Eine Patene in Washington mit Darstellung der Verteilung von Brot und Wein an die Apostel stammt aus einem Schatzfund, zu dem neben Kelchen und Fächern wahrscheinlich eine weitere Patene mit demselben Bildthema gehört hat. Diese befindet sich in Istanbul und soll aus dem Ort Stuma stammen, der nahe bei Riha liegt. Auf dem flachen Rand der Patene aus Riha befindet sich eine griechische Inschrift: ΥΠEP AΝΑΠΑΥCΕωC CΕΡΓΙΑC ΙωΑΝΝOΥ Κ(αι) ΘΕOΔOCΙOΥ Κ(αι) CωΤΗΡΙΑC ΜΕΓΑΛOΥ Κ(αι) ΝOΝΝOΥ Κ(αι) ΤωΝ ΑΥΤωΝ ΤΕΚΝωΝ – »Für den
Seelenfrieden der Sergia, der Tochter des Johannes, und des Theodosius, und für die Rettung des Megalos und der Nonnous und ihrer Kinder.« Die Wortwahl unterscheidet zwischen der Fürbitte für Verstorbene und der Bitte der lebenden Stifter für sich selbst und ihre Kinder. In der Darstellung tritt Christus zweimal auf. Er steht hinter einem Altar mit liturgischen Geräten und spendet auf der linken Seite dem ersten von sechs Aposteln den eucharistischen Kelch und auf der rechten Seite dem ersten der übrigen sechs Apostel das Brot. Diese zweigeteilte Form der Austeilung der Eucharistie an die Apostel ist im Codex Rossanensis
(S. ) auf zwei ganzseitige Miniaturen verteilt und von den biblischen Einsetzungsworten begleitet (Matthäus XXVI 26–28). Sie geht vermutlich auf die Ausmalung der Apsis einer Kirche zurück. Im Bild der Patene aus Riha steht hinter der Eucharistieszene eine Säulenarchitektur, auf deren Architrav zwei Lampen stehen. Der Muscheldekor des Bogens erinnert an ein Ciborium (ein Altarüberbau) über dem Altar (das bei der Patene aus Stuma deutlicher zu erkennen ist). Unter dem Hauptbild sind eine Griffschale (trulla) und ein Krug dargestellt. Wie bei zahlreichen Silberobjekten des 6. und 7. Jhs. befinden sich auf der Unterseite der Patene fünf Kontrollstempel unterschiedlicher Form, mit denen vor der Ausarbeitung des Dekors die Reinheit des verwendeten Silbers bestätigt wurde. Durch das kaiserliche Monogramm ist die Datierung in die Zeit Justins II. (565–578) gesichert. Der Stifter Megalos war ein hochrangiger Beamter am Kaiserhof in Konstantinopel und zeitweise in der Finanzverwaltung für die Anbringung der Stempel verantwortlich. Stempel mit seinem Namen finden sich auf weiteren Objekten, beispielsweise der Patene aus Stuma und einer Hängelampe in Riggisberg.
9c. Metallarbeiten des Privatlebens Die Largitionsschalen von Kaisern wurden bereits oben behandelt (S. ), ebenso die Schale des Konsuls Ardabur Aspar (S. ). Doch blieben auch Arbeiten zu privatem Gebrauch erhalten, die zum Teil sehr qualitätvolle Beispiele des spätantiken Kunsthandwerks darstellen. Der Schatzfund aus Augusta Raurica (Kaiseraugst) stellt mit einem Gewicht von 57,5 kg eine der größten Sammlungen spätrömischen Silbers dar. 75 der 270 Objekte gehören zum silbernen Tafelgeschirr. Als letzte Besitzer bezeichnen gepunzte Angaben zwei höhere Offiziere, von denen einer Marcellianus hieß. Da sich unter den Funden eine Largitionsschale des Kaisers Constans zu seinen Vicennalien im Jahre 342/43 und außerdem zwei Silberbarren des Magnentius (350/51) befinden, könnten diese Kaiser ihre Dienstherren gewesen sein. Warum sie nach dem Sieg des Constantius II. über Magnentius ihren Besitz vergruben, wissen wir nicht. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit den Einfällen der Alamannen zwischen 351 und 353, die das Lager von Raurica zerstörten.
(Abb. 191). Der Dekor im zentralen Rundfeld und auf dem erhöhten Rand wurde ziseliert und mit Niello gefüllt. Die acht Bildfelder des Randes sind abwechselnd mit geometrisch-pflanzlichen Motiven und Jagdszenen geschmückt. Bei letzteren sind zwischen Bäumen und Sträuchern Jäger zu Pferde und zu Fuß mit ihren Hunden bei der Jagd auf Bären, Eber, Hirsche und Hasen gezeigt. Das mittlere Medaillon enthält in der oberen Hälfte eine Ansammlung von Bauten mit Giebeldächern und Kuppeln, zu denen eine doppelseitige Rampe am Meeresufer Zugang bietet. Da zu spätantiken Stadtdarstellungen eine umgebende Stadtmauer gehört, ist das Ensemble als eine prunkvolle Villa anzusehen, deren zusätzlicher Luxus in der Lage am Wasser besteht. Dessen Oberfläche ist mit einer reichen Meeresfauna und mehreren Booten bedeckt, aus denen ein oder zwei geflügelte Eroten mit Netzen und Angeln fischen.
Bei der achteckigen Achilles-Platte ist auch der figürliche Dekor des Mittelmedaillons und des Rahmens von unten getrieben, Details sind anschließend von oben nachgearbeitet (Abb. 193). Ein Fußring ist angefügt. Auf der Unterseite sind zwei Gewichte angeNachdem die Meerstadtplatte aus einer Silberplatte geben; das niedrigere nennt den Endzustand, das getrieben war, wurde ihr ein flacher Fuß angesetzt höhere dürfte das Rohgewicht der Platte bezeichnen. 212
Abb. 191. Cleveland, Ohio, The Cleveland Museum of Art, Inv. 50.378. Kelch, Silber, getrieben, Höhe 16,8 cm, Durchmesser 13,5–13,8 cm.