein Ort in Andernach wäre besser dafür geeignet, um so eine Fahrradprüfung zu veranstalten. Ich war auf einmal stolz wie Oskar und ganz gerührt. Wenn ich daran denke, wie sie mit meinem großen Bruder in Köln an Silvester umgegangen sind... Und was hatten sie für einen Spaß! Bei jedem, der die Prüfung bestand, johlte der Rest und wenn meine Fundamente nicht so fest gewesen wären, wäre ich auch in die Höhe gehüpft.


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