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Das Superbeispiel: Bahnlärm im Rheintal

Die zehn wichtigsten Gründe, um Menschen, Städte und Regionen vor Lärm zu schützen

1. Erhalt der Gesundheit und einer natürlichen Lebenserwartung

2. Steigerung von Lebensqualität und Leistungsvermögen

3. Wertsteigerung bei Immobilien und Verfügbarkeit von Kapital durch Rendite

4. Positive Regionalentwicklung durch Zuzug anstatt Entvölkerung und Verfall

5. Aufbau und Ausbau städtischer und regionaler Infrastruktur.

6. Steigerung von Wirtschaftskraft und Produktivität

7. Nutzung natürlich vorhandener Ressourcen für Freizeit und Tourismus

8. Nutzung und Bewahrung von Denkmälern und kulturellem Erbe

9. Erschließung von Arbeitsplätzen in der Multibranche Tourismus

10. Wahrung von Grundrechten und Entlastung des Gesundheitssystems

So einfach ist es, diese Ziele zu erreichen:

• Tempolimit in den Wohngebieten 50 km/h

• Gepflegte Räder und Schienen

• akustische Grenzwerte für Fahrzeug- und Schienenwegzulassungen festlegen/einhalten

• und regelmäßig überprüfen

Fertig ist!

Die zehn wichtigsten Gründe zeigen auf, was durch Bahnlärm verhindert wird. Die Potenziale zur Erreichung dieser Ziele liegen in der Region, ihren Städten, Betrieben und Gewerken sowie in der wunderschönen Natur- und Kulturlandschaft, ein Welterbe der Menschheit. Gefordert ist nicht mehr als ein ordentlicher Bahnbetrieb, so wie man es von einer funktionierenden Eisenbahn erwarten darf. Doch es wird stattdessen weiter getäuscht, getrickst, verzögert, vertagt und auf die lange Bank gestreckt. Dabei ist es nicht mehr als „Selbstverstümmelung und Staatsruin“, wenn man die Gesundheit der eigenen Bevölkerung dem Goldenen Kalb einer nicht enden wollenden Gier des Sektors und der Kapitalmacht opfert. Das kann dann auch der Bahn das Leben kosten!

Das Superbeispiel: Bahnlärm im Rheintal

Monolog: Frank H.M. Gross

Im Schienengüterverkehr konzentriert sich der meiste Verkehr auf die europäischen Korridore – ein von langer Hand geplantes Vorgehen, das vollkommen an Bürgern*innen und betroffenen Regionen vorbei geplant und realisiert wurde. Wir illustrieren es am Beispiel Rheingau und Oberes Mittelrheintal.

Ausgangspunkt für die besonders hohen Belastungen im Oberen Mittelrheintal ist die 2002 fertig- gestellte ICE-Strecke Köln – Frankfurt. Als schnelle Verbindung für den Personenverkehr, nutzbar nur für bestimmte ICE-Züge, hat sie den Personenfernverkehr weitgehend aus dem Rheintal geholt, um Kapazität zu schaffen für den Schienengüterverkehr. Gleiches Ziel haben z.B. die S-Bahn-Gleise von Troisdorf nach Bonn-Oberkassel, die ebenfalls Personenverkehr von der Hauptstrecke nehmen sollen, um noch mehr Güterverkehr dort abwickeln zu können. Auch gewisse Einzelprojekte wie die Tunnel in Oberwesel waren angedacht, um Eng- und Gefahrenstellen zu beseitigen für noch mehr Güterverkehr.

Im Januar 2003 begann dann eine auf 80 Mio. Euro geschätzte Generalsanierung des Oberbaus im Abschnitt zwischen Köln und Mainz. Insgesamt wurden mehr als 100 Kilometer Gleis neu verlegt und 165.000 Schwellen ausgetauscht. Hinzu kamen riesige Beton-Bauwerke zur Hangsicherung und Auffangnetze für Steinschlag. Man wollte so den zu erwartenden Belastungen entsprechen – ohne dabei an einen angemessenen und wirksamen Schutz der Anwohner zu denken. Eine „Von-der- Stange“-Sanierung nach bahneigenem Maßnah- menkatalog war entsprechend nicht mehr als eine „lärmunwirksame Verunstaltung“ der Gegend mit bis heute ausstehender Nachbesserung.

Im Jahr 2010 hat es eine UBA-Studie gegeben, die eine Entlastung über die Rhein-Sieg-Strecke empfahl. Weitere solcher Studien folgten mit dem gleichen Ergebnis. Auch hier ist seit den Zerstörun- gen im 2. Weltkrieg nichts geschehen und die Strecke ist teilweise nur eingleisig befahrbar. Längst hätte man mehr Schienengüterverkehr tagsüber abwickeln können, hätte man diese wichtige Alternativstrecke kostengünstig instand gesetzt.

Doch heutzutage braucht es keine zusätzlichen Gleise, um den Verkehr zu verdoppeln und zu verdreifachen, das geht auch ohne solche „bau- lichen Maßnahmen“. Die dadurch entstehenden enormen Belastungen für Anwohner, Städte und Regionen streicht man mit dem Hinweis auf Be- standsschutz einfach von der Agenda. Da kommen einem schon Zweifel, wenn die gleiche Kanzlerin nach China und Russland fährt um dort Vorträge über Menschenrechte zu halten.

Hier hat man quasi „über Nacht“ das Allgemeine Eisenbahngesetz geschaffen, das In- und Aus- ländern einen

„diskriminierungsfreien“ Zugang zur Eisenbahninfrastruktur garantiert. Damit hat man zu Beginn des Jahrtausends

den „Lärmkanal“ auf volle Lautstärke aufgedreht, koste es an Menschenleben, was es wolle.

Im Ergebnis ist dies die lauteste und am meisten befahrene Eisenbahnstrecke der Welt, die sich im Canyon des engen Taldurchbruchs Oberes Mittelrheintal zu einem wahren Lärmmonster aufschaukelt. Diskriminiert werden hier nur die Bürgerinnen und Bürger, denen man ihren Schlaf, ihr Leben, ihre Gesundheit und ihre materiellen Grundlagen raubt.

Dramatisch ist an dieser Gesamtsituation nur die Dummheit, mit der Politik und Bahn hier Regionen und Menschenleben zerstören, anstatt mit einfachen und viel weniger kostspieligen Mitteln dafür zu sorgen, dass die Eisenbahn wieder Eisenbahn spielt und nicht „internationaler Großinvestor“ und Steuergeld-Vernichter.

Es könnte alles so einfach sein...

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