KPPB Monthly Market Monitor - 04 DE

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Monthly Market Monitor

April 2025

Auf einen Blick 4

KonjunkturRadar

Am Puls der Wirtschaft

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Anlagestrategie

Notizen vom InvestmentKomitee

Thema im Fokus

7

Wasser: Lebenselixier und strategischer Rohstoff

Die letzte Seite

Anlageklassen 17

Donald Trump sorgte auch im März für anhaltende Überraschungen und Verblüffung.

des Monats

Eine handgemachte Rezession?

Auf einen Blick

Unsere Sicht auf die Märkte

Donald Trump sorgte auch im März für anhaltende Überraschungen und Verblüffung. Er bestätigte nicht nur, dass er nicht auf den (schwachen) Aktienmarkt schaue, sondern mochte auch eine Rezession nicht gänzlich ausschliessen. Die Umsetzung seiner politischen Agenda könne durchaus zu spürbaren „Friktionen“ führen. Zwar scheint ein bewusst herbeigeführter Wirtschaftsabschwung kein direktes Ziel der US-Administration, allfällige Kollateralschäden plant man aber ein.

Buy the Dip US-Aktien setzten ihre Talfahrt im letzten Monat zunächst fort. Insbesondere die Schwäche der grossen Technologieaktien belastete den Markt erheblich. Nach Kursverlusten von 10% setzte aber ein gewohnter Reflex ein – Anleger folgten dem Motto „Buy the Dip“. Schliesslich war diese Methode in den letzten Jahren äusserst erfolgreich. Vorerst ist die jüngste Erholung aber nur eine überfällige technische Reaktion, ihre Nachhaltigkeit dürfte in den kommenden Wochen auf den Prüfstand kommen.

Detox für den US-Aktienmarkt | An den Märkten ist Europa der Gewinner Aktien USA vs. Europa, seit der Amtseinführung von Donald Trump

Wasser: Lebenselixier und strategischer Rohstoff In Zeiten des beschleunigten Klimawandels und steigender Umweltbelastung wird Wasser zu einem immer knapperen, strategischen Rohstoff. Doch es ist nicht nur ein Lebenselixier, auch Umweltkatastrophen und geopolitische Konflikte stehen im Zusammenhang mit Wasser. Als Oldtimer der Nachhaltigkeit bietet das Thema für Anleger grosses Potential. Investitionen in innovative Wasserunternehmen generieren nicht nur eine finanzielle Rendite und Diversifikation, sondern auch eine gesellschaftliche Dividende.

Steuersenkungen, eine umfassende Deregulierung und zusätzliche wachstumstreibende Staatsausgaben… –nicht nur MAGA-Anhänger, sondern auch die meisten Anleger hatten damit gerechnet, dass Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit diese Wunschliste abarbeitet. Geliefert hat die neue Trump-Administration in den ersten zehn Wochen jedoch genau das Gegenteil: Sie verordnet dem Patienten einen Detox-Kurs, setzt den Rotstift an und verunsichert Freund und Feind – und Investoren. Zugleich hat Trump 2.0 innert kürzester Zeit für einen Sinneswandel in Europa gesorgt, nicht zuletzt in Deutschland. Dessen fiskalische Kehrtwende bessert die langfristigen Wachstumsaussichten auf dem alten Kontinent, während die amerikanische Wachstumslokomotive eingebremst wird. Die Aktienmärkte widerspiegeln diese gegensätzlichen Tendenzen – seit dem 20. Januar hat Europa die USA um gut 15% outperformt. Wer hoffte, dass Trump auf dieses Signal reagiert, könnte enttäuscht werden. Der Aktienmarkt scheint nicht mehr sein wichtigster Feedback-Indikator.

Grafik

Eine handgemachte Rezession?

Konjunktur-Radar

Am Puls der Wirtschaft

Donald Trump sorgte auch im März für anhaltende Überraschungen und Verblüffung. Er bestätigte nicht nur, dass er nicht auf den (schwachen) Aktienmarkt schaue, sondern mochte auch eine Rezession nicht gänzlich ausschliessen. Die Umsetzung seiner politischen Agenda könne durchaus zu spürbaren „Friktionen“ führen. Zwar scheint ein bewusst herbeigeführter Wirtschaftsabschwung kein direktes Ziel der US-Administration, allfällige Kollateralschäden plant man aber ein. Tatsächlich hat die Unsicherheit bei Unternehmen und Konsumenten in den letzten Wochen weiter zugenommen. Während Trump den Aktienmarkt vorerst ignoriert, schlägt dessen Schwäche in der Bevölkerung aufs Gemüt und die Konsumlaune. Zwar ist das Rezessionsrisiko in den USA aktuell noch gering. Die zu Jahresbeginn sehr optimistischen Wachstumsprognosen werden im Moment aber fortlaufend nach unten korrigiert.

Fiskalische Kehrtwende in Deutschland

Die „Zeitenwende“ ist ein in den letzten Jahren leicht überstrapaziertes Konzept, für die jüngsten Entwicklungen in Deutschland ist diese Beschreibung allerdings nicht übertrieben. Die vom deutschen Parlament verabschiedete Reform der Schuldenbremse ermöglicht in den nächsten 12 Jahren zusätzliche Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung in Höhe von rund 1 Billion Euro. Diese fiskalpolitische Kehrtwende könnte das wieder aufgekommene Bild vom „kranken Mann Europas“ obsolet machen und sowohl Deutschland als auch den Euroraum aus der Stagnation befreien. Die Stimmung unter den Marktteilnehmern und Unternehmen hat sich in den monatlichen Unternehmensumfragen jüngst verbessert. Zu viel Euphorie scheint jedoch fehl am Platz. Denn die zusätzlichen finanziellen Mittel müssen auch wohlüberlegt und effizient genutzt werden –eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.

SNB am Ende des Zinssenkungszyklus Im März 2024 war die Schweizerische Nationalbank (SNB) die erste der grossen Notenbanken, welche die Leitzinsen senkte. Nun könnte sie wiederum die erste sein, die am Ende des Zinssenkungszyklus angekommen ist. Nach dem jüngsten Zinsschritt auf 0.25% projiziert die Nationalbank die Inflation in der Schweiz bis Ende 2027 relativ stabil in der Mitte des Zielbands von 0-2%. Da sie aktuell wohl die einzige Notenbank ist, die tatsächlich vor der sprichwörtlichen Kurve ist und den

Entwicklungen nicht (wie viele andere Notenbanken) hinterherhinkt, ist sie derzeit in einer komfortablen Situation. Negativzinsen dürften ein wenig wahrscheinliches Randrisiko sein.

China stimuliert den Konsum Die chinesische Regierung hat auf dem Nationalen Volkskongress Anfang März ihr Wachstumsziel für 2025 bekanntgegeben – auch dieses Jahr soll es bei „rund 5%“ liegen. In einer Zeit, in der eine weitere Strafzollerhöhung gleich um die nächste Ecke ist, erscheint die Erreichbarkeit dieses Ziels jedoch unsicherer als angesichts des kriselnden Häusermarkts, der demografischen Herausforderung und der mit den Fortschritten in der Künstlichen Intelligenz zu erwartenden Umwälzungen am Arbeitsmarkt eh schon. Eine Stärkung des inländischen Konsums sieht die Führung in Peking als ein Mittel um den Abwärtsrisiken entgegenzuwirken, einen entsprechenden 30-Punkte-Plan hat sie kürzlich veröffentlicht. Allerdings sind Massnahmen wie die in der Bevölkerung beliebten Alt-gegen-Neu-Tauschprogramme für elektronische Geräte zwar beliebt. Sie sorgen jedoch nur für einen Vorbezug künftigen Konsums und ändern an der strukturellen Konsumschwäche in China wenig.

Unsicherheit… | …in neuen Sphären US Economic Policy Uncertainty Index (Trade)

Quellen: Bloomberg, Kaiser Partner Privatbank

Die chinesische Regierung hat auf dem Nationalen Volkskongress Anfang März ihr Wachstumsziel für 2025 bekanntgegeben – auch dieses Jahr soll es bei „rund 5%“ liegen.

