KPPB Monthly Market Monitor - 10 DE

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Monthly Market Monitor

Oktober 2025

KonjunkturRadar

Am Puls der Wirtschaft

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Auf einen Blick

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Anlagestrategie

Notizen vom InvestmentKomitee

Thema im Fokus

China-Rally: Von TINA zu FOMO

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Die letzte Seite

Anlageklassen

Die US-Notenbank betrieb auf ihrer SeptemberSitzung derweil „Risk Management“ und senkte die Leitzinsen um 25 Basispunkte.

Grafik des Monats

Die Fed senkt (endlich) die Zinsen

Auf einen Blick

Unsere Sicht auf die Märkte

Die Schweizer Exporte in die USA sanken im August um 22.1 % auf den tiefsten Stand seit Ende 2020. Die Schweizer Regierung war zuletzt bemüht einen noch grösseren, langfristigen Schaden einzudämmen. Mit dem Kauf von zusätzlichen Waffen und mehr Energie sowie neuerlichen Investitionszusagen möchte man in Washington, D.C. punkten. Ob es gelingt den US-Präsidenten für einen besseren Deal zu gewinnen, muss sich aber noch zeigen. Die US-Notenbank betrieb auf ihrer September-Sitzung derweil „Risk Management“ und senkte die Leitzinsen um 25 Basispunkte. Der Finanzmarkt erwartet bis Ende 2026 noch fünf weitere kleine Zinsschritte. Ob diese Erwartungen erfüllt werden, ist allerdings fraglich.

Wann werfen die Bären das Handtuch? Sieben Wochen lang waren die Pessimisten unter den US-Privatanlegern in der Überzahl. Für einen Aktienmarkt, der in der Nähe seines Allzeithochs handelt, war dies in der Historie der wöchentlichen Anlegerumfrage einmalig – und ein Grund warum US-Aktien im September, dem normalerweise schwächsten Börsenmonat des Jahres, weiter zulegen konnten. Die Märkte kletterten die sprichwörtliche Sorgen-Mauer („Wall Of Worry“) empor – Gründe um besorgt zu sein gibt es mit Blick auf die (geo-)politischen Entwicklungen ja reichlich.

(An)Spannung in der Zinskurve | Kurz- und langfristige Zinsen laufen nicht immer synchron US-Zinsen

Erst Ende des Monats brach die Serie. Optimisten und Pessimisten halten sich aber noch immer in etwa die Waage. Von einer Kapitulation der Bären kann noch keine Rede sein.

China-Rally: Von TINA zu FOMO

Der chinesische Aktienmarkt befindet sich bereits seit mehr als einem Jahr in einem stillen Bullenmarkt und zieht langsam wieder internationales Interesse auf sich. Zu spät um auf den Zug aufzuspringen? Zwar sind China-Aktien nicht mehr aussergewöhnlich günstig. Die Börsengeschichte zeigt aber, dass „die Angst etwas zu verpassen“ unter chinesischen (Klein)Anlegern besonders gross ist und Bullenmärkte oft in spektakulären Blasen enden. Dieser Prozess befindet sich noch in einer frühen Phase. Für weitere Kursgewinne gibt es genügend Katalysatoren.

US-Präsident Trump hätte gern tiefere (Leit-)Zinsen –ginge es nach ihm könnte gern eine eins vor dem Komma stehen. Die erste Zinssenkung der Fed nach 9-monatiger Pause brachte ihn diesem Ziel zumindest ein Stück näher. Der jüngst von Trump als neuer Fed-Gouverneur platzierte Stephen Miran votierte im September gar für weitere Leitzinssenkungen in Höhe von 125 Basispunkten. Auch erinnerte er daran, dass die US-Notenbank neben Inflation und Arbeitsmarkt noch ein drittes Mandat hätte: moderate Langfristzinsen. Dass die US-Zinsen – kurz- wie langfristig – in den kommenden Quartalen deutlich fallen werden, ist allerdings trotz präsidialer Unterstützung ungewiss. Während der schwächer werdende Arbeitsmarkt für tiefere Kurzfristzinsen spricht, lassen Inflationsrisiken, das hohe US-Haushaltsdefizit und Sorgen um die Unabhängigkeit der Fed am langen Ende der Zinskurve relativ wenig Spielraum nach unten. Der erste Teil des aktuellen Zinssenkungszyklus ging denn auch mit einem merklichen Anstieg der Langfristzinsen einher. Auch in den nächsten Monaten dürfte der Anleihemarkt zeigen, dass er nicht so leicht zähmbar ist.

