Monthly Market Monitor Juni 2023
Inhalt Die letzte Seite Anlageklassen 18 KonjunkturRadar Am Puls der Wirtschaft 6 Anlagestrategie Notizen vom InvestmentKomitee 9 Agenda 19 Auf einen Blick 4 Thema im Fokus Richtig Kasse machen? – wenn Politiker an der Börse handeln 12 Bergsicht Die geopolitische Heatmap 8 Ask the Experts Ask the experts – Was unsere Kunden (und die Finanzmärkte) bewegt 16 Kaiser Partner Privatbank AG | Monthly Market Monitor - Juni 2023 3
Aus Bewertungssicht sind Aktien absolut und relativ heute weniger attraktiv als vor einem halben Jahr.
Auf einen Blick
Unsere Sicht auf die Märkte
Rezession? – bisher nur regional begrenzt Während sich Deutschland einer technischen Rezession am Ende nicht entziehen konnte, dürfte das „R-Wort“ in den Vereinigten Staaten voraussichtlich erst 2024 zum Thema werden. Die restriktive Geldpolitik könnte dann aber auch dort ihren Tribut fordern, denn das Motto der Notenbanken lautet weiterhin „higher for longer“. Eine sanfte Landung bleibt das deutlich unwahrscheinlichere Alternativszenario, welches von der zuletzt akzentuierten Disinflation am Leben erhalten wird.
Everything KI
Künstliche Intelligenz ist an den Aktienmärkten momentan das Thema der Stunde. Entsprechend einseitig und auf wenige Titel beschränkt ist die Rally an den (US-)Börsen. Aus Bewertungssicht sind Aktien absolut und relativ heute weniger attraktiv als vor einem halben Jahr. Es dürfte sich auszahlen in nächster Zeit Gewinne zu realisieren und sich etwas defensiver zu positionieren. Staatsanleihen weisen aktuell ein gutes Chance/Risiko-Verhältnis auf und dürften sich im Falle einer grösseren Aktienmarktkorrektur als wertvoller Fallschirm für das Portfolio erweisen.
Grafik des Monats
Und täglich grüsst das Murmeltier| US-Staatspleite einmal mehr vermeidet Renditen von US-T-Bills
Schwierige Imagekorrektur
China scheint in letzter Zeit um ein besseres Bild in der Weltgemeinschaft bemüht. Diese Imagekorrektur dürfte jedoch nicht leicht zu bewerkstelligen sein. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine ist Chinas Friedensinitiative bisher jedenfalls vielmehr Marketing als ein „Gamechanger“.
Richtig Kasse machen? – wenn Politiker an der Börse handeln
Die Börsengeschäfte von US-Politikern machten in den letzten Jahren wiederholt Schlagzeilen. Zwar ist Kongressabgeordneten der Handel basierend auf nichtöffentlichen Informationen bereits seit 2012 verboten, mit Interessenskonflikten beladene Wertpapiertransaktionen sind aber nach wie vor an der Tagesordnung. Neue ETFs erlauben es Anlegern nun am vermeintlichen Wissensvorsprung im Kapitol zu partizipieren. Eine ratsame Strategie?
Ask the experts
Hat das Bankensterben bald ein Ende? Warum ist der Euro gegenüber dem Schweizer Franken trotz höherer Zinsen so schwach? Ist Private Equity eine künstlich überbewertet Anlageklasse? Und ist der zweite Krypto-Winter bereits beendet? Unsere Antworten finden sie im quartalsweise erscheinenden Frage-und-Antwort-Format.
Wochenlang hat die US-Schuldenobergrenze die politische Berichterstattung aus Washington D.C. bestimmt. Wie so oft gab es „5 vor 12“ einen Kompromiss. Der „Fiscal Responsability Act“ sieht für die kommenden zwei Jahre spürbare Einsparungen und eine Aussetzung der Schuldenobergrenze bis Januar 2025 (nach den nächsten Präsidentschaftswahlen) vor. Wichtig für Joe Biden: Ein Grossteil seiner Reformagenda wie der „Inflation Reduction Act“ bleibt nahezu unangetastet. Trotz des inzwischen bekannten Schulden-Schauspiels waren die Finanzmärkte in den letzten Wochen angespannt, sichtbar vor allem bei sehr kurzfristigen US-Staatsanleihen. Hier setzte nun eine Entspannung ein. Volatil könnte es aber bleiben, denn die nun zu erwartende Ausgabe vieler neuer Staatspapiere könnte dem Finanzsystem in nächster Zeit Liquidität entziehen. Zudem gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – in zwei Jahren erwartet uns bereits der nächste Akt im Schuldendrama.
Quellen: Bloomberg, Kaiser Partner Privatbank 2% 3% 4% 5% 6% 7% 01/02/2023 01/03/2023 01/04/2023 01/05/2023 30/05/23 01/06/23 06/06/23 15/06/23
Monthly Market Monitor - Juni 2023 | Kaiser Partner Privatbank AG 4
Kaiser Partner Privatbank AG | Monthly Market Monitor - Juni 2023 5
Aus dem Arbeitsmarkt entweicht die heisse Luft nur langsam – noch ist das Fenster für eine gelingende sanfte Landung nicht gänzlich geschlossen.
Konjunktur-Radar
Am Puls der Wirtschaft
Während sich Deutschland einer technischen Rezession am Ende nicht entziehen konnte, dürfte das „R-Wort“ in den Vereinigten Staaten voraussichtlich erst 2024 zum Thema werden. Die restriktive Geldpolitik dürfte dann aber auch dort ihren Tribut fordern. Eine sanfte Landung bleibt das deutlich unwahrscheinlichere Alternativszenario.
