Idea Spektrum Schweiz 31/2014

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30. Juli 2014 | 31

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Ständeratspräsident Hannes Germann im Gesprääch zum Nationalfeiertag:

„Die Schweiz ist verunsichert“

4 Versöhnung Amische zu Gast im Emmental | 7 ICEJ 30 Jahre Internationale Christliche Botschaft Jerusalem | 15 idea-Sommerserie Was macht eigentlich... Otto Zwygart? 22 Gesellschaft Wie sich eine Scheidung auf die Kinder auswirkt www.ideaschweiz.ch


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Ihre Bewerbung senden Sie bitte bis zum 31. Juli 2014 an: Herr Thomas Berger Kirchgemeinderatspräsident Matte 76 B, 3417 Rüegsau

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E DI T OR I A L

Wer stoppt diese Gewalt? Liebe Leserin, lieber Leser Der Hass regiert. In Irak, Syrien, Afghanistan, Nigeria, Gaza. Es ist, als hätten sich dunkle Mächte aufgemacht. Wer sich nicht unterwirft, wird getötet. Während die internationale Gemeinschaft Sanktionen gegen Russland austüftelt und sich mit Israel und den Palästinensern befasst, markieren Jihadisten im Irak die Häuser von Christen. Und niemand stoppt sie. Die Gewalt der sunnitischen „Gotteskrieger“ der IS erschreckt selbst Al-Qaida-Terroristen. Sie nutzen die Schwäche der Regierungen aus. Das Chaos ist ihre Chance zur Macht. Wut und Hass schrauben die Spirale der Gewalt immer höher. In den letzten Tagen bete ich regelmässig für die verfolgten Christen im Nahen Osten. Sie werden aus Gegenden vertrieben, die „urbiblisch“ sind, zum Beispiel aus Ninive. Aufgrund von Jonas Bussruf war diese Stadt umgekehrt zu Gott. Die Ruinen von Ninive liegen gegenüber der irakischen Stadt Mossul. In ihr lebten während Jahrhunderten sehr viele Christen. Sie wurden sukzessive vertrieben. Die letzten vor zwei Wochen. Und Jonas Grab wurde von den schwarzen Horden zerstört. Eines Tages drängten sich viele Menschen um Jesus. Er wandte sich ihnen zu: „Diese Generation ist böse! Sie verlangt ein Zeichen. Aber es wird ihr kein Zeichen gegeben werden, nur das des Propheten Jona. Denn wie Jona für die Leute von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für die heutige Generation sein“ (Lukas 11,29 – 30 NGÜ). Ninive ist aufgrund eines Prophetenwortes umgekehrt, aber jetzt steht der „eingeborene Sohn“ (griech. monogenes) vor ihnen und verkündigt Gotteswort. Jesus predigte das Gegenteil von Hass: die Feindesliebe. „Ihr wisst, dass es heisst: ‚Du sollst deine Mitmenschen lieben, und du sollst deine Feinde hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen. Damit erweist ihr euch als Söhne eures Vaters im Himmel“ (Matth. 5,44 – 45 NGÜ). Paradox, feige? Nein, diese Kraft kann die Gewaltspirale durchtrennen. Jesus bezeichnet die Feindesliebe nicht als Weg zur Weltverbesserung. Sondern er verspricht, dass wir so dem himmlischen Vater ähnlicher werden. In Syrien und Irak leben Christen, die sich berufen sehen, den Menschen in ihrer Heimat zu dienen. Dafür setzen sie ihr Leben ein. Schweizer Hilfswerke unterstützen ihre Nothilfeprogramme. Unsere Gebete und Gaben können Hoffnung bringen. Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

Bildnachweis: Parlament.ch, Andrea Vonlanthen (Titelseite); zvg (Seite 3)

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BIBLISCH Ich bin immer bei euch, bis das Ende dieser Welt gekommen ist! Matthäus 28,20b Jesus motiviert mich, etwas mit ihm zu wagen. Jesus ist für mich kein Stubenhocker, sondern er möchte, dass ich mich mit ihm aufs Glatteis wage – natürlich ohne dabei naiv oder fahrlässig zu sein. So können wir Christen mit Jesus die mutigsten und vielleicht auch verrücktesten Menschen sein. In meiner Arbeit in Kambodscha erlebe ich tagtäglich, wie abhängig ich von ihm bin. Die Herausforderungen, die ich in diesem wirtschaftlich armen Land bei der Arbeit erlebe, sind vielfältig und täglich neu. So fühle ich mich enorm privilegiert, immer wieder von dieser Aussage Jesu’ Gebrauch zu machen und mich darauf verlassen zu können. Ein Lieblingsbibelwort von David Keller, Interserve-Partner und Gründer von eggscellent, einem Social Enterprise (Business as MissionProjekt) in Kambodscha. www.eggscellent.org

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX


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PARDON Sind Sie glücklich? Ich meine nicht nur jetzt, wenn Sie vielleicht wie ich bald in die Ferien fahren. Auch nicht das Glücksgefühl, weil Sie gerade einen Sechser im Lotto hatten. Ich meine diese tiefe, innere Zufrieden­ heit. Kennen Sie dieses Lebensge­ fühl? Wenn nicht, was fehlt Ihnen zu Ihrem persönlichen Glück? Nicht einmal die Glücksforscher kennen die Faktoren so ganz genau, die am meisten zu unserem Glück beitragen. Einige denken, dass es gewisse Charaktereigenschaften sind. Andere reden von Anteilen im Lebensstil, die wichtig sind: Dank­ barkeit, Engagement / Selbst­ verwirklichung, Sinn, Genuss. Vielleicht haben Sie es bemerkt, ich bin über einen Artikel zu diesem Thema gestolpert. Während ich ihn las, fragte ich mich, was für Vorteile denn Christen hätten – sie müssten doch die glücklichsten Menschen sein! Dann erinnerte ich mich vage an ein paar griesgrämige Gesichter, die mir im frommen Umfeld (natür­ lich nur ausserhalb meiner Ge­ meinde) begegnet sind ... Dankbarkeit: in allen Dingen, sagt Paulus. Eine Aufgabe: Freiwillige sind gefragt, ansonsten fragen Sie umgehend ihren Pastor. Selbst­ verwirklichung? Nur ein bisschen, aber doch wenigstens ein Dienst, der Ihren Gaben entspricht. Lebens­ sinn: Als das verstehe ich das Angebot Jesu. Da wäre also noch die Sache mit dem Genuss. Ob hier der Hase im Pfeffer liegt? In diesem Sinne: Geniessen Sie die Ferien! Tun Sie, was Ihnen guttut! Damit Ihnen das Glück wieder ins Gesicht geschrieben steht. Helena Gysin ist Familienfrau und Sekretärin der Baptistengemeinde Bülach.

Amische zu Gast im Emmental VERSÖHNUNG Emmentaler Christen hiessen Amische aus den USA herzlich willkommen. Das war ein Höhepunkt auf ihrer Europareise.

S

ie heissen Riegsecker und Yoder, Hochstetler und Lehman, Chupp und Roth und sind gekommen, um das Land ihrer Vorfahren zu sehen. Als die 46 Amischen und Mennoniten am 15. Juli in Würzbrunnen ankamen, zeigte sich das Emmental von seiner sonnigsten Seite. Um den Besuchern aus Übersee ein herzhaftes Willkomm und ein nachhaltiges Erlebnis zu bescheren, hatten Herbert Held, Pfarrer in Röthenbach, und Hansueli Wenger, Andreas Reich und Martin Rindlisbacher (EGW Bärau, Sumiswald und Eggiwil) pri­ vate Gastgeber gesucht. Gäste und Gast­ geber trafen sich in und vor der Würz­ brunnenkirche.

Damals Gericht, heute Segen Herbert Held blickte in seiner Besinnung zurück auf die Unterdrückung und Ver­ treibung der Täufer. Es kam so weit, dass Bewohner von Röthenbach von der Re­ gierung als Geiseln genommen und in Bern gefangen gesetzt wurden, und zwar so lange, bis es keine Täufer mehr im Ort gebe. Im Jahr 1701 wurde dem Ortspfarrer

vorgehalten, er sei durch seine Nachlässig­ keit mitverantwortlich für die Zunahme des Täufertums. 1710 standen die Namen der beiden Röthenbacher Ueli Fahrni und Hans Engel auf einer Liste von Täufern, die zu deportieren waren. „Jetzt, 300 Jahre später, sind wir in dieser Kirche beieinan­ der“, sagte Herbert Held. „Sie als Nach­ fahren dieser Menschen, die Unrecht er­ litten haben – ich als reformierter Pfarrer.“ Dann hiess Pfarrer Held die Gäste aus Amerika von Herzen willkommen und verkündigte, dass von dieser Kirche, in der einst über Täufer zu Gericht gesessen wur­ de, heute Segen ausgehen solle. Held las aus dem Gebet von Jesus für die Einheit der Christen (Johannes 17,9­22) und er bat Gott um Segen für die Reisegruppe. Peter Schmid von der EGW­Medienstelle begrüsste die Gäste in Würzbrunnen. Er schlug einen Bogen von den Täufern des 16. und 17. Jahrhunderts zu geistlichen Aufbrüchen im Emmental im 19. Jahr­ hundert und der heutigen lebendigen Kirchenszene. Schmid verwies auf das Schuldeingeständnis der Zürcher Refor­

GEGEN DAS ERSETZEN DER NATIONALHYMNE REGT SICH PROTEST

Schweizerpsalm soll bleiben „Über zweihundert Vorschläge für neue Nationalhymne!“ Bei der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) herrscht Freude. Man ist überzeugt, dass die Zeit reif für eine neue Landeshym­ ne ist. „Trittst im Morgenrot daher“ soll abtreten. Der „Schweizerpsalm“ wird als

überholt betrachtet. Als Textgrundlage für die künftige Nationalhymne dient die Präambel der Bundesverfassung, in der Werte wie Demokratie, Vielfalt, Freiheit, Frieden und Solidarität genannt werden. Die Melodie der bisherigen Hymne kann in der künftigen Hymne beibehalten, an­ gepasst oder durch eine Neukomposition ersetzt werden. Interessant ist aber eine Sprachanalyse der Hymnen der 32 Teil­ nehmer der Fussball­WM. Ergebnis: Das häufigste Hauptwort in den Hymnen der 32 WM­Teilnehmer ist das Wort „Gott“. 43­mal wird Gott insgesamt angerufen. Damit steht er vor „Vaterland“ (38) sowie

Fotos: Zukunft CH; zvg

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NOTIERT Früher verfolgt, heute gesegnet: Amische erleben die Emmentaler Gastfreundschaft.

mierten 2004 und das Täuferjahr 2007. Auf diesem Boden wachse Gastfreundschaft, mit dem Wunsch, nach lange getrennter Geschichte nun das Verständnis und die gegenseitige Wertschätzung zu fördern.

Freuden für Gemüt und Gaumen Die Anwesenden sangen gemeinsam „Grosser Gott, wir loben dich“ und „Gott ist die Liebe“; die Gäste trugen zwei Lieder auf ihre eigentümliche Weise bei. Anschlies­ send lud Hansueli Wenger, Koordinator der Gastfamilien, die Emmentaler ein zum neugierigen Gespräch mit den amischen Gästen. Diese haben nämlich das Deutsch ihrer Vorfahren bewahrt. Beim Apéro, den die Kirchgemeinde Röthenbach offerierte, fand man sich. Ein Abend begann, den Gäste und Gastgeber nicht so schnell ver­ gessen werden.

Mit dem Schiff übers Meer

Fotos: Peter Schmid; zvg

Ihren Namen haben die Amischen von Jakob Amann, der um 1644 im Simmental geboren wurde und 1693 durch seine

„Freiheit“, „Erde“ und „Liebe“ (je 32). Im Schweizerpsalm kommt das Wort „Gott“ gleich achtmal vor. Gegen den Ersatz der Nationalhymne formiert sich Widerstand. Die Stiftung Zukunft­CH und die EDU for­ dern die Bevölkerung auf, sich mit einer bei ihnen erhältlichen Protestkarte an Bundespräsident Burkhalter zu wenden. „Eine Nationalhymne sollte nicht aktu­ ellen Modeerscheinungen, sondern dem bleibenden Fundament einer Gesellschaft verpflichtet sein.“ Den Schweizerpsalm geschaffen haben der Protestant Leonard Widmer und der Zisterzienser Alberik Zwyssig. Allein dies sei schon bemerkenswert, schreiben die Initianten des Protests. Was die beiden trotz aller Gegensätze verbunden habe, sei der gemeinsame Glaube an Gott und die Wichtigkeit des Gebets gewesen. Dies 31.2014

Forderungen eine Spaltung der Täufer im Emmental bewirkt hatte. Bis heute halten die Amischen an seinen Vorgaben für die Gemeinschaft fest. Diese zählt in den USA und Kanada um die 200 000 Mitglieder und wächst weiter. Unter den Täufern aus Nordamerika, welche die Schweiz als Hei­ mat ihrer Vorfahren besuchten, sind aber nur wenige Amische dieser Ausrichtung. Denn die Angehörigen dieser Tradition fliegen nicht.

Im Land der Väter Wilmer Martin vom Reisebüro, das die Tour (zwei Atlantikpassagen auf der Queen Mary 2 und neun Tage in Westeuropa) organisiert hatte, zeigte sich hocherfreut über die Begegnung in Würzbrunnen. Reiseleiter John Ruth sagte, er habe so etwas in vier Jahrzehnten nicht erlebt. Mit der freundlichen Aufnahme im Emmental sei der Besuch für die Amischen ein Heim­ kommen im Land der Väter geworden. Diese Erfahrung werde zu Hause in den USA noch viel zu reden geben. (psc) •

hätten Widmer und Zwyssig im Schweizer­ psalm auf ergreifende Weise ausgedrückt. Bis zum Jahresende werden nun maxi­ mal zehn der bei der SGG eingereichten Vorschläge von einer Jury ausgewählt, in alle Landessprachen übersetzt und pro­ fessionell interpretiert. Diese Beiträge sollen im Frühjahr 2015 auf bekannten Webseiten aufgeschaltet werden. Die drei besten Beiträge gelangen aufgrund einer Online­Abstimmung am Volksmusikfest im September 2015 in Aarau in ein öffent­ liches Finale mit Abstimmung per Telefon und SMS. Der Siegerbeitrag wird dann dem Bundesrat als Vorschlag für eine neue Nationalhymne unterbreitet werden. So lautet zumindest der Plan der SGG. (rh) b www.zukunft-ch.ch b www.edu-schweiz.ch

Erfolgloser Protest gegen die Stop-Aids-Kampagne Gegner der Kampagne „Love Life – Bereue nichts“ verlangten vom BAG, die Aktion sofort zu beenden. Ihr Ge­ such wurde von 35 Kindern und Jugend­ lichen und ihren Eltern unterschrieben und mit Unterstützung der Stiftung Zu­ kunft CH und fünf weiteren Organisati­ onen eingereicht. Insbesondere wollten sie die neuen Plakate verhindern, die seit dem 28. Juli überall in der Schweiz hängen. Der Protest blieb erfolglos. Protest gegen Christenverfolgung Aus Protest gegen die Vertreibung von Christen in Syrien und Irak durch Jihadisten gingen in Zürich gegen 500 Personen auf die Strasse. Zur Demo aufgerufen hatte die Jugendgruppe der „European Syriac Union“ (ESU Youth). Betroffen vom brutalen Vorgehen der Jihadisten­Armee „Islamischer Staat“ (IS) sind vor allem die Aramäer, Assyrer und Chaldäer. An der Protestkundge­ bung in Zürich sammelte die christliche Menschenrechtsorganisation CSI Un­ terschriften. Sie will Bundespräsident Burkhalter auffordern, den Einsatz für religiöse Minderheiten im Nahen Osten zu einem Schwerpunkt in der Schweizer Aussenpolitik zu machen. b www.csi-schweiz.ch Über 32 000 Unterschriften gegen Gender im Lehrplan 21 32 454 Schweizerinnen und Schweizer haben ein von 14 Organisationen un­ terstütztes Begehren unterzeichnet. Es fordert die Streichung des fach­über­ greifenden Themas „Gender und Gleich­ stellung“ aus dem Lehrplan 21. Die Petition richtet sich an die Erziehungs­ und Bildungsdirektoren der Deutsch­ schweizer Kantone. Geschlechterdiskri­ minierung könne nur dann verhindert werden, wenn Frauen und Männer bei gleichen Rechten auch in ihrer Un­ terschiedlichkeit akzeptiert würden. b www.zukunft-ch.ch


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„Antisemitismus wie vor dem zweiten Weltkrieg” ISRAEL Der Schweizer Zweig der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) wird 30 Jahre alt. Gründer und Leiter Hansjörg Bischof über seine Arbeit und die gegenwärtige Situation in Israel. Herr Bischof, warum setzen Sie sich für Israel ein? Während des 6-Tage-Krieges 1967 fragte ich mich als junger Christ, was das alles bedeuten soll. In der biblischen Prophetie entdeckte ich Gottes Plan mit Israel als ein Instrument zum Heil für die Menschheit. Ich verstand, dass die Staatsgründung kein Zufall war. Ich nahm dann an der Rückführung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion teil und erlebte hautnah, wie diese biblische Verheissung am Volk Gottes Realität wurde. Wir sollten auch jetzt, in schwierigen Zeiten, dabei bleiben und uns nicht beirren lassen. Gott hat eine Zukunft und ein wichtiges Ziel mit Israel. Was war ein Höhepunkt Ihrer 30-jährigen Tätigkeit bei der ICEJ? Ein Highlight war, als 1989 die Grenzen der Sowjetunion aufgingen. Wir hatten ja auch in der Schweiz dafür demonstriert. Als es dann tatsächlich passierte, war es eine Gebetserhörung. Das war für mich sehr bewegend. In den Jahren danach wanderten über eine Million Juden von der ehemaligen Sowjetunion nach Israel aus. Was sind heute die grossen Herausforderungen Ihrer Arbeit? Es ist uns ein besonderes Anliegen, dass wir auch junge Christen mit dem Thema Israel ansprechen können. Wir haben jetzt auch im Schweizer Zweig eine neue Gruppe mit jungen Leuten gegründet, die „Arise Generation“. Wir möchten nicht an der Jugend vorbeigehen. Natürlich ist

Hansjörg Bischof und seine Frau Astrid. Die Christliche Botschaft in Jerusalem.

auch der wachsende Antisemitismus in der Schweiz eine grosse Herausforderung. Hier müssen wir klar Stellung beziehen. Das wird in Zukunft immer wichtiger. Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach die Haltung der Schweizer Öffentlichkeit zum Staat Israel? Während des 6-Tage-Krieges war die Stimmung sehr positiv. Damals gingen auch viele Schweizer in ein Kibbuz. Heute werden die Leute vermehrt gegen Israel aufgebracht. Das merkt man gerade jetzt in diesen Tagen. Damit nimmt auch der Antisemitismus zu. Man sieht diese Entwicklung an den antisemitischen Aussagen in den sozialen Netzwerken wie Facebook, die hoffentlich strafrechtlich verfolgt werden. Gedanken, wie man sie aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg kennt, kommen wieder auf. Reagiert Israel in der gegenwärtigen Krise angemessen?

Fotos: zvg

30 Jahre ICEJ Schweiz Die Internationale Christliche Botschaft wurde 1980 in Jerusalem gegründet, vier Jahre später der Schweizer Zweig. Heute ist die Botschaft in 140 Ländern aktiv. Der Schweizer Zweig unterstützt sie darin, Christen über die Geschehnisse in Israel zu informieren. Man will Interesse wecken und dazu ermutigen, für das Land zu beten. Soziale Projekte in Israel und die Versöhnung zwischen Arabern und Juden werden gefördert. Bei der Rückführung von Juden wird geholfen. Zudem setzt sich die ICEJ zusammen mit anderen Israelwerken für die Interessen Israels vor der Schweizer Regierung ein. b ch.icej.org

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Für Israel ist es ein Überlebenskampf, den es eigentlich nicht will. Die Raketen der Hamas sind nicht selbst gebastelt, wie manche behaupten. Es sind moderne Kriegsgeräte, die aus dem Iran eingeschleust wurden und bis in die israelischen Bevölkerungszentren reichen. Da kann Israel nicht mehr zusehen. Die Handlung ist legitim, wir würden uns auch verteidigen. Israel ist heute ein säkularer Staat. Darf man ihn grundsätzlich nicht kritisieren? Doch, positive Kritik ist natürlich erlaubt. Aber die meiste Kritik will unterschwellig Israel das Existenzrecht absprechen. Die Boykottbewegung kennt man ja aus den 30er-Jahren: „Kauft nicht bei Juden.“ Jetzt heisst es: „Kauft nicht von Israel.“ Wenn Russland eine Passagiermaschine abschiesst, demonstriert niemand. Die Palästinenser haben nun schon über 2000 Raketen auf Israel abgeschossen. Wenn Israel sich wehrt, wird demonstriert. Sicher macht Israel auch Fehler. Aber es handelt immer noch viel humaner, als seine Feinde das oft tun. Israel hat noch nie jemanden hingerichtet. Die Palästinenser haben schon Dutzende eigener Leute getötet, denen Kollaboration vorgeworfen wurde. Die Israelis gehen vorsichtig vor, warnen die Bevölkerung vor Angriffen. Sie hätten weniger eigene Opfer, wenn sie einfach alles bombardieren würden. • Interview: Christof Bauernfeind


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„Die Schweiz ist verunsichert“ 1. AUGUST Die Schweiz braucht die christlich-abendländische Kultur dauerhaft. Das betont der Ständeratspräsident Hannes Germann. Er meint auch, Bundespolitiker sollten sich mehr nach den Zehn Geboten richten. Das Gespräch zum Nationalfeiertag führte Andrea Vonlanthen. Was ist in Ihnen vorgegangen, als Sie während der Fussball-WM unsere Nationalhymne hörten? Das waren hochemotionale Momente für mich. Zusammen mit der sportlichen Spannung hat mich die Landeshymne ganz besonders berührt. Wo liegt die Stärke unserer Hymne? Sie hat einfach etwas Ergreifendes. Sie hat als Hymne, so wie sie ist, eine besondere Bedeutung für die Willens­ nation Schweiz. Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft sucht momentan nach einer neuen Hymne. Hat der Schweizerpsalm ausgedient? Das hat er sicher nicht! Er ist zwar relativ schwierig zu sin­ gen. Oft wird er auch sehr langsam gesungen. Vielleicht hätten jüngere Leute weniger Mühe, wenn die Melodie et­ was eingängiger wäre. Doch das Problem beginnt bereits in den Schulen. Ein Lehrer, der heute mit seinen Schülern die Nationalhymne singt, muss sich ja fast entschuldigen. Für mich wäre es das Normalste der Welt, dass man in den Schulen die Hymne lernt. Das wird in vielen anderen Ländern so gemacht, nicht nur in Amerika. Im Tessin hat der Grosse Rat beschlossen, die Nationalhymne müsse Schulstoff werden. Sollte das Schule machen? Ja, absolut! Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Die Hymne gehört einfach ins Repertoire von allen, die eine Schweizer Schule durchlaufen. Viele Schweizer und auch Zugewanderte haben sonst gar nicht die Chance, unsere Hymne zu lernen.

Hannes Germann Jahrgang 1956, verheiratet, zwei Töchter (18 und 15 Jahre), wohnhaft in Opfertshofen SH. Ursprünglich Primarlehrer, studierte auf dem zweiten Bildungsweg Betriebsökonomie. 1979-1990 Lehrtätigkeit im Kanton Schaffhausen (Primarschule bis Realschule), 1990-2002 Redaktor der „Schaffhauser Nachrichten“. Als SVP-Politiker zuerst Gemeindepräsident von Opfertshofen, dann Kantonsrat und seit 2002 Ständerat. Im letzten November mit allen Stimmen zum Ständeratspräsidenten 2013/14 gewählt. Heute auch Bankpräsident (Ersparniskasse Schaffhausen) und diverse Wirtschaftsmandate. Hobbys: Lesen, Musik, Skifahren, Jogging, Fussball. Spielte früher für den FC Schaffhausen, heute noch für den FC Nationalrat im Einsatz.

„Betet, freie Schweizer, betet“: Ist es vielleicht auch dieser Aufruf in unserer Hymne, der den Leuten Mühe macht? Das glaube ich weniger. Dieser Aufruf gehört einfach zu unserer Hymne. Vielleicht könnte es ein Vorschlag zur Güte sein, wenn man die einzelnen Strophen vermehrt in den verschiedenen Landessprachen singt. Damit könnten wir auf unsere kulturelle Vielfalt hinweisen und aufzei­ gen, dass die Hymne etwas Verbindendes darstellt.

„Es wäre das Normalste der Welt, dass man in den Schulen die Landeshymne lernt.“ Wofür sollten die freien Schweizer denn vermehrt beten? Das muss im Grund jeder Einzelne selber wissen. Wir sind ein Land, das auch schwierige Zeiten erlebt hat, aber vor vielem bewahrt geblieben ist, gerade in der jüngeren Geschichte. Es hat sich bestimmt gelohnt, dass wir dafür gebetet haben. Und jetzt haben wir viel Grund, dankbar zu sein, vor allem auch dafür, dass wir in einem so schö­ nen Land leben dürfen und dass es uns so gut geht. Sie haben vor dem letzten Bettag zusammen mit 136 anderen Parlamentsmitgliedern einen Gebetsaufruf an unsere Bevölkerung unterzeichnet. Was hat Sie dazu motiviert? Es ist wichtig, dass wir uns an einem Bettag darauf besin­ nen, dass wir nicht alles im Griff haben und auf Gottes Hilfe angewiesen sind. Das Bewusstsein, dass es eine hö­ here Macht gibt, die alles lenkt, ist auch für uns Politi­ ker wichtig. Es ist gut, wenn wir uns in Gedanken auch einmal öffnen für einen Bereich, der nicht Alltag ist und nicht vom Materiellen bestimmt wird. Wir brauchen den Mut, wieder mehr zum Spirituellen zu stehen und es auch zu leben. In einer so kurzlebigen Zeit ist es umso wichti­ ger, dass wir uns auf alte, bewährte Werte besinnen, auf die christlichen Grundwerte. Im Bundeshaus gibt es auch drei akkreditierte Beter. Wie erleben Sie diese speziellen Lobbyisten? Das sind gern gesehene Gäste im Bundeshaus. Ich habe noch nie gehört, dass sich jemand über sie beschwert hät­ te. Ich empfinde sie nicht in erster Linie als Lobbyisten, sondern als wertvolle Begleiter und als tolle Bereicherung. 31.2014


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nicht ständig sprechen zu wollen. Weil ich ohne ideolo­ gische Scheuklappen politisiere, habe ich über alle Partei­ grenzen hinweg gute Freunde. Ich kann es auch eingeste­ hen, wenn ich irgendwo falsch gelegen bin. Ich halte es mit einigen wenigen Grundwerten, die ich nicht je nach politischer Wetterlage ändere. Welches sind für Sie zentrale Grundwerte? Verlässlichkeit, Aufrichtigkeit, Lösungsorientiertheit. Wenn ich von einer Lösung überzeugt bin, will ich daran festhalten, auch wenn ich einmal nicht auf der Parteilinie bin. Und doch stehe ich zu den Kernwerten unserer Par­ tei. Das ist für mich kein Widerspruch, sondern entspricht meinen Überzeugungen. Wie verbringen Sie den 1. August? Bereits am 31. Juli bin ich in Eschenz im Thurgau, um die Ansprache zu halten. Am 1. August bin ich am Morgen im Bundeshaus, um zusammen mit Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger der Bevölkerung Red und Antwort zu stehen. Immer am 1. August gibt es im Bundeshaus einen Tag der offenen Tür. Und am späteren Nach mittag besuche ich meine Heimatgemeinde Merishausen im Kanton Schaffhausen, um eine Ansprache zu halten.

Was können diese Beter bewirken? Sie bringen ein Element in das Bundeshaus ein, das wenig mit dem Tagesgeschäft verfangen ist. Sie können Politi­ kern helfen, dass sie sich auch einmal Gedanken über an­ dere Fragen als Sachgeschäfte und Parteipolitik machen, über grundsätzliche Fragen des Lebens oder des Zusam­ menlebens zum Beispiel. Das betrachte ich als wertvoll.

Foto: Andrea Vonlanthen

Im australischen Parlament wird zu Beginn jeder Sitzung das „Vaterunser“ gebetet. Warum ist das bei uns undenkbar? Das ist in Australien vermutlich eine Tradition, die jetzt einfach weitergepflegt wird. Bei uns hat es Tradition, dass das nicht gemacht wird. Doch es wäre interessant, zu er­ fahren, ob das in früheren Zeiten auch bei uns im Bundes­ haus einmal so gepflegt wurde. Es ist schwierig, neue Tra­ ditionen einzuführen. Ich finde, dass ein Gebet auch nicht zur Zeremonie werden sollte, so wie bei uns im Ständerat der Appell. Mir ist es lieber, wenn man von Herzen betet, als wenn einfach eine Pflicht erfüllt wird. Die „NZZ“ schrieb vor Ihrer Wahl zum Ständeratspräsidenten, man höre kaum Negatives über Sie. Wie schaffen Sie das, als engagierter Politiker? Das ist sicher nicht mein primäres Ziel. Man hat es als Politiker gern, wenn man zur Kenntnis genommen wird, aber vor allem mit dem, was man leistet. Ich habe sicher die Fähigkeit, den Menschen zuhören zu können und 31.2014

Was wollen Sie den Schweizerinnen und Schweizern am 1. August besonders ans Herz legen? Ich werde sicher sagen, was den Wert unseres Landes aus­ macht, unsere Traditionen, unsere Neutralität, das fried­ liche Zusammenleben der verschiedenen Landesteile und Kulturen. Ich werde auch zum Fleiss und zur Innovations­ bereitschaft aufrufen. Wir sollten nicht dem Fleissigen und Erfolgreichen alles vergönnen, und wir müssen uns in der Politik hüten, alles gleichzumachen und staatlich zu regeln. Wir sollten nicht die gleichen Fehler machen wie gewisse EU­Länder.

„Ein Gebet sollte nicht zur Zeremonie werden, so wie bei uns im Ständerat der Appell.“ Sie gehören in Bern der Parlamentarischen Gruppe „Christ und Politik“ an. Inwiefern sind Ihnen die Zehn Gebote oder die Bergpredigt eine Hilfe in der Politik? Von den Zehn Geboten haben wir uns in der Politik ziemlich weit entfernt. Vielleicht wäre in Bern wirklich wieder einmal eine Bergpredigt fällig. Die Zehn Gebo­ te, vor allem ab dem vierten Gebot, hätten ziemlich viel mit dem politischen Alltag zu tun. Es könnte sicher nicht schaden, wenn wir unser Handeln wieder mehr danach richten würden. Ich denke gerade an die Beliebigkeit im Zusammenleben, die wachsende Verantwortungs­


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losigkeit, aber auch an eine verbreitete Neidkultur. Oft fehlt es auch an Ehrlichkeit. Man sagt den Leuten nicht, was wirklich Sache ist, sondern streut ihnen Sand in die Augen. Auch unter Gerechtigkeit versteht jeder etwas anderes. Gerechtigkeit ist etwas ganz Entscheidendes für unser Staatswesen. Warum braucht es eine Parlamentarische Gruppe „Christ und Politik“? Man darf die Gruppe nicht überschätzen. Es gibt ja eine grosse Zahl von Parlamentarischen Gruppen. Doch es ist wichtig und auch eine Chance, wenn sich Politiker, die auf christliche Werte setzen, Partei übergreifend treffen. Man könnte die Gruppe ruhig noch mehr aktivieren und bei einzelnen Vorlagen auch einmal konkret prüfen, ob sie unseren christlichen Grundwerten gerecht werden. Doch die Gruppe beteiligt sich ja nicht wie andere Grup­ pen an einzelnen Vernehmlassungen. Das machen eher die Kirchen respektive die Kirchenfunktionäre. Es stört Sie nicht, wenn sich die Kirchen in politische Geschäfte einmischen? Es stört mich dann, wenn ich als zahlendes Kirchen­ mitglied ein kirchliches Votum überhaupt nicht nachvoll­ ziehen kann. Doch es gehört für mich zu einer lebendigen Demokratie, wenn auch die Kirche eine politische Mei­ nung haben kann. Kirche und Staat lassen sich gar nicht trennen. Viele Menschen leben im Staat und in der Kirche. Und jeder Mensch hat doch irgendeinen Glauben. In welcher inneren Verfassung befindet sich unser Land? Die Schweiz ist verunsichert. Wir stellen uns auch zuneh­ mend in Frage. Wir lassen uns zu stark vom Ausland be­ einflussen. Wir haben zu wenig Mut, zu unserem Land zu stehen und für unsere Werte zu kämpfen. Auch wenn man im Ausland mit erhobener Moralkeule auf uns zu­

kommt, wird das Verhältnis nicht besser. Was beispiels­ weise die USA momentan aufführen, ist schlicht und einfach Machtpolitik, wirtschaftlich motiviert. Mit dieser Doppelmoral, man könnte es auch Verlogenheit nennen, können wir nicht richtig umgehen. Ist unsere Gesellschaft krank? So würde ich es nicht sagen. Doch wir leben mit einem Wohlstand, der satt macht. Und wer satt ist, wird müde und will auch nicht mehr kämpfen. Uns gehts wirtschaft­ lich wirklich gut, doch wir haben die Sättigungskurve wohl erreicht. Nun befürchtet man einen Abstieg und beginnt ihn vorzubereiten. Gegen diese Mentalität müs­ sen wir ankämpfen. Nur das hohe wirtschaftliche Niveau ermöglicht uns einen sozialen Ausgleich und Hilfeleis­ tungen für andere, denen es weniger gut geht. Doch ein starkes Land muss auch innerlich gefestigt sein.

„Wir müssen uns in der Politik hüten, alles gleichzumachen und staatlich zu regeln.“ Was macht die Identität unseres Landes heute aus? Die christlich­abendländische Kultur ist immer noch ein wichtiger Teil davon. Dazu kommt unsere humani­ täre Tradition. Ein weiterer Teil ist unsere Vielfalt. Viel­ leicht kommen wir so gut aus miteinander, weil wir so unterschiedlich sind. Wir lassen uns leben in unserer Verschiedenheit. Niemand probiert, aus einem Genfer einen Ostschweizer oder aus einem Tessiner einen Bas­ ler zu machen. Das ist eine riesige Stärke. Es ist auch eine einmalige Leistung, so viele Zugewanderte aufzu­ nehmen und zu integrieren. Das dürfen wir auch der EU mutig sagen: Betreffend Personenfreizügigkeit könnt ihr

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BR E N N P U N K T

wieder mit uns reden, wenn ihr uns ein Land zeigt, das auch nur annähernd so viele Ausländer und Asylbewer­ ber aufnimmt. Ist die Schweiz noch ein christliches Land? Ja, doch. Wir pflegen die christlich­abendländischen Werte im Grossen und Ganzen noch. Die Kirche hat sicher stark an Bedeutung verloren. Aber massgebend sind doch die Werte, die man lebt. Die Werte, die auch in unserer Verfas­ sung festgehalten sind, prägen unser Land durchaus noch und werden auch grösstenteils gelebt. Natürlich kommen andere Kulturen hinzu. Wir wollen aus den Muslimen kei­ ne Christen machen, aber wir wollen eine friedliche Ko­ existenz. Ist die „christliche Schweiz“ durch eine wachsende Islamisierung bedroht? In der normalen Ausprägung kann der Islam eine Bereiche­ rung sein für unser Land. Doch der Islam hat in seinem In­ nern ein Problem. In etlichen islamischen Ländern werden religiöse Kriege ausgetragen, werden Gläubige zu gewalt­ bereiten Fanatikern gemacht. Das macht den Leuten schon Angst. Und das müssen auch die Muslime verstehen. Wir wollen in der Schweiz keine Scharia. Auch Muslime haben sich nach unserer Verfassung und unseren Grundwerten und Grundrechten zu richten. Wenn jemand das nicht will und kann, dann ist er in unserem Land am falschen Ort. Warum verliert die Kirche immer mehr an prägender Kraft? Vielleicht mangelt es der Kirche an guten Vorbildern. Vielleicht dreht sie sich auch zu stark um sich selbst. Sie schliesst sich in ihre Häuser und ihre Institutionen ein. Die Kirche sollte sich mehr öffnen. Sie muss für die Menschen da sein, nicht umgekehrt. Die Kirche hat sich nicht genü­ gend auf die heutigen Generationen eingestellt. Sie verwal­ tet zu stark und agiert zu wenig. Viele Menschen sehen in der Kirche wenig Gegenwert und verlassen sie darum. Mir tut das weh, auch wenn ich es ein Stück weit verstehen kann.

Foto: Rolf Höneisen

Welches ist heute die wesentliche Aufgabe der Kirche? Sie soll die christlichen Grundwerte und die abendländi­ sche Kultur pflegen, die christliche Botschaft vermitteln und auch eine aktive Seelsorge wahrnehmen. Es gibt gute Beispiele, aber es kommt zu oft vor, dass Kirche nur am Sonntagmorgen in der Predigt stattfindet. Die Menschen müssen an jedem Tag mit der Kirche rechnen können, ge­ rade wenn sie in Not sind. Worüber würden Sie in einer Kirche predigen, wenn Sie als Politiker dazu eingeladen würden? Möglicherweise über ein biblisches Gleichnis. Bilder eig­ nen sich immer gut, um die Menschen anzusprechen. Ich würde versuchen, das, was die Bibel schildert, ins Leben zu 31.2014

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übertragen. Die Leute müssen sich selber auch in der Bibel finden können. Nur dann ist sie ihnen wirklich eine Hilfe. Die Bibel kann einem für jede Lebenssituation eine Hilfe anbieten. Man braucht dann aber auch die Gnade, um sich zu hinterfragen. Mit welchen Gefühlen denken Sie an die Zukunft unseres Landes? Ich bin optimistisch. Die junge Generation ist wieder zielorientiert und viel zielstrebiger, als wir es waren. Ich hatte das Pech, dass ich die Schule in der antiautoritären Phase der 1970er­Jahre durchlaufen musste. Mir tat das nicht gut, das gebe ich ehrlich zu. Die junge Generation hat auch den Mut, zu ihren Träumen zu stehen. Sie wird ihren Weg machen. Was bedeutet es, wenn die Familie immer mehr geschwächt und zerstört wird? Der deutsche Zukunftsforscher Horst Opaschowski sagt: „Die Familie ist die Konstante deines Lebens.“ Wenn ich unsere Familienpolitik betrachte, dann graut es mir manchmal. Eine Gesellschaft, welche die Familie immer weiter schwächt, zersetzt sich letztlich selber und beschleu­ nigt den Untergang ihrer Kultur. Wie dienen Bundespolitiker dem Land am besten? Indem sie persönlich ihr Bestes geben, das Wohl der künf­ tigen Generationen im Auge behalten und den Mut haben, an unseren bewährten traditionellen Werten festzuhalten. Wir dürfen unsere Grundwerte nicht von Generation zu Generation ändern. Wir brauchen die christlich­abendlän­ dische Kultur dauerhaft. Abgeleitet von den Zehn Geboten müssen wir auch das Eigentum und die Selbstverantwor­ tung fördern.

„Christen sollen aus Überzeugung zu dem stehen, was sie für richtig erachten.“ Und wie dienen gerade Christen dem Land am besten? Indem sie den Mut haben, die erwähnten Werte zu leben und dazu zu stehen. Sie sollen sich nicht entschuldigen für ihren Glauben, sondern aus Überzeugung zu dem stehen, was sie für richtig erachten. Was würde Jesus Christus sagen, wenn er gebeten würde, in Bern oder in Schaffhausen die Rede zum 1. August zu halten? Er würde wahrscheinlich über die Bergpredigt reden, natürlich mit Worten, die das heutige Publikum versteht und aufrüttelt. Das wäre etwas ganz Tolles! Herzlichen Dank für das Gespräch.


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rico.bossard@vbg.net, www.ref-mellingen.ch

www.ref-mellingen.ch

idea Spektrum 31.2014


P OR T R ÄT | N AC H R IC H T E N SC H W E I Z

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NOTIERT Worship mit viel Feingefühl JUNGE MUSIK Drei Absolventen der AMS Arts Ministry School in Walzenhausen AR produzierten ihre eigene CD „Flickflauder“.

F

lickflauder heisst nicht nur die CD, sondern auch die Band mit Simon Siegenthaler, Nicole Bichsel und Rebekka Ellenberger. Ihre Musik besticht durch schöne Klänge, Stilvielfalt und Leichtigkeit. Im Gespräch mit ihnen wird rasch klar, wie viel Arbeit hinter der Produktion steckt. Nicht nur das Schreiben der Stücke – je ein Lied ist von Simon, Nicole und Rebekka –, sondern auch die Studioaufnahmen bei der Arts Ministry School und dann das externe „Mix and Mastering“. Der musikalische Einfluss ihres Mentors Dänu Wisler, selber ein bekannter Songwriter und Leiter der AMS, ist spürbar. Musikalisch wird an der Arts Ministry School Gewicht gelegt auf das Bandspiel, Rhythmustraining und das Songwriting.

Foto: Rolf Frey

Viel gelernt und vertieft Die CD-Produktion als Abschluss der Jahresausbildung am AMS war der Höhepunkt einer Zeit, welche die Erwartungen der Entlebucherin Nicole (29) übertroffen hat. Dem Liederschreiben wurde – neben der intensiven Arbeit an einem Instrument, in ihrem Fall ist es die Stimme – grosse Priorität eingeräumt. Zusätzlich zum externen Gesangsunterricht sang Nicole in einem Chor und sie genoss das gemeinsame Bibellesen: „Wir gingen vom September 2013 bis Juli 2014 durch die ganze Bibel. Dänu Wisler verbreitet aber keine fixe Theologie, sondern fördert das selbstständige Denken.“ In der freien Zeit arbeitete die Floristin im Hotel Walzenhausen und verbesserte den Kontakt zu hiesigen Verwandten. 31.2014

„Ich fand die Zeit am AMS auch sehr gut“, sagt Simon (22). Er habe besser Gitarre spielen gelernt und auch, wie ein Musikstück entsteht, wie es strukturiert ist. Der Polymechaniker ist beeindruckt von der Technik und den Finessen, die hinter einer CD stecken. Auch Rebekka, (30) spielt hauptsächlich Gitarre. Die Kauffrau, die auch singt, nennt die produzierte CD und das Musikvideo (auf Youtube) als Höhepunkte. Für das Gesangbuch der Evangelischen Kirche durften sie vier Lieder einspielen, die nun als Grundlage für das Erlernen dieser Lieder elektronisch gespeichert und abrufbar sind.

Musikprojekte Alle drei wollen nun das Gelernte anwenden: Lobpreisleitung (Simon), eine Band auf die Beine stellen (Rebekka), in einer Band oder im Chor mitmachen (Nicole). Ein bestimmtes Zielpublikum haben sie nicht, Musik sei zeitlos. Simon hat kürzlich geheiratet, deshalb wohl der Name des von ihm geschriebenen Stückes „Schmätterling im Buch“ auf der CD. Flickflauder ist der appenzellische Dialektausdruck für Schmetterling. Nicole liebt spanische Lobpreismusik und möchte – wie ein Schmetterling – Südamerika bereisen. Vorerst gilt aber wohl für alle, sich im Alltag wieder einzufinden. Aber eines nehmen sie mit – sie wollen ihrer Freude an Gott weiterhin mit Musik Ausdruck verleihen. (rf) • CD-Bestellung: rebekka.ellenberger@bluewin.ch bwww.ministryschool.ch

Nothilfe im Irak Inmitten der Kriegswirren versorgen die irakischen Partner der HMK – Hilfe für Mensch und Kirche (Thun) in Bagdad und im Nordosten des Irak Waisen, Witwen und traumatisierte Flüchtlingsfamilien regelmässig mit Hilfspaketen. Wie die HMK mitteilt, sei es möglich, mit 90 Franken eine Familie für einen Monat mit Nahrung und Medikamenten zu versorgen. b www.hmk-aem.ch

Strafanzeigen wegen Judenhetze Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund erstattete Anzeige gegen sechs Personen. Diese hätten sich im Vorfeld einer Solidaritätskundgebung für die Palästinenser in Zürich „besonders aggressiv und diskriminierend geäussert oder explizite Drohungen ausgesprochen“, insbesondere auf Facebook.

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Das sind „Flickflauder“: Nicole Bichsel, Rebekka Ellenberger und Simon Siegenthaler.

Israelhilfe: Verein Ha`Tikva bringt seit 15 Jahren Unterstützung Seit 15 Jahren unterstützt der Verein Ha `Tikva (Dürrenäsch AG) sozial schwache Menschen in Israel. Ha`Tikva heisst Hoffnung. Der Vorstand des Vereins Ha`Tikva arbeitet ehrenamtlich. Sämtliche Spendengelder fliessen direkt in die Projekte. Die Unterstützung aus der Schweiz bedeutet für bedürftige Menschen in Israel Hoffnung und Ermutigung. Kontakt: Verein Ha`Tikva, Winkelmattstrasse 4, 5726 Unterkulm, E-Mail: hatikva@sunrise.ch


| NLE SE R BR I E F E 6 14 NSAC Y NHERRG ICIHE T E

SYNERGIE DIE GEWÜRFELTE REISE Wie gestalten wir unser Leben? Gestalten wir es überhaupt, übernehmen wir Verantwortung – oder überlassen wir es dem Zufall, wohin die Reise geht, als wäre das Leben ein Würfelspiel? rstaunt hörte ich vor einigen hin wird es mich führen?) oder Tagen einem Freund beim doch eher gelangweilte Gefühle Erzählen zu. Da stand dieser auf (nicht schon wieder warten!) dem Hauptbahnhof in Zürich weckt, wird wohl in erster Linie mit zwei Würfeln in der Hand. von unseren persönlichen PräfeDiese sollten über seine Reise renzen abhängen. Eine Reise ist bestimmen. Zwei geworfene ja die eine Sache, das Leben eine Würfel entschieden nun daandere und trotzdem habe ich Urs R. Bärtschi rüber, auf welchem Geleise er manchmal den Verdacht, dass in welchen Zug einsteigen würde. Kaum viele meiner Zeitgenossen ihr Leben nach Platz genommen, würfelte er erneut. Die diesem Zufallsprinzip gestalten. Zahl 3 bestimmte nun, nach wie vielen Sta- In meinen „Ende-Zwanziger-Jahren“ vertionen er wieder auszusteigen gedachte. brachte ich zwei Jahre auf den Philippinen Und dort auf dem Perron wieder dasselbe. und hörte dort täglich den Ausdruck „BaSo verbrachte er einen Tag in Schweizer hala na!“ Die freie Interpretation dieser Zügen bzw. wartend auf Schweizer Bahn- Worte ist: „Was sein soll, wird geschehen“. höfen. Unkonventionell, so eine Reise. Das Leben ist Schicksal, festgelegt und Vielleicht sogar etwas verrückt und auf schon fast vorbestimmt oder – die Würfel jeden Fall anders. Ziel- und zeitorientiert? werden fallen. Diese Haltung vieler MenWohl eher nicht! schen dort führte sie in die Knechtschaft Eine gewürfelte Reise – dem Zufallsprinzip anderer Menschen, von Umständen und folgend. Ob dies abenteuerliche (wo- Schicksalshaftigkeit. Das bezeichne ich als

Bibel und Tätowierungen zu: „Ein Viertel ist tätowiert“, (Nr. 29, S. 30) In diesem grundsätzlich informativen Artikel zum Thema Tätowieren steht: „Grundsätzlich sagt die Bibel nichts zum Thema Tätowieren.“ Das stimmt meiner Meinung nach nicht. Eine Stelle im Alten Testament spricht das ganz konkret an: „Und Einschnitte wegen eines Toten sollt ihr an eurem Fleische nicht machen; und Ätzschrift sollt ihr an euch nicht machen“ (3. Mose 19,28 ELB). Heinz Ramseier, Burgdorf BE Da bleibt nichts hängen zu: „Unterwegs auf Gottes Achterbahn“, (Nr. 29, S. 28) „ideaSpektrum“ ist die einzige christliche Zeitschrift, die mir wirklich gute Gedanken weitergibt und viel dazu beiträgt, meinen Glauben an Jesus Christus zu vertiefen und auch zu schärfen, so dass ich aufmerksam auf das werde, was sich in der evangeli-

schen Welt alles abspielt, besonders auch in Bezug auf die verschiedenen Lehrmeinungen, sodass ich für mich das Gute herauslesen kann. Mich beschäftigt aber, dass immer wieder mal der kindliche Glaube infrage gestellt wird. Solche Beiträge lese ich nicht fertig. So zum Beispiel „Unterwegs auf Gottes Achterbahn“, einen Bericht über einen Predigt-Wettstreit. Da bleibt nichts hängen und führt nichts im Glauben weiter. Beim Artikel über Tätowierungen steht, dass in der Bibel nichts über Tattoos ausgesagt werde. Das sehe ich anders – oder gehört das Hautritzen (3. Mose 19,28) in eine andere Kategorie als das Tätowieren? Aber meistens bin ich von „ideaSpektrum“ überzeugt. Viele Berichte gehen unter die Haut, zum Beispiel zum Thema Christenverfolgung. Gerne gebe ich diese Zeitung an Interessierte weiter. Ich wünsche der Redaktion viel göttliche Weisheit, damit sie die neuesten Nachrichten der evangelischen Welt auch in Zukunft so interessant weitergeben kann. Fritz Brunner, Muhen AG

genaues Gegenteil von Freiheit und eigenem Willen. Das „Bahala na“- und „die-Würfel-werdenfallen“-Lebensprinzip ermöglicht ein minimales Selbstverantwortungsgefühl und damit wohl auch weniger Schuldgefühle, sollte mal etwas schieflaufen. Aber ist dies ein Prinzip, das Freiheit und selbstverantwortliches, vielleicht sogar planerisches und erfolgreiches Leben mit sich bringt? Haben Sie schon einmal Psalm 37,5 aus dem Blickwinkel der Selbstverantwortung und Selbstgestaltung gelesen? „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird's wohl machen.“ Eine Wucht – nicht wahr? Da ist Freiheit drin, da ist Verheissung drin! Die gewürfelte Reise? Gerne – aber nur im „Eile mit Weile“ ... Ich wünsche Ihnen eine entspannte Sommerzeit! Der Autor ist Coaching-Trainer sowie Inhaber und Geschäftsführer der Coachingplus GmbH.

ZITATE „Ob sich Kinder für die Bibel interessieren, hängt sehr von der Motivation der Eltern, Grosseltern oder Religionslehrer ab.“ So der Theologe Alois Schaller (64) in einem Porträt in der „Neuen Luzerner Zeitung“. Schaller sammelt Kinderbibeln. Zu den bereits vorhandenen über 550 verschiedenen Exemplaren kommen laufend neue hinzu. „Ich hatte das Glück einer pietistischen Jugend. Ich war ein sehr frommer Bub, ich kannte die Bibel auswendig, was ich wohl mit Blocher gemeinsam habe. Ich hatte damals einen tiefen Glauben, heute habe ich das nicht mehr, bin aber immer noch religiös. Mein Glaubensbekenntnis lautet: ‚Ich weiss, dass es keinen Gott gibt, aber ich glaube an ihn.‘“ Der Schriftsteller Peter Bichsel in einem Interview mit der „Weltwoche“.

Foto: zvg

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Foto: 2010

I DE A-SOM M E R SE R I E | P ODI U M

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PODIUM IDEA-S

MMERSERIE WIE GEHT ES EIGENTLICH …

... Otto Zwygart?

Fotos: zvg

Einst … Otto Zwygart wuchs in einem – wie er sagt – sehr frommen, aber gleichzeitig auch sehr offenen Elternhaus auf. Während seines Studiums engagierte er sich bei der VBG (Vereinigte Bibelgruppen in Schule und Beruf). Dort habe er gelernt zu leiten und zu führen, meint der 74-Jährige schmunzelnd. Schon während der Grundschule leitete er eine Gruppe von jungen Menschen, die sich regelmässig zum Bibellesen trafen. Er war für die EVP während 31 Jahren in einem Parlament aktiv, unter anderem vier Jahre in der Gemeinde Bolligen, zehn Jahre im bernischen Grossen Rat, 17 Jahre im Nationalrat und wirkte als Kantonalpräsident und als Zentralpräsident der EVP. Von seinem Vater, dem Radiokolumnisten und Autor „Jakob Bohnenblust“ (Mys Gärtli), erbte Otto Zwygart junior nicht nur den Beruf sowie das politische und kirchliche Anliegen, sondern auch die Liebe für den Garten. Nach seinem Austritt aus dem Nationalrat im Jahr 2000 wurde es ruhiger um ihn. Jedoch: „Unsere vier Kinder mussten sich nie beklagen, dass ich zu wenig daheim war.“ Dem Primar- und Sekundarlehrer (phil. II, Naturwissenschaften, Mathematik) war es gelungen, Familie, Politik und kirchliches Engagement unter einen Hut zu bringen. Schweizweit bekannt wurde Otto Zwygart als Nationalrat (1983 – 2000), als Zentralpräsident der EVP Schweiz und als Mitglied des Initiativkomitees „Recht auf Leben“. … und heute Die sieben Grosskinder zwischen 1 bis 13 Jahren „öffnen mir die Augen auch für die heutige Welt“. Der aktuelle Präsident der EVP Bolligen hat oft erfahren, wie wertvoll Gebetsunterstützung ist. So betet er heute selber aktiv für die Politik. Während er früher als Parlamentarier bei Auslandsreisen jeweils dem Schweizer Botschafter einen Besuch abstattete, besucht er heute pro Session mindestens einmal das Bundes31.2014

haus. Als Mitglied einer SEA-Arbeitsgruppe befasste er sich kürzlich mit dem Lehrplan 21. Er wirkt als Laienprediger des BernZentrum (Evangelisches Gemeinschaftswerk, eine Bewegung innerhalb der Landeskirche) und engagiert sich im ad-hoc-Chor der Kirchgemeinde Bolligen BE. Und dann steht dieses Jahr das 25-Jahr-Jubiläum von „Pro Life“ (Familien-Verein für den Schutz des Lebens) an. Das Engagement in dessen Zentralvorstand macht ihm nach wie vor grosse Freude. Was bleibt? Otto Zwygart: „Der Zerfall der christlichen Werte ist ein Thema, das uns nicht kalt lassen kann. Andererseits wurden in einem früher recht engen Glaubenskorsett viele Tätigkeiten aus Zwang getan – und nicht aus Liebe. Die Liebe von Gott hat auch die Kleinsten und Schwächsten im Auge. Und: Gott hat auch mich nicht vergessen.“ Zusammen mit seiner Frau Lilly geniesst er den aktiven (Un-)Ruhestand in Bolligen bei Bern, insbesondere die sieben Grosskinder • und das Reisen. Thomas Feuz Foto: zirka 1985

Ein grosses Thema ist derzeit die Unterwerfung der Schweiz unter die Gesetzgebung fremder Richter. Allen Ernstes verlangt die EU, dass fremdes Recht unserer Rechtsprechung übergeordnet werden soll. Gesetzes­ änderungen durch Brüssel müssen von der Schweiz automatisch übernommen werden. Der Schweiz jedoch ist es verboten, eigene Gesetze zu erlassen, die der EU­Gesetzgebung widerspre­ chen könnten. Um die Umsetzung zu kontrollieren, sollen EU Kommissäre eingesetzt werden. Bei Verdacht auf Missachtung dürfen sie einreisen und vor Ort Kontrollen durchführen. Bei Missachtung kann die EU Strafen aussprechen. Wenn vor Jahren besorgte Politiker vor fremden Richter warnten, wurden sie ausgelacht. Am 6.Mai 2014 wurden nun genau solche Forderungen in Brüssel verabschiedet. Weiter wird zusätzliches Geld für den EU­Kohäsionsfond gefordert. Auch bei der Personenfrei­ zügigkeit wird nicht verhandelt. Dies trotz eines neuen jährlichen Rekords an Zuwanderern aus der EU von 66 200 Personen und der Volksabstim­ mung zur kontrollierten Einwanderung. Dies alles ist aber noch nicht genug, anscheinend ist eine Verwaltungs­ kommission des Bundes an der Arbeit, um eine Einschränkung der Bürger­ rechte zu prüfen. Die 1.­August­Ansprachen werden dieses Jahr genügend mit Material versorgt. Hoffentlich werden wir alle am Nationalfeiertag mit Dankbarkeit gegenüber Gott für unser schönes Land erfüllt. Wie heisst es (noch) in unserer Nationalhymne: Betet, freie Schweizer, betet!

Lehrer, Politiker, Parteipräsident: Otto Zwygart (Bild oben: mit seiner Frau Lilly).

Andreas Brönnimann ist alt Nationalrat der EDU und Unternehmer in Belp BE.


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2014

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N AC H R IC H T E N

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Afghanistan: Zwei christliche Entwicklungshelferinnen ermordet ENTWICKLUNGSHILFE Das christliche Hilfswerk International Assistance Mission (IAM) war schon einmal Ziel eines tödlichen Angriffs.

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ie beiden aus Finnland stammenden Entwicklungshelferinnen waren in der westafghanischen Stadt Herat in einem Taxi unterwegs gewesen, als 2 Motorradfahrer sie angriffen und erschossen. Das Innenministerium in der Hauptstadt Kabul TADSCHIKISTAN TURKMENISTAN ST N teilte die Festnahme einer Person am AnschlagsMasar-i-Scharif M ort mit. Nach den Mördern werde gefahndet, es habe sich aber niemand zu dem Anschlag beHier passierte der Mord. kannt. Die Frauen lebten seit mehr als 10 Jahren Herat Kabul Bergung der getöteten christlichen Helfer am Hindukusch. Im Rahmen des Hilfswerks IAM AFGHANISTAN engagierten sich die Frauen für Behinderte und idea. Die Bevölkerung trauere mit allen getöKandahar benachteiligte Frauen. Die Organisation ist seit IRAN teten Helfern, zu denen Nadjib auch die mehr PAKISTAN als 50 gefallenen Bundeswehrsoldaten zählte. 1966 in Afghanistan tätig, hauptsächlich in den Bereichen Medizin, Technik, Bildung und Aufbau Sie sei für jede Hilfe dankbar, „egal von wem von Kleinunternehmen. Sie hat zahlreiche Kooperationspartner in sie kommt“, und wünsche, dass sie noch lange andauere. Gerade Europa und Nordamerika, die auch Mitarbeiter senden. Die Mis- Mitarbeiter christlicher Organisationen engagierten sich häufig in sion war schon einmal von einem tödlichen Überfall betroffen. Gebieten, die von anderen Werken als zu unsicher eingestuft und Im August 2010 überfielen Unbekannte ein augenmedizinisches deshalb gemieden würden. Im medizinischen und BildungsbeIAM-Team. 10 Mitarbeiter, darunter die sächsische Dolmetscherin reich und bei der Versorgung von Behinderten habe die auslänDaniela Beyer, wurden bei der Rückkehr von einem Einsatz in der dische Unterstützung zu großen Fortschritten geführt. Auch das Provinz Badakhshan erschossen. Später übernahmen die radikal- Justizwesen sei auf einem guten Weg, wie die Verurteilung des islamischen Taliban die Verantwortung. Sie hätten ausländische Mörders der deutschen Kriegsreporterin Anja Niedringhaus zeige. Hauptleidtragende von terroristischen Aktionen seien Afghanen. Missionare getötet, erklärten sie. Die Vereinten Nationen registrierten von Januar bis Juni 1.564 Botschaftsrat: Wir brauchen Ausländer zivile Todesopfer, 17 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Nach Ansicht der afghanischen Botschaft in Berlin sollten auslän- meisten Anschläge wurden von den radikal-islamischen Taliban dische Hilfsorganisationen am Hindukusch bleiben. Man dürfe verübt, die aus Afghanistan einen islamischen Staat machen wolden Terroristen, die die Demokratie zerstören wollten, nicht das len. Über 99 % der 29 Millionen Afghanen sind Muslime. Seit 2009 Feld überlassen, sagte Botschaftsrat Abed Nadjib gegenüber gibt es keine öffentlich zugängliche Kirche mehr. P 150 km

l ideaGrafik

GEFANGENER DES MONATS AUGUST

Seit 2005 im Gefängnis Marokko: Als „Gefangenen des Monats August“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea den marokkanischen Christen Jamaa Ait Bakrim benannt. Der 50-Jährige, der vom Islam zum Christentum übertrat, ist deshalb seit Ende 2005 durchgehend inhaftiert. Er befindet sich im Zentralgefängnis der Stadt Kenitra. Bereits in den 90er Jahren saß er wiederholt hinter Gittern, weil er anderen vom christlichen Glauben erzählte und im Hof seines Hauses ein Kreuz aufstellte. Im Dezember 2005 verurteilte ihn ein Gericht in Agadir wegen des Abwerbens von Muslimen zum christlichen Glauben (Proselytismus) und „Zerstören fremden Eigentums“ zu 15 Jahren Gefängnis. Der Christ hatte vor seinem Laden zwei Holzpfosten entfernt. Men31.2014

Der Marokkaner Jamaa Ait Bakrim sitzt im Gefängnis, weil er Christ geworden war und anderen davon erzählte.

schenrechtler sind der Auffassung, dass sich dieses außergewöhnliche Strafmaß vor allem gegen sein missionarisches Engagement richtet. Unter den 35 Millionen Einwohnern Marokkos gibt es nach Schätzungen etwa 8.000 Christen. Die IGFM und idea rufen dazu auf, Appelle an den marokkanischen König Mohammed VI. zu richten. Er solle sich für die umgehende Freilassung von Jamaa Ait Bakrim und die Freiheit zum Religionswechsel einsetzen. Marokko hatte vor 35 Jahren den Internationalen Pakt für bürgerliche und politische Rechte ratifiziert, der Religionsfreiheit garantiert. P Bitte schreiben Sie an: Seine königliche Hoheit Mohammed VI. via Botschaft des Königreiches Marokko, Helvetiastr. 42, 3005 Bern, Fax: 031 3510364


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Das Ende eines Martyriums

NOTIERT

ROM Die im Sudan zum Tode verurteilte Christin durfte nach Italien ausreisen. Sie wurde sogleich im Vatikan vom Papst empfangen.

CVJM-Weltbund: Das „C“ stärken

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ie im Sudan zum Tode verurteilte Christin Mariam Yahia Ibrahim Ishag ist nach ihrer Ausreise aus dem Sudan in Rom vom Papst empfangen worden. Dabei würdigte das Oberhaupt der katholischen Kirche ihr „unerschütterliches Glaubenszeugnis“. Vatikansprecher Federico Lom-

durch den Strang und wegen angeblicher „Hurerei“ zu 100 Peitschenhieben verurteilt worden. Die Hochschwangere hatte sich geweigert, binnen drei Tagen dem christlichen Glauben abzuschwören. Am 26. Mai brachte sie im Gefängnis ohne medizinische Hilfe eine Tochter zur Welt; dabei war sie angekettet. Sie ist bereits Mutter eines 21 Monate alten Sohnes, der sich bei ihr befand. Nach heftigen internationalen Protesten und Gebetsaufrufen von Christen hob ein Berufungsgericht am 23. Juni das Urteil auf und ordnete Ishags Freilassung an. Am darauffolgenden Tag war Ishag am Flughafen von Khartum zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Kleinkindern von Sicherheitskräften festgenommen worden. Ihr wurde vorgeworfen, ihre Reisedokumente Noch am Tag ihrer Ankunft in Rom segnete Papst Franziskus gefälscht zu haben. Zwei Tage bei einer Audienz die sudanesische Christin Ishag und ihr Kind. später kam sie unter der Auflage frei, das Land nicht zu bardi sagte, die Begegnung sei ein Zeichen verlassen und sich regelmäßig bei den Beder Solidarität mit denjenigen, „die wegen hörden zu melden. Nach Todesdrohungen ihres Glaubens leiden”. Die Ärztin durfte flüchtete sie mit ihrer Familie in die USam 24. Juli zusammen mit ihrem Ehemann, Botschaft in Khartum. Daniel Wani, und den beiden Kindern nach Italien ausreisen. Sie trafen in Rom in Be- Menschenrechtsorganisation: gleitung des italienischen Vize-Außenmi- Dauerhafte Appelle haben Erfolg nisters Lapo Pistelli ein, der sich seit län- Der Referent für Religionsfreiheit der Ingerem mit dem Fall befasste. Empfangen ternationalen Gesellschaft für Menschenwurden sie von Ministerpräsident Matteo rechte (IGFM), Walter Flick (Frankfurt am Renzi und Außenministerin Federica Mog- Main), erklärte gegenüber idea: „Der Fall herini. Ishag und ihr Mann wollen in den zeigt, dass ausdauernde internationale Apkommenden Tagen von Rom aus weiter pelle Erfolg haben.“ Die IGFM hatte Anfang nach New York fliegen. Wani ist amerika- Juli der sudanesischen Botschaft in Berlin nischer Staatsbürger. rund 1.600 Unterschriften mit der Forderung übergeben, Ishag in ein Land ihrer Wegen „Abfall vom Islam“ war Wahl ausreisen zu lassen. Flick erinnerte sie zum Tode verurteilt worden zugleich an weitere Christen, die zum ToChristen in aller Welt hatten für die 27-Jäh- de verurteilt wurden und nicht vergessen rige gebetet und sich für ihre Freilassung werden dürften. Als Beispiele nannte er engagiert. Ishag war am 15. Mai in Khar- Asia Bibi und das Ehepaar Shafaqat Emmatum wegen „Abfalls vom Islam“ zum Tod nuel und Shagufta Kasuar in Pakistan. P

In der mit über 45 Millionen Mitgliedern größten Jugendorganisation, dem CVJM-Weltbund, soll das christliche Profil deutlicher werden. Dafür will die Deutsche Dorothee Pfrommer (Kassel) Pfrommer sorgen. Die 35-Jährige wurde auf der Weltratstagung in Estes Park im US-Bundesstaat Colorado für die nächsten vier Jahre in den Vorstand gewählt. Die ehemalige leitende Sekretärin im CVJM-Kreisverband Siegerland studiert zurzeit an der CVJMHochschule in Kassel Management, Ethik und Organisation. An dem Treffen nahmen 1.300 Delegierte aus 83 Nationen teil, darunter 43 Vertreter aus Deutschland. Der Generalsekretär des deutschen CVJM, Roland Werner (Kassel), gestaltete zusammen mit einem Team aus Togo, Rumänien, Indien und Deutschland die Morgenandachten und den Abschlussgottesdienst. Der Brite Peter Posner (Derby) wurde zum neuen Präsidenten des Weltbundes gewählt. Er löst den USAmerikaner Ken Colloton (Albany) ab. b www.cvjm.de

Syrien: Islamisten steinigen Frau Im Norden Syriens haben Mitglieder der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) eine Frau zu Tode gesteinigt. Der Grund: Die etwa 30-Jährige soll Ehebruch begangen haben. Wie die Londoner Zeitung „The Times“ berichtet, ereignete sich die Steinigung in der Ortschaft Tabaka in der Provinz Rakka. Sie wird fast vollständig von den Islamisten kontrolliert. Augenzeugen berichteten, die junge Frau sei auf einem öffentlichen Platz gesteinigt worden. Zuvor habe ein religiöses Gericht das Urteil gegen sie gefällt. Die Bewohner seien entsetzt, wagten aus Furcht aber nicht, etwas gegen die grausamen Methoden zu unternehmen. Zu Beginn des Fastenmonats Ramadan am 28. Juni hatte die Terrorgruppe ein „Islamisches Kalifat“ in den von ihr kontrollierten Gebieten ausgerufen. In dem „Gottesstaat“ müssen sich alle Menschen dem islamischen Religionsgesetz, der Scharia, unterwerfen. Wer dies nicht tut, riskiert den Tod.

Fotos: PR, KNA-Bild

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Experte: Warum der Genderismus bekämpft werden muss STUDIENTAG Fachleute üben heftige Kritik an einer „Ideologie“, die die Zukunft von Kindern zerstöre.

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um Kampf gegen das sogenannte „Gender-Mainstreaming“ ist bei einem interdisziplinären Studientag der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften aufgerufen worden. Das Gender-Konzept besagt, dass jeder Mensch unabhängig von seinem biologischen Geschlecht wählen kann, als Mann oder Frau oder anders zu leben. Die Fixierung auf soziale Rollen, etwa Mutter und Hausfrau, müsse überwunden werden. Nach Ansicht der Soziologin Gabriele Kuby zerstört die „Wahnsinnsideologie Genderismus“ die Zukunft von Kindern und damit des Landes. An der Tagung in Schwäbisch Gmünd hatten knapp 300 Pädagogen, Theologen und Interessierte teilgenommen. Frau Kuby warnte vor den Abgründen des Genderismus.

Soziologin: Schwere Störungen Wenn Heranwachsende sich entscheiden müssten, ob sie ein Mann oder eine Frau sein wollten und wen oder wie sie lieben sollten, seien schwere Persönlichkeitsstörungen unausweichlich. Für Gender-Ideologen gehörten Homosexualität, Transsexualität und Bisexualität zur sexuellen Vielfalt. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften würden als normal angesehen. Damit sich niemand diskriminiert fühle, plädierten einige Vertreter sogar dafür, nicht mehr von Vater und Mutter zu sprechen, sondern von Elternteil 1 und Elternteil 2. Frau Kuby forderte zum Widerstand gegen eine weitere Ausbreitung dieser „kinder- und lebensfeindlichen Ideologie“ auf. Petitionen und Demonstrationen seien erst ein Anfang. Von Politikern müsse verlangt werden, sich für das im Grundgesetz garantierte Recht der Eltern auf Erziehung ihrer Kinder einzusetzen.

Fotos: Birgit Kelle (2)

Hirnforscher: Der Genderismus ist unwissenschaftlich Kritik am „Gender-Mainstreaming“ übte auch der Gehirnforscher Prof. Manfred Spreng (Erlangen). Nach Ansicht des Wissenschaftlers ist die für den Genderismus grundlegende Aussage ein Märchen, dass 31.2014

Im neuen Gender-Zentrum der EKD in Hannover gibt es keine getrennten Toiletten für Männer und Frauen. Das Symbol an der Tür soll deutlich machen: Es gibt hier keine Unterschiede. Rechts: Die frühere Toilette für Männer ist im Gender-Zentrum für beide gleich. Damit Männer nicht – wie üblich – ein Pissoir benutzen, was für Frauen ja nicht möglich ist, hat man es vorsorglich versperrt, damit alles gerecht zugehe.

es keinen angeborenen Unterschied zwischen Männern und Frauen gebe. Zahlreiche medizinisch-wissenschaftliche Erkenntnisse widerlegten diese Behauptung und zeigten zugleich ihre Schädlichkeit auf. Dennoch hätten manche Wirtschaftsverbände die Gleichmacherei der Gender-Ideologen und insbesondere die Polemik gegen „NurHausfrauen“ bereitwillig aufgenommen.

Krippen-Kinder leiden später unter Beziehungsproblemen Aus der Sorge, nicht genügend qualifizierte Arbeitskräfte zu bekommen, sei die Forderung entstanden, Frauen sollten Familie und Beruf vereinbaren können. Dies habe zur Ausweitung von Krippenplätzen für Kinder zwischen null und drei Jahren geführt. Untersuchungen zeigten, dass diese Kinder später vermehrt unter Sprachdefiziten, Verhaltensauffälligkeiten und Beziehungsproblemen litten. So habe sich beispielsweise in Schweden die Zahl der seelischen Erkrankungen bei Mädchen in den vergangenen 20 Jahren verzehnfacht. Der Grund: Die konsequente Gender-Erziehung habe verhindert, dass Kinder ihre natürliche Identität entwickeln konnten.

Christen sollen sich fröhlich zu Ehe und Familie bekennen Der am Theologischen Seminar St. Chrischona Ethik lehrende Dozent Werner Neuer (Bettingen bei Basel) sagte, dass der Genderismus mit dem christlichen Menschenbild unvereinbar sei. Allerdings seien die biblischen Kennzeichen von Ehe und Familie heute selbst in der evangelischen Kirche umstritten. Dazu zählte Neuer die frühere Selbstverständlichkeit, dass die Ehe aus einem Mann und einer Frau bestehe. Die EKD hingegen nivelliere den Unterschied zwischen der Ehe und eingetragenen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Der Theologe appellierte an die Christen, „sich fröhlich zu Ehe und Familie zu bekennen“. Der Präsident der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), nannte es „alarmierend“, dass der Genderismus großen Einfluss in der Kirche gewonnen habe. Dies zeigten u. a. die Einrichtung eines Gender-Studienzentrums und die Genderbeauftragten in den Landeskirchen. Christen sollten gegen „diese Irrlehre“ entschlossen aufstehen. P b www.ikbg.net • 039933 739-848


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Sensation: Papst bittet Pfingstgemeinden um Vergebung KIRCHE Papst Franziskus besuchte einen befreundeten evangelikal-pfingstkirchlichen Pastor nahe Neapel.

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apst Franziskus hat pfingstkirchliche Christen um Vergebung gebeten für die Fehler, die Katholiken ihnen gegenüber begangen haben. „Unter jenen, die die Mitglieder der Pfingstgemeinden verfolgt oder verurteilt haben, als ob sie Verrückte seien, waren auch Katholiken“, erklärte der Papst am 28. Juli beim Besuch des Pastors der pfingstkirchlichen Versöhnungsgemeinde in Caserta (bei Neapel), Giovanni Traettino.

„Die vom Teufel besessen waren“

Pfingstler und Charismatiker in Europa weltweit

540 Millionen

Großbritannien Italien Rumänien Frankreich Deutschland Niederlande Schweiz Österreich

635.000 450.000 439.000 417.000 244.000 189.000 68.000 18.000

© l ideaGrafik; Quelle: Operation World

ten Verschiedenheit. Die Geschichte der Trennung zwischen den Christen sei eine traurige Geschichte. Mit diesem Treffen wollten er und Pastor Traettino ein konkretes und sichtbares Zeichen der Ökumene setzen, betonte Franziskus. Die beiden waren sich erstmals 1998 in Buenos Aires begegnet. Daraus erwuchs eine Freundschaft. Bereits vor der Rede in der Versöhnungskirche hatten sich Traettino und Papst Franziskus unter vier Augen ausgetauscht. Anschließend gab es eine Begegnung mit rund 350 Christen – darunter 150 geladene und überwiegend evangelikale Christen (die Pfingstkirchen gehören zur evangelikalen Bewegung) aus Italien, den

Papst Franziskus (l.) und Pastor Giovanni Traettino während des Gottesdienstes in der pfingstkirchlichen Versöhnungsgemeinde. Auf dem Spruchband ist zu lesen: „Jesus ist der Herr“

USA, Kanada, Argentinien, Spanien, Frankreich und Indien, die auf Traettinos Einladung nach Caserta gekommen waren.

„Mit Männern wie Ihnen gibt es Hoffnung für uns Christen“ Traettino würdigte die Worte des Papstes anschließend als wegweisend: „Mit einer einzigen Geste hat er die Tür geöffnet, hat die protokollarischen Schwierigkeiten überwunden und ist direkt ans Herz der menschlichen Beziehungen gegangen.“ Der Papst habe der Pfingstbewegung „ein großes und unerwartetes Geschenk gemacht – eines, das bis heute fast undenkbar schien“, erklärte Traettino. „Sie haben den Bruder besucht, wo er ist und wie er ist. Sie wollten uns anhören, umarmen, persönlich sehen. Sie haben sich nicht mit einen Dokument begnügt. Sie sind persönlich gekommen.“ Das sei der richtige Boden, auf dem man einen gemeinsamen Dialog aufbauen könne. Traettino: „Mit Männern wie Ihnen gibt es Hoffnung für uns Christen.“ Vertreter

des größten evangelikalen Dachverbandes – der Weltweiten Evangelischen Allianz – hatten die Entschuldigung nach einer Begegnung mit Papst Franziskus Ende Juni erwartet. Die Pfingstbewegung galt innerhalb „Roms“ lange Zeit als Sekte. In vielen pfingstkirchlichen Kreisen wiederum wurde auch die katholische Kirche als Sekte bezeichnet. Die Pfingstkirchen sind seit ihrer Entstehung Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA weltweit zur zweitstärksten christlichen Konfessionsfamilie nach der römisch-katholischen Kirche geworden. Besonders starkes Wachstum erleben sie in Lateinamerika. Die katholische Kirche mit 1,2 Milliarden Mitgliedern geht von 400 Millionen Pfingstlern weltweit aus. Zum Welt-Pfingst-Forum gehören rund 250 Millionen Mitglieder. Die Pfingstler betonen übernatürliche Wirkungen des Heiligen Geistes – für den das Pfingstfest steht – wie Krankenheilung, Prophetie und das Beten in „Zungen“, also in unverständlichen Lauten. P

Anteil der Pfingstler bzw. der ihnen verwandten Charismatiker an der Gesamtchristenheit 0,2 %

5,8 %

11,0 %

21,2 %

1906

1970

1980

1990

24,1 %

26,6 %

2000

2014

© l ideaGrafik; Quelle: Barret und Johnson

Foto:picture alliance / dpa

„Ich bin der Hirte der Katholiken und bitte euch deshalb um Vergebung für jene katholischen Brüder und Schwestern, die vom Teufel besessen waren und nichts verstanden haben.“ Christen sollten aufeinander zugehen. Denn Jesus habe stets um die Einheit der Kirche gebetet. Der Heilige Geist schaffe eine Kirche der versöhn-

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net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Die Geheimnisse eines guten Gesprächs JUGENDARBEIT Es sollte bei der christlichen Jugendarbeit nicht nur um spannende Spieleabende, lehrreiche Bibelarbeiten oder gute Andachten gehen. Junge Leute, die unsere Gruppen besuchen, suchen auch einen Ansprechpartner für ihre Fragen und Probleme. Damit Du als Jugendleiter gut gerüstet bist, verrät Dir das Team der Christlichen Jugendpflege (CJ, Basdahl bei Bremen) die 10 Geheimnisse eines guten Gesprächs.

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iele Leute haben nie gelernt, eine vernünftige und produktive Unterhaltung zu führen. Dabei sind tiefgehende Gespräche ein wichtiger Schlüssel zu guten Beziehungen! Wahrscheinlich werden Deine Jugendlichen viele von Deinen Andachten vergessen, aber kaum etwas bleibt so im Gedächtnis wie ein intensiver Talk spät nach dem Jugendkreis. Deshalb: Nutze alle Gelegenheiten, um gute Gespräche zu führen! Für viele Jugendliche ist es angenehmer, ein tiefgehendes Gespräch zu führen, wenn man sich nicht direkt gegenübersitzt. Vielleicht schütten sie Dir über das Handy ihr Herz aus. Oder sie chatten mit Dir über Facebook. Nutze die Zeit, wenn Du einen Jugendlichen nach der Gruppenstunde abends nach Hause fährst: Man muss sich nicht anschauen, die Dunkelheit schützt vor neugierigen Blicken, und man hat Zeit, sehr persönlich über die geistlichen Impulse des Abends zu reden.

3. Anknüpfen Wenn Du schon mal mit dem Jugendlichen geredet hast, frag nach, wie sich die Situation weiterentwickelt hat. Das zeigt Dein Interesse und Deine Wertschätzung für Euer letztes Gespräch.

4. 50 % bestehen aus Zuhören

Rege die Unterhaltung an sowohl zu Beginn als auch in unproduktiven Gesprächspausen. Versuche, Worte aus dem anderen herauszulocken. Es ist Deine Aufgabe als Mitarbeiter, das Gespräch am Laufen zu halten.

Vermeide es, dauernd von Dir selbst zu reden. Zeige Interesse an den Ideen und Einstellungen des anderen. Erlaube Deinem Ego nicht, mit Dir durchzugehen. Und wehe, Du übersiehst die glasigen Augen, das Gähnen und die Langeweile! Achte darauf, wann das Thema gewechselt werden sollte. 50 % vom guten Reden bestehen aus gutem Zuhören. Schaue den Redenden an. Interesse regt an. Reagiere auf das Gesagte mit verschiedenen positiven, nonverbalen Signalen. Antworte genau, nicht abschweifend. Gutes Zuhören erfordert Geduld. Unterbrechen ist nur als letztes Mittel gegen überlange Monologe erlaubt – ansonsten nicht!

2. Suche Insiderfragen

5. Bedeutungsvoll

Gute Fragen sind der Schlüssel zum Herzen der Jugendlichen. Frage das Mädchen mit dem gebrochenen Arm bitte nicht: Wie

Die meisten Gespräche im Jugendkreis fangen auf einer Small-Talk-Ebene an: Man unterhält sich über die Schule, den Fuß-

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Foto: DWerner / photocase.com

ist das passiert? Das hat sie sicher schon 127-mal erzählt. Frage doch: Und was hat Deine Geigenlehrerin dazu gesagt? Durch diese Frage zeigst du Insiderwissen! Du schaust hinter das, was offensichtlich ist.

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ballverein oder einen witzigen Videoclip. Achte aber darauf, dass Dein Gespräch an Tiefe gewinnt: Der Inhalt soll herausfordernd sein, nicht langweilig. Durch gute Fragen kannst Du das Thema auf geistliche Bereiche lenken.

6. Kein Diskussionswettkampf „Diskussion“ heißt Streitgespräch. Dabei besteht die Gefahr, dass Euer Gespräch zu einem Wettkampf wird. Man kann eine Diskussion gewinnen, aber eine Beziehung verlieren. Versuche lieber, jemand liebevoll zu gewinnen, als ihn mit Argumenten zu besiegen oder zum Schweigen zu bringen.

7. Beenden Du solltest den Zeitpunkt erkennen, wann man ein Gespräch am besten beendet. In der Kürze liegt die Würze! P

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Kinder pendeln oft zwischen den geschiedenen Eltern hin und her.

Die Leiden der Scheidungskinder FAMILIE Eine Scheidung ist im Leben vieler Menschen oft der tiefste Einschnitt. Aber für ihre Kinder kann sie zum Drama ihres Lebens werden. Allein 2013 haben rund 136.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland (Schweiz: 12.000) die Scheidung ihrer Eltern erlebt. In den vergangenen zehn Jahren kommt man auf knapp 1,5 Millionen Betroffene (Schweiz: 142.000). Wie sich dies auf die Kinder auswirkt und welche Fehler die Ex-Partner vermeiden sollten, berichtet Daniela Städter. „Manche Kinder freuen sich, ihren Vater zu sehen. Andere wollen überhaupt nicht zu ihm, weil sie beispielsweise seine neue Freundin nicht mögen.“

Der Beratungsbedarf ist groß Jedes Jahr nimmt die Zahl der Nutzer des Bahnangebotes zu. Denn allein 2013 wurden in Deutschland knapp 170.000 Ehen geschieden. Betroffen waren rund 136.000 Mädchen und Jungen (2003: 170.000 Kinder). Hinzu kommen noch die Trennungskinder unverheirateter Paare. Sie tauchen in dieser Statistik gar nicht auf. Dass es für alle Beteiligten keine einfache Situation ist, zeigt, dass der Buchhandel über 300 Ratgeber zum Thema „Scheidungskinder“ anbietet. Die Folgen einer Trennung für die Kinder beurteilen Wissenschaftler unterschiedlich.

Familienforscherin: Scheidungskinder sind oft reifer Die Münchner Familienforscherin Sabine Walper sieht für Scheidungskinder nur wenige Nachteile. Durch ihre Erfahrungen seien sie oft reifer, stabiler, selbstständiger und zeigten ein größeres Verantwortungsgefühl als andere. Für Walper ist nicht die Scheidung das Entscheidende, sondern die grundsätzliche Qualität der elterlichen Beziehung. Streiten sie viel, haben Kinder deutlich mehr Probleme. So

Foto: imago stock&people

Sonntagnachmittag, am Hamburger Bahnhof. Noch eine letzte innige Umarmung vom Vater, dann steigt der zehnjährige Junge alleine in den Zug. Er hat ein Wochenende bei seinem Papa verbracht. Jetzt geht es wieder nach Köln zur Mutter. Vier Stunden wird er nun unterwegs sein. Diese Szene wiederholt sich an vielen deutschen Bahnhöfen. Denn in der Regel besuchen Scheidungskinder an jedem zweiten Wochenende den getrennt lebenden Elternteil – meist ist es der Vater. Wohnt er in einer anderen Stadt, müssen die Kleinen pendeln. Die Deutsche Bahn hat auf die Situation reagiert und bietet deswegen in Kooperation mit der Bahnhofsmission freitags und sonntags für Sechs- bis 15-Jährige auf ausgewählten Hauptstrecken das Programm „Kids on Tour“ an. Dort begleiten Ehrenamtliche die alleinreisenden Mädchen und Jungen. Alles begann 2003 mit 223 Kindern, 2008 waren es bereits knapp 5.900, im vergangenen Jahr nutzten fast 8.500 das Angebot. Die stellvertretende Leiterin der Bahnhofsmission Köln, Myriam Nordhoff, berichtet, dass die zur Verfügung stehenden zehn Plätze auf der Strecke von der Domstadt nach Hamburg oft schon Wochen vorher ausgebucht sind. Ein Großteil der kleinen Reisenden ist zwischen neun und zwölf, manchmal fahren aber auch Siebenjährige mit. Die Reaktionen, sagt Nordhoff, sind verschieden:

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scheiterten dann beispielsweise die Ehen der Kinder öfter. Die Züricher Psychologieprofessorin Beate Schwarz sieht dies anders. Nach ihren Erkenntnissen können Kinder seelisch oft besser mit schwierigen Familienverhältnissen umgehen. Für die Kinder sei ein Zusammenbleiben in vielen Fällen besser als eine Trennung.

Scheidungskinder haben langfristig mehr Probleme Laut Schwarz nehmen Kinder eine Scheidung abhängig vom Alter und Entwicklungsstand unterschiedlich wahr. Bei Säuglingen zeigten sich nach einer Trennung vermehrt Bindungsunsicherheit und Ängstlichkeit. Im Kindergartenalter könne es zu Schuldgefühlen kommen, bei Schulkindern zu Schul- und Selbstwertproblemen sowie zu emotionaler Verunsicherung. Jugendliche hingegen könnten die Trennung teilweise selbstständig bewältigen. Manchmal übernehmen sie aber eine zu große Verantwortung und leiden unter Zukunftsängsten. Auch wenn die Mehrheit nicht „klinisch auffällig“ sei, so hätten Scheidungskinder langfristig mehr Probleme als Altersgenossen aus intakten Familien.

Schweiz: „lieben-scheitern-leben“ Um die Betroffenen zu unterstützen, bieten christliche Organisationen Seminare an. So lädt „FamilyLife“ – ein Arbeitszweig des Missionswerkes „Campus für Christus Schweiz“ – zum Kurs „lieben-scheitern-leben“ ein. Denn auch wenn keine statistischen Daten vorliegen, so meint der Referent Roger Götz doch beobachtet zu haben, dass Scheidungen unter Christen in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Den Kurs besuchen Christen, die schon getrennt oder geschieden sind. Götz warnt, die Kinder zu überfordern: „Auf keinen Fall sollten Kinder missbraucht werden, den Ex-Partner auszuspionieren oder Wut und Schmerz über die Scheidung abzuladen. Kinder können kein Ersatzehepartner sein.“ Er hat erlebt, dass sich beispielsweise Jungen unter Druck fühlten, „der Mann im Haus“ sein zu müssen, da der Vater nicht mehr da ist. Manche Kinder glaubten, dass sie seit der Trennung allein, unerwünscht, verletzt und weniger wert seien. Einzelkinder wünschten sich Geschwister, um jemanden zum Reden zu haben. Mädchen neigten dazu, nicht mehr Kind zu sein, sondern sich um ihre eigene Mama wie eine Mutter zu kümmern. Götz: „Eltern erweisen den Kindern einen Liebesdienst, wenn sie den Ex-Partner respektieren und Gutes über ihn sagen.“ Mehr Infos: www.liebenscheiternleben.ch • 41 (0)44274 8465

Foto: privat

Team.F: Worunter Scheidungskinder leiden Die christliche Familienorganisation „Team.F“ bietet in Deutschland mehrere Seminare an, beispielsweise zum Thema „Scheidung – das Ende?“, „Als Patchworkfamilie miteinander leben“ oder „Startset fürs ,Neue Glück’“. Zum Referententeam gehört auch Verena Blümer-Ochs. Sie hat beobachtet, dass heute die meisten Väter zu ihren Kindern stehen und Verantwortung übernehmen. Grundsätzlich

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sei es von Bedeutung, dass die Eltern in allen Dingen absolut verlässlich sind. Denn die Kinder entwickelten nach einer Trennung Verlassensängste und befürchteten, dass auch das jeweils andere Elternteil noch gehen könnte. Sie empfiehlt deswegen den Seminarteilnehmern: „Nehmen Sie ihnen die Angst. Sagen Sie ihnen: Ich werde immer Dein Vater/Deine Mutter sein – egal, was passiert.“ Der größte Fehler sei, etwas zu versprechen, was man nicht halten könne: „Wer seinem Kind sagt, dass er es um 6 Uhr abholt, muss dann auch da sein. Sonst entwickelt sich beim Kind das Gefühl, nicht wichtig zu sein und nicht geliebt zu werden.“ Zudem bestehe die Gefahr, dass aus der Verlust- auch Bindungsangst erwachse. Darüber hinaus sollten Eltern ihren Kindern immer wieder deutlich versichern, dass sie keine Schuld an der gescheiterten Ehe tragen. Denn Kinder neigten sehr schnell dazu, sich schuldig und verantwortlich für die Trennung zu fühlen. Insgesamt sollten Eltern ihr eigenes Scheitern ehrlich vermitteln und die daraus entstandenen Probleme gemeinsam mit ihren Kindern aufarbeiten. Mehr Informationen: www.team-f.de • 02351 9859480

Wie ich die Scheidung meiner Eltern erlebte: Manuela Wieser: Ich war unbeschreiblich wütend Ich war etwa zwei Jahre alt, als meine Eltern sich scheiden ließen. Ich wuchs bei meiner Mutter auf und habe meinen Vater das erste Mal wieder mit 17 Jahren gesehen. Meine Mutter hat zwar nie schlecht über ihn geredet, sie hat mir aber auch nicht geholfen oder mich unterstützt, ihn zu besuchen. Darunter habe ich gelitten. Es sind kleine Begebenheiten, in denen die Sehnsucht nach einer „normalen“ Familie deutlich wurde. Meine Mitschüler erzählten beispielsweise, was ihr Vater beruflich macht und was sie als Familie am Wochenende unternommen haben. Ich konnte nie mitreden, da ich über meinen Vater kaum etwas wusste. Ich begann, meiner Mutter Fragen zu stellen: Wie war eure Hochzeit? Wie habt ihr Euch kennengelernt? Warum habt ihr euch scheiden lassen? Meine Mutter erklärte mir, dass mein Vater Alkoholiker war und sie sich deswegen getrennt hatten. Das hat mich sehr beschäftigt. Ich bin fest überzeugt, dass ein Kind für seine Persönlichkeitsbildung Vater und Mutter braucht. Niemand kann beide Rollen übernehmen. Schon als Kind litt ich unter einer ausgeprägten Unsicherheit. Dass der Grund dafür meine vaterlose Kindheit war, habe ich aber erst später verstanden. Damals habe ich nur gespürt, dass etwas fehlt. Aber ich konnte es nicht beschreiben. Dass meine Mutter erneut heiratete, bestärkte meine Zerrissenheit. Da war ein Mann an der Seite meiner Mutter, der nicht mein Vater O


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war. Sollte ich ihn in der Schule einfach als meinen echten Vater ausgeben? Was verband mich mit ihm? Wie sollte ich ihm begegnen? Hatte ich zwei Väter? Es wurde alles nur noch komplizierter.

Ich konnte die Opferrolle abgeben Als Teenager entwickelte sich daraus eine unbeschreibliche Wut gegenüber meinem leiblichen Vater: Weil er nicht da war; weil er nicht die Initiative ergriff, mich kennenzulernen; weil er sich für seine Tochter anscheinend gar nicht interessierte. Doch gleichzeitig wurde der Wunsch, ihn kennenzulernen, immer größer. Denn er war trotz allem schließlich ein Teil von mir. Kurz vor der Volljährigkeit traf ich ihn ganz aufgeregt zum ersten Mal. Er war mir fremd. Aber ich konnte mir endlich selbst ein Bild machen. Ich konnte ihm gegenübersitzen und mit ihm reden. Das machte mich froh. Knapp zwei Jahre später wurde ich Christ. Die Schwester meiner Mutter hatte mir schon als Kind oft von Jesus erzählt. Aber erst jetzt bat ich Gott, in meinem Leben aufzuräumen. Durch Jesus konnte ich die Opferrolle, in der ich mich als Jugendliche sah, abgeben.

Auf Gottes Führung vertrauen Anschließend besuchte ich die Bibelschule Breckerfeld (bei Hagen). Dort habe ich erlebt, dass Gott meine Erfahrungen zum Segen anderer nutzen kann. Ich wurde sensibler für die Not anderer Menschen. So war ich erst in der Jugendarbeit tätig und konnte junge Menschen in schweren Familiensituationen durch gemeinsame Gespräche stärken. Zuletzt war ich in der Suchtkrankenhilfe im Raum Greiz (Thüringen) tätig. Leider wurde diese Arbeit eingestellt, und ich bin nun arbeitsuchend. Aber ich vertraue auf Gottes Führung. Durch meine Beziehung zu Jesus hat sich auch die Beziehung zu meinen Eltern stabilisiert. Vor zwei Jahren habe ich ein offenes Gespräch mit meinem Vater geführt. Ich habe ihm gesagt, was mich verletzt hatte. Ich kenne nun seinen Standpunkt und den meiner Mutter. Auch wenn ich niemals alles verstehen werde, so war es doch befreiend. Jetzt hoffe und bete ich, dass sie meine Veränderungen spüren und ebenso Christen werden. Manuela Wieser (28) gehört zur Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Triebes im thüringischen Zeulenroda-Triebes.

Peter Reid: Gott nutzt meine Erfahrungen, um andere zu stärken Ich wurde 1960 in den USA geboren. Innerhalb von nur vier Jahren gingen kurze Zeit später die Ehe meiner Eltern, der beiden Geschwister meiner Mutter sowie ihrer Eltern in die Brüche. Bei der Scheidung meiner Eltern war ich sechs Jahre alt. Anfangs empfand ich die Situation als „normal“. Ich kannte es ja aus meiner Familie nicht anders. Je älter ich wurde, umso mehr bemerkte ich die Unterschiede. Ich

feierte zweimal Geburtstag und Weihnachten; meine Mutter heiratete erneut und hatte plötzlich einen anderen Nachnamen. Das war bei meinen Mitschülern nicht so. Damals waren in den USA Scheidungen selten und wir die Ausnahme. Je älter ich wurde, desto mehr verunsicherte es mich. Ich sehnte mich nach Normalität. Egal, wie eine Scheidung konkret abläuft: Sie zerreißt die Seele eines Kindes. Denn man ist ein Teil von beiden. Allerdings bin ich meinen Eltern schon dankbar, dass sie mich und meine drei Geschwister nie in ihre Trennung hineinzogen. Es gab keine Schlammschlacht, sondern beide bemühten sich, für uns da sein. Mein Vater blieb sogar in der Nachbarschaft wohnen, damit wir ihn regelmäßig besuchen konnten. Er kam oft zu unseren Sportveranstaltungen, und wir Kinder fuhren mit ihm in den Urlaub. Das halte ich bis heute für sehr wichtig: Beide Elternteile sollten auch nach einer Trennung regelmäßig Zeit mit ihren Kindern verbringen. Gleichzeitig sollten sie – und das haben meine getan – ihnen immer klarmachen, dass die Scheidung nichts mit ihnen zu tun hat. Ich erlebe in meiner missionarischen Arbeit am Bodenseehof oft, dass Kinder unglaubliche Schuldgefühle entwickeln. Sie glauben, etwas falsch gemacht zu haben und der Grund für das Scheitern der Ehe zu sein.

Scheidungskinder haben zerbrochene Seelen Nach der Scheidung begann meine Mutter, sich Fragen über den Sinn des Lebens zu stellen. Kurze Zeit später wurde sie Christ. Auch mein Stiefvater – meine Mutter hatte 1970 wieder geheiratet – und wir vier Kinder bekehrten uns. Mit 18 Jahren ging ich nach Deutschland zur Bibelschule an den Bodenseehof. Dort erfuhr ich die Wertschätzung und Annahme, nach der ich mich so lange gesehnt hatte und die mich fast sprachlos machte. Rückblickend kann ich sagen: Gott hat alles perfekt geführt und vieles zum Guten verwendet! Er nutzt meine Erfahrungen, um nun andere zu stärken. Zum einen sind am Bodenseehof viele Scheidungskinder mit zerbrochenen Seelen. Es ist Teil meines Dienstes geworden, sie zu begleiten. Zum anderen brachte meine verwitwete Frau einen Sohn mit in die Ehe. Auch wenn die Situation eine andere war, so konnte ich mich doch in ihn hineinversetzen, denn auch ich wuchs mit einem Mann auf, der nicht mein leiblicher Vater war. Da, wo Jesus gegenwärtig in einem Menschen ist, können echte Veränderungen geschehen. Auch bei denen, die lange zerbrochenen Herzens waren. Das durfte ich dankbar erfahren. P Der US-Amerikaner Peter Reid (54) war sechs Jahre alt, als seine Eltern sich scheiden ließen. Mit 23 Jahren kam er nach Deutschland. Der zweifache Vater ist verheiratet und Direktor des Werkes „Christliches Jugendzentrum und Bibelschule Bodenseehof“ in Friedrichshafen. Es gehört zur evangelikalen Missionsgemeinschaft der Fackelträger. www.bodenseehof.de • 07541 95090

Foto: privat

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Darf man im Gottesdienst Shorts tragen? GEMEINDELEBEN Der Sommer ist da, die Temparaturen sind heiß. So mancher kommt da in kurzer Hose oder im Minirock in den Gottesdienst. Ab und zu stößt das bei anderen Gemeindemitgliedern auf Missfallen. Dürfen Christen Shorts im Gottesdienst tragen?

Shorts im Gottesdienst werden Jesus nicht davon abbringen, mich zu retten.

PRO

Meine Mutter sagte einmal über mich und meinen Bruder: „Ich hätte euch einen Sack anziehen können, das hätte euch nicht gestört!“ Ich sehe in der Kleidersache keine Heilsfrage. Einmal spricht Jesus davon, dass wir uns um Essen und Kleidung nicht bemühen sollen. Das ist das Geschäft des himmlischen Vaters, wenn wir uns nach seinem Reich ausstrecken. Ein anderes Mal sagt Jesus klar, dass alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht unrein machen kann, und ich übertrage das mal vom Essen auf die Kleidung. Der fein Betuchteste kann ein böses Herz haben, das nicht vor Gott bestehen wird, genauso wie ein in Lumpen gehüllter Mensch. Zum Dritten spricht Jesus in einem Gleichnis davon, dass Gott uns unabhängig von unserer jetzigen Kleidung ein völlig neues Gewand geben wird (derjenige ohne dieses neue Festtagsgewand darf nicht an der Hochzeit teilnehmen). Also Shorts im Gottesdienst

Jeder Gottesdienst ist eine Feier. Da sollten wir mit unserer äußerlichen Aufmachung Gott Respekt zollen.

Fotos: privat (2)

KONTRA

Also, zuerst ist mir wichtig zu sagen, dass man zu Gott kommen kann, wie man ist. Gott sieht das Herz an, nicht die Kleidung. Und doch – im Gottesdienst feiern wir den großen ewigen Gott. Wir feiern die Auferstehung Jesu. Gerade waren wieder Abi-Feiern. In den Zeitungen Abiturientinnen und Abiturienten, aufgebrezelt in Festtagskleidung. Hochzeitsfeiern – eine Modenschau der Festtagskleidung. Keiner würde auf den Gedanken kommen, in Shorts zu erscheinen. Jeder Gottesdienst ist eine Feier. Und da finden wir es nicht nötig, auch mit unserer äußerlichen Aufmachung Gott Respekt zu zollen? Natürlich kann jeder tragen, was er will. Früher gab es den Sonntagsanzug, das Sonntagskleid. Das muss heute nicht mehr sein. Unser Kleiderschrank ist wesentlich umfangreicher geworden. Aber angemessen sollte das Aussehen sein. Bei Reisen gehe ich gerne in Kirchen. In Rom 31.2014

Christian Huth ist Pfarrer der Evangelischen Trinitatiskirchengemeinde am See (Niesky, Kirchenkreis Niederschlesische Oberlausitz).

werden Jesus nicht davon abbringen, mich zu retten und mir das neue Gewand seiner Gerechtigkeit zu schenken. Nun ist da aber noch unser gemeinsames Unterwegssein in Kirche und Gemeinde. Und dazu gehören Tradition, Anstand und Rücksicht auf die Mitgeschwister. Tradition und Anstandsvorstellungen können sich ändern, aber nicht die Rücksicht auf die Mitgeschwister! Wie sagt Paulus so schön: Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf. Und sein Beispiel: Man darf Götzenopferfleisch essen, solange der Bruder dadurch nicht in seinem Glauben gefährdet wird. So plädiere ich für einen liebe- und respektvollen Umgang miteinander: Shorts sind o.k. Aber ist mir meine Freiheit, Shorts zu tragen, so viel wert, dass ich die Verärgerung der Geschwister in Kauf nehme? Bei unserer Kirchenwoche in See halten wir die Jugendlichen an (wie in Taizé): Kleidung über Schulter und bis zum Knie. P

Pfarrerin Bärbel Wilde (Lüdenscheid) ist stellvertretende Vorsitzende des Präsidiums der christlich-humanitären Hilfsorganisation „World Vision Deutschland“.

wurde ich an der Eingangspforte abgewiesen, weil ich die Schultern nicht bedeckt hatte. Dort gilt das schon bei der Besichtigung: Knie und Schultern bedeckt. Wie viel mehr im Gottesdienst. Oder ist uns die Ehrfurcht abhandengekommen? Außerdem können schon vom Körperbau her nicht alle Shorts tragen. Oder sollten es besser nicht. Da kann mehr Kleidung barmherzig sein. Vielleicht braucht da jemand auch etwas Stilberatung. Mir würde es nicht in den Sinn kommen, einem Menschen die Teilnahme am Gottesdienst wegen unpassender Kleidung zu versagen und statt einer freundlichen Begrüßung Kritik zu äußern. Ich freue mich über jeden, der kommt. Sonntägliche Kleidung ist nicht heilsnotwendig. Aber in die neue ewige Welt Gottes kommen wir nur mit dem weißen Kleid der Vergebung. Und das gibt es nur bei Jesus. Darauf kommt es an. P


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Wer ist der Größte im Himmel? BIBEL Machtbewusstsein und Eitelkeit sind nicht erst heute ein Thema unter Christen. Es beschäftigte schon die ersten Nachfolger von Jesus Christus. Während ihrer Wanderschaft mit Jesus glauben die Jünger, dass Jesus die Herrschaft der Römer abschütteln und ein glanzvolles Königreich in Israel aufrichten wird. Eines Tages beraten sie darüber, wer von ihnen welchen Rang in der Regierung verdient. Da stellt Jesus ein Kind vor sie und erklärt ihnen, was wirklich wichtig ist. Die Geschichte aus Matthäus 18,1–10 erzählt Bestsellerautor Titus Müller exklusiv für idea neu nach. Wenn Lea etwas aus acht Jahren Ehe mit Petrus gelernt hatte, dann, dass es unklug war, ihn auf das Essen warten zu lassen. Hunger machte ihn ungehalten und bisweilen ungerecht. Sie seufzte. Heute wollte einfach nichts gelingen. Das Heuschreckenpulver ging aus, also hatte sie ihre Älteste hinausgeschickt. Seit dem Mittag knipste Debora frischen Heuschrecken die Beine und Köpfe ab und legte die Körper zum Trocknen auf ein Tuch in die Sonne. Dadurch kam sie aber nicht dazu, Wasser zu holen, und den Weizenkuchen musste Lea auch allein zubereiten. Mühselig knetete sie den Teig, gab weiteres Öl hinzu. Elon spielte wieder mal bei den Nachbarsjungs. Er sollte ihr doch noch seine Merkverse aus der Synagogenschule aufsagen! Wenn er morgen mit den anderen Kindern auf dem Boden um den Lehrer saß und die Sätze nicht wiedergeben konnte, würde das ein schlechtes Licht auf die Familie werfen. Petrus und sie waren nicht irgendwer, ihre Kinder sollten sich ordentlich anstellen. Und Akbor, ihr Jüngster, das Mäuschen, schob seine Tiere aus Ton über den Boden. Dauernd war er ihr im Weg. Bevor nachher die Männer kamen, musste er das Spielzeug unbedingt wegräumen. Das wär’s noch, ein hungriger Petrus, der auf eine Tonkuh trat und sich den Knöchel verknackste. O nein, diese Männerstimmen. Das waren sie. Akbor sah hoch, er hoffte auf eine Begrüßung durch den Vater, sie konnte es in seinem Blick lesen. Akbor verehrte Petrus, der Vater war alles für ihn. Wenn er nicht mit den Tieren spielte, dann ahmte er den Vater nach, wie er das Fischernetz auswarf. Er versuchte sogar, wie Petrus zu reden, sagte „Schleppnetz“ oder „Steuerruder“ und andere schwierige Fischerwörter. Nur manchmal erntete er ein Lob, wenn er dem Vater die Fischarten im See Genezareth aufzählte. Heute aber ging Petrus wortlos an ihm vorüber, er schien seinen Sohn gar nicht zu sehen. Immerhin trat er nicht auf eines der Tiere. Jesus, der hinter Petrus ins Haus kam, nickte Akbor freundlich zu. Dann wendete er sich an die Männer und fragte: „Worüber habt ihr auf dem Weg geredet?“ „Wir dachten, du brauchst mal deine Ruhe“, wiegelte Andreas ab.

„Die Ruhe hat mir gutgetan. Aber jetzt interessiert es mich. Sagt mir, wovon ihr gesprochen habt.“ Lea flüsterte: „Akbor, räum deine Tiere aus dem Weg. Sonst treten die Männer noch darauf und brechen sich den Fuß.“ Sie merkte, dass im Raum betretenes Schweigen herrschte. Warum antworteten die Männer Jesus nicht? Petrus räusperte sich. „Na ja, du hast gesagt, dass wir nach Jerusalem gehen werden. Anderthalb Jahre waren wir nicht mehr da! Uns beschäftigt natürlich, was in Jerusalem passieren wird. Auch weil du erwähnt hast, dass die Ältesten und Oberpriester dich nicht freundlich empfangen werden – wo ich dir übrigens recht gebe. Wir dachten, vielleicht ist es jetzt bald so weit, vielleicht wirst du dein Königreich aufrichten. Da haben wir uns gefragt, was in diesem Königreich unsere Aufgaben sein werden. Ich meine, wenn dann die Römer vertrieben sind.“ Johannes ergänzte: „Die Wahrheit ist, wir haben gestritten.“ „Du wirst ja Beamte brauchen und Statthalter“, sagte Petrus. „Es gibt wichtigere und unwichtigere Aufgaben. Wer von uns bekommt welchen Posten? Selbstverständlich hängt das auch davon ab, wer welche Fähigkeiten hat und wer nicht. Das ist uns bewusst.“ Lea würzte den Kuchenteig mit Minze, Kümmel, Zimt und dem letzten Rest des bitteren Heuschreckenpulvers. Sie hörte nicht mehr hin. Es würde ein Männergespräch werden, wie es sie oft gab: Wer hat wie viel zu sagen, wer kann mehr, wer darf bestimmen. Es interessierte sie nicht. Als sie den Namen „Akbor“ hörte, fuhr sie zusammen. Hatte Jesus gerade ihren Sohn gerufen? Der Kleine, der noch damit beschäftigt war, seine Tiere einzusammeln, sah hoch. Jesus sagte: „Komm mal zu mir.“ Schüchtern gehorchte er. Jesus hob ihn auf sein Knie. „Wenn ihr nicht umdenkt und werdet wie Akbor“, sagte er, „kommt ihr nicht in das Reich der Himmel hinein.“ Wie bitte? Die erwachsenen Männer sollten werden wie ihr Würmchen, das noch nicht mal vom Chasan unterrichtet wurde, das weder die Thora kannte noch ein ordentliches Handwerk? Das musste ein Scherz sein. Aber Petrus ideaSpektrum 31.2014


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Foto: picture alliance / akg-images

So stellte sich ein unbekannter französischer Maler (um 1900) die Szene vor, als Jesus seinen Jüngern erklärte, dass sie werden sollen wie die Kinder.

und die anderen Männer sahen ernst und verwirrt drein, sie lachten nicht. Akbor blinzelte. Ihm war das Ganze peinlich. Ermutigend klopfte ihm Jesus auf den Rücken. „Ein Kind wie Akbor erscheint euch schwach, aber der Junge hat große Stärken. Er weiß, von wem er abhängig ist, und er vertraut dir, Petrus, und dir, Lea, von ganzem Herzen.“ Jesus wandte sich Akbor zu. „Hast du Sorge, ob sie dir Kleidung geben werden oder ob du heute etwas zu essen bekommst?“ Der Kleine verzog spöttisch die Miene und schüttelte den Kopf. „Akbor besitzt die Fähigkeit, erlittenes Unrecht zu vergeben. Wie oft haben ihn seine Geschwister oder seine Eltern schon ungerecht behandelt. Trotzdem liebt er sie von Herzen und hält ihnen nichts vor, das vergangen ist.“ Jesus nahm eines der Tontiere auf, das Akbor heruntergefallen war. „Vor allem verfolgt er keine großartigen Pläne, wie er sich alles unterwerfen will. Nein, er ist bereit, über die Welt zu staunen. Über die Tiere, über den großen See, über den Himmel und die Taten Gottes. Nicht wahr, Akbor?“ Der Kleine zeigte auf das Tier in Jesus’ Hand und sagte stolz: „Das ist ein Krokodil. Die leben in Ägypten.“ Lea sah zu Petrus hinüber. Der biss sich auf die Unterlippe. Er wusste genau, dass Jesus ihn und Andreas und die anderen meinte mit den großen Plänen von der Macht. Wie klug Jesus doch war! Ihr Herz wurde weit. Das Mäuschen auf seinem Schoß zu sehen und zu hören, wie hoch Jesus ihren Sohn schätzte, obwohl er noch so klein war, tat ihr gut.

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Andreas versuchte, auf ein anderes Thema zu lenken. „Gestern hat jemand Dämonen ausgetrieben in deinem Namen, einer, der nicht zu uns gehört und nicht mit dir wandert. Sollen wir es ihm verbieten?“ „Nein, lasst ihn“, sagte Jesus. „Wer nicht gegen uns ist, ist für uns. Jeder, der euch auch bloß einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu mir gehört, wird dafür belohnt werden, das verspreche ich euch.“ Debora kam herein und fragte: „Mama, wie lange müssen die Heuschrecken trocknen? Ich muss die ganze Zeit dabeibleiben, nicht? Sonst pickt sie ein Vogel auf.“ Jesus lächelte ihr zu. „Stellt euch vor, ihr hättet einhundert Schafe. Wenn sich eines davon verirren würde, was würdet ihr tun? Würdet ihr nicht die neunundneunzig anderen zurücklassen und das eine Verirrte suchen? Wenn ihr’s dann gefunden habt, freut ihr euch mehr über dieses eine als über die neunundneunzig anderen, das sage ich euch. Euer Vater im Himmel möchte nicht, dass eines dieser Kinder verloren geht. Ihre Engel haben das Recht, jederzeit vor ihn zu treten, weil ihm die Belange der Kinder so wichtig sind.“ Er gab Akbor das Krokodil und hob ihn von seinem Knie hinunter. Der Kleine trippelte mit dem Tier in der Hand zu ihr und umarmte ihre Beine. Lea streichelte ihm den Kopf. „Ihr wollt wissen, wer der Größte ist im Reich der Himmel?“ Jesus sah in die Runde. „Jemand, der einem Kind gleicht im Vertrauen und im Staunen. Wer ein Kind oder einen jungen Menschen in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.“ P


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Das Geheimnis der Dreieinigkeit CREDO Auch für viele Christen ist die göttliche Trinität (Dreieinigkeit) ein Rätsel. Das Apostolische Glaubensbekenntnis nennt hintereinander Gott, den Vater, Jesus, seinen eingeborenen Sohn, und den Heiligen Geist. Wie soll man das verstehen? Und warum ist das wichtig? Pastor Klaus Jürgen Diehl erklärt im 31. Teil der ideaGlaubensserie, was die Trinitätslehre bedeutet und warum sich so viele mit ihr schwertun.

Das Wesen und Wirken des dreieinigen Gottes wird in dem Artikel veranschaulicht an den drei Bestandteilen der Kerze: Wachs, Docht und Flamme.

ligionen wie Muslime uns Christen unterstellen, wir würden an drei Götter glauben. Dabei betont die Bibel immer

Was die Bibel dazu sagt Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen! (1. Mose 1,26) Ausleger deuten den Plural „Lasset uns …“ als einen ersten versteckten Hinweis auf den dreieinigen Gott. Der Tröster, der Heilige Geist, den Gott senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe (Johannesevangelium 14,26). Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes (Matthäusevangelium 28,19). Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! (2. Korintherbrief von Paulus 13,13). Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen (1. Korintherbrief 12,3–6).

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Wir Christen bekennen uns zu dem dreieinigen Gott: zu Gott, dem Vater, zu Jesus Christus, seinem Sohn, und zum Heiligen Geist. Auch wenn uns Gott in dreifacher Gestalt begegnet – die altkirchlichen Dogmatiker sprachen von den drei „Personen“ der Trinität –, so ist und bleibt er doch stets ein und derselbe Gott. Im Deutschen bringen wir die unterschiedlichen Aspekte im Wesen Gottes mit zwei ähnlich klingenden Begriffen zum Ausdruck: Betonen wir mit dem Wort „Dreieinigkeit“ (lat. „trinitas“) vor allem das Einssein Gottes, so unterstreicht der eher in der katholischen Kirche gebräuchliche Begriff der „Dreifaltigkeit“ stärker die Vielfalt und den Reichtum, den Gott in seinem Wesen widerspiegelt. Zugegeben: Es handelt sich bei der Lehre von der Dreieinigkeit um den sicher unzureichenden Versuch, das Geheimnis Gottes in theologische Begrifflichkeit zu fassen. Dass die Alte Kirche dazu längere Zeit und zahlreiche, mit Leidenschaft geführte Debatten auf den Konzilen benötigt hat, unterstreicht nur, dass es sich bei der Trinitätslehre gewiss nicht um die am leichtesten nachvollziehbare Aussage über das Wesen und Wirken Gottes handelt. Es sollte uns daher nicht verwundern, wenn Nichtchristen oder Anhänger anderer Re-

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wieder in unmissverständlicher Klarheit: Es ist „ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen“ (Epheser 4,5 und 6). Und zusammen mit den Juden bekräftigen wir Christen in den Zehn Geboten und im zentralen jüdischen Glaubensbekenntnis, dem „Sch’ma Jisrael“ (5. Mose 6,4), die Einheit und Einzigkeit Gottes: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist einzig (oder: einer)“.

Foto: Alexander von Lengerke

Die Trinität in der Bibel

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Nachdenkenswerte Zitate „Gott Vater ist eine tiefe Wurzel, der Sohn ist der Schössling, der in die Welt hereinbricht, und der Geist ist das, was Schönheit und Duft verbreitet.“ Tertullian (150–220), Schriftsteller und Kirchenvater „ Die Sonne ist nicht ohne Licht und Wärme, die Quelle nicht ohne Wasser und Wegfluss, der Verstand nicht ohne Wort und Geist. So war auch der Vater nie ohne den Sohn und den Heiligen Geist.“

Mesrop Maschkoz, armenischer Kirchenvater, gestorben 440 Dass sich die Kirchenväter mit dem Bekenntnis zum dreieinigen Gott lange schwertaten, hat seinen entscheidenden „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig Grund sicher darin, dass sich in der Bibel insgesamt nur macht, der aus dem Vater hervorgeht, der mit dem Vater und vereinzelte Hinweise auf die Trinität fi nden. Streng gedem Sohn zugleich angebetet und verherrlicht wird.“ nommen sind es vor allem zwei Bibelzitate, die hier eine Nicänisches Glaubensbekenntnis (entstanden im Jahr 325) besondere Rolle spielen. Zum einen ist es der Missions„Gott ist nicht ewige Einsamkeit, sondern ein Kreis der Liebe in bzw. Taufbefehl des auferstandenen Jesus, den er beim AbHingabe und Zurückschenken: Vater, Sohn und Heiliger Geist.“ schied vor seiner Himmelfahrt an die Jünger richtet: „DaPapst Benedikt XVI. rum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heievangelium von dem Zeugnis der Einheit zwischen Vater ligen Geistes …“ (Matthäus 28,19). Heißt es zunächst noch und Sohn durchzogen: „Ich und der Vater sind eins“ in der Apostelgeschichte und vereinzelt auch in Briefen des Apostels Paulus, dass Menschen „auf“ bzw. „in den Na- (10,30). Immer wieder bekennt sich Jesus im vierten Evangelium zu der unauflöslichen Einheit mit seinem himmlimen Jesu Christi getauft“ wurden (z. B. Kapitel 2, Vers 38; schen Vater. Aber vom Heiligen Geist ist in diesem ZusamKapitel 10, Vers 48; Römer 6,3; Galater 3,27), so setzt sich menhang nur in einem der an seine Jünger gerichteten Abdoch schon bald bei der Taufe die dreifache Gottesbezeichnung durch. Der Theologe Helgo Lindner nimmt an, dass schiedsworte Jesu die Rede: „Der Tröster, der Heilige Geist, damit „in der Welt des Heidentums zusätzlich zum Jesus- den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch namen auch der Glaube an den einen und einzigen Gott gesagt habe“ (14,26). herausgestellt werden“ sollte. Wenn dazu schließlich der Heilige Geist erwähnt wird, so spiegelt das die Erfahrung Erst die alten Konzile schafften Klarheit wider, dass mit der Taufe auch der Empfang des Heiligen Geistes verbunden war (Apostelgeschichte 19,5 und Von daher ist es verständlich, dass die Theologen der Al6), der bis zur erwarteten baldigen Wiederten Kirche zunächst darum bemüht waren, die Wekunft Jesu ja an seine Stelle treten sollte senseinheit von Gott Vater und Sohn lehrmäßig (Apostelgeschichte 1,4 und 5). festzuschreiben. Denn es gab zahlreiche BestreNeben der trinitarischen Taufformel ist bungen, Jesus im christlichen Bekenntnis gegender Schlusssatz des 2. Korintherbriefes über Gott nur eine untergeordnete Rolle einzuräuwichtig, der evangelisch-landeskirchlimen. Demgegenüber wurde auf dem Konzil chen Christen vom Kanzelsegen des von Nizäa 325 – und dann nach weiteren Pfarrers nach seiner Predigt vertraut ist: kontrovers geführten Debatten endgül„Die Gnade unseres Herrn Jesus tig auf dem Konzil von Chalzedon 451 Christus und die Liebe Gottes und – als kirchliche Lehre verkündet, die Gemeinschaft des Heiligen dass Jesus Christus „wahrer Gott Geistes sei mit euch allen!“ (13,13). und wahrer Mensch“ sei. Da Jesus, Aber auch dieser Segenswunsch das Fleisch gewordene „Wort“ (grietrifft noch keine Aussage über die chisch „Logos“; Johannes 1,1), schon wesensmäßige Einheit von Vater, vor der Erschaffung der Welt beim Sohn und Heiligen Geist. Wenn Im Mittelpunkt steht der hilfebedürftige Mensch. Vater war, ist er „wahrer Gott vom man nach solchen Aussagen in der Er ist umgeben von der Taube und von Flammen, wahren Gott, gezeugt, nicht geschafdie den Heiligen Geist symbolisieren. Rechts Gott, Bibel Ausschau hält, so wird man der Vater, der für fürsorgliche Nähe steht, und links fen“. Mit dieser Formulierung wurde fündig, wenn es um die Beziehung Gott, der Sohn, der sich im Dienst am Menschen so die Aussage von der Unterordzwischen Gott Vater und Sohn sogar bis unter die Füße stellt. So wirkt Gottes nung Jesu unter Gott abgewiesen. geht. So ist das ganze Johannes- Liebe in einer dreifältigen Weise. Die dann endgültig auf dem Konzil O

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von Konstantinopel 381 verabschiedete Trinitätslehre schloss den Heiligen Geist in die Wesenseinheit mit Gott Vater und Sohn ein. Die Konzilsväter hielten damals als verbindliches Bekenntnis fest: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn zugleich angebetet und verherrlicht wird …“

Was sagt die Trinitätslehre über das Wesen Gottes? Die dogmatischen Aussagen über die Trinität Gottes mögen Außenstehenden befremdlich und manchen Christen eher als abstraktes theologisches Gedankenspiel erscheinen. Doch es geht dabei nicht um höhere Theologie, sondern darum, dass wir in dem Mysterium der Dreieinigkeit den Herzschlag Gottes, sein tiefstes Wesen entdecken. So hat den Kirchenvater Augustin (354–430) – ein großer Trinitätstheologe – der Gedanke fasziniert, dass die Beziehung der drei göttlichen Personen zueinander der Liebe entspricht, in der ein Liebender mit seinem geliebten Gegenüber durch das Band der Liebe verbunden ist. Unser Gott ist kein in sich ruhender Buddha, keine unbewegliche, einsame Größe, sondern ein Gott in Bewegung und Beziehung – und das aus Liebe! Gott musste deshalb nicht erst uns Menschen schaffen, um ein Gegenüber zu haben, dem er seine Liebe schenken konnte: Er hatte dieses Gegenüber schon vor der Erschaffung der Welt in sich selbst. So äußerte sich der zurückgetretene Papst Benedikt XVI. zum Geheimnis der Trinität mit den Worten: „Gott ist nicht ewige Einsamkeit, sondern ein Kreis der Liebe in Hingabe und Zurückschenken: Vater, Sohn und Heiliger Geist“. Weil schon in Gott selbst ein „ewiger Liebesaustausch“ (so eine Formulierung aus dem Katechismus der katholischen Kirche) stattfindet, will er uns als seine Kinder in diesen Kreislauf der Liebe mit hineinziehen: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1. Johannes 4,16b).

Die Trinität ist wie ein Kleeblatt … Schon die frühen Kirchenväter haben versucht, das Mysterium der Dreieinigkeit in verschiedenen Bildern und Analogien zu veranschaulichen. So hat Tertullian (ca. 150–220) Gott Vater mit einer tiefen Wurzel verglichen, seinen Sohn Jesus mit dem Schössling, der in die Welt hereinbricht, und den Heiligen Geist mit der Schönheit und dem Duft, den die Pflanze verbreitet. Basilius von Cäsarea (ca. 330–379) dagegen veranschaulichte das Geheimnis der Trinität an einem Regenbogen: dem Licht, das von der Sonne ausgeht und sich in den verschiedenen Farben bricht. Der heilige Patrick, der populäre Schutzpatron Irlands (385–461), soll einer Legende nach die Iren anhand eines Kleeblatts über die Dreieinigkeit Gottes unterwiesen haben: So wie Klee (normalerweise) aus drei Blättern besteht und doch eine einzige Pflanze ist, so ist Gott nur einer, weil Vater, Sohn und Geist eine unauflösliche Einheit bilden. In neuerer Zeit

Die symbolische Darstellung der Dreifaltigkeit (Trinität) wurde nach 1. Johannes 4, 16 gestaltet von Pfarrer Matthias Laubvogel

hat der irische Schriftsteller Clive S. Lewis (1898–1963) die Trinität mit dem Würfel in seinen drei Dimensionen verglichen. Und schließlich sieht in der Gegenwart der englische Theologe David Clemens die Dreieinigkeit in der mathematischen Gleichung 1x1x1=1 versinnbildlicht. Neben Bildern und Analogien wurden in der Kirchengeschichte auch immer wieder Symbole und geometrische Figuren zur Darstellung der Dreieinigkeit herangezogen. So wurde das Dreieck zum bekanntesten Zeichen für die Trinität, das in zahlreichen Abbildungen – z. B. in den Kuppeln vieler Kirchen – durch das Einfügen des Auges Gottes im Zentrum verstärkt wurde.

… oder wie eine brennende Kerze Mich selbst hat das Bild einer brennenden Kerze am meisten angesprochen: An den drei Bestandteilen der Kerze – Wachs, Docht und Flamme – lassen sich eindrücklich Wesen und Wirken des dreieinigen Gottes veranschaulichen. Gott Vater stellt das Wachs dar: Für sich allein genommen eine knetbare Masse, die noch nicht eindeutig als Kerze identifizierbar ist. So bleibt auch Gott jenseits seiner Offenbarung in Jesus Christus durch den Heiligen Geist eine nach menschlichem Belieben formbare Größe. Aus dem Wachs ragt aber nun der Docht hervor: Sinnbild dafür, dass Jesus die himmlische Herrlichkeit verließ, als Mensch auf unsere Erde kam und dennoch eng mit seinem himmlischen Vater verbunden blieb – so wie der Docht weiter vom Wachs umschlossen bleibt. Schließlich symbolisiert die Flamme den Heiligen Geist, der für notwendiges Licht und Wärme sorgt: So können wir erst durch den Heiligen Geist Gott erkennen und müssen nicht länger im Dunkeln tappen. Und so, wie schon eine kleine Kerze wohltuende Wärme verbreitet, entzündet der Heilige Geist in uns die Liebe des Vaters und des Sohnes, die wir dann auch an andere verströmen können. P ideaSpektrum 31.2014


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Ich ging zu dem Engel und bat ihn, mir die Buchrolle zu geben. ›Nimm sie und iss sie!‹, sagte er. ›Der Magen wird sich dir zusammenziehen, so bitter ist sie; aber solange du sie im Mund hast, wird sie süß sein wie Honig.‹ «

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Peter Schneeberger (Pfäffikon) ist Vorsitzender der Freien Evangelischen Gemeinden in der Schweiz.

Aus der Offenbarung des Johannes 10,9

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„Hat er jetzt ‚essen‘ gesagt?“ Tatort Tankstelle. Sirenengeheul. Ein Gangster hat Geiseln in seiner Gewalt. Der Täter droht der Polizei: „Wenn ihr meine Forderungen nicht erfüllt, esse ich meine Geiseln!“ Die konsternierte Polizei: „Hat er jetzt ‚essen‘ gesagt?“. Ja, essen. Dann schwenkt die Kamera, und man sieht die Geiseln. Es sind zwei Schokoladenstücke. So der Fernsehspot eines großen Süßwarenherstellers. In der Bibel begegnet uns eine ähnliche Geschichte. „Nimm und iss!“, so die Aufforderung an Johannes über eine Buchrolle, die er von einem Engel bekommt (Offenbarung 10,9). Ich würde ja im Umgang mit der Bibel folgende Aufforderung verstehen: „Nimm und lies!“, aber es heißt „iss!“. Der Engel gibt die Bibelseite Johannes, und der isst sie. Was sagt mir diese Begebenheit? Die Bibel ist weit mehr als eine Informationsschrift. Die Bibel ist Offenbarung

zum Leben. Johannes liest nicht nur ein Buch, er verinnerlicht es und gibt es wieder als Worte, die viele verfolgte Christen enorm trösten. Einen solchen Umgang mit der Bibel möchte ich auch. Ich möchte, dass die Worte der Bibel mein Herz prägen und mein Handeln anleiten. Ich möchte den Leuten zurufen: „Jeder soll die Bibel lesen und die Botschaft leben wollen!“ Nicht alles, was mir die Bibel sagt, empfinde ich als Honig, den mir Gott um den Mund streicht. Manchmal habe ich echt zu beißen an Gottes Wort. Nicht an dem, was ich nicht verstehe, sondern an dem, was ich allzu gut verstehe, aber nicht so angenehm finde. Die Bibel will uns persönlich ansprechen und uns als Person in das Geschehen mit hineinnehmen. Und manchmal zieht uns die Botschaft auch den Magen zusammen, weil wir zum Handeln aufgerufen werden. P

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PORTRÄT Ein Zuhause für die Jungs am Rand der Gesellschaft LEBENSWERK Ein evangelikaler Christ hat den Wettbewerb „Dein Wort zum Sonntag“ gewonnen: Martin Homberg. Im Hauptberuf ist der 53-Jährige Leiter der „Gefährdetenhilfe Kurswechsel e.V.“. idea-Redakteur Dennis Pfeifer stellt ihn vor. Leiter der „Gefährdetenhilfe Kurswechsel e.V.“ Sie unterstützt junge Männer, aus ihrer Drogensucht auszusteigen oder nach einem Gefängnisaufenthalt den Wiedereinstieg in die Gesellschaft zu schaffen. „Die Aktion mit dem Nagel stammt aus unserer Häftlingsarbeit. Die Jungs im Knast versuchen gern, den Nagel gerade in das Holz zu hämmern. Bisher hat es noch keiner geschafft“, erklärt Homberg. Die Botschaft sei für die Knackis eindeutig: „Es läuft nicht alles gerade im Leben. Aber bei Jesus Christus ist niemand wertlos. Wenn man sein Leben in Gottes Hand legt, kann daraus noch einmal etwas Gutes entstehen.“

Wohngemeinschaft, Arbeit und Familie Der Verein unterhält zwei Häuser. In ihnen wohnen Hauseltern mit ihren Kindern (Hombergs und eine weitere Familie) sowie junge Christen, „Exknackis“ und Drogenabhängige als „Großfamilie“ zusammen. „Wir wollen unser Leben mit ihnen teilen und sie dabei noch einmal in ein liebevolles Familienleben integrieren. Viele Jungs kennen das so gar nicht.“ Dem Verein ist ein Zweckbetrieb angeschlossen. „Wir führen mit den Jungs überwiegend handwerkliche Arbeiten durch, renovieren Wohnungen, ge-

stalten Gärten oder arbeiten in unserer Werkstatt“, so Homberg. Jeder Hilfesuchende sollte mindestens ein Jahr bleiben. „Je länger sie bleiben, umso höher ist ihre Chance, wieder auf die Füße zu kommen“, weiß er. Die Arbeit fi nanziert sich fast komplett durch Spenden. „Richter und Staatsanwälte könnten uns Bußgelder zuweisen, aber das kommt nur selten vor.“ Der Verein sei zu unbekannt.

Ein gewagter Schritt mit Gott Bereits als 11-Jähriger wurde Homberg, der in einer freikirchlichen Gemeinde in Wuppertal aufwuchs, auf einer Freizeit Christ. Einige Jahre später wurde ihm klar, dass er sein Leben ganz für Gott einsetzen soll. Durch Straßeneinsätze mit einem umgebauten Bus der Barmer Zeltmission entstanden erste Kontakte zu Menschen aus Randgruppen. Homberg kündigte seinen Job als Elektroingenieur und wurde „freiberuflicher Missionar“. Dass sein Herz für die Menschen am Rand schlägt, sieht Homberg als Gabe Gottes. Mittlerweile hat er über 100 Betroffene betreut. P b www.gh-kurswechsel.de 0202 607535

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Ein Tipp über Facebook ermunterte Martin Homberg dazu, am Wettbewerb „Dein Wort zum Sonntag“ teilzunehmen. Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der ARD-Sendung „Das Wort zum Sonntag“ konnten selbst gedrehte Videoclips ins Internet gestellt werden. Am Ende stimmten die Zuschauer für ihren Favoriten ab. Homberg gewann mit 5.952 Stimmen – über 1.000 Stimmen mehr als der Nächstplatzierte. In seinem 4-minütigen Video versucht der Wuppertaler vergeblich, einen Nagel in einen Eichenbalken zu schlagen. Das Holz ist hart und der Nagel zu weich. Er wird krumm. Homberg vergleicht diese Erfahrung mit dem Leben. Wer will nicht gerade durchkommen? Aber das Leben ist hart. Manches läuft schief, und mancher gerät sogar auf die „schiefe Bahn“. Einen krummen Nagel wirft man weg. Aber was ist mit einem schiefgelaufenen Leben? Homberg wickelt um den krummen Nagel einen Draht und verbindet ihn mit einer Batterie. Es entsteht ein Elektromagnet. Die Botschaft ist einfach: In der Hand Gottes kann scheinbar Wertloses noch einmal eine neue Bestimmung und einen neuen Sinn bekommen. Inspiriert ist das Video durch seine tägliche Arbeit. Seit 1992 ist Homberg

DAS WORT DER WOCHE » Auch meine Mutter war durch ihr bevorstehendes Ende nicht ernsthaft beunruhigt, sie war wirklich gelassen. Als klar war, dieses wird ihr letzter Tag sein, hat sie ruhig gesagt: ›Ich weiß, wohin ich gehe.‹ Dann ist sie gestorben. Nach ihrer Überzeugung ging sie zurück zu ihrem Mann, den sie sehr geliebt hat. Und ich habe es mir versagt, mich darüber zu stellen und zu denken: ›Ich weiß, dass das nicht stimmt.‹ Nein. Vielleicht stimmt das eben doch! Vielleicht war sie klüger als unsereiner, der glaubt, nach dem Tod sei alles zu Ende. « Der Philosoph Wilhelm Schmid. Sein Buch „Gelassenheit: Was wir gewinnen, wenn wir älter werden“ steht auf Platz 1 der Bestsellerliste. 31.2014


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