Konsensschätzungen

Asset Allocation Monitor

Liquidität

Fixed Income

Staatsanleihen

Unternehmensanleihen

Mikrofinanz

Anlagestrategie

Notizen vom Investment-Komitee

Aktien

Global

Schweiz

Europa

Grossbritannien

Inflationsbasierte A. USA

Hochzinsanleihen

Schwellenländeranleihen

Japan

Schwellenländer

Versicherungsbasierte A. Alternative Anlagen

Wandelanleihen Gold

Laufzeiten

Währungen

Hedgefonds

Strukturierte Produkte

US-Dollar Private Equity

Schweizer Franken Private Credit

Euro Infrastruktur

Britisches Pfund

Aktien: Mean Reversion

• Am US-Aktienmarkt setzte sich die Talfahrt im März zunächst fort. Insbesondere die Gewinner des letzten Jahres – die „Magnificent 7“ – gehören 2025 bisher zu den Verlierern. Die grossen Technologieaktien haben inzwischen alle Gewinne der Kursrally im vierten Quartal wieder abgegeben. Aufgrund ihrer dominierenden Position im S&P 500 hat dies auch den Blue-Chip-Index erheblich belastet. Nach Kursverlusten von 10% setzte Mitte des Monats aber ein gewohnter Reflex ein – Anleger folgten dem Motto „Buy the Dip“. Schliesslich war diese Methode in den letzten Jahren äusserst erfolgreich. Zunächst ist die jüngste Erholung aber nicht mehr als eine typische und überfällige technische Reaktion auf einen höchst überverkauften Zustand. Deren Nachhaltigkeit dürfte in den kommenden Wochen auf den Prüfstand kommen. Solange die Unsicherheit immer weiterer Strafzölle die Schlagzeilen dominiert und die Hoffnungen auf Deregulierung und Steuersenkungen nicht wiederbelebt werden, muss eine blosse Stabilisierung des US-Aktienmarkts auf dem aktuellen Niveau bzw. eine Seitwärtsbewegung in den kommenden Wochen bereits als das positivste denkbare Szenario gewertet werden.

• Die Regionen Europa und China sind seit Jahresbeginn die klaren Gewinner. Allerdings sind insbesondere die Spitzenreiter der letzten Zeit wie europäische Rüstungsaktien oder chinesische In-

Immobilien

Scorecard

Konjunktur

Geld- und Fiskalpolitik

Unternehmensgewinne Bewertung

Trend

Anlegerstimmung

03/2025

03/2025

ternetaktien inzwischen stark überkauft. Nachdem Anleger in den letzten Wochen Kapital aus den USA abgezogen haben und der besseren Performance anderer Märkte folgten, sind die Highflyer der jüngsten Zeit mittlerweile weder eine günstige Kaufgelegenheit noch ein unentdeckter (und unterinvestierter) Geheimtipp. Gleichzeitig sind die grossen US-Technologieaktien inzwischen wieder etwas attraktiver gepreist, insbesondere wenn man deren weiterhin höheres Wachstumspotential mit einberechnet. Auf kürzere Sicht spricht in Summe einiges dafür, dass das Pendel an den Aktienmärkten bald wieder in Richtung USA schlägt und es zu einer „Mean Reversion“ kommt. Zwar könnte die Phase des amerikanischen Exzeptionalismus tatsächlich vorbei sein. Sollte der Rest der Welt gegenüber den USA künftig nachhaltig outperformen, wäre dies jedoch einerseits kein geradliniger Prozess und andererseits nur dann möglich, wenn sich auch die Fundamentaldaten entsprechend entwickeln.

Auf kürzere Sicht spricht in Summe einiges dafür, dass das Pendel an den Aktienmärkten bald wieder in Richtung USA schlägt und es zu einer „Mean Reversion“ kommt.

Der US-Anleihemarkt war in den vergangenen Wochen hin- und hergerissen.

Diesbezüglich gibt es aktuell zwar viel Fantasie für zukünftig höhere Unternehmensgewinne in Europa. Der Beweis, dass sich diese auch realisieren lassen, steht aber noch aus.

Anleihen: Zeitenwende – auch für deutsche Bundesanleihen?

• Der US-Anleihemarkt war in den vergangenen Wochen hin- und hergerissen. Einerseits droht die von Präsident Trump in Gang gesetzte Zollspirale die Inflation (kurzfristig) nach oben zu treiben. Die Inflationserwartungen der Wirtschaftsakteure sind jüngst bereits angestiegen. Andererseits erhöht das – zumindest nach aussen hin – planlos und unkoordinierte Fuchteln mit der Zoll-Keule und die dadurch hervorgerufene Unsicherheit im schlimmsten Fall in einer selbstverschuldeten Rezession. Die Rendite für 10-jährige US-Treasuries tendierte aufgrund dieser Gemengelage zuletzt in der Mitte der Handelsspanne des letzten halben Jahres. Auf dem Niveau von rund 4.4% haben Anleger derzeit noch immer eine gute Gelegenheit sich gegen die zunehmenden wirtschaftlichen Abwärtsrisiken abzusichern.

• Für einmal ganz anders und entgegengesetzt lief es im März für deutsche Staatsanleihen. Die Revision der Schuldenbremse ist für Deutschland nichts anderes als ein seit langem überfälliger fiskalischer Befreiungsschlag. Für den Anleihemarkt bedeutet der gestiegene Verschuldungsspielraum der grössten europäischen Volkswirtschaft zugleich ein merklich höheres Angebot an Schuldpapieren. Dieses wird vom Markt nur bei höheren Zinsen absorbiert werden können – und erklärt den massiven Aufwärtssprung der Renditen für die 10-jährige Bundesanleihe auf zwischenzeitlich fast 3%. Auch an Schweizer Eidgenossen ging dies nicht spurlos vorbei. Deren 10-Jahresrendite stieg in der Spitze auf knapp 1%. Das deutsche „Whatever it takes“ ist auch für Schweizer Anleihen ein „Gamechanger“. Die Renditetiefs bei rund 0.2% von Ende letzten Jahres könnten ein langfristiges Tief gewesen sein.

• Die Kreditaufschläge von Anleihen geringerer Bonität sind in den letzten Wochen angesichts der gestiegenen Unsicherheit der Marktteilnehmer angestiegen. Sie befinden sich aber noch immer auf historisch relativ niedrigen Niveaus und entschädigen nicht für die ebenfalls gestiegenen Konjunkturrisiken. Wir empfehlen in diesem Anleihesegment weiterhin defensiv zu bleiben und sich von den optisch hohen Verfallsrenditen nicht verführen zu lassen.

Alternative Anlagen: Krypto-Fantasie vorerst verpufft

• Der Bitcoin konnte sich in den letzten Wochen von seinem Schwächeanfall im Februar nicht nachhaltig erholen. Der Preis der wichtigsten Kryptowährung blieb unterhalb von 90‘000 US-Dollar. Selbst die Einlösung des Trumpschen Wahlversprechens

– die Ankündigung einer strategischen Reserve für Digitalwährungen –genügte nur für ein kurzes Aufbäumen der Kurse im Wochenendhandel, bevor es schnell wieder abwärts ging. Damit sich der Bitcoin wieder im sechsstelligen Bereich etabliert, braucht es neue Impulse. Wer um den Jahreswechsel zu Höchstkursen gekauft hat, benötigt nun erst einmal Geduld. Für wahre Krypto-Fans gehört das HODLen allerdings zum Anlegerdasein. Wer sich nicht zu den Krypto-Enthusiasten zählt und dennoch an der jungen Anlageklasse partizipieren möchte, für den gibt es inzwischen auch Alternativen zum volatilen „Buyand-hold“. Krypto-Hedgefonds bieten beispielsweise Renditemöglichkeiten, die nicht auf steigende Kryptopreise angewiesen und zudem zu anderen Anlageklassen unkorreliert sind. Weiter aufwärts ging es im März derweil beim Gold. Auch die psychologische Marke von 3‘000 US-Dollar hat das Edelmetall inzwischen überwunden. Wem die Fantasie für das Potential der Rally fehlt, dem empfiehlt sich ein Rückblick auf den Bullenmarkt von 1999 bis 2011 –damals stieg der Goldpreis um mehr als 600%.

Währungen: Trendwende beim Euro?

