Idea Spektrum Schweiz 36/2014

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3. September 2014 | 36

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Zur Waffe greifen? Im Nahen Osten werden Christen verfolgt, vertrieben, getötet. Wir begegnen ihrer Not mit Gebet, Demos, Geld und Material. Die Gewalt gegen Glaubensgeschwister stellt uns vor eine weitere Frage. 7 Landeskirchenforum Das Miteinander ist eine Chance | 8 Interview Dominic Prétat: „Wir sind zum Arbeiten berufen“ | 15 Cevi Alpin Das Gipfelkreuz aufs Fletschhorn getragen 23 Friedliche Revolution Vor 25 Jahren geschah das Wunder der Freiheit www.ideaschweiz.ch


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Als Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (www.amzi.org) wollen wir Israel durch Jesus segnen, indem wir verschiedene messianisch-jüdische und arabischchristliche Gemeinden und Werke in Israel und den palästinensischen Gebieten unterstützen und aus ihrer Arbeit berichten. Gleichzeitig informieren wir auch über Themen, die mit Israel und dem jüdischen Volk zu tun haben. Diese Artikel finden Sie auf unserer Homepage www.amzi.org. Gerade aktuell:

Schluss mit der Ersatztheologie – was nun?

Zunehmend verbreitet sich unter Christen die Überzeugung, dass die sog. Ersatztheologie ein theologischer Irrweg ist, von dem es umzukehren gilt. Kann es sein, dass einmal „ausgebrochene“ Zweige des edlen Ölbaums wirklich wieder in denselben eingepfropft werden?

Die Isolierung Israels – Versuch eines weltweiten Boykotts

Die Rufe nach einem weltweiten Boykott Israels werden immer lauter. Dadurch stehen diejenigen unter zunehmendem Druck, die sich öffentlich gegen die Isolierung Israels wenden. Es ist erstaunlich, wie vielschichtig sie Boykottmaßnahmen und -bestrebungen sind.

Reise: Israelsonne statt November-Nebel

11 Tage Jerusalem und den Süden Israels erleben und geniessen, mit Begegnungen mit messianischen Juden und arabischen Christen Do 13. – So 23. November 2014, ab CHF 2555.– Anmeldeschluss: 13. September 2014

Sa. 13. September, 9-12 Uhr Gate 27, Winterthur Einführung und Lizenzgebühr: Fr. 100.-Anmeldung und InIn formationen über:

Wir unterstützen messianische Juden und arabische Christen. Weitere Informationen finden Sie auf www.amzi.org, www.amzi.org in unserer Zeitschrift focus israel und in der Gebets-E-Mail.  Jetzt bestellen! 

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E DI T OR I A L

*Islamisten schmierten den Buchstaben ‫ن‬, das arabische „N“, an die Haustüren von Christen, die sie im irakischen Mossul verfolgten. Das Zeichen sollte den Mördern den Weg weisen. Das „N“ steht für nasrānī (Nazarener). So so bezeichnen arabische Muslime die Christen. Über die sozialen Netzwerke entwickelt sich das „N” zu einem Symbol der Solidarität. Christen in aller Welt ersetzen ihre Profilbilder damit.

#WeAreN*

BIBLISCH

Liebe Leserin, lieber Leser

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.

Ich bin geschockt: Wie Tiere werden Gefangene von der Lastwagenbrücke gestossen, auf den Nacken geschlagen (siehe Koran, Sure 47) und erschossen. – Hunderte von Syrern werden durch die Wüste gepeitscht, sie sind nackt bis auf die Unterhosen. IS-Schergen spotten, drohen, treiben mit ihnen ihr diabolisches Spiel bis zum Finale des Todesmarsches. – In einer Senke liegt ein Menschenberg. Dschihadisten schiessen auf die Köpfe, bis sich nichts mehr bewegt. Mir wird schlecht. – Der in Bagdad lebende Bischof Andrew White berichtet, dass täglich solche Massaker verübt werden. Die Getöteten seien in der Regel Muslime, und zwar Schiiten wie auch Sunniten. Ihr Vergehen: Sie hatten sich geweigert, die teuflischen Taten auszuüben, die IS-Kämpfer von ihnen verlangt hatten. Mit Luftangriffen hat die USA den Einmarsch der IS ins Kurdengebiet verhindert. Ansonsten scheint der Aufmarsch des Bösen im Nahen Osten den Westen kaum zu bewegen. Doch – allein innerhalb Syriens sind 6,5 Mio. Menschen auf der Flucht! 3 Mio. flohen in den Libanon, die Türkei und nach Jordanien. Die Kämpfer des IS brüsten sich mit Erschiessungs-Videos, die sie mit Lobpreis-Songs für Allah unterlegen. Und genau hier liegt unsere Sprachlosigkeit. Wir haben gelernt, über Demokratie, Freiheit und Menschenrechte zu reden. Die Dschihadisten hingegen reden ausschliesslich über ihren Gott. Sie zitieren Koranverse, während sie die Christen, andere Minderheiten und liberale Muslime vertreiben, demonstrativ kreuzigen oder enthaupten. Der Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser hat Recht. Er sagt: „Wir müssen uns dieser Diskussion dringend wieder stellen.“ Wie helfen wir Glaubensgeschwistern, deren Häuser über Nacht markiert* und am Tag geplündert werden? Schweizer Hilfswerke im Verband Hoffnungsnetz (www.hoffnungsnetz.ch) arbeiten eng zusammen mit Christen vor Ort. Sie helfen vertriebenen Christen genauso wie geflohenen Muslimen. Dieser Dienst braucht unsere Unterstützung. Aber wer stoppt die Schlächter der IS? Ihnen muss mit Waffen entgegengetreten werden. Ist das Christenpflicht? Die Meinungen gehen auseinander (siehe S. 10). Waffenlieferungen können Leben schützen, aber keinen Frieden bringen. Zu den „Waffen“ greifen, müssen wir aber durchaus! Lesen Sie dazu im Epheserbrief, Kapitel 6, ab Vers 10. Und nehmen wir Vers 18 ernst: „... hört nicht auf, für alle Gläubigen zu beten“. Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess, Andrea Vonlanthen Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

Titelseite: Iraker demonstrieren in Berlin (Reuters/Thomas Peter); Seite 3: zvg / Sonja Furter

Psalm 103, 2 Wie vergesslich wir oft sind! Wie oft unserem kleinen Selbst zuschreibend, was nur als Gnade von Gott empfangen werden kann. Dann, wenn wir uns zu öffnen vermögen dem, der uns beseelt: Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Mit ganzem Herzen und ganzer Seele dem Guten dienend, voller Ehrfurcht vor dem Heiligen, sei es im sonntäglichen Gottesdienst oder unter der Woche im Dienst am Nächsten. Achtsam – aufmerksam. Im scheinbar Unscheinbaren den göttlichen Widerschein erkennen: Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat. Das Gute als Richtschnur – im Empfangen wie im Weitergeben. In Dankbarkeit. Damit unser Leben ein immerwährender Lobpreis sei. Vergiss es nicht: Lobe den Herrn, meine Seele! Ein Lieblingsbibelwort von Andreas Liebig, neuer Münsterorganist in Basel und Leiter der Orgelklasse des Tiroler Landeskonservatoriums in Innsbruck.

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX


N AC H R IC H T E N SC H W E I Z

PARDON Haben Sie schon einmal Elefanten gesehen, die wie Fallschirmspringer in der Luft ihre Formationen zeigen? Wie ist es mit der Schildkröte, die in der Halfpipe mit ihren unglaublichen Kunststücken brilliert? Oder jener Giraffe, die vom 10-Meter-Turm spitzensportmässig ins Wasser springt? Keine Angst, es ist nachmittags um 15 Uhr. Bin völlig nüchtern! Tatsächlich habe ich all diese verrückten Dinge in einem kleinen Film auf Facebook gesehen. Ich musste ihn mehrmals anschauen. Für einen Laien wie mich war das schlicht genial gemacht. Doch in eine anfängliche Bewunderung mischt sich auch ein gewisses Unbehagen. Wenn man mit verschiedenen Tieren eine Welt vorgaukeln kann, die doch weitab von jeglicher Realität ist, dann ist dies auch in anderen Bereichen durchaus denk- und machbar. Ohne irgendeine Verschwörungstheorie verbreiten zu wollen: Einem grossen Teil der Medien geht es letztlich nicht wirklich um eine seriöse Berichterstattung, sondern darum, Menschen mit ihren Ideen und Ideologien für sich zu gewinnen. Deshalb fällt es mir schwer, z.B. im Blick auf gewisse Krisengebiete, Stellung zu nehmen. Denn je nach dem, aus welcher Küche uns der Bericht serviert wird, ist der Artikel „gewürzt“. Objektive Berichte sind beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Das kann ein Stück weit verunsichern und löst Unbehagen und auch Misstrauen aus. Deshalb ist es ein Grund mehr, selber möglichst nach bestem Wissen und Gewissen wahrhaftig zu sein und dem zu vertrauen, der die Wahrheit in Person ist. Thomas Prelicz ist Pastor der Evangelischen Gemeinde Bremgarten AG.

Ein Treffen von Hoffnungsträgern INDICAMINO Marc Jost und Markus Mosimann waren Gastredner am Jahresfest des Missions- und Hilfswerks Indicamino.

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ndicamino wirkt seit bald 60 Jahren in Südamerika unter verschiedenen Volksgruppen. Am 30. August trafen sich in Zürich-Seebach gut 100 Indicamino-Freunde zum Jahresfest. Mit Markus Mosimann, Pastor in Arbon und Präsident von Licht in Lateinamerika (LiL) sowie Marc Jost, Generalsekretär der SEA, konnten zwei Gäste begrüsst werden, die beide persönliche Beziehungen zu Indicamino haben. Missionsleiter Korni Siemens kennt Markus Mosimann aus seiner Zeit bei LiL. Markus Mosimann verdeutlichte in seiner Predigt sehr anschaulich das Thema Hoffnungsträger. „Trägt die Hoffnung dich, oder trägst du die Hoffnung? Beides stimmt. Die Hoffnung trägt dich, nämlich Christus. Und die Hoffnung ist und bleibt über dir. Sie geht mit dir.“ Jeder Christ sei deshalb auch ein Hoffnungsträger, so Mosimann. Marc Jost absolvierte 2001/02 ein Praktikum bei Indicamino, das ihn nachhaltig prägte. In seinem Vortrag betonte er die Hoffnung, die aus dem Süden kommt. Jost erwähnte die Kapstadt-Verpflichtung der Lausanner Bewegung für Weltevangelisa-

SEA-Generalsekretär Marc Jost: Tief geprägt vom Praktikum in Südamerika.

tion und die zunehmende Verwirklichung einer sogenannten integralen Mission mit einer ganzheitlichen Mission, die Verkündigung und sozialdiakonisches Handeln verbindet. Neben eindrücklichen Berichten von Missionaren im Heimataufenthalt und des Missionsleiters wurden acht Kandidaten interviewt, die in Kürze nach Südamerika ausreisen werden. Die Lobpreisband der FEG Wetzikon bereicherte den Anlass mit teils spanischen Lobpreisliedern. (kw) •

b www.indicamino.ch

HERBSTKONFERENZ DER ÜBERSEEISCHEN MISSIONSGEMEINSCHAFT

Auf die Herzenshaltung achten „Die Nachbarskinder rissen die unreifen Mangos von unserem Baum, also jagte ich sie fort. Doch Gott gefiel meine Herzenshaltung nicht: ‚Sind dir die Mangos lieber als diese Kinder, die noch nie von Jesus gehört haben?‘“ Die Herbstkonferenz der Überseeischen Missions-Gemeinschaft (ÜMG) in der Rämismühle begeisterte die 150 Teilnehmenden durch authentische Berichte. So erzählten Stefan und Brigitte Keller von ihrer Gemeindeaufbauarbeit unter den Slumbewohnern in Bangkok – und liessen die Seminarteilnehmer aus Abfall eine Slumbehausung bauen (Bild). „Wir

leben mit unseren drei Kindern in einem dieser Armenviertel. Mit interessierten Leuten setzen wir uns auf die Strasse, singen Lieder, erzählen biblische Geschichten und beten – und die ganze Nachbarschaft hört zu.“ b www. omf.ch

Fotos: Kurt Witzig; zvg

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Ein Fürbittegottesdienst in Bern NATIONALES GEBET Am 7. September findet in Bern ein Fürbittegottesdienst für die Opfer von Krieg und Gewalt in Syrien und Irak statt.

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Foto: egw

m 7. September 2014 laden die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) und die Schweizerische Evangelische Allianz zu einem Fürbittegottesdienst für die leidende Bevölkerung in Syrien und Irak, für die Vertriebenen, Verschleppten und Hungernden ein. An dem Gebet beteiligen sich für die Schweizer Bischofskonferenz Bischof Charles Morerod, für den Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund Ratspräsident Gottfried Locher, für die Evangelische Allianz Generalsekretär Matthias Spiess und für die Syrisch-Orthodoxe Kirche in der Schweiz Erzbischof Isa Gürbüz. Der Anlass ist öffentlich. „Die Religionsfreiheit wird mit Füssen getreten, dagegen wollen wir gemeinsam unsere Stimme erheben“, sagt Rita Famos, Präsidentin der AGCK. Und sie mahnt: „Die grausame Gewalt, die Tötung und die Vertreibung nicht nur von Christen, sondern auch von Jesiden und Muslimen, muss von der Weltgemeinschaft gestoppt werden. Die Rückkehr der Vertriebenen in ihre Dörfer soll ermöglicht werden. Die Staatenwelt darf nicht akzeptieren, dass Christen,

Kirche St. Peter und Paul in Bern.

Jesiden und andere Minderheiten nun ins Exil vertrieben werden.“ Der Anlass findet am Sonntag, 7. September 2014, von 16.15 bis 17.15 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul in Bern statt. Am Ende des Gottesdienstes treffen sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem „Kreis des Schweigens“ auf dem Rathausplatz. Wie die Organisatoren mitteilen, werden zu diesem öffentlichen Anlass auch Vertreter der muslimischen Gemeinschaften eingeladen. • b www.each.ch; www.agck.ch

NOTIERT „Love Life” wird ein Fall für das Verwaltungsgericht Wegen „formalen Mängeln“ tritt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nicht auf ein verwaltungsrechtliches Gesuch von 35 Jugendlichen und Kindern ein. Diese hatten den Stopp der HIVPräventionskampagne gefordert. Die Gesuchsteller wollen diesen Entscheid beim Bundesverwaltungsgericht anfechten und eine Aufsichtsbeschwerde einreichen. b www.zukunft-ch.ch El Rafa kauft Restaurant Die Lebensgemeinschaft „El Rafa“ („Gott heilt“) hat das konkursite Restaurant „Chuderhüsi“ bei Röthenbach BE gekauft. Das beliebte und seit Februar geschlossene Ausflugsrestaurant soll im Herbst als alkoholfreien Selbstbedienungsbetrieb wieder eröffnet werden. Die von Paul Stettler gegründete Lebensgemeinschaft in Schwendibach bei Thun betreut Menschen mit Drogenund psychischen Problemen. „El Rafa“ finanziert sich durch die Einnahmen aus Schreinerei, Softwarebüro und TeaRoom sowie durch einen Freundeskreis. b www.el-rafa.ch

KLINIK SGM: ERÖFFNUNG VON RESTAURANT, PRAXIS UND RÖNTGENINSTITUT

TDS Aarau: 19 neue Studierende

Erste Ausbauetappe erreicht

19 Frauen und Männer haben am 11. August ihr Studium am TDS Aarau auf aufgenommen. Sie streben entweder ein anerkanntes Diplom in Sozialdiakonie bzw. Gemeindepädagogik an oder ein Zertifikat in Katechetik/Jugendarbeit bzw. Theologie/Mission. b www.tdsaarau.ch

Noch bis Sommer 2015 dauern die Bauarbeiten bei der Klinik SGM in Langenthal. Am 1. September wurde das Erreichen der ersten Bauetappe zusammen mit Dr. med. Christian Etter (Praxis im Hard, siehe Bild) sowie Dr. med. Lukas Wick (Röntgen Langenthal) gefeiert. Sie haben im Klinikgebäude neue Räume bezogen. Die Gruppenpraxis und das Röntgeninstitut stärken die medizinischen Leistungen in der Region. Ebenfalls eingeweiht wurde das neue Restaurant mit 60 Plätzen im Innern. 40 weitere Plätze werden im Gartenrestaurant folgen. Es bildet einen Treffpunkt für 36.2014

Quartierbewohner, Besucher, Patienten und Mitarbeitende. Die Klinik SGM Langenthal ist eine anerkannte Fachklinik für Psychosomatik und Psychiatrie. (id) b www.klinik-sgm.ch

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IGW: 50 Studieneinsteiger Die Schweizer Studieneinsteiger auf Bachelor-Level trafen sich zum Start ihres Studiums bei IGW International in Burgdorf BE. Gemeinsam dachten die gut 50 jungen Leiterinnen und Leiter über theologische Ausbildung nach und feierten den Studienstart. b www.igw.edu


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Samstag, 20. September 2014, 14.00 Uhr NEU: Hafen Enge, Mythenquai, Zürich, marschfuerslaebe.ch Mit Bischofsvikar Christoph Casetti, Chur Pfr. Daniel Schaltegger, Wetzikon alt Nationalrat Markus Wäfler, EDU Zürich

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Landes- und Freikirchen: Miteinander als Chance LANDESKIRCHENFORUM Feiern die Reformierten das Jubiläum der Reformation ab 2017 ohne die Freikirchen? Diese Frage stellte Walter Dürr am Forum Rätia über „Evangelische Einheit“ am 29. August in Chur. Die Tagung des Landeskirchen-Forums war von der Freude am wachsenden Miteinander vor Ort geprägt. vangelische Christen haben „aufgrund ihrer reformatorischen Herkunft ein Bewusstsein der Abgrenzung“. Diese These des Landeskirchen-Forums (www.lkf.ch/ dok/997) griff Walter Dürr am 29. August in Chur auf. Der Direktor des Studienzentrums für Glaube und Gesellschaft an der Uni Fribourg verwies auf die gemeinsame Grundlage der Evangelischen in den vier ‚soli‘ der Reformation: Allein Christus, allein die Schrift, allein durch Gnade, allein durch Glauben. Doch die Freikirchen, nicht obrigkeitshörige Sprösslinge der Reformation, wurden lange unterdrückt. Neuerdings behindert die „enorme Zersplitterung“ der Evangelischen nicht nur ihre Glaubwürdigkeit, sondern stellt auch das Reformationsjubiläum in Frage. Walter Dürr: „Werden wir feiern, dass wir uns getrennt haben?“

sehen. Die Postmoderne stosse eine neue Bescheidenheit an mit der Frage: Wie kann Kirche wahr werden? Walter Dürr äusserte in Chur die Hoffnung, dass der Heilige Geist alle Kirchen entzündet.

Fokus auf das Trennende?

Was das Miteinander stärkt

Der Bieler Theologe machte deutlich, wie seit der Aufklärung der Grundsatz des Philosophen René Descartes ‚cogito ergo sum‘ (ich denke, also bin ich) Sprengkraft entfaltete: „Wir folgen Descartes in der Konzentration auf das Trennende.“ Die Evangelikalen seien davon nicht ausgenommen. Wie liberale Theologen hätten sie die Moderne als Voraussetzung akzeptiert. Im Alltag der Kirchen habe das „cartesianische ergo“ zu Rechthaberei geführt: „Ich verfüge über die Wahrheit – also bist du sicher falsch. Wir sind die wahre Kirche – also könnt ihr es gar nicht sein. Ich habe den Heiligen Geist – also bist du geist- und herzlos.“ Die Postmoderne bietet laut Walter Dürr die Chance, die eigene Erkenntnis und das eigene Kirche-Sein als Stückwerk zu sehen. „Deshalb brauchen wir die Perspektive des anderen“: die Landeskirche jene der Freikirchen und umgekehrt. Die Moderne habe die Frage gestellt: Wo ist die wahre Kirche? – und jeder habe sie bei sich ge-

Das Forum Rätia, von Agnes und Edi Wäfler pointiert moderiert, wurde heuer gemeinsam mit dem Landeskirchen-Forum durchgeführt, welches zum Thema „Evangelische Einheit“ schon in Bern getagt hatte (ideaSpektrum 26/2014). In Chur äusserten Teilnehmende Freude über ein vermehrtes Miteinander von Reformierten und Freikirchlern. In Gruppengesprächen kam auf den Tisch, was erstarrt ist und bremst, aber auch, was dem Miteinander in der Evangelischen Allianz förderlich ist: In persönlichen Beziehungen und durch ehrliche Kommunikation wächst Wertschätzung, (Vor-)Urteile schwinden und Verletzungen können besprochen werden. Gemeinsames Singen und Beten, Berggottesdienste und Kinderanlässe stärken die Einheit.

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Sind aufeinander angewiesen: Thomas Gottschall, Walter Dürr, Markus Bächler.

Aufeinander angewiesen Dekan Thomas Gottschall und der Churer ICF-Leiter Markus Bächler machten mit kontrastierenden Inputs deutlich, dass

die beiden Seiten aufeinander angewiesen sind: Gottschall hob die Präsenz der Landeskirche an den Lebensübergängen und im öffentlichen Leben hervor und beleuchtete den Erfahrungsschatz von Jahrhunderten helvetischer Geschichte, der in ihr aufbewahrt ist. Sie sei offen für Selbstkritik und befragbar. Bächler äusserte, die wohlhabende Schweiz sei unterernährt – mit Liebe. „Die Botschaft der Liebe an die Frau, an den Mann zu bringen: Das ist unser Job, ob als Freikirche oder Landeskirche.“ Der Leiter des in der Evangelischen Allianz Chur integrierten ICF riet zudem, wegzukommen vom „verklärten Bild der heiligen Gemeinschaft, in der alles funktioniert“. P Peter Schmid b www.lkf.ch FIC Tagesseminare

Grundlagen zur Freiheit in Christus

13.09. FEG Riehen 18.10. EG Rorschach 15.11. Action Biblique Zürich 22.11. FEG Horw/Kriens 06.12. EGW Bern

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Foto: Peter Schmid

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IN T ERV IEW

„Wir sind berufen zu arbeiten, Arbeit ist Gottesdienst“ GOTT AM ARBEITSPLATZ Die Organisation EE will Kirche und Wirtschaft näher zusammenbringen. Geistlicher und weltlicher Dienst sollen sich gegenseitig befruchten und die Verbreitung des Evangeliums fördern.

Sie möchten Menschen motivieren und ausrüsten, mit ihrem Leben im Alltag die Botschaft des Evangeliums bekannt zu machen. Mit welchen Mitteln tun Sie das? Wir motivieren und rüsten aus durch unsere Kurse, Predigten, Veranstaltungen und unsere Jahresschule. Die Schweiz ist ein Missionsland. Darum sind unsere Mitarbeiter in den verschiedenen Kantonen stationiert und fördern dort Evangelisation. Diese Woche führt EE gemeinsam mit dem Gebetshaus Amden ein Seminar mit dem Titel „God@Work – wenn Beruf Berufung wird“ durch. Referenten sind die Amerikaner Rich Marshall und Terry Tyson. Welche Botschaft werden sie überbringen? Wir sind berufen zu arbeiten, also ist Arbeit Gottesdienst. Oft hat man Missionare und Pastoren für ihren Dienst gesegnet. Was würde geschehen, wenn wir auch Berufs-

EE fördert die persönliche Evangelisation und verbindet Kirche und Wirtschaft Die Organisation EE Schweiz mit Sitz in Oftringen fördert Christen, dass sie fähig werden, das Evangelium einfach, kurz und prägnant zu erklären und dies wiederum an andere weiterzugeben. Dazu bietet EE entsprechende Kurse und Seminare an. Am 16. Oktober organisiert EE eine Informationsveranstaltung zum Thema God@Work. Alle weiteren Informationen sowie Literatur von Rich Marshall finden sich auf der EE-Homepage. b www.eeschweiz.ch

zu machen und viel Geld zu verdienen. Der materielle Erfolg wird gleich mitversprochen, sogar Beförderungen ... Als Königskinder haben wir von Gott eine neue geistliche Identität erhalten. Wenn wir von Herzen in Gottes Reich investieren, liegt ein grosser Segen darauf und somit kann auch ein Segen oder Erfolg mitversprochen werden. Gott segnet es, wenn wir im Kleinen treu sind und vertraut uns dann auch grössere Dinge an wie beispielsweise eine Beförderung.

Dominic Prétat: „Verantwortungsträger in die Wirtschaft aussenden wie Missionare.”

tätige an ihren Arbeitsplatz aussenden würden? Unser Seminarziel ist es, dass echte und tiefe Freundschaft zwischen Kirche und Wirtschaft entstehen kann. Wir sind alle im vollzeitlichen Dienst und tragen Verantwortung für unser Land. Rich Marshall nimmt aus dem biblischen Buch der Offenbarung, Kapitel 1, Vers 6, die Begriffe „Könige“ und „Priester“. „Könige“ sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer, „Priester“ sind Pfarrer und Pastoren mit ihren je eigenen Aufgaben. Damit werden aber die geistlichen und weltlichen Berufe erst recht zementiert – ist das nicht das Gegenteil Ihrer Vision, die Aufteilung in „Laien“ und „Geistliche“ aufzuheben? Da haben Sie Recht, darum machen wir auch kein Dogma daraus. Wir sprechen von Verantwortungsträgern aus der Wirtschaft (Könige) und Verantwortungsträgern aus der Kirche (Priester), die freundschaftlich miteinander unterwegs sind. Sie sollen einander mit ihren Fähigkeiten und Ressourcen ergänzen und unterstützen, um mit Weitsicht effizient Reich Gottes bauen zu können. Marshall schreibt in seinem Buch, es sei der Auftrag der „Könige“, ihre Arbeit gut

Geschäftsleute und Kirchen sollen zusammenarbeiten. Wie kann das gelingen? Aus Managerkreisen kommt häufig die Kritik, dass in der Kirche an ihrem Lebensalltag vorbeigepredigt werde. Gordon Mac Donald hat einmal zu mir gesagt: „Als Pastor oder Evangelist wirst du nur Erfolg haben, wenn du deine Gemeindemitglieder am Arbeitsplatz besuchst!“ Ich ermutige jeden Pastor, dies zu tun. Umgekehrt ermutige ich den Manager, an Gemeindegebetszeiten teilzunehmen. Dies wird das gegenseitige Verständnis stärken. Zudem möchte ich Pastoren ermutigen, Verantwortungsträger so in die Wirtschaft auszusenden, wie sie Missionare ausgesandt haben in die Mission. Erleben Sie es, wie hart arbeitende Manager eine neue Sicht auf ihre Arbeit bekommen und diese in den Dienst Gottes stellen? Gott hat uns zur Arbeit berufen. Viele Christen sind jedoch innerlich zerrissen zwischen Beruf und Dienst. Ja, wir erleben, wie Menschen erkennen, dass ihr Arbeitsplatz ihre Berufung ist und wie diese Erkenntnis sie freisetzt. Vielen Dank für das Gespräch. Interview: Rolf Höneisen Eine ausführlichere Fassung dieses Interviews ist auf den Webseiten ideaschweiz.ch und eeschweiz.ch.

Foto: zvg

Dominic Prétat, Sie sind Geschäftsführer der Organisation EE Schweiz. Wofür stehen die beiden E? Die beiden E stehen für Evangelism Equipment. Wir sind ein praktischer Ausbildungsdienst im Bereich der Evangelisation mit 23 Voll- und Teilzeitmitarbeitenden.

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P U BL I R E P OR TAG E

«Tod, wo ist dein Stachel?»

Fehldiagnose reihte sich an Fehldiagnose. Die Gesundheit von Dan Izzett verschlechterte sich. Dann wurde die wahre Ursache entdeckt: Lepra. Doch Dan Izzett trotzte der Krankheit. Heute fragt er: «Lepra, wo ist dein Stachel?» «Unrein, unrein!» Diese Worte des Aussätzigen aus dem Film «Ben Hur» schossen Dan Izzett durch den Kopf, als der Arzt die niederschmetternde Diagnose stellte: Lepra. Im epochalen Streifen ging ein Leprakranker mit einer Glocke durch die Strasse, um die Passanten vor sich selbst zu warnen. Dan Izzett sah sich nun selbst ausgestossen. Das Stigma Nach einer Infektion, verschuldet durch die Krankheit, musste ein Bein amputiert werden. Arme und Hände sind gefühllos geblieben. Aus Furcht vor dem Stigma hielt er Lepra mehrere Jahrzehnte geheim. Wurde er gefragt, weshalb er ein Bein verlor, sprach er von einer bakteriellen Erkrankung. Zwar verheimlichte Dan Izzett sein Leiden, sein Leben aber gab er nicht auf. Er wurde Pastor in seiner Heimat Simbabwe und engagierte sich für Menschen am Rande. Seine Gemeinde besuchte Gefangene und unterstützte Waisenhäuser. Dann, nach Jahren des Ver Verschleierns, nannte er vor einer randvollen Gemeinde, den Namen seiner Krankheit – die Reaktionen überwältigten ihn. Sie waren durchwegs positiv.

www.lepramission.ch

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Einst Kranker hilft heilen Inzwischen ist er von der Krankheit geheilt – was viele Menschen nicht wissen: Lepra ist heute heilbar. Dennoch ist in vielen ärmeren Ländern die Krankheit verbreitet und der Aberglaube sitzt tief, dass sie ein Fluch der Götter sei. Dan Izzett leistet Aufklärungsarbeit, gerade auch durch seine Arbeit für die Lepra-Mission. Jetzt ist Dan Izett‘s ergreifende Biografie erschienen. Bestellen Sie das Buch noch heute mit der Bestellkarte.

Vorträge in der Schweiz Im Oktober und November ist Dan Izzett in der Schweiz auf einer Vortragstournee. Mehrere Termine stehen fest, einzelne Daten sind noch frei. Unter anderem spricht Izzett in Basel, Effretikon, Grenchen, Yverdon und Wiedlisbach. Buchungen und mehr Infos auf www.lepramission.ch Die Lepra-Mission Schweiz engagiert sich als christlich-humanitäre Organisation seit über 100 Jahren für die Ärmsten. Sie begleitet und unterstützt Spitäler und Projekte in Asien und Afrika und ist Teil der weltweiten Lepra-Mission, die in 26 Ländern tätig ist. Als führende Lepra-Organisation hilft sie Menschen, die wegen Lepra oder Behinderung ausgegrenzt sind. Sie arbeitet mit ihnen zusammen, um sie aus der Krankheit und Armut in ein selbstständiges und würdiges Leben hineinzuführen. Das Beispiel von Jesus Christus inspiriert, ganzheitlich zu helfen.

Postfach 175 | 3360 Herzogenbuchsee Tel. 062 961 83 84 | info@lepramission.ch www.lepramission.ch | PC: 50-16000-6

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BR E N N P U N K T

Christen an die Waffen? KRIEG IM IRAK Christen werden von Kurden mit Waffen beschützt. Aber können sie den Peshmerga oder der irakischen Armee vertrauen? Oder müssen sie sich am Ende selbst verteidigen, wie in Syrien? Und wie stehen wir dazu? Reichen Solidaritätskundgebungen? Von Christof Bauernfeind

Nach 2000 Jahren könnte das Christentum im Irak bald endgültig verschwunden sein. der Bevölkerung im früheren Mesopotamien. Gegen Ende des osmanischen Reiches und des ersten Weltkrieges lag ihr Anteil nur noch bei etwa 25 Prozent. Nachdem die Briten ihre Mandatsmacht in den 1930er-Jahren niederlegten, sahen sich die verschiedenen Kirchen zunehmend Pogromen durch türkische, iranische, irakische und kurdische Militärs ausgesetzt. Viele Betroffene wanderten nach Europa, Amerika oder Australien aus. In den 1980er-Jahren machten die Christen dann nur noch etwa 15 Prozent der Bevölkerung im Irak aus. Unter dem Regime Saddam Husseins herrschte zwar relative Religionsfreiheit für

christliche Kirchen, bis zum Beginn des Irakkrieges im Jahre 2003 sank der Anteil der Christen trotzdem weiter auf lediglich fünf Prozent, etwa 1,5 Millionen Menschen. Nach dem Sturz des Diktators verschlechterte sich die Situation dann dramatisch. Die Christen gerieten zwischen die Fronten in dem bürgerkriegsgebeutelten Land. Viele flohen aus Bagdad in die nördlichen Regionen, wo das Leben noch einigermassen erträglich war. In der Ninive-Ebene bildeten sie sogar die Mehrheit. Nun ist diese Heimstätte der frühen Kirche bedroht wie nie zuvor. Die Milizen des selbst ernannten „Islamischen Staates“ (IS) gehen mit entsetzlicher Brutalität gegen religiöse Minderheiten vor und stellen alle Nicht-Sunniten vor ein Ultimatum: Konvertieren, Schutzsteuer zahlen oder umgebracht werden. Viele mussten Hals über Kopf ihr Zuhause verlassen. Nach Schätzung des chaldäischen Weihbischofs Andreos Abouna sind nur noch 600 000 Christen im Land geblieben und man muss sich fragen, ob das Christentum im Irak nach 2000 Jahren bald ganz verschwunden sein wird. Die meisten Christen halten sich jetzt in der kurdisch kontrollierten Region im Nordosten des Iraks auf, wo sie in grossen Massenlagern und Notunterkünften ausharren. Dass ihnen dieser letzte Zufluchtsort überhaupt geblieben ist, verdanken sie ausschliesslich den kurdischen Kampftruppen der Peshmerga, die mit Waffengewalt dafür sorgen, dass die IS-Schergen sie nicht auch dort noch verfolgen und töten.

Christen ziehen in den Kampf In der Schweiz nehmen wir diese unbegreiflichen Vorgänge mit hilflosem Kopfschütteln zur Kenntnis. Wir können uns nicht vorstellen, was das alles bedeutet. Allerdings

Foto: Reuters/Stringer

Wir westlichen Christen können kaum verstehen oder gar beurteilen, wie sich unsere Glaubensbrüder im heutigen Irak und Syrien fühlen und was sie denken. Abgesehen von der aktuellen Situation ist schon die jeweilige Kirchengeschichte viel zu verschieden. Die Kirchen im Nahen Osten sind wesentlich älter und haben eine völlig andere Tradition und Geschichte. Sie wurden geprägt durch einen langen Weg der Diskriminierung, der Verfolgung und stetigen Dezimierung. Das kennen wir so nicht. Die Region um die nordirakische Stadt Mossul (NiniveEbene) gehört zu den Gegenden, in der die ersten christlichen Gemeinden überhaupt entstanden sind. Vor der Eroberung durch den Islam im siebten Jahrhundert und noch einige Zeit danach bildeten Christen die Mehrheit

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leben unter uns Angehörige der aramäischen, assyrischen und chaldäischen Volksgruppen aus dem Irak und Syrien (Sammelbegriff Suryoye). Nach einhelligen Medienberichten sammeln diese Christen momentan aktiv Geldmittel, um ihren Volksgenossen in den Krisenregionen zu helfen. Das Geld wird offenbar nicht nur für Lebensmittel und Hilfsgüter verwendet, sondern auch für Waffen. Ein Teil davon geht vermutlich an den im letzten Jahr gegründeten Syriac Military Council (SMC), der verzweifelt versucht, im unübersichtlichen Bürgerkriegsland Syrien die Siedlungsgebiete der Christen gegen alle möglichen Milizen zu verteidigen. Offenbar sind sogar junge Männer aus der Schweiz aufgebrochen, um sich diesem bewaffneten Kampf ums Überleben anzuschliessen. Christen an die Waffen? Da müssen wir in der Schweiz erst einmal leer schlucken.

Fotos: zvg

„Schuldig machen wir uns in jedem Fall“ Doch führende Vertreter aus Kirchen und Politik unterstützen dieses Anliegen – zumindest verbal. Seit zwei Jahren existiert eine Parlamentarische Gruppe SchweizSuryoye, der die Nationalräte Lukas Reimann (SVP) und Cédric Wermuth (SP) angehören. „Dass eine verfolgte Minderheit im Widerstand gegen eine theokratische Terror-Miliz zu den Waffen greift, ist nachvollziehbar“, meint Wermuth. Gegen den IS-Terror halte er Gewaltanwendung für legitim. Reimann pflichtet bei: „Es wurden ganze Dörfer ausradiert, da ist es nachvollziehbar, dass auch die Diaspora in der Schweiz Geld sammelt für die Verteidigung.“ Auch Kirchenvertreter zeigen Verständnis. Der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Markus Büchel, schloss in einem Fernsehinterview die Bewaff Bewaffnung der Kurden nicht aus: „Wenn es dem Schutz der Menschen dient, können wir uns Waffenlieferungen vorstellen.“ Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) schloss sich dieser Meinung im Wesentlichen an, wenn auch in gewohnt diplomatischer Ausdrucksweise: „Das Recht, das eigene und das Leben einer Gemeinschaft gegen Angriffe auf Leib und Leben zu verteidigen, ist ein Grundrecht, das niemand ernsthaft bestreiten kann.“ Persönlich äusserte sich SEK-Präsident Gottfried Locher mit deutlicheren Worten: „Diese Verbrecher muss man stoppen, wenn nötig mit Gewalt. Zuschauen ist verantwortungslos.“ Dabei sei ihm klar: „Schuldig machen wir uns in jeGottfried Locher dem Fall, ob wir eingreifen oder nicht.“ Dass den Verfolgten dringend geholfen werden muss – darüber sind sich alle einig. Die Frage ist, in welcher Form dies geschehen soll. „Die Arbeitsgemeinschaft Religionsfreiheit (AGR) der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) erklärt ihre Solidarität mit den Menschen, Christen und anderen religiösen Minderheiten, die zurzeit grosses Unrecht erleiden und sich in grosser Not befinden“, heisst 36.2014

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es in einer Medienmitteilung der SEA. „Auch wenn die Not weit weg von uns scheint, dürfen wir nicht gleichgültig wegschauen. Wir müssen hinsehen und das Wenige tun, was wir tun können", erklärt Linus Pfister, Präsident der AGR. Die nötigen Massnahmen müssten getroffen werden, um die Flüchtlinge in den Krisenregionen und in der Schweiz zu unterstützen und zu schützen. Geplant seien Solidaritätskundgebungen und Momente des gemeinsamen Gebets. Einzelne AGR-Werke würden vor Ort Nothilfe für die betroffene Bevölkerung leisten. Das ist richtig und gut, doch was ist, wenn diese Bevölkerung nicht nur Hilfsgüter wünscht, sondern – wie die Suryoye – das Gefühl hat, dass sie sich bewaffnen muss, wenn sie überleben will? Im Moment wird ihr Schutz durch die Kurden und die US-Luftwaffe militärisch gewährleistet. Die Jesiden trauen den Peshmerga nicht hundertprozentig (und schon gar nicht der irakischen Armee) und haben damit begonnen, eigene Kämpfer auszubilden. Wie sollen wir uns in der Schweiz dazu stellen? Reichen Solidaritätskundgebungen? Soll man die Suryoye moralisch oder auch finanziell bei ihrem Anliegen unterstüt unterstützen? Oder soll man ihnen raten, sich aus den Kämpfen herauszuhalten? Kann man auf der einen Seite Verständnis für ihre bewaffnete Verteidigung zeigen, ihnen freundlich auf die Schulter klopfen, dann aber die konkrete Unterstützung verweigern? Das sind unangenehme Fragen, die man in der Schweiz nicht gewohnt ist, die sich aber aufgrund der IS-Gewalt im Irak und in Syrien stellen.

Haben wir ein Recht auf Selbstverteidigung? Der Berner EDU-Politiker Daniel Zingg vertritt eine eindeutige Meinung dazu: „Wäre ich in deren Situation, wüsste ich, was ich zu tun hätte, wenn ich eine Waffe besässe.“ Er wehre sich dagegen, dass man aus der sicheren Schweiz saDaniel Zingg ge, Gläubige dürften nicht mit Waffen kämpfen. „Wenn der IS über den Jura kommt, vor meinem Haus steht und meine Familie umbringen will, dann würde ich mich selbstverständlich mit Waffen wehren“, so Zingg. Schliesslich würden Schweizer Christen ja auch Militärdienst leisten. „Unser Feldprediger nannte uns ein Beispiel: ‚Wenn ich ein Spital bewache und einer kommt und will eine Handgranate in das Spital werfen, dann weiss ich, was ich als Christ zu tun habe.‘“ Ähnlich argumentiert der Huttwiler Pfarrer und Armeeseelsorger John Weber: „Ich glaube nicht, dass man von Jesus her ein Recht auf Selbstverteidigung für den Christen ableiten kann. Aber es gibt die Pflicht, sich für Schwächere einzusetzen.“ Es John Weber könne unter Umständen die grössere Sünde sein, wenn man eine offensichtliche Not nicht lindere, auch wenn man sich dafür die Hände mit der Waffe


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schmutzig machen müsse. „Es ist eigentlich eine Güterabwägung nach dem Motto: Schuldig wird man so oder so.“ Entsprechend stehe er voll und ganz hinter der Aussage von Gottfried Locher. „Ich habe mich einfach gefragt: Wer stoppt denn diese IS-Milizen? Ich möchte mir nicht anmassen, den Christen dort das Recht auf Bewaffnung zu verwehren.“ Doch wenn es darum gehen würde, Geld dafür zu geben, zögert Weber: „Ich müsste mir gut überlegen, ob ich das unterstützen will. Was passiert denn mit den Waffen? Kommen die in die richtigen Hände? Es ist eine enorme Gratwanderung.“

Waffen können das Problem nicht lösen

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Diesen Einwand unterstreicht Frieder Boller. Der Leiter des theologischen Seminars Bienenberg betont: „Ich habe noch keinen Beleg dafür gefunden, dass Waffen die Welt sicherer gemacht haben.“ Der ehemalige MennonitenpasFrieder Boller tor, der auch als Konfliktberater tätig ist, meint: „Es gibt genügend Beispiele für Gruppen, die man aufgerüstet hat und die ihre Waffen dann missbraucht haben.“ Er sei sich allerdings bewusst, dass man aus einem ruhigen Büro in der Schweiz kaum eine Antwort geben könne, die der Lage der Menschen vor Ort gerecht werde. „Ich kann nachvollziehen wenn Menschen der Meinung sind, dass sie sich – wenn nötig – mit Gewalt verteidigen müssen. Ich kann ihnen das nicht verdenken. Ich kann nur für mich sagen, dass ich kein Geld für Waffen geben würde.“ Für Boller greift die Frage nach der Gewalt zu kurz. „Gewalt ist immer eine einfache Antwort, genauso, wie eine ethnische Säuberung eine einfache Antwort auf komplizierte Fragen ist.“ Das Gebot Jesu, seine Feinde zu lieben, könne man nicht situativ umbiegen. „Man kann einen Feind nicht lieben, wenn man ihn umbringt“, so Boller. Es sei für ihn aber ganz klar, dass es ein Recht auf Selbstverteidigung gibt. Die Frage sei, mit welchen Mitteln. Selbstverteidigung müsse nicht unbedingt auf gewalttätige Weise gesche-

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hen. Christliche Peacemaker-Teams, die „NonviolentPeaceforce“ und „Peace Brigades International“ begeben sich zum Beispiel in Konfliktgebiete und praktizieren ein gewaltfreies Einschreiten und Monitoring. Es gebe grundsätzlich eine ganze Palette an Möglichkeiten des gewaltfreien Handelns, das nicht inaktiv sei, sondern Verantwortung für die Menschen wahrnehme. Frieder Boller fügt jedoch hinzu: „Man hat eine Überzeugung, aber es ist zu spüren, dass man in solchen Situationen schnell an Grenzen kommt und sich neu überlegen muss, wie man selbst handeln würde. Aber das heisst ja nicht, dass es nicht durchdachte Überzeugungen gibt, die handlungsleitend für uns sind. Das ändert sich auch dann nicht, wenn das Haus brennt und man denkt, man kann nicht anders als mit Gewalt reagieren.“ Dass Waffen die Probleme im Irak nicht abschliessend lösen können, das haben die Kriege der jüngeren Vergangenheit hinreichend gezeigt. Die Situation ist jedes Mal nur schlimmer geworden. Aber man muss sich auch Fragen, was den Menschen vor Ort in ihrer jetzigen Situation tatsächlich hilft. Wir können unsere Solidarität bekunden, aber die garantiert den Verfolgten keine Zukunft im Irak.

„Man kann seine Feinde nicht lieben, wenn man sie umbringt.“ Was ist, wenn für eine gesicherte Zukunft derjenige, der mit der Handgranate auf das Spital zuläuft, aufgehalten werden muss? Handelt es sich hier um eine Situation, in der man sich so oder so schuldig macht? Sollen andere für sich für uns die Hände schmutzig machen? In der Schweiz können wir diesen Fragen vielleicht ausweichen. Die Christen im Irak müssen sich ihnen stellen. In Syrien scheinen einige die Antwort für sich gefunden zu haben: Uns hilft hier keiner, also müssen wir uns selbst wehren. An uns liegt die Entscheidung, ob wir sie darin unterstützen oder nicht.

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Mit einem landes- und freikirchlich anerkannten Diplom in Sozialdiakonie Theologisch-Diakonisches Seminar Aarau

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Hüpfen statt joggen: Täglich ab aufs Trampolin! GESUNDHEIT Sandra Weiss aus Seegräben betreibt ein eigenes Studio für Fitness und ist Ernährungsberaterin. Begeistert ist sie vom präventiv-medizinischen Training auf dem Trampolin.

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andra Weiss aus Seegräben ZH besitzt seit Ende letzten Jahres ihr eigenes Gesundheitsstudio. „Vital Coaching“ nennt sie ihre Dienstleistung. Unter anderem bietet sie präventiv-medizinisches Training auf dem Trampolin an und ist begeistert von dessen vielfältigen positiven Auswirkungen. „Training auf dem Trampolin ist 68 Prozent effizienter und viel Gelenk schonender als das Joggen!“ Bei diesen Worten strahlen die grün-braunen Augen von Sandra Weiss. Sie ist begeistert von ihrer Tätigkeit als Fitnessinstruktorin. Und so erklärt sie den Effekt des Trampolinspringens: „Durch den Wechsel zwischen Druck und Entlastung wird jede Zelle, jedes Organ und jedes Körperteil einbezogen. Das Training ist sanft, die Gelenke werden nicht durch Schläge belastet und es stellen sich schnell Erfolge ein.“ Eine der Klientinnen von Sandra Weiss ist von Multipler Sklerose betroffen. Sehr motiviert besucht die MS-Patientin das Erhaltungstraining. Sie spüre die positiven Auswirkungen, sagt sie. Nach dem Fitnessstudio sei sie jeweils erledigt gewesen, doch nach dem Trampolintraining fühle sie sich wohl. Sportlich war die Baselbieterin schon immer. In ihrer Jugend ist sie viel geschwommen, hat an Wettkämpfen teilgenommen.

Foto: Mirjam Fisch-Köhler

Präventives Training Das Training auf dem Trampolin wirkt sowohl präventiv als auch therapeutisch. Menschen mit Rücken- oder Gelenkproblemen können schonend damit trainieren. Im September und November finden bei Sandra Weiss 5-teilige Grundkurse statt, jeweils am Montag von 10 bis 11 und 18.30 bis 19.30 Uhr. Das Angebot wird laufend ausgeweitet, individueller Unterricht auf Anfrage. Für genauere Informationen: Vital-Coaching und Ernährungsberatung, Sandra Weiss, Zürcherstrasse 47, 8620 Wetzikon, Tel. 079 203 46 72.

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von Modulen an der Schule für christlichganzheitliche Medizin in Herisau ergänzte. Dazu kam die Instruktoren-Ausbildung für präventiv-medizinisches Training auf dem Trampolin. „Das ist die ideale Ergänzung für meine Beratung bei Übergewicht“, erkannte die 44-Jährige. Auch die Kinder der Familie Weiss sind sportlich. Alle drei spielen Eishockey, was einen grossen zeitlichen und finanziellen Einsatz der Eltern erfordert.

Der Traum vom eigenen Studio

Schonender als Joggen: Sandra Weiss ist begeistert vom Trampolin.

Mit 22 Jahren heiratete die Mercerie-Verkäuferin den 23-jährigen Zimmermann Marco. Sie kauften ein altes Bauernhaus, das er nach und nach renovierte. Zwei Jahre später gebar sie das erste ihrer drei Kinder. Der Handwerkerlohn reichte nur knapp für die wachsende Familie, deshalb war Sandra von zu Hause aus Teilzeit erwerbstätig. „Gott führte es, dass ich für eine Heizungsfirma arbeiten konnte. Ich musste bei Brennerausfällen Aufträge an Monteure in der ganzen Schweiz erteilen.“ Als bei ihrem mittleren Sohn ein ADHS festgestellt wurde, stellte sie auf zuckerarme und vollwertige Ernährung um.

Via Ernährungsberatung zum Trampolin gekommen Das Thema Ernährung interessierte die Familienfrau mehr und mehr. Schliesslich absolvierte sie eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin, die sie durch den Besuch

Sandra wollte ihr breites Wissen nun beruflich einsetzen. Doch ein Studio zu mieten, das war eine Kostenfrage. Sie brachte ihr Anliegen vor Gott. Als eine Lebensberaterin sie fragte, ob sie mit ihr ein Studio teilen wolle, sagte sie sofort zu. „Gott hat meine Pläne bestätigt!“ Ihre Kurse sind auf Resonanz gestossen, sodass sie die Räumlichkeiten in Kürze alleine mietete und ihr Angebot ausweitete. „Gott hat immer wieder zur rechten Zeit geholfen“, stellt sie fest. Jedes Mal, wenn ihr Mann und sie an Grenzen kamen, sei es, dass er eine neue Arbeitsstelle brauchte oder sie eine, die mit der Familienarbeit vereinbar ist, wurde ihnen Passendes geschenkt.

Gott half spätestens rechtzeitig Als Marco Weiss seine Weiterbildung zum Hauswart abgeschlossen hatte, nahmen sie das Stellenangebot aus Gossau ZH an. Eine Woche bevor sie umzogen, konnten sie ihr ehemaliges Zuhause verkaufen. „Wir haben happige Zeiten durchlebt, aber Gott machte immer wieder etwas aus den Tiefschlägen oder Enttäuschungen. Es hatte alles seinen Sinn“, ist das Ehepaar überzeugt. Marco hatte sich stetig weitergebildet und ist heute in einer führenden Position und als Ausbildner tägig. Als auch Sandra sich für eine gezielte Weiterbildung interessierte, unterstützte er sie mit den Worten: „Du hast so viel Einsatz geleistet für unsere Familie, jetzt bist du dran!“ • Mirjam Fisch-Köhler


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S Y N E RG I E | LE SE R BR I E F E

SYNERGIE FLUCH ODER CHANCE? Prognosen und Analysen in der Wirtschaft lassen fragen: Geht es nun aufwärts oder sitzen wir auf einer Blase? Auf etwas sitzen wir auf jeden Fall, nämlich auf einem Berg von Schulden. s ist eine Tatsache, dass wir Zentral ist, dass biblische Werte auf einem kaum vorstellund Prinzipien aus der Wirtbaren Schuldenberg sitzen. Aus schaft und Gesellschaft entfernt biblischer Sicht betrachtet sehe wurden. ich verschiedene Ursachen. Viele Wir befinden uns nicht einfach Grundlagen und Verhaltensin einer wirtschaftlichen Kriweisen, die unser Wirtschaftsse, sondern stehen früher oder system prägen, bezeichnet die später vor einem ökonomischen Stefan Jakob Bibel als Sünde oder zumindest „Reset“. Darauf können wir mit als unweise: Angst, Resignation oder Rückzug reagie• Kurzfristiges Denken und die Schulden- ren oder wir sehen es als Chance, welche wirtschaft, mit der wir unsere Kinder be- Gott gebrauchen wird – auch, um uns stehlen. Christen aufzuwecken und herauszufor• Die Opferung der Familie zugunsten der dern, die Menschen zu lieben und AntworWirtschaft. ten zu geben. • Erkauftes Wachstum durch unechtes Der Weg aus und ein Bestehen in der Krise Geld, welches einfach gedruckt wird. sind daher nur über eine Rückkehr zu den • Das Delegieren immer mehr sozialer und biblischen Prinzipien für Gesellschaft und gesellschaftlicher Aufgaben an den Staat, Geschäftswelt möglich, die gegründet statt selber Verantwortung zu überneh- sind in der Abhängigkeit und Beziehung men (die Folgen sind steigende Steuern zu Gott. Den Grundwert hierfür finden wir und höhere Staatsverschuldung). im „höchsten Gebot“, das Jesus uns lehrt:

Meint es Franziskus ernst? zu: „Gehen Rom und Evangelikale zusammen?“ (Nr. 32/33, S. 22) Den Beitrag von Helmut Matthies möchte ich wie folgt ergänzen: – Die Nachfolger von Jesus sind im Geist eins. Da gehören alle Menschen dazu, die aufgrund der Bibel an Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist glauben, und die das Zeugnis im Herzen haben, dass sie angenommen sind. Da gehören Freikirchler, Landeskirchler, Evangelikale, Katholiken usw. dazu. – Zwischen wahren Nachfolgern von Jesus besteht unabhängig von der Kirchenzugehörigkeit eine Einigkeit in der Gesinnung und in den grundlegendsten biblischen Lehrfragen. – Die Nachfolger von Jesus erkennt man an ihrem Leben. Sie leben die Werte der Bibel. Echte Nachfolger treten in dem kirchlichen Gebilde, dem sie angehören, und in der Gesellschaft, in der sie leben, unbiblischen Lehren und Verhaltensweisen in Form von Kommunikation und Dialog entgegen. – Die sichtbare und organisatorische Einheit

und Einigkeit der Kirchen ist meiner Meinung nach eine Illusion, die nur unter Preisgabe der vollen biblischen Wahrheit erreichbar ist und in der christuslosen Kirche der Endzeit ihr falsches Ziel erreichen wird. – Das Beiseiteschieben biblischer Wahrheiten und offensichtlicher Irrlehren – die leider gerade in der katholischen Kirche wesentlich vorhanden sind – mit dem Ziel, eine sichtbare Einheit zu schaffen, ist endzeitlich. Jesus hat unmöglich diese Einheit gemeint. – Der aktuelle Papst ist eventuell ein umgänglicher Mann und es wäre möglich, dass er es ernst meint. Zu berücksichtigen ist aber, dass er sich in diesem Machtsystem emporgedient hat und von gleichwertigen, katholisch konditionierten Würdenträgern gewählt wurde. Die wussten ja, wen sie wählen. Die Umwelt weiss das nicht. Hinter diesem Mann steht der mächtige und im Wesen resistente katholische Kirchenstaat. Was Macht aus Menschen und Systemen macht, wissen wir. Niemand gibt Macht freiwillig ab. Ich denke, so lange Franziskus auf der Friedens- und Einheits-

Gott und deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst (Mt. 22,36-40)! Entscheidend ist auch, dass wir uns als Verwalter und nicht als Besitzer sehen, dass wir Gott als dem Versorger vertrauen und dass wir unsere Zufriedenheit nicht abhängig von unserem hohen Lebensstandard machen. Lasst uns nicht mit Angst reagieren, sondern Verantwortung für die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme übernehmen. Zum Beispiel indem wir Arbeitsplätze schaffen, soziale Aufgaben übernehmen, Menschen fördern, nach Gottes Grundsätzen investieren etc. Wir als Christen sind auch aufgefordert, uns vom Individualismus abzuwenden, zusammenzurücken, Gemeinschaft zu pflegen, Leben zu teilen und einander zu helfen. • Der Autor ist Unternehmensberater und Geschäftsführer der vita perspektiv ag sowie Leiter der Schule für biblische Geschäftsprinzipien.

schalmei bläst, ohne die katholische Lehre und Macht wirklich anzutasten, lassen „sie“ ihn gewähren. Tastet er den Kern der katholischen Macht an, was zweifellos der Fall sein wird, wenn er es wirklich ernst meint, wird Franziskus „abgeschaltet“. Wird er nicht „abgeschaltet“, ist alles PR. Ernst Indermühle, Uttigen BE

Die Landeshymne verbindet zu: „Schweizerpsalm soll bleiben“, (Nr. 31, S. 4) „Dass die Hymne Gott anruft, ist folgerichtig: Fährst im wilden Sturm daher, bist Du selbst uns Hort und Wehr, Du, allmächtig Waltender, Rettender“, schreibt Peter Forster im „Schweizer Soldat“. Er berichtet von einer Brevetierung. Im Gebet habe der Feldprediger die neuen Berufsunteroffiziere der Bewahrung des himmlischen Vaters anbefohlen. Alle, aber wirklich alle, hätten den von der Militärmusik intonierten Schweizerpsalm gesungen. Er verbindet und spendet Trost. Emil Rahm, Hallau SH

Foto: zvg

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N AC H R IC H T E N SC H W E I Z | P ODI U M

Das Kreuz aufs Fletschhorn getragen CEVI ALPIN Bergsportler des Cevi Alpin feierten das 25-Jahr-Jubiläum. Eine gut 60-köpfige Tourengruppe trug ein Gipfelkreuz aufs Fletschhorn

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Fotos: Lisa Grogg/Cevi Alpin; zvg

ls Mitglied des Cevi Schweiz organisiert Cevi Alpin Ski-, Snowboard-, Berg-, Höhlen- und Trekkingtouren. Gemeinsam will man Kameradschaft pflegen, sich alpintechnisch weiterbilden und die Schöpfung kennenlernen. Dabei soll die Begegnung mit Gott, miteinander und mit der Bergwelt im Zentrum stehen. CoPräsident Johannes Wüthrich sagt im Blick auf das Jubiläum: „Während all dieser Jahre erlebten wir immer wieder grosse Bewahrung auf unseren Touren.“ Das wurde auf dem Kreuzboden oberhalb von SaasGrund VS über das Wochenende gefeiert. Als besonderen Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber Gott stiftete der Cevi Alpin ein Gipfelkreuz. Es wurde von gut 60 Vereinsmitgliedern am Sonntag auf der Spitze des 3993 Meter hohen Fletschhorns montiert. Zum Jubiläumsfest mit über 100 Teilnehmern gehörte am Samstag auch ein Rückblick auf ein Vierteljahrhundert CeviAlpin-Geschichte, mit der Erinnerung an Höhepunkte und besondere Erlebnisse. Und ein Gottesdienst mit der Talschaft Saas-Grund. Der Dreiklang Gott, Mensch, Schöpfung zieht sich beim Cevi Alpin durch wie ein roter Faden. Man dient den Teilnehmenden auf den Touren, indem man sie fordert und fördert, körperlich und geistlich. Vereinsmitglied Godi Keller aus Opfershofen TG bestätigt, dass dies keine

fromme Theorie ist: „Das Mitmachen bei den Touren hat meiner Frau Theres und mir viel Freude, Erholung und Segen gebracht.“ Der Cevi Alpin hat sich zu einer bedeutenden christlichen Bergsportorganisation entwickelt. Angebote für kletterbegeisterte Kinder, leidenschaftliche Outdoorfreaks und auch hemdsärmelige ältere Semester werden jeweils mit viel Begeisterung und professionell durchgeführt. Godi Keller ist aber nicht nur vom Programm begeistert, sondern insbesondere von der „klaren geistlichen Ausrichtung“. Er weiss von etlichen Jugendlichen, die über ihre Teilnahme bei einem CeviAlpin-Anlass mit dem Glauben an Jesus Christus in Berührung kamen. Und noch etwas: Beim Cevi Alpin lernen sich Gleichgesinnte kennen. Etliche Ehen haben ihren Ausgangspunkt bei einer Cevi-Alpin-Tour. Der Cevi Alpin will weitere Kreise ziehen und Menschen, welche die Freude am Bergsport teilen, über denominelle Grenzen hinweg durch sein Angebot erreichen. Johannes Wüthrich blickt frohgemut in die Zukunft: „Ich freue mich, bei all unseren Anlässen ein motiviertes und kompetentes Leiterteam im Einsatz zu wissen. Dass wir dabei weiterhin auf Gottes Unterstützung und Führung vertrauen können, ist ein wunderbares Geschenk.“ (rh) • b www.cevi-alpin.ch

Ein Gipfelkreuz zum Jubiläum: Rund 60 Alpinisten trugen ein in seine Einzelteile zerlegtes Kreuz aufs Fletschhorn. Auf dem Gipfel wurde es zusammengebaut und montiert.

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PODIUM Die Operation „Schutzlinie“ will dem unaufhörlichen Raketenbeschuss der Hamas auf Israels Bevölkerung ein Ende setzen. Doch sie löst harte Kritik und Hass-Demos gegen Israel aus. Mehrere prominente Persönlichkeiten, unter ihnen die Schauspielerin Angelina Jolie, fordern, dass „die ganze Welt sich gegen Israel vereint“! Dieses skandalöse Begehren bezeugt eine unerhörte Ignoranz gegenüber den untragbaren Machenschaften der Hamas und eine tiefe Abneigung geistiger Natur gegenüber den Juden und Israel. Aber es zeigt auch eine wichtige prophetische Dimension. Die Bibel sagt, dass am Ende der Zeiten alle Nationen sich gegen Jerusalem und Israel verbünden werden (Sach. 12,3). Diese Invasion hätte nicht vor 1948 – dem Jahr, wo folgende Prophezeiung sich zu erfüllen begonnen hat – stattfinden können: „Der HERR lebt, der die Israeliten geführt hat aus ... allen Ländern, wohin er sie verstossen hatte. Denn ich (Gott) will sie zurückbringen in das Land, das ich ihren Vätern gegeben habe“ (Jer. 16,15). Die Prophezeiungen sagen auch, dass der dreieinige Gott die Nationen, die Israel angreifen werden, bekämpfen und richten wird (Sach. 14,3). Dieses harte Urteil erklärt sich am ehesten aufgrund der intellektuellen Unehrlichkeit, den Hass und die Voreingenommenheit, die sich hinter den Kritiken und Taten gegen Israel verstecken. Um Israel und die Juden zu hassen, muss man sehr ungerecht sein. Und genau dies wird Gottes Urteil gegen eine rebellische Menschheit herausfordern. Jean-Pierre Graber, Dr. rer. pol., war Nationalrat der SVP und wohnt in La Neuveville.


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Dr. med. Reto König In eine lebhafte Praxis für Allgemein, Sport und Manuelle Medizin in Adelboden suchen wir per 1.11. oder 1.12.2014 zur Ergänzung des Teams eine freundliche, motivierte und belastbare

Wir sind eine lebendige und familienfreundliche Teilgemeinde der Ref. Kirchgemeinde Mellingen im unteren Reusstal. Wir haben zwei Pfarrstellen in Mellingen neu zu besetzen:

Medizinische Praxisassistentin zu 60 – 100 %.

ein Pfarrer und eine Pfarrerin, je 65 – 100 %, insgesamt 165 %

Sie bringen mit: Einen herzlichen und freundlichen Umgang mit den Patienten, Zuverlässigkeit, Organisationstalent und Teamgeist. Sie arbeiten speditiv, zuverlässig und verlieren auch in stürmischer Situation die Übersicht und Ruhe nicht. Sie verfügen über gute Kenntnisse der Terminologie und des Tarmeds, der Umgang mit dem PC bereitet Ihnen keine Mühe und Sie bilden gerne Lehrtöchter aus. Wir bieten Ihnen: Interessantes, abwechslungsreiches und selbständiges Aufgabengebiet mit Patientenempfang, administrative Arbeiten mittels Software von Aesculap, Wundversorgungen, Labor, Röntgen, Gipsen, Ruhe- und Belastungs-EKG, Lungenfunktionsprüfungen und Medikamentenbewirtschaftung. Sie dürfen mit den Patienten beten und ihnen das Evangelium erklären. Ebenso bieten wir Ihnen attraktive Anstellungsbedingungen, ein angenehmes Arbeitsklima und ein aufgestelltes, junges, motiviertes Team, welches gespannt ist auf Ihre Bewerbung. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Melden Sie sich bitte schriftlich (mit Lebenslauf, Foto und Handschriftprobe) bei: Arztpraxis, Dr. med. Reto König, Facharzt FMH Allgemeine Innere Medizin, Sportmedizin (SGSM), Manuelle Medizin (SAMM), Ultraschalldiagnostik, Modul Abdomen (SGUM), Im Postgebäude, Dorfstrasse 6, 3715 Adelboden, Tel. 033 673 26 26, Fax 033 673 26 35, adeldoc@bluewin.ch, www.doktor.ch/reto.koenig

Wir suchen zwei Pfarrpersonen, die neben der Freude an der allgemeinen pfarramtlichen Tätigkeit ein grosses Herz für Kinder und Jugendliche haben. Der Zeitpunkt des Stellenantritts, die genaue Aufteilung der Stellenprozente und die Arbeitsschwerpunkte werden gemeinsam vereinbart. SIE • stellen das Evangelium von Jesus Christus in den Mittelpunkt ihres Lebens und Wirkens • sind gewohnt, selbständig und auch im Team engagiert zu arbeiten • gehen einfühlsam auf Menschen aller Altersgruppen zu • sind kommunikativ und pflegen gerne die oekumenische Zusammenarbeit • übernehmen mit Freude alle üblichen pfarramtlichen Aufgaben, wie z.B. Gottesdienste, kirchlichen Unterricht und Seelsorge WIR • arbeiten als Team von fünf Pfarrpersonen und drei Sozialdiakoninnen/Sozialdiakonen aufgeteilt auf drei Teilgemeinden mit je einer Kirche, einem Kirchgemeindehaus und je einem Sekretariat • freuen uns über das Engagement von vielen Freiwilligen • pflegen auch neue Gottesdienstformen und schätzen musikalische Vielfalt • stellen ein Pfarrhaus wzur Verfügung - die zweite Pfarrperson mietet eine Wohnung privat • bieten geeignete Büroräumlichkeiten für beide Pfarrpersonen und zeitgemässe Anstellungsbedingungen nach kantonalkirchlichen Richtlinien Für Fragen stehen Ihnen zur Verfügung: Christoph Monsch, Pfarrer in Fislisbach, 056 493 22 30, christoph.monsch@ag.ref.ch Sigwin Sprenger, Sozialdiakon in Mellingen, 056 491 04 64, sigwin.sprenger@ag.ref.ch Informationen über die Kirchgemeinde finden Sie unter www.ref-mellingen.ch Ihre Bewerbung senden Sie bitte per mail oder per Post bis 13. September 2014 an: Paul Horber, Präsident der Pfarrwahlkommission, Grossmattweg 38, 5507 Mellingen, 056 491 22 30, paul.horber@gmx.ch

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Bloss Wortgefechte um „gleich lange Spiesse“? VOLKSABSTIMMUNG VOM 28. SEPTEMBER Der Souverän stimmt unter anderem über eine Initiative von GastroSuisse bezüglich Anpassung der Mehrwertsteuer ab. Gefährdet „Fairness“ die Bundeskasse? Welcher Steuersatz ist korrekt? Marianne Streiff, Nationalrätin und Präsidentin der EVP Schweiz, wohnt in Urtenen-Schönbühl BE. Sie ist überzeugt: „Die GastroSuisse-Initiative reisst ein Loch in die Bundeskasse.“

Henrique Schneider, Ressortleiter Wirtschaftspolitik, Umwelt und Energiepolitik beim Schweizerischen Gewerbeverband, wohnt in Appenzell. Er ist überzeugt: „Fair ist nicht schwer.“

PRO

Im Klartext: Ein Ja zur Initiative „Schluss mit der MwSt-Diskriminierung des Gastgewerbes!“ führt zu keiner Verteuerung von Milch, Brot und Butter. Und ein schwarzes Loch in der Bundeskasse entsteht auch nicht. Warum also das Drama? Es lohnt sich, zwei Sachen klarzustellen. Erstens: Die Initiative will nichts anderes als gleich lange Spiesse zwischen Gastronomie und Lebensmittelhandel. Zweitens: Die Initiative kann zu einer Steuersenkung führen. Diese Chance sollte man sich nicht entgehen lassen. Seit der Einführung der Mehrwertsteuer 1995 haben Lebensmittelhändler sowie Take-Away-Betriebe einen Mehrwertsteuersatz von 2,5 Prozent. Das Gastgewerbe hat einen drei Mal so hohen Satz, heute 8 Prozent. Das bedeutet: Seit 1995 wird das Gastgewerbe diskriminiert und werden seine täglich rund 2,5 Millionen Kundinnen und Kunden vom Staat abgezockt. Sie bezahlen für den gleichen Salat im Restaurant drei Mal mehr Steuern. Ein Ja nimmt die Politik in die Pflicht. Es geht darum, endlich Fairness zu schaffen. Von einer Senkung des MwSt-Satzes in der Gastronomie profitieren alle. Ein bürgerliches Parlament kann kaum gegen Steuersenkung sein. Einige fürchten ein Loch in der Bundeskasse. Die Wahrheit sei gesagt: Jedes Jahr gehen rund 200 Millionen Franken Mehrwertsteuer durch fehlerhafte Abrechnungen der komplizierten Sätze verloren. Mit ihrer Vereinfachung könnte man eine deutliche Senkung des Mehrwertsteuersatzes finanzieren – ohne einen einzigen Rappen an Steuerausfällen. Täglich verpflegen sich rund 2,5 Millionen Menschen im Gastgewerbe. Sie alle werden vom Staat abgezockt. Die Volksinitiative beendet diesen unhaltbaren Zustand und kommt allen Menschen in unserem Land zugute. P

Fotos: zvg

DARUM GEHT ES BEI DER ABSTIMMUNG

KONTRA

Die Initiative verlangt, dass gastgewerbliche Leistungen dem gleichen Mehrwertsteuersatz unterstellt werden wie die Lieferung von Nahrungsmitteln. Dadurch sollen Wettbewerbsverzerrungen zwischen dem Gastgewerbe und der Take-AwayBranche beseitigt werden. Es bestreitet niemand, dass das Gastgewerbe durch die Take-Aways eine starke Konkurrenz erhalten hat. Aber man kann deswegen nicht alle Restaurants mit einem Mehrwertsteuersatz von 2,5 Prozent subventionieren. Bei einer Senkung des Steuersatzes würden dem Staat laut Schätzung 700 bis 750 Millionen Franken an Steuereinnahmen fehlen. Die Senkung des Steuersatzes für Gastronomiebetriebe könnte theoretisch eine Einsparung für den Kunden bei einem Restaurant Restaurantbesuch bedeuten. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Konsument am Schluss schlechter dasteht als bisher. Denn die Ausfälle in den Steuereinnahmen müssten vom Bund kompensiert werden. Am wahrscheinlichsten ist eine Erhöhung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes um mehr als ein Prozent. Das hätte eine Verteuerung aller Lebensmittel, von Wasser und Medikamenten zur Folge. Dies muss unbedingt verhindert werden. Ich finde die heutige Unterteilung korrekt: Für den gesamten Dienstleistungssektor gilt der MwSt-Satz von 8 Prozent. Dass dieser auch für die Gastronomiebetriebe gelten sollte, ist klar. Denn der Besuch in einem Restaurant erfolgt meist nicht nur zur Nahrungsaufnahme. Vielmehr geht es um die gesamte Dienstleistung wie Bedienung, Räumlichkeiten, richtiges Geschirr usw., welche ein Restaurant klar von einem Take-Away unterscheidet. Aus diesen Gründen fassten die Delegierten der EVP an der Delegiertenversammlung vom 28. Juni in Ittigen BE mit 79 zu 13 Stimmen und 7 Enthaltungen die Nein-Parole zur Mehrwertsteuer-Initiative von GastroSuisse. P

Die Initiative möchte, dass Esswaren und alkoholfreie Getränke in Restaurants statt mit 8 % mit dem reduzierten Satz von 2,5 % besteuert werden – wie Detailhandel, Take-Away-Stände und Lieferservice-Unternehmen. Argumente dafür: Der Gast zahlt im Restaurant für Esswaren und alkoholfreie Getränke mehr Steuern; das ist ungerecht. Die Herabsetzung des Mehrwertsteuersatzes für Esswaren und Getränke stärkt die Arbeitnehmer und Arbeitgeber der Branche. Sinkende Preise in Restaurants fördern den Konsum. Argumente dagegen: Die fehlenden Einnahmen von ca. 750 Millionen Franken müssten durch Steuererhöhungen oder Einsparungen in anderen Bereichen ausgeglichen werden. Ein höherer MwSt-Satz in Restaurants ist gerechtfertigt, weil man auch Dienstleistungen bezieht – etwa Bedienung, Ambiente oder Toilette. (Quelle: www.vimentis.ch; red. tf) 36.2014


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„Schwerer Krieg“: Europa, mach mehr Druck auf Putin! UKRAINE Der Schlüssel zur Beendigung der Krise liegt bei Russland. So der Pastor der deutschen lutherischen Kirchengemeinde in Kiew, Ralf Haska.

Christen auf der Flucht in Donezk (Ostukraine)

H

aska forderte gegener die Unterstützung der Ukraine über idea die EU auf, Terroristen aufgebe und Russland stark gegen- 45,7 Millionen Bürger keine weiteren Kämpfer 61 % überzutreten. Der Kon- Orthodoxe und Panzer in das Land 10 % flikt in der Ukraine werde Katholiken schicke. Von russischer Protestanten 4 % dem Land von Russland Seite gebe es immer stär3% aufgezwungen. Man müs- Muslime kere Unterstützung für se mehr Druck auf den russischen Präsi- die Terroristen im Osten der Ukraine. Es denten Wladimir Putin ausüben, damit sei ein schwerer Krieg im Gang. Die Uk-

rainer seien sehr beunruhigt und beteten für Frieden. Nach Einschätzung Haskas ist die ukrainische Regierung mit der Lage überfordert. Bürgerinitiativen versuchten daher, die ukrainischen Kämpfer mit Medikamenten, Geld, Helmen und schusssicheren Westen zu unterstützen. Nach Angaben der Vereinten Nationen starben in dem Krieg bereits 2.600 Menschen. P

Wie Religionen friedlich miteinander leben können MISSIONSKONGRESS Die EKD, die katholische Kirche und Evangelikale tagten erstmals gemeinsam.

Z

Fotos: picture alliance / AP Photo, MissionRespekt/ Markus Nowak

um friedlichen Miteinander der Religionen kann es gerade angesichts aktueller Spannungen – etwa im Nahen Osten oder bei Angriffen auf Synagogen und Moscheen in Deutschland – keine Alternative geben. Das stellten die führenden Repräsentanten des ökumenischen Kongresses „MissionRespekt. Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ fest, der

Der Kongress wurde eröffnet vom Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz, Diener, und Erzpriester Radu Miron.

vom 27. bis 28. August in Berlin stattfand. In einem von den 250 Teilnehmern mit wenigen Enthaltungen angenommenen Papier heißt es, diese Situation verlange von Christen „ein einladendes Bekenntnis unseres Glaubens, die respektvolle Zuwendung zu Menschen anderer religiöser Überzeugungen und Solidarität mit de36.2014

nen, denen das Ausdrücken ihrer religiösen Überzeugungen verwehrt wird“. Menschen aus unterschiedlichen Religionen oder ohne religiöses Bekenntnis müssten gemeinsam „jenen entschlossen entgegentreten, die Religion missbrauchen, um politische und soziale Konflikte auszutragen und Andersglaubende zu verfolgen“.

Wo sind Zufluchtsorte? Der Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Geoff Tunnicliffe (New York), forderte die Christenheit auf zu erkunden, wie man sichere Zufluchtsorte für die Verfolgten, etwa aus dem Nordirak und Syrien, einrichten könne. Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel), sagte, der Kongress sei angesichts der Krisen und Spannungen in der Welt von ungeahnter Aktualität. Wie es in dem Abschlusspapier heißt, soll die Diskussion über die Fragen angemessenerer Mission weitergeführt werden. Stationen seien unter anderem der Deutsche Evangelische Kirchentag 2015 in Stuttgart und der Katholikentag 2016 in Leipzig sowie der Kirchentag im Jahr des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017. Die Tagung beschäftigte sich mit der Umsetzung eines Papiers unter

dem Titel „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“, das der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), der Päpstliche Rat für Interreligiöse Angelegenheiten und die Weltweite Evangelische Allianz als Dachverband der Evangelikalen 2011 verabschiedet haben. Es enthält Empfehlungen, wie sich der christliche Glaube öffentlich angemessen bezeugen lässt.

Bisher einzigartige Kooperation Getragen wurde der Kongress in einer für Deutschland erstmaligen ökumenischen Kooperation von Kirchen und Missionswerken aus landeskirchlicher, evangelikaler und katholischer Tradition. Dazu zählen die EKD, die katholische Bischofskonferenz, die Deutsche Evangelische Allianz und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland sowie die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste. Die Hauptredner betonten, dass es in den vergangenen Jahren eine Annäherung zwischen der ökumenischen und der evangelikalen Bewegung sowie der römisch-katholischen Kirche gegeben habe, die sich früher skeptisch distanziert bis ablehnend gegenüberstanden. P b www.missionrespekt.de


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CDU-Generalsekretär: Wir nehmen die Themen der AfD ernst LANDTAGSWAHL Übernimmt die AfD das Erbe des konservativen Flügels der CDU?

B

ei der Landtagswahl in Sachsen am 31. August holte die Alternative für Deutschland aus dem Stand 9,7 % der Stimmen – und damit mehr als Grüne (5,7 %) und FDP (3,8 %) zusammen. Die CDU, die erneut stärkste Kraft wurde, könnte nun entweder mit der SPD, mit den Grünen oder auch mit der AfD koalieren. Letzteres schloss Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) jedoch noch am Wahlabend aus. Auch CDU-Generalsekretär Peter Tauber erteilte einem solchen Bündnis eine Absage. Er plädierte jedoch dafür, die Themen der AfD aufzugreifen: „Wir müssen uns natürlich damit auseinandersetzen, warum Menschen Ängste haben.“ Die AfD sei in ihrer Struktur eine klassische Protestwählerpartei. Man habe gesehen, dass knapp ein Viertel derer, die die AfD gewählt haben, früher der CDU ihre Stimme gaben. Deshalb nehme man die Themen der AfD ernst, „ohne dass wir uns mit der AfD gemein machen“. Nach Ansicht des Publizisten (u. a. bei Cicero) Alexander Kissler zeigt der Erfolg der AfD in Sachsen dreierlei: „In Zeiten großkoalitionärer Wattebausch-Politik wachsen die Spielräume für Parteien

mit kernigen Ansagen.“ Des Weiteren werde die CDU nur noch ausnahmsweise als konservative Partei wahrgenommen. Und schließlich hätten die Versuche, die AfD zu diskreditieren, nicht gefruchtet. Kissler gegenüber idea: „Daraus folgt: Wenn die AfD sich nicht durch Flügelkämpfe, Finanzaffären oder Verbalradikalismus selbst zerlegt, könnte sie nachhaltig sowohl das Erbe der FDP als auch des konservativen Flügels der CDU antreten.“

Matussek: Die Ausgrenzung funktioniert nicht Ähnlich wertet der Publizist Matthias Matussek („Die Welt“) das Wahlergebnis. Die Wahl habe deutlich gezeigt, dass Ausgrenzungskampagnen nicht funktionieren. „Die Art, in der AfD-Parteichef Bernd Lucke – immerhin Uni-Professor, Familienvater und ohne kriminellen Hintergrund – dämonisiert wurde, war lächerlich“, sagte Matussek idea. Mittelfristig würde sich rechts von der CDU eine Kraft etablieren, „die irgendwann als Koalitionspartner infrage kommen wird, so wie es die Linke für die SPD darstellt“. P b www.cdu.de • www.alternativefuer.de

Dafür setzt sich die AfD in Sachsen unter anderem ein: • • • • SACHSEN-WAHL

Diese AfD geht nicht mehr weg

Die Alternative für Deutschland erobert die Parlamente und wird sich nicht, wie die CDU hofft, nach Piraten-Art selbst zerstören.

für Wahlrecht für Kinder von Geburt an – vertreten durch ihre Eltern gegen weitergehende Gleichstellung Homosexueller für eine Verschärfung der Abtreibungsgesetze für ein Förderschulsystem, das Kindern mit Behinderungen besser gerecht wird als Regelschulen • Sexualkunde-Unterricht erst ab dem Jugendalter, dessen Inhalte sich an Mehrheiten orientieren und nicht an Minderheiten; Ablehnung von Gender-Mainstreaming als „Gleichstellungsideologie“ • für Volksabstimmungen über Moscheebauten mit Minaretten • für mehr deutschsprachige Musik im Rundfunk

Islam-Terror: Warum tut die Kirche so wenig? ZDF-SENDUNG Zentralrat der Jesiden: Wer im Nordirak überlebt hat, dem fehlt es an Nahrung und Medizin.

K

ritik an der Passivität der Kirchen in Deutschland angesichts der Ereignisse in Syrien und im Nordirak haben Gäste der Sendung „Peter Hahne“ geübt. Sie stand unter dem Thema „Flüchtlingselend im Irak – Helfen jetzt nur noch Waffen?“. Nach Worten des syrisch-orthodoxen Christen Namroud Yahkup verbrennt unter dem Wüten der islamistischen Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) gerade die Wiege des Christentums. Erstmals in der Geschichte

des Irak höre man dort kein Glockenläuten mehr. Aber die Evangelische Kirche in Deutschland habe andere Prioritäten: „Sie redet lieber über Hilfe zum Selbstmord als über ihre Geschwister.“ Nach Yahkups Worten stellten die Islamisten Andersgläubige vor die Wahl, zum Islam zu konvertieren oder getötet zu werden. Christen würden mit einem „N“ für „Nazarener“ gekennzeichnet. Jahrhundertealte kirchliche Manuskripte mit der gesamten altkirchlichen

Liturgie seien verbrannt worden. Yahkup arbeitet mit der Hilfsaktion Märtyrerkirche (Uhldingen am Bodensee) zusammen.

„Dann wird der Krieg auch nach Deutschland getragen“ Der Vorsitzende des Zentralrats der Jesiden in Deutschland, Telim Tolan (Oldenburg), berichtete von seinem Besuch in einem Flüchtlingscamp im Norden Iraks. Dort fehle es nahezu an allem. Es gebe O 36.2014


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keine ausreichende medizinische Versorgung, zu wenig sauberes Wasser und nur einmal am Tag Nahrung: „Diese Flüchtlinge sind der Barbarei entkommen. Sie sind aber immer noch mitten in einer humanitären Katastrophe.“ Tolan schilderte auch, wie die IS-Terroristen arbeiten. In einem Dorf hätten sie sämtliche Jesiden in einer Schule zusammengetrieben. Anschließend seien sie in Busse verladen und in einiger Entfernung zu der Schule getötet worden. Wie Tolan sagte, bedroht IS auch den Weltfrieden: „Wenn wir den Krieg im Nordirak verlieren, dann wird der Krieg auch nach Deutschland getragen.“

Was Deutschland tun sollte Nach Worten Tolans genügt es nicht, nur die IS-Kämpfer zu vernichten. Vielmehr müsse man auch an Länder wie Katar, Saudi-Arabien oder die Türkei denken, die die Terrorgruppe finanziell und logistisch un-

terstützten. So würden in türkischen Krankenhäusern IS-Kämpfer behandelt und gepflegt. Mit Blick auf Katar plädierte Tolan dafür, dem Land die Fußballweltmeisterschaft 2022 wegzunehmen. Das sei eine Möglichkeit, das Land bei seinem Prestige zu packen. Tolan forderte Deutschland auf, gegenüber Islamisten eine „Null-ToleranzPolitik“ zu fahren und noch stärker von der Möglichkeit der Abschiebung Gebrauch zu machen. Denn auch hierzulande spiele der radikale Islam eine immer größere Rolle. P

b Stichwort: Hilfe für Flüchtlinge aus Syrien Hilfsaktion Märtyrerkirche Sparkasse Salem-Heiligenberg IBAN: DE27 6905 1725 0002 0314 17 BIC: SOLADES1SAL Stichwort: Hilfe für Christen im Irak Deutsche Evangelische Allianz IBAN: DE87 5206 0410 0000 4168 00 BIC: GENODEF1EK1

Arme sind großzügiger als Reiche KOLLEKTE Englische Studie bestätigt biblische Geschichte vom „Scherflein”.

A

rme sind bei kirchlichen Kollekten großzügiger als Reiche. Das geht aus einer Untersuchung der Anglikanischen Kirche von England hervor. Zwar spenden wohlhabende Kirchgänger größere Summen, aber sie stellen der Kirche einen geringeren Anteil ihres Einkommens zur Verfügung. Anglikaner mit Jahreseinkünften, die unter umgerechnet 12.500 Euro liegen, spenden der Kirche einen mehr als doppelt so hohen Anteil wie die „Reicheren“ mit mehr als 50.000 Euro pro Jahr. Die Ärmsten gaben 4,3 % ihrer Einkünfte, die Reichsten 1,8 %. Im Durchschnitt legten Kirchenmitglieder mit Jahreseinkünften zwischen 6.300 und 12.500 Euro der Kirche wöchentlich 8,40 Euro in den Klingelbeutel; bei denen mit einem Jahreseinkommen zwischen 50.000 und 75.000 Euro waren es etwa 20 Euro. In England gibt es keine Kirchensteuer. Die Kirche von England empfiehlt ihren Mitgliedern, den „Zehnten“ ihres Einkommens zu spenden – 5 % direkt für die Kirche und 5 % für andere wohltätige Zwecke, meist christliche Hilfswerke. 36.2014

Jesus-Wort bestätigt Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen eine biblische Geschichte. Im MarkusEvangelium (12,41–44) wird berichtet, dass Jesus im Jerusalemer Tempel beobachtete, wie das Volk Geld in den „Gotteskasten“ legte. Viele Reiche warfen viel ein, eine arme Witwe aber „zwei Scherflein“ – also einen Pfennig. Jesus rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: „Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben. Denn sie haben alle etwas von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.“ P

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ZITIERT » In Europa herrscht Krieg. Das

Fundament der existierenden Weltordnung ist zerstört. Internationale Rechtsnormen zählen fast gar nichts mehr. Russische Panzer dringen in den Süden der Ukraine ein. Allein diejenigen, die sich hartnäckig weigern, das Offensichtliche anzuerkennen, bewahren sich die Möglichkeit, weiterhin den Kopf in den Sand zu stecken. «

Die lettische Tageszeitung „Neatkariga Rita Avize“ (Riga)

» Die Theologin und Pazifistin

Margot Käßmann hat gesagt, Costa Rica sei ein Vorbild für Deutschland, denn es besitze nicht einmal eine Armee. Stimmt nicht ganz. Costa Rica hat seine Verteidigung komplett an die USA delegiert, in dem recht kleinen Land befinden sich 7.000 US-Soldaten, vor der Küste liegen 46 US-Kriegsschiffe. Wer das kleine Costa Rica angreift, kriegt es sofort und ohne Umwege mit dem großen Bruder zu tun. Billig und sicher für Costa Rica. Aber kein Modell für Deutschland. « Der Tagesspiegel (Berlin)

» Die Politiker an der Spitze der

Alternative für Deutschland (AfD) sind angesehene Hochschullehrer und ehemalige Verbandschefs. An diesen Menschen habe ich nichts auszusetzen. Und ich siedele die AfD derzeit auch nicht am rechten Rand an. « Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel im „Spiegel“

» Hätte man uns vor dreißig Jahren gesagt, dass der Islamismus die

Nachfolge des Kalten Krieges antreten würde, hätten wir darüber gelacht. Hätte man vor dreißig Jahren behauptet, die Evangelien hätten die militärischen Ereignisse sowie die Umweltkatastrophen vorausgesagt, oder hätte man erklärt, die Apokalypse habe in Verdun begonnen, wäre man für einen Zeugen Jehovas gehalten worden. «

Der Religionsphilosoph René Girard (Stanford, USA) in seinem neuen Buch „Im Angesicht der Apokalypse. Clausewitz zu Ende denken“ (Matthes & Seitz, Berlin)


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Religion wird für die Politik immer wichtiger BUNDESTAGSPRÄSIDENT Missbrauch der Religion ist „gigantisches Thema“.

D

ie Bedeutung der Religion wird für die Politik immer stärker. Diese Ansicht vertraten führende Bundespolitiker und Kirchenvertreter bei einer Podiumsdiskussion des Kongresses „MissionRespekt“ in Berlin. Bundestagspräsident Norbert Lammert bezeichnete es als ein grundlegendes Missverständnis in der westlichen

EKD-Chef Nikolaus Schneider und Bundestagspräsident Norbert Lammert

Welt, dass Religion im 21. Jahrhundert keine Rolle mehr spiele. Es werde oft verdrängt, welche offensive und teilweise aggressive Geltung religiöse Bezüge im Rest der Welt hätten, sagte der katholische CDU-Politiker. Die Frage, wie man mit einer „Instrumentalisierung von Religion für politische Zwecke“ umgehe, sei ein „gigantisches Thema“.

Religionsfreiheit verteidigen Die Religionsfreiheit sei zwar in Deutschland in sehr hohem Maße gesichert, aber

es gebe eine neue Herausforderung. So griff in einigen Flüchtlingsheimen ein Teil der Asylanten andere an, die vor religiöser Verfolgung geflohen seien. Die Religionsfreiheit müsse „mit Klauen und Zähnen“ verteidigt werden.

Parallelgesellschaften Der EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider (Berlin), zieht eine Grenze der Toleranz da, wo elementare Menschenrechte im Namen einer Religion verletzt werden, etwa bei Gewaltanwendung oder der Diskriminierung von Frauen. Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, äußerte Sorge über die Entstehung von Parallelgesellschaften: „Was ist mit der Muslima, die Christin werden will?“. In streng islamischen Familien bekämen solche Frauen Schwierigkeiten.

Freikirchler beim Gottesdienst An einem ökumenischen Gottesdienst nahmen auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und der Vorsitzende der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Präses Ansgar Hörsting (Witten), teil. Die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche, Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), sagte in ihrer Predigt im Blick auf die Konflikte im Irak, in Syrien und im Heiligen Land, sie gebe die Hoffnung nicht auf, „Frieden mit Mitteln des Friedens zu schaffen“. P

Warum dem deutschen Allianzchef mal kurz der Kragen platzte Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener (Kassel), zum Kongress, über den auf Seiten 11 und 12 berichtet wird, auf Facebook: Seit dem Kongress „Christliches Zeugnis in multireligiöser Welt“ (www.missionrespekt.de) kritisieren ganz besonders Rechtgläubige, dass die Deutsche Evangelische Allianz diesen Kongress mit veranstaltet hat. Wenn es nach den Kr Kritikern geht, pflegen „richtige Christen“ keinen Austausch und keine geistliche Gemeinschaft mit – Katholiken – Charismatikern und Pfingstlern – evangelischen Landeskirchlern – Orthodoxen weil die ja alle Irrlehren verbreiten und sich erst bekehren müssen, und auch nicht mit Vertretern der Evangelischen Allianz, weil die ja mit all diesen Christenmenschen sprechen. Da platzt mir doch mal kurz der geistliche Kragen, und ich sage liebevoll und bestimmt: „Wenn Ihr ganz besonders Rechtgläubigen über den Einlass in den Himmel entscheidet: In EUREN Himmel will ich nicht!“

NOTIERT Indien: Regierungspartei gefährdet die Religionsfreiheit In Indien stellt die Herrschaft der national-hinduistischen Partei BJP eine Gefahr für die Religionsfreiheit dar. Nach Worten des Vorsitzenden der Indischen Evangelischen Allianz, Richard Howell (Neu Delhi), betreibt die vor kurzem an die Macht gekommene BJP einen religiös-hinduistischen Nationalismus. Sie verfolge das Prinzip „Eine Nation, eine Kultur, ein Volk“. Alle Nicht-Hindus – etwa Muslime und Christen – würden damit diskriminiert und aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen, obwohl Indien der Verfassung zufolge ein säkularer Staat sei. Sie müssten ihre Identität aufgeben, und dies führe zu Verfolgung. Die Auslegung von Antibekehrungsgesetzen habe die Folge, dass zahlreiche Evangelisten hinter Gittern säßen, weil sie Christus gepredigt und zum Glauben an ihn eingeladen hätten. Von den 1,2 Milliarden Einwohnern Indiens sind 82 % Hindus, 12 % Muslime und mindestens 3 % Christen.

„Wort zum Sonntag“: Pfarrer übergießt sich mit Eiswasser Der katholische Pfarrer Gereon Alter (Essen) hat sich am 30. August im „Wort zum Sonntag“ einen Eimer mit Eiswasser über den Kopf gießen lassen. Die sogenannte „Eiskübel-Herausforderung“ soll auf die seltene Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) aufmerksam machen. Wer nominiert wird, muss sich entweder mit Eiswasser übergießen oder spenden. Die meisten machen beides. Pfarrer Alter war laut eigener Aussage nicht nominiert worden. Er habe sich aber die Freiheit genommen, es trotzdem zu machen. Spenden will er auch, allerdings nicht für die Erforschung von ALS, sondern einer anderen seltenen Krankheit. Zu seiner Motivation erklärte der 47-Jährige: „Ich finde die Idee klasse, auf eine originelle und spaßige Weise auf eine Krankheit aufmerksam zu machen, die sehr ernst ist und bisher kaum Beachtung findet.“ Jesus hätte die Sache gut gefunden und vielleicht auch mitgemacht, zeigte sich Alter überzeugt: „Der war auch unkonventionell und hat gegen damals geltende Regeln verstoßen.“

Foto: MissionRespekt/Markus Nowak

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Das Wunder der Freiheit FRIEDLICHE REVOLUTION Heute vor 25 Jahren sah die Welt anders aus: Der Ostblock war noch weithin festgefügt. Wer in Berlin vom Ostteil in den Westteil über die Mauer wechseln wollte, wurde erschossen. Doch im September 1989 regte sich der Widerstand gegen den SED-Sozialismus immer massiver, bis am 9. November schließlich – völlig unerwartet – die Mauer fiel. In der Folge zerbröckelten die sozialistischen Diktaturen in Osteuropa. Ein knappes Jahr später feierte Deutschland die Einheit. In dem Buch „Das Wunder der Freiheit und Einheit“ – das jetzt ausgeliefert wird – erinnern sich über 50 Zeitzeugen an die bewegenden Wochen. idea druckt Auszüge.

Foto: picture-alliance / ZB

EIN BIBELWORT BRACHTE DIE DIKTATUR INS WANKEN Was bis heute vielen gar nicht mehr bewusst ist: Es war ein Bibelzitat, das entscheidend zum Zusammenbruch des atheistischen DDR-Systems beigetragen hat. Der Initiator dieser Bibel-Friedensbewegung unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ ist Harald Bretschneider (Dresden), zur DDR-Zeit Landesjugendpfarrer der sächsischen Landeskirche. Auf ihn waren rund 60 Stasi-Mitarbeiter angesetzt. Seine Initiative ließ die SED-Diktatur in Panik geraten. Im alttestamentlichen Buch Micha 4,3 heißt es: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ – Micha war ein Prophet um 701 vor Christus. Der judäische König Hiskia folgte seinem Rat, rüstete nicht weiter auf und schloss auch keine neuen militärischen Bündnisse, obwohl der assyrische König Sanherib schon die Landeshauptstadt belagerte und den ohnmächtigen Hiskia verspottete. Der aber vertraute seinem Gott und der prophetischen Zusage von der Kraft der Gewaltlosigkeit. Dieses Vertrauen wurde belohnt. Unerwartet und trotz Übermacht zog der feindliche Sanherib mit seinen Soldaten ab. Durch Krankheit im Heer und eine Revolte im Herrscherhaus hatte Gott ihn dazu gezwungen (2. Könige 19). Der russische Bildhauer Jewgeni Wutschetitsch hatte für die Weltausstellung in Brüssel 1958 eine Plastik geschaffen: Ein muskulöser Mann schmiedet aus einem Schwert eine Pflugschar. Das Original steht in Moskau, eine Kopie vor der UNO in New York. Mit diesem Bibelwort und dem Denkmal des Russen entwarf ich für die Erste Friedensdekade des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR 1980 ein Lesezeichen, das die Dresdener Graphikerin Ingeborg Geißler als Reinzeichnung fertigte. Davon wurden 100.000 Stück auf Vliesstoff gedruckt. Das galt als „Textiloberflächenveredlung“ und bedurfte keiner Druckgenehmigung. Die Lesezeichen wurden in den Jungen Gemeinden verteilt, die Jugendlichen legten sie in die Schulbücher. Das führte zu Diskussionen mit den Lehrern, die sich häufig erst eine Bibel borgen mussten, um den Vers nachzuschlagen. Dieses Wort traf die Friedenssehnsucht der jungen Menschen. Manche schnitten das

ideaSpektrum 36.2014

Bretschneider mit dem berühmten Aufnäher und Lesezeichen

Symbol aus den Lesezeichen und nähten es auf ihre Anoraks. Sie waren in der Öffentlichkeit nicht mehr zu übersehen. Es war atemberaubend, wie junge Menschen mit dem Zeichen „Schwerter zu Pflugscharen“ das Friedenszeugnis der Bibel so ins Gespräch gebracht haben, dass sogar in der Schule und auf der Straße darüber gesprochen wurde. Doch der Widerstand der Staatsmacht dagegen war enorm. Ich selbst wurde einmal von Polizisten mit Hunden umstellt. Einer meinte: „Den Micha kriegen wir auch noch!“

DEN HIMMEL AUF ERDEN BAUEN? VORBILD HOLMER Ende 1989 war Erich Honecker in der DDR so verhasst, dass auch die SED-PDS ihm kein Quartier mehr zur Verfügung stellen wollte. Auf Bitte der Kirche nahm dann ausgerechnet der Pfarrer Erich und Margot Honecker in sein Pfarrhaus in Bernau bei Berlin auf, dessen Kinder als entschiedene Christen nicht die Oberschule besuchen durften: Uwe Holmer (heute Serrahn in Mecklenburg). 1949. Auch wir Anfänger im Theologie-Studium müssen Marxismus-Leninismus studieren. Mit den Philosophen, den Philologen und anderen sitzen wir in einem Hörsaal der Uni Rostock. Die hinteren Bankreihen sind erhöht. Wir Theologen sitzen unten, direkt vor dem Dozenten. Der schildert die Vorzüge und Perspektiven des Sozialismus: kein Privateigentum an den Produktivkräften mehr. Kei- O


F R I E DL IC H E R E VOLU T ION

Uwe Holmer

Der einst Christen diskriminierende Staatschef Honecker und seine Frau fanden nur noch bei einem Christen Zuflucht: Pfarrer Holmer

ne Konkurrenz zwischen den Unternehmern, Produzenten und Kaufleuten. Alle arbeiten einträchtig zusammen unter der kundigen Leitung der Partei. Leistungslöhne geben zusätzlichen Ansporn. Friede herrscht im Lande, mehr und mehr auch unter den Völkern. Die letzte Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung ist der Kommunismus. Da ist dann Leistungslohn nicht mehr nötig. Jeder arbeitet gern, und jeder bekommt alles, was er braucht, in reichem Maße. Jeder ist zufrieden und gönnt dem Nächsten, was ihm zusteht. Neid und Geiz gibt es dann nicht mehr. Denn der Wohlstand wird unausdenkbar groß sein: „Und dann bauen wir uns den Himmel auf Erden.“ Pause. „Und dann stirbt die Kirche von ganz allein!“ Da saßen wir Theologen nun und spürten, wie die anderen auf uns herabschauten: Ihr armen Theologen, nun müsst ihr jetzt schon studieren, wann es mit euch zu Ende geht. Ich konnte nur still meine Hände zusammenlegen und beten: „Herr, du hast gesagt: Die Pforten der Hölle sollen meine Gemeinde nicht überwältigen. Du hast das durch alle Jahrhunderte erwiesen, jetzt erst wieder bei den Nazis. Du wirst das auch in Zukunft tun.“ Aber ich wusste auch: Gemeindearbeit wird schwer werden, es wird Stress geben … 40 Jahre später. Die Medien melden: „… Genosse Erich Honecker hat gebeten, ihn aus gesundheitlichen Gründen von seinen Ämtern zu entbinden.“ Bald wurde klar: Er war zwar krank, ist aber keineswegs freiwillig zurückgetreten: Er war zum Rücktritt gezwungen worden. Und was ist aus dem Himmel auf Erden geworden – und aus der Klassenbruderschaft der Genossen? – Wer krank ist, wird als unbrauchbar verstoßen, muss sehen, wo er bleibt. Die Funktionärssiedlung Wandlitz sollte bald aufgelöst werden. Erich Honecker musste zuvor noch einmal auf den Operationstisch und wusste, dass er danach kein sicheres Zuhause mehr hatte. Was ihm angeboten worden war, konnte von aufgebrachten Bürgern gestürmt werden. So war er in großer Verlegenheit und bat die Kirche um Asyl. Die Kirchenleitung empfahl das Diakonie-Dorf Lobetal, in dem alle Häuser der Kirche gehörten, dort könnte er viel-

leicht ein wenig abgeschirmt leben. Doch ein Heimplatz war nicht frei. So fand er Unterkunft in unserer Familie. Asyl im Pfarrhaus statt sozialistischer Himmel auf Erden! Das war äußerst demütigend für Honeckers. Luther hat gesagt: „Wenn mein Feind krank ist, ist er nicht mehr mein Feind.“ So suchten wir eine menschliche Brücke. Später habe ich Erich Honecker im Gefängnis Moabit gesagt: „Herr Honecker, der Sozialismus hat einen Fehler gemacht.“ Er: „Wieso?“ Ich: „Der Sozialismus hat gemeint, der Mensch sei gut. Man müsse nur die Verhältnisse bessern, die Ausbeutung beseitigen, dann werde alles gut. Es wurde aber nicht gut. Denn der Mensch ist ein Egoist. Die Bibel sagt: Der Mensch ist ein Sünder. Deshalb hat Jesus die Herzen verändern wollen: zu Vertrauen gegenüber dem Schöpfer, zu opferbereiter Liebe, zu Wahrhaftigkeit und Verantwortungsbereitschaft. Und wenn die Herzen zum Guten verändert werden, dann werden auch die Verhältnisse gut.“ Erich Honecker sagte nur: „Nun gut, wenn Sie das so meinen.“ Ich lerne aus der Geschichte: Den Himmel auf Erden bauen? – Das sollten wir Gott überlassen.

FÜNF KERZEN FÜR DIE GEFANGENEN Kein Pfarrer hatte in der DDR so viele Zuhörer wie der promovierte Jugendevangelist Theo Lehmann aus Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz). Der Lutheraner wirkte häufig zusammen mit dem Baptistenpastor und Liedermacher Jörg Swoboda (Buckow/Brandenburg), der heute Vorsitzender der Deutschen Evangelistenkonferenz ist. Aus dessen Beitrag ein Auszug: Als ich mit meinem Freund, dem Pfarrer Theo Lehmann, zu einer Jugendevangelisation in Lampertswalde bei Meißen anreise, sind die Mitarbeiter in heller Aufregung. Einer aus ihrer Mitte, Friedchen, ist in Karl-Marx-Stadt (heute: Chemnitz) bei einer Demo festgenommen worden. Dass sich die Polizei ausgerechnet an Friedchen vergriffen hat, wo der doch die Friedfertigkeit in Person ist, empört alle. Sein Freund Henoch erzählt, die Eltern hätten sich bei der Polizei nach ihrem Sohn erkundigt, seien aber abgewiesen

Evangelisten, die mit bibeltreuer Verkündigung, Liedern, Humor und subtiler Systemkritik so viele Zuhörer in der DDR fanden, wie sonst keine Prediger: Theo Lehmann (l.) und Jörg Swoboda

Fotos: privat, idea/Pritzkau, privat, picture alliance / dpa, PR, SCM Hänssler

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F R I E DL IC H E R E VOLU T ION

worden. In vier Wochen würde man ihnen sagen, wo und weshalb ihr Sohn „einsitze“. Schon bei der Abendmahlsfeier vor diesem ersten von sechs Jugendabenden beten wir für Friedhelm und alle anderen, die verhaftet worden sind. Danach spielt im Vorprogramm eine Musikband in der sich langsam füllenden Kirche. Plötzlich unterbricht sie ihr Spiel. Einer der Musiker stellt sein Instrument zur Seite und nimmt eine Kerze zur Hand. Das ist ungewöhnlich. Gebannt verfolgen alle, was vorn geschieht. Er tritt ans Mikro, entzündet die Kerze und sagt: „Diese Kerze zünde ich für NN an, der bei der Demo in Dresden verhaftet worden ist.“ Dann stellt er die brennende Kerze auf einen Lautsprecher. Atemlose Stille. Dann nimmt ein weiterer Musiker eine zweite Kerze, entzündet sie, nennt den nächsten Namen und stellt auch diese Kerze auf den Lautsprecher. Schließlich brennen fünf Kerzen für fünf Festgenommene. Wie geht es ihnen? Welche Folgen wird ihr Einsatz für ihren beruflichen Werdegang haben? Wie wissen es nicht. Aber Folgen haben wird es. Der Staat ahndet jede Widersetzlichkeit. Wer zum Beispiel Tonbandaufnahmen von einem DDR-kritischen Beitrag in einem Westsender macht, ihn abtippt und verbreitet, wandert wegen „staatsfeindlicher Hetze“ für Jahre ins Gefängnis. Wer politische Witze erzählt, dem ergeht es ebenso. Die fünf jungen Männer werden uns durch die brennenden Kerzen als Vorbilder für Zivilcourage und Gottvertrau-

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en vor Augen gestellt. Eine große Ernsthaftigkeit liegt über diesem Abend. 250 junge Leute singen zusammen, werden ein Klangkörper, dass die Kirchenmauern erzittern. Wer das einmal erlebt hat, kann es nicht mehr vergessen. Wie viel Kraft, Glaubensvergewisserung und Hoffnung ist uns daraus zugeströmt! Die Kollekte des zweiten Abends beträgt 800 Mark. Sie ist für Friedhelm „Friedchen“ D. und andere bestimmt, die ebenfalls festgenommen wurden und nun wahrscheinlich einen Anwalt bezahlen müssen. Als wir um 22:30 Uhr aus der Kirche kommen, erreicht uns die gute Nachricht, dass er frei ist. Einen Abend später interviewe ich ihn vor der Predigt. Er berichtet, wie er erlebt hat, dass Jesus ihm mitten in Erniedrigung und Unsicherheit besonders nahe war. Dem Aufruf zur Entscheidung D ffür Jesus folgen an diesem Abend zehn Jugendliche. A P

Bernd Oettinghaus, Harald Bretschneider, Frank Richter (Hrsg.), Das Wunder der Freiheit und Einheit. Mit Zeitzeugen auf dem Weg der Friedlichen Revolution, Evangelische Verlagsanstalt (Leipzig) in Kooperation mit SCM Hänssler (Holzgerlingen bei Stuttgart), 288 Seiten, 16,95 Euro.

Islamischer Terror gleicht dem Wüten der Nationalsozialisten JÜDISCHER KONGRESS Warum schweigt man zur Verfolgung von Christen? – Dem Morden ein Ende machen

Foto: REUTERS

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er Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder (New York), hat das Morden der islamistischen Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) mit dem Wüten der Nationalsozialisten im Dritten Reich verglichen. Wie er in der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“ (Wien) schreibt, wird der Irak von einer Terrorwelle überrollt, die an den nationalsozialistischen Terror erinnere. Angesichts dieser Entwicklung zeigte er sich entsetzt über das weltweite Schweigen zur Verfolgung von Christen und Andersgläubigen. Historiker würden sich möglicherweise dereinst im Rückblick auf die heutige Zeit fragen, „ob die Menschen ihre Orientierung verloren haben“. Aufgrund ihrer Wehrlosigkeit und der Gleichgültigkeit der Welt gegenüber ihrem Leid müssten Christen um ihres Glaubens willen sterben. Nur allzu gut verstünden Juden, was geschehen könne, wenn die Welt zu solchem Unrecht schweige. Lauder rief dazu auf, dass sich „gute Menschen zusammentun“, um der „Mordkampagne“ ein Ende zu setzen. Er verwies auf ein „Band zwischen Juden und Christen“, das in der gemeinsamen Bibel und gleichen Werten bestehe. IS hat Im Norden Iraks rund eine halbe Million Menschen vertrieben. Die Terrororganisation hat einen islamischen Staat (Kalifat) ausgerufen, in dem sie ihr Religi-

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In die Berge geflüchtete Christen aus Sinjar (Nordirak)

onsgesetz, die Scharia, mit brutalsten Mitteln durchsetzt. Die Vereinten Nationen beschuldigen IS „barbarischer“ Taten. Sie sollen Kinder religiöser Minderheiten wie Christen und Jesiden geköpft sowie Frauen und Mädchen vergewaltigt haben. Im syrischen Bürgerkrieg werden Christen ebenfalls von extremistischen islamischen Kampfgruppen drangsaliert. P


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Das Glück & die Bibel LEBENSHILFE Die moderne Glücksforschung bestätigt in mancher Hinsicht Empfehlungen aus der Bibel. Die Pastorin der hannoverschen Landeskirche, Luitgardis Parasie (Northeim bei Göttingen), war bei einem Kongress mit bekannten Glücksexperten in Berlin dabei. „Wenn ich male, vergesse ich alles um mich herum“, sagt meine Freundin Hilde. „Ich gehe ganz auf in dem, was ich tue.“ Der amerikanische Psychologieprofessor Mihály Csíkszentmihályi hat dafür einen Begriff erfunden: „Flow“ (Fluss). Er sprach vor 400 Psychologen und Psychotherapeuten auf einem Kongress zum Thema Glück an der Freien Universität Berlin. Flow, das ist Glück pur. Joseph, Mikrobiologe, erlebt es so: „In einem dunklen Raum durchs Mikroskop sehen, diese leuchtenden bunten Objekte angucken. Manche bewegen sich. Es ist ein Videospiel, wundervoll. Ich sitze manchmal drei oder vier Stunden vor dem Mikroskop, gucke das Material an und analysiere es. Für andere ist es wahrscheinlich verwirrend, in welchem Ausmaß ich mich konzentriere und nicht beachte, was um mich passiert.“ Genau das ist typisch für den Flow: komplette Hingabe an eine Aufgabe. Das ist tief befriedigend. Im Flow sorgt man sich nicht, vergisst die Zeit, ja auch sich selbst.

Glücksfaktor Religion Viele Menschen kennen Flow-Erlebnisse. Und dennoch: Glück ist unverfügbar und kommt meist ungeplant. Das betonte Gunther Schmidt, Leiter des Milton Erickson Instituts in Heidelberg. Man kann Glück also nicht „machen“, gleichzeitig will man aber genau das. Die Tipps, wie Menschen ihr Glück steigern können, klingen erstaunlich banal: jeden Abend drei positive Ereignisse notieren, oder: einen Dankesbrief schreiben an jemanden, der einem viel gegeben hat, etwa eine Patentante, ein Lehrer. Für Christen ist das nicht neu. „Seid dankbar in allen Dingen“ (1. Thessalonicher 5,18), rät der Apostel Paulus, und Psalm 103 empfiehlt: „Vergiss nicht, was Gott dir Gutes getan hat.“ Mehrfach übrigens wird auf dem Kongress als Glücksfaktor genannt: Religion und Spiritualität praktizieren.

worden. Du fragst ihn: Wie hast du das erfahren? Was hat dein Chef gesagt? Wie hast du dich gefühlt? Wer war noch dabei? Was hast du anschließend gemacht? Dadurch kommuniziert man konstruktiv und zeigt Interesse. Weiter geht es mit M=Meaning (Sinn): zu etwas gehören und jemandem dienen, der größer ist als man selbst. Nächstenliebe praktizieren, statt das eigene Vergnügen zu suchen. Und als Letztes A=Accomplishment (Gelingen): mit Selbstdisziplin ein Ziel erreichen.

Positive Psychologie zur Erlösung der Welt? Vieles klingt wie eine christliche Charakterschule: Hingabe, Nächstenliebe, Disziplin, Dankbarkeit. Aber was die christlichen Traditionen angeht, sind die Referenten zurückhaltend. Stattdessen bedient man sich bei fernöstlichen Weisheiten, etwa dem Dalai Lama. Und manchmal beschleicht einen das Gefühl: Die konstruieren sich ihre eigene Religion. Martin Seligman ist jedenfalls überzeugt: PERMA kann man jedem beibringen, in Schulen, Regierungen, beim Militär, und dann wird die Welt ein besserer Ort. Positive Psychologie als Programm zur Welterlösung? Man fragt sich: Ist das nicht naiv? Unterschätzt Seligman nicht das Böse?

Was Twitter und Facebook verraten Naiv erscheint auch der Umgang mit den sozialen Medien des Internets. Neue psychologische Studien nämlich, so erfährt man, arbeiten nicht mehr mit herkömmlichen Tests an ausgewählten Personenkreisen, sondern indem sie Da-

Was bedeutet für Sie Glück? Gesundheit

87%

Intaktes Elternhaus

Die PERMA-Formel Umjubelter Star des Kongresses ist Martin Seligman, Begründer der positiven Psychologie. Der 72-jährige US-Professor entwickelte ein Modell, wie man Glück erreicht: PERMA. Das steht für P=Positive Gefühle, z. B. indem man sich jeden Tag an drei gute Dinge erinnert. E=Engagement: eigene Stärken nutzen und sich mit Leib und Seele für eine Sache einsetzen. R=Relationships: Beziehungen wertschätzend gestalten. Glückliche Erlebnisse des anderen durch Nachfragen vertiefen. Etwa so: Dein Mann ist befördert

74%

Freude über die kleinen Dinge des Lebens

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Arbeitsplatz Freude über Erfolg/Leistung

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Zeit für eigene Interessen

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Keine Geldsorgen

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© l ideaGrafik; Quelle: Statista 2014

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ten aus Facebook und Twitter erheben. So zeigen sich beispielsweise eklatante Unterschiede in der Wortwahl von Frauen und Männern. Während bei Frauen eher „Liebe“, „wundervoll“, „aufgeregt“ dominieren, sind es bei Männern „Mist“, „Wünsche“, „schwarz“. Daraus lässt sich die Stimmung und sogar das Herzinfarktrisiko ableiten. Wie immer man diese Ergebnisse bewertet, eines dürfte Benutzern von Facebook und Twitter nach diesem Vortrag klar sein: Die Daten, die sie dort eingeben, werden ungefragt für alles Mögliche verwendet, von dem sie nicht im Entferntesten etwas ahnen. Das ist riskant.

Foto: picture alliance / dieKLEINERT

Der Mensch tut Gutes und Böses Denn der Mensch ist bereit, Gutes zu tun, aber auch Böses, um sozial dazuzugehören. Das sagte der Neurobiologe Joachim Bauer aus Freiburg. Die sensationelle Erkenntnis des Hirnforschers ist: Unsere Gene werden durch soziale Erfahrungen reguliert. „Das Gehirn verwandelt in jeder Minute, die wir sozial unterwegs sind, Psychologie in Biologie.“ Jeder kennt das: Bei Stress schlägt das Herz schneller, Schweiß bricht aus. Das kommt daher, weil das entsprechende Gen aktiviert wird und das Stresshormon Cortisol vermehrt ausgeschüttet wird.

Eltern sind für das Glück ihrer Kinder verantwortlich Diese Erkenntnisse sind u. a. für die Kindererziehung bedeutend. Denn unser Gehirn ist geradezu süchtig nach sozialer Verbundenheit und Anerkennung. Wenn es die

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bekommt, werden Glückshormone freigesetzt. Besonders in den ersten 18 Monaten sollten Babys diese Verbundenheit erleben und darum möglichst von den Eltern betreut werden. Schwere Mangelerfahrungen bei Kleinkindern können nämlich die Regulation der Gene, die „Genschalter“, blockieren. Solche Menschen haben später ein erhöhtes Risiko für Depressionen. Ab dem dritten Lebensjahr kann das Kind unterscheiden, welche Folgen sein Handeln hat. Sein Vorderhirn wird nun bis zum Alter von zehn Jahren entscheidend strukturiert. Jetzt muss es Werte vermittelt bekommen und lernen, Regeln einzuhalten. Dadurch wird es sozial kompetent und lebenstüchtig. Bauer: Wer diese „Erziehung nicht leistet, versündigt sich an der biologischen Reifung des kindlichen Gehirns“. Die Folge sind auf sich selbst bezogene oder psychisch gestörte junge Menschen.

Warum antiautoritäre Erziehung völlig falsch ist Antiautoritäre Erziehung ist aus Sicht der Hirnforscher also völlig falsch. Im Gegenteil: Wer Regeln lernt, wird glücklicher. Das bestätigt eine Weisheit aus der Bibel: „Wer sein Kind liebt, erzieht es beizeiten“ (Sprüche 13,24).

Liebe Gott und deinen Nächsten Wesentliche Glücksfaktoren, so lässt sich am Ende feststellen, sind also Hingabe, soziale Verbundenheit und Spiritualität. Man kann es auch einfacher sagen: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst. P


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IN T ERV IEW

Thüringen Bevölkerung:

2,2 Mio

evangelisch: katholisch:

23,6 % 7,8 %

Der glücklichste Tag FRIEDLICHE REVOLUTION Thüringen liegt in der Mitte des wiedervereinigten Deutschlands. Hier be-

„Habt keine Angst!“ idea: Frau Ministerpräsidentin, wir feiern in den Sie nennen Ihre Initiative „Aufbruch in nächsten Wochen, dass vor die Freiheit“. Was heißt Freiheit heute? 25 Jahren auf friedliche Weise eine Das begreift man am besten auf dem Diktatur gestürzt wurde. Und obwohl Hintergrund der SED-Zeit, in der eine es ein weltweit einmaliges Ereignis ist, allmächtige Partei versuchte, Staat, scheint das Jubiläum in Deutschland Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur bisher nur wenige zu interessieren ... umfassend zu beherrschen, und ihre uneingeschränkte und unkontrollierLieberknecht: Ganz so würde ich es te Macht dafür auch robust einsetzte. nicht einschätzen, aber das Interesse Diese Allgegenwart war beängstikönnte bis zum Tag des Mauerfalls gend. Papst Johannes Paul II. rief einst – dem 9. November – durchaus noch Thüringens Regierungschefin Lieberknecht seinen polnischen Landsleuten zu: wachsen. Ich habe jedenfalls für Thüringen als Ministerpräsidentin längst eine Initiative „Habt keine Angst!“. Dies hat auch uns bei der Friedlichen „Aufbruch in die Freiheit“ gestartet, um die Vorkämpfer Revolution Mut gemacht, und dies soll uns heute motiviedieser Revolution zu Wort kommen zu lassen. Wir führen ren, überall da zu widerstehen, wo Unrecht aufkommt. mit ganz positivem Echo Veranstaltungen durch, um an die Zeit der Diktatur zu erinnern und denen zu danken, die Ist der Geheimdienst der USA der Stasi ähnlich? dem Unrechtsregime widerstanden haben. Wir werden üb- In vielen Medien wurde ein Vergleich der Stasi mit dem USrigens am 9. November auch ein großes Bürgerfest gemein- Geheimdienst NSA gezogen … sam mit der Landesregierung unseres Nachbarbundeslan- Dieser Vergleich verbietet sich. Natürlich halte ich die amedes Hessen rund um die Werrabrücke von Vacha feiern. rikanische Spionage gegenüber deutschen Spitzenpolitikern

Fotos: ullstein bild, picture alliance / dpa

findet sich bei Mühlhausen bzw. Erfurt der geografische Mittelpunkt. Der Freistaat ist eine der wichtigsten Regionen deutscher Geschichte und Kultur mit der Geburtsstadt Bachs (Eisenach), den Wirkungsorten von Goethe und Schiller (Weimar), der Wartburg (hier übersetzte Luther das Neue Testament ins Deutsche), Erfurt (im dortigen Kloster erfuhr Luther entscheidende Impulse zu seiner späteren Reformation) oder Bad Blankenburg (mit dem Allianzhaus als Zentrum der evangelikalen Bewegung in Deutschland). Dem Bundesland steht – einmalig in der deutschen Geschichte – eine Pastorin vor: Christine Lieberknecht, seit 2009 Ministerpräsidentin einer Großen Koalition von CDU und SPD. Mit der 56 Jahre alten CDU-Politikerin sprach Helmut Matthies.

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NIEDERSACHSEN

Harz

SACHSENANHALTI N T E R V I E W

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Nordhausen

Eichsfeld

für falsch. Darüber ist ja auch mit der US-Regierung geredet worden. Aber die NSA auf eine Ebene mit der SED-Diktatur zu stellen, die Menschen entwürdigt, schikaniert und unter schrecklichen Umständen inhaftiert hat, ist völlig daneben.

Gottesdienst am 9. November in möglichst jeder Gemeinde Was wünschen Sie sich von Gemeinden zum 9. November? Der 9. November hat viele Gesichter, doch der Mauerfall ist wohl der glücklichste Tag für alle Deutschen in der jüngeren Geschichte überhaupt. Ich kann mir nicht mehr an Erfüllung der biblischen Aussage – dass der Glaube Berge versetzen kann – vorstellen als die friedliche Überwindung eines hermetisch abgeriegelten Systems mit Mauer und Stacheldraht. Ich wünsche mir, dass an diesem Tag in vielen landes- und freikirchlichen Gemeinden in Ost und West Gottesdienste angeboten werden, in denen man an dieses Ereignis erinnert, Gott dafür dankt und möglichst viele darüber sprechen lässt, wie sie mit der Teilung fertig geworden sind. Und das sollten natürlich auch die Landeskirchen und die EKD auf bedeutsame Weise zum Ausdruck bringen. Während der Fußballweltmeisterschaft gab es ein großes Fahnenmeer in Ost und West. Hat sich also schon ein gemeinsames Nationalgefühl entwickelt? In den zentralen Fragen auf jeden Fall. Wir haben es beispielsweise im letzten Jahr erlebt, als gleich mehrere Bundesländer von einer Hochwasserkatastrophe betroffen waren. Und da haben die Deutschen nicht gefragt: Ist die Katastrophe in Ost oder West?, sondern: Wo ist unsere Hilfe jetzt nötig? Dann sind viele durch die Republik geeilt und haben mit angepackt oder auch reich gespendet. Hier zeigte sich eine große gesamtdeutsche Solidarität.

„Ich bin stolz auf dieses wunderbare Land“ Sind Sie stolz auf Deutschland? Ja, ich bin stolz auf dieses wunderbare Land! Auch weil es immer wieder in der Lage zu Beschlüssen ist, die es voranbringen. Das hat z. B. die Finanz- und Wirtschaftskrise der letzten Jahre gezeigt, die uns fast die Luft abgeschnürt hätte. Durch viele Entscheidungen und Ideen ist es gelungen,

HESSEN

Mühlhausen

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BAYERN dass wir heute sogar noch besser dastehen als vorher. Unser Wohlstand hängt freilich auch mit unserem Bildungssystem zusammen, mit dem Handwerk wie der berufsständischen Wirtschaft überhaupt, wo Bürger Bürgern vertrauen und noch ein Handschlag jede Zertifizierung von Verfahren ersetzen kann. Es war zu lesen, dass Sie zur Zeit der deutschen Teilung Angst vor einem Dritten Weltkrieg gehabt hätten. Warum? Wir waren in der DDR umgeben von Symbolen der Gewalt. Schon an der Schule war die Zivilverteidigung Pflichtübung. Und wer nicht mitmachte, konnte nicht an einer Universität studieren. In den Ferien musste man 14 Tage lang bei verschiedenen Organisationen lernen, nach dem Motto: „Was tun, wenn auf die DDR eine Atombombe fällt?“. Da rannte man dann mit einer Aktentasche überm Kopf, als könne man sich so schützen. Später kamen der verpfl ichtende Wehrunterricht an allen Schulen sowie Muss-Tagungen dazu, bei denen die BRD als waffenstarrender Feind vorgeführt wurde. Ich konnte mir trotz großem Gottvertrauen damals nicht vorstellen, wie wir aus dieser Konfrontation aussteigen können.

Wieder Kriegsgefahr in Europa? Ist eigentlich inzwischen jede Kriegsgefahr in Europa gebannt? Könnten wir – wie Margot Käßmann vorgeschlagen hat – auch auf eine Armee verzichten? Der todbringende Konflikt in der Ukraine zeigt, wie wenig selbstverständlich Frieden ist und wie groß das Ge- O

Fotos: H.+V. Bärwolf (2)

Neben blühenden Landschaften gibt es inzwischen in der ehemaligen DDR auch über 2.000 restaurierte evangelische Kirchen. Ein Beispiel: die gotische Kirche St. Pankratius (Isseoda bei Weimar) links 1982 und rechts heute

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schenk Gottes ist, dass wir vor 25 Jahren eine friedliche Revolution erleben durften. Ich hoffe und bete inständig, dass die Ukrainekrise nicht zu einem Krieg innerhalb Europas ausartet. Lieber bis um 6 Uhr früh verhandeln als Bomben fliegen lassen. Haben Sie eigentlich 1990 daran geglaubt, dass es tatsächlich in der ehemaligen DDR einmal „blühende Landschaften“ geben wird, wie Kanzler Helmut Kohl prophezeite? Kohl sagte auch, dass vor den „blühenden Landschaften“ ein tiefes Tal der Tränen liegt. Das haben wir bei aller Freude über die deutsche Einheit Anfang der 90er Jahre auch erlebt, als Hunderttausende nicht wussten, wie es weitergeht, weil sie aufgrund des Zusammenbruchs der maroden DDR-Wirtschaft ihren Arbeitsplatz verloren hatten. Wir haben ja in den letzten 24 Jahren auch eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Umwandlung geschultert, die historisch ohne Beispiel ist. Thüringen hat das tiefe Tal der Tränen noch vor anderen östlichen Bundesländern durchschritten, weil bei uns die großen Kombinate der DDR zuallererst aufgelöst worden sind. Dadurch waren wir aber auch gezwungen, uns schnell mit dem Neuaufbau zu beschäftigen. Das ist derart gut gelungen, dass Thüringen heute die geringste Arbeitslosigkeit von allen fünf jungen Bundesländern zu verzeichnen hat.

Warum wählen so viele die „Linke“? Wie ist dann aber zu erklären, dass sich nach der jüngsten Umfrage 30 % der Thüringer vorstellen können, bei der Landtagswahl am 14. September die Linkspartei zu wählen, juristisch die Fortsetzungspartei der SED? Man darf nicht vergessen, dass es auf dem Gebiet der ehemaligen DDR über zwei Millionen SED-Mitglieder gab. Heute hat die Linkspartei in Thüringen weniger Mitglieder als die CDU. Trotzdem gibt es natürlich Bürger, die nicht sehen wollen, was sich entwickelt hat, während Touristen begeistert sind von den vielen so schön gewordenen Städten in unserem Land – von Eisenach über Gotha, Erfurt, Weimar bis hin zu Gera. Und es gibt immer noch Ewiggestrige, die glauben, die Verstaatlichung von allem sei das Allheilmittel. Sie blenden völlig aus, dass die DDR 1989 wirtschaftlich pleite war. Man wusste nicht mal, wie man die Bevölkerung noch durch den nächsten Winter bringen konnte.

Liegt es nicht vielleicht auch daran, dass der Mensch vergesslich ist, zumal es kaum noch Vergleichspunkte gibt. Wenn man in jeder schönen Straße von Erfurt auf wenigstens einer Schautafel Einst und Jetzt deutlich gemacht hätte, wäre vielleicht heute die Dankbarkeit größer. Viele junge Leute können ja überhaupt nicht mehr wissen, wie es in der DDR zuging. Einspruch! Thüringen hat das dichteste Netz an Gedenkstätten für das SED-Unrecht. Kein Bundesland hat so viele Grenzlandmuseen, und ich freue mich über steigende Besucherzahlen und eine neue Generation, die mehr denn je wissen will, was bis 1989 geschehen ist. 1946 gaben 94,5 % der Bürger der Sowjetischen Besatzungszone (ab 1949 die DDR) an, einer Kirche anzugehören. Heute sind es im Durchschnitt nur noch 20 %. Das hat ja nicht einmal das Dritte Reich geschafft. Auch der Nationalsozialismus hat schon zur Säkularisierung beigetragen. Und dann kam nahtlos im Osten das kommunistische Regime dazu. Nach einem Aufblühen in den Gemeinden noch Anfang der 50er Jahre wurde vieles, was sich kirchlich gebildet hat, diskriminiert und zum Teil auch vom SED-Staat zerschlagen. Nicht wenige Pfarrer wurden damals verhaftet und saßen bis zu zehn Jahren im Gefängnis. Dann gab es den Dauerkampf gegen die Konfirmation mit der Alternative der atheistischen Jugendweihe. Wer an ihr nicht teilnahm, erlebte Schulverweise oder Karriereeinschränkungen.

Der »Osten« erzählt es im »Westen« Die große christliche Tagung zum Jubiläum!

11. bis 14. September 2014

25 Jahre Friedliche Revolution Eine Tagung im Schönblick in Schwäbisch Gmünd, die mit vielen Zeitzeugen zurückblickt, Wege für die Zukunft aufzeigt und Gott alle Ehre gibt.

Referenten unter anderem:

Die Kirche verlor den Kampf, aber … Die Kirche hat den Kampf verloren … Auf der einen Seite ist Kirche noch nie so marginalisiert wie heute, auf der anderen Seite gibt es überall dort ein positives Echo, wo Christen auf andere Menschen zugehen. Wir haben in Thüringen eine Reihe vorbildlicher missionarischer Gemeinden und Projekte. Es gibt das Phänomen, dass zwar nur jeder Fünfte zur Kirche gehört, aber über 70 % aller Mandatsträger vom Dorfparlament bis zu den Landtagen in der ehemaligen DDR Kirchenmitglieder sind. Sind Christen im Osten politisch aktiver als im Westen? Wer eine Diktatur erlebt hat, will möglicherweise mehr eine Demokratie mitgestalten. Ich kann jedenfalls nur Christen und andere in ganz Deutschland ermutigen, sich politisch zu engagieren. Wir danken für das Gespräch. P

Theo Lehmann Gudrun Lindner Uwe Holmer

Reinhard Holmer Harald Bretschneider

Werner Leich

Fritz Hähle

Vera Lengsfeld

Steffen Reiche

Anmeldung: Schönblick · Willy-Schenk-Str. 9 73527 Schwäbisch Gmünd www.schoenblick-info.de Tel. 0 7171 97 07-0 36.2014


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Und einiges fiel auf gutes Land, ging auf und wuchs und brachte Frucht …«

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Max Schläpfer (Bolligen bei Bern) ist Präsident des Verbandes evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz sowie der Schweizerischen Pfingstmission.

Aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom 8,28

Foto: REUTERS, privat

Investieren statt resignieren! Der Aufruf in Jesu Gleichnis des vierfachen Ackerfeldes ist klar und unmissverständlich: Im ausgesäten Samen des Wortes Gottes liegt ein riesiges Potenzial. Deshalb soll er großzügig ausgesät werden. Die Gemeinde soll keine Gelegenheit auslassen, Gottes Wort weiterzugeben und in Menschen zu investieren, damit sie im Glauben wachsen und stark werden. Im Säen liegt aber auch das Risiko, dass nicht die ganze Saat aufgeht. Saat ist immer Investition, von der sich ein guter Teil multipliziert, aber auch ein Teil zugrunde gehen kann. Sogar Jesus erlebte, wie sich Menschen von Gottes Wort abwandten. Paulus erfuhr auf seinen Missionsreisen nicht nur Freude und Frucht, sondern auch viel Enttäuschung und Widerstand. Dasselbe gilt für die Gemeinde heute: Auch sie kennt Enttäuschung und Ablehnung.

Wer investiert, muss auch die Kraft haben, dranzubleiben und nicht aufzugeben. Er braucht den langen Atem, um glaubensvoll vorwärtszuschauen. Resignation ist gefährlich, weil sie den Segen rauben und den Tatendrang lähmen kann. Wer im Glaubensleben aber langfristig ausgerichtet ist, wird nicht resignieren. Die Bibel braucht fast ein ganzes Kapitel dazu, um zu zeigen, dass sich Glauben lohnt. Sie zählt im Hebräerbrief eine ganze Reihe von Glaubenshelden auf. Nicht alle sahen die Resultate ihrer Glaubensinvestition. Einige starben, ohne die Verheißung gesehen zu haben, aber eines taten sie nicht: resignieren! Wer mit Jesus lebt, investiert in geistliche und ewige Werte. Und die große biblische Perspektive – jene, die über unsere Zeit hinausgeht – zeigt, dass es eine lohnende Investition ist. P

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PORTRÄT

Vom „Gotteskrieger“ zum Jünger Jesu BEKEHRUNG Im Irak hat er als strenger Muslim gegen Christen gekämpft. Heute ist Sultan A. selbst Christ. idea-Redakteur Thorsten Brückner hat mit ihm gesprochen. Schuld vor ihm bekannte, erhielt er von Gott zusätzlich zum Geschenk des ewigen Lebens auch noch das besondere und seltene Geschenk der Heilung von seinen Schmerzen.

Der Glaube an Jesus brachte Leid Den endgültigen Ausschlag für seine Bekehrung hat für ihn das Vorbild Jesu gegeben: „Mohammed hat Menschen getötet und Minderjährige geheiratet. Jesus dagegen hat nie eine Sünde begangen. Also habe ich dem geglaubt, der nie gesündigt hat.“ Doch schon bald musste Sultan erfahren, was es bedeutete, in einem muslimischen Land Christ zu werden. Aus Wut über seine Hinwendung zum Christentum, erstach sein Schwiegervater Sultans Frau und trachtete auch ihm nach dem Leben. Er musste aus Jordanien fliehen. Nach einer abenteuerlichen Odyssee durch mehrere Länder und 41 Tagen zwischen Hoffen, Bangen und Beten im Transitbereich des Züricher Flughafens rettete sich Sultan in die Schweiz. Dort leitet der heute 28-Jährige nach einer Ausbildung am Züricher Internationalen Seminar für Theologie und Gemeindeleitung eine Jüngerschaftsschule. Sie wird von der Hilfsaktion Märtyrerkirche (HMK) unterstützt

Sultans größter Wunsch: Seine Töchter wiedersehen Sein größter Wunsch ist derzeit, seine mittlerweile 7 und 8 Jahre alten Töchter, die er in Jordanien zurücklassen musste, wiederzusehen. Die Namen beider Töchter stehen auf einer Schwarzen Liste: Nur der jordanische Innenminister persönlich darf über ihre Ausreise entscheiden. Nach Jordanien kann Sultan nicht zurück. Nach der Ermordung seiner Frau hat er wieder geheiratet und ist Vater einer weiteren Tochter. Als sein größtes Geschenk bezeichnet er aber seine Beziehung zu Jesus: „Wenn ich heute sterbe, komme ich in den Himmel“, ist sich Sultan sicher. P

Foto: privat

Sultan A. wollte im Irak für Allah im Kampf gegen die „Ungläubigen“ sterben. Doch er überlebte. Nach seiner Rückkehr in seine jordanische Heimat 2003 wurde er von Freunden als Held gefeiert. Dann belauschte er zufällig ein Gespräch zwischen einer Christin und seinem Onkel im Büro seines Vaters. „Liebe deine Feinde“, sagte die Frau zu seinem Onkel. Die Worte Jesu aus der Bergpredigt (Matthäus 5,44) stellten Sultans Weltbild auf den Kopf: „Nie zuvor hatte ich von einem solchen Gott gehört, der wie ein irdischer Vater seine Kinder liebt, anstatt Ungläubige zu töten.“ Fortan begann er, sich mit dem Glauben der Christen zu beschäftigen. Drei Götter würden sie anbeten, hatte man ihm immer erklärt, und so stehe es auch im Koran. „Ich habe dann die Predigt eines arabischen Pastors gehört, der die Dreieinigkeit erklärt hat“, beschreibt Sultan den Augenblick, in dem für ihn das größte Hindernis, Christ zu werden, ausgeräumt wurde. „Danach war mir klar: Christen glauben nicht an drei Götter, sondern an den einen Gott.“ Und er erlebte noch ein weiteres Wunder: Vier Jahre litt er an Gelenkschmerzen. In dem Moment, als er Jesus sein Leben anvertraute und seine

DAS WORT DER WOCHE

»Wenn ihr weiter schlaft, kommen die Terroristen vor eure Tür. « Mit diesen Worten hat der irakische katholische Weihbischof Shlemon Warduni (Bagdad) vom Westen die Bereitschaft zu einer Militärintervention im Irak verlangt. Man müsse mit diplomatischen Mitteln einschreiten „und wenn nötig auch mit Waffen“. Er beschuldigte laut Radio Vatikan westliche Staaten der Untätigkeit angesichts eines „Völkermordes“ an Christen und anderen religiösen Minderheiten im Irak.

36.2014


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