Konjunktur-Radar

Am Puls der Wirtschaft

Schweizer Exporte in die USA brechen ein Nach dem 39 %-Zollhammer von Anfang August war die Schweizer Regierung in den letzten Wochen um Schadensbegrenzung bemüht. Mit dem Kauf von zusätzlichen Waffen und mehr Energie sowie neuerlichen Investitionszusagen möchte man in Washington, D.C. punkten. Ob es gelingt den US-Präsidenten für einen besseren Deal zu gewinnen, muss sich aber noch zeigen. Der Schaden ist bereits angerichtet: Im August sanken die Schweizer Exporte in die USA um 22.1 % auf 3.1 Milliarden Franken, den tiefsten Stand seit Ende 2020. Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) war dies aber kein Grund um den Leitzins unter die Nulllinie zu senken. Neuigkeiten hatte die SNB dennoch: Um die Transparenz zu erhöhen veröffentlicht sie künftig eine Zusammenfassung ihrer geldpolitischen Diskussion („Sitzungsprotokoll“) und folgt damit dem internationalen Standard.

Die Fed senkt (endlich) die Zinsen

Die US-Notenbank betrieb auf ihrer September-Sitzung „Risk Management“ und senkte die Leitzinsen um 25 Basispunkte. Der Finanzmarkt erwartet bis Ende 2026 noch fünf weitere kleine Zinsschritte. Ob diese Erwartungen erfüllt werden, ist allerdings fraglich. Aus dem jüngsten „Dot Plot“ der Fed ist – mit einer Ausnahme – nicht erkennbar, dass die Ratsmitglieder ihre Unabhängigkeit verloren haben. Angesichts der Kerninflation bei fast 3 % wäre eine deutliche Senkung der Zinsen unverantwortlich. Zudem wäre diese nur dann nötig, wenn ein deutlicher Wachstumseinbruch drohte. Die letzten Konjunktursignale zeigen aber in die andere Richtung: Das Atlanta Fed GDPNow Modell zeigt für das 3. Quartal eine Beschleunigung auf über 3 % an. Auch die lockeren Finanzierungskondition und die steigenden Unternehmensgewinne sprechen für eine letztlich doch robuste Konjunkturlage.

Bank of Japan drückt den Verkaufs-Knopf

Die japanische Notenbank beliess die Leitzinsen im September unverändert – mit 7:2 Stimmen war die Entscheidung jedoch nicht einstimmig. Angesichts einer Kerninflationsrate von zuletzt 2.7 % und der Tatsache, dass das Inflationsziel von 2 % inzwischen seit drei Jahren verfehlt wird, ist der Druck auf die Währungshüter aber gross und die Richtung bei den kommenden Notenbanktreffen vorgegeben. Die eigentliche Überraschung

war jedoch eine andere: Früher als erwartet gab die Bank of Japan (BoJ) den Plan bekannt ihren über 13 Jahre angehäuften Berg an ETFs (Exchange Traded Funds) zu verkaufen. Für die Verkaufsaktion ist zu Beginn ein marktschonendes Volumen von 4.2 Milliarden US-Dollar pro Jahr vorgesehen. Bei diesem Tempo würde es nach Aussagen von BoJ-Chef Ueda mehr als 100 Jahre dauern bis alle Wertpapiere verkauft seien werden.

Frankreich am Wendepunkt?

Nachdem Frankreichs Premierminister François Bayrou Anfang September über eine von ihm selbst gestellte Vertrauensfrage stürzte, steht sein von Präsident Macron ernannte Nachfolger Sébastien Lecornu vor der gleichen Herausforderung: Die Staatsschulden haben die psychologische Marke von 100 % des Bruttoinlandproduktes längst überschritten und hohe Defizite sind die Regel; Sparmassnahmen versanden, weil Linke und Rechte blockieren. Der Finanzmarkt gibt ein klares Warnsignal – gemessen an den Kreditaufschlägen wird Frankreich inzwischen in den gleichen Topf wie Italien geworfen (dessen Bonität sich in den Augen der Rating-Agenturen wohlgemerkt zuletzt eher bessert). Schon jetzt muss Frankreich für die jährlichen Zinszahlungen mehr Geld ausgeben als für Militär oder Bildung. Ohne deutliche Sparmassnahmen und schmerzhafte Reformen droht dem Land dauerhafter Peripherie-Status.

Schon jetzt muss Frankreich für die jährlichen Zinszahlungen mehr Geld ausgeben als für Militär oder Bildung.

Ein Teil von Südeuropa? | Frankreichs Bonität ist angekratzt Kreditaufschläge in Basispunkten (gegenüber 10-jährigen deutschen Bundesanleihen)

Asset Allocation Monitor

Liquidität

Anlagestrategie

Notizen vom Investment-Komitee

Aktien

Fixed Income Global

Staatsanleihen

Unternehmensanleihen

Mikrofinanz

Schweiz

Europa

Grossbritannien

Inflationsbasierte A. USA

Hochzinsanleihen

Schwellenländeranleihen

Versicherungsbasierte A.

