Idea Spektrum Schweiz 28/2014

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9. Juli 2014 | 28

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Alternativen prägen Stephan Schneider, Leiter des Schweizerischen Weissen Kreuzes, wünscht sich mehr konstruktive christliche Beiträge in ethischen Fragen. Seite 6 5 Kunst im Milieu Dorothée Widmer malt Bilder der Hoffnung | 8 Dokfilm Der israelische Ort Sderot ist die „Raketenstadt” | 12 Interview Hanspeter Jecker über die Täufergeschichte 22 Wirtschaft Eine ganze Firma verloren, aber nicht die Leidenschaft www.ideaschweiz.ch


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E DI T OR I A L

BIBLISCH

Chile ohne Café Liebe Leserin, lieber Leser Alles bleibt wie es war. In der reformierten Kirche von Herzogenbuchsee wird es nicht nach Kaffee duften. Die Denkmalpflege bewilligte nur die Entfernung einer Bank, statt deren sechs. Das schafft zu wenig Raum für ein einladendes Chile-Café nach der Predigt. Jene Behörde, die aus Gebäuden Denkmäler macht, begründete ihren Entscheid mit der „räumlichen Gliederung unter der Empore“. Aber es ist nicht allein die architektonische Geometrie, die sich einer Kaffeemaschine verweigert. Als die Kirche 1728 geplant und an den alten gotischen Turm angebaut wurde, war Kaffee in Herzogenbuchsee unbekannt. Das erste Kaffeehaus in Europa wurde 1645 in Venedig eröffnet, 1673 bekamen die Deutschen in Bremen eines. Das Gebäude der Reformierten hatte nur einen Zweck – es sollte Gott und seinem Wort dienen. Dazu musste es weder gemütlich noch warm und hell sein. Einer 300-jährigen Kirche geht die Atmosphäre einer Kaffeestube gänzlich ab. In den sozialen Medien entwickelte sich folgende Diskussion (Auszüge): „(...) Wenn die Denkmalpflege verhindert, eine Kirche minimal anders zu nutzen, wie stellt sie sich dann das Schicksal der überhaupt nicht mehr gebrauchten Kirchen vor?“ „(...) Wer geht denn noch in die Kirche? Heute hat man genug Stress unter der Woche, da liegt man am Sonntag im Bett.“ „(...) Ich gehe gerne in die Kirche. Dort begegne ich Gott. Diesem Gott gilt mein Vertrauen auch während meiner Krankheit.“ „(...) Darf man eine Kirche, die sich über ihre Sitzgelegenheiten definiert, als bankrott bezeichnen?“ „(...) Bei uns konnten die Bänke entfernt werden, weil sie in den 1960erJahren erneuert worden waren.“ „(...) Um als Kirche vorwärts zu kommen, werden wir zweifellos die Denk Denkmalpflege in den Griff kriegen müssen.“ „(...) Sollen kirchliche Räume Museen sein oder heute kirchliches Leben ermöglichen?“ „(...) Raus mit den Bänken, rein mit der Kaffeemaschine! Warum sind wir immer so obrigkeitsgläubig? „(...) Dass sich die Denkmalpflege gegen unausgegorene ‚Bastellösungen‘ wehrt, liegt auf der Hand.“ „(...) Immer diese Denkmalpflege! Zahlt die eigentlich Kirchensteuer?“ Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

Fotonachweis: Mirjam Fisch-Köhler (Titelseite); zvg (Seite 3)

Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz! Denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens. Sprüche 4,23

Dieser Vers ist für mich zu einem Leitmotiv geworden: Mein Herz ist eine Quelle von Leben – ich soll es behüten. Das bedingt immer wieder den sorgfältigen Blick auf meine Ressourcen und Möglichkeiten, den Umgang mit mir selber. Jesus sprach davon, dass wir unsere Nächsten lieben sollen wie uns selbst. Für mich bedeutet das, die eigene Work-LifeBalance immer wieder im Auge zu behalten. Denn wenn mein Herz leer und müde ist, kann dieses in mir wohnende Leben nicht weiterfliessen, sondern wird zu einem verkümmernden Rinnsal. Wenn wir es aber behüten, lernen wir, mit Gott im Gespräch zu sein und ihn zu fragen, was dran ist; wenn wir Sorge dazu tragen und uns selber Ruhe und Ausgleich gönnen, werden wir ein erfüllendes und befreites Leben erlernen. Ein Lieblingsbibelwort von Peter Wernli, Lehrer, Coach und Mitbegründer der Bewegung Freeatheart, Oftringen. www.impuls-coaching.ch

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX


N AC H R IC H T E N SC H W E I Z

PARDON 979 Meter stürzt sich der Salto Ángel von einem Tafelberg in Venezuela in die Tiefe. Er ist der höchste frei fallende Wasserfall der Welt. Nehmen wir an, Sie stehen an der obersten Kante und folgen dem Salto Ángel mit ihrem Blick einen Kilometer in die Tiefe. Und nun legen Sie denselben Weg im zerklüfteten Innern des Tafelberges zurück. So tief ist die RiesendingSchachthöhle in Bayern, aus der Mitte Juni ein verletzter Forscher gerettet werden musste. Sie ist sogar noch gigantischer: 1148 Meter unter dem Eingang befindet sich der tiefste bisher entdeckte Punkt. Tief unter der Erde, wo glühende Lava entsteht, gibt es Welten, von denen nur die wenigsten eine Ahnung haben. Unterirdische Flüsse, Wasserfälle, riesige Eiskegel, „Thronsäle“ von unvergleichlicher Schönheit, dekoriert mit Kristallen, Stalaktiten und vielleicht sogar einem versteinerten Seeigel. Warum wohl hat Gott Welten geschaffen, die sich dem menschlichen Auge oft für immer verborgen halten? Seine Schätze liegen häufig nicht am Wegrand bereit. Um sie zu entdecken, sind Ausdauer, Disziplin und sehr viel Durchhaltewillen erforderlich. Das gilt auch für Höhlenforscher. Gott will sich uns Menschen offenbaren, doch er tut es auf seine Weise, spricht oft im Verborgenen, durch Träume, durch Eindrücke, durch Zufälle, die keine sind. Gottes Herz ist so viel weiter und grösser als unser menschliches Denken. Er möchte, dass wir uns auf den Weg machen, seine Schätze zu erforschen – in der stillen Kammer und draussen in der Wildnis. Sie werden erstaunt sein, was für Geheimnisse Sie dabei entdecken werden. Christian Bachmann ist Buchhalter und freier Journalist bei „ideaSpektrum“.

Das Herz-Bild ist unverkäuflich KUNST IM MILIEU Dorothée Widmer malt, was sie bei ihrer Arbeit im Zürcher Rotlichtviertel erlebt. Nun stellt sie ihre Werke aus.

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in junger Mann spuckt sein Bier im hohen Bogen wieder aus, eine Blondine trennt zwei Kontrahenten, die sich ihretwegen in die Haare geraten sind. Es ist Nachmittag an der Langstrasse. Ein paar Häuser weiter befinden sich die Räume von „Heartwings“. Die Beratungsstelle für Prostituierte und andere Menschen, die in einem Abhängigkeitsverhältnis leben, zeigt „Kunst im Milieu“. Es sind Bilder von Dorothée Widmer. Darin hat sie ihre eigene und viele miterlebte Geschichten verarbeitet. „Wir zeigen die Bilder auf dem iPad auch den Frauen, und wir erklären ihnen, was sie bedeuten“, erzählt Peter Widmer. In bunten oder dunklen Farben werden Situationen von Gefangenschaft und der Weg in die Freiheit aufgezeigt. Ein Bild zeigt ein Gesicht neben einem Rosenstrauss. Einige Rosen sind geknickt, andere haben sich wieder aufgerichtet. Im Hintergrund sind Häuser mit hell erleuchteten Fenstern zu sehen. Hier ist die Frau willkommen. Im goldenen Dachzimmer kann sie leben, ist sie geborgen. Solche symbolischen Bilder helfen, mit den Frauen im Milieu ins Gespräch zu kommen, sie auf das Haus des Vaters hinzuweisen, der sie mit offenen Armen empfängt.

Dienst im Rotlichtmilieu: Jolanda Hostettler, Dorothée und Peter Widmer.

„Für Gott sind die Frauen wertvoll, sie sind wie rohe Diamanten, dies wollen wir ihnen vermitteln“, sagt Dorothée. „Wir sagen nie, du musst aussteigen. Aber wir fragen, ob eine Frau sich wünscht, aus der Illegalität zurück ins legale Leben zu wechseln.“ Seit sechs Jahren sind Peter und Dorothée Widmer zusammen mit freiwilligen Helfern im Rotlichtmilieu tätig. Ihr schrilles Äusseres öffnet ihnen Türen. Das Ehepaar will mehr als für gute Arbeitsbedingungen sorgen. Sie versuchen diejenigen Frauen zu erkennen, die aussteigen wollen. – Das unverkäufliche Bild mit dem roten Herzen enthält die Namen der Frauen, die schon mit Heartwings Kontakt hatten. Einige davon arbeiten heute nicht mehr als Prostituierte. (mf) • b www.heartwings.ch

Fotos: zvg; Mirjam Fisch-Köhler

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VCH-BETRIEBE BELEGEN SPITZENPLÄTZE

Ausgezeichnete Hotels Im „Prix Bienvenue 2014“ belegt das Hotel Bella Lui in Crans-Montana (Mitte) den 10. Platz, das Hotel Artos in Interlaken (oben) den 17. Rang der 100 freundlichsten Ferienhotels. „Statt Lage oder Infrastruktur interessierten Faktoren wie Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen“, schreibt Schweiz Tourismus. Im Rating der „Sonntagszeitung“ erreichte das Parkhotel Gunten (unten) in der Kategorie „Beste Nice-Price-Ferienhotels“ Platz 26. Falk Pfleiderer, Geschäftsführer der VCH-Hotels, freut sich über die Auszeichnungen. „Erneut wurde anerkannt, dass VCH-Hotels einiges zu bieten haben. Das stärkt auch den Verband.“ Im Rating „Top-Twenty-Seminarhotels“ Mitte August erwartet Pfleiderer weitere Nominationen von VCH-Hotels. (tf) b www.vch.ch 28.2014


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NOTIERT

Holundersaft und Deutschkurse FILM Der Film „Traumland Schweiz“ von MEOS Interkulturelle Dienste informiert über Tradition und christliches Erbe und ist eine Einladung zum Gespräch über Land, Leute und Glaube.

Foto:s Mirjam Fisch-Köhler; zvg

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um ersten Mal bringt MEOS Interkulturelle Dienste einen Film auf den Markt. Die DVD „Traumland Schweiz“ richtet sich an Immigranten und Menschen mit Migrationshintergrund. Sie sollen mit Schweizer Traditionen und ihrem christlichen Erbe vertraut gemacht werden. Am 3. Juli war die Premierenfeier. „Gott hat uns diesen Film wie auf einem Silbertablett angeboten“, strahlte MEOS-Geschäftsführer Pietro Canonica. Dass die Filmemacher Tom Sommer sowie Ruth und Marc Villiger bereits ein Projekt vorbereitet hatten, das genau der Zielsetzung von MEOS entspricht, war für ihn ein Geschenk Gottes. Der Film zeigt Bilder im Zusammenhang mit dem „Traumland“ Schweiz auf – Landschaften, Bräuche wie Trachtenfeste und Höhenfeuer. Auch die „spirituelle Kultur“ des Landes wird dokumentiert. So wird auf die Bedeutung von Ostern und Weihnachten hingewiesen und eine Frau erzählt von ihrem Weg zu Gott. Ebenfalls porträtiert werden fünf Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei werden die Hürden auf dem Weg der Integration nicht verschwiegen, vor denen Einwanderer oder Secondos stehen. Sie erzählen aber auch, was sie an der Schweiz schätzen und was sie selber unternommen haben, um sich zu integrieren. Meos-Mitarbeiter Stefan Wunderli aus Wil SG bietet hier einen originellen Weg an. Zusammen mit Asylbewerbern stellt 28.2014

er Holunderblütensirup her, den er zugunsten seines Projekts in Wil verkauft. Wer bei ihm arbeitet, darf kostenlos an Deutschkursen teilnehmen.

Ins Gespräch kommen „Dieser Film liefert keine Antworten, sondern lädt ein zum Gespräch“, erläuterte Pietro Canonica. „Am besten geht das, wenn man zum Grillieren einlädt und ihn sich mit Nachbarn oder Bekannten gemeinsam ansieht.“ MEOS-Leiter Martin Saegesser gefällt es sehr, dass der Film im Bonusmaterial den Jesusfilm enthält. Auch er ermutigte dazu, ihn an ausländische Bekannte zu verschenken. „Dass sie hier bei uns wohnen, ist eine riesige Chance!“

Traumland Schweiz Der Film Traumland Schweiz dauert 30 Minuten, gesprochen wird Mundart mit Voice-over-Übersetzungen oder Untertiteln. Dazu kommen als Bonustracks zwei Zeugnisse in Schweizerdeutsch und der Jesus-Film in 16 Sprachen. Die DVD soll grossflächig verteilt werden, daher gibt es Staffelpreise. Ab 100 Stück kostet sie noch vier Franken. (mf) •

b www. traumlandschweiz.ch b www. meos.ch

Mehr Spenden für die Heilsarmee Im Jahr 2013, als die Heilsarmee-Band „Takasa“ am Eurovision Song Contest teilnah, stiegen die direkten Zuwendungen für die Heilsarmee Schweiz von 26,8 Millionen Franken auf 27,6 Millionen Franken. Die Legate und Erbschaf Erbschaften fielen um 2,5 Millionen Franken höher aus und betrugen 10,3 Millionen Franken. Insgesamt erhielt die Heilsarmee 2013 fast 39 Millionen Franken an freiwilligen Beiträgen. Das ist gut acht Prozent mehr als 2012. b www.heilsarmee.ch

Seminare mit René Meier 26. 08. Kommunikation 23. 09. Sicher auftreten 12. 12. Das DUO: Aufatmen (Burnout) & Wertschätzend führen Reklame

Freude über den Film: Meos-Leiter Martin Saegesser, Produzenten Marc und Ruth Villiger, die Darsteller Monica, Roukji und Joy, Produzent Tom Sommer, Meos-Geschäftsleiter Pietro Canonica, Ruth und Dieter Förster, welche die Idee zum Film hatten.

Burkaverbot verstösst nicht gegen Grundrechte Das sagt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte und begründet seinen Entscheid damit, dass sich die Vollverschleierung störend auf die Gesellschaft auswirke. Im letzten September hatte das Tessin mit 65,4 Prozent einem Verhüllungsverbot im öffentlichen Raum zugestimmt. 2015 wird darüber in Bern debattiert. Die Tessiner Verfassungsänderung muss zuerst noch vom nationalen Parlament gutgeheissen werden. Parallel läuft die Unterschriftensammlung für ein nationales Burkaverbot. Walter Wobmann (SVP) sagte gegenüber dem Tagesanzeiger, die Volksinitiative sei bereits zustande gekommen. Man warte vor der Lancierung allerdings noch ab, wie das Parlament sich zum Tessiner Verbot stelle. Wobmann will das Verhüllen im öffentlichen Raum generell verbieten: „Egal, ob es einen religiösen oder politischen Hintergrund hat.“


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BR E N N P U N K T

„Unsere Pflänzchen daneben setzen“ SCHWEIZERISCHES WEISSES KREUZ

Stephan Schneider leitet die Fachstelle für Lebensschutz, Sexualethik und Beziehungsfragen des Weissen Kreuzes. Von ihm werden klare Aussagen zu sexualpädagogischen Themen erwartet. Keine leichte Aufgabe. Von Mirjam Fisch-Köhler

Stephan Schneider, Sie sind seit einem Jahr Leiter des Schweizerischen Weissen Kreuzes. Wie geht es Ihnen? Es geht mir gut, danke. Ich habe festgestellt, dass es sich bewährt, zuerst gut hinzuhören, anschliessend mit Kopf und Herz das Bauchgefühl zu prüfen und erst dann Entscheidungen zu treffen. Einige der Arbeitsgebiete mussten erst zu den meinen werden. Zum Beispiel habe ich vorher mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, nun bin ich unter anderem auch für die Ehevorbereitungskurse und Ausbildungen zuständig. Ich habe wie ein Adoptivvater das „Kind“ meiner Vorgänger übernommen, nun muss es meins werden. Was hat Sie bewogen, diese Stelle anzunehmen? Es war die Vielfalt der Themen, die Chance, mit 46 Jahren nochmals etwas Neues anzupacken und die Möglichkeit, vor allem präventiv zu arbeiten. Ich schaffe lieber Bedingungen, unter denen Beziehungen gelingen können, als sie nachher zu kitten.

