7 minute read

Steffi Colopy: Naturwissenschaften an der DSW-eine (R)EVOLUTION

Naturwissenschaften an der DSW eine (R)EVOLUTION

Steffi Colopy

Advertisement

Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können. (Konfuzius, chin. Philosoph, 551-479 v. Chr.)

Was hat der alte Konfuzius mit dem naturwissenschaft- lichen Unterricht an der DSW zu tun?

Im Jahre 1995 kam ich als Gymnasiallehrerin für die Fächer Biologie und Sport an die DSW und wurde so Teil des

Wissenschaftler-Teams der Biologen, Chemiker und Physiker.

Der naturwissenschaftliche Unterricht fand von Klasse 5 bis 10, aufgeteilt in seine Einzelwissenschaften, auf hohem Nivau statt. In den Oberstufenklassen 11 bis 13 konnten sich Schülerinnen und Schüler in dreistündigen Grund- und fünfstündigen Leistungs- kursen (fast) nach Belieben ein naturwissenschaftliches Profil anlegen. Wer insbesondere einen Leistungskurs mit Erfolg abschloss, konnte mit etwas Glück sogenannte credits für ein Studium an einer amerikan- ischen Universität gutgeschrieben bekommen und damit Zeit und Geld auf dem weiteren Bildungsweg einsparen. Seit 2009 ist es uns gelungen, jährlich das Zertifikat des amerikanischen College Boards zu bekommen, das unsere Kurse als Advanced Placement Course anerkennt. Mit der räumlichen Ausstattung für den natur-

3. Klässler (2009) bei der Untersuchung von Eulengewöllen. Sie haben sich die Frage gestellt "Was fressen Eulen in Nordamerika?"" Die Ergebnissse ihrer Forschungen werden in einer 12-seitigen Arbeit dokumentiert mit der sie am 1."Schüex" Schulwettbewerb an der DSW teilnehmen. wissenschaftlichen Unterricht sah es dagegen weniger rosig aus. Der Physik- und insbesondere der Chemieraum entsprachen nur bedingt den Anforderungen an einen modernen und sicheren Fachraum. zimmer Musiksaal Biologie wurde im ehemaligen Vorstands- unterrichtet, welches notdürftig vom abgetrennt worden war und nicht immer allen Schülern Sitzgelegenheit bot. Letzteres änderte sich durch die schrittweise Anschaffung von langen Experimentiertischen und einer modernen Schrank- wand (2007) für die Biologie-Sammlung. Die musikalische Untermalung biologischer Themen aus dem benachbarten Musiksaal wird jedoch auch noch den diesjährigen Abiturienten als eine Besonderheit an der DSW in Erinnerung bleiben.

Die räumlichen Bedingungen hielten die immer wieder wechselnden naturwissenschaftlichen Kollegen jedoch nicht davon ab, neue Ideen der Unterrichtsgestaltung auszuprobieren und umzusetzen. So startete 1999 das Projekt Naturwissenschaften in Klasse 5 ganz vorsichtig mit einer Doppelstunde pro Woche. Das Ziel war, Themen aus der Chemie und der Physik schon in der Jahrgangsstufe 5 mit dem traditionellen Biologieunterricht zu verbinden und altersgerecht zu präsentieren. Im gleichen Jahr überzeugte uns Dr. Heinz Klippert während einer Fortbildung von moderner Teamarbeit und einem Methodentraining für

Neues Wissenschaftsgebäude (2011): Klasse 4b freut sich auf die erste Nawi-Stunde im neuen Fachraum. Ihre Sachkunde- Lehrerin Frau Kohoutek hat für jedes Kind eine leuchtende Nawi-Mappe vorbereitet.

Schüler. Die DSW begann auch im naturwissen- schaftlichen Bereich zu klippern . Der oder Lehrer erklärt und auch nicht, und erläutert, die nur hin und Schüler wieder verstehen sorgt ein Experiment für Abwechslung . So beschrieb der Der Spiegel (49. Ausgabe/2007) den naturwissenschaft- lichen Unterricht an noch vielen Schulen in den deutschen Bundesländern anderer Wind. an unserer Schule weht ein Dass es dabei nicht nur bei einem kleinen Lüftchen blieb, haben wir besonders Karin Bunsas zu ver- danken, die als Biologie- und Chemie-Lehrerin im Jahr 2000 als ADLK (Auslands- dienstlehrkraft) an die Schule gekommen war. Die Schulleitung initiierte den Ausbau der Stundentafel, die Unterrichtszeit für den natur- wissenschaftlichen Anfängerunter- richt in den Klassen 5 und 6 wurde verdoppelt, ein anspruchsvolles Curriculum für das wissenschaften erstellt und damit der einem naturwissenschaftlichen Profil der Fach Natur- erste Schritt zu DSW getan. Doch das Wichtigste an jeder Bildungseinrichtung ist der Unterricht: Hier hieß arbeiten in Teams es ab und jetzt Hands-on lernen nach , die Kinder der wissen- schaftlichen Methode selbständig ein Problem zu lösen. (Wir nähern uns Konfuzius.)

Karin Bunsas, Leiterin des Projekts "Natur- wissenschaften an der Grundschule"

Töne sehen

, Flügel steigen lassen

,

Luft ist nicht nichts , das sind Themen, seither beschäftigen. mit denen sich die Kinder

Das Konzept war bei Kindern und Eltern so erfolgreich, dass der Schulvereinsvorstand im Schuljahr 2005 die Mittel zur Verfügung stellte, das Fach schaften auch in Klasse 4 zu unterrichten. Naturwissen-

Im Frühjahr 2008 besuchte Frau Christina Bergmann von der Deutschen Welle DSW und berichtete über ihre Erfahrungen:

Piep, Piep, Piep

Vier Küken piepsen aufgeregt in einem großen Karton direkt neben der Tafel im Klassenraum der 4b und scharren auf dem Boden. Sie sind erst vor wenigen Tagen geschlüpft im Klassenraum. Klassenlehrerin Eva Kohoutek Zwölf von Hühnereier hatte einem Bauernhof geholt und in eine Brutmaschine gelegt.

Der Radiosender "Deutsche Welle" berichtet 2008 über den naturwissenschaftlichen Unterricht an der DSW zum Thema "Rund ums Hühnerei": Schülerin der 4b mit einem neu geschlüpften Küken.

Rund ums Ei" ist eines Naturwissenschaftlichen Unterrichts der Projekte des (Nawi) in den vierten Klassen der DSW. Was die Kinder dabei beobachten und lernen, geht über den üblichen Stoff der vierten Klasse hinaus. Die räumliche Nähe von Grund- und Weiterführender Schule wird hier genutzt, damit Lehrerinnen und Lehrer aus beiden Schulen das Projekt intensiv betreuen können. Sie treffen sich wöchentlich zu Besprechungen.

Themen aus Physik, Biologie und Chemie der fünften Klasse werden vorgezogen und altersgerecht präsentiert.

. . . Die Vorteile: Die Kinder erlernen experimentelles Arbeiten sehr frühzeitig, sie müssen sich an Arbeitsanweisungen halten und im Team arbeiten und der Spaß an naturwissenschaftlichen Entdeckungen bleibt erhalten.

. . . Alle zwei Wochen haben die Kinder zwei Stunden Unterricht, den die Klassenlehrerin nicht allein gestaltet. Der Wunsch der Grundschulkollegen war 'Teamteaching', weil sie mit diesen Inhalten nicht vertraut sind . . .

Voll süß

Die Schülerinnen und Schüler der 4b sind derweilen immer Kinder noch beim Thema die vier Küken am Ei Louis ist nächsten Tag traurig, weil die wieder abgeben müssen. Ich finde es schade", sagt er und ergänzt: Aber

Unterricht im Nawi-Raum zum Thema "Wasser" (2011): 4. Klässler beim Versuchsaufbau und Anzünden eines Bunsenbenners.

das Projekt finde ich ganz toll. Die sind nämlich voll süß."

Das Programm beginnt in jedem Jahr mit einer Kinder-Uni, führt uns ins Baltimore Science Museum und hat seinen Höhepunkt mit einem Wissenschaftler- Kongress , bei dem die 4. Klässler Ideen für eine Wasserentsalzungsanlage austauschen, um einem Land mit Wüstenklima bei der Herstellung von Trinkwasser zu helfen.

Wir wissen heute, dass nicht das Lernen von theoretischem Wissen, sondern die eigene Auseinandersetzung mit dem Thema, das genaue Beobachten, eigenes Erfragen, Erarbeiten und Beantworten zu dem gewünschten und erfolgreichen Lernerfolg führt. So heißt es im Vorwort zu Prof. Blumes (Uni Bielefeld) Bildungsserver, der eine Fund- grube für unsere Experimente und Unterrichtsideen ist.

Wir haben Konfuzius fast erreicht! Genau das ist unser Motto in der Arbeitsgemeinschaft Schüler experimen- tieren (Schüex), die es unter meiner Leitung und mit der Unterstützung insbesondere der Grundschulleiterin Frau Mielke seit 2009 an der DSW gibt.

Wie funktioniert ein Luftkissenfahrzeug? Kaugummikauen beim Konzentrieren? und

Hilft Was mögen Ameisen? die Kinder der Das sind 3. bis 6. einige der Fragen, denen Klassen in diesem Jahr nachgehen wollen. Sie überlegen in kleinen Teams selbst, wie man Experimente zur Beantwortung aufbauen muss, fertigen eine schriftliche Arbeit zu

Unterricht im Nawi-Raum zum Thema "Wasser" (2011)

ihrem Thema an und gestalten eine Präsentation ihrer Ergebnisse vor einer Jury. Das Ganze ist ein Wettbewerb, bei dem die Mini-Forscher natürlich auch Preise gewinnen können. Der Hintergrund? Die anfängliche Neugier wird in Interesse umgewandelt und so lernen die Kinder, die Welt besser zu verstehen. Als Lehrkraft kann man sich unter die Forscher mischen, erstaunt sein und sich über die Ergebnisse freuen.

Auch die Eltern stehen hinter dem Programm der Naturwissenschaften. So erklärte mir der Vater eines Sechstklässlers nach einer Laseroperation am Auge: Ich bin erstaunt, wie viele Menschen sich ohne jedes Interesse und Wissen auf eine Operation einlassen. Zu denen gehöre ich glücklicherweise nicht. Mein Sohn hat mir das Problem der Altersweitsichtigkeit genauestens erklärt.

Dass die Eltern der DSW nicht nur stolz auf den Erfolg ihrer Kinder sind, sondern auch bereit sind, ihren Beitrag zu leisten, zeigt sich an vielen Stellen, aber besonders in der finanziellen Unterstützung, die das naturwissenschaftliche Programm an der DSW erst möglich macht. Nach jahrelanger harter Arbeit des Vorstandes und vieler engagierter Eltern hat der Schulverein den Bau eines modernen Wissenschafts- gebäudes verwirklicht.

Das ist eine Investition in die Zukunft, die auch Konfuzius gutheißen würde.

This article is from: