INSEL MAGAZIN 1/25 Männergesundheit

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TIPPS

10 Tipps für Männergesundheit

Typisch Mann!

Warum Männergesundheit ein wichtiges Thema ist

Für ein gesundes Leben

Testosteronmangel

Mehr Lebensqualität dank Ersatztherapie

Erektionsprobleme

Wenn er seinen Mann nicht stehen kann

Gesund essen

Rezepte von Spitzenköchin Aline Born

Was ist die Prostata?

Die Prostata wird auch Vorsteherdrüse genannt. Sie liegt beim Mann direkt unterhalb der Blase und produziert einen Teil der Samenflüssigkeit. Gesteuert wird sie durch das Hormon Testosteron. Grund für Beschwerden oder Symptome wie häufiges Wasserlassen können eine Entzündung (Prostatitis) oder eine gutartige Vergrösserung der Prostata sein (benignes Prostatasyndrom BPS oder benigne Prostatahyperplasie BPH). Auch Krebs kann dafür verantwortlich sein.

Das Prostatakarzinom ist mit 7800 Fällen pro Jahr in der Schweiz die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Da das Risiko dafür mit zunehmendem Alter steigt, empfiehlt sich ab dem 50. Altersjahr eine Vorsorgeuntersuchung, bei Prostatakrebserkrankungen in der engeren Familie schon ab 45. Eine frühzeitige Diagnose verbessert die Heilungsaussichten – ohne Untersuchung bleibt ein Prostatakarzinom meist lange unentdeckt.

Der Podcast zum InselMagazin.

PD Dr. Laila Schneidewind, Oberärztin Urologie und Co-Leiterin Zentrum für Männergesundheit im Inselspital

Männergesundheit

Erektionsstörungen, Unfruchtbarkeit, Testosteronmangel und Probleme mit der Prostata: Es ist wichtig, dass es eine spezifische Männer medizin gibt. Um Männer für Präventions- und Vorsorgethemen anzusprechen, braucht es eine spezielle Herangehensweise. Zum Beispiel mit dem Zentrum für Männergesundheit, das ab Ende April seine Türen geöffnet hat.

Männer sollen einerseits stark sein und dem klassischen Rollenbild genügen, andererseits aber auch mit Feinfühligkeit und Empathie punkten. Das ist kein leichtes Unterfangen und kann mitunter auch zu Problemen führen. Das zeigen die steigenden Zahlen bei psychischen Erkrankungen, Burnouts und Depressionen.

Noch immer Tabuthemen

Männer kümmern sich weniger um Prävention und medizinische Vorsorge als Frauen–das zeigen zahlreiche Studien. Sie leben im Durchschnitt ungesünder, zeigen ein aggressiveres Risikoverhalten und verunfallen öfter. Das hat Konsequenzen, wie die Statistiken

deutlich zeigen: Männer haben eine tiefere Lebenserwartung und bei vielen Erkrankungen schlechtere Aussichten. Das liegt auch daran, dass sie oft erst relativ spät ärztliche Hilfe aufsuchen. Dazu kommt, dass viele stigmatisierende Erkrankungen wie Prostatabeschwerden, erektile Dysfunktion oder Unfruchtbarkeit den Gang zur Ärztin oder zum Arzt zusätzlich erschweren.

Neues Zentrum für Männergesundheit

Deshalb ist es wichtig, dass die medizinischen Angebote für Männer so niederschwellig wie möglich sind. Mit unserem neuen Zentrum für Männergesundheit im Inselspital wollen wir genau das erreichen. Mit einer optimalen Vernetzung unserer Spezialistinnen und Spezialisten, einer interdisziplinären Zusammenarbeit und einer Fokussierung auf das Thema «Aging Male», das Älterwerden des Mannes, gewährleisten wir die bestmögliche medizinische Beratung und Behandlung. Im Zentrum stehen dabei urologische Vorsorgeuntersuchungen inklusive Prostatakrebsvorsorge, aber auch Themen wie Testosteronmangel (Hypogonadismus), Adipositas, Diabetes mellitus und erektile Dysfunktion. Nach der Etablierung des neuen Angebots führen wir dann zudem eine Fertilitätssprechstunde (Thema: Kinderwunsch) und eine Sprechstunde für Jugendliche (Aufklärung) ein.

Longevity und Aging Male Es ist wichtig, dass das Älterwerden des Mannes mit den natürlichen Folgen des Alterungsprozesses in der Öffentlichkeit nicht negativ konnotiert ist: Auch Männer spüren zum Beispiel die Folgen von hormonellen Umstellungen in ihrem Körper. Sie sind sich dessen vermutlich einfach weniger bewusst. Für das Absinken des Testosteronspiegels im Körper ist aber nicht nur der Alterungsprozess verantwortlich. Eine ungesunde Lebensweise mit Übergewicht und wenig Bewegung wirkt sich diesbezüglich sogar stärker aus.

Longevity – das Streben nach einem möglichst langen und gesunden Leben – ist derzeit ein gesellschaftlicher Trend. Dahinter stecken auch handfeste geschäftliche Interessen, denn es geht dabei unter anderem um die Vermarktung von Nahrungsergänzungsmitteln, Kursen und Angeboten. Wenn dieser Trend jedoch eine Sensibilisierung für die wirklich wichtigen Faktoren für ein gesundes Leben bewirkt, ist dagegen nichts einzuwenden. Und das gilt nicht nur für die Männer.

Angebot

Neues Zentrum für Männergesundheit

Reportage «Man merkt, was wirklich zählt im Leben»

Porträt

Zurück im normalen Leben

Velotipp Über sechs saftige Höger

Die Zahl

So viele Männer sind in der Schweiz übergewichtig oder adipös. Bei den Frauen beträgt dieser Anteil lediglich 34%. In den drei Altersgruppen 45–54 Jahre, 55–64 Jahre und 65–74 Jahre sind sogar über 60% der Männer übergewichtig oder adipös (Zahlen aus dem Jahr 2022).

Der Mann

Franjos Credo

Der Berner Oberländer Franjo von Allmen wurde im Februar 2025 in Saalbach Skiweltmeister in der Abfahrt. In einem Interview mit dem Portal Watson erklärte er, warum er beim Besichtigen der Rennstrecken lieber alleine ist: «Ich mache mein eigenes Ding, habe meine eigene Linie.» Und auf die Frage, ob er auch die Fehler lieber selber mache, antwortete er: «Ja – Learning by Doing.»

Inhalt

2 Leserfrage

3 Editorial

5 Inhaltsverzeichnis / In Kürze

Fokus Männergesundheit

6 Grundlagen Männergesundheit

12 Facts & Figures

14 Interview mit Roman Trepp: Warum Männermedizin?

16 Reportage: Simon Freys Weg nach der Diagnose Blasenkrebs

20 Porträt: Theodor Züttels neues Leben

22 Das sagt die Forschung

Gesundheit

24 Longevity

28 Sarkopenie: Verlust von Muskelmasse

30 Tabuthema erektile Dysfunktion

32 Wandern mit Diabetes

34 Psychische Probleme bei Männern

Aus dem Leben

36 Velotipp: knackige Tour d‘Emmental

40 Gesund essen: Rezepte von Aline Born

44 10 Fragen an Christoph Spycher (YB)

46 Das neue Zentrum für Männergesundheit

48 Gesagt: Zitate zu den Themen Mann und Altern

49 Kolumne von Marlen Reusser

50 Impressum und Vorschau Das Zitat

«Die niederschwelligen Eintrittsmöglichkeiten im neuen Zentrum für Männermedizin in Bern erlauben, dass Mann sich eher getraut, ärztliche Hilfe aufzusuchen.»

Prof. Dr. Roman Trepp und PD Dr. Laila Schneidewind, Co ­Leitungsteam des neuen Zentrums für Männermedizin im Inselspital

Titelbild: Simon Frey erhielt aus heiterem Himmel die Diagnose Blasenkrebs. Jetzt ist er auf dem Weg zurück in ein gesundes Leben.

20

Testosteronmangel Mehr Lebensqualität dank Ersatztherapie

30

Erektionsprobleme Wenn er seinen Mann nicht stehen kann

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Gesund essen Rezepte von Spitzenköchin Aline Born

Fokus Männergesundheit

Typisch Mann!

Männer sind grösser und muskulöser als Frauen, haben aber eine tiefere Lebenserwartung.

Das liegt auch an ihrem Risikoverhalten und an ihrem Umgang mit Beschwerden. Die Männermedizin nimmt sich dieser Eigenheiten und der spezifischen Erkrankungen des «starken Geschlechts» an.

Text: Thorsten Kaletsch

Die Zahl

97%

sind die Überlebensund Heilungschancen nach Hodenkrebs. Neben dem Prostatakarzinom, der häufigsten Krebsart beim Mann, betrifft auch der Hodenkrebs nur die Männer. Er kommt mit rund zwei Prozent der gesamten Krebserkrankungen deutlich seltener vor, ist aber bei unter 40 ­Jährigen die häufigste Krebsart.

Grundlagen Männergesundheit

Männer sind durchschnittlich 12 Zentimeter grösser und 10 bis 20 Kilogramm schwerer als Frauen. Sie haben mehr Muskelmasse und weniger Körperfett. Dass sie über mehr Kraft verfügen, liegt auch am Sexualhormon Testosteron. Dieses spielt eine Rolle beim Aufbau von Muskelgewebe und Muskelmasse und kommt im Körper von Männern in 10–20-mal höherer Konzentration vor als bei Frauen. Die Muskeln enthalten bei Männern zudem mehr Mitochondrien als bei Frauen. Das sind quasi die Kraftwerke in den Zellen, die Energie produzieren.

Das männliche Verhalten

Männer sind also kräftiger, können mehr Gewicht heben und schneller laufen als Frauen. Aber sie ernähren sich ungesünder, rauchen und trinken mehr und zeigen generell ein höheres Risikoverhalten: Deshalb verunfallen sie häufiger und sterben im Durchschnitt dreieinhalb Jahre früher. Das liegt auch daran, dass sie sich weniger um ihr psychisches Wohlbefinden kümmern und seltener ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Doch woran liegt das? Für das Verhalten sind unter anderem soziologische und psychologische Faktoren verantwortlich. Die männliche Rolle ist in den letzten Jahren komplizierter geworden. Gemäss dem althergebrachten Rollenverständnis muss ein Mann stark sein und darf keine Schwäche zeigen. Das führt auch dazu, dass Männer Gefühle unterdrücken, weil sie männlich wirken wollen. Gleichzeitig ist heute vermehrt Empathie gefragt und die Fähigkeit, Gefühle zu zeigen und darüber zu sprechen. Ein Spannungsfeld, das zu psychischen Problemen führen kann.

Die Sache mit den Genen Frauen haben zwei X-Chromosomen, Männer dagegen ein X- und ein Y-Chromosom. Auf einem Y-Chromosom liegen knapp 100 Gene, auf einem X-Chromosom mehr als 1000. Das ist ein Grund dafür, dass Männer häufiger an Erbkrankheiten leiden, die über das X-Chromosom vererbt werden. Wegen ihrem zweiten X-Chromosom können Frauen solche Gendefekte ausgleichen. Ein Beispiel dafür ist die Bluterkrankheit.

Auch Geschlechtshormone haben einen Einfluss auf die Gesundheit. Während das weibliche Östrogen das Immunsystem stärkt und die Gefässe schützt, regt Testosteron das Wachstum der Muskeln und der Knochen an und sorgt für Körperbehaarung und Bartwuchs. Testosteron ist ein anaboles Steroid, das den Antrieb und aggressive Verhaltensweisen fördert.

Die «Wechseljahre» des Mannes Ab dem Alter von 40 Jahren nimmt die Hormonproduktion langsam und stetig ab. Diese Veränderung des männlichen Hormonhaushalts nennt man «Andropause» oder «Wechseljahre». Neben dem natürlichen Alterungsprozess sind auch ein ungesunder Lebensstil und Bewegungsmangel für ein (schnelleres) Absinken des Testosteronspiegels verantwortlich.

Ob es sich um einen natürlichen Altersprozess oder um einen krankhaften Mangel handelt, kann nur eine ärztliche Untersuchung mit einem Bluttest zeigen. Ursachen für diesen Mangel können Störungen in den Hoden, dem Ort der Testosteronproduktion, aber auch in den Steuerungszentren im Gehirn (Hypophyse oder Hypothalamus) sein. Ein Testosteronmangel kann zu reduzierter sexueller Lust, zu Erektionsstörungen, Antriebslosigkeit und zu depressiven Verstimmungen führen. Weitere Folgen können Bluthochdruck, Diabetes, Osteoporose (Knochenschwund), Anämie (Blutarmut) und Gewichtszunahme (insbesondere Bauchfett) sein.

Beim peripheren Hypogonadismus ist eine Störung in den Hoden für den Mangel verantwortlich. Ursachen können Hodentumore oder Hodenentzündungen sein, aber auch das Klinefelter-Syndrom (eine numerische Chromosomenstörung). Beim zentralen Hypogonadismus liegt die Ursache bei der Hypophyse oder/und dem Hypothalamus und der gestörten Kommunikation zwischen den Hoden und diesen Zentren im Gehirn.

Hormonersatztherapie Für krankhaften Testosteronmangel gibt es Hormonersatztherapien. Dabei wird Gel auf die Haut aufgetragen, oder es werden Injektionen in die Muskulatur verabreicht. Durch

Grundlagen Männergesundheit

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Männer

X- und Y-Chromosom

DNA

STOFFWECHSEL

Schnellere Verdauung

Testosteron bremst Abwehrkräfte

Höherer Energiebedarf

Unterschiedliche Häufigkeit und zum Teil andere Symptome

IMMUNSYSTEM

Frauen

Zwei X-Chromosomen

Langsamere Verdauung

Östrogen stimuliert Abwehrkräfte

ERNÄHRUNG

KRANKHEITEN

Tieferer Energiebedarf

Unterschiedliche Häufigkeit und zum Teil andere Symptome

diese Testosteronsubstitution wird der Testosteronspiegel wieder auf den gleichen Wert wie bei gesunden gleichaltrigen Männern erhöht.

Die Wirkung von Testosteron ist in vielen Studien erforscht worden. Sie zeigen, dass Testosteron kein Wundermittel ist, um das Altern aufzuhalten. Wer an keinem Mangel leidet, profitiert nicht von einer Therapie. Und von der Einnahme von Testosteron, um schneller und leichter Muskeln aufzubauen, raten Fachleute ebenfalls dringend ab.

Störungen der Sexualfunktion

Zu den wichtigsten Themen der Männermedizin gehören Störungen der Sexualfunktion (erektile Dysfunktion). Sie betreffen rund 40 Prozent der über 40-jährigen Männer und nehmen mit steigendem Alter weiter zu. Trotz der Häufigkeit ist dies heute oft noch immer ein Tabuthema. Bei älteren Männern ist der normale Alterungsprozess mit damit verbundenen Gefässverengungen und hormonellen Veränderungen die Hauptursache für das Auftreten von Erektionsproblemen. Die erektile Dysfunktion ist jedoch

in allen Altersgruppen in vielen Fällen therapierbar. Meist ist eine Durchblutungsstörung für die Probleme verantwortlich. Weil die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für erektile Dysfunktion identisch

«Zu den häufigsten Erkrankungen gehören Entzündungen oder Vergrösserungen der Prostata. Seltener ist das Auftreten eines Prostatakarzinoms, das aber dennoch die häufigste Krebsart beim Mann ist. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Aggressivität müssen aber nicht alle Prostatakarzinome sofort behandelt werden.»

sind, ist es wichtig, die Gründe der Potenzschwäche zu untersuchen: Sie kann auch das Erstsymptom einer beginnenden Herz-Kreislauf-Erkrankung sein. Häufige Ursachen sind Schäden der Arterien, der glatten Muskelfasern oder des Bindegewebes. Auch Diabetes mellitus, Arteriosklerose, Rauchen und chronischer Alkoholkonsum sind für 60 bis 70 Prozent der erektilen Dysfunktionen verantwortlich. Medikamente wie Blutdruckmittel und Antidepressiva können ebenfalls Erektionsprobleme verursachen. Und bei 10 bis 15 Prozent der Betroffenen hat die Potenzschwäche psychologische Ursachen (Stress, Angst, Schuldgefühle sowie die Angst vor sexuellem Versagen.

Diagnose und Behandlung

Für die Diagnose braucht es eine sorgfältige Patientenbefragung, eine Untersuchung des Körpers sowie eine des Blutes (Hormonmessung). Die Behandlungsmöglichkeiten werden an den einzelnen Patienten und an seine Bedürfnisse angepasst. Änderungen im Lebensstil, Gewichtsverlust, der Verzicht auf Zigaretten und mehr Bewegung können die erektile Funktion verbessern. Die weiteren Behandlungsoptionen reichen von medika-

mentösen Therapien über mechanische Hilfsmittel bis hin zu minimalinvasiven Behandlungen (Ballon-Dilatation oder Stent). Das Ziel dabei ist die Erweiterung oder Wiedereröffnung penisversorgender Gefässe. Wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten versagen, kann auch die chirurgische Implantation von Prothesen in die beiden Schwellkörper zum Erfolg führen. Solche Prothesen sind mit einem Pumpsystem verbunden, mit dem eine Erektion herbeigeführt werden kann.

Probleme mit der Prostata In jungen Jahren ist die Prostata – die kastaniengrosse Drüse zwischen Blase und Harnröhre – kaum ein Gesprächsthema unter Männern. Das ändert sich mit zunehmendem Alter: Ab 50 Jahren nimmt die Wahrscheinlichkeit einer gutartigen Prostatavergrösserung zu. Wächst sie gegen innen, kann sie den Zugang zur Blase abklemmen –mit Folgen für das Harnlassen.

Zu den häufigsten Erkrankungen gehören Entzündungen oder Vergrösserungen der Prostata. Seltener ist das Auftreten eines Prostatakarzinoms, das aber dennoch die häufigste Krebsart beim Mann ist. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Aggressivität müssen aber nicht alle Prostatakarzinome sofort behandelt werden.

In Vorsorgeuntersuchungen wird unter anderem der Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut bestimmt. Das PSA entsteht nur in den Prostatazellen, erhöhte Werte finden sich aber auch bei Prostataentzündungen. Das Antigen hat also nur eine limitierte Aussagekraft. Deshalb erstellen die Urologinnen und Urologen die Diagnose bei auffälligen Befunden mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRI) der Prostata und einer Gewebeentnahme (Prostatabiopsie).

Entfernung der Prostata

Für die Behandlung eines Karzinoms entfernen die Chirurginnen und Chirurgen meistens die gesamte Prostata mit den beiden Samenblasen und den Lymphknoten in diesem Gebiet (radikale Prostatektomie). Für diese Operation gibt es zwei Möglichkeiten: die konventionelle (offene) Operation und

die minimalinvasive (roboterassistierte oder laparoskopische). Die Ergebnisse sind vergleichbar – die Patienten erholen sich nach der minimalinvasiven Operation aber etwas schneller. Folge dieser Eingriffe kann in seltenen Fällen eine Inkontinenz sein und etwas häufiger eine erektile Dysfunktion, die sich jedoch mit medikamentöser Therapie behandeln lässt.

Hodenkrebs und weitere Krebsarten Neben dem Prostatakarzinom betrifft auch der Hodenkrebs nur die Männer. Er kommt mit rund zwei Prozent der gesamten Krebserkrankungen deutlich seltener vor, ist aber bei unter 40-Jährigen die häufigste Krebsart. Bei den meisten anderen Krebsarten sind die Erkrankungszahlen und die Sterberaten bei den Männern höher als bei den Frauen. Das liegt unter anderem daran, dass sich noch immer viele Männer nicht um Vorsorge und Prävention kümmern und bei Beschwerden erst sehr spät ärztlichen Rat suchen. Dabei ist es auch für das «starke Geschlecht» wichtig, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern, Alarmsignale frühzeitig wahrzunehmen und darauf zu reagieren.

Podcasts zum Thema Männergesundheit

Erektionsprobleme: Im ersten Schweizer SexPodcast «Sexologie – Wissen macht Lust» sprechen zwei Sexologinnen über das «Schnackseln». In dieser Folge behandeln sie Ursachen und Auswirkungen von Erektionsproblemen, sie reden über den psychischen Druck und wie man einen guten Umgang mit Erektionsschwierigkeiten finden kann.

Podcast «Sexologie», Folge vom 23.8.2024

Männlichkeit im Umbruch: «Die Suche nach neuen Männlichkeiten», «Echte Männer essen Fleisch» sowie «Mental load und das männliche Scheitern»: Diese und viele weitere MännlichkeitsThemen besprechen Christoph Gosteli und Timo Jost vom Zürcher Mannebüro in ihrem Podcast «WurstKäse-Salat».

Podcast «Wurst-Käse-Salat»

Tabus unter Männern: Im Podcast «Mann, ey!» geht es um Themen, die immer noch als Tabu gelten. Der Urologe Dr. Frank Sommer, erster deutscher Professor für Männergesundheit, und der Wissenschaftsjournalist Sebastian Sonntag sprechen unter anderem über Erektionsstörungen und über wichtige Hintergründe zu Testosteronwerten.

Podcast «Mann, ey!»

Männer und Hormone: In dieser Folge des CSSPodcasts «Hallo Gesundheit» spricht der Moderator mit dem Andrologen Dr. David Zimmermann über das Hormon Testosteron. Der Experte klärt unter anderem, wie ein Mangel zu behandeln ist und ob Männer ähnlich wie Frauen einen Hormonzyklus durchlaufen.

CSS-Podcast «Hallo Gesundheit», Folge vom 12.1.2023

10 Tipps für Männergesundheit

Bewegung: 4 bis 5 Stunden Bewegung oder Sport pro Woche sind ideal. Das hilft, Gewicht abzubauen und sich besser zu fühlen.

Ausgewogene Ernährung: Mehr Gemüse und Früchte (fünf Portionen am Tag) und genügend Protein. Achtung: Im Alter steigt der Proteinbedarf. Protein hilft, die Muskelmasse, -kraft und -funktionalität und die Knochenmasse zu erhalten. Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Eier, Nüsse, Kerne und Samen sind neben Fisch und Fleisch gute Proteinlieferanten.

Genügend Schlaf: Genügend Schlaf ist essenziell für die körperliche Regeneration und die Hormonbalance. Bei Männern unterstützt er die nächtliche Testosteronausschüttung und kann sich positiv auf die sexuelle Gesundheit auswirken.

Kein Nikotin, wenig Alkohol: Ideal ist ein kompletter Verzicht auf Zigaretten und auf übermässigen Alkoholkonsum. Die Kombination von Nikotin und Alkohol kann zu Wechselwirkungen mit negativen Folgen für die Gesundheit führen.

Den Körper beobachten: Es lohnt sich, auf Veränderungen und plötzlich auftretende Schmerzen zu achten. Sie können ein Alarmsignal sein. Es empfiehlt sich zudem, die Hoden regelmässig abzutasten.

Neues ausprobieren: Ein neues Hobby, eine neue Sportart oder das Probieren von neuen Gerichten hält geistig und körperlich fit. Es ist ein guter Ausgleich zum Alltag.

Soziale Kontakte und Gespräche: Kolleginnen und Freunde sind wichtig für das Wohlergehen. Es empfiehlt sich, mit anderen auch über gesundheitliche Themen und Probleme zu sprechen. Das fällt Männern erwiesenermassen schwerer als Frauen. Es ist aber wertvoll, weil es Stress reduzieren und Mut machen kann. Auch Liebe wirkt lebensverlängernd, während eine unglückliche Partnerschaft krank macht.

Erektionsprobleme ernst nehmen: Verstopfte Penisgefässe können auf verstopfte Herzkranzgefässe hinweisen. So können Erektionsprobleme ein wichtiges Warnsignal für das künftige Auftreten eines Herzinfarkts oder eines Schlaganfalls sein.

Auf die Stimmung achten: Schlechte Laune und aggressives Verhalten können Symptome für eine Depression sein. Bei anhaltender schlechter Stimmung professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Vorsorge betreiben: Spätestens ab 50 Jahren in die Vorsorgeuntersuchung gehen. Wenn ein enges Familienmitglied Prostatakrebs hatte, sogar schon fünf oder zehn Jahre früher.

Gesundheit

4,45 Mio.

So viele Männer leben aktuell in der Schweiz. Das sind rund 60 000 weniger als Frauen (Zahlen von 2023).

1180 Männer

sterben in der Schweiz jährlich an alkoholbedingten Krankheiten. Dem stehen 420 Frauen gegenüber (Daten aus den Jahren 2011 und 2020).

Muskeln

Der Anteil der Muskelmasse am gesamten Körpergewicht liegt bei Männern durchschnittlich bei 37–57 Prozent, bei Frauen bei 27–43 Prozent.

Körperfett

Der Körper eines Mannes besteht durchschnittlich zu 10–24 Prozent aus Fett, der Körper einer Frau zu 20–35 Prozent. Die Verteilung des Körperfetts ist bei Männern anders: Oft ist der Anteil an Bauchfett (Viszeralfett) grösser, was in Bezug auf viele Krankheitsrisiken ungünstig ist.

Diabetes

5 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind von Diabetes betroffen. In der Altersgruppe der über 65-Jährigen sind es sogar 12 Prozent – bei den Frauen 9 Prozent und bei den Männern 16 Prozent (Daten aus dem Jahr 2022, Tendenz steigend). Übergewicht und Adipositas kommen bei Männern häufiger vor als bei Frauen, Frauen werden aber viel mehr deswegen behandelt.

TV-Tipp

Muskulös und durchtrainiert: junge Männer unter Druck

«Body Positivity» ist das Thema einer Hintergrundsendung von SRF. Darin kommt auch der Psychologe Roland Müller, Leiter des Angebots zu Fitnessund Muskelsucht im Inselspital, zu Wort. Er sagt: «Junge Männer stehen heute unter einem grossen Druck, trainiert und muskulös auszusehen.» Ein trainierter Körper sei in der Gesellschaft mit dem Gedanken verbunden, leistungsfähig und belastbar zu sein, sagt Müller. Fitness sei aber nicht nur gesund. «Wenn das Training einen bestimmt und nicht umgekehrt – dann wird es problematisch», so Müller.

«Body Positivity»

Hintergrundsendung von SRF

Muskelkraft im Laufe des Lebens

Jugend

Spitzenwert maximieren

Muskelkraft

Erwachsenenleben

Spitzenwert halten

Seniorenalter Verlust minimieren

Bereich der geringen körperlichen Leistungsfähigkeit

Bereich der grossen Einschränkung

Alter

Individueller Schwankungsbereich

Das sagt die Expertin

«Geschlechtshormone sind entscheidend an der Regulation von Blutzucker und Körpergewicht beteiligt. Das Verständnis dieser Rolle ist wichtig, um Übergewicht, Diabetes und deren Folgen für die Herz-Kreislauf-Gesundheit gezielt vorzubeugen und zu behandeln.»

Prof. Dr. Dr. Lia Bally, Leiterin Ernährungsmedizin, Metabolismus und Adipositas im UDEM im Inselspital

Prof. Dr. Roman Trepp ist Spezialist für Männermedizin. Als Leiter Endokrinologie im UDEM kennt er viele spezifische Männerkrankheiten, und als Co-Leiter hat er das Zentrum für Männergesundheit im Inselspital mit aufgebaut. Im Interview erklärt er, weshalb es das neue Angebot braucht.

«Männer haben mehr Mühe, Hilfe anzunehmen»
Interview: Mia Hofmann und Thorsten Kaletsch

«Typisch Mann!»: In welchen Bereichen trifft das auf Sie zu, Herr Trepp?

Roman Trepp: Ich hatte vor drei Monaten einen Achillessehnenriss – eine typische Verletzung bei Männern zwischen 30 und 50 Jahren (lacht). Abgesehen davon betrachte ich lieber das Individuum, statt pauschale Zuschreibungen zu machen – sonst müssten wir erst genau definieren, was wir überhaupt als «typisch männlich» verstehen.

Die Medizin war jahrzehntelang auf Männer ausgerichtet – weshalb braucht es jetzt eine spezifische Männermedizin?

Früher war die Forschung tatsächlich mehr auf Männer ausgerichtet. Inzwischen achtet man bei Studien aber schon länger auf die Diversität der Probandinnen und Probanden. Es gibt jedoch Erkrankungen, die Männer häufiger oder naturgemäss nur Männer betreffen. Um diese optimal zu behandeln, ist ein Zentrum für Männergesundheit sinnvoll.

Welche Erkrankungen sind typisch für Männer?

Dazu zählen Prostataerkrankungen, Testosteronmangel, erektile Dysfunktion, Zeugungsunfähigkeit und Krebsarten wie Prostata- oder Hodenkrebs. Früher war auch Lungenkrebs bei Männern deutlich häufiger – das lag am Rauchverhalten, das sich aber inzwischen angeglichen hat. Die gesundheitlichen Herausforderungen verändern sich mit dem Alter: Bis 30 Jahre stehen Unfälle im Vordergrund – Männer üben im Durchschnitt risikoreichere Sportarten aus. Zwischen 30 und 50 dominieren Überlastungsthematiken wie Burnouts oder Depressionen. Nach 50 steigen die Krebsraten, und im Pensionsalter kommen Herz-Kreislauf-Erkrankungen dazu, oft begleitet von erektiler Dysfunktion. Potenz probleme können jedoch in jedem Alter auftreten, häufig verbunden mit Übergewicht oder Beziehungsproblemen.

Warum haben Frauen eine höhere Lebenserwartung als Männer? Jüngere Männer haben häufiger schwere Unfälle. Auch später spielt das Ver -

halten eine deutlich grössere Rolle als das Geschlecht. Wer gesund lebt, hat auch als Mann gute Chancen, ein hohes Alter zu erreichen – Glück und Pech bleiben aber nicht unerheblich.

Wie unterscheiden sich Männer von Frauen in Bezug auf das Gesundheitsverhalten?

Männer neigen eher zur reinen «Reparaturmedizin» – erst zum Arzt gehen, wenn Beschwerden auftreten. Frauen kümmern sich eher auch um Präventionsmedizin, was auch daran liegt, dass die gynäkologischen Untersuchungen

«Ein Pendant zum Fachgebiet Gynäkologie gibt es so nicht für Männer. Genau deshalb haben wir das neue interdisziplinäre Angebot für Männergesundheit geschaffen.»

bereits im jungen Alter beginnen und die Frauen dann Vorsorgeprogrammen wie Gebärmutterhals- und Brustkrebs-Screenings folgen. Ein Pendant zum Fachgebiet Gynäkologie gibt es so nicht für Männer. Genau deshalb haben wir das neue interdisziplinäre Angebot für Männergesundheit geschaffen.

Welches Ziel verfolgt das Inselspital mit dem neuen Zentrum für Männergesundheit?

Unser Ziel ist es, eine niederschwellige Anlaufstelle zu schaffen. Intern vernetzen wir Spezialistinnen und Spezialisten der verschiedenen Gebiete, insbesondere von der Urologie, Endokrinologie, Diabetologie, Ernährungsmedizin und Fertilitätsmedizin, um eine qualitativ noch bessere Versorgung zu gewährleisten (vgl. Story über das neue Zentrum für Männermedizin ab Seite 46).

Warum ist die Suizidrate in Europa bei Männern drei­ bis viermal so hoch wie bei Frauen?

Die Suizidversuchsrate ist bei Frauen ebenfalls hoch, vielleicht sogar höher als bei Männern. Die erfolgreichen Suizide sind bei Männern aber häufiger, weil sie vermehrt zu Schusswaffen greifen. Da Frauen häufiger Medikamente wählen, kann eher noch rettend eingegriffen werden. Männer haben im Durchschnitt mehr Mühe, rechtzeitig Hilfe anzunehmen, oder denken offenbar öfters erstmal «Das ist nicht so schlimm, das schaffe ich selbst». Hier scheinen auch die Sozialisierung und traditionelle Rollenverständnisse einen Einfluss zu haben. Bei jüngeren Generationen nehmen diese Unterschiede ab.

Was halten Sie von Longevity, dem Streben nach einem langen und gesunden Leben?

Von solchen Trendbegriffen halte ich nicht viel. Früher sprach man von AntiAging, heute von Better Aging oder Longevity. Das ist vor allem ein lukratives Business, in dem viele wirkungslose Supplemente verkauft werden. Fünf Faktoren beeinflussen die Gesundheit tatsächlich: ausgewogene Ernährung, regelmässige Bewegung, guter Schlaf, soziale Beziehungen und der Verzicht aufs Rauchen. Lebensqualität ist dabei mindestens so wichtig. Für viele sogar wichtiger als die reine Lebensdauer.

Was tun Sie selber dafür?

Ich versuche, körperlich aktiv und normalgewichtig zu bleiben. Ich mache zwar nicht mehr so viel Sport wie früher, achte aber schon auf genügend Bewegung. Ich habe einen Job, den ich sehr gerne mache und schaue in der Freizeit für einen guten Ausgleich. Das ist es, was für mich gute Lebensqualität ausmacht.

Simon Frey erhielt aus heiterem Himmel die Diagnose Blasenkrebs. Im Inselspital wurden ihm im Rahmen einer vollständigen Zystektomie die Blase und die Prostata entfernt. Das bedingt für ihn grundlegende Umstellungen in seinem Intimbereich. Mit Hilfe einer umfassenden Behandlung im Inselspital ist Simon Frey auf dem Weg zurück in ein gesundes Leben.

Text: Peter Bader

«Man merkt, was wirklich zählt im Leben»

«Es geht mir sehr gut», sagt Simon Frey. Er habe kaum mehr Einschränkungen, arbeite seit einiger Zeit wieder zu 100 Prozent. Dabei liegt seine Operation kaum ein halbes Jahr zurück: Am 20. August wurden bei ihm im Rahmen einer vollständigen Zystektomie die Blase und die Prostata entfernt. Nötig geworden war dieser radikale Eingriff wegen eines Blasentumors im fortgeschrittenen Stadium. Die Diagnose hatte ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen, bis dahin sei er immer kerngesund gewesen, erzählt er. «Ich habe nie geraucht und nicht übermässig Alkohol getrunken, viel Sport getrieben und mich auch einigermassen gesund ernährt.» In den vergangenen Monaten habe ihm geholfen, dass er sich intensiv mit seiner Erkrankung beschäftigt habe und seine Frau bei allen Besprechungsterminen dabei gewesen sei. Die Krankheit betreffe den Intimbereich, auch deshalb sei es wichtig, dass man sie gemeinsam mit der Partnerin durchstehe, betont Simon Frey. Hinter dem 54-Jährigen liegen schwierige Monate.

Das

sagt

der Experte

«Frauen gewöhnen sich früh an Vorsorgeuntersuchungen. Männer sollten das auch tun, um unter anderem gegen Prostata- und Blasenkrebs vorzubeugen. Ab 50 Jahren sollten sie regelmässig zum Hausarzt gehen.»

Prof. Dr. Beat Roth, Klinikdirektor und Chefarzt der Universitätsklinik für Urologie im Inselspital

20. Februar 2024

Es ist ein kalter Dienstagabend, Simon Frey ist mit dem E-Bike auf dem Weg nachhause und friert. Eine Grippe ist die Folge, und zwei Tage später hat er beim Wasserlassen zum ersten Mal ein seltsames Gefühl, «wie wenn sich ein Fremdkörper in der Harnröhre befände», erinnert er sich. Simon Frey zieht eine Blasenentzündung in Betracht und geht – weil sein Hausarzt nicht da ist und das seltsame Gefühl beim Wasserlassen auch nach Abklingen der Grippe nicht verschwindet – gut zwei Wochen später in die Notaufnahme des Kantonsspitals Olten. Eine Blasenentzündung wird ausgeschlossen, allerdings finden sich Spuren von Blut in Simon Freys Urin. Nach einem Ultraschall ordnet der Urologe eine Blasenspiegelung an. Simon Frey ist da noch nicht beunruhigt. Die Spiegelung, bei der eine Sonde über die Harnröhre in die Blase eingeführt wird, hat er als «sehr unangenehm» in Erinnerung. «Ich lag da, habe geschwitzt, als mich der Arzt bat, kurz auf den Monitor zu schauen.» Er erkennt einen dunklen Fleck und der Arzt sagt: «Das gehört nicht hierher,

Blasenkrebs:

Eine Zystektomie ist eine Operation zur Entfernung der Harnblase. Der primäre Grund für eine solche Operation ist die Behandlung von Blasenkrebs, insbesondere in fortgeschrittenen Fällen, in denen andere Therapien nicht mehr ausreichend sind. Bei Männern umfasst der Eingriff in der Regel auch die Entfernung der Prostata und der Samenblasen, bei Frauen gelegentlich die Entfernung der Gebärmutter. Frauen sind allerdings dreimal weniger häufig von Blasenkrebs betroffen als Männer. Die Fälle bei Frauen nehmen aber zu. Das hängt damit zusammen, dass in den letzten 20 Jahren immer mehr Frauen mit dem Rauchen angefangen haben, was als Hauptursache für Blasenkrebs gilt.

das müssen wir weiter untersuchen.» Eigentlich ist Simon Frey da immer noch nicht sehr beunruhigt. Aber die Sorge wächst in den nächsten Wochen.

17. April 2024

Morgens um 11 Uhr haben Simon Frey und seine Frau einen Termin bei Prof. Dr. Marc Furrer, Chefarzt und Klinikleiter Urologie am Kantonsspital Olten. Er ist da schon auf schlechte Nachrichten vorbereitet, hat sich im Internet auf der Website der Krebsliga bereits intensiv über Blasentumore informiert. Hinter ihm liegen eine Computer tomografieUntersuchung und eine GewebeBiopsie, die eine kurze Narkose erfordert. «Am Tag nach der Biopsie hat man mir auf meine Frage hin mitgeteilt, dass man von einem Tumor ausgeht. Das war starker Tobak, aber von da an wusste ich, was es geschlagen hat.» Seine Frau ist in ihren Gedanken noch nicht so weit wie er. Für sie bricht eine Welt zusammen, als Marc Furrer den beiden die niederschmetternde Diagnose mitteilt: Blasentumor in fortgeschrittenem Stadium, der bereits in die Blasenwand eingewachsen ist. Zuhause informiert er seine Familie, Freunde und Bekannte und schreibt auch ein Mail an seine Geschäftsleitungskollegen des Energiehandel-Unternehmens, in dem er als Rechtskonsulent und Personalverantwortlicher arbeitet. Und er erinnert sich an Prof. Dr. Beat Roth, den er aus gemeinsamen Schulzeiten kennt und der heute als Klinikdirektor und Chefarzt der Universitätsklinik für Urologie im Inselspital arbeitet. Er schreibt ihm ein Mail und bittet um eine Zweitmeinung.

10. Mai 2024

Beat Roth antwortet schnell auf die Anfrage und empfängt das Ehepaar Frey gut zwei Wochen später zur ersten Konsultation. «Er hat uns die Anatomie mit Bildern erklärt, was das Verständnis für die Diagnose und die nötige Therapie enorm steigerte», erinnert sich Simon Frey. Bald ist klar: Sie haben Vertrauen in Beat Roth und entscheiden sich für eine Behandlung im Inselspital. Die sieht zuerst vier Zyklen Chemotherapie vor, um Tumorableger zu bekämpfen und «weil es grundsätzlich die Überlebenschancen erhöht», wie Klinikdirektor Beat Roth betont. Danach ist die vollständige Entnahme der Blase und der Prostata geplant. «Es ist ein zusammenhängendes System. Wie bei Simon Frey ist in der Hälfte der Fälle von Blasentumoren auch die Prostata von Tumoren betroffen», sagt Beat

Roth. Bei der Zystektomie handle es sich zwar um eine Standardoperation, gleichzeitig aber um einen der grössten Eingriffe, die in der Urologie vorgenommen werden (siehe Box). «Wir legen Wert auf eine umfassende Behandlung, die auch die Partnerinnen oder Partner der Patienten miteinbezieht. Dazu gehören neben der Physiotherapie auch Sprechstunden bei Sexualpsychologinnen.»

Nun beginnt für Simon Frey bereits das Beckenbodentraining: Nach der Operation wird er das Wasserlassen neu erlernen. Es erfolgt dann durch An- und Entspannen der Beckenbodenmuskulatur, weshalb diese frühzeitig gestärkt werden muss.

Mai bis Juli 2024

Weil es näher bei seinem Wohnort liegt, findet die Chemotherapie im Kantonsspital Olten statt. «In dieser Zeit ging es mir schlecht», erzählt Simon Frey. Es sei ihm dauernd übel gewesen, allerdings habe er sich nicht übergeben können. Das Einzige, was ihm einigermassen hilft, sind Spaziergänge im Wald. Die Haare fallen ihm aus, er kauft sich eine Mütze. Trotz der Therapie kann er zu 50 Prozent arbeiten. Als ihn eine Mitarbeiterin am Mittagstisch im Büro nicht mehr erkennt, ist das für ihn «wirklich ein Tiefpunkt».

20. August 2024

Nach der Chemotherapie verreist Simon Frey für ein paar Tage, um sich zu erholen. Nun ist es so weit: Die Operation verläuft ohne Komplikationen und dauert vier Stunden und 51 Minuten. Die Nerven bei der Prostata, die für die Penis-Erektionen wichtig sind, können bei ihm geschont werden, ebenso die Samenblasen, die für das Lustempfinden sorgen. Die Nervenbahnen werden bei der Operation allerdings paralysiert, liegen in den ersten Wochen nach der Operation quasi ohne Hüllen da und müssen sich regenerieren. Aus einem 54 cm langen Stück Dünndarm wird eine neue Blase geformt. Sie funktioniert ähnlich wie eine natürliche Blase, indem sie den Urin im Körper speichert. Dieser Ersatz ermöglicht es, Urin auf natürliche Weise über die Harnröhre auszuscheiden. In der Regel dauert es drei bis sechs Monate, bis Patientinnen und Patienten tagsüber kontinent sind. Nachts kann dies bis zu einem Jahr dauern, da sich der Körper im Schlaf vollkommen entspannt. Da für das Formen der Blase ein Stück Dünndarm verwendet wird, ist in den ersten Tagen die Darmfunktion gestört.

31.

August 2024

Simon Frey erholt sich rasch von der Operation, nach elf Tagen verlässt er das Inselspital. Tags darauf erlebt er allerdings «einen der schlimmsten Tage meines Lebens.» Aufgrund der gestörten Darmfunktion kommt es bei ihm zu einem Darmverschluss. «Ich bin bei mir zuhause ‹herumgetigert›, musste mich dauernd übergeben. Es war schlimm.» Er geht zurück in die Urologie-Abteilung im Inselspital, wo ihm geholfen wird. Als er zum ersten Mal wieder normalen Stuhlgang hat, erlebt er einen jener Momente, wie es sie in diesen Monaten viele gibt. «Man lernt das Leben schätzen, man merkt, was wirklich zählt.»

Februar 2025

Simon Frey arbeitet seit Anfang Jahr wieder Vollzeit. Während seiner Behandlung in den vergangenen Monaten hat er nebenbei eine Weiterbildung absolviert, was ihm Zuversicht verliehen hat. Wie vor seiner Erkrankung treibt er zwei- bis dreimal pro Woche Sport: Er joggt, fährt mit dem Bike, macht Krafttraining, fährt Ski. Tagsüber ist das Wasser-

«Beat Roth hat uns die Anatomie mit Bildern erklärt, was das Verständnis für die Therapie und die Diagnose enorm steigerte.»

lassen von Beginn weg problemlos, deshalb braucht er keine Einlagen mehr. Nachts sind sie noch nötig, durchschnittlich ein bis zwei Mal pro Woche ist er noch inkontinent. «Mit der neuen Blase muss ich nachts einmal aufstehen und sie entleeren», sagt Simon Frey. «Damit finde ich mich noch nicht zurecht: Am Morgen bin ich oft noch müde und etwas antriebslos.»

An die neue Sexualität tasten er und seine Frau sich langsam heran, die Rehabilitation der Nerven dauert noch an. Sie testen mehrere Medikamente, eines davon wirkt, allerdings mit einer schmerzhaften Erektion. Trotzdem sei auch das ein positives Erlebnis gewesen. «Wir haben gemerkt, dass die Erektion immer noch funktioniert.»

Vorerst muss er alle drei Monate zu einer CT-Untersuchung. Bilden sich bis zwei Jahre nach der Operation keine neuen Tumore, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er vollständig geheilt ist. Simon Frey ist auf dem Weg zurück in ein gesundes Leben.

Beat Roth (links) im Gespräch mit dem Ehepaar Frey.

Der ehemalige Dorfbäcker von Ipsach, Theodor Züttel, war lange im Ungewissen über die Ursachen seiner Beschwerden, die seine Lebensqualität stark einschränkten: Er litt unter Testosteronmangel.

Die Operation eines Hypophysenadenoms und eine dauerhafte Hormonbehandlung haben seinen Zustand nachhaltig verbessert.

Text: Mike Sommer

Zurück im normalen Leben

Hündin Fina empfängt die Fremden mit Gebell und wird von ihrem Meister in die Schranken gewiesen. «Bei ihr drückt der Border Collie durch», erklärt Theodor Züttel, der sein Leben lang immer einen Hund hatte. Nach einer Fussoperation ist der 69-Jährige endlich wieder so gut auf den Beinen, dass er sich auf Spaziergänge mit Fina freuen kann. Grössere gesundheitliche Probleme hat er derzeit keine. Er komme auch gut damit zurecht, dass er seit über einem Jahr nicht mehr berufstätig sei, sagt der Bäcker- und Konditormeister, der früher mit seiner Frau die Dorfbäckerei in Ipsach führte. Jetzt backen beide nur noch sporadisch für ehemalige Stammkundinnen und Freunde. Alles in allem führt der Pensionierte ein ganz normales Leben.

Unerfüllter Kinderwunsch

Das war nicht immer so. Eine Erkrankung hatte Theodor Züttel in der Mitte seines Lebens ausgebremst. Begonnen hatte alles nach der Heirat mit 27. Als sich der Kinderwunsch des Paars nicht erfüllte, ergab eine Hodenbiopsie, dass er kaum lebensfähige Spermien hatte. Der Urologe ging der Sache nicht weiter auf den Grund. «Ich hing sozusagen medizinisch in der Luft», beschreibt Theodor Züttel seinen damaligen Zustand. Der verschlechterte sich zuerst schleichend und dann rapide. Er nahm

Das sagt der Experte

«Bei Testosteronmangel, medizinisch als Hypogonadismus bezeichnet, kann eine Hormonersatztherapie nicht nur die Lebensqualität erheblich steigern, sondern auch massgeblich zur Verbesserung körperlicher Funktionen wie Muskelkraft, Knochendichte und Stoffwechsel beitragen.»

Prof. Dr. Roman Trepp, Leiter Endokrinologie UDEM im Inselspital

an Gewicht zu, hatte ein aufgedunsenes Gesicht, war müde, abgeschlagen und depressiv. Dazu kamen Sehstörungen, alles wirkte «benebelt», Kontraste lösten sich auf. Dramatisch wurde es 1997 in den Ferien in Griechenland: «Ich stolperte häufig und lag meistens im Hotelbett. Was ich trank, floss geradezu durch mich hindurch. Ich musste ständig auf die Toilette.»

Wegen der Sehstörungen suchte er einen Augenarzt auf. Der veranlasste einen CT-Scan, der die Ursache des Leidens an den Tag brachte: ein Hypophysenadenom, ein gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) in der vorderen Schädelbasis. Das Adenom hatte die Grösse einer Pflaume und drückte auf die Hypophyse und die Sehnerven. Die Folgen waren Sehstörungen und eine starke Beeinträchtigung der Hypophyse. Die erbsengrosse Drüse produziert Hormone, die andere endokrine Drüsen – Schilddrüsen, Nebennieren und Hoden – steuern. Fällt die Hypophyse aus, kommt auch die Hormonproduktion in diesen sekundären Drüsen zum Erliegen.

Dadurch wird die Testosteron-Produktion in den Hoden gestört. Diese Funktionsstörung nennt man Hypogonadismus. Der Testosteronmangel äussert sich hauptsächlich im Nachlassen der

sexuellen Lust und in Erektionsstörungen, kann aber auch weitere Beschwerden verursachen – darunter jene, unter denen Theodor Züttel litt: Rückgang der Muskelmasse, Gewichtszunahme, Abgeschlagenheit, Depression, Unfruchtbarkeit, Reduzierung des Hodenvolumens und Brustwachstum. Von einer reduzierten Knochendichte (Osteoporose), die oft mit Hypogonadismus einhergeht, blieb er verschont.

Hormone bringen die Energie zurück Theodor Züttel war nach der Diagnose erleichtert, endlich die Ursache seiner Leiden zu kennen. Die 1997 im Insel-

spital durchgeführte Operation mit der Entnahme des Adenoms durch die Nase verlief erfolgreich. Geblieben sind eine leichte Schädigung der Sehnerven und eine verkümmerte Hypophyse. In der ersten Phase nach der Operation erhielt er deshalb Hormone, die die Testosteron- und die Spermienbildung anregen sollten. Da sich die Zeugungsfähigkeit nicht wieder einstellte, erhält er heute direkt Testosteron, das Muskelschwund und Osteoporose vorbeugt – alle elf Wochen eine Injektion. Weitere Hormonpräparate gleichen die mangelhafte Hormonproduktion der Schilddrüse und der Nebennieren aus.

Es habe ein Weilchen gedauert, bis alle Medikamente optimal eingestellt gewesen seien, sagt Theodor Züttel. Geholfen habe ihm die Schweizer Selbsthilfegruppe für Krankheiten der Hypophyse und/oder Nebennieren (shg-wegweiser. ch), die ihm viel Unsicherheit genommen habe. «Die Symptome der Krankheit sind nach und nach verschwunden, nur mein Gesichtsfeld bleibt eingeschränkt. Aber die Energie ist zurück.» Im Nebenzimmer bellt Fina, es ist Zeit für den Spaziergang.

Theodor Züttel mit Hündin Fina: Zeit für den täglichen Spaziergang.

Das sagt die Forschung

Soll man im Alter Testosteron einnehmen?

Der Testosteronspiegel nimmt bei Männern mit zunehmendem Alter ab. Die sogenannte TRAVERSE-Studie von US-amerikanischen Forschenden hat untersucht, ob eine Testosteron-Ersatztherapie sinnvoll ist. Mehrere Teilstudien fokussieren dabei auf verschiedene Aspekte. Die Resultate zeigen: Durch die Einnahme von Testosteron nehmen sexuelle Verhaltensweisen wie Tagträume, Flirts oder Masturbation leicht zu, die erektile Funktion hingegen bleibt gleich. Depressive Symptome gehen leicht zurück – jedoch nicht in einem signifikanten Mass. Prostatakrebs-Vorfälle und Harnsymptom-Werte bleiben gleich. Und: Männer, die Testosteron zu sich nehmen, haben ein höheres Risiko für Knochenbrüche. Das Fazit der Forschenden: Insgesamt sprechen die Ergebnisse gegen eine Einnahme von Testosteron bei einem rein altersbedingten Rückgang.

Beeinflussen Betablocker

Erektionsstörungen?

Weltweit sind laut Schätzungen über eine Milliarde Menschen von Bluthochdruck betroffen. Viele nehmen deshalb Medikamente. Doch inwiefern beeinflussen diese die Funktion des männlichen Sexualorgans? Forschende aus Norditalien haben die aktuelle Datenlage dazu zusammengefasst. Sie haben festgestellt, dass blutdrucksenkende Medikamente wie Thiazide und Betablocker (BB) die Sexualfunktion häufiger als andere beeinträchtigen. Kalziumkanalblocker (CCB) oder Alphablocker (AB) haben demnach neutrale Auswirkungen auf erektile Dysfunktionen, Angiotensin-RezeptorBlocker (ARB) sollen sogar eine günstige Wirkung haben. Auch Nebivolol, ein BB der dritten Generation, soll sich ebenfalls eher positiv auswirken. Die Datenlage ist aber noch immer dürftig und beruht oft auf Eigeneinschätzungen der befragten Männer. Das A und O ist das offene Gespräch zwischen der medizinischen Fachperson und dem Betroffenen.

Kurze Antibiotikaprophylaxe nach Blasenentfernung

Eine Studie des Inselspitals und der Universität Bern zeigt, dass eine 24-stündige Antibiotikaprophylaxe bei Blasenoperationen mit Harnableitung genauso wirksam ist wie eine mehrtägige Behandlung. Die Häufigkeit von Infektionen an der Operationswunde war bei Patientinnen und Patienten mit einer 24-stündigen Antibiotikaprophylaxe nach 90 Tagen Beobachtungszeit nicht höher als bei den Patientinnen und Patienten, die eine längere Antibiotikatherapie erhielten. «Unser Ziel ist es, durch die Erkenntnisse nicht nur die Behandlungsqualität zu verbessern, sondern auch einen Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika zu leisten», erklärt Prof. Dr. Fiona Burkhard, Chefärztin in der Universitätsklinik für Urologie und Letztautorin der Studie.

Übergewicht vermindert die Spermaqualität

Der kontinuierliche Rückgang der Spermaqualität hat in den letzten Jahrzehnten weltweit Besorgnis ausgelöst. Als einer der Gründe dafür wurde Übergewicht vermutet. In einer Übersichtsarbeit haben chinesische Forschende nun die Daten von über 70000 Probanden aus 50 verschiedenen Studien ausgewertet. Das Resultat: Im Vergleich zur Referenzgruppe von Männern mit Body-Mass-Index (BMI) unter 25, war die Spermaqualität bei Männern mit Übergewicht (BMI 25–30) und Fettleibigkeit der Klasse I (BMI 30–35) und Fettleibigkeit der Klassen II/III (BMI über 35) signifikant schlechter. Und zwar je höher der BMI, desto schlechter. Es gibt also einen deutlichen Zusammenhang zwischen Übergewicht und verminderter Spermaqualität. Umgekehrt bedeutet dies: Wer seine Spermaqualität erhalten möchte, sollte auf sein Gewicht achten.

Pornografie und sexuelle Funktion nach der Pandemie

Die COVID-19-Pandemie und der damit einhergehende Lockdown hatten erhebliche Auswirkungen auf das Sexual leben. Sexuelle Aktivitäten gingen insgesamt zurück, Masturbation und Pornografiekonsum nahmen exponentiell zu. Eine internationale Gruppe von Forschenden hat deshalb untersucht, wie sich der erhöhte Pornokonsum auf die sexuelle Funktion ausgewirkt hat. Trotz des erhöhten Pornokonsums während der Pandemie gab es keine Belege für eine Steigerung der sexuellen Dysfunktionen. Im Gegenteil: Solo-Sex-Aktivitäten hatten in der stressigen Zeit positive Auswirkungen auf den psychosozialen Stress und führten zu weniger Ängsten und Depressionen. Entscheidend bei Untersuchungen rund um Pornografie ist immer, Häufigkeit, Kontext und Art des Konsums miteinzubeziehen: Ein übermässiger Konsum kann sich negativ auswirken, ein moderater Konsum kann Teil eines gesunden Verhaltens sein.

Das sagt die Expertin

Warum manche

Organe schneller altern

Die Ansammlung von Schäden in unserem Erbgut wird häufig als die Ursache für Alterungsprozesse genannt. Das ist aber nur eine Hypothese unter vielen. Forschende der Universität Genf, des Inselspitals und der Universität Bern haben nun gemeinsam einen Mechanismus identifiziert, der erklärt, warum bestimmte Organe schneller altern als andere. Die Forschenden fanden heraus, an welchen Stellen die Replikation in der DNA beginnt, wenn sich Leberzellen nach einer Gewebeentfernung erneuern. Sie stellten fest, dass diese Startpunkte immer in Bereichen der DNA liegen, die keine Proteine herstellen. Die Ergebnisse der Studie bieten neue Ansätze, um die Zellalterung besser zu verstehen und möglicherweise zu verlangsamen.

Männergesundheit kommerziell ausgeschlachtet

US-amerikanische Kliniken werben direkt bei Konsumenten für Therapien gegen einen niedrigen Testosteronspiegel oder erektile Dysfunktion (ED). Aktuelle Leitlinien empfehlen die Einnahme von Testosteron nur bei nachgewiesenem Hypogonadismus, also einer verminderten hormonellen Aktivität der Hoden. Behandlungen von ED durch plättchenreiches Plasma oder Stosswellentherapie im Penis-Bereich sind ebenfalls nicht empfohlen. Forschende aus den USA haben die Web sites von 223 Kliniken für Männergesundheit unter sucht und festgestellt, dass diese Behandlungen offensiv beworben werden. Sie prangern an, dass diese Themen der Männergesundheit kom merziell ausgeschlachtet würden. Ihr Ziel: dass Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner sich dieser Situation bewusst sind und ihre Patienten entsprechend beraten.

«Einer der Hauptauslöser für Blasenkrebs ist das Rauchen. Oft verursacht diese Erkrankung kaum Schmerzen. Es gibt aber ein wichtiges Alarmsignal: Blut im Urin.»

Prof. Dr. Fiona Burkhard, Chefärztin Universitätsklinik für Urologie im Inselspital

Trend für ein langes, gesundes Leben

Longevity –gesundes Altern mit Mass und Verstand

Longevity – gesund alt werden –das wünschen sich die meisten Menschen. Wie gut das gelingt, ist teilweise von den Genen abhängig. Wir können jedoch auch mit einem gesunden Lebensstil viel beeinflussen. Doch was gilt aus medizinischer Sicht tatsächlich als gesund?

Text: Fabienne Schöpfer

Tägliches Kraft-, Cardio- und Balancetraining, Super-Food, umfassende Körperanalysen, Lichttherapien und die Einnahme von über hundert Pillen pro Tag – so will der US-Millionär Bryan Johnson das Altern stoppen. Johnson ist ein Extremfall, ein lebendes Experiment, wie er selbst sagt. Dennoch treibt das Streben nach mehr Lebensjahren in guter Gesundheit viele Menschen um, und das Geschäft mit der Longevity boomt.

Fitnesskult und Körperwahn –wann wird es ungesund?

Den meisten Menschen gelingt es gut, die richtige Balance zu finden, um ihrem Körper Gutes zu tun. Trotzdem beobachten Fachleute, dass Extreme zunehmen. Gerade auch Männer können einem Ideal verfallen. Der Vergleich setzt sie unter Druck, und sie beginnen, obsessiv nach einem muskulösen, jugendlichen Körperbild zu eifern.

Die Folge sind extreme Ernährungsweisen, Nahrungsergänzungsmittel, fanatische Körperfunktions- und Leistungsmes sungen sowie übertriebene Trainingspläne. Wenn der Fokus auf den eigenen Körper zum Dauerstress wird, die gemeinsame Zeit mit Familie und Freundinnen und Freunden zu kurz kommt oder berufliche Ziele zurückgesteckt werden, dann überwiegen die negativen Effekte des vermeintlich «gesunden» Lebensstils.

Testosteron – Wundermittel oder gefährliches Spiel?

Noch grösser wird das Risiko, wenn Anabolika konsumiert werden. Anabolika sind Substanzen, die die Leistung steigern und den Muskelaufbau fördern. Im Trend ist auch das Hormon Testosteron. Es soll die Energie fördern, die Libido verbessern und zu einem jugendlichen Aussehen führen. Tatsäch-

Longevity

Das sagt der Experte

«Ein gesunder Mensch braucht keine Nahrungsergänzungsmittel, keine spezifischen Diäten und schon gar nicht irgendwelche leistungsfördernden Substanzen. Etwas für die Longevity tun, bedeutet: ein gesunder Lebensstil mit Mass und in guter Gesellschaft.»

Prof. Dr. Christoph Stettler, Klinikdirektor und Chefarzt Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin & Metabolismus im Inselspital

lich sinkt der Testosteronspiegel in der Regel bei Männern mit dem Älterwerden ab, wobei die Werte individuell sehr unterschiedlich sind. Bei sehr tiefen Testosteronwerten und wenn eine zugrundeliegende Erkrankung vorliegt, kann ein künstlicher Ausgleich medizinisch sinnvoll sein. Bei Männern mit durchschnittlichen Werten zeigt eine Testosteronbehandlung aber meist wenig Wirkung.

Die gesundheitlichen Risiken einer Testosteronbehandlung, die nicht ärztlich empfohlen und begleitet wird, überwiegen bei Weitem. Die künstliche Zufuhr bewirkt, dass die körpereigene Produktion abnimmt und beim Absetzen der Therapie oft nicht einfach wieder angekurbelt werden kann. Eine Testosteronbehandlung kann zu aggressivem Verhalten, übersteigerter Libido oder Stimmungsschwankungen führen. Zudem kann es zu mehr Herz-KreislaufProblemen führen, wenn der Testosteronspiegel künstlich erhöht wird.

Fazit: Mass halten statt blinder Optimierungswahn Viele schlagen aus der Hoffnung auf gesundes Leben Profit. Anabolika, Proteinpulver, umfassende Check-ups oder das Monitoring von Körperfunktionen sind in erster Linie ein sehr grosses Geschäft. Tatsache ist: Wir können das Älterwerden nicht stoppen. Mit einem vernünftigen, gesunden Lebensstil tragen wir aber dazu bei, dass wir mehr Jahre bei guter Gesundheit verbringen.

Die Big Five der Longevity

Das sind die fünf wichtigsten Faktoren eines Lebensstils, der ein gesundes Altern begünstigt.

1

Ernährung: Was wir essen, spielt dabei gar nicht so eine grosse Rolle. Es sollte nicht zu viel und dafür ausgewogen sein. Eine einseitige Ernährung ist nie gut – für gesunde Menschen sind weder besonders proteinreiche noch kohlenhydratarme Diäten empfohlen. Gut für unseren Körper sind längere Essenspausen, in denen Blutzucker und Insulin sinken.

2

Bewegung: Regelmässige und ausreichende Bewegung bringt den Kreislauf in Schwung, stärkt das Herz und die Muskeln und verbessert die Körperbalance. Wie oft, wie lange und wie intensiv idealerweise trainiert wird, ist individuell sehr unterschiedlich. Entscheidend ist, auf den Körper zu hören und Grenzen zu erkennen. Sportliche Aktivitäten sollten nicht den Alltag dominieren und schon gar nicht zu Leistungsdruck und Stress führen.

3

Pflege sozialer Kontakte

4 5

Ausreichend Schlaf

Möglichst wenig Stress

Die letzten drei Faktoren sind genauso wichtig für ein langes, gesundes Leben wie die ersten zwei.

Gegen Muskelschwund im Alter

Sarkopenie bezeichnet den altersbedingt voranschreitenden Verlust von Muskelmasse und Muskelfunktion. Für die Betroffenen bedeutet dies einen grossen Verlust an Lebensqualität und schlimmstenfalls auch an Selbstständigkeit. Die positive Nachricht: Die Risikofaktoren sind bekannt, und wir können selbst viel zum Erhalt der Muskeln beitragen.

Text: Mia Hofmann

Mobilität und Selbstständigkeit sind zentral für eine hohe Lebensqualität – dafür brauchen wir genug und funktionsfähige Muskeln. Doch mit zunehmendem Alter nimmt unsere Muskelmasse natürlicherweise ab. Bereits ab dem 30. Lebensjahr beginnt der allmähliche Abbau: Bis zum Alter von 80 Jahren gehen im Durchschnitt 40 Prozent der Muskelmasse verloren. Wenn viel Muskelmasse verschwindet oder die vorhandenen Muskeln nicht mehr stark genug sind, spricht man von pathologischem Muskelschwund.

Der Fachbegriff für den übermässigen Verlust von Muskelmasse, -kraft und -funktion lautet Sarkopenie (von griechisch «sarx» = Fleisch und «penia» = Mangel). Der Übergang vom natürlichen Rückgang zu einer pathologischen Sarkopenie ist fliessend und wird durch Erkrankungen oder Unfallereignisse wie Stürze verstärkt. Fachpersonen versuchen zurzeit, sich auf verschiedene

Schwellenwerte zu einigen. Wichtiger als die wissenschaftliche Definition der Sarkopenie ist jedoch der Erhalt von Muskelmasse und Muskelfunktion und damit die Lebensqualität gefährdeter Menschen.

Doch was braucht es dafür? Entscheidend sind möglichst frühzeitige Präventionsmassnahmen (siehe Tipps). Vorbeugung ist um einiges erfolgversprechender als Interventionen bei bereits fortgeschrittener Krankheit. Das heisst: Einer älteren Person, die seit Jahren bewusst und mehrmals pro Woche trainiert, geht es am Tag X massiv besser, als wenn sie erst nach der Diagnose versucht, die Muskeln wieder aufzubauen.

Nicht nur die Masse entscheidet Weder Aussehen noch Gewicht allein sind geeignete Indikatoren, um Sarkopenie festzustellen. Denn wenn jemand Gewicht verliert oder immer dünn ist, bedeutet dies

nicht automatisch, dass wenig Muskelmasse vorliegt. Oft werden die Muskeln durch Fett ersetzt. Drei Faktoren werden bei einer Diagnose angeschaut: Muskelmasse, Muskelkraft und körperliche Leistungsfähigkeit.

Der Body-Mass-Index (BMI) und die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) reichen für eine genaue Bestimmung der Muskelmasse nicht aus. Bei BIA-Tests wird mit Hilfe von elektrischen Signalen der Widerstand im Körper gemessen: Die unterschiedliche Leitung von Mager- (z.B. Muskeln) und Fettmasse ergibt dann eine grobe Schätzung der Körperzusammensetzung mit Muskel- und Fettanteil. Klinisch umsetzbar ist die präziseste Methode zur Messung der Muskelmasse die Doppelröntgenabsorptiometrie (abgekürzt DXA, vgl. Grafik). Dies ist die Goldstandardmethode zur Bestimmung der Knochendichte: Die Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin & Metabolismus (UDEM) im Inselspital verfügt über mehrere DXA-Geräte der neusten Generation, welche Muskulatur und Fett besonders präzise unterscheiden können. In einem ersten Schritt grenzen diese Knochen von Weichteilen ab, in einem zweiten differenzieren sie Muskeln und verschiedene Arten von Fett. So erhält man eine genaue Analyse der Körperzusammensetzung.

Kraft und Leistungsfähigkeit

Für die Ermittlung der Muskelkraft gibt es den Handgriff-Kraft-Test oder den StuhlAufsteh-Test. Beim Ersteren misst ein Gerät, wie fest jemand mit der Hand zudrücken kann, beim Zweiten beobachtet eine Fachperson, wie der Patient oder die Patientin aufsteht: Wie lange dauert es, braucht er oder sie Hilfsmittel, oder stützt sich ab? Wenn die Resultate dieser Tests kritisch sind, untersucht man die körperliche Leistungsfähigkeit – dies geschieht oft im Rahmen einer verordneten Physiotherapie. Getestet werden etwa die Ganggeschwindigkeit oder das Gleichgewicht. Solche Werte sind auch nach der Diagnose sehr nützlich, um den Verlauf einer Behandlung festzuhalten.

Oft zu spät erkannt Oft wird Sarkopenie spät erkannt. Bei Männern tendenziell noch etwas später als bei Frauen. Auch männerspezifische Leiden wie Hypogonadismus (Testosteronmangel durch Funktionsstörung der Hoden) oder Prostata-Erkrankungen, die Auswirkungen

Sarkopenie

auf den Hormonhaushalt haben, können den Muskelschwund beschleunigen. Körperliche Inaktivität oder schwere Krankheiten, aufgrund derer die Betroffenen viel liegen müssen, können ebenfalls zu Sarkopenie führen.

Bei der Behandlung von Sarkopenie ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit der medizinischen Fachpersonen wichtig. Im Inselspital ist man darauf sensibilisiert, bereits früh die entsprechende Veranlagung zu erkennen – vielleicht als Nebendiagnose bei einer anderen Erkrankung. Im Zentrum der Therapie steht dann insbesondere regelmässige Bewegung, welche die Muskeln stärkt und kräftigt.

Tipps zur Prävention von Sarkopenie

• Grundfitness trainieren: Im Alltag viel zu Fuss gehen, zum Beispiel zum Einkaufen oder auf dem Arbeitsweg. Die Treppe statt den Aufzug oder das Velo statt den Bus oder das Auto nehmen.

• Muskelmasse erhalten: Am wirkungsvollsten ist Widerstandstraining mit Gewicht, idealerweise mehrmals pro Woche.

• Koordination fördern: Beispielsweise mit Rhythmik-Training gemäss Jaques-Dalcroze. Aber auch ein Tanzkurs oder Ballsportarten können die Koordination fördern.

• Soziale Einbettung: Ein Training wird oft dann regelmässig ausgeführt, wenn es auch eine soziale Komponente hat: Gruppenprogramme, die nahe am Wohnort stattfinden, bewähren sich am besten.

• Genügend Proteine einnehmen: Richtwert für Menschen ab 60 Jahren: 1 Gramm pro Kilo Körpergewicht.

• Mit Mass essen: Bei der Ernährung gilt generell: abwechslungsreich und nicht zu viel. Sie ist aber bei gesunden Menschen in Bezug auf Sarkopenie weniger entscheidend als die Bewegung.

• Heute beginnen: Nicht auf den Moment warten, «wenn man dann mehr Zeit hat».

Das sagt der Experte

«Viele Menschen sprechen lieber über Ernährung und nehmen sogar Supplemente, als sich mehr sportlich zu betätigen. Dabei sind die meisten von uns mit einer ausgewogenen Ernährung bestens mit Mikro- und Makronährstoffen versorgt. Die regelmässige körperliche Aktivität ist daher meist die wichtigere SarkopeniePrävention.»

PD Dr. Albrecht Popp, Leiter Osteologie UDEM im Inselspital

Erektile Dysfunktion

Erektile Dysfunktion,

besser bekannt als Impotenz, ist ein häufiges und behandelbares Problem bei Männern. Wer an Erektionsproblemen leidet, sollte keine Angst haben, mit einer

ärztlichen Fachperson darüber zu sprechen.

Steh deinen Mann …

Eine erektile Dysfunktion stellt für Betroffene zuweilen eine erhebliche psychische Belastung dar: Das Selbstwertgefühl leidet, die eigene Männlichkeit ist infrage gestellt. Ängste können folgen, auch Depressionen und damit verbunden ein sozialer Rückzug. Machen Unsicherheiten und Scham ein Gespräch über das Problem schwierig oder unmöglich, leidet oft auch die Partnerschaft. Es braucht einen offenen Umgang mit der Problematik gemeinsam mit der Partnerin oder dem Partner. Nur so kann die emotionale Last verringert und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden.

Was ist erektile Dysfunktion?

Eine erektile Dysfunktion (ED) bedeutet, dass ein Mann Schwierigkeiten hat, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten, um Geschlechtsverkehr zu haben. Es handelt sich um ein weit verbreitetes Problem, das mit zunehmendem Alter häufiger auftritt, aber auch jüngere Männer betreffen kann.

In welchem Alter tritt erektile Dysfunktion auf?

Eine erektile Dysfunktion kann in jedem Alter auftreten, wird jedoch mit steigendem Alter häufiger. Studien zeigen,

Ursachen der erektilen Dysfunktion

Die Ursachen von ED sind vielfältig und können sowohl körperliche als auch psychische Faktoren umfassen.

Körperliche Ursachen

• Durchblutungsstörungen (z. B. Arteriosklerose)

• Herz-Kreislauf-Erkrankungen

• Diabetes

• Hormonelle Störungen (z. B. niedriger Testosteronspiegel)

• Nebenwirkungen von Medikamenten

• Übermässiger Alkohol- oder Drogenkonsum

• Rauchen

Psychische Ursachen

• Stress

• Traumata (psychisch und physisch)

• Angststörungen

• Depressionen

• Beziehungsprobleme

• Leistungsdruck

dass etwa 40 Prozent der Männer über 40 Jahren gelegentlich oder regelmässig betroffen sind. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko weiter an, sodass etwa 50 bis 70 Prozent der Männer über 70 Jahre darunter leiden. Dennoch können auch jüngere Männer betroffen sein, insbesondere, wenn psychische Belastungen, Stress oder ungesunde Lebensgewohnheiten eine Rolle spielen.

Die Therapiestufen bei erektiler Dysfunktion

• Lebensstiländerung: Einige Risikofaktoren hat der Patient selbst in der Hand. Der Verzicht auf Suchtmittel wie Alkohol und Nikotin, eine ausgewogene, gemüsereiche Ernährung und regelmässige sportliche Betätigung sowie ein gutes Stressmanagement können bereits helfen, die Ursachen der Impotenz zu beheben, und unterstützen weitergehende Therapiemassnahmen.

• Medikamentöse Therapie: Die Einnahme sogenannter PDE-5-Hemmer in Tablettenform kann dabei helfen, bei Erektionsstörungen innerhalb kurzer Zeit eine Erektion zu erzeugen. Es stehen verschiedene Medikamente mit einem Wirkeintritt nach 15 bis 60 Minuten zur Verfügung. Bei be -

stimmten Herzbeschwerden ist die Einnahme dieser Tabletten nicht möglich. Weiter gibt es Medikamente, die man sich zu Hause in den Schwellkörper des Penis (Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie) oder mittels eines Applikators in die Harnröhre spritzen kann.

• Gefässchirurgische Eingriffe: Solche Eingriffe können die Durchblutung verbessern. Sie werden eher bei jüngeren Männern empfohlen.