• EUR/USD: Der EUR/USD-Kurs hat die erwartete Trendwende im März dynamisch und überzeugend abgeschlossen. Der massive Renditeanstieg deutscher (europäischer) Staatsanleiherenditen hat den bisherigen Zinsnachteil gegenüber den USA deutlich reduziert, gleichzeitig haben sich auch die erwarteten Wachstumsdifferenzen zu Gunsten des Euro entwickelt. Eine Phase der Konsolidierung wäre demnächst nicht ungewöhnlich, bevor ein weiterer Aufwärtsimpuls einsetzen könnte.

• GBP/USD: Die von US-Präsident Trump gewünschte Dollarschwäche ist seit Jahresbeginn auch gegenüber dem britischen Pfund präsent. Fundamental gibt es mit Blick auf die (Unter)Bewertung des Pfunds langfristig genügend Luft für weitere Avancen des GBP/USD-Kurses. Die tendenziell stagflationären britischen Wirtschaftsdaten, welche an sich für eine schwächere Währung sprechen, sind derzeit nicht der Haupttreiber des Währungspaares. Die US-Politik dominiert auch hier.

• EUR/CHF: Auch gegenüber dem Schweizer Franken machte der Euro Anfang März einen Sprung nach oben. Mit etwas Abstand betrachtet hat sich im Chartbild über das letzte halbe Jahr nun ein runder und möglicherweise tragfähiger Boden ausgebildet. Ein zu starker Franken ist für die SNB demnächst womöglich nicht mehr das grösste Problem. Die Zinssenkung im März auf 0.25% markiert daher wahrscheinlich den Endpunkt im Schweizer Zinssenkungszyklus. Eine echte Frankenschwäche droht nun dennoch nicht sofort. Dafür bräuchte es auch realisiert stärkeres Wachstum um Euroraum und ein Ende der Zoll-Unsicherheiten.

Erst himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt – die Achterbahnfahrt der Gefühle gehört zum Leben eines Börsianers dazu. Wiederkehrend sind auch die Muster und Signale, die aus der Psychologie der Anlegermassen resultieren. Zuletzt hat das Stimmungspendel der US-Anleger wieder einmal nach unten ausgeschlagen.

Denn die unorthodoxe und unberechenbare Arbeitsweise des 47. US-Präsidenten strapaziert die Anlegernerven auf seltene Weise. Wochenlang waren die Bären unter den Anlegern gegenüber den Bullen in dreifacher Überzahl. Solcher Dauer-Pessimismus ist höchst selten und war in ähnlicher Form zuletzt am Tiefpunkt des Finanzkrisen-Bärenmarkts zu beobachten. Damals war es ein selten ertragreiches Kaufsignal. Dass auch nun wieder ein neuer langer Kursaufschwung bevorsteht, ist angesichts der noch immer hohen Bewertung von US-Aktien sehr unwahrscheinlich. Für eine Stabilisierung der Kurse hat der Bären-Überhang aber bereits gesorgt. Wenn alle Anleger verkauft haben, geht es an der Börse regelmässig wieder aufwärts – zumindest kurzfristig…

Chart unter der Lupe

Rekordhohe Cash-Quote | Weiss Warren Buffett mehr? Anteil von Optimisten („Bullen“) und Pessimisten („Bären“) an US-Privatanlegern

Quellen: Bloomberg, Kaiser Partner Privatbank

Thema im Fokus

Wasser: Lebenselixier und strategischer Rohstoff

In Zeiten des beschleunigten Klimawandels und steigender Umweltbelastung wird Wasser zu einem immer knapperen, strategischen Rohstoff. Doch es ist nicht nur ein Lebenselixier, auch Umweltkatastrophen und geopolitische Konflikte stehen im Zusammenhang mit Wasser. Als Oldtimer der Nachhaltigkeit bietet das Thema für Anleger grosses Potential. Investitionen in innovative Wasserunternehmen generieren nicht nur eine finanzielle Rendite und Diversifikation, sondern auch eine gesellschaftliche Dividende.

Wasser scheint in unseren Breiten im Überfluss vorhanden. Global betrachtet ist (Trink)Wasser aber ein rares und immer knapper werdendes Gut.

Umweltbelastung und gesellschaftliche Verantwortung Wasser scheint in unseren Breiten im Überfluss vorhanden. Global betrachtet ist (Trink)Wasser aber ein rares und immer knapper werdendes Gut. Die wachsende Umweltverschmutzung durch Industrieabfälle, Chemikalien und Plastik belastet die Wasservorkommen weltweit. Gleichzeitig führt der Klimawandel zu extremen Wetterereignissen wie Dürren, Überschwemmungen und schweren Stürmen, die den natürlichen Wasserhaushalt durcheinanderbringen und die ohnehin angespannte Wasserversorgung weiter belasten. Die Übernutzung von Wasserressourcen durch Landwirtschaft, Industrie und den urbanen Raum verschärft das Problem zusätzlich und gefährdet ganze Ökosysteme. Diese ökologischen Herausforderungen haben weitreichende soziale Implikationen: In vielen Entwicklungsländern haben Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, was zu gesundheitlichen Risiken wie Cholera und Typhus und einer hohen Kindersterblichkeit führt. Gerade Frauen und Mädchen leiden besonders, da sie oft für die Beschaffung von Wasser verantwortlich sind und dadurch Bildung und Berufsmöglichkeiten verpassen – buchstäblich steht ganzen Gemeinschaften „das Wasser bis zum Hals“. Investitionen in sauberes

Die Quellen versiegen | Die globalen Wasserressourcen sinken stetig Wasserverfügbarkeit pro Person (1961 =100)

Wasser könnten laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr bis zu 1,6 Millionen Todesfälle verhindern. Das Engagement von Regierungen und Unternehmen ist beim Thema Wasser sowohl wirtschaftlich unabdingbar als auch ethisch geboten.

Wasserknappheit: Vom Durst der Künstlichen Intelligenz…

Auch im Technologiesektor spielt die Ressource Wasser eine immer bedeutendere Rolle. Besonders der rasante Aufschwung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Cloud-Technologien treibt den Wasserverbrauch in die Höhe, da leistungsstarke Rechenzentren enorme Mengen an Energie verbrauchen und entsprechend effizient gekühlt werden müssen. Zwar kann ein Teil dieses Wassers recycelt werden, die Verluste aufgrund von Verdunstung sind aber erheblich. Zudem ist die Wasserentnahme für Rechenzentren oft regional konzentriert, was in wasserarmen Gebieten wie dem US-Bundesstaat Arizona oder in Teilen Spaniens zusätzliche Herausforderungen schafft. Und so wächst der Druck auf die Technologieunternehmen nachhaltigere Methoden zu entwickeln. Geschlossene Kühlsysteme, Regenwassernutzung und sparsame Verdunstungstechnologien gelten als vielversprechende Lösungen um den Durst der Künstlichen Intelligenz zu stillen, ohne die globalen Wasserressourcen weiter zu belasten. Zudem spielt die Standortwahl eine immer grössere Rolle, um Wasservorräte zu schonen. Gleichzeitig fordern Investoren und die Öffentlichkeit Transparenz: Unternehmen sollen ihren Wasserverbrauch offenlegen und Strategien zu dessen Reduktion vorstellen.

…und Trinkwasser aus dem Meer Mehr als 97% des Wassers auf der Erde ist nicht süss und trinkbar, sondern salzig und ungeniessbar. Daher gilt die Meerwasserentsalzung als einer der vielversprechendsten Ansätze, um den globalen Wasserstress nachhaltig zu entschärfen. Fortschritte in Bereichen wie der Reverse-Osmose und innovativen Membrantechnologien ermöglichen es, Salzwasser immer effizienter aufzubereiten. Der hohe Energiebedarf dieser

Anlagen war lange Zeit ein Nachteil, doch erneuerbare Energien und Wärmerückgewinnung senken den Verbrauch mittlerweile um bis zu 40%. Beispiele wie Israel und Singapur zeigen, wie sich durch eine Kombination aus Entsalzung, nachhaltigem Wassermanagement und Recycling fast autarke Wasserkreisläufe schaffen lassen. So können traditionelle Süsswasserquellen entlastet und regionale Engpässe abgefedert werden. Damit sich solche Lösungen global durchsetzen und die Wasserinfrastruktur resilienter werden kann, braucht es konsequente Forschung und Investitionen in eine umweltverträgliche Ausweitung dieser Technologien.

Wasser als Wachstumsfaktor… Wasser ist eine treibende Kraft des wirtschaftlichen Fortschritts. Von der Nahrungsmittel- und Textilindustrie über die Halbleiterfertigung bis hin zu KI-gestützten Rechenzentren: Quasi jede Branche ist auf eine sichere Wasserversorgung angewiesen. Die schwindende Verfügbarkeit des „blauen Goldes“ wirkt sich unmittelbar auf die Produktionskapazitäten ganzer Industriezweige aus und kann das Wirtschaftswachstum in betroffenen Regionen nachhaltig bremsen. Versiegen die Quellen, stocken Produktion und Wirtschaftswachstum. Die OECD warnt, dass die sich verschlimmernde Wasserkrise die globale Wirtschaftsleistung bis 2050 um 8% reduzieren könnte. In manchen Entwicklungsländern könnten die Wachstumseinbussen gar bei 15% liegen. Bereits heute verursacht veraltete Wasserinfrastruktur ökonomische Kosten von jährlich 470 Milliarden USDollar.

…und Risikofaktor

Wasser ist aber nicht nur ein Wachstums-, sondern auch ein Risikofaktor. Laut Berechnungen der Weltbank verursachen urbane Überschwemmungen und Hochwasserschäden jährlich Kosten in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar. Während sich Bauherren fragen müssen, ob sie in von Wasserrisiken bedrohten Landstrichen noch bauen wollen, wägen Versicherungen zunehmend ab, ob sie diese Risiken künftig weiterhin versichern wollen. Auch für andere Unternehmen wird Wasser zunehmend ein strategisch relevantes Thema, das proaktives Management erfordert. Nicht nur wachsen die regulatorischen Anforderungen, bei deren Nichteinhaltung Strafen drohen. Wenn Firmen in ihrem Wassermanagement die Nachhaltigkeit vernachlässigen, steht auch ihre Reputation sowie das Vertrauen von Investoren, Kunden und der Öffentlichkeit auf dem Spiel.

Auch bei geopolitischen Konflikten ist Wasser beziehungsweise dessen Knappheit immer öfter die Ursache. Ein Beispiel dafür ist der Grosse Äthiopische Renaissance-Staudamm, dessen Bau die ohnehin fragile Beziehung zwischen Äthiopien, Ägypten und dem Sudan weiter belastet, weil sinkende Wasserstände des Nils die Existenzgrundlage unzähliger Menschen bedrohen. Im Iran wiederum treiben anhaltende Dürreperioden, verschärft durch jahrzehntelanges Missma-

Nur 2.5% des Wassers auf der Erde ist Süsswasser… | …und 70% davon ist in Eis gebunden Wo befindet sich das Wasser der Erde?

USGS, Kaiser Partner Privatbank

Naturgewalt | Wasser ist der grösste natürliche Risikofaktor Ursache wirtschaftlicher Schäden durch klimabedingte Katastrophen, 1970-2021

Erdrutsch 1%

Dürre 6%

34%

Hochwasser 57%

Extreme Temperatur 2%

Quellen: World Meteorological Organization, Kaiser Partner Privatbank

nagement, die Bevölkerung auf die Strasse, während Wasserknappheit ganze Regionen entvölkert und den sozialen Unfrieden befeuert. Selbst in den USA wird die Übernutzung des Colorado River zunehmend zur Belastungsprobe, da dramatische Wassereinsparungen unumgänglich werden und sowohl die Landwirtschaft als auch städtische Versorgungsnetze an ihre Grenzen kommen. Diplomatisches Geschick und vorausschauende politische Strategien sind gefragt, um Eskalationen zu verhindern und langfristige Stabilität zu gewährleisten.

Oldtimer der Nachhaltigkeit

Wasser kann unberechenbar und gewaltig sein. Seit Jahrzehnten macht sich der Mensch die Kraft des Wassers aber auch zu Nutze. Als Oldtimer der nachhaltigen Energieversorgung überzeugt Wasser als konstante, verlässliche sowie gleichzeitig flexibel einsetzbare Energiequelle, die auch in einer „Dunkelflaute“ (keine Sonne, kein Wind) nicht versiegt. Wasserkraft trägt zur Versorgungssicherheit bei und ist ein unschätzbares Rückgrat der Energiewende. Prominent vertreten ist das Thema Wasser auch in den Nachhaltigkeitszielen (SDGs) der Vereinten Nationen, durch die es sich aufgrund seiner sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Relevanz wie ein blaues Band zieht.