Technische Rezession in Deutschland
Auch wenn diverse Frühwarnindikatoren weiterhin eine drohende Rezession in den USA anzeigen, hält sich die US-Konjunktur bis zuletzt robust. Aus dem Arbeitsmarkt entweicht die heisse Luft nur langsam – noch ist das Fenster für eine gelingende sanfte Landung nicht gänzlich geschlossen. Wir sehen aber weiterhin eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit für eine (verspätete) Rezession im kommenden Jahr. Die deutsche Wachstumsmaschine ist im letzten Quartal indes stärker ins Stottern geraten als zunächst vermutet. Das Statistische Bundesamt musste seine ursprüngliche Schätzung für das Wachstum im ersten Quartal auf -0.3% nach unten revidieren und konstatiert damit eine technische Rezession. Ursache für das schwache Abschneiden war insbesondere der schwache Privatkonsum. Ausgabenfreudiger zeigten sich die Verbraucher in der Schweiz, wo das Bruttoinlandsprodukt zu Jahresbeginn um 0.3% zulegte.
Teuerung zunehmend disinflationär
Entsprechend beabsichtigen immer weniger Unternehmen ihre Preise künftig weiter zu erhöhen. Diese disinflationären Tendenzen kommen nun zunehmend auch bei den Konsumentenpreisen an. In der Eurozone überraschte die Teuerung im Mai mit einem deutlichen Rückgang von 7.0% auf 6.1% (Erwartung 6.3%). Dieser Trend dürfte sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen.
Volatile Zinserwartungen
Lieferengpässe sind inzwischen weitgehend ein Thema der Vergangenheit.
Lieferengpässe sind inzwischen weitgehend ein Thema der Vergangenheit. Ablesbar ist dies nicht nur an den globalen Frachtraten für Schiffscontainer, welche seit dem Hochpunkt im Herbst 2021 um mehr als 85% gesunken sind. Auch die Teuerung bei den Produzentenpreisen ist stark rückläufig, teils gar negativ.
Zurück auf Los | Seefrachtraten wieder auf Vor-Pandemie-Niveau Globaler Container-Frachtratenindex
Der Weg zum Inflationsziel von 2% ist trotz des nach unten zeigenden Inflationstrends sowohl für die Fed als auch für die Europäische Zentralbank noch weit. Insbesondere seitens der EZB sind daher noch mindestens zwei weitere Zinserhöhungen im Juni und Juli zu erwarten. Allerdings dürften sich diese nur auf 25 Basispunkte belaufen, denn auch die Notenbanker in Frankfurt erkennen, dass die restriktivere Geldpolitik bereits in der Realwirtschaft ankommt und beispielsweise zu einer weniger offensiven Kreditvergabepolitik bei den Banken führt. In den USA dürfte diesen Monat vorerst eine Zinserhöhungs-Pause auf dem Programm stehen. Ob es danach noch einen (letzten) Zinsschritt gibt, dürften die Makrodaten der nächsten Wochen bestimmen. Die Zinserwartungen bleiben jedenfalls volatil – die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen haben sich in letzter Zeit zurückgebildet.
Quellen: Bloomberg, Kaiser Partner Privatbank 0 2,000 4,000 6,000 8,000 10,000 12,000 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023
Monthly Market Monitor - Juni 2023 | Kaiser Partner Privatbank AG 6
Konsensschätzungen Wachstum & Inflation
Zinserwartungen Kaiser Partner Privatbank
2023 2024 2025 BIP-Wachstum (in %) Schweiz 0.6 1.5 1.7 Eurozone 0.6 1.0 1.7 Grossbritannien 0.2 0.9 1.7 USA 1.1 0.8 2.0 China 5.6 5.0 4.8 Inflation (in %) Schweiz 2.5 1.5 1.4 Eurozone 5.6 2.5 2.0 Grossbritannien 6.9 2.6 2.0 USA 4.1 2.6 2.4 China 1.8 2.3 2.2
Letzter 3M 12M Leitzinsen (in %) Schweiz 1.50 ↗ ↗ Eurozone 3.25 ↗ ↗ Grossbritannien 4.50 ↗ ↗ USA 5.25 ↗ ↗ China 2.75 → → 10-jährige Renditen (in %) Schweiz 0.89 → ↘ Eurozone 2.29 → ↘ Grossbritannien 4.19 → ↘ USA 3.68 → ↘ China 2.70 → → Kaiser Partner Privatbank AG | Monthly Market Monitor - Juni 2023 7
In diesem Kontext sind die aktuellen Bemühungen der chinesischen Regierung dahingehend zu verstehen, das Image-Pendel wieder in die andere Richtung schwingen zu lassen.
Bergsicht
Die geopolitische Heatmap
China scheint in letzter Zeit um ein besseres Bild in der Weltgemeinschaft bemüht. Diese Imagekorrektur dürfte jedoch nicht leicht zu bewerkstelligen sein. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine ist Chinas Friedensinitiative bisher jedenfalls vielmehr Marketing als ein „Gamechanger“.
Schwierige Imagekorrektur
Chinas Ansehen in der Welt hat sich in den letzten Jahren stetig verschlechtert – sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern. Die intransparente Informationspolitik während der Corona-Pandemie ist nur ein Teil der Ursache. Auch mit dem zeitweise teils äusserst aggressiven Auftreten chinesischer Diplomaten („Wolfskrieger-Diplomatie“) hat sich das Reich der Mitte keine Freunde gemacht. Die Tatsache, dass mit Blick auf Chinas „Neue Seidenstrasse“ immer mehr Entwicklungsländer von der Schuldenlast erdrückt werden, anstatt einen wirtschaftlichen Vorteil aus den Infrastrukturprojekten zu erzielen, ist ein weiterer Punkt auf der langen Negativimage-Liste. In diesem Kontext sind die aktuellen Bemühungen der chinesischen Regierung dahingehend zu verstehen, das Image-Pendel wieder in die andere Richtung schwingen zu lassen. Um einen Kontrapunkt zu den innenpolitischen Herausforderungen sowie den strategischen Wettbewerb mit den USA zu setzen, möchte China seine aussenpolitischen Beziehungen wieder verbessern. Ein erster Erfolg gelang in der Rolle als Vermittler zwischen Saudi-Arabien und Iran im März und mündete in einem erfolgreichen „Deal“, der zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern im Nahen Osten führen könnte. Ein weiteres Beispiel ist der Anruf von Xi Jinping beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im April.
