Idea Spektrum Schweiz 26/2014

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25. Juni 2014 | 26

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Der Beginn der Auflösung? Auf dem Weg zu einem neuen Familienrecht will der Staat die Zivilehe aufgeben und die Familie neu definieren. 5 VFMG Weisheit, Bibel, Wanderschuhe | 11 Haus Spalen Seit 20 Jahren im Dienst von Menschen am Rande | 13 Porträt Philipp Kohli übersetzt mit Wort und Tat die Liebe Gottes 28 Christustag Mehr als 21 000 Menschen feierten in Stuttgart www.ideaschweiz.ch


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E DI T OR I A L

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Nein, die Ehe wird nicht abgeschafft bibLisch Liebe Leserin, lieber Leser Im Jahr 1925 wurde in der Sowjetunion über ein neues Familiengesetz debattiert. Im Einparteienstaat ging es um die Frage, ob Eheschliessungen überhaupt noch staatlich registriert werden sollen. Einer der Vordenker damals war der bolschewistische Revolutionär und Jurist Nikolai Krylenko. Für ihn galt eine möglichst unbürokratische Ehescheidung als erster Schritt zum erklärten Ziel, die Ehe abzuschaffen. Inzwischen gibt es die UdSSR nicht mehr. Diese Woche trafen sich in Fribourg akademisch hochdotierte Rechtsgelehrte. Sie dachten über die Ausgestaltung eines „modernen“ Familienrechts nach. Nein, es ging nicht um die Abschaffung der Ehe. Es ging um die Gleichstellung anderer familiärer Lebensformen neben der Ehe und um Anpassungen an die gesellschaftliche Realität. In rund zwanzig Ländern weltweit steht die Ehe auch gleichgeschlechtlichen Paaren offen. In Kanada kann ein Kind schon heute mehr als zwei rechtliche Elternteile haben. In Australien und Neuseeland sind die finanziellen Folgen bei nicht-ehelichen Gemeinschaften gleich geregelt wie bei ehelichen. In diese Richtung wird auch in der Schweiz gedacht. Es geht um die beschleunigte Fortsetzung des in den vergangenen 40 Jahren bereits eingeschlagenen Wegs. Grosse Teile unserer Gesellschaft haben die Ehe herausgelöst von einem Bezug zu Gott. Seither steht sie zur Disposition. Der Staat denkt bereits über das Aufgeben der Zivilehe nach. Die Folge ist, dass wir Heerscharen von Juristen brauchen, die mit komplizierten Abhandlungen definieren, was eine Familie sein könnte. Der Schöpfer des Lebens empfiehlt uns gerade mal zehn Gebote. Die Kirchen im Lande sind gefordert. Welche Signale gehen von ihnen aus? Rolf Höneisen November

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„Ich stehe häufig im Gegenwind“ 7 Gottfried Locher im Interview.

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Freikirchen | anderen die Zeche 15 Dok-Film 5 Ungewöhnlich Jugendliche bezahlen feiert hohen Geburtstag | Jahre SAM Missionsgesellschaft unter Generalverdacht? 16 125 www.ideaschweiz.ch darüber, wer heilig ist? 28 Theologie Was sagt die Bibel

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- 1200 Simonett HMK-Prä Frauen a Sommaru sident Linus feiern ga will Glaube Pfister | Gottes Das Jüngste 11 Campus handeln | Hilfe 7 Verfolgte Gericht – an Jesus für Christus 40-Jahrfe Kirche Im Gespräch kommt keiner vorbei ier und ein Leiterwec mit hsel www.ideas

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Die Menschen waren sehr überrascht von seiner Art zu lehren, denn Jesus redete völlig anders als die Schriftgelehrten. Bei ihm schien jedes Wort auch etwas zu bewirken. Markus 1,22 In diesem Jahr lesen wir als Gemeinde das Buch „Die Geschichte“ (Gerth Medien, Fred Ritzhaupt). In 31 Kapiteln lernt man die zentralsten biblischen Texte kennen. Kürzlich stiess ich dabei auf diese Formulierung, die das Reden von Jesus beschreibt. Wie viel reden wir jeden Tag! Wie viele Worte verhallen wirkungslos! Das Reden von Jesus hat die Menschen überrascht und berührt. Sein Reden hat Menschen getröstet, herausgefordert, geheilt und aufgerichtet. Bis heute prägen seine Worte die Menschen. Das ist die höchste Kunst des Redens: Reden, das Leben positiv verändert. Was braucht unsere Gesellschaft mehr als solches Reden von Gott?

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Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

Bildnachweis: Dreamstime/Leonikalkis (Titelseite); zvg (Seite 3)

Ein Lieblingsbibelwort von René Meier, Kommunikationsberater und Referent, Biberist SO. www.redens-art.ch

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX


N ac h r ic h t e N sc h w e i z

PARDOn Die Bahnstrecke Thun–Bern ist eine der meistbefahrenen der Schweiz. Nicht an diesem Dienstagmorgen. Der Verkehr läuft nur eingleisig. Grund: Personenunfall. Bei der nächsten Station heissts auf den Bus, dann wieder auf die Bahn umsteigen. Mit Verspätung erreiche ich Bern, verspätet erscheine ich an der Redaktionssitzung in Zürich. Im Lauf des Tages wandern meine Gedanken zurück. Wie viel hatte jene Person wohl erleiden müssen, bevor sie sich dem Leben entzog? Und plötzlich waren sie wieder da, jene Gefühle bei meinem Herzinfarkt und Burnout vor sechs Jahren: Kraftund Aussichtslosigkeit, Ohnmacht, Zweifel an mir und Gott, die Momente am Bahngleis oder bei den Abgründen des Spiegelbergs (Mont Miroir /Les Sommêtres) nahe der Rehaklinik im Jura. Aufgeben? Oder doch wieder aufstehen, den nächsten Schritt wagen? Das Leben bleibt ein Wagnis. Mit Gottes Hilfe wird es gelingen! Auch an einem noch so hoffnungslos scheinenden Dienstag. Auf dem Spiegelberg steht ein grosses Kreuz. Es zog meinen Blick immer wieder an, war stärker als der attraktiv scheinende Abgrund. Der Längsbalken richtete meinen Blick nach oben, die Querbalken verlängern die Arme zu den Mitmenschen. Auf dem Berg liess mich Gott in seinen Spiegel schauen. Vielleicht müssen Christen deshalb leiden, um (andere) zu verstehen, Leidenden hilfreich zu begegnen? Pardon: Christsein bedeutet nicht, möglichst weltfremd-fromm zu leben! Es ist vielmehr eine Einladung zu echtem Leben, zu ewigem Leben und zu einem Leben schon vor dem Tod. Thomas Feuz ist Redaktor bei ideaSpek ideaSpektrum und Texter im Medienhaus Jordi.

Ein multireligiöser Automat, der betet Kunst-ObjEKt In Basel lädt ein „Gebetomat“ zur inneren Einkehr ein. Der Kasten lässt aus 320 Gebeten verschiedener Religionen wählen.

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uten Tag, willkommen im Gebetomat! Sie haben nun die Möglichkeit, unter zahlreichen Gebeten das für Sie passende zu wählen ...“ Eine freundliche, aber künstlich klingende Frauenstimme spricht aus dem roten Kasten in der Eingangshalle des Justiz- und Sicherheitsdepartements in Basel. Für zwei Monate ist das seltsame Objekt hier installiert, das aussieht wie ein gewöhnlicher Fotoautomat. Tatsächlich handelt sich aber um ein Werk des deutschen Künstlers Oliver Sturm. Via TouchScreen kann der Besucher aus 320 Gebeten in 65 Sprachen und zahlreichen Religionen und Glaubensrichtungen auswählen. Neben Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus sind auch afrikanischer Voodoo oder Regentänze vertreten. Freikirchlicher Lobpreis ist ebenso eingespielt wie der Ruf des Muezzin. Ob sich Gläubige, welcher Richtung auch immer, durch diesen multireligiösen GebetsComputer ernst genommen fühlen? Der Vorsteher des Basler Justiz- und Sicherheitsdepartements Baschi Dürr glaubt daran: „Ich finde es eine sehr gute Idee, die Thematik von Gott oder vom Beten –

Der Gebetomat im Justizdepartement Basel.

die uns alle irgendwie berührt – auf eine neue, niederschwellige Art darzustellen, und ich kann mir vorstellen, dass viele, die sich hier hineinsetzen, etwas für sich mitnehmen können.“ Gemäss Künstler Oliver Sturm soll der Automat, den er bereits in Berlin, Karlsruhe oder London aufgestellt hat, ein Rückzugsort und ein Ort für die innere Einkehr sein. (chb) •

b www.gebetomat.de

750 jAhRE stADtREcht wintERthuR

Kraft schöpfen Am 22. Juni 1264 stellte Graf Rudolf von Habsburg die Stadtrechts-Urkunde für Winterthur aus. Exakt 750 Jahre später feierte die Stadt diesen besonderen Tag. Am Sonntag luden Landes- und Freikirchen zu einem Festgottesdienst auf dem Neumarkt. Eine gelungene Komposition aus Glockengeläut und Glockenspiel stimmte auf die Stunde mit Gott ein. Bunte Ballone mit Botschaften flogen in die Luft. Gegen 2000 Menschen lobten den Schöpfer singend und musizierend. „Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, so bin ich mitten unter ihnen.“ Mit diesem

Jesus-Wort wandte sich Stadtpräsident Michael Künzle an die Besucher und ermutigte, fernab des hektischen Alltags Kraft zu schöpfen. Er bezeichnete die Kirchen als wichtiges Glied der Gesellschaft und betonte, dass der soziale Frieden nur durch Solidarität, Respekt und Nächstenliebe gesichert werden könne. (dw) • b www.kirchen750.ch

Fotos: Daniel Wagner; idea/Christof Bauernfeind

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N ac h r ic h t e N sc h w e i z

Musikalische und andere Anweisungen fanden eine aufmerksame Zuhörerschaft.

weisheit, bibel und wanderschuhe sEniOREntAG Wie gelingt der Transfer von Weisheit und Erfahrung in die Gemeinden? 200 VFMG-Senioren spürten dem Thema nach.

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er alt werden will, muss früh damit anfangen.“ Das Zitat aus einem Büchlein des früheren Vorstehers der Freien Missionsgemeinden, Sam Moser, sorgte für Erheiterung. Ein Blick in die Runde machte deutlich: Zu den „grauen Häuptern“ gesellten sich jüngere Jahrgänge. Der von Peter Henning in zwei Referaten beschriebene Paradigmenwechsel wurde letzten Mittwoch im Gemeindezentrum der FMG Zofingen sichtbar. Eine Steilvorlage für den früheren Rektor des TDS Aarau (Theologisch-Diakonisches Seminar). Denn: „Es reicht nicht mehr, für die sogenannten Senioren ab 65 nur Ausflüge, Diavorträge und Bibel-Café anzubieten.“ Vielmehr sei es ein Gebot der Stunde, „das Miteinander in Familie, Nachbarschaft und Gemeinde“ zu fördern.

Fotos: idea/Thomas Feuz; zvg

Unter einem besonderen Schutz Welche Bedeutung hatte das Alter, hatten alte Menschen im biblischen Israel? „Wer Vater und Mutter ehrt, dem wurde ein langes Leben versprochen“, rief Henning mit einem Hinweis auf die Zehn Gebote in Erinnerung. In den meisten antiken Kulturen sei dem Alter eine besondere Wertschätzung zugekommen, ausser in Athen. Philosophen wie Cicero plädierten dafür, die Ressourcen des Alters – vorab Weisheit, Vernunft, Geisteskräfte, Erfahrung und Fleiss – zu bewahren und zu nutzen. Ein langes und erfülltes Leben wird in den Psalmen als ein gnädiges Geschenk Gottes bezeichnet. Das 5. Gebot stelle sicher, dass alt gewordene Eltern „nicht einfach respektlos entsorgt, sondern von ihren Nachkommen bis zu ihrem Tod liebevoll versorgt werden.“ Alte Menschen stünden unter einem besonderen Schutz Gottes.

Hin zum frohen Miteinander Haben Senioren ein neues Selbstverständnis entwickelt? Henning bejahte: „Eltern 26.2014

und ältere Menschen sollen Mitglied von Familie und Gesellschaft bleiben. Sie haben ein beachtenswertes Potenzial, ihrer Kirche oder Gemeinde zu dienen.“ Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte gebe es heute die Möglichkeit einer Vieroder sogar Fünfgenerationengesellschaft. Das Alter werde zu einer Lebensaufgabe und zu einer geistlichen Herausforderung, sich nach 65 noch einmal mit allen Stärken und Begabungen einzubringen. Der christlichen Gemeinde komme dabei ein „Inklusive-Charakter“ zu: alte Menschen inklusive alle anderen. Einzelne Gemeinden hätten es geschafft, den Paradigmenwechsel mit Mehrgenerationengottesdiensten zu vollziehen. „Welch eine Vielfalt an Musikstilen, Beiträgen, Einsichten und liturgischen Elementen kann da gemeinsam zelebriert werden!“ „Welche Gegenstände passen gut zu dir?“, wurde Peter Henning eingangs gefragt. Die Antwort kam prompt: „Bücher (inklusive Bibel), Wanderschuhe und Gartenwerkzeug.“ Wobei der Garten verkleinert wurde – „in weiser Voraussicht, dass ich einmal alt werde.“ Der Dozent für Kirchengeschichte und Dogmatik sieht sich weiterhin herausgefordert, „Glauben in einer Zeit sprachfähig zu machen, in der kaum mehr jemand weiss, wer Gott, Jesus oder die Bibel ist.“ Das Quartett Colla Parte („musikalische Anweisung“) intonierte Werke von Mozart, Haydn und Dvorak. Unterstützt von Kurt Andreas Finger am Flügel, begleiteten die Musiker den Gemeindegesang. Dabei schien es selbstverständlich, dass die Seniorinnen und Senioren Lieder wie „Nun danket alle Gott“, „Sollt ich meinem Gott nicht singen“ oder „Herr, du hast Grosses an uns getan“ stehend und vierstimmig sangen. (tf) • www.vfmg.ch b

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nOtiERt ER ERt EDU-Abstimmungsparolen: Einmal Ja, einmal Nein Die Delegierten der EDU Schweiz fassten in Sumiswald BE mit 28 Ja, 18 Nein und 8 Enthaltungen die Ja-Parole zur Volksinitiative „Schluss mit der MwSt-Diskriminierung des Gastgewerbes!“ Die Volksinitiative „Für eine öffentliche Krankenkasse“ wird zur Ablehnung empfohlen (5 Ja, 44 Nein, 4 Enthaltungen). (idea) b www.edu-schweiz.ch EMK mit neuer Kirchenleitung

Die Konferenz der Evangelischmethodistischen Kirche (EMK) SchweizFrankreich-Nordafrika wählte eine neue Kirchenleitung und verabschiedete eine Stellungnahme gegen die Präimplantationsdiagnostik (PID). In der neuen Organisation der EMK wird die gesamte strategische Führung einem Vorstand zugewiesen. Dessen Vorsitz teilen sich Pfarrer Matthias Bünger aus Thun und Patrick Streiff. Streiff, Bischof der EMK von Mittelund Südeuropa, ist zusammen mit den vier Distriktsvorstehern der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika – Claudia Haslebacher (Laupen), Jörg Niederer (Frauenfeld), Etienne Rudolph (Mulhouse F) und Martin Streit (Brugg) – von Amtes wegen Mitglied des Vorstandes. Als weitere Mitglieder wurden gewählt: Edith Buschenrieder (Mulhouse F), Marc Berger (Munster F), Markus Steinle (Belp), Stefan Schnegg (Bülach) sowie Markus und Ruth Voegelin (Köniz). Sie werden als Konferenzlaienführer gemeinsam eine Stimme haben. (idea) b www. emk-schweiz.ch


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focus israel Die beste Art, Israel zu segnen – mit Jesus! Als Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (www.amzi.org) wollen wir Israel durch Jesus segnen, indem wir verschiedene messianisch-jüdische und arabischchristliche Gemeinden und Werke in Israel und den palästinensischen Gebieten unterstützen und aus ihrer Arbeit berichten. Ein Beispiel. Rachel Netanel ist Evangelistin in Jerusalem und erreicht durch Gastfreundschaft und persönliche Evangelisation Hunderte von Menschen mit der guten Nachricht. Sie erzählt:

Wie zu Paulus’ Zeiten

Im vergangenen Herbst hatten mein Mann Gilad und ich am Jom Kippur den Gottesdienst einer örtlichen Synagoge besucht. Wie immer konnten wir es nicht lassen, von Jeschua zu reden, woraufhin man uns hinauswarf. Deshalb fiel ich aus allen Wolken, als ich von eben dieser Synagoge eingeladen wurde, dort über meinen Glauben an Jeschua zu sprechen. Obendrein war es eine Gebetserhörung, denn in jener Woche hatte ich mich intensiv mit Paulus’ Zeit beschäftigt, der es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, an jedem neuen Ort zuerst die Synagoge aufzusuchen und dort die gute Nachricht weiterzusagen. Ich hatte um eine Wiederkehr jener Tage gebetet. Nun durfte ich in dieser Synagoge ungehindert meinen Glauben bezeugen: „Ich bin in einer religiösen Familie aufgewachsen und liebte Gott, hatte aber gleichzeitig den Eindruck, Er sei weit weg. Bis mir vor einigen Jahren klar wurde, dass es nur durch den Messias, Jeschua, möglich ist, Gott nahe zu sein, ja, eine Beziehung zu Ihm zu haben.“ Daraufhin fragte man mich, wie ich als Jüdin an Jeschua als den Messias glauben könne. Ich zitierte mehrere Bibelstellen, vom 1. Buch Mose bis zum Ende des Tenach (AT), und versuchte aufzuzeigen, dass jede dieser Prophetien ein Hinweis auf Jeschua war. Bitte beten Sie, dass sich Jeschua meinem Volk offenbart.

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br e n n p u n k t

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Der beginn eginn der Auflösung? ehe unD familie Anstatt bessere rahmenbedingungen für die ehe zu schaffen, wird am Gegenteil

Foto: Dreamstime/Andres Rodriguez

gearbeitet. ein der Gesellschaft angepasstes Familienrecht könnte für die vom Staat geschützte Zivilehe das Aus bedeuten. Doch das ende der ehe ist dies nicht. Von rolf Höneisen Direkt bei unserem Sitzplatz zog ein Amselpaar seine Jungen auf. Aus nächster Nähe konnten wird zuschauen, mit welcher Leidenschaft die Amseleltern sich für ihren Nachwuchs einsetzten, bis dieser soweit war, die Welt selbst zu entdecken. Der Titel der Tagung klang mutig: „Zukunft Familie!“ Zum Symposium an der Uni Fribourg eingeladen hatte das Bundesamt für Justiz. Dessen Chefin, Bundesrätin Simonetta Sommaruga, hielt die Eröffnungsrede. Wer einen Familienkongress erwartet hatte, musste allerdings schleunigst umdenken. Denn er befand sich inmitten eines Klassentreffens von Juristinnen und Rechtsgelehrten. Ihr Thema ist nicht die tägliche Herausforderung, der Eltern gegenüberstehen, auch nicht die Förderung von Kindern. In Fribourg dominierte die abstrakte Paragraphen-Sprache der Advokaten. Beispiel gefällig? Der St.Galler Rechtsprofessor Ivo Schwander schreibt in seinem vom Bundesamt für Justiz in Auftrag gegebenen Gutachten: „(...) Wie im übrigen Internationalen Privat- und im Internationalen Zivilprozessrecht sollte sich der Gesetzgeber auch im Teilbereich Familienrecht überlegen, ob er – aufgrund der wachsenden Dichte des EU-Rechts und aufgrund der Eurozentrität der Haager Konventionen – zwischen Zuständigkeits- und Rechtsanwendungsrecht einerseits im Verhältnis zu den anderen europäischen Ländern (unabhängig davon, ob sie der EU angehören oder nicht) und andererseits im Verhältnis zu aussereuropäischen Staaten differenzieren soll – dies nicht im Sinne einer (politischen oder kulturellen) Diskriminierung der letzteren, sondern allein wegen der geringeren räumlichen Distanzen, der bereits ausserhalb der Schweiz erfolgten Rechtsvereinheitlichung und der punktuell bereits bestehenden staatsvertraglichen Bindungen (...)“ Mit Lego, Pampers und 26.2014

Schnuller hat das jedenfalls nichts zu tun. Auch nicht damit, wie Ehen gestärkt werden können. Es geht darum, wem der Staat welches Recht gibt.

Der Trend zeigt in eine andere Richtung In der Aula Magna der Uni ging es um die Frage: Wie kann das Schweizer Familienrecht den heutigen und künftigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst werden? Das Thema geniesst im EJPD hohe Priorität. Bern empfindet offenbar grossen Druck, Recht und Gesetz den gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen. Auslöser war ein Postulat von SP-Nationalrätin Jacqueline Fehr. Sie regte eine Reform des Familienrechts an. In Sommarugas Departement wurden Gutachten in Auftrag gegeben. Nun wird eine Auslegeordnung gemacht, um dann über Anpassungen zu entscheiden. Käthi Kaufmann Eggler, Präsidentin der Arbeitsgruppe Jugend und Familie (Zürich) und fünffache Mutter, schüttelt ob diesem Aktivismus den Kopf. „Wir brauchen kein – sogenannt – modernes Eherecht“, schreibt sie in ihrem Informationsblatt. Der Staat solle die Ehe stärken, nicht zerstören. Kaufmann Eggler verweist auf positive Signale in Sachen Ehe: Es wird wieder mehr geheiratet, weniger geschieden und die Kinderzahl steigt. Soziologieprofessor Francois Höpflinger bestätigte in der „Weltwoche“, dass „die bürgerliche Kleinfamilie und die Mutterschaft eine Renaissance erleben“. Laut einer Studie geben 80 Prozent der Jugendlichen an, dass für sie die Ehe eine lebenslange Beziehung darstellt. 92 Prozent halten Treue für wichtig oder sehr wichtig. Für 70 Prozent ist eine Partnerschaft gar notwendig, um glücklich zu leben (Quelle: Guy Bodenmann, Beziehungskrisen). Diese Trends der letzten Jahre spielen für die Familienrechtler aber keine Rolle.


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Visionslose anpassungen Während die Reformation im 16. Jahrhundert in allen Teilen der Bevölkerung Ehe, Arbeit und Politik aufwertete und die Gesellschaft stabilisierte, sind die jetzt angestrebten Änderungen visionslose Anpassungen an eine

Was hält eine ehe zusammen, Christa Gasser? „Liebe muss als etwas angesehen werden, das in gewissem Sinn niemals ‚ist‘, sondern immer nur ‚wird‘. Und was sie wird, hängt vom Beitrag beider Personen und von der Tiefe ihres Einsatzes ab.“ Dieses Zitat von Karol Wojtyla bringt wunderbar auf den Punkt, was Ehepaare zusammenhält. Er und sie müssen gemeinsam an der Liebe bauen. Für mich heisst das, dass wir als Ehepaar an unserer Liebe „arbeiten“. Dass wir auf die Liebe nicht einfach ein Recht haben. Aber auch, dass ich die Liebe nicht nur als Liebe erkenne, wenn meine Gefühle stimmen. Es bedeu­ tet auch an unserer gegenseitigen Achtung zu „arbeiten“. Meinungsverschiedenheiten auszuhalten. Konflikte zu bereini­ gen, indem ich um Vergebung bitte und Vergebung ausspre­ che und nicht einfach darüber hinweggehe. Es heisst für mich auch, unsere Unterschiedlichkeiten anzunehmen und nicht zu bekämpfen und dem anderen das Gefühl zu vermitteln, er oder sie sei falsch, nur weil er oder sie anders denkt und empfindet. An der Liebe zu bauen heisst für mich auch, dem Gefühl, zu kurz zu kommen, entgegenzutreten und mich diesem nicht hinzu­ geben. Dies bewirkt wiederum, dass ich mein Verhalten nicht vom Verhalten meines Ehepartners abhängig mache und mein Verhalten nicht mit dem Verhalten des anderen entschuldige. Das bedeutet sogar, dass ich meine „Verliebtheit“ aktiv wach­ halte! Vor allem heisst es für mich aber, dass wir uns als Ehepaar auf einem Weg befinden und unterwegs Lernende sind und bleiben. Christa Gasser arbeitet im Bereich Ehe und Ehevorbereitung. Sie ist seit 31 Jahren verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern und b www.wachsende-intimität.ch stolze Grossmutter.

zersplitterte Gesellschaft, die ihre Mitte verloren hat. Der Staat fühlt sich berufen, jeder dieser Splittergruppen gerecht zu werden. Sonderstellungen innerhalb des Familienrechts will er abschaffen. Das trifft in erster Linie die Ehe. Ihr soll der staatliche Schutz entzogen werden. Im Gutachten der Ordinaria für Privatrecht, der Basler Rechtsprofessorin Ingeborg Schwenzer, steht: „Gibt man den Gedanken auf, dass das Familienrecht die Aufgabe hat, die überpersonelle Institution der Ehe zu schützen, so folgt aus dem Prinzip der Nichteinmischung zwanglos die Befugnis der Ehegatten, frei über den Fortbestand ihrer Ehe zu disponieren.“ Hier wird ungeschminkt über die Auflösung der Ehe nachgedacht. Professorin Schwenzer denkt konsequent weiter: „Die obligatorische Zivilehe kann aufgegeben werden.“ Selbst das Verbot polygamer Ehen hält sie für „verhandelbar“, auch wenn es bis heute fest in christlich-abendländischer Tradition verankert sei. Ein zeitgemässes Familienrecht – so der Grundtenor – bedeute eine Abkehr von der Ehe. Es brauche längst keinen Trauschein mehr, um als Familie zu gelten. Das Familienrecht müsse jetzt der gesellschaftlichen Wirklichkeit angepasst werden. Die Zivilstandsbezeichnungen „ledig“, „verheiratet“, „verwitwet“, „geschieden“ könnten schon in naher Zukunft verschwinden.

Was ist eine familie? Das Symposium an der Uni Fribourg richtete sich an Personen und Organisationen, die sich für die künftige recht rechtliche Regelung der Familie interessieren. Die Tagesleitung lag in der Hand von Christiana Fountoulakis, Monique Jametti und Alexandra Rumo-Jungo, allesamt promovierte Juristinnen. Auch unter den 24 Mitwirkenden überwog die Zahl der Frauen. Teilnehmende ohne Jus-Studium bildeten die Ausnahme. Um der thematischen Komplexität einigermassen Herr zu werden, wurden drei Schwerpunkte gebildet: Ehe und Partnerschaft, Stellung des Kindes, Familienunterhalt. Es wird knifflig, wenn ein Familienrecht formuliert werden soll, das eheliche, nichteheliche, heterosexuelle und gleichgeschlechtliche Paare gleichbehandelt und

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Unterhaltspflicht, Steuern und Erbrecht regelt. Was ist eine Familie? Neu soll die „Lebensgemeinschaft“ zum Anknüpfungspunkt für Rechte und Pflichten betreffend Familie, Partnerschaft, Scheidung, Kinder, Unterhalt und Adoption werden. Zur Diskussion steht folgende Definition: „Ein Paar ist seit mehr als drei Jahren zusammen, hat gemeinsam Nachwuchs oder ist insofern gefestigt, als mindestens einer der Partner erhebliche Beiträge für die Gemeinschaft erbracht hat.“ So formiert sich die Familie der Zukunft.

Die ehe wird überleben Was immer auch Bundesrätin Sommaruga letztlich ins neue Familienrecht aufnehmen wird, die Ehe als Partnerschaft zwischen Mann und Frau wird alle Trends überleben. Die Ehe ist universal und sie ist erfolgreich. Sie bietet den Raum des Vertrauens für die Beziehung und gleichzeitig die Sicherheit, die Kinder brauchen. So etwas müsse man aber nicht „Ehe“ nennen, meinen heute die vielen Paare, die ohne Trauschein zusammenleben. Sie fordern die rechtliche Gleichstellung mit Verheirateten. Die säkularisierte Form der Ehe basiert auf einem Versprechen auf Zeit, getragen von Selbstbestimmung und situativen Gefühlen. Wenn es nicht mehr knistert, überlegt man sich den Ausstieg. Die Treue gilt nur noch auf Zeit. Der Ehebruch von früher ist heute ein Kavaliersdelikt. Es gibt Therapeuten, die den Seitensprung als Revitalisierungs-Therapie verschreiben. Die Abwertung der Ehe hat einen unsichtbaren Zusammenhang damit, wie unsere Gesellschaft über Gott denkt. Ohne Gott gedacht, verliert die Ehe Entscheidendes. Der entheiligten Variante fehlt es an bindenden Kräften. Paare, die Gott als Erfinder der Ehe anerkennen, schliessen einen Bund, versprechen sich Treue in guten wie in schlechten Zeiten bis zum Tod. Für sie sind Vergebung, übergeordnete Ziele, gemeinsame Gebete, gleiche Werte, Verantwortung für Kinder wie einzelne Fäden, die zusammengedreht eine unzerreissbare Schnur bilden (siehe auch „Was hält Ehen zusammen?“, Seite 8). Das Eheversprechen vor Gott und Menschen wirkt wie eine schützende Kraft. Eine Garantie auf ewige Liebe ist es aber nicht. Wenn Ehen zerbrechen, brauchen Menschen Hilfe.

Bonhoeffer: „ein haus braucht eine Ordnung“ In „Widerstand und Ergebung“ notierte der Theologe Dietrich Bonhoeffer aufgrund von Textstellen im Kolosserbrief (3,18 bis 19) Gedanken, die wohl nur Glaubende verstehen: „Mit eurer Ehe gründet ihr ein Haus. Dazu bedarf es einer Ordnung, und diese Ordnung ist so wichtig, dass Gott selbst sie setzt, weil ohne sie alles aus den Fugen ginge.“ Paulus notierte im Epheserbrief (5,22 bis 33) hilf hilfreiche Lebensregeln für Mann und Frau. Er bezieht sich auf die Urgeschichte der Menschheit und erkennt dort den Ursprung der Ehe: „Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhän26.2014

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gen, und die zwei werden ein Fleisch sein” (1. Mose 2,24). Der Apostel Paulus bezeichnet die Ehe als „grosses Geheimnis”. Bis heute hat der Staat dieses Geheimnis geschützt, ja er hat das Staatswesen auf der kleinen, familiären Zelle – Mann, Frau, Kind – aufgebaut. In Zukunft will er in der Ehe aber kein Geheimnis mehr sehen. Zivilstandsbeamte werden sich dereinst keine Zeremonien für Brautpaar und Trauzeugen mehr überlegen müssen. Sie werden zu Kontrolleuren umfunktioniert werden, müssen herausfinden, wo im Dorf sich eine Beziehung zu einer Familie entwickelt hat und auflisten, welche Menschen sich auf längere Zeit als Paar sehen wollen.

Ohne Gott gedacht, verliert die Ehe Entscheidendes. Der entheiligten Variante fehlt es an bindenden Kräften. Was bedeutet das für die Christen? Wird die Zivilehe gestrichen, werden Trauungen endgültig zur reinen Privatsache. Das eröffnet aber auch Chancen. So kann der Bund der Ehe in einem Umfeld gefeiert werden, das sich in einer Verbindung mit Gott sieht. Kirchen können zu Ehevorbereitungskursen einladen und Ehebegleitung anbieten. Die christliche Gemeinde wird die Botschafterin der Ehe bleiben.

Wozu diese anpassungen? CVP-Präsident Christophe Darbellay verteidigt die Ehe. Sie biete den wirksamsten Schutz für die klassische Familie. Als eine auf Dauer angelegte Gemeinschaft geniesse sie zu Recht verfassungsmässigen Schutz. Gegenüber dem „Beobachter” sagte Darbellay, man könne nicht einem Paar, das im Konkubinat leben wolle, plötzlich eine rechtlich verbindliche Lebensgemeinschaft aufzwingen, so wie es Ingeborg Schwenzer fordere. Auch für EVPPräsidentin Marianne Streiff steht fest, dass die Ehe einen besonderen Schutz verdiene. Käthi Kaufmann Eggler von „Jugend und Familie“ befürchtet, dass eine weite Definition von Lebenspartnerschaften in die Beliebigkeit führt und zentrale Werte erodieren lässt. Und EDU-Präsident Hans Moser kritisiert, dass der Wert der traditionellen Ehe negiert werde, um „Tür und Tor für jegliche Formen von Lebensgemeinschaften zu öffnen“. So ganz von der Hand zu weisen ist diese Einschätzung nicht. Im Konkubinat lebende Paare können sich mit einem Vertrag gegenseitig absichern. Dazu braucht es kein neues Familienrecht. Wir lauschen dem fröhlichen Gesang der Amseln im Garten. Das Nest ist leer, die Jungen sind ausgeflogen. •


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N ac h r ic h t e N Sc h w e i z

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Ein Stück Zuhause für suchtkranke Menschen SoZialdiakoniE Das Haus Spalen in Basel wurde vor 20 Jahren mit viel Gottvertrauen gegründet und traf ein echtes Bedürfnis der Zeit. Die Arbeit wurde professionalisiert, steht aber bis heute auf christlicher Basis.

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„Wie das häufig so ist, war es ein idealistischer Anfang mit Pioniertypen und viel Hingabe. Es hat sich dann aber gezeigt, – und der Kanton hat das auch gefordert – dass fachliches Know-how und qualifiziertes Personal nötig ist“, erinnert sich Weiler. Die Arbeit des Hauses veränderte und professionalisierte sich mit den Jahren. Mitarbeiter wurden angestellt, die sowohl im christlichen Glauben verwurzelt sind als auch eine fachliche Ausbildung mitbringen. Das Haus konnte so nach den üblichen Qualitätstandards zertifiziert werden. Die wackligen Finanzen stehen mittlerweile auf einem soliden Fundament aus öffentlichen Geldern und Spenden. Nach wie vor ist es das Ziel, den Menschen durch stabile Strukturen eine Chance auf Veränderung zu geben. Die Bewohner sind zum Teil suchtkrank, psychisch erkrankt oder leiden unter beidem. Der Konsum 26.2014

von Suchtmitteln ist im Haus verboten. Wichtig sind die geordnete Tagesstruktur und die persönliche Nähe zu den Bezugspersonen. „Alles wird mit den Bewohnern zusammen gemacht. Wir essen einmal am Tag gemeinsam, kochen, kaufen ein, putzen, machen den Abwasch“, erklärt Reinhold Weiler. „Für die wenigsten ist die Selbstständigkeit ein realistisches Ziel. In der Regel ist es ein Erfolg, wenn die Leute stabiler werden.“ Der sogenannte „Drehtüreffekt“, also die Spirale von Krisen, Klinikaufenthalten und besseren Phasen soll unterbrochen werden. „Durch ihre schwierige Lebensgeschichte begegnen die Suchtkranken oft allem und jedem mit grossem Misstrauen und Ängsten. Wenn es gelingt, dass ein bisschen Vertrauen wächst, dann ist das schon viel.“ Auch das Thema Drogen und Alkohol wird in Gesprächen thematisiert. „Meine Beobachtung ist, dass viele ins Nachdenken kommen und der Konsum abnimmt.“

Gebet. Einmal im Monat feiern wir einen Gottesdienst, der auch für die Bewohner offen ist.“ Von den Behörden spüre man diesbezüglich keine Einschränkungen. „Wir sind von unserer Haltung her überzeugt, dass jeder Mensch von Gott dieselbe Würde hat“, ergänzt Reinhold Weiler. „Nach Matthäus 25 begegnen wir Jesus in dem, was wir für die Geringsten tun. Hier im Haus Spalen begegnet uns Jesus wirklich.“ Weiler erinnert sich an eine Situation, in der ein Bewohner so verzweifelt war, dass er sich aus dem Fenster stürzen wollte. „Ich bin dann ins Bad gegangen und habe gebetet.“ Der Lebensmüde beruhigte sich wieder. „Wenn ich fachlich am Ende war, war ich stets dankbar, dass wir einen Gott haben, der hilft.“ Das Gebet und der Austausch im Team seien bei aller Professionalität sehr wichtig, betont Reinhold Weiler. (chb) •

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Dankbar für das Gebet Bis heute hält das Haus Spalen bewusst an seiner christlichen Grundhaltung fest. Heimleiter Martin Schmid: „Wir Mitarbeiter beginnen jeden Tag mit einer Andacht und treffen uns mittags zu Austausch und

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Gegen den „Drehtüreffekt“

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Bild: © Light Impression - Fotolia.com

or 20 Jahren gab es in Basel noch eine offene Drogenszene. Das MethadonProgramm war zwar angelaufen, doch stationäre Anlaufstellen für die Betroffenen fehlten. „Was nützt das Methadon, wenn man keinen ruhigen Schlafplatz oder kein Zuhause hat?“ Mit dieser Überlegung machte sich das sozial engagierte Ehepaar Renate und Peter Diefenbach auf die Suche nach einer geeigneten Liegenschaft, um suchtkranken Menschen eine Heimat zu bieten. „Die Idee war, die äusseren Umstände der Betroffenen zu regeln. Mit einem Dach über dem Kopf und etwas zu Essen haben sie vielleicht auch die Musse, sich über den Lebensinhalt und die eigenen Wünsche Gedanken zu machen“, erläutert Reinhold Weiler, Sozialtherapeut und heute stellvertretender Leiter des Haus Spalen. Unter hohem eigenem Risiko und mit viel Gottvertrauen konnten Diefenbachs im März 1994 das vierstöckige Wohnheim in der Nähe des Spalentores eröffnen. Bereits im November waren alle 25 Zimmer belegt.


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P or t r ät

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Wort und t tat übersetzen Liebe Der üBerSetZer Neu verfasste Texte vermögen uns ganz neu anzusprechen. Davon ist der Berner Pfarrer Philipp Kohli überzeugt. Also hat er die Weihnachts- und die Ostergeschichte in Mundart übersetzt. Der Pastor ist begeistert von der Lebendigkeit der Sprache. Von Thomas Feuz Philipp Kohli ist Pastor in einer Berner Stadtgemeinde. Kürzlich hat er die Entstehungsgeschichte der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden in der Schweiz aufgearbeitet. „Allerdings in der Schriftsprache“, ““, schmunzelt der Absolvent der STH Basel. Kürzlich hat er die Mundart neu entdeckt. Das Ergebnis ist eine eigene Übersetzung der Oster- und der Weihnachtsgeschichte.

Sprache als Brücke „Ich wollte die Weihnachtsgeschichte in einer neuen Übersetzung vorlesen“, erinnert sich Kohli. Eine vorhandene Übersetzung ins Berndeutsche empfand er jedoch als zu sperrig. So übersetzte er den Text kurzum aus dem Griechischen in verständliche Mundart. Für Kohli ein prägendes Erlebnis: „Vorher war meine Liebe zu den Tex Texten der Heiligen Schrift eher theoretisch. Doch nun wurde es auf einmal ganz praktisch.“ Dann folgte die Ostergeschichte. Früher hatte der Theologe beim Lesen die Bilder aus dem Jesusfilm vor Augen. Bei der Übersetzungstätigkeit entwickelte er seinen eigenen „Film“. „Ich fragte mich: Warum drückten die Menschen das so und nicht anders aus? Welche Gefühle hatten sie? Wie würde ich das heute sagen?“ Kohli: „Pilatus soll so reden, wie er heute reden würde. Die Sprache darf kein Hindernis sein, den Inhalt zu verstehen.“ Seit er die Bibeltexte selber übersetze, seien seine Predigten besser geworden, sagt Kohli, der auch einen Internet-Blog betreibt. Durch das Übersetzen entfaltete Gottes Wort im Gemeindepastor eine neue Lebendigkeit. Kohlis Begeisterung sprang auf die Gottesdienstbesucher über. Predigtmanuskripte fanden dankbare Abnehmer, ebenso CD-Produk CD-Produktionen der beiden Übersetzungen. Sogar die Tagespresse wurde auf den findigen Bibelübersetzer aufmerksam.

Foto: idea/Thomas Feuz

Zum Kaffee in den Park Zur EFG Bern gehören 80 Besucher, davon 30 Kinder. „Wir „ sind eine bunte Mehrgenerationen-Gemeinde, die sich fremdsprachigen Menschen geöffnet hat“, ““, definiert Philipp Kohli. Ab und zu koche eine Gruppe für die anderen ein Essen. „So erleben wir schon jetzt etwas von der Vielfalt der Nationen, die uns einmal im himmlischen Thronsaal erwarten wird.“ Während der letzten fünf Jahre haben Philipp Kohli und seine Frau Monika, eine Lehrerin mit Teilpensum, 26.2014

Philipp Kohli: „Die Liebe Gottes will die Menschen erreichen.“

Deutschkurse angeboten. Am Pfingstmontag führte die Gemeinde am Bielersee eine Taufe durch. Ein wichtiger Termin im Wochenprogramm ist der Donnerstag. Ab 15 Uhr ist Kohli im Monbijou-Park anzutreffen. „Einfach bei den Leuten sein und Zeit mit ihnen verbringen“, sagt er. Gemeindeglieder bringen Kaffee und Kuchen mit. Zu den Gästen gehören viele Randständige. Kohli: „Einige kommen regelmässig. Zu einer Frau aus einem asiatischen Land ergab sich ein tiefer Kontakt. Sie hat sonst niemanden, der ihr beisteht.“

Die Nächstenliebe „übersetzt“ Ende Mai baute Philipp Kohli in Zusammenarbeit mit dem Liebefeld-Leist (Vorstand des Quartiervereins der Berner Vorortgemeinde), dem Jugendarbeiter und dem Parkwart ein „Haus“ aus 3000 Tetra-Packungen. Nicht einfach etwas für die Leute machen, sondern mit ihnen, war die Devise. Das Projekt machte allen Beteiligten Spass. Und die Botschaft kam an: Die Gemeinde im Quartier mache gute Projekte, heisst es jetzt. Der wohl spektakulärste Nebenjob des initiativen Pfarrers ist die Mitarbeit im „Läuseteam“. Kohli: „Ich sagte mir, dass dies zu guten Kontakten mit anderen Eltern führen könnte.“ So engagiert er sich mit Kamm, Haarbürste und viel Herz für die Kinder seines Wohnorts. Auch diese Tätigkeit ist eine Art „Übersetzung“: So wird die Botschaft der Nächstenliebe im Alltag verstanden. • b www.nöi.ch, www.gotteskuss.ch, www.efgbern.ch


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S y N e rg i e | Le Se r br i e f e

SYNERGIE fREuNdSchaft Freundschaft ist ein wertvolles Gut und unverzichtbarer Teil unseres Lebens. Das wird in der Bibel auf vielfältige Weise beschrieben und gipfelt in der Hingabe des eigenen Lebens.

Keine Wissenschaft zu: „Wozu ist eigentlich Gender gut?“, (Nr. 24, S. 26) Gender-Mainstreaming ist eine Ideologie und keine Wissenschaft. Das hat mir auch dieses Streitgespräch bestätigt. Und es ist eine Ideologie, die sowohl jüdischem als auch christlichem Glauben widerspricht. „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde... als Mann und Frau schuf er sie“, heisst es im 27. Vers der Bibel. Das gehört zur Grundlage unseres Glaubens. Paulus, der gesagt hat „da ist weder Mann noch Frau“, hat in Röm. 1,26 bis 28 klargemacht, dass das Ausleben von Homosexualität gegen Gottes Idee ist. Er spricht von „widernatürlicher Ordnung“, von „schamlosem Treiben“, von „Abirren von der Wahrheit“. Für bekennende Christen kommt ein Praktizieren von schwulen oder lesbischen Neigungen nicht infrage. Die Herausforderung für Christen ist es, allen so empfindenden Menschen mit Achtung und Liebe zu begegnen. Doch der

Gender-Ideologie – die übrigens stark von Schwulen- und Lesbenkreisen vertreten wird – gilt es die Stirn zu bieten. Georg E. Radecke, Winterthur ZH

Eine neue Ideologie zu: „Wozu ist eigentlich Gender gut?“, (Nr. 24, S. 26) Unter dem Deckmantel des Humanismus soll eine neue Ideologie etabliert werden, nämlich die Abschaffung von Mann und Frau. Die Gender-Ideologie richtet sich gegen den biblischen Gott. Wie im Bericht richtig zitiert, schuf Gott uns als Mann und Frau nach seinem Bilde. Den Vogel schiesst Frau Janssen mit der These ab, dass Paulus ein früher Gender-Theologe gewesen sein sollte. Ich empfehle Frau Janssen, sich mit der damaligen Gesellschaft auseinanderzusetzen. Dann wird sie nämlich merken, dass Paulus die Würde der Frau in das Licht von Jesus Christus gerückt hat. Im Weiteren hat sich die EKD mit der massiven Unter Unter-

Fenster noch lange Freude machen wird. Es muss nicht immer der freie Abend oder das Wochenende sein, um sich miteinander zu treffen. Man kann auch versuchen, seine Freundschaften in den Alltag einzubauen und beim gemeinsamen Arbeiten gute Gespräche zu führen. Natürlich haben wir abgemacht, dass ich bei Ruths Fensterputz mithelfe. Ich freue mich schon darauf, obwohl mir Freude aufs Fensterputzen bis gestern noch jenseits des Möglichen erschien. Übrigens – dies ist auch von Männern anwendbar. Egal ob Fensterputz oder andere Arbeiten in Haus und Hof – Freundschaften entstehen und vertiefen sich bei gemeinsamer Tätigkeit und so manches Gespräch fällt dann auch in der männlichen Kommunikation leichter. Die Autorin ist Ärztin, Mutter von drei Kindern und wohnt in Schafisheim AG.

stützung der Gender-Ideologie auf das Äusserste vom Evangelium und somit von Jesus Christus entfernt. Sie verhält sich wie der Wolf im Schafspelz. Die Bibel warnt vor der Gleichförmigkeit mit der Welt. Die Gender-Ideologie zerstört die Ehe. Die Beziehung zwischen Mann und Frau soll nicht mehr „normal“ sein. Die Familie soll somit in den Grundfesten zerstört werden. Wollen wir uns als Christen wirklich so billig der Welt anbiedern und die Werte von Jesus Christus über Bord werfen? Andreas Jutzi, Signau BE

Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffent veröffentlichen. Kürzungen unter Wahrung des Sinns behalten wir uns vor. Die Redaktion

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wir aus beruflichen Gründen selten. Ausserdem sind da noch die häuslichen Pflichten, die auch viel Zeit beanspruchen. Allerdings: Gestern hatten wir beide Freundschaft ist ein wertvolles eine grossartige Idee... Gut und ein unverzichtbares Wenn ich die vielen Fenster Element in unserem Leben. Das unseres Hauses betrachtete, Anne Sachs wird auf vielfältige Weise so in beschlich mich immer wieder der Bibel ausgedrückt und gipfelt in der das schlechte Gewissen. Es war einfach Hingabe des eigenen Lebens aus Liebe für Zeit, hier Hand anzulegen und eine Putzeinen Freund (Joh. 15,10-15). aktion durchzuführen. Aber Fensterputzen Aber wie sehen unsere Freundschaften widerstrebt mir wie sonst kaum etwas. aus? Haben wir überhaupt noch genügend Doch gestern durfte ich eine ganz neue Zeit, diese zu pflegen? Die zunehmende Erfahrung bei dieser Arbeit machen. Ruth Belastung in Familie und Beruf spiegelt und ich putzten gemeinsam! Nach drei sich in randvollen Terminkalendern, in de- Stunden waren wir fertig und zwischennen Freunde kaum noch Platz finden. durch hatten wir uns gemütlich hingesetzt Eine meiner Freundinnen ist Ruth. Wir und miteinander geplaudert. Es war ein gehen sehr vertraut miteinander um und besonderer Nachmittag, der mir nicht nur sind uns in Freud und Leid sehr nahe. Ge- in angenehmer Erinnerung bleibt, sondern meinsame Zeiten der Begegnung finden dessen Resultat mir durch die blitzblanken Ein wahrer Freund liebt allezeit und ist ein Bruder, der für die Zeit der Not geboren ist. Sprüche 17,17

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N ac h r ic h t e N sc h w e i z / P odi u m

Als Versöhnte den Ball spielen LANDeskIrcheNfOrUM Wir sollten von der Last der Einigkeit zur Leichtigkeit der Einheit gelangen. Dazu ist Jesus der Schlüssel.

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icht die Leibchen oder Kulturen der Spieler geben den Ausschlag für den Zauber des Spiels, sondern der Ball, wenn er rollt. Dies sagte Kurt Kammermann an der Tagung „Evangelische Einheit?!“ am 20. Juni in Bern. Der Leiter der Evange­ lischen Allianz Bern (EAB) schlug in seinem Vortrag den Bogen „von der Last der Einig­ keit zur Leichtigkeit der Einheit“. Einheit wird, wenn eine Sache von einem Leit­ prinzip durchdrungen ist.

Den Auftrag sehen An der Fussball­WM dreht sich alles um den Ball, kulturelle Unterschiede spielen keine Rolle. Ebenso sollten die Unter­ schiede zwischen Kirchen nicht dazu füh­ ren, dass sie sich in Auseinandersetzungen verheddern und ihr Auftrag in den Hinter­ grund gerate, mahnte Kammermann. Jesus sei mit seinen Spielregeln das Leit­ prinzip, der Schlüssel zur Einheit. Dann zerschnitt er den Ball, hielt die Hälften in die Höhe: „Macht das Spass, wenn ich jeder Mannschaft eine Hälfte geben wür­ de?“ Petrus habe sich überwinden müssen, als Gott ihm in der Vision befahl, Tiere zu essen, die ihm als unrein galten. So wurde Einheit verwirklicht. Einheit solle die Leichtigkeit des Him­ mels widerspiegeln, sagte Kammermann. Jesus warf den religiösen Führern seiner Zeit vor, sie legten dem Volk schwere Las­ ten auf. Zugleich lud er die Menschen ein, von ihm zu lernen. Der Allianzleiter rief die Anwesenden auf, von Jesus zu lernen, um zur Leichtigkeit der Einheit zu gelan­ gen, und über alle Unterschiede hinweg Freunde zu werden.

Fotos: Peter Schmid; zvg

„Die Kirche ist eine“ An der Tagung, welche das Landeskirchen­ Forum in Zusammenarbeit mit der EAB und der Berner Landeskirche durchführte, sprach auch Prof. Dr. Matthias Zeindler, ihr leitender Theologe. „Die Kirche ist eine – das ist das Erste, was von ihr zu sagen ist.“ Spaltungen könnten sich nicht aufs 26.2014

Kurt Kammermann: „Den Ball spielen. Hin zur Leichtigkeit der Einheit.“

Evangelium beziehen. Die bestehenden Differenzen gelte es ernsthaft in den Blick zu nehmen. Das reformatorische Erbe haben die Evangelischen gemeinsam. Die Pietisten hätten die Reformation weiter­ führen und die Lehre ins Leben überset­ zen wollen. Zeindler sprach die „liebgewordenen Klischees“ an, die es Landes­ und Frei­ kirchlern noch immer leicht machen, sich in der Distanz voneinander einzurichten (Stündeler, Buchstabengläubige, fromme Heuchler, Fundamentalisten vs. Papier­ christen, Karteileichen, Relativisten). Da­ gegen betonte der reformierte Theologe: „Gott hat unterschiedliche Wege, Men­ schen zu erreichen.“ Vielfalt sei nicht nur auszuhalten, sondern zu begrüssen – weil der Heilige Geist vielfältige Charismen schenke. Landes­ und Freikirchen sollten sich mit ihren Charismen ergänzen, nicht Grenzen ziehen und auf Homogenität setzen. Die „versöhnte Verschiedenheit“ von Kirchen wird in Bern gefördert durch die „Gemeinsame Erklärung“ der Landes­ kirche und ihrer Gemeinschaften. (psc) P Mehr zur Tagung auf: b www.lkf.ch

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PODIUM Nach einer intensi­ ven Zeit im Berufsalltag, der mich in verschie­ denster Form vielfältig gefordert hat, bot mir der letzte Sonntag einmal mehr Zeit zum Einhalten und zum Ruhe finden. Ich liebe diese Sommermorgen, an denen nicht Aktivität angesagt ist und das Kirchengeläut von draussen einen friedlichen Tag ankündigt. Ein Tag auch, um die Zeit im Kreise der Familie im gegenseitigen Austausch und mit genügend Zeit entspannt anzugehen und zu geniessen. Einen Gedanken habe ich aus dem Gottesdienst ganz besonders mit­ genommen. In der Predigt wies der Pastor darauf hin, dass wir oftmals in der Gefahr stehen, uns wie Hühner zu verhalten. Das Huhn trippelt mit kleinen Schritten, in gebückter Haltung, den Kopf nach unten gesenkt durch die Gegend. Links, rechts wackelt der Kopf, mit ruckartigen Bewegungen zuckt der Kopf nach vorne und im Umkreis von drei Metern wird der Boden nach Körnern abgesucht. Dem stellte er die Vision Gottes aus Jesaja 40 gegenüber: „Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt; sein Verstand ist unausforsch­ lich. Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffah­ ren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ Dieses Bild begeistert mich persön­ lich immer wieder aufs Neue. Da ist ein Gott, der meinen Blick in der per­ sönlichen Begegnung aufschwingen lässt zu ihm und mir in diesem Aufblick ein grossartiges Bild mit Überblick vermittelt. Hans-Ulrich Bigler ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes.


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N ac h r ic h t e N Sc h w e i z

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NOtiert

Pfarrer Elmar Bortlik mit Schwestern: „Gott sorgt sich um sein Volk in der Wüste.“

in der Wüste die Freiheit entdecken LäNdLi-jahresFest Im Zentrum des Festes des Diakonieverbandes Ländli am Ägerisee stand Gottes Führung in der Wüste.

s

onnenschirme und Marktstände be­ grüssten die 350 Teilnehmer am Sonn­ tag im Zentrum Ländli. Es herrschte ein fröhliches Treiben. Familien, ältere und jün­ gere Menschen und die Schwesternschaft genossen die Begegnung mit vertrauten und neuen Gesichtern.

Befreiung aus der Versklavung Im Zentrum des Jahresfestes der Schwes­ ternschaft des Diakonieverbandes Ländli stand die Befreiung des Volkes Israel aus der Knechtschaft in Ägypten. Kinder der christlichen Schule Salta in Gränichen AG führten in einfachen, teils witzigen Theater­ szenen vor, wie Gott sein Volk befreite. Pfarrer Elmar Bortlik, theologischer Leiter des Diakonieverbands, betonte in seiner Predigt Gottes Verantwortung für sein Volk. Nach dem Durchzug durch das ge­ teilte Meer sei der Rückweg nach Ägypten abgeschnitten gewesen. „Ein Auszug, zum Beispiel aus dem Elternhaus, ist eine Grund­ erfahrung des Menschen“, stellte Bortlik fest. Wer nie ausziehe und nie lerne, Verant­ wortung zu übernehmen, sei nicht lebens­ tüchtig. Doch Gott wolle sein Volk führen.

Fotos: Christian Bachmann; zvg

Hören wir Gottes Stimme? „Die Kernfrage ist: Hören wir Gottes Stim­ me, wie sie Mose gehört hat?“ Gott könne bitteres Wasser in süsses verwandeln, und der Ort der Bitterkeit könne durch seine Offenbarung einen Geschmack der Frei­ heit bekommen. Gott werde für uns strei­ ten, wie es in 2. Mose 14,14 verheissen sei. 26.2014

Loslassen lernen Betriebsleiter Reto Wüthrich stellte das Ländli Züri vor, das sich dafür einsetzt, psychisch beeinträchtige Jugendliche und Erwachsene sozial und beruflich zu integrieren. In den drei Wohngruppen übe man, sich an eine Tagesstruktur zu halten. „Wir werden mit den Grenzen von Menschen konfrontiert und helfen ihnen, ihre ungesunden Wünsche und Sehnsüch­ te loszulassen.“ Übergänge gebe es beim Aufbruch von einer Lebensphase in die nächste, zum Beispiel beim Wechsel vom betreuten zum begleiteten Wohnen. Was es bedeutet, dafür den richtigen Moment zu wählen, konnte mit einer Teigwaren­ maschine gleich selber erprobt werden: Für die passende Länge musste die Pasta im richtigen Moment geschnitten werden.

Seit 1926 „Kuranstalt“ Mit Orgel­ und Flötenstücken und einem virtuosen Klavierspiel sorgten Zita Annen, Astrid Renner und Marlise Renner für Auflockerung zwischen den Inputs. Zum Abschluss des Festes sang die Schwes­ terngemeinschaft das Lied „Geh unter der Gnade“. An den Marktständen gab es kreative Geschenke, Bücher und allerlei Leckeres für das leibliche Wohl. Die „Kur­ anstalt Ländli“ wurde im Jahr 1926 von einer Schwesterngemeinschaft übernom­ men. Sie zählt heute 72 Schwestern und zwei Novizinnen. (cb) P b www.laendli.ch

Predigerkirche Basel: Die Bilderskepsis wird abgelegt In der christkatho­ lischen Prediger­ kirche am Totentanz in Basel hängt ein neues, grossforma­ tiges Gemälde der Riehener Künstlerin Marion Feldhaus. Das Gemälde trägt den Titel „Morgenröte“. Wie Pfarrer Michael Bangert erklärt, knüpft das Werk an die Bildkunst des Mittelalters an, „die nach der Bilderskepsis in Basel weitgehend untergegangen ist“. Zum ersten Mal in den bald 500 Jahren nach der Basler Re­ formation finde damit wieder ein gross­ formatiges Bild Platz in einer der alten Basler Kirchen, sagte Bangert. (idea) b www.ckk-bs.ch tsc St. Chrischona: 20 Absolventen ausgesendet

Die Absolventen sollen sich aufmachen, um Menschen zu bewegen, dass sie sich von Jesus mitreissen lassen. Peter Gloor, Leiter der Chrischona­Gemeinden Schweiz, nannte in seiner Predigt viele Beispiele, wie Gott Menschen bewegt. Noah etwa, den Gott eine Arche bauen lässt. Oder die ersten Jünger, die Jesus vom Fischen weg in seine Nachfolge beruft. Jesus wolle alles beiseite fegen, das uns hindert, ihm zu folgen. Gloor ermunterte die tsc­Absolventen, die nächste Etappe in Angriff zu nehmen. „Gebt weiter, was ihr gelernt habt. Und rechnet mit dem Heiligen Geist. Er ist da – jeden Tag.“ (idea) b www.chrischona.org


N AC H R IC H T E N

Lateinamerikaner bringen das Evangelium COMIBAM Missionare aus Südamerika wirken in Europa, Afrika & Asien.

A

us Süd- und Mittelamerika Algerien, Tunesien und Maugehen immer mehr Proretanien gingen auf ihr Engatestanten als Missionare in die gement zurück. Sie seien als Welt. Das berichtete der LeiGeschäftsleute, Mitarbeiter ter der Arbeitsgemeinschaft internationaler OrganisatioEvangelikaler Missionen in nen oder soziale Fachkräfte Lateinamerika (COMIBAM), tätig und verbreiten gleichDecio de Carvalho (San Juan/ zeitig den christlichen GlauPuerto Rico), auf dem Chrisben auch unter Muslimen tustag in Stuttgart. Zunächst Decio de Carvalho vor allem durch persönliche hätten lateinamerikanische Kontakte. Dabei machten Missionare in Spanien und Portugal Ge- sie die Erfahrung, dass die Bürger für das meinden gegründet; heute engagierten Evangelium sehr aufgeschlossen seien. Im sie sich auch in anderen europäischen Unterschied zu Europäern würden sie als Ländern sowie in Afrika und Asien. Ihr Südamerikaner nicht als Nachfahren früLeitmotiv laute: „Lateinamerika bringt herer Besatzungsmächte betrachtet. Der das ganze Evangelium allen Völkern.“ gebürtige Brasilianer de Carvalho leitet Zahlreiche Bibelgruppen, Hauskreise und von Puerto Rico aus COMIBAM, die rund Untergrundkirchen in Libyen, Marokko, 25 nationale Missionswerke vereint. P

Schulen müssen „britische Werte“ lehren ENGLAND Eine Reaktion auf muslimische Unterwanderungsversuche

A

lle englischen Staatsschulen müssen Schüler nach „britischen Werten“ unterrichten, zum Beispiel Toleranz und Freiheit. Das hat Bildungsminister Michael Gove angekündigt. Der konservative Politiker reagiert damit auf Erkenntnisse der Schulaufsichtsbehörde Ofsted, wonach radikale Muslime zunehmend Schulen unter ihre Kontrolle bringen. Sechs von 21 untersuchten Schulen im mittelenglischen Birmingham wurden unter besondere Beobachtung gestellt, weil sie ihre Lehrpläne einer „konservativen islamischen Perspektive“ unterworfen hätten. Inzwischen sind auch Bildungseinrichtungen im nordenglischen Bradford unter denselben Verdacht geraten.

An Schulen eine Kultur der Angst Nach Angaben von Ofsteds Chefinspektor Michael Wilshaw geht unter einigen Rektoren eine „Kultur der Angst“ um. Sie fühlten sich von radikalen Muslimen unter Druck gesetzt, die ihren Einfluss in den Schulbeiräten geltend machen. Diese Gremien sind für die pädagogischen Maßstäbe ver-

antwortlich. Zur muslimischen Unterwanderung soll ein Strategiepapier unter dem Namen „Trojanisches Pferd“ kursieren. Es beschreibt, wie „Charakter und Ethos“ von Schulen verändert werden können. Wie die Londoner Zeitung „The Times“ berichtet, hat eine Grundschule beispielsweise eine Weihnachtsfeier abgesagt, in einer anderen gab es Proteste gegen ein Krippenspiel, und eine Hauptschule verbreitete islamische Gebete über ihre Lautsprecheranlage.

Wir fördern Respekt und Toleranz Gove versicherte im Unterhaus, dass sein Ministerium „britische Werte“ in jeder Schule durchsetzen werde. Dazu zählen Respekt und Toleranz für Anhänger anderer Religionen sowie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Der Staat schütze die Religionsfreiheit; diskriminierendes Verhalten sei daher nicht akzeptabel. Ofsted werde überprüfen, ob die Schulen diese Werte fördern – nicht nur im Unterricht, sondern etwa auch bei Ausflügen zu religiösen Stätten, im Sport und bei Arbeitsgemeinschaften. P

NOTIERT Erziehung: Schulen sollen nicht „Lernfabriken“ sein 91 evangelikale Pädagogen aus Europa und Australien haben sich im südenglischen Pilgrim Hall getroffen. Bei der Konferenz der Europäischen Vereinigung Christlicher Lehrer und Erzieher (EurECA) rief der Pädagoge und Seelsorger Chris Steed (London) dazu auf, Schulen nicht als „Lernfabriken“ anzusehen, die ausschließlich Wissen und Können vermitteln. Vielmehr sollten sie sich als „Gärten“ verstehen, in denen der ganze Mensch mit Leib, Seele und Geist gedeihen könne. Der Pädagoge John Shortt (Leighton Buzzard) ermunterte christliche Lehrer, Schülern beim Aufbau von Beziehungen zu helfen: zu Gott, zur Natur und zum Mitmenschen. Die 1991 gegründete EurECA mit Sitz in Kandern bei Lörrach ist der pädagogische Arm der Europäischen Evangelischen Allianz. Vorsitzender ist Matt Kägi (Lindau/Schweiz). Aus Deutschland gehört die Lehrerin Silke Edelmann (Leipzig) zum Vorstand. b www.eureca-online.org • 07626 91610

Schweizer Missionsleiter: „Bibeln statt googeln“ „Bibeln statt googeln“ empfiehlt der Leiter des Schweizer Zweigs des internationalen Missionswerks „Campus für Christus“, Andreas Boppart (Zürich). Er sprach beim evangelikalen Christustag in Stuttgart über die Bedeutung der Bibel für das Alltagsleben. So Andreas Boppart wie das Internet-Suchprogramm Google eingesetzt werde, um Lösungen für Probleme zu finden, so sollten Christen in die Heilige Schrift schauen, wenn es um die Gestaltung des Lebens gehe, sagte Boppart. Dort rede Gott zu den Menschen. Um sich dies bewusstzumachen, hat Boppart ein vertragsähnliches Gebet formuliert: „Jesus Christus, ich will, dass du das Zentrum meines Lebens bist. Durch die Kraft des Heiligen Geistes will ich auf dich hören und tun, was du mir sagst. Zu jeder Zeit. An jedem Ort. Um jeden Preis. Was immer es sei.“

Fotos: KunstWerk/W.Köbke

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Ägypten: Ständig werden Christinnen verschleppt NAHER OSTEN Seit 2011 haben radikale Muslime mehr als 550 Frauen und Mädchen entführt.

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ie Verschleppung von mehr als 200 meist christlichen Schülerinnen in Nigeria durch die radikal-islamische Terrorgruppe Boko Haram hat viele Christen bewegt. Weithin unbeachtet blieb bisher jedoch die anhaltende Entführung von Frauen und Mädchen in Ägypten. Von Januar 2011 bis März 2014 haben dort muslimische Männer mehr als 550 Christinnen in ihre Gewalt gebracht und sie gezwungen, ihre Peiniger zu heiraten. Damit gelten die Frauen nach dem islamischen Religionsgesetz, der Scharia, als Musliminnen. Das berichtet die „Gesell-

Ägypten 83 Millionen Bürger, davon: 70 Millionen Muslime 10 Millionen orthodoxe Kopten 400.000 Protestanten 200.000 Katholiken

Ein Plakat mit entführten christlichen Frauen aus Ägypten.

schaft für die Opfer von Entführungen und Zwangsverschleppungen“ (Kairo). Nach ihren Angaben sind die koptischen Christinnen auch vielfach Gewalt ausgesetzt. Etwa 40 % der Mädchen und Frauen zwischen 14 und 40 Jahren würden vergewaltigt.

Kreuze werden mit Säure entfernt Oft würden ihnen auch die tätowierten Kreuze, die sie als Christinnen identifizieren, mit Säure entfernt. Es wird vermutet, dass ein organisiertes Netzwerk hinter den Taten steckt. Nach Angaben des Gründers der Hilfsorganisation, des koptischen Christen Ebram Louis Shehata Makar, mehren sich die Entführungsfälle seit der Arabischen Revolution vor drei Jahren.

Nigeria: Christliche Schülerinnen wurden als Sklavinnen verkauft Auch die nigerianischen Schülerinnen sind den Islamisten zufolge entführt worden, um sie mit Muslimen zu verheiraten. Am 14. April hatten die Kämpfer in Chibok (Bundesstaat Borno) rund 300 Mädchen verschleppt. Die meisten gehören der protestantischen „Kirche der Brüder“ an. Einige Geiseln konnten fliehen; mehr als 200 befinden sich jedoch noch in der Gewalt der Terroristen. Ihr Anführer, Abubakar Shekau, brüstete sich in einem Video damit, dass die Entführten für umgerechnet neun Euro als „Sklavinnen“ an Muslime veräußert würden. Shekau: „Es gibt einen Markt für Mädchen. Ich werde sie auf dem Markt verkaufen. Allah will es so.“ P

Islamisten fordern Kopfsteuer von Christen IRAK Wer nicht zahlen kann oder will, wird vertrieben oder ausgepeitscht.

I

m Irak verbreitet die Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ (ISIS) Angst und Schrecken. So verlangen die Kämpfer von den verbliebenen Christen in der eroberten nordirakischen Stadt Mossul eine Kopfsteuer. Sie ist eine vom Koran vorgesehene Abgabe für nicht-muslimische Schutzbefohlene. Ihren Glauben dürfen Christen trotzdem nicht öffentlich ausüben. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird vertrieben oder ausgepeitscht. Nach Angaben der Hohen Kommission für Menschenrechte im Irak müssen Christen in Mossul monatlich mindestens umgerechnet 184 Euro Schutzgeld zahlen. Doch dazu seien die 26.2014

wenigsten in der Lage, da es in der Stadt kaum noch Verdienstmöglichkeiten gebe, so Kommissionsmitglied Salama al Khafali.

Christinnen müssen Schleier tragen ISIS-Kämpfer haben zudem ein Edikt erlassen, wonach alle Frauen – auch Christinnen – einen Schleier tragen müssen. Die Einhaltung werde an Kontrollpunkten überwacht. Die Terrorgruppe hat ferner muslimische Familien aufgefordert, ihre ledigen Töchter den Kämpfern als Sex-Dienerinnen zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise beteiligten sich die Frauen am „Heiligen Krieg“. Etwa 150 Musliminnen sollen für diesen

Rot markiert: Versorgungswege unter der Kontrolle der Islamisten

Dienst rekrutiert worden sein. Wer sich verweigere, werde im Einklang mit der Scharia bestraft. Auch Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren werden von ISIS herangezogen. Sie haben unter anderem die Aufgabe, Gefangene auszupeitschen. Die Zahl der ehemals 1,2 Millionen Christen (1992) im Irak ist auf 300.000 gesunken. P


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Herrnhuter: Künftig sind Homo-Segnungen möglich EUROPÄISCHE BRÜDER-UNITÄT Die Synode legt die Entscheidung in die Verantwortung der Gemeinden.

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nnerhalb der Evangelischen Brüder-Unität (Herrnhuter Brüdergemeine) in Europa können künftig auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften gesegnet werden. Einen entsprechenden Beschluss fasste die Synode der Europäisch-Festländischen BrüderUnität im niederländischen Zeist. Die Brü-

Die Herrnhuter Brüdergemeine Die Ortschaft Herrnhut (zwischen Dresden und Zittau) geht auf die Anfangszeit der Brüdergemeine zurück. 1722 kamen die ersten Nachfahren der Böhmischen Brüder auf das Gut des Reichsgrafen Zinzendorf und gründeten den Ort. Sie hatten wegen ihres evangelischen Bekenntnisses aus ihrer alten Heimat in Böhmen und Mähren fliehen müssen. Dort war nur noch der Katholizismus erlaubt. Zinzendorf hatte ihnen Zuflucht gewährt. Aus seiner lutherisch-pietistischen Prägung und der Frömmigkeit der Böhmischen Brüder entstand schließlich die Herrnhuter Brüdergemeine als eigenständige Bewegung. Sie hat eine Zwischenstellung zwischen Landes- und Freikirchen – ist der EKD angegliedert und zugleich Gastmitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF). b www.ebu.de • 035873 4870

dergemeine ist weit bekannt, weil sie das meistgelesene Andachtsbuch herausgibt: die Herrnhuter Losungen. Nach dem Beschluss sollen in Zukunft die Gemeinden, Ältestenräte und Gemeinhelfer (Pfarrer) darüber entscheiden, ob gleichgeschlechtliche Partnerschaften bei ihnen gesegnet werden dürfen. Wie der Pressesprecher der Brüdergemeine, Erdmann Carstens, auf Anfrage von idea sagte, wurde der Beschluss „mit großer Mehrheit“ gefasst.

Widerspruch im Vorfeld Der jetzigen Entscheidung war ein 20-jähriger Diskussionsprozess vorausgegangen. Vor allem im Baltikum, in Afrika und in der Karibik gab es dagegen Widerspruch. So hatte sich der Hauptälteste der Brüdergemeine in Estland, Eenok Haamer (siehe Rückseite), im Vorfeld der Synode mit einem Schreiben an die Unitätsleitung gewandt. Darin warnte er vor einem solchen Beschluss, weil er dem biblischen Zeugnis zuwiderlaufe. Es bestehe die Gefahr einer Spaltung der „Herrnhuter“. Pressesprecher Carstens sagte, diese Sicht sei „keineswegs

Herrnhuter Brüder-Unität Mitglieder weltweit ca. 1.100.000 in 1.646 Gemeinden in 31 Ländern Europa davon in: Deutschland Schweiz

15.000 5.750 280

repräsentativ“, räumte aber ein, dass die Entscheidung nun behutsam kommuniziert werden müsse: „Wir müssen sehr darauf achten, dass die Verbundenheit und die Einheit mit den Geschwistern in Afrika und anderswo nicht leidet.“ Es sei bedauerlich, dass aus Estland niemand zur Synode gekommen sei, nachdem Haamer aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hatte.

Das Ehrenamt wird gestärkt Weiterhin brachte die Synode einen Beschluss auf den Weg, wonach künftig auch ehrenamtliche Mitarbeiter stärker in Verkündigung und Seelsorge eingebunden werden sollen. Ein Grund dafür sind Nachwuchssorgen. P

l idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

28. Juni bis 4. Juli

FERNSEHEN Sonnabend, 28. Juni

Sonntag, 29. Juni

16.30–17.00 Was bringt uns der Islam? Neue Feiertage, alter Streit und viel Frömmigkeit

10.30–11.00 Die Insel – Das Romahaus in Duisburg. Roma erzählen von ihren Träumen und von ihrem Glauben

12.00–13.30 Gottesdienst zum Deutschen Evangelischen Chorfest aus dem Stadion am Sportforum in Leipzig

11.00–12.45 ERF 1 Gottesdienst vom Christustag – Hans-Joachim Eckstein über „Teil seiner Geschichte“.

17.30–18.00 „Nur über meine Leiche!“ Wenn alte Menschen nicht ins Heim wollen. Reportage

19.05–19.30 Auf der Straße – Miriam Donnerstag, 3. Juli Schaumberger erzählt aus 22.35–23.05 ihrer Arbeit als Streetworker Nicht mehr zu vermitteln? auf Frankfurts Straßen. Arbeitslos über 50

7.05–7.30 „Hättest Du mich angesehen, Jochanaan, du hättest mich geliebt.“ – Salome und Johannes der Täufer

8.30–9.00 Jesus und der Krieg – Er lebte gewaltfrei. Doch das Markusevangelium beschreibt ihn mit militärischer Sprache.

10.05–11.00 Evangelisch-lutherischer Gottesdienst aus der Kirche in Rellingen (Hamburg)

12.05–12.30 Gott ist nicht blau – Wenn der Glaube den Alkohol ersetzt

20.00–20.30 ERF Plus Brennpunkt Nahost – Horst Marquardt und Johannes Gerloff im Gespräch.

7.30–8.00 Evangelische Morgenfeier mit Oberkirchenrat Stephan Krebs (Darmstadt)

8.40–9.00 War Goliat wirklich drei Meter groß? Die Bibel – voller Rätsel und Widersprüche

11.30–12.00 Die Würde des Tieres entdecken – Wie sich der Mensch über die Natur erhebt

Mittwoch, 2. Juli

20.30–21.00 ERF Plus Reiseeindrücke: Pfarrerin Bärbel Wilde erzählt Horst Marquardt aus ihrem Leben

18.00–18.30 Rechtlos und ausgeliefert? Schicksal Demenz. Wie Pflegeheime mit Demenzkranken umgehen

Mittwoch, 2. Juli 18.00–18.30 Under Pressure – Fünf Weltstars des Fußballs berichten, wie der Glaube ihnen hilft.

21.00–21.45 Auszeit im Kloster – Wellness für die Seele. Immer mehr Menschen schalten im Kloster ab.

HÖRFUNK Sonntag, 29. Juni

Donnerstag, 3. Juli

20.00–21.00 Wie sich Christen für den Frieden einsetzen

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164


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Die Verantwortlichen des Christustages – 1. Reihe ganz links Dekan Albrecht, 5. von links Präses Diener, 13. von links Generalsekretär Werner – und viele Repräsentanten christlicher Verbände und Werke bekannten sich auf der Bühne des Christustages zum Aufruf zur kirchlichen Erneuerung „Zeit zum Aufstehen“.

Christustag: Christen zeigten Flagge GROSSTREFFEN Präses: Wir sollten dieselbe Begeisterung wie Fußballfans aufbringen.

D

ie Verantwortlichen für den Christustag haben ein positives Fazit gezogen. Zu dem Glaubenstreffen am 19. Juni in Stuttgart waren über 21.000 Christen vor allem aus dem Süden Deutschlands gekommen. Am Kinderprogramm beteiligten sich etwa 1.500 Sieben- bis 13-Jährige. Zu der Veranstaltung hatten der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener Diener, zusammen mit dem Leiter der württembergischen ChristusBewegung Lebendige Gemeinde, Dekan Ralf Albrecht, und dem Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes, Roland Werner Werner, eingeladen. Nach Worten Dieners hatten Tausende Christen „Flagge für unser Verständnis der

Foto: KunstWerk/ W.Köbke

Gemeindetage im Überblick 1973 1975 1977 1978 1982 1984 1985 1989 1992 1994 2002 2014

Dortmund 26.000 Stuttgart 40.000 Dortmund 30.000 Stuttgart 50.000 Stuttgart 50.000 Essen 55.000 Stuttgart 60.000 Stuttgart 50.000 Stuttgart 35.000 Siegen 18.000 Stuttgart 15.000 Stuttgart (Christustag) 21.000

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christlichen Botschaft gezeigt“. Er hätte sich allerdings einen noch stärkeren Besuch gewünscht: „Das Stadion sollte so voll sein wie bei einem gewöhnlichen Fußballspiel, und wir sollten dieselbe Begeisterung aufbringen wie die Fans von Sportereignissen.“ Albrecht nannte das Treffen einen Meilenstein auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017. Es habe „richtig Mut gemacht, auch die nächsten großen Schritte anzugehen, wie den Christustag 2015 auf dem Kirchentag“.

Kritik an Mitwirkung Käßmanns Kritik am Christustag wies Albrecht zurück. In einem Offenen Brief hatte der Missionswissenschaftler Prof. Peter Beyerhaus den Veranstaltern vorgeworfen, die Tradition der von den Bekennenden Gemeinschaften initiierten „Gemeindetage unter dem Wort“ verlassen zu haben. Sie waren 1973 als Alternative zu den theologisch liberalen Kirchentagen ins Leben gerufen worden. Mit der Einladung der EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann sei der Christustag dem „Streit um Jesus“ aus dem Weg gegangen und habe stattdessen für eine Versöhnung der unterschiedlichen Bewegungen plädiert. Außerdem vermisste Beyerhaus einen unüberhörbaren Protest gegen Missstände in Kirche und Gesellschaft.

Wichtig: Gespräch mit der EKD Dazu sagte Albrecht gegenüber idea, dass die Verantwortlichen für den Christustag nicht alle Positionen Käßmanns teilten. Das Gespräch mit der EKD sei aber wichtig. Auch zu gesellschaftlichen Brennpunkten habe der Christustag ein deutliches Signal gesetzt: Während des Festgottesdienstes sei das Impulspapier „Zeit zum Aufstehen“ verlesen worden, in dem u. a. die Stärkung der Ehe gefordert und ihrer Entwertung widersprochen werde. Mehr als 100 Erstunterzeichner – Vertreter zahlreicher christlicher Verbände, Werke und Gemeinschaften – hätten sich auf der Bühne zu den Thesen bekannt. Man habe auch für deren Akzeptanz gebetet. Mit dem Choral „Jesus Christus herrscht als König“ hätten die Besucher Zustimmung erkennen lassen. P


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Im Ramadan für Muslime beten ALLIANZ „30 Tage Gebet für die islamische Welt“

D

er Großteil der 1,7 Milliarden Muslime in aller Welt begeht vom 28. Juni bis 27. Juli den Fastenmonat Ramadan. Parallel dazu ruft die Evangelische Allianz zur Teilnahme an der Aktion „30 Tage Gebet für die islamische Welt“ auf. Die Zusammenschlüsse der Evangelikalen in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben dazu gemeinsam ein Informationsheft mit einer Auflage von 70.000 Exemplaren herausgegeben. Wie die deutsche Allianz mit Sitz im thüringischen Bad Blankenburg mitteilte, ist es das Ziel der Aktion, dass Muslime Christus kennenlernen und von

ihm verändert werden. Außerdem sollen Personen, die vom Islam zum Christentum übergetreten sind, durch die Fürbitte in ihrem Glauben gestärkt werden. Zum Hintergrund: Diese Konvertiten haben häufig einen schweren Stand, weil sie als Abtrünnige gelten und unter Diskriminierungen oder gar Verfolgung leiden. Die Allianz regt ferner an, Freundschaften zu Muslimen im persönlichen Umfeld aufzubauen. Der Islam schreibt vor, dass man im Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang unter anderem auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex verzichten soll.

Nach islamischer Vorstellung erbringt der Muslim damit ein gutes Werk, das ihm im Jüngsten Gericht angerechnet und gegen seine Sünden aufgewogen wird. Der Ramadan endet mit dem Fest des Fastenbrechens vom 28. bis 30. Juli. Dem Gebetsheft zufolge ist der Islam derzeit in 49 Ländern die beherrschende Religion. Er präge das geistliche und politische Leben von etwa einem Viertel der Weltbevölkerung. P b Das kostenlose Gebetsheft kann man sich im Internet herunterladen unter www.ead.de/gebet/30-tage-gebet/ downloads-und-heftbestellung.html

Zum Tode verurteilte Christin kommt frei SUDAN Nach vielen Protesten ordnet ein Gericht die Freilassung an.

D

as Martyrium der im Sudan zum Tode verurteilten Christin Mariam Yahia Ibrahim Ishag hat ein Ende. Überraschend hob am 23. Juni ein Berufungsgericht in Khartum das Urteil auf und ordnete die Freilassung der 27 Jahre alten Frau an. Nach Angaben ihres Rechtsanwalts El Shareef Mohammed wurden keine Gründe für die Gerichtsentscheidung genannt. Ishag war

Mitte Mai wegen „Abfalls vom Islam“ zum Tod durch Erhängen und zu 100 Peitschenhiebe verurteilt worden. Die hoch Schwangere hatte sich geweigert, binnen 3 Tagen dem christlichen Glauben abzuschwören. Am 26. Mai brachte sie im Gefängnis ohne medizinische Hilfe eine Tochter zur Welt; dabei war sie mit einer Fußfessel angekettet. Sie ist bereits Mutter eines 21 Monate

Mariam Y. I. Ishag mit ihrem Ehemann

alten Sohnes, der sich mit ihr hinter Gittern befand. Der Fall hat international Entsetzen und scharfe Proteste ausgelöst. P 26.2014


Das Bild der Woche CHRISTUSTAG IN STUTTGART

Sie beeindruckte auf dem evangelikalen Glaubenstreffen an Fronleichnam viele der über 21.000 Besucher: die koptische Christin Maggie Gobran, die sich um Kinder in den Elendsvierteln der ägyptischen Hauptstadt Kairo kümmert. Die Informatikprofessorin bildete früher die Elite des Landes am Nil aus. 1985 besuchte sie erstmals die Slums von Kairo, wo bis zu 70.000 Bewohner vom Sammeln und Sortieren des Mülls leben – fast durchweg Christen. Vier Jahre später gründete sie die Hilfsorganisation „Kinder des Stephanus“, die sich besonders um Kinder in den Müllvierteln bemüht. Von ihnen wird die Mittsechzigerin liebevoll „Mama Maggie“ genannt. Das Hilfswerk beschäftigt etwa 1.500 Mitarbeiter und unterhält mehrere Bildungs- und Gesundheitszentren. Dort bekommen täglich rund 32.000 Familien Ausbildung, medizinische Hilfe und Lebensmittel. Gobran ist es wichtig, für Leib, Seele und Geist zu sorgen. Wegen ihres Dienstes unter den Ärmsten der Armen wurde sie 2012 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Beim Christustag ermunterte sie die Teilnehmer zum Bibellesen. Wer ein „Held für Christus“ sein wolle, sollte täglich 20 Minuten in der Heiligen Schrift lesen. „In einem Jahr wist du ein anderer Mensch sein“, versicherte Gobran. Als Bitte um Gottes Segen für Deutschland küsste Gobran den Boden im Stuttgarter Stadion.

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VON P E R SON E N

Slowakei: Staatspräsident begeht Amtsantritt mit Gottesdienst Der neue slowakische Staatspräsident Andrej Kiska (51) hat seinen Amtsantritt mit einem Gottesdienst gefeiert. Nach der Ablegung des Eides auf die Verfassung ging der Katholik zu Fuß in den Martinsdom von Preßburg (Bratislava). Dort fand ein ökumenischer Wortgottesdienst statt, der vom Vorsitzenden der slowakischen katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislav Zvolensky, geleitet wurde. Daran nahmen Vertreter aller 10 anerkannten christlichen Konfessionen teil; sie sprachen die Fürbittegebete. Der neue Präsident ist Unternehmer und parteilos. Er versprach im Wahlkampf, „alles dafür zu tun, damit die Politik wieder menschlicher wird“. Er wolle dafür sorgen, dass die Bevölkerung der Politik wieder Vertrauen schenke: „Ich will für jeden anständigen Bürger unseres Landes einstehen.“ Medienberichten zufolge wurde Kiska vor rund drei Monaten vor allem wegen seines sozialen Engagements gewählt, etwa in der von ihm gegründeten Stiftung „Guter Engel“. 62 % der 5,4 Millionen Einwohner der Slowakei sind katholisch, 8 % evangelisch, 13 % konfessionslos; die übrigen machen keine Angaben.

Peter Wenz: Seit 30 Jahren Pastor mit jetzt über 4.000 Besuchern in Stuttgart Seit 30 Jahren ist Peter Wenz Pastor in Stuttgart. Im Juni 1984 hatte der heute 55-Jährige eine pfingstkirchliche Gemeinde übernommen, die in den ersten Jahren von rund 80 auf etwa 40 Gottesdienstbesucher schrumpfte. Ab 1986 erlebte die sich später „Biblische Glaubens-Gemeinde“ und jetzt „Gospel Forum“ nennende Freikirche einen rasanten Zulauf. An Wochenenden kommen über 4.000 Menschen zu den Gottesdiensten. Wenz ist auch Sprecher des „Kreises charismatischer Leiter“ in Deutschland und des „D-Netzes“, in dem die Verantwortlichen unabhängiger charismatischer Gemeinden zusammenarbeiten. Seit Dezember 2012 ist er Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz. b www.gospel-forum.de

Kirchenmusiker vom Blitz getroffen Mitten im Gottesdienst wurde der Pianist der Baptistengemeinde in Bolivia (US-Bundesstaat Nord Carolina) Opfer eines Blitzschlags. Er wurde nur leicht verletzt. Das Gewitter verursachte eine Überspannung im Stromnetz. Sie griff auf das elektrische Klavier der Gemeinde über und ließ den Pianisten vom Hocker fallen. Er wurde sofort von anwesenden Rettungskräften versorgt. Nach den Worten des Feuerwehrchefs wurde die elektrische Anlage der Gemeinde beschädigt.

DIE GEFANGENE DES MONATS JULI

ÄGYPTEN Grundschullehrerin freilassen! Als „Gefangene des Monats Juli“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea eine christliche Grundschullehrerin in Ägypten benannt. Die koptischorthodoxe Demiana Ebeid Abdelnour wurde am 15. Juni von einem Gericht in Luxor wegen angeblicher „Beleidigung des Islam“ zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Ein Jahr zuvor war bereits eine beispiellos hohe Geldstrafe von rund 10.000 Euro gegen sie verhängt worden. Dagegen legte nicht nur die Lehrerin Berufung ein, sondern auch der Staatsanwalt, der eine Gefängnisstrafe forderte. Drei zehnjährige Schüler hatten die Pädagogin beschuldigt, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Ebeid Abdelnour musste sich zunächst vor drei Untersuchungsausschüssen verantworten, die sie jeweils freisprachen. Im folgenden Gerichtsverfahren wurden die Entlastungszeugen der Lehrerin nicht

angehört. Sie hat nach Angaben von ägyptischen Menschenrechtlern lediglich den im Lehrplan festgelegten Inhalt vermittelt. Die IGFM und idea rufen dazu auf, beim neuen Staatspräsidenten Abdel Fatah al-Sisi gegen das Urteil zu protestieren. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation ist die Zahl der Anklagen und Prozesse wegen angeblicher Gotteslästerung in Ägypten sprunghaft gestiegen. Opfer seien häufig Christen. Die meisten der 83 Millionen Ägypter sind Muslime. Die schätzungsweise bis zu zehn Millionen orthodoxen Kopten bilden die größte Kirche. P Bitte schreiben Sie an: Seine Exzellenz Staatspräsident Abdel Fatah al-Sisi via Ägyptische Botschaft in der Schweiz, Elfenauweg 61, 3006 Berne, Fax 031/352 06 25

Fotos: picture alliance / dpa, PR, privat

Christin zu Haft verurteilt

Die koptisch-orthodoxe Christin Demiana Ebeid Abdelnour wurde zu einer Geldstrafe und 6 Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie angeblich den Propheten Mohammed beleidigt haben soll.

26.2014


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Leben im Licht der Ewigkeit – gerade auch im Alter Wir leben in einer „Langlebigkeitsgesellschaft“ , so schreibt es der Schweizer Soziologieprofessor Peter Gross in seinem neuen Buch über das Alter. Deshalb gilt es zu differenzieren zwischen jungen Alten und alten Alten. Die jungen Alten sind noch leistungsfähig, engagieren sich vielseitig, reisen oder sind sogar noch berufstätig. Bei den alten Alten nehmen die Alterskrankheiten – vor allem Demenzen – zu. Sie brauchen Hilfe und Pflege. Dank ambulanter Pflegedienste und opferbereiter Hilfe von Familienangehörigen bleiben viele möglichst lange in ihren vier Wänden. Der Eintritt in ein Alters- oder Pflegeheim wird immer wieder, oft so lange bis es nicht mehr anders geht, hinausgeschoben – nicht zuletzt aus finanziellen Gründen.

Verlust von Unabhängigkeit Etwas vom Schwierigsten im hohen Alter ist, nebst dem Verlust des geliebten Partners, der Verlust der Unabhängigkeit. Deshalb wollen manche selbstbestimmt sterben und werden Mitglied einer Sterbehilfeorganisation. Ob sie

dann wirklich vom begleiteten Suizid Gebrauch machen, ist eine andere Frage. Es gibt schließlich meist noch Angehörige, die vom freiwilligen Tod eines Menschen betroffen sind. Die liebevolle Begleitung auf der letzten Wegstrecke kann für Söhne und Töchter von Sterbenden äußerst kostbar sein und zu einem wichtigen Teil familiärer Versöhnung werden.

Das Gespür für das Ewige Selbstbestimmt sterben wollen kann eigentlich nur, wer keine Ewigkeits-Perspektive hat. Die Ewigkeit ist der weite und tiefe Horizont der Zeit. Die Zeit der kurze Schatten der Ewigkeit. Mit der Schwäche des Alters erwachen die seelische Tiefe des Menschen und das Gespür für das Ewige. Je schwächer der Körper, desto wacher der Geist. Am Ufer der ewigen Heimat erstirbt der Körper und erblüht der Geist. Auch und gerade der Weg zum Sterben ist eine erfüllte Zeit, ihn selbstbestimmt beenden zu wollen hieße, die Ewigkeit zu verschmähen. P Samuel Moser (Belp) ist Präsident i. R. der Vereinigung evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz.

Der »Osten« erzählt es im »Westen« Die große christliche Tagung zum Jubiläum!

11. bis 14. September 2014

25 Jahre friedliche Revolution Eine Tagung im Schönblick in Schwäbisch Gmünd, die mit vielen Zeitzeugen zurückblickt, Wege für die Zukunft aufzeigt und Gott alle Ehre gibt.

Referenten unter anderem:

ZITIERT » Ich liebe dich, Akram, du bist der beste Bruder, den man sich wünschen kann.«

Theo Lehmann Gudrun Lindner Uwe Holmer

Und auf Arabisch: » Allah soll dich beschützen! Darum bitte ich von ganzem Herzen. «

Diese Sätze postete die Deutsch-Libanesin Alia Y. (26) auf Facebook ihrem Bruder Akram. Am gleichen Tag – 18. Juni – ermordete er mit 23 Messerstichen den mutmaßlichen Vergewaltiger seiner Schwester in Neuenburg in Baden-Württemberg.

Foto: idea/Archiv

» Was ist heute Verkaufsschlager in den Buchläden? Noch vor allen Ratgebern, die zu

Gelassenheit raten und Diäten verkaufen, steht – Platz zwei der Sachbuch-Bestsellerliste – Webers Grillbibel. Die Bibel war über Jahrhunderte ein Verkaufsschlager. Auch geistigreligiöse Erbauungsliteratur machte sich in bürgerlichen Bücherregalen breit, und noch 2008 jubelte die Buchbranche, eine neue Spiritualität treibe den Absatz. Die Menschen kauften sich Simplify- und Achtsamkeitsbücher … Das war Lebenshilfe, zwischen Buchdeckel gepresst. Und jetzt – suchen wir beim Grill und dessen Bibel Trost. « Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

26.2014

Reinhard Holmer Harald Bretschneider

Werner Leich

Vera Lengsfeld

Fritz Hähle

Anmeldung: Schönblick · Willy-Schenk-Str. 9 73527 Schwäbisch Gmünd www.schoenblick-info.de Tel. 0 7171 97 07-0


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Wahrheit und Schönheit DICHTUNG Nirgendwo in Europa ist Poetry Slam (Dichterwettstreit) so erfolgreich wie im deutschsprachigen Bereich. Inzwischen hat sich eine christliche Poeten-Szene entwickelt. Einer der Erfolgreichsten ist Marco Michalzik (28). Für idealisten.net hat er einen brandneuen Text über die wahre Schönheit geschrieben. an sagt, Schönheit liege im Auge des Betrachters. Ich sage: „Schönheit liegt im Auge des Beachters.“ Denn bevor wir stehen und sehen – Dinge betrachten, müssen wir zuvor doch erst gehen, dann stehen, dann Dinge beachten. Hören wir auf mit Beachten, ist‘s auch aus mit Betrachten. Wodurch Sinne verschmachten, weil sie nicht mehr beachten die Hand, die sie machte. Einziges Trachten – nach innen nun tastet, hastet ziel- sogar sinnlos, wie ein Atheist, der viel fastet, um Gebete an Gott zu bekräftigen, von denen er nicht mal ansatzweise dachte, dass auch nur eines etwas brachte. Vielleicht geht das aber auch zu weit. Das Zurückweisen von Schönheit gleichzusetzen mit Sinnlosigkeit? A b e r e r n s t h a f t , l e h n' ich den Maler nicht ab, wenn ich sein Bild kritisier' und ihm so suggerier', er ständ‘ irgendwie unter mir? Was bleibt übrig, wenn wir uns entschließen,

Wahrheit und Schönheit abzutun als bloße Fantasie? All die Namen nicht zuließen, wie die Dinge wirklich hießen und uns verschließen, wie die Türen von Verliesen. Doch in eben diesen ließen wir uns selbst zurück auf der selbst gewählten Pilgerfahrt – fast verrückt – Stück für Stück – wie von Sinnen, kein Entrinnen und bei weitem auch kein Glück. Und die Fahrt endet irgendwie dann am Rand eines grauen Meeres. Und ich sag Rand und nicht Strand, weil solch ein Wort hier verkehrt ist. Dieses Meer ist – angefüllt bis zum Überfließen mit überflüssigen Dingen, in der Hoffnung, dass es diese Dinge sind, die uns Überfluss bringen. Überflüssige schwarze Zahlen auf weisen Kalendern markieren überflüssige Treffen mit überflüssigen Blendern, deren Zweck letzten Endes – die Vermehrung des Geldes. Darum erlaube ich mir an- und auch innezuhalten. Abzuschalten.

B e su cht uns au ch au f

fa ce b ook .com/idealis te n

Manchmal denke ich, ich hätt‘ für so was keine Zeit. Aber Zeit muss ich mir nicht nehmen. Zeit ist ein Geschenk, das heißt, sie wurde gegeben. Eben genau wie das Leben. Sola Gratia – hat es Luther beschrieben.

Schönheit ist wahr – zumindest für mich. Doch liegt da auch der Haken, denn für dich vielleicht nicht. Wer würde wagen zu sagen, was Schönheit wirklich ist. Wenn Schönheit offensichtlich so unterschiedlich ist.

Das Leben ist schön! La Vita est bella – trotz Wunden und Tränen. Sie sind der schwarze Hintergrund, um das Farbenspiel zu sehen, der Kontrast gewissermaßen, um die Schönheit zu verstehen.

Was ist denn schön? Vielleicht dieses Gedicht? Hoffentlich! Ich finds o.k., aber du vielleicht nicht. Was ist schön? Für mich sicherlich dein Gesicht, doch wenn ich dich danach frage, sagst du, so siehst du dich nicht.

Schönheit?! Nicht nur etwas, das schön bleibt, sondern gerade jetzt schön ist, während ich das hier schreib‘. Doch mit der Zeit mag dasselbe Kleid am Ende sogar hässlich erscheinen. Es tut mir leid, Vergänglichkeit wurde leider von uns Teil, als diese Hand die Frucht ergreift, weil sie meint, dass sie es besser weiß. Und dass nicht alles so schön bleibt, reizt mitunter sogar zum Weinen, weil Schönheit selbst vergänglich zu sein scheint.

Wahrheit ist schön. Doch was ist denn Wahrheit? Echo von Pilatus‘ Frage auf der Suche nach Klarheit.

Fo l g t uns au f

Vielleicht funktionieren diese beiden auch nur gemeinsam, wie Glaube, Hoffnung und Liebe in ihrem ständigen Dreiklang. Wahrheit und Schönheit, oder wahre Schönheit. Ich jedenfalls halt dafür an – so oft ich kann. P Mehr von Marco Michalzik gibt es unter www.facebook.com/ mmichalzik

t w it te r.co m/ id e a lis te n

Foto: PR

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P RO & KON T R A

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Können wir uns Pazifismus noch leisten? ETHIK Bundespräsident Joachim Gauck meint, im Kampf für Menschenrechte sei es manchmal erforderlich, „auch zu den Waffen zu greifen“. Er fordert mehr internationales Engagement von Deutschland. Ganz anders sieht das Margot Käßmann. In einem Interview sagte sie, einen gerechten Krieg könne es nicht geben. Doch können wir uns angesichts weltweiter Krisen Pazifismus noch leisten?

Warum können wir nicht die Rüstungsmilliarden in Frieden investieren?

PRO

Wie traurig, dass unsere Gesellschaft nur vom Krieg her denken kann! Da werden Milliarden von Euro investiert, um Waffen herzustellen. Deutschland ist drittgrößter Waffenexporteur der Welt. Nach Syrien, nach Libyen wurde geliefert, heute nach Saudi-Arabien und Katar – Staaten, die wahrhaftig nicht für eine blühende demokratische Kultur bekannt sind. Gleichzeitig beklagen wir Kriege, als sei es eine Überraschung, dass die Waffen auch angewendet werden. „Selig sind, die Frieden stiften“ und „Steck das Schwert an seinen Ort“ – das sind für mich Maßstäbe für Christinnen und Christen. Warum soll das eigentlich lächerlich sein? Krieg hat noch immer Hass gesät. Meine Frage ist: Warum können wir nicht die Rüstungsmilliarden in Frieden investieren? Im Kosovo wurde lange gewarnt, es würde eine Tragödie geben – niemand war be-

Der Pazifismus des 21. Jahrhunderts ist ein Lebensstil, für dessen Kosten andere aufkommen.

Fotos: KunstWerk/W.Köbke, picture alliance / dpa

KONTRA

Dass es einen „gerechten Krieg“ nicht geben kann, scheint inzwischen so weit Konsens zu sein, dass ein solcher Befund auf keinerlei Widerspruch stößt. Um eine abgedroschene Phrase, die gerne von Extremismusforschern benutzt wird, zu variieren: Der Pazifismus ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ein Pazifismus, der die Abwesenheit von Krieg im eigenen Haus zur Voraussetzung hat. Denn so wie die Antifa nur dort gedeihen kann, wo es keinen organisierten Faschismus gibt, kann der Pazifismus sich nur dort ungehindert entfalten, wo die Wehrpflicht und alles, was mit ihr zusammenhängt, abgeschafft wurde. Wobei der deutsche Pazifismus sich vor allem gegen jene richtet, die ihn mit ihrem militärischen Einsatz erst ermöglicht haben. Ohne die Intervention der Alliierten gäbe es keine Friedensbewegung in Deutschland, keine Ostermär26.2014

Margot Käßmann (Berlin) ist Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017. Sie war Landesbischöfin der lutherischen Kirche Hannovers (1999–2010) und Ratsvorsitzende der EKD (2009–2010).

reit, Mediationstruppen zu entsenden, die zwischen den Konfliktparteien vermitteln. Ähnlich in Afghanistan: Warum wird nicht investiert in Gespräche und Vermittlung? Warum können wir Menschen nicht helfen, der bitteren Armut zu entkommen – das wäre Kriegsprävention! Ich möchte mich nicht auf die Logik des Krieges einlassen. Ja, Pazifisten werden belächelt. Als Christen sind wir das ohnehin gewohnt. Es gibt Partnerinnen und Partner in der säkularen Welt. Ich denke an Bertha von Suttner. „Die Waffen nieder“ (1899) war ihr bedeutendstes Buch. Sie wurde belacht. Millionen Tote später schrieb Stefan Zweig, sie habe gewusst, dass der Pazifismus nie zeitgemäß erscheint: „im Frieden überflüssig, im Kriege wahnwitzig, im Frieden kraftlos und in der Kriegszeit hilflos“. Ich bin bereit, diese Diskrepanzen auszuhalten, wohl wissend, dass ich auch so schuldig werden kann. P

Henryk M. Broder (Berlin) ist (jüdischer) Publizist. Seit 2011 schreibt er regelmäßig Kolumnen für die Zeitungen „Die Welt“ und „Welt am Sonntag“.

sche, keinen Jürgen Todenhöfer, keine Margot Käßmann. Der Pazifismus des 21. Jahrhunderts ist ein Lebensstil, für dessen Kosten andere aufkommen. Es ist weniger die Liebe zum Frieden als vielmehr der Wunsch, sich die Hände nicht schmutzig machen zu müssen. Wenn Margot Käßmann sagt, es könne keinen gerechten Krieg geben, selbst beim Zweiten Weltkrieg sei es so gewesen, dann rechtfertigt sie damit zwar nicht die Politik der Nazis, aber sie delegitimiert den Einsatz der Alliierten. Das ist mehr als nur ein wohlfeiler moralischer Rigorismus, dessen Protagonisten von einem Hochsitz aus die Zeitläufte kommentieren. Es ist der Revisionismus der gebildeten Stände, die es gelernt haben, ihre Ressentiments subtil zu formulieren. Und ein Nullsummenspiel, bei dem die Verbrechen der einen Seite gegen die Sünden der anderen verrechnet werden. P


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N AC H R IC H T E N

Bei strahlendem Sonnenschein kamen die Besucher vor allem aus dem Süden Deutschlands in die Mercedes-Benz-Arena zum Glaubenstreffen.

Über 21.000 Protestanten strömten nach Stuttgart CHRISTUSTAG Am katholischen Feiertag Fronleichnam trafen sich Evangelikale zur Glaubensstärkung. 18.000 Besuchern statt. Die höchste Teilnehmerzahl hatte der Gemeindetag 1987 in Stuttgart mit 70.000 Gästen.

„Jesus bringt uns zusammen“ „Jesus Christus bringt uns zusammen“, sagt Dekan Ralf Albrecht (Nagold), Vorsitzender der ChristusBewegung „Lebendige Gemeinde“, zum jetzigen Treffen. Das Motto „Teil Seiner Geschichte“ erläutert der Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes, Roland Werner (Kassel): „Wir sind der Überzeugung, dass wir alle Teil der Geschichte Gottes mit den Menschen sind, Teil der Geschichte Jesu mit seiner Gemeinde und Teil der Geschichte des Heiligen Geistes, der uns zusammenbringt und erneuert.“ Das solle für den Einsatz in Kirche und Gesellschaft Hoffnung und Kraft verleihen.

Eine erfolgreiche „Initiative für die Zukunft der Kirche“ Als Beitrag zum Reformationsjubiläum betrachten die Veranstalter auch die Präsentation der „Initiative für die Zukunft der Kirche“. Zwölf Repräsentanten kirchlicher Basisbewegungen haben einen Aufruf – „Zeit zum Aufstehen“ – formuliert. „Unser Anliegen ist es, dass sich Christen aus den unterschiedlichsten Richtungen unserer Kirche in der Mitte treffen, die uns verbindet: bei Jesus Christus und dem, was er für uns am Kreuz getan hat“, so Pfarrer Steffen Kern. Er ist Mitinitiator des Aufrufs und Vorsitzender des Württemberger Gemeinschaftsverbandes „die Apis“. Der Aufruf wurde beim Christustag verlesen. Er ist inzwischen von rund 8.000 Christen unterzeichnet worden. P

Foto: KunstWerk/W.Köbke

I

n der Mercedes-Benz-Arena versammelten sich mehr als 21.000, darunter 1.500 Kinder, zum Christustag unter dem Motto „Teil Seiner Geschichte“. Veranstalter war ein Bündnis von evangelikalen Verbänden aus den Landeskirchen, Landeskirchlichen Gemeinschaften und Freikirchen. Dazu zählen vor allem die württembergische ChristusBewegung „Lebendige Gemeinde“, der CVJM-Gesamtverband, die Deutsche Evangelische Allianz und der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband. Der Christustag knüpft an eine lange Tradition an: Seit über 50 Jahren laden Protestanten in Baden-Württemberg an Fronleichnam zu Glaubenskonferenzen ein. In der Vergangenheit weiteten sich diese Tagungen immer wieder zu bundesweiten „Gemeindetagen unter dem Wort“ aus. Der letzte fand vor 20 Jahren in Siegen mit

26.2014


C H R I S T U S TAG

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Koreaner: Kommunismus & Kapitalismus werden vergehen CHRISTUSTAG In zwei kommunistischen Ländern soll es christliche Universitäten geben.

A

llein die Macht der Liebe, die Gott in Jesus den Menschen erwiesen hat, kann die Welt verändern. Kommunismus und Kapitalismus werden vergehen, aber Jesus bleibt für immer, sagte der südkoreanische Geschäftsmann und Theologe James Chin Kyung Kim auf dem Christustag. Der 79-Jährige hat zwei christlich geprägte Universitäten in kommunistisch regierten Staaten gegründet – in der Volksrepublik China und Nordkorea. Es seien die einzigen Universitäten mit christlichen Andachtsräumen in den beiden Ländern. Einige nordkoreanische Studenten seien sogar zum Auslandsstudium in Schweden und England zugelassen worden. Laut Kim ist das nicht durch die herkömmlichen „Ismen“ möglich geworden, sondern nur durch einen „Liebeismus“. Damit meine er die bedingungslose

Liebe Gottes in Christus: „Die Welt verurteilt Nordkorea, aber Jesus kam, um Sünder zu erlösen, sogar die Nordkoreaner.“

Als Spion zum Tod verurteilt Nordkorea gilt als das christenfeindlichste Land der Welt. Unter den bis zu 120.000 politischen Gefangenen sollen sich mindestens 30.000 Christen befinden. Staatlichen Angaben zufolge sind von den 24 Millionen Einwohnern etwa 12.000 Protestanten und 800 Katholiken. Experten schätzen, dass sich etwa 100.000 Christen in Untergrundgemeinden versammeln. Gleichwohl hat der Südkoreaner Kim inzwischen auch die nordkoreanische, die chinesische und die US-Staatsbürgerschaft sowie, wie er sage, „die ewige Bürgerschaft im Reich Gottes“. Freilich habe sein

James C. K. Kim und sein Übersetzer

Engagement Opfer verlangt. So habe ihn Nordkorea unter dem Verdacht verhaftet, ein Agent amerikanischer und südkoreanischer Geheimdienste zu sein, der mittels evangelistischer Aktivitäten das Regime stürzen wolle. Er sei zum Tode verurteilt, aber begnadigt worden. P

Erfahrungen sind nicht alles

Wir müssen nicht erfolgreich sein

CHRISTUSTAG Wir brauchen keinen großen Glauben.

CHRISTUSTAG Auch kritisch die Bibel lesen

„D

as Evangelium ist die einzige Garantie, dass ich von Gott geliebt bin.“ Das erklärte der Tübinger Theologieprofessor Hans-Joachim Eckstein in seinem Vortrag über die Erkenntnis des Reformators Martin Luther (1483–1546), dass es beim Christsein allein auf den Glauben ankomme. Aus ihm erhalte man Orientierung und Hoffnung sowie die Gewissheit, zu Gott zu gehören: „Christen brauchen keinen großen Glauben, sondern den Glauben an die Größe Gottes.“ Ihr Glaube gründe nicht auf Erfahrungen, sondern mache Erfahrungen, ohne von ihnen abhängig zu sein.

Fotos: KunstWerk/W.Köbke (3)

Christen können den Himmel auf die Erde bringen

Hans-Joachim Eckstein

26.2014

Eckstein warnte vor einer Frömmigkeit, die sich auf eine reine Innerlichkeit beschränke. Es sei gut, sich von Gott segnen zu lassen, aber noch besser sei es, sich von Gott gebrauchen zu lassen, um ein Segen für andere zu sein. Gott wolle Menschen „von der Erde in den Himmel und durch Christen den Himmel auf die Erde“ bringen. P

D

ie „befreiende Botschaft“ der Erkenntnisse von Luther hat die Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, hervorgehoben. So bestehe die von Luther verkündete „Freiheit eines Christenmenschen“ darin, „dass wir unabhängig sind von dem, was die Welt als Erfolgskriterien ansieht“. Auch wenn man krank oder nicht schön sei, gebe Gott Lebenssinn.“ Luther habe einen persönlichen Glauben gewollt, der selbst denke und frage. Deshalb habe er die Bibel in die deutsche Sprache übersetzt und damit auch eine kulturhistorische Leistung vollbracht. Bis heute bleibe es wichtig, dass sich der Glaube nicht an ein Dogma, eine Konvention oder eine spirituelle Erfahrung binde, sondern an das Lesen der Bibel. Das dürfe man auch kritisch tun und fragen, etwa warum es vier unterschiedliche Evangelien gebe. P


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C H R I S T U S TAG

Protestiert gegen Christenverfolgungen! CHRISTUSTAG Kauder engagiert sich für verurteilte Sudanesin.

Z

um lautstarken Protest gegen Christenverfolgung hat der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, aufgerufen. Er berichtete u. a. von den der Gräueltaten der islamischen Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria. Er wies ferner darauf hin, dass gerade in Ländern mit muslimischer Mehrheit oder islamischer Staatsreligion Christen besonders stark verfolgt würden. „Das werden wir nicht hinneh-

men“, versprach Kauder unter dem Beifall der Christustagsteilnehmer. Der Politiker beklagte, dass sich im Namen der Religion verschiedene islamische Gruppen – etwa Sunniten und Schiiten – bekämpfen. Wer das tue, könne kein gläubiger Mensch sein. In Syrien herrsche beispielsweise kein Bürgerkrieg, sondern ein Religionskrieg, in dem Christen aufgerieben würden. Kauder befürwortete die verstärkte Aufnahme

Unionsfraktionschef Volker Kauder

syrischer Flüchtlinge in Deutschland, aber langfristig sei dies keine Lösung. Es bestehe die Gefahr, dass bald in den Stammländern des Christentums im Nahen Osten keine Christen mehr leben. Man dürfe nicht zulassen, dass dort „christenfreie Zonen“ entstehen. P

Jetzt ist Zeit zum Aufstehen!

Wenn 30.000 Christen im Straflager sind Mit Skepsis wurde von vielen der Koreaner James C. K. Kim erwartet. Denn es hieß, er habe ausgerechnet im Christenverfolgerstaat Nr. 1 – Nordkorea – eine christliche Universität gegründet. Was er über seinen Glaubensmut berichtete, bewegte sicher viele. Weniger dagegen überzeugten seine Ansichten über die kommunistische Volksrepublik. Ein kleiner Andachtsraum auf einem weithin abgeschlossenen Universitätsgelände darf nicht vergessen machen, dass sich mindestens 30.000 (!) Christen in Straflagern befinden. Auch Hitler und Stalin machten für ausländische Besucher spektakuläre Ausnahmen, wenn es denn dem Vertuschen von Verbrechen diente. Wie gut,

dass am Nachmittag der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, in seiner flammenden Rede zum Protest gegen Christenverfolgung aufrief! Für einen geradezu evangelistischen Akzent sorgte danach der Theologieprofessor Hans-Joachim Eckstein, der darauf hinwies, dass uns mit der Ewigkeit Großes und Schönes erwartet, auf das wir uns freuen dürfen. Der Nachmittag war für viele der Höhepunkt des Tages, nachdem sich schon manche gefragt hatten, warum nicht statt des Koreaners Ulrich Parzany, Peter Hahne, Winrich Scheffbuch oder Theo Lehmann predigten. Der Evangelist aus Chemnitz hätte aufzeigen können, dass eine Großevangelisation in Leipzig zu den Friedensgebeten und ein Bibelwort („Schwerter zu Pflugscharen“) zum positivsten Ereignis der jüngeren deutschen Geschichte führten – dem Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren.

Dürfte Jesus beim Kirchentag mitwirken? Insgesamt war der Christustag für mehr als 21.000 Besucher ein glaubensstärkendes Ereignis, das nach einer Wiederholung geradezu schreit. Doch jetzt geht es erst einmal um den Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart im nächsten Jahr. Die evangelikalen Verantwortlichen sind mit dem Christustag der Volkskirche weit entgegengekommen, indem sie nicht nur auf Kritik verzichteten, sondern sie auch eingebunden haben. Wenn jetzt zumindest die gastgebende württembergische Landeskirche nicht auf das Kirchentagspräsidium einwirkt, wenigstens den Beschluss zurückzunehmen, dass messianische Juden nicht aktiv teilnehmen dürfen, hätte man der evangelikalen Bewegung geradezu demonstriert: Ein Aufeinanderzugehen ändert nichts. Im Übrigen: Auch Jesus wie Paulus waren messianische Juden. Sie könnten nach jetzigem Stand beim Kirchentag nicht mitwirken. P Helmut Matthies (Wetzlar), Leiter der Evangelischen Nachrichtenagentur idea in Deutschland

Fotos: KunstWerk/W.Köbke

Es war ein Wagnis, wieder zu einem zentralen Treffen evangelikaler Christen in Deutschland einzuladen. Die letzten beiden – die Gemeindetage unter dem Wort 1994 in Siegen und in Stuttgart 2002 – hatten durch geringe Besucherzahlen entmutigt. Nun starteten die württembergische ChristusBewegung Lebendige Gemeinde, die Evangelische Allianz und der CVJM neu, bezeichneten es als Christustag und gaben ihm mit der Initiative „Zeit zum Aufstehen“ einen starken geistlichen Akzent. Die Verlesung dieses Aufrufs zu einer Erneuerung der Kirche durch die Bindung allein an Christus und die Bibel war ein Glanzpunkt des Christustages an Fronleichnam (19. Juni) in Stuttgart. Die Veranstalter bezogen EKD wie Landeskirchen bewusst ein und vermieden kontroverse Themen. Im Vorfeld gab es Kritik daran, dass die EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 – Margot Käßmann – sprechen sollte, nervt sie doch besonders Evangelikale damit, die Jungfrauengeburt von Jesus sei eine überholte Vorstellung. Aber die Landesbischöfin i. R. warb dann in ihrem Grußwort vor allem für das Welttreffen der Reformation 2017 in der Lutherstadt Wittenberg.

ideaSpektrum 26.2014


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Unser Vater im Himmel! «

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Samuel Moser (Belp) ist Präsident i. R. der Vereinigung evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz.

Aus dem Evangelium des Matthäus 6,9

Foto: idea/Archiv

Die wahre Vaterschaft Kein irdischer Vater ist perfekt. Wären unsere irdischen Väter Beweis dafür, dass Gott im Himmel unser Vater ist, dann wären die vielen Kinder zu bedauern, die keinen oder keinen guten Vater hatten. Dann wäre das für den Glauben an einen Vater im Himmel eher ein Hindernis als eine Hilfe. Glücklicherweise verhält es sich umgekehrt. Alles, was auf dieser Erde Vater heißt, wird an Gottes Wirklichkeit gemessen. Gott ist der Vater schlechthin. Unsere Vater- und Mutterschaft ist nur ein Abglanz von Gottes Vaterschaft. Der dänische Theologe SØren Kierkegaard (1813–1855) schrieb: „Ich habe buchstäblich so mit Gott gelebt, wie man mit seinem Vater lebt. Mein Vater starb – da bekam ich einen andern Vater an seiner statt: Gott im Himmel – und da entdeckte ich, dass mein erster Vater eigentlich

nur mein Stiefvater gewesen ist und nur uneigentlich mein erster Vater.“ Um das Unser Vater beten zu können, brauchen wir vermittelnde Hilfe. Nicht etwa weil Gott böse und ungerecht wäre, sondern weil wir böse sind. Sünde trennt uns von Gott. Wir haben allen Grund, vor ihm in Deckung zu gehen – wie die ersten Menschen im Paradies. Aber da hat einer als Mittler die versöhnende Verbindung hergestellt: Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene. So ist das Unser Vater ein Geschenk aus der Hand des Sohnes. Durch ihn wurde Gott im Himmel unser Vater. Wir wissen, dass wir nicht mehr Sklaven eines blinden Schicksals sind. Wir werden geliebt mit ewiger Liebe – auch dann, wenn wir irren, auch dann, wenn wir meinen, es würde uns niemand lieben. P

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PORTRÄT

Der Punker-Pastor ESTLAND Gerade hat die Synode der Europäisch-

Eenok Haamer war 12 Jahre alt, als sein Vater 1948 von den Sowjets verhaftet und zur Zwangsarbeit nach Sibirien verschleppt wurde. Der Vorwurf: Der Pfarrer erziehe die Kinder und Jugendlichen, die zahlreich in seine Bibelstunden und Gottesdienste in Tartu (Dorpat) strömten, in einem „bürgerlich-nationalistischen“ Geist. Damit galt er als Staatsfeind. Für die Familie begann so eine jahrelange Odyssee. Denn auch ihre Namen standen auf den Listen der Sowjets; dahinter war ein „N“ vermerkt – für „Nationalisten“.

Gott machte aus Schlimmem Gutes Als im März 1949 in Estland eine der größten Massendeportationen nach Sibirien stattfand, musste die Mutter mit ihren Kindern von zu Hause fliehen. Zunächst kamen sie bei befreundeten Familien unter. Als sich die groß angelegten Suchaktionen der kommunistischen Machthaber häuften, konnte sie niemand mehr im Haus behalten. So versteckten sie sich in einem Stall und lebten dreieinhalb Jahre in einem kellerartigen Erdloch. In dieser Zeit erkrankte Eenok Haamer mehrfach schwer und wäre fast gestorben. Die Folge einer Knochentuberkulose – ein

steifes Fußgelenk – erinnert ihn bis heute daran. „Aber Gott machte auch daraus Gutes“, sagt der tiefgläubige Mann. So wurde er wegen des Beins später vom Dienst in der sowjetischen Armee befreit. „Einen Krüppel konnten sie dort nicht brauchen.“ 1955 kehrte der Vater aus Sibirien zurück und die Familie fand wieder zusammen. Eenok Haamer studierte ebenfalls Theologie und wurde Pastor. Um ihm keine zu große Bühne zu geben, schickte man ihn aufs Land – nach Mustvee, etwa eine Stunde von Tartu entfernt. Dort baute der Pfarrer mit Hilfe seiner Familie ein Gemeindeleben auf. Seine Frau Eha spielte die Orgel, die vier Kinder halfen anderweitig. In den 70er Jahren entwickelte sich Mustvee zu einem Treffpunkt für Punker (Aussteiger). Das Zuhause des Pastors wurde zu einer zentralen Anlaufstelle.

„Aussteiger“ getauft und konfirmiert „Wir gaben ihnen zu essen und einen Platz zum Schlafen“, erzählt Haamer. „Und Gott hat uns immer so versorgt, dass weder unsere Kinder noch die Punker Hunger leiden mussten.“ Das sprach sich rasch herum. Es kamen immer mehr junge Aussteiger. Sie richteten im Kirchturm eine „Kunstausstel-

lung“ ein und gaben Konzerte bei geöffneten Luken. Bald war Pastor Haamer weit über die Grenzen Mustvees hinaus als der „Punker-Pope“ bekannt. Viele dieser jungen Leute hat er getauft oder konfirmiert. „Diese Menschen sehnten sich nach Barmherzigkeit und Liebe.“ Die erfuhren sie auch, wenn sie von der Polizei festgenommen wurden und Haamers Namen erwähnten. „Dann rief mich das Revier an, und ich konnte sie meist einfach abholen.“ 1987 erwuchs aus den Punker-Gottesdiensten eine Bewegung zur Unabhängigkeit Estlands 1991, in der sich auch Haamer engagierte. Einige seiner Mitstreiter kamen später in verantwortliche Ämter, so etwa der spätere Ministerpräsident Mart Laar. Haamer blieb seinem Ruf treu. 1992 gründete er die Theologische Akademie Tartu. Die Leitung hat mittlerweile sein Sohn Siimon übernommen. Ans Aufhören denkt Eenok Haamer deswegen aber noch lange nicht. Der 79-Jährige ist Pastor mit Leib und Seele: „Ich habe zu Gott gesagt: „Solange du mir Verstand und Gesundheit erhältst, werde ich weiter dein Wort verkünden.“ P Matthias Pankau

Foto: kairospress

Festländischen Brüder-Unität beschlossen, dass homosexuelle Partnerschaften gesegnet werden dürfen (siehe Seite 20). Eenok Haamer – Hauptältester der Brüdergemeine im baltischen Staat Estland an der Ostsee – hatte sich im Vorfeld dagegen gewandt (idea berichtete in Nr. 23). Dabei zeigt ein Blick in sein Leben, dass er keine Berührungsängste mit Andersdenkenden hat.

DAS WORT DER WOCHE » Als Trainer stehst du an der Wand. Nach Siegen wirst du als Messias gefeiert, als Heilsbringer fürs ganze Volk. Wenn du ein Spiel verlierst, bist du der Staatsfeind Nummer eins. « Der deutsche Fußballbundestrainer Joachim Löw im „stern“ (Hamburg) 26.2014


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