• Implantation von Schwellkörperprothesen: Bei einer schweren erektilen Dysfunktion, bei der andere Therapien keinen Erfolg gezeigt haben, kann ein Penis-Implantat, auch Penis-Prothese genannt, chirurgisch

eingesetzt werden. Dabei werden zwei Zylinder in den Penis implantiert, die über eine handbetriebene Pumpe im Hodensack mit Flüssigkeit aus einem Reservoir gefüllt werden können. Dadurch kann quasi auf Knopfdruck eine Erektion erzeugt werden. Nach dem Geschlechtsverkehr wird die Pumpe verwendet, um die Flüssigkeit zurück ins Reservoir zu pumpen. Dieser Eingriff ist teuer und nicht krankenkassenpflichtig.

• Psychotherapie: Psychische Ursachen wie Stress und Depressionen können der Impotenz zugrunde liegen. Hier kann eine Psychotherapie, zum Beispiel auch als Paartherapie angelegt, hilfreich sein.

Erektionsstörungen als Warnzeichen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall haben oft die gleichen Ursachen und auch die gleichen Risikofaktoren wie die erektile Dysfunktion. Eine Erektionsstörung kann somit ein erstes Anzeichen dafür sein, dass ein erhöhtes Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung vorliegt.

Daher ist es wichtig, gerade im fortgeschrittenen Alter oder wenn man einer Risikogruppe angehört, Erektionsstörungen ernst zu nehmen und diese beim Hausarzt oder bei der Urologin anzusprechen. Bleiben die Symptome unbehandelt, können nach einigen Jahren schwerwiegende kardiovaskuläre Erkrankungen wie Schlaganfall, Myokardinfarkt oder eine periphere Arterienerkrankung die Folge sein.

Das sagt die Expertin

«Leider ist die erektile Dysfunktion ein Tabuthema. Doch damit sollte man unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Denn sie kann beispielsweise auch erstes Warnsymptom für kardiovaskuläre Erkrankungen sein.»

PD Dr. Laila Schneidewind, Oberärztin Universitätsklinik für Urologie und Co-Leiterin Zentrum für Männermedizin im Inselspital

«Auch mit Diabetes kann man seine Träume leben»

Der Luzerner Dany Bucher leidet an Diabetes Typ 1. Mit einem aussergewöhnlichen Wanderprojekt will er anderen Diabetes-Betroffenen Mut machen. «Ich will ihnen zeigen, dass mit Diabetes auch im Sport vieles möglich ist – dass man seine Träume leben kann.»

Text: Peter Bader

Es war ein schöner Tag im Spätherbst 2016, auf den Bergen lag bereits der erste Schnee. Dany Bucher war unterwegs auf seiner letzten Bergtour des Jahres. Er fühlte sich gut und fit, was keine Selbstverständlichkeit ist: Der 61-Jährige leidet an Diabetes Typ 1, was Ausdauerleistungen komplizierter macht. An diesem Tag kam ihm angesichts der schönen Landschaft eine Idee für ein aussergewöhnliches Projekt: Er nahm sich vor, den Pacific Crest Trail, einen Weitwanderweg entlang der Westküste der USA, in sechs Monaten an einem Stück zurückzulegen – drei Bundestaaten (Kalifornien, Oregon und Washington), vier Klimazonen, 4265 Kilometer, 128 800 Höhenmeter. «Mir wurde an diesem Tag bewusst, dass Diabetes nicht nur beschwerlich, sondern auch ein Geschenk sein kann», sagt er heute. «Die Krankheit hat mich achtsamer und dankbar gemacht. Ich will anderen Betroffenen Mut machen, ihnen zeigen, dass mit Diabetes im Sport vieles möglich ist, dass man seine Träume leben kann.»

Insbesondere die Zeit nach der Diagnose sei für ihn alles andere als einfach gewesen, beim Sporttreiben habe er einige Rückschläge hinnehmen müssen. «Hätte ich damals gewusst, dass es einmal so gut klappt, wäre das sehr hilfreich gewesen.» Das will er mit seinem Wander-Projekt zeigen. Allerdings: Die Corona-Pandemie durchkreuzte seine Pläne, im Moment kommen andere gesundheitliche Probleme hinzu. Aber der Traum lebt.

Hilfe an «Diabetes­ Sportweekends» Als Sechsjähriger unternahm Dany Bucher mit seinem Vater die erste Bergtour auf den Gipfel des Pilatus. Es war der Beginn seiner Leidenschaft. Er wurde zum Biker und Wanderer, unternahm anspruchsvolle Hochtouren. Er war auch im Yosemite- und Zion-Nationalpark in den USA unterwegs, «was meine Liebe für diese atemberaubende Landschaft und Abgeschiedenheit entfachte», wie er sagt.

2007 erhielt er aber die Diagnose Diabetes Typ 1. Das heisst: Sein Körper kann Insulin nicht mehr selbst produzieren.

Das sagt der Experte

«Bei längeren sportlichen Aktivitäten sind für Diabetes-Betroffene besondere Massnahmen notwendig: Anpassen der Insulin-Dosis, genaue Planung der Energiezufuhr. Auch dank unserer Forschung gibt es dafür immer mehr technische Tools zur Unterstützung.»

Prof. Dr. Markus Laimer, stv. Klinikdirektor und Chefarzt UDEM im Inselspital

Dieses Hormon sorgt dafür, dass wir die aufgenommene Nahrung verwerten können. Betroffene müssen sich das Insulin also regelmässig selbst verabreichen. Im Alltag kam Dany Bucher schon bald gut damit zurecht. Aber es blieb die Frage: Wie geht es mit dem Sport weiter? Der Betreiber einer Kommunikationsagentur erinnert sich an eine vierstündige Fahrradtour, bei der er auf dem Rückweg plötzlich komplett unterzuckert war und weinend am Strassenrand sass.

Ihm halfen sogenannte Diabetes-Sportweekends, an denen Betroffene lernen, auf was sie besonders achten müssen. Heute hat Dany Bucher beim Wandern immer genügend Süssgetränke, Süssigkeiten und Energieriegel bei sich, um eine Unterzuckerung überbrücken und damit eine Ohnmacht verhindern zu können. Passiere einem das als einsamer Wanderer in einer abgelegenen Gegend, könne es richtig gefährlich werden, sagt Dany Bucher. Es dauerte deshalb ein paar Jahre, bis er sich wieder angstfrei auf Wanderungen und Bike-Touren begeben konnte. Dabei halfen ihm auch neue Blutzuckermessgeräte, welche die

Zuckerwerte mittels Hautsensoren und App auf dem Smartphone anzeigen.

Glück nach Schlaganfall

Vor der Corona-Pandemie war er in seinen Planungen für den Weitwanderweg schon weit fortgeschritten, er hatte vielversprechende Gespräche mit potentiellen Sponsoren geführt und ärztliche Unterstützung gefunden. Danach nahm er die Vorbereitungen wieder auf, die dann erneut durchkreuzt wurden: Im April 2024 erlitt er einen Schlaganfall. Glücklicherweise war sein erwachsener Sohn im Haus, der ihn innerhalb von 20 Minuten ins Spital brachte. Acht Tage später konnte er es wieder verlassen, nachhaltige Einschränkungen sollen keine zurückbleiben.

Nun nimmt er einen neuen Anlauf, das Geld von Sponsoren für das Vorprojekt hat er wieder beisammen. Gerade er als Diabetes-Betroffener muss jede Etappe von durchschnittlich 30 Kilometern Länge minutiös planen. Prof. Dr. Christoph Stettler, Klinikdirektor und Chefarzt der Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin & Metabolismus im Inselspital, den er an den Diabetes-Sportweekends kennengelernt hat, steht ihm als ärztlicher Berater zur Seite. 2026 oder 2027 will er starten. Für sich – und für viele andere Menschen mit Diabetes.

Die Suizidrate bei Männern ist dreimal höher als bei Frauen. Aus welchem Grund leiden Männer im Stillen? Was würde ihnen helfen, sich früher Hilfe zu holen?

Text: Tamara Zehnder

«Offen über die Probleme sprechen»

Studien zeigen, dass etwa jeder fünfte Mann im Laufe seines Lebens von einer psychischen Krankheit betroffen ist. Die Dunkelziffer dürfte jedoch höher liegen, da viele Männer aus Scham oder Unwissenheit keine Hilfe suchen. Stattdessen versuchen sie, sich durch Drogen- oder Alkoholkonsum selbst zu behandeln, und handeln risikofreudig oder aggressiv. Ein Beleg dafür, dass Männer bei psychischen Problemen oft zu spät um Hilfe suchen, ist die Suizidrate: Sie liegt bei Männern dreimal höher als bei Frauen.

Mangelndes

Gesundheitsbewusstsein

Oliver Fluri arbeitet als Fachpsychologe an der Psychosomatik im Inselspital. Ihm fällt auf, dass es sich bei seinen männlichen Patienten oft um leistungsorientierte Menschen handelt, die sich über ihre Arbeit definieren. Viele seiner Patientinnen und Patienten leiden unter chronischen Schmerzen. Insbesondere den Männern falle es laut Fluri schwer, Zugang zu ihrem Körper und zu ihren Emotionen zu finden. Eine mögliche Erklärung dafür seien die Hormone. Während Frauen durch die hormonellen Schwankungen ihres Monatszyklus dazu gezwungen seien, sich mit ihrem Körper und ihren Emotionen auseinanderzusetzen, fördere das Testosteron bei den Männern vor allem den Muskelaufbau und begünstige Alpha-Verhalten, Aggression und einen Fight-Flight-Modus – Eigenschaften also, die eher zu einer Abspaltung von Emotionen führen.

Auch die unterschiedliche Sozialisierung der Männer liefert Erklärungen: Stereotype Rollenbilder machen es den Männern schwer, sich Schwächen und emotionale Verletzlichkeit einzugestehen. Dass Männer Mühe hätten, sich verletzlich zu zeigen und um Hilfe zu bitten, sei aber nur die halbe Wahrheit, sagt die medizinische Sexologin Chiara

Psychische Gesundheit

Das sagt die Expertin

«Entscheidend ist eine Gesundheitsversorgung, die sich an den Ressourcen der Männer orientiert und ihnen eine Therapie anbietet, die zu ihrem Leben passt. Wichtig ist, genau zuzuhören, Probleme gemeinsam zu benennen und die Männer darin zu unterstützen, ihre Kompetenzen für ein gesundheitsförderndes Verhalten zu nutzen.»

Chiara Marti MSc., medizinische Sexologin iSi

Hier finden Sie Hilfe

• Erste Anlaufstelle bei psychischen Problemen ist Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt. Zögern Sie nicht, sie auf Ihre Probleme anzusprechen!

• Im Notfall: UPD, Notfall Erwachsene: Tel. 058 630 88 11 oder Psychiatrischer Dienst des Universitären Notfallzentrums im Inselspital: Telefon 031 632 88 11.

• Informationen, Beratungsstellen und Gruppen: www.männer.ch, Dachverband der Schweizer Männerund Väterorganisationen

Marti. «Männer teilen ihre Befindlichkeit und ihre Belastungen sehr wohl mit», betont sie. «Sie werden aber häufig nicht gehört oder stossen auf Irritation.» Entscheidend sei deshalb eine Gesundheitsversorgung, die sich für sie interessiere und Therapieangebote mache, welche zum Leben der Männer passe.

Oliver Fluri sieht einen Grund für das oftmals lange Zuwarten der Männer auch in der Art der medizinischen Betreuung: «Nach den regelmässigen Vorsorgeuntersuchungen im Kindes- und Schulalter werden Männer bei Erreichen der Geschlechtsreife im Grunde sich selber überlassen.» Während Frauen von der Pubertät an lebenslang von einem Frauenarzt begleitet würden, breche bei Männern die ärztliche Bindung nach der letzten schulärztlichen Untersuchung im Grunde ab. Eine gute Verbindung zu seinem Körper und seinen Emotionen sei aber überhaupt die Voraussetzung, um ärztliche oder psychische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Vorbilder und ähnliche Rollenverständnisse helfen Gemäss Fachleuten ist es heute für Männer einfacher geworden, offen über psychische Probleme zu sprechen. Wer versteht, wie schädlich es ist, seine Emotionen abzuspalten oder zu unterdrücken, sucht sich heute eher professionelle Hilfe – und dient damit als Vorbild für andere. «Es sollte kein Ausdruck von Schwäche sein, sich um seine emotionale und körperliche Gesundheit zu kümmern. Spezialisierte Angebote für Männer und mehr männliche Therapeuten könnten vielleicht die Hemmschwelle senken, sodass sich Männer auch auf Tabuthemen wie Sucht, Gewalt und Pornografie einlassen können», hofft Oliver Fluri. Er wünscht sich auch mehr Forschung, die aufzeigt, dass die Vernachlässigung von Emotionen beträchtliche gesundheitliche und gesellschaftliche Folgen haben kann.

Über sechs saftige Höger

Die Tour d’Emmental hats in sich: Auf einer Strecke von über 100 Kilometern führt die Rennvelo-Runde über die Aussichtspunkte Lueg, Schonegg, Lüderenalp, Blapbach, Chuderhüsi und Moosegg. Start- und Zielort ist Burgdorf.

Text: Mia Hofmann Fotos: Bern Welcome
Velotipp

Egal ob mit E-Bike oder Rennvelo: Am Wegrand der Tour d’Emmental warten Kühe, Bauernhöfe, die Emmentaler Schaukäserei (mittleres Bild) und zahlreiche Gasthöfe zum Einkehren.

Auf einem Bänkli sitzen, das Velo angelehnt, Atemfrequenz und Pulsschlag langsam ruhiger werden lassen. Ein Schluck Sirup aus der Trinkflasche, dazu das gigantische Alpenpanorama und die Vorfreude auf die Abfahrt. Auf dieses Gefühl freuen wir uns bereits bei der Tourenvorbereitung. Der Frühling ist da: Egal ob Rennvelo, E-Bike, Mountainbike, Gravelbike oder Tourenvelo – höchste Zeit, die Zweirad-Saison einzuläuten!

Die heutige Tour ist eher lang und mit 2100 Höhenmetern auch ganz schön knackig. Deshalb gleich vorneweg: Die Strecke kann sehr gut in mehreren Teilstücken absolviert werden, in Trubschachen oder in Langnau beispielsweise kann man das Velo auch in den Zug verladen und ein andermal für die restliche Strecke wieder kommen. Denn die Runde ist attraktiv und bietet, wie der Name schon sagt, eine richtige Portion Emmental. Will heissen, die topografischen Eigenheiten kommen voll zum Zug: Sechs Mal wird ein Hoger erklommen, jedes Mal lockt eine fantastische Aussicht. Und dazwischen: reiner Fahrspass.