Kein „Gamechanger“
In jenem Telefonat ging es um Chinas 12-Punkte-Friedensplan. Dieser dürfte über die beabsichtigte Signalwirkung hinaus allerdings nicht viel Traktion gewinnen. Denn er sieht beispielsweise nicht vor, dass sich Russland aus den annektierten Gebieten zurückziehen müsste. Unmittelbare Relevanz dürfte Chinas Initiative ohnehin nicht haben. In den kommenden Wochen liegt der Fokus vielmehr auf der lang erwarteten militärischen Gegenoffensive der Ukraine. Erst wenn es ihr nicht gelingt im weiteren Jahresverlauf signifikante Gebiete zurückzuerobern, könnte die resultierende Pattsituation zur Notwendigkeit für die Verhandlung eines Waffenstillstands werden. Ein solcher könnte im Nichterfolgs-Szenario bereits im November realistisch sein, würde das Risiko einer Eskalation verringern und wäre entsprechend positiv für die Finanzmärkte. Wenn die Ukraine hingegen so gut abschneidet wie bei der letztjährigen Offensive, könnte sie bedeutendes Territorium zurückerobern. In diesem (wahrscheinlicheren) Fall könnten die Risikoprämien an den Aktienmärkten im Sommer oder Herbst nochmals kurzzeitig aufflackern. Per heute scheint uns der Finanzmarkt etwas zu wenig beunruhigt ob der möglichen Randrisiken, die sich aus einer unkonventionellen Reaktion Russlands auf militärische Niederlagen ergeben könnten.
Monthly Market Monitor - Juni 2023 | Kaiser Partner Privatbank AG 8
Anlagestrategie
Notizen vom Investment-Komitee
Asset
Liquidität Aktien
Festverzinsliche Anlagen
Staatsanleihen
Unternehmensanleihen
Global
Schweiz
Europa
Mikrofinanz Grossbritannien
Inflationsbasierte A.
Hochzinsanleihen
Schwellenländeranleihen
Versicherungsbasierte A.
USA
Japan
Schwellenländer
Alternative Anlagen
Wandelanleihen Gold
Laufzeiten Immobilien
Hedgefonds US-Dollar Strukturierte Produkte Schweizer Franken Private Equity 05/2023 Euro Private Credit Britisches
Pfund
Aktien: KI – (k)eine Blase?
• Die wichtigsten Aktienmärkte gaben im Mai leicht nach (Europa) oder traten auf der Stelle (USA). Die Ausnahme von der Regel waren US-Technologieaktien, welche gemessen am Nasdaq 100 Index mehr als 7% zulegen konnten. Ein noch eindrücklicheres Bild der engen Marktbreite geben folgende Zahlen: während die Top-10-Titel im S&P 500 Index im letzten Monat um 8.9% stiegen, gaben die restlichen 490 Titel des Blue-Chip-Index um -4.3% nach. Profitieren konnten fast ausschliesslich Werte, auf die sich der Sticker „KI“ kleben lässt. Inzwischen mehren sich stimmen, die beim Thema Künstliche Intelligenz bereits von einer Blase sprechen. Bei genauerer Betrachtung sind die Bewertungen der betroffenen Technologieaktien heute noch deutlich tiefer als zu Zeiten der Internetblase 2000/2001. Daher sehen wir aktuell kein Crash-Potential. Dennoch dürfte bei einigen zu heiss gelaufenen Titeln demnächst etwas Luft entweichen – daher sollten Anleger zumindest Teilgewinne realisieren.
Geld- und Fiskalpolitik
Unternehmensgewinne
Bewertung
Trend
Anlegerstimmung
+
-
betrachtet nicht mehr günstig. Europäische Aktien sind relativ günstiger, haben allerdings auch eine stärkere Rally erfahren und inzwischen viele Pro-Argumente eingepreist. Im Vergleich zur Situation vor einem halben Jahr ist das Chance/Risiko-Verhältnis nun deutlich weniger attraktiv. Wir empfehlen daher eine tendenziell defensivere Ausrichtung des Aktienportfolios. Enttäuschungspotential ist für die nächste Zeit vorhanden. So muss sich zeigen, ob die Unternehmen im zweiten Quartal an die guten Gewinnzahlen zu Jahresbeginn anknüpfen können. Daneben könnten die Markterwartungen an baldige Zinssenkungen der Fed enttäuscht werden.
Kaiser Partner Privatbank AG | Monthly Market Monitor - Juni 2023 9
• Nach dem starken Aktienaufschwung seit Herbst 2022 sind auch die Bewertungen des Gesamtmarkts angestiegen. Insbesondere der US-Markt ist absolut Allocation Monitor - + - +
Währungen
Künstliche Intelligenz ist an den Aktienmärkten momentan das Thema der Stunde. Entsprechend einseitig und auf wenige Titel beschränkt ist die Rally an den (US-)Börsen. Aus Bewertungssicht sind Aktien absolut und relativ heute weniger attraktiv als vor einem halben Jahr. Es dürfte sich auszahlen in nächster Zeit Gewinne zu realisieren und sich etwas defensiver zu positionieren.
Scorecard
Konjunktur
Bei genauerer Betrachtung sind die Bewertungen der betroffenen Technologieaktien heute noch deutlich tiefer als zu Zeiten der Internetblase 2000/2001. Daher sehen wir aktuell kein Crash-Potential.
Der Nikkei-Index stieg im Mai auf den höchsten Stand seit 1990.
