ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 2013/3

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Österreichische Post AG/sPonsorinG.Post 08Z037821s, Österreichischer inteGrAtionsfonds, schlAchthAusGAsse 30, 1030 Wien

H erb s t 2013

Sie zeigen’S vor Sechs Migranten erklären, warum sie sich engagieren

UnSere Kinder fit für vielfalt machen

Musterprojekt im Burgenland stärkt Zusammenleben in Kindergärten und Schulen

Sinnvoll engagieren – zUSammenleben mitgeStalten Vereine als Orte der Begegnung: So werden Zuwanderer zu Stützen der Gesellschaft


IM KOPF DIE POLITIK, IM HERZEN DIE LESER.

ed i to r i a l

Liebe Leserinnen und Leser, hinter uns liegt ein Sommer der Extreme. Auf die Flut im Juni folgte Dürre im Juli und August. Die Wetterkapriolen bringen freiwillige Helferinnen und Helfer ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Sie engagieren sich in ihrer Freizeit bei Hilfsorganisationen und packen an, wo sie benötigt werden. Wo Menschen zusammenkommen, um gemeinsam Gutes zu tun oder einfach die Freizeit zu verbringen, rückt in den Hintergrund, wo der Einzelne herkommt und welche Muttersprache er hat. Vereine gelten als Schule des Zusammenlebens: Sie bieten Migrantinnen und Migranten wertvolle Freizeitaktivitäten und die Chance, wie von selbst Kontakt zu Einheimischen zu knüpfen.

Welche Rolle spielt ehrenamtliches Engagement für das Zusammenleben?

Tatsächlich bringen Zuwanderer sich jedoch seltener in Vereinen ein als Einheimische. Warum ist das so? Wie können Ehrenamts-Organisationen dieses große Mitgliederpotenzial besser nützen? Und reicht es nicht, in Familie und Nachbarschaft zu helfen? Fragen wie diese stehen im Mittelpunkt unserer Titelgeschichte ab S. 6. Was Migrantinnen und Migranten dazu bringt, sich in ihrer Freizeit zu engagieren, erfragen wir in sechs Kurzportraits ab S. 14. Auf den Sommer der Extreme folgt nun der Herbst, die farbenprächtigste Jahreszeit. Passend dazu stellen wir in der Rubrik „Buntes Österreich“ eine ebenso süße wie farbenfrohe Bäckerei vor, die aus den USA stammenden „Cake-Pops“ (S. 32). Einen kulinarischen Ausflug machen wir auch auf den Wiener Heuberg, wo Gastronom Roger täglich indisches Curry und Wiener Hausmannskost unter einen Hut bringt (S. 34).

RIENTIERUNG.

FOTO: ÖIF/ClOrmann, IllusTraTIOnen: nIel mazhar

Politiker und Parteien von allen Seiten betrachten. Über Versprechungen und Verflechtungen von innen und außen berichten. Das Superwahljahr ausführlich analysieren und treffend kommentieren. Das ist unser Anspruch. Testen Sie uns jetzt: 8 Wochen um 8 Euro.

i n teg r ati o n i n Za h l en

Wenn die Nächte wieder länger werden, bleibt mehr Zeit zum Lesen:Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen uns auf Lob, Kritik und kostenlose Abo-Bestellungen unter magazin@integrationsfonds.at.

Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Redaktion v. l. n. r.: Magdalena Deixler, Julian Unger, Valentin Schwarz, Franziska Troger, Aleksandra Klepić, Roland Goiser

Euro werden laut Weltbank pro Jahr von Österreichs Migranten in ihre Herkunftsländer überwiesen. Das ist dreimal mehr als die offizielle Entwicklungshilfe. zusätzliche Pflegekräfte braucht Österreich bis 2025, hat das Rote Kreuz errechnet. Die Pflege stellt damit auch für Migranten eine Zukunftsbranche dar. Euro mehr zahlen MigrantenHaushalte jährlich im Schnitt in den Staatshaushalt ein, als sie durch Sozialleistungen erhalten. In einem Großteil der von der OECD untersuchten Länder sind Zuwanderer Nettozahler. Prozent der Fußballer im österreichischen Nationalteam haben Wurzeln im Ausland. Die Herkunftsländer reichen von Deutschland über Serbien und die Türkei bis hin zu Nigeria und den Philippinen. Prozent der Bevölkerung oder rund 70.000 Menschen in Österreich stammen aus Kroatien, das am 1. Juli als 28. Mitglied der EU beigetreten ist. Die Kroaten sind die sechstgrößte Migrantengruppe.

i mp r es s u m Medieninhaber, Herausgeber und Redaktionsadresse: Österreichischer Integrationsfonds, A-1030 Wien, Schlachthausgasse 30, Tel.: +43(0)1/710 12 03-0, Fax: +43(0)1/710 12 03-500, mail@integrationsfonds.at. Redaktionsleiter: Mag. Roland Goiser, roland.goiser@integrationsfonds.at. Chef vom Dienst: Mag. Valentin Schwarz, valentin.schwarz@integrationsfonds.at. Redaktion: Bakk. phil. Aleksandra Klepić; Mag. Julian Unger, MA; MMag. Franziska Troger, Magdalena Deixler, BA BA. Produktion und Anzeigen: Styria Multi Media Corporate GmbH & Co KG, Geiselbergstraße 15, 1110 Wien, www.corporate.styria-multi-media.com. Geschäftsführung: Mag. Erich Schönberg, Mag. Martin Distl Artdirektion: Mag. Nina Ullrich. Projektleitung: Kristina Gavric. Grafik: Ortwin Neumayer. Fotoredaktion: Ewa Bisztyga. Anzeigenleitung: Harald Kuso. Korrektur: Birgit Forst. Produktion: m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, www.m-4.at. Druck: Astoria Druck. ISSN: 1995-6606. Die Artikel von Gastautorinnen und -autoren drücken deren persönliche Meinung aus und müssen nicht den Positionen des Österreichischen Integrationsfonds entsprechen. Seiten, die mit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß §26 Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder auszugsweise Weiter- oder Wiedergabe, gem. §44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz.

DiePresse.com/wahlabo Zusammen:Österreich

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FOKUS

Chancen und Möglichkeiten in Österreich

L eserb r i e fe

i nhaLt

Leser-Reaktionen S S i e uc h r e i b e n M e i n n s I h re ma ung an i n t e gg a z i n @ r f o n da t i o n s s.at

zu bewältigen haben, wenn es darum geht, Kinder mit anderer Muttersprache zu fördern. Gerhard Riegler, Wien

Auch in der Volksschule Handlungsbedarf Im Artikel „Der Weg nach oben“ schreiben Sie, der Leistungsabstand zwischen Schülern mit nicht-deutscher Umgangssprache wäre im Alter von zehn Jahren geringer als mit fünfzehn Jahren. Ich habe mich im Detail mit den zitierten Studien PIRLS, TIMSS und PISA beschäftigt und bin der Ansicht, dass die dort enthaltenen Daten einen solchen Vergleich nicht zulassen: PIRLS und TIMSS messen Schülerleistungen am Ende der Volksschule und unterscheiden, ob Schüler bereits vier Jahre davor Deutsch als Umgangssprache gesprochen haben. PISA hingegen unterscheidet, ob die Schüler zum Zeitpunkt des Tests, mit fünfzehn Jahren, Deutsch als Umgangssprache sprechen. Der direkte Vergleich der Rückstände ist somit irreführend. Mir ist dieser Hinweis wichtig, um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, es gäbe bei den Unter-Zehnjährigen keinen großen Handlungsbedarf. Als Lehrer weiß ich, dass wir gerade in diesem Alter eine enorme Aufgabe

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Zusammen:Österreich

ZUSammEn:ÖStErrEich. integration fördern. chancen sichern.

Lob aus Deutschland Als Mitglied der SocialMedia-Redaktion im deutschen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bin ich stets auf der Suche nach neuen Ideen, um unsere Themen Migration und Integration ansprechend aufzubereiten. Dabei bin ich auf Ihr gelungenes Magazin gestoßen: Die Texte sind interessant und verständlich formuliert, wenn nötig mit statistischen Daten unterfüttert und klar strukturiert. Die Illustrationen sind liebevoll gemacht. Besonders inspiriert mich die Rubrik „Begriffe mit Migrationshintergrund“. Sie zeigt ausnahmsweise nicht, was sich alles durch Zuwanderung ändert, sondern was schon lange und ganz selbstverständlich Teil unserer Gesellschaft geworden ist. Wir haben die Rubrik in ähnlicher Form als unregelmäßige Fotostrecke auf unserem Facebook-Auftritt unter www.facebook.com/bamf. socialmedia übernommen. Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg für Ihr Magazin. Corinna Rappe, Nürnberg Gut lesbar Die Ausgabe hat beeindruckende Geschichten, ist gut lesbar und flott aufgemacht. Danke. Marlies Matejka, Wien

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reitans refLexionen. Vom Wert der freiWiLLigkeit – Kolumne von Claus Reitan.

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kontroVerse. Wann gehört man dazu? – Streitgespräch über die Rolle von Migrantenvereinen.

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migranten-portraits. heLden des aLLtags – Sechs Freiwillige erzählen über ihr Engagement.

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zahLen und fakten. ehrenamt: Wer profitiert daVon? Die vielen Dimensionen freiwilliger Arbeit.

Wenn eine E den Spielern n nicht tscheidung p das zu asst, krieg ic ob ich hören – eg h al, F Mann, rau oder oder K Österreiche rin roatin Ivana bin. Budim Schieds , richte

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LeitartikeL. Von mehr engagement profitieren aLLe Für Heinz Faßmann ist ehrenamtliche Arbeit Folge und Ursache gelungener Integration.

rin de r Nach wuch

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FOTOS: www.weinFranz.aT, ThOmaS UnTerberger, ÖiF/Unger

auf ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 2/2013: Chancen nützen – Karriere machen

FOKUS. Engagement, Ehrenamt und Zusammenleben

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Cover-Thema. Das hobby im DiensT Der guTen saChe Engagement in der Freizeit fördert das gelungene Zusammenleben.Wie können Migranten und Einheimische diese Chance noch besser nützen?

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WortWanderung. Begriffe mit Migrationshintergrund. IntegratIon vor ort. damIt alle eInen Platz fInden. Das Vorzeigeprojekt dieser Ausgabe. PortraIt. vom SItzenbleIber zum KlaSSenvorStand. Volkan Ekici unterrichtet mit Respekt und Schmäh. rücKblIcK & auSblIcK. ÖIF-Highlights und Termine. ProjeKt der Stunde. geSund und munter Der ÖIF fördert das Gesundheitsbewusstsein von Kindern und Familien in Graz. PublIKatIonen. „vollStändIge IntegratIon brIngt mIllIarden“ Neue Studie über die Potenziale in Bildung und Beruf. bunteS ÖSterreIch. der Kuchen am StIel – Cake-Pops, der neue Nasch-Trend aus den USA. unterhaltung. rezePt und rateSPaSS Cevapcici und Kreuzworträtsel. zuSammen:leben. „WIr SInd WIe eIne famIlIe“ Zwei Menschen. Zwei Herkunftsländer. Eine Geschichte.

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FOTOS: www.weinFranz.aT

Fokus

Engagement, Ehrenamt und Zusammenleben

Der aus Kenia stammende Paul Yulu und die gebürtige Israelin Rabiaa Abu-Zeid engagieren sich als Sanitäter und Rettungsfahrerin beim Samariterbund.