Wandelanleihen

Laufzeiten

Währungen

Japan

Schwellenländer

Alternative Anlagen

Gold

Hedgefonds

Strukturierte Produkte

US-Dollar Private Equity

Schweizer Franken Private Credit

Euro Infrastruktur

Britisches Pfund

Aktien: Wann werfen die Bären das Handtuch?

• Sieben Wochen lang waren die Pessimisten unter den US-Privatanlegern in der Überzahl. Für einen Aktienmarkt, der in der Nähe seines Allzeithochs handelt, war dies in der Historie der wöchentlichen Anlegerumfrage einmalig – und ein Grund, warum US-Aktien im September, dem normalerweise schwächsten Börsenmonat des Jahres, weiter zulegen konnten. Die Märkte kletterten die sprichwörtliche Sorgen-Mauer („Wall Of Worry“) empor –Gründe um besorgt zu sein gibt es mit Blick auf die (geo-)politische Entwicklungen ja reichlich. Erst Ende des Monats brach die Serie. Optimisten und Pessimisten halten sich aber noch immer in etwa die Waage. Von einer Kapitulation der Bären kann noch keine Rede sein. Zwar zeigen andere Sentimentindikatoren vereinzelt etwas mehr Euphorie an. Unter dem Strich scheinen aber noch immer genügend Anleger an der Seitenlinie zu stehen – diese dürften bei schwächeren Kursen ganz nach dem Motto „Buy The Dip“ zukaufen und den nächsten Kursrückschlag begrenzen. Dass dieser Dip bald kommen wird, erscheint angesichts der überkauften technischen Situation in den US-Aktienindizes nur eine Frage der Zeit. An Gründen für höhere Volatilität mangelt es zumindest nicht. In der Fondsmanagerumfrage der Bank of America sehen institutionelle Investoren eine zweite Inflationswelle, eine nicht mehr unab-

Immobilien

Scorecard

Konjunktur

Geld- und Fiskalpolitik

Unternehmensgewinne Bewertung

Trend

Anlegerstimmung

hängige US-Notenbank oder einen abrupten Anstieg der Langfristzinsen als die grössten Risiken.

• Treiber der US-Aktienrally, die den S&P 500 Index seit dem April-Tief um 35 %, den Nasdaq 100 Index gar um 45 % nach oben katapultiert haben, waren nicht nur anhaltende KI-Fantasie – auch die besser als erwartet ausgefallenen Unternehmensgewinne und rekordhohe Aktienrückkäufe haben für positive Stimmung bzw. Kaufnachfrage gesorgt. Ebendiese beiden Punkte haben bei europäischen Aktien im laufenden Jahr hingegen enttäuscht – und erklären die Stagnation des Euro Stoxx 50 Index, der seit Anfang März praktisch auf der Stelle tritt. Pessimismus ist aber auch mit Blick auf Europa nicht angebracht. Aus charttechnischer Sicht ist die laufende Konsolidierung gesund und könnte als Sprungbrett für den nächsten Aufschwung dienen. Aus fundamentaler Sicht dürften Gewinne und Aktienrückkäufe im nächsten Jahr anziehen.

Pessimismus ist aber auch mit Blick auf Europa nicht angebracht.

Auftrieb gaben unter anderem die jüngsten Zahlen zum Wirtschaftswachstum für das 2. Quartal, welche positiv überraschten.

• Für – inzwischen gewohnte – Verwunderung, vor allem bei (Aktien)analysten, sorgte zuletzt ein Kommentar von Donald Trump, in dem sich der US-Präsident für ein Ende der quartalsweisen Berichterstattung von börsennotierten Unternehmen aussprach. Zwei Halbjahresberichte würden genügen und nicht nur Geld sparen, sondern den Managern auch mehr Zeit für ihre eigentliche Tätigkeit geben. Was ist wichtiger – das Schaffen langfristiger Werte ohne ständige Beurteilung von aussen oder Transparenz für Aktionäre? Für beiden Ansichten gibt es gute Argumente und so sind die Meinungen geteilt. Interessanterweise liefert Europa bezüglich der Thematik ein Echtzeitexperiment – rund die Hälfte der Unternehmen rapportieren quartalsweise, der Rest halbjährlich). In Bezug auf die Bewertungen und die Eigenkapitalrendite macht die Berichterstattungsfrequenz nach Analysen von Goldman Sachs keinen Unterschied. Am Ende ist die Debatte möglicherweise viel Lärm um nichts (oder zumindest wenig).

Anleihen: Langfristzinsen dürften erhöht bleiben

• Bei den Renditen 10-jähriger US-Treasuries ging es im September zunächst weiter abwärts. Dies nicht zuletzt aufgrund schwacher Arbeitsmarktdaten und der überraschend starken Abwärtskorrektur bei der jährlichen Revision der Arbeitsmarktstatistik. An der 4 %-Marke drehten die US-Langfristzinsen aber wieder nach oben. Auftrieb gaben unter anderem die jüngsten Zahlen zum Wirtschaftswachstum für das 2. Quartal, welche positiv überraschten. Ob der Arbeitsmarkt aktuell ein gutes Konjunkturbarometer ist, steht vor diesem Hintergrund zunehmend in Frage. Nicht nur die Ein- und Auswanderungspolitik der Trump-Regierung sorgt für Verzerrungen. Auch die Tatsache, dass der für die US-Wirtschaft wichtige Konsum mehr denn in früheren Zyklen von der weniger konjunktur- bzw. eher aktienmarkt-sensitiven Oberschicht getragen wird, erschwert Rückschlüsse. Mit Blick auf die trotz aller (geo-)politischer Wirren robuste Verfassung der US-Konjunktur scheint das weitere Abwärtspotential bei den Renditen (und das spiegelbildliche Kursgewinnpotential bei langfristigen Anleihen) limitiert. Selbst wenn die Fed in den nächsten Quartalen die Zinsen weiter senkt, dürfte die Zinskurve steil bleiben und sich die Langfristzinsen in der Tendenz seitwärts bewegen. Als Beimischung in einem diversifizierten sind (US-) Staatsanleihen aber dennoch sinnvoll – zumindest werden die vorhandenen Risiken heutzutage wieder angemessen mit einem Zins entschädigt.

Alternative Anlagen: Edelmetall-Rally

• Beim Goldpreis löste sich die monatelange Konsolidierung in einer „Flagge“ – ganz nach dem charttechnischen Lehrbuch – Anfang September nach oben auf. Auf den Ausbruch folgte eine ebenso mustergültige Rally – innerhalb von nur drei Wochen war

das sich aus der Formation ergebende Kursziel bei rund 3‘8000 US-Dollar bereits erreicht. Eine erneute Konsolidierung wäre in nächster Zeit normal und gesund. Im grösseren Bild ist der Aufwärtstrend aber mehr denn je intakt und ein Ende der Goldhausse nicht absehbar. Auch bei anderen Edelmetallen ging es im letzten Monat deutlich aufwärts. Beim Silberpreis fehlen nur wenige Dollar bis das Allzeithoch bei 50 US-Dollar eine zunächst wohl unüberwindbare Hürde darstellen könnte. Während physisches Gold seit Jahresbeginn inzwischen mehr als 40 % im Plus notiert, betragen die Kursgewinne bei der digitalen Alternative in Form von Bitcoin nur die Hälfte. Derzeit mangelt es an Narrativen, welche eine erneute Aufschwungphase einleiten könnten. Sollte der Bitcoinpreis weiter fallen drohen gar (weitere) negative Nachrichten von „Bitcoin Treasury Companies“, deren Geschäftsmodell dann einem Stresstest unterzogen würde.

Währungen: Neues Jahreshoch bei Euro / US-Dollar

• EUR / USD: Der EUR / USD-Kurs erreichte im August ein neues Jahreshoch bei 1.19 USD, konnte dies aber nicht verteidigen. Während die Europäische Zentralbank die Leitzinsen in den kommenden Quartalen unverändert bei 2 % belassen dürfte, scheint die Zinsrichtung bei der US-Notenbank angesichts des politischen Drucks vorgespurt zu sein. Euro-Bullen sollten sich aber nicht zu sicher sein. Noch hat die Fed ihre Unabhängigkeit nicht aufgegeben. Angesichts der robusten Konjunkturlage und zu hoher Inflation ist nicht sicher, ob sich die Zinsdifferenzen tatsächlich so deutlich zu Gunsten des Euros entwickeln wie es die Finanzmärkte derzeit erwarten.

• GBP / USD: Das britische Pfund zeigte sich in den letzten Wochen schwächer als der Euro, obwohl die Bank of England die Leitzinsen im September unverändert bei 4 % beliess und der Zinssenkung in den USA nicht folgte. Der Markt scheint bereits einzupreisen, dass weitere Zinsschritte der BoE nur eine Frage der Zeit sind, weil sich Grossbritannien nicht dauerhaft vom Inflationstrend in anderen Industrieländern abkoppeln wird. Auch aus charttechnischer Sicht sieht das Pfund momentan weniger konstruktiv aus – Tendenz: seitwärts.

• EUR / CHF: Im Gegensatz zum volatilen Nachrichtenfluss blieb der EUR / CHF-Kurs auch im September sehr stabil. Im letzten halben Jahr betrug die Handelsspanne des Währungspaares gerade einmal zwei Rappen. Ebenso unspektakulär war die jüngste geldpolitische Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank, welche ihren Inflationsausblick nahezu unverändert beliess. Gemäss aktueller Schätzungen dürfte die Inflationsdifferenz zwischen der Schweiz und dem Euroraum in den kommenden Jahren rund 1 % betragen. Diese Differenz ist die Gravitationskraft, welche langfristig für einen noch stärkeren Franken sorgen dürfte.

US Big Tech boomt (noch immer) – die zehn grössten US-Technologieaktien sind in den letzten Wochen daran, die Marke von 40 % an der Gewichtung im S&P 500 Index zu knacken. Die Frage nach einer möglichen Blase angesichts der anhaltenden KI-Euphorie beschäftigt vor diesem Hintergrund weiterhin. Ob sich die milliardenschweren Investitionen in Rechenzentren und Energiequellen für alle Beteiligten auszahlt, ist und bleibt ungewiss. Auch wenn die Gewinne der heutigen Tech-Unternehmen im Gegensatz zur Blase um die Jahrtausendwende tatsächlich vorhanden und von besserer Qualität sind, ist die Fantasie der Investoren auch diesmal hoch und die Fallhöhe beträchtlich. Anleger sollten ihre Wetten zumindest diversifizieren. Ein Blick auf Small Caps könnte sich gerade jetzt lohnen. Nicht nur lockt seit Längerem eine deutlich günstigere Bewertung im Vergleich mit den Indexschwergewichten. Auch gibt die Perspektive auf tiefere US-Leitzinsen bei diesen zinssensitiven Titeln zusätzlichen Rückenwind. Und während der Russell 2000 Index demnächst das Doppel-Top von November 2021 und November 2024 nachhaltig überwinden könnte, etabliert sich im Chartbild Small vs. Large Caps möglicherweise ein doppelter Boden – dieser könnte den Boden für einen länger anhaltenden Aufschwung bieten.

Chart unter der Lupe

Doppelter Boden? | Zeit für Small Caps Russell 2000 Index vs. S&P 500 Index

Quellen: Bloomberg, Kaiser Partner Privatbank

Denn der traditionell von Kleinanlegern dominierte

Aktienmarkt Chinas ist vergleichsweise wenig effizient.

Thema im Fokus China-Rally:

Von TINA zu FOMO

Der chinesische Aktienmarkt befindet sich bereits seit mehr als einem Jahr in einem stillen Bullenmarkt und zieht langsam wieder internationales Interesse auf sich. Zu spät um auf den Zug aufzuspringen? Zwar sind China-Aktien nicht mehr aussergewöhnlich günstig. Die Börsengeschichte zeigt aber, dass „die Angst etwas zu verpassen“ unter chinesischen (Klein)Anlegern besonders gross ist und Bullenmärkte oft in spektakulären Blasen enden. Dieser Prozess befindet sich noch in einer frühen Phase. Für weitere Kursgewinne gibt es genügend Katalysatoren.

Langfristig ein Flop Wer als Anleger Ernüchterung sucht, dem hilft ein Blick auf den Langfristchart des chinesischen Aktienmarkts – in den letzten zehn Jahren war hier nicht viel zu verdienen. Ein starker Kontrast zu den zwischenzeitlich ansehnlich hohen Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft, welche sich allerdings nicht in ähnlich hohen Gewinnsteigerungen der börsennotierten Unternehmen widerspiegelten. Zum Glück war das Anlageerlebnis nicht gar so bitter wie es beim Blick auf die Standardindizes aussieht – zumindest für talentierte Stockpicker. Denn der traditionell von Kleinanlegern dominierte Aktienmarkt Chinas ist vergleichsweise wenig effizient. Vorhandene Fehlbewertungen bergen hohes Alpha-Potential, dank dem gute Manager in den letzten Jahren Überrenditen von 10 – 20 % erwirtschaften konnten. Seit dem Tiefpunkt im Frühjahr 2024 gesellt sich zum Alpha-Element nun auch eine positive Gesamtmarktkomponente (Beta) hinzu. Seit Jahresbeginn hat der Shanghai Composite Index um rund 30 % zugelegt, seit dem Tief im letzten Jahr beträgt das Plus gar rund 50 %.

Wenig Beta, viel Alpha | Mit Standard-Indizes haben Anleger langfristig nichts verdient

MSCI China vs. MSCI World (in US-Dollar)

Was steckt hinter der Rally?