• Etwas bessere Perspektiven sehen wir für den japanischen Aktienmarkt. Dieser wurde zuletzt von internationalen Anlegern wiederentdeckt und gehört seit Jahresanfang zu den Spitzenreitern – sowohl in Lokalwährung als auch nach Berücksichtigung des schwächeren Yen. Der Nikkei-Index stieg im Mai auf den höchsten Stand seit 1990. Strukturelle Faktoren (Ende der Deflation, zunehmender Fokus der Unternehmen auf den Aktionärswert, unterbewertete Währung, tiefes politisches Risiko) dürften mittelfristig eine fortgesetzte Outperformance begünstigen.
Anleihen: Asymmetrisches Risikoprofil bei Staatsanleihen
• Geldmarktfonds erfreuten sich auch in den vergangenen Wochen grosser Beliebtheit. Cash-ähnliche Anlagen bleiben angesichts deutlich attraktiver gewordener Konditionen und des latenten, nicht zu ignorierenden Rezessionsrisikos in den USA eine solide Anlagealternative oder zumindest eine gute „Parkoption“ für kurzfristig nicht anderweitig allozierte Anlagegelder. Mit Blick auf eine mögliche weitere Abschwächung der US-Konjunktur sind momentan aber auch (US-)Staatsanleihen sehr interessant – ihr Risikoprofil ist nämlich äusserst asymmetrisch: Ausgehend von einer Rendite für 10-jährige Treasuries von zuletzt 3.8% würde ein (unwahrscheinlicher)
Alternative Anlagen: Gold schafft den Ausbruch (noch) nicht
• Der Goldpreis konnte im Mai nicht vom amerikanischen Staatsschuldendrama profitieren. Der Versuch das bisherige Allzeithoch bei rund 2‘075 US-Dollar nachhaltig überwinden scheiterte vielmehr am kurzfristig wiedererstarkten US-Dollar und gestiegener Anleiherenditen. Die hohe Nachfrage von (Schwellenländer-)Notenbanken nach dem gelben Edelmetall genügt nicht als alleiniger Treiber für einen charttechnischen Ausbruch nach oben. Da ein anderer Katalysator kurzfristig nicht in Sicht ist, erscheint eine fortgesetzte Seitwärtsbewegung auf dem derzeitigen Niveau das plausibelste Szenario. Auch bei den Kryptowährungen fehlten zuletzt die Impulse. Vom KI-Hype liessen sich Bitcoin & Co. nicht anstecken – die Korrelation zu den US-Technologieaktien war in jüngster Zeit gering. Ein Bitcoin-Kurs oberhalb von 31‘000 US-Dollar würde den nötigen Befreiungsschlag bringen.
Währungen: Bei EUR/CHF wirkt die Gravitation
Im Falle einer Rezession und eines zu erwartenden Renditerückgangs auf unter 2.5% wären hingegen deutlich zweistellige Gewinne zu erwarten.
Anstieg des Renditeniveaus auf ein neues Zyklushoch von 4.3% auf Sicht von 12 Monaten „nur“ zu einem Verlust von -1% führen. Im Falle einer Rezession und eines zu erwartenden Renditerückgangs auf unter 2.5% wären hingegen deutlich zweistellige Gewinne zu erwarten. Aufgrund dieser attraktiven Fallschirmeigenschaften, die ein gemischtes Anlageportfolio im negativen Makroszenario zumindest stabilisieren sollten, empfehlen wir eine Übergewichtung von Staatsanleihen und eine überdurchschnittliche Duration. Auch bei Hochzinsanleihen sehen wir aufgrund gestiegener Zinsniveaus und höherer Kreditaufschläge mittlerweile ein besseres Risikoprofil und einen gestiegenen Puffer im Falle eines adversen Szenarios. Für einen breiten Einstieg in die Anlageklasse ist es aber noch zu früh.
• EUR/USD: Die Makrodaten fielen in den USA in den letzten Wochen stärker aus als im Euroraum. Dies widerspiegelt sich auch in den Economic Surprise Indizes, welche klar zu Gunsten des US-Dollars ausfielen. Der EUR/USD-Kurs folgte dieser Vorgabe und korrigierte im Mai um 3 Cent auf 1.07 USD. Nachdem sich die EZB zuletzt etwas vorsichtiger bezüglich des weiteren Zinsanhebungstempos zeigte, fehlt es der Einheitswährung an Zinsfantasie um einen erfolgreichen Anlauf auf neue Jahreshochs zu lancieren. Vorerst dürfte es seitwärts heissen.
• GBP/USD: Rückenwind von der Zinskomponente gibt es momentan hingegen für das britische Pfund. Im Vergleich zu anderen Industrieländern ist der disinflationäre Impuls in Grossbritannien am geringsten und die Notwendigkeit für höhere Zinsen am höchsten. Das finale Leitzinsniveau der Bank of England könnte höher liegen aus jenes der US-Notenbank. Historisch wäre diese Konstellation nicht ungewöhnlich, sie könnte eine Neubewertung des weiterhin „günstigen“ Pfunds einleiten.
• EUR/CHF: Langsam, aber stetig hat der Schweizer Franken gegenüber dem Euro in den letzten Wochen aufgewertet – die Gravitation in Form besserer Fundamentaldaten und tieferer Inflation entfalteten ihre Wirkung. Die SNB dürfte diesen Monat die Zinslücke zum Euroraum mit einem weiteren grossen Zinsschritt wieder etwas verringern. Auf Sicht der zweiten Jahreshälfte sehen wir eine Seitwärtsbewegung des EUR/CHF-Kurses zwischen 95 Rappen und der Parität.
