KultURlaub

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kultURlaub Eine Region – neun Orte – viele Kulturgeschichten

Schutzgebühr €1,50


Bis zur nächsten Zeitreise sind es immer nur ein paar Schritte. Vor der beeindruckenden Naturkulisse des Tiroler Oberlandes fallen Kunst und Kultur seit jeher auf fruchtbaren Boden. Begeben wir uns gemeinsam auf eine Reise durch die Jahrhunderte, entdecken Sie mit uns Spannendes, Unvorstellbares, Emotional-Bewegendes, einfach nur Erholsames und vieles mehr. Der Urlaub bringt endlich Zeit für eine anregende Dosis Kultur. So schaffen die zahlreichen Museen, Ausstellungen und Veranstaltungen sowie Denkmäler und Sehenswürdigkeiten der Ferienregion Imst Raum für eigene Gedanken und Überlegungen. Während Sie den Bogen aufschlussreich vom Gestern ins Heute spannen, schlagen Sie auch eine Brücke zwischen Geschichte und lebendigem Alltag Ihrer Gastgeber. Viel Freude auf diesen kulturellen Pfaden!


Inhalt Die Ferienregion Imst

IMST Geschichte der Stadt Imst Kirchen & Kapellen in Imst Stadt der Brunnen Imster Schemenlaufen & Haus der Fasnacht Museen in Imst Künstlerpersönlichkeiten & Kunststraße SOS-Kinderdorf & UBUNTU

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6 – 33 8 – 11 12 – 21 22 – 23 24 – 25 26 – 29 30 – 31 32 – 33

IMSTERBERG & IMSTERAU

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KARRES

36 – 37

KARRÖSTEN

38 – 41

MILS BEI IMST

42 – 43

NASSEREITH

44 – 47

ROPPEN

48 – 51

SCHÖNWIES

52 – 55

TARRENZ

56 – 63

Impressum: Für den Inhalt verantwortlich: Imst Tourismus Grafische Gestaltung und Layout: www.die .at Foto Titel: Imst Tourismus – martinlugger.com Trotz sorgfältiger Recherchen Änderungen und Druckfehler vorbehalten! Imst Tourismus übernimmt keine Haftung für allfällige Fehler! Stand Jänner 2013.


Tradition und Moderne. Denkmäler und Persönlichkeiten – Jeder Tag dient der Geschichtsschreibung!

© West Werbeagentur


© West Werbeagentur, Imst Tourismus - Thorsten Wenzler

Der Tiroler Sommer erinnert an ein Bilderbuch, das man als Kind wieder und wieder durchblättern wollte. Jede neue Seite versetzt in Staunen und Begeisterung. Jeder neue Blick offenbart verborgene Details und unübersehbare Vielfalt. So zieht auch die Ferienregion Imst mit einem reichen Schatz an Bildern und Geschichten in den Bann. Imst

Imsterberg

Karres

Karrösten

Mils

Nassereith

Roppen

Schönwies

Tarrenz

Der Finger kreist über der Landkarte. Und landet vorfreudig dort, wo die Kleinstadt Imst und ihre umliegenden Dörfer von markanten Gebirgszügen umgeben sind. Eine seltene Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten und Aktivitäten machen den Urlaub hier rund ums Jahr zur erhofften Erholung. Gerade im Sommer zeigt sich die Ferienregion Imst von ihrer sonnigsten Seite. Zentral gelegen inmitten der schönsten Wandergebiete Tirols. Familiäres Flair in den einzelnen Ortschaften. Respektvolle Begegnung mit der Natur. Spannende Einblicke in Traditionen und Kultur. All das bewegt die Gäste zur Gewissheit: Hier spürt man jeden Tag Tirol! 5

Die Ferienregion Imst

dIE ferienregion Imst


Imst – Seit jeher an zentraler Lage, an einem strategisch wichtigen Kreuzungspunkt gelegen. Eine Region, die viele Geschichten zu erzählen weiß.

© West Werbeagentur

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IMST

Geschichte Kirchen & Kapellen Stadt der Brunnen Imster Schemenlaufen Museen Künstler Kunststraße SOS Kinderdorf

IMSTERBERG KARRES KARRÖSTEN MILS BEI IMST NASSEREITH ROPPEN SCHÖNWIES TARRENZ

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Kulturgeschichte nah und unaufgeregt erleben Š Imst Tourismus – martinlugger.com

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Begleiten Sie uns auf einen historischen Streifzug durchs Tiroler Oberland Die Bezirkshauptstadt Imst liegt an der seit jeher wichtigen NordSüd-Verbindung von Süddeutschland über den Reschenpass am Weg nach Italien. Bereits die Römer errichteten in diesem Gebiet eine Strassenstation, führte damals doch die Via Claudia Augusta direkt durch Imst, welches 763 als „oppidum humiste“ (ein Ort an einer hervorsprudelnden Quelle) erstmals erwähnt wurde. Die Ansiedlungen in dieser Region erweiterten sich ständig, 1190 kam das Gebiet in den Besitz der Hohenstaufen. 1266 wurde Imst zum Gerichtssitz, Konradin der letzte Staufer vererbte seinem Stiefvater Meinhard II. von Tirol das Gebiet um Imst. 1282 zum Markt erhoben, erlebte Imst in Folge einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Geschichte der Stadt Imst

kultURlaub in Imst

Tirols Erzbaugebiet

Vom 15. bis ins 17. Jh. galt Imst als Zentrum eines der bedeutendsten Erzbergbaugebiete Tirols. Zahlreiche Silber-, Zink- und Bleibergwerke boten vermehrt Arbeitsplätze. Als Imst unter Kaiser Maximilian I. Sitz des Berggerichts wurde, stärkte sich die wirtschaftliche und finanzielle Lage derart, dass über kostspielige Bauvorhaben nachgedacht werden konnte. So konnte sich in Imst eine Bauhütte etablieren, die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt zeugt heute noch von diesem Reichtum. Mit dem Versiegen der Bergbauquellen versiegte auch die Bedeutung des Marktes und die Imster mussten sich nach neuen Verdienstmöglichkeiten umsehen. Möglicherweise entwickelte sich aus der Not heraus und doch in Verbindung mit dem Bergwerkswesen eine besondere Geschäftsidee: die Vogelzucht! „Gelbe Vögel trag’ ich aus, gold’ne Vögel bring’ ich z’Haus“

Kanarienvögel wurden aufgrund ihrer sensiblen Art gerne von Bergleuten unter Tag gehalten, denn die gefiederten Wesen schlugen Alarm bei den ersten Anzeichen von „schlagenden Wettern“ (Methangasexplosionen). So wurde die (Kanarien-)Vogelzucht in diesem Gebiet ausgeweitet und ab dem frühen 17. Jh. ein intensiver Handel betrieben. Imst wurde durch seine Vogelhändler bekannt in ganz Europa. Die Kanarienvögel wurden mit so genannten „Vogelorgeln“ trainiert, denn auch schön singen mussten sie, da dies den Gewinn steigerte. Die Männer zogen aus mit aufgetürmten Käfigkraxen am Rücken, bis zu 300 Vögel fanden in den Käfigen Platz. 9


Die zurückgelegten Strecken waren weit, die Wege führten z.B. bis nach London oder auch St. Petersburg. Der bekannte Spruch „Gelbe Vögel trag’ ich aus, gold’ne Vögel bring’ ich z’Haus“ beschreibt sehr schön den wirtschaftlichen Erfolg. Heute erinnen an diese Zeit neben literarischen Hinweisen die Operette „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller, Objekte im Museum im Ballhaus sowie die Figur des Vogelhändlers beim Imster Schemenlaufen.

Textilindustrie und Klosterleben

Die in der zweiten Hälfte des 18. Jh. entstehende Textilindustrie der Familie Strele konnte sehr viele Personen der Gegend in Heimarbeit beschäftigen und stärkte somit die Wirtschaft. Durch den Import billiger Baumwollware aus England sowie durch die politischen Verhältnisse um Napoleon erfuhr dieser Industriezweig neuerlich eine Niederlage, 1821 musste die Firma Konkurs anmelden. Heute erinnert an diese Industriellenfamilie ihr ehemaliger Familiensitz in der Pfarrgasse. Das langgestreckte imposante Gebäude wurde beim Brand 1822 stark in Mitleidenschaft gezogen und zum Wiederaufbau vom Pfarrer Stefan Krismer (ein Freiheitskämpfer und Landesverteidiger im Jahr 1809) erworben. Die Barmherzigen Schwestern widmeten sich hier in Folge alten und kranken Menschen. Der Neubau des Pflegezentrums Gurgltal im hinteren Bereich aktualisiert diese ehemalige Bestimmung.

Strele’scher Familiensitz, ehemaliges Kloster der Barmherzigen Schwestern © Imst Tourismus – Simone Gasser

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Das Kapuzinerkloster in der Unterstadt wurde 1680 gegründet, die Einweihung der Klosterkirche zum Hl. Josef erfolgte im Jahr 1682. In der Barockzeit gab es starke Bestrebungen, den Kapuzinerorden auch nach Imst zu bringen, um der Bevölkerung eine weitere Möglichkeiten zu bieten, Predigten anzuhören sowie die Beichte ablegen zu können. Auch um die Bildung der Jugend waren die Kapuzinerpater besorgt. Direkt bei Kaiser Leopold I. wurde um die Möglichkeit eines Neubaus für die Pater gebeten, dieser Bitte wurde im Jahr 1673 nachgekommen. Der Brand 1822 verschonte auch das Kapuzinerkloster nicht, bis 1825 wurde es wieder aufgebaut. 1940 wurde das Haus durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt und als Bürogebäude benützt. Eine Renovierung der Klosterkirche erfolgte 1971. Durch den starken Mangel an Kapuzinerpatern ist die heutige seelsorgerische Tätigkeit im Vergleich zu damals jedoch sehr stark eingeschränkt. Im Garten der Klosteranlage befindet sich ein barocker Kapellenbau mit schindelgedecktem Pyramidendach – hierbei handelt es sich um eine Kapuzinereremitage.

© Imst Tourismus – Simone Gasser

Geschichte der Stadt Imst

© Imst Tourismus – Simone Gasser

Innenraum der Kapuzinerkirche, dem Hl. Josef geweiht

Der Brand 1822

Ein schicksalshafter Tiefschlag erfolgte 1822 – fast der gesamte Markt wurde durch einen verheerenden Brand vernichtet. Von den damals 220 bestehenden Häusern blieben angeblich nur 14 unversehrt. Armut und Not waren groß und zum Wiederaufbau mussten Spenden aus der Monarchie angenommen werden. 1898 erst wurde Imst zur Stadt erhoben – auch ohne Stadtmauer. 11


Hl. Christophorus, Südseite der Pfarrkirche, 1494.

Hl. Christophorus, schenke uns Vertrauen, dass uns die Übergänge des Lebens gelingen ... © Imst Tourismus – foto-abber.at

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Durch den großen Brand im Jahre 1822 wurde, wie bereits erwähnt, ein Großteil der Architektur zerstört. Auch Kirchen und Kapellen sind schwer in Mitleidenschaft geraten. Beim Wiederaufbau wurde besonderes Augenmerk auf den Sakralbau gelegt. Beachtenswert sind vor allem die Glasfenster in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, welche nach dem Brand von Imster Familien gestiftet wurden (Werke der Tiroler Glasmalereianstalt Innsbruck, um 1900). Erläuterungen zu Kirchen und Kapellen finden daher besondere Beachtung, da die Bausubstanz der Profanbauten im Stadtgebiet nicht wirklich erwähnenswert ist und vieles, schlecht Wiederaufgebautes nach 1822, bereits modernen Neubauten weichen musste.

KIRCHEN & KAPELLEN IN IMST

Sakralbau in Imst

Pfarrkirche Maria himmelfahrt

Nach der Gründung der Imster Bauhütte im Jahr 1460 begann Meister Heinrich mit der Planung der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Die lange Bauzeit von 30 Jahren krönte die Pfarrkirche als Hauptwerk der Bauhütte. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte die Pfarrkirche einige Veränderungen, heute noch prägt die dreischiffige Hallenkirche mit ihrem besonders hohen Turm (dem höchsten Turm Tirols mit 84,5 m Höhe) das Stadtbild. Im Inneren der Kirche besticht die Kombination von neugotischer und moderner Einrichtung – die Kanzel (2. H. 19. Jh.) sowie die Seitenaltäre mit Figuren von Franz Xaver Renn (1849) werden dem Marmoraltar und der Tabernakelwand von Elmar Kopp (1972) gegenübergestellt. Die Altarbilder (Johann Gabl, 1849) der Seitenaltäre erfordern eine besondere Beachtung: zu Füssen Herz Jesu bzw. Herz Mariens sind beide Ortsteile von Imst, die Oberstadt und die Unterstadt, zeitgemäß dargestellt.

© Imst Tourismus – foto-abber.at

Pfarrkirche Maria Himmelfahrt

Der alte Friedhof umgibt die Kirche, unter den Arkaden zeigen sich in ihrer künstlerischen Gestaltung ganz besondere Grabmäler. Ein Werk des Imster Künstlers Christian Plattner aus dem Jahr 1907 ist die Pietà, welche das 13


Priestergrab ziert; das kunstfertig gestaltete Kreuz des Familiengrabes der Kunstschmiedefamilie Hager wurde auf der Weltausstellung in Paris im Jahr 1896 gezeigt und bezeugt somit seinen künstlerischen Stellenwert. Michaelskapelle

Die Michaelskapelle, in unmittelbarer Nähe gelegen und zeitgleich mit der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt errichtet, ist eine doppelgeschoßige Kapelle. Im Erdgeschoß befindet sich heute die Kriegergedächtnisstätte. An zwei Wänden sind großformatige Wandgemälde Imster Künstler (Andreas Weissenbach, Herbert Wachter, August Stimpfl, Elmar Kopp; 1956) zu sehen. In der Altarnische in spannender Gegenüberstellung ein Fresko aus der Entstehungszeit der Kapelle (um 1480), welches einerseits den Hl. Michael mit der Seelenwaage zeigt, andererseits eine Begebenheit des Hl. Daniel, wiederum in Bezug auf das Bergwerkswesen. Das Priestergrab und das Grabkreuz der Fam. Hager

© Imst Tourismus – Simone Gasser

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Zweigeschossige Michaelskapelle


KIRCHEN & KAPELLEN IN IMST „Totengruft“

Das Untergeschoß der Michaelskapelle bildet die besonders von alten Imstern sehr geschätzte „Totengruft“. Seit jeher wird die „Totengruftmuttergottes“ um Hilfe in verschiedensten Nöten gebeten. Einen besonderen Hinweis verlangt eine Votivtafel (das Original befindet sich im Museum im Ballhaus): Imster Vogelhändler kamen im Adriatischen Meer in einen heftigen Sturm, wobei das Schiff sank und die meisten Schiffsinsassen den Tod fanden. In dieser Stunde höchster Gefahr verlobten sich die Imster der Totengruft-Muttergottes – und siehe da, sie konnten sich retten! Die Votivtafel der Zurückgekehrten stellt ein sturmbewegtes Meer dar, in der Mitte treiben sieben Personen auf einem Baumstamm. Mittig oberhalb ist Maria mit dem Jesukind und zwei Engeln zu sehen, oben links das vom Untergang bedrohte Schiff. Der Text links unten lautet:

„Den 19. October 1729 bin ich Joseph Schatz durch hilf der wunderthätigen Muetter gottes auf dem hochen Mör in einem erschröcklichen wietenden Sturmwindt bei dem Löben erhalten worden und glicklich an das gestat ankhamen nachdem neben uns 4 Persohnen auf dem Sögl Paumb 8 stund in der nacht hin und hergetribn worden das Schiff sambt den Schiffher und alles zu Grund gegangen.“

© Imst Tourismus – Museum im Ballhaus

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Am Fuße des „Bargle“, im Zentrum der Stadt

© Imst Tourismus – foto-abber.at

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Die Filialkirche in der Ortsmitte wurde vermutlich zeitgleich mit dem Bürgerspital (heute nicht mehr existent) um 1467 erbaut. Eine erste urkundliche Erwähnung gibt es bereits 1274 – ein Felssturz zerstörte das bestehende Gotteshaus und ein Wiederaufbau war notwendig. 1822 wurde die Kirche durch den Brand stark in Mitleidenschaft gezogen, eine wesentliche Veränderung der wiederaufgebauten Kirche fand 1879–1883 statt. 1948 wurden bei Grabungsarbeiten im Umfeld der Kirche Reste eines Friedhofs entdeckt. Befand sich hier also vor dem Bau der Pfarrkirche die Hauptkirche von Imst? Restaurierungen in den Jahren 1954 und 1976 brachten Modernisierungen mit sich. Gleich hinter der Johanneskirche erhebt sich der Kalvarienberg. Bevor es über das „Bargle“ geht, sollte ein Blick auf die Häuser im „Schinterloch“ geworfen werden. Hierbei handelt es sich um alte Häuser, welche nicht nur an den Schrofen des Bergls angebaut wurden, sondern deren Räumlichkeiten auch in das Berginnere gegraben wurden. Die ständige Kontrolle des Gesteins sowie Steinfangnetze lassen die Bewohner heute noch beruhigt im Schinterloch wohnen. Ein starker Murbruch ereignete sich jedoch 1871. Damals verschüttete ein Hangrutsch ein Haus samt seinen Bewohnern, sieben Tote waren zu beklagen, nur ein in der Wiege liegendes Baby – „s’Wöberle“ – hatte einen aufmerksamen Schutzengel und das Kind blieb unversehrt.

KIRCHEN & KAPELLEN IN IMST

Johanneskirche

Wohnhäuser im Schinterloch, auch „Höhlenwohnungen“ genannt

© Imst Tourismus – foto-abber.at

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Kalvarienberg

Der Weg, andächtig beschritten, vorbei an bezaubernden Kreuzwegstationen

Das „Bargle“, wie es von den Imstern liebevoll genannt wird, erhebt sich mitten in der Stadt, umrahmt von Schinterbach und Malchbach. Das Bergl ist ein mystischer Ort, dessen besondere Lage, welche durch künstliche Schüttungen aus unbekannter Zeit verstärkt wurde, zur Anlage einer Kultstätte geradezu ideal war. Geologisch gesehen handelt es sich beim Bergl-Konglomerat um Vorstoßschotter, abgelagert unmittelbar vor der letzten großen Vereisung des zu Beginn der letzten Eiszeit vorrückenden Inngletschers. Ein Fußmarsch über diese kleine bewaldete Erhebung ist jederzeit empfehlenswert, auf alle Fälle natürlich in der Karwoche zwischen Palmsonntag und Karfreitag. In dieser Zeit sind die Kreuzwegstationen mit besonderer Hingabe geschmückt und bieten die notwendige Inspiration und Kontemplation, den Kreuzweg zu beschreiten. Laurentiuskirche

Die kleine romanische Kirche, dem Hl. Laurentius geweiht, welche die älteste Kirche von Imst darstellt, wurde in der 2. Hälfte des 12. Jh. errichtet und zeigt spärliche Reste originaler Fresken. Die Darstellung einer „Marienkrönung“ in der Apsis stellt eine kunsthistorische Besonderheit dar. Bei Grabungen im Jahr 1960 wurden Reste einer frühchristlichen Saalkirche aus dem 5. Jh. mit Chorschranken sowie einem tonnengewölbten Reliquiengrab im Altarraum entdeckt.

Die Laurentiuskirche wurde in der 2. Hälfte des 12. Jh. errichtet 18

© Imst Tourismus – foto-abber.at


KIRCHEN & KAPELLEN IN IMST

In der Kirche ist heute noch die Marmorplatte mit KreuzChristusmonogramm (1. H. 5. Jh.) zu sehen. Diese Funde bezeugen eine sehr frühe Christianisierung dieses Gebietes. Pestkapelle

Diese Kapelle, zu Ehren der Grablege und Auferstehung des Erlösers errichtet, wurde 1678 feierlich eingeweiht. In der ersten Hälfte des 17. Jh. blieb auch Imst nicht verschont vom „Schwarzen Tod“: die Pest grassierte in weiten Teilen Mitteleuropas und in Imst starb fast ein Fünftel der Bevölkerung. Aus diesem Anlass wurde eine Kapelle in offener Hallenbauweise errichtet (da sich wohl die Krankheit in geschlossenen Räumen schneller verbreitete), welche heute als Pestkapelle bekannt ist und beim Gang über den Kalvarienberg in der Karwoche mit einem besonders faszinierenden „Heiligen Grab“ nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringt.

„Pålmelatte“ viel höher als die Pestkapelle

© West

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„Maria Schnee“ – idyllisch gelegen, zu romantischen Anlässen besucht

© Imst Tourismus

Wallfahrtskirche „Maria Schnee“

Ein Juwel im Ortsteil Gunglgrün ist die kleine Wallfahrtskirche „Maria Schnee“, welche heute besonders beliebt für Hochzeiten oder Taufen ist. 1732/33 wurde diese kleine Kirche errichtet und konnte 1734 feierlich eingeweiht werden. Votivtafeln aus dem 18. und 19. Jh. zeugen von der Beliebtheit des Wallfahrtsortes.

Einige weitere kleine Kapellen, Bildstöcke und sakrale Kunstwerke lassen sich in der gesamten Ferienregion „erwandern“ und finden durch ihren meist sehr guten Erhaltungszustand große Beachtung. 20


KIRCHEN & KAPELLEN IN IMST

Kirche zu den Heiligen Engeln, BRENNBICHL

Das modere Gotteshaus in Brennbichl, die Kirche zu den Heiligen Engeln, wurde nach Plänen des Imster Architekten Norbert Heltschl errichtet, die Grundsteinlegung erfolgte 1965, die Weihe fand bereits 1967 statt. Bei der Ausgestaltung dieser modernen Kirche wirkten einige Imster Künstler des 20. Jh. mit: das Mosaik hinter dem Altar gestaltete Andreas Weißenbach, die Kreuzwegstationen stammen von Elmar Kopp, die Glasfenster der Taufkirche sind ein Werk von August Stimpfl.

© Pfarre Imst

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Das Wasser rinnt ins Meer zurück, doch kehrt zurück kein Augenblick. (Hausspruch aus Tirol)

© Imst Tourismus – martinlugger.com

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Die zahlreichen Brunnen der Stadt (mehr als 40, davon sind 18 historische Brunnen), welche heute das Ortsbild prägen und das Auge erfreuen, sowie Durstige mit frischem Quellwasser laben, gehörten in früheren Jahrhunderten, als wichtigste und oft einzige Trinkwasserquelle, zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zentren von Imst. Mit wenigen Ausnahmen waren die Brunnen alle öffentlich, die Gemeinde hatte für die Quellfassung sowie die Zuleitung und die Errichtung der Anlagen zu sorgen. Die Gemeinde wies Häusern einen bestimmten öffentlichen Brunnen zu, die benützungsberechtigten Bewohner waren in einer Brunnengenossenschaft oder einer Interessentschaft zusammengeschlossen.

oberer

Brunnenkroas

unterer

Brunnenkroas

STADT DER BRUNNEN

IMST – STADT DER BRUNNEN

Durch die laufende Restaurierung der historischen Brunnenfiguren, diversen Instandhaltungsarbeiten, der Errichtung von informativen Tafeln sowie der Veröffentlichung des „Brunnenführers“ (IMST WASSER, erhältlich bei Imst Tourismus) können der „obere und der untere Brunnenkroas“ sehr informativ und erfrischend erwandert werden.

© Imst Tourismus - foto-abber.at

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„das Schemenlaufen soll nicht ein Schelmenlaufen seyn (…) ansonst in den Kotter mit euch Tabacksbrüdern und Weinzapfen!“ (Abraham a Santa Clara, anno 1683)

© Imst Tourismus – west

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Dieser, im gesamten Alpenraum wohl urtümlichste und traditionelle Fasnachtsbrauch, der im Rhythmus von vier Jahren stattfindet, ist nur schwer in einer Kurzfassung zu beschreiben. Hunderte Masken verschiedenster Gruppen mit den zentralen Gestalten des jugendlichen Rollers und des alternden Schellers, zelebrieren den Triumph des Frühlings über den Winter. Ein unbedingtes Muss ist das direkte Erleben dieses „speziellen“ Sonntags im Februar. Ein Besuch im Haus der Fasnacht bietet jedoch das ganze Jahr über die Gelegenheit, diesen Brauch kennenzulernen. Am 5. Dezember 2012 wurde das Imster Schemenlaufen in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen!

IMSTER SCHEMENLAUFEN & HAUS DER FASNACHT

Imster Schemenlaufen

Haus der Fasnacht

Im „Glaserhaus“ in unmittelbarer Nähe zur Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in der Imster Oberstadt ist seit dem Jahr 2000 das Fasnachtsmuseum untergebracht. Das Museum, dessen zugänglicher Bereich vor allem in multimedialer Form das traditionelle Schemenlaufen präsentiert, beherbergt auch das Fasnachtsarchiv. Zu besuchen jeden Freitag, 16.00 – 19.00 Uhr und auf Anfrage. www.fasnacht.at

Geschnitzte Meisterwerke und multimediale Präsentation im Haus der Fasnacht

© Imst Tourismus – martinlugger.com

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„Geasch mit in’s Museum?“ (ORF Radio Tirol, Ernst Griesser)

© Imst Tourismus – Museum im Ballhaus

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Geballte Kunst- und Kulturgeschichte in musealen Einrichtungen kennenzulernen, zu bestaunen und durch Führungen zu begreifen wird zum besonderen Erlebnis in den Museen der Ferienregion Imst.

MUSEEN IN IMST

MUSEEN IN IMST

Museum im Ballhaus

1909 wurde in Imst ein Heimatmuseum in drei Räumen des ehemaligen „Ballhauses“ am Stadtplatz (Warenballen-Lager aus dem 16. Jh.) eingerichtet. 1999 kam es zum Umbau und der Renovierung des bestehenden Gebäudes, 2003 konnte das neu konzipierte Museum eröffnet werden. Objekte zur Kulturgeschichte der Stadt (urgeschichtliche Funde, Geschichte des Bergbaus, traditionelles Zunftwesen, Volksfrömmigkeit, Vogelhandel) sowie zahlreiche Werke bedeutender Imster Künstler sind zu sehen. Regelmäßig stattfindende Sonderausstellungen befassen sich mit speziellen Themen aus Imst und der näheren Umgebung. Eine Besonderheit zur Weihnachtszeit stellt die prachtvolle Ursulinenkrippe dar, welche regelmäßig (Advent, Weihnachten, bis Mariä Lichtmess) im Museum ausgestellt wird. Zu besuchen jeweils am Dienstag, Donnerstag & Freitag / 14.00 – 18.00 Uhr, Samstag / 9.00 – 12.00 Uhr. www.kultur-imst.at

© Imst Tourismus – west

Das „Ballhaus“ (in dem sich heute das Heimatmuseum befindet und dessen Name sich von „Warenballen“ welche hier lagerten herführt) und auch der „Salzstadel“, welcher sich im hinteren Teil des Alten Rathauses (heute Städt. Galerie) befand und 1483 urkundlich erwähnt wurde, gehörten zu den wichtigsten Lagerstätten des alten Marktes Imst. Salz aus der Saline in Hall wurde im Salzstadl zwischengelagert und von hier aus in Imst verteilt und in die umliegenden Gemeinden und Täler geliefert. So war Imst seit jeher ein wichtiger Handelsplatz in zentraler Lage. 27


Städtische Galerie Theodor von Hörmann

Erlebnis zeitgenössische Kunst

Am Imster Stadtplatz, dem ehemaligen Zentrum des historischen Marktes, steht sehr imposant in seiner Erscheinung das Alte Rathaus. Seit 1993 befindet sich im Erdgeschoss auf 160 qm die Städtische Galerie Theodor von Hörmann. Das Hauptaugenmerk der Galerie ist auf zeitgenössische Kunst gerichtet. Imster Künstlern wird hier eine Präsentationsfläche sowie den kunstinteressierten Besuchern bei freiem Eintritt die Eröffnung neuer Perspektiven geboten. Benannt wurde die Galerie nach Theodor von Hörmann (1840-1895) dem in Imst geborenen Vertreter des österr. Stimmungsimpressionismus. Bäuerliche Gerätesammlung der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt

Im Erdgeschoß der Lehranstalt werden zahlreiche Arbeitsgeräte der (Berg-) Bauern, Werkzeuge, Gerätschaften zur Flachsverarbeitung, Holzverarbeitung und vieles mehr ausgestellt und vermitteln einen guten Einblick in die harte Arbeit des Tiroler Bauernstandes. Zu besuchen nach telefonischer Vereinbarung (Tel. +43 5412 66 346) von September bis Ende Juni. Feuerwehrmuseum

1995 konnte das Museum eröffnet werden, nachdem im Gerätehaus der Feuerwehr ein Raum dafür adaptiert wurde. Zahlreiche Ausrüstungsgegenstände sowie eine Sammlung an historischen Fotos und Dokumenten erzählen sehr informativ die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Imst und geben einen Einblick über deren Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte. Zu besuchen nach Vereinbarung. www.ff-imst.at

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MUSEEN IN IMST „Altes Rathaus“ (Städtische Galerie Theodor von Hörmann)

© Imst Tourismus

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Imster Künstler – geprägt von der Heimat sowie bereichert durch wertvolle Erfahrungen in der Ferne

Theodor von Hörmann, Biergarten in Dachau (1892), Heimatmuseum Imst (Ausschnitt)

© Imst Tourismus – Museum im Ballhaus

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Wird neben der bewegten Kulturgeschichte der Region ein besonderer Blick auf die Kunstgeschichte gerichtet, so fällt dem interessierten Besucher die Dichte an Künstlern und Baumeistern, das starke Wirken von Malern, Kunstschmieden und Bildhauern auf. Vor allem zur Zeit des Bergwerkwesens, im ausgehenden Mittelalter, in der Barockzeit und im 19. Jh. zeigten die in Imst geborenen und lebenden „Künstler“ ein intensives Wirken und Schaffen. Oft mussten sie aufgrund des Studiums oder durch die Auftragslage bedingt ihre Wirkungsstätten örtlich verändern und so zogen sie aus, oft auch, um wiederzukommen. Kunstakademien, z.B. in Wien oder München, wurden besucht. Gerade für die einheimischen Bildhauer wurde München im 19. Jh. zu einer wichtigen Wirkungsstätte. Überall im Ort, nicht nur als Museumsobjekte ausgestellt, sind Beispiele dieses jahrhundertelangen künstlerischen Schaffens zu entdecken. Imster Künstler, welche auch im Ausland tätig und erfolgreich waren, haben ihrem Heimatort Zeugnisse vergangener kunsthistorischer Epochen hinterlassen.

Künstlerpersönlichkeiten & KunststraSSe

Künstlerpersönlichkeiten

© Imst Tourismus - foto-abber.at

Thomas Walch Brunnen von Elmar Kopp zum 20. Todestag von Thomas Walch (1965) mit Steinmetz Sager aus Laaser Marmor gestaltet

DIE Imster Kunststrassen Seit dem Jahr 2001 werden zahlreiche leerstehende Geschäftslokale der Innenstadt als auch Banken und andere Institutionen durch künstlerisches und kreatives Schaffen belebt. An die 20 Ausstellungsräumlichkeiten oder auch öffentliche Plätze bieten zahlreichen mitwirkenden Künstlern die Möglichkeit, ihre Kunst zu präsentieren und diese auch zu verkaufen. www.kunststrasse-imst.at

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Anlässlich des 50. Gründungsjubiläums von SOS-Kinderdorf in Tiflis, Georgien, wurde diese Figur vom Bildhauer Merab Berzdenishvili entworfen und in Bronze gegossen. Als Präsentationsort wurde der Platz vor dem Pflegezentrum Imst Gurgltal im Zentrum der Stadt gewählt.

SOS-Kinderdorf ... Von Imst aus in die ganze Welt © SOS-Kinderdorf Imst Tourismus – martinlugger.com

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Die Idee Hermann Gmeiners, verwaisten und verlassenen Kindern in der Nachkriegszeit ein neues Zuhause zu geben, wurde 1949 mit der Gründung des Vereins SOS-Kinderdorf und der Errichtung des ersten SOS-Kinderdorfes in Imst am Weinberg umgesetzt. Als Vorbild diente das für Kriegswaisen in den Jahren 1944-1946 entstandene Schweizer Kinderdorf Pestalozzi in Trogen (Appenzell). Eröffnet wurde in Imst das „Haus Frieden“ als erstes Haus am 15. April 1951. Hermann Gmeiner investierte sein gesamtes Vermögen von 600 Schilling in die ersten Spendenaufrufe, die dazu aufforderten, den Verein mit einem Schilling monatlich zu unterstützen. Diese Aufrufe fanden eine unerwartete Resonanz. Vier Prinzipien waren für Hermann Gmeiner von Beginn an ausschlaggebend für das Leben im Kinderdorf:

SOS-Kinderdorf & UBUNTU

SOS-Kinderdorf

1) eine Mutter für sieben bis acht Kinder, 2) eine gegebene Familienstruktur (Mädchen und Buben

unterschiedlichen Alters leben gemeinsam),

3) ein eigenes Haus, 4) ein geschlossenes Dorf mit einem Leiter und

der Kontakt zur jeweiligen Gemeinde.

Von Imst aus in die ganze Welt – SOS-Kinderdorf ist in 132 Ländern rund um den ganzen Erdball aktiv! Ein Besuch des Grabes von Hermann Gmeiner ist vormittags an Schultagen möglich, angemeldete Gruppen und Besucher werden betreut. Tel. +43 5412 66234

www.sos-kinderdorf.at

UBUNTU

Anlässlich des 50. Gründungsjubiläums von SOS-Kinderdorf in Tiflis, Georgien, wurde diese Figur vom Bildhauer Merab Berzdenishvili entworfen und in Bronze gegossen. Als Präsentationsort wurde der Platz vor dem Pflegezentrum Imst Gurgltal im Zentrum der Stadt gewählt.

UBUNTU stellt eine Kulturinitiative von SOS-Kinderdorf dar. Hierbei handelt es sich um ein Projekt der Hermann Gmeiner Gesellschaft, der Stadt Imst und Imst Tourismus. Regelmäßige Veranstaltungen und Ausstellungen in den Räumlichkeiten in der Pfarrgasse machen auf diese Initiative aufmerksam. www.ubuntu-imst.at 33


... am Inn entlang, im Tal und auf Anhöhen gelegen ...

© Imst Tourismus – Alpine Luftbild

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1282 erfolgte erstmals die Nennung des Ortes. Sowohl Imsterberg als auch Imsterau wurden 1427 als Orte des Gerichts Imst genannt, die damalige Nennung lautete: „der Ort in der Au und auf dem Perg“. 1629 wurde eine steuerliche Trennung zwischen Imsterberg und Imsterau bekannt. 1811 konnte unter bayrischer Besatzung die politische Gemeinde Imsterberg eingerichtet werden.

IMSTERBERG & IMSTERAU

IMSTERBERG & IMSTERAU

Bei einer Auseinandersetzung zwischen deutschen Soldaten und amerikanischen Panzern 1945 wurden beinahe alle Häuser des Ortes zerstört, nach dem Krieg bedurfte es großer Motivation zum Wiederaufbau. Zur Errichtung von Werksanlagen der Tiroler Wasserkraft auf Gemeindegebiet kam es in den Jahren 1953–1956. Im Talboden liegt die Fraktion Imsterau, auf einer Geländestufe über dem Inntal, südwestlich der Bezirkshauptstadt Imst gelegen, befindet sich Imsterberg. Sehenswert ist im Ort die Pfarrkirche Mariä Sieben Schmerzen – erstmals wurde in Imsterberg 1390 eine Kirche erwähnt, 1687 eine Kirche erbaut, die jedoch bereits 1791 einem Neubau, im spätbarocken Stil errichtet, weichen musste. Im 17. Jh. wurde die Kapelle „Zu den 14 Nothelfern“ erbaut, welche direkt am Jakobsweg liegt. Drohende Gefahren durch Hochwasser und Muren sollten im Glauben und durch andächtige Gebete abgewendet werden.

© Imst Tourismus

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... kleine Orte von großer Geschichte geprägt ...

© Imst Tourismus – west

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In der späten Bronzezeit (1300–800 v. Chr.) wird eine erste Besiedlung von Karres vermutet. Archäologische Funde bestätigen eine Ansiedlung in römischer Zeit (Villa Rustica um 250 n. Ch.). 1288 wurde erstmals der Ortsname „Cherres“ genannt. Im Mittelalter wurde im Tschirgant, an dessen Fuße das Haufendorf Karres an einem sonnigen Südhang liegt, Bergbau betrieben. Verfallene Stollen erinnern heute noch an den Bergsegen am Tschirgant. Das „Wennerhaus“ (1972 abgebrannt) und das „Söppelerhaus“, mit großen Toreinfahrten und spätgotischen Spitzrippengewölben waren und sind auch heute noch Zeugnisse dieser Epoche. Die Kirche zum Hl. Stephan wurde 1432 erstmals urkundlich erwähnt, das Äußere der Pfarrkirche hat seinen spätgotischen Stil erhalten, im Inneren wurde die Kirche 1736 barockisiert.

KARRES

KARRES

Tschirgant-Felssturz

An der Grenze der Gemeinden Karres und Karrösten verläuft der Gipfel des Tschirgant (2.370 m). Die Spitze des Berges, welche einer Schaufel gleicht, ist wohl namensgebend für den Tschirgant (Dialektwort). Das Bergmassiv weist Karstformen auf und setzt sich aus Wettersteinkalk und Wettersteindolomit zusammen. Vor etwa 3000 Jahren ereignete sich im Bereich der Weißen Wand ein massiver Felssturz.

© Imst Tourismus – west

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Ursprünglicher Siedlungsgrund an der Sonnenseite

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Als „Oista“ wird Karrösten erstmals 1070 genannt, in einem Urbar (Besitzrechtsverzeichnis) des Stiftes Stams wird 1336 der Name „Kerrosten“ erwähnt. Wie der Nachbarort Karres liegt auch Karrösten südlich des Tschirgantmassivs. Der Ort wurde aufgrund seiner geographischen Lage zwischen dem Fernpass und dem Reschenpass bereits in der Bronzezeit durchwandert, 1972 konnten bei Ausgrabungen 13 Urnengräber mit Grabbeigaben gefunden werden. Eine frühe Besiedlung des Gebietes wurde dadurch bestätigt. Eine römische Ansiedlung ist nicht zu vermuten, es ist jedoch möglich, dass die alte Römerstrasse Via Claudia Augusta durch das heutige Ortsgebiet von Karrösten führte. Die Expositurkirche Hll. Magdalena und Nikolaus wurde 1409 eingeweiht. Ein Brand 1766 erforderte einen Neubau, welcher 1778 geweiht wurde.

KARRÖSTEN

KARRÖSTEN

BERGBAU IM TSCHIRGANT

Unter Kaiser Maximilian kam es zu einer Blütezeit des Bergbaus im Tschirgant. In 41 Gruben wurde (Fahl-)Erz abgebaut. 1532 gab es einen religiös motivierten Knappenaufstand, die Niederschlagung dessen sowie die strenge Gerichtsbarkeit des Landesfürsten Ferdinand II. bedingte eine Abwanderung der Bergleute. Ende des 17. Jh. wurde der Abbau eingestellt, somit versiegte eine wichtige Einnahmequelle des Ortes. „Der Bergsturz“ (Quellentext aus der Chronik von Karrösten): Das einstige Karrösten sei ursprünglich auf der Maure gestanden und habe Karrestein geheißen. Die dortigen Karröster seien als Knappen zur Zeit des großen Bergsegens überaus reich geworden, ja sie hätten zu den reichsten Leuten der ganzen Umgebung gezählt. Das machte sie sehr hochmütig, und sie vergaßen den Blick für Armut und Not. So sei eines Tages ein Bettler in Karrestein erschienen und habe um ein Stück Brot gebettelt. Doch die hartherzigen Menschen wiesen ihn von der Schwelle. Niemand hatte Erbarmen mit dem Armen. So musste der Bettler von dannen ziehen. Doch am Ausgang des Dorfes habe er sich umgedreht und gerufen: „Steine möge es regnen auf dich, du stolzer Ort!“ Und wirklich, der Himmel verdunkelte sich, ein fürchterliches Gewitter brach los, der Tschirgant barst und riesige Stein und Felsmassen bedeckten das Dorf. Es hätte keinen einzigen Überlebenden gegeben. Daher komme es, dass man immer wieder auf Mauerreste stoße, die nur von diesem versunkenen Dorf stammten. 39


Königskapelle

Besondere Schlagzeilen aus der Gemeinde Karrösten erreichten die Welt im Jahre 1854. In Brennbichl, einer Fraktion der Gemeinde, kam König Friedrich August II. von Sachsen auf der Durchreise ums Leben. Auf einem stei- len Wegstück stürzte der König aus seinem Wagen und verletzte sich tödlich. Er wurde in den nahegelegenen Gasthof Mair (heute Gasthof Neuner, Brennbichl) gebracht. Am Sterbebett des Königs stand die Wirtin Witwe Therese Mair, geb. Pfurtscheller. Angeblich wurde das Sterbezimmer von der königlich-sächsischen Familie auf ewige Zeiten gemietet ... Eine Tafel vor dem Zimmer bezeugte für lange Zeit: „In diesem Zimmer verschied Seine Majestät, Friedrich August II. von Sachsen, am 9. August 1854 vormittag gegen 11 Uhr an den Folgen der erlittenen Kopfverletzung.“ Die Königskapelle erinnert an diesen tragischen Unfall – sie wurde 1855 im Auftrag der Witwe des Königs errichtet.

... auch heute noch „königliche“ Grablege

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Ebenso auf Karröster Gemeindegebiet steht der Romedihof (Brennbichl 91). Hier befand sich einst das Knappengericht – das Gebäude stammt aus dem 16./17. Jh. Durch die Einrichtung eines „Backpacker-Hostels“ wurde das Gebäude aktuell wieder zugänglich. www.romedihof.at

KARRÖSTEN

ROMEDIHOF

JAKOBSWEG

An der Königskapelle vorbei geht der Verlauf des Jakobsweg in Tirol. Die Teilstrecke der Region führt von Haiming aus in Richtung Roppen „Römerbadl“ über die Burschlkapelle durch den Wald nach Karres sowie weiter über Karrösten abwärts zur Kapelle. WEBEREI SCHATZ

Alte Handwerkstradition kann in Karrösten in der Weberei Schatz erfahren werden. Der Flachsreichtum des Ötztals als auch des Pitztals verhalf den Bauern zu einer zusätzlichen Einnahmequelle. Flachs war für den Bauern eine arbeitsintensive Pflanze, welche für den Eigenverbrauch kultiviert wurde. Oft wurde auch für den Handel angebaut und in den Wintermonaten in Heimarbeit gewebt. In der ersten Hälfte des 19. Jh. gehörte der Verkauf von Flachs und Leinen als auch deren Produkten zu einer der Haupteinnahmequellen in der Region. Die Weberei Schatz gilt heute noch als Verwalter dieses kulturellen Erbes. Traditionelle Handwerkskunst heute noch erlebbar

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Auf der alten Römerstrasse durch die Region wandeln

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Der lateinische Name „molere“ (Mühle) gilt als Basis des Ortsnamen Mils. Früher befanden sich Mühlen auf dem Schwemmkegel, auf dem der Ort liegt. Eine frühe Besiedlung ist durch vorgeschichtliche Funde als auch die Erklärung der Ortsnamen anzunehmen. Im Jahr 1427 wurde Mils eine Wirtschaftsgemeinde, 1629 eine Steuergemeinde sowie 1811 zur politischen Gemeinde.

Mils bei Imst

Mils bei Imst

Pfarrkirche zum Hl. Sebastian

Die Kirche wurde im neugotischen Stil erbaut und befindet sich auf einem Hügel am nördlichen Ortsrand, der Friedhof umgibt die Kirche. 1451 wurde eine Kapelle urkundlich erwähnt, die Pfarre besteht seit 1891. Via Claudia Augusta

Nach ihrem Erbauer Kaiser Claudius benannt, schufen die Römer in den Jahren 46/47 eine erste Strasse, welche über den Reschenpass führte und die wichtigste Handelsroute über den Fernpass darstellte. Bis ins Mittelalter hinein bestand diese Strasse. 1934 wurde am Milserberg (Bundesstrasse) ein Stück der in Stein gehauenen Fahrspuren der alten Römerstrasse gefunden. www.viaclaudia.org Milser Au

Für viele gilt die Milser Au als Naherholungsgebiet am Inn. 1987 wurde der Waldkomplex um die Au nach dem Tiroler Naturschutzgesetz unter Schutz gestellt. Seit 2008 läuft ein Revitalisierungsprogramm der Au, welches das Ökosystem des Grauerlen-Auwaldes langfristig erhält und den natürlichen Lebensraum revitalisiert. So werden wertvolle Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere geschaffen.

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Am Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege gelegen

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Bereits 1150 wurde Dormitz, ein Ortsteil der Gemeinde Nassereith, erstmals urkundlich erwähnt. Das Bestehen einer Dauersiedlung bereits 200–300 v. Chr. belegt der Besiedelungsnachweis. Auch Wegverbindungen über den Fernpass sowie über den Holzleitensattel (hier führte die alte Salzstrasse über das Mieminger Plateau nach Telfs) scheinen sehr früh in den geschichtlichen Dokumenten auf. Heute wird Dormitz gerne besucht, um eine der schönsten und ältesten Wallfahrtskirchen des Tiroler Oberlandes zu besichtigen. Die Wallfahrtskirche zum Hl. Nikolaus stammt aus der Spätgotik und wurde 1746 im Inneren barockisiert. Eine Muttergottes mit Kind aus dem 15. Jh. ziert den Hochaltar.

NASSEREITH

NASSEREITH

Kirche zu den Hl. Drei Königen

In Nassereith selbst steht eine der größten Dorfkirchen Tirols – die Kirche zu den Hl. Drei Königen besticht durch ihren barocken Zwiebelturm. Die barockisierte Kirche wurde 1698 geweiht. Ein Besuch des „Hl. Grabes“ zur Osterzeit in Nassereith ist empfehlenswert.

Wallfahrtskirche Dormitz

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© Imst Tourismus – Museum Nassereith

Nassereither Schellerlaufen

Einer der bedeutendsten Tiroler Fasnachtsbräuche findet alle drei Jahre in Nassereith statt. Die Hauptfiguren sind dabei der schöne Zug mit Kehrer, Roller und Scheller, der Bär mit Bärentreiber und Bärenpfeifer, Hexen und Karner. Der Kampf zwischen Bär und Bärentreiber symbolisiert den Kampf des Frühlings gegen den Winter, den schlussendlich der Frühling (Bär) gewinnt.

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Fasnachtsmuseum

Prachtvoller Mohrenspritzer 46

Im Gemeindehaus von Nassereith wurden 1971 Museumsräume adaptiert, um die Masken der Nassereither Fasnacht auch außerhalb des dreijährigen Fasnachtszyklus zu präsentieren. 2006 kam es zu umfangreichen Umund Ausbauarbeiten. Das 2008 eröffnete Fasnachtsmuseum präsentiert nun Maskenraum, Medienraum, eine Ausstellungshalle sowie Technik- und Lagerräume. Kostüme, Schellen und historische Fotos zählen neben den kostbaren Masken (über 300 Objekte), welche auch vom Nassereither Künstler Franz Josef Kranewitter geschnitzt wurden, zu den Ausstellungsgegenständen des Museums. Zu besuchen jeden Freitag, 16.00 – 19.00 Uhr und auf Anfrage. www.schellerlaufen.at


Der Fernpass ist der zweite Alpenpass auf der alten und von den Römern ausgebauten Reschenroute. Schon der vorrömische Bernsteinhandel soll über den Fernpass geführt worden sein. Entlang der weiterführenden Zufahrtswege zum Fernpass gibt es zahlreiche archäologische Funde, welche die Bedeutung des Fernpasses für den Handel zwischen Ostsee und Oberitalien, und sogar bis nach Griechenland eindrucksvoll belegen. Im Jahre 1288 wurde Schloss Vernstein (auch „Stein am Fern“) als landesfürstliche Wehranlage erbaut und urkundlich erwähnt. Die Klause war die ehemalige Zollstation und die Befestigungsanlage am Fernpass. Unterhalb des Schlosses steht die vermutlich von Meister Heinrich von Imst erbaute „Vierzehn-Nothelfer-Kapelle“ welche 1478 geweiht wurde. Der Fernsteinsee in unmittelbarer Nähe befindet sich heute in Privatbesitz und ist ein beliebtes Tauchgebiet. Inmitten des Sees, auf einer Waldkuppe, zeigen sich Fragmente des ehemaligen Jagdschlosses Sigmundsburg, welches Herzog Sigismund vor 1462 errichten ließ. Im 16. Jh. wurde das Schloss von landesfürstlichen Pflegern verwaltet, danach wurde es als Pfand vergeben. Seit 1720 zeigt sich das ehemalige Jagdschloss als Ruine.

NASSEREITH

Fernpass – Klause Fernstein – Fernsteinsee

www.fernsteinsee.at Ein märchenhaftes Erholungsgebiet, welches schon König Ludwig II. von Bayern als sein Lieblingsausflugsziel auserkoren hatte und daher oft in diesem Gebiet verweilte.

© Knödler

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Ein Erholungsraum mit wahrlich mildem Klima ...

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roppen

Roppen Der Ort wurde erstmals urkundlich erwähnt als „Roupen“ im Jahr 1260. Eine wesentlich längere Besiedelung bezeugen Wallspuren und Terrassen auf dem „Burschl“ (dieser ansprechende Hügel befindet sich nördlich des Ortes). Bereits in prähistorischer Zeit fand ein lokales Heiligtum am Burschl seinen Platz. 1962 wurde in Erinnerung daran die Kapelle Zum Hl. Bruder Nikolaus erbaut. Im Silbertal, nordöstlich von Roppen, wurde im Mittelalter Bergbau betrieben. Als Umschlagplatz für die Haller Saline gewann der Ort im 15. Jh. immer mehr an Bedeutung. Auf dem Weg von der Schweiz an Roppen vorbei wurde Holz bis nach Hall auf dem Inn geflößt. Pfarrkirche Hl. Leonhard

Einen ersten Kirchenbau gab es in Roppen bereits Anfang des 14. Jhs. 1775 wurde eine bestehende Kirche vergrößert, im Jahr 1853 erfolgte ein Neubau durch Karl Rokita. Fasnacht in Roppen

Wenn die „Tschirgethex“ erzählt und Hexen, Bären, Laninger und Laberasänger durch das Dorf ziehen, dann ist Fasnacht in Roppen. Wer kennt wohl das Geheimrezept des Roppener Hexe-Bluat?

© Imst Tourismus

Roppener Roller und Scheller am Dorfbrunnen 49


© Imst Tourismus – Thorsten Wenzler

Geoweg

Im Nordosten des Roppener Gewerbegebietes beginnt der Weg, welcher entlang eines trockenen Bewässerungwaales führt. Einst leitete dieser Waal Wasser vom Leonhardsbach zu den Feldern bei Ötzbruck. Weiter geht es durch den Weiler Ötzbruck, entlang des Bahndammes zur Mündung der Ötztaler Ache in den Inn. Zu entdecken sind in diesem Bereich Gesteine aus dem Engadin sowie den Seitentälern des Inns, ebenso aus den Lechtaler Alpen und natürlich aus den Ötztaler Alpen sowie vom Tschirgant. Mit leichten An- und Abstiegen durch bewegtes Gelände führt auch der Rückweg nach Roppen. Spannend zu erleben sind die weitgehend unveränderten Lebensräume des Bergsturzgebietes. Erdpyramiden

Extravagante Erdpyramiden zu bestaunen 50

Als Monumente der letzten Eiszeit (vor 20.000 Jahren) sind diese bizarren Verwitterungsgebilde aus Ablagerungen (Moränen) in Nordtirol selten zu sehen. Ein ca. zwei Stunden dauernder Rundwanderweg bietet eine spannende Möglichkeit, diese geologische Besonderheit zu betrachten. www.geozentrum-tirol.at


roppen

Obstkultur

Günstige klimatische Bedingungen (oft wird vom „Meran Nordtirols“ gesprochen) und die sehr sonnige Lage Roppens bieten exzellente Voraussetzungen für einen Erhalt der langen Obstbautradition. Alte Apfelsorten, Birnen, Steinobst und auch Weintrauben gedeihen in dieser Landschaft und bieten fast zu jeder Jahreszeit eine köstliche Augenweide.

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Mildes Klima, ertragreiche Ernte 51


Sagenhafte Geschichte und bezaubernde Naturlandschaft

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„Sawrs“ (Saurs), der ursprüngliche Name von Schönwies, wurde 1288 erstmals urkundlich erwähnt. Grabungen bestätigten die Vermutung, dass sich auf dem Burschl in Obsaurs eine vorgeschichtliche Höhensiedlung befand. Funde aus der La Téne-Zeit lassen einen lokalen Brandopferplatz vermuten. Der Verlauf der Via Claudia Augusta durch das Gebiet wurde durch das Auffinden römischer Münzen bestätigt.

SCHÖNWIES

SCHÖNWIES

Die Pfarrkirche Hl. Michael stellt einen frühbarocken Saalbau mit mächtigem Nordturm dar, welcher baulich mehrmals verändert wurde. Eine Vergrößerung der Kirche erfolgte in den 1930er Jahren, eine umfassende Restaurierung fand in späterer Folge um 1974/75 statt. Obsaurs, Kirche St. Vigil

Um 1500 wurde dieser kleine spätgotische Saalbau wohl an Stelle einer romanischen Kirche errichtet, die Wandmalereien in Fresko- und Seccotechnik stammen aus dem frühen 16. Jh. bis zum 17. Jh. Die spätgotische Kanzel zeigt sich kunstvoll mit reichem Blüten- und Laubwerk in Flachschnitzerei, der reich verzierte Rokokoaltar zeigt Skulpturen von Johann Schnegg und ein Altarbild „Hll. Vigilius und Gallus“ von Johann Georg Witwer (um 1770–80).

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1994-1996 erfolgte eine Restaurierung mit finanzieller Unterstützung durch die MesserschmittStiftung. 53


© Imst Tourismus – foto-abber.at

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SCHÖNWIES

„Dreimadlkirche“

© Wolfgang Morscher, www.SAGEN.at

Sagenumwoben ist die Herkunft der „Drei Heiligen Madln“, welche auf einem Tafelbild aus dem 17. Jh. in der Vigilkirche für Verwirrung sorgen. Ambett, Gwerbett und Wilbett werden sie genannt - ihre Herkunft, ihr Sinn und ihre Bedeutung ist bis heute ungeklärt. Wurden hier drei Salige Fräulein verehrt, wie uns die Legende erzählt? Neben dem Hl. Vigil (hier handelt es sich um die einzige Kirche Nordtirols mit diesem Patrozinium) wurden in der frühen Neuzeit diese drei Jungfrauen als Wetterheilige um Regen, aber auch um Kindersegen angefleht!

Tafelbild der 3 Hl. Jungfrauen Ambett, Gwerbett, Wilbett

Jakobsweg durch Tirol

Auch wenn St. Vigil mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln nicht sehr einfach zu erreichen ist, so kann der Fußgänger, auch Wanderer oder sogar Pilger – am Jakobsweg durch Tirol – die kleine Kirche sehr gut erreichen und, oben angekommen, die Aussicht über das Inntal genießen. Pilger von heute sind davon überzeugt, dass St. Vigil einer der wichtigsten spirituellen Orte auf dem (Nord-)Tiroler Jakobsweg ist. Bereits 1604 kam ein Jakobspilger am Weg nach Santiago di Compostela hier vorbei und malte mit einem Rötelstift die Jakobsmuschel sowie zwei gekreuzte Pilgerstäbe an die Wand. Besuchen auch Sie St. Vigil und lassen Sie sich von diesem magischen Ort mit wohl ungeklärter Geschichte verzaubern! 55


Hexendorf Tarrenz mit wahrlich ritterlicher Geschichte

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Gegenüber des alten Verkehrsweges der Römerstrasse, welche über Strad nach Nasserreith führte, liegt das Haufendorf Tarrenz. Vom lateinischen Wort „Torrens“ (wilder Bach) entstammt der Name, somit ist ein Hinweis auf einen römischen Ursprung des Ortes gegeben. Im heutigen Weiler Dollinger wurden römische Münzen aus der Zeit von Kaiser Caligula (37–41 n. Chr.) sowie Gewandfibeln und Hipposandalen gefunden, ebenso beeindruckende Funde aus der La Téne-Zeit (5.–1. Jh. v. Chr. – einer Epoche der jüngeren vorrömischen Eisenzeit). Bei der Landteilung 1254 fiel das Inntal ab Zams flussabwärts an die Grafen von Hirschberg, Meinhard II. von Görz-Tirol erhielt das Gebiet 1263. Tarrenz wird 1275 zum Steuerbezirk Imst gezählt, bereits seit dem 14. Jh. als eigene Wirtschaftsgemeinde erwähnt. Als politische Gemeinde präsentiert sich der Ort ab 1811. Von großer wirtschaftlicher Bedeutung im 19. Jh. waren die Nagelschmieden. In unzähligen „Schmitten“ entlang des Salvesenbaches wurden Sensen, Waffen und Huf- bzw. Schuhnägel produziert. Das Aufkommen von maschineller und industrieller Fertigung bedeutete mit der Zeit einen Untergang des so bedeutenden Handwerkes, so musste ein Betrieb nach dem anderen zusperren.

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TARRENZ

tarrenz

Fließendes Wasser als treibende Kraft der Handwerker

Pfarrkirche Hl. Ulrich

Der Bau der Pfarrkirche, welche dem Hl. Ulrich geweiht ist, geht zurück auf das Bergwerkswesen in diesem Gebiet. Der im Kern spätgotische Bau wurde mehrfach umgestaltet. Eine erste urkundliche Erwähnung gab es 1409, ein Neubau fand um 1500 durch Meister Jörg aus der Imster Bauhütte statt. Im 18. Jh. erfolgte die Barockisierung, 1882–1886 wurde die Kirche regotisiert. 57


Die Starkenberger

Vermutlich als Ministerialen der Staufer in diese Gegend gekommen, konnte das Geschlecht der Starkenberger im ausgehenden Mittelalter eine große wirtschaftliche sowie auch politische Bedeutung erlangen. Am Eingang der Salvesenschlucht errichteten sie die Burg Altstarkenberg, welche 1217 urkundlich erwähnt wurde. In kurzer Zeit verfügten die Starkenberger über zahlreiche Lehnsmänner (auch Lehensleute), welche im Namen der Starkenberger Burgen und Schlösser in Nordals auch in Südtirol führten. Die von den Starkenbergern errichteten Schwaighöfe, meist in entlegenen Seitentälern angelegt, trugen ebenso zum wirtschaftlichen Erfolg der Raubritter bei. Zu erwähnen ist jedoch, dass die Siedlungspolitik des Heinrich von Starkenberg für die damalige Zeit von einer starken sozialen Haltung geprägt war: die Schwaighofbauern durften ihre Güter verkaufen oder auch vererben. Nur der vereinbarte Zins blieb auf dem Hof; auch gab es bei den Starkenbergern keine Leibeigenen. Burg Altstarkenberg

Die Burg Altstarkenberg war als Stammsitz bis 1423 im Eigenbesitz des Geschlechts, 1423 wurde sie durch Herzog Friedrich von Österreich belagert und auch zerstört – die Spannungen zwischen den Starkenbergern und den immer stärker werdenden Tiroler Adeligen wuchsen und so kam es zu einigen kriegerischen Auseinandersetzungen. Heute sind von der ehemaligen Burganlage noch zwei Mauerstücke sowie der Halsgraben erhalten. Neustarkenberg

Die jüngere Burg der Starkenberger ist auf einer kleinen Anhöhe südwestlich von Tarrenz gelegen. 1217 erging die Burgbauerlaubnis König Heinrichs von Böhmen an Heinrich von Starkenberg. 1351 bis 1410 war die Burg im Pfandbesitz der Herren von Rottenburg, 1410 ging sie in landesfürstlichen Besitz über und entging somit einer Zerstörung. Die Burg kam im 17. Jh. in bürgerlichen Besitz und 1810 erfolgte die Umwidmung in eine Brauerei.

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Nachdem Tirol von den Franzosen besetzt wurde, gründete Anna Strele im Jahr 1810 eine Brauerei auf Schloss Starkenberg. Der Bierausstoß steigerte sich ständig, der mehrmalige Besitzerwechsel in jüngster Vergangenheit brachte eine Reihe an Modernisierungen und Umbauten mit sich. Heute zählt die Brauerei zu den bekanntesten Tiroler Brauereien und mit Stolz kann bemerkt werden, dass hier Österreichs meist prämiertes Bier gebraut wird.

tarrenz

Brauerei

Starkenberger Biermythos

Das Biermuseum bzw. die Biererlebniswelt wurde 2005 in der Brauerei Schloss Starkenberg eröffnet. Die Geschichte der Brauerei und des Schlosses sowie des Rittergeschlechts der Starkenberger präsentiert sich in eindrucksvoller Weise in den adaptierten Räumlichkeiten. Die Kulturgeschichte des Bieres wird dem Besucher durch eine spannende Sinneserfahrung näher gebracht. Die hautfreundliche Wirkung des traditionellen Hopfensaftes kann im „Bierschwimmbad“ erprobt werden. www.starkenberger.at

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Salvesenschlucht

Eine Wanderung durch diese wild-romantische Schlucht, welche ungefähr zwei Stunden in Anspruch nimmt und durch steile Schluchtwände mit Faltungen führt, erfährt ihren Höhepunkt am „Hohen Übergang“. Auf historischen Pfaden können vielleicht Reste der Ruine Gebratstein entdeckt werden und mit viel Vorstellungskraft kann sich der Wanderer in die Zeit der Starkenberger zurückdenken. ein wahrlich „hoher“ Übergang …

© Geozentrum

Reste der Ruine Gebratstein

© Michael Baumann

Skulpturenweg Salvesen

Die in Stein gemeißelten, in Beton gegossenen, aus Holz geschnitzten, aus Metall geformten oder in Ton modellierten Skulpturen und Objekte säumen den Weg in die Salvesenschlucht. Sie wurden von heimischen und internationalen KünstlerInnen im Rahmen von Bildhauersymposien gestaltet. Diese „Kunst in der Natur“ gilt es im Skulpturenpark Salvesen zu erwandern. Kunst und Natur in unterschiedlichster Form 60


tarrenz

Sinnesbrunn

Die kleine Wallfahrtskirche „Unsere Liebe Frau“, welche 1829 errichtet wurde (die erste Kapelle wurde 1777 erbaut) geht auf ein Andachtsbild zurück, welches seit jeher an einem Baum vorhanden gewesen sein sollte und von vielen andächtigen Bergwerksleuten besucht wurde. Ein kräftiger Schluck des Heilwassers aus der Quelle stärkt sicher jeden Wanderer, der an diesem idyllischen Ort vorbeikommt.

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Heimatmuseum und Museumsgalerie

In einem Bauernhaus (erbaut 1734) wurde 1981 das Museum eröffnet, welches die bäuerliche Lebens- und Arbeitswelt (gut vorstellbar in Stube, Rauchkuchl, Schlafkammer) wieder lebendig macht. In der Galerie im ehemaligen Stallgebäude wird zeitgenössischen Künstlern die Möglichkeit geboten, sich in geselligem Beisammensein der Öffentlichtkeit zu präsentieren.

© Imst Tourismus – foto-abber.at

© Imst Tourismus – foto-abber.at

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Archäologische Besonderheiten im Gurgltal

© Knappenwelt - Iris Kiechl

Knappenwelt Gurgltal

Im 16. und 17. Jh. erlebte die Region eine Hochblüte im Bergwerkswesen. Im Gurgltal sowie in den Seitentälern des Tiroler Oberlandes wurden Bleierze und Zink abgebaut. Das Abbaugebiet im Gurgltal zählte zu den wichtigsten Zulieferbetrieben für das Silberbergwerk in Schwaz. Die sehr harte und schwere Arbeit in den Stollen war für die Knappen oft die einzige Möglichkeit den Lebensunterhalt für ihre Familien zu verdienen. Die schwere und gleichsam faszinierende Zeit des Bergbaus wird in der Knappenwelt Gurgltal, welche als Erlebnispark im Jahr 2008 eröffnet wurde, informativ und anschaulich vermittelt. Zu besichtigen sind ein Grubenhaus, ein Knappenhaus, das Pochwerk, Siebeherde, die Scheidstube, der Erzhof, eine Schreib- sowie eine Schmiedestube. Das Trennen des Erzminerals vom tauben Gestein – die Aufbereitung der Erze – wird hier verständlich für jeden Besucher dargestellt. Die unterschiedlichsten Abbautechniken werden im Stollen erfahrbar gemacht. Während der Saisonsöffnungszeit der Knappenwelt, von Mai bis Oktober, gibt es unterschiedlichste Veranstaltungen sowie Sonderausstellungen, welche sich noch mehr mit dem Thema des Bergbaus im Gurgltal auseinandersetzen. Die Beschäftigung mit dem Thema erfolgt auf wissenschaftlicher Basis, Geologen, Archäologen, Historiker u.a. arbeiten für dieses Projekt intensiv zusammen. www.knappenwelt.at 62


2008 wurde im Strader Wald bei Grabungsarbeiten das Skelett einer jungen Frau aus dem 17. Jh. entdeckt und ausgegraben. Zahlreiche Grabbeigaben sowie eine Münze erlaubten eine genaue Datierung. Der Fund gilt als Sensation und das Mysterium um diese junge Frau ist immens. In der Knappenwelt Gurgltal soll die „Heilerin vom Strader Wald“ eine neue Bleibe finden – in einem eigenen Ausstellungsgebäude mit ständigen Sonderausstellungen zum Leben und den Lebensumständen dieser geheimnissumwitterten Frau. www.knappenwelt.at

tarrenz

HEILERIN VOM STRADER WALD

Heilerin vom Strader Wald

Fasnacht in Tarrenz

Neben Imst und Nassereith, den Orten mit den wohl größten und faszinierendsten Fasnachtveranstaltungen, darf auch Tarrenz nicht vergessen werden. Wenn auch nur im kleineren Rahmen, jedoch nicht weniger prachtvoll, erfolgt auch hier der Rivalitätskampf zwischen Roller und Scheller. Zahlreiche für Tarrenz charakteristische Masken begleiten das Paar. Die Hexen mit ihrem Hexenwagen und lautem Geschrei, Bären, Sackner, Waldmandln und die Geigenmaler sind nur ein paar dieser traditionellen Masken, welche vor allem die Tarreter Bevölkerung bei „ihrer“ Fasnacht vor Stolz strahlen lassen.

© Mike Maass

Fasnacht im Hexendorf Tarrenz 63


So war es damals. Ansichts- bzw. Korrespondenzkarten um 1900 aus der Sammlung von Hubert Heel aus Imsterberg.

Imst mit Rosengartenschlucht

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Imsterberg


ins Gurgltal

ALTE ANSICHTEN

Imst mit Blick

Karres

Karrรถsten

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Mils bei Imst

Nassereith

Roppen 66


ALTE ANSICHTEN Schรถnwies

Tarrenz mit Salvesenschlucht

Fernpass 67


Bibliographie (eine Auswahl):

Gert Ammann: Österreichische Kunstmonographie. Band IX. Das Tiroler Oberland, Salzburg 1978

Dehio-Handbuch, Kunstdenkmäler Österreichs – Tirol, Wien, 1980 Stadtgemeinde Imst (Hg.): Stadtbuch Imst, 1976 (vergriffen) Stadtgemeinde Imst (Hg.): Stadtbuch Imst, 1997 Michael Forcher: Kleine Geschichte Tirols, Innsbruck 2006 Stefan Handle: Imster Kirchenführer, Imst 2006 Der vorliegende kultURführer der Ferienregion Imst zeigt in kurzer, pointierter und vor allem durch seine Bilder sprechende Weise die kulturelle Vielfalt der Region. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht gegeben werden, sind die Interessen doch zu verschieden und zu vielfältig. Wer sich gerne geographisch-ausführlicher, geschichtlich-genauer oder auch kunsthistorisch-intensiver mit dem Thema auseinandersetzen möchte, findet in den Buchhandlungen von Imst weiterführende Information in gedruckter Form als auch in den Büros von Imst Tourismus in den einzelnen Orten der Ferienregion detaillierte Informationsbroschüren.

NOTIZEN

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Ein kurzes Nachwort: Die aufgelisteten, beschriebenen und bildlich dargestellten Sehenswürdigkeiten, Kulturhighlights und kulturellen Besonderheiten der Ferienregion Imst sind nach bestem Wissen und Gewissen, ihrer Bedeutung und auch Erreichbarkeit ausgewählt worden. Dass diese Broschüre jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, ist allen kulturinteressierten Besuchern, Wanderern, Pilgern sicherlich bewusst. Die Vielzahl an kulturellen Schätzen dieser Region lässt sich nicht zur Gänze in eine kleine handliche Broschüre bannen, die Auswahl an Literatur ist zu vielfältig und spannend zu lesen. So lassen wir unseren Lesern die Möglichkeit offen, eigene Entdeckungen zu machen und uns ihre Erlebnisse und Eindrücke gegebenenfalls mitzuteilen. Wir freuen uns auf Ihre Resonanz! Imst Tourismus Simone Gasser (Autorin)


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Imst Tourismus Johannesplatz 4 · A-6460 Imst Tel. +43 5412 6910 0 Fax: +43 5412 6910 8 E-Mail: info@imst.at Skype: imst.tourismus Infobüro Imst · Johannesplatz 4 Infobüro Nassereith · Postplatz 28 Infobüro Tarrenz · Hauptstraße 14 Infopoint Trofana Tyrol · Mils bei Imst


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