Kavallerie, Käse und Kambly Direkt nach Burgdorf steigt die Strecke steil an zum bekannten Aussichtspunkt Lueg. Etwas weiter hinten als der gleichnamige Landgasthof liegt der sogenannte Heiligenlandpöli, ein Denkmal aus Stein, das an die Berner Kavalleristen erinnert, die 1918 der Spanischen Grippe zum Opfer fielen. Wenig später passiert man die Schaukäserei in Affoltern i. E.: Ob kurze Trinkpause am Brunnen oder ausgedehnte Führung zur Käseherstellung – hier kommen alle auf ihre Kosten.

Dann gehts weiter zum am wenigsten bekannten Aussichtspunkt der Tour: auf die Schonegg. Bei klarem Wetter lässt sich hier ebenfalls die gesamte Berner Alpenkette bestaunen. Danach heissts noch einmal einen Zacken zulegen: Die folgenden Kilometer hinauf auf die Lüderenalp haben es in sich. Dafür kann man hier im PanoramaRestaurant einkehren oder im Hotel gar über Nacht bleiben. Wer mag, kann sich den Dessert-Glust noch aufsparen, denn nach der Abfahrt erreicht man Trubschachen mit der bekannten Kambly-Fabrik. Im zugehörigen Laden darf

man sich hemmungslos durch die zahlreichen Güezi-Kreationen probieren.

Am Wegrand: Ueli der Knecht

Auf die Kalorien muss man dabei nicht achten, denn drei Hügel warten noch. Schon heisst es, das Tal wieder verlassen und nach dem Chrümpelgrabe folgen die Kurven hoch auf den Blapbach, hier wartet ein typischer Einblick in die Emmentaler Hügellandschaft. In Röthenbach führt die Tour am berühmten Würzbrunnen-Kirchlein vorbei, das in den Gotthelf-Verfilmungen wie etwa «Ueli der Knecht» eine wichtige Rolle spielt. Die Hochzeitsszene im Werk von Regisseur Franz Schnyder katapultierte Liselotte Pulver und Hannes Schmidhauser zum Schweizer Film-Traumpaar der 1950er-Jahre. Für Nostalgie haben wir aber jetzt keine Zeit, denn nach dem Chuderhüsi mit dem Aussichtsturm heisst es herunterflitzen nach Signau und Langnau.

Wer noch Energie hat und die Tour hier noch nicht beendet, auf den wartet mit der Moosegg auf knapp 1000 Metern ein weiterer Höhepunkt: Angesichts der Haarnadelkurven schlägt jedes Güm-

meler-Herz schneller. Am besten bleibt man hier gleich über Nacht im Boutique-Hotel mit seinen grossen Panorama-Fenstern und einem Weinkeller mit über 900 Weinen. Nach der Abfahrt nach Burgdorf via Arni kann man die Tour beispielsweise im Museum Franz Gertsch, im Alten Schlachthaus (Bernhard Luginbühl) oder bei einem Glas Schorle oder einer Stange «Burgdorfer» ausklingen lassen.

Facts

Dauer: ca. 7 Std.

Strecke: 107 km

Auf-/Abstiege: 2100 m

Markierung: Nicht speziell ausgeschildert

An-/Abreise: Ab Bern mit IR in 13 oder mit S4 in 23 Min. nach Burgdorf

Praktische Infos: emmental.ch

Lueg 887 m

Burgdorf

Heimiswil

Oberburg

Hasle

Aspi Linde 894 m

Obergoldbach

Lützelflüh

Affoltern im Emmental

Schonegg 900 m

Wasen i. E. Schaukäserei

Lüderenalp 1141 m

Arni BE

Bahnhof/Zug

Erlebnisort

Aussichtspunkt

Landiswil

Emmenmatt

Moosegg 967 m

Signau

Bowil

Chuderhüsi 1100 m

1120 m

Eggiwil

Kirche Würzbrunnen

Röthenbach

Langnau
Trubschachen
Kambly-Fabrik
Blapbach

Im Frühlingsmenü zelebriert Aline Born eine Tavolata: mit saisonalen Zutaten, die eine gesunde Ernährung für Männer unterstützen. Neben Erbsenguacamole und «gesmashten» Butterbohnen gibt es Fatoussalat und konfiertes Eigelb. Zum Dessert zaubert die Spitzenköchin aus Hüttenkäse und Rhabarber eine feine Glace. Wie immer ist alles leicht nachzukochen.

Text: Thorsten Kaletsch

Aline kocht

«Männer brauchen mehr Protein als Frauen – mit zunehmenden Alter müssen sie ganz besonders darauf achten, dass sie genügend Eiweiss zu sich nehmen», sagt Aline Born. Deshalb hat sich die Bernerin für Zutaten wie Butterbohnen, Erbsen und Hüttenkäse entschieden. Diesmal empfiehlt sie statt drei Gängen eine Tavolata. Bei dieser Tafelrunde stellt man Schälchen mit verschiedensten Speisen auf den Tisch, und die Gäste können sich nach Belieben bedienen. «Das ist sehr gemütlich und fördert den sozialen Aspekt», sagt Aline Born. «Man sitzt so länger beisammen, und es ist auch für die gastgebende Person bequemer, weil sie nicht ständig am Herd stehen und auch nicht anrichten muss.» Ein weiterer Vorteil seien zudem die spezifischen Wahlmöglichkeiten bei Unverträglichkeiten, veganer oder vegetarischer Ernährung.

Die «gesmashten» Butterbohnen mag Aline Born ganz besonders. «Sie sind knusprig, und damit kann man die Erbsenguacamole sehr gut auftunken.»

Auch die Guacamole – mit heimischen Erbsen statt mit Avocado – könne man problemlos vegan herstellen, betont die Köchin. «Generell kann bei meinen Gerichten vieles variieren, zum

Beispiel kann man auch die Zucchetti weglassen – ich mag sie aber, weil sie die Konsistenz cremiger machen.»

Die Konsistenz ist auch beim konfierten Eigelb ein wichtiges Argument: «Eier mit dieser Beschaffenheit sind sicher ungewohnt, aber spannend und vor allem fein.» Sie selber mag lieber salzige Speisen, wollte beim Dessert aber für einmal mit Hüttenkäse eine Glace machen. «Hüttenkäse in den Salat zu geben, ist auch sehr fein – für dieses Menü wäre mir das aber zu einfach gewesen», sagt sie mit einem schelmischen Grinsen. Die Spitzenköchin stellt die Glace nicht mit einer Eismaschine her, sondern lässt die Masse auf einem Blech gefrieren und mixt sie nachher auf. «Bei Bedarf kann man sie nachher im Tiefkühler wieder stärker abkühlen.» Die Rhabarber-Glace kombiniert sie mit Streuseln aus weisser Couverture-Schokolade und gemahlenen Mandeln. Dieses Rezept ist inspiriert von der jungen Köchin Julie Rätz, die Aline Born seit Ende letzten Jahres unterstützt. Die Streusel sind im Handumdrehen gemacht. «Für den Knusper-Effekt», wie sie betont. «Das lohnt sich immer!»

Die Bernerin Aline Born ist gelernte Köchin und diplomierte HôtelièreRestauratrice HF. Ihr Können verfeinerte sie durch Zusammenarbeit mit Spitzengastronomen wie Andreas Caminada, Yotam Ottolenghi, Tanja Grandits, Urs Messerli und Domingo S. Domingo. Nach Weiterbildungen zur Barista, KäseAffineuse und Roh-Vegan-Spezialistin hat sie das Unternehmen «Nuri Gastro AG» gegründet. Hier stellt sie selbst entwickelte Produkte her, vertreibt Lebensmittel von ausgewählten Lieferanten und bietet Caterings und KochWorkshops an. Ihre Produkte können über den Nuri-Webshop bestellt werden oder sind am Samstagmorgen auf dem Münstermarkt erhältlich. Aline Born beteiligt sich oft an kulinarischen Pop-ups und ist hin und wieder auch an Märkten ausserhalb von Bern präsent. Für die Herstellung ihrer eigenen Produkte mietet sie sich jeweils in der «Flavour Kitchen» im sitem-Insel-Gebäude ein. nurifood.ch

Frühlingstavolata Erbsenguacamole

Zutaten für 4 Personen

200 g Erbsen (frisch oder tiefgekühlt)

½ Zucchetti

70 g Crème fraîche

1 EL Baumnussöl, zum Beispiel von [Ge]Nuss-Boutique

1–2 EL Zitronensaft oder Limettensaft

½ Knoblauchzehe (fein gehackt oder gepresst)

¼ kleine Schalotte, fein gehackt

Salz und Pfeffer nach Geschmack

Zubereitung

1. Die halbe Zucchetti der Länge nach halbieren, mit etwas Olivenöl bestreichen, mit der Schnittfläche nach oben auf ein Backblech legen und bei 170°C ganz weich garen. Danach im Kühlschrank abkühlen lassen.

2. Die Erbsen in kochendem Wasser 2–3 Minuten blanchieren, dann sofort in eiskaltem Wasser abschrecken, um die Farbe zu erhalten.

3. Alle Zutaten bis auf die Schalotte in einen Mixer geben und fein pürieren. Anschliessend die Schalotte unterrühren.

4. Mit Salz, Pfeffer und evtl. Zitronensaft abschmecken.

Im Ofen gebackene, «gesmashte» Butterbohnen

Zutaten für 4 Personen

1 Dose Butterbohnen (oder 400 g frische, gekocht)

3 EL Olivenöl

1 TL Paprikapulver (edelsüss oder geräuchert, je nach Geschmack)

1 TL Hefeflocken

½ TL Salz

½ TL Knoblauchpulver

Zubereitung

1. Den Ofen auf 200 °C Umluft vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen.

2. Bohnen in einem Sieb abspülen, gut abtropfen lassen und in eine Schüssel geben. Mit Olivenöl, Paprikapulver, Hefeflocken, Salz und Knoblauchpulver gut vermengen.

3. Die gewürzten Bohnen nebeneinander auf das vorbereitete Backblech geben.

4 Mit den Fingern oder der Rückseite eines Glases leicht andrücken («smashen»), sodass sie etwas flach gedrückt, aber nicht komplett zerquetscht sind.

5. Die Bohnen im heissen Ofen 10–15 Minuten backen, bis sie knusprig und leicht gebräunt sind.

6. Leicht abkühlen lassen und sofort geniessen.

Konfiertes Eigelb

Zutaten für 4 Personen

4 Eigelb (frisch, am besten Bio oder Freiland)

200 ml Olivenöl

Etwas Portulak oder Kresse zum Servieren

Zubereitung

1. Das Eigelb vorsichtig vom Eiweiss trennen. Dabei darauf achten, dass es intakt bleibt. Eine recht kleine ofenfeste Form oder ein tiefes Gefäss mit Öl füllen, sodass die Eigelb später vollständig bedeckt sind.

2. Das Öl im Backofen auf 65–70 °C vorheizen. Die Eigelb vorsichtig ins warme Öl geben. Darauf achten, dass sie ganz bleiben. Im Ofen bei 65 °C ca. 30–35 Minuten garen, bis die Eigelb eine cremige, leicht feste Konsistenz haben.

3. Die konfierten Eigelb vorsichtig mit einem Löffel herausheben und auf etwas Portulak oder Kresse anrichten.

Fatoussalat

Zutaten für 4 Personen

1 Bund grüne Spargeln (dünne)

1 Bund Radieschen

1–2 Fladenbrote (z. B. Paratha aus dem indischen Laden)

250 g kleine, bunte Tomaten, halbiert

1 Frühlingszwiebel, fein geschnitten

2 Zweige Minze, gehackt

20 g glatte Petersilie, grob gehackt

5 EL Olivenöl

3 EL Zitronensaft

2 EL weisser Balsamico

1 TL Sumach

Salz und Pfeffer nach Geschmack

Zubereitung

1. Die Spargeln in ca. 3–4 cm lange Stücke schneiden. Spargeln und Radieschen (je nach Dicke) in kochendem Salzwasser 3–4 Minuten blanchieren, dann sofort in Eiswasser abschrecken. Anschliessend gut abtropfen lassen. Die Radieschen vierteln.

2. Das Fladenbrot in kleine Stücke schneiden, leicht rösten und beiseitestellen.

3. In einer grossen Schüssel Spargeln, Tomaten, Radieschen, Frühlingszwiebeln sowie die gehackten Kräuter (Minze, Petersilie) vermengen.

4. Olivenöl, Zitronensaft, Balsamico, Sumach, Salz und Pfeffer verrühren und über den Salat geben. Vorsichtig mischen.

5. Zum Schluss das geröstete Fladenbrot hinzufügen, nochmals leicht durchmischen und sofort servieren.

Dessert

Rhabarber­Hüttenkäse­ Glace

Zutaten für 4–6 Portionen

Für das Rhabarber-Kompott

400 g Rhabarber, in kleine Stücke geschnitten

60 g Rohrohrzucker

65 g Randensaft

60 g Portwein

¼ TL Ingwerpulver

1 TL Vanilleextrakt

1 Prise Pfeffer

Für die Eiscreme

200 g Hüttenkäse (fein oder cremig)

200 ml Vollrahm

60 g Honig oder Ahornsirup

1 TL Vanilleextrakt

350 g Rhabarber-Kompott

Zubereitung

1. Rhabarber-Kompott: Rhabarber, Zucker, Randensaft, Portwein, Ingwerpulver, Vanilleextrakt und Pfeffer in einer Pfanne bei mittlerer Hitze ca. 10 Minuten köcheln lassen, bis der Rhabarber weich ist. Anschliessend abkühlen lassen und in den Kühlschrank stellen.

2. Glace: Hüttenkäse, Rahm, Honig (oder Ahornsirup), Kompott, Vanilleextrakt und Pfeffer in einem Mixer glatt pürieren. Die Masse in eine Eismaschine geben und nach Herstellerangaben gefrieren lassen.

3. Servieren: Glace mit etwas frischem Rhabarber-Kompott, weissen Schokoladenstreuseln, gefrorenen oder frischen saisonalen Beeren oder Minzblättern garnieren und geniessen.

Alternativen ohne Eismaschine

Methode 1: Die Masse in eine flache Schüssel geben, ins Gefrierfach stellen und alle 30 Minuten umrühren, bis eine cremige Konsistenz entsteht (ca. 3 Stunden).

Methode 2: Die Masse auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben, gefrieren lassen, in Stücke brechen und mit einem Hochleistungsmixer cremig pürieren.

Schokoladenstreusel mit weissen Mandeln

Zutaten

100 g weisse Schokoladedrops

35 g weisse Mandeln, geschält und gemahlen

Zubereitung

1. Den Backofen auf 160°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen.

2. Die weissen Schokoladedrops zusammen mit den gemahlenen Mandeln gleichmässig auf dem Backblech verteilen. Im vorgeheizten Ofen 5–7 Minuten rösten, bis die Mischung eine leicht hellbraune Farbe bekommt. In der Mitte der Röstzeit einmal wenden, damit alles gleichmässig bräunt.

3. Die geröstete Schokolade-Mandel-Mischung aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen. Anschliessend mit den Fingern oder einem Löffel leicht verreiben, sodass feine Streusel entstehen.

