Idea Spektrum Schweiz 23/2014

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4. Juni 2014 | 23

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Und die grauen Häupter? Kurt Spiess und Sam Moser zur Frage, ob die Alten in den Freikirchen zu kurz kommen

7 IVCG Josef Müller am Jahreskongress in Basel | 15 Lebenswende Mark A. Gabriel – ein Imam begegnet Jesus | 17 Porträt Viktor und Liselotte Wittwer betreiben ein Gratis-Kino 20 Interview Wie und wo weht der Heilige Geist, Johannes Justus? www.ideaschweiz.ch


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idea Spektrum 23.2014


E DI T OR I A L

bibLisch

Pfingsten Liebe Leserin, lieber Leser Ostern und Weihnachten sind dem Schweizer Volk besser bekannt als Pfingsten. Zusammen mit Ostern (Pessach) und dem Erntedankfest (Sukkoth) ist Pfingsten (Schawuot) eines der grossen jüdischen Wochenfeste, an dem jeder erwachsene Mann in der Gegenwart Gottes erwartet wurde. An Ostern feiern die Juden das Fest des Auszugs aus der Sklaverei in Ägypten, fünfzig Tage später das Fest der Verleihung der Zehn Gebote. Gott hatte ihnen die Zehn Gebote ein erstes Mal gegeben. Doch als Mose vom Berg herunterkam, betete das Volk ein goldenes Kalb an, worauf Mose die zwei Tafeln mit den Geboten zerstörte. Er kehrte auf den Berg zurück und empfing die Zehn Gebote nach 50 Tagen, also 50 Tage nach dem Pessachfest, ein zweites Mal. Die Zahl fünfzig steht für ein Neues. Die Zehn Gebote waren so etwas wie die Verfassung des Volkes Gottes, die den Hebräern Identität verlieh und sie überhaupt erst zu einem Volk machte. Das Volk musste also 50 Tage auf die Volkswerdung warten. Diese beiden Feste haben auch für uns Christen eine grosse Bedeutung. Während die Juden am Pessachfest auf die messianische Erfüllung warten, wissen wir, dass dies mit dem Tod und der Auferstehung von Jesus erfüllt ist. Das gleiche gilt für Pfingsten. Als der Heilige Geist auf die Wartenden fiel, erfüllte sich die Verheissung von Jeremia, dass Gott sein Gesetz in ihre Herzen geben und in ihren Sinn schreiben werde. Sie wurden in diesem Moment ein Volk; die Kirche Jesu Christi war geboren. Wir leben nicht mehr in einem Glauben, der auf dem Erfüllen von Gesetzen basiert, sondern in einem Glauben, der auf dem Gehorsam des Herzens basiert. Es geht nicht mehr um Gerechtigkeit aus Werken, sondern um Gerechtigkeit aus dem Glauben. Als der Heilige Geist an Pfingsten ausgegossen wurde, kam Gottes schöpferischer Geist ins Herz der Wartenden. Der Spiritus Creator ist der Heilige Geist der Schöpfung und offenbart die Einzigartigkeit von Gottes Wirken. Deshalb sind die Wirkungen des Heiligen Geistes, die menschliche Fähigkeiten bei weitem übersteigen, ein wichtiger Teil der Erfahrung von Pfingsten. So beten wir ganz bewusst: VENI SPIRITUS CREATOR. Und so lade ich Sie herzlich ein zur Pfingstkonferenz in Bern (www. vineyard-konferenz.ch), die wir mit 36 Partnern aus den verschiedensten Kirchen und Gemeinschaften feiern. Marius Bühlmann Der Autor ist Leiter der Vineyard Bern.

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

Bildnachweis: Andrea Vonlanthen (Titelseite); zvg (Seite 3)

Wer von euch noch nie gesündigt hat, soll den ersten Stein auf sie werfen! Johannes 8,7

Obwohl mir dieser Bibelvers bekannt ist, ertappe ich mich immer wieder, Menschen für Fehler zu verurteilen, die ich ebenso an mir entdecke. Die eigenen Fehler und Sünden toleriert man grosszügig, während man andere dafür schnell anprangert. Ich habe festgestellt, dass mir hauptsächlich die eigenen Sünden bei anderen geradezu in die Augen springen, so als ob ich meine Schuld auf andere abwälzen wollte. Es ist mir dann immer hilfreich, erst einmal einen Tag abzuwarten, bevor ich mit der anderen Person darüber spreche und mir auch vorher dieses Bibelwort vor Augen führe, denn dann fällt meine Kritik wesentlich gerechter und sachlicher, ohne viele Emotionen aus.

Ein Lieblingsbibelwort von Josef Müller, Autor des Buches „Ziemlich bester Schurke“, früher Steuerberater, Konsul und Botschafter. Er lebt in München. www.ziemlichbester-schurke.de

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX


N ac h r ic h t e N sc h w e i z

ParDon Ich über Fussball schreiben? Wo kämen wir denn da hin! Dies alles wegen eines so unbedeutenden Turniers, das in diesen Tagen in Südamerika startet und einen Monat lang dauert? Nein, da können wir uns doch getrost Wichtigerem zuwenden, ohne uns von diesem weit verbreiteten Virus anstecken zu lassen. Na ja, ich werde sicherlich auch mal hinschauen. Aber nur aus taktischen Gründen. Schliesslich muss man wissen, was die Menschheit heute beschäftigt. Vermutlich wird etwas weniger gewurstelt als beim diesjährigen Eurovision Song Contest. Manchmal nerve ich mich schon, wenn ich gewisse Fussballer beobachte, die plötzlich hinfallen, obwohl sie nur von einem Grashalm berührt wurden. Fussballer sind manchmal auch Schauspieler. Vom Komiker über den Charakterdarsteller – das Fussballfeld hat fast für alles Platz! Etwas leid tun mir da die Schiedsrichter, die innert Sekundenbruchteilen eine Entscheidung fällen müssen. Das ist heute häufig eine Überforderung. Dass man sich immer noch gegen technische Hilfsmittel sperrt, ist nicht nachvollziehbar. So richtig erfrischend ist mir letztes Jahr ein junger österreichischer Fussballer aufgefallen. Die Ausstrahlung von David Alaba fasziniert mich. Technisch und läuferisch hervorragend, scheint er ohne Mätzchen auszukommen. Als er nach dem Champions-League-Final sein Trikot auszog, konnte man sein Bekenntnis schwarz auf weiss lesen: „Meine Kraft liegt in Jesus“. Ich wünschte mir mehr solcher Charaktere auf dem Spielfeld! Thomas Prelicz ist Pastor der Evangelischen Gemeinde Bremgarten AG.

Kirchenmusik mit viel Groove Konzert Musik aus der Barockzeit muss ganz und gar nicht verstaubt tönen. Dies bewiesen Dieter Falk und Söhne in Effretikon.

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asch liessen sich die Zuhörer im vollen Stadthaussaal vom virtuosen Spiel von Dieter, Max und Paul Falk anstecken. Über 100 Konzerte haben sie bereits gegeben. „Toccata“ von Johann Sebastian Bach machte bei dem von Profile-Productions organisierten Abend den Anfang. Toccata heisst auch ihre neue CD.

Alte Musik neu vertont Dem ehemaligen Kirchenmusiker, Pianisten und Musikproduzenten Dieter Falk (54) ist es wichtig, die Schönheit alten Kulturgutes aus Barock, Kirchenmusik und Volksliedern „mit Swing“ zu vermitteln. Dass sich die Söhne Max (19, Schlagzeug) und Paul (17, Keyboard) davon mitreissen liessen, ist umso bemerkenswerter.

Bach, der Jazzer „Walking Bass“, ein vom Jazz adoptierter Basslauf aus der Barockmusik, stammt ebenfalls von Bach. „Bach liess sich auch von Volksliedern inspirieren und entwickelte sie weiter; und in der Kirche musste er oft spontan auf Liederwünsche reagieren“, erklärte Dieter Falk. Also durfte auch das Publikum in Effretikon Lieder

Die Falks: Dieter, Paul und Max zusammen mit Bassist Christoph Terbuyken (v.l.n.r.).

wünschen. Die improvisierten „Von guten Mächten“ oder „Grosser Gott wir loben dich“ beeindruckten.

„Kirchenmusikgigant“ Gerhardt Dass Dieter Falk auch vom – wie er ihn bezeichnet – „alten Kirchenmusikgiganten“ Paul Gerhardt angetan ist, beweist die erfolgreiche CD „A Tribute to Paul Gerhardt“. Ausschnitte daraus ertönten auch in Effretikon. „Gloria“ (Bach) und „Nun danket alle Gott“ rundeten den Abend ab. (rf) •

KritiK an anti-israelischen PlaKaten im zürcher hauPtbahnhof

Geschichte falsch dargestellt Die Zürcher EDU kritisiert Plakate, die im Zürcher Hauptbahnhof in Schaukästen aushängen. Aussagen wie „66 Jahre Israel – 66 Jahre Landraub an den Palästinensern“ schürten Hass gegen Israel. Die Karten suggerierten, es hätte früher einen palästinensischen Staat gegeben. Das aber sei falsch. Schon einen Tag nach dem UNO-Beschluss, im britischen Mandatsgebiet Palästina einen jüdischen und einen arabischen Staat zu errichten, griffen fünf arabische Staaten Israel an. Israel überlebte später auch die Angriffe im Sechs-

tagekrieg und den Jom-Kippur-Krieg. Diese Plakate würden dem Staat Israel das Existenzrecht absprechen, schreibt die EDU und fordert von der Aktion PalästinaSchweiz eine historisch richtige Darstellung. (rh) b www.edu-zh.ch

Fotos: idea/Rolf Höneisen; Rolf Frey; Profile Productions; zvg

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N ac h r ic h t e N sc h w e i z

chrischonas fenster nach draussen jubiläum Das Restaurant Waldrain auf St. Chrischona feierte sein 100-Jahr-Jubiläum zusammen mit mehreren Hundert Gästen.

Menschen dienen: Das Restaurant Waldrain feierte sein 100-jähriges Bestehen.

D

ie Gäste sprechen Deutsch, Schweizerdeutsch, Französisch. Im Hintergrund ertönt das Alphorn, dazu Kinderlachen und ein freundliches „Isch‘s guet gsi?“ Alle waren sie gekommen: Stammgäste, Anwohner, ehemalige Mitarbeiter und natürlich die vielen Ausflügler, Wanderer und Familien mit Kindern. Bei schönem Wetter feierten sie das 100-Jahr-Jubiläum des Restaurants Waldrain auf St. Chrischona.

Fotos: Markus Dörr/Chrischona; zvg

„Charmantes Ausflugsrestaurant“ Seit 1914 bietet das Restaurant Waldrain Speis und Trank für jeden, der auf Basels Hausberg kommt. Gratis dazu gibt es den Ausblick über den Rhein ins Fricktal, das Baselbiet und bei guter Sicht zur EigerNordwand. Kurzum: Das Waldrain ist „ein charmantes Ausflugsrestaurant“, wie es Walter Stauffacher in seinem Grusswort umschrieb. Der Geschäftsführer von Chrischona International ging als Eigentümer des Waldrains auf dessen Gründung ein. Die damalige Chrischona-Leitung habe eine Kaffeehalle für die Ausflügler anbieten wollen, um ihnen etwas Gutes zu tun, ihnen zu dienen. Ankommen, gut verweilen und gestärkt wieder runtergehen – diese Wirkung hat der Aufenthalt im Restaurant Waldrain auf Patrick Götsch. Der Bettinger Gemeindepräsident lobte die freundlichen Mitarbeiter und die feinen Menüs. Ganz besonders hat es ihm das selbstgemachte Eis ange23.2014

tan. „Mein Favorit ist Rhabarberglace“, verriet er.

Rosa Himmel über dem Waldrain Grossen Anteil an der 100-jährigen Geschichte des Waldrains haben dessen Wirte. Ruth Schneider, Waldrain-Wirtin von 1948 bis 1979, sowie ihre Nachfolger Ernst und Rösli Wüthrich kamen zum Jubiläum. Gemeinsam mit Daniel und Doris Hallauer-Balliet, den aktuellen Pächtern, freuten sie sich über mehrere Hundert Gäste. Viele genossen es, sich in einer Rikscha über den Chrischona-Campus fahren zu lassen. Die Kinder drehten derweil begeisterte Runden im Karussell. Dazu spielten wechselweise Alphörner, Drehorgel, E-Geige oder die Volksmusiker von Swiss Urban Ländler Passion (SULP). Zeitweise war der Himmel über dem Restaurant Waldrain nicht blau, sondern rosa. Denn zahlreiche Festbesucher liessen beim Ballon-Wettbewerb ihren Luftballon steigen.

