Zukunft Deutschland – Innovationen, Technologien, Chancen

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Auch als APP für Tablets & Smartphones

Digitalisierung Industrie 4.0 als Chance Seite 6 energiewende Revolution von unten Seite 10 Konjunktur Gespräch mit Stefan Kooths, IFW Seite 14 Mittelstand Innovationen fördern Seite 18

zukunft deutschland Innovationen, Technologien, Chancen

oktober 2015 »zukunft deutschland« ist eine unabhängige Publikation des in|pact media Verlags und liegt der Gesamtauflage des Handelsblatts bei.


GRUSSWORT

in|pact media Verlag

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zukunft deutschland

Seite 3

Liebe Leserin, lieber Leser, die deutsche Wirtschaft steht stark da. Die Unternehmen sind international wettbewerbsfähig. Der Arbeitsmarkt ist in einer guten Verfassung, die Beschäftigung liegt nahe der 43-Millionen-Grenze. Die Bundesregierung erwartet für die Jahre 2015 und 2016 jeweils einen Anstieg des BIP von ca. 1,8 Prozent. Dennoch dürfen wir uns nicht zurücklehnen. Die Stärke der deutschen Wirtschaft liegt darin, dass sie ihren Wettbewerbern stets voraus ist. Damit das auch in Zukunft so bleibt, brauchen wir mehr Investitionen in Innovationen und neue Technologien. Doch die Investitionstätigkeit in Deutschland hat sich über einen längeren Zeitraum Sigmar Gabriel nur verhalten entwickelt. MdB, Bundesminister für Wirtschaft und Energie Für die Bundesregierung hat deshalb die Stärkung der Investitionsdynamik in Deutschland höchste Priorität. Wir wollen öffentliche ebenso wie private Investitionen steigern. Dazu gehören auch Investitionen in innovationsfördernde Infrastruktur, etwa den Ausbau des Breitbandnetzes und der Forschungseinrichtungen. Dass Deutschland innovativ ist, beweisen schon die 1.500 „Hidden Champions“ in unserem Land. Vielfalt ist unsere Stärke. Deshalb ist die Innovationsförderung der Bundesregierung grundsätzlich technologieoffen. Ein Beispiel ist das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), das schnell und unbürokratisch Innovationen kleiner und mittlerer Unternehmen unterstützt, meist in Kooperation mit Forschungseinrichtungen. Dieses Programm haben wir in diesem Jahr mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet und weiter optimiert. Neue Chancen für die Wirtschaft und Gesellschaft bietet die Digitalisierung der Produktionsprozesse, die sich beschleunigt weiterentwickelt. Dadurch entstehen erhebliche Produktivitätsgewinne in der Industrie und viele neue Geschäftsmodelle. Für viele Menschen bieten sich Chancen auf neue Jobs und höhere Einkommen. Die Digitalisierung wird aber die Arbeitswelt insgesamt verändern. Im Bündnis „Zukunft der Industrie“ und auf den Plattformen „Innovative Digitalisierung der Wirtschaft“ und „Industrie 4.0“ kommen die relevanten Akteure aus Wirtschaft, Gewerkschaft und Politik zusammen. Dort werden die Herausforderungen an Wirtschaft und Gesellschaft nicht nur besprochen, sondern konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Unternehmen und Gewerkschaften die Chancen der vierten industriellen Revolution konsequent zu nutzen und sie aktiv mitzugestalten. Die Zusammenarbeit der Politik mit den Sozialpartnern gehört zu den Voraussetzungen einer erfolgreichen sozialen und innovativen Marktwirtschaft.

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Hinweis: Alle nicht mit dem Zusatz »Redaktion« gekennzeichneten Beiträge sind Auftragspublikationen und spiegeln nicht zwingend die Meinung der Herausgeber wider.

I N H A LT

Seite 4 Volldampf voraus!

Seite 12 Die elektrische Republik

Seite 18 Freiräume und Kooperationen

Hochkonjunkturfieber in Deutschland

Strom ist der Energieträger der Zukunft

Innovativer Mittelstand

Seite 6 Chance für Deutschland

Seite 14 »Deutschland ist keine Teflon-Ökonomie«

Seite 20 Der neue Gesundheitsboom

Industrie 4.0 im globalen Wettbewerb

Digitalisierung der Medizin

Interview mit Stefan Kooths, IFW KIel

Seite 8 Forum der Akteure

Seite 16 Zukunft durch Zuwanderung

BITKOM, BDEW, VDMA

Kolumne von Marie Fink

Seite 10 Unaufhaltsame Revolution Die Energiewende der Bürger

Seite 16 Besser arbeiten, besser leben Flexibler am Arbeitsplatz

Seite 22 Galerie: Innovationen Seite 24 Die Jagd nach dem Einhorn Start-ups im Visier der Finanziers

Seite 26 Impulse

Impressum in|pact media GmbH Dircksenstraße 40 D-10178 Berlin T +49 (0) 30 802086 -530 F +49 (0) 30 802086 -539 E redaktion@inpactmedia.com www.inpactmedia.com

HERAUSGEBERIN Sara Karayusuf-Isfahani

Art Direktion & Layout Denis Held

LEKTORAT Gina Wittlich

Chefredaktion Mirko Heinemann (V.i.S.d.P.) Klaus Lüber (stellv.)

Autoren Marie Fink, Jürgen W. Heidtmann, Mirko Heinemann, Heinke Kegler, Lars Klaassen, Axel Novak, Eike Schulze, Anette Stein, Julia Thiem

IllustrationEN Adrian Bauer www.adrianbauer.net

PROJEKTLEITUNG Lars Hügemeier

Druck Axel Springer Druckhaus Berlin-Spandau

Geschäftsführung Sara Karayusuf-Isfahani Edi Karayusuf


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in|pact media Verlag

Mirko Heinemann / Redaktion

D

er Schreck sitzt den Anlegern noch in den Knochen. An den Börsen in Shanghai und Peking ging es im Sommer massiv abwärts. Nach der Abwertung der chinesischen Währung Renminbi griff die Furcht vor einem Einbruch der Gesamtwirtschaft um sich. Furcht wurde zur Panik, zunächst in China, dann weltweit. Wie ein Flächenbrand ergriff die Panik die Börsen in Tokio, Frankfurt, New York, jeden Tag steigerte sie sich. Auf einen Dunklen Donnerstag folgte ein Schwarzer Freitag, auf den wiederum ein Panic Monday. Am Ende musste der Dax die Gewinne eines ganzen Jahres abgeben. Dabei ist Deutschland auf der Höhe seiner Wirtschaftskraft. Ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung zeigt sich das Land in bester Verfassung. Die Industrieverbände, allen voran der Bundesverband der deutschen Industrie BDI, geben sich optimistisch. Die deutsche Wirtschaft sei robust, und dass deutsche Produkte jetzt in China teurer würden, müsse nicht heißen, dass sie sich auch schlechter verkaufen. „Die meisten Produkte der deutschen Industrie konkurrieren nicht beim Preis, sondern bei der Qualität“, erklärt BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber. Die Auftragseingänge der deutschen Industrie zeigen zudem: Das schwächere China-Geschäft wird kompensiert durch eine hohe Nachfrage aus den USA, Großbritannien und den europäischen Nachbarstaaten. BDI-Hauptgeschäftsführer Kerber ruft daher zu mehr Anstren25 Jahre nach der Wiedervereinigung befindet sich Deutschland gungen auf, um die Robustheit zu erhöhen, etwa im Hochkonjunkturfieber. Doch wie stark die deutsche Industrie von der durch die Erschließung neuer Märkte sowie die Stärkung des europäischen Heimatmarkts und der Weltwirtschaft abhängt, zeigte sich jüngst bei der Abwertung transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen. der chinesischen Währung. Kein Grund zur Besorgnis? Zwar lag der Ursprung der chinesischen Wachstumsschwäche nicht im Konsum, sondern im Immobilienmarkt, doch die Lage erinnert fatal an das Platzen der Spekulationsblase in den USA, die den Beginn wartungen verantwortlich. Die Volkswirte vom InBei ähnlich hohen Forschungs- und Entwicklungsder jüngsten Weltwirtschaftschaftskrise signalisierte. stitut der deutschen Wirtschaft in Köln rechnen für ausgaben erzielen Hidden Champions höhere UmUnd dazu kommt die Krisenstimmung in vielen anDeutschland mit einem BIP-Wachstum von 2,25 satzerträge durch Innovationen. Das geht einher mit deren Schwellenländern. Die Wirtschaft in den so Prozent in diesem Jahr, 2016 sollen es weniger wereiner stärkeren Fokussierung auf kontinuierliche genannten BRIC-Staaten, die als vielversprechende den. Als Gründe werden unter anderem der absehbar Forschung und der häufigeren Vergabe von ForAbsatzmärkte für Produkte „Made in Germany“ gelsteigende Ölpreis und der gesetzliche Mindestlohn schungs- und Entwicklungsaufträgen an Dritte. ten, läuft nicht rund: Brasilien, dem die Kanzlerin im genannt, der den Lohnkostendruck erhöhe. All dies In der Gesamtwirtschaft zeigt sich indes eine Sommer einen Kurzbesuch abstattete, versinkt in eiführe dazu, dass sich das Wirtschaftswachstum merkstockende Bereitschaft, in die Forschung zu invener Depression. Russland schadet mit seinem Boykott lich abschwächt. stieren. Trotz der boomenden Konjunktur seien die europäischer Produkte zwar vor allem sich selbst, aber Die Stabilitätsanker der deutschen Wirtschaft Unternehmen in Deutschland offenbar nicht dazu durch das Embargo der Europäischen Union ist auch bilden umso mehr die kleinen und mittelständischen bereit, ihre Ausgaben für Forschung zu erhöhen, hier das Geschäft massiv eingebrochen. Zahlen aus Unternehmen. Vor allem die rund 1.500 so genannklagt etwa der Stifterverband. Sein Frühindikator dem Maschinen- und Anlagenbau von diesem Frühten „Hidden Champions“, Weltmarktführer auf für Forschung und Entwicklung erreicht für 2015 jahr zeigten einen Rückgang des Exportgeschäfts um ihrem Gebiet, sind laut Zentrum für Europäische einen Wert von 0,36 – das sei nur wenig mehr als knapp 30 Prozent. Bereits im vergangenen Jahr waWirtschaftsforschung „eine zentrale Säule der deut2014 mit 0,34. Zudem liege er weit unter den guten ren die Ausfuhrzahlen um 17 Prozent gesunken. Nur schen Wirtschaft“. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Jahren 2010/2011. Indien macht einen gefestigten Eindruck: Auf dem diese Unternehmen zu 86 Prozent in industriellen Für einen grundsätzlichen Pessimismus gibt es Subkontinent wird massiv in Sektoren und zu 14 Proindes keinen Grund. Die gute Stimmung in der die Infrastruktur investiert. zent in DienstleistungsWirtschaft zeigt sich auch in den aktuellen BörUnter manchen Ökonomen branchen aktiv sind. sengängen: Bayer Material Science, die Kunststoff»Die gute Stimmung zeigt wird das Land bereits als das Fast ein Viertel von ihSparte des Pharma- und Chemieherstellers, wurde „neue China“ gehandelt. nen ist im Maschinenin Covestro umbenannt und an die Börse gebracht. sich auch in den Wegen der Krise in den bau tätig, gefolgt von Mit dem Börsengang des Spin Offs wollte Bayer bis aktuellen Börsengängen.« Schwellenländern hat der der Elektronikindustrie zu 2,5 Milliarden Euro einsammeln. Auch das InDeutsche Industrie- und mit 10,5 Prozent. ternethandelsportal Scout 24 müsste in diesen Tagen Handelskammertag DIHK Laut ZEW-Studie an der Börse notiert sein. Entsprechende Planungen seine Erwartungen für die Weltwirtschaft in diesei die gute Marktposition der Hidden Champions gibt es bei EDAG, Zulieferer für die Auto- und sem Jahr nach unten korrigiert. Die auf Basis einer auf ihre starke „Innovationsorientierung“ zurückLuftfahrtindustrie aus Wiesbaden. Die Erstnotiz des Umfrage der Außenhandelskammern erstellte Prozuführen. „Über 80 Prozent der Hidden Champions Ingenieurdienstleisters ist noch in diesem Jahr gegnose für die Konjunktur weltweit liegt nun bei 3,2 haben in den zurückliegenden drei Jahren Produktplant. Und Ceramtec, ein Anbieter von technischer Prozent. Zuvor hatte der DIHK mit einem Plus von oder Prozessinnovationen eingeführt“, so Christian Keramik, das dem Finanzinvestor Cinven gehört, 3,6 Prozent gerechnet. Auch der IWF hatte vor weRammer, stellvertretender Forschungsbereichsleiter habe die Bank of America und Morgan Stanley mit nigen Wochen seine Wachstumsprognose zurückgeam ZEW und Mitautor der Studie. „Das sind zehn den Vorbereitungen zum Börsengang beauftragt, schraubt – auf 3,3 Prozent. Im April hatte der IWF Prozent mehr als bei vergleichbaren Unternehmen verrieten Insider dem Handelsblatt. Die IPOs wernoch 3,5 Prozent vorhergesagt. Der IWF macht alihrer Größe. Gleichzeitig sind die Hidden Chamden den Blick zurück aufs Wesentliche lenken: die lerdings vor allem die USA für die niedrigeren Erpions bei ihren Innovationsprozessen effizienter.“ Chancen am Standort Deutschland.

Volldampf voraus!


zukunft deutschland

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— Beitrag Invest in Bavaria —

Wohin kann Deutschlands Wirtschaft noch wachsen? Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im Gespräch. Der Wirtschaft in Deutschland geht es gut, in Bayern herrscht sogar nahezu Vollbeschäftigung. Wo sehen Sie noch Wachstumspotenzial für die Zukunft?

Bei der Frage nach Wachstumspotenzialen kommt man an den Schlagworten Digitalisierung und Industrie 4.0 nicht vorbei. In Bayern wird über ein Viertel der gesamten Wertschöpfung in der Industrie erzielt. Nicht nur Firmen wie BMW oder Audi, sondern Unternehmen aller Branchen und Größen werden immer mehr zu IT-Unternehmen, die digitale Lösungen benötigen. Die Digitalisierung erfordert auf der einen Seite große Anstrengungen, vor allem beim Handwerk und im Mittelstand, birgt aber auf der anderen Seite große Chancen – vor allem für digitale Gründer. Wenn es um Start-ups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Bayern als Startup-Standort?

Zuerst einmal möchte ich vorneweg schicken, dass es in Bayern bereits

eine gute, funktionierende Start-upSzene gibt. Zwei Beispiele: Ursprünglich als Gründerfrühstück gestartet, ist Bits & Pretzels zu einer der größten Start-up-Konferenzen in Europa herangewachsen. Inzwischen treffen sich 3.600 Gründer, Gründungsinteressierte, Investoren und Innovatoren zu diesem mehrtägigen Event. Auch die Zahlen aus den bayerischen Businessplan-Wettbewerben sind mehr als überzeugend: Hier gingen bisher über 1.400 gegründete Unternehmen hervor, die heute mit 11.000 Mitarbeitern am Markt aktiv sind und einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro erwirtschaften. Vor allem aber ist für Innovationen das Zusammenspiel aller Marktakteure zentral: Etablierte Unternehmen benötigen junge Unternehmer mit neuen Ideen. Und junge Unternehmer am Markt brauchen wiederum Kunden, die sich neue Ideen auch leisten können. Die Unternehmensdichte in allen Branchen und Größen macht Bayern für Start-

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner macht sich für die Start-up-Szene stark.

ups aus dem B2B Bereich zum idealen Umfeld. Start-ups, die sich nicht allein an private Endkunden wenden, sagen uns immer wieder: Wer mit seinen Ideen Geld verdienen möchte, für den führt kein Weg an Bayern vorbei.

vorhanden ist, für alle zugänglich machen, Finanzierungsangebote für Start-ups verbessern und kritische Phasen des Innovationsprozesses unterstützen. Ich habe deshalb die Existenzgründerinitiative „Gründerland. Bayern“ gestartet, die genau diese Punkte angeht. Außerdem werden Start-ups eher selten in der sprichwörtlichen Garage gegründet. Damit von Anfang nicht nur der richtige Raum, sondern auch ein für Gründer perfektes Umfeld für Ideen zur Verfügung steht, werden wir verstärkt in Gründerzentren wie das Werk1 investieren. Wir möchten auch internationale junge Gründer nach Bayern holen. Das ist die Aufgabe unserer Ansiedlungsagentur Invest in Bavaria.

Wo sehen Sie die Aufgabe der Politik, das Gründergeschehen weiter zu unterstützen?

Mein Anspruch ist es, für eine Art Goldgräberstimmung zu sorgen. Wir müssen das gute Umfeld, das in Bayern

www.invest-in-bavaria.com

— Beitrag A.T. Kearney gmbh —

Industrie 4.0 erfordert neues Denken Der Begriff Industrie 4.0 ist in aller Munde, doch eine einheitliche Definition gibt es nicht. Vielleicht ein Grund, warum Unternehmen bisher zu zaghaft agieren. Veränderungen in Produktionsabläufen oder Geschäftsmodellen sind nicht neu. Seit jeher wird versucht, Prozesse zu optimieren und Wettbewerbsvorteile Römer zu erarbeiten. Je- Michael Partner bei A.T. Kearney, doch waren diese EMEA-Leiter Digital Busiund Co-Founder des Veränderungen ness A.T. Kearney Lab bisher inkrementeller Natur. Schrittweise wurde optimiert, bis die Effizienz im Vergleich zum Wettbewerb gesteigert werden konnte – allerdings eben nur minimal. Die meisten Unternehmen in Deutschland halten an diesem Vorgehen fest und lassen damit viele Chancen der Industrie 4.0 ungenutzt. Industrie 4.0 steht in erster Linie für eine intelligente Vernetzung von Maschinen und Produktionsschritten entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sie ermöglicht die Synchronisierung

der gesamten Prozes s la n d s ch a ft und vermag die Vision einer bestandlosen Supply Chain bei gleichzeitig hohem Servicegrad Wirklichkeit werden zu lassen. UnternehDr. Kai Engel men, die das Partner bei A.T. Kearney, Leiter Strategic Operations volle Potenzial Practice und Global von Industrie 4.0 Innovation Pratice ausnutzen wollen, müssen also weiter denken als es für bisherige Optimierungsschritte notwendig war. Wir raten sogar, sich zunächst gedanklich von allem Bestehenden zu lösen und sich die essentielle Frage zu stellen, wie die Fabrik oder das Geschäftsmodell aussehen würde, könnte man alles von Null aufbauen. Was genau liefert mir heute Wettbewerbsvorteile? Neu in den Markt drängende Startups werden aufgrund dieser Frage gegründet und können über Nacht Geschäftsmodelle obsolet

machen. Jedoch verfügen sie bisher über keine bzw. wenig Erfahrung im jeweiligen Markt. Die zweite Frage muss also lauten, welche vorhandenen Fähigkeiten innerhalb des Unternehmens bestmöglich eingesetzt werden können und an welcher Stelle man einen komplementären Partner benötigt. Das Ergebnis eines solchen Strategieprozesses kann ganz unterschiedlich sein. Es kann lauten, dass ein Unternehmen nicht nur erstklassige Hardware produziert, sondern auch Spitzenreiter einer standardisierten Steuerungssoftware ist und produktunabhängige flexible Maschinenparks betreiben kann. Damit wird es nebensächlich, ob heute Felgen und morgen Auspuffrohre produziert werden. Denn die neue Kernkompetenz und Expertise des Unternehmens hat sich dank Industrie 4.0 möglicherweise komplett in Richtung einer agilen und flexiblen Produktion verschoben. Diese Gedanken verdeutlichen, dass Industrie 4.0 nicht nur neues Denken und neue Herangehensweisen

an strategische Entscheidungen erfordert. Es braucht v.a. Mut – Mut, sich auch einmal außerhalb ausgetretener Wege zu bewegen. Wir sehen in Deutschland in allen Branchen noch großes Entwicklungspotenzial. Es gibt nach wie vor Defizite bei der elektronischen Vernetzung. In der Automobilindustrie sind z.B. noch viele Anlagen nicht integriert. Zum Teil wird mit 50 und mehr Systemen und Anlagen gearbeitet, die untereinander nicht kommunizieren. Zusätzlich gibt es zu viele manuelle Schnittstellen und zu wenig Automatisierung. Kurz: Die Industrie 4.0 ist zwar schon in Deutschland angekommen, der Handlungsbedarf in vielen Unternehmen muss allerdings erst noch im vollen Ausmaß erkannt werden.

www.atkearney.de


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in|pact media Verlag

immerhin noch mehr als acht Prozent. Mit 75 Prozent machen Industrieprodukte in Europa noch den höchsten Anteil der Exporte aus. Die Digitalisierung der Industrieproduktion ist ein Schlüssel, weiteres Wachstum zu generieren. Nach Einschätzung von Roland Berger sind hierfür in den nächsten 15 Jahren jährlich rund 90 Milliarden Euro von Politik und Unternehmen aufzubringen, damit eine Transformation auch klappt. Wichtig sind dabei systemübergreifende Plattformen, die Produktionsprozesse vereinfachen und optimieren. Laut des Marktforschungsinstitutes IDC sagen rund 80 Prozent der befragten Unternehmen im Industriesektor aus, dass die Verknüpfung mit Informationstechnologien für Ihr Geschäftsmodell in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnt und 78 Prozent, dass dies sogar der wichtigste Innovationstreiber für das Unternehmen sei.

Industrie 4.0: Chance für Deutschland

Intelligente Fabriken für die Zukunft

W

ie man Weltmarktführer wird: Aventics, ein niedersächsisches PneumatikUnternehmen, hat bereits frühzeitig auf IT-gesteuerte Ventiltechnik gesetzt. Ventilsteuerungen der ehemaligen Bosch Rexroth-Tochter verfügen über eine modulare Elektronik mit sicherem Datenzugang, sie sind netzwerkfähig und fügen sich somit problemlos in das Internet der Dinge ein. Es ist ein Paradebeispiel für eine Technologie, für die vor fünf Jahren auf der Hannover Messe ein treffender Begriff geprägt wurde: Industrie 4.0. Um Ideen rund um diese oder ähnliche neue Technologien zu bündeln, gründeten die Branchenverbände Bitkom, VDMA und ZVEI die Plattform Industrie 4.0. Ihr Ziel: die Industrie in Deutschland an die technologischen Erfordernisse der Zukunft anzupassen. Dass Deutschland – und ganz Europa – mehr Schwung bei der Transformation von der Industrie 3.0 zu Industrie 4.0 braucht, zeigt eine Studie von Roland Berger Strategy („Think Act Industry 4.0“). Danach verlor Europas Industrie in den letzten zehn Jahren zehn Prozent des weltweiten Handelsvolumens, während sich im gleichen Zeitraum der Anteil der Schwellenländer von 20 auf 40 Prozent verdoppelte. Ein Abbau der Industriearbeitsplätze war die Folge. Lag dieser in Großbritannien mit 29 Prozent sehr hoch, so betrug der Schwund in Deutschland

Betriebe zögern noch Die deutsche Akademie der Technikwissenschaften ac atech schätzt, dass in dieser Entwicklung ein Produktionspotenzial von 30 Prozent bei industriellen Anwendungen schlummert. In diese Marktlücke könnten verstärkt deutsche ITK-Unternehmen ihre Dienstleistungen anbieten, um die Entwicklungen intelligenter Fabriken zu beschleunigen und so die Verknüpfung mit der industriellen Produktion herzustellen. Voraussetzung ist allerdings, dass IT-Unternehmen und Industrie gemeinsam diese Potenziale entdecken. Dies wäre eine Win-Win Situation für die deutsche Wirtschaft. Doch wie die Studie des IDC auch zeigt, zögern viele Unternehmen noch. Nur rund 21 Prozent haben sich bislang für Industrie 4.0 als Innovationstreiber entscheiden können. Damit überhaupt Maschinen und Dinge miteinander kommunizieren können, braucht es eine einheitliche Sprache. In Deutschland wurde OPC UA entwickelt, Open Plattform Communication Unified Architecture, also die Kommunikation zwischen verschiedenen Einheiten mittels Protokollen und Schnittstellen. Eine einheitliche Sprache ist wichtig, da zwar Daten ausgelesen, aber eben auch unter Maschinen verstanden werden müssen. OPC gilt derzeit als das wichtigste industrielle Kommunikationsprotokoll von Maschine zu Maschine. Microsoft ist auch dabei Einfachste Beispiele sind Feuermelder, die bei Brand gleichzeitig die Sprinkleranlage auslösen und Feuerwehr/Polizei alarmieren. Um Entwicklungen zu beschleunigen und Kosten zu sparen, gibt es inzwischen auch Anzeichen, dass sich Konkurrenten in einem Industriesegment zusammenschließen, um eine OPC UA für ihre Branche zu initiieren. Dass ein IT-Gigant aus den USA dabei mitmischen wird, ist wahrscheinlich, hier will Microsoft seine Erfahrungen im Consumer-Bereich einbringen. Heute schon können über Windows 10 verschiedene Plattformen verwaltet werden, um kleineren Mittelständlern Zugang zur Industrie 4.0 zu ermöglichen. Dieses Modell wurde auf die Cloud-Plattform Azure übertragen, sodass über diesen Weg mit allen Sprachen wie Linux, Java, Oracle oder C# gearbeitet werden kann und so auch Lösungen für kleinere und mittelständische Unternehmen bereitgestellt werden können. Deutschland jedenfalls wäre aufgrund seiner industruellem Infrastruktur ein idealer Vorreiter der intelligenten Fabriken am Weltmarkt. Eine Chance, die es zu nutzen gilt.

Treiber dieser industriellen Revolution ist die stärkere Vernetzung der Maschinen untereinander. Die Grundidee von Industrie 4.0: Maschinen sollen via Internet oder Betriebssoftware Informationen untereinander austauschen, die Arbeit besser koordinieren, effizienter und flexibler machen und so weniger Ressourcen verbrauchen. Dieser zentrale Baustein wird als Connected Devices bezeichnet, die Vernetzung von Geräten untereinander – vom Smartphone bis zum Industrieroboter. So schätzt IDC, dass es im Jahr 2020 in Deutschland rund 28 Milliarden solcher Verbindungen geben wird. Der Effekt: Die Kosten sinken, die Produktivität erhöht sich. Die Mitarbeiter werden sich mehr mit der Kontrolle der Abläufe beschäftigen, Prozesse überwachen und nur bei Störungen der Systeme eingreifen. Die Idealvorstellung: Maschinen erkennen, wann sie Hilfe benötigen, beispielsweise neue ErsatzCloud-Markt wächst ungebremst teile, Wartung oder Reparatur. Sie binden andere Maschinen ein, um den Produktionsprozess Umsatz mit Cloud-Lösungen (Hardware, Software, Services) zu verbessern, hierzu werden 11,8 in Mrd. Euro in Deutschland zum Beispiel RFID-Chipsätze eingesetzt. RFID, Radio-Fre8,8 quency Identification, ist ein +34% 6,4 Sender-Empfänger-System, das per Funk kommuniziert. So 4,4 +39% ist denkbar, dass die Maschine +46% selbst ein Softwareupdate identifiziert und herunterlädt, ein Er2013 2014* 2015* 2016* satzteil bestellt oder die Wartung *Prognose | Quelle: Experton Group, BITKOM 2014

Die Digitalisierung der Industrie steht an. Ein gewisses Industrieland mit zahlreichen mittleren und großen Produktionsbetrieben würde sich als globaler Vorreiter gut eignen. Eike Schulze / Redaktion

veranlasst. Im weiteren Schritt sollen dann auch Produkte mit den Maschinen, die sie produzieren, kommunizieren können. Vieles ist dabei aber noch Zukunftsmusik.

19,4 15,4 +28%

+30%

2017*

2018*


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— Beitrag SAP Deutschland SE & Co. KG —

Chancen der digitalen Transformation im Internet der Dinge Die Digitalisierung stellt Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle auf den Kopf. Unternehmen müssen umdenken. Doch wie gelingt der Wandel? Der rasante technische Fortschritt wirkt sich längst nicht nur im privaten Alltag aus. Immer stärker verändern Innovationen in den Bereichen Internet, IT sowie Elektround Kommunikationstechnik die Industrie. Technologien wie Big Data, In-Memory- und Cloud-Computing, 3D-Druck und das Internet der Dinge verstärken diesen Wandel. Viele Unternehmen müssen ihre Wertschöpfungsprozesse und Geschäftsmodelle anpassen. Für zahlreiche Branchen ergeben sich dabei große Chancen – aber auch große Herausforderungen. Die Automobilindustrie sieht sich beispielsweise mit völlig neuen Marktteilnehmern konfrontiert, die autonomes Fahren vorantreiben. Das Geschäftsmodell von Local Motors zeigt anschaulich, wie stark sich Wertschöpfungsprozesse verändern können: Das US-Unternehmen entwirft Fahrzeuge nicht in einer internen Entwicklungsabteilung, sondern durch eine Community. Die Vernetzung von Partnern in der Wertschöpfungskette und das Wirtschaften von Unternehmen in Ökosystemen entscheiden über den Erfolg. Viele Branchen, eine Herausforderung Pharmaunternehmen entwickeln heute beispielsweise Diagnose- und Therapiekonzepte für zu Hause. Der Patient bekommt ein einfach zu bedienendes Gerät, das z.B. in Zusammenarbeit mit dem Smartphone die Blutwerte überprüft und therapeutische Empfehlungen des Arztes ermittelt. So lassen sich chronische Krankheiten gezielt und einfacher therapieren – auch zwischen den notwendigen Arztbesuchen. Das Geschäftsmodell funktioniert nur, wenn Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Ärzte als Partner zusammenarbeiten. Maschinenbauer verkaufen nicht mehr nur Maschinen, sondern betreiben diese auch für ihre Kunden. Abgerechnet wird die eigentliche Maschinenleistung. Bei diesem Dienstleistermodell geht das Risiko des Maschinenbetriebs vom Kunden auf den Hersteller über. Dieser hat ein größeres Interesse daran, dass die Anlage störungsfrei läuft. Zudem sammelt er die Betriebs- und Sensordaten der Anlage, um vorherzusagen, wann diese ausfällt. Ziel ist es, Wartungsintervalle zu verlängern, Reparaturzeiten zu verkürzen und

Reifegradmodell für das Internet der Dinge am Beispiel der Maschinenüberwachung

so die Verfügbarkeit zu erhöhen. Das Dienstleistermodell entlastet auch die Bilanz des Kunden. Diese Beispiele aus sehr unterschiedlichen Branchen zeigen, wie wichtig Daten für die zukünftigen Prozesse und Geschäftsmodelle von Unternehmen sind. Sinnvoll verwenden lassen sich diese Daten allerdings nur, wenn die Qualität und die Anreicherung der Daten stimmen. Wer das Potenzial datengetriebener Geschäftsmodelle ausschöpfen will, muss also Big Data in Smart Data verwandeln. Zukünftig entscheidet über den Erfolg eines Unternehmens, wie gut es Smart Data verarbeiten und in seine Wertschöpfungsketten und Lösungen integrieren kann. Hierzu bedarf es einer „Internet of Things“- und Industrie-4.0-Infrastruktur sowie dazugehöriger Anwendungen, wie sie von SAP angeboten werden. Fünf Erfolgsfaktoren für digitale Geschäftsmodelle Wie können Unternehmen die Potenziale datengetriebener Geschäftsmodelle nutzen? Auf diese fünf Kriterien kommt es an: 1. Reifegradmodell: In der Digitali-

sierung hat sich ein Reifegradmodell bewährt – mit Stufen von 0 (keine Reife für digitale Geschäftsmodelle) bis 5 (der Endstufe der digitalen Transformation). Der erste Schritt ist die objektive und ehrliche Einstufung des Unternehmens. Die Selbsteinschätzung weicht oft von dieser objektiven Einschätzung ab. Ein Großteil der Unter-

nehmen erreicht maximal einen Reifegrad zwischen 0 und 2. Eine Prozessverbesserung entspricht Reifegraden zwischen 3 und 4, während das datengetriebene Geschäftsmodell den höchsten erreichbaren Reifegrad darstellt. Um von Reifegrad 1 auf Reifegrad 5 zu kommen, ist es sinnvoll, schrittweise vorzugehen. 2. Agile Methoden: Wer einen hö-

heren Reifegrad erreichen möchte, sollte interdisziplinär denken. Betriebswirtschaftliche Fragestellungen sind ebenso zu berücksichtigen wie technische Fragen zu Geräten und Maschinen – bis hin zur IT. Das macht es schwer, das gesamte Thema theoretisch zu durchdringen, wie es früher üblich war. Deshalb sind agile Entwicklungsmethoden gefragt, um schnell einen realen Prototypen für eine erste Verprobung aufzubauen. Auf Basis dieser Ergebnisse und Erfahrungen kann in kurzen iterativen Zyklen weiterentwickelt werden. Geschwindigkeit ist wichtig. 3. Passende IT-Architektur: Je kom-

plexer die Fragestellung, umso wichtiger ist die richtige IT-Strategie. Insellösungen bringen oft kurzfristige Vorteile, verbauen aber auch oft den Weg zu höheren Reifegraden. Deshalb entscheidet die Wahl der richtigen IT-Architektur mit über die Erfolgsaussichten auf dem Weg der Digitalisierung. 4. Auswahl des richtigen Partners:

Niemand kann die Komplexität der Digitalisierung in allen Bereichen mit der gleichen Qualität lösen. Deshalb

sollte sich ein Unternehmen auf seine Kernkompetenzen besinnen und für die anderen Themen starke Partner an Bord holen, die über die notwendige Kompetenz verfügen und in das eigene Ökosystem passen. 5. Verankerung im Unternehmen:

Der Weg der Digitalisierung ist kein einmaliges Projekt mit festem Startund Endpunkt. Es ist ein kontinuierlicher Prozess. Unternehmen müssen also permanent mit dem technischen Fortschritt mithalten und ihr digitales Geschäftsmodell ständig weiterentwickeln. Deshalb ist die Verankerung der Digitalisierung für alle Abteilungen des Unternehmens entscheidend für den Erfolg. Das Gefüge vieler Branchen wird zunehmend auf den Kopf gestellt. Neue Teilnehmer drängen mit Druck in die Märkte – und doch verhalten sich gerade in Deutschland noch viele Unternehmen abwartend. Orientierung, Einsatzszenarien und klare Handlungsempfehlungen liefert das neue SAP-E-Book „Industrie 4.0 auf dem Prüfstand“.

Über den Autor: Timothy Kaufmann arbeitet als Business Development Manager – Industrie 4.0 bei SAP.

www.sap.de/iot


Seite 8

in|pact media Verlag

Forum DER AKTEURE

Zukunft digitale Vernetzung FOTO: BDEW/Horn

Foto: FVA/U.Nölke

Die Redaktion befragt Akteure zu den Chancen des Standorts Deutschland.

Hildegard Müller

Dr. Bernhard Rohleder

Hartmut Rauen

Hauptgeschäftsführer Digitalverband BITKOM

Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung

Stellvertretender Hauptgeschäftsführer, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA

ie digitale Transformation verändert unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft in einem Tempo, wie es sich bislang nur die Wenigsten vorstellen konnten. Smartwatches messen unseren Puls, im Gesundheitswesen dreht sich alles um Big Data. Start-ups erfinden die Bank neu und 3D-Druck ermöglicht das ganz persönliche Produkt. Diese digitale Welt ist auch eine Welt der Daten. Im deutschen Datenschutzrecht gilt dabei traditionell das Prinzip der Datenvermeidung. Die Überlegung: Daten, die nicht erhoben werden, können auch nicht missbraucht werden. Vergessen wird dabei oft: Daten, die nicht erhoben werden, können auch nicht sinnvoll genutzt werden. Doch diese Datensparsamkeit nimmt uns Möglichkeiten, aus der heutigen Fülle unstrukturierter Daten Informationen zu gewinnen und Lösungen zu entwickeln, durch die wir mobiler, umweltverträglicher, gesünder und länger, schlicht besser leben könnten. Nur ein Beispiel: In Deutschland sterben Jahr für Jahr 20.000 Menschen an Wechselwirkungen von Medikamenten, fünfmal mehr als im Straßenverkehr. Es wäre technisch nicht das geringste Problem, in die elektronische Gesundheitskarte Warnmechanismen einzubauen, so dass potenzielle Wechselwirkungen erkannt und vermieden werden. Das aber wird bislang verhin-

m Zuge der Energiewende verändern sich einst feste System- und Prozessgrenzen der Energieunternehmen. Es entwickeln sich Netzwerke von unterschiedlichen neuen Marktteilnehmern – beispielsweise Betreiber von erneuerbaren Anlagen, Direktvermarkter, Industriekunden, aber auch Haushaltskunden – und eine Vielzahl von Dienstleistern. Grundlage dessen ist ein neuer Umgang mit Daten und Informationen. Intelligente und steuerbare Messsysteme werden künftig neue Formen der digitalen Vernetzung schaffen: Damit wird die digitale Transformation für die Unternehmen der Energiewirtschaft zur entscheidenden Grundlage für den Geschäftserfolg.

as Internet hat in den letzten Jahren Einzug in nahezu alle Lebensbereiche gehalten. Die individuelle Lebenswelt ist heute eine völlig andere als vor einer Generation – dieser Wandel ist irreversibel. Auch in der industriellen Produktion vollzieht sich ein Zeitenwechsel, der von Informationstechnologien getrieben wird. Nach anfänglicher Automatisierung einzelner Tätigkeiten sind IT-Technologien aus der industriellen Welt nicht mehr wegzudenken. Industrie 4.0 impliziert aber noch weit mehr: In der vernetzten Fabrik wird die zentrale Steuerung zunehmend von der dezentralen Selbstorganisation abgelöst. Intelligente Produkte steuern dann individuell den eigenen Produktionsprozess. Mehr noch: Durch die Kommunikation über die Wertschöpfungskette hinweg wird der Lebenszyklus eines Produktes lückenlos nachvollziehbar. Völlig neue Geschäftsmodelle sind möglich. Viele Unternehmen des deutschen Maschinenund Anlagenbaus haben sich schon auf den Weg in eine Industrie 4.0 gemacht. Aber noch existieren viele ungelöste Fragen, Unsicherheiten und Aufgaben. Ein Selbstläufer wird Industrie 4.0 nicht. So darf Vernetzung nicht unkontrollierte Veröffentlichung von betrieblichem Know-how bedeuten. ITSicherheit ist der erste Schritt, ohne den es keinen zweiten geben wird.

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»Datenvielfalt ermöglicht die digitale Transformation.« dert. Datenschutz und Datensparsamkeit gehen zu Lasten des Patienteninteresses. Dabei geht es nicht darum, den Datenschutz abzuschaffen. Daten müssen im Gegenteil sogar stärker gegen Missbrauch geschützt werden – rechtlich, technisch, organisatorisch. Genau diese Unterscheidung aber wird kaum gemacht: Sinnvoller Gebrauch gegen unerwünschten Missbrauch. Oberstes Gebot des Datenschutzes in einer Welt der Datenvielfalt muss Transparenz sein. Die Nutzer müssen wissen, welche ihrer Daten von wem gespeichert werden und wie sie darauf Einfluss nehmen können. Mit einem Dreiklang aus effektiven Datenschutzregelungen, einer benutzerfreundlichen Umsetzung durch die Anbieter und dem kompetenten Handeln der Verbraucher kann der Datenschutz in der digitalen Welt und damit letztlich die Digitale Transformation unserer Wirtschaft gelingen. www.bitkom.org

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»Die Energiewirtschaft ist auf dem Weg ins digitale Zeitalter.« Im Rahmen der Energiewende und der Digitalisierung wird sich das Leben und Wohnen der Menschen erheblich verändern. Smart-Home-Lösungen werden neue Wege eröffnen, um komfortabler und energieeffizienter zu leben. In Smart Cities fahren Erdgas- und Elektrofahrzeuge auf den Straßen. Künftig können Häuser als Mikrokraftwerke dienen. Der Kunde wird zum „Prosumer“, der bisherige Konsument also zum Wertschöpfer. Dem Trend der zunehmenden Digitalisierung kann sich aufgrund der neu entstehenden Marktchancen sowie der großen Kundennachfrage niemand entziehen. Den Energieversorgern eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten, ihr Geschäft auszuweiten. Die zentrale Frage dabei lautet: Wie gehen wir mit den Daten der Verbraucher um, wie lassen sie sich nutzen, aber auch schützen? Für die Energieversorger bedeutet das zum Beispiel – noch stärker als bisher – ein umfassendes Datenmanagement zu etablieren. Dabei geht es unter anderem um das flexible Organisieren von Energiemengen. Es ist schon heute absehbar, dass die immer komplexeren Systeme nur noch digital steuerbar sein werden. Damit ändern sich auch die Anforderungen an die Datenkommunikation und das Lastmanagement. Insgesamt muss das komplexe System der Energieversorgung schon heute weitergedacht werden. Ich bin sicher, dass die Unternehmen diesen rapiden Wandel als Chance begreifen – um Prozesse zu optimieren, Kosten zu senken, aber vor allem um kundenfreundliche, innovative Dienstleistungen anzubieten. www.bdew.de

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»Mit Industrie 4.0 Zukunft produzieren.« Genauso fundamental sind Bildung und Qualifizierung. Der Mensch ist und bleibt die Zukunft der Arbeit, auch in einer Industrie 4.0. Als größter industrieller Arbeitgeber haben wir in der Maschinenbau-Industrie eine besondere Verantwortung. Unsere Antworten sind die Weiterbildung der Mitarbeiter, der neue Ausbildungsberuf des Produktionstechnologen und Beiträge für eine neue Qualität in der Ingenieurausbildung. Dem Maschinen- und Anlagenbau kommt beim digitalen Zeitenwechsel eine Schlüsselrolle zu. Zum einen als Anbieter und Anwender von Industrie 4.0-Technologien. Zum anderen sind wir die Datenquelle einer intelligenten Produktion. Die Daten der Maschinen werden erfasst, verstanden, interpretiert und in Innovation übersetzt. Kurzum: Der Zeitenwechsel in der industriellen Produktion wird gelingen – Zukunft wird produziert! www.vdma.org


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— Beitrag Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e.V. —

Geringrisikotechnologie Fracking: »Mehr Demokratie geht kaum« Seit mehr als vier Jahren diskutiert Deutschland unter dem Stichwort „Fracking“ über die heimische Erdgasförderung und darüber, wie neue gesetzliche Regelungen aussehen sollen. Jahre, in denen Studie um Studie erstellt, alle Interessierten angehört und jedes Argument eingehend betrachtet wurde. Mehr Demokratie geht kaum. Trotzdem: Bis heute gibt es keine gesetzliche Neuregelung.

Erdgasförderung im Landkreis Diepholz

Worum geht es? Jedenfalls um Fracking pfui“ ist keine reale Option. mehr als die Frage, ob man einer – Wer für Erdgas ist, kann nicht gegen nicht einmal neuen – Technologie Fracking sein. Ganz gleich, ob es um in Deutschland eine Chance gibt. Es Importe oder heimische Quellen geht. geht um die Frage, ob das Land künfDie seit Jahren geführte Debatte hat vielfach absurde Züge. Auch Enertig bei einem seiner wichtigsten Energiewende-Optimisten streiten nicht gieträger vollständig von Importen darüber, dass Erdgas gebraucht wird, abhängig sein will oder nicht. Erdgas mindestens noch für einige Jahrdeckt gut 20 Prozent der deutschen Energienachfrage, weit mehr als alle zehnte. Ich bin auch noch niemandem begegnet, der eine vollständige Erneuerbaren Energien zusammen Importabhängigkeit für eine volksund ein Vielfaches von Wind und wirtschaftlich gute Idee hält oder Sonne. Erdgas steht dabei nicht in mir ernsthaft glaubhaft zu machen Konkurrenz zu den Erneuerbaren, versucht, dass Erdsondern ist deren logischer Partner. Flegas andernorts besser xibel, grundlastfähig, produziert werden witterungsunabhänwürde als hierzulan»Wer für Erdgas ist, gig. Erdgas konkurde. Doch statt einer seit Jahrzehnten beriert insbesondere kann nicht gegen währten Technologie mit Kohle, vor allem Fracking sein.« wenn Deutschland den Weg in die Zukunft zu bereiten und aus der Kernenergie aussteigt. Diese Lücke um eine investitionsgilt es zu füllen. Und bereite, erfahrene InErdgas hat durchaus einen guten Ruf: dustrie zu werben, die international Gaskraftwerke emittieren vergleichshohes Ansehen genießt, passiert das weise wenig CO2, wer ein Erdgas-Auto Gegenteil: Es wird alles daran gesetzt, fährt, gilt als umweltbewusst und geder Industrie das Leben so schwer wie radezu fortschrittlich, und noch immöglich zu machen. Ganz gleich, wie mer heizt jeder zweite hierzulande sehr sie sich kompromissbereit zeigt, mit Erdgas. Auch die Industrie ist auf welche technischen Fortschritte sie Erdgas als Rohstoff angewiesen. Sovorweist und welche Zugeständnisse weit, so gut. Aber Erdgas muss auch sie macht: Immer wieder definiert das produziert werden. Und dann auch Erreichte die neue Nulllinie und das noch mit der Fracking-Technologie? nächste Schreckensszenario wird geSo unbequem es sein mag: Wer mit zeichnet – getreu dem MaulwurfshüErdgas heizt, nutzt Fracking. Und gelprinzip: Kaum ist ein Kritikpunkt wer ein Erdgas-Auto fährt, fährt auch ausgeräumt oder widerlegt, taucht mit „Fracking-Gas“. „Erdgas hui, ein neuer auf. Gutes Beispiel: „Kein

Gift in unserer Erde!“ Immer wieder hat Politik von uns verlangt, wir mögen unsere Fracking-Flüssigkeiten so weiterentwickeln, dass keine Gifte mehr enthalten sind. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht: Die für das deutsche Schiefergas entwickelten Flüssigkeiten bestehen zu 99,8 Prozent aus Wasser. Hinzu kommen nur noch zwei Additive, beide sind weder giftig noch umweltgefährlich, und beide sind biologisch leicht abbaubar. Wird das honoriert? Nein. Über die Fracking-Flüssigkeiten wird öffentlich schlicht nicht mehr gesprochen. Um es klar zu machen: Natürlich ist es unsere Aufgabe, die Technologie so sicher wie möglich zu machen. Auch Jahrzehnte ohne größeren Unfall sind keine Legitimation dafür, sich nicht weiter zu entwickeln. Aber klar ist auch: Fracking ist keine Hochrisikotechnologie, im Gegenteil. Kaum eine Technologie hat weltweit seit Jahrzehnten eine vergleichbare Erfolgsstory vorzuweisen, das gilt auch für Deutschland. Ein Blick in die wissenschaftlichen Studien zeigt: Fracking ist eine Geringrisikotechnologie. Sogar die Hüter des Trinkwassers, die heimischen Wasserversorger, stellen sich gerade nicht bedingungslos gegen die Technologie. Im Gegenteil: In einer gemeinsamen Position innerhalb des Gas- und Wasserverbandes bdew wird klargestellt, dass unter Einhaltung von Vorsichtsmaßnahmen beides vereinbar ist: Trinkwasserschutz und Erdgasförderung, auch mit Fracking.

Trotzdem ist es bis heute nicht gelungen, einen Rechtsrahmen zu schaffen, der allen Beteiligten Rechtsund Planungssicherheit zurückgibt. Noch im Juli wurde das Regelungspaket „Fracking“ wieder von der Tagesordnung des Bundestages genommen. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik sich nun einen Ruck gibt und endlich eine Entscheidung trifft. Wenn nicht, ist auch das eine Entscheidung. Denn viel Zeit bleibt nicht mehr. Kurzarbeit und Entlassungen sind längst Realität, dauert der Stillstand an, wird Know-how mitsamt enormer Investitionen ins Ausland abwandern und Deutschland hätte eine große Chance verpasst. Das wäre kein gutes Signal für den Industriestandort Deutschland und den Umweltstandort Deutschland.

www.erdoel-erdgas.de

Dr. Gernot Kalkoffen Vorsitzender des Wirtschaftsverbands Erdöl- und Erdgasgewinnung e.V.


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Unaufhaltsame Revolution Langsam, aber sicher: Deutschlands Energiewende kommt voran. Das liegt vor allem an den Bürgern, die das Projekt antreiben – sie sind heute gefragter denn je. Axel Novak / Redaktion

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ind wir Deutschen eigentlich verrückt geworden?“ – mit diesen Worten startete ein Stromkonzern aus dem Ruhrgebiet eine etwas verspätete Werbekampagne, mit der er seinen Beitrag an der Energiewende thematisieren wollte. Zwei Jahre ist das her. Seitdem ist einiges passiert in diesem Land der Verrückten. Nicht nur, dass selbiger Stromkonzern heute um sein Überleben kämpft. Auch ist die Energiewende immer weiter vorangeschritten. Beim Endenergieverbrauch erreichten die erneuerbaren Energien 2013 einen Anteil von 12,4 Prozent. Ihr Anteil

ger aus der Nische große Anteile gesichert, während die Energiekonzerne ihr Geschäftsmodell von heute auf morgen umstellen müssen. Denn Privatleute, die Sonnenkollektoren auf ihre Hausdächer schrauben, Bauern, die Biogas- und Windkraftanlagen auf ihren Höfen betreiben und lokale Genossenschaften, die Energieversorgung ganzer Städte und Gemeinden übernehmen – das sind die Akteure, welche die Energiewende durch ihr Engagement und Kapital vorangebracht haben. „Die Bürgerinnen und Bürger haben das Oligopol der großen Konzerne auf dem Energiemarkt aufgebrochen“, postuliert Marcel Keiffenheim, Aufsichtsrat beim Bündnis Bürgerenergie. Unter diesem

Geschäftsmodell der Kleinen scheitern: Die Bundesregierung will größere Projekte ausschreiben lassen. Die Gefahr: Die kleinen lokalen Akteure könnten durch die ungleich höhere Finanzkraft der großen Energiekonzerne oder Stadtwerke vom Markt ausgeschlossen werden. Die Regierung will so den Wettbewerb unter Anbietern fördern und die hohen Subventionen, die in die Branche fließen, verringern. Denn dieses Geld wird an anderer Stelle benötigt. Wesentliche Ziele der Energiewende sind noch unerreicht. Zum Beispiel der Netzausbau: Um Strom aus den Gegenden, in denen er durch Windkraft erzeugt wird, dorthin zu bringen, wo er benötigt wird – in die süddeutschen und rheinischen Industriegebiete – müssen die Netze erweitert werden. Gleichzeitig müssen sie der neuen Erzeugerstruktur besser angepasst werden: Wenn viele Millionen Privatleute, Genossenschaften und Mittelständler auf einmal selbst Energie erzeugen und ins Netz einspeisen, dann muss das Netz mit der nötigen Kapazität flexibel reagieren können, wenn an einem Ort Flaute herrscht und am anderen die Sonne untergeht. Oder bei der Elektromobilität: Die verspricht mehr Nachhaltigkeit durch erneuerbare Energieerzeugung. Noch allerdings ist Deutschland weit entfernt von den ehrgeizigen Zielen. Auch der engagierteste Bürger kann angesichts des langsamen Aufbaus der elektromobilen Infrastruktur verzweifeln. Auch bei der Wärmeerzeugung bleibt die Wende aus: Rund 40 Prozent der Endenergie in Deutschland werden in Gebäuden verbraucht, meistens zum Heizen und Kühlen. Zwar sind seit 2006 nach Angaben der Bundesregierung 3,7 Millionen Wohneinheiten für fast 187 Milliarden Euro saniert oder neu gebaut worden. Doch noch sind 32 Prozent der Heizungen in Deutschland 20 Jahre oder älter, hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) jüngst in einer Studie feststellen lassen. „Eine forcierte politische Förderung des Austausches alter Heizungsanlagen könnte bis zu 20 Millionen Tonnen CO2 einsparen“, sagt BDEWHauptgeschäftsführerin Hildegard Müller. Energiewende: Vorbild für andere

hat sich damit im Vergleich zum Jahr 2000 mehr als verdreifacht, so das Bundesumweltamt. Vor allem beim Strom werden immer mehr erneuerbare Quellen angezapft: Im vergangenen Jahr waren die Erneuerbaren Energien erstmals die wichtigste Stromquelle. Mit einem Anteil von 27,7 Prozent am Bruttostromverbrauch speisten sie mehr Strom ins Netz ein als Braunkohlekraftwerke.

Namen haben sich 2014 lokale, regionale und bundesweit aktive Vereinigungen, Netzwerke, Unternehmen und Personen zusammengeschlossen. 4.000 Windräder und 1,2 Millionen Solaranlagen haben die Bürger mittlerweile in Deutschland errichtet oder sich in den 900 Energiegenossenschaften zusammengeschlossen. Wettbewerb fördern

Neue Akteure Nicht nur der Mix der Energieerzeugung hat sich fundamental verändert. Auch die Akteure sind heute andere als noch vor wenigen Jahren. Beherrschten früher die großen Energiekonzerne über ihre zentralen Großkraftwerke und ihre Netze bis in den letzten Winkel der Republik den Energiemarkt, ist er heute dezentral – und äußerst unübersichtlich geworden. Längst schon haben sich die kleinen Erzeu-

Das hat zwei Vorteile: Sie sorgten nicht nur für den Erfolg der Energiewende, sondern auch für wirtschaftliche Auswirkungen: So konnten Photovoltaik-, Windkraft- oder Biomasse-Projekte in Bürgerhand oder mit Bürgerbeteiligung mehr als 110.000 Vollzeitarbeitsplätze bundesweit sichern oder schaffen, hat der Verein berechnen lassen. Zum anderen bleibe das eingesetzte Geld zu großen Teilen im lokalen Wirtschaftskreislauf. Nun könnte das

Und schließlich bei der Energieeffizienz. Diese sorgt dafür, dass weniger Energie ungenutzt verpufft. Bislang gingen Wirtschaftswachstum und steigender Energieverbrauch einher. Deutschland aber hat die so genannte Entkoppelung geschafft: Seit geraumer Zeit sinkt der Primärenergieverbrauch pro Kopf. „Deutschland ist innerhalb der letzten 24 Jahre um gut ein Drittel energieeffizienter geworden,“ erklärte Hans-Joachim Ziesing, Vorstandsmitglied der AG Energiebilanzen. Dennoch reicht diese Entwicklung nicht aus, um die Wende abzuschließen. Allerdings steht Deutschland nicht allein vor solch gewaltigen Aufgaben. Auch die anderen Industriestaaten haben längst ihre nationale Wende geplant und setzen dabei auf ganz unterschiedliche Formen der Energieerzeugung, der Effizienz und der politischen Förderung. Dass der Umbau weltweit möglich ist, hat erst kürzlich Greenpeace mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) festgestellt. Demnach gibt es keine technischen oder wirtschaftlichen Hindernisse auf dem Weg zu vollständig Erneuerbaren Energien. Alles was benötigt wird, ist der politische Wille, ihn auch zu gehen. Vielleicht sind wieder „Verrückte“ gefragt, wie die, die vor 15 Jahren die ersten Solaranlagen auf ihre Dächer schraubten.


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— Beitrag Senvion GmbH —

Volle Windkraft voraus Weltweit ist es dieses Jahr durchschnittlich so warm wie noch nie. Um der Erderwärmung entgegen zu wirken, braucht es Erneuerbare Energien. In Deutschland entwickelte Windenergieanlagen werden ihren Beitrag weiter erhöhen.

Schon sechs Monate des Jahres 2015 waren der US-Klimabehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zufolge weltweit insgesamt wärmer, als jemals zuvor in der 135-jährigen Geschichte der Wetteraufzeichnung. Regelmäßig werden Forderungen zum Ausbau von Erneuerbaren Energien laut, um dem Klimawandel entgegen zu wirken. So geschehen zuletzt auf der 10. Deutschen Klimatagung, welche vom 21. bis 24. September in Hamburg stattfand, und so mit Sicherheit auch zu erwarten auf dem bevorstehenden UN-Klimagipfel COP 21 Ende November in Paris. Wenn auch seit Jahren der Klimawandel immer wieder Thema ist, wird doch durch die Zahlen der NOAA erneut klar, wie dringend wir uns dieser Aufgabe widmen müssen. Im Jahr 2014 wurden weltweit mit allen erneuerbaren Energiequellen 4,8 Petawatt (also 4,8 Billarden Watt) Strom produziert. Wasserkraft leistete dazu den größten Beitrag in Höhe von 3,5 Petawatt, gefolgt von Windenergie mit 0,6 Petawatt und anderen Energiequellen ebenfalls mit 0,6 Petawatt. Die Prognose für 2019 sagt der Windenergie ein Wachstum von 8,4 Prozent auf dann 0,9 Petawatt voraus. Damit ist Stromerzeugung aus Windenergie die am schnellsten wachsende erneuerbare Energiequelle. Warum Wind? Alle Erneuerbaren Energien und insbesondere Wind sind mit einer Verbrauchsbilanz bei den CO2-Emmissionen von nahezu Null deutlich effektiver als andere Energielieferanten. Gleichzeitig produziert Windenergie als überall auf der Welt lokal verfügbare Energiequelle eine hohe Energiesicherheit. In vielen Ländern der Welt fordern die nationalen Regelungen die Reduzierung der Abhängigkeit von kon-

Grüne Spitzentechnologie aus Deutschland weltweit im Einsatz: In Deutschland gefertigte Anlagen machen ein Fünftel der 2015 global installierten Leistung von Windenergie aus.

ventionellen und importierten Energiequellen. Lokale Energiesicherheit ist auch eine Absicherung gegen geopolitische Risiken. Und eine mit der Energiesicherheit einhergehende langfristige Kostenvorhersage ist essenziell für die Stabilität des lokalen Industrie- und Verbraucherumfelds. Windenergie ist wettbewerbsfähig auch im Hinblick auf die Kosten: Im Vergleich zu anderen Erneuerbaren erreicht die Windenergie am ehesten Netzparität. Wir fordern Wettbewerb für alle Energiearten, weil der Wind wettbewerbsfähig ist. Die Kompetenz unseres Unternehmens in der Windenergie reicht

Über den Autor: Andreas Nauen ist seit fünf Jahren CEO des Windenergieanlagenherstellers Senvion.

25 Jahre zurück. In der Rückschau ist klar: Niemand hätte vor 25 Jahren erwartet, dass die Windenergie heute da steht, wo sie ist. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das in 25 Jahren auch so sein wird. Die aktuell verfügbaren Windenergieanlagen weisen eine enorme Leistungskurve auf: In 20 Jahren, von 1994 bis 2014 hat sich die durchschnittliche Leistungsfähigkeit einer Windenergieanlage verzehnfacht. Dieser Trend setzt sich fort: Die Anlagen werden mit jedem Upgrade deutlich leistungsfähiger und effizienter. Durch einen größeren Rotor beispielsweise erreichen wir bei der dritten Generation unserer Offshore-Anlage eine Steigerung des Ertrags um 20 Prozent. Mit einer Nennleistung von 6,15 Megawatt kann die Senvion 6.2M152 rund 4.000 Haushalte mit Strom versorgen. Erst vor ein paar Tagen, am Rande der Messe HUSUM Wind, haben wir eine neue Onshore-Maschine vorgestellt. Die Senvion 3.4.M140 ist unsere ertragsstärkste Anlage für Schwachwindstandorte. Die längeren Blätter von 68 Metern auf Turmhöhen von 110 und 130 Metern ermöglichen selbst an Schwachwindstandorten wie bewaldeten und gebirgigen Gebieten hohe Erträge – bis zu 20 Prozent mehr als das Vorgängermodell.

Die lastreduzierende Steuerung der Rotorblätter sorgt für ein kosteneffizientes Design. Gleichzeitig wird die Lebensdauer auf 25 Jahre verlängert. Dadurch leistet diese Weiterentwicklung einen erheblichen Beitrag zur Senkung der Stromgestehungskosten – und damit zur Konkurrenzfähigkeit der Windenergie. Auch wenn wir schon sehr weit gekommen sind, wäre es vermessen zu glauben, wir würden unsere technischen Möglichkeiten bereits voll ausschöpfen. Deshalb ist es unser Anspruch und Ansporn, jederzeit ein State-of-the-Art Produkt zu liefern, das wir mit dem besten PreisLeistungsverhältnis passend für den jeweiligen Markt anbieten können. In Deutschland gefertigte Anlagen machen ein Fünftel der 2015 global installierten Leistung von Windenergie aus. Die deutsche Windindustrie ist mit einer Exportquote von bis zu 60 Prozent stabil und international wettbewerbsfähig. Bestehende politische Anreize fördern ein robustes Wachstum in den Kernmärkten der Windenergie. Weitere politische Anreize müssen aus unserer Sicht als global agierender Windenergieanlagenhersteller unbedingt dazu kommen. Denn der Blick auf den Klimawandel ist nur ein Aspekt, der politisches und wirtschaftliches Handeln unbedingt nötig macht. Ein anderer ergibt sich aus Hochrechnungen auf den erhöhten Energiebedarf: Das weltweite wirtschaftliche Wachstum treibt auch den globalen Elektrizitäts- und allgemeinen Energiebedarf nach oben. Es ist zu erwarten, dass der globale Energiebedarf jährlich bis 2020 um rund 3,5 Prozent zunimmt. Noch ein guter Grund alle natürlichen Ressourcen zu nutzen, die uns geboten werden. Wir wissen: Wind wird wehen. Also sollten wir ihn uns in einem intelligenten Energiemix zu Wasser und an Land zunutze machen, wenn wir auch morgen noch den Energiebedarf der Welt mit sauberem Strom decken und unser Klima schützen wollen. Jetzt gilt es, den Wandlungsprozess dahingehend zu gestalten. Nicht nur in und für Deutschland, sondern weltweit. Dazu kann in Deutschland entwickelte und produzierte Technologie Trends und Standards setzen.

www.senvion.com


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Die elektrische Republik Auch, wenn es derzeit nicht danach ausieht: Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch. Was beim Flugzeug noch Zukunftsmusik ist, nimmt auf der Straße allmählich Form an.

ralölbesteuerung. Diese Förderung gilt zunächst bis zum 31. Dezember 2018. Die Regierungskoalition erklärt in ihrem Koalitionsvertrag aber, den verringerten Energiesteuersatz für Erdgas als Kraftstoff über das Jahr 2018 hinaus fortzuschreiben. Bislang sind in Deutschland 100.000 Erdgasfahrzeuge zugelassen, bei 61 Millionen Autos insgesamt. Das liegt auch an der geringen Reichweite von oft nicht mehr als 350 Kilometern – und dem dafür zu weitmaschigen Netz an Tankmöglichkeiten. Doch unter Taxis und Stadtreinigungsfahrzeugen innerhalb der Städte ist Erdgas eine echte Alternative zum Benzin. Die fernere Zukunft stand auf der IAA ganz im Zeichen der E-Mobilität. Hybridfahrzeuge, die sowohl mit Benzin als auch mit Strom fahren können, sind bereits serienreif. Und bald schon wird es unter der Haube ausschließlich elektrisch. Skeptiker verweisen auf die zahlreichen offenen Fragen: Unter welchen Einsatzbedingungen sind Elektrofahrzeuge günstiger als Dieselfahrzeuge? Was sind die positiven Umwelteffekte? Und wie steht es mit Nutzerakzeptanz und Zuverlässigkeit in der Praxis? Das Projekt RheinMobil, koordiniert vom Karlsruher Institut für Technologie KIT, beantwortet diese Fragen nun in einer Studie. In einem Flottenversuch wurden über zweieinhalb Jahre 300.000 Kilometer elektrisch gefahren – und das Ganze dann analysiert. Die Ergebnisse wurden auch auf der IAA vorgestellt: „Die Daten zeigen, dass Elektrofahrzeuge bereits heute kostengünstiger und umweltschonender fahren können als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor“, so Olaf Wollersheim, der das Projekt am KIT leitet. Für die Wirtschaftlichkeit seien hohe Fahrleistungen entscheidend, für den Klimaschutz wiederum sei es essentiell, dass das Elektroauto mit 100 Prozent Ökostrom geladen wird. „Nur dann ist die Elektromobilität wirklich nachhaltig“, sagt Wollersheim. „Außerdem möchten die Nutzer weder auf den gewohnten Komfort verzichten noch ihr Mobilitätsverhalten ändern, wenn der Verbrennungsmotor gegen den Elektroantrieb getauscht wird. Der Fahrzeugeinsatz bei unseren Industriepartnern Michelin und Siemens hat diese Voraussetzungen ideal erfüllt.“ Kabelloses AufladeN

Lars Klaaßen / Redaktion

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usgerechnet im September, als sich in Frankfurt die Internationale AutomobilAusstellung IAA präsentierte, platzte der VW-Skandal: Manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen kratzen am Image der deutschen Automobilbranche. Dabei wurde auf der Messe doch gerade gezeigt, dass hiesige Unternehmen nach wie vor technisch ganz vorne sind. Umweltbelastung durch den Straßenverkehr? Die Hersteller kontern mit Entwicklungen wie der Direkteinspritzung bei Benzinern. Die soll Emissionen um rund 15 Prozent senken. Ähnlich wirkt sich die so genannte StartStopp-Technologie aus, die den Motor etwa an einer roten Ampel automatisch abschaltet. Elektronik in der Getriebetechnik wiederum vermindert die Reibung und senkt den Spritverbrauch. Doch selbst auf der IAA zeigte sich: Die Zukunft gehört weder Benzin- noch Dieselmotoren. Ob auf Straße, Gleis oder in der Luft: Alle Zeichen stehen auf „E“ wie elektrisch. So haben Ingenieure der Universität Stuttgart mit einem batteriebetriebenen Flugzeug im Sommer erstmals die Alpen überquert. Auf Hin- und Rückweg verbrauchte ihre „e-Genius“, so die Entwickler, insgesamt lediglich 83 Kilowattstunden – das entspreche der Energie

von 9,2 Litern Benzin. Die geringen Emissionen und die Geräuscharmut hätten überzeugt. Auch die Großen vermelden Erfolge durch technischen Fortschritt: Seit 1990 haben die deutschen Fluggesellschaften ihren Treibstoffverbrauch pro Passagier und 100 Kilometer um 42 Prozent verringert. Im Vergleich: 1990 benötigte ein Flugzeug noch durchschnittlich 6,3 Liter pro Passagier und 100 Kilometer. Im vergangenen Jahr sank der Verbrauch der deutschen Fluggesellschaften auf durchschnittlich 3,64 Liter Kerosin auf der gleichen Strecke. „Das ist ein neuer Effizienzrekord“, meldet der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. „Öko“ ist das allerdings noch lange nicht: In großer Höhe gilt der CO2-Ausstoß von Verbrennungsmotoren als noch klimaschädlicher als am Boden. Alternative: Erdgas-AutOs Eine technisch ausgereifte Übergangslösung auf dem Weg vom Öl zum Strom fährt schon seit vielen Jahren auf Deutschlands Straßen: Erdgasfahrzeuge. Im Vergleich zu herkömmlichen Benzinern stoßen sie im Schnitt rund 25 Prozent weniger CO2 aus. Auch finanziell ist Erdgas reizvoll: Eine Tankfüllung kostet deutlich weniger, als bei Benzinern. Das liegt an der Begünstigung im Vergleich zur Mine-

E-Autos haben im Alltagseinsatz bislang noch zwei Nachteile: Die Reichweite mit einer AkkuLadung ist gering, und Aufladen dauert lange. Eine Alternative bieten kabellose induktive Ladesysteme: Dabei wird die Energie über ein zeitveränderliches Magnetfeld übertragen. Herzstück der Technologie sind zwei Spulen – eine ist in der Straße, auf dem Parkplatz oder in der Garage integriert, eine zweite am Unterboden des Autos. Je näher die beiden Spulen beieinander liegen, desto effizienter wird die Energie übertragen. Forscher am Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in Kassel haben solche induktiven Ladesysteme nun kostengünstiger gestaltet. „Wir nutzen bewusst Standardkomponenten, die bereits auf dem Massenmarkt verfügbar sind“, erläutert Dipl.-Ing. Marco Jung, stellvertretender Abteilungsleiter für Stromrichtertechnik am IWES. Künftig könnten die Autos damit auch während der Fahrt geladen werden: Forscher von zwei Fraunhofer-Instituten haben eine 25 Meter lange Versuchsstrecke aufgebaut, bei der die Spulen in die Fahrbahn eingearbeitet wurden. Bei allem technischen Fortschritt sind zwei Arten der Mobilität dennoch unerreicht: Wer zu Fuß geht oder Rad fährt, kommt nach wie vor am umweltschonendsten voran – und Entschleunigung soll ja auch das Wohlbefinden stärken.


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Lars Klaaßen / Redaktion

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as Ziel der Bundesregierung lautet: Die CO2-Emissionen in Deutschland müssen bis 2020 um 40 Prozent gesenkt werden. Im Gebäudebereich sieht sie große Einsparpotenziale, weil Gebäude in Deutschland insgesamt 20 Prozent der CO2-Emissionen verursachen. Etwa 40 Prozent der Endenergie werden für Raumwärme, Warmwasser und Beleuchtung verbraucht. Verglichen mit einem Haus aus den 1960er Jahren kommt ein Neubau mit rund einem Drittel der Heizenergie aus. Gebäude aus der Zeit vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1995 gelten bei Experten bereits als „energetische Altbauten“. Pro Jahr kommt zum Bestand weniger als ein Prozent Neubau dazu. Die energetische Zukunft liegt also in der Vergangenheit. Schon allein aufgrund ihrer Masse gibt es in den Großwohnsiedlungen der 1950er bis 1980er Jahre erheblichen Sanierungsbedarf. Dort leben bundesweit rund fünf Millionen Menschen. „Die Verbesserung der Energieeffizienz des Gebäudebestandes und die Reduzierung der CO2-Emissionen aus dem Gebäudeenergiebedarf“, so die Studie „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), „werden damit zu einem zentralen strategischen Ansatz des Klimaschutzes“. Wie weit Deutschland in Sachen Klimaschutz ist, lässt sich am Bestand der GdW ablesen. Rund 3.000 Wohnungs- und Immobilienunternehmen sind im größten Branchenverband des Landes Mitglied. Insgesamt rund 65 Prozent der GdW-Gebäude wurden seit 1990 vollständig oder teilweise energiesparend modernisiert, mehr als die Hälfte davon komplett, also inklusive Wärmedämmung. Unter den restlichen 35 Prozent befinden sich auch zahlreiche Neubauten. Damit ist die Zahl der energetisch sanierten Wohnungen allein seit 2005 um 14,3 Prozentpunkte angestiegen. Die von den GdW-Unternehmen jährlich eingesparte Energie entspricht etwa 177 Millionen Liter Heizöl. „Das ist eine Menge, die etwa 6.000 Tanklastzüge füllen würde. Aneinander gereiht würden sie von Potsdam bis an die polnische Grenze parken“, sagt GdW-Energieexperte Fabian Viehrig. „Legt man die Beheizungsstruktur des GdW zu Grunde, ergeben sich jährliche CO2-Einsparungen von 350.000 Tonnen.“ Dies entspräche einer Glaskugel mit rund 700 Meter Durchmesser. In den alten Ländern sind rund 50 Prozent der GdW-Wohnungen energetisch voll- oder teilmodernisiert. Besonders hoch ist der Stand der energetischen Modernisierung in den neuen Ländern. Hier sind bereits 86,7 Prozent der Gebäude

Die nächste Sanierungswelle rollt an Gebäude haben ein großes Potenzial, den Energieverbrauch und CO2-Emmissonen zu senken – vor allem im Bestand. Nach großen Fortschritten seit den 1990ern geht es bald in eine weitere Runde.

energetisch voll- oder teilmodernisiert. Das bedeutet ebenfalls einen Anstieg von 13,9 Prozentpunkten gegenüber 2005. „Durch die neuen Länder ging nach der Wiedervereinigung in den 1990er Jahren eine Sanierungswelle“, erläutert Viehrig. Doch damit ist es nicht getan. Gebäude müssen im Schnitt nach 50 Jahren überholt werden, die Technik darin allerdings in Zyklen von 20 bis 25 Jahren. „Eine weitere Sanierungswelle“, betont Viehrig, „steht in den kommenden Jahren also wieder an.“

— Beitrag Zukunft ERDGAS —

Systemwechsel im Eigenheim Inzwischen ist ein Großteil der mehr als fünf Millionen Haushalte, die 1990 in Ostdeutschland mit Braunkohle beheizt wurden, auf Erdgas umgestellt. Doch bis heute gibt es mehr als 2,5 Millionen Heizungen in deutschen Privathäusern, die noch vor der Wiedervereinigung installiert wurden. Braunkohle war in der DDR das Heizmittel der Wahl: Sie wurde im eigenen Land abgebaut und war vermeintlich billig. Allerdings war sie auch umweltschädlich und wurde nicht eben effizient eingesetzt. Im Jahr 1990 wurden von den rund sieben Millionen Ost-Haushalten 5,2 Millionen mit Braunkohle beheizt. Gut ein Viertel der Wohnungen waren ans Fernwärmenetz angeschlossen, dessen Energie ebenfalls zu 90 Prozent aus Braunkohle gewonnen wurde. Eine Öl-Heizung war hingegen in gerade einmal 400 Privathaushalten zu finden. Mit der Wiedervereinigung fiel deshalb auch der Startschuss für eine Technologiewende. Angesichts der erschreckenden Luftverschmutzung über ostdeutschen Städten galt es, nicht nur veraltete Industrieanlagen und Verkehrssysteme möglichst zügig zu modernisieren – auch die Privathaushalte waren dringend auf umweltschonende Geräte umzustellen.

Als Nonplusultra innovativer Heizsysteme galt damals die Erdgas-Brennwerttechnik. Angeschoben durch die Modernisierungswelle im Osten gab es bereits 1995 zum ersten Mal mehr Gas- als Ölheizungen in Deutschland. Heute ist die Brennwert-Technik Standard. 400.000 Brennwert-Geräte werden jedes Jahr installiert – das sind 60 Prozent aller Heizungen – und 19,3 Millionen Wohnungen werden mit Erdgas warm. Auch an der Infrastruktur lässt sich der Siegeszug von Erdgas ablesen: Das Erdgasnetz in Deutschland ist mittlerweile doppelt so lang wie 1991; im vergangenen Jahr zählte es 530.000 Kilometer. Die Speicherkapazitäten haben sich im gleichen Zeitraum sogar verdreifacht. Mit fast 25 Milliarden Kubikmetern in 51 Anlagen hat Deutschland die größten Erdgasspeicher in der EU. Inzwischen ist der Modernisierungsprozess allerdings ins Stocken geraten – nicht im Industriesektor und auch nicht bei Neubauten, wohl

aber was den Altbestand im privaten Wohnungsbereich anbelangt. Das Durchschnittsalter der Heizungen liegt bei 17,6 Jahren. Mehr als 2,5 Millionen Heizungen bundesweit stammen sogar noch aus der Zeit vor 1990. Man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass solche Altanlagen nach heutigem Maßstab nicht nur ineffizient und damit teuer sind, sondern auch klimaschädlich. Immerhin macht der Wärmemarkt rund 40 Prozent des Primärenergieverbrauchs aus. Bis zum Jahr 2050 können rund 107 Millionen Tonnen CO2 gegenüber 1990 durch eine Modernisierung des Heizungsbestands in Wohnhäusern eingespart werden: 69 Millionen Tonnen in Einfamilienhäusern, 38 Millionen in Mehrfamilienhäusern. Erdgas bietet hier bezahlbare und wirksame Lösungen. Die klassische Erdgas-Heizung ist ein einfacher Einstieg. Noch mehr Effizienz und Synergien lassen sich mit Gaswärmepumpen, Strom erzeu-

genden Heizungen (Mikro-KWK) oder Brennstoffzellen-Heizungen erreichen. 25 Jahre nach der Deutschen Einheit könnte Deutschland gut einen neuen Systemwechsel gebrauchen – in den Heizungskellern, und zwar in Ost und West.

www.zukunft-erdgas.info/systemwechsel

Dr. Timm Kehler Vorstand Zukunft ERDGAS e.V.


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err Kooths, welche Auswirkungen hat der

Und die deutsche Fahrzeugindustrie?

Einbruch der chinesischen Wirtschaft auf

Sie ist in China ja vor allem als Produzent und weniger als Exporteur unterwegs. Wie sich die Manipulation der Abgaswerte bei VW insgesamt auf den Absatz deutscher Fahrzeuge in den USA auswirken wird, ist schwer zu sagen. Es mag helfen, dass VW dort bislang nicht als Premiumanbieter wahrgenommen wird.

Deutschland?

Derzeit sind die Auswirkungen noch vergleichsweise schwach. Aber die Entwicklung in China bleibt ein Risiko. Unsere Simulationen zeigen, dass dort eine Wachstumsrezession, bei der sich die Zuwachsrate der Produktion von derzeit 6,5 Prozent auf etwa 3,5 Prozent fast halbiert, die Dynamik der Weltwirtschaft kurzfristig um ein Prozent dämpfen würde. In Deutschland würde das Expansionstempo etwa einen halben Prozentpunkt verlieren. Die größte Unsicherheit geht jedoch von der Politik aus, denn die Reaktion der chinesischen Regierung auf die dortigen Veränderungen ist kaum kalkulierbar. Leidet die deutsche Exportwirtschaft bereits?

Derzeit werden die Einbrüche in China kompensiert durch eine kräftigere Entwicklung in anderen Teilen der Welt, insbesondere in den USA. Mittelfristig sehen wir für die Entwicklung der Gesamtexporte ein jährliches Plus von gut sechs Prozent.

»Deutschland ist keine Teflon-Ökonomie« Deutschland wird nach allen Prognosen weiter wachsen. Dennoch fürchtet Professor Dr. Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums im Kieler Institut für Weltwirtschaft, schwerwiegende Folgen aufgrund der europäischen Niedrigzinspolitik. Interview: Mirko Heinemann / Redaktion

Welche Auswirkungen wird die schwächere Entwicklung in Fernost auf die Automobilhersteller haben?

Eine Verlangsamung des dortigen Wachstums für die deutschen Automobilhersteller, wie es sich jetzt abzeichnet, relativiert sich vor dem Hintergrund der Erfolgsgeschichte: Das rasante Wachstumstempo war so oder so nicht auf Dauer zu halten. Trotzdem ist – unabhängig von den aktuellen Turbulenzen – immer noch viel Luft nach oben. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gingen sechs Prozent aller deutschen NeuwagenExporte nach China. In die Nafta-Region gingen 17 Prozent, nach Westeuropa 51 Prozent. Wie sehen Sie die gesamtkonjunkturelle Entwicklung?

Die deutsche Wirtschaft operiert im laufenden Jahr ungefähr bei Normalauslastung. Die 1,8 Prozent Produktionszuwachs, die wir für 2015 erwarten, sind mit den gegebenen Kapazitäten noch spannungsfrei machbar. Wir gehen aber davon aus, dass wir 2016 und 2017 mit Raten zulegen werden, die oberhalb dessen liegen, was das Kapazitätswachstum hergibt. Es besteht also die Gefahr, dass wir in die Überauslastung expandieren. Und das ist keine gute Nachricht. Was soll an kräftiger Expansion schlecht sein?

Nicht wenige werden sich vermutlich an den höheren Zuwachsraten berauschen – und zwar buchstäblich. Bei einer Potenzialrate von 1,4 Prozent – höher sind die jährlichen Kapazitätszuwächse hierzulande nicht – bedeuten Produktionszuwächse um voraussichtlich 2,1 Prozent im nächsten Jahr und 2,3 Prozent in 2017, dass wir unsere Produktionsmöglichkeiten überstrapazieren und allmählich in die Hochkonjunktur driften. Das ist keine stabilitätsgerechte Entwicklung. Eine Volkswirtschaft würde besser fahren, wenn sie sich nahe an den Produktionsmöglichkeiten entwickelt. Jede Abweichung nach oben ist eine Überhitzung, die schmerzhaft korrigiert werden muss. Unsere Prognose einer Korrektur zielt auf den Zeitraum 2019 oder 2020. Bis dahin sieht es also aus, als könnten sich die Aufschwungskräfte weiter entfalten – auch weil wirtschaftspolitisch niemand bremst. Wo liegen die mittelfristigen Gefahren?

Mittelfristig sehen wir für die »Entwicklung der Gesamtexporte ein jährliches Plus von gut sechs Prozent.«

Getrieben wir das Wachstum von einem Investitionsaufschwung, der angesichts der vermeintlich günstigen Entwicklung die Gefahr von Fehlinvestitionen und von staatlichen Fehlentscheidungen steigen lässt. Im Sog des Aufschwungs steigt die Sorglosigkeit, nicht nur beim Thema Mindestlohn. Aber Vorsicht: Deutschland ist keine Teflon-Ökonomie, an der jede Herausforderung abperlt oder wo sich ökonomische Gesetzmäßigkeiten durch Wunschdenken außer Kraft setzen ließen. Fürchten Sie eine neue Finanzkrise?

Zumindest steigt die Gefahr, dass der Aufschwung mit Schulden finanziert wird, die sich später nicht be-


zukunft deutschland

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dienen lassen. Noch sehen wir das in Deutschland nicht im großen Stil – andernfalls wäre es auch schon zu spät. Aber Sorgen muss machen, dass eine wichtige Triebfeder der Überhitzung im ultraexpansiven monetären Umfeld zu sehen ist .... Sie spielen auf die Nullzinsphase an, die seit fünf Jahren andauert...

...und die zumindest für Deutschland überhaupt nicht angemessen ist. Sie wird sich wohl auch noch längere Zeit fortsetzen. Selbst wenn wir 2017 vielleicht erste Versuche der EZB sehen werden, die Zinsen allmählich anzuheben, werden sie für Deutschland immer noch viel zu niedrig sein. Das ist genau die Mixtur, aus der sich Stabilitätsgefahren

»Wenn Migranten Produktivitätsnachteile nicht durch entsprechende Lohnnachlässe kompensieren können, bleiben sie de facto vom Arbeitsmarkt ausgesperrt.« Dr. Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums im Kieler Institut für Weltwirtschaft

für die Finanzwirtschaft ergeben. Die Jagd nach Rendite führt dazu, dass die Risiken in der Finanzwirtschaft nicht mehr adäquat bepreist werden. Ist die Euro-Krise denn überwunden?

Sie ist vertagt, nicht überwunden. Die europä-

ische Währungsunion hängt am Tropf der Niedrigzinspolitik. Einfache Antwort via Gedankenexperiment: Man stelle sich vor, morgen erklärte die EZB, das OMT-Versprechen werde ausgesetzt, das Anleihekaufprogramm beendet und die Normalisierung des Zinsniveaus zügig eingeleitet. Dann wäre die Krise wieder brandheiß zurück auf dem Tisch. Die Probleme sind aber nicht monetärer Natur – sie werden nur geldpolitisch überdeckt. Die Zeit, die die Notenbanker angeblich kaufen, wird nicht genutzt, um die Strukturprobleme anzugehen und von den hohen Verschuldungspositionen herunterzukommen.

Sind die Flüchtlinge eine Bedrohung für die deutsche Wirtschaft?

Flüchtlinge bedrohen niemanden, sie werden bedroht – sonst wären sie nicht auf der Flucht. Ökonomisch bieten sie für das alternde Deutschland Chancen, sofern wir unsere Arbeitsmärkte nicht verriegeln. Wenn in größerer Zahl Menschen zuwandern, kann dies nicht ohne Einfluss auf die markträumenden Löhne bleiben, da ein vermehrtes Arbeitsangebot auf einen bestehenden Kapitalstock trifft und damit die Grenzproduktivität der Beschäftigten zunächst sinkt, bis der Kapitalstock an den höheren Beschäftigungsstand angepasst sein wird. Dies gilt insbesondere für geringqualifizierte Menschen.

Deutschland fungiert in Europa nach wie vor als Wachstumslokomotive. Was macht die deutsche Stär-

Sie fürchten die Gefahr, dass Migranten durch den ge-

ke eigentlich aus?

setzlichen Mindestlohn aus dem Arbeitsmarkt ausge-

Vor allem, dass sie von allen Seiten überschätzt wird. Die europäischen Partner klammern sich an die Illusion, Deutschland könne deren Probleme lösen. Im Inland meint man, sich eine vermeintliche staatliche Wohltat nach der anderen genehmigen zu können, nur weil die Konjunktur gerade gut läuft. Reformstillstand und Reformrückschritte – Mindestlohn, Mütterrente, Rente mit 63 – werden sich spätestens in der nächsten Rezession rächen. Zu Recht wird hervorgehoben, dass Deutschlands wichtigste Ressource, neben unserem Sachkapitalstock, als Wissen und Können in unseren Köpfen steckt. Zu diesem Schatz gehört auch das Wissen um eine wohlstandsförderliche Gestaltung des Ordnungsrahmens einer funktionsfähigen Marktwirtschaft. Je mehr wir von diesem Wissen Gebrauch machen, desto besser kann sich das Land entwickeln.

schlossen werden?

So ist es, wobei der Mindestlohn nur ein Aspekt ist, weil die Lohnfindung insgesamt stark reguliert wird. Generell behindern verbindliche Lohnsätze den Einstieg in den Arbeitsmarkt, zumal wenn Sprachschwierigkeiten und andere kulturelle Barrieren die Produktivität der Zugewanderten schmälern. Wenn sie diese Produktivitätsnachteile nicht durch entsprechende Lohnnachlässe kompensieren können, bleiben sie de facto vom Arbeitsmarkt ausgesperrt. Wie muss man sich wohl als arbeitswilliger Zuwanderer fühlen, wenn einem amtlich verboten wird, ein Stellenangebot anzunehmen, um vor vermeintlicher Ausbeutung geschützt zu werden? Hinzu kommen weitere Behinderungen für Asylbewerber etwa in Form von Vorrangprüfungen für EU-Bürger. Daher nochmals: Arbeitsmärkte öffnen!

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Besser arbeiten, besser leben Flexibilität, Familienfreundlichkeit und Mitarbeiterförderung gewinnen in der Personalführung immer mehr an Bedeutung.

Zukunft durch Zuwanderung Unsere Autorin plädiert für eine offene Debatte über Migration. Durch ein Abkommen mit Italien beginnt 1955 die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte für den deutschen Arbeitsmarkt. Es folgen Abwerbungen aus anderen südeuropäischen Ländern, die fleißigen Menschen werden Mitmenschen und vielschichtige kulturelle Einflüsse bereichern unser Land. Bis heute ist Deutschland Europas Einwanderungsland Nummer Eins. Und das ist gut so. Die Menschen, die geblieben sind und arbeiten, sorgen nämlich nicht nur für Lebensgefühle à la „Spaghetti Carbonara“ oder „Griechischer Wein“, sondern – laut einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung – für ein richtig dickes Plus in unseren Sozialkassen. 2012 wird die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte mit Meilenstiefeln erweitert. Der Wunsch des Arbeitsmarktes liegt bei jährlich 200.000 Einwanderern: Die Blaue Karte EU erleichtert ab jetzt auch den Zugang für Hochqualifizierte aus Drittstaaten. Natürlich wissen wir heute um das Problem von hohen Migrationsströmen und um die Nöte einer geordneten Zuwanderung. Gar keine Zuwanderung wäre allerdings dramatischer: Deutschland altert folgenschwer! Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung schätzt, dass die Zahl der Erwerbstätigen in den nächsten Jahren erschreckend sinken wird. Die Produktivität und das Wirtschaftswachstum würden deutlich ausgebremst. In der Haushaltsdebatte 2016 wirbt Arbeitsministerin Andrea Nahles für eine rasche Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt und plant, dafür bis zu 1,1 Milliarden Euro auszugeben. „Nicht alle, die da kommen, sind hoch qualifiziert“, sagt sie, „aber, der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften ist sehr groß.“ Eine gute Idee dazu hat der Zentralverband des Deutschen Handwerks. Er regt zu einem „Profiling“ der Neuankömmlinge an: Die Bundesagentur für Arbeit soll Abschlüsse, Qualifikationen und Sprachkenntnisse erfassen, um eine schnellere Vermittlung zu ermöglichen. Gern folge ich einem Zitat, das AltBundespräsident Johannes Rau schon im Jahr 2000 äußerte: „Wir müssen überall in der Gesellschaft über Zuwanderung und Zusammenleben in Deutschland reden – über die Chancen und über die Probleme. Und wir müssen handeln – ohne Angst und ohne Träumereien.“

Heinke Kegler /

Redaktion

G

uten Morgen! Wir sehen uns im Meeting!“ ruft der Mitarbeiter seinen Kollegen zu, als er den Empfangsbereich des Bürogebäudes betritt. An einer Hand hält er ein Kind, in der anderen trägt er einen Coffee-to-Go-Becher, unter dem Arm klemmt eine braune Aktentasche. So oder ähnlich könnte sich eine Szene beim Prüf- und Beratungsunternehmen Deloitte abspielen: „Berufstätige Eltern vor allem von kleinen Kindern sind permanent logistischen Herausforderungen ausgesetzt, wenn sie Job und Familie miteinander vereinbaren möchten“, sagt Gerd Corbach, Director Facility Management bei Deloitte. „Durch unvorhergesehene Betreuungsengpässe, zum Beispiel aufgrund von Kita-Streiks, wird diese Situation noch verschärft.“ Für diese Fälle hat das Unternehmen seine Büros mit Sets – bestehend aus Spielzeug, einem Reisebett und Kindersicherungen – ausgestattet, die eine kurzzeitige Kinderbetreuung am Arbeitsplatz ermöglichen. Deloitte wendet sich damit an diejenigen Arbeitnehmer, die sich mitten in der „Rush-Hour des Lebens“ befinden: Nach ihrem akademischen Abschluss wollen sie Karriere machen, genügend Zeit für ihr Privatleben haben, unter Umständen eine Familie gründen, und all das am besten gleichzeitig und in relativ kurzer Zeit. Keine leichte Aufgabe: Im „Grünbuch Arbeiten 4.0“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales heißt es, dass bei zwei Dritteln der Beschäftigten in Deutschland die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eher „nicht so gut“ funktioniert. Insgesamt 41 Prozent aller abhängig Beschäftigten – ob mit oder ohne Familie – fühlen sich durch berufliche Anforderungen, gesellschaftliche Erwartungen und eigene Ansprüche stark gefordert und wünschen sich mehr Arbeitssouveränität. Dies bestätigt auch eine Studie, die das Online-Jobportal Stepstone zum Thema „Glück am Arbeitsplatz“ durchgeführt hat: Flexible Zeiten, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sind, führen zu einer größeren Zufriedenheit der Mitarbeiter – ein Faktor, der sich auch positiv auf die Tätigkeit auswirkt. Zudem haben Eigenständigkeit und die Freiheit, eigene Lösungen für Probleme zu finden, den gleichen Effekt. Genau hier setzt die Agentur „Resourceful Humans“ an, die für eine demokratische Unter-

nehmenskultur plädiert. Gründer Heiko Fischer verfolgt die Devise: „Wer alt genug ist, sich ein geordnetes Privatleben aufzubauen, der ist auch alt genug, selbstständig und effizient zu arbeiten. Seiner Meinung nach sollen Mitarbeiter ihre Personalführung selbst in die Hand nehmen, indem sie sich in gut funktionierenden Teams eigenverantwortlich organisieren. Es geht darum, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt vorgegebene Ergebnisse zu erzielen; ein fester Ort oder Arbeitszeiten von „Nine to Five“ spielen dabei keine Rolle. „Es kam schon vor, dass ein Mitarbeiter sich während eines Projekts auf Hawaii befand“, erzählt Heiko Fischer. „Bei Bedarf konnte er mit seinem Team über Skype kommunizieren und neben dem Projekt sogar noch seinen Flugschein machen.“ Auch Katharina Heuer, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) weiß um den Wandel in der Arbeitnehmerkultur: „Mitarbeiter fordern zunehmend individualisierte Beschäftigungs- und Arbeitsmodelle“, betont sie. Herausforderungen für Unternehmen bestünden zum einen darin, für die junge Generation attraktiv zu sein und zum anderen dem Fachkräftemangel entgegen zu steuern, der durch den demografischen Wandel entsteht. Wie letzteres aussehen kann, zeigt beispielsweise die Janssen-Cilag GmbH, die 2015 im Wettbewerb „Deutschlands beste Arbeitgeber“ wiederholt mit dem ddn-Sonderpreis für „demographiebewusstes Personalmanagement“ ausgezeichnet wurde. Mit seinem „Silverpreneur-Programm“ richtet sich das Pharmaunternehmen gezielt an Mitarbeiter ab 50 Jahren, den Anstoß gab eine vom Unternehmen durchgeführte Altersstrukturanalyse. „Die Teilnehmer des Programms sind wichtige Opinion-Leader, die unbedingt lange bei uns bleiben sollen “, sagt Kerstin Jägersberg, Leiterin des Programms. Ihr geht es darum, engagierte, erfahrene Mitarbeiter zu fördern und zu fordern. Oder wie es das „Grünbuch Arbeiten 4.0“ so schön formuliert: „Steigende Fachkräftebedarfe können nicht nur über die Rekrutierung junger Fachkräfte gedeckt werden, sondern insbesondere durch den Erhalt der kreativen sowie körperlichen Leistungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“


zukunft deutschland

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— Beitrag Pascoe Naturmedizin —

Pascoe: Ja zu Deutschland Annette D. Pascoe glaubt an den Standort Deutschland, an soziale Verantwortung und findet, man könnte auf den Exportschlager Naturmedizin hierzulande ruhig etwas stolzer sein. Frau Pascoe, Sie bekennen sich nicht

Ein gutes Stichwort: Sie sind auch in

nur zum Standort Deutschland, son-

diesem Jahr wieder als einer der Top-

dern investieren hier auch kräftig.

Arbeitgeber in Deutschland und sogar

Naturmedizin hat ihre Wurzeln in Deutschland und darauf können wir stolz sein. Damit das so bleibt, setzen wir Anfang nächsten Jahres den Spatenstich für unseren neuen Unternehmenssitz in Gießen. Zunächst erweitern wir am neuen Standort unsere Produktion und das Labor. Sukzessive werden dann auch die alte Produktion und die Verwaltung umgesiedelt.

in Europa ausgezeichnet worden. Ihre Mitarbeiter erkennen Ihr Engagement also an?

Was bieten Sie Ihren Mitarbeitern noch?

Offensichtlich. Wobei hinter den aktuellen Ergebnissen ein langjähriger strategischer Prozess steht. Wir haben viel für diese positive und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre im Unternehmen investiert.

Gesundheitsmanagement und Prävention sind natürlich Aspekte auf die wir naturgemäß viel Wert legen und die auch Wirkung zeigen. Unsere Belegschaft liegt bei Krankheitstagen ganze fünf Tage unter dem Bundesschnitt – und das als produzierendes Unternehmen, wo die Auflagen noch einmal höher sind. Einmal pro Woche können unsere Mitarbeiter etwa eine Vitamin C Infusion von einem Arzt bekommen. Das ist nicht nur jetzt zur Erkältungszeit eine gute Prävention, Vitamin C wirkt auch positiv auf Nerven oder Hautzellen.

Was macht Pascoe zu einem „Great Warum dieses klare Ja zu Deutschland

Place to Work“ Unternehmen?

als Produktionsstandort?

Es ist in erster Linie unsere offene Informationspolitik. Jeder Mitarbeiter im Unternehmen weiß, warum welche Entscheidungen getroffen werden und kann direkten Input zu den Prozessen beisteuern. Somit fördern wir nicht nur die Kommunikationskultur im Unternehmen, strategische Entscheidungen werden von allen mitgetragen. Ein gutes Beispiel hierfür ist unser Unternehmensmotto, das von den Kollegen entwickelt wurde: Mit

Wir sind davon überzeugt, dass es mit einer gut durchdachten Organisation auch hierzulande möglich ist, kosteneffizient zu produzieren. Zum anderen schätzen wir die Standards in Deutschland sehr. Und zu guter Letzt haben wir als Unternehmen in der Region eben auch eine soziale Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern, die wir ernst und wahrnehmen.

unserer Arbeit machen wir täglich die Welt ein Stückchen besser. Und alle stehen komplett dahinter, hinter Pascoe und hinter unseren Produkten.

insgesamt produktiver. Wer gern zur Arbeit kommt, hält seinem Arbeitgeber die Treue, womit wiederum Know-how im Unternehmen bleibt. Was wir außerdem merken: Unsere Mitarbeiter sind auch dank der positiven öffentlichen Wahrnehmung stolz darauf, in einem so ausgezeichneten Unternehmen zu arbeiten. Das motiviert auch uns, weiterhin für eine kontinuierliche und offene Kommunikation zu sorgen. Die positiven Umsatzentwicklungen zeigen, der Weg bisher stimmt. www.pascoe.de/de/unternehmen/ jobs-karriere

Wie wichtig sind zufriedene Mitarbeiter?

Aus unserer Sicht sind sie das A und O. Zufriedene Mitarbeiter sind motivierter, freundlicher im Umgang mit Kunden und Kollegen und damit

Annette D. Pascoe Geschäftsleiterin Pascoe Naturmedizin

— Beitrag Vierländerregion Bodensee —

Vierländerregion Bodensee – wo Gegensätze verbinden Vier Länder, eine Region, ein See – Der Bodensee verbindet Menschen und Länder über Grenzen hinweg. Die spannende Region hat viel zu bieten. Beim Stichwort Bodensee denkt man zunächst an Urlaub – Zu Recht, denn jährlich übernachten mehr als 30 Millionen Menschen am Bodensee. Kein Wunder, hat doch der Verflechtungsraum nicht nur landschaftlich sondern auch kulturell viel zu bieten, etwa im Bregenzer Festspielhaus, auf der Seebühne oder an der so genannten „Kunstgrenze“, die für die gute Deutsch-Schweizer Zusammenarbeit steht. In der Region befinden sich zudem drei UNESCO-Weltkulturerbestätten. Die Vierländerregion Bodensee ist auch wirtschaftlich extrem stark. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP)

von insgesamt 94,5 Milliarden Euro – das sind pro Einwohner 42.000 Euro – schlägt die Vierländerregion sogar Baden-Württemberg mit einem BIP von knapp 36.000 Euro je Einwohner. Vor allem die Bio- & Nanotechnologie, aber auch Luft- & Raumfahrt, Automotive sowie Verpackungstechnologie tragen zu dieser Wirtschaftskraft bei. Darüber hinaus entwickeln Unternehmen aus den Bereichen Life Sciences, der Forst- & Holzwirtschaft, der Kommunikationstechnologie sowie der Ernährungswirtschaft innovative und zukunftsweisende Ideen in den vier Anrainerstaaten (D, A, CH, FL) – auch dank der hervorragenden

Bildungsmöglichkeiten. Mehr als 29 Hochschulen an über 30 Standorten gehören zum Verbund der Internationalen Bodensee Hochschule (IBH). Damit bietet die Region ideale Arbeits- und Lebensbedingungen mit Zugang zu erstklassigen, wirtschaftsstarken Arbeitgebern und einem vielfältigen Freizeitangebot in einer der landschaftlich schönsten Regionen Europas. Auch internationale Investoren wissen um das Potenzial der Vierländerregion Bodensee. So ist beispielweise der größte Business Angel Club der Schweiz (BAS), mit einer eigenen Sektion am Bodensee aktiv. Diese Kombination aus wirtschaft-

licher Stärke, Zugang zu Investoren, gut ausgebildeten Arbeitnehmern und einzigartiger Lebensqualität schätzen auch viele Start-ups, die sich in der Region ansiedeln. Kurz: In der Region rund um den Bodensee arbeiten die Menschen nicht nur äußerst effizient und grenzüberschreitend zusammen, es herrscht auch eine ausgewogene Balance. Vermeintliche Gegensätze wie Ruhe und Dynamik, Tradition und Innovation, Regionalität und Internationalität gehören hier so selbstverständlich zusammen, wie selten in Europa. Hier arbeiten Landkreise, Städte, Kantone, Fürstentümer und Bundesländer, Einwohner, Institutionen und Unternehmen aus vier Nationen gemeinschaftlich grenzüberschreitend zusammen als: Vierländerregion Bodensee! Bodensee Standort Marketing GmbH, Max-Stromeyer-Straße 116 D-78467 Konstanz 0049-7531-800-1141 info@b-sm.com

Deutschlands größter See ist Mittelpunkt des internationalen wirtschaftlichen Verflechtungsraums „Vierländerregion Bodensee“.

www.vierländerregion-bodensee.info


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in|pact media Verlag

— Beitrag saarland —

Das Saarland – Attraktiver Produktionsstandort für Industrieunternehmen Das Saarland ist ein bedeutender Wirtschaftsstandort mit der zweithöchsten Industriedichte in Deutschland. Damit das auch in Zukunft so bleibt und außerdem das Handwerk und der Dienstleistungssektor weiteres Entwicklungspotenzial haben, hat die saarländische Landesregierung vier große zusammenhängende Industriegebiete zum Masterplan Industrieflächen Saarland mit zusammen über 200 Hektar aufgestellt. Erschlossen und vermarket werden die vier Ansiedlungsflächen von der landeseigenen gwSaar Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar mbH. Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger sieht im Masterplan Industrieflächen Saaarland eine „Stärkung und Profilierung des Saarlandes als Wirtschaftsstandort, weil alle vier Gebiete logistisch hervorragend angeschlossen sind, in der Nachbarschaft florierender Unternehmen liegen und hervorragend an das nationale und sich hervorragend in das europäische Verkehrsnetz einfügen“. Auf der mit bisher erschlossenen 68 Hektar größten Masterplanfläche, dem Industriegebiet Lisdorfer Berg bei Saarlouis, eines der größten zusammenhängenden Industriegebiete in Südwestdeutschland, schießen derzeit die Produktionsstätten aus dem Boden. Bereits 32 Hektar Flächen und damit 47 Prozent sind vermark-

tet, unter anderem wird die Schweizer „Helvetia Packaging AG“ hier voraussichtlich 2016 die Produktion von Getränkeverpackungen aufnehmen. Allein die bis heute angesiedelten sechs Unternehmen wollen mindestens 650 Arbeitsplätze schaffen, weitere Verhandlungen laufen. Insgesamt 100 Hektar bebaubarer Flächen werden am GI Lisdorfer Berg zur Verfügung stehen, wenn der zweite Bauabschnitt erschlossen ist. Die erfolgreiche Vermarktung des Gebietes hat gute Gründe: Die optimale verkehrliche Anbindung sowohl an das deutsche als auch an das französische Autobahnnetz sowie die Lage innerhalb des EU-Fördergebietes sind selbstredende Argumente für dieses Industriegebiet. Großer Nachfrage erfreut sich auch das mit 41 Hektar Ansiedlungsfläche zweitgrößten Industriegebiet Am Zunderbaum in Homburg und Kirkel. Unter anderem die renommierten „Michelin Reifenwerke KGaA“ haben hier ein Areal von 7 Hektar erworben. Am Zunderbaum werden Flächen ab 2.000 Quadratmetern angeboten. Thomas Schuck, Geschäftsführer der gwSaar: „Die rege Nachfrage auch bei größeren Unternehmen ist nicht verwunderlich, denn logistisch ist die Industriefläche zwischen Homburg und Kirkel optimal an den Verkehrsknotenpunkt A6/A8 angebunden.“

Daten zu den Masterplanflächen Saarland:

Masterplan Industrieflächen Saarland

Industriegebiet Lisdorfer Berg

GEWISS – Auf den richtigen Standort kommt es an: Der Online-Gewerbeflächenkatalog GEWISS erfasst alle greifbaren Flächen auf einen Blick, gelistet nach Lage, Größe und Verfügbarkeit. www.gewiss-saarland.de Weiter Informationen unter: gw Saar Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar mbH Franz-Josef-Röder-Str. 17 / 66119 Saarbrücken Telefon 0681 / 9 96 54 00

Ein wesentlicher Faktor für die Stärke des deutschen Mittelstands ist seine Innovationskraft. Woher kommt sie?

Anette Stein / Redaktion

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s ist kein Zufall, wenn bei der Verleihung von Innovationspreisen in Deutschland meist die mittelständischen Unternehmer in der ersten Reihe sitzen. Insgesamt leisten, Angaben der staatlichen KfW-Bank zufolge, Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten rund ein Viertel der Innovationsaufwendungen in Deutschland. Entsprechende Investitionen sind auch notwendig, denn in Zeiten der Globalisierung müssen sich KMU den Herausforderungen dynamischen Wettbewerbs, kürzerer Produktlebenszyklen und steigender Kundenerwartungen stellen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Und auch eine weitere große Herausforderung meistern innovative Unternehmen: Gute Fachkräfte zu finden und an das Unternehmen zu binden, gelingt ihnen eher, weil die Mitarbeiterzufriedenheit höher ist. Zwischen dem Eintritt in internationale Märkte und der Innovationsfähigkeit von Unternehmen besteht offenbar ein Zusammenhang. Vor allem große und zumeist exportorientierte Mittelständler schätzen sich einer Studie der Unternehmensberatung GE Capital und des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn (IfM) zufolge als (sehr) innovativ (78 Prozent) ein. Bei den kleinen Mittelständlern sind es 63 Prozent, bei den binnenmarktorientierten 65 Prozent. Die Befragung zeigte zudem auf, dass Mittelständler zumeist aus dem eigenen Unternehmen heraus Neuerungs- und Verbesserungsprozesse vorantreiben – drei von vier Unternehmen gaben an, in den Jahren 2012 und 2013 neue Produkte als Ergebnis ihrer Innovationsanstrengungen auf den Markt gebracht zu haben, eine ähnliche Anzahl verbesserte ihre Produkte deutlich. Kultur der Innovation

2.570 km² groß; ca. 990.000 Einwohner

Lisdorfer Berg: 68, ha (1. BA) Am Zunderbaum: 41 ha Holz: 27 ha Am Schaumberg: 15 ha insgesamt 151 ha, mit Lisdorfer Berg II: ca. 200 ha

Freiräume und Kooperationen

Ministerin Anke Rehlinger und Thomas Schuck (gwSaaar)

www.invest-in-saarland.com / www.masterplan-saarland.de

Doch welche Bedingungen müssen überhaupt gegeben sein, damit sich Innovationskraft in einem Unternehmen auf wiederholte und kontinuierliche Weise entwickeln kann? Die inneren Voraussetzungen, die dazu erforderlich sind, sind vielschichtig. „Es braucht eine Kultur der Innovation“, sagt Florian Rustler, Gründer und Geschäftsführer der creaffective GmbH, eines Beratungs- und Trainingsunternehmen spezialisiert auf Innovation. „Das bedeutet zuallererst, dass die Unternehmensführung durch ihr Verhalten Innovation wirklich unterstützen muss und dies nicht nur moralisch tut à la: Macht ihr mal, aber verbraucht bitte keine Ressourcen.“ Zeitliche, mentale und finanzielle Freiräume müssen gegeben sein, um das Potenzial der Mitarbeiter zu nutzen, und es diesen so einfach wie möglich zu machen, Ideen zu testen und voranzutreiben. „Denn der Hauptmotivator für Menschen besteht darin, dass diese in einem Thema, an welchem sie Interesse haben, Fortschritte machen können“, so Rustler. „Und Letztere sollten so wenig wie möglich durch Regularien, Prozesse und Machtspielchen erschwert werden.“


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— Beitrag Freudenberg Gruppe —

Richtige Antworten auf wichtige Fragen der Zukunft Freudenberg Gruppe entwickelt und fertigt Hochleistungsprodukte für die Medizinindustrie

Wie hier in Kaiserslautern fertigt Freudenberg Medical weltweit medizintechnische Komponenten in Reinraumproduktion.

Für die Umsetzung von innovativen Prozessen bestehen in mittelständischen Unternehmen beste Voraussetzungen, denn kleinere Firmen agieren schneller und beweglicher als große Konzerne. Aufgrund der Betriebsgröße sind flache Hierarchien üblich und die Mitarbeiter sowohl am Produkt als auch an den Wünschen der Kunden stark ausgerichtet. Damit der Innovationsprozess funktioniert, braucht es jedoch zudem eine langfristige Strategie, in welche Richtung das Unternehmen Innovation erschaffen möchte und welche Art von Innovation – eher inkrementell oder eher radikal – erschaffen werden soll. Der Erfolg hängt in entscheidendem Maße von einer kontinuierlichen Forschungs- und Entwicklungsaktivität des Unternehmens ab. Im Rahmen des operativen Innovationsmanagement erfolgt die Zuordnung und Verteilung der Aufgaben, die Kontrolle der einzelnen Prozessschritte und das Beseitigen auftretender Störungen. Für Mittelständler, die eher über begrenzte Ressourcen in Form von Fachkräften und Kapital verfügen, können darüber hinaus äußere Faktoren entscheidend sein. Diese leiten sich ab von den Möglichkeiten im Bedarfsfall, Kooperationen mit Forschungseinrichtungen und Hochschulen einzugehen, sowie an Kapital und Fördermittel für bestimmte Vorhaben zu kommen. Außerdem spielen andere Unternehmen, die einen Teil der Wertschöpfungskette darstellen können, eine Rolle. Innovationsleistung ist auch gefragt, wenn Unternehmen den Herausforderungen durch die fortschreitende Digitalisierung auf den internationalen Märkten standhalten wollen. Die zunehmende Vernetzung und Automatisierung von Produktionsprozessen im Rahmen von Industrie 4.0 wird in vielen Branchen Veränderungen mit sich bringen und den globalen Wettbewerb verstärken. Für den teilweise hoch spezialisierten Mittelstand in Deutschland bedeutet dies aber auch große Chancen – sowohl für Automatisierer, Maschinen- und Anlagenbauer, welche Produktionsstraßen verkaufen und Fabriken einrichten, als auch für produzierende Betriebe, die entsprechende Umstellungen vornehmen. „Ich denke, für Unternehmen ist es wichtig, diesen Wandel möglichst proaktiv zu gestalten. Der Mittelstand kann versuchen, sich im positiven Sinne selbst anzugreifen anstatt das Stammgeschäft mit allen Mitteln gegen Veränderungen zu schützen und zu verteidigen“, sagt Florian Rustler. Experten gehen von 30 Prozent Effizienzsteigerungen bei Unternehmen aus, die Industrie-4.0-Programme umsetzen. In den Branchen Anlagenbau, Elektrotechnik, Automobilbau, chemische Industrie, Landwirtschaft und Informations- und Kommunikationstechnologie sollen mehr als 1,7 Prozent zusätzliches Wachstum durch Industrie 4.0 möglich sein. Erste Annäherungen an Industrie 4.0 können für Mittelständler darin bestehen, zunächst zu überlegen, wie ein Einstieg in den Themenkomplex gelingen kann, ohne das gesamte Unternehmen umbauen zu müssen, und welches Pilotprojekt mit überschaubaren Investitionen sich verwirklichen lässt.

Die Wachstumsaussichten sind enorm: Experten gehen davon aus, dass der weltweite Gesundheitsmarkt von rund 6 Billionen US-Dollar im Jahr 2008 auf 20 Billionen US-Dollar im Jahr 2030 anwachsen wird. Die Freudenberg Gruppe ist seit den 1950er-Jahren mit unterschiedlichen Produkten und Anwendungen im Gesundheitsmarkt aktiv. Sie will die Wachstumschancen optimal für sich nutzen. Innovationen wie biologisch abbaubare Wundauflagen, Systeme zur Überwachung der Lungenfunktion in Echtzeit oder Mikroimplantate erleichtern das Leben von Patienten und Ärzten. Gemeinsam mit Kunden und der Wissenschaft entwickelt und fertigt das Unternehmen technisch führende Produkte, nachhaltige Lösungen und Services für bessere Lebensbedingungen weltweit. Mehrere Megatrends wie die Alterung der Weltbevölkerung, der Anstieg der Kaufkraft und das Bevölkerungswachstum treiben das Wachstum im Gesundheitsmarkt an. Im Jahr 2030 sollen rund 8,3 Milliarden Menschen auf der Welt leben, das sind rund 20 Prozent mehr als heute. Allein dadurch wird der Bedarf an medizinischer Versorgung steigen. „Auch wenn die Entwicklung in unterschiedlicher Ausprägung und Geschwindigkeit stattfindet, wird sie über einen langen Zeitraum anhalten und zu nachhaltigen Veränderungen im Gesundheitsmarkt führen. Wir können und wollen davon profitieren, denn unsere Werkstoffkompetenzen und Produktlösungen sind in diesem Markt gefragt“, sagt Dr. Mohsen Sohi, Sprecher des Vorstands der Freudenberg Gruppe. Kinn- und Gehörimplantate, Schmerztherapiekatheter, Wundauflagen bis hin zu Stimmbandprothesen – dies sind nur einige Beispiele. Freudenberg bietet Filtermedien für klinische Anwendungen. Hinzu kommen funktionalisierte Vliesstoffe für Medizin- und Hygieneanwendungen

sowie hinterleuchtete Geräteschaltfolien und Folientastaturen. Auch kleinste O-Ringe für die Dentalindustrie und innovative Beschichtungen für medizinische Implantate gehören zum Produktportfolio. Besonders im Fokus stehen medizintechnische Komponenten und Schläuche aus Silikon und Thermoplasten für medizinische Geräte. Innerhalb der Geschäftsgruppe Freudenberg Medical baut Freudenberg seine Aktivitäten in diesem Bereich seit einigen Jahren aus. Die Produkte werden in unterschiedlichen medizinischen Anwendungen eingesetzt, unter anderem in der Zahnmedizin, Kardiologie, Endoskopie, Diagnostik, Orthopädie, Augenheilkunde, Urologie, bei Laryngektomien und Minimalinvasiven Chirurgie. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort – was im Leben von Vorteil sein kann, ist in der Medizin essenziell. Hierzu zählt auch, Medikamente an den richtigen Ort im Körper zu bringen. Mithilfe der „scaffolene“-Technologie entwickelt die Freudenberg Gruppe Medizinvliese, die Wirkstoffe gezielt dort positionieren, wo sie gebraucht werden – und sie dann kontrolliert abgeben. Auf Basis der neuartigen Technologie entwickelt Freudenberg gemäß den Anforderungen der Kunden aus der Medizintechnik und Pharmaindustrie medizinische Vliesstoffe. Sie bestehen aus bioresorbierbaren Rohstoffen, die vom Körper abgebaut werden.

www.freudenberg.com

Dr. Mohsen Sohi Sprecher des Vorstands Freudenberg Gruppe


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Julia Thiem / Redaktion

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ustin, Texas, im Frühjahr 2015: Die internationale Start-up-Szene trifft sich auf der Digitalkonferenz South by Southwest, um über die besten und innovativsten Ideen abzustimmen. Der Wettbewerb ist hart und der Gründerpreis äußerst begehrt. Am Ende trägt ein kleines Unternehmen aus dem fernen Deutschland den Preis in der Kategorie „Digital Health and Life Science“ nach Hause. Was für eine Auszeichnung für das Hamburger Start-up Sonormed! Seine Tinnitus-App „Tinnitracks“ ist in der Lage, Musik frequenzbasiert zu filtern, so dass das störende Fiepen im Ohr ausgeglichen wird. So lässt sich Tinnitus mit der eigenen Musik therapieren. Das Konzept findet die Techniker Krankenkasse so überzeugend, dass sie ihren Patienten die Tinnitracks-Kosten für ein Jahr seit Mitte September erstattet; es ist die erste App auf Rezept. Sind die Deutschen also bereit für den digitalen Doc? Die Wirtschaft steht schon in den Startlöchern: Aktuellen Schätzungen zufolge wird der Markt für digitale Gesundheitsangebote bereits 2017 weltweit bei rund 23 Milliarden US-Dollar liegen. Gleichzeitig prognostiziert die GSMA, eine Industrievereinigung von Telekommunikationsanbietern, den europäischen Gesundheitssystemen im selben Jahr ein Einsparpotenzial von knapp 100 Milliarden Euro – E-HealthLösungen sei Dank.

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Der neue GesundheitsBoom Die Digitalisierung beschert der Medizin einen ungeahnten Innovationsschub. Deutschland ist auf dem Weg, E-Health-Republik zu werden.

Investoren sind gefragt Bei solchen Prognosen können die Venture-Kapitalisten, die Inkubatoren, Acceleratoren und Business Angels nicht fern sein, möchte man meinen. Für die USA mag das stimmen. Hier hat der Branchendienst CB Insights ermittelt, dass allein im Jahr 2014 rund 3,5 Milliarden US-Dollar in vielversprechende Ideen und Konzepte der digitalen Gesundheitsbranche geflossen sind – etwa doppelt so viel wie im Jahr zuvor. In Deutschland ist man hingegen nicht so spendabel – oder aber risikoaverser, wie der Fall des Berliner Start-ups Laracompanion zeigt. Über Deutschlands erste Crowdfunding-Plattform für Projekte der digitalen Gesundheitsbranche, aescuvest, sollten rund 200.000 Euro eingesammelt werden. Nach Ablauf der Acht-Wochen-Frist war aber gerade mal die Hälfte geschafft. Dazu aescuvest-Gründer Patrick Pfeffer: „Wir haben schnell gemerkt, dass das ganzheitliche Konzept von Laracompanion potenziellen Investoren schwer zu vermitteln war – vor allem den überwiegend männlichen Investoren.“ Denn: Laracompanion will via App und einem Biosensor-Messgerät Frauen dabei unterstützen, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Die dürfen aber auch weiterhin hoffen, denn das Start-up hatte bereits vor dem Start der aescuvest-Kampagne 100.000 Euro Wagniskapital eingesammelt. Es geht für Laracompanion also weiter – nur eben langsamer.

Optimismus ist angezeigt Pfeffer lässt sich von der Zurückhaltung der Investoren bei Laracompanion nicht abschrecken. Er glaubt an das Potenzial vieler digitaler GesundheitsStart-ups ebenso wie an die Investitionsbereitschaft hierzulande: „Die nächsten Projekte, die wir über unsere Crowdfunding-Plattform finanzieren wollen, kommen aus der Medizintechnik, sind also Produkte zum Anfassen, was dem überwiegend männlichen Investorenkreis wiederum näher kommt.“ Dieser Optimismus ist nicht völlig unbegründet, denn Erfolgsgeschichten locken dann auch tatsächlich Investoren an: Das Wiener Start-up MySugr, das mit seinen Diabetes Management Apps inzwischen schon mehr als eine halbe Million Nutzer hat, durfte sich gerade über 4,2 Millionen an frischem Kapital vom Roche Venture Fund und iSeed Ventures freuen. Für Guido Hegener, Partner beim Digital Health-Investor XLHealth, zu dessen Portfoliounternehmen auch MySugr zählt, ein gutes Signal für die Szene: „Die Kapitalspritze für MySugr werten

wir als sehr positiven Indikator für die zunehmende Vernetzung von Start-ups und etablierten Unternehmen. Nun gilt es, ein nachhaltiges Ökosystem für das Segment in Deutschland und Europa aufzubauen, woran wir mit Hochdruck arbeiten.“ E-Health-Gesetz soll kommen Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe arbeitet daran mit Hochdruck. Er will mit seinem Entwurf zum E-Health-Gesetz nun endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen für die digitale Gesundheitszukunft Deutschlands schaffen. Zentrales Thema dort ist die elektronische Gesundheitskarte als digitaler Speicher für Patientendaten. Die Idee ist gut, ist es doch vor allem der mangelnde Austausch zwischen den einzelnen Akteuren, der im Gesundheitssystem für hohe Kosten sorgt. Doch Fakt ist, dass die technischen Voraussetzungen für einen solch digitalen Datenspeicher schon lange existieren. Es sind vielmehr die Barrieren in den Köpfen und die diffusen Ängste, die hier als Bremsklotz wirken. Das sieht auch Investor Hegener ähnlich: „Eine der großen Herausforderungen der Branche liegt aktuell darin, den Datenaustausch im Gesundheitssystem zu verbessern. Eine elektronische Patientenakte könnte hier einen zentralen Bestandteil darstellen, wurde jedoch vom Gesetzgeber leider bis heute nicht ermöglicht.“ Gröhes Gesetzesvorlage sieht er zudem kritisch: „Das E-HealthGesetz bleibt sehr stark hinter den Erwartungen der Branche zurück.“ Trotzdem wollen sich immer mehr Unternehmen ihren Teil des digitalen Gesundheitskuchens sichern. So hat der Technikhersteller Philips gerade auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung in Berlin eine ganze Reihe personalisierter Gesundheitsprogramme vorgestellt. Denn wie eine aktuelle Studie des Zukunftsinstituts im Auftrag von Philips zeigt, legen schon heute 47 Prozent der Deutschen großen Wert auf technische Innovationen zur selbstständigen Kontrolle von Gesundheit und Fitness. Bei den Lösungen von Philips stehen das Messen, Beobachten und Mitverfolgen im Mittelpunkt. So will man mehr Menschen für die neuen Möglichkeiten begeistern. Doch auch dort weiß man, wie sensibel gesundheitsspezifische Daten sind. „Alle unsere Gesundheitsprogramme erfüllen sämtliche Datenschutz- und Sicherheitsstandards. Die Nutzer haben zudem zu jeder Zeit die volle Hoheit über ihre persönlichen Daten“, betont Bernd Laudahn, Geschäftsführer der Philips GmbH. Es ist wohl der Patient, der sich erst noch an ein seine neue Mündigkeit gewöhnen muss. Er wird künftig beim Thema Gesundheit viel mehr in der Verantwortung stehen. Aber wenn die digitale Dynamik im Gesundheitswesen auch hierzulande weiter zunimmt, wird vielleicht auch der digitale Doc analog im Ansehen steigen – bei Patienten und Investoren.


zukunft deutschland

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— Beitrag Comparatio Health GmbH —

Starke, effiziente Einkaufsgemeinschaft Quantitative und qualitative Mehrwerte im Klinikverbund der Comparatio Health GmbH mit und durch modernste IT-Infrastruktur.

Effizienz bei Einkauf Einkaufsgemeinschaft müssämtliche Kreisläufe so zu gestalten, und Logistik ist heute vielsen einmalig eingerichtet dass sie miteinander interagieren. leicht wichtiger denn je. werden. Anschließend ist Zudem sichert ein nach DIN:ISO Egal ob Tupfer, Kanüle der Vorteil der vereinfach9011 zertifiziertes Qualitätsmanageoder Herzschrittmacher, ten und vereinheitlichen ment den beteiligten Kliniken der der quantitative Nutzen Prozesse jedoch sehr schnell Comparatio neben einem hohen Quadurch Volumenbündelung und vor allem deutlich litätsstandard, transparente Arbeitsin einem Einkaufsverband spürbar, wie auch Klaus prozesse, einheitliche Dokumente für Kliniken liegt auf der Fischer, kaufmännischer und vor allem eine einheitliche DokuHand und spiegelt sich im Direktor des Universitätsmentation. „Dies ist auch notwendig, medizinischen Sachbedarf Dr. Sebastian Freytag klinikums Regensburg beum die Einhaltung des spezifischen Vorstand Wirtschaftsdirekt im Produktpreis wi- führung und Administration stätigt: „Die homogene Darechtlichen Ordnungsrahmens von der Universitätsmedizin der. Weniger offensichtlich Göttingen und Geschäfts- tenlogistik ermöglicht eine öffentlich-rechtlichen Gesundheitsführer der Comparatio ist hingegen der qualitative lückenlose und transparente einrichtungen und der Health Care Health GmbH Nutzen einer Einkaufs- und Abbildung des VergabeproCompliance in den gemeinsamen Dienstleistungsgesellschaft zesses in unserem Haus.“ Projekten sicherzustellen“, so Dr. wie der Comparatio für die IT-technisch verbergen Sebastian Freytag, Vorstand Wirtangebundenen Kliniken, sich drei Datenkreisläufe schaftsführung und Administration der sich hauptsächlich über hinter dem System von der Universitätsmedizin Göttingen eine leistungsfähige DatenComparatio. Im Datenund Geschäftsführer der Comparalogistik erzielen lässt. Basis kreislauf zwischen Klinik tio. Doch trotz der beeindruckenden hierfür ist eine moderne, hound Lieferant wird der BeMeilensteine, die bisher schon erreicht mogene und hochleistungsstellprozess über eProvider wurden und die in den Kliniken des abgebildet. Außerdem werComparatio Einkaufsverbunds zu fähige IT-Infrastruktur. erheblichen Erleichterungen in den Denn gerade die adminiden im Nachgang an die Klaus Fischer administrativen Abläufen geführt strative Überwachung der kaufmännischer Direktor Bestellung Dokumente wie Universitätsklinikum hat – ausruhen will man sich auf den Verträge, von MengenzuLieferschein und Rechnung Regensburg bisherigen Leistungen nicht, wie Dr. sagen aus Vergabeverfahren in elektronischer Form ausFreytag weiter ausführt: „Künftig und Bonifikationen ist sehr aufwängetauscht – alles vollautomatisch. Im kann auch das Stammdatenmanagedig. Allein Comparatio arbeitet aktuzweiten Datenkreislauf zwischen ell mit ca. 500 Lieferanten zusammen den Lieferanten und der Comparatio ment der Kliniken innerhalb der und überwacht dabei ca. 1.600 indiviwerden Informationen zum Beispiel Comparatio gebündelt werden. Dies duelle Verträge. Vor der Einführung über Verbrauchsmengen und Umsätschafft Ressourcen, die an anderer des neuen IT-Systems wurden die ze übermittelt. Und zu guter Letzt Stelle im Klinikum eingesetzt werden jeweiligen Vertragsspezifika in Listellt Comparatio den Kliniken über können, so dass sich unterm Strich sten festgehalten. Ein automatischer den sogenannten SAP-Connector mit einer Erhöhung der Transparenz Abgleich zwischen diesen Daten und relevante Daten zur Verfügung und im Verbund insgesamt auch die Wirtden tatsächlichen Lieferungen war da importiert auf Basis des SAP Busischaftlichkeit der Prozesse im Einebenso wenig möglich, wie ein dezenness Warehouse über das Einkaufskauf erhöht.“ traler Zugriff in den Kliniken. Informations-System (EIS) die Zudem unterstreicht die CompaDiese Herausforderungen konnte relevanten Daten in ihr System. Beratio in einem aktuellen Projekt ihdie Comparatio mit der Einführung sonders stolz ist man bei Comparatio ren strategischen Anspruch, beteiligeines Vertragsmanagement-, Workdarauf, dass man es geschafft hat, ten Kliniken einen Mehrwert jenseits flow- und Archivsystems lösen. So werden heute durch einen elektronischen Prozess die verschiedenen IT-Landschaft der Comparatio Health GmbH IT-Systeme der Akteure über stanComparatio dardisierte Schnittstellen verknüpft. Gleichzeitig werden dabei die releZentrales Stammdatenmanagement vanten Daten gesammelt und mit LieferantenVertragsEISdem Ziel konsolidiert, diese den Beportal management System teiligten als EntscheidungsgrundlaE-Vergabe ge wieder zur Verfügung zu stellen. Kurz: Die Key-Account-Manager und Einkäufer an den Klinikstandorten können nun ebenso wie die MitIntranet Extranet Lieferanten arbeiter der Zentrale der Einkaufsgemeinschaft per Webbrowser auf das System und damit auf die für sie wichtigen Daten zugreifen. E-Bestellwesen Sicher, die administrativen Prozesse in den Kliniken der Comparatio

optimierter Einkaufsabläufe zu bieten und ist damit mit einem singulären Leistungsangebot auf dem deutschen Klinikmarkt unterwegs. Mit der Universitätsmedizin Göttingen sind Instrumente und Verfahren eines erweiterten Monitorings entwickelt worden, die die Überprüfung der Wirksamkeit von Einkaufs- und Produktentscheidungen durch Projektion auf die medizinischen Prozesse ermöglichen. Im Fokus steht der gesamte medizinische Sachbedarf spezifischer Versorgungsketten und nicht etwa nur einzelne Produkte. Dieser qualitative Mehrwert durch Comparatio im Sinne eines Rentabilitätsvergleichs der Kliniken führt dazu, Handlungsfelder auf fachlichen Bereichsebenen zu identifizieren und zu bearbeiten. Denn Fakt ist, dass die Notwendigkeit einer ökonomisch getriebenen Führung der Kliniken weiter zunehmen wird und hier kann der medizinische Sachbedarf einen wesentlichen Beitrag leisten, ist man bei Comparatio überzeugt. Und auch für die Patienten ist dies eine positive Entwicklung, wie Dr. Freytag und Klaus Fischer unisono erklären: „Das Konzept, das aktuell im Einsatz ist, zielt darauf ab, Sachkosten zu reduzieren, ohne dass nachteilige Konsequenzen für die Qualität der Behandlung entstehen. Und darauf kommt es aus unserer Sicht letztendlich an.“

www.comparatio.org

SAP-Connector

Kliniken


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galerie

Roboter für alle

Innovationen,

Innovationen Jürgen W. Heidtmann /

Redaktion

Deutschland lebt von seiner Industrie. Wo die Stärke der Marke „Made in Germany“ sich einst aus einer herausragenen Produktionsqualität zu vernünftigen Preisen entwickelte, ist sie heute vor allem ein Label für innovative Lösungen. Erfinder, Forscher und Ingenieure arbeiten stetig an der Entwicklung neuer Produkte oder tüfteln daran, bewährten Produkten einen Mehrwert zu verleihen. Das ist die eigentliche Stärke von Produkten aus Deutschland: Sie verfechten stets den Anspruch der globalen Technologieführerschaft. Das tun sie sehr erfolgreich: Die Zahl der so genannten „Hidden Champions“, der Weltmarktführer aus dem Mittelstand, umfasst laut Schätzungen des Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung 1.500 Unternehmen. Im Folgenden stellen wir einige innovative Produkte aus den Forschungsabteilungen deutscher Unternehmen vor. Alle hier vorgestellten Produkte wurden ausgezeichnet. Innovationspreise, die von der deutschen Wirtschaft oder den Regierungen vergeben werden, sind wichtige Vehikel, ohne die so manche Idee ihren Weg hinaus in die Welt nicht finden würde.

Isra Vision aus Darmstadt baut Lösungen für die industrielle Bildverarbeitung. Mit dem Automatisierungssystem „Plug&Automate“ können Benutzer die Automatisierung dank Schritt-für-SchrittAnleitung selbst übernehmen – man braucht weder Experten noch eine spezielle Schulung. Die „Plug & Automate“Sensoren bringen dabei Robotern das 3-D-Sehen bei. So können diese beispielsweise Dinge vom Band nehmen oder eine Palette abräumen. Aber auch komplizierte Aufgaben wie etwa das Ausräumen einer „Kiste“ werden möglich. Das spart Kosten, und das Ergebnis ist in der Regel auch besser, weil der Qualitätsstandard automatisch eingehalten werden kann.

Treppe aus einem Stück Die extravagante „Schnittgut-Treppe“ wurde vom Unternehmen Spitzbart Treppen und dem Designer Max Wehberg entwickelt. Sie wird aus nur einem Stahlblech geschnitten. Ein Laser erstellt eine Art Schablone, die sich in einem komplexen Biegeprozess in eine dreidimensionale Raumstruktur verwandelt. Unbehandelt, beschichtet oder mit schall- und rutschhemmenden Stufenaufsätzen versehen, überzeugte die Treppeninnovation aus einem Stück durch minimalen Materialeinsatz fast ohne Verschnitt sowie zeitloses Stahldesign die Jury des Deutschen Stahl-Innovationspreises.

(Foto: Matthias Graben, Funke FotoPool)

Kolben aus Stahl Kleinere Teile machen Autos sparsamer. Gemäß diesem Prinzip haben Daimler und Kolbenschmidt gemeinsam in Kooperation mit Hirschvogel Pkw-Kolben aus Stahl entwickelt, die sich durch deutlich höhere mechanische und thermische Beanspruchbarkeit auszeichnen. Dabei reduzieren sie die Kompressionshöhe um bis zu 30 Prozent. Insbesondere in hochaufgeladenen Dieselmotoren stoßen die bislang eingesetzten Aluminiumkolben an die Grenzen ihrer Beanspruchbarkeit. Darüber hinaus verbessert der Kolben das thermodynamische Verhalten und die innermotorische Reibung und reduziert damit Kraftstoffverbrauch und die CO2Emissionen. Dafür gab es den Stahl-Innovationspreis.

Menschenfreundlicher Roboter Der Leichtbauroboter LBR iiwa ist laut Hersteller KUKA der erste Industrie-Roboter der Welt, der mit Menschen zusammenarbeiten kann – ohne Schutzzaun. Das Besondere: Der Roboter reagiert auf menschliche Berührung. Bisher sei es nicht möglich gewesen, dass Mensch und Roboter Hand in Hand arbeiteten. „Gerade im Hinblick auf Industrie 4.0 und die Fabrik der Zukunft war es wichtig, einen sensitiven, sicheren Roboter zu entwickeln, der nahtlos in den Produktionsablauf integriert werden kann und so eine flexible Arbeitsteilung zwischen Mensch und Roboter ermöglicht“, so KUKA-Projektleiter Albrecht Hoene anlässlich der Verleihung des Innovationspreises der deutschen Wirtschaft.

Stromsparender Spannungsregler Mit der wachsenden Zahl digitaler Geräte und Anwendungen erhöht sich der Stromverbrauch – und die Betriebskosten steigen. Vor allem Rechenzentren sind daher auf der Suche nach energieeffizienten Lösungen. Spannungsregler, die die Versorgungsspannung für elektronische Schaltungen auf einen konstanten Wert regeln, geben viel Energie in Form von Wärme ab. Diese sogenannte Verlustleistung kann der Infineon-Gleichspannungsregler DrBlade reduzieren. Er lässt sich digital steuern und damit flexibler an die eingehende Spannung anpassen. Beim Stromfluss durch das Gehäuse und die enthaltenen Halbleiterchips geht weniger Energie verloren.

Gegen Verlandung von Stauseen

Dr. Dietrich Bartelt und Reiner Bundesmann von DB Sediments haben eine naturnahe Lösung für das Problem der Verlandung von Stauseen entwickelt. Weil Staudämme verhindern, dass Sand oder Kies gleichmäßig weiter flussabwärts getragen werden, sammeln sich Sedimente an. Folge: Das Staugewässer „verlandet“. Unterhalb der Staustufe fehlen hingegen die Sedimente. Bisher werden viele Stauseen komplett entleert, um eine Verlandung zu verhindern. DB Sediments hat vollautomatische schwimmende Geräte entwickelt, die Sedimente innerhalb des Stausees an die Stelle pumpen, wo die Strömung stark genug ist, um sie zum Einlaufbereich der Turbinen weiterzutragen. Von dort werden sie hinter den Damm befördert.

Notunterkünfte für alle 87 Prozent Wüstensand steckt in den Bauteilen von Polycare Research, aus denen sich in Katastrophengebieten schnell Notunterkünfte zusammenstecken lassen. Das verwendete Material, der Polymereton, wird aus mineralischen Stoffen wie Sand oder Kies hergestellt. Als Bindemittel wird statt Zement Polyesterharz verwendet. Ist das Material einmal ausgehärtet, ist es nicht mehr verformbar, witterungsbeständig und extrem langlebig. Das modulare Stecksystem ermöglicht es, die Bauteile entweder dauerhaft zu verkleben oder so zu verschrauben, dass sie bei Bedarf wiederverwendet und umgebaut werden können.

Stromsparende Flüssigkeitskristall-Displays Eine der größten Herausforderungen bei Mobilgeräten ist die Energieeffizienz, und hier spielt das Display eine zentrale Rolle. Die innovative UB-FFS-Technologie von Merck nutzt 15 Prozent mehr vom Licht der Hintergrundbeleuchtung und senkt so den Energieverbrauch sogar um 30 Prozent. Die Geräte benötigen somit weniger Strom und ihre Akkulaufzeit wird erhöht. Zudem unterstützt UB-FFS den Trend zu höheren Displayauflösungen. Der neue Schaltmodus wird bereits in vielen Smartphones und Tablet-PCs eingesetzt. Merck hat die Entwicklung der LCD entscheidend vorangetrieben und hält rund 2.500 Patente im Bereich der Flüssigkeitskristalle.


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— Beitrag MTU Aero Engines AG —

3D-Druck erobert die Luftfahrt 3D-Druck, sogenannte additive Verfahren, erobern eine Wirtschaftsbranche nach der anderen. Im Triebwerksbau ist der MTU Aero Engines ein Durchbruch gelungen: Als eines der ersten Unternehmen in der Luftfahrt stellt sie Serienbauteile her. Per selektivem Laserschmelzverfahren (Selective Laser Melting = SLM) entstehen in der Münchner Zentrale sogenannte Boroskopaugen für das A320neo-Triebwerk, das PurePower® PW1100G-JM von Pratt & Whitney. „Damit fertigen wir mit einem der modernsten Verfahren der Welt Teile für eines der modernsten Triebwerke, den Getriebefan“, erklärt TechnikVorstand Dr. Rainer Martens. Beim SLM wird das 3D-Modell des zu fertigenden Teils am Rechner in

gung von Kleinserien oder individuell aufgebauten Bauteilen. Martens: „In Technologieprojekten und Technologieprogrammen entwickeln wir das additive Verfahren mit hoher Priorität weiter.“ Es geht um neue Designs, neue Bauteile – denkbar sind Schaufeln für Verdichter und Turbinen sowie Gehäuse – und neue Werkstoffe. Im Rahmen des größten europäischen Technologieprogramms Clean Sky arbeitet die MTU derzeit an einem additiv gefertigten Dichtungsträger: Der Innenring mit integralen Honigwaben soll im Hochdruckverdichter verbaut und zu einer Gewichtsreduzierung, einem Hauptziel in der Luftfahrt, beitragen.

3D-Druck eines Leitschaufelclusters eines Triebwerks

einzelne Schichten zerlegt. Nach diesem Bauplan baut ein Laser die Schichten auf einer Bauplattform nach und nach aus einem pulverförmigen Ausgangsmaterial auf. Die Pulverpartikel werden lokal aufgeschmolzen und so miteinander verbunden. Die Vorteile: Mit additiven Verfahren können komplexe Bauteile, die herkömmlich nicht oder nur sehr aufwendig gefertigt werden, mit geringerem Material-

und Werkzeugeinsatz hergestellt werden. Die Realisierung neuer Designs wird möglich, Entwicklungs-, Fertigungs- und Lieferzeiten verkürzen sich deutlich und die Herstellkosten sinken. „Das additive Verfahren eignet sich vor allem für schwer zerspanbare Werkstoffe, etwa Nickellegierungen“, konstatiert Martens. Dank seiner Flexibilität empfiehlt sich das Verfahren insbesondere für die Ferti-

www.mtu.de

— Beitrag EOS GmbH —

»Die Zukunft des 3D-Drucks liegt in der Fertigung« Herr Dr. Keppler, was ist die Additive Fertigung?

Bauteile werden mittels Laser aus pulverförmigen Metall- und Polymerwerkstoffen schichtweise aufgebaut. Das eröffnet Konstrukteuren neue Freiheitsgrade, die konventionell nicht realisierbar sind. Der industrielle 3-D-Druck wurde anfangs vor allem im Prototypenbau eingesetzt. Bereits vor 10 Jahren haben wir erkannt, dass die Zukunft in der industriellen Fertigung liegt und haben unser Unternehmen daraufhin ausgerichtet.

Anwendungen, zudem komplexe, hohle oder sogar bionische Bauteilstrukturen, Leichtbau, Funktionsintegration und Produktindividualisierung. Die Technologie kann neue Werkstoffe verarbeiten, die konventionell nur schwer einsetzbar sind. Der digitale Bauprozess gestattet eine verbesserte Qualitätsanalyse und -Sicherung im Bauprozess – Pixel für Pixel, Schicht für Schicht, Bauteil für Bauteil. In welchen Branchen macht die Additive Fertigung Sinn?

Welche Vorteile hat die Technologie?

Das Verfahren macht Sinn, wo konventionelle Verfahren an Grenzen stoßen. Es ermöglicht völlig neue

In nahezu allen. Besonders die Luft- und Raumfahrt und die Medizin treiben den Einsatz der Technologie voran. Hier stehen zum Beispiel

Gewichtsreduktion, Effizienz und Individualisierung im Vordergrund. Auch andere Einsatzgebiete entwickeln sich, wie etwa individualisierte Einlegesohlen für Schuhe.

fen stärker verzahnt werden. Additive Verfahren müssten in die bestehende IT Infrastruktur einer Fabrik integriert werden.

Was sind die nächsten Schritte?

Wir wachsen stetig mit den Anforderungen unserer Kunden. Das Verfahren ist für viele Ingenieure noch „Neuland“, die Ausbildung muss daher weiter intensiviert werden. Nur wer Vorzüge und Limitierungen des 3D-Drucks versteht, wird ihn intensiv nutzen. Die Additive Fertigung wird künftig stärker in bestehende Fertigungsumgebungen integriert. Hier müssen Additive und konventionelle Verfahren wie Fräsen, Drehen, Schlei-

www.eos.info

Dr. Adrian Keppler Geschäftsführer Vertrieb und Marketing, EOS GmbH

— Beitrag Stadt Gelsenkirchen —

Eine Stadt erfindet sich neu Kennen Sie Gelsenkirchen? Nicht so richtig? Dann werden sie die Ruhrgebietsstadt jetzt neu kennenlernen. Denn mit Gelsenkirchen wird’s was. So zumindest lautet das Motto, mit dem die Stadt nun als Wirtschaftsstandort verstärkt auf sich aufmerksam machen will. Und hinter dem Slogan stecken tatsächlich viele gewichtige Fakten, die Stadt hat sich in den letzten Jahren quasi neu erfunden: Nicht nur die Arbeitslosenquote wurde – vom hohen Sockel nach Abschied von Kohle und Stahl kommend – in Rekordzeit reduziert, mit einem Bruttoinlandsprodukt von 7,6 Milliarden Euro – das sind knapp 69.000 Euro pro Erwerbstätigem –liegt Gelsenkirchen deutlich über dem Schnitt in Nordrhein-Westfalen. Möglich machen das die mehr als 3.300 Unternehmen aus 27 verschie-

denen Branchen, die in Gelsenkirchen entwickeln, fertigen und veredeln – nicht zuletzt, weil die Stadt in den letzten Jahren viel in die Aufbereitung und Revitalisierung von alten Industriestandorten investiert hat. So finden Unternehmen in Gelsenkirchen nicht nur eine pulsierende Stadt inmitten des Ruhrgebiets mit Zugang zu über fünf Millionen Menschen im Tagespendel-

bereich, sondern auch hervorragend ausgestattete Gewerbeflächen mit Breitband-Internet. Und auch der Zugang zu Absatzmärkten ist von Gelsenkirchen aus ideal: 40 Prozent der EU-Bevölkerung leben in einem Umkreis von nur 500 Kilometern. So produziert beispielsweise mit Rigips eine der „Marken des Jahrhunderts“ in Gelsenkirchen die

Der Wissenschaftspark ist eines der Symbole für den Wandel Gelsenkirchens – vom Gussstahlwerk zur Ideenschmiede.

bekannten Gipskartonplatten für den Innenausbau. Aber auch die 4,8 Millionen Eiswaffeln, die Europas Marktführer Oexmann täglich produziert, finden von dort in die Welt – ebenso wie die Großküchen der Traditionsfirma Küppersbusch, auf denen zum Beispiel die täglich 20.000 Fluggäste der Etihad Airlines bekocht werden. Wer bisher bei Gelsenkirchen also „nur“ an Schalke gedacht hat – immerhin bei den wertvollsten Vereinsmarken der Welt auf Platz 13 –, muss umdenken. Denn eins steht fest: Bei dem Engagement wird Gelsenkirchen wohl künftig noch viel von sich reden machen. Es wird tatsächlich was mit Gelsenkirchen.

www.mitunswirdswas.de


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Die Jagd nach dem Einhorn Unter Finanziers werden Start-up-Gründungen mit hohem Potenzial wie einst die legendären Fabelwesen gejagt. Deutschland ist ein vielversprechendes Revier.

Axel Novak / Redaktion

E

s ist ein kleines Wesen, wie ein Böckchen, es ist friedlich und ganz sanft. Aber der Jäger kann ihm nicht zu nahe kommen, weil es so stark ist“, heißt es in der frühchristlichen Textsammlung Physiologus über das Einhorn. Heute, mehr als 1800 Jahre später, hat sich am Wesen des scheuen Fabelgestalten kaum etwas geändert. „Unicorns“ – Einhörner – so werden Start-ups bezeichnet, die mehr als eine Milliarde Dollar wert sind – leben im Verborgenen und versprechen trotz ihrer geringer Größe unglaubliche Perspektiven. Der größte Unterschied ist wohl, dass im Mittelalter Jungfrauen ausgesandt wurden, um das Einhorn zu fangen. Heut’ machen sich vor allem junge Männer auf, Einhörner aufzuspüren und auf dem Marktplatz, der Börse, meistbietend zu verkaufen. Zum Beispiel die Samwer-Brüder von der Rocket Internet AG. Sie sind der wohl bekannteste Finanzier vielversprechender Start-up-Unternehmen in Deutschland und haben so schon manches Einhorn ausfindig gemacht. HelloFresh zum Beispiel. 2012 in Berlin gegründet, liefert HelloFresh Lebensmittel-Tüten mit Rezepten und den passenden Zutaten nach Hause. Mit dieser Idee ist das Unternehmen rasant gewachsen: Im Vergleich zu 2014 stieg der

Umsatz in diesem Jahr um 400 Prozent! Nun soll es möglicherweise bald an die Börse gebracht werden. Dafür wird es aktuell mit 2,6 Milliarden Euro bewertet – zwei Milliarden Euro mehr als noch im Februar diesen Jahres. Zum Vergleich: Kuka, einer der wichtigsten Roboterhersteller der Welt, kommt bei einem Jahresumsatz von 2,1 Milliarden Euro auf einen Börsenwert in gleicher Höhe. Willkommen in der Welt der Fabelwesen! Deutschland ist Gründerland Traditionelles Wirtschaften scheint in der StartupSzene nicht zu gelten. Doch die Erfolgsgeschichten innovativer Geschäftsideen sind nur die Spitze eines Eisbergs, in dem viele tausend Unternehmensgründungen unbekannt bleiben. In Deutschland starten jedes Jahr fast 900.000 Menschen in die unternehmerische Selbständigkeit, so die Bundesregierung. Ein knappes Viertel kommt mit einer Neuheit auf den Markt. Doch zum Start-up reicht das noch nicht: Sie müssen außerdem besonders jung und wachstumsorientiert sein, legt der Bundesverband Deutsche Start-ups e.V. (BVDS) als Definition fest. Die meisten Start-ups kommen aus den Bereichen Servicesoftware (SaaS), E-Commerce und IT-Anwendungen. Anderen geht es um Medien,

Finanztechnologien (FinTech), Nahrungsmittel, Spiele oder die Vernetzung im Internet der Dinge. „Start-ups sind nicht mehr aus Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Gesellschaft wegzudenken“, sagt Florian Nöll, Vorsitzender des BVDS. Wer aber sind die Startup-Gründer? Der Verband hat seine tausend Mitglieder befragt und die Ergebnisse im diesjährigen Startup-Monitor vorgelegt. Jeder zehnte Gründer und mehr als jeder fünfte Arbeitnehmer in Start-ups stammt aus dem Ausland. Start-up-Gründer schauen positiv in die Zukunft und schaffen im Durchschnitt 17,6 Arbeitsplätze, in Berlin sogar 27,7. Sie wollen in den

— Beitrag UnternehmerTUM Beratungszweig —

Wir müssen das Land der Innovation werden! Herr Struppe, Deutschland gilt als Land der Ideen. Wie viele davon schaffen es tatsächlich an den Markt?

Deutschland ist ein Land der Ideen und ein führender F+E Standort. Aber wir müssen das Land der Innovation werden! Das heißt, es muss uns gelingen, mehr Technologien in marktfähige Produkte umzusetzen. Eine Idee allein reicht nicht – die Umsetzung zählt. Dabei stellen sich folgende Fragen: Gibt es einen Bedarf und sind potenzielle Kunden bereit, für eine Dienstleistung oder ein Produkt zu zahlen? Lautet die Antwort Ja, hängt der Erfolg vor allem von der Zusammenstellung des Teams und der Finanzierung ab. Ein guter Indikator für die Erfolgsquote neuer Ideen ist die Bilanz

des High-Tech Gründerfonds. Eine aktuelle Analyse des Manager Magazins zeigt dass 50 von 150 Exits erfolgreich waren.

besser auf die Kundenbedürfnisse abstimmen und branchenspezifische Lösungsangebote entwickeln. Es sind aber nicht nur Start-ups, für die

Welche Hürden haben Start-ups zu

Sie arbeiten?

meistern?

Nein, wir sehen uns als Plattform für die Zusammenarbeit von Startups mit etablierten Unternehmen. Die etablierten Unternehmen unterstützen wir z.B. beim Aufbau eines eigenen Ideeninkubators, wir zeigen Methoden, mit denen man die Organisation innovationfähiger machen kann und begleiten beim Change Management, wir unterstützen beim Technologiescouting und der Entwicklung von innovativen Geschäftsmodellen und Produkten jenseits der Kernkompetenz. Ziel ist es immer,

Ein gutes Beispiel dafür ist Orcan Energy. Ein Start-up, das effiziente Verfahren entwickelt hat, um aus Abwärme Strom zu erzeugen. Ein riesiges Marktpotential! Wir haben das junge Unternehmen dabei unterstützt, die entscheidenden Marktsegmente zu identifizieren. Und wir haben Orcan mit einer Vielzahl von Pilotkunden zusammengebracht. Durch die Zusammenarbeit mit etablierten Industrieunternehmen konnte Orcan seine bisherigen Produkte

die Innovationskraft zu stärken und dadurch die Wachstumsstrategie des Unternehmens zu realisieren. Die Start-ups können durch die Zusammenarbeit die Entwicklung zum marktreifen Produkt schneller vorantreiben, neue Märkte adressieren und von der Vertriebsstärke profitieren. www.unternehmertum.de

Markus Struppe Partner, UnternehmerTUM Projekt GmbH


zukunft deutschland

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— Beitrag compamedia GmbH —

TOP 100 reitet keine toten Pferde

„Der Begriff ‚Innovation‘ erscheint wie ein tot gerittenes Pferd“, schreibt der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar in seinem Vorwort zur neuen Teilnahmebroschüre von TOP 100. Von der Heftzwecke bis zur Haustierdecke werde inzwischen alles als innovativ präsentiert. Wie wohltuend sei es da, echte Innovatoren kennenzulernen. Yogeshwar bedauert, dass „die wahren Ideenschmieden, die echten Wegbereiter des Fortschritts im Meer der vermeintlichen Genies häufig untergehen. Da sind Firmen an der Spitze des Fortschritts, gehen neue Wege, haben eine fantastische Marktposition – und fast niemand bemerkt es.“ Deshalb freue er sich, „dass TOP 100 das

ändert und den Begriff ‚Innovation‘ wissenschaftlich fundiert mit Vertrauen füllt.“ Zum 23. Mal sucht TOP 100 mittelständische Unternehmen, die über ein nachhaltiges Innovationsmanagement verfügen und in ihren Branchen zu den Schrittmachern zählen. Sowohl produzierende Betriebe als auch Dienstleistungsunternehmen sind willkommen. TOP 100 ist der einzige Wettbewerb, der das Innovationsmanagement und den Innovationserfolg mittelständischer Unternehmen prämiert, nicht einzelne Erfindungen. „Denn einzelne Erfindungen sagen noch nichts über die zukünftige Innovationsfähigkeit der Firmen aus. Wir

kommenden zwölf Monaten acht neue Mitarbeiter einstellen. Rechnerisch führt das im kommenden Jahr zu fast 50.000 neuen Stellen. Auch die Finanzierung trennt sich Start-ups von klassischen Gründungen: Etwa ein Drittel der Startups stützt sich auf Beteiligungskapital, klassische Gründer nur zu fast sechs Prozent. 
 Start-ups müssen schnell wachsen – und benötigen entsprechend Geld. Daher will die Förderbank KfW zum Beispiel in den kommenden zwei Jahren mit einer Milliarde Euro und mit Hilfe der EU rund 23.000 junge Unternehmen in Deutschland unterstützen. Startup-Finanzierungen erfolgen meist so genannten „Inkubatoren“ oder „Acceleratoren“, spezialisierte Firmen, die Beteiligungskapital zur Verfügung stellen. Mit kurzfristigen Programmen helfen sie Gründern solange, bis andere Investoren die Beteiligung und damit die Risiken übernehmen. Mittlerweile bietet fast jedes Unternehmen, das irgendetwas mit dem Internet zu tun hat, ein Accelerator-Programm an. Hat sich das Produkt erfolgreich auf dem Markt behauptet, springen Venture Capital-Gesellschaften

Die Top-Innovatoren zu Besuch bei Ferrari. Bei einer Werksführung und Testfahrten informierten sie sich über das Innovationsmanagement der Sportwagenschmiede.

schauen uns deshalb zum Beispiel das Innovationsklima an, also die Einbindung der Mitarbeiter, die Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern und das Engagement des Top-Managements“, sagt der Initiator des Wettbe-

ein. Je erfolgreicher die Start-ups werden, desto größer können die Finanzierungsprobleme werden: Ab einem Bedarf von 50 Millionen Euro sind die deutschen Beteiligungsfonds zu klein. Daher will zum Beispiel das „Deutsche Börse Venture Network“ Unternehmen und Investoren zusammenbringen. Seit Juni aktiv, sind im September 40 Wachstumsunternehmen und 64 Investoren auf der Plattform aktiv. Finanzierung in Millionenhöhe Und schließlich gibt es noch einen ganz anderen Weg: Das Crowdfunding hat sich in den letzten Jahren zu einer möglichen Finanzierung für Startups und Unternehmen entwickelt. Spezialisierte Plattformen sammeln Geld von Privatanlegern ein, investieren in Start-ups. So können auch Privatleute mit kleinem Budget vom raschen Wachstum profitieren, tragen allerdings auch das volle Risiko. Im internationalen Vergleich steht Deutschland mittlerweile nicht schlecht da. Nur Großbritannien,

werbs, compamedia-Geschäftsführer Joachim Schuble. Der Auswahlprozess besteht aus einer Qualifikationsrunde und einer Finalrunde. Um die Chancengleichheit aller Bewerber zu wahren und eine präzise Vergleichbarkeit zu ermöglichen, werden die Teilnehmer in drei Größenklassen eingeteilt. „Schließlich kann ein kleines Unternehmen nicht über die gleichen Innovationsprozesse und Ressourcen verfügen wie eine große Firma“, sagt Prof. Dr. Nikolaus Franke, der wissenschaftliche Leiter von TOP 100. Bewerbungsschluss: 31. Oktober 2015. Informationen und Teilnahme unter:

www.top100.de

Schweden und Israel bringen mehr Start-ups hervor. In Deutschland wiederum hat Berlin die Nase vorn. Mehr als 62.000 Menschen sind in der Startup-Szene beschäftigt. Start-ups, so Nöll, „werden der Mittelstand von morgen, und ich bin sicher, dass sich unter den 6.000 Start-ups in Deutschland heute schon Weltmarktführer von morgen befinden“. Doch davor liegen der Ausstieg aus der Gründungsphase und der Einstieg in die klassische Unternehmensfinanzierung. Eine Möglichkeit ist der Börsengang. Und schon in der Vorbereitung dazu werden die Unternehmen mit glänzendsten Perspektiven ausgestattet, um soviel Kapital wie möglich anzuziehen. Übersteigt ihr geschätzter Wert die Milliardengrenze – wie jüngst HelloFresh binnen weniger Wochen –, dann wird aus der Startup ein Einhorn. Aktuell gibt es weltweit nur 122 dieser seltenen Exemplare. 13 davon stammen aus Europa, vier aus Deutschland. Drei von ihnen haben die Jungs von Rocket Internet aufgespürt. Sie müssen nun in der Reifephase beweisen, dass in ihnen tatsächlich magische Kräfte stecken.

— Beitrag iENA – internationale Fachmesse „Ideen-Erfindungen-Neuheiten“ —

Nürnberger Ideenmesse begeistert Was haben die aufrollbare Hundeleine, Schwimmflügel und das Klappfahrrad gemeinsam? Sie alle wurden zuerst auf der iENA – Internationale Fachmesse „Ideen – Erfindungen – Neuheiten“ – in Nürnberg präsentiert, bevor sie ihren Siegeszug am Markt antraten. Und das sind nur einige wenige Beispiele für erfolgreiche Produkte, die auf der iENA vorgestellt wurden. In der über 60-jährigen Geschichte der iENA gibt es eine lange Liste an Erfindungen, die dort ihren Anfang nahmen, darunter auch Hightech-Innovationen. Vom 29. Oktober bis zum 1. November 2015 findet die iENA bereits zum 67. Mal statt. Auch in diesem Jahr erwartet der Veranstalter AFAG Messen rund

700 Einzelerfindungen und neue Produkte aus aller Welt. Fachliche Impulse und kreative Ideen kommen zudem aus Polen, dem Partner der iENA 2015. Neben Ausstellern und Erfinderkollektiven aus Europa, Asien und Afrika präsentieren wieder zahlreiche freie Erfinder und Erfinderclubs aus Deutschland ihre Ideen. Dadurch zeigt die iENA die Innovationskraft Deutschlands – jenseits von Forschungsabteilungen großer Unternehmen. Speziell für deutsche Erfinder bietet der Veranstalter mit dem Gemeinschaftsstand „Innovationen aus Deutschland“ eine besonders günstige Beteiligungsmöglichkeit für Erfinder an. Das iENA Innovationsseminar (30. Oktober) und ein fach-

liches Symposium (31. Oktober) runden das Angebot der internationalen Erfindermesse ab. Während die iENA am Donnerstag und Freitag ausschließlich für Fachbesucher geöffnet ist, darf am Samstag und Sonntag die breite Öffentlichkeit über neue Erfindungen auf der iENA staunen. Parallel zur iENA bietet die START-Messe am 31. Oktober und 1. November Informationen und Kontakte für Existenzgründer und junge Unternehmen – mit umfangreichem Vortragsprogramm und Best-PracticeBeispielen. Die Tickets zur iENA gibt es online unter: www.iena.de/ticket

Marktplatz für Innovationen – die iENA Nürnberg

Pressekontakt AFAG Messen und Ausstellungen GmbH Unternehmens-Kommunikation Messezentrum 1, 90471 Nürnberg Tel. +49 911 98833-145/-147 presse@iena.de


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Impulse:

Wie fördern Sie Innovation? Wir in Mecklenburg-Vorpommern sind stolz auf die Entwicklung unseres Landes. Wirtschaftlich haben wir einen beispiellosen Aufholprozess bewältigt. Viele unserer Unternehmen sind heute sehr erfolgreich am Markt. Die Arbeitslosigkeit ist auf dem niedrigsten Stand seit 1990. Wir haben Erfolgsgeschichten kraftvoll fortgeführt, im Tourismus oder in der Ernährungswirtschaft. Und wir haben Zukunftsbranchen etabliert, vor allem die Gesundheitswirtschaft und die Erneuerbaren Energien. ERWIN SELLERING

Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern Foto: Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern

SAP ist mit der Entwicklung von Innovationen erfolgreich geworden – der beste Beweis für unsere starke Innovationskultur. Zunehmend stellen wir jedoch fest, dass unternehmenseigene Innovationen nicht mehr ausreichen. Die Entwicklung hin zur Industrie 4.0 erfordert beispielsweise ganz neue, kollaborative Innovationsmechanismen: Fachleute aus der Automatisierungstechnik arbeiten mit Prozessexperten, Wissenschaftlern und IT-Experten gemeinsam an neuen Anwendungen. Daher haben wir ein globales Innovationsnetzwerk aufgebaut, das solche Formen der Zusammenarbeit fördert. Ein entscheidender Faktor ist dabei „Design Thinking“, eine Denkschule, die von der Stanford University stark geprägt wurde und deren Prinzipien wir im Unternehmen anwenden. Die Methode fördert interdisziplinäre Zusammenarbeit und führt so zu praktikablen und ökonomisch tragfähigen Lösungen komplexer Probleme. Nicht zuletzt sind auch persönliche Freiräume für Mitarbeiter ein zentraler Teil unserer Innovationskultur. Möglichst jeder sollte die Gelegenheit bekommen, nach Lust und Laune mit der neuesten Hardware – etwa Sensoren, Datenbrillen oder Smartwatches – zu experimentieren. OLIVER EDINGER

Vice President I Head of IoT/I4.0 Germany, SAP Deutschland SE & Co. KG

"Innovating Together“ – innerhalb der Freudenberg Gruppe leben wir dies über Geschäftsgruppen und Weltregionen hinweg. Als international agierendes Technologieunternehmen entwickeln wir wegweisende Innovationen, die unsere Kunden und die Gesellschaft nachhaltig stärken. Unsere Innovationskraft hat viele Gesichter. Schon immer gehörte die enge Zusammenarbeit von Kollegen unterschiedlicher Bereiche, mit Kunden, Partnern und der Wissenschaft zu unserer Unternehmenskultur. Fortwährende Innovation ist ausschlaggebend für unseren langfristigen finanziellen Erfolg. DR. JÖRG BÖCKING,

Chief Technology Officer Freudenberg Gruppe

Innovation ist das Herzstück der Windenergie: Die Leistung der Turbinen hat sich in 20 Jahren verzehnfacht – das ist gelebte Innovation! Wir bieten die komplette Bandbreite: vom intelligent gesteuerten Großkraftwerk, den Offshore-Windparks, die mit ihrer Leistung mehrere Hunderttausend Haushalte versorgen, bis zur dezentralen Versorgung, die Onshore-Turbine im Bürgerwindpark. Als Hersteller von Windenergieanlagen ist es unsere Verantwortung für eine möglichst effiziente und zuverlässige Nutzung der Windenergie zu sorgen. KAI FROBÖSE

Geschäftsführer Senvion Deutschland GmbH

Grundlage von innovativen Lösungen im Krankenhaus ist eine umfassende Datenlogistik. Diese ermöglicht erst den Mehrwert eines erweiterten Monitorings zur Überprüfung der Wirksamkeit von Einkaufs- und Produktentscheidungen durch Projektion auf die medizinischen Prozesse. Dies wiederum erlaubt ein Benchmarking, in dem Behandlungsprozesse und -konzepte vergleichbar gemacht werden. Damit zielt die Implementierung von innovativen IT-Instrumenten letztendlich auf eine Reduktion der Sachkosten ohne nachteilige Konsequenzen für die Qualität der Behandlung, denn vor allem darauf kommt es letztendlich an! DR. SEBASTIAN FREYTAG

Vorstand Wirtschaftsführung und Administration der Universitätsmedizin Göttingen und Geschäftsführer der Comparatio Health GmbH

Als Digitalagentur ist es unser Anliegen, unseren Kunden innovative, zukunftsfähige Lösungen anzubieten. Dies gelingt nur mit zertifizierten und top ausgebildeten Mitarbeitern, die in der Lage sind, neue Trends aufzuspüren und schnell umzusetzen. Kunden, Branchenevents und Weiterbildungen geben uns dafür die nötigen Impulse. Als bestes Mittel, um innovative Ideen voranzutreiben, hat sich vor allem die kreative Entfaltung unserer Mitarbeiter und die Arbeit in kleinen, heterogenen Teams bewährt. CHRISTIAN GRÖTSCH

Geschäftsführer dotSource GmbH


zukunft deutschland

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— Beitrag Schenck Process GmbH —

Intelligente Lösungen für die Industrie 4.0

IQ Solutions – der Name ist Programm. Gleich drei spannende Anwendungen hat der weltweit führende Anbieter von Messund Verfahrenstechnik Schenck Peter Groll Vice President R&D Process für seine Schenck Process Kunden nun unter diesem Produktdach am Markt. Schon die Versandsoftware LOGiQ ermöglicht Kunden der schüttgutverarbeitenden Industrie automatisierte Abläufe von der Bestellung bis zum Versand. Und auch die Steuerung von Warenströmen zu und von Produk-

tionsprozessen ist mit der Software kein Problem. „Mit LOGiQ können unsere Kunden zudem auch den Datenaustausch zwischen Prozess- und kommerziellen Systemen automatisieren, Abläufe lückenlos dokumentieren und exakt definierte Ent- und Verladungen ganz ohne Bedienpersonal vornehmen – alles wichtige Voraussetzungen für die Industrie 4.0“, erklärt Peter Groll, Vice President R&D bei Schenck Process. Hinzu kommen mit SENSiQ intelligente Wägesensoren, die nicht nur praktisch alles zur Waage machen können, sondern mit denen auch Genauigkeiten von +/- 0,05 Prozent bis hin zur höchsten eichfähigen Präzision möglich sind.

Abgerundet werden die intelligenten Lösungen von Schenck Process seit kurzem mit CONiQ, einem Condition Monitoring System, das Maschinenschäden noch vor ihrem Stillstand erkennt. Dabei ist CONiQ vor allem auf die rauen Betriebsbedingungen von Schwingmaschinen ausgerichtet, wo es die Maschinenbewegung sechsdimensional überwacht. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal am Markt. „Mit unserem Condition Monitoring System CONiQ helfen wir Unternehmen, ihre Instandhaltungsstrategien neu auszurichten und damit Kosten zu sparen“, fasst Groll die Neuerung zusammen. Mit der gesamten Produktpalette der IQ Solutions bestätigt Schenck

Process nicht nur ein weiteres Mal seine Stellung als Provider von intelligenten Industrie 4.0-Anwendungen. Vielmehr zeigt das Traditionsunternehmen neue Wege auf, wie Produktionsschritte und Prozesse intelligent verknüpft und automatisiert werden können. Damit wird eine von Experten am häufigsten aufgezeigte Schwachstelle in Bezug auf die Industrie 4.0 adressiert.

www.schenckprocess.com

— Beitrag VdZ - Forum für Ener­gie­ef­f i­zi­enz in der Gebäu­de­tech­nik e.V. —

Energiewende »made in Germany« Herr Herma, was kann jeder einzelne tun, um die Energiewende voranzubringen?

Die Energiewende fängt bereits in den eigenen vier Wänden an. Denn Gebäude machen etwa 40 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs aus, davon 85 Prozent für Warmwasser und Heizung. Deshalb sollte zunächst jeder einen Blick in den Heizungskeller werfen. Veraltete Technologie treibt den Verbrauch und damit die Kosten in die Höhe. Dabei macht die Verfügbarkeit von Spitzentechnologien am Markt das Energiesparen einfach – maßgeschneidert für jeden Gebäudetyp. Nur um ein Beispiel zu nennen: Heizungsumwälzpumpen verbrauchen heute gerade einmal fünf

Watt, das war vor Jahren undenkbar. Eine kleine Investition, die sich schon nach zwei bis drei Jahren auszahlt. Woran erkenne ich effiziente Technologie?

Seit dem 26. September gibt es das sogenannte Heizungslabel für neue Heizungen. Ähnlich wie beim Kühlschrank sieht der Verbraucher auf den ersten Blick, wie effizient die jeweilige Technologie ist. Ab 2016 werden dann zusätzlich alte Heizungen durch den Schornsteinfeger oder dem Handwerksbetrieb mit dem Altanlagenlabel ausgestattet. Befindet man sich hier beispielsweise in der Klasse C, sollte man handeln, ganz unabhängig vom jeweiligen Energieträger.

Wo kann ich mich als Verbraucher informieren?

Die Auswahl von effizienten Heizungsanlagen und Komponenten ist riesig. Eine erste Hilfestellung geben wir mit unserem Informationsportal für Verbraucher. Hier kann man sich herstellerneutral über die am Markt verfügbaren Technologien informieren. Danach sollte natürlich das Gespräch mit dem Innungsbetrieb geführt werden. Auch den finden sie bei uns. Muss ich mit hohen Investitionen rechnen?

In der Regel ist die Erneuerung der Heizungsanlage die günstigste Möglichkeit, Energie im Gebäude einzu-

SACHSEN-ANHALT. IHR IDEALER STANDORT FÜR IHR INVESTMENT.

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sparen. Es muss auch nicht immer die ganze Heizung getauscht werden. Oft reicht schon eine Optimierung, ein hydraulischer Abgleich, die Integration von Solarthermie oder der Austausch der alten Pumpen. All dies wird sogar durch den Staat gefördert. www.intelligent-heizen.info

RA Dr. Michael Herma Geschäftsführer der VdZ, dem Spitzenverband der Gebäudetechnik


© istock/shotbydave

hochtief.de

UNSERE TECHNOLOGIE

© Oli Keinath

MEINE ZUKUNFT

Mit BIM sind Sie immer einen Schritt voraus Wer auf den Spuren von HOCHTIEF durch Hamburg spaziert, begegnet oft Gebäuden und Infrastrukturprojekten, die von uns geplant und gebaut wurden. Viele dieser Bauwerke entstanden mit der zukunftsweisenden Methode „Building Information Modeling“ (BIM). Mit BIM optimieren wir die Planungsphase, die Bauausführung und den Betrieb mithilfe eines 3D-Computermodells. Indem wir Dimensionen wie Zeit oder Kosten mit dem

Modell verknüpfen und unsere Prozesse digitalisieren, werden mögliche Konflikte schon frühzeitig erkannt und behoben. In Hamburg und überall auf der Welt realisieren wir Projekte mit BIM – und sind so stets einen Schritt voraus. Unsere Experten von HOCHTIEF ViCon beraten Sie gern: www.hochtief-vicon.de

Wir bauen die Welt von morgen.


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