Das Schweizerische Weisse Kreuz Das Schweizerische Weisse Kreuz ist eine Fachstelle für Lebensschutz, Sexualethik und Beziehungsfragen. Eine der Kernaufgaben bildet die Aufklärungs- und Präventionsarbeit, aber auch die Ausbildung und Beratung. Hunderte von Leitern in der Teenager- und Jugendarbeit wurden bereits ausgebildet, um mit Jugendlichen das Thema Sexualität zu reflektieren. Arbeitszweige: • LEA (Leben erhalten und annehmen) berät und begleitet Schwangere. Für Frauen in finanziellen Engpässen stellt LEA Erstausstattungen für Babys zur Verfügung. • Jugend+Sex bietet jedes Jahr eine Schulung für Jugendarbeiter an • Freundschaft+Ehe: Ausbildung zur Ehevorbereitung und Ehebegleitung • Die Zeitschrift „rede mitenand“ lädt ein, sich auf andere Menschen und ihre Geschichten einzulassen. b www.wkz.ch

Wo setzt das Schweizerische Weisse Kreuz die Schwerpunkte seiner Arbeit? Wir arbeiten in der Prävention, sind aber oft auch Erstanlaufstelle bei Schwierigkeiten. Konkret beraten und begleiten wir schwangere junge Frauen, geben in Schulen, Konfirmandenklassen und Teenagergruppen mit unseren Fachleuten Inputs zum verantwortungsvollen Umgang mit Identität und Sexualität und bilden Jugendleiter darin aus, diese Inhalte in ihrem Programm so aufzunehmen, dass sich junge Menschen mit ihren Fragen ernst genommen fühlen. Dann bieten wir Ehevorbereitungskurse an und bilden Paare zu Mentoren aus.

„Christen sollten vermehrt proaktiv agieren.“ Das Schweizerische Weisse Kreuz besteht seit mehr als 120 Jahren. Es muss sich auf die gesellschaftlichen Veränderungen einlassen und flexibel reagieren. Wo gelingt das besser, in welchem Bereich schlechter? Das gelingt, weil wir keine Schwarz-Weiss-Bilder vertreten. Wir legen grossen Wert darauf, unser Gegenüber zu respektieren und dessen Meinung zu achten. Einige werfen uns wegen dieser Haltung vor, wir hätten zu wenig Profil; sie fordern klare Statements, im Sinn von richtig oder falsch. Ich erachte es als wichtiger, durchs Gespräch aufeinander zuzugehen und zuerst die Hintergründe für eine Handlung zu erfahren, bevor ich mich dazu äussere. Wer von mir erwartet, dass ich auf die Schnelle drei Bibelstellen nenne, die das Zusammenleben ohne Trauschein verbieten, wird enttäuscht sein. Ich rate dazu, mit dem Paar zu reden, es nach seinen Gründen für seine Entscheidung zu fragen und mit ihm über die möglichen Konsequenzen auszutauschen. „Lebt mit ihnen, redet mit ihnen, geht ein Stück Weg mit ihnen und respektiert ihre Entscheidung als ihre Entscheidung.“ Das ist unser Profil. Wir fördern Menschen darin, Verantwortung zu übernehmen, damit sie in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden. Das BAG will Sexualerziehung zum integrierten Bestandteil der Grunderziehung machen, also ab dem Kindergarten. Eine Volksinitiative will die Kinder vor einer Sexualisierung durch 28.2014


BR E N N P U N K T

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Was sind die grossen Herausforderungen der heutigen Gesellschaft auf dem Gebiet der Sexualethik? Im Vordergrund stehen die Medien und entsprechende Inhalte. Sie lassen sich weder kontrollieren noch lassen sich destruktive Inhalte verhindern. Im Netz ist alles möglich. Es wäre schön, wir könnten beispielsweise alternative Filme anbieten, doch dazu fehlt uns das Geld. Wir müssen lernen und lehren, wie mit den Medien umzugehen ist. Eltern sind für Kinder Vorbilder – selbst ohne Worte. Doch es gilt, mit Kindern auch über Werte und Inhalte zu reden und zu diskutieren, wie real oder eben nicht die Bilder oder Vorstellungen von Beziehungen sind.

Stephan Schneider

Foto: Mirjam Fisch-Köhler

Stephan Schneider ist seit dem 1. Mai 2013 Leiter des Weissen Kreuzes mit Sitz in Dürrenäsch AG. Der 46-Jährige ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Nach einer handwerklichen Ausbildung arbeitete er lange als Jugendarbeiter bei der Heilsarmee und bildete sich zum christlichen Psychologen und Erziehungsberater weiter. Heute engagiert er sich in der Prävention, Intervention und der Gestaltung von Beziehungen und bietet mit seinem Team Aus- und Weiterbildungslehrgänge an.

die Schule schützen und in der Verfassung verankern, dass Sexualerziehung Sache der Eltern ist. Unterstützen Sie diese Initiative? Wir teilen die Ansicht des Initiativkomitees, dass die erzieherische Hauptverantwortung bei den Eltern liegt, sehen aber gleichzeitig in den Vorschlägen zur altersgerechten Sexualpädagogik grosse Chancen. Kinder sind von Geburt an sexuelle Wesen. Wichtig ist aber eine altersgemässe Thematisierung. Kindliche Sexualität unterscheidet sich stark von derjenigen von Erwachsenen. Wir arbeiten schon seit einigen Jahren mit Kindern aller Altersstufen und erleben, dass ihnen durch das Zusammenspiel aller Erziehungsbeteiligten viel Unterstützung in der Entwicklung angeboten werden kann. Mein Wunsch ist es, dass Christen in Zukunft vermehrt einbezogen werden in die Diskussion um die immer komplexer werdenden pädagogischen und ethischen Fragen. Wenn wir immer nur Nein sagen und gegen alles sind, führt das zu keinem Ziel. Wir sollten uns dort konstruktiv beteiligen, wo es um Planung und Schulentwicklung geht. Wir geben keine politischen Empfehlungen ab, sondern fördern die Eigenverantwortung. Wenn wir Empfehlungen abgeben, dann im Sinn des Aufzeigens von Alternativen. Christen sollten proaktiv und kooperativ agieren. 28.2014

Und wie versucht das Weisse Kreuz Hilfe zu bieten? Beziehung kommt vor Erziehung, Prävention vor Intervention. Wir sind mit Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen unterwegs, damit sie ihre Identität finden und gestärkt werden. Und dabei geht es in erster Linie darum, gute Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Wir zeigen auf, wie Prägungen entstehen, was Vorbilder ausmachen, wie gute Kommunikation und Reflexion möglich ist. Wir arbeiten mit Eltern, Gemeinden und Schulen zusammen. Elternarbeit ist extrem wichtig! Konflikte in Ehe und Familie zu lösen, ist kräftezehrend und teuer. Mein Traum ist es, neben den Angeboten in Sexualethik, Ehevorbereitung und Ehecoaching auch Erziehungskurse anzubieten, doch dazu fehlen uns im Moment noch die Ressourcen. Der Staat übernimmt immer mehr Erziehungsaufgaben. Braucht es das Schweizerische Weisse Kreuz in zehn Jahren noch? Ja, weil der Staat Beziehung nicht übernehmen kann. Wer bringt diesen Wert ein? Unser Ziel ist es, auch in Zukunft mitreden zu können. Wir arbeiten daran, dass wir auch in zehn Jahren positive Unterstützungsangebote für staatliche Institutionen bieten können. Allein lässt sich das nicht meistern, aber gemeinsam können wir Pflänzchen setzen, die neben den Pflänzchen der staatlichen Vorgaben wachsen. Wir müssen uns mehr auf Alternativen konzentrieren und weniger auf den Kampf. Wie sehen Sie Ihre persönliche Aufgabe dabei? Ich betrachte die Präventionsarbeit als eine Investition in die Zukunft. Im Schweizerischen Weissen Kreuz wird dieser Satz lebendig, ich darf mich mit meinen Gaben und meinem Wissen daran beteiligen. Gott und Menschen gegenüber will ich offen bleiben, zuerst die Menschen und Beziehungen im Auge behalten und dann an Gefässen dafür arbeiten. Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht. Ich kann Türen öffnen, aber Gott schenkt, dass jemand hindurchgeht. Herzlichen Dank für das Gespräch.


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„Raketenstadt“ will Augen öffnen und aufrütteln FILM In der jüngsten Produktion von Visual Productions kommen Augenzeugen aus der israelischen Grenzstadt Sderot zu Wort. Die Lage im Südwesten Israels spitzt sich zu. Der Film ist hochaktuell.

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nfang Juni lud „Augenzeugen“ zur Premiere des dokumentarischen Kurzfilms „Raketenstadt“. Rund 160 Personen erlebten die Uraufführung des 20-minütigen Films in der jüdischen Gemeinde in Baden mit.

Zum Verständnis beitragen Der westliche Negev und die israelische Grenzstadt Sderot wurden während der letzten zwölf Jahre von mehr als 10 000 Raketen getroffen. Bisher starben über 40 Menschen, 700 wurden verwundet. Was hat Marc Villiger und sein Team motiviert, über diesen Aspekt der Auseinandersetzungen in Nahost einen Film zu drehen? „In Sderot herrscht eine für uns nur schwer nachvollziehbare Situation. Mit unserer neusten Produktion möchten wir mithelfen, die Dimension dieser Bedrohung aufzuzeigen.“

Einschläge und Einsichten Sderot liegt zweieinhalb Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Nach einem Raketenabschuss bleiben 15 Sekunden, um sich in Sicherheit zu bringen. Schutzbunker gibt es überall – an Bushaltestellen, auf Parkplätzen, in Schulhäusern, selbst auf Kinderspielplätzen. Der Film begleitet einen Journalisten und eine Traumatherapeutin. Beide zeigen den Alltag in Sderot:

Bedrohung hat ein Gesicht: Kinderzeichnung (links) und Schutzdach über einem Schulhaus.

Angst, Dauerstress, traumatische Erlebnisse. Die Anstrengungen, bei psychischen Problemen zu helfen, sind gross. Auch darüber wird berichtet.

Wie viel Zeit bleibt? Für die israelische Koalitionsregierung ist klar: Die im Gazastreifen regierende Hamas ist verantwortlich für die Angriffe gegen Israel. So folgen auf einen Abschuss von Raketen meistens gezielte Bombardements der israelischen Luftwaffe. Villigers Film will Verständnis für die unmögliche Situation wecken. Mehr noch: „Wir möchten etwas bewegen.“ Mit gutem Grund. „Wenn die Hamas die Raketen gegen Israel nicht stoppt, werden wir es

tun“, sagte Ministerpräsident Netanyahu kürzlich im israelischen Parlament. Israels erneuter Gegenschlag könnte einen weiteren Krieg auslösen. Vielleicht ist es doch noch nicht zu spät, Schlimmeres zu verhindern? (tf) P

Film „Raketenstadt“ Der Farbfilm auf DVD dauert 20 Minuten (Unkostenbeitrag: 40 Franken). Da er kaum von den grösseren Sendern ausgestrahlt werden wird, setzt der Produzent ebenfalls aufs Internet (http://vimeo.com/89690483; mail@augenzeugen.ch). b www.augenzeugen.ch

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Fotos: Visual Productions

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P U BL I R E P OR TAG E

Ein Mann, ein Bein

Lepra wurde bei Dan Izzett zu spät diagnostiziert. Ein Bein musste amputiert werden. Doch der weisse Afrikaner gab nicht auf. Seine packende wie auch ermutigende Lebensgeschichte ist nun als Buch erschienen. Als Dan Izzett im Teenager-Alter zusehends die Gefühle in Händen und Füssen verlor, war das für ihn keine grosse Sache. Jedem Jungen in seinem Alter würde es so gehen, dachte er sich. Immer grössere Teile seiner Arme und Beine wurden gefühllos, da und dort waren erste Flecken an seinem Körper sichtbar. Izzett kämpfte. Aber nicht gegen die Krankheit, sondern als Soldat im Krieg gegen die Rebellen in seiner Heimat Simbabwe. Nach der Armee leistete er harte Arbeit bei mehreren Staudammprojekten. Bis sein Körper nicht mehr konnte. Nach mehreren Fehldiagnosen die sich über Jahre dahinzogen wurde sein Schicksal erkannt: Lepra. Und dies als weisser Afrikaner. Meist sind arme Menschen mit dunkler Hautfarbe betroffen. Nicht Personen aus der Mittelschicht. Mit einem Bein fest im Leben Doch die Diagnose kam spät, die bakterielle Erkrankung hatte sich bereits im Körper ausgedehnt. Nach einer In-

fektion musste Dan ein Bein amputieren lassen. Aus Angst vor dem Stigma verschwieg er seine Krankheit lange. Doch er gab nicht auf. Er wurde Pastor einer Gemeinde. Später, als er wagte über seine Krankheit zu sprechen, waren die Reaktionen zu seiner Überraschung sehr positiv. Seine Lebensgeschichte im Buch «Ein Mann, ein Bein» ist für viele eine Ermutigung. Heute ist Izzett auch für die Lepra-Mission tätig. In seiner Heimat wie auch in zahlreichen anderen Ländern besucht er Betroffene und steht ihnen bei. Dan ist ein Aufsteller für kranke wie auch gesunde Menschen. Jetzt ist seine ergreifende Biografie erschienen. Bestellen Sie das Buch noch heute mit der Bestellkarte.

Vortrag mit Dan Izzett buchen Die Lepra-Mission Schweiz engagiert sich als christlichhumanitäre Organisation seit über 100 Jahren für die Ärmsten. Sie begleitet und unterstützt Spitäler und Projekte in Asien und Afrika und ist Teil der weltweiten LepraMission, die in 26 Ländern tätig ist. Als führende Lepra-Organisation hilft sie Menschen, die wegen Lepra oder Behinderung ausgegrenzt sind. Sie arbeitet mit ihnen zusammen, um sie aus der Krankheit und Armut in ein selbstständiges und würdiges Leben hineinzuführen. Das Beispiel von Jesus Christus inspiriert, ganzheitlich zu helfen.

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idea Spektrum 27.2014

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I NSE R AT E

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focus israel Die beste Art, Israel zu segnen – mit Jesus! Als Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (www.amzi.org) wollen wir Israel durch Jesus segnen, indem wir verschiedene messianisch-jüdische und arabischchristliche Gemeinden und Werke in Israel und den palästinensischen Gebieten unterstützen und aus ihrer Arbeit berichten. Ein Beispiel. Rachel Netanel ist Evangelistin in Jerusalem und erreicht durch Gastfreundschaft und persönliche Evangelisation Hunderte von Menschen mit der guten Nachricht. Sie erzählt:

Wie zu Paulus’ Zeiten

Im vergangenen Herbst hatten mein Mann Gilad und ich am Jom Kippur den Gottesdienst einer örtlichen Synagoge besucht. Wie immer konnten wir es nicht lassen, von Jeschua zu reden, woraufhin man uns hinauswarf. Deshalb fiel ich aus allen Wolken, als ich von eben dieser Synagoge eingeladen wurde, dort über meinen Glauben an Jeschua zu sprechen. Obendrein war es eine Gebetserhörung, denn in jener Woche hatte ich mich intensiv mit Paulus’ Zeit beschäftigt, der es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, an jedem neuen Ort zuerst die Synagoge aufzusuchen und dort die gute Nachricht weiterzusagen. Ich hatte um eine Wiederkehr jener Tage gebetet. Nun durfte ich in dieser Synagoge ungehindert meinen Glauben bezeugen: „Ich bin in einer religiösen Familie aufgewachsen und liebte Gott, hatte aber gleichzeitig den Eindruck, Er sei weit weg. Bis mir vor einigen Jahren klar wurde, dass es nur durch den Messias, Jeschua, möglich ist, Gott nahe zu sein, ja, eine Beziehung zu Ihm zu haben.“ Daraufhin fragte man mich, wie ich als Jüdin an Jeschua als den Messias glauben könne. Ich zitierte mehrere Bibelstellen, vom 1. Buch Mose bis zum Ende des Tenach (AT), und versuchte aufzuzeigen, dass jede dieser Prophetien ein Hinweis auf Jeschua war. Bitte beten Sie, dass sich Jeschua meinem Volk offenbart.

Wir unterstützen messianische Juden und arabische Christen. Weitere Informationen finden Sie auf www.amzi.org, in unserer Zeitschrift focus israel, in der Gebets-E-Mail und im Buch Den jüdischen Messias erlebt.

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idea Spektrum 28.2014


M I SSION G LOBA L

Wie Gottes Wort zu Menschen findet KOMMUNIKATION Nicht überall ist es gleich einfach, mit Menschen zu sprechen oder ihnen etwas zuzusenden. Aber Not macht erfinderisch.

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n Kamerun gibt es seit einigen Jahren Mobiltelefone. Fast alle haben ein Handy und beherrschen die Zahlen oder zumindest das Schriftbild des Namens, den sie anrufen möchten. Da SMS schreiben billiger ist als telefonieren, wollen jetzt viele Kameruner lesen und schreiben lernen. Uns erleichtert das Telefon die Arbeit. Aber es kann auch Umtriebe mit sich bringen: Muss jemand ins Krankenhaus, ruft ein Angehöriger seine Bekannten an und fragt, ob ich da sei. Wenn ja, wird die Schwangere auf dem Motorrad hierher gebracht. Oder ich werde vom Bekannten abgeholt und ins Dorf begleitet. Auf der Fahrt dorthin werden Familienmitglieder per Telefon informiert und steigen zu. Stellt sich im Dorf heraus, dass die Frau ins Spital muss, wird das Auto bis obenhin mit Gepäck und Angehörigen gefüllt. Die schwangere Frau liegt irgendwo dazwischen. Unterwegs werden Leute angerufen und um Geld gebeten. (Eine Operation kostet etwa so viel wie eine gute Kuh; Krankenversicherungen gibt es nicht.) So wird angehalten, damit Verwandte Geld mitgeben können. Auch mit Angehörigen in der Stadt wird telefoniert. Sie warten schon, wenn wir endlich im Spital ankommen ... Handys bringen ebenfalls Verdienstmöglichkeiten. So lädt man an hölzernen Verkaufsständen Kredit aufs Mobiltelefon oder telefoniert gleich dort. Andere besitzen einen Generator zum Aufladen des Akkus. Wir sind ziemlich gut erreichbar – vor wenigen Jahren noch undenkbar!

Foto: zvg

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tell dir vor, du lebst in Syrien. Du bist Radioproduzent, aber weisst nie, ob du es bis ins Studio schaffst. Meist geht der Strom aus; zum Moderieren brauchst du eine Taschenlampe. Der reine Wahnsinn ... Aber es gibt Leute, die sich das bewusst antun. Sie versuchen, ihre Mitmenschen mit Radiosendungen zu erreichen, veröffentlichen ermutigende Zeugnisse, beantworten Fragen über Gott und lesen Gebete vor. Ein Arzt gibt Ratschläge zum 28.2014

Gott kann direkt zu Menschen sprechen. In der Regel braucht er aber dich und mich.

Thema Hygiene, ein Psychologe hilft, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Wir sind ermutigt, wie Gott Menschen begegnet und zum Beispiel durch das Radio zu ihnen spricht. b www.mission.ch, www.sam-info.org, www.twreurope.org, www.aem.ch

Ein Wort zum Sommer

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o sehr freuten wir uns, die sonnigen Tage im Garten zu verbringen! Doch drei grosse Baustellen stören die Idylle. Unter dem Garten verläuft ein Wirrwarr von Strom-, Wasser- und anderen Leitungen. Während Bauphasen sind Kommunikation und Absprachen unerlässlich, um gemeinsam ein halbes Dorf auf den Kopf zu stellen. Kommunikation kommt auch an ihre Grenzen. So schnell sind wir Schweizer in einem anderen Sprach- und Kulturraum. Nun braucht es zusätzlichen Aufwand, um mit dem Gegenüber Sorgen und Freuden auszutauschen. Interkulturelle Mitarbeiter üben sich täglich in diesen Fertigkeiten, um Hoffnung und eine Leben bewirkende Botschaft bis ans Ende der Welt zu bringen. Wenn ich nächstes Mal im Garten sitze, werde ich für alle Annehmlichkeiten danken, auch für jene unter der Erde. Gleichzeitig werde ich für unsere Mitarbeiter weltweit beten, dass sie ihren Auftrag gut ausführen können. Und immer wieder selber mit ihrem Auftraggeber, dem Herrn der Ernte, in Verbindung bleiben. Niklaus Meier, Geschäftsleiter AEM

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BLOG A-, B-, Luftpost, Kurierdienste: Es gibt viele Möglichkeiten, etwas zu versenden. In Yei (Südsudan) gibt es kein funktionierendes Postsystem. Vor Monaten renovierte die Stadt das Posthäuschen. Wir warten bis heute auf dessen Eröffnung. Trotzdem bekomme ich Post. Nicht so schnell wie in der Schweiz, aber fast genauso zuverlässig. Zum Beispiel die Wochenausgabe einer Schweizer Zeitung, regelmässig mit einer Hilfsorganisation von Uganda eingeflogen – allerdings bis zwei Monate später. Meine persönliche Post kommt auch via Uganda. Die Organisation hat in einem Grenzort ein Postfach. Dieses wird von einem Freiwilligen geleert; reist ein Bekannter von dort nach Yei, nimmt er Post mit. Dieser Dienst ist zuverlässig, wenn auch nicht so schnell ... Zusammen mit einer Kollegin wollte ich einen „Distant Learning“-Kurs per Computer machen, aber unsere Internetverbindung war zu langsam. Meine Kollegin reiste aus persönlichen Gründen in die USA, bestellte die Unterlagen dort per Post und konnte die vielen Bücher und Videosessions auf einem Memorystick nach Nairobi (Kenia) mitnehmen. „Zufällig“ reiste ein Kollege dorthin und nahm das Material für mich in Empfang. Faszinierend! Früher hörten Missionare oft während Monaten nichts von Freunden und Bekannten. Das Internet bietet heute viele Möglichkeiten. Aber Hand aufs Herz: Wer erhält nicht gerne eine Karte oder einen „richtigen“ Brief? Wer Post aus Afrika möchte, darf mir gerne via Redaktion schreiben. Aber es könnte zur Geduldsprobe werden! Simone Mission global öffnet periodisch ein Fenster zur weiten Welt. (Redaktion: Thomas Feuz)


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IN T ERV IEW

Aus der Geschichte lernen KIRCHENGESCHICHTE Die täuferisch-mennonitische Geschichte in Europa ist allgemein interessant und enthält aktuelle Bezüge zu heutigen Herausforderungen. Jetzt liegt ein neues Buch vor. Dorothea Gebauer sprach mit einem der Herausgeber, Hanspeter Jecker. Täuscht mein Eindruck oder stimmt es, dass in den vergangenen Jahren Geschichte und Theologie der Täufer und Mennoniten auch im deutschsprachigen Raum von einer breiten Öffentlichkeit vermehrt mit Interesse zur Kenntnis genommen worden sind? Wie lässt sich das erklären? Für Deutschland spielt sicher der seit den 1970er-Jahren starke Zustrom russland-deutscher Mennoniten eine Rolle. Er hat die Gesellschaft fragen lassen, mit wem man es hier wohl zu tun habe. Aber auch darüber hinaus kann ich dieses gewachsene Interesse durchaus bestätigen. Speziell sichtbar wurde es etwa im Zusammenhang mit dem Grossprojekt des „Täuferjahres 07“ in der Schweiz, sodann bei der von Mennoniten mit initiierten ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt von 2001 bis 2010, ferner im Kontext des internationalen lutherisch-

Band über Europas Täuferbewegung Hanspeter Jecker und Alle Hoekema (Bild) sind die Herausgeber des Bandes „Glaube und Tradition in der Bewährungsprobe. Weltweite täuferisch-mennonitische Geschichte: Europa“ (432 S., ISBN 978-3-943362-07-7, Edition Wortschatz, Schwarzenfeld). Dr. Hanspeter Jecker studierte Geschichte und Theologie und promovierte an der Universität Basel mit der Arbeit „Ketzer –Rebellen – Heilige: Das Basler Täufertum von 1580 –1700“. Jecker ist Dozent am Theologischen Seminar Bienenberg. Daneben arbeitet er an diversen Forschungsprojekten zum Täufertum und ist Präsident des Schweizerischen Vereins für Täufergeschichte. b www.edition-wortschatz.de

mennonitischen Dialogs, zu dessen Abschluss der Lutherische Weltbund 2010 in Stuttgart die Mennoniten um Entschuldigung bat für die an ihren Vorfahren praktizierte Repression, aktuell aber auch im Vorfeld der anstehenden 500-Jahr-Jubiläen der Reformation. Woran liegt das öffentliche Interesse am Täufertum ganz besonders? Einen Grund für das Interesse sehe ich im Wunsch vieler Christinnen und Christen aus Grosskirchen, für das, was im Namen ihrer Konfession den Täufern angetan worden ist, um Entschuldigung zu bitten. Ein weiterer Grund liegt wohl darin, dass das Täufertum eine Reihe von bis heute umstritten gebliebenen Fragen aufs Tapet gebracht hat, die manche erneut aufgreifen und diskutieren möchten. Dazu zählt etwa die Frage der Freiwilligkeit von Glaube und Kirchenmitgliedschaft, die Frage von Friedenstiften und Gewaltverzicht, die Frage des Verhältnisses von Landes- und Freikirchen. Dieses wohlwollende Interesse am Täufertum ist aber doch eher neu, oder? In der Tat: Jahrhundertelang wurden die Täufer verfolgt um ihres Glaubens willen. Für die offizielle Kirche waren sie gefährliche Ketzer und unverbesserliche Verführer, für die politischen Obrigkeiten aufrührerische Rebellen und notorische Unruhestifter. Jahrhundertelang wurden sie deswegen europaweit diskriminiert und verfolgt, inhaftiert und gefoltert, enterbt und enteignet, ausgeschafft und hingerichtet. Andere sahen in ihnen fromme Fanatiker und religiöse Spinner. Eine Minderheit jedoch bewunderte und achtete sie als Menschen, die mit Ernst Christen sein wollten, und schätzte sie als Nachbarinnen und Nachbarn, auf die man sich verlassen konnte, weil sie das zu leben versuchten, was sie glaubten. Auch darüber berichtet mein neues Buch, aber eigentlich nur am Rande. Sie meinen den Titel „Glaube und Tradition in der Bewährungsprobe“ ... Worum geht es denn im Buch vor allem? Weniger bekannt als die Anfänge der täuferisch-mennonitischen Bewegung ist deren spätere Geschichte. Darum geht es. Im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts hat sich die Täuferbewegung auf dem europäischen Kontinent in sehr unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt. 28.2014


Von links nach rechts: Dieses uralte Motiv stellt den Kern der Täufertheologie dar: Ich rette meinen Verfolger, auch wenn er mich hinterher ermordet. Schloss und Kirche von Trachselwald im Emmental sind Sinnbild für die enge Verbindung von Obrigkeit und Kirche in der Frühen Neuzeit, die europaweit die Verfolgung der Täufer veranlasst hat. Bauernhöfe in den Vogesen: Manche täuferisch-mennonitischen Familien zogen sich zurück in die Abgeschiedenheit.

In welche Richtung verlief die Entwicklung? Während sich die einen als die „Stillen im Lande“ in abgelegene Winkel zurückgezogen haben, haben andere sich in ihr gesellschaftliches Umfeld integriert, Mitverantwortung übernommen und teils innovative Beiträge geleistet. Stets weist ihre Geschichte aber spannende Berührungspunkte auf mit der Geschichte anderer Landes- und Freikirchen, und insbesondere mit anderen zeitgenössischen Aufbruchs- und Erneuerungsbewegungen. Existierten die Täufer nur auf dem alten Kontinent? Nein. Was diese spätere Geschichte täuferisch-mennonitischer Kirchen ebenfalls auszeichnet, das ist deren nun einsetzende Präsenz auf allen fünf Kontinenten. Das von der Mennonitischen Weltkonferenz lancierte Projekt einer Global Mennonite History zeichnet diese Geschichte für jeden Kontinent mit ausschliesslich einheimischen und ortskundigen Autorinnen und Autoren in fünf Bänden nach. Der nun auch deutsch vorliegende Band über Europa ist Teil dieses grösseren Projektes.

Fotos: zvg

Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere dieses Buches? Der vorliegende Europa-Band bezeugt, dass im Verlauf seiner späteren Geschichte zwar auch vom europäischen Täufertum Erneuerung in Kirche und Gesellschaft ausgegangen ist, dass es Erneuerung aber auch selber tatsächlich immer wieder gebraucht hat, oder wenigstens gebraucht hätte und sicher weiterhin braucht. Das Buch zeigt insbesondere auch, dass die Gegenwart täuferisch-mennonitischer Kirchen und Gemeinden in Europa das Resultat einer langen und komplexen Geschichte ist. Angefangen hat die Geschichte dieser als „Historische Friedenskirche“ geltenden Bewegung im 16. Jahrhundert effektiv auf dem Gebiet der heutigen Schweiz, Deutschlands und der Niederlande. Mission, aber auch repressionsbedingte Migration, Flucht und Deportation führten in der Folge allerdings zu einer Verbreitung weit über die Orte ihrer Entstehung hinaus. Wie beeinflusste die gesellschaftliche Veränderung die Täuferbewegung? Im Gefolge der Französischen Revolution veränderte sich Europa grundlegend. Liberalismus und Sozialismus, Rationalismus und Erweckungsbewegungen, Industrialisierung, Nationalismus und zwei Weltkriege, aber auch 28.2014

der sich rasch wandelnde Stellenwert von Kirche und Glaube in der Öffentlichkeit veränderten das Umfeld fundamental, in welchem sich fortan alle Kirchen – auch täuferisch-mennonitische Gemeinden – bewegten und zu bewähren hatten. Seit 1850 hatte der täuferisch-mennonitische Glaube manch eine Bewährungsprobe zu bestehen. Im Buch werden die sehr unterschiedlichen Wege analysiert, welche in Europa beschritten wurden, um die eigene kirchliche Tradition in einer je neu zu bestimmenden Mischung von Kontinuität und Wandel zu bewahren, zu transformieren – oder zu verlassen.

„Für die offizielle Kirche waren die Täufer gefährliche Ketzer und unverbesserliche Verführer.“ Könnte man somit sagen, dass dieses Buch durchaus Fragen stellt, die weit über die täuferisch-mennonitischen Kirchen hinaus von Bedeutung sind, wenn es darum geht, über das Verhältnis von Glaube und Gesellschaft nachzudenken? Das ist in der Tat so. Es ist denn auch mein Wunsch und meine Hoffnung, dass der vorliegende Band über die weltweite täuferisch-mennonitische Geschichte unser Nachdenken ganz allgemein darüber befruchten möge, wie Christ-Sein und Kirche-Sein angesichts sich rasch wandelnder kultureller und gesellschaftlicher Umfelder gleichwohl glaubwürdig, attraktiv und relevant gestaltet werden kann. Fazit: Man kann auch aus der Geschichte anderer christlicher Strömungen Lehren ziehen? Auf jeden Fall. Lernen kann man nicht nur aus der eigenen Geschichte, sondern auch aus den Erfahrungen anderer, die man aus Distanz manchmal viel unvoreingenommener auf sich wirken lassen kann. Für Mitglieder mennonitischer Kirchen ist es natürlich wichtig, die eigene Geschichte in dieser Thematik zu kennen: Denn wer nicht weiss, woher er kommt, der versteht meist nicht, warum er da steht, wo er steht und wird darum zusätzlich Mühe haben, dorthin zu gelangen, wo er hin möchte. Vielen Dank für das Gespräch.


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S Y N E RG I E | LE SE R BR I E F E

SYNERGIE REISEERFAHRUNGEN Wir fuhren mit zwei Lastwagen voller Hilfsgüter bis nach Kirgisistan. Das Ziel erreichten wir nicht ganz. Lehrreich war es allemal. iese Zeilen schreibe ich auf seine, die Füsse seiner Schüler! 10 000 Meter über Meer auf Die Tiefe dieses Demutsakts dem Heimflug von Teheran. lernte ich ganz neu auf einem Wir wollten mit zwei LKWs volstinkenden Klo in Lotfabad. ler Hilfsgüter von der Schweiz via Türkei, Iran, Turkmenistan, Freizügigkeit und HilfsbereitUsbekistan, Kasachstan nach schaft: Eine weitere GegebenKirgisistan fahren. Die turkmeheit war an der Grenze Bulgarinischen Zollbehörden verwei- Daniel Schöni en-Türkei. Die LKWs stauten sich gerten uns die Einfahrt. Drei Wochen war auf einer Länge von fünf Kilometern. Wir ich unterwegs, neun Tage davon wartend hielten an und machten wohl einen niean der Grenze bei immer knapp 50 Grad. dergeschlagenen Eindruck. Ein türkischer Hier einige der gemachten Erfahrungen. Fahrer bemerkte dies, kam auf uns zu und bot uns Tee an. Einfach so. Er machte Füsse waschen: Wir sind bald einmal nur uns frischen Tee! Eine Geste, die mich benoch mit Sandalen unterwegs gewesen, rührte. Dieser Fahrer war Moslem und wir wegen der Wärme. Mehrmals täglich als Christen nicht gerade seine Freunde. wuschen wir uns die Füsse, weil so viel Wie oft sehen wir, dass jemand unsere Dreck dran klebte. Als ich so am Füsse Hilfe bräuchte und wir warten, bis er uns waschen war und mir ob all dem Dreck darum bittet? Dieser Türke wurde mir grauste, kam mir die Szene in den Sinn, wo hier zum Vorbild; er gab, ohne dass man Jesus den Jüngern die Füsse wusch. Nicht fragte! Grad so, wie im Gleichnis des barm-

Aus dem Herzen gesprochen zu: „Pardon“, (Nr. 27, S. 3) Ich gratuliere Verena Birchler zu diesem Text. Sie spricht mir aus dem Herzen, wenn man bedenkt, dass diese WM die teuerste aller Zeiten wird, auf Kosten der Ärmsten! Missionare, die mit Strassenkindern arbeiten, beklagen ein grosses soziales Gefälle. Das Geld, das dringend für Bildung und das Gesundheitswesen nötig gewesen wäre, wurde für den kostspieligen Stadionbau ausgegeben. Die Machenschaften der FIFA sind undurchsichtig. Am Radio hörte ich einen Kenner sagen, die FIFA sie eine kriminelle Organisation. Ich wünsche Frau Birchler, dass sie auch weiterhin ihre Meinung so klar zum Ausdruck bringen wird. Johanna Frey-Bopp, Winterthur ZH

Warum ich gerne Fussball schaue zu: „Pardon“, (Nr. 27, S. 3) Natürlich gehört die Fifa, wie übrigens auch die UEFA, zu den grossen Verdächtigen, wenn es um Korruption und

Machtgehabe geht. Ein Grossverein wie der FC Bayern hat einen Präsidenten, der wegen Steuerbetrugs im Gefängnis sitzt, ein weiteres Mitglied der Leitung ist wegen Uhrenschmuggels angeklagt und ein Spieler wegen Brandstiftung. Natürlich stimmt es, dass in unteren Ligen Aggressivität immer mehr um sich greift. Aber, und darum schaue ich trotzdem immer wieder gerne Fussball, es gibt eben auch die andere Seite: Dante, ein brasilianischer Spieler des FC Bayern, spendet einen grossen Teil seines Geldes für Kinderheime; Jürgen Klopp, Trainer von Dortmund, betet jeden Abend gemeinsam mit seiner Frau; der Stuttgarter Fussballer Cacao hat eine christliche Gemeinde gegründet und predigt jeden freien Sonntag; Frank Schaefer, der ehemalige Trainer des FC Köln, bekennt sich öffentlich zu seinem Glauben und nicht zuletzt die beiden Spieler Holtby und Jermaine Jones von Schalke 04 können nicht ohne Gott. Das sind nur wenige Namen, die mir spontan in den Sinn kommen, es gibt viele mehr in diesen obersten Ligen.

herzigen Samariters: Wer ist mein oder dein Nächster? Das dritte Erlebnis, welches ich weitergeben will, betraf meinen Mitfahrer. Kindlich glauben: Thomas hatte drei Operationen wegen eines Hirntumors, seine Möglichkeiten sind etwas eingeschränkt. Lesen, schreiben und rechnen muss er neu lernen! Doch Thomas lehrte mich, wie ein erwachsener Mann den so oft zitierten kindlichen Glauben praktiziert! Thomas war mein Glaubensfels auf dieser Reise. Mit seinen kurzen, aber sehr klaren Gebeten in jeder Situation war er mir ein grosses Vorbild. Die Frage tauchte in mir auf, wie oft unser Können, unsere Intelligenz und unser Stolz solch kindlichem Glauben im Weg steht. P Der Autor ist Inhaber der Schöni.ch Holding in Oberbipp. www.schoeni.ch

Das ist die andere Seite der Münze Fussball. Und deshalb ist Fussball trotz FIFA, trotz UEFA und trotz Mauscheleien in den obersten Gremien ein wunderbarer Sport, der wie im normalen Leben alles hat, eben auch Christus. Und deshalb schaue ich gerne Fussball. Und für diejenigen, die den Sport kaputt machen durch ihre Haltung und ihr Verhalten, bete ich, so wie es Christus uns gelehrt hat. Das Evangelium hat viele Möglichkeiten sich zu verbreiten, und Fussball gehört auch dazu. Lassen Sie sich nicht erschrecken durch böse, unverschämte und beleidigende Mails, aber freuen Sie sich über die vielen Christen, die in dieser Fussballwelt aktiv sind.

Hans-Ulrich Rohrbach, St. Gallenkappel SG

Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffent veröffentlichen. Kürzungen unter Wahrung des Sinns behalten wir uns vor. Die Redaktion

Foto: zvg

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28.2014


M E DI E N / P ODI U M

Medien und die Lebenswelt von Teenies SEX UND MEDIEN Die Storys haben mit der Realität kaum etwas zu tun. Massenmedien vermitteln ein falsches Bild jugendlicher Sexualität.

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it prophetischem Scharfblick analysierte David Riesman (1909-2002) seinerzeit, wie sich in Konsumgesellschaften ein neuer Charaktertypus durchsetzt: An die Stelle der „Innenlenkung“ durch das eigene Gewissen tritt immer mehr die „Aussenlenkung“ durch die Meinung der anderen. Massgeblich für das eigene Verhalten wird der Wunsch, akzeptiert und beliebt zu sein. In vielen Lebensbereichen fröne der „aussengeleitete“ Typ einem „Lässigkeitskult“. Zu Riesmans Zeit war das heutige CybersexAngebot noch unvorstellbar. Heute leuchten Medien auch das Privateste aus und prägen Werte um. Davon sind gerade Heranwachsende betroffen, beim Thema Sex ganz besonders die Teenager. Themen sind namentlich frühe sexuelle Erfahrungen und erregende Erlebnisse. Wer nicht von frühen sexuellen Erfahrungen erzählen kann, droht zum Hinterwäldler zu werden. So jedenfalls suggerieren es gewisse Medien.

Foto: Dreamstime/Nenitorx

Die wahre Realität Wie weit solche Storys von der Lebenswirklichkeit der meisten Jugendlichen entfernt sind, zeigen neue Umfragedaten zu den Beziehungserfahrungen 14- bis 17-jähriger Jugendlicher: Rund zwei Drittel hatte noch keinen Geschlechtsverkehr. Sexuell aktive Jugendliche sind in diesem Alter in der Minderheit. Ihre „Erfahrungen“ machen diese Jugendlichen in der Regel mit einem „festen Partner“ des anderen Geschlechts. Die Neigung, „feste“ Beziehungen einzugehen, steigt erwartungsgemäss mit dem Alter. Selbst von den 17-Jährigen gab nur ein Drittel an, einen festen Partner zu haben. Der Mehrheit steht diese Lebenserfahrung noch bevor, sie sind damit nicht „spiessig“ oder gar zurückgeblieben, sondern entwickeln sich schlicht „normal“, wie das Deutsche Institut für Demografie, Allgemeinwohl und Familie (iDAF) in einem Kommentar zur Studie feststellt. Frühe sexuelle Beziehungen seien kein Indikator für das Lebensglück Jugendlicher, wie 28.2014

Massenmedien gaukeln Irreales vor.

dies eine oberflächliche „Sexualaufklärung“ oft suggeriere. Vielmehr seien sie häufig ein Versuch, mangelndes Selbstwertgefühl zu kompensieren. Nicht zufällig gingen Kinder aus zerstrittenen Elternhäusern oft frühe Beziehungen ein – sie suchten die schmerzlich vermisste „Nestwärme“. Damit überfordern sie häufig ihre Partner, Enttäuschung und Trennung sind die Folge – ein Kreislauf, der sich nicht selten später fortsetzt.

Gegen den Trend kämpfen Junge Menschen über solche „Verblendungszusammenhänge“ aufzuklären und ihnen bessere Wege der Lebensführung aufzuzeigen, sei für Eltern und Erzieher schwierig, räumt das iDAF ein. Sie stellten sich damit der Botschaft von Massenmedien entgegen, die auf kurzfristige Effekte und Äusserlichkeit hin konditionieren. Dennoch: „Wer wirklich erziehen will, muss sich trauen, gegen diese Windmühlen zu kämpfen, auch wenn er dafür als Don Quichotte verspottet wird.“ (im) • Quelle: Schweizerische Stiftung für die Familie (SSF) *Eva-Verena Wendt/Sabine Walper: Sexualentwicklung und Partnerschaften Jugendlicher: Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 14-17-Jährigen, S. 62-81, in: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und

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PODIUM Hannah Arendt sagte, dass der normale Mensch nicht weiss, dass das Schlimmste möglich ist. Die christliche Anthropologie erlaubt es, dieser Illusion, die Ahnungslosigkeit und Verneinung vermischt, zu entgehen. Trotzdem haben mich zwei aktuelle Ereignisse schockiert: die Ermordung drei junger Israelis durch palästinensische Terroristen und Videoszenen, die zeigen, wie Boko-Haram-Anhänger christlichen Nigerianern die Kehle durchschneiden. Diese furchtbaren Gräueltaten sind letzter Ausdruck der Diskriminierungen und gewaltsamen Verfolgungen, denen Juden und Christen, die am meisten verfolgten Minoritäten der Welt, ausgesetzt sind. Der Westen schliesst jedoch vor dieser unbestreitbaren Realität oft die Augen. Zusätzlich zeigt die Mehrheit der Medien gegenüber solchen Menschenrechtsverletzungen eine sehr selektive und unzulässige Empörung. Fälschlicherweise betrachten sie das Verbot der Burka als eine gravierende Gefährdung der Religionsfreiheit und alle verständlichen Vergeltungsmassnahmen der israelischen Armee als brutales Zeichen eines unakzeptablen Imperialismus. Gleichzeitig werden aber schwerwiegende und zahlreiche Verfolgungen gegen Christen und Juden verharmlost oder sogar verheimlicht! Dies ist nicht erstaunlich. Die Bibel sagt ausdrücklich, dass gläubige Christen und Juden – die zwei Völker Gottes – bis ans Ende der Zeit verfolgt werden. Nur das Weiterbestehen der liberalen Demokratie erlaubt es, dieses Phänomen, das durch die finsteren Kräfte der Geschichte inspiriert wird, einzuschränken.

Sozialisation, Heft 1/2013).

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Bilder der Woche DANK UND FÜRBITTE

Seit zweieinhalb Monaten bangt die Welt um mehr als 200 nigerianische Schülerinnen – meist Christinnen –, die sich in der Hand der radikal-islamischen Terrorgruppe Boko Haram befinden. Sie sollen als Sex-Sklavinnen an Muslime verkauft und so zwangsislamisiert werden. Mitte Juni verschleppte Boko Haram weitere Mädchen und Frauen. Jetzt gelang 63 von ihnen die Flucht, als ihre Entführer in Gefechte mit Soldaten verwickelt wurden. Das „Bild der Woche“ soll zu Dank und Fürbitte anregen – Dank für die befreiten Geiseln und Fürbitte für die 219 Frauen und Mädchen, deren Schicksal weiterhin unklar ist.

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Fußball-WM: Christen werben für Jesus Christus MISSION Vor allem Baptisten und Pfingstler sind aktiv. Auch ein deutsches Missionswerk war vor Ort.

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n Brasilien nutzen Christen aus aller Welt und Einheimische die Fußballweltmeisterschaft, um für die christliche Botschaft zu werben. Sie verteilen evangelistische Schriften und Bibelteile, singen, führen Theaterstücke auf, organisieren Fußballspiele und besuchen Strafgefangene, Senioren und Patienten in Krankenhäusern. Vor allem Baptisten und Mitglieder der wachsenden Pfingstkirchen sind aktiv. Es sei typisch für die Pfingstler, dass sie Großveranstaltungen wie die Fußballweltmeisterschaft zum Evangelisieren nutzen, erläutert der Soziologe Prof. Ricardo Mariano von der Universität Sao Paulo.

Vier Millionen Verteilschriften 900 pfingstkirchliche und andere evangelikale Gemeinden und Gruppen unterstützen die Aktion „Fair Play Brasilien“ der Bibelgesellschaft des Landes. Sie wollen darauf hinweisen, dass der christliche Glaube auch im Alltag und nicht nur am Sonntag gelebt werden soll. Dazu verbreiten sie vier Millionen eigens für die Aktion gedruckte Verteilschriften in acht Sprachen mit Bibelversen, die auf den Sport Bezug nehmen, sowie 20.000 Exemplare des Johannesevangeliums.

Brasilianer sind sehr interessiert An einer missionarischen Aktion des Missionswerks der Südlichen Baptisten in den USA beteiligen sich 19 Studenten und Mitarbeiter kirchlicher Jugendgruppen. Sie spielen 2 Wochen lang mit Kindern auf Fußballplätzen in Rio de Janeiro, helfen in Krankenhäusern und sprechen – mit Hilfe von Übersetzern – mit Einheimischen über ihren Glauben.

Foto: Daniel Schneider

Ich gehe noch mal raus Wie der Student Jordan O’Donnell (Blacksburg/Bundesstaat Virginia) dem Baptistischen Pressedienst sagte, stößt er in den USA meist auf Ablehnung, wenn er mit Passanten über den christlichen Glauben rede: „Aber hier sagen einem die Leute, dass sie mehr von Jesus Christus hören wollen.“ Er habe mit einem Pärchen ge28.2014

Nach einem Freundschaftsspiel verteilen Mitarbeiter der deutschen sportmissionarischen Organisation SRS eine evangelistische Fußball-DVD an die brasilianische Mannschaft.

sprochen, das nach eigenen Worten noch nie etwas vom Sohn Gottes gehört hat: „Ich war platt. Aber mir ist klar geworden: Ich gehe noch mal raus.“

Gedränge in Sao Paulo In Sao Paulo herrschte vor dem Fußballstadion ein dichtes Gedränge mehrerer christlicher Missionsgruppen. Pfingstler und Baptisten aus verschiedenen Gemeinden präsentierten Transparente, unter anderem mit der Aufschrift „Jesus rettet“, und verteilten Flugblätter auf Portugiesisch, Spanisch und Englisch. Wer Interesse zeigte, wurde gleich in eine Kirche an der nächsten Straßenecke eingeladen. „Wir möchten den Menschen die Liebe Gottes vermitteln“, sagte der Baptist Isaias Soares. Dank der Hilfe der Kirche sei er von seiner Drogensucht freigekommen. Bei den Fußballfans stoßen die Missionare auf ein unterschiedliches Echo. Viele lehnen ab, andere lassen sich auf Gespräche ein. Diane Barreira von der pfingstkirchlichen „Gemeinde Gottes“ freut sich, dass eine Engländerin, mit der sie sich vor dem Eröffnungsspiel unterhalten hatte, einige Tage später in den Gottesdienst gekommen sei.

Heilsarmee gegen Sextourismus Die Heilsarmee unterstützt mit 60 Freiwilligen aus Australien, Europa und Nordamerika die missionarischen Einsätze der einheimischen Gemeinden. Sie wenden sich dabei auch gegen Sextourismus, Zwangsprostitution und sexuellen Kindesmissbrauch. Den Missbrauch thematisieren die Heilsarmeesoldaten durch eine Plakataktion in der U-Bahn von Sao Paulo und durch entsprechende T-Shirts, die sie bei ihren Einsätzen tragen.

SRS ging in Gefängnisse Auch ein 20-köpfiges Fußballteam der sportmissionarischen Organisation SRS (früher: Sportler ruft Sportler) war bis zum 8. Juli in der Küstenstadt Recife für evangelistische Einsätze zu Gast. Der Assistent der SRS-Geschäftsleitung, Manuel SchmittLechner (Altenkirchen/Westerwald), zog auf idea-Anfrage ein positives Fazit. Man habe unter anderem Freundschaftsspiele organisiert und sei in Gefängnissen sowie Jugendeinrichtungen gewesen. Bei allen Einsätzen hätten die deutschen Mitarbeiter über ihren Glauben berichtet. P b www.srsonline.de • 02681 941-150


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Islamisten wollen den Nahen Osten von Juden befreien ISIS Videobotschaft: In Palästina soll ein Kalifat errichtet werden.

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ämpfer der Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und Syrien “ (ISIS) haben in einem Video die „Befreiung“ Palästinas und ein Ende der Grenzen zwischen den Ländern des Nahen Ostens angekündigt. In dem etwa 15-minütigen Film führt ein „Gotteskrieger“ mit Namen Abu Saffiya die Zuschauer durch verlassene Grenzstellungen der syrischen und der irakischen Armee. „Wir brechen die Grenzen des Irak, Jordaniens und des Libanon, bis wir al-Quods (Jerusalem) erreichen“, droht er. Endziel sei es, ein alle muslimische Länder umspannendes Kalifat (einen islamischen Allahstaat in der Nachfolge Mohammeds) zu errichten. In dem ISIS-Video heißt es weiter, dass man vor einem möglichen Einmarsch der Amerikaner keine Angst habe. „Wir warten auf sie“, erklärte Abu Saffiya.

Der Islamist Abu Saffiya bei seiner Rede in seinem Videofilm

Wie Christen in einer islamischen Dikatatur leben

ISIS hat zu Beginn des Fastenmonats Ramadan ein „islamisches Kalifat“ in den von ihr kontrollierten Gebieten ausgerufen. Erster Mann der Region, in der sich alle dem islamischen Religionsgesetz, der Scharia, unterwerfen müssen, ist ISIS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi. Wer ihm nicht GeObama, sorge für Windeln! folgschaft schwört, riskiert den Tod. So Ein weiterer Dschihadist fragt in dem Vi- kreuzigten ISIS-Kämpfer acht Männer nahe deo US-Präsident Barack Obama, ob er Aleppo. Aufgrund der Kämpfe im Nordirak genügend Windeln für seine Soldaten vor- sind rund 50.000 Christen geflohen. Von bereitet habe, sollte er in die Region mit verbliebenen Christen in Mossul (in der Truppen einmarschieren. Als Höhepunkt Bibel Ninive, Nordirak) verlangt ISIS eine des ISIS-Feldzugs wird die Befreiung Pa- Kopfsteuer von umgerechnet mindestens lästinas von den Juden genannt: „Wir 184 Euro pro Monat. Als eine christliche kommen nach al-Quods (Jerusalem), wir Familie das nicht zahlen konnte, vergewalwollen dort in der Moschee beten. Möge tigten ISIS-Kämpfer Mutter und Tochter vor Allah uns dabei leiten und beschützen.“ den Augen des Vaters. Der beging aus Verzweiflung Selbstmord, TÜRKEI wie die Internet-ZeiAleppo tung Christian Post beMossul Idlib Al-Rakka richtet. Der katholische Erbil Dair as-Saur Erzbischof von Mossul, Kirkuk SYRIEN Abu Kamal Yohanna Petros Moshe, Baidschi richtete einen Appell Tikrit Damaskus IRAN an die internationale ISRAEL Ramadi Falludscha Gemeinschaft, humaJerusalem Bagdad Rutba nitär und politisch einzugreifen. Die Zahl der JORDANIEN ehemals 1,5 Millionen IRAK IRA Christen (2003) im Irak von ISIS ist auf rund 300.000 SAUDI-ARABIEN kontrolliertes gesunken. P Gebiet

NOTIERT Eine neue Internetplattform informiert über Martin Luther Eine Internetplattform informiert umfassend über das Leben und Wirken des Reformators Martin Luther (1483–1546). Seit 1. Juli ist die Seite www.lutherbase. de online. Auf der Crossmedia-Plattform kann der Nutzer 17 bedeutende Reformationsstätten virtuell erkunden – vom Geburtshaus in Eisleben über das Lutherhaus in Wittenberg bis hin zur Veste Coburg. Über 150 historische Grafiken, Fotografien und Ansichtskarten werfen Schlaglichter auf die Orte der Reformation. Außerdem erwarten die Nutzer über 40 Filmclips, darunter ausgewählte Sequenzen aus Luther-Spielfilmen und Dokumentationen sowie Anekdoten zu den Reformationsstätten. Die Plattform kann am Computer sowie als kostenfreie App auf Tablets und Smartphones genutzt werden. Entwickelt wurde „Lutherbase“ von der Filmproduktionsfirma NFP (Halle/ Saale), die unter anderem den Spielfilm „Luther“ produzierte. Ihn sahen 2003 allein im deutschsprachigen Europa rund 3,5 Millionen Kinobesucher.

Reisesegen am Tag der 42 Autobahnkirchen in Deutschland Am „Tag der Autobahnkirchen“ (6. Juli) haben evangelische und katholische Geistliche Autofahrern einen Reisesegen mit auf den Weg gegeben. Er soll sie daran erinnern, dass sie auf Gottes Beistand in guten wie in schlechten Tagen vertrauen können. Für viele Menschen sei es hilfreich zu wissen, dass jemand sie in allen Situationen begleite, hieß es. Außerdem wurden in den 42 Kirchen und Kapellen Hefte mit Liedern und Gebeten für unterwegs verteilt. Das ZDF übertrug einen Gottesdienst aus der Autobahnkirche St. Christophorus bei Baden-Baden. Sie ist die größte Einrichtung ihrer Art. Mit über 2.000 Symbolen und Motiven biblischer und zeitgenössischer Bilder regt sie zum Nachdenken über Prioritäten im Leben an. Die jüngste Autobahnkirche wurde Ende Juni im havelländischen Zeestow am Berliner Ring eröffnet. Jährlich suchen rund eine Million Menschen diese besonderen „Rastplätze für Leib und Seele“ auf.

Fotos: Screenshot: YouTube/Alhayat

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Fleiß, Sparsamkeit und Demut lassen Europa gut dastehen BRESLAU 4.000 zu den 9. Christlichen Begegnungstagen – Europapolitiker lobt protestantische Tugenden.

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ie Kirchen können einen wesentlichen Beitrag zur europäischen Integration leisten. Diese Überzeugung äußerte der ehemalige Ministerpräsident Polens, Prof. Jerzy Buzek (Foto), während der 9. Christlichen Begegnungstage in Breslau (Wroclaw), der Hauptstadt Schlesiens. Das dreitägige Treffen stand unter dem Motto „Frei sein in Christus“. Nach Buzeks Worten ist die Idee der Gemeinschaft von Anfang an im Christentum verwurzelt. Die Reformation vor knapp 500 Jahren habe entscheidende Grundlagen für die heutige Zivilgesellschaft gelegt, indem sie die Verantwortung des einzelnen Menschen vor Gott und dem Nächsten herausgestellt habe, sagte der Protestant, der von 2009 bis 2012 auch Präsident des Europäischen Parlaments war.

Die Grundlagen der Zivilgesellschaft finden sich in der Bibel

Fotos: picture alliance / dpa, evlks

Wesentliche Grundlagen der demokratischen Zivilgesellschaft fänden sich bereits in der Bibel, so etwa die Würde eines jeden Menschen. Sie folge daraus, dass der Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist. Aber auch die Aufforderung zur Solidarität wurzele in der Heiligen Schrift: Einer trage des anderen Last (Galater 6,2). Buzek ermutigte dazu, sich für ein Zusammenwachsen Europas einzusetzen – auch wenn die Verhandlungen oft langwierig und trocken seien: „Aber es ist immer besser, langweilige Verhandlungen zu haben, als einen bewaffneten Konflikt.“ Dass Europa heute in weiten Teilen sehr solide dastehe, führt Buzek vor allem auf Tugenden zurück, die ursprünglich protestantisch waren, heute aber weithin als europäisch gölten: Fleiß, Sparsamkeit und Demut.

Das Reformationsjubiläum 2017 nicht „triumphalistisch“ feiern Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn, Tamas Fabiny (Budapest), wandte sich gegen „triumphalistische Feiern“ anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017. Christen an28.2014

Der Leitende Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Jerzy Samiec, hielt beim Hauptgottesdienst der Begegnungstage die Predigt. Kleines Bild: Jerzy Buzek

derer Konfessionen dürften durch die Jubiläumsfeierlichkeiten nicht herabgewürdigt werden. Zugleich hob er die Bedeutung der Reformation für Ungarn hervor. So hätten zahlreiche ungarische Pfarrer seinerzeit in Wittenberg bei Martin Luther (1483–1546) studiert. Gegenwärtig machten die Lutheraner in Ungarn etwa 3 % der Bevölkerung aus. Die missionarischen Herausforderungen seien heute ähnlich wie zu Luthers Zeiten. Auch damals seien viele Menschen „religiös unmusikalisch“ gewesen, so dass Luther alles von Beginn an in einfacher Sprache erklären musste.

Ein Bußakt zum Jubiläum 2017 wäre unangemessen Der sächsische Oberlandeskirchenrat Peter Meis (Dresden) plädierte dafür, das Reformationsjubiläum als „Christusfest“ in ökumenischer Verbundenheit zu feiern. Freude und Gedenken sollten dabei zusammenkommen. Einen „Bußakt“ der reformatorischen Kirchen wegen der Abspaltung von der katholischen Kirche halte er aber für unangemessen. Der Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Jan Cieślar (Warschau), erklärte, es sei schwer zu sagen, wie sehr die Reformation das polnische Volk beeinflusst

habe, „weil sich die Grenzen so oft geändert haben“.

Schlesien und die Region um Danzig wurden schnell evangelisch Allerdings habe sich der evangelische Glaube in Schlesien und der Region um Danzig sehr rasch durchgesetzt. Das liege vor allem daran, dass die Bevölkerung dort überwiegend deutschsprachig war. Heute lebe die protestantische Kirche in Polen in der Diaspora. Habe es vor dem Zweiten Weltkrieg noch sieben evangelische Kirchen gegeben, so seien es gegenwärtig nur noch zwei: die lutherische Kirche mit etwa 70.000 Mitgliedern und die reformierte mit rund 4.000. Man arbeite so eng wie möglich zusammen. Zu dem Treffen protestantischer Minderheitskirchen in Mittelund Osteuropa eingeladen hatte die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen. Neben den evangelischen Trägerkirchen in Österreich, Polen, Tschechien, der Slowakei und Ungarn nahmen auch kirchliche Vertreter anderer Länder teil, etwa aus der Ukraine oder Russland. Aus Deutschland beteiligten sich die Landeskirchen Bayern, Sachsen, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und die Nordkirche. P b www.wroclaw2014.net


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Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht 2012 den Stand von Fuhrländer (links) auf der Hannover-Messe zusammen mit einer chinesischen Delegation.

Wenn die Firma pleitegeht WIRTSCHAFT Er hat Windkraftanlagen gebaut, in alle Welt verkauft und über 700 Mitarbeitern

Joachim Fuhrländer (54) ist dorthin zurückgekehrt, wo alles angefangen hat – in sein altes Büro auf dem Firmengelände in Waigandsheim, einem Dorf mit nicht mal 200 Einwohnern im Westerwald zwischen Limburg und Siegen. In der Nähe stehen auf den Anhöhen zahlreiche Windkraftanlagen. Viele ziert das große „F“ für Fuhrländer. Dass es die Anlagen dort gibt, erfüllt ihn bis heute mit Stolz. „Jede Windmühle ist eine gute Windmühle – egal welcher Hersteller“, sagt er. Denn sie verwandelt Wind in Strom. Das ist gut für die Schöpfung!

Eine beispiellose Expansion, wo der Wind so pfeift Von seinem Büro überblickt er die alten Werkshallen. 1982 ist er hier in den väterlichen Betrieb eingestiegen – als Schmiedemeister und Schweißfachmann. Damals reparier-

te die Schmiede Landmaschinen und übernahm Aufträge für die Metallindustrie im nahen Siegerland. Es war die Zeit der Protestbewegungen – gegen das Waldsterben wie die Atomkraft. Fuhrländer protestierte mit. Doch er wollte mehr – nämlich die Welt verbessern: etwa durch Alternativen zur fossilen Energie wie Öl, Gas und Kohle, aber auch zur Kernkraft. Und weil er nun mal im Westerwald zu Hause war – „da pfeift der Wind so kalt“, wie es in einem Volkslied heißt –, begann er mit Windkraftanlagen zu tüfteln. 1991 stellte Fuhrländer seine erste, kleine Anlage in Köln auf. Was folgte, war eine beispiellose Expansion. Die Technologie aus dem Westerwald war gefragt. In aller Welt. 2007 nahm die Firma ein neues Produktionsgebäude direkt am Siegerlandflughafen in Liebenscheid in Betrieb. Bis zu 200 Anlagen konnten dort jährlich hergestellt werden. Die

Foto: Fuhrländer

Lohn und Brot gegeben. Politiker und Promis gaben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Als Christ wusste er um seine soziale Verantwortung. Und so gab er auch jenen eine Chance, die sonst oft abgeschrieben werden: Schulabbrechern, Sonderschülern, entlassenen Strafgefangenen. Dann kamen die Finanzkrise, die Firmenpleite, der eigene Absturz. Wie geht Joachim Fuhrländer damit um? idea-Redakteur Klaus Rösler hat ihn besucht.

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Geld zur Verfügung stellen würden. Diese Entscheidung hing er nicht an die große Glocke, damit die Firma nicht durch negative Schlagzeilen in zusätzliche Turbulenzen geraten würde. Sein Schritt hatte gravierende Folgen für ihn, denn er – der einstige FirJeder sollte eine Chance bekommen meninhaber und Vorstandsvorsitzende – war nun nicht mehr Herr im eigenen Haus. Mit seinem Rauschebart und seinen schulterEr war nur noch ein Manager wie andere: langen Locken hat Fuhrländer nie dem klas„Das ist heftig, nicht mehr gestalten zu könsischen Bild eines Managers entsprochen. nen.“ Ein neuer Vorstandsvorsitzender wurUnd er war es wohl auch nicht. Denn er hatte de berufen. Doch das erhoffte Geld aus der nie nur sein Unternehmen und dessen UmUkraine kam nicht. Schließlich musste die satz im Blick. Immer ging es ihm auch um die Joachim Fuhrländer: Der Menschen, mit denen er zu tun hatte. So gab ungewöhnliche Unternehmer Aktiengesellschaft Konkurs anmelden. ist auch Referent beim Heute ist Fuhrländer davon überzeugt, dass er etwa Jugendlichen eine Lehrstelle, die kei- nächsten Kongress christlier die Insolvenz doch noch hätte abwenden nen Schulabschluss vorweisen konnten oder cher Führungskräfte vom 26. können, wenn er mehr Einfluss gehabt hätauf die schiefe Bahn geraten waren. Er wollte, bis 28. Februar in Hamburg. te. Denn die Firmenpartner und Kunden im dass sie alle aus ihrem Leben etwas machen. Denn niemand hat sich sein Elternhaus ausgesucht. Dies Ausland vertrauten ihm – nicht aber seinem Nachfolger. war für ihn eine andere Form der christlichen Jugendar- Ironie des Schicksals: Obwohl ihm die Firma nicht mehr beit, die er in seinem CVJM-Ortsverband Rennerod- gehört, halten die Banken ihre Forderungen an ihn aufEmmerichenhain kennengelernt hatte. Selbst vor unge- recht. Denn schließlich hat er die Verträge unterschrieben. wöhnlichen Konzepten schreckte er nicht zurück. So Doch sein ganzes Geld hatte er in die Firma investiert. schaffte er eine Bisonherde aus den USA und Alpakas aus Peru an, um die sich seine bis zu 180 Auszubildenden küm- Trauer, Schuldgefühle, Ängste mern mussten. So sollten sie lernen, Verantwortung zu Wie geht es ihm in dieser Situation? Anfangs fiel es ihm übernehmen. Und weil er davon überzeugt war und ist, schwer, überhaupt noch durch das Dorf zu gehen. Er traudass Bildung der Schlüssel für jede wirtschaftliche Ent- erte. Und er hatte Angst vor den Menschen, weil er sich wicklung ist, wollte er in jedem Entwicklungsland, mit schuldig fühlte, versagt hatte. Er hatte die enttäuscht, die dem er Geschäfte machte, auch Schulen gründen. Doch ihm vertraut hatten. Trotz seiner beispiellosen Karriere war dazu kam es nicht mehr. er für sie zwar immer „der Joachim“ von nebenan geblieben. Doch nun hatte er Angst vor ihnen, vor ihren Fragen: Die Banken halfen in der Krise nicht „Wie konnte das passieren?“. Er zog sich zurück. Und ging Als es die ersten Anzeichen dafür gab, dass sich Wind- anfangs nicht mal mehr in die Kirche. „Es muss geweint, kraftanlagen doch nicht mehr länger wie von alleine ver- gezweifelt werden, es muss versagt werden“, sagt er etwas kaufen ließen, weil sich die Wirtschaft weltweit in einer umständlich. Das gehöre dazu, das Geschehen zu verarAbwärtsspirale befand, reagierte Fuhrländer auf seine ei- beiten. Aber dann sei die Angst gewichen. Und wie zum gene Art: Er arbeitete noch mehr, noch härter. 2010 besuch- Trotz sagt er: „Meine Ideen waren doch richtig.“ Dass er te er 31 Länder in zehn Monaten, um Projektpartner zu Menschen eine berufliche Chance gegeben habe, die sonst finden. Doch dann reagierten die Banken: Im Zuge der Fi- auf dem Arbeitsmarkt wohl gescheitert wären, sei doch O nanzkrise 2012 kappten sie der Firma ihre Kreditlinien. Länder wie die Ukraine, China, Brasilien, Iran oder Vietnam – in die Fuhrländer liefern wollte – erschienen plötzNRW Siegen lich nicht mehr zuverlässig. Und auf einmal trauten die Banken auch Fuhrländer als Vorstandsvorsitzendem nicht HESSEN mehr zu, dass er seine Firma erfolgreich durch die Krise führen könnte. Waigandsheim

Foto: privat

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Fuhrländer lag das Wohl seiner Mitarbeiter und der Firma so sehr am Herzen, dass er bereit war, auf die Forderungen der Banken einzugehen. Er übertrug seine Firmenanteile an zwei Investoren aus der Ukraine – in der Hoffnung, dass die Firma gerettet werden könnte, wenn sie zusätzliches

Wetzlar

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Er verzichtete auf seine Firmenanteile

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größten mit einer Leistung von 2,5 Megawatt können den Jahresbedarf von 1.800 Vier-Personen-Haushalten decken. Die Firma erzielte 2009 einen Umsatz von über 250 Millionen Euro.

RHEINLAND-PFALZ Koblenz

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Ein Windrad – die Spezialität des Unternehmens Fuhrländer

Im Glauben gewachsen Durch die Krise ist er in seinem christlichen Glauben gefestigt worden: „Dieser Prozess hat mich in meinem Glauben nach vorne gebracht.“ Er habe nie daran gezweifelt, dass Gott es letztlich gut mit ihm meine: „Ich zweifle an meinem Gott in keiner Weise.“ Dass es im Leben nicht nur aufwärtsgehe, sondern Krisen dazugehörten, sei normal. Sein neues Leben hat Vorteile: „Ich habe mich mit mir selbst auseinandergesetzt, mit meinen Fehlern, mit den Menschen um mich herum.“ Er habe eine gesunde Entschleunigung erlebt. Die freie Zeit nutzt der Vater von drei erwachsenen Kindern, um mehr in der Bibel zu lesen, auch um Kurzandachten und Texte zu schreiben: „Ich finde inzwischen zu jeder Lebenssituation ein Bibelzitat.“

Warum Freundschaften wichtig sind Besonders schätzt es Fuhrländer, dass er Freunde hat. Dazu zählt etwa der frühere CVJM-Weltdienst-Mitarbeiter Fritz Pawelzik (86), der viele Jahre in Afrika gelebt hat und vom Ashanti-Stamm in Ghana 1994 sogar zum Häuptling gewählt wurde. Er ist im Ruhestand extra aus dem Ruhrgebiet nach Waigandsheim umgezogen – der Freundschaft wegen. Die beiden treffen sich fast täglich, um über alles zu reden – auch über Enttäuschungen und Selbstzweifel. Beide haben zusammen sogar eine Afrikareise unternom-

men, obwohl Pawelzik auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Kein Problem: Fuhrländer hat ihn geschoben. Der Unternehmer hat seine Firma verloren, nicht aber seine Leidenschaft, die Welt zum Guten zu verändern, und auch nicht seine Freunde in aller Welt. Er ist gut vernetzt. Seine Kontakte nutzt er heute als freiberuflicher Firmenberater. Darüber hinaus ist er auch als Vortragsredner in Kirchengemeinden wie in Unternehmen tätig. Ein früherer Lieferant hat ihn eingeladen, über den Umgang mit Krisen zu sprechen. Das hat ihn gefreut.

Lob von der Schwester des US-Präsidenten Obama Immer noch beeindruckt ist er von einer Einladung zum Tollwood-Festival 2012 in München. Neben Musik gibt es bei der Veranstaltung auch einen Markt der Ideen. Damals ging es um nachhaltiges Wirtschaften, um die Energiewende, um soziales Engagement. Da kennt er sich aus. Mit dabei war auch Auma Obama, die ältere Halbschwester des US-Präsidenten. Die in Kenia lebende Germanistin und Journalistin würdigte Fuhrländer in einer Gesprächsrunde als Idealisten, der nur nicht die richtige Unterstützung gehabt habe. Er habe sich aber für „eine gute Sache“ engagiert. Dass er dabei als Unternehmer gescheitert sei, interessierte auf dem Festival niemanden. Fuhrländer räumt ein, dass er sich dort sehr wohlgefühlt habe. Für einige Stunden habe er seine Probleme vergessen können. Im Westerwald fühlt er sich weiter zu Hause. Inzwischen begegnen ihm die Menschen wieder so wie früher – mit Wertschätzung. Sie danken ihm für das, was er geleistet hat. Und nicht wenige gehen sogar davon aus, dass er als Unternehmer wieder etwas unternimmt. Sie haben ihm zugesagt: „Wenn du etwas Neues tust, vergiss mich nicht. Ich mache mit.“ P

Foto: picture alliance / dpa

nicht verwerflich. Das war ihm nach der Pleite vorgeworfen worden. Er wäre zu weich, hätte ein zu soziales Gewissen. Er sieht das anders: „Ein Drittel meiner Mitarbeiter hätte sonst der Staat durchfüttern müssen. Das habe ich dem Staat abgenommen.“ Es ärgert ihn mächtig, dass die Politik letztlich so wenig Interesse an den Menschen zeige. Es dürfe doch keiner auf der Strecke bleiben.

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In der Innenstadt von Tel Aviv demonstrieren junge Menschen tanzend für die Freilassung der drei am 12. Juni entführten jüdischen Schüler: v. l. Eyal Yifrach, Naftali Fraenkel und Gilad Shaer. Am 30. Juni werden sie tot aufgefunden. Seitdem überschlagen sich die Ereignisse: Auf zunehmenden Raketenbeschuss aus Gaza reagiert Israel seit dem 3. Juli mit Luftangriffen auf Stellungen der Hamas.

Shalom, Israel! HEILIGES LAND Die Lage im Nahen Osten ist angespannt. Drei israelische Religionsschüler wurden

Fotos: Julia Bergner, picture alliance / Photoshot, REUTERS

tot aufgefunden, die islamistische Terrorbewegung ISIS will nach Jerusalem marschieren, und in Syrien herrscht seit Jahren ein blutiger Bürgerkrieg. idea-Volontärin Julia Bergner war in den letzten Wochen in Israel unterwegs. Sie berichtet aus einem gespaltenen Land. „Ich will euch von einem kleinen Mädchen erzählen, das im fernen Lande Israel lebt. Es ist da sehr heiß, der Sommer dauert lange, und es regnet fast nie.“ Als Kind zählten die 14 Geschichten über Irith der israelischen Schriftstellerin Rusia Lampel zu meinen Lieblingsbüchern. Die Erzählungen beflügelten meine Fantasie: Ein fernes Land, Sommer, Sonne, Hitze – das hörte sich nach Idylle an. Im Oktober 1996 nahmen uns unsere Eltern zum ersten Mal mit zu diesem faszinierenden Fleckchen Erde, das kaum größer ist als das Bundesland Hessen, in dem ich aufgewachsen bin. Ich war neun Jahre alt. Wenige Monate zuvor waren bei Anschlägen in der Tel Aviver Innenstadt 32 Passanten ums Leben gekommen. Das Militär war überall präsent. Damals schrieb ich in mein Tagebuch: „Hier gibt es ganz viele Hunde und Katzen, die auf der Straße wohnen. Und überall sind Soldaten mit Maschinengewehren. Das ist komisch. Aber alles in allem mag ich es hier.“ Das Bild der Idylle paarte sich langsam mit der Gewissheit um weltpolitische Geschehnisse, Unruhen und Unsicherheiten. Doch die Liebe zu diesem wahnsinnigen Land wuchs.

Die Nation ist angespannt Juni 2014. 18 Jahre und etliche Besuche später. Drei TalmudSchüler sind in der Westbank nahe Hebron entführt worden. Mein Freund und ich wollen unseren Urlaub in Israel verbringen. Bekannte schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Wie gefährlich! Ich habe mich in Israel immer sicher gefühlt. Mehr noch: Dieses Land voller unterschiedlicher Menschen mit unterschiedlichen Mentalitäten und Sitten hat es mir jedes Mal einfach gemacht, mich sofort zu

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Hause zu fühlen. Am späten Nachmittag landen wir in Tel Aviv. Ich atme die vertraute, leicht faulig-verbrannt riechende Luft tief ein. Ich bin wieder da, und schon nimmt das Land mich wieder gefangen. Ich muss lächeln. Doch die Lage ist anders als bei unserem letzten Besuch vor anderthalb Jahren. Die Zeitungen titeln ausnahmslos über die Entführung. Die israelische Armee durchsucht Hebron. Die Nation ist angespannt.

Gegensätze auf wenigen Quadratmetern Am nächsten Tag laufen wir durch die bunten Straßen der Tel Aviver Innenstadt. Es ist laut und hektisch wie immer. Rechts gibt es Kirschen, links werden die ersten Feigen verkauft. Mitten zwischen den Passanten steht ein alter jüdischer Mann und rezitiert Psalmen. Auf dem Platz Kikar Magen David hat sich eine große Gruppe junger Menschen zusammengefunden. Sie demonstrieren für die Heimkehr der drei jugendlichen Siedler. Eine Frau spricht uns an. Sie will uns erklären, was diese Entführung für ihr Volk bedeutet: „Es ist furchtbar. Wir wollen, dass sie nach Hause kommen. Wir werden alles dafür tun.“ Die Demonstration ist friedlich, die Menschen tanzen. Einer der jungen Männer hat ein Gewehr auf dem Rücken. Die Gegensätze Israels treffen sich auf wenigen Quadratmetern.

Angriffe aus Gaza Ein paar Tage später fahren wir vorbei an der Stadt Ashkelon in Richtung Gazastreifen. Die Straßen sind menschenleer. Über den Grenzzaun hinweg kann man die größte Stadt des Palästinensischen Autonomiegebietes sehen. Fast ein wenig gespenstisch ruhig liegt Gaza da. Abgetrennt vom Rest der Welt. O


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Zerstörtes Haus in Sderot (Südisrael) nach einem palästinensischem Raketenangriff. Mitte: Scharfe Grenzkontrollen in der Nähe von Ramallah in der Westbank. Rechts: Überall fordern die Israelis auf großen Plakaten: Bringt unsere Jungs zurück!

tet. Israel hat einen Angriff auf das Nachbarland geflogen. In Jordanien hat man Angst vor einem Überfall der islamistischen Terrorgruppe ISIS, die in einem Video angedroht hat bis nach Jerusalem marschieren zu wollen. Und immer noch hofft die israelische Armee, die drei Jugendlichen zu finden. Plakate mit der Aufschrift „Bring back our boys!“ (Bringt unsere Jungs zurück!) zieren öffentliche Plätze. Der israelische Satiriker Ephraim Kishon hat einmal gesagt: „Mein Land ist eine Insel. Aber nicht von Wasser, sondern von Hass umgeben.“ Als wir am nächsten Morgen die Ausgrabungen der Siedlung König DaLIBANON vids im Kidron-Tal besuchen, hören wir Schüsse. Der Leiter der US-Reisegruppe vor uns beruhigt seine SchützSYRIEN linge. Das sei nur Feuerwerk. Heute Abend startet der Fastenmonat RamaWestjordanland dan. Ich erzähle Albert davon. Manchmal schießen sie auch in die Luft. Man Mittelmeer weiß es nicht so genau, sagt er. Während des Ramadans seien die Moslems meistens wesentlich unruhiger. Ein Tel Aviv Witz? Um ein Uhr nachts führt uns AlRamallah bert durch ein Viertel mit vielen KneiJerusalem m entführt pen und Cafés. Es riecht nach MarihuAshkelon Gush Etzion am 12. Juni Halhul u ul l ana, Elektromusik dröhnt. Hier entGaza HHebron He eeb ebron ebr bron br roonn ro Sderot spannen sich junge Israelis. Viele von aufgefunden ihnen müssen in zwei Tagen zurück Masada am 30. Juni auf ihrer Militärbasis sein. Es sind ein Gazastreifen bisschen weniger da als sonst, meint Albert.

Auf dem weiteren Weg Richtung Süden entlang der ägyptischen Grenze passieren wir drei Militärkontrollen. Anhalten, lächeln, erklären, wo man hin will. Die israelischen Soldaten sind freundlich. Es sind junge Kerle, kaum älter als wir. Mit scharfem Blick schauen sie ins Auto. Sie wissen ganz genau, was sie fragen müssen, wie sie die Passanten ansehen, worauf sie achten sollten. Erst abends in Eilat erfahren wir aus den Nachrichten, dass einige Stunden nachdem wir Ashkelon hinter uns gelassen haben, Raketen aus Gaza herübergeflogen sind. Zwei sind auf einem Feld gelandet, zwei wurden abgefangen und eine ist noch im Gazastreifen selbst runtergekommen und hat ein 3-jähriges Kind getötet.

Heute rasen den ganzen Tag über in kurzen Abständen Kampfflieger vorbei. Sie kommen aus der Westbank, meint Ari, der Leiter der Jugendherberge in Masada am Toten Meer. Morgen wollen wir nach Jerusalem weiter. Die Autobahn führt durch das Westjordanland. Zu Hause sind alle besorgt. Wir sollten doch lieber außen herum fahren. „Machen die Witze?“, fragt mich Ari. Was für ein Quatsch, meint der Israeli. Einfach durchfahren. Nicht so oft anhalten. Das ist alles.

Bringt unsere Jungs zurück! In Jerusalem treffen wir unseren Bekannten Albert. Er ist vor fast zehn Jahren aus Brasilien nach Israel gekommen, hat seinen Wehrdienst hier abgeleistet und beobachtet wie alle Israelis den Nachrichtenstand genau. Kaum eine andere Nation hat so viele Zeitungsleser. Die Situation sei ernst, sagt er. Der Beschuss aus Gaza hält an. Eine Rakete aus Syrien hat einen israelisch-arabischen Jugendlichen getö-

ISRAEL

Mizpe Ramon

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Junge Israelis diskutieren über die Siedlerbewegung Am Freitagabend sind wir zum Shabbatdinner bei einem amerikanischen christlichen Ehepaar eingeladen. Scott und Theresa Johnson sind vor 15 Jahren nach Israel ausgewandert und haben in Jerusalem ein offenes Haus gegründet für Soldaten, die in Israel keine Familie haben. „Ha Miflaht“ (Zu-

Fotos: REUTERS, picture alliance / abaca, REUTERS

Kampfflieger über Masada

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Unruhen inmitten einer atemberaubenden Idylle – so ist Israel. Die Sonne zeichnet ihren glitzernden Weg auf das Tote Meer. Mitte: Eine Oase findet man in Ein Ovdat in der Nähe des Wüstenortes Mizpe Ramon. Rechts: Der Strand von Tel Aviv zieht jedes Jahr Millionen Touristen an.

fluchtsort) haben sie es genannt. Ich sitze neben Ellie. Sie kommt aus Florida und ist derzeit im Süden stationiert. Die anderen witzeln über Ellie. Sie sei auf einer Alligatorenfarm aufgewachsen. Wer gegen Krokodile kämpft, kann sich auch im Heer durchschlagen. Die jungen Leute – alle zwischen 19 und 27 Jahre alt – sprechen über die aktuellen Ereignisse. Eine Diskussion über die Siedlerbewegung beginnt. Manche sympathisieren mit den in der Westbank wohnenden Juden. Andere sind der Meinung, sie sollten einer Zwei-Staaten-Lösung endlich nicht länger im Weg stehen. Eines eint: die Verbundenheit mit dem eigenen Land, der Wille zur Verteidigung.

Ein Funke genügt Drei Tage später werden die Leichen der drei Jugendlichen gefunden. Sie wurden bereits kurz nach ihrer Entführung umgebracht. Dann überschlagen sich die Nachrichten: Israel zieht Reservisten ein. Die Armee verstärkt ihre Präsenz im Süden. Der Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen reißt nicht ab. In den israelischen Nachrichten wird von einer Rakete auf eine Kindertagesstätte in Sderot berichtet, die Gott sei Dank in der Mauer stecken blieb und keinen Schaden anrichtete. Trotzdem: Israel wehrt sich. Die Luftwaffe fliegt Angriffe auf Gaza. Ein Tropfen genügt, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Und dann auch noch das: Ein palästinensischer Jugendlicher aus dem arabischen Jerusalemer Stadtteil Shuafat soll bei lebendigem Leib von jüdischen Extremisten verbrannt worden sein. Als Rache für den Tod der drei Schüler. Am vergangenen Freitag, dem Tag der Beerdigung des Jungen, bekämpfen sich Palästinenser und israelische Polizei heftig in Ost-Jerusalem.

Fotos: JUlia Bergner (3)

Die Tasche für die Armee ist gepackt Von den Krawallen im Ostteil der Stadt hat unser Freund Albert nicht viel mitbekommen. Doch die Straßenbahnschienen sind zerstört, was den Weg zur Arbeit erschwert. Es ist aber alles nichts Neues für die Israelis, sagt er. Das letzte Mal war es 2013 so. „Es ist wie ein Film, den du schon mehrmals gesehen hast.“ Er könne nur für die jüdische Bevölkerung sprechen, aber „wir Juden haben es einfach satt. Die meisten denken, dass es niemals aufhören wird.“ Eine „Intifada“ – ein palästinensischer Aufstand gegen Israel –

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will es im Land noch niemand nennen. Aber Albert findet, es ist fast schon wieder so. Es sei ein Wunder, dass bislang noch nicht allzu viele Reservisten eingezogen worden wären. „Ich rechne aber jeden Tag damit, dass meine Einheit zum Dienst gerufen wird.“ Die Tasche ist gepackt. Hoffentlich passiert es nicht vor dem Endspiel der Fußballweltmeisterschaft – immerhin könnte sein Heimatland Brasilien im Finale stehen.

Idylle – allem Unfrieden zum Trotz Mein Freund und ich sind wieder in Deutschland. Viele Bekannte sagen uns, wir hätten noch mal Glück gehabt, rechtzeitig „da rausgekommen“ zu sein. Es klingt, als wären wir einer unglaublich gefährlichen Situation entronnen. Ein Gefühl, das ich nicht teilen kann. Natürlich: Die leckeren Früchte auf dem bunten Karmelmarkt in Tel Aviv, der traumhafte Sonnenaufgang, den wir von Masada aus betrachten konnten, das herzliche Shabbatdinner bei Scott und Theresa in Jerusalem – alle diese Erfahrungen stehen den aktuellen politischen und militärischen Ereignissen gegenüber. Oder vielmehr: Sie stehen nebeneinander. Es ist, wie Israel eben ist. „Ich will euch von einem kleinen Mädchen erzählen, das im fernen Lande Israel lebt. Es ist da sehr heiß, der Sommer dauert lange, und es regnet fast nie.“ Die Idylle – wie zum Trotz. Damit hat mich das Land gefangen genommen. Idylle inmitten des Unfriedens. Aber eines Tages wünsche ich dir Shalom – Frieden –, Israel. P


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Endlich zu Hause CREDO Geht das Leben nach dem Tod weiter? Und wie sieht das dann aus? Ein Thema, das viele Menschen bewegt. Im 30. Teil der idea-Serie zum Apostolischen Glaubensbekenntnis schildert Pastor Klaus Jürgen Diehl (Ruhr/Wetter), was uns in der Ewigkeit erwarten könnte. „Ich glaube … an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben“. Mit diesen Worten schließt das Apostolische Glaubensbekenntnis und eröffnet damit zugleich den Blick auf das von Gott verheißene Ziel der Geschichte der Menschheit. Weder bleibt diese Welt für immer, noch hat der Tod das letzte Wort. Weil Jesus von den Toten auferweckt wurde, gibt es verlässlichen Grund zu der Zuversicht, dass Gott auch uns einmal auferwecken wird und uns Anteil gibt am ewigen Leben in seiner Herrlichkeit. Schließlich hat Jesus es seinen Jüngern beim Abschied fest versprochen: „Und wenn ich (jetzt) hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin“ (Johannes 14,3).

Nur Hosianna und kein Bier? Doch die Hoffnung auf ein unbeschwertes, ewiges Leben in Gottes neuer Welt bestimmt längst nicht alle Menschen. Ja selbst unter Kirchenmitgliedern wird sie nur von einer Minderheit geteilt. Manche scheinen auch partout nicht in den

Was die Bibel dazu sagt Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe. Paulus an die Philipper (3,20 und 21) Denn wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Paulus in seinem 2. Brief an die Korinther (5,1) Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt (2. Petrusbrief 3,13). Sterben wir mit, so werden wir mit leben (2. Timotheusbrief 2,11). Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir (Hebräerbrief 13,14). Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! (Offenbarung des Johannes 21,4 und 5a).

Himmel zu wollen. So wie der Münchner Dienstbote Alois Hingerl, von dem der volkstümliche bayerische Schriftsteller Ludwig Thoma (1867–1921) in seiner Satire „Der Münchner im Himmel“ erzählt. Plötzlich vom Schlag getroffen, stirbt Alois Hingerl und kommt in den Himmel. Dort angekommen wird er erst einmal von Petrus mit der himmlischen Hausordnung vertraut gemacht: „von acht Uhr früh bis zwölf Uhr mittags frohlocken, und von zwölf Uhr mittags bis acht Uhr abends Hosianna singen“. Da ist der Alois Hingerl stinksauer und fängt an zu schimpfen: „Ja kriegt man hier nicht mal etwas Anständiges zu essen und zu trinken?!“ Als Petrus ihn vertröstet: „Du wirst dein Manna schon bekommen!“, rastet der Münchner Dienstbote völlig aus. Das Ende vom Lied ist, dass Alois Hingerl schleunigst wieder auf die Erde zurückgeschickt wird, wo er erst einmal ins Hofbräuhaus geht und sich eine Maß Bier gönnt.

Ist es im Himmel stinklangweilig? So wie der Münchner Dienstbote empfinden manche Menschen den Himmel als stinklangweilig. Man muss dort – wie man meint – auf all die schönen Genüsse irdischen Lebens wie Schmalzstulle und Bier verzichten. Nicht wenige Zeitgenossen haben Schwierigkeiten mit der Vorstellung, dass mit dem ewigen Leben noch etwas unbeschreiblich Herrliches und überwältigend Schönes vor ihnen liegt. Und auch wenn sie nicht wie Alois Hingerl gegen den Himmel Sturm laufen, so verspüren sie doch keine große Lust darauf, geschweige denn, dass sie „die künftige Stadt suchen“ (so eine Umschreibung des Himmels), wie es in einem Wort aus dem Hebräerbrief (13,14) heißt.

Der Himmel wurde gründlich leer gefegt Die Aufklärung mit ihrem Siegeszug der kritischen Vernunft hat ein Übriges getan, um den Himmel kräftig zu entrümpeln und die biblischen Bilder und Visionen eines neuen Himmels und einer neuen Erde in den Abfalleimer der Geschichte zu werfen. Ja der Mensch unserer Tage hat den Himmel gründlich leer gefegt – so gründlich, dass von der Zukunftshoffnung mancher Christen allenfalls noch der vage Glaube übrig geblieben ist, dass mit dem Tode nicht alles aus ist und es ein wie auch immer geartetes Weiterleben nach dem Tod gibt. Erst langsam kommen wir aufgeklärten Schlaumeier dahinter, dass wir für den von unserer kritischen Vernunft abgeschafften Himmel einen hohen Preis zahlen müssen: den Preis nämlich, fortan auf ideaSpektrum 28.2014


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Links: So stellte sich der kasachische Maler und orthodoxe Christ Alexander Patsyura 1999 das himmlische Jerusalem (Offenbarung 21) vor. Rechts: Und so sieht es der deutsche Maler Lucas Cranach (1472–1553).

eine Heimat, ein letztes Zuhause verzichten zu müssen. Damit wird menschliche Hoffnung endgültig zu „Utopie“, d. h. zur Hoffnung „ohne Ort“ (so die wörtliche Übersetzung), und der Weg wird kurzerhand zum Ziel erklärt. Was für ein Armutszeugnis!

Fotos: idea/Archiv (2)

„Weh dem, der keine Heimat hat!“ Einer, der das mit messerscharfer Klarsicht gesehen hat, war Friedrich Nietzsche (1844–1900); jener Pfarrerssohn, der mit geradezu gläubiger Leidenschaft den Tod Gottes ausgerufen hat. Aber Nietzsche hat um den Preis gewusst, den er dafür zahlen musste. Nämlich für immer heimatlos zu sein und fortan sein Leben in Eiseskälte zubringen zu müssen. In einem ergreifenden Gedicht mit dem Titel „Vereinsamt“ schreibt er: „Die Welt – ein Tor zu tausend Wüsten stumm und kalt! Wer das verlor, was du verlorst, macht nirgends halt. Nun stehst du bleich, zur WinterWanderschaft verflucht, dem Rauche gleich, der stets nach kältern Himmel sucht.“ Und dann in der letzten Strophe: „Die Krähen schrei´n und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnei´n – weh dem, der keine Heimat hat!“ Weh dem, der kein Zuhause hat! Der ist zur WinterWanderschaft verurteilt – und statt einer bergenden Heimat gibt es ringsum nur tausend Wüsten stumm und kalt. „Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat!“ So heißt es in der ersten Strophe des Gedichts. Genau das aber ist der Ton, auf den uns die biblischen Verheißungen einstimmen wollen. Nein, wir müssen nicht unter einem verschlossenen Himmel leben und werden nicht für immer mit der kalten Diesseitigkeit abgespeist. Wir müssen nicht ziellos durch tausend stumme Wüsten irren. Unsere Seelen müssen nicht frieren. Es darf heute schon warm und herzlich unter uns zugehen, und unsere Gemeinden dürfen schon jetzt etwas vom wohltuenden „Morgenglanz der Ewigkeit“ widerspiegeln, weil unser Leben von Hoffnung und Zuversicht geprägt ist.

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Wir werden vor Freude überströmen Auch wenn das künftige Leben in Gottes Herrlichkeit letztlich unbeschreiblich ist, so wollen uns insbesondere die Bilder am Schluss der Offenbarung einen Vorgeschmack darauf geben, was uns in der Ewigkeit erwartet. So schildert uns Offenbarung, Kapitel 22, den Lebensstrom, dessen Wasser klar ist wie Kristall, und die zwölfmal im Jahr Frucht hervorbringenden Lebensbäume, deren Blätter allein schon universale Heilswirkung haben. Diese Bilder wollen uns vor allem eins sagen: Es hat ein Ende mit allem Mangel; der Arbeit und Mühe im Schweiße unseres Angesichts, die oft genug vom Scheitern bedroht sind. In unserm irdischen Leben werden wir wohl nie die Ambivalenz von Frustration und Gelingen, von enttäuschender Vergeblichkeit und beglückendem Erfolg überwinden. Da machen wir uns immer wieder Sorgen, ob uns gelingt, was wir uns vorgenommen haben, und das Glück über das Erreichte ist oft nicht von Dauer. In der Ewigkeit aber werden wir vor Freude überströmen angesichts einer nie versiegenden Fülle und Üppigkeit, bei der alles spielerisch gelingt.

Wo alle Beziehungen geheilt sind Lange haben mich am Schluss der Offenbarung zwei scheinbar gegensätzliche Bilder des künftigen Paradieses irritiert. In Offenbarung, Kapitel 21, wird uns zunächst die neue Welt Gottes als „die heilige Stadt“ bzw. „das neue Jerusalem“ geschildert. Führt der Weg Gottes demnach von der ländlichen Idylle des Gartens Eden am Anfang der Schöpfung zur Mega-Metropole Jerusalem als Zielpunkt seines Schaffens? Handelt Gott demnach nicht nach der Devise: „Zurück aufs Land!“, sondern gilt für die Zukunft das Motto: „Vorwärts in die Stadt!?“. Zu den perlenbesetzten Toren und den goldenen Gassen der Himmelsmetropole Jerusalem schien das Bild vom lebendigen Strom und der üppigen Vegetation der Lebensbäume nicht so recht zu passen. Inzwischen ist mir die Botschaft dieser so unter- O


Nachdenkenswerte Zitate 30

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„‚Himmel‘ leitet die deutsche Sprache von dem alten Wort ‚Heimat‘ ab.“ Wilhelm Raabe (1831–1910), deutscher Schriftsteller „Ich glaube, dass, wenn der Tod unsere Augen schließt, wir in einem fernen Lichte stehn, von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist.“ Arthur Schopenhauer (1788–1860), deutscher Philosoph

schiedlichen Bilder klar: Wo unsere Welt immer mehr auseinanderfällt, da schafft Gott für immer eine versöhnte Einheit. Die in unserm Alltag oft notvoll erfahrenen Gegensätze von Stadt und Land, von entwickeltem Norden und unterentwickeltem Süden, von Arm und Reich, von Alteingesessenen und Migranten, von Gebildeten und Ungebildeten, von Satten und Hungernden werden in Gottes neuer Welt endgültig überwunden sein. Die neue Welt Gottes wird keinen Moloch Großstadt und kein zurückgebliebenes Hinterland mehr kennen. Die neue Schöpfung wird in ihren unterschiedlichen Facetten ganzheitlich und versöhnt sein. In beglückender Weise werden wir erleben, dass Gottes Welt wirklich EINE Welt ist, in der die für immer erlösten Christen in versöhnter Verschiedenheit und fortwährender Harmonie miteinander leben werden.

„Wer den Himmel auf Erden sucht, hat im Erdkundeunterricht geschlafen.“ Stanislaw Jerzy Lec (1909–1966), polnischer Lyriker „Ich will nicht ins Paradies, wenn der Weg dorthin so schwierig ist. Wenn ich nicht rein darf, wie ich bin, bleib ich draußen vor der Tür.“ Die Punk-Band „Die toten Hosen“ „Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: Es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.“ Rainer Maria Rilke (1875–1926), deutscher Lyriker

Wir müssen uns nicht mehr fürchten Das Allerwichtigste zuletzt: Wir dürfen für immer ganz bei Gott sein und uns in seinem Glanz sonnen! Gott wird mitten unter uns „seine Zelte aufschlagen“ (so wörtlich Offenbarung, Kapitel 21, Vers 3) und uns zärtlich wie eine liebevolle Mutter in seine Arme schließen. Er wird unsere Tränen trocknen und uns trösten, und es wird für immer Schluss sein mit Krankheit, Leid und der Angst vorm Sterben. Wir müssen uns nicht mehr fürchten vor der Heiligkeit Gottes; müssen nicht mehr aus Scham wegen unserer Sünden vor Gott in den Boden sinken. Nein, in der Ewigkeit werden wir uns ohne Scheu und Scham im Glanz der Herrlichkeit Gottes sonnen können. Sonne, Mond und Sterne werden überflüssig sein, weil der Herrlichkeitsglanz Gottes alles überstrahlt. Für mich ist es nicht die Schilderung goldener Gassen, edelsteinübersäter Stadtmauern und perlen-

„Ein Tag, der sagt dem andern, mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit. O Ewigkeit, so schöne, mein Herz an dich gewöhne, mein Heim ist nicht in dieser Zeit.“ Gerhard Tersteegen (1697–1769), deutscher Laienprediger und Kirchenlieddichter

besetzter Stadttore im himmlischen Jerusalem, die mein Herz am tiefsten berühren. Dafür bin ich – anders als Alois Hingerl und viele meiner Zeitgenossen – umso mehr davon fasziniert, dass unser Leben einmal in der unmittelbaren Gemeinschaft mit Gott endgültig heil sein wird. Dann werden wir für immer aufatmen können, und unser Jubel auf Gott, der uns aus lauter Güte für immer in seine Gemeinschaft hineingezogen hat, wird kein Ende haben. Christ, freu dich drauf! P

l idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

12. bis 18. Juli

FERNSEHEN Sonnabend, 12. Juli

Sonntag, 13. Juli

Montag, 14. Juli

Donnerstag, 17. Juli

Freitag, 18. Juli

15.30–16.00 Die Schönheit Palästinas – Von den grünen Tälern von Jenin bis in die kargen Berge um Hebron. Reisereportage

10.00–11.00 Erlöse uns von dem Bösen – Christliche Befreiungsdiener und Exorzisten berufen sich auf das Neue Testament

20.15–21.15 Bis später, Baby! Kinderwunsch ohne Grenzen? Warum wir immer später Eltern werden

20.15–21.15 Frauen des Glaubens: Sabine Ball. Porträt

20.15–21.45 Fremde Heimat – Das Schicksal der Vertriebenen nach 1945. Dokumentation

11.00–11.45 ERF-Gottesdienst aus der Freien Christen-Gemeinde Lichtenau (bei Paderborn)

21.15–22.00 Der Lauf des Lebens – Zu Gast Friedrich Hänssler: Theologe und Verleger

22.35–23.00 Profit statt Patientenwohl – Konzerne übernehmen kommunale oder kirchliche Kliniken und verändern damit die Krankenversorgung.

17.00–17.30 Auserlesen: Thomas Kotulla und sein Buch „Die Begründung der Welt“

10.00–11.00 Gottesdienst aus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Leipzig

11.30–12.00 Gott sogar im Schlaf lieben – Sufigemeinschaften in Deutschland

17.05–17.30 Ende des Wachstums – Wie es Kirche gelingen kann, kleiner zu werden

22.35-23.25 Moderne Papas – Die Dokumentation begleitet sechs frischgebackene Väter

HÖRFUNK Sonntag, 13. Juli 8.30–9.00 Chinas Kirchen im Untergrund – Das Christentum in China erlebt einen regelrechten Boom.

Donnerstag, 17. Juli

10.05–11.00 8.35–8.50 Evangelischer Gottesdienst Menschenrechte: Ein aus der Lutherkirche in Maßstab auch innerhalb der Baden-Baden Kirche?

12.05–12.30 Schwierige Heilige – Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in der Diskussion

20.00–21.00 ERF Plus Eigene Wege finden und gehen – Mit dem Wunsch, Menschen körperlich und seelisch zu helfen, hat Dr. Mittwoch, 16. Juli med. Heinrich von Knorre 20.00–21.00 lange Jahre in der Klinik Wie reformierte Kirchen Hohe Mark gewirkt. Sein und Freikirchen zusammen- Glaube spielt dabei eine arbeiten können wichtige Rolle.

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. «

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Peter Fischer ist Pfarrer i. R. aus Schönebeck bei Magdeburg.

Aus der Offenbarung des Johannes 15,3c

Foto: privat

Wie kann Gott das zulassen? Ich war 3 Jahre alt und hatte Scharlach. Damals gab es noch keine Antibiotika. Ich musste auf die Isolierstation des Krankenhauses. Dort gab mich meine Mutter ab und ging wieder. Ich verstand gar nichts mehr: Warum lässt Mama mich hier allein, bei lauter Fremden? Am nächsten Tag kam sie. Ich sah sie schon durch die Scheibe in der Zimmertür. Endlich holt sie mich hier raus! Aber nein: Sie blieb vor der Tür stehen und schaute nur durch die Scheibe zu mir. Dann drehte sie sich um und ging weg. Zurück blieb ein verzweifeltes Kind. Warum? Heute weiß ich, dass es ihr schier das Herz zerrissen hat, mich dort alleinzulassen. Aber nach dem damaligen Stand der Medizin wäre ich zu Hause nicht gesund geworden. Und wäre meine Mutter zu mir ins Zimmer gekommen, hätte sie sich bei mir angesteckt. Was mir so grausam erschien, war

das einzig Richtige. Genauso geht es uns mit Gott. Wenn wir die vielen Nöte sehen, dann fragen wir: „Wie kann Gott das zulassen?“ und zweifeln an seiner Liebe wie das verlassene Kind in der Klinik an der Liebe seiner Mutter. Und doch ist da ein tiefe Logik in Gottes Handeln. Einmal werden wir das alles verstehen, so wie ich heute das Handeln meiner Mutter von damals verstehen kann. Dann werden wir feststellen, dass auch in den notvollsten Zeiten Gottes fehlerlose Weisheit am Werk gewesen war und dass auch die schwersten Wege zu unserem Besten dienen mussten. Noch ist es nicht so weit. Noch können wir auf viele Fragen keine Antwort finden. Glücklich ist, wer dann mit den Evangelischen Marienschwestern in Darmstadt zu Gott sagen kann: „Mein Vater, ich verstehe dich nicht, aber ich vertraue dir.“ P

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PORTRÄT Mit Facebook im Pfarramt INTERNET Immer mehr Christen folgen idea auch im sozialen Netzwerk Facebook, um sich über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Der 4.000., der auf der deutschen idea-Seite „Gefällt mir“ angeklickt hat, ist der jetzige Pfarrer von Mühlhausen und angehende Superintendent von Altenburg, Dirk Vogel. idea sprach mit ihm.

Die SED verbot das erwünschte Studium Vogel hat einen ungewöhnlichen Lebenslauf. In Dresden aufgewachsen, ließ er sich als Zimmermann ausbilden. Er absolvierte seine Lehre mit Auszeichnung und wollte Bauingenieur studieren. Als Jugendlicher hatte er sich in der Erlöser-Andreas-Gemeinde in der „Jungen Gemeinde“ engagiert. Dort hielt er seine ersten Gemeindeabende: „Das hat mir viel Freude gemacht.“ Als er aus seiner christlichen Überzeugung heraus Ende der 80er Jahre dann den Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee (NVA) verweigerte, reagierte die SED-Führung wie bei so vielen anderen jungen Christen

auch: Sie versagte Vogel den ersehnten Bauingenieur-Studienplatz.

Zimmermann und Pfarrer Nach vielen Gesprächen mit guten Freunden entschied er sich, an einem kirchlichen Seminar in Eisenach ein pädagogisch-theologisches Studium zu absolvieren. Am Bibelseminar Marburg lernte er 1990 seine heutige Frau Anja kennen. Weil sie als Sozialpädagogin einen Praktikumsort in Hessen brauchte, er seinen Auftrag aber in seiner östlichen Heimat sah, gingen sie nach Mühlhausen an der Grenze zwischen Hessen und Thüringen. Seit 1996 ist Vogel dort Pfarrer. Von seiner Zimmermannslehre profitiert er bis heute: „Vor allem, wenn ich mit Baufirmen auf dem Kirchendach stehe. Ich weiß, was ein Kopfband und ein Zapfen ist und kann auch mal locker einen Balken auf seine Tragfähigkeit untersuchen.“

Der Gottesdienst ist das Zentrum Im Herbst wird die vierköpfige Familie den Ort, an dem Luthers Widerpart Thomas Müntzer (1489–1525) wirkte, verlassen. Denn Vogel wird Superintendent im Altenburger Land – eine Aufgabe, auf die er sich freut, wenngleich viel Verwaltungstätigkeit hinzukommen wird. „Aber vor allem

möchte ich weiterhin leidenschaftlich Gottesdienste feiern“, sagt er. Denn darin, besonders in Predigt und Abendmahl, sieht der Theologe das Zentrum kirchlichen Lebens: „Wir haben im Osten Deutschland viele kirchliche Gebäude saniert, aber mancherorts brauchen wir dringend die Sanierung des Gemeindelebens. Ein aktives Gemeindeleben halte ich für öffentlichkeitswirksamer als manche Kampagnen unserer Kirche Das entspricht meinem Anliegen, auf Facebook aktiv zu sein.“

Die Seelsorge gehört nicht ins Internet Dazu will er auch den Pfarrern im Altenburger Land Mut machen. Das Christentum im Osten Deutschlands sei keinesfalls dem Untergang geweiht. Er beobachtet ein Interesse und eine Offenheit für christliche Inhalte. Nur müssten diese eben auch zeitgemäß vermittelt werden. „Und dazu dienen auch soziale Netzwerke“, sagt er. Nur bei der Seelsorge bleibt der angehende Superintendent eher konservativ. Die gehöre nicht ins World Wide Web: „Zur Seelsorge gehört die Vertraulichkeit. Es ist nicht gut, wenn da jeder mitliest.“ P

Foto: privat

In ideaSpektrum hat Pfarrer Dirk Vogel schon häufig wertvolle Impulse für seine Arbeit gefunden. „Aktuelle kirchliche Themen werden oft kontroverser diskutiert als in den landeskirchlichen Kirchenzeitungen, so dass ein Gesprächseinstieg mit einem idea-Artikel fast wie von selbst geht“, sagt der 47-Jährige. „Als Pfarrer sind wir beauftragt zu verkündigen. Dafür dürfen wir alle Kanäle nutzen, die legitim sind.“ Und dazu gehört für den engagierten Theologen auch Facebook, wo er unter anderem idea folgt.

DAS WORT DER WOCHE » Viele brasilianische Fußballnationalspieler sind fromm, auf den Stress reagieren sie mit Glaubensbekenntnissen: Sie zitieren Bibelverse auf ihren Facebook-Seiten und beten. ›GottimmeramKommando‹, twitterte Neymar; ›Gott ist wunderbar‹, schrieb David Luiz; ›Gott steht über allem‹, dankte Hulk. « Der „Spiegel“ (Hamburg) über die brasilianische Fußballnationalmannschaft 28.2014


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