Monthly Market Monitor - Juni 2023 | Kaiser Partner Privatbank AG 10
Der (kapitalgewichtete) S&P 500 liegt per Ende Mai circa 10% im Plus. Hinter dieser soliden Performance verstecken sich jedoch erhebliche Diskrepanzen. Der Anstieg basiert nämlich fast ausschliesslich auf rund einem Dutzend von grossen Technologietiteln. Offensichtlich wird dies bei der Betrachtung des gleichgewichteten S&P 500, der seit Jahresbeginn nur einen marginalen Gewinn aufweist. Insbesondere der Hype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) und deren möglicherweise disruptive Auswirkungen auf Arbeitswelt und Gesellschaft haben die Technologiebranche zuletzt beflügelt. Besonders profitiert hat dabei die Chipbranche – der Chiphersteller Nvidia gehört inzwischen zum Club der Unternehmen mit einem Marktwert von mehr als einer Billion US-Dollar. Steht die Rally auf tönernden Füssen? Kurzfristig sehen wir eine gewisse Übertreibung, die teilweise korrigiert werden wird. Mittelfristig wird Big Tech aber weiterhin das Marktgeschehen in den USA dominieren.
Chart unter der Lupe
übrig US-Aktienindizes im Vergleich Quellen: Bloomberg, Kaiser Partner Privatbank 95 100 105 110 115 120 125 130 135 01/02/2023 01/03/2023 01/04/2023 01/05/2023 01/06/2023 S&P 500 kapitalgewichtet S&P 500 gleichgewichtet Nasdaq 100 01/01/2023 Kaiser Partner Privatbank AG | Monthly Market Monitor - Juni 2023 11
„Big“ und „Tech“ | Marktbreite lässt zu wünschen
Rund ein Viertel der Abgeordneten betreibt regelmässig Wertpapiergeschäfte.
Thema im Fokus
Richtig Kasse machen? – wenn Politiker an der Börse handeln
Die Börsengeschäfte von US-Politikern machten in den letzten Jahren wiederholt Schlagzeilen. Zwar ist Kongressabgeordneten der Handel basierend auf nichtöffentlichen Informationen bereits seit 2012 verboten, mit Interessenskonflikten beladene Wertpapiertransaktionen sind aber nach wie vor an der Tagesordnung. Neue ETFs erlauben es Anlegern nun am vermeintlichen Wissensvorsprung im Kapitol zu partizipieren. Eine ratsame Strategie?
Klare Regeln…
Für Insiderhandel gibt es klare Regeln: Der Aktienhandel basierend auf nichtöffentlichen Informationen, welche den Kurs einer Aktie beeinflussen könnten (beispielsweise Informationen über neue Produkte, Rechtsklagen oder Übernahmen), ist verboten. Für Unternehmensinsider gibt es zudem strikte Transparenzvorschriften. So müssen CEOs in den USA ihre persönlichen Handelsaktivitäten in Aktien oder Optionen des eigenen Unternehmens innerhalb von zwei Tagen an die Wertpapierkommission SEC melden. Während sogenannter Blackout-Perioden (z.B. vor der Veröffentlichung von Quartalsberichten) sind ihnen solche Geschäfte gänzlich untersagt. Viele Unternehmen erlegen sich freiwillig noch striktere Vorschriften auf und machen Eigengeschäfte ihrer Angestellten von der Zustimmung der Compliance-Abteilung oder dem Aufsichtsrat abhängig. Auch in Europa gibt es vergleichbare Offenle-
Blau vor rot | Solider Start für die demokratischen Favoriten NANC- und KRUZ-ETF
gungspflichten. In der Schweiz müssen Unternehmenslenker den Handel in eigenen Aktien innerhalb von zwei Tagen an die Schweizer Börse SIX melden, in Deutschland innerhalb von drei Tagen an die BaFin.
…scheinbar nicht für alle Verboten ist der Insiderhandel seit 2012 auch für die Abgeordneten im US-Kongress. Der „Stop Trading on Congressional Knowledge (STOCK) Act“ sieht zudem vor, dass Kongressmitglieder jegliche Wertpapiergeschäfte innerhalb von 45 Tagen offenlegen müssen. Dies hält einige Politiker allerdings nicht vom Handel ab. Gemäss der Plattform „Unusual Whales“, welche über die Handelsaktivitäten im Kapitol Buch führt, betreibt rund ein Viertel der Abgeordneten regelmässig Wertpapiergeschäfte. Einige „Star-Trader“ scheinen sich gar mehr mit Wall Street als mit Main Street zu beschäftigen. So machte der Demokrat Ro Khanna im letz-
Quellen: Bloomberg, Kaiser Partner Privatbank
23 24 25 26 27 KRUZ NANC 06/02/2023 06/03/2023 06/04/2023 06/05/2023
Monthly Market Monitor - Juni 2023 | Kaiser Partner Privatbank AG 12
ten Jahr 5‘800 einzelne Transaktionen und setzte dabei 151 Millionen US-Dollar um. Der Republikaner Michael McCaul kam 2022 gar auf ein Handelsvolumen von 180 Millionen Dollar. Einige Abgeordnete nehmen es mit den existierenden Regeln jedoch nicht allzu ernst. Dass Handelsgeschäfte unvollständig, viel zu spät oder gar nicht gemeldet werden, kommt immer wieder vor. Die geringe Strafe für solche Vergehen von nur 200 US-Dollar ist allerdings auch nicht wirklich abschreckend und wird von den Ethikkommissionen der beiden Kongresskammern nur selten durchgesetzt.
Institutionalisierte Korruption?
Es liegt in der Natur der Sache, dass in Washington D.C., beispielsweise im Austausch mit Interessensvertretern und Lobbyisten oder während des Gesetzgebungsprozesses, praktisch ständig vertrauliche Information im Umlauf sind. Die Verlockung dieses Wissen zum eigenen Vorteil zu nutzen, scheint für so manchen Volksvertreter nur zu gross. Meist bleiben solche mit Interessenskonflikten beladenen Börsengeschäfte unter dem Radar der Öffentlichkeit. Daran hat auch die Offenlegungspflicht bisher wenig geändert. Grössere öffentliche Aufschreie und mediales Schlagzeilengewitter gibt es stets dann, wenn die vermeintliche Bereicherung selbst ein Mindestmass an Moral missen lässt. In die Kritik geriet 2020 beispielsweise Richard Burr, Senator aus North Carolina. Als Vorsitzender des Geheimdienstausschusses wurde er damals in einer privaten Unterrichtung über die Gefahren des Corona-Virus aufgeklärt, kurz darauf verkaufte er Aktien im Wert von 1.7 Millionen US-Dollar. Ähnliche Ungereimtheiten traten kurz vor Beginn des Ukraine-Konflikts auf. Mehr als ein Dutzend Kongressmitglieder fielen damals mit aussergewöhnlichen Aktienkäufen bei Rüstungs- und Ölunternehmen auf. Wie weit verbreitet die Selbstbedienungsmentalität unter US-Politikern tatsächlich ist,
Grüsse ans Silicon Valley | Demokraten setzen auf Big Tech Top-10-Werte im NANC-ETF
ALPHABET
hat die New York Times im letzten Jahr aufgedeckt. Demnach waren in den Jahren 2019 bis 2021 bei mehr als der Hälfte aller an der Börse aktiven Kongressabgeordneten Interessenskonflikte festzustellen. Insgesamt wurden 3‘700 Handelsgeschäfte bei 97 Abgeordneten beanstandet. Politische Vorstösse die bestehenden Regeln zu verschärfen, gibt es immer wieder – und zwar aus beiden Parteien. Ein Vorschlag sieht beispielsweise vor, dass Kongressabgeordnete Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere in einem „Blind Trust“ halten müssen – einem Portfolio, das ohne eigenes Zutun von einem unabhängigen Berater verwaltet wird. Eine parteiübergreifende Gruppe forderte zuletzt sogar ein Trading-Verbot. Ob sich Demokraten und Republikaner aber wirklich zusammenraufen werden, um sich einer lukrativen Einkommensquelle zu berauben, bleibt abzuwarten.
Mehr als ein gutes Händchen Denn dass der Handel mit dem gewissen Extra(-Wissen) für nicht wenige Abgeordnete durchaus einträglich ist, lässt sich – zumindest für die letzten zwei Jahre – mit Zahlen belegen. Die Auswertung von Unusual Whales über alle veröffentlichten Handelsgeschäfte von US-Kongressabgeordneten im letzten Jahr zeigt, dass diese den amerikanischen Aktienmarkt deutlich outperformt haben. Während der S&P 500 Index 2022 gut 18% an Wert verlor, realisierten aktiv handelnde Republikaner einen Gewinn von 0.4%, Demokraten mussten nur ein kleines Minus von -1.8% hinnehmen. Auch im guten Aktienjahr 2021, als der S&P 500 zweistellig zulegte, konnten die Politiker den Markt mit einer Mehr-Rendite von 1.2% leicht schlagen. Die Evidenz ist jedoch nicht eindeutig. Eine Studie des Dartmouth College für den deutlich längeren Zeitraum von 2012 bis 2020 stellte fest, dass die von Abgeordneten gekauften Titel im Schnitt nicht besser oder schlechter
Politische Vorstösse die bestehenden Regeln zu verschärfen, gibt es immer wieder – und zwar aus beiden Parteien.
Dass der Handel mit dem gewissen Extra(-Wissen) durchaus einträglich ist, lässt sich mit Zahlen belegen.
Kommunika onsdienstleistungen
SALESFORCE Technologie
Kommunika onsdienstleistungen
CROWDSTRIKE Technologie
PHILIP MORRIS Verbrauchsgüter
UNITED PARCEL SERVICE Industrie
AMAZON
APPLE Technologie MICROSOFT
NVIDIA
Konsumgüter
Technologie
Technologie DISNEY
5.72% 5.30% 4.99% 4.97% 4.86% 4.29% 2.22% 1.09% 0.97% 0.82% Posi
Unternehmen Branche
onsgrösse
Quellen: Subversive ETFs, Kaiser Partner Privatbank
Kaiser Partner Privatbank AG | Monthly Market Monitor - Juni 2023 13
Privatanleger sind gut beraten diese neuen "Insider-Strategien" als blosses Amusement zu betrachten.
Grüsse nach Texas | Republikaner setzen auf Big Oil
Top-10-Werte im KRUZ-ETF
Quellen: Subversive ETFs, Kaiser Partner Privatbank
abschneiden als andere Aktien. Wie gut der Börsenriecher auf dem Capital Hill ist, lässt sich nicht abschliessend beurteilen. Auch weil jegliche Berechnungen mit einem grossen Disclaimer versehen werden müssen und nur mit Vorsicht zu geniessen sind. Daher können alle Performancezahlen bestenfalls grobe Schätzungen sein. Den Offenlegungspflichten des STOCK Acts mangelt es bisher an der nötigen Informationstiefe. Weder das genaue Handelsvolumen (sondern nur eine weite Spannbreite), noch die zusammengehörenden Käufe und Verkäufe oder das Resultat (Gewinn oder Verlust) müssen heutzutage im Detail bekanntgemacht werden.
Nachahmer-ETFs – nicht zur Nachahmung empfohlen Als Signal zur Identifikation potentiell verdächtiger, gleichzeitig aber auch lukrativer Handelsgeschäfte erfreuen sich die Börsenaktivitäten der Politiker dennoch grosser Beliebtheit. Inzwischen gibt es sogar einen dezidierten Instagram-Kanal, der solche Transaktionen fortlaufend beobachtet. Die Plattform Unusual Whales ist indes noch einen Schritt weiter gegangen und hat in Zusammenarbeit mit dem Asset-Manager Subversive Capital Advisor zwei ETFs lanciert, welche die Wertpapierpositionen von Demokraten (Tickersymbol: NANC)
und Republikanern (KRUZ) widerspiegeln sollen. Nicht unerwartet ist der „blaue“ ETF eher technologielastig, während sich im „roten“ ETF Energieunternehmen, aber auch die Glücksspielindustrie findet. Mit nur rund drei Monaten ist der Track Record dieser Produkte noch wenig aussagekräftig. Ob sie zukünftig – dank vermeintlich inhärenten Informationsvorsprungs – den Gesamtmarkt schlagen können, ist jedoch ohnehin fraglich. Denn nicht nur sind die bisherigen Offenlegungspflichten wie oben beschrieben höchst ungenau. Besonders problematisch ist insbesondere auch das lange Zeitfenster von bis zu 45 Tagen, in denen Börsentransaktionen publik gemacht werden müssen – eine Zeitspanne, in der jeglicher Informationsvorteil bereits verpufft beziehungsweise in den Marktpreisen eskomptiert sein dürfte. Privatanleger sind gut beraten diese neuen „Insider-Strategien“ als blosses Amusement – und von der Seitenlinie – zu betrachten. Generell ist es nämlich nicht ratsam im Windschatten von anderen Anlegern mit unterschiedlichen finanziellen Zielen, Zeithorizonten und Risikoparametern zu manövrieren. Vielmehr sollte jeder Anleger eine zu seinen individuellen Bedürfnissen und Restriktionen passende Strategie verfolgen – und langfristig daran festhalten.
ENTERPRISE PRODUCTS
Energie MAGELLAN MIDSTREAM PARTNERS Energie ENERGY TRANSFER Energie PHILIP MORRIS Verbrauchsgüter DOW Grundstoffe SHELL Energie ACCENTURE Technologie
ROCK CAPITAL Finanzen ELEVANCE HEALTH Gesundheit INTEL Technologie 3.88% 3.73% 1.67% 1.63% 1.62% 1.61% 1.60% 1.51% 1.48% 1.48% Posi onsgrösse Unternehmen Branche
PARTNERS
OWL
Monthly Market Monitor - Juni 2023 | Kaiser Partner Privatbank AG 14
Kaiser Partner Privatbank AG | Monthly Market Monitor - Juni 2023 15
Insgesamt hat die Anlageklasse gegenüber den öffentlichen Märkten 2022 klar outperformt.
Ask the Experts
Was unsere Kunden (und die Finanzmärkte) bewegt
Unseren Kundinnen und Kunden stehen wir jederzeit für Anliegen und Fragen zu ihren Portfolios zur Verfügung. Stellvertretend dafür fassen wir einmal pro Quartal die häufigsten Kundenfragen sowie die Antworten unserer Experten zusammen und geben Ihnen damit direkte Einblicke in unsere Vermögensverwaltung und Anlageberatung.
Private equity: Private-Equity-Strategien haben im letzten Jahr deutlich besser performt als die Aktienmärkte. Ist diese Entwicklung gerechtfertigt oder sind die Bewertungen in dieser Anlageklasse „künstlich“ und fernab der Realität?
Kaiser Partner Privatbank: Während beim MSCI World Index in der Endabrechnung für 2022 ein Minus von gut -18% zur Buche stand, zeigten Private-Equity-Strategien relative Stärke. Finale Performancezahlen für das letzte Jahr werden zwar erst in den kommenden Wochen verfügbar. Erste Indikationen (beispielsweise aus den Jahresberichten börsennotierter Private-Equity-Firmen) lassen aber erwarten, dass das breite Segment Private Equity letztlich mit einem niedrigen einstelligen prozentualen Verlust abgeschlossen hat. Einige Sub-Strategien zeigten sich deutlich stärker (Secondaries) oder schwächer (Venture Capital) – insgesamt hat die Anlageklasse gegenüber den öffentlichen Märkten aber klar outperformt. Blickt man auf die Fundamentaldaten, so ist diese Outperformance solide untermauert. Langfristig wachsen private Unternehmen deutlich schneller als börsennotierte. Mit Blick auf den Umsatz liegt der Wachstumsvorteil im Schnitt der letzten 20 Jahre bei
circa 4% pro Jahr. Eine weitere Komponente sind operationelle Verbesserungen, welche in der Regel zu einer (deutlichen) Steigerung der Gewinnmarge führen. Auch im besonders schwierigen Umfeld von 2022 entwickelten sich Unternehmen in Besitz von Private Equity besser. Gemäss Daten von Hamilton Lane wuchsen die Umsätze in den ersten drei Quartalen um 11% (bei börsennotierten Unternehmen mit 8%) und das EBITDA um 6% (3%). Die überproportionalen Verluste der Aktienmärkte haben nun dazu geführt, dass sich deren relative Überbewertung im Vergleich zu Private Equity reduziert und sich die Bewertungen von öffentlichen und privaten Märkten angenähert haben. Teurer sind privat gehaltene Unternehmen aber nur in seltenen Fällen. Der eindrücklichste Beweis, dass die Bewertungen –und die besseren Performancezahlen – nicht dem Make-Up der Private-Equity-Manager zu verdanken sind, zeigen sich bei den tatsächlich realisierten Transaktions- beziehungsweise Verkaufspreisen. Selbst im herausfordernden 2022 konnten Private-Equity-Fonds ihre Portfoliounternehmen in der Regel zu höheren Preisen verkaufen als zu denen sie am letzten Bewertungsstichtag in den Büchern standen. Im Vergleich zur Bewertung vier Quartale vor dem „Exit“ belief sich diese Prämie beim Verkauf auf mehr als 20%. Dies bestätigt, dass Private-Equity-Manager ihr Portfolio tendenziell konservativ bewerten und die Bewertungen relativ nah an der Realität sind.
Quellen: Hamilton Lane, Kaiser Partner Privatbank
25% 20% 15% 10% 5% 0 4 Quartale vor dem Verkauf 3 Quartale vor dem Verkauf 2 Quartale vor dem Verkauf 1 Quartal vor dem Verkauf
Fakt oder Fiktion? | Private-Equity-Manager sind tendenziell konservativ Realisierte Prämie beim Verkauf (gegenüber letzter Bewertung)
Monthly Market Monitor - Juni 2023 | Kaiser Partner Privatbank AG 16
Erfahren Sie mehr auf unserem Blog: Sie möchten stets auf dem aktuellen Stand sein?
Dann melden Sie sich zu unserem Newsletter an oder folgen Sie uns auf Linkedin.
Kaiser Partner Privatbank AG | Monthly Market Monitor - Juni 2023 17
Die letzte Seite Anlageklassen
per 31. Mai 2023
Anlageklassen seit Jahresbeginn 1 Monat 1 Jahr 3 Jahre Liquidität CHF 0.1% 0.7% -0.7% EUR 0.3% 1.9% 0.8% USD 0.5% 4.1% 4.7% Festverzinsliche Anlagen Staatsanleihen -0.6% -3.2% -12.0% Unternehmensanleihen -1.9% -2.3% -8.9% Mikrofinanz 0.4% 3.2% 8.5% Inflationsbasierte Anleihen -1.7% -7.5% -7.6% Hochzinsanleihen -1.2% -0.7% 6.0% Schwellenländeranleihen -0.8% -2.2% -8.7% Versicherungsbasierte Anl. 1.6% 5.8% 16.5% Wandelanleihen -0.4% -0.5% 20.3% Aktien Global -0.2% 3.2% 39.3% Schweiz -2.0% -2.1% 17.6% Europa -2.5% 8.5% 40.7% Grossbritannien -5.2% 1.3% 39.0% USA 0.6% 2.3% 40.5% Schwellenländer -1.9% -11.1% 3.0% Alternative Anlagen Rohstoffe 6.1% -25.4% 54.2% Gold -1.4% 6.8% 13.4% Immobilien Schweiz 0.4% -4.8% 4.5% Hedgefonds -0.3% -1.1% 8.9% Währungen EUR/USD -3.0% 0.4% -3.7% EUR/CHF -1.2% -5.5% -8.8% GBP/USD -1.0% -1.3% 0.8%
Performance
0.5% 1.3% 2.1% 0 2.4% 2.7% 1.8% 1.2% 3.2% 1.6% 8.6% 3.4% 0 8.9% 6.9% 11.1% 1.3% 9.6% 0.2% 0 -13.2% 7.6% 1.6% 0.0% 0 -0.1% 1.6% 3.0% 7.6% Monthly Market Monitor - Juni 2023 | Kaiser Partner Privatbank AG 18
Auf unserer Agenda
• 14. Juni: US-Notenbanksitzung
Nach Zinserhöhungen von insgesamt 500 Basispunkten innerhalb von nur knapp 14 Monaten könnte die Fed im Juni erstmals eine Zinspause einlegen – möglicherweise ist das finale Hoch bei den US-Leitzinsen bereits erreicht. Ob es so schnell wie von den Märkten erwartet wieder Zinssenkungen geben wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Dazu müsste sich die Konjunkturlage wohl zuerst stärker eintrüben.
• 16. Juni: World Refill Day
Der globale Aktionstag soll daran erinnern, dass wir alle mit weniger Abfall leben und einen Beitrag gegen die Plastikverschmutzung leisten können. Die Lösung: Eine Nachfüll- und Wiederverwendungsrevolution, mit der wir unsere Umwelt, Ozeane, Städte und Gemeinschaften in eine plastikfreie(re) Zukunft führen können.
• 1. Juli: 3 Jahre „Monthly Market Monitor“
Unsere monatliche Publikation feiert bereits ihren dritten Geburtstag – 36 Ausgaben mit unserem Blick auf Wirtschaft, Geopolitik, Finanzmärkte, Anlagestrategie und Nachhaltigkeit sind Geschichte und haben den Weg in den Posteingang unserer Abonnenten gefunden. Sollte Sie noch nicht auf dem Newsletter-Verteiler sein, melden Sie sich gern noch heute an.
Kaiser Partner Privatbank AG | Monthly Market Monitor - Juni 2023 19
Monthly Market Monitor - Juni 2023 | Kaiser Partner Privatbank AG 20
Kaiser Partner Privatbank AG | Monthly Market Monitor - Juni 2023 21
Dieses Dokument stellt keine Finanzanalyse oder Werbung dar, sondern dient lediglich zu Informationszwecken. Die darin enthaltenen Informationen begründen kein Angebot oder eine Empfehlung seitens der Kaiser Partner Privatbank AG zum Kauf oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder zu anderen Handlungen bezogen auf diese, und stellen auch keine Anlageberatung dar. Allfällige Hinweise auf die frühere Performance garantieren keine positiven Entwicklungen in der Zukunft.
Kaiser Partner Privatbank AG haftet weder dafür, dass die enthaltenen Informationen vollständig, richtig und aktuell sind, noch für allfällige Verluste oder Schäden, die durch den Gebrauch dieser Informationen verursacht werden. Der gesamte Inhalt dieses Dokumentes ist immaterialgüterrechtlich, insbesondere urheberrechtlich, geschützt. Die vollständige oder teilweise Verwendung, unabhängig ihrer Art und Mittel, für öffentliche oder kommerzielle Zwecke, ist ohne vorgängige schriftliche Zustimmung seitens Kaiser Partner Privatbank AG untersagt.
Herausgeberin: Kaiser Partner Privatbank AG
Herrengasse 23, Postfach 725
FL-9490 Vaduz, Liechtenstein
HR-Nr. FL-0001.018.213-7
T: +423 237 80 00, F: +423 237 80 01
E: bank@kaiserpartner.com
Redaktion: Oliver Hackel, Senior Investment Strategist
Roman Pfranger, Head Private Banking & Investment Solutions
Design & Druck: 21iLAB AG, Vaduz, Liechtenstein
Monthly Market Monitor - Juni 2023 | Kaiser Partner Privatbank AG 22
kaiserpartner.bank