Waldrain-Wirt ist dankbar Waldrain-Wirt Daniel Balliet empfand am Ende des stimmungsvollen Festtages eine „grosse Dankbarkeit“: wegen des schönen Wetters, der Freude der Gäste und Gottes Segen. Nach 100 bewegten Jahren mit Weltkriegen und zeitweisen Schliessungen sei klar: Das Waldrain lebt wie nie zuvor. (md) • b www.waldrain.ch

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notiert SEA-Petition ans BAG mit über 10 000 Unterschriften Die Evangelische Allianz schickt 10 110 Online-Unterschriften und 115 von Hand unterzeichnete Petitionsbogen an die Verantwortlichen des BAG und an Bundesrat Alain Berset. Die SEA hofft, dass „die Kampagne nicht in der geplanten Art und Weise durchgeführt werden wird“. Die vielen Unterschriften seien ein deutlicher Aufruf ans BAG, „zukünftige Präventionskampagnen zielgerichteter und mit mehr Sensibilität zu lancieren". (idea) Volketswil: Gesuch für islamischen Kindergarten abgelehnt Die Nähe zum Islamischen Zentralrat Schweiz sei in Zusammenhang mit der Bewilligung einer Privatschule problematisch, hielt das Zürcher Volksschulamt in seinem Entscheid fest. Es bestehe die Gefahr, dass den Kindern einseitige Werte vermittelt würden. Es gebe „erhebliche Zweifel“, ob der geplante Kindergarten die Ziele des kantonalen Lehrplans erfüllen könne. (idea) Wechsel im Wydibühl Nach 13 Jahren übergeben Fritz und Meieli Moser die Leitung des Seminarund Freizeithauses Wydibühl in Herbligen BE Mitte August 2014 an Simon und Jasmine Hari. Im Juni schliesst Simon Hari sein Studium an der Bibelschule Wydibühl ab. In seiner Studienzeit hat er auch den Betrieb des Gästehauses kennengelernt. Jasmine Hari ist Ernährungsberaterin. (idea) b www.freizeithaus.gfc.ch Seilbähnli-Unfall: Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen Das Verfahren um einen tödlichen Unfall in einem Cevi-Pfingstlager im Jahr 2011 ist nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft Winterthur teilte mit, dass bisher keine Anklagen erhoben worden seien. Es laufe aber ein Verfahren gegen drei beschuldigte Personen. (idea)


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idea Spektrum 23.2014


N ac h r ic h t e N Sc h w e i z

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Von Berufungen und einem Leben als Betrüger kongress Die IVCG ging vergangene Woche an ihrem Jahreskongress der Frage nach, wie man seine Berufung finden kann. Der Münchner Josef Müller berichtete über sein Leben auf der schiefen Bahn.

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Die eigene Berufung leben Der Mitinhaber der „Gesellschaft zur Förderung von Potenzialen“ forderte die gut Hundert Kongressteilnehmer heraus: „Kennst du einen Platz, an dem du Frieden hast? Hat das, was du machst, etwas mit dir zu tun?“ Wer seine Berufung gefunden habe, den führe diese innere Gewissheit in eine „ungeahnte Nähe zu Gott.“ Bei der Berufung gehe es nicht in erster Linie um den Auftrag: „Das Projekt der Berufung bist du. Es geht um dich“, so Grete. „Gott beruft uns zuerst etwas zu sein, und dann etwas zu tun.“ Das bedeute jedoch nicht, dass man aussteigen oder den Beruf wechseln müsse. „Diene da, wo du bist. Sei da, wo du jetzt bist, Licht der Welt“, ermunterte Marc Grete die IVCG-ler.

Foto: zvg

Ein Leben wie ein Kriminalroman Dass es nie zu spät ist, doch noch die richtige Bahn zu finden, zeigte ein Interview mit Josef Müller. Der ehemalige Münchner Steuerberater, Millionenbetrüger und Gefängnisinsasse fesselte die Zuhörer mit seiner Lebensgeschichte, die sich kein Krimiautor spannender hätte ausdenken können. Müller berichtete von seiner Jugend in einem „normalen Elternhaus“. Der Vater war Kriminalkommissar. Kurz vor seinem 17. Lebensjahr verunglückte Josef 23.2014

Josef Müller im Gespräch mit Moderator Andrea Vonlanthen: „Mich hatte die Gier gepackt.“