Am Anfang der aktuellen China-Rally stand – wie so oft an den Finanzmärkten – die Kapitulation der Anleger (und Behörden). Diese mündete im Februar 2024 unter anderem in der Entlassung des Vorsitzenden der chinesischen Börsenaufsicht. Seit diesem absoluten Kurs- und Stimmungstief sorgten nun eine Reihe von Faktoren für stetigen Rückenwind am Aktienmarkt. Im September letzten Jahres initiierte die chinesische Regierung ein umfassendes und koordiniertes Paket an geldpolitischen, fiskalischen und regulatorischen Massnahmen um das Vertrauen der Bevölkerung wiederzugewinnen und nicht zuletzt einen Boden unter den Aktienmarkt zu legen. Seitdem kann man von einem „Peking-Put“ sprechen, der chinesische Aktien nach unten absichert –ein positiv-solider Markt ist derzeit im Interesse der Regierung. Ende Januar folgte „DeepSeek“ – die überraschenden Fähigkeiten des chinesischen Chatbots relativierten den Wettbewerbsvorteil der US-Tech-Giganten und offenbarten, dass China bei der Künstlichen Intelligenz auf Augenhöhe ist. Ein Treffen von Präsident Xi Jinping mit chinesischen Unternehmenslenkern im Februar galt daraufhin als Zeichen, dass das scharfe regulatorische Vorgehen Pekings gegen die Privatwirtschaft enden würde. Ebenfalls positiv für die Stimmung waren die relativ schnelle De-Eskalation des Handelskriegs mit den USA Ende April und die „Anti-Involutions“-Rhetorik der Regierung, welche den übermässigen und ruinösen Preiswettbewerb in den Schlüsselbranchen der Industrie einzudämmen versucht.

Das Vertrauen in den „Peking-Put“ ist in den letzten Wochen weiter gestiegen. So kündigte die Regierung Subventionen für Familien mit Kleinkindern an und plant die Einführung einer gebührenfreien Vorschulerziehung – symbolträchtige Schritte zur Ankurbelung des Konsums. Gleichzeitig genehmigte Peking ein Mega-Wasserkraftwerksprojekt in Tibet und eine gigantische neue Eisenbahnverbindung zwischen Xinjiang

und Tibet mit einem geschätzten Gesamtbudget von 1.7 Billionen Renminbi (240 Milliarden US-Dollar). Auf der Sitzung des Staatsrats Mitte August wiederholte Premierminister Li Qiang einmal mehr die Notwendigkeit „solider“ Massnahmen zur Förderung von Konsum und Investitionen. Zwar fielen die harten Makrodaten in China in den letzten Monaten eher gemischt aus. Die anhaltenden geld- und fiskalpolitischen Lockerungsmassnahmen haben aber bereits zu einer Stabilisierung des Wachstums beigetragen – trotz einer starken Abschwächung der Exporte in die USA und der Dauerbelastung vom schwachen Immobilienmarkt. Zuversichtlich stimmt insbesondere, dass der Kreditimpuls inzwischen wieder positiv ist und als wichtiger Vorlaufindikator für die Konjunktur nach oben zeigt.

In welcher Phase befinden wir uns?

Nicht nur das Umfeld für chinesische Aktien ist momentan sehr positiv. Ein baldiges Ende der Hausse ist auch deshalb nicht zu erwarten, weil die Kleinanleger Chinas noch viel trockenes Pulver unter der Matratze haben –Geld, das demnächst in den Aktienmarkt fliessen könnte. Denn TINA („There Is No Alternative“) gibt es – vielleicht sogar mehr als in der westlichen Welt –auch in China. Angesichts extrem tiefer Zinsen und eines kollabierten Wohnungsmarkts sind Aktien zum attraktivsten Anlagevehikel für die chinesischen Haushalte geworden. Deren Sparquote gilt seit Langem als die höchste der Welt und ist nach der Pandemie noch weiter angestiegen. In den letzten Monaten haben die privaten Haushalte damit begonnen ihre Einlagen von Banken zu Nicht-Bank-Finanzinstituten umzuschichten – ein Trend, der noch viel weiter gehen könnte. Denn noch immer sind die Einlagen der Haushalte fast doppelt so hoch wie die Marktkapitalisierung chinesischer Inlandsaktien. Ebenso hoch waren sie im Jahr 2014 vor dem letzten spektakulären Aktien-Boom. Im Gegensatz zu damals sind die Zinssätze heute jedoch viel niedriger, was die Aktienkurse noch stärker antreiben könnte. Gerade bei chinesischen Inlandsaktien, die von Kleinanlegern dominiert werden, entwickeln steigende Aktienkurse oft ein Eigenleben, das mehr von der Dynamik und der Stimmung als von den Fundamentaldaten bestimmt wird. Wenn aus TINA plötzlich FOMO („Fear Of Missing Out“) wird, ist ein erneuter irrationaler Überschwang nicht auszuschliessen.

