Idea Spektrum Schweiz 39/2014

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24. September 2014 | 39

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Eine Baronin bewegt Europa Vor 250 Jahren kam Juliane von Krüdener zur Welt. Als Missionarin und Predigerin bereiste sie halb Europa. Warum ging die mutige Baronin nicht in die Annalen der Geschichte ein? Ihre Biografin Debora Sommer suchte nach Seite 8 einer Antwort.

4 Marsch fürs Läbe Grosses Fest für das Recht auf Leben | 7 Life on Stage Drei Musicals bringen das Evangelium auf die Bühne | 15 Tearfund Für eine Nacht im Karton schlafen 23 Gospelkirchentag Warum begeistert diese Musik so viele Menschen? www.ideaschweiz.ch


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„Ich arbeite daran, dass die brasilianische Gemeinde die grosse Not im Norden ihres Landes entdeckt.“

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E DI T OR I A L

BIBLISCH

Irgendwie anders Liebe Leserin, lieber Leser Als ich letzte Woche im Zug nach Zürich fuhr, fiel mein Blick auf eine Strassenzeichnung. Über einer geballten Faust stand fett: „My Body, my choice!“ Früher hiess das: „Mein Körper gehört mir!“ Bei Recherchen im Internet fand ich eben dieses Strassenbild, und zwar auf der Seite des „Überregionalen revolutionären Bündnisses“. „Wir kämpfen für ein selbstbestimmtes Leben jenseits der patriarchalen Kleinfamilie – wir gestalten unser Leben und unsere Sexualität nach unseren Bedürfnissen!“, so das Credo. Wofür die Faust stand, zeigte sich dann am Samstag in Zürich. Am „Marsch fürs Läbe“ – einer Kundgebung, die nicht friedlicher sein könnte – schlugen die Linksautonomen zu. Aggressiv versuchten sie, den mit Kind und Kegel angereisten Lebensrechtlern Angst einzujagen. Ohne das Eingreifen der Polizei wäre das auch gelungen. Spannungen entluden sich. Und während auf der Erde konträre Weltanschauungen aufeinanderprallten, dürften in der unsichtbaren Welt finstere Kosmokratoren (vgl. Eph. 6,12) mit den Lichtwesen Gottes um die Macht gestritten haben. Allerdings – was ist mit all den Gleichgültigen? Mit denen, die Handytarife auswendig lernen, sich die angesagtesten Accessoires umhängen und am Samstag den Rasen-Roboter kontrollieren? Anders als die linken Chaoten schert sich die schweigende Mehrheit einen Deut um die Fragen des Rechts auf Leben. Aber sie steuert die gesellschaftliche Meinung. Der irische Politiker und Schriftsteller Edmund Burke (1729 –1797) sagte: „Für den Triumph des Bösen genügt es, wenn die Guten nichts tun.“ Das vergangene Wochenende war irgendwie anders. Weil Bettag war? Ich weiss, Jesus ist auch dort, wo nur zwei oder drei in seinem Namen beten. Aber an diesem Sonntag war die Zahl an Gebetstrios wohl bedeutend grösser als üblich und somit auch die Präsenz des Herrn. In Langenthal betete der katholische Nationalratspräsident in einer evangelischen Kirche. In Arbon luden Politiker (!) zu einem Gebetsabend ein, an dem eine Ständerätin eine besinnliche Rede hielt. In Bern trafen sich Christen zur Fürbitte für jüdische Mitbewohner. Zahlreiche Beter aus der ganzen Ostschweiz fuhren auf den Säntis, packten Gemeinde-, Kantons- und Schweizerfahnen aus, und von ganz oben befahlen sie unser Land dem Segen des Allmächtigen an. Das vergangene Wochenende war irgendwie anders.

Der Geist Gottes tritt für uns ein, er bittet für uns mit einem Seufzen, wie es sich nicht in Worte fassen lässt. Römer 8,26b Das Seufzen ist wohl die zutreffende Übersetzung für den „Blues haben“. Alltagsblues, Weihnachtsblues oder einfach den Sonntagabendblues. Ich habe dieses Gefühl meist am Sonntagabend. Ein Empfinden, ein Zustand meiner Seele. Wie unfassbar befreiend zu wissen, dass ich bei Gott seufzen darf. Mehr noch, dass dieses Seufzen Gottes Geist selber ist. Seufzen – oder eben Blues’n – ist eine unglaubliche Energie und Kraft, die aus meinem Innersten kommt. Das Sehnen, die Sehnsucht, der Durst nach dem Leben wie es sein sollte. Dieses echte, tiefe Seufzen ist eine wunderbare, vielleicht die kürzeste Form des Gebets. Ein Gebet ohne Worte. Ein befreiendes Gebet aus tiefstem Herzen. Ein Lieblingsbibelwort von Reto Nägelin, Bluesdiakon und Leiter der Kinder-, Jugendund Familienfachstelle Takano der EMKSchweiz, Rüschlikon ZH. www.bluesdiakon.ch

Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess, Andrea Vonlanthen Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX

Bildnachweis: V&R Unipress/D. Sommer: Eine baltisch-adlige Missionarin bewegt Europa (Titelseite); zvg (Seite 3)


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N AC H R IC H T E N SC H W E I Z

PARDON

Thomas Feuz ist Redaktor bei ideaSpektrum und Texter im Medienhaus Jordi AG.

2500 TEILNEHMER AM 5. „MARSCH FÜRS LÄBE” IN ZÜRICH

Ein grosses Fest des Lebens O

ne of us, Behinderte gehören zu uns! Das war die Kernbotschaft der diesjährigen Kundgebung am vergangenen Samstag in Zürich. Über 2500 Teilnehmende setzten ein Zeichen für das Lebensrecht ungeborener Kinder und behinderter Menschen. Heute werden 90 Prozent aller Kinder abgetrieben, bei denen vorgeburtliche Tests auf ein Down-Syndrom schliessen lassen. Conny Albers, eine junge Frau, die selber betroffen ist, erzählte beschwingt von ihrem Beruf als kaufmännische Angestellte, ihren Hobbys und Freunden und erklärte: „Kinder mit Down-Syndrom sind Kinder wie andere auch. Vielleicht etwas unbeholfener, aber dafür haben sie etwas Besonderes: Sie können richtig schön lachen!“ Schliesslich berichtete eine Mutter über die Herausforderungen und den Gewinn des gemeinsamen Lebens mit ihrer DS-Tochter.

Die Botschaft der Kundgebung richtete sich insbesondere auf die Würde jedes Menschen. Mit dem Motto „One of us“ (Einer von uns) riefen die Teilnehmenden dazu auf, entstehendes Leben anzunehmen, auch wenn es in irgendeiner Form beeinträchtigt ist. Sie trugen Plakate mit treffenden Sprüchen und blieben auch dann ruhig, als sie von rund 200 Gegendemonstranten angeschrien und mit Kondomen beworfen wurden, die mit gefärbtem Wasser gefüllt waren. Auch der ohrenbetäubende Lärm von Trillerpfeifen vermochte die Gesänge der Christen nicht abzuwürgen. Etliche Passanten äusserten sich betroffen über die bösartigen Slogans der Linksautonomen und ereiferten sich, dass ein Grossaufgebot der Polizei den friedlichen Marsch beschützen musste. Dank der Polizei, die einen Wasserwerfer einsetzte, marschierten auch kleine Kinder unbefangen

Fotos: Mirjam Fisch-Köhler

Das Leben bringt mich immer wieder zum Staunen. Etwa die Tatsache, dass im elektro­ nischen Zeitalter mehr Bücher denn je aufgelegt werden. Bücher haben Ausstrah­ lung; Gedrucktes in Händen halten gibt mir ein gutes Gefühl. Da kommt kein Tablet dagegen an. Zu einigen Büchern habe ich ein besonderes Verhältnis. Etwa zu „Mila 18“ von Leon Uris („Exodus“, „Mitla Pass“, „Haddsch“), ein Buch über den Aufstand im jüdischen Ghetto in Warschau. Beim Lesen litt ich mit, fühlte ich mich in den Widerstand involviert. Und nun schreibe ich ein „Pardon“. Meine Gedanken wandern von der Nazizeit in die Zeiten von IS & Co. Was Minderheiten in Syrien und im Nordirak angetan wird, ist purer Rassismus. „Wir haben in die Welt hinaus gerufen, aber keiner hat uns gehört. Wo bleibt das christliche Gewissen? Bitte, stellt euch an unsere Seite“, schrieb ein syrischer Bischof kürzlich. Aramäische Christen in der Schweiz bestätigen, dass ihre Volksgruppen von Hilfs­ lieferungen abgeschnitten sind. Es wird viel geschrieben. Auch ich bin beteiligt. Aber ich habe bisher keinen Leserbrief verfasst, nicht an Botschaften, an den Menschenrechts­ hof oder an Jean Ziegler geschrieben, ging auch nicht auf die Strasse. Gebetet und gespendet habe ich, ja. Reicht das? Wären nicht sichtbare Zeichen der Solidarität im öffentli­ chen Raum gefragt? „Mila 18“ macht Mut, glaubensvoll aufzustehen und sich zu positionieren. Mir scheint, ein motivierendes Sachbuch wäre dringend nötig, auch wenn es kein Bestseller werden dürfte. Pardon: Oder vielleicht doch?

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NOTIERT Freude über die „eigene“ Bibel Fast zwei Jahre gab es die Bibel in mongolischer Sprache nicht mehr. Die Freude ist gross, dass sie seit Mitte September in revidierter Fassung wieder erhältlich ist. Die Neuherausgabe geht zurück auf eine Initiative der Bibelgesellschaft und der Überseeischen Missionsgemeinschaft unter Beteiligung von Schweizer ÜMG-Mitarbeitern.

EVP: Referendum gegen PID

Fotos: Mirjam Fisch-Köhler; zvg

Die EVP ergreift das Referendum gegen die Änderung des Fortpflanzungsmedizingesetzes im Bereich vorgeburtlicher Diagnostik. Der Entscheid fiel, nachdem der Ständerat seinen Widerstand gegen Chromosomen-Tests an künstlich gezeugten Embryonen aufgab.

mit, sie wussten sich gut beschützt. Die am Marsch beteiligten Menschen jeden Alters – etliche mit Kinderwagen, andere im Rollstuhl – zogen die Aufmerksamkeit der Passanten in der Züricher Innenstadt auf sich. An der Kundgebung beim Hafen Enge kritisierte der Lebensrechtler, Kinderarzt und Genforscher Holm Schneider die Eliminierung ausgewählter Föten. Er forderte auf, auch ein Kind mit Down-Syndrom willkommen zu heissen. Etliche von ihnen nahmen am Umzug teil. Unter strahlend blauem Himmel endete das Fest des Lebens mit einem Gottesdienst. Bischofsvikar Christoph Casetti aus Chur erwähnte den Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag. Es gebe viel Grund zu danken, „auch für Gottes Barmherzigkeit Menschen gegenüber, die falsche Entscheidungen getroffen haben“. Er rief dazu auf, Busse zu tun über der Verletzung von Menschenwürde. Es sei 39.2014

weiterhin nötig, für die gesellschaftliche Entwicklung unseres Landes zu beten. Pfarrer Daniel Schaltegger aus Wetzikon erwähnte die beiden Hebammen, die sich dem Befehl des Pharao widersetzten, den neugeborenen Moses zu töten. „Heute ist es die Gesellschaft, die Druck macht. Wenn wir die heute üblichen Massnahmen zulassen, vernichten wir uns am Ende selber. Wir bewegen uns auf sehr gefährlichem Terrain.“ Wie zuvor Casetti ermutigte auch Schaltegger dazu, sich immer und überall für das Leben einzusetzen. Wie das Organisationskomitee um Daniel Regli mitteilte, soll der „Marsch fürs Läbe“ weitergeführt werden. Die Trägerschaft prüft die Durchführung 2015 in Bern oder in Freiburg. Bischof Charles Morerod soll seine Mitwirkung bereits zugesagt haben. Mirjam Fisch-Köhler

b www.marschfuerslaebe.ch

Weiterhin keine TV-Werbung für Politik und Religion Mit einer Motion wollte Nationalrat Thomas Aeschi (SVP) die Werbeverbote für politische Parteien und religiöse Bekenntnisse am Radio und im Fernsehen aufheben. Das Begehren wurde im Nationalrat mit 134 gegen 44 Stimmen (10 Enthaltungen) abgelehnt. Banner am Grossmünster

Am Bettag-Nachmittag hing plötzlich ein weisses Tuch mit dem Zeichen „N“, dem Symbol der verfolgten Christen, auf einem der Türme des Grossmünsters in Zürich. Damit machte der Verein Fingerprint auf die Vertreibung und Tötung von Christen in Syrien und Irak aufmerksam. Die Aktion wurde von Ordnungskräften abgebrochen, die christlichen Aktivisten mussten die Kirche verlassen.


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Life on Stage: Musicals erzählen das Evangelium EVANGELISATION Am 21. Oktober beginnt in Bülach die Tournee von „Life on Stage“. Danach werden die drei Musicals, die auf wahren Lebensgeschichten beruhen, auch in Bern und St. Gallen aufgeführt.

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Erwartungsvoll: Das grosse Team von „Life on Stage“.

Gemeinden arbeiten zusammen An den drei Veranstaltungsorten beteiligen sich fast alle örtlichen Frei- und Landeskirchen. „Das gab es schon lange nicht mehr, dass die Kirchen einer Region so intensiv zusammenarbeiten!“, freut sich Netzwerk-Leiter Häsler. Umso mehr, weil es sich bei „Life on Stage“ um ein Pionierprojekt ohne Erfahrungswerte handelt. Die beteiligten Kirchen haben sich verpflichtet, je 140 000 Franken an die Kosten beizutragen. „Ich glaube, da wird Geschichte geschrieben, viele Menschen werden Jesus kennenlernen“,

Foto: zvg

„Life on Stage” an drei Orten Die drei Musicals beruhen auf wahren Lebensgeschichten: • Murti der Flüchtlingsjunge: Murti der Kurdenjunge muss fliehen, wird in Zürich Kebabverkäufer und erlebt eine erstaunliche Wandlung. • Rebekka, wilde Jugend: Drogen, Partys, Selbstmordversuch, Kinderheim, wird Mutter, Ehe scheitert, Gott greift ein. • Rita, du bist geliebt: Verdingkind, Opfer körperlicher und sexueller Gewalt, Selbstmordversuche, erlebt 65-jährig neue Hoffnung. Veranstaltungsorte sind Bülach (21. bis 25.10.), Bern (27. bis 31.10.), St. Gallen (11. bis 15.11.). Der Eintritt ist frei.

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strahlt Gabriel Häsler, der früher als Kameramann gearbeitet hat und sich heute ganz der Verkündigung des Evangeliums hingibt. Neben den Openairs zählen Musicals zu den beliebtesten Events unserer Zeit. Das Musical „Ewigi Liebi“ habe über 600 000 Menschen angezogen, erwähnt Häsler. Er erwartet, dass 20 000 Menschen die drei Aufführungen von „Life on Stage“ (mit anschliessender Predigt) besuchen werden. Die Mitglieder in den beteiligten Gemeinden wurden aufgerufen, regelmässig für drei ihnen wichtige, aber dem Glauben fernstehende Personen zu beten. Dies in der Hoffnung und mit dem Ziel, sie für einen Musicalbesuch zu begeistern.

Weitere Aufführungen? Gabriel Häsler hofft, dass nach den ersten Aufführungen weitere Regionen Interesse zeigen, diese oder eigene Musicals aufzuführen. Viel Vorarbeit – was Drehbücher, Musik oder auch Organisation betrifft – wurde ja bereits geleistet und steht somit zur Verfügung. Dass die Kampagne professionell begleitet und zum Erfolg wird, dafür sorgen Leute mit Erfahrung: Simon Walder, verantwortlich für Songs und Text der Musicals, Beat Müller (Schauspiel GmbH) als Regisseur, Matthias Heimlicher als Musikproduzent, Ueli Haldemann als Organisator und Marc Fels als Bühnenbildner.

Viele Mitarbeitende Produktion und Durchführung eines Musicals wie „Life on Stage“ erfordern jede Menge an Mitarbeitenden. Gabriel Häsler nennt als Beispiel die Zahlen aus St. Gallen: Insgesamt sind 170 Mitarbeiter beteiligt, aufgeteilt in 12 Schauspieler, 12 Standmitarbeiter, 10 im Organisationskomitee, 10 Techniker, 10 Musiker, 20 Chorstatisten, 10 Tänzer, 10 Fürbitter, 30 Leute für Infrastruktur, 30 bis 40 Begleitpersonen, 3 Ressortleiter pro teilnehmende Kirche. Für die Betreuung von am Glauben interessierten Menschen werden in jeder Region gut 100 Personen in einem Jüngerschaftskurs geschult. Hier noch nicht mitgezählt sind die unzähligen Beter oder Helfer bei FlyerVerteilaktionen und regionalen Kampagnen. Das Team um Gabriel Häsler ist gespannt. Alle Beteiligten freuen sich, wenn es bald heisst: Life on Stage! (rf) P b www.lifeonstage.ch b www.netzwerkschweiz.ch

Zoom - Themen im Brennpunkt Beiträge rund ums Leben im Alltag

Mittwochs, 20.00 Uhr / Donnerstags, 10.00 Uhr (Wdh.)

Empfangbar über DAB+, Kabel, Internet und Satellit

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ür Gabriel Häsler (34), Evangelist und Leiter von Netzwerk Schweiz, geht ein Traum in Erfüllung. Was er vor drei Jahren in Kopf und Herz bewegte, ist heute bühnenreif. Drei Musicals werden im Rahmen von „Life on Stage“ zuerst in der Stadthalle Bülach, dann im Theater National in Bern und schliesslich in der Olmahalle in St. Gallen aufgeführt. Häsler hofft, dass damit gleichzeitig eine „Renaissance der Grossevangelisation“ eingeläutet wird.


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BR E N N P U N K T

Eine Baronin bewegt Europa BIOGRAFIE In wenigen Wochen feiert Juliane von Krüdener (1764 – 1824) ihren 250. Geburtstag. Die Zeitgenossin von Napoleon, Zar Alexander I., Goethe, Lavater und Pestalozzi versetzte mit ihrem Wirken einst halb Europa in Aufruhr. Von Debora Sommer Basel, im Dezember 1815. Es herrscht Aufruhr in der Stadt. Grund dafür ist die deutsch-baltische Baronin von Krüdener, Mutter des beliebten russischen Botschafters in Bern, die mit ihrem Gefolge im Gasthof zum Wilden Mann logiert. Vor allem ihre religiösen Versammlungen ziehen den Zorn der Behörden auf sich. Mit Plakaten, Flugblättern und Karikaturen wird die Bevölkerung vor der „Zauberin“ gewarnt, bei der sich Menschen verändern und Kranke geheilt werden. Man wirft ihr vor, die Armen gegen die Reichen aufzuwiegeln und Familien zu trennen. Hausväter beklagen sich darüber, dass ihre Frauen, Töchter und Mägde wegen dem vielen Beten den Haushalt vernachlässigen. Stellvertretend für die Basler Geistlichkeit bezieht Pfarrer Faesch in einer Predigt vom 14. Januar 1816 Stellung gegen das öffentliche Wirken der baltischen Baronin. Während der Basler Klerus unter akutem Besuchermangel leidet, strömen die Menschen zu Hunderten, später zu Tausenden zur baltischen Missionarin. Auch der Schweizer Politiker Peter Ochs ist ungehalten über die Frau, die öffentlich als Predigerin auftritt. Auf seinen Befehl hin werden die störenden Unruhestifter schliesslich aus Basel ausgewiesen. Doch die abenteuerliche Missionsreise quer durch die Schweiz geht bis im Jahr 1817 weiter.

Wer war diese Frau? Aber wer war denn diese hochgebildete Edeldame, die im frühen 19. Jahrhundert wiederholt in den Schlagzeilen

Eine Biografie zum 250. Geburtstag In diesen Tagen erschien die erste deutschsprachige KrüdenerBiografie: „Juliane von Krüdener. Eine Baronin missioniert Europa“ (368 Seiten, Francke). Der Inhalt basiert auf Fakten, die Debora Sommer im Laufe der Jahre erforscht hat. Sie studierte in der Schweiz und in Südafrika Theologie und promovierte über Juliane von Krüdener. Dr. Sommer ist Referentin, Mitarbeiterin am Theologischen Seminar St. Chrischona und Co-Researcher am Department of Christian Spirituality, Church History and Missiology der University of South Africa, Pretoria. Sie ist verheiratet mit Rolf Sommer, hat zwei Kinder. Bei Interesse an einem Vortrag oder einer Lesung darf man sich gerne mit ihr in Verbindung setzen (debby.sommer@bluewin.ch). Zusammen mit Fritz Peyer ist Debora Sommer im Vorstand der GBFE (Gesellschaft für Bildung und Forschung in Europa, www.gbfe.org). Der europäische Ver-

ihrer Zeit stand – in Russland, Frankreich, England, Deutschland, der Schweiz und Italien? Die hochgebildete, deutsch-baltische Frau versetzte mit ihrem missionarischen Wirken halb Europa in Aufruhr: Durch ihre Botschaft, ihren Einfluss auf die europäische Politik als Vertraute von Zar Alexander I. sowie als Sozialreformerin von West- bis Osteuropa.

„Wir sind in einer Zeit, wo die Hölle mehr Missionare hat als der Himmel.“ Juliane von Krüdener Juliane von Krüdener lebte in einer der ereignisreichsten Epochen der neueren Geschichte. Aus unmittelbarer Nähe erlebte sie die Französische Revolution, die napoleonische Ära sowie die nachfolgenden politischen und gesellschaftlichen Umbrüche mit. In jungen Jahren wurde sie mit einem viel älteren russischen Botschafter verheiratet. Als Botschaftergattin gelangte sie zunächst nach Venedig, später nach Kopenhagen. Dem Ehepaar wurden zwei Kinder geboren. Die Existenz eines dritten Kindes aus einer ausserehelichen Beziehung blieb 150 Jahre lang ein wohlgehütetes Geheimnis. Bereits verwitwet, feierte Juliane um 1803 in Paris – der Hochburg der literarischen Salons – ihren grössten literarischen Erfolg. Es ist lohnenswert, in die vergessene Geschichte dieser einflussreichen Schriftstellerin und Salondame einzutauchen. Sie treter der Unisa (University of South Africa, www.unisa.ac.za) bietet Studienprogramme der Unisa an und begleitet sie. Die GBFE versteht sich als akademisches Netzwerk, das neun theologische Institute aus Deutschland, Dänemark und der Schweiz vereint. In der Schweiz ist IGW seit 2002 und das Theologische Seminar Bienenberg seit 2012 GBFE-Vollmitglied. Die GBFE-Institute betreuen ein Aufbauprogramm, das zum Master of Theology (Unisa) führt. Mit diesem Abschluss können Absolventen und Absolventinnen an der Unisa ins Doctor-of-Theology-(DTh)Programm einsteigen. Bis 2014 haben im GBFE-Netzwerk über 150 Absolventinnen und Absolventen mit einem MTh oder DTh der Unisa abgeschlossen.

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Menschenauflauf: Juliane von Krüdener (unter der Türe mit Haube) fand Aufnahme im Gasthaus Waldhorn in der heutigen Gemeinde GrenzachWyhlen; aus Basel war sie vertrieben worden (Aquarell: Hieronymus Hess). Bild rechts: Juliane von Krüdener im Alter von 57 Jahren (1822). Das Gemälde ist im Privatbesitz von Francis Ley, einem direkten Nachkommen Juliane von Krüdeners. Beide Abbildungen sind aus abgedruckt in der Doktorarbeit von Debora Sommer („Eine baltisch-adlige Missionarin bewegt Europa, V&R unipress, www.v-r.de).

durchbrach die damals vorherrschenden Schranken und beschritt im Auftrag Gottes mutige Wege

Abbildung Seite 10 aus: „Eine baltisch-adlige Missionarin bewegt Europa, Debora Sommer, V&R unipress, www.v-r.de

Kompromisslos für Gott und Menschen Im Herbst 1805 erlebte die Baronin in ihrer Heimatstadt Riga durch den Kontakt mit einem Herrnhuter eine lebensverändernde Gottesbegegnung. Daraufhin stellte sie ihr Leben kompromisslos in den Dienst Gottes und ihrer Mitmenschen. Sie kümmerte sich um die Ärmsten und Notleidenden. Unerschrocken trat sie vor Herrscher und prophezeite lange im Voraus den Untergang der Bourbonen und die Rückkehr Napoleons von der Insel Elba. Sie war eng vernetzt mit Mitgliedern des Badischen, des Preussischen, des Napoleonischen sowie des Russischen Hofes. Ihr religiöser Salon in Paris im Jahr 1815 sorgte für europaweites Aufsehen. Nicht zuletzt, weil Zar Alexander I. und weitere Prominente zu ihren täglichen Salongästen gehörten und ihren Rat erbaten. Man sprach der aussergewöhnlichen Frau einen wesentlichen Anteil am Verlauf der Friedensverhandlungen und der Entstehung der Heiligen Allianz zu. Dieses Bündnis wurde nach dem endgültigen Sieg über Napoleon Bonaparte am 26. September 1815 in Paris von Zar Alexander I. (Russland), König Friedrich Wilhelm III. (Preussen) und Kaiser Franz I. (Österreich) unterzeichnet. Die Absicht der Allianz bestand darin, moderne Staatspolitik auf das Evangelium zu gründen.

Missionsreisen durch die Schweiz und durch Deutschland In den Jahren 1816 bis 1818 gehörten die Missionsreisen der Baronin durch Deutschland und durch die Schweiz zum Tagesgespräch. Julianes Botschaft war unbequem und forderte ein Umdenken. Tausende von Menschen strömten in Schweizer Städten wie Basel, Aarau, Luzern oder Arbon zusammen, um die Frau aus dem Norden 39.2014

zu sehen, zu hören oder Hilfe zu finden. Tief betroffen von der erbarmungslosen Hungersnot jener Jahre setzte sich die Baltin nach Kräften und mit allen Mitteln für die leidende Bevölkerung ein. Sie nahm kein Blatt vor den Mund, wenn sie Geistliche und Regierungen auf ihre Verantwortung aufmerksam machte. Sie forderte ein Evangelium der Tat. Ihr missionarisches Auftreten führte zu hitzigen Diskussionen und Korrespondenzen. Die „Angelegenheit Krüdener“ wurde auf höchster politischer Ebene und selbst bei Pfarrkonventen auf die Tagesordnung gesetzt. Geistliche wurden ihretwegen suspendiert, die Kriminalpolizei heftete sich an ihre Fersen und vieles mehr. Die Baronin polarisierte Familien, Kirchengemeinden, Städte und Kantone. Die Tatsache der Verfolgungen, Widerstände und Ausweisungen führte die Baltin auf den beklagenswerten Zustand der Christenheit zurück. Ohne innere Erneuerung werde es keine Veränderung geben. Juliane von Krüdener forderte ihre Zuhörer dazu auf, nach dem Vorbild der ersten Christen in einem neuen Leben zu wandeln. „Wir sind in einer Zeit, wo die Hölle mehr Missionare hat als der Himmel1“, liess die Baronin verlauten. Ihre Ausweisung nach Russland brachte vielen Westeuropäern die erwünschte Ruhe. Auch Juliane von Krüdeners letzte Lebensjahre waren von erwecklichen Impulsen im Baltikum und in Russland geprägt. Sie starb 60-jährig im Kreis von Freunden auf der Krim, wohin sie ausgewandert waren, um eine neue Kolonie zu gründen.

Weshalb wurde sie vergessen? Jahrelang habe ich mich durch Berge von Primär- und Sekundärliteratur gewühlt, getrieben vom Wunsch, Antworten zu finden. Zum Beispiel auf die Frage, wie die einst europaweit bekannte Baronin in weniger als 200 Jahren fast völlig in Vergessenheit geraten konnte.


BR E N N P U N K T

Nach ihrem Tod wurden die Diskussionen für und wider die Baronin unter Schriftstellern hitzig weitergeführt. Hielten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kritische und positive Töne in etwa die Waage, fand im 20. Jahrhundert ein zunehmender Negativtrend statt. Man schimpfte die Baronin eine weltfremde Spinnerin, religiöse Fanatikerin, lächerliche Sektiererin, Hexe, Verführerin und Opfer eines krankhaften Wahns. Die negative Urteilsbildung über Juliane von Krüdener schien besiegelt. In den vergangenen 20 Jahren wagten es im deutschsprachigen Raum nur wenige2, die herkömmliche Meinung in Frage zu stellen oder das Leben und Wirken der Baronin aus einer neuen Perspektive zu beleuchten. Dazu kommt, dass Juliane von Krüdener als Osteuropäerin jahrelang in Westeuropa lebte und wirkte. Dementsprechend mehrsprachig präsentiert sich die Literatur über sie. Der Blick auf die sprachliche und geografische Dimension von Julianes Leben zeigt, dass sie schwerlich in ein Schema gepresst werden kann. Ihr Auftreten wurde meist am Verhalten von Westeuropäern gemessen. Dies, obwohl sie als deutschbaltische Adlige und russische Untertanin eine Osteuropäerin mit einem völlig anderen Lebenshintergrund war.

Ein Leben voller Grenzüberschreitungen Versucht man die Hauptvorwürfe zu bündeln, bleibt der Begriff Grenzüberschreitung. Immer wieder überwand Juliane von Krüdener Landesgrenzen, Kulturgrenzen, aber auch vorherrschende Traditionen wie Standesgrenzen, Konfessionsgrenzen und Geschlechtergrenzen. Insbesondere Letzteres wurde ihr wiederholt zum Vorwurf gemacht. Mit ihrer Einmischung in die Politik, ihrem öffentlichen Auftreten als Wanderpredigerin, ihrem theologischen Schaffen und vielem mehr habe sie die Schranken der Weiblichkeit und Mütterlichkeit weit überschritten.

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Julianes theologische Überzeugungen mögen zum Teil berechtigt hinterfragt werden. Dabei wird jedoch meist ausgeklammert, dass die Baronin mit vielen theologischen Ansichten auf den Schultern von Männern stand, die dieselben Ansichten vertraten, dafür aber nie in diesem Ausmass kritisiert wurden. Am Ende meiner langen Reise bin ich zum Schluss gekommen, dass Julianes Geschlecht ein wesentlicher (wenn nicht sogar der entscheidende) Faktor in der Geschichte des Vergessens ist. Ich behaupte: Wäre sie ein Mann gewesen, hätte man sie nicht aus den Geschichtsbüchern verbannt, und sie wäre den meisten heute noch ein Begriff. Juliane von Krüdener war eine einflussreiche Frau. Sie bewegte Europa als Wanderpredigerin, Evangelistin und

Versucht man die Hauptvorwürfe zu bündeln, bleibt der Begriff Grenzüberschreitung. Missionarin durch die konsequente Ausrichtung auf ihre Mission und ihre völlige Hingabe an Gott und ihre Mitmenschen. Sie bewegte Europa als missionarische Salondame, Theologin, Autorin, Philanthropin und Sozialreformerin. Und sie bewegte Europa als weibliche Pionierin des evangelischen Glaubens, als Impulsgeberin und Netzwerkerin. Julianes Leben zeigt Vernetzungen, wie sie in dieser Dichte in einem einzigen Leben nur selten

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zu finden sind. Zahlreiche Persönlichkeiten – viele davon männlich3 – verdankten der Baronin wesentliche Impulse für ihre geistliche Laufbahn und schrieben nach ihr und dank ihr Geschichte. Erweckliche Impulse erfassten aber auch Kirchen, Bewegungen wie den Genfer Réveil und die Anfänge der Basler Mission. Man mag der Baronin von Krüdener vieles vorwerfen und absprechen. Nicht aber die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens und die Unerschrockenheit, einen Auftrag zu erfüllen, zu dem sie sich berufen sah. Sie setzte sich nach Kräften dafür ein, die Botschaft der Bibel kompromisslos umzusetzen und kämpfte bis an ihr Lebensende für die praktische Umsetzung frommer Theorie. Selbst wenn man dem religiösen Handeln und Denken der Baltin nichts abgewinnen kann, wird ihr Leben zur Horizonterweiterung, indem es

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ein spannendes Fenster in das Europa um 1800 öffnet. Am 22. November 2014 jährt sich Juliane von Krüdeners Geburtstag zum 250. Mal. Ein Vierteljahrtausend ist ein würdiger Zeitpunkt, die Akte Krüdener neu zu öffnen und der Weltöffentlichkeit zugänglich zu machen. •

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Eynard, Charles [1849] 2005. Vie de Madame de Krüdener. Tome 2, S. 287, Übersetzung Debora Sommer. Darunter sind Christine Nöthiger-Strahm (1993, 2006, 2011), Petra Hieber (1995), Ursula Renold (1998), Peter Zimmerling (1999) und Isolde Döbele-Carlesso (2006, 2010). Z. B. Christian Gottlob Barth (späterer Mitbegründer der Evangelischen Allianz), Joseph Wolff (grosser jüdischer Missionar der Neuzeit), David Spleiss (Erweckungsprediger in der Ostschweiz) und viele mehr.

INTERVIEW MIT DEBORA SOMMER

„Der Baronin wurden Ziegenfüsse angedichtet“ Krüdener-Biografin Debora Sommer über Vorurteile, Geschichtsvergessenheit und ihre Nähe zur Baronin. Debora Sommer, warum investierten Sie Jahre in die Recherchen über eine umstrittene Person, die man in Europa vergessen wollte? Am Anfang meiner langen Forschungsreise stand die Themensuche für eine Theologie-Geschichtsarbeit an der STH Basel, vor bald 16 Jahren. Ein kurzer Lexikonbeitrag über Juliane von Krüdener, von der ich nie zuvor gehört hatte, machte mich betroffen. Im Laufe der Jahre wuchs mein Anliegen, die Botschaft einer Frau hörbar zu machen, die man mutwillig zum Schweigen gebracht hatte.

Foto: zvg

Warum wurde die Baronin unter anderem als Hexe verschrien? In der ländlichen Umgebung von Schaffhausen wurden im Sommer 1817 abstruse Gerüchte über die Baronin in die Welt gesetzt, um die Landbewohner von einer Begegnung mit ihr abzuhalten. So sehr fürchtete man ihren Einfluss! Es wurde getuschelt, dass Frau von Krüdener eine Hexe sei oder dass sich jeder, der Geld von ihr erhalte, mit seinem eigenen Blut in ein Buch eintragen müsse. Einige behaupteten, dass sie Ziegenfüsse habe und andere brachten sie in Verbindung mit dem Antichristen. Sind durch ihre Missionstätigkeit neue Gemeinden entstanden, was hat sie hinterlassen? Das Erbe ihres missionarischen Wirkens ist weder in Institutionen noch in Organisationen oder Gebäuden zu finden, sondern in den Herzen Hunderter von Menschen, die von ihren Worten oder Taten bewegt, verändert und inspiriert wurden. Als Netzwerkerin, Impulsgeberin und Mutter erwecklicher Projekte und Aufbrüche hat Juliane von Krüdener grossen Einfluss auf die Geschichte gehabt. 39.2014

Würde Juliane von Krüdener an einem Jugendkongress Redezeit gewährt, was würde sie den jungen Christen sagen? Begeistert würde sie von Jesus Christus und der göttlichen Liebe erzählen, die ihr Leben auf den Kopf gestellt hat. Sie würde betonen, dass Christsein keine Sache schöner Worte ist, sondern sich in der Tat beweisen muss. Leidenschaftlich würde die Baronin zu einer radikalen Jesus-Nachfolge aufrufen, zur Bereitschaft, Opfer zu bringen sowie zu einem missionarischen Lebensstil. So, wie sie es im Jahr 1814 einem jungen Studenten erklärte: „Jeder Christ muss Missionar werden! Du brauchst dafür nicht zum Nordpol zu gehen. Du findest in deinem Heimatland kältere Herzen als die der Lappen. Lass dich in deinem Dienst nicht entmutigen. Liebe!“ Was verbindet Sie mit der Baronin? Ganz allgemein verbindet uns die Leidenschaft fürs Schreiben, eine Faszination für die Kunst und Natur sowie Melancholie und Sensibilität. Dann natürlich unser Geschlecht und damit verbundene Herausforderungen im Dienst für Gott. Aber auch die Bereitschaft, mutige Schritte zu tun – selbst ausserhalb der akzeptierten Norm – sofern sie im Zusammenhang mit einem Lebensauftrag von Gott stehen. Interview: Rolf Höneisen


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Im Gespräch: Leiter christlich geprägter Sozialinstitutionen am Arche-Winti-Jubiläum.

Aus Verantwortung Räume zum Leben schaffen SOZIALARBEIT Die Arche Winti und der Verein Noah blicken auf 25 Jahre zurück. Grund genug, um am Wochenende zu feiern und einen Blick auf die Zukunft christlicher Sozialarbeit zu werfen.

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or 25 Jahren erbaute der Verein Noah das Mehrzweckgebäude Arche in Winterthur-Seen mit viel Eigenleistung und freiwilligen Handwerkern in nur gerade elf Monaten. Das war Grund genug, am letzten Freitag anlässlich einer Talkrunde mit Leitungspersonen aus dem christlichsozialen Umfeld die komplexe Thematik zu beleuchten. Am Samstag und Sonntag wurde mit einem Jungschi-Spezial, Worship-Event und dem Jubiläumsgottesdienst ausgiebig gefeiert. Notschlafstelle, Kindergarten, Spielgruppe, die Kindertagesstätte „Dampfschiff“: Das sind die bis heute erfolgreich betriebenen Noah-Institutionen. Dazu kommt die Wohnbau-Genossenschaft Noah, die auf städtischem Grund neben dem ArcheWohnraum 18 günstige Wohnungen und ein Geschäftshaus baute. Das vor zwei Jahren lancierte Projekt „Unterschlupf“ bietet heute 70 Obdachlosen und Familien ein Zuhause. Das Zentrum Arche wä-

re aus dem gesellschaftlichen Leben von Winterthur nicht mehr wegzudenken. Verschiedene Interessengruppen wie Adonia, Schulklassen, ja sogar Wirtschaftsleute nutzen es. Hauptmieterin ist die von Koni Bächi geleitete Freikirche „Arche Winti“.

Kein frommes Ghetto In der Talkrunde gab Koni Bächi zu verstehen, dass die christlichen Werke meist still und bescheiden arbeiten würden. „Trotzdem möchte ich hervorheben, dass praktisch alle Sozialwerke, Schulen und das Gesundheitswesen aus der christlichen Verantwortung geboren wurden.“ Für Toni Nyffenegger, Präsident der „Bewegung Plus“, ist klar: „Die Arche Winti ist kein frommes Ghetto, sondern ein Raum zum Leben, weil die Botschaft des Evangeliums Hoffnung verbreitet und Mut macht. Die Kirche braucht keine sozialen Projekte als Vorwand zur Missionierung. Diese entstehen, weil uns Menschen nicht gleichgültig sein

können.“ David Schneider (Evangelische Allianz Winterthur) betonte denn auch die christliche Berufung zur Barmherzigkeit.

Die Herausforderungen steigen Moderiert von Markus Baumgartner (Dienstags Mail), standen Pascal Marti (Verein Noah), Rolf Girschweiler (Heilsarmee), Marcel Mettler (Quellenhof Stiftung) und Andreas Rüegger (Läbesruum Sozialfirma) Red und Antwort. Die Frage, ob Winterthur dank starker sozialer Einrichtungen einen Standortvorteil habe, beantwortete Andreas Rüegger mit einem zweifelsfreien Ja. „Der Staat macht viel im sozialen Bereich, trotzdem kann er nicht alle Aufgaben bewältigen. Hier sind unsere Institutionen gefragt.“ Im Blick auf die Zukunft sieht Marcel Mettler aufgrund des steigenden Drucks auf dem Arbeitsmarkt grössere Herausforderungen auf die Sozialwerke zukommen, zumal auch christliche Institutionen im Wirtschaftskreislauf eingebunden seien. (dw) •

Fotos: Daniel Wagner; idea/Christof Bauernfeind; zvg

VERSCHIEDENE ANLÄSSE RUND UM DEN BETTAG

Wochenende des Gebets Am Bettag trafen sich zum 11. Mal Beter aus der Ostschweiz auf dem Säntisgipfel. Gemeinsam sangen sie die Nationalhymne, beteten für das Land und hielten einen Gottesdienst.

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Auf der Grossen Schanze in Bern versammelten sich am Samstag etwa 250 Christen, um für die jüdische Bevölkerung der Schweiz zu beten, die sich zunehmendem Antisemitismus ausgesetzt sieht. b www.gebet.ch


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SYNERGIE KOMMUNIKATION Sprechen Sie Christianesisch? Das Gespräch über Christus und die Welt der Bibel bedeutet, gute Übersetzungsarbeit zu leisten. Unsere Zeitgenossen verstehen uns sonst nicht mehr. as Gespräch mit Menschen vestieren (durch BVG und AHV ohne Bezug zu Christus und sind auch sie mit ihren ganz eizur Welt der Bibel ist heute weitgenen Interessen mit der Börse gehend Übersetzungsarbeit. verbunden!). Andere Bilder sind Uns liebe Begriffe – Bekehrung, schwieriger zu übertragen; wir Heil, das Blut Christi, das uns kennen schlicht keine Sklaven von aller Sünde reinigt – sind für mehr, längst gehören bei uns viele unserer Zeitgenossen unfliessendes Wasser und stets Christoph Wyss verständlich. Wie können wir ihverfügbares Licht zum selbstvernen erklären, was uns lieb und wertvoll ist? ständlichen Alltag. Ich habe einmal, mehr Jesus schilderte ewige Wahrheiten im als Übung denn für Dritte, die „Geschichte Kleid alltäglicher Geschichten. Bei ihm der beiden Söhne 2014“ aufgeschrieben, kamen die Bilder aus der Landwirtschaft mit vorerst unbefriedigendem Resultat. (säen und ernten, im Acker vergrabene Darf ich Sie herausfordern? Versuchen Sie Schätze, Weinbau), aus dem Haushalt es selber; ich garantiere Ihnen einige inte(Sauerteig, Öllampen) und aus der damals ressante Stunden. aktuellen Wirtschafts- und Rechtsordnung Alle Berufsleute haben je ihre ganz beson(Gutsbesitzer, Tagelöhner, Erbrecht). dere Chance; mir als Juristen liegen Fragen Einige Übersetzungen (oder müsste man und Beispiele nahe, die sich um Anklagevon Übertragungen sprechen?) der Bilder schrift, Strafe, Begnadigung (das gibt es in die heutige Zeit sind naheliegend. Viele auch in der Schweiz!), Adoption, Heirat, Menschen säen nicht mehr, sondern in- Grundbuch, Kauf, Namensrecht etc. dre-

Doch, Gott erhört kühne Bitten! zu: „Es gilt, die Geister zu unterscheiden“, (Nr. 38, S. 8) Wenn es so wäre, wie Wolfgang Bittner sagt, dass wir Menschen Gottes Arm nicht bewegen können und sollen, gäbe es Israel, die Bibel und die christliche Gemeinde gar nicht. Natürlich ist Gott kein Gebetsbeantwortungsautomat. Aber er hat uns als Gegenüber, als Partner geschaffen und liebt es über alles, auf unsere Gebete, unser Schreien, unser beharrliches Bitten zu antworten. In der Tat will Jesus mit den beiden Gleichnissen von der bittenden Witwe und dem bittenden Freund (und seinen zahlreichen Aufrufen, zu bitten und zu glauben) nicht sagen, dass wir Gott mit vielen Worten überzeugen müssen. Vielmehr will Jesus uns überzeugen, unbedingt beharrlich zu beten (als Beziehung, nicht als Leistung) und damit ja nicht aufzuhören. In unserer Kultur gibt es eine starke Tendenz zum Ahas-Syndrom (Jesaja 7). Dieser König hat Gott und Menschen müde gemacht, weil

er Angst davor hatte, von Gott etwas zu bitten. Erstaunlicherweise wurde sein Sohn Hiskia einer der grossen Beter Israels. Obschon ihm Jesaja (!) den nahen Tod angekündigt hat, wagte er es, Gott um Verlängerung zu bitten und dass der Schatten der Sonnenuhr zehn Striche zurückgehe. Gott hat Hiskias Herz gesehen und die kühne Bitte gewährt (2. Könige 20). Gott zögert auch heute nicht, solche Gebete von uns zu erhören! Walter Wieland, Grünenmatt BE

Die Unterschiede sind zu gross zu: „Evangelikale & Katholiken: Uns verbindet viel“, (Nr. 37, S. 20) Wir sind dankbar, dass die katholische Kirche in Sachen Ethik in vielem mit jener der evangelikalen Bewegung bzw. der ev. Allianz übereinstimmt. Genügt dies aber, um von „Einheit“ zu sprechen, auch wenn der Zusatz „ist nicht Gleichheit“ angehängt wird? Meines Erachtens werden damit, vielleicht aus politischer Korrektheit, die grossen Differenzen in Glaubensfragen ausgeblendet. Z. B.

hen. Ich zweifle keinen Augenblick, dass jede Branche, jedes Berufsfeld, genügend Beispiele, genügend Anschauungsunterricht bietet, um biblische Wahrheiten in einer natürlichen, verständlichen Alltagssprache zu vermitteln. Allerdings braucht es etwas Gedankenarbeit. Übrigens: Ich zitiere auch im Gespräch mit Nichtchristen nach wie vor einzelne Aussagen der Bibel, meistens aus der Erinnerung, mit meinen eigenen Worten, bewusst Berndeutsch. Gelegentlich füge ich an: „Ich habe aus der Erinnerung zitiert – wollen wir gemeinsam nachschauen?“ Aber auch dann vermeide ich ältere Übersetzungen; zum Glück gibt es heute moderne Übersetzungen in hoher Qualität und Vielfalt. M Der Autor ist Rechtsanwalt in Bern und ehemaliger Präsident der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG).

die katholischen Dogmen betreffs Maria (unbefleckte Empfängnis, Maria Himmelfahrt, Fürbitterin usw.), die Verehrung der Heiligen, das Fegefeuer, die Ablässe, die Werkgerechtigkeit, die Unfehlbarkeit des Papstes ex kathedra, die alleinseligmachende Kirche, das Verständnis des Priestertums und der Sakramente wie auch der Kirche überhaupt u. a. m. Die Beschlüsse des Konzils von Trient sind noch immer in Kraft. Und der neue katholische Katechismus bestätigt, dass sich die Lehre und das Verständnis der katholischen Kirche kaum verändert haben. Dieses Verständnis und diese Dogmen sind keine Nebensächlichkeiten, sondern bibelfremd. Die Unterschiede sind wesentlich und fundamental. Sind das nicht Gründe, die es schwer machen, ja es verunmöglichen, einen gemeinsamen Weg zu gehen? Kurt Salvisberg, Matten BE Schon gesehen? Auf unserem Nachrichtenportal www.ideaschweiz. ch kann über dieses und viele andere Themen mitdiskutiert werden. Die Redaktion

Foto: zvg

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N AC H R IC H T E N SC H W E I Z | P ODI U M

Obdachlos für eine Nacht TEARFUND Mit dem Projekt „Nacht ohne Dach“ erleben Jugendliche was es heisst, wenn man kein festes Dach über dem Kopf hat.

Die Teilnehmer verkaufen Kuchen und Drinks, später stellen sie ihre Karton-Hütten auf.

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or dem Einkaufszentrum von Effreti­ kon ZH lag am Samstag ein Stapel Umzugskartons. Etwa 20 Teenager der re­ formierten Kirchgemeinde bauten daraus Karton­Hütten und verbrachten darin die Nacht – mitten auf dem Marktplatz zwi­ schen Migros und Coop. Es habe einige Anläufe gebraucht, die Genehmigung da­ für zu bekommen, berichtet Jugendleiter Christian Enderli.

Fotos: idea / Christof Bauernfeind, zvg

Schlafplatz aus Recyclingmaterial Hintergrund dieser ungewöhnlichenAk­ tion ist ein Projekt der Hilfsorganisation Tearfund, das sich „Nacht ohne Dach“ nennt. Jugendliche sollen sensibilisiert werden, für das, was für Millionen Gleich­ altriger rund um die Welt trauriger Alltag ist: Ein Leben ohne festes Dach über dem Kopf. Nur durch dünne Kartonwände von Wind, Wetter und Lärm geschützt. Projektleiter Benjamin Zurbrügg ist über­ zeugt von dem Konzept, das in Holland bereits erfolgreich umgesetzt wurde: „Über das eigene Erleben wird den Tee­ nagern das Thema der weltweiten Armut nähergebracht.“ Mitmachen können Ju­ gend­ und Teenagergruppen. Wie sie die „Nacht ohne Dach“ gestalten, ist weitge­ hend ihnen selbst überlassen. Tearfund stellt Werbematerial, Ideen und einen Regieplan zur Verfügung. Bedingung ist 39.2014

lediglich, dass die Teilnehmer die Nacht in einem selbstgebauten Schlafplatz verbrin­ gen, möglichst aus Recyclingmaterial. Ein Mitarbeiter von Tearfund kommt vorbei und bringt ihnen das Thema Armut näher. Die jungen Teilnehmer gehen dann, bevor sie die Nacht als Obdachloser verbringen, auf Sponsorensuche für ein Hilfsprojekt im Slum von Huaycan in Peru. Die Sensi­ bilisierung sei das Hauptziel des Projekts, das sich noch in einer Pilotphase befindet. Das Anliegen von Benjamin Zurbrügg ist es, dass die Jugendlichen ein ganzheit­ liches Christsein kennenlernen. „Wenn die Teenager beginnen, sich aufgrund des Evangeliums für Menschen in Armut zu engagieren, dann ist das Ziel von ‚Nacht ohne Dach‘ erreicht.“

Froh für das eigene Bett Und wie haben die Teenager in Effretikon die Nacht erlebt? Teilnehmer Loris gibt am nächsten Morgen zu Protokoll: „Ich fand es cool, mal in einem Haus aus sol­ chem Material zu schlafen. Ich kann die Menschen jetzt besser verstehen. Länger so zu schlafen, könnte ich mir aber nicht vorstellen, eine Nacht war schon sehr an­ strengend.“ Und Flavia ergänzt: „Ich bin froh, habe ich mein eigenes Bett.“ (chb) P

b www.nachtohnedach.ch

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PODIUM Eine hochdotierte Expertengruppe mit einer Professorin für Privatrecht und Rechtsvergleichung, einem emeritierten Soziologieprofessor der Uni Zürich und einem Aargauer Psychothera­ peuten traten in der Sonntagszeitung vom 7. September gemeinsam mit ihren Ergebnissen zur Ehe an die Öffentlichkeit. Die drei sind sich sicher, dass die Ehe ihre Monopol­ stellung endgültig verloren hat. Die Ehe sei nur noch für stark religiöse Kreise und einige Migrantengruppen wichtig. Für alle anderen spiele die Ehe eine untergeordnete Rolle und sei ein Lebensmodell unter vielen anderen Möglichkeiten. Bei einem Drittel der Verheirateten sei die Ehe eher die Hölle als der Himmel und ein weiteres Drittel habe resigniert. Nur noch das letzte Drittel aller verheirateten Paare sei glücklich mit seiner Situation. In der farbigen Berichterstattung wird breit Wer­ bung für ein Zusammenleben ohne Trauschein gemacht. Vor der an­ stehenden Reform des Familienrechts wird mit solchen Stellungnahmen bewusst Stimmung gemacht, um die Ehe als Auslaufmodell für Rück­ ständige hinzustellen. Junge Paare scheuen sich in einer Welt der unbegrenzten Möglichkeiten, verbindliche Zusagen mit einem klaren Ja zu geben. „Ja, aber … mal sehen …“, so das vage Fazit des Aargauer Paarspezialisten. Lassen wir uns nicht beirren. Die vor Gott geschlossene Ehe mit Trauschein ist immer noch zeit­ gemäss. Treue halten, einander vergeben und füreinander da sein, in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod uns scheidet, hat immer noch Gültigkeit. Andreas Brönnimann ist alt Nationalrat der EDU und Unternehmer in Belp BE.


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Auf ungewohnte Art für das Evangelium werben Auf ungewohnte Art für das Evangelium werben

P U BL I R E P OR TAG E

Kreative Kreative Evangelisation Evangelisation

Die fehlenden Erfolge mancher Evangelisationsbemühungen haben mancherorts schon zu beängstigender Die fehlenden Erfolge mancher Evangelisationsbemühungen haben des mancherorts schon zu sich beängstigender Passivität geführt. Junge Leute rund um Christoph Schum, Co-Leiter ISTL-Zürich, lassen davon nicht Passivität geführt. Junge Leute rund um Christoph Schum, Co-Leiter des ISTL-Zürich, lassen sich davon nicht abhalten. Mit neuen Methoden wecken sie Interesse für den Glauben und die Träger des Glaubens. Ihre abhalten. Mit neuen Methoden wecken sie Interesse für den Glauben und die Träger des Glaubens. Ihre Erfahrungen zeigen: «Es besteht berechtigter Grund für Hoffnung», sagt Schum. Erfahrungen zeigen: «Es besteht berechtigter Grund für Hoffnung», sagt Schum.

Christoph Schum hat im Lauf der Zeit einen Christoph Schum im Lauf der Zeit ganzen Katalog vonhat Ideen entwickelt, wieeinen Pasganzen Katalog von Ideen entwickelt, wie Passanten auf originelle, witzige, überraschende santen auf originelle, witzige, überraschende oder provokative Art mit dem Evangelium in oder provokative Artwerden mit dem Evangelium in Berührung gebracht können. Berührung gebracht werden können.

Zum Beispiel mit einem Fünfliber Zum Beispiel mit einem Fünfliber Dass auf dem Rand des Fünflibers eine bibli-

Dass Verheissung auf dem Rand des–Fünflibers eine biblische steht Dominus providebit sche Verheissung steht – Dominus providebit (der Herr sorgt vor) – wissen die wenigsten (der Herr sorgtDaher vor) die – wissen die wenigsten Zeitgenossen. Idee, statt einem FlyZeitgenossen. die Idee, statt einem Flyer gleich einenDaher Fünfliber zu verschenken. Der er gleich einen Fünfliber verschenken. Überraschungseffekt wirdzudann genutzt, Der um Überraschungseffekt dann genutzt, um dem Angesprochenen wird die Sachlage zu erklären dem Angesprochenen die Sachlage zu erklären und sie mit der Guten Nachricht in Verbindung und sie mit der Nachricht in Verbindung zu bringen. ZwarGuten wollen gerade «die richtigen» zu bringen.das Zwar wollen gerade «die richtigen» Schweizer Geld oft nicht annehmen. Doch Schweizer oft nicht annehmen. Doch Schweizerdas mitGeld Migrationshintergrund oder Schweizer mit dafür Migrationshintergrund oder Ausländer sind auffallend zugänglicher, Ausländer sind dafür auffallendSchum. zugänglicher, so die Erfahrung von Christoph so die Erfahrung von Christoph Schum.

Oder ganz persönlich mit Oder ganz persönlich mit dem Angebot der Fürbitte dem Angebot der Fürbitte Wer einen Passanten direkt das Angebot

Wer einen Passanten dasaufAngebot macht, für sein Problemdirekt mit ihm offener macht, fürbeten, sein Problem mit ihm offener Strasse zu geht natürlich einauf Risiko ein. Strasse zu beten, geht natürlich ein Risiko ein. Die Angesprochene kann das Angebot entrüsDie Angesprochene kann das Angebot entrüstet ablehnen, oder sie nimmt es an – und datet ablehnen, sie Aber nimmt an auch – undganz danach geschiehtoder nichts. es es kann nach geschieht nichts. Aber es kannerzählt auch ganz Überraschendes geschehen. Schum das Überraschendes geschehen. Schum erzählt das Beispiel eines Mannes, dessen Armbruch ein Beispiel eines Mannes, dessenmusste, Armbruch ein zweites Mal gerichtet werden und der zweites werden musste, und der mit GipsMal undgerichtet sichtlichen Schmerzen vom Angemit und sichtlichen vom Gebet Angebot Gips Gebrauch machte –Schmerzen und nach dem bot Gebrauch machte – und befreit nach dem sofort von seinen Schmerzen war.Gebet sofort von seinen Schmerzen befreit war.

Oder provokativ mit Strassenkreide Oder provokativ mit Strassenkreide Bibelverse oder biblische Wahrheiten, zugeBibelverse oderSatz, biblische spitzt auf einen lösen Wahrheiten, Überraschungzugeund spitzt auf einen aber Satz,auch lösenFragen Überraschung Verwunderung, aus. Zum und BeiVerwunderung, Fragen aus. Zum Beispiel: «Jesus hataber seinauch eigenes Blut vergossen, spiel: «Jesus sein eigenes Blut vergossen, nicht das Bluthat anderer.» Oder für Englischkunnicht das Blut anderer.» Oder für Englischkundige: «1cross + 3nails = 4given». Je mehr soldige: «1cross + 3nails = 4given». Je mehr sol-

Christoph Schum Christoph 35, verh. mitSchum Doris, 3 Kin35, mit Doris, 3 Kinder,verh. ist Co-Leiter von ISTL der, Co-Leiter von der ISTL und ist Geschäftsführer und Geschäftsführer der Inspired GmbH. Inspired GmbH. christoph@schums.com christoph@schums.com idea Spektrum 39.2014

… oder mit Strassenkreide … oder mit Strassenkreide

Evangelisation auf der Strasse mit Begeisterung und neuen Ideen Evangelisation auf…der Strasse mit Begeisterung und neuen Ideen …

che Texte auf dem Trottoir auftauchen, desto che Texte dem auftauchen, desto besser. Ein auf Team vonTrottoir 10 Leuten könne in einem besser. Ein Team von 10 Leuten könne in einem Quartier immerhin 100 Aufschriften hinterlasQuartier Aufschriften hinterlassen, meintimmerhin Christoph100 Schum dazu. Er weiss von sen, meint Christoph dazu. Er weissHinvon zwei jungen Türken Schum mit muslimischem zwei jungen Türken mit tergrund zu berichten, diemuslimischem sich sogleich inHinein tergrund zu berichten, die sich sogleich ein Gespräch über die göttliche Herkunft vonin Jesus Gespräch über diedem göttliche Herkunft einliessen – mit Resultat, dass von einerJesus der einliessen mit demfür Resultat, dass einer der beiden sich–spontan den Glauben an Jesus beiden sich spontan für den Glauben an Jesus entschied. entschied.

Mit einer Umfrage zum Thema Stress Mit einer Umfrage zum Thema Stress … also mit einem Thema, das fast alle angeht.

… alsoistmit einem Thema, fast alle angeht.– Stress das Thema einerdas Strassenumfrage Stress ist das Thema einer Strassenumfrage nebst Themen wie Lebensträume, Valentins-– nebst Themen wie Valentinstag, Weihnachten etc.Lebensträume, Bei den Umfragen ist den tag, Weihnachtenaus etc. Bei ISTL-Seminar den Umfragenbewusst ist den Teilnehmenden dem Teilnehmenden dem ISTL-Seminar bewusst geworden, wie aus viele junge Leute von Stress geworden, wie Im viele junge Teil Leute Stress betroffen sind. zweiten dervon Umfrage betroffen sind. Imzur zweiten Teil der sind auch Fragen Beziehung mit Umfrage Christus, sind auchLeben Fragen zurähnlichen Beziehung mit Christus, erfülltem und Themen enthalerfülltem Leben und ähnlichen Themen enthalten. Beim Gespräch nach der Umfrage hat sich ten. Beim Gespräch nach der Umfrage hat gezeigt, dass ewiges Leben und ein Lebensich mit gezeigt, dass ewiges Leben undsind. ein Leben mit Christus naheliegende Themen Christus naheliegende Themen sind.

Oder schon fast schockierend Oder schon fast schockierend mit dem Angebot: mit dem Angebot: ich bezahle Ihren Einkauf! ich bezahle Ihrenden Einkauf! Dieses Modell fordert persönlichen Einsatz

Dieses Modell fordert ganz den persönlichen Einsatz der Teilnehmenden besonders heraus. der Teilnehmenden ganz besonders heraus.

… oder mit einem Geschenk an die Passanten … oder mit einem Geschenk an die Passanten

Doch einige junge ISTLer haben es gewagt, Doch einige junge ISTLer es gewagt, im Supermarkt an die Kassehaben zu treten und der im Supermarkt an die Kasse zu treten und der Person, die gerade ihre Waren aufs Förderband Person, gerade Waren aufs Förderband legt, zu die sagen: Wir ihre übernehmen Ihren Einkauf. legt, Ihren Einkauf. Oder zu anssagen: Kiosk Wir der übernehmen gerade einkaufenden Frau: Oder ans Kioskdas!» der gerade einkaufenden «Wir bezahlen Die Überraschung derFrau: An«Wir bezahlen das!» Die Überraschung der Angesprochenen ist verständlicherweise perfekt gesprochenen perfekt und ermöglichtist es,verständlicherweise die Begründung nachzulieund es, die Begründung fern:ermöglicht «Auch bei Gott sind alle unserenachzulieSchulden fern: bei Gott sind alle unsere Schulden schon«Auch bezahlt!» Meistens kommt es danach zu schon Meistens kommt es danach zu einem bezahlt!» ausführlicheren Gespräch. Und die Wireinem ausführlicheren Gespräch. Und die kung bei den Betroffenen ist nachhaltig, wieWirdie kung bei den ist nachhaltig, wie die Erfahrung derBetroffenen Teams gezeigt hat. Erfahrung der Teams gezeigt hat. Ein ausführlicher Beschrieb dieser EvangelisatiEin ausführlicher dieserfinden Evangelisationsmodelle sowieBeschrieb weitere Ideen sich als onsmodelle sowie weitere finden sich als Dossier auf der Startseite vonIdeen www.livenet.ch. Dossier auf der Startseite von www.livenet.ch. Fritz Imhof Fritz Imhof

Der VFG Der VFG«VFG – Freikirchen Schweiz» gehöZum Verband ren freikirchliche mit über 700 Zum15Verband «VFG –Körperschaften Freikirchen Schweiz» gehölokalen Gemeinden,Körperschaften vorwiegend in der ren 15 freikirchliche mitdeutschen über 700 Schweiz,Gemeinden, sowie vier Gast-Mitglieder. Wirdeutschen bringen lokalen vorwiegend in der auf diesersowie Seite vier Informationen aus dem von Schweiz, Gast-Mitglieder. WirLeben bringen Freikirchen in der Schweiz sowie wichtige Themen auf dieser Seite Informationen aus dem Leben von und Anliegen Verbandes. Freikirchen in des der Schweiz sowie wichtige Themen Mit der Form der und Anliegen desPublireportage Verbandes. unterstützt der VFG auch die der Arbeit von «idea Spekrum Schweiz». Mit der Form Publireportage unterstützt der www.freikirchen.ch VFG auch die Arbeit von «idea Spekrum Schweiz». www.freikirchen.ch

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Das Bild der Woche GOSPELKIRCHENTAG 6.000 Sänger und 150 Chöre verwandelten Kassel vom 19. bis 21. September beim 7. Gospelkirchentag in eine fröhliche Stadt voller Musik. Hier singt „GET UP!” – der Gospelchor der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck – auf dem Königsplatz im Zentrum der Innenstadt. Insgesamt 45.000 Besucher wollten sich die dreitägige Veranstaltung nicht entgehen lassen. Sie genossen die zahlreichen Konzerte und die gute Stimmung. Die Teilnehmer des Gospelkirchentags schwärmten von eindrucksvollen Erlebnissen: dass beispielsweise innerhalb von 3 Stunden bei einer Massenprobe aus Tausenden Sängern ein stimmgewaltiger Chor entstand; dass sie bei der Welturaufführung des Musicals „Amazing Grace“ (Erstaunliche Gnade) dabei sein durften; dass auf 6 Bühnen mitten in der Innenstadt Gott gelobt und gepriesen wurde. Der kurhessen-waldeckische Bischof Martin Hein verwies in seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst aber auch auf den ernsten Hintergrund der Gospelmusik. Denn ursprünglich sind es die Lieder der ehemaligen Sklaven. Dies bedeute, dass man auch heute die Augen vor den Nöten der Menschen nicht verschließen dürfe: „Nur wer sich wirklich vom Leid der Welt anrühren lässt, darf aus vollem Herzen Gospel singen.“ 39.2014


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Möge er in der Hölle schmoren! ISLAMISMUS IS-Anführer verstößt seinen christlichen Bruder.

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er Anführer der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS), Abu Bakr alBaghdadi, hat seinen Bruder verstoßen. Der Grund: Mohammed Bakr al-Baghdadi, der in den USA lebt, ist Christ geworden. Wie der arabische Nachrichtensender Al Jazeera berichtet, hat der „Kalif“ des IS eine Todes-Fatwa über seinen Bruder verhängt. Er solle in der Hölle schmoren, weil er den Islam verlassen habe. „Er ist so wenig mein Bruder wie die ungläubigen amerikanischen Schweine, die wir jeden Tag schlachten“, erklärte Abu Bakr alBaghdadi. Die Brüder sind seit Jahren einander entfremdet. Während Abu zum militanten religiösen Fanatiker wurde, schlug Mohammed eine Karriere als Ölmanager im US-Bundesstaat Texas ein. Presseberichten zufolge sind er und seine Familie in

ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden, um sie vor Anschlägen zu bewahren.

Nordirak: Islamisten setzen die Scharia brutal durch IS hat rund eine halbe Million Christen, Jesiden und gemäßigte Muslime aus dem Norden Iraks vertrieben und dort wie auch in Syrien ein „Kalifat“ ausgerufen. In dem „Gottesstaat“ setzen die Extremisten das islamische Religionsgesetz, die Scharia, mit brutalsten Mitteln durch. Sie scheuen auch vor Enthauptungen und Vergewaltigungen nicht zurück. Kurdische Soldaten bekämpfen IS mit Luftunterstützung durch die USA. Deutschland leistet humanitäre Hilfe und liefert Waffen. Inzwischen wurde beispielsweise die antike Chris-

1.807 Belgier ließen sich beim Sterben helfen JUSTIZ Erlaubnis zur Sterbehilfe für einen Sexualstraftäter

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Fotos: picture alliance / AP Photo, RTV

ie gerichtlich genehmigte Sterbehilfe an einem Sexualstraftäter in Belgien stößt in Deutschland auf scharfe Kritik. Der 52-jährige Frank Van Den Bleeken, der wegen mehrfacher Vergewaltigung und Mordes seit 30 Jahren inhaftiert ist, will seinem Leben wegen „unerträglicher psychischer Qualen“ ein Ende setzen. Er hatte zunächst wegen „unmenschlicher“ Haftbedingungen einen Antrag gestellt, in ein niederländisches Gefängnis verlegt und dort behandelt zu werden. Die belgische Justiz lehnte dies jedoch ab, obwohl

Er darf sterben: Frank Van Den Bleeken

39.2014

es in Belgien keine entsprechende Therapiemöglichkeit für ihn gibt. Jetzt darf der Häftling mit ärztlicher Hilfe in einem Krankenhaus aus dem Leben scheiden. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe (Unna in Westfalen) erklärte dazu: „Die immer weitere Grenzen überschreitende Sterbehilfe-Praxis unseres westlichen Nachbarlandes ist eine eindringliche Warnung für Deutschland.“ Die Sterbehilfe für einen körperlich gesunden Strafgefangenen, der unerträgliches psychisches Leiden geltend mache, sei „ein weiterer Eskalationsschritt der belgischen Euthanasie“. Belgien hatte die Sterbehilfe 2002 gesetzlich zugelassen. Im Februar 2014 weitete das Parlament die Regelung auf Minderjährige aus, die unheilbar krank sind und unter schwersten Schmerzen leiden. 2013 nahmen in Belgien 1.807 Personen Sterbehilfe in Anspruch. Das ist eine neue Rekordzahl. Hüppe

IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi

tenstadt Alkosch nahe Mossul zurückerobert. Rund 75 % der 4.800 vertriebenen Einwohner sind bereits zurückgekehrt. IS hat in den von ihr kontrollierten Gebieten ein striktes islamisches Regime eingeführt. Häuser von Christen werden zu Rüstungsfabriken umfunktioniert, in denen Granaten und Autobomben produziert werden. In Schulen wird der Unterricht nur noch getrennt nach Geschlechtern erteilt. Missliebige Bilder und Texte wurden aus Schulbüchern gerissen. P

Belgien 11,2 Millionen Einwohner 77,0 % Katholiken 5,7 % Moslems 4,2 % Protestanten

nennt Belgien ein Beispiel dafür, dass die These, unerträgliches Leiden sei durch Tötung zu vermeiden, sich Schritt für Schritt gegen alle eingezogenen Hürden und vermeintlich „enge Grenzen“ durchsetze. Hüppe war von 2009 bis 2013 Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen.

Die beste Suizidvorbeugung ist ein gutes Therapieangebot Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisiert die Entscheidung in Belgien. Der Fall des Strafgefangenen zeige, „was passiert, wenn der Staat kein Therapie-Angebot bereithält“, erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch (Dortmund). Dann werde nicht die Hilfe zum Leben, sondern der Weg in den Tod organisiert. Bereits 15 weitere Häftlinge in Belgien wollten diesem Beispiel folgen. P


N AC H R IC H T E N

12.000 Teilnehmer beim „Marsch für Jesus“ in Wien

NOTIERT New York: John Lennons Mörder bekennt sich zu Jesus Christus

BEKENNTNIS Zwei Bischöfe und Fußballstar David Alaba luden ein.

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und 12.000 Christen verschiedener Konfessionen beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter in der österreichischen Hauptstadt Wien an einem „Marsch für Jesus“. Organisator der Demonstration rund um die Innenstadt war die überkonfessionelle Organisation „Christen in Wien“. In ihr arbeiten leitende Vertreter von Gemeinden, Gemeinschaften und Werken zusammen, „denen die Einheit der Christen in Wien und Umgebung ein großes Anliegen ist“. Zur Teilnahme aufgerufen hatten auch der katholische Wiener Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn, und der Bischof der lutherischen Kirche in Österreich, Michael Bünker (Wien), sowie der österreichische (adventistische) Fußballnationalspieler David Alaba (Bayern München). Alle drei waren jedoch verhindert. Der katholische Generalvikar Nikolaus Krasa (Wien) sagte als Vertreter von Schönborn: „Ich bin froh, dass so ein Glaubenszeugnis in unserer Stadt möglich ist und wir nicht um Kopf und Kragen fürchten müssen, wie

viele Christen in dieser Welt.“ Er verlas auch einen Gruß von Bünker.

Wo Einheit erfahrbar wird Darin hob der evangelische Bischof hervor, dass die Einheit der Christen dort erfahrbar werde, wo Jesus im Mittelpunkt stehe. Die Teilnehmer trugen Schilder und T-Shirts mit Botschaften wie „Nur Jesus rettet“, „Jesus liebt Wien“ oder „Sein Herz schlägt für Österreich“. Den Abschluss bildete ein „Fest für Jesus“ vor dem Stephansdom mit Musik und Glaubenszeugnissen. P b www.christeninwien.at

Österreich

8,5 Mio. Bürger

Katholiken Konfessionslos Muslime Orthodoxe ev.-landeskirchlich ev.-freikirchlich Juden

Der „Marsch für Jesus“ in Wien vereinte Christen aus allen Kirchen.

62,4 % 21,1 % 5,5 % 5,0 % 3,7 % 0,2 % 0,2 %

David Chapman, Mörder des weltbekannten Popsängers und Komponisten John Lennon, hat vor Justizbehörden des USBundesstaates New York ein Bekenntnis zum Glauben an Jesus Christus abgelegt. Bei der Verhandlung über sein achtes Bewährungsgesuch räumte der 59-Jährige ein, dass er mit dem Mord Ruhm erlangen wollte; inzwischen sei er aber frei von solchen „Dämonen“ und allein auf Jesus Christus ausgerichtet. Er sei nur noch an einem interessiert – seinen Mitgefangenen die Botschaft von Jesus Christus auszurichten. Der Justizausschuss lehnte seinen Antrag auf vorzeitige Entlassung erneut ab. Chapman – ein früherer Theologiestudent – hatte den damals 40-jährigen Lennon am 8. Dezember 1980 in New York erschossen. Er wollte eine ähnliche Berühmtheit erlangen wie der Ex-Beatle. Zusätzlich hatte ihn Lennons Aussage geärgert, dass die Beatles berühmter seien als Jesus. 1981 wurde er wegen Mordes zu einer 20-jährigen bis lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt.

Adventisten: Wissenschaft und Glaube schließen sich nicht aus Wissenschaft, Vernunft und Glaube schließen sich nicht aus, sondern müssen zusammen gedacht werden. Das war das Ergebnis eines Studentenkongresses der Siebenten-Tags-Adventisten in Lissabon. 140 Naturwissenschaftler, Theologen und Gesundheitswissenschaftler äußerten sich zum Thema „Die Schöpfung feiern“. Dadurch sollte der Glaube an den Ursprung des Lebens und des Universums durch einen übernatürlichen Schöpfer gestärkt werden. Veranstalter war die Jugend- und Bildungsabteilung der Siebenten-Tags-Adventisten in Mittel- und Südeuropa. In Deutschland sind die Adventisten Gastmitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen. Hierzulande hat die Kirche rund 35.000 Mitglieder, weltweit etwa 17 Millionen in 206 Ländern. Im Unterschied zu anderen Kirchen feiern Adventisten den Sonnabend und nicht den Sonntag als Ruhetag. Außerdem legen sie Wert auf eine gesunde Lebensweise und verzichten auf Alkohol und Tabak.

Foto: PR

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Evangelische Allianz würdigt Papstbesuch ALBANIEN Schirrmacher dankt für Religionsfreiheit im Balkanland.

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er Botschafter für Menschenrechte der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), Thomas Schirrmacher (Bonn), hat den Besuch von Papst Franziskus am 21. September in Albanien gewürdigt. Insbesondere begrüßte er die Aussagen des Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche zur Religionsfreiheit. Im Blick auf die Verfolgung von Andersgläubigen durch extremistische Terrorgruppen wie den „Islamischen Staat“ verurteilte Franzis-

Albanien 20 % 15 % 1% 20 %

3 Millionen Bürger Orthodoxe Katholiken Protestanten Muslime

kus jegliche Anwendung von Gewalt unter Berufung auf Gott: „Niemand soll meinen, er könne sich hinter Gott verstecken, während er Gewalttaten und Übergriffe plant und ausführt.“ Der Papst lobte Albanien als Beispiel für das friedliche und fruchtbare Zusammenleben unterschiedlicher Religionen. Schirrmacher nahm auf Einladung des albanischen Staatspräsidenten Bujar Nishani an einem Empfang für den Papst teil. Gemeinsam mit dem Generalsekretär der Albanischen Evangelischen Allianz, Akil Pano (Tirana), traf Schirrmacher zu einem Gespräch mit dem Staatspräsidenten zusammen. Albanien hat eine religiöse Wiedergeburt erlebt. 1967 hatten die damaligen stalinistischen Machthaber ein Religionsverbot erlassen und das Bal-

v. l.: Thomas Schirrmacher, der Erzbischof von Albanien, Anastasios Yannoulatos, und Allianzgeneralsekretär Akil Pano

kanland zum „ersten atheistischen Staat“ ausgerufen. Bis zum Sturz des Regimes im Jahr 1990 wurde jede Ausübung von Religion mit Gefängnis, Zwangsarbeit oder dem Tod bestraft. P

Radikale Russisch-Orthodoxe schossen auf Protestanten OSTUKRAINE Christen aus Deutschland besuchten bedrängte evangelikale Gemeinden.

Fotos: PR, PR

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n den Kämpfen in der Ostukraine waren auch nationalistische russisch-orthodoxe Kreise beteiligt. Sie griffen dabei gezielt Protestanten an. Das berichtete der frühere Unternehmer Karl Schock (Schorndorf bei Stuttgart) nach einer Reise in die Krisenregion. Der 80-Jährige besuchte zusammen mit dem Osteuropa-Missionar Hugo Kleinknecht und einem Übersetzer sechs Gemeinden in Slavjansk und Kramatorsk, die zum ukrainischen Pfingstkirchenbund gehören. In der Ostukraine gilt seit dem 5. September ein Waffenstillstand. „Wir wollten unmittelbar nach den kriegerischen Auseinandersetzungen als erste christliche Besuchergruppe nach der Befreiung den bedrängten Gemeinden unseren Beistand und Hilfe überbringen“, erklärte Schock idea. Die Separatisten, die Slavjansk angegriffen hätten, seien unter anderem aus russisch-orthodoxen Gewalttätern und regulären russischen Soldaten zusammengesetzt gewesen. Ein orthodoxer Priester namens Vitaly habe in seiner Kirche ein Munitionslager einrichten und auf Häuser feuern lassen. Außerdem habe 39.2014

Ermordet: Viktor Barodinsky, Albert Pavenko, Ruben Pavenko, Vladimir Velitschko

er die Zerstörung von zwei Fabriken evangelischer Unternehmer veranlasst. Dabei seien Menschen schwerst verletzt worden.

Wenn sich Nationalismus und Orthodoxie verbünden Alle evangelischen Pastoren und Gemeindeleiter hätten fliehen bzw. um ihr Leben fürchten müssen und seien zum Teil ausgeraubt worden. Bei den Kämpfen seien allein 200 Zivilisten ums Leben gekom-

men. Anlass für die Solidaritätsreise war die Ermordung von 4 ukrainischen Christen durch russisch-orthodoxe Separatisten am 8. Juni. Bei den Opfern handelt es sich um die Diakone Vladimir Velitschko (Vater von 8 Kindern) und Viktor Barodinsky (3 Kinder) sowie um 2 Söhne des Gemeindeleiters Alexander Pavenko, Ruben (3 Kinder) und Albert (ledig). Sie sind laut Schock später mit 15 weiteren Ermordeten aus einem Massengrab exhumiert und am Ehrenmal der Revolution im Zentrum von Slavjansk beigesetzt worden. Die Gattin des ukrainischen Präsidenten, Marina Poroschenko, habe dort vor wenigen Wochen mit einem stillen Gebet Blumen für die Märtyrer niedergelegt. Im Blick auf den Konflikt sagte Schock: „Die lange Geschichte unheiliger Allianzen zwischen nationalistischer Machtpolitik und regimetragender Ideologie – hier der russischorthodoxe Alleinvertretungsanspruch – wiederholt sich in tragischer Weise. Deutschland hat durch seine Erfahrungen mit totalitären Regimen einen wichtigen Versöhnungsbeitrag zu leisten.“ P


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EKD: Das Sterben gehört zum Leben FERNSEHRUNDE Sterben & Tod gehören in die Mitte der Gesellschaft – EKD-Chef: Meiner Frau geht es besser

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ür einen offeneren gesellschaftlichen Umgang mit dem Sterben hat sich der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider ausgesprochen. „Das Sterben gehört zum Leben“, sagte er in der ARDSendung „Beckmann“. Nach seinen Worten sind das Sterben und der Tod tabuisiert. Das müsse sich ändern. Beides gehöre in die Mitte der Gesellschaft. Er plädierte dafür, Sterbende nicht alleinzulassen. Er sprach sich jedoch gegen eine aktive Sterbehilfe aus. Das Leben sei ein Geschenk Gottes und deshalb unverfügbar. Schneider hatte im Sommer für Aufsehen gesorgt. Nachdem bei seiner Frau Anne Krebs diagnostiziert worden war, hatte er erklärt, er würde sie aus Liebe notfalls zur Selbsttötung in die Schweiz begleiten – auch wenn er selbst anderer Meinung sei. Beide großen Kirchen lehnen Sterbehilfe ab. Bei „Beckmann“ bekräftigte Schneider diese Entscheidung: „Dass ich meine Frau nicht allein lasse, auch wenn ich es nicht für richtig halte, ist völlig klar.“ Schließlich seien beide bald 50 Jahre verheiratet. Allerdings gehe er nicht davon aus, dass dieser Schritt nötig werde. Denn die Aussichten für seine Frau, die sich jetzt in Therapie befindet, seien besser geworden.

Präsident: Ärzte wollen nicht den Suizid begleiten Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Frank Ulrich Montgomery (Köln), erteilte einer Liberalisierung der Sterbehilferegelung eine Absage: „Der Gang zum Arzt, um sich die Pille für den Exit zu holen, ist in meinen Augen der falsche Weg.“ Mit Blick auf die Begleitung Kranker plädierte er für eine stärkere Zusammenarbeit von Medizinern und Pastoren: „Ich glaube, dass wir da noch viel mehr machen könnten.“ Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki (Kiel) sprach sich für eine liberalere Regelung bei der Sterbehilfe und für „lebensverkürzende Maßnahmen“ aus.

EKD-Chef Nikolaus Schneider in der ARD-Talkshow „Beckmann“

FDP-Politiker: Für ein Recht auf Lebensverkürzung Jeder Bürger sollte das Recht haben, selbst zu entscheiden, wie er vom Leben zum Tode komme. Er persönlich wolle nicht die letzten fünf Jahre seines Leben „als völlig Dementer im Pflegeheim zu Tode gepflegt werden“. Der Politiker berichtete von seinem Bruder, der an einer Autobahnraststätte einen Herzinfarkt erlitten und nach 20 Minuten wiederbelebt worden war. Allerdings hatte sein Gehirn in dieser Zeit schweren Schaden genommen. Nach zwei Jahren im Koma sei er gestorben. Er und seine Frau, berichtete der Politiker weiter, hätten damals entschieden, sich gegenseitig „zu erlösen“, sollte jemals einer der beiden in eine solche Situation kommen – „auch unter Inkaufnahme von Strafe“. Er könne nicht erkennen, dass Länder wie die Schweiz oder Belgien, in denen Sterbehilfe möglich sei, deshalb zu „unmenschlichen Staaten“ geworden seien. P

EKD lobt das Verhalten deutscher Muslime D

er EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider (Berlin), hat den muslimischen Verbänden in Deutschland dafür gedankt, dass sie sich klar von jeglichem Antisemitismus und vom Terrorismus des „Islamischen Staats“ (IS) distanziert haben. Die Muslim-Verbände sagten „ohne Wenn und Aber, dass Islam und Terror nicht zusammenpassen“, erklärte Schneider in Berlin. Er war Gastredner bei einer Kundgebung im Rahmen des Aktionstages „Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht“. Schneider warnte davor, Hass

und Unrecht nur bei anderen zu verorten und zu bekämpfen: „Wir müssen auch dagegen aufstehen, wenn sie im eigenen Denken gründen und Nahrung finden. Wenn sie im Namen der eigenen Religion oder im Namen des eigenen Volkes geschehen.“ Er sei entsetzt über die Attacken auf muslimische Gebetsräume in Deutschland. Schneider sprach an der Berliner Merlana-Moschee. Sie war im August durch einen Brandanschlag beschädigt worden. Die Täter sind noch unbekannt. Er zeigte sich entsetzt über islamfeind-

liche Vorurteile und Stimmungen in der Mitte der Gesellschaft. Die im Kooperationsrat der Muslime organisierten Verbände hatten zu dem Aktionstag aufgerufen, der in rund 2.000 Moscheen nach dem Freitagsgebet begangen wurde. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) begrüßte die Aktion: „Wenn wir die gewaltbereiten Extremisten isolieren wollen, müssen wir die übrigen Muslime stärken.“ Rund 4,5 Millionen Muslime leben in Deutschland; die Islam-Verbände repräsentieren etwas über 12 % von ihnen. P

Foto: screenshot ARD

KUNDGEBUNG Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider ist aber entsetzt über „islamfeindliche Vorurteile”.

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G O SP E L K I RC H E N TAG

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Der Abschlussgottesdienst des Gospelkirchentages auf dem Königsplatz in Kassel mit dem Dirigenten Hans Christian Jochimsen

Das Gospel-Phänomen MUSIK 45.000 Besucher kamen vom 19. bis 21. September nach Kassel zum Gospelkirchentag, an dem 6.000 Sänger und 150 Chöre mitwirkten. Warum begeistert diese Musik so viele Menschen? Eine Reportage von Daniela Städter. Das Fazit vorweg: Es waren drei eindrucksvolle Tage voller Musik, mit berührenden Erlebnissen, bewegender Atmosphäre und spannenden Gesprächen! Schon bei der Auftaktveranstaltung am Freitag auf dem Königsplatz in der Innenstadt ist die Vorfreude auf die vielen kommenden Veranstaltungen spürbar. Vor allem auf die in wenigen Stunden beginnende ökumenische Gospelnacht. Tipps werden ausgetauscht, welche Band man sich unbedingt anhören sollte. Denn über 100 Chöre spielen innerhalb von knapp vier Stunden in 25 Gemeinden. Will man den Chor aus Recklinghausen hören, den aus Berlin oder doch lieber die weit Gereisten aus Slowenien, Schweden oder den USA?

Foto: medio.tv/Socher

Elektrisiert nach Sekunden Die lange Nacht bietet die Möglichkeit, um mit Besuchern ins Gespräch zu kommen. Warum ist Gospelmusik so faszinierend? „Weil sie Emotionen weckt“, ruft mir ein Zuhörer zu. Manche Chöre versuchen, sie mit Gehüpfe zu unterstreichen („Kommt, springt mit uns!“), andere mit vielen Instrumenten. Nicht immer reicht das, um das

ideaSpektrum 39.2014

Publikum aus der Komfortzone ihres Stuhls zu reißen. Einer Gruppe hingegen gelingt das sofort – der amerikanischen Band „Undivided“ (Ungeteilt). Ihre 6 Mitglieder wohnen in Florida, kommen aber ursprünglich aus Kuba, Venezuela, der Dominikanischen Republik und Puerto Rico. Ein paar Sekunden reichen. Die Zuhörer sind elektrisiert. Fast alle stehen, klatschen, heben die Hände. Hier kommt viel zusammen: Bühnenpräsenz, starke Stimmen, Erfahrung. Das Sextett braucht keine Instrumente. Sie imitieren sie mit ihren Stimmen – sogenanntes „Beatboxen“.

Klassiker – neu interpretiert

Zum Repertoire gehören eigene Kompositionen, aber auch Klassiker – beispielsweise „Lord, I lift your name on high“ (Herr, Dein Name sei erGospelkirchentagsbesucher höht). Seit gefühlt mindestens 20 Jahren ge2002 in Essen 12.500 hört dieses Lied in Deutschland zu jedem 2004 in Bochum 20.000 Lobpreisabend dazu. Doch bei „Undivided“ 2006 in Düsseldorf 30.000 klingt es komplett neu. Oder hat es schon 2008 in Hannover 62.000 einmal jemand im Reggae-Stil gehört? Die 2010 in Karlsruhe 70.000 Gospelfans sind selig. Es groovt, es ist ent2012 in Dortmund 80.000 spannt und alle haben Spaß. Die Band tritt 2014 in Kassel 45.000 selbstbewusst auf, ohne überheblich zu O


Zahlen, Daten & Fakten zum Gospelkirchentag G O SP E L K I RC H E N TAG

sein. Die Zeit rast, der nächste Chor ist dran. Er hat es schwer. Viele Menschen verlassen den Raum, noch bevor er überhaupt auf der Bühne steht. „Warum gehen die denn jetzt schon?“, fragt einer der Sänger enttäuscht. Fair ist es nicht. Aber die Zuhörer ahnen wahrscheinlich: Eine Steigerung ist kaum möglich. Und zudem ist es nach 23 Uhr und die nächsten beiden Tage sind gut gefüllt.

Singen für Jesus Wer dann nach dem Auftritt mit den Jungs von „Undivided“ ins Gespräch kommt, trifft entspannte Musiker und überzeugte Christen. Sie sehen es als Gottes Auftrag, mit Musik von Jesu Liebe zu berichten. In den USA spielen sie in den unterschiedlichen christlichen Kirchen. „Wir sind jesuszentriert“, sagen sie. „Da fragen wir nicht, ob es eine katholische oder baptistische Gemeinde ist.“ Gerne würden sie hauptberuflich singen. Doch die Einnahmen aus CD-Verkäufen und Konzerten reichen (noch) nicht. Und so ist es ein zeitaufwendiger Nebenverdienst. Ihre Leidenschaft für die Musik sei für ihre Familien eine Herausforderung, sagt Sänger Melvinsky Ramirez. „Aber meine Frau weiß, dass ich das hier für Jesus tue. Deswegen ist sie einverstanden, dass ich zusätzlich zum Job unterwegs bin.“ Das Ziel, Gospelmusik professionell zu machen, hat in Kassel aber kaum eine Band. Hier sind vor allem begeisterte Hobbysänger vertreten. Selbst singen, anderen zuhören, voneinander lernen, Netzwerke aufbauen, Ideen für neue Lieder bekommen – das ist das Konzept.

Chorprobe mit 4.500 Sängern Auch wenn die Konzerte am Freitagabend in den meisten Kirchen erst gegen 24 Uhr enden: Am Sonnabend geht es schon um 9 Uhr in einer Messehalle weiter. Diesmal mit einer Massenchorprobe. Es ist ein Erlebnis. Unter der Anleitung von mehreren Chorleitern kommen 4.500 Leute zusammen. Sopran, Alt, Bass und Tenor sitzen getrennt und müssen einzeln vorsingen. Humorvoll, unterhaltsam, aber auch mit einer gehörigen Portion Ehrgeiz gehen die Leiter ans Werk. Da singen doch einige schief im Bass? Noch ein-

Teilnehmer der Massenchorprobe in der Messehalle in Kassel

Beim 7. Internationalen Gospelkirchentag kamen in Kassel 150 Chöre mit 6.000 Sängern aus 15 Nationen zusammen. 75 % der angemeldeten Teilnehmer waren Frauen. Das Durchschnittsalter lag bei 45 Jahren. Die jüngste Sängerin war 10 Jahre alt, der älteste Teilnehmer 79. Gesungen wurde in der Messe, bei der ökumenischen Kirchennacht in 25 Kirchen und auf sechs Bühnen in der Kasseler Innenstadt. Veranstaltet wurde er von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig sowie der Kasseler Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Zusammenarbeit mit der EKD, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, dem Land Hessen, der Stadt Kassel und der Stiftung Creative Kirche (Witten). Der nächste Gospelkirchentag findet vom 9. bis 11. September 2016 in Braunschweig statt. www.gospelkirchentag.de

Hintergrund: Gospel ist Hoffnung auf Freiheit Gospelmusik hat ihre Ursprünge in den Gesängen schwarzer Sklaven im Amerika des 19. Jahrhunderts. Das englische Wort Gospel bedeutet Evangelium (Gute Nachricht). Mit den Liedern munterten sie sich gegenseitig auf. Die Hoffnung auf Freiheit und ewiges Leben ließ sie die Situation leichter ertragen.

mal wiederholen! Und noch einmal. Und weil’s so schön ist: noch einmal!

Endlich! Der Bass trifft die Töne Besonders der charismatische Däne Hans Christian Jochimsen ist da sehr akribisch. Und so singen die Teilnehmer immer wieder: „Because I am loved, I can lift my head. I will not forget, when you turned my night into day ... You told me that I am loved. (Da ich geliebt bin, kann ich meinen Kopf heben. Ich werde nie vergessen, dass du meine Nacht in Tag verwandelt hast ... Du hast mir gesagt, dass ich geliebt bin.) Endlich! Der Bass trifft die Töne. Geht doch! Doch Jochimsen ist noch lange nicht zufrieden: Die meisten stehen verkrampft. Wohin auch bloß mit den Händen? Hosentasche oder zusammengefaltet auf dem Rücken? Rettungsanker ist das Notenbuch. Manche unklammern es ganz fest.

Ihr seid von Gott geliebt! Singt also entsprechend! Doch diese Rechnung haben sie ohne Jochimsen gemacht. Es folgt eine liebevolle Standpauke: „Ihr könnt jetzt zwar die Noten, macht aber noch keine Musik. Ich kann euch hören, aber nicht fühlen. Wisst ihr eigentlich, was ihr da singt? Ihr seid von Gott geliebt! Das hört man aber bei euch definitiv nicht. Und sehen tut man es auch nicht.“ Er imitiert die stocksteifen Sänger. Gelächter. Jochimsen ist auch ein überzeugender und charmanter Unterhalter. Doch er meint es ernst: „Ihr seid bedingungslos geliebt! Nicht, weil ihr perfekt seid, ein besonderes Talent habt oder gut ausseht. Ihr könnt so sein, wie ihr wirklich seid. Schließt die Augen und singt mit der Stimme, die Gott euch gegeben hat.“ Nach Lockerungsübungen für die Stimme folgen die für die Arme. Nun ist auch Jochimsen zufrieden. Der Gänsehautmoment ist gekommen. Ein vierstimmiger Chor aus 4.500 Kehlen erklingt. Aus-

Foto: privat

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ideaSpektrum 39.2014


G O SP E L K I RC H E N TAG

Die Band „Undivided“ begeisterte die Besucher.

drucksstark, einfühlsam, stimmsicher – und mit Bewegung. Was für ein Erfolg! Wundervoll, was in drei Stunden möglich ist – sicherlich ein Grund für die Attraktivität dieser Veranstaltung.

Gospelmusik ist ein Schlüssel zum Herzen Einer der Organisatoren des Gospelkirchentags, Matthias Kleiböhmer von der Creativen Kirche Witten, hat die Probe verfolgt. Das Gespräch mit ihm im Anschluss in Bühnennähe wird oft unterbrochen. Lächelnde Teilnehmer wollen ihm danken – fürs Organisieren, diese wunderbare Probe und dass alle Mitarbeiter so begeistert dabei sind. „Gospel ist eine Musik, die das Herz aufschließt“, sagt Kleiböhmer. „Sie erreicht Menschen, die sonst eher kirchendistanziert sind. Hier öffnen sie sich.“ Das mag auch mit der englischen Sprache zu tun haben. „Es ist leichter zu singen ,Jesus, I love you’ als ,Jesus, ich liebe dich’.“ Aber ob man dann auch wirklich weiß, was man da gerade singt? Kleiböhmer ist sich sicher, dass Gospelchöre missionarische Möglichkeiten bieten: „Die für den Gospelkirchentag geschriebenen Lieder sind Predigten.“

„Dieser Plan gilt bis zum Eingreifen des Heiligen Geistes“ In der Gospelmusik können Menschen Kraft tranken, sagt er. Sie transportiere die zentralen christlichen Botschaften und biete die Möglichkeit, einen emotionalen Kontakt zu Gott herzustellen. Und dann müsse man auf das Wirken Gottes vertrauen. Er erzählt, dass alle Veranstaltungen des Gospelkirchentags bis ins kleinste Detail geplant sind. Doch unter den Ablaufplänen steht: „Dieser Plan gilt bis zum Eingreifen des Heiligen Geistes.“ Eine schöne Botschaft.

Foto: PROMIKON

Gospelmusik auch gegen die heutige Sklaverei Gospel ist aber nicht nur Spaß und Ausgelassenheit. Das weiß jeder, der sich mit seiner Entstehung beschäftigt hat. Gerade die traditionellen Lieder der schwarzen Sklaven Nordamerikas drückten die tiefe Sehnsucht nach Freiheit und den Ruf nach Gerechtigkeit aus. Deswegen unterstützt der Kirchentag die von Kleiböhmer geleitete Aktion „Gospel für eine gerechtere Welt“: „Sklaverei ist nichts aus den Geschichtsbüchern. Weltweit gibt es heute 27 Millionen Sklaven. Mehr als je zuvor. Wir wollen denen eine Stimme geben, die keine haben.“ Der Gospelkirchentag

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soll zumindest einigen eine bessere Zukunft ermöglichen. Kleiböhmer war in Bangladesch und hat dort Kinder kennengelernt, die Haussklaven waren. Und er hat mit „Brot für die Welt“ eine Hilfsorganisation gefunden, die über ihre dortigen Partner Straßen- und Sklavenkindern ein Zuhause und eine Schulbildung bietet. Dafür werden in Kassel 47.000 Euro gespendet. Auch so wird Gospel zu dem, was das Wort im eigentlichen Sinne heißt – zu einer „Guten Nachricht“. b Mehr Informationen: www.gospelday.de

Gospel als Trostspender Wer nicht nur singen will, kann zudem aus 48 Seminaren auswählen – von Chorprobentechnik über Öffentlichkeitsarbeit für den Chor bis hin zu „Groove im Chor“. Doch Gospel kann auch ganz ruhig sein. Wie im Seminar von Njeri und Johannes Weth (Spangenberg/Hessen). Sie stellen ihr Konzept der „Trostkonzerte“ vor. Sie wenden sich an Trauernde. Es sind besinnliche Abende. Gospellieder werden zu Herzensgebeten und zu einem Wegbegleiter in der Trauer. Es wird gemeinsam geklagt, erinnert, nach Gottes Gegenwart gefragt und sein Segen zugesprochen. Die beiden ermutigen die rund 70 Teilnehmer, eigene Trostkonzerte zu veranstalten. b Mehr Informationen: www.trostkonzerte.de

Welturaufführung von „Amazing Grace“ Am Samstagabend folgt die Welturaufführung des Musicals „Amazing Grace“ (Erstaunliche Gnade). Die Messehalle ist mit 5.000 Menschen komplett gefüllt. Wer sich schon immer gefragt hat, was eigentlich hinter einem der populärsten Gospellieder der Welt steckt, bekommt eine Antwort. Es ist die Geschichte des Engländers John Newton (1725–1807), der sich vom kalten Sklavenhändler zum gefühlvollen Christen wandelt und als Pfarrer mithilft, den Sklavenhandel abzuschaffen. Es geht um Glaube, Hoffnung, Hass und Gleichgültigkeit. Natürlich darf eine herzzerreißende Liebesgeschichte nicht fehlen. Newton erfährt eine doppelte Gnade: Er überlebt einen gewaltigen Sturm, und seine Jugendliebe heiratet ihn trotz seiner Vergangenheit. Danach schreibt Newton den superfrommen Text vom reuigen Sünder, der gerettet wird. 300 Sänger bringen die Geschichte nun fetzig mit eingängigen Melodien auf die Bühne. b Mehr Informationen, auch zu weiteren Aufführungen: www.amazing-grace.de • 02302 2822222

Danke! Danke! Danke! Weil das Interesse an dem zweieinhalbstündigen Musical schon im Vorfeld so groß war, wird es am Sonntagabend nach dem offiziellen und verregneten Abschlussgottesdienst noch einmal aufgeführt – rund 2.500 Menschen kommen. Aber dann ist auch endgültig Schluss. Der Gospelkirchentag ist zu Ende. Vielen Dank an die Organisatoren, Ehrenamtlichen und die Chöre für unvergessliche Stunden! P


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Die Zentrale in Wetzlar

„Wir müssen uns konzentrieren“ MEDIEN Beim größten evangelischen Medienunternehmen im deutschsprachigen Europa mit missionarischer Zielrichtung – ERF Medien (Evangeliums-Rundfunk) – steht ein Leitungswechsel an: Am 1. Oktober übernimmt Jörg Dechert (43) den Vorstandsvorsitz von Jürgen Werth (63). Welche Ziele verfolgen sie? Dazu ein Interview mit dem scheidenden und dem neuen ERF-Vorstandsvorsitzenden. Mit ihnen sprachen die idea-Redakteure Karsten Huhn und Helmut Matthies.

Die Helden meiner Jugendzeit Welche Menschen haben Sie am meisten beeindruckt? Werth: Die Helden meiner Jugendzeit waren die Verkündiger Klaus Vollmer, Johannes Hansen und Paul Deitenbeck. Sie waren authentisch, ehrlich und lebten keine ge-

bläsehafte, sondern eine sehr bodenständige, den Menschen zugewandte Frömmigkeit. Herr Dechert, wie haben Sie den ERF kennengelernt? Dechert: Nach meiner Promotion in Physik begann ich 1997 bei der Christlichen Internet-Arbeitsgemeinschaft (CINA) in Wetzlar. Meine erste Begegnung mit der christlichen Szene war im selben Jahr in Nürnberg bei der Evangelisation „ProChrist“, bei der ich als ehrenamtlicher Helfer tätig war. Dort traf ich zum ersten Mal auf Mitarbeiter aus verschiedenen christlichen Werken – darunter auch auf Kameraleute vom ERF.

Erreicht man die Jugend noch mit Radio? Sie sind ein Mann der neuen Medien. Hat das kostenintensive Radio bei ERF Medien noch eine Zukunft? Dechert: Als der ERF 1959 seine Arbeit begann, hatten seine Gründer die Vision, das Evangelium in Europa auszubreiten. Damals war das Radio dafür das beste Mittel, erst später kamen Fernsehen und Internet dazu. Wenn wir heute den ERF neu gründen würden, wäre das eine spannende Frage: Womit würden wir anfangen? In den letzten Jahren hat sich unser Radioangebot deutlich verändert. Anfangs haben wir vor allem Pastoren eingestellt und Verkündigungsendungen produziert. Heute wird Radio sicher anders gehört als in den 1960er Jahren. Damals haben sich die Menschen extra vor das Radio gesetzt, um zuzuhören. Heute nutzen die meisten das Radio als Nebenbei-Medium, sie hören es beim Autofahren, beim Saubermachen oder in der Küche. Das müssen wir bei unseren Angeboten berücksichtigen. Mit Radio erreicht man junge Leute heute kaum noch. Werth: Das ist eindeutig so. Deshalb haben wir unser Jugendprogramm CrossChannel Anfang des Jahres eingestellt. Vor 40 Jahren hatten wir mit unseren Radioangeboten nahezu ein Alleinstellungsmerkmal – wer etwas Christliches hören wollte, musste uns hören. Das ist heute

Foto: Rühl/ERF

idea: Herr Werth, Sie haben 41 Jahre beim ERF gearbeitet, davon 20 Jahre als Vorstandsvorsitzender. Jetzt werden Sie auf kalten Entzug gesetzt. Werth: Ich bin jetzt 63 und habe mir überlegt, was ich mit den Jahren, die mir noch bleiben, anfangen möchte. Ich will stärker als bisher schreiben, Musik machen, predigen und Seminare geben. Ob es ein kalter Entzug wird, weiß ich erst in ein paar Monaten. Klar ist jedenfalls, dass ich 41 Jahre ERF nicht einfach so hinter mir lasse. Was waren die prägenden Ereignisse in dieser Zeit? Werth: Prägend war für mich die Zeit, als ich beim ERF von 1977 bis 1984 die „Junge Welle“ leitete. Wir hatten etwa vier Programme pro Woche, die auf Mittelwelle, anfangs sogar noch auf Kurzwelle, liefen. Eine Sendung nannte sich „Funkbude“. Das war eine evangelistische Sendung, zu der christliche Jugendgruppen ihre nicht-christlichen Freunde einluden, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Bis heute treffe ich Menschen, die mir erzählen, durch diese Sendungen Christ geworden zu sein. Mitte der 80er Jahre begann im Radiomarkt die Privatisierung, und wir bemühten uns um Sendeplätze auf UKW (Ultrakurzwelle). Im kommerziellen Privatradio bekamen wir zwei bis drei Minuten Sendezeit, in denen wir den christlichen Glauben bekanntmachen konnten. Prägend war auch der Übergang zum Satellitenradio. Auf einmal stand ERF nicht mehr für „Es Rauscht Fürchterlich“, wie einst bei den Sendungen auf Kurzwelle, sondern man konnte uns in guter Qualität empfangen. Ein weiterer wichtiger Schritt war der Start unseres Fernsehkanals 2009.

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JÖRG DECHERT (43, links) ist Physiker und arbeitete ab 1997 zunächst als Projektleiter für die Christliche Internet-Arbeitsgemeinschaft CINA. Sie gehört seit 2002 zum ERF. Von 2007 bis 2012 führte er den Arbeitszweig ERF Online; seither war er Bereichsleiter für Radio, Fernsehen und Internet. Dechert gehört der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Wetzlar an. Ab dem 1. Oktober übernimmt er die Leitung von ERF Medien.

nicht mehr so. Das Internet hat zu einer Explosion von Angeboten geführt. Man kann heute praktisch jeden Sender dieser Welt auf seinem Smartphone hören. Der Unternehmer Friedhelm Loh sagt dazu: „Es war noch nie so leicht, Menschen zu erreichen, aber es war noch nie so schwer, Menschen für den christlichen Glauben zu gewinnen.“ Es stehen uns heute alle Türen offen, aber wir müssen klug entscheiden, durch welche Türen es sich zu gehen lohnt und durch welche nicht.

Foto: KunstWerk/ W.Köbke

Warum keinen eigenen Fernsehkanal mehr? Nach fünfjährigem Betrieb haben Sie zum 1. Juli den Fernsehkanal ERF 1 eingestellt. Werth: Wir haben viel Geld in diesen Kanal investiert, damit aber zu wenig Aufmerksamkeit erzielt. Durch die jetzige Zusammenarbeit mit Bibel.TV erreichen wir deutlich mehr Menschen. Zudem setzen wir verstärkt auf soziale Medien, also auf Facebook und YouTube. Manchmal haben wir dort über 30.000 Aufrufe. Auf diesen Wegen erwischen wir zum Teil ganz andere Menschen. Bisher haben wir gehofft, dass die Menschen zu uns kommen, aber diese Zeit geht zu Ende. Heute müssen wir zu den Leuten gehen. Das erfordert neue Kanäle und Programme. Wir sind in einer Übergangsphase. Bei uns bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Dechert: Wir kämpfen heute nicht mehr um Zugang, sondern um Aufmerksamkeit. Wir müssen in dieser völlig neuen, verrückten Medienwelt die Bedeutung unserer Angebote sichtbar machen. Bisher ist die Resonanz auf christliche Medien in sozialen Netzen gering. Auf Facebook hat ERF Online 3.271 Freunde, evangelisch.de 2.752, jesus.de 4.022, idea 4.503, und das Christliche Medienmagazin Pro hat 4.823 Anhänger. Dechert: Wichtiger, als viele Fans zu haben, ist uns, dass unsere Beiträge so gut sind, dass möglichst viele unsere Angebote teilen, also andere darauf hinweisen. Ein Bei39.2014

JÜRGEN WERTH (63, Mitte) ist seit 1973 beim ERF tätig. Zuerst war er Rundfunkredakteur und leitete den Jugendfunk „Junge Welle“. 1986 wurde er Chefredakteur des Hörfunks. Die Leitung des gesamten Medienwerks hat er seit 1994 in der Nachfolge von Horst Marquardt inne. Werth ist Mitglied der rheinischen Landeskirche. Von 2006 bis 2011 amtierte er als ehrenamtlicher Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. (Foto rechts Karsten Huhn, idea)

spiel: Auf einem unserer YouTube-Kanäle haben wir ein Video über einen Satanisten veröffentlicht, der Christ geworden ist. Bisher haben es mehr als 33.000 Leute gesehen. Weit mehr als die Hälfte davon dürften keinen christlichen Hintergrund haben, denn wie die Kommentare zu unseren YouTube-Videos zeigen, sind viele Nutzer Atheisten oder z. B. auch Muslime. Wie wollen Sie mehr säkulare Zeitgenossen gewinnen? Dechert: Heute ist potenziell jeder ein Medienschaffender, etwa wenn er bloggt oder ein Video ins Internet stellt. Es geht also um Aufmerksamkeit – und auch um Andockfähigkeit. Ja, wir brauchen eine klare Theologie – das hat den ERF all die Jahre ausgezeichnet, und daran will ich auch kein Jota verändern. Für mich ist aber die Frage: Steht die Theologie wie ein Türwächter am Eingang, der kontrolliert, ob unsere Nutzer bestimmte Glaubensauffassungen teilen? Oder ist sie das tragende Gerüst unserer Arbeit, das uns Stabilität gibt? Letzteres entspricht meinem Verständnis. Ich möchte, dass so viele Menschen wie möglich mit uns etwas anfangen können, auch wenn sie unsere Theologie noch gar nicht teilen.

Die neue Vision des ERF Und wie wollen Sie nun Aufmerksamkeit erregen? Werth: Der ERF hat eine neue Vision: „Wir möchten nichts lieber, als dass Menschen Gott kennenlernen und er ihr Leben verändert. Dafür suchen wir die besten medialen Möglichkeiten.“ Das bedeutet: Der ERF will helfen, dass Christen stärker als bisher ihr Leben mit anderen teilen. Wir dürfen uns nicht in frommen Zirkeln einigeln und eine Wagenburgmentalität entwickeln, sondern müssen uns einmischen – in der Kommunalpolitik, in Vereinen, durch Kontakte in der Nachbarschaft. Die Menschen sind heute genauso religiös, wie sie es immer waren – sie suchen die Antworten nur nicht mehr bei den Christen. Die großen O


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IN T ERV IEW

ERF MEDIEN  GESCHICHTE UND GEGENWART Am 19. Oktober 1959 gründeten acht Christen in Wetzlar den Evangeliums-Rundfunk (ERF). Im Februar 1961 ging die erste Radiosendung über Kurzwelle europaweit in den Äther. Danach wurden auch je ein ERF in der Schweiz, in Österreich und Südtirol ins Leben gerufen. Alle vier arbeiten eng zusammen. ERF Medien Deutschland unterstützt finanziell ERF Österreich und ERF Südtirol. Heute produziert ERF Medien in Deutschland zwei Radioprogramme und (in Kooperation mit Bibel.TV) ein Fernsehprogramm. Außerdem betreibt ERF Medien 15 Internetangebote.

Fragen des Lebens – bei Krankheit, Scheitern oder kaputten Beziehungen – sind bei allen Menschen gleich. Wir wollen Sendungen bringen, die zeigen, dass Antworten darauf in der Bibel zu finden sind.

Berichten, auch wenn Gott nicht zu helfen scheint Gibt es eigentlich auch ERF-Sendungen, in denen es heißt: „Ich habe immer gebetet, und trotzdem ist mein Mann gestorben“? Heißt es nicht stattdessen oft: „Ich habe gebetet, und danach war alles wieder gut“? Biblisch gesprochen: Kommt nicht die Tragik des Hiob viel zu selten zur Geltung? Werth: Wir bemühen uns um Ehrlichkeit. Wir produzieren keine Geschichten, die nicht stimmen. Bei uns rufen nach Sendungen auch regelmäßig Menschen an, die sagen: „Ihr erzählt von Heilung und wie Jesus Ehen rettet – ich habe das bei mir nicht erlebt.“ Der Psychotherapeut Ulrich Giesekus sagte mir mal: „Tausend Ehen scheitern, bei einer findet das Paar wieder zusammen – aber ihr berichtet nur über die Ehe, bei der das Gebet geholfen hat.“ Richtig ist: Wir müssen auch über das Scheitern reden – und das tun wir in unseren Sendungen. Dechert: Bei uns geht es nicht immer gut aus! Wir befinden uns wie alle Verkündiger in einem Spannungsfeld: Wir müssen ehrlich sein und die unangenehmen Dinge beim Namen nennen – das gelingt uns nicht immer. Auf der anderen Seite wissen wir auch von Gottes Handeln, das in unserem Leben einen Unterschied macht. Ein Beispiel: Zu einer Sendung über Heilung bekamen wir sehr unterschiedliche Zuschriften. Ein Zuschauer schrieb uns, wir sollten öfter sagen, dass es nicht immer Heilung gibt – dies sei für Kranke, die keine Heilung erleben, ermutigend. Ein anderer Zuschauer schrieb, wir sollten nicht so viel Betroffenheitstheologie vermitteln, er selbst habe schließlich Heilung durch Gott erlebt. Beide Sichtweisen gibt es – und beides kommt auch bei uns vor. Kein Triumphalismus mehr! Werth: Die Zeiten eines triumphalistisch auftretenden Glaubens sind vorbei. Ich nenne ein persönliches Beispiel: Mein Vater war Alkoholiker. In den 1970er Jahren wurde er Christ, und wir alle dachten, jetzt sei es auch mit seinem Alkoholproblem vorbei. Das war aber überhaupt nicht so. Mein Vater hat sich sehr bemüht; dennoch hat er weiter getrunken. In der Gemeinde meines Vaters hatten auch andere Leute Probleme. Schließlich finden sich alle Sünden dieser Welt auch in der christlichen Gemeinde wieder. Aber dann hieß es immer: „Das darf Peter – so hieß mein Vater – nicht wissen.“ Ihm wurde also vorgegaukelt, der

einzige Sünder in der Gemeinde sei er. Mehr Ehrlichkeit hätte meinem Vater und der Gemeinde insgesamt sicher gutgetan. Für uns alle gilt doch der Satz des indischen Bischofs Daniel T. Niles (1908–1970): „Christen sind Bettler, die anderen Bettlern zeigen, wo es etwas zu essen gibt.“ Manche Christen tun aber so, als seien sie der Besitzer eines Supermarktes – und das stimmt eben nicht. Herr Dechert, was sind die drängendsten Probleme, die Sie beim ERF lösen müssen? Dechert: Wir müssen uns konzentrieren. Wir wollen Gutes tun, aber wir können nicht alles tun. Das bedeutet, dass wir Dinge lassen müssen, die wir bisher getan haben, um Kraft zu finden, um Neues ins Leben zu rufen. Die Einstellung unseres Fernsehprogrammes „ERF 1“ ist ein Beispiel dafür. Der ERF hat von 2002 bis 2009 mit Bibel.TV zusammengearbeitet. Dann trennten sich die Wege. Seit diesem Jahr arbeiten Sie wieder zusammen. Warum jetzt der neue Versuch? Werth: Bei unserer ersten Zusammenarbeit mit Bibel.TV mussten wir nicht nur die Produktion der Beiträge bezahlen, sondern auch die Sendezeit auf Bibel.TV. Künftig stellt Bibel.TV uns die Sendezeit kostenlos zur Verfügung. Ein weiteres Problem war, dass manche unserer Spender ihr Geld nicht mehr an uns, sondern an Bibel.TV überwiesen. Wir haben damals mit Bibel.TV sehr intensive Gespräche geführt – und sogar über eine Fusion nachgedacht. Am Ende haben wir uns jedoch in Frieden getrennt. Von daher standen Bibel.TV und ERF 1 freilich immer in einer gewissen Konkurrenz zueinander. Dann stellten wir fest, dass wir wesentlich weniger Zuschauer erreichten als geplant. Und wir wurden auch immer wieder von Zuschauern gefragt, warum wir nicht mit Bibel.TV zusammenarbeiten. Wir haben also in den letzten Monaten alles auf den Prüfstand gestellt, das Gespräch gesucht – und jetzt versuchen wir es erneut miteinander.

Bibel.TV ist eine Plattform – auch für den ERF Eine der erfolgreichsten Sendungen auf Bibel.TV sind die Predigten der US-Amerikanerin Joyce Meyer. 2009 bemängelte der ERF, Meyer sei „von einem Wohlstandsevangelium geprägt, das wir so nicht vertreten können“. Dechert: Auch wenn wir theologisch nicht in allen Punkten mit allen Sendungen übereinstimmen, die im übrigen Programm von Bibel.TV ausgestrahlt werden, war es eine richtige unternehmerische Entscheidung, den Fernsehkanal, also ERF 1, als eigenständigen Kanal zu beenden. Das wäre vom Verhältnis von Zuschauerzahlen zu Kosten unverantwortlich gewesen. Bisher mussten wir jeden Euro 39.2014


ERF Medien in Zahlen 2009

Einnahmen Ausgaben

© l ideaGrafik

15,07 (in Millionen) 15,54

49.600

Spender

120.000

Auflage ANTENNE

2012

Einnahmen Ausgaben

14,76 14,34

150

2013

Einnahmen Ausgaben

IN T ERV IEW

29

14,98 15,21

674

Vereinsmitglieder

Seelsorger (ehrenamtlich)

971

Verkündiger (ehrenamtlich)

aufteilen in die Produktion und den Vertrieb unserer Sendungen. Durch die neue Kooperation mit Bibel.TV können wir nun jeden Euro voll in die Produktion investieren. Werth: Bibel.TV ist eine Plattform. Sie investieren viel mehr Geld in die Verbreitung und sind praktisch überall zu empfangen. Bibel.TV wird inzwischen auch in vielen Programmzeitschriften angekündigt. In der Öffentlichkeit wird Bibel.TV deshalb heute als führender christlicher Fernsehsender wahrgenommen. Das ist uns in diesem Maße nicht gelungen. Aber wir stehen für Qualitätsfernsehen. Bei unseren jüngsten Gesprächen haben wir gemerkt, dass wir sehr gut zusammenpassen: Bibel.TV bietet uns eine Plattform mit hoher Bekanntheit, und wir haben Programme mit hoher Qualität – was Bibel.TV bisher nicht in diesem Maße hatte. Über den ERF heißt es häufig, er sei abhängig von wenigen Großspendern. Was würde passieren, wenn einer ausfällt? Werth: Das würde uns schmerzen, aber es würde nicht unsere Existenz gefährden. Von unserem 14,7- Millionen-EuroEtat machen die Großspender deutlich weniger als 10 % aus.

206

Mitarbeiter (Voll-/Teilzeit & Aushilfen) n)

Wo gibt es die meisten Bekehrungen? rungen? Welche Angebote haben die meisten Bekehrungen zu verzeichnen? Dechert: Große geistliche Resonanz findet unser Internetkurs „Jesus-Experiment“, bei dem es darum geht, Gott kennenzulernen. Auch unsere Sendung „Das Gebet“, die jeden Mittwochabend live bei „ERF Pop“ ausgestrahlt wird, bekommt viele positive Reaktionen. Dort beten wir konkret für die Anliegen unserer Zuhörer. Als Drittes zu nennen ist die Fernsehsendung „Mensch, Gott! Begegnungen zwischen Himmel und Erde“, in der wir Lebensgeschichten erzählen. Und auch bei unserer Übertragung der Evangelisation „ProChrist“ haben wir erlebt, dass Menschen Christen geworden sind. Vielen Dank für das Gespräch! P

l idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

27. September bis 3. Oktober

FERNSEHEN Sonntag, 28. September

Montag, 29. September

Dienstag, 30. September

Donnerstag, 2. Oktober

10.00–10.45 Halbgott im Tropenwald – Albert Schweitzers Lambarene

20.15–22.00 Albert Schweitzer – ein Leben für Afrika.

20.15–21.45 Zug in die Freiheit – Fast 4.000 Menschen hielten sich am 30. September 1989 in der deutschen Botschaft in Prag auf – bis Genscher kam.

20.15–22.00 Bonhoeffer – Porträt

11.00–11.45 ERF-Gottesdienst aus der evangelisch-lutherischen Kirche St. Matthäus in München

22.00–22.30 Wenn die Existenz erschüttert wird – der Hamburger Fischhändler und Christ Torsten Oesmann

Freitag, 3. Oktober

23.00–23.30 Ich lass dich nicht allein – Wenn Männer pflegen.

10.00–11.00 Ökumenischer Gottesdienst zum Tag der Deutschen Ein22.30–23.15 heit aus der Marktkirche Schule für junge Flüchtlinge Hannover mit Bischof Meister – Sie waren Kindersoldaten, wurden zur Prostitution ge- 22.00–0.15 zwungen oder gefoltert. Nikolaikirche – Dokudrama Jetzt sitzen sie in deutschen über die Ereignisse in Leipzig Flüchtlingslagern. 1989

11.30–12.00 Seelsorge im Vorübergehen – City-Kirchen in deutschen Großstädten

17.05–17.30 Zurück ins Mittelalter? Christliche Männerbünde haben Zulauf.

20.00–20.30 ERF Plus Brennpunkt Nahost – Horst Marquardt und Johannes Gerloff im Gespräch

12.05–12.30 Der Mann in der Löwengrube – Das Bekenntnis zu Gott verhalf Daniel zu seiner Position am Königshof.

Dienstag, 30. September

20.30–21.00 ERF Plus Reiseeindrücke: Hansjörg und Elisabeth Mackh leben seit 30 Jahren in Spanien, wo sie eine Gemeinde aufbauen.

HÖRFUNK Sonntag, 28. September 8.30–9.00 Langes Sterben ist nicht vorgesehen – Fallpauschalen setzen Palliativmediziner unter Kostendruck

Donnerstag, 2. Oktober 9.45–10.00 Evangelischreformierte Radiopredigt von Pfarrer Ruedi Heinzer, Spiez

10.00–11.00 8.30–9.00 Gottesdienst aus der Meister Eckhart – der Evangelisch-Lutherischen Philosoph des Christentums Domgemeinde St. Marien in Freiberg

20.00–21.00 Die Ethik des Klimawandels – Wer muss sich wie einschränken?

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

39.2014


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Wir sind nicht so schlimm! GENERATIONENKRITIK Über die sogenannte „Generation Y“, also die jungen Menschen, die zwischen 1980 und 1999 geboren wurden, wird derzeit viel geschrieben und viel geredet. Manches ist positiv, etliches kritisch und einiges sogar negativ. Ein Kommentar von Julia Bergner (27). ls ich letzte Woche die Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin) aufschlug, durfte ich dick und fett lesen: „Die Jugendlichen von heute wirken wie Zombies.“ Es ging mal wieder um die „Generation Y“. Die Generation, über die zurzeit viel diskutiert wird und um die landauf, landab keine Redaktion bei ihrer Themenfindung herumkommt. Die Generation, die Wissenschaftler leidenschaftlich gerne unter die Lupe nehmen, um die immer gleichen Ergebnisse zu publizieren. Dabei kommen wir selten positiv weg. Der Autor des WeltArtikels meint: Die Mitglieder der „Generation Y“ seien orientierungslos und gleichgültig. Wir irrten durchs Leben „ohne Drive und Pfeffer“ und seien stets auf Lob und Anerkennung aus. Das freilich will ich als Mitglied nicht auf uns sitzen lassen!

Jede Generation hatte ihre schwierigen Phasen Natürlich sind wir schwierig. Das ist aber jeder junge Mensch in der Selbstfindungsphase. Auch unsere Eltern waren so. Und auch auf ihnen wurde rumgehackt. Die 68er zum Beispiel waren laut, aufmüpfig und anstrengend besserwisserisch, sagt die Generation meiner Großeltern.

Wir sind unentschlossen Wir hingegen sind leise, anpassungsfähig und tun uns – zugegebenerweise – mit Entscheidungen etwas schwer. Vor allem im Hinblick auf die Berufsfindung. Denn alles steht uns offen. Wir können – gut ausgebildet, wie wir sind – jeden Beruf ergreifen und das überall auf der Welt. Aber dieses Privileg

B e su cht uns au ch au f

wird zur Last. Wir wollen nämlich alles richtig machen und auf keinen Fall im Strudel der Möglichkeiten untergehen. Und natürlich möchten wir gelobt werden für unsere Leistungen, die wir in einer Gesellschaft erbringen, in der das Abitur inzwischen Standard ist und man sich nur noch durch das Außergewöhnlichste von der Masse abhebt.

Sie wehrt sich gegen eine negative Sicht auf ihre Generation: Julia Bergner

Glück als wichtigste Maxime Und wir haben das Glück zur wichtigsten Maxime erkoren. Das ist vielleicht ein Fehler. Aber ein menschlicher. In einer Zeit, in der nicht mehr das täglich Brot oder der Erwerb der ersten Jeansjacke das Glücksgefühl ins Unendliche steigert, müssen höhere Ziele her. Glücklich ist in der „Generation Y“ vor allem derjenige, der eine tolle Work-Life-Balance (Ausgeglichenheit von Arbeit und Beruf) vorweisen kann und einer sinnerfüllten Arbeit nachgeht.

Zeit für mehr Zuhause Der Werbeslogan eines großen schwedischen Einrichtungshauses aus diesem

fa ce b ook .com/idealis te n

Jahr hat das auf den Punkt gebracht: „Zeit für mehr Zuhause“. Wir sind also eigentlich das krasse Gegenteil eines Zombies: Wir sind keine emotionslosen, zerstörerischen, dunklen Gestalten. Wir sind Wärme liebende, Geborgenheit brauchende, unsichere Gestalten. Menschen, die in einer immer schneller werdenden Welt am liebsten Zuhause Zuflucht suchen. Das mag pathetisch klingen, ist aber tatsächlich so. Einer Umfrage des Jugendmagazins „Neon“ zufolge glauben wir zu 78 % an die große Liebe! Und knapp 90 % von uns wollen tendenziell Kinder haben. Das ist doch mal was!

Wir machen es einfach anders Man braucht also eigentlich nicht auf uns herumzuhacken. Denn diejenigen, die sich über uns mokieren, sind nicht minder beteiligt an unserer Entwicklung. Unsere Eltern haben jede Entscheidung mit uns totdiskutiert, sie haben gerne die Dinge für uns geregelt, weil sie es natürlich nur gut mit uns gemeint haben. Aber keine Angst. Wir können das schon! Wir machen es eben einfach anders. Wie es in der Generation nach uns aussieht, darüber ließe sich trefflich streiten. Aber wir wollen ja nicht in die gleichen Muster verfallen und auf denen herumhacken, die nach uns kommen und die Welt wieder anders vorfinden. Oder? P

Fo l g t uns au f

t w it te r.co m/ id e a lis te n

Fotos: Thomas Pajot, privat

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Ihr seid nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. «

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Frank Spatz (Kassel) ist neuer Generalsekretär des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes.

Aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus 2,19

Fotos: idea/ Christian Starke, Ahmet Celebi

Heimat, die niemand stehlen kann Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach einer Heimat, nach einem Ort mit vertrauter Umgebung. Einen Ort, mit dem man Menschen und Erinnerungen verbindet, die einem wertvoll sind. Heimat ist ein Teil der eigenen Biografie. Und Heimat gibt Sicherheit. Wie kostbar dieses Gut ist, lernt man ganz neu schätzen, wenn man seine Heimat verlassen muss. Sei es freiwillig, so wie ich es in diesen Tagen mit meiner Familie wieder einmal durch meinen Berufswechsel erlebe, oder – und das ist wesentlich dramatischer – unfreiwillig, wie es seit Monaten millionenfach in den vielen Krisenregionen unserer Welt passiert. Es geht um Menschen, die alles verlieren und zurücklassen müssen, was ihnen etwas bedeutet hat, um wenigstens das nackte Leben zu retten. Wie kostbar ist es doch bei

einem solchen Verlust, wenn unser Herz eine Heimat kennt, die von Städten, Ländern und Umständen unabhängig ist: die Heimat bei Gott! Kein ferner und unnahbarer Gott, sondern ein liebender Vater im Himmel. Ein Gott, der die, die an ihn glauben, nicht wie Fremde und noch nicht einmal nur wie einen gerngesehenen Gast behandelt, sondern wie ein eigenes Kind.

Heimat, die uns Halt und Sicherheit gibt „Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen!“ nennt der Apostel Paulus uns! Was für eine Ehre! Und welch grandiose Heimat, die uns Halt und Sicherheit geben kann inmitten großer äußerer Veränderungen! Eine Heimat, die uns niemand stehlen kann und aus der uns niemand vertreiben darf! Gott sei Dank! P

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PORTRÄT

„Gott, ich glaube nicht, dass es dich gibt …“ BEKEHRUNG Ab dem 1. Oktober steht Jörg Dechert (43) als Vorstandsvorsitzender an der Spitze einer der größten christlichen Medienorganisationen: ERF Medien im hessischen Wetzlar. Der Physiker ist Mitglied der Freien evangelischen Gemeinde Wetzlar. Für idea hat er aufgeschrieben, wie er Christ wurde.

Christen waren für mich weltfremd Während meines Wehrdienstes passierte dann, was in meinem Denken nicht vorgesehen war: Meine damalige Freundin – wir sind inzwischen 17 Jahre verheiratet – vertraute in einer bewussten Entscheidung ihr Leben Jesus Christus an. Jetzt gehörte sie plötzlich auch zu „diesen Christen“. War meine eigene Freundin weltfremd und schwach? Unsere Freundschaft und meine Ansichten über Gott passten nicht länger zusammen. Ich musste mich entscheiden.

Ich merkte, dass Gott real war Also fing ich an, mich mit dem Glauben auseinanderzusetzen, der bis dahin immer der Glaube der anderen gewesen war. Autoren wie C. S. Lewis oder David Wilkerson halfen mir, mich Glaubensfragen zu nähern, ohne meine rationalen Grundüberzeugungen über Bord werfen zu müssen. In einem Buch wurde ein Gebet vorgeschlagen, um in eine persönliche Beziehung zu Gott zu starten. Für mich war das wie ein Experiment: Entweder es gab Gott nicht (wie ich vermutete), dann würde weiter nichts passieren, oder es gab ihn doch, dann würde er wohl irgendwie auf mein Gebet re-

agieren. Ich war entschlossen, die Frage nach Gott für mich zu klären. Und so betete ich: „Gott, ich glaube nicht, dass es dich gibt. Aber wenn doch, dann möchte ich das erfahren.“ Dieser Moment war damals nicht mit Emotionen verbunden. Aber in den darauffolgenden Monaten merkte ich, dass Gott real war und wie er meine Einstellungen zum Leben veränderte. Ich begann, Christen mit anderen Augen zu sehen und zwischen ihren Schwächen und ihren Überzeugungen zu unterscheiden. Ich begann, mich für die Bibel zu interessieren, und spürte, wie dieses Buch lebendig wurde und mich meinte. Ich merkte, wie Gott immer mehr mein Begleiter und mein Gegenüber in Gedanken, Gefühlen und Entscheidungen wurde. Ich merkte, dass Gott eine Geschichte mit mir schreibt. Es ist eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, eine die nicht abgeschlossen ist, eine die mir nicht auf alle meine Fragen eine Antwort liefert. Aber Gott schenkt mir immer wieder die Gewissheit, dass er Autor und Regisseur meiner Geschichte ist, der seine Sache unfassbar gut macht. – Das Essen im Restaurant wird immer besser. P

Foto: Claudia Dewald

„Gott, ich glaube nicht, dass es dich gibt …“ – So begann mein erstes Gebet als Erwachsener, mit 19 Jahren. Gott schreibt mit jedem Menschen eine einzigartige Geschichte. Dieses Gebet ist ein wichtiges Teil von meiner. Aufgewachsen bin ich in einem familiären Umfeld, in dem Kirche immer ein bisschen dazugehört hat. Ich wurde mit 14 Jahren konfirmiert, war im evangelischen Jugendchor dabei. Aber das blieb alles ohne tiefere persönliche Bedeutung für mich. Ich war damals überzeugt: Christen sind Menschen, die ihr Leben ohne Hilfe von Gott nicht auf die Reihe bekommen. Ich betrachtete sie als leicht weltfremd – Menschen, die einen Gott als Krücke brauchten. Heute würde ich sagen: Ich hatte damals eine ganz leise Ahnung, dass am Glauben etwas Wichtiges dran sein könnte. Vielleicht so, wie wenn man beim Vorbeigehen an einem guten Restaurant kurz einen guten Essensduft aus der Küche riecht. Aber wirklich hineingehen und essen in diesem Restaurant – das konnte und wollte ich mir nicht vorstellen. Als nat urwissenschaftlich denkender Mensch vertraute ich eher dem, was ich mir rational erschließen konnte.

DAS WORT DER WOCHE » Wenn wir nicht unsere Stimme erheben, wenn die Religionsfreiheit bedroht ist und Christen verfolgt werden, dann beteiligen wir uns am Bösen. Wenn amerikanische Christen angesichts ungeheurer Verfolgung den Mund halten, wie wir es getan haben, dann werden wir vor Gott schuldig. « Der US-Journalist und Bestsellerautor („Bonhoeffer“) Eric Metaxas (New York) bei der überkonfessionellen internationalen Konferenz „In Verteidigung der Christen“ in Washington 39.2014


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