A

co v ert h e m a

Das Hobby im Dienst der guten Sache Ob Rettung, Feuerwehr oder Sportklub:Vereine bieten Migranten ein breites Freizeitangebot und die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen. Warum engagieren sich Zuwanderer dennoch seltener freiwillig? Wie kann die Chance Ehrenamt besser genützt werden? TexT

Valentin Schwarz, Magdalena Deixler und Roland Goiser

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Zusammen:Österreich

n guten Tagen sind es mehr als 18.000 Menschen, die hier gemeinsam ihre Mannschaft anfeuern, Sprechchöre anstimmen und nach gelungenen Szenen applaudieren: Das Wiener Hanappi-Stadion ist die Heimstätte von Rapid, dem größten Fußballklub des Landes. Was den grün-weißen Fußballfans nicht bewusst ist: Während sie gebannt dem Geschehen auf dem Rasen folgen, halten andere hinter den Kulissen die Stellung – unbezahlt und nahezu unbemerkt. Es sind ehrenamtliche Sanitäter wie Paul Yulu, Jus-Student mit kenianischen Wurzeln. „Für uns beginnt das Match bereits eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff mit der Vorbesprechung“, sagt er. Funkspruch statt ElFmEtErpFiFF Die beiden Halbzeiten verbringt Paul Yulu in einem kleinen Raum in einer Ecke des Stadions und wartet gespannt. Dort harrt er aber nicht auf Torschüsse und Elfmeterpfiffe, sondern auf Funksprüche seines Einsatzleiters: „Wenn wir erfahren, dass ein Zuschauer umgekippt ist, erreicht eine unserer Gruppen innerhalb von zwei Minuten jeden Punkt der Tribüne.“ Warum er seine Freizeit zur Verfügung stellt, damit andere einen sorgenfreien FußballNachmittag genießen können? „Ich arbeite einfach gerne mit Menschen“, erklärt Yulu, „also bin ich nach meinem Zivildienst als Freiwilliger beim Samariterbund geblieben.“ Er schätzt vor allem das gute Arbeitsklima: „Die Atmosphäre zwischen den Kollegen ist super. Ich kann

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Fokus

Engagement, Ehrenamt und Zusammenleben

L ei ta r ti k eL

Gemeinsame Freizeit als ziel „Freizeit ist der wichtigste Integrations­ bereich überhaupt“, bestätigt Peter Zell­

Ich habe zwar einen Deutschkurs gemacht, aber so richtig gelernt habe ich die Sprache erst durch die Arbeit beim Samariterbund.

Er packt gerne an, wo Hilfe gebraucht wird: sanitäter Paul Yulu blieb nach dem Zivildienst als Freiwilliger beim samariterbund.

mann, Leiter des Instituts für Freizeit­ und Tourismusforschung und Mitglied des Expertenrats für Integration. Diese These kann er mit Zahlen untermauern: Lang­ zeitstudien zeigen, dass der Durchschnitts­

stAtistik

Wer engagiert sich ehrenamtlich?

In Österreich gebürtige Menschen arbeiten öfter freiwillig als im Ausland geborene. Quelle: BMAsk/FreiwilligenBericht 2009

61,4 %

Österreich

56,5 %

Alte eu-staaten vor 2004

46,7 %

neue eu-staaten seit 2004

37,1 %

ex-Jugoslawien

50,0 %

türkei

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ehrenamtlich aktiv. Auch Personen mit Geburtsland Türkei oder einem der „neuen“, osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten arbeiten seltener freiwillig. Im Detail zeigt sich, dass Migranten sich vor allem in OrgaRabiaa Abu-Zeid, nisationen und VereiSanitäterin und nen seltener beteiliRettungsfahrerin gen. Im Privatbereich hingegen, etwa beim Helfen in der Familie oder Nachbarschaft, liegen Menschen türkischer Herkunft sogar ganz vorne (Details siehe S. 13).

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mensch in Österreich nur rund 14 Prozent seiner Lebenszeit mit Arbeiten oder Aus­ bildung verbringt, ein Drittel mit Schlafen. „Der Rest, also mehr als die Hälfte unserer Lebenszeit, entfällt auf soziale und famili­ äre Tätigkeiten sowie auf Freizeit“, sagt Zellmann und folgert: „Integrationspolitik, die ein besseres Zusammenleben erreichen will, muss einen Fokus auf diesen Bereich legen.“ Die Herausforderung sieht er da­ rin, dass die Freizeitgewohnheiten sich je nach Milieu stark unterscheiden. „Gelingt es aber, die Leute zusammenzubringen, ist der Effekt umso stärker“, sagt Zellmann, „denn Menschen werden am besten be­ wegt, etwas zu tun, wenn sie es freiwillig und gerne tun.“ Die Politik solle sich stär­ ker um ein Miteinander von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in der Freizeit bemühen. miGranten seltener aktiv … Ein Blick in die Statistik zeigt jedoch: Mi­ grantinnen und Migranten engagieren sich im Schnitt seltener als Einheimische (siehe Diagramm links). Vor allem Men­ schen, die im ehemaligen Jugoslawien geboren wurden, sind deutlich weniger

FOTOS: UniverSiTäT Wien/Franz PFlUegl, WWW.WeinFranz.aT

hier etwas Sinnvolles tun und fühle mich auch noch wohl dabei.“ Diese doppelt po­ sitive Wirkung bestätigt der Freiwilligen­ bericht des Sozialministeriums: Ehren­ amtliches Engagement sei „nicht nur für Migrantinnen und Migranten nützlich und wertvoll, sondern auch die Aufnah­ megesellschaft profitiert nachhaltig da­ von“, heißt es da. Einerseits leisten Zu­ wanderer in Vereinen einen wertvollen Beitrag zur Lebensqualität im Land. Feu­ erwehr und Rettung etwa sind weitgehend von Freiwilligen abhängig. Andererseits können Migranten so Einheimische ken­ nen lernen: Den Wunsch nach neuen Kontakten und Freundschaften nennt eine Mehrzahl der zugewanderten Ehren­ amtlichen als wichtige Motivation für ihr Engagement (siehe Kasten S. 10).

… im Land der VereinsweLtmeister Lässt sich aus dem geringen Engagement von Migranten in Vereinen schließen, dass sie sich weniger um das Gemeinwohl kümmern? „Nein“, meint Kenan Güngör, Soziologe und Mitglied des Expertenrats für Integration, „es ist völlig normal, dass Migranten sich stärker untereinander unterstützen.“ Schließlich teilen sie eine ähnliche Lebenssituation und eine gemeinsame Sprache. Daher dominiere unter Zuwanderern das Engagement im Privatbereich und in eigenen Vereinen, etwa mit religiöser Ausrichtung. „Außerdem darf man nicht vergessen, dass Österreich und der deutschsprachige Raum insgesamt Vereinsweltmeister sind“, ergänzt Güngör. Hierzulande wachse man von klein auf fast selbstverständlich ins Vereinsleben hinein – anders als in den Herkunftsländern vieler Zuwanderer. „Dadurch ist die Distanz zwischen Vereinslandschaft und Migranten deutlich höher als bei der Mehrheitsbevölkerung.“ rettungsfahrerin aus Berufung Eine, die die Distanz zu österreichischen Organisationen längst überwunden hat, ist

Von mehr Engagement profitieren alle Ehrenamtliche Arbeit ist nicht nur Zeichen, dass jemand in einer Gesellschaft angekommen ist: Sie beschleunigt dieses Ankommen auch. TExT

Heinz Faßmann

Engagement für die Gemeinschaft ist etwas Wünschenswertes, ein starkes Zeichen von Integration. Wer bereit ist, sich ohne eine finanzielle Abgeltung zu engagieren, fühlt sich als Teil der Gemeinschaft. Dieses Engagement ist daher typischerweise im ländlichen Raum, wo die Stabilität der sozialen Beziehungen noch dominant ist, sehr viel stärker ausgeprägt als in der Stadt. Neuzuwanderer bauen erst Schritt für Schritt soziale Beziehungen mit der aufnehmenden Gemeinschaft auf. Es überrascht daher nicht, dass sie sich seltener in der formellen Freiwilligenarbeit einbringen, also in Organisationen oder Vereinen. Ihr Engagement liegt eher im informellen Bereich, also in der Familie oder der eigenen ethnischen Community. Die Politik hat diesen analytischen Befund zur Kenntnis genommen und instrumentell umgedreht: Ehrenamtliches Engagement ist nicht nur Folge, sondern Ursache gelungener Integration. Wenn sich zivilgesellschaftliche Einrichtungen der aufnehmenden Gesellschaft öffnen und verstärkt Zugewanderte in ihre Reihen aufnehmen, stärkt das die Integration in doppelter Hinsicht: Die Migranten knüpfen neue Kontakte mit Menschen außerhalb der eigenen Community, erlangen zusätzliche und oft am Arbeitsmarkt

gefragte Qualifikationen und entwickeln verstärkt ein Gefühl gesellschaftlicher Akzeptanz und Teilhabe. Die zivilgesellschaftlichen Organisationen wiederum profitieren davon, dass Zuwanderer neue Kompetenzen einbringen und sie damit ihre Aufgabe in einer auch ethnisch vielfältigen Gesellschaft leichter erfüllen können. Diese politische Strategie ist überzeugend. Bei einem verstärkten zivilgesellschaftlichen Engagement in Einrichtungen wie der Freiwilligen Feuerwehr, dem Roten Kreuz oder kirchlichen Organisationen profitieren alle: die Zugewanderten, die Organisationen und die Gesellschaft durch eine gelungene Integration. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Erst unlängst meinte der Generalsekretär des Roten Kreuz: „Hier liegt noch Arbeit vor uns.“ In Anbetracht der empirischen Befunde sollte man wohl ein „viel“ ergänzen.

Heinz Faßmann

ist Vizerektor der Universität Wien und Vorsitzender des Expertenrats für Integration

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FokUS

Engagement, Ehrenamt und Zusammenleben

r ei tan S r ef l exion en

Vom Wert der Freiwilligkeit

Von Claus Reitan, Journalist

JoBchance ehrenamt Als Abu-Zeid schließlich der Liebe wegen nach Österreich kam, engagierte sie sich beim Samariterbund. Zugleich nützte sie die ehrenamtliche Tätigkeit als Integrations-Sprungbrett: „Am Anfang hatte ich Angst davor, Deutsch zu sprechen. Ich habe zwar einen Kurs gemacht, aber so richtig gelernt habe ich die Sprache erst durch die Arbeit beim Samariterbund.“ Schließlich gelang es ihr, aus dem Hobby einen Beruf zu machen: Seit vier Jahren ist Abu-Zeid hauptamtlich als Rettungsfahrerin tätig – was sie nicht davon abhält, an Wochenenden weiterhin freiwillige Dienste zu machen. auch Vereine müssen sich öffnen Statistisch gesehen stellt die engagierte Helferin Rabiaa Abu-Zeid jedoch eine Ausnahme dar – und dafür sind auch die Organisationen selbst verantwortlich, kritisiert Experte Kenan Güngör: „Sie sprechen seit Generationen die immer gleichen Schichten und Milieus an, reproduzieren sich also stark selbst.“ Die Folge sei ein starker Mitgliederschwund:

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für ihn auch nach dem Abpfiff noch nicht zu Ende: „Unser Job ist erst erledigt, wenn alle Fans weg sind – denn passieren kann bis zum letzten Moment etwas. Danach gibt es noch eine Nachbesprechung.“ Ins­ gesamt sei er bei einem größeren Spiel vier bis fünf Stunden im Einsatz.

Immer im Einsatz: Unter der Woche ist Rabiaa AbuZeid hauptberufliche Rettungsfahrerin, am Wochenende ehrenamtliche Sanitäterin.

„Viele etablierte österreichische Vereine müssen sich umorientieren“, sagt Güngör, „sie brauchen diversitätsorientierte Strategien, um sich zu öffnen.“ Als Anreiz schlägt er Extra-Förderungen für jene Organisationen und Projekte vor, die sich darum bemühen, der neuen Vielfalt in der Gesellschaft gerecht zu werden. Besondere Kompetenz: sprachKenntnisse Die meisten einheimischen Vereine beschäftigen sich erst seit kurzem mit der Frage, wie sie die große Gruppe der Zuwanderer ansprechen können. Das bestätigt Elia Meier, Integrationsbeauftragte des Samariterbunds: „Das Thema spielt bei uns seit drei oder vier Jahren verstärkt eine Rolle. Das Bewusstsein ist gestiegen.“ Dabei brächten Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund zahlreiche sprachliche und kulturelle Kompetenzen mit: „Wir haben schließlich auch unter unseren Klienten viele mit Migrationshintergrund. Gerade die Älteren tun sich oft schwer damit, Deutsch zu sprechen. Sie freuen sich darüber, wenn sie mit der Sanitäterin in der Muttersprache sprechen können.“

Schüler zum mitmachen motivieren Wie Vereine dieses Potenzial stärker nüt­ zen können? „Sie sollten vor allem auf die Schulen zurückgreifen“, sagt Freizeitfor­ scher Peter Zellmann, „Vereine könnten sich vorstellen kommen und die Schüler so zum Mitmachen motivieren.“ So wären auch jene Jugendlichen mit Migrations­ hintergrund erreichbar, in deren Familien ehrenamtliches Engagement bislang we­ nig üblich sei. Auch Soziologe Kenan Güngör sieht die Schule als idealen Ort, um Hemmschwellen abzubauen. Jugend­ liche Migranten seien die am besten er­ reichbare Zielgruppe: „In der zweiten und dritten Generation haben schon deutlich mehr Leute das Gefühl, dass die etablier­ ten Vereine auch ‚ihre‘ Vereine sind.“

InFo

Warum migranten sich engagieren Helfen tut gut: Das gilt laut Freiwilligenbericht (siehe S. 20) für alle Menschen unabhängig von der Herkunft. So gut wie alle Freiwilligen, ob mit österreichischen oder ausländischen Wurzeln, nennen als ein Hauptmotiv für ihr Engagement das Bedürfnis, andere zu unterstützen. Vor allem unter Migranten stark ausgeprägt ist hingegen der Wunsch, neue Kontakte und Freundschaften zu gewinnen: 96 Prozent der türkischstämmigen und 82 Prozent der in Ex-Jugoslawien geborenen Freiwilligen nennen dieses Motiv. Auch das Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung treibt vier Fünftel der Migranten mit türkischer und zwei Drittel jener mit ex-jugoslawischer Herkunft an. Umgekehrt nennen Zuwanderer seltener als Einheimische den Antrieb, als Ehrenamtliche Lebenserfahrung sammeln oder schlicht Spaß haben zu wollen.

FOTOS: www.weinFranz.aT

Rabiaa Abu-Zeid, Sanitäterin und Fahrerin beim Samariterbund. Wie Paul Yulu ist auch die gebürtige Israelin bei Fußballmatches im Stadion vor Ort. „Wenn wir einen Notfall haben, klären wir zuerst, ob wir die Situation selber lösen können oder eine Notärztin brauchen“, erklärt AbuZeid, „in dem Fall versorgen wir die Person, bis die Notärztin eintrifft.“ Verletzten zu helfen ist ihr ein persönliches Anliegen: „Ich bin auf den Golanhöhen aufgewachsen. Als ich elf Jahre alt war, ist mein Vater an einem Herzinfarkt gestorben – weil es auf dem Golan keine Rettung gab“, erinnert sie sich, „ich wollte deshalb unbedingt Rettungsfahrerin werden und habe auch die Ausbildung zur Arzt-Assistentin gemacht.“

„ich habe hier viel gelernt“ Sanitäter Paul Yulu ist längst in „seinem“ Verein, dem Samariterbund, verwurzelt. „Ich habe hier viel gelernt“, erzählt er nach Spielende, während die Zuschauer wieder aus dem Stadion strömen, „ich weiß jetzt, wie man mit Menschen in einer Notlage spricht, sie in einer Schocksituati­ on beruhigt.“ Der freiwillige Arbeitstag ist

engagement alS Wert Was zeichnet diese Menschen, die ihre Sonntagnachmittage für unbezahlte Ar­ beit opfern, aus? „Eine gewisse Selbstdis­ ziplin ist natürlich nötig“, antwortet Yulu und lächelt, „aber wenn man gerne hilft, braucht’s dafür keine Überwindung.“ Im Moment habe er weniger Zeit als früher, da er gerade sein Studium abschließe. „Engagement ist auch von den Lebens­ umständen abhängig“, sagt der ange­ hende Jurist. Dem schließen sich die Ex­ perten an: „Die Menschen müssen sich wohlfühlen und ihre Grundbedürfnisse müssen gedeckt sein, damit sie sich in die Gesellschaft einbringen können und wol­ len“, meint Kenan Güngör. „Wenn ich gerne in einem Land lebe, bin ich auch bereit, mich zu engagieren“, er­ gänzt Peter Zell­ mann. Ehrenamt­ liche Arbeit stelle einen Wert an sich dar: Schließlich trage sie dazu bei, dem eigenen Leben ei­ nen Sinn zu ge­ Selbstdisziplin ben. Ob Paul Yulu das ebenfalls so ist natürlich sieht? „Klar“, sagt nötig. Aber der ehrenamtliche wenn man gerne Sanitäter, „ich fühle hilft, braucht’s mich ja selber auch dafür keine gut, wenn ich je­ Überwindung. mandem geholfen Paul Yulu, Sanitäter habe.“

Kennen Sie das, wenn ein Handwerker einem Professor eine Anweisung erteilt? Haben Sie schon einmal gehört, wenn ein Arbeiter zu einem Arzt sagt, er soll die C-Schlauch-Spritze holen? Wer das kennt, gehört zu jenen mehr als vierzig Prozent der Bevölkerung, die als Freiwillige tätig sind. In Kultur- wie in Sportvereinen, in kirchlichen oder religiösen Organisationen wie in einem der Hilfsdienste, die bei Katastrophen bereitstehen. Der Wert freiwilligen Engagements für die Integration kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Warum? Weil die Mitglieder in den tausenden Vereinen tätig sind, um Freunde zu treffen, um Menschen zu helfen, um Erfahrungen zu teilen und um Nutzen zu stiften. Das bestätigen Untersuchungen, wie das Sozialministerium zum Europäischen Freiwilligenjahr 2011 berichtete. Wesentlich dabei ist: Freiwillige erleben mit anderen Menschen die gemeinsam gestalteten Werte. Ihre gemeinsame Tätigkeit fördert vertrauensvolle Beziehungen. Genau darum geht es: um Kontakt, Beziehung, Vertrauen. Und darum, mögliche Unterschiede der Herkunft, der Religion oder des sozialen Status für eine gemeinsame Sache aufzuheben. Daher führen in manchen Musikvereinen die Handwerker den Taktstock. Daher kann ein Arbeiter als Feuerwehr-Hauptmann einem sonst als Mediziner tätigen Feuerwehrmann sagen, was er zu tun hat. Wir Menschen sind nicht gleichartig, aber jedenfalls gleichwertig. Das zeigt sich im freiwilligen Engagement. Und es fördert die Integration.

Zusammen:Österreich

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FoKuS

Engagement, Ehrenamt und Zusammenleben

Ko ntr o v e r s e

Wann gehört man dazu? Migranten gründen oft eigene Vereine, statt sich in österreichischen zu engagieren.Warum das so ist und ob Migrantenvereine die Integration hemmen, hat ZUSAMMEN:ÖSTERREICH zwei Ehrenamtliche gefragt.

Migrantenvereine richten sich oft an ältere Personen, die sich unter Landsleuten zu Hause fühlen.

Nach einer Eingewöhnungszeit in Österreich wäre es sinnvoll, sich in einem einheimischen Verein zu engagieren.

Alexander Stijaković (24) engagiert sich in der Österreich-Serbischen Gesellschaft im Bereich Jugend.

Aida Kaltak (21) hat serbische Wurzeln und ist beim Roten Kreuz ehrenamtlich als Lernbuddy sowie als Mediatorin tätig.

mir immer wichtig, Jugendliche mit Migrationshintergrund zu unterstützen und ihnen Mut zu machen. So bin ich beim Roten Kreuz gelandet. Als Lernbuddy helfe ich Kindern aus benachteiligten Familien beim Deutschlernen und mache als Mediatorin Workshops in Klassen zu Themen wie Integration, Rassismus und Vorurteile.

INTERVIEW

M

anche loben sie als wichtige Ein­ stiegshilfe für Neuzuwanderer, an­ dere sehen in ihnen Zeichen der Abschottung: Die Rolle von Migranten­ vereinen für die Integration ist umstritten. Wir haben zwei Insider um ihre Meinung gefragt.

Viele Migranten engagieren sich – allerdings nicht in traditionell österreichischen Organisationen, sondern in Migrantenvereinen. Warum ist das so? Stijaković: Vielen Migranten haben keine

Anknüpfungspunkte zu traditionellen Ver­ einen wie der Feuerwehr. Ihnen fehlen die Informationen darüber, wie man sich enga­ gieren kann. Für andere ist es schlicht eine zu große Überwindung, sich in einem für

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Zusammen:Österreich

sie völlig unbekannten Bereich einzubrin­ gen. Einige Migranten schaffen es trotz­ dem: Kinder eines Bekannten von mir sind zum Beispiel bei den Wiener Sängerknaben. Kaltak: Gerade in letzter Zeit explodiert au­ ßerdem die Berichterstattung zum Thema Freiwilligenarbeit. Langfristig werden sich hoffentlich mehr Migranten in österreichi­ schen Vereinen engagieren. Muss man denn in einem österreichischen Verein engagiert sein, um dazuzugehören? Kaltak: Es gibt viele Möglichkeiten, sich in

unsere Gesellschaft zu integrieren, aber na­ türlich ist das freiwillige Engagement ein erster, wichtiger Schritt. So lernt man das Land und die Leute schneller kennen und kann auch zum Brückenbauer zwischen den Kulturen werden. Stijaković: Sicher hilft es bei der Integration, wenn man Kontakt mit Österreichern hat. Aber ich denke, dass das Engagement auch mit den eigenen Interessen übereinstimmen sollte. Leute zu zwingen, zu einem Verein zu gehen, nur um dabei zu sein – das hat doch nichts mit gelungener Integration zu tun. Herr Stijaković, Sie sind in der Österreichisch-Serbischen Gesellschaft

aktiv. Solche ethnisch geprägten Migrantenvereine werden oft als integrationshemmend kritisiert. Stijaković: Das sehe ich nicht so. Man muss

verstehen: Viele dieser Vereine richten sich speziell an ältere Personen. Die fühlen sich unter Landsleuten zu Hause. Die Vereine bieten ihnen eine Nostalgiewelt, die außer­ halb gar nicht mehr existiert. Meine Orga­ nisation ist im Gegensatz dazu offen gegen­ über Neuem und bemüht sich, beide Traditionen – die österreichische und die serbische – zu leben und zu pflegen. Bei un­ serem traditionellen Ball in Wien wird zum Beispiel Wiener Walzer und serbische Folk­ lore getanzt. Wir laden auch Menschen aus allen Communitys ein, bei unseren Veran­ staltungen vorbeizuschauen. Kaltak: Ich kann schon verstehen, dass Mi­ grantenvereine vor allem für Menschen wichtig sind, die erst kurz in Österreich sind. Doch nach einer gewissen Eingewöh­ nungszeit wäre es sinnvoll, neue Wege ein­ zuschlagen und sich in einem einheimi­ schen Verein zu engagieren. Ein wichtiger Schritt könnte es sein, den Austausch zwi­ schen einheimischen und Migrantenver­ einen zu intensivieren. Stijaković: Also für mich war das umge­ kehrt: Ich bin in Österreich geboren und

aufgewachsen. Bis vor einigen Jahren hatte ich kaum Kontakt mit Austro-Serben und wusste nichts über serbische Traditionen. Mein Engagement in der ÖsterreichischSerbischen Gesellschaft hat mir dabei geholfen, diesen Teil meiner Identität kennen zu lernen.

Frau Kaltak, Sie engagieren sich beim Roten Kreuz für Kinder aus benachteiligten Familien. Wie sind Sie dazu gekommen und worin besteht Ihre Arbeit? Kaltak: Ich bin als Flüchtlingskind ohne

Deutschkenntnisse nach Österreich gekommen. Wegen dieser Erfahrung war es

Was würden Sie Jugendlichen raten, die sich engagieren wollen? Kaltak: Sei neugierig und vielseitig, bring

dich und deine individuellen Fähigkeiten ein. Jeder Verein lebt von Vielfalt! Stijaković (lacht): Komm bei uns vorbei!

ZAhleN & FAKteN

Wer engagiert sich in Welchem Bereich? Freiwillige Arbeit nach Geburtsland

in Organisationen, z. B. Vereinen

im Privatbereich, z. B. Nachbarschaft Quelle: BMASK/FreiWilligeNBericht 2009

Österreich

36,4 % IllustratIonen: nIel Mazhar

Franziska Troger

42,4 %

ex-Jugoslawien

14,1 %

türkei

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27,7 % 25 %

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38,5 % 30 %

40 %

Wer engagiert sich in welchem Bereich? Einheimische engagieren sich eher in Organisationen, Migranten eher im Privatbereich: Das zeigen die Zahlen des Freiwilligenberichts. Im Bereich der Nachbarschaftshilfe sind Menschen mit türkischem Geburtsland sogar die aktivsten. Umgekehrt sind Zuwanderer deutlich seltener in Organisationen aktiv – und wenn, dann meist in eigenen Vereinen. Die große Zahl von Islam-Vereinen ist laut Experte Kenan Güngör ein Grund, warum Türken mit 25 Prozent einen höheren Organisationsgrad aufweisen als Ex-Jugoslawen: Letztere seien in der Mehrheit Christen und könnten daher an bestehende einheimische Vereinigungen andocken. Die überwiegend muslimischen Türken müssten hingegen neue Vereine gründen.

50 %

Zusammen:Österreich

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Fokus

Engagement, Ehrenamt und Zusammenleben

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Mitra Swirak, 62

Die Lernbetreuerin gibt jene Unterstützung weiter, die ihr als Kind weiterhalf

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wir Mitra S n treueri Lernbe

d er bei

ie es ist, als Kind ohne Deutschkenntnisse nach Österreich zu kommen, weiß Mitra Swirak aus eigener Erfahrung. Als Sechsjährige kam die Iranerin in eine Wiener Volksschule. „Ich habe kein Wort verstanden und mich geschämt“, erinnert sie sich, „bei Leseübungen tat ich so, als würde ich mitlesen.“ Eine Nachhilfelehrerin führte sie schließlich ins lateinische Alphabet ein. „Plötzlich haben die Buchstaben Sinn ergeben. Mir hat sich eine neue Welt eröffnet!“ Erfahrungen wie diese ermöglicht Swirak heute ihrerseits jungen Menschen: Die pensionierte Bürokauffrau ist freiwillige Lernbetreuerin im Caritas-Lerncafé in Korneuburg. „Manchmal braucht’s nur etwas Schwung, um Potenzial zu entfalten“, weiß sie. Als Heldin fühlt sich Swirak nicht: „Ehrenamt ist für mich eine Selbstverständlichkeit.“

Jamal Alsantali, 30

Während er seine Ausbildung anerkennen lässt, engagiert sich der Hotelfachmann für Bedürftige

D

Helden des Alltags Sie engagieren sich in ihrer Freizeit für Kinder, Tiere oder im Sozialbereich: Sechs ehrenamtliche Migranten im Portrait. TexT

Aleksandra Klepi c´

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Zusammen:Österreich

Daniela Megyesi, 30

Die Familienpatin unterstützt Zuwanderer bei den Herausforderungen des Alltags

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FOTOS: www.weinFranz.aT

Mi g r a n t e n- P o r t r a i t s

ie Liebe führte Jamal Alsantali aus Syrien nach Österreich: Der Hotelmanager aus Aleppo heiratete letztes Jahr eine Wienerin. Um hier seine Qualifikation einbringen zu können, lässt er seinen Abschluss anerkennen – doch das dauert. Die Wartezeit verkürzt sich Alsantali, indem er ehrenamtlich bei der „Wiener Tafel“ mitarbeitet. „Ich fahre zwei- bis dreimal pro Woche gespendete Lebensmittel aus“, sagt er. Die „Wiener Tafel“ rettet täglich bis zu drei Tonnen genießbarer Nahrung vor dem Müll und verteilt sie an Sozialeinrichtungen wie die Gruft oder Frauenhäuser. Und wenn Alsantalis Ausbildung einmal offiziell anerkannt ist und er einen Job hat? „Dann werde ich mich trotzdem weiter engagieren“, sagt er, „wir arbeiten schließlich genau dort, wo Hilfe gebraucht wird. Das ist ein gutes Gefühl.“

b Gedichte lernen, Hausaufgaben machen oder im Garten spielen: Daniela Megyesi macht all diese Dinge regelmäßig, aber nicht mit ihren eigenen Kindern. Als Patin betreut sie für das Hilfswerk eine tschetschenische Familie in St. Pölten. „Ich besuche sie alle vierzehn Tage und greife den Eltern etwas unter die Arme“, sagt die hauptberufliche Prokuristin ungarischer Herkunft. „Mein Vater ist früh verstorben, meine Mutter musste als Alleinerzieherin viel arbeiten. Ich hätte mir als Kind oft gewünscht, dass jemand meine Mutter entlastet und Zeit mit mir verbringt“, erklärt Megyesi die Motivation für ihr Engagement. Wie sie Beruf und Ehrenamt verbindet? „Ich habe zwar immer einen vollen Kalender, aber die Treffen sind ja am Wochenende. Die paar Stunden kann jeder abzweigen, der das auch möchte.“

Die paar Stunden fürs Ehrenamt kann jeder abzweigen, der das auch möchte. Daniela Megyesi, Familienpatin

Zusammen:Österreich

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Fokus

Engagement, Ehrenamt und Zusammenleben

Özgür Catikkas, 28

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Der Student vereint in seiner Freizeit soziales Engagement und Tierliebe

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or gut einem Jahr habe ich einen Artikel über eine Familie gelesen, die ihren Hund weggeben musste, weil sie sich das Futter nicht mehr leisten konnte“, erzählt Özgür Catikkas, „da wusste ich: So etwas will ich verhindern.“ Der türkischstämmige Lehramtsstudent gründete den Verein „Futterbox Austria“, der Futterspenden und Tierzubehör sammelt und diese an bedürftige Tierhalter weitergibt. „Wir sind wie die Wiener Tafel für Tiere“, sagt Catikkas. Zur bisherigen Ausgabestelle in St. Pölten kommen im Herbst zwei weitere in Wien. Möglich macht der Tierfreund, dessen ständiger Begleiter sein Hund Milo ist (siehe Foto), all das ausschließlich mit freiwilligen Helfern. „Wir suchen immer neue Spender und Mitarbeiter“, meint Catikkas, „denn Gutes passiert nur, wenn man es tut.“

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Zusammen:Österreich

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Anna Jentzsch, 45

Ivana Budim, 24

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Verzweifelten zuzuhören ist ihr Beitrag für ein besseres Zusammenleben

hre Freizeit verbringt Anna Jentzsch mit stundenlangen Telefonaten. Doch die gebürtige Polin plaudert nicht mit Freunden, sondern unterstützt verzweifelte Unbekannte: Die Telefonseelsorgerin steht allen zur Verfügung, die sonst mit niemandem sprechen können oder wollen. „Anfangs habe ich gezweifelt, ob ich das kann“, denkt Jentzsch zurück. Doch die einjährige Ausbildung und Übung in der Fremdsprache Deutsch gaben ihr Sicherheit. „Meine Arbeit besteht darin, zuzuhören“, erklärt sie, „das löst die Probleme der Anrufer zwar nur selten, erleichtert ihnen aber die Last.“ Warum die Frau eines Deutschen, mit dem sie in Österreich einen Verlag führt, sich unbezahlt der Sorgen anderer Leute annimmt? „Für mich ist es wichtig, anderen Menschen zu helfen. Vielen nützt es, sich jemandem anvertrauen zu können.“

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Dank ihrer Sprachkenntnisse bekommt die Schiedsrichterin am Platz mehr mit

FOTOS: www.weinFranz.aT

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n ihrer Freizeit pfeift Ivana Budim Fouls, gibt Einwürfe und zückt manchmal die Gelbe Karte: Die gebürtige Kroatin engagiert sich als Schieds- und Linienrichterin in der Wiener Fußball-Nachwuchsliga. „Ich liebe Fußball und die Arbeit mit Kindern. Daher bin ich gerne mit den Kleinsten auf dem Platz“, sagt die hauptberufliche Kindergartenpädagogin. Wie es ihr als Frau in der männlich dominierten Fußballwelt ergeht? „Wenn den Spielern – oder ihren Eltern – eine Entscheidung nicht passt, krieg ich das zu hören. Da ist es egal, ob ich Frau oder Mann, Österreicherin oder Kroatin bin.“ Einen Unterschied machen hingegen ihre Sprachkenntnisse: „Immer mehr Spieler haben einen Migrationshintergrund. Da hilft es oft, wenn ich verstehe, ob sie sich nur aufziehen oder gleich explodieren.“

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Engagement, Ehrenamt und Zusammenleben

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ob bei Waldbränden oder Notfällen am Berg: Ehrenamtliche sind in Österreich rasch zur stelle.

Ein Hochwasser wie im Juni käme für die Österreicher ohne freiwillige Helfer noch viel teurer.

Z a hle n und Fakt e n

Ehrenamt: Wer profitiert davon?

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Die Freiwilligen in Österreich leisten 720.000.000 freiwillige Arbeitsstunden pro Jahr. Das entspricht rund 425.000 Vollzeit-Jobs. 4.700.000.000 Euro pro Jahr ersparen sich die Österreicher dank der Ehrenamtlichen in Organisationen, etwa der Feuerwehr oder im Kultur- und Sportbereich. So viel würde die freiwillige Arbeit kosten, wenn sie mit dem Durchschnittslohn bezahlt würde.