Wasser kann unberechenbar und gewaltig sein. Seit Jahrzehnten macht sich der Mensch die Kraft des Wassers aber auch zu Nutze.

Quellen:
Ozeane Süsswasser
Sturm

Im Nachhaltigkeitsziel Nummer 6 (sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen) wird Wasser auch explizit erwähnt. Leider ist es noch lange nicht erreicht. Obwohl der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen ein grundlegendes Menschenrecht ist, blieb dieses Fundament für Gesundheit und Wohlbefinden im Jahr 2022 noch immer 2.2 Milliarden Menschen verwehrt.

Wasserkraft… | …erzeugt 14% des weltweiten Strombedarfs Prozentualer Anteil an der Stromerzeugung

Quellen: Ember, Kaiser Partner Privatbank

Branchenfokus | Industrie und Versorger sind übergewichtet Branchengewichtung von wasserorientierten Indizes gegenüber einem breiten Index

Industrie Versorgung

Grundstoffe Technologie

Konsumgüter

Immobilien

Verbrauchsgüter Finanzen

Gesundheit

Kommunika on Energie

Quellen: MSCI, S&P Global, Kaiser Partner Privatbank

Ähnliche Performance | Aber ein besseres Gewissen Performance von wasserorientierten Indizes gegenüber dem Weltaktienindex

Quellen: Bloomberg, Kaiser Partner Privatbank

Investieren mit Tiefgang Auch im Hinblick auf die nachhaltige Geldanlage ist die Wasser-Thematik etabliert. Die ersten „Wasserfonds“ wurden bereits vor rund 25 Jahren aufgelegt. Sie engagieren sich schwerpunktmässig in Unternehmen mit Bezug zu Wasserversorgung, Wassertechnologie und Umweltdienstleistungen. Die Branchen Versorgung und Industrie machen in der Regel mehr als 80% eines typischen „Wasserportfolios“ aus. Es kombiniert damit sowohl defensive als auch offensive Qualitäten und verspricht auf dem Papier ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis. Jedoch gibt es die vermeintlich gute risikoadjustierte Rendite aufgrund der hohen Sektorenkonzentration nur unter Inkaufnahme eines erhöhten „Tracking Errors“ gegenüber dem Weltaktienmarkt (z.B. MSCI All Country World Index). Wenn das Performanceversprechen denn überhaupt eingehalten wird...

Denn zwar macht aktives Management gerade bei einem Themenfonds in der Theorie viel Sinn – es ermöglicht auf Subtrends zu reagieren und fundamental starke/schwache Unternehmen über- oder unterzugewichten. In der Praxis gelingt es der Mehrheit der Wasser-Manager aber nicht die relativ simplen, passiven Wasserindizes zu schlagen. Anleger müssen sich daher überlegen, ob sie die Fähigkeiten haben die besten Manager identifizieren zu können oder die aussichtsreichere und zugleich kostengünstigere Alternative eines Wasser-ETF bevorzugen sollen. Eine dritte Variante, die allerdings nur für aktive Anleger in Frage kommt: Weder Fonds noch ETF, stattdessen selektiv einzelne Wasseraktien auswählen – auf diese Weise spart man sich die Gebühren der Produkte, trägt das Risiko des aktiven Managements aber selbst. Welche Variante ein Anleger am Ende auch wählt. In Zeiten hoch bewerteter US-Technologieaktien setzt ein „Wasserportfolio“ nicht nur ein diversifizierendes Gegengewicht. Es trägt womöglich auch zu einem besseren Anlegergewissen bei.

Die letzte Seite Anlageklassen

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Herausgeberin: Kaiser Partner Privatbank AG Herrengasse 23, Postfach 725 FL-9490 Vaduz, Liechtenstein HR-Nr. FL-0001.018.213-7

T: +423 237 80 00, F: +423 237 80 01

E: bank@kaiserpartner.com

Redaktion: Oliver Hackel, Senior Investment Strategist

Design & Druck: 21iLAB AG, Vaduz, Liechtenstein

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