Die erste Röntgenröhre
1895 Wilhelm Conrad Röntgen, Max Gundelach, Firma Greiner und Friedrichs, Glasbläser Carl Heinrich Florenz Müller Gehlberg Stützerbach Landkreis Ilm-Kreis Hamburg
Drei Orten wird die Herstellung der ersten Röntgenröhre zugeschrieben, doch alle wurzeln in Südthüringen: 1895 Gehlberg und Stützerbach 1874 kam Franz Schilling aus Stützerbach nach Gehlberg und übernahm mit Emil Gundelach eine Glashütte. Er brachte nützliches Wissen in chemischer Labortechnik mit. Gundelachs Sohn Max und sein Bruder führten die Hütte weiter. Max Gundelach hatte an der Universität Heidelberg Wilhelm Conrad Röntgen getroffen, der 1895 die X-Strahlung entdeckte. Gundelach und Mitarbeiter Röntgens arbeiteten in Gehlberg an der Produktion einer Röntgenröhre. 1897 bedankte sich Röntgen in einer Publikation bei ihnen und den Stützerbacher Glasbläsern der Firma Greiner und Friedrichs. Beide hatten Glasröhren mit verschiedenen Anoden und Kathoden geliefert, wie es auch Zeichnungen und Entwürfe zeigen. In welcher der Glashütten die erste Röntgenröhre entstand, lässt sich nicht belegen. Die industrielle Herstellung erfolgte in Gehlberg, wo 1928 „den Arbeitern der Firmen Gundelach und Schilling, die aus Unkenntnis der schädlichen Wirkung von Röntgenstrahlen“ gestorben waren, ein Gedenkstein gesetzt wurde.
1896 Sohn der Glasbläser-Region in Hamburg Doch auch der Glasbläser Carl Heinrich Florenz Müller, der 1865 eine Glaswerkstatt in Hamburg eröffnet hatte, spielt eine tragende Rolle: Die Glasmacherfamilie Müller ist seit 1567 in Thüringen nachgewiesen, zuerst in Langenbach/Schleusingen im Landkreis Hildburghausen. Vorfahr Christoph Müller hatte 1597 mit Hans Greiner die Glashütte in Lauscha gegründet. Carl H. F. Müller, 1845 in Piesau geboren, folgte 1863 dem ebenfalls aus der Lauschaer Region stammenden Glasbläser C. P. Greiner nach Hamburg, wo sich dieser auf medizinische Geräte spezialisiert hatte. Ab 1865 fertigte Müller in eigener Werkstatt zunächst künstlerisch gestaltete Gläser, doch 1882 – ein Jahr nach Bekanntwerden von Edisons Glühlampe in Europa – soll Müller bereits die ersten und besten Glühlampen in Deutschland gefertigt haben. Und nach Bekanntwerden von Röntgens X-Strahlen versuchte er sich umgehend an solchen Röhren. Im März 1896 soll Müllers erstes Röntgengerät am Krankenhaus Eppendorf in Betrieb gegangen sein. 1899 erhielt Müller das deutsche Reichspatent Nr. 113430 auf eine Röntgenröhre mit wassergekühlter Anode. Seine Firma „C.H.F. Müller“, nun als „Röntgen-Müller“ bekannt, ging 1927 mit dem Philips-Konzern zusammen. Als AG produzierte sie in der Röntgenstr. 24/26 in Hamburg-Fuhlsbüttel mit Philips als Großaktionär, bis 1988 firmierte sie unter dem Namen des Firmengründers. Wenige Wochen nach Entdeckung durch die Glasmacher realisiert: Die erste Röntgenröhre. Foto: Daderot
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