Fast jeder Zweite in Österreich engagiert sich in der Freizeit.Wer tut was – und wer hat etwas davon? text

Valentin Schwarz

die GesellschaFt

Österreich ist ein Land des ehrenamts: 46 Prozent der über 15-Jährigen engagieren sich freiwillig. Damit liegt Österreich doppelt so hoch wie der eUSchnitt (23 Prozent) und auf Platz 1 in europa. 58 Prozent geben in Wien an, freiwillig zu arbeiten. Die Hauptstadt liegt damit im Bundesländervergleich ganz vorne. Das ist auf den hohen Anteil an informellem engagement zurückzuführen, etwa bei der Pflege von Angehörigen, Reparaturen oder privater, unbezahlter Nachhilfe. Platz 1 in der formellen Freiwilligenarbeit geht an Salzburg. 39 Prozent sind dort in Organisationen und Vereinen aktiv. Auf Platz 2 folgt tirol mit 33 Prozent, Schlusslicht ist Niederösterreich mit 17 Prozent. 256.000 aktive Mitglieder hat die Feuerwehr als größte Freiwilligenorganisation. Die Caritas kann auf 27.000 und das Rote Kreuz auf 56.000 ehrenamtliche zurückgreifen. Sie und die zahlreichen engagierten in anderen Sozial- und Rettungsorganisationen sorgen für eine hochwertige und dichte Versorgung der Bevölkerung.

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Zusammen:Österreich

03 Fotos: picturedesk.com; imago/milestone media; istockphoto.com

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Die Volkswirtschaft

Sportvereine sind zugleich Orte der Freizeit und der Begegnung.

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JeDe unD JeDer einzelne

Ein großes Freizeitangebot bieten die 117.000 österreichischen Vereine, von Sport über Musik hin zu Tierschutz. Heute gibt es knapp dreimal so viele Vereine wie noch vor 50 Jahren. Auch die Freiwilligen selbst profitieren: Als Grund für ihr Engagement geben je 90 Prozent an, dass sie anderen helfen möchten und dass die Arbeit Spaß mache. Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund nennen neben dem Bedürfnis zu helfen besonders häufig den Wunsch, neue Freunde und Kontakte zu finden. Vereinzelt hoffen sie auch darauf, auf diese Art einen Job zu finden.

Quellen:

BMASK/Freiwilligenbericht 2009, BMASK/ Freiwilliges Engagement in Österreich 2012, FH Salzburg, Caritas Österreich, Rotes Kreuz, Bundesfeuerwehrverband, NPO-Kompetenzzentrum der WU Wien

Zusammen:Österreich

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Fokus

Engagement, Ehrenamt und Zusammenleben

service & Diverses

B eg r i f f e mi t mi g r ati o n s h i n ter g r u n d

Sie wollen mehr wiSSen?

Wortwanderung

Weitere Hintergründe, Fakten und Lesetipps zum Thema Engagement, Ehrenamt und Zusammenleben haben wir Ihnen hier zusammengestellt.

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Zusammen:Österreich

Der Streber ist als štreber auch in bosnischen, kroatischen und serbischen Schulklassen nicht allzu beliebt. Als Erwachsener wird er hoffentlich nicht zum besservisseri, der in Finnland keinen guten Ruf hat.

Die Brille sorgt auf Tschechisch und Slowakisch als brýle für einen scharfen Blick. Die Schlafmütze hat im Polnischen als szlafmyca dieselbe Doppelbedeutung wie im Deutschen: Sie bezeichnet sowohl den Morgenmuffel als auch das etwas aus der Mode geratene Kleidungsstück. Das Handy ist nur scheinbar ein englischer Zuwanderer: handy bedeutet dort nicht Mobiltelefon, sondern praktisch oder handlich. Eine mög-

Gratis Abo

liche Erklärung führt diese Sprachverwirrung auf Zeiten zurück, als Telefone noch Kabel hatten: Damals bezeichnete Handy unter deutschsprachigen Amateurfunkern bestimmte Hand-Funkgeräte. Zettel flattern wohl durch Schulklassen in aller Welt. In Ungarn tun sie das als cetli.

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erste-hilfe-trainer für migrantenvereine bildet das Wiener Rote Kreuz im Projekt PROTECT aus. Die Freiwilligen werden kostenlos zu „Hilfe im Notfall“-Trainern ausgebildet und halten danach selbstständig Workshops. Infos und Anmeldung unter blog.roteskreuz.at/protect

WiSSenSportal zu migration und integration Die „Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen“ bietet frei zugängliche Dossiers zu vielfältigen Aspekten wie Arbeit, Bildung oder Gesundheit sowie eine umfangreiche Sammlung von Studien. www.medien servicestelle.at

Zum Glück wandern jedoch nicht nur negative Begriffe aus dem Deutschen aus: Als wunderkind wird auf Englisch ein künstlerisch hochbegabter junger Mensch bezeichnet.

Der Rucksack wanderte bereits im 19. Jahrhundert über den Ärmelkanal und existiert seither als rucksack im Englischen. Umgekehrt erweitert der backpacker oder Rucksacktourist neuerdings den deutschen Wortschatz.

hische

zum thema freizeit im Allgemeinen und ihrer großen Rolle für Gesellschaft und Integration im Besonderen arbeitet das Institut für Freizeit- und Tourismusforschung. Mehr Infos unter www.freizeitforschung.at

preiS für erfolgreiche migrantinnen Auch 2014 wird in mehreren Kategorien der MiA-Award für erfolgreiche Frauen mit Migrationshintergrund vergeben. Nominierungen sind bis 30. November möglich. www.mia-award.at

Die Schule kam übers Lateinische in unsere Sprache, stammt aber ursprünglich vom griechischen scholé oder ab. Was Schüler überraschen könnte: Das griechische Original heißt übersetzt Ruhe oder Muße.

Stütz

Österreic

ehrenamtliche telefonberater in oberösterreich mit Bosnisch/Kroatisch/Serbischoder Türkischkenntnissen suchen die Telefonseelsorge und das IZ Oberösterreich. Eine unverbindliche Infoveranstaltung findet am 9. Oktober in Linz statt. Mehr unter www.integrationsfonds.at/oberoesterreich

Stipendium für engagierte Schüler Das START-Stipendium fördert Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund aus wenig privilegierten Familien mit Zuschüssen zu Bildungsausgaben sowie Seminaren und Coachings. www. start-stipendium.at

FOTOS: WU Wien/bOaneT.aT, iSTOck, PhOTOcaSe, ÖRk / MaRkUS hechenbeRgeR, Mia-aWaRd

aktuelle zahlen und fakten zum Thema Ehrenamt finden Sie in der Studie „Freiwilliges Engagement in Österreich“ des Sozialministeriums von 2012. Dieses hat auch den gut 200 Seiten starken Freiwilligenbericht 2009 veröffentlicht. Beide Publikationen finden Sie online unter www.bmask.gv.at Soziales Freiwilliges Engagement Freiwilliges Engagement in Österreich

mit Vereinen und organisationen, also dem formellen Bereich der Freiwilligenarbeit, beschäftigt sich das NPO (Non-Profit-Organisationen)-Kompetenzzentrum der Wirtschaftsuni Wien. Zum Angebot zählen Forschung, Workshops und Seminare. Mehr Infos unter www.wu.ac.at/npo

Begriffe, die in den deutschen Sprachraum ein- oder aus diesem ausgewandert sind.

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02.09.2013

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Österreichischer Integrationsfonds Redaktion ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Schlachthausgasse 30 1030 Wien


ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

Integration fördern. Chancen sichern.

Integr at Io n v o r or t

Damit alle einen Platz finden Spielen mit den Kleinen, diskutieren mit den Älteren: Ein Caritas-Projekt fördert in burgenländischen Kindergärten und Schulen den Umgang mit kultureller Vielfalt. TExT

Magdalena Deixler

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uf Platz 1 liegen die Ungarn, es folgen Deutsche und Rumänen: Im Burgenland dominieren andere Migrantengruppen als in Rest-Österreich, wo Menschen aus Ex-Jugoslawien und der Türkei stark vertreten sind. Damit aus dieser ganz eigenen Vielfalt keine Konflikte entstehen, hat die Caritas Eisenstadt das Projekt „Miteinanders –Vielfalt erleben“ ins Leben gerufen. „Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass unterschiedliche Sprachen und Kulturen in ihrem Umfeld eine Chance sind“,

„Wir wollen dazu beitragen, dass kulturelle Vielfalt einen fixen Platz im Schulalltag bekommt“, sagt Projektleiterin Birgit Prochazka.

Das Spiel „Reise nach Jerusalem“ mit neuen Regeln: Niemand scheidet aus, jedes Kind soll immer einen Platz finden.

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Zusammen:Österreich

FOTOS: CariTaS EiSEnSTadT/PrOChazka, STadT MaTTErSburg

sagt Birgit Prochazka. Sie ist Leiterin des Projekts „Miteinanders – Vielfalt erleben“, das vom Europäischen Flüchtlingsfonds, dem Land Burgenland und dem Bundesministerium für Inneres kofinanziert wird. Workshops für jedes Alter Prochazka bietet Workshops in Kindergärten und Schulen an, die Themen wie Migration, Flucht, Vorurteile, und Menschenrechte aufbereiten – stets maßgeschneidert auf Alter und Situation in der Klasse oder Gruppe: „In Volksschulen spielen wir beispielsweise häufig das Spiel ‚Reise nach Jerusalem‘ – jedoch mit eigenen Regeln“, erzählt die Projektleiterin, „wir nehmen zwar in jeder Runde einen Sessel weg, aber trotzdem müssen alle einen Platz finden.“ So müssen die Kinder zusammenrücken und aufeinander achtgeben. Was im Workshop spielerisch erarbeitet wird, soll im wirklichen Leben ganz natürlich funktionieren. „Je früher wir damit beginnen, Kinder zu sensibilisieren, desto größer sind die Chancen auf ein erfolgreiches Zusammenleben.“ plAtz für eigene geschichten Ab der fünften Schulstufe stehen Diskussionen im Zentrum. In Mattersburg etwa, wo 15 Prozent der Einwohner ausländischer Herkunft sind (siehe Interview rechts), nützt Prochazka die Popularität des lokalen Bundesligaklubs SV Mattersburg: „Viele Kinder sind Fans. Um sie anzuregen, über das Thema nationale Identi-

tät nachzudenken, stellen wir Fragen wie: Wenn ihr für ein Land spielen würdet, das nicht euer Herkunftsland ist, würdet ihr die Landeshymne singen? Auch für persönliche Migrationsgeschichten ist Platz. „Einmal hat eine Schülerin erzählt, dass sie im Bauch ihrer Mutter, die schwanger vor dem Jugoslawienkrieg flüchtete, nach Österreich gekommen ist“, erinnert sich Prochazka, „obwohl die Schüler bereits vier Jahre lang in eine Klasse gegangen waren, hatte niemand die Geschichte gekannt.“ Berührende Momente wie diese seien es, die eine Klasse zusammenschweißen, sagt Prochazka, „und genau das ist unser Ziel.“ ziel: im schulAlltAg verAnkern Die Workshops dienen zudem der Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer. „Aus Angst, etwas falsch zu machen, wird kulturelle Vielfalt im Schulalltag häufig ignoriert“, meint Prochazka, „wir wollen dazu beitragen, dass sie einen fixen Platz im Bildungssystem bekommt. Vielfalt ist ein Kennzeichen des menschlichen Zusammenlebens, kein Zustand, der sich wieder ändern wird. So kann es gelingen, dass wir das Thema als Chance begreifen lernen.“ ServIce & unterStütZunG

Das Projekt „Miteinanders – Vielfalt erleben“ wird durch den Europäischen Flüchtlingsfonds, das Land Burgenland und das Bundesministerium für Inneres kofinanziert. Im Bundesministerium für Inneres sind das Referat III/5/a – „Förderungen, Asyl und Rückkehr“ sowie die Abteilung V/3 – „Förderungen Integration“ für die Abwicklung des Europäischen Integrations- und Flüchtlingsfonds in Österreich verantwortlich.

Der Österreichische Integrationsfonds, Team Europäische Fonds, unterstützt das BM.I bei der Fondsabwicklung und ist als Anlaufund Servicestelle mit der Bereitstellung von Information für Projektinteressierte sowie Verwaltung und Kontrolle der ausgewählten Projekte beauftragt. Mehr Informationen zu den Europäischen Fonds und zur Antragstellung finden Sie auf: www.bmi.gv.at/ cms/BMI_Fonds und www.integra tionsfonds.at/euro paeische_fonds.

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„Grundprinzip: Menschenrechte und Offenheit“

Im Interview: Ingrid Salamon, Bürgermeisterin

Welche Integrationsherausforderungen gibt es in Mattersburg? Unter unseren 7.750 Einwohnern sind 48 Nationalitäten vertreten. Alleine diese Zahlen zeigen, dass Integration auch in Mattersburg eine Herausforderung darstellt. Welche Maßnahmen setzen Sie, um das Zusammenleben zu verbessern? Zum einen haben wir einen eigenen Integrationsausschuss im Gemeinderat, der sich mit diesen Themen befasst. So haben wir beispielsweise in einer Wohnhausanlage, in der es angeblich Konflikte zwischen Inländern und Migranten gab, Streetworker eingesetzt, um die Bewohner zu befragen. Dabei hat sich herausgestellt, dass diese die Lage als deutlich besser wahrnehmen als von den Medien dargestellt. Es gibt kaum Sprachbarrieren und die Konflikte, die vorkommen, haben vor allem mit Kindern zu tun, die für manche zu laut im Hof spielen. So etwas kann überall vorkommen und hat nichts mit der Frage Migrant oder Inländer zu tun. Sehr gut finde ich auch das Projekt „Miteinanders – Vielfalt erleben“, das die Caritas in einigen unserer Schulen durchführt. Es ist wichtig, schon bei Kindern Toleranz zu schaffen. Was empfehlen Sie Amtskollegen, die das Zusammenleben in ihren Gemeinden verbessern wollen? Die Situation ist von Gemeinde zu Gemeinde verschieden. Mein Grundprinzip ist: Menschenrechte wahren und offen sein.

Zusammen:Österreich

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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

FOTOS: ÖIF/Unger

Integration fördern. Chancen sichern.

p or tra i t

Vom Sitzenbleiber zum Klassenvorstand Auf Umwegen hat Volkan Ekici es zu seinem Traumberuf Lehrer geschafft. Heute motiviert er seine Schüler in der Klasse wie am Fußballplatz, ihre Ziele hartnäckig zu verfolgen. TEXT

Magdalena Deixler

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eine ersten Worte auf Deutsch waren ‚Nix Deutsch!‘“, erinnert sich Volkan Ekici lachend. Auch das Datum des Tages, an dem er als Zehnjähriger nach Österreich kam, weiß der heute 33-jährige Berufsschullehrer noch genau: Am 21. September 1990 folgten Ekici und seine Schwester ihren Eltern nach Wien. Diese waren gut eineinhalb Jahre zuvor als Gastarbeiter nach Österreich gezogen, um ihren Kindern eine bessere Zukunft bieten zu können. Deutsch lernen am Fussballplatz „Die vierte Klasse Volksschule habe ich dreimal gemacht“, erzählt Ekici, „einmal in der Türkei und zweimal in Österreich.“ Der Grund für die Extra-Runden war die Sprache. Während zu Beginn noch türkische Klassenkollegen für ihn übersetzen mussten, übernahm Ekici bald selbst die Rolle des Dolmetschers zwischen Lehrerin und neuen Mitschülern. Eine große Hilfe beim Deutschlernen war sein größtes Hobby: „Ich habe den Großteil meiner Kindheit auf dem Fußballplatz verbracht. Meine Freunde waren Serben, Kroaten, Österreicher und Türken. Die Sprache, die wir alle konnten, war Deutsch.“

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Zusammen:Österreich

einst verstand er „nix Deutsch“, heute unterrichtet Volkan Ekici an einer Berufsschule.

WISSEN

in der Klasse bin ich herr ekici, am Fußballplatz dürfen mich die schüler auch „Volki“ nennen.

Nach der Hauptschule daneben Berufsschulpäwollte Ekici in die Handagogik. Seine BachelorVolkan ekici, Lehrer delsschule gehen. Bei der arbeit über Integration Aufnahmeprüfung er- und integrationsbotschafter durch Sport möchte er reichte er sogar genug Punkte für die ma- nächsten Sommer einreichen. „Mir perturaführende Handelsakademie. „Doch sönlich hat Fußball sehr bei meiner Inich wurde abgelehnt – Platzmangel, sagten tegration geholfen“, erinnert sich Ekici, sie mir“, erinnert er sich. Doch Ekici ließ „ich habe mir immer Vereine ausgesucht, sich nicht entmutigen, besuchte die Han- in denen Deutsch die ,Amtssprache‘ war.“ delsschule mit Aufbaulehrgang und ma- Heute ist der Lehrer für Rechnungswesen, turierte schließlich 2003. Der Wunsch, Schriftverkehr und politische Bildung selbst Lehrer zu werden, entstand früh: auch Sportreferent seiner Schule. Jeden „In der Hauptschule hat ein Lehrer ein- Mittwochmorgen spielt er Fußball mit mal gefragt, wer sich vorstellen könnte, seinen Schülern. „In der Klasse bin ich eines Tages selber zu unterrichten. Ich war Herr Ekici, die Respektsperson. Am Fußder Einzige, der aufgezeigt hat.“ Folglich ballplatz ist das anders: Da dürfen mich entschloss sich Ekici, nach der Matura die Schüler auch ‚Volki‘ nennen.“ Geschichte und Sport auf Lehramt zu studieren – scheiterte aber am rhythmischen erfolgsrezept: respekt und scHmäH Teil der Aufnahmeprüfung zum Sportstu- Seinen Schülern, von denen 80 Prodium. Also erfüllte er stattdessen einen zent Migrationshintergrund haben, möchTraum seiner Mutter: Als Reinigungskraft te Ekici ein Vorbild sein und zeigen, dass in einer Bank hatte sie sich immer ge- sie vieles schaffen können. Sein Erfolgsrewünscht, dass auch ihr Sohn eines Tages zept? „Mein Motto im Unterricht ist gegeneiner der elegant gekleideten Herren sein seitiger Respekt – und eine Prise Schmäh.“ würde, deren Tische sie täglich putzte. Seine positive Einstellung vermittelt er „Ich wurde also Banker“, sagt er, „aber seit kurzem als ZUSAMMEN:ÖSTERREICHich habe mir nie den Tisch putzen lassen Integrationsbotschafter (siehe Kasten) auch in anderen Schulen: „Mein Weg zum Leh– aus Prinzip. rer war lang und nicht immer einfach, aber ich hab’s geschafft. Jetzt will ich anHerr ekici und „Volki“ Nach zwei Jahren erzählte ihm ein be- dere auf ihrem Weg unterstützen!“ freundeter Lehrer, dass an seiner Berufsschule Lehrer gesucht würden – und dass Berufspraxis ausreiche, um beginnen zu lebt seit 1990 in Wien. können: „Also hab ich’s einfach versucht Volkan Ekici Der heute 33-jährige sohn türkischer und wurde genommen.“ Seit vier Jahren einwanderer ist Berufsschullehrer und seit steht Ekici nun in der Klasse und studiert seiner Kindheit leidenschaftlicher Fußballer.

Die integrationsbotschafter „Zusammen: Österreich“ ist nicht nur der name dieses magazins, sondern auch eines Projekts von staatssekretär sebastian Kurz und dem Österreichischen integrationsfonds. mehr als 300 gut integrierte migranten besuchen als integrationsbotschafter schulen in ganz Österreich, um ihre persönliche erfolgsgeschichte zu erzählen und mit den Kindern und Jugendlichen zu diskutieren. Über 15.000 schüler profitierten bisher davon. Das Projekt setzt heuer unter dem motto „Deine chance!“ einen schwerpunkt auf das thema Berufsausbildung. Ziel ist es, junge migranten, die bislang an Berufsschulen unterrepräsentiert sind, auf ihre Karrierechancen in Österreich aufmerksam zu machen. www.zusammenoesterreich.at

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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

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Rück b li c k

Ausblick

AUgUST

DEUTSCHLAND: Der ÖIF zu Gast in Berlin: Auf Einladung von Staatsministerin Maria Böhmer präsentierten ÖIFVertreter am 14. August dem deutschen Integrationsbeirat das Projekt ZUSAMMEN:ÖSTERREICH (siehe Seite 25 Infobox). Mit dabei: Kanzlerin Angela Merkel.

JUlI

ÖSTERREICH: Am 23. Juli konnte der ÖIF seinen 1.000. Facebook-Fan begrüßen. Unter www.facebook.com/integrationsfonds halten wir Sie über unsere Aktivitäten auf dem Laufenden und freuen uns über Ihre Postings und Likes.

OBERÖSTERREICH/SALZBURG/STEIERMARK/ TIROL/WIEN: Neuzuwanderer willkommen heißen, mit allen wichtigen Infos versorgen und sie so dabei unterstützen, sich rasch zu integrieren: All das geschieht ab sofort österreichweit an den Welcome Desks, die der ÖIF im Juli und August an all seinen Standorten eröffnet hat.

OBERÖSTERREICH/STEIERMARK/TIROL/WIEN: Wie Österreich langsam zur Heimat für sie wurde, erzählen 15 Zuwanderer im Buch „Mit einem Koffer voll Hoffnung“. Aus ihren spannenden Lebensgeschichten las Autorin Andrea Heigl bei Präsentationen in vier ÖIF-Integrationszentren Anfang Juli.

WIEN: Unter dem Motto „Deine Chance!“ motiviert ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Jugendliche mit Migrationshintergrund dazu, eine Ausbildung zu machen. Am 19. Juni präsentierten Staatssekretär Sebastian Kurz und ÖIF-Geschäftsführer Franz WolfMaier die neue Ausbaustufe des ÖIF-Projekts, in dessen Rahmen erfolgreiche Migranten als Integrationsbotschafter Schulen besuchen.

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TIROL: Am 12. Juli startete im Integrationszentrum Tirol die Workshop-Reihe JOBPROJECT. Migranten erhalten dabei Infos über die österreichische Arbeitswelt, Berufsberatung und Bewerbungstrainings. JUNI

STEIERMARK/KÄRNTEN: Gemeinsam lernen macht Spaß: Daher organisierte das Integrationszentrum Steiermark im vergangenen Schuljahr regelmäßige Lerntreffs für steirische und Kärntner Schüler mit Migrationshintergrund. Über 30 Kinder nahmen Ende Juni an den Abschlusstreffen teil.

ÖIF-Termine Foto: Bundesregierung/Jan PhiliPP eBerstein, www.weinFranz.at, Christian redtenBaCher, BMi/Martin dörsCh, öiF/huBer, istoCk, niel Mazhar, akzente,

ÖIF-Highlights

Salzburg: Zum zweiten Mal findet am 4. Oktober die Messe „Arbeit – Bildung – Migration“ in Salzburg statt, auf der das Integrationszentrum Salzburg vertreten sein wird. Interessierte erhalten dort Tipps für ihren Erfolgsweg in der österreichischen Arbeitswelt. Mehr Infos unter www.integrationsfonds.at/messe_arbeit_bildung_ migration OktOber

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ÖSterreich: Sport verbindet – daher vergeben der ÖIF und das Sportministerium insgesamt 15.000 Euro an Projekte, die das Miteinander von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund fördern. Bewerbungen sind noch bis 6. Oktober möglich. Mehr Infos unter www.integrationsfonds.at/sport OktOber

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Salzburg: Was bedeutet für dich Zuhause? Diese Frage stellt der ÖIF im Rahmen des Kreativwettbewerbs „Dahoam in Soizburg?!“ Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. Bis 20. Dezember können sie ihre Beiträge in den Kategorien Text, Video und Bild einreichen und tolle Preise gewinnen. Pro Kategorie werden fünf Sieger gekürt. Mehr Infos unter www.integrationsfonds.at/ dahoam_in_salzburg Dezember

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ÖSterreich: In zahlreichen Bundesländern starten im Herbst neue Durchgänge von „Mentoring für MigrantInnen“. Mentoren unterstützen dabei Zuwanderer beim Einstieg in den Arbeitsmarkt. Die Bewerbungsfrist für Mentees läuft in Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark und Wien bis 23. September, in Tirol bis 27. September und in Kärnten bis 4. November. Mehr Infos unter www.integrationsfonds.at/mentoring Sept. – NOv.


ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

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weitere Angebote

Pr o jeK t d e r st und e Lust auf Obst und Gemüse: Das Projekt SoHA stärkt ernährungsbewusstsein von Kindern und Familien.

Gesund und munter

Wissen über das Gesundheitssystem fördert das Projekt „MiMi“ der Volkshilfe Wien und des Staatssekretariats für Integration. Freiwillige Migranten informieren als Gesundheitslotsen innerhalb ihrer Community über Krankenschein & Co. www.volkshilfe-wien.at/mimi_ gesundheitslotsinnen

Wie man in der Schule für ein gesundes Leben lernen kann, zeigt ein Grazer ÖIF-Projekt. TExT

Umfassende Infos über Gesundheitssystem und Prävention bietet die Broschüre „Gesund bleiben und mit Krankheiten umgehen“ vom Roten Kreuz und Gesundheitsministerium. Die zweisprachige Broschüre ist auf Deutsch plus Türkisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Englisch sowie Russisch erhältlich. www.roteskreuz.at Migration & Suchdienst Migration-Angebote Gesundheit

Magdalena Deixler

M

igrantinnen und Migranten fühlen sich häufiger krank als Einheimische. Besonders Menschen mit Wurzeln in der Türkei oder ExJugoslawien nehmen sich im Schnitt als weniger gesund wahr, wie die Österreichische Gesundheitsbefragung zeigt. „Ökonomisch schlechter gestellte Menschen haben ein erhöhtes Risiko, krank zu werden – und viele Migranten zählen zu dieser Gruppe“, sagt Christa Schüßleder vom Integrationszentrum Steiermark. Sie ist Mitarbeiterin des Projekts SOHA, das der ÖIF gemeinsam mit dem Sprachinstitut deutsch_und_mehr ins Leben gerufen hat.

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Bewegung hält fit: Im Projekt „SIQ!“ der Caritas Steiermark können Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte an Sportveranstaltungen teilnehmen, Kontakte zu Vereinen knüpfen und Qualifikationen im Sportbereich erwerben, etwa als Trainer. www.caritas-steiermark.at Ein Sportangebot für Frauen mit Migrationshintergrund ist das Projekt „in motu“ der Sportunion Tirol und Vorarlberg. Workshops zu Schwimmen, Nordic Walking und Gymnastik helfen Frauen mit Migrationshintergrund, Hemmschwellen abzubauen und das Selbstbewusstsein zu stärken. www.sportunion-tirol.at und www.sportunion-vorarlberg.at

das Thema Gesundheit und Ernährung. „Beim Arzt muss man erklären können, was wehtut – sprachliche Barrieren dürfen da nicht behindern“, meint Schüßleder.

Kinder ernähren sich nur gesund, wenn die Eltern das auch tun. Projektmitarbeiterin Christa Schüßleder

gemüse schmacKhaft machen In weiterführenden Eltern-Kind-Abenden bekommen die Erwachsenen Infos zu Themen wie Gesundheitssystem und Patientenrechte sowie Ernährungstipps, während die Kleinen dieselben Inhalte spielerisch erarbeiten. „Kinder ernähren sich nur gesund, wenn die Eltern das auch

FOTOS: ÖIF/SchüSSleder

InformIerte eltern, gesunde KInder Ziel von SOHA – arabisch für „Gesundheit“ – ist es, an vier Grazer Volksschulen das langfristige Wohlbefinden von Familien mit und ohne Migrationshintergrund zu stärken. Neben einer gesunden Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und genug Bewegung sei vor allem ein Faktor wichtig, erklärt Schüßleder: „Damit die Kinder ein gesundes Leben führen können, müssen wir ihr soziales Umfeld stärken.“ Das Angebot richtet sich daher primär an Eltern und Lehrer: Erstere lernen in kostenlosen Deutschkursen die zentralen Vokabeln und Phrasen rund um

Kostenlose medizinische Versorgung, soziale Beratung und Medikamentenhilfe für Menschen ohne Versicherungsschutz bietet „Amber Med“, eine Ambulanz von Diakonie und Rotem Kreuz in Wien. www.amber-med.at

tun“, sagt Schüßleder, „und diese möch­ ten auch gerne Vorbilder sein. Wir vermit­ teln ihnen die nötigen Tricks, um den Kindern beispielsweise Gemüse leichter schmackhaft zu machen. Auch raten wir zu mehr regionaler und saisonaler Nah­ rung.“ Zudem erhalten die Teilnehmer kostengünstige Freizeittipps: „Graz ist eine wunderbar grüne Stadt“, meint Schüßleder, „spielen im Park, ein Spazier­ gang entlang der Mur oder ein Lauf auf den Schlossberg kosten nichts, halten fit und helfen beim Kennenlernen der Stadt.“

Unterrichtstipps für Lehrer Jedes Semester gibt es ein gemeinsames Fest, bei dem die gesamte Familie eingela­ den ist, an der Schule zu kochen, Sport­ arten auszuprobieren und Kontakt zu lo­ kalen Vereinen zu knüpfen. Die Lehrer erhalten in Workshops in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Tipps, wie sie Gesundheit und Ernährung im Unterricht behandeln können. Wie das SOHA­Angebot angenommen wird? „Sehr gut“, freut sich Schüßleder. Viele Eltern besuchten zugleich Deutsch­

kurse, Eltern­Kind­Abende und Famili­ enworkshops. „Das Vorurteil, dass Mi­ granten sich nicht für den Schulalltag ihrer Kinder interessieren, trifft bei uns nicht zu.“

Das Projekt SOHA wird vom Fonds Gesundes Österreich und dem Land Steiermark gefördert.

Zusammen:Österreich

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Integration fördern. Chancen sichern.

Forschung aktuell

Publ ik at i o n e n

„Verbesserte Integration bringt Milliarden“ interview

Valentin Schwarz

W

ie groß wäre der nutzen, wenn Migrantinnen und Migranten vollständig im Bildungssystem und am Arbeitsmarkt integriert wären? Die Antwort auf diese Frage gibt das institut für Höhere Studien (iHS) in einer im Auftrag des ÖiF durchgeführten Studie. wissensmanagerin Lisa Fellhofer fasst die ergebnisse zusammen. Wie gut sind Migranten aktuell im bildungssystem und am Arbeitsmarkt integriert? Lisa Fellhofer: Die iHS-Auswertung zeigt,

dass Schüler mit Migrationshintergrund deutlich seltener eine höhere Ausbildung abschließen. in Berufs- und höheren Schulen sind sie unter-, in Sonderschulen hingegen überrepräsentiert. Das erklärt auch das schwache Abschneiden beim PiSA-test. So kommt es, dass Migranten drei- bis viermal häufiger vorzeitig ihre Ausbildung abbrechen als einheimische Altersgenossen. Diese Probleme setzen sich am Arbeitsmarkt fort: Migranten sind häufiger in Hilfsarbeiter-Jobs und seltener in Führungspositionen tätig. wir haben daher vom iHS berechnen lassen, welche Potenziale eine verbesserte integration bieten würde.

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Der ÖIF empfiehlt: Termine und Aktuelles rund um Integration und Migration Vielfalt richtig managen: Der richtige Umgang mit kultureller Vielfalt ist Thema des aktuellen ÖIF-Dossiers N°28, das die unterschiedlichen Zugänge zu Diversity Management analysiert. Durch die Internationalisierung der Wirtschaft wird das Thema in Betrieben immer wichtiger.

lisa Fellhofer kennt das wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenzial einer verbesserten Integration.

Die Arbeitslosigkeit würde leicht fallen, die Durchschnittslöhne steigen.

Das ÖIF-Dossier N°28 ist auf www.integrationsfonds.at Publikationen kostenlos verfügbar.

Kroaten in Österreich: Seit 1. Juli ist Kroatien Mitglied der Europäischen Union. Das ÖIF-Dossier N°23 bietet alle relevanten Infos und Daten zur kroatischen Community in Österreich. Bemerkenswert ist etwa, dass sich ganze 84 Prozent sehr oder eher integriert fühlen.

Lisa Fellhofer, Leiterin des Teams Wissensmanagement im ÖIF

Was bedeutet in diesem Zusammenhang „verbesserte Integration“? Fellhofer: Darunter verstehen wir in der

Studie eine Angleichung in Bildung und Beruf. Aktuell erwirtschaften Migranten selbst bei gleichem Alter, Ausbildung und Berufserfahrung weniger als einheimische. Die Studie simuliert, was passieren würde, wenn diese Produktivitätslücke geschlossen und die Bildungsstruktur von Zuwanderern generell der der Österreicher angeglichen würde. Mit welchem ergebnis? Fellhofer: Die Folgen wären sehr positiv.

Laut den Studienergebnissen würde die jährliche wirtschaftsleistung um 3,8 Milliarden euro steigen, der Staat um gut eine Milliarde mehr einnehmen. Die Arbeitslosigkeit würde leicht fallen, die Durchschnittslöhne steigen. neben dem volkswirtschaftlichen gäbe es auch einen gesamtgesellschaftlichen nutzen: So können wir verhindern, dass Migranten überproportional zur sozioökonomisch schwächeren Schicht gehören, was die wahrscheinlichkeit sozialer Konflikte senkt. eine bessere integration in Bildung und Beruf stärkt also den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt.

WISSEN

Das Potenzial verbesserter integration

Das ÖIF-Dossier N°23 ist auf www.integrationsfonds.at Publikationen kostenlos verfügbar.

mit dem Öif in alpbach: Vom 12. bis 31. August diskutierten beim European Forum Alpbach internationale Experten Herausforderungen und Lösungsansätze zum Thema „Erfahrungen und Werte“. Mit dabei waren als ÖIF-Stipendiaten 15 Studierende mit familiären Wurzeln in Ländern wie Afghanistan, Serbien, Ukraine oder Brasilien.

Kostenlos bestellen Der ÖIF-Forschungsbericht „Potenziale durch die Integration von Migrant/innen in Arbeitsmarkt und Bildung“ wurde vom Institut für Höhere Studien erstellt. Er ist online unter www.integrations fonds.at/publikationen verfügbar. Interessierte können den Bericht zudem per Mail an pr@integrationsfonds.at in gedruckter Form kostenlos bestellen.