«Schlafen ist immer gut!»

1. Was ist für Sie typisch männlich?

Die Denkweise sollte aus meiner Sicht nicht geschlechterabhängig sein. Es geht für alle Menschen darum, dass sie so fühlen können, wie sie wollen, und sich selbst sein können.

2.

Wie achten Sie auf Ihre Gesundheit?

Ich versuche, möglichst gesund zu essen. Auf die Ernährung musste ich schon als Fussballer achten, und das versuche ich seit meinem Rücktritt weiterzuziehen. Was mir etwas schwerer fällt, ist, regelmässig Sport zu treiben. Manchmal fehlt die Zeit dazu.

3. Welche «Sünden» gönnen Sie sich?

Meine grosse Schwäche sind Süssigkeiten. Da kann ich oft nicht widerstehen.

4. Wann waren Sie das letzte

Mal im Spital?

Das ist schon lange her – ein gutes Zeichen. Das letzte Mal war ich mit einem meiner beiden Söhne im Spital.

5. Wann haben Sie das letzte Mal geweint?

Geweint , weil ich traurig war? Das ist schon länger nicht mehr vorgekommen. Feuchte Augen habe ich ab und zu bei schönen, emotionalen Momenten.

6. Wie entspannen Sie sich?

Schlafen ist immer gut. Entspannen kann ich auch an einem Abend mit Freunden, gutem Essen und einem Glas Wein.

7. Wie sieht für Sie ein idealer freier Tag aus?

Ein Tag ohne Telefonanruf, an dem ich tun und lassen kann, was ich will. In der Natur sein, zum Beispiel in den Bergen beim Skifahren.

8. Was hätten Sie mit 20 gerne gewusst?

Ich kann mich nicht daran erinnern, mich in diesem Alter mit vielen Fragen beschäftigt zu haben. Wenn man älter wird, wird das Leben komplexer. Aber es ist nicht so, dass mir diese Erkenntnis mit 20 gefehlt hat. Ich ging mit Leichtigkeit und sehr unbeschwert durchs Leben, was ich in bester Erinnerung habe.

9. Wovon träumen Sie?

Von vielem. Das Leben bietet unzählige Möglichkeiten, ich kann mir hunderte von Dingen vorstellen, die ich noch erleben möchte und könnte. Einige werden Träume bleiben, das ist aber nicht schlimm.

10. Was tun Sie gegen ein schlechtes Gewissen?

Ich versuche, dass es gar nicht so weit kommt. Wenn doch, dann versuche ich die Angelegenheit zu regeln und Dinge zu tun, die mir ein gutes Gefühl geben.

Christoph Spycher (47) ist Mitglied der Geschäftsleitung und Delegierter Sport des BSC Young Boys. Der ehemalige Spitzenfussballer wuchs in Oberscherli (Gemeinde Köniz) auf. Als Profi spielte er für den FC Luzern, den Grasshopper Club Zürich (Meistertitel 2003) und Eintracht Frankfurt, bevor er seine Karriere bei YB beendete und dort als Talentmanager und später als Sportchef einstieg. Für das Schweizer Nationalteam absolvierte «Wuschu» insgesamt 47 Spiele.

Neues Zentrum für Männergesundheit

In Bern gibt es seit diesem Monat ein neues Zentrum für Männergesundheit. Das Leitungsteam mit PD Dr. Laila Schneidewind und Prof. Dr. Roman Trepp hat das neue Angebot auf dem Campus des Inselspitals konzipiert: Männliche Patienten profitieren ab sofort von der fachlichen Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen und vom Zentrumsgedanken.

Text: Marianne Kaiser

Warum brauchen Männer ein eigenes Gesundheitszentrum? Weil Männergesundheit komplex ist und die optimale Therapie ein Zusammenspiel aus hormonellem Gleichgewicht, psychischer Stabilität und präventiven Massnahmen erfordert. Im neuen Zentrum für Männergesundheit profitieren Patienten nicht nur von der örtlichen Nähe auf dem Insel-Campus, sondern auch von der fachlichen und organisatorischen Zusammenarbeit über die Kliniken hinweg. Bei der neuen Zusammenarbeit gilt: gemeinsam, enger vernetzt, nach klar definierten Richt- und Leitlinien.

Wochen statt Monate

In der Vergangenheit konnte es passieren, dass ein Patient von A nach B weitergereicht wurde und dazwischen lange warten musste. Im Zentrum für Männergesundheit profitieren Patienten neu von klar definierten Abläufen und von Leitlinien, die von den verschiedenen Fachrichtungen gemeinsam festgelegt worden sind. Im sogenannten SOP (standard operating procedure) ist das Betreuungskonzept nach neustem wissenschaftlichen Stand definiert. Bislang betreuten und behandelten entweder Fachpersonen aus der Urologie oder der Endokrinologie und dies oft isoliert; meistens war nur eine Fachrichtung involviert.

Das interdisziplinäre Angebot ist für den Patienten ein grosser Vorteil: Nicht nur die vorgeschlagenen Therapieansätze (die Endokrinologie schlägt eher konservative Methoden vor, während die Urologie eher einen chirurgischen Vorschlag macht) schlagen positiv zu Buche, sondern auch die effektive Vorgehensweise. Der Behandlungspfad des Patienten steht innerhalb von wenigen Wochen fest. Diese ganzheitliche Patientenbe-

ratung ist ein grosses Plus. Im Zentrum für Männermedizin werden Patienten gesamthaft betreut und behandelt; immer in enger Absprache mit dem ganzen Behandlungsteam.

Attraktiver Ausbildungsort

Die Co-Leiterin des neuen Zentrums, Laila Schneidewind, ist überzeugt, dass männliche Patienten durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit künftig noch besser betreut werden. «Die Verteilung wird optimiert, die Wartezeiten werden sicherlich abnehmen.» Sie betont, dass auch die Teams der unterschiedlichen Fachbereiche klinisch und wissenschaftlich voneinander profitieren können: «Gemeinsam holen wir das Beste für die Patienten heraus.» Der andere Co-Leiter des Zentrums, Roman Trepp, ergänzt: «Auch betreffend Ausund Weiterbildungen ist das Konzept des Zentrums äusserst interessant, was den Studierenden, dem Ausbildungsplatz Bern und somit letztlich wieder unseren Patienten zugutekommt.»

Die angehenden Fachärztinnen und Fachärzte profitieren von der Erweiterung des Spektrums von Ausbildung und Training. Die einfliessende Sicht der anderen Fachgebiete wirkt sich positiv auf die Diagnose- und Behandlungskompetenzen der angehenden Fachpersonen aus.

Krankheiten des alternden Mannes Im Alter treten häufig mehrere Erkrankungen gleichzeitig auf und beeinflussen sich oft gegenseitig negativ. Erektile Dysfunktion und Testosteronmangelzustände kommen nicht selten im Rahmen einer Prostatakarzinom-Therapie vor, aber auch bei endokrinologischen Ursachen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)

und Adipositas (Fettleibigkeit). Weitere Themen des alternden Patienten können auch arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) und Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung) sein. Osteoporose und Sarkopenie (Muskelschwund) betreffen im Alter ebenfalls Männer; auch wenn sie fälschlicherweise oft in die Ecke der Frauenkrankheiten gestellt werden.

Alle Subdisziplinen, die Männern im Krankheitsfall helfen, befinden sich auf dem Insel-Areal an einem Standort: Patienten profitieren dank des neuen Zentrums von einem koordinierten Behandlungspfad und von der interdisziplinären Zusammenarbeit in den Bereichen Urologie, Endokrinologie/Diabetologie, Gefässchirurgie und Osteologie. Arbeiten Spezialistinnen und Spezialisten in gemeinsamen Wissensgruppen zusammen, ist das für den Patienten im Gegensatz zum bislang praktizierten isolierten Expertenvorgehen ein nicht zu unterschätzender Vorteil: Was einst Monate gedauert hat, kann heute in wenigen Wochen umgesetzt werden.

Die alternde Gesellschaft leidet immer häufiger an verschiedenen Krankheiten, was es den einzelnen Spezialistinnen und Spezialisten kaum noch möglich macht, diese isoliert anzugehen. «Zudem wächst das Wissen in der Medizin exponentiell», betont Roman Trepp. Für Expertinnen und Experten werde es deshalb schwieriger, auf dem gesamten, sich rasch wandelnden Gebiet immer sofort up to date zu sein. «Verschiedene Wissensgruppen und gebündelte Expertise führen heute rascher zum Ziel.»

Kontakt: maennergesundheit@insel.ch

Zitate zu den Themen Mann und Altern

«Der Körper ist wie ein Auto. Wenn man gut darauf aufpasst, hat man am Ende ein Vintagemodell.»

Karl Lagerfeld (1933–2019), deutscher Modeschöpfer

«Je älter man wird, desto leichter verwechselt man erhöhten Blutdruck mit Leidenschaft.»

Friedrich Hollaender (1896–1976), deutscher Komponist

«Die Qualität, nicht die Dauer des eigenen Lebens ist das, worauf es ankommt.»

Martin Luther King (1929–1968), US-amerikanischer Bürgerrechtler

«Das ganze Geheimnis, sein Leben zu verlängern, besteht darin, es nicht zu verkürzen.»

Ernst von Feuchtersleben (1806–1849), österreichischer Schriftsteller

«Ich werde nie ein alter Mann sein. Für mich heisst alt immer 15 Jahre mehr als ich es bin.»

Bernard Baruch (1870–1965), US-amerikanischer Financier und Philanthrop

«Weise Lebensführung gelingt keinem Menschen durch Zufall. Man muss, solange man lebt, lernen, wie man leben soll.»

Seneca (1–65 n. Chr.), römischer Philosoph

«Alternde Menschen sind wie Museen: Nicht auf die Fassade kommt es an, sondern auf die Schätze im Innern.»

Jeanne Moreau (1928–2017), französische Filmschauspielerin

Auf den ersten Blick könnte man meinen, es brauche keine spezifische Medizin für Männer, weil der Mann sowieso immer der medizinische Prototyp war. Doch das greift zu kurz.

Text: Marlen Reusser | Illustration: gavinonline.ch

Warum eine Medizin für Männer?

In der Medizin ist seit Jahrhunderten alles auf Männer geeicht: Therapien, Behandlungsgeräte, Medikamente. Sogar in Studien sind die männlichen Probanden seit jeher übervertreten. In einem feministischen Manifest könnte man also fordern, dass jetzt alle Prioritäten auf die Frauen zu legen sind. Weil diesbezüglich in der Medizin viel aufzuholen ist.

Wir können das Ganze aber auch aus einer anderen Warte betrachten. Uns Frauen wird von der Gesellschaft eher zugestanden, dass wir unsere Sorgen äussern und Schwäche zeigen dürfen. Wir schauen besser zu uns und zu unserer Gesundheit. Und wie ist das bei den Männern? Warum ist die Suizidrate bei Männern massiv höher als bei Frauen? Warum nehmen sie viel weniger Therapien in Anspruch?

Wir müssen das Männerbild in unserer Gesellschaft dringend hinterfragen. Und vom toughen Hollywood-Marlboro-CowboyMann wegkommen. Denn diesem nachzueifern, ist ganz offensichtlich nicht gesund. Wenn eine Frau Schwäche zeigt und von ihren Ängsten spricht, gehört das zum tradierten Rollenbild. Wenn ein Mann das tut, gilt er als nicht männlich und verliert an sexueller Attraktivität. Wer Hilfe in Anspruch nimmt, gilt als schwach.

Dr. med. Marlen Reusser (33) ist seit 2017 Profi-Radsportlerin. Die Emmentalerin ist Vize-Olympiasiegerin, zweifache Vize-Weltmeisterin und mehrfache Europameisterin im Zeitfahren. 2020 und 2021 wurde sie zur Schweizer Radsportlerin des Jahres gewählt.

Empfehlungen zum Thema

Podcast zu Männermedizin

Psychologie-Podcast «Innenwelt» von WDR 5, Folge vom 31.10.2024

Auch ich bin in dieser Gesellschaft sozialisiert worden und fände einen Jammerlappen vermutlich nicht sehr attraktiv. Aber ein Mann, der nicht zu seinen Ängsten und Sorgen steht, wäre für mich noch weniger interessant. Auch in meinem Bekanntenkreis gibt es die «Es geit scho»-Männer, die sich seit vielen Jahren ärztliche Hilfe holen sollten. Aber es erfordert Mut und einen starken Charakter, zu sich selbst und zu seinen Bedürfnissen zu stehen.

Auch deshalb braucht es eine spezifische Männermedizin. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind gross und beschränken sich nicht auf das Y-Chromosom und den Körperbau. Und Männer und Frauen profitieren beide, wenn wir die Geschlechterrollen, die soziokulturellen Normen, Werte und Erwartungen hinterfragen und verändern. Das ist nicht einfach, aber es lohnt sich!

Vorschau

Das nächste Insel Magazin erscheint im Herbst 2025.

Kinder im Mittelpunkt

Die Kinderklinik des Inselspitals vereint alle medizinischen Fachgebiete unter einem Dach und deckt alle spezialisierten Therapien ab. Die Mitarbeitenden spielen dabei eine zentrale Rolle: Neben ihrem Fachwissen bringen sie viel menschliche Nähe in die Behandlung ein und beziehen immer auch Familien und Angehörige in den Genesungsprozess mit ein.

Impressum

Herausgeberin: Insel Gruppe AG, Bern.

Konzept und Kreation: Stämpfli Kommunikation, Bern. Projektleitung und Koordination: Simon Schmid (Insel Gruppe), Chiara Mori (Stämpfli Kommunikation), Thorsten Kaletsch (textatelier.ch).

Redaktionsleitung: textatelier.ch, Biel.

Fachliche Beratung: Prof. Dr. Roman Trepp, Prof. Dr. Christoph Stettler, Prof. Dr. Beat Roth, PD Dr. Laila Schneidewind (Insel Gruppe).

Redaktion: Marianne Kaiser, Julia Schankin, Fabienne Schöpfer, Tamara Zehnder (Insel Gruppe), Peter Bader, Denise Fricker, Mia Hofmann, Lisa Jakob, Thorsten Kaletsch, Mike Sommer (textatelier.ch).

Art Direction: Michael Dürig (Insel Gruppe), Benjamin Scheurer (Stämpfli Kommunikation).

Gestaltung: Marc Marbach (Insel Gruppe).

Illustrationen: Alice Kolb, Anna Haas, Gavin Patterson. Fotografie: Janosch Abel, Pascal Triponez (Insel Gruppe), Manu Friederich, Stefan Wermuth, BernWelcome, iStock, Stocksy, Shutterstock.

Gesamtherstellung: Stämpfli Kommunikation, Bern.

Auflage: 112000 Exemplare (deutsch) und 7000 Exemplare (französisch)

Erscheint zweimal jährlich.

Kontakt: magazin@insel.ch.

Copyright: Insel Gruppe AG.

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