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Eisenbahngesetz – die Lizenz zum Töten

20% der Bevölkerung in der EU (80 Mio. Menschen) leiden tagsüber unter Verkehrslärm mit über 65 dB(A). Die Zahlen sind wegen des ständig wachsenden Verkehrs weiter zunehmend.

Menschen, die an lauten Schienen oder Straßen wohnen, haben bereits nach derzeitiger Bewertung ein um 20% erhöhtes Risiko für Herzinfarkte, besonders gefährdet sind 16% der Bevölkerung in Häusern an Schienen und Straßen mit nächtlichen Lärmpegeln von über 55 dB(A) und Pegeln über 65 dB(A) tagsüber. (Rheintal über 95 dB(A) und Lmax = 110 dB(A)).

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Der „Sachverständigenrat für Umweltfragen“ fordert seit Ende der 1990er-Jahre eine nächtliche Höchstgrenze für Verkehrslärm von 55 dB(A) außerhalb der Wohnung. Die WHO-Gesundheitsexperten fordern seit Langem 44 dB(A). Lärmschutz an die Bereitschaft der jeweils Regierenden zu koppeln und „freiwillige Mittel“ bereitzustellen, ist rechtlich und humanitär inakzeptabel. Lärmsanierung ist nicht nur sozial, sondern eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit!

In lärmverseuchten Gebieten ist das Mortalitätsrisiko für lärmbedingten Herzinfarkt mehr als 100-mal größer als für asbestbedingten Krebs, und selbst in stark asbestverseuchten Häusern immer noch 10-mal größer. So fordert die Weltgesundheitsorganisation eine durchschnittliche Obergrenze von 30 dB(A) im Innenraum.

Laut WHO verlieren EU-Bürger/innen jedes Jahr rund eine Million Lebensjahre durch Verkehrslärm.

Wird die Leistungseinbuße mittels erhöhter Konzentration ausgeglichen, führt dies zu erhöhten Ermüdungen. Lärmbedingte Leistungsdefizite bleiben selbst nach Ortswechseln erhalten. Bei Doppelbelastung (z.B. laute Wohnung und laute Schule) sind Leistungsdefizite nach erfolgreicher Lärm- minderung erst nach mehr als einem Jahr zu reduzieren.

Tag und Nacht wälzt sich eine endlose Verkehrslawine über Deutschlands Straßen und Schienen und produziert Dreck, schlechte Luft und Lärm. Menschen macht das krank.

Brücken stürzen ein, Staumeldungen ohne Ende, Entgleisungen und Zugausfälle, Über- nachten auf dem Bahnhof. Im Zug sitzen sie auf den Gängen – und der Minister ruft für seine Lobbyisten: Gebt mir mehr davon, immer mehr!

Wie sollen die Menschen ertragen, was Beton, Asphalt und Stahl nicht mehr tragen können? Wiedervereinigung, Osterweiterung, Globalisie- rung und jede Menge Transport- und Kommuni- kationserleichterungen lassen die Verkehre ex- plodieren. Immer neue Zuführungen, Alpenunter- tunnelung, Fehmarnbelt, Fernosttrassen und Hafenanbindungen über Güterverkehrskorridore. Die Supply Chains der Megakonzerne lagern ihre Waren auf Straße und Schiene, um just in time in jeden Winkel zu liefern. 24 Stunden Lieferservice von Online-Anbietern. Die Folge: ein endloser Strom von Zügen, Lkw, Pkw, Flugzeugen – und mittendrin der Mensch aus Fleisch und Blut!

Wir müssen endlich erkennen, wie sehr dieser Verkehr den Menschen, der Umwelt und dem System schadet, und Maßnahmen ergreifen, um Menschen, Umwelt und System zu schützen.

Kranke Menschen können weder produzieren noch konsumieren. Das haben inzwischen selbst die Finanzgiganten und „Black-Rocks“ der Wall- street erkannt, denn in einer lebensfeindlichen Umwelt gibt es keine Zukunft. Da sagt dann der alte, langgediente Eurpoaabgeordnete von der Mosel: „Ich bin an der Bahn groß geworden, dat hat mir nich jeschadet.“ Brav so, das erwartet man von einem solchen Abgeordneten, der sonst diesen Posten ja auch nie bekommen hätte. Die Quittung liegt inzwischen auf dem Tisch!

Darum heißt es jetzt: Aufwachen, begreifen und handeln – denn so geht es nicht weiter!

Nicht nur Straßen, Brücken und Schienenwege sind für diese Belastungen nicht gebaut, vor allem die Menschen brechen unter Luftverschmutzung und Lärm zusammen. Lärmpegel über 65 dB(A) rund um die Uhr sind abartig. Im Rheintal sind es sogar 75 – 80 dB(A), und real gemessen Maximal- pegel zwischen 90 und 110 dB(A). Das bedeutet auf Dauer „akute Lebensgefahr“ und das Ende der Regionen Mittelrheintal und Rheingau.

Eisenbahngesetz – die Lizenz zum Töten ohne Anspruch auf Lärmschutz und Leben!

Der Gesetzgeber hat mit der Bahnreform von 1994 das Schienennetz für Dritte geöffnet und Bahn- betreibern den Anspruch eingeräumt, zu jeder Tages- und Nachtzeit auf jeder beliebigen Eisen- bahnstrecke fahren zu dürfen. Das steht im kras- sen Gegensatz zum bis heute nicht eingeräumten Anspruch auf Lärmschutz für Bürgerinnen und Bürger an diesen Eisenbahnstrecken. Hier fehlten dann im Gesetzgebungsprozess die „Volksvertre- ter*innen“, die sich der Industrielobby entgegen- stellen, und zwar quer über die Parteienlandschaft. Das ist nicht Volkeswille, das ist Willkür!

Durch den nächtlichen Güterverkehr verkürzt sich die Lebenszeit der Anwohner um 10 – 20 Jahre!

Nicht wenige nehmen Betablocker, nicht wenige haben bereits ein oder zwei Herzinfarkte hinter sich und nicht wenige hat man viel zu früh zu Grabe getragen – wie die Umfrage und Rücksprachen belegen. Nicht ohne Grund spricht die WHO von jährlich einer Million an verlorenen Lebensjahren und alle Gesundheitsstudien belegen die verhee- rende Wirkung von nächtlichen Lärmpegeln ober- halb von 50 dB(A). Am Rhein sind es nicht selten 100 dB(A).

Diese Belastungen sind nicht länger tragbar. Es kommt ein nicht einzuschätzendes Sicher- heitsrisiko hinzu, denn bis zu 50 Jahre alte Waggons transportieren hochexplosive und giftige Stoffe. Am Ende kostet es Menschen- leben und niemand trägt Verantwortung, weil man wieder einmal nicht informiert war und von nichts gewusst hat – „unverantwortlich“ ist das!

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