Auch mit Blick auf die Fundamentaldaten und die Positionierung der Anleger spricht einiges dafür, dass wir noch (lange) nicht am Ende der Rally angekommen sind. Trotz der signifikanten Kursanstiege der jüngsten Zeit handelt der MSCI China Index bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 13 � (für 2026) und damit nur knapp über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Vor allem gegenüber den Industrieländermärkten bleibt der Bewertungsabschlag frappant. Gleichzeitig dürften die Gewinne chinesischer Unternehmen demnächst auf einen zyklischen Erholungskurs einschwenken und mit soliden hohen einstelligen

Mit Rückenwind | Auch die Regierung möchte einen starken Aktienmarkt

MSCI China Index (in US-Dollar)

Noch immer ein Schnäppchen? | China-Aktien sind noch immer relativ günstig Kurs-Gewinn-Verhältnis

Quellen: Bloomberg, Kaiser Partner Privatbank

Raten wachsen. In puncto Sentiment wiederum hat zwar das Handelsvolumen im August rekordhohe Werte erreicht – es gab mehr als zwei Wochen mit Umsätzen von mehr als 2 Billionen Renminbi. Anzeichen von übermässigem Risikoappetit oder spekulativer Exzesse finden sich bisher aber kaum. Und schliesslich haben nicht nur die Privatanleger viel Kapital an der Seitenlinie. Auch chinesische Aktienfonds und Versicherungen sind bisher erst moderat in China-Aktien investiert. Erst recht gilt dies für internationale Investoren, die den chinesischen Aktienmarkt in den letzten Jahren mehrheitlich als „uninvestierbar“ abgestempelt haben und erst jetzt wieder langsam Interesse zeigen.

Was könnte den Bullenmarkt beenden?

Grünes Licht für China-Bullen also… Aus Risikomanagementsicht stellt sich dennoch die Frage, was die Börsenampel auf gelb oder rot schalten lassen würde. Orientiert man sich an der Börsengeschichte, endet ein Bullenmarkt bei chinesischen Aktien in der Regel unter drei Voraussetzungen – keine von ihnen ist unmittelbar vorhanden:

Quellen: Bloomberg, Kaiser Partner Privatbank

• Spekulativer Exzess: Gefahr besteht, wenn spekulative Kräfte schnell epische Ausmasse annehmen und die Bewertungen weit über das hinausgehen, was die Fundamentaldaten rechtfertigen können. So wurden beispielsweise auf dem Höchststand von 2007 chinesische Inlandsaktien mit dem über 70-fachen der Gewinne gehandelt. Die Manie von 2014 / 15 wurde derweil von einer Explosion fremdfinanzierter Positionen angetrieben, deren Auflösung einen kaskadenartigen Zusammenbruch der Preise auslöste. Aktuell befinden sich die Bewertungen im Normalbereich, während die Marktstimmung alles andere als euphorisch und der Anteil der fremdfinanzierten Positionen an der gesamten Marktkapitalisierung bisher kaum gestiegen ist. Bislang gibt es nicht genug spekulativen Überschwang, als dass der Markt unter seinem eigenen Gewicht zusammenbrechen könnte.

• Restriktive Geld- und / oder Fiskalpolitik: Die Aktienhausse von 2007 verwandelte sich in eine spektakuläre Implosion, nachdem die Notenbank die Zinssätze aggressiv angehoben hatte. Die Marktblase von 2015 brach zusammen, nachdem die Aufsichtsbehörden gegen fremdfinanzierte Positionen von Anlegern bzw. Lombardkredite von Finanzinstituten vorgegangen waren. Heute besteht hingegen der beschriebene „Peking-Put“. Für den Aktienmarkt haben die politischen Entscheidungsträger das ausdrückliche Ziel die Preise zu stützen. Im vergangenen Jahr richtete die Notenbank eine Swap-Fazilität ein, um Nichtbanken Zugang zu Finanzmitteln für

Aktieninvestitionen zu verschaffen. Ausserdem legte sie spezielle Darlehensprogramme auf, die es börsennotierten Unternehmen und Grossaktionären ermöglichen, Kredite für Aktienrückkäufe aufzunehmen. Es ist unwahrscheinlich, dass sich diese Politik in naher Zukunft ändern wird. Es sei denn, der aufkeimende Bullenmarkt eskaliert zu einer weiteren Spekulationsmanie.

• Externer Schock: Ein schwerer externer Schock wie das Platzen der Technologieblase im Jahr 2000 oder die Finanzkrise 2008 kann bei einem Bullenmarkt ebenfalls für einen Kurzschluss sorgen. Auch der Handelskrieg 1.0 zwischen den USA und China 2018 löste einen grösseren Ausverkauf bei China-Aktien aus. Dieses Schock-Risiko ist tatsächlich nicht zu unterschätzen und muss fortlaufend beobachtet werden. Zuletzt zeigt das Rivalitäts-Pendel im Verhältnis USA-China aber trotz ständiger gegenseitiger Nadelstiche tendenziell eher in Richtung Deeskalation.

Angesichts der zunehmenden strategischen Bedeutung des Aktienmarktes für die chinesische Wirtschaft im Hinblick auf die Ressourcenallokation, die Finanzierung neuer produktiver Wachstumstreiber sowie die Schaffung von Wohlstand und positiver Stimmung bei den chinesischen Haushalten ist die Wahrscheinlichkeit eines durch die Politik herbeigeführten Aktienabschwungs momentan gering. Wer auf den chinesischen Börsenzug aufspringen möchte, sollte jedoch auf den nächsten Kursrücksetzer warten. Denn FOMO war noch nie ein guter Anlageberater.

Performance per 30. September 2025

Die letzte Seite Anlageklassen

Assetklasse YTD 1 Monat 1 Jahr 3 Jahre* Index

Verzinsliche Anlagen

Vereinigtes Königreich 3.19% 0.43% 0.23% 3.43% Bloomberg UK Govt 7-10 Yr Bond Index (GBP)

1.44% 0.56% 2.61% 3.52% Bloomberg Switzerland Govt 7-10 Yr Bond Index (CHF)

Yr

0.82% 7.41% 11.09%

(USD)

US Corporate High Yield Index (USD)

Yield 4.17% 0.42% 6.26% 10.31% Bloomberg Pan-European High Yield Index (EUR) Andere Anleihen Schwellenländer 10.47% 1.73% 7.93% 12.13% JPMorgan EMBI Global Core Index (USD) Versicherungsbasiert

- 0.94% 3.12% 8.35% Swiss Performance Index (CHF)

(JPY)

1.79% 4.27% -2.09% Bloomberg Commodity Index (USD)

(US Dollar / Ounce)

XBTUSD Spot Exchange Rate Immobilien USA

- 0.27% -7.77% 4.07% S&P US All Equity REIT Index (USD) Immobilien Schweiz 5.27% - 0.84% 12.70% 9.83% SXI Real Estate Funds Total Return Index (CHF) Hedge Funds

1.89% 8.48% 9.57% Bloomberg All Hedge Fund Index (USD) Private Equity

-2.34% 4.14% 21.46% Global Listed Private Equity Index (USD) Währungen EUR/USD 13.33% 0.41% 5.38% 6.18% EURUSD Spot Exchange Rate EUR/CHF - 0.59% - 0.11% - 0.75% -1.15% EURCHF Spot Exchange Rate GBP/USD 7.43% - 0.43% 0.53% 6.38% GBPUSD Spot Exchange Rate

*annualisiert

Dieses Dokument stellt keine Finanzanalyse oder Werbung dar, sondern dient lediglich zu Informationszwecken. Die darin enthaltenen Informationen begründen kein Angebot oder eine Empfehlung seitens der Kaiser Partner Privatbank AG zum Kauf oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder zu anderen Handlungen bezogen auf diese, und stellen auch keine Anlageberatung dar. Allfällige Hinweise auf die frühere Performance garantieren keine positiven Entwicklungen in der Zukunft. Kaiser Partner Privatbank AG haftet weder dafür, dass die enthaltenen Informationen vollständig, richtig und aktuell sind, noch für allfällige Verluste oder Schäden, die durch den Gebrauch dieser Informationen verursacht werden. Der gesamte Inhalt dieses Dokumentes ist immaterialgüterrechtlich, insbesondere urheberrechtlich, geschützt. Die vollständige oder teilweise Verwendung, unabhängig ihrer Art und Mittel, für öffentliche oder kommerzielle Zwecke, ist ohne vorgängige schriftliche Zustimmung seitens Kaiser Partner Privatbank AG untersagt.

Herausgeberin: Kaiser Partner Privatbank AG Herrengasse 23, Postfach 725 FL-9490 Vaduz, Liechtenstein HR-Nr. FL-0001.018.213-7

T: +423 237 80 00, F: +423 237 80 01

E: bank@kaiserpartner.com

Redaktion: Oliver Hackel, Head of Private Markets & Liquid Alternatives

Design & Druck: 21iLAB AG, Vaduz, Liechtenstein

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