Umfassende Infos zum Forum finden Sie unter www.alpbach.org.

FOTOS: ÖIF/Unger, HelmreIcH

Wirtschaft und Gesellschaft würden stark profitieren, wenn Migranten in Bildung und Beruf ihr Potenzial so gut nützen könnten wie Einheimische.

Fokus IntegratIon

integration im Jahr 2030: In welche Richtung kann sich das Zusammenleben in Österreich in den nächsten Jahrzehnten entwickeln? Ein ÖIF-Forschungsbericht entwirft drei Szenarien: gesellschaftliche Kohäsion, Fragmentierung oder Populismus. Die Entwicklungen auf österreichischer und europäischer Ebene werden dabei konsequent zusammengedacht. Der Forschungsbericht ist auf www.integrationsfonds.at Publikationen kostenlos verfügbar.


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u n d B rä u c h Tra d e mit M ition en i g r a t h i n te i rg r u o n s nd

Sie garantieren leuchtende Augen bei Groß und Klein: CakePops sind ein neuer Trend aus den USA und Großbritannien. Der Begriff ist eine Zusammensetzung aus cake für Kuchen und lollipop für Lutscher – und genau darum geht es: um Kuchen am Stiel.

Kunstvoll dekorieren. Einzigartig werden Cake-Pops durch die kunstvolle Verzierung – eine Disziplin, die in Österreich noch in den Kinderschuhen steckt. „Dekorieren hat hierzulande nur bei Hochzeitstorten Tradition“, sagt Knaus, „wird aber immer mehr zum Trend. Mittlerweile gibt es sogar Spezialgeschäfte und Kurse für Experimentierfreudige.“

G a s tf r eu n d s c h a f t

Der Grill-Klassiker vom Balkan Cevapcici selbst gemacht: einfacher, als man denkt

Buntes Österreich

Der Kuchen am Stiel Eine kleine Nascherei mit großer Liebe zum Detail: Die aus dem englischen Sprachraum stammenden Cake-Pops begeistern Alt und Jung.

Dass Cevapcici vom Balkan stammen, ist bekannt. Doch aus welchem Land genau? „Das kann keiner genau sagen“, meint Dragan Danilovic schmunzelnd, „ob Kroaten, Bosnier oder Serben: Alle behaup-

TexT

Valentin Schwarz

n ache Mitm n d

u en! n gewin

Kathleen Knaus kam als Au-pair-Mädchen aus dem US-Bundesstaat New York nach Österreich. Sie lebt mit ihrem Mann, einem Tiroler, in Wien.

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Zusammen:Österreich

Konfuzius

FOTOS: ThOmaS UnTerberger, ÖIF/Unger

Spektakuläre Kreationen. „Ich habe Cake-Pops zum ersten Mal in einem Kaffeehaus gesehen und war gleich begeistert“, erinnert sich Kathleen Knaus, „also habe ich mir ein Rezept besorgt und es seither weiter verfeinert.“ Heute zaubert die in Wien lebende US-Amerikanerin kunstvolle Muster, Blüten und Gesichter auf ihre Cake-Pops. „Meine spektakulärste Kreation waren Babyköpfe mit Schnullern im Mund für eine Babyparty. Gerade weil sie gelungen sind, hatten die Gäste leider Hemmungen, hineinzubeißen.“ Spezielle Pressformen ermöglichen vielfältige Formen wie Herzen oder Schneemänner.

„Wenn der Wille auf das Gute gerichtet ist, gibt es nichts Böses.“

ten, sie hätten die Cevapcici erfunden.“ Regionale Unterschiede gibt es trotzdem: In Bosnien etwa ist Schweinefleisch tabu. Danilovic, der in einer kroatischen Familie in Bosnien aufgewachsen ist, empfiehlt grundsätzlich Rindfleisch: „Das schmeckt einfach am besten.“ Zum Faschieren kann man jeden Teil verwenden – je nach Geschmack fette oder magere Stücke. Das Geheimnis guter Cevapcici ist überall gleich: „Richtig würzig werden sie, wenn sie Zeit haben, das Aroma der Gewürze auf-

zunehmen“, erklärt Danilovic. Er schneidet daher das Fleisch vorerst in kleine Stücke und würzt mit Knoblauch, Senf, Salz und Pfeffer. Nach einer Nacht im Kühlschrank wird die Masse faschiert und geformt. Dann landen die Cevapcici ohne weitere Beigabe von Öl auf dem Grill oder in der Pfanne, bis sie schön braun und „durch“ sind. Serviert werden sie mit Zwiebeln, Salat und Weißbrot. Saucen oder Beilagen wie Pommes frites sind am Balkan nicht üblich, erklärt Danilovic lachend: „Zumindest da sind sich alle einig.“

Welches Wort suchen wir? Lösen sie das Rätsel und gewinnen Sie das Buch „Mit einem Koffer voll Hoffnung“ mit 15 ZuwandererPortraits von Andrea Heigl! Alle Teilnahme-Infos finden Sie auf www.integrationsfonds.at/ gewinnspiel

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Matura nachholen Jetzt anmelden für lebende Fremdsprache

Zwe M i Zwe e n s c h e n i Her . kunf länd t G e s ce r. E i n e s hich te.

Bosnisch / Kroatisch / Serbisch und Türkisch

„Unser Anliegen ist aufzuzeigen, dass die Erstsprache bzw. Muttersprache ein Vorteil sein kann.“

Zusa m m e n: Le b e n

„Wir sind wie eine Familie“

YAVUz CEri

„Mit diesen Lehrgängen bieten wir die Möglichkeit zur Perfektionierung der Erstsprache an, und gleichzeitig wollen wir darauf hinweisen, dass jede Sprachkenntnis zählt und anerkannt werden sollte. Unsere Aufgabe ist es, kostenlos und individuell über die Bildungs- sowie Lernunterstützungsmöglichkeiten zu informieren und diese Zielgruppe zu höherer Ausbildung zu motivieren“, so Barka Emini, die als Beraterin für die B/K/S-Zielgruppe am BFI Wien im Rahmen dieses Projekts tätig ist. „Unsere Jugend ist wegen Sprachbarrieren oder Informationsmangel sehr oft demotiviert und gehemmt sich weiterzubilden, obwohl sich da-

Vom Kellner zum Chef: Einst hat die Schutzhaus-Wirtin Arlette aus Wien Roger aus Indien angestellt, jetzt ist er ihr Nachfolger. TExT

Z

u Mittag gibt es faschierte Laibchen, am Abend Lammcurry: Das Schutzhaus am Heuberg am Rand des Wienerwalds bietet eine ungewöhnliche Speisekarte. Zu verdanken ist die kulinarische Vielfalt Roger, der das Schutzhaus seit vierzehn Jahren führt und das Angebot um Spezialitäten aus seiner Heimat bereichert hat. „Köstlich!“, findet Vorbesitzerin Arlette, die das Schutzhaus an Roger übergeben hat und seither Stamm-

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gast ist. „Die gute Wiener Küche habe ich aber von dir übernommen“, gibt der das Kompliment zurück. „Die gute Laune in Person“ Begonnen hat Roger als Kellner. „Am Anfang haben manche Gäste komisch reagiert“, erinnert sich Arlette, „aber Roger hat sie schnell für sich gewonnen. Er ist einfach die gute Laune in Person.“ Auch privat verbindet die beiden eine Freund-

schaft: „Wichtige Feste feiere ich mit Roger, seiner Frau und ihren Kindern“, sagt Arlette, „wir sind wie eine Familie.“ Worauf Roger lachend ergänzt: „Und du bist das Familienoberhaupt!“ Sie kennen zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Geschichte erzählt werden sollte? Schreiben Sie an magazin@integrationsfonds.at!

FOTOS: www.weinFranz.aT

Aleksandra Klepi´c

„Mit diesen Lehrgängen bieten wir die Möglichkeit zur Perfektionierung der Erstsprache an, und gleichzeitig wollen wir darauf hinweisen, dass jede Sprachkenntnis zählt und anerkannt werden sollte.“ BArkA EMiNi

durch für viele bessere Jobmöglichkeiten und Karrierechancen ergeben. Unser Anliegen ist einerseits aufzuzeigen, dass die Erstsprache bzw. Muttersprache ein Vorteil sein kann. Andererseits möchten wir in individuellen Gesprächen entsprechende Bildungsmöglichkeiten erörtern, sowie selbst im Lernprozess auf den individuellen Förderbedarf eingehen“, erklärt Yavuz Ceri, türkischsprachiger Berater am BFI Wien. Im Rahmen der Beratung werden neben klassischer Bildungsberatung auch wichtige Informationen über Förderungs- und Finanzierungsmöglichkeiten weitergegeben. „Die Kosten sind einer der Gründe, warum sich viele MigrantInnen nicht für den zweiten Bildungsweg entscheiden. Viele wissen aber nicht, dass es diese Förderungsmöglichkeiten gibt“, sind sich Emini und Ceri einig. Nicht nur die BeraterInnen des BFI Wien, sondern auch die mehrsprachige Beraterin Nurcan Özgener vom BFI Oberösterreich kümmert sich darum, MigrantInnen für den zweiten Bildungsweg zu gewinnen. Außerdem werden auch kostenlose Lernwerkstätten organisiert, für die Personen, die ihre Deutsch- und Mathematikkenntnisse vorbereitend auf die Berufsreifeprüfung oder die Lehrabschlussprüfung auffrischen bzw. aufbessern wollen. Die Anmeldungen für die Vorbereitungskurse lebende Fremdsprache Bosnisch / Kroatisch / Serbisch und Türkisch laufen. Weitere Informationen bekommen Sie unter den Telefonnummern: 0181178-10128 oder DW 10130 (Wien) NUrCAN ÖzgENEr und 07242-2055-3233 (Wels).

Kursstart: BFI Wien: 01.10.2013 BFI Oberösterreich : 17.09.2013 Weiterbildung ist angesagt, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren. Nutzen Sie Ihre Chance, auch wenn es schon die zweite ist. www.bfi-wien.at oder www.bfi-ooe.at.

Gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und aus Mitteln des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur

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b Ende September startet das Berufsförderungsinstitut (BFI) kostenlose Vorbereitungskurse für die lebenden Fremdsprachen Bosnisch / Kroatisch / Serbisch (BKS) und Türkisch im Rahmen der Berufsreifeprüfung. Es handelt sich dabei um das Projekt „Berufsreife 2020“, das neue bildungsfördernde Angebote für Personen mit Migrationshintergrund bietet. Die Berufsreifeprüfung setzt sich aus vier Fächern zusammen: Deutsch, Mathematik, der gewählten lebenden Fremdsprache und einem Fachbereich. Im Rahmen des Projekts wird als lebende Fremdsprache neben Englisch auch Bosnisch / Kroatisch / Serbisch und Türkisch in Wien und Wels (OÖ) angeboten.


Unterstützen Sie mit Ihrer Förder-SMS an 0664 660 1971 die Talente der Österreichischen Sporthilfe. Mit freundlicher Unterstützung von

Senden Sie ganz einfach eine beliebige SMS an die angeführte Nummer und folgen Sie den Anweisungen. Ihr Förderbeitrag von maximal €100,– kommt jungen, talentierten Sportlern mit und ohne Behinderung zugute. Die Sporthilfe fördert ohne staatliche Mittel. Vielen Dank! Infos unter: www.sporthilfe.at

Eine Initiative der Österreichischen Sporthilfe

WIEN NORD

Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Österreichs Talente nicht gestoppt werden.


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