Müller bei einem Autounfall nach der Disco. Seither ist er an den Rollstuhl gefesselt. „Ich hatte aber keinen Frust, sondern begann erst recht nach dem Motto zu leben: Haste was, dann biste was.“ Müller wurde Steuerberater und hatte schon bald grossen Erfolg. Bis zu 50 Mitarbeiter konnte er einstellen. Der Übergang in die Kriminalität sei dann fliessend verlaufen. „Ich konnte eigentlich zufrieden sein. Ich hatte viel Geld, ein Haus am Gardasee. Ich hatte es geschafft“, so Müller. „Doch der Mensch ist unersättlich und mich packte die Gier.“ Er habe dann angefangen, sich Mandantengelder „auszuleihen“. Anfangs immer mit der Absicht, sie schon wieder zurückzuzahlen. Doch die Ansprüche seien gestiegen, bis die Beträge so gross waren, dass er keine Möglichkeit mehr hatte, die Schulden zu begleichen. Es folgten Episoden wie aus einem Hollywoodstreifen – mit Geldkoffern, falschen Pässen, Polizeizugriff in einem Hotel in Wien. Schliesslich musste er fünfeinhalb Jahre hinter Gitter. „Als die Tür zuging und ich merkte, dass sie keine Klinke hat, bekam ich Angst.“ Normalerweise gewohnt, als Alphatier das Sagen zu haben, habe er im Gefängnis neu lernen müssen, das Wort „Demut“ zu buchstabieren. Er habe angefangen im Neuen Testament zu lesen und eines Tages ein langes, aus-

führliches Gebet gesprochen. „Zwei Tage später bin ich aufgewacht und hatte so ein Feuer in mir. Ich habe jeden, der mir begegnete, umarmt.“ Dieses Feuer für Jesus sei ihm bis heute geblieben. Doch Reue und Umkehr gehörten auch dazu. „Zwei Tage lang habe ich geweint, weil ich auf dem Rücken anderer gelebt hatte.“

Ex-Schurke dankt Gott Seine Erlebnisse beschreibt Josef Müller im Buch „Ziemlich bester Schurke“ (Verlag Fontis, früher Brunnen, Basel). Auch wegen der Geschehnisse um den Ex-Bayernpräsidenten Uli Hoeness ist Müllers Geschichte durch die Presse gegangen. „Es ist nicht leicht, ständig mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert zu werden.“ Dass er wieder vor Menschen reden und sich in der Öffentlichkeit bewegen könne, verdanke er nur einem, nämlich Gott, betonte Josef Müller. (chb) P

Seminare mit René Meier 26. 08. Kommunikation 23. 09. Sicher auftreten 12. 12. Das DUO: Aufatmen (Burnout) & Wertschätzend führen Reklame

arc Grete, früherer Bundeswehroffizier in Thüringen, hat heute seine Berufung als internationaler Geschäftsführer der IVCG (Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute) gefunden. Grete ermutigte die Kongressteilnehmer im Hotel Bildungszentrum 21 in Basel, das Thema Berufung nicht als eine Frage des Alters zu sehen: „Das Ende der Berufung ist nicht an das gesetzliche Rentenalter gekoppelt.“ Er selbst habe sich mit 42 Jahren zum ersten Mal wirklich getraut zu fragen, was Gott mit seinem Leben anfangen möchte. „Vorher hatte ich immer Angst gehabt, dass etwas dabei herauskommt, was ich nicht will“, gestand Grete.


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br e n n p u n k t

„Fühle mich manchmal frustriert“ chriSt im alter Manche formulieren ihren Frust offen. kommen die älteren Menschen in unseren freikirchlichen Gemeinden zu kurz? Darüber diskutieren der frühere VFMG-Leiter Sam Moser und der ehemalige SeA-präsident kurt Spiess unter der Leitung von Andrea Vonlanthen. Wann haben Sie zuletzt in einer Freikirche einen alten Choral gesungen? Sam Moser: Das war irgendwann letztes Jahr. Kurt Spiess: Kürzlich haben wir in der Stami in St. Gallen „Gott ist gegenwärtig“ gesungen, aber ohne Orgel, denn wir haben keine. Wie kommt es, dass in freikirchlichen Lobpreiszeiten meist nur englische Songs gesungen werden? Spiess: In unserer Gemeinde versammeln sich sehr viele verschiedene Nationen. Das bringt es mit sich, dass man oft englische Lieder singt. Für viele dieser Besucher ist das auch ein bisschen Heimat. Doch wir haben in unserer Gemeinde mehrere Bands. In einer Band gibt es einen 70-jährigen Sänger, der dann auch Lieder aus dem alten „Büechli“ singt. Moser: Die Trends kommen ja aus Amerika und England zu uns, auch bei den Liedern. Weil man gerne mit den Trends geht, singt man viel weniger Lieder aus den Gemeinschaftsliederbüchern, was ich bedaure. Mir wäre ein Mix von alten und neuen Liedern lieber. Was hat sich in den letzten zehn Jahren in freikirchlichen Gottesdiensten am meisten verändert? Moser: Das Markanteste ist sicher, dass die Anbetungszeiten im Gottesdienst länger geworden sind. Für die älteren Leute oft zu lang. Die Wortverkündigung kommt dadurch „mängisch“ zu kurz. Sie ist oft wesentlich kürzer als der Anbetungsteil. Bei der Predigt beobachte ich recht gut ausgebildete und motivierte Prediger. Spiess: Manchmal dünken mich die Anbetungszeiten nicht gut gestaltet. Wenn einfach ein Lied um das andere heruntergesungen wird, empfinde ich das auch als zu viel. Ich habe deswegen aber nicht das Gefühl, dass die Predigt zu kurz kommt. Sie ist mir manchmal eher zu lang. Moser: Zu beobachten ist auch, dass fast jede Gemeinde eine andere Liturgie hat. Diesbezüglich herrscht ein wildes Durcheinander. Das Abendmahl wird sehr unterschiedlich ausgeteilt. Die Vorprogramme sind mit den verschiedensten Elementen vollgepackt. Manchmal enthalten sie schon eine halbe Predigt. Spiess: Mich hat man in der Gemeinde auch schon gefragt wegen der Moderation. Aber das ist so kompliziert geworden mit der neuen Technik. Da muss alles voraus-

geplant werden, bis zur Beleuchtung. Ich würde das lieber spontan machen. Das erschwert eine Mitarbeit. Mit welchen Bedürfnissen besuchen Sie einen Gottesdienst? Spiess: Ich möchte gerne, dass der Gottesdienst und vor allem die Predigt von Herzen kommen und mein Herz ansprechen. Formen sind mir an sich nicht wichtig. Doch wenn die Predigt zu lehrhaft ist oder die Anbetung einfach heruntergesungen wird, dann fehlt mir schon etwas. Ich frage mich aber immer, welche Bedürfnisse andere haben. Und ich bete dafür, dass mich Gott zu Menschen führt, die nach dem Gottesdienst ein Gespräch brauchen.

Kurt Spiess Jahrgang 1937, verheiratet mit Monika, fünf Kinder von seiner ersten, verstorbenen Frau Esther, neun Enkel, wohnhaft in St. Gallen. Lehre als Stickereitechniker, theologische Ausbildung am FEG-Seminar in Deutschland, darauf Pastor in diversen FEGGemeinden. 2001-2004 Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz. 2001 Leiter eines Bibelprojektes (Bibelverkauf in der Migros). Heute oftmals Predigtdienste, Seminararbeit und Seelsorge, Mitwirkung in der Evangelischen Allianz St. Gallen, Hobbys: Velofahren, Schwimmen, Wandern, Acrylmalerei, Kreuzworträtsel. Besucht die Stami St. Gallen (FEG).

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br e n n p u n k t

Moser: Meine Bedürfnisse gehen eindeutig in Richtung gut recherchierte Predigt, bei der man merkt, dass gründliche Exegese betrieben wurde. Im Zentrum muss der Gekreuzigte und Auferstandene stehen. Auch das seelsorgerliche Element in der Predigt ist für mich wichtig. Ich mag Zuspruch, akzeptiere aber auch Herausforderungen. Je älter ich werde, desto stärker lebe ich wortorientiert. Spiess: Für mich gehört zur guten Predigt auch der seelsorgerliche Aspekt. Bei einer guten Predigt beginnen die Herzen zu brennen, wie das bei den Jüngern von Emmaus der Fall war. Eine gute Predigt spricht an und berührt die Herzen, und zwar nicht nur gefühlsmässig, sondern in der ganzen Tiefe. Kommt es auch mal vor, dass Sie das Gefühl haben, Sie gingen nach dem Gottesdienst leer nach Hause? Spiess: Ja, das gibt es wirklich. „Leer“ ist vielleicht übertrieben. Aber mein Herz ist nicht berührt worden. Es hat sich kein Aha-Erlebnis eingestellt. Dann kann aber auch die Frage auftauchen: Fehlt es denn an mir? Doch dann sagen mir andere, sie würden genau gleich empfinden.

Fotos: Andrea Vonlanthen

Sam moser Jahrgang 1935, verheiratet mit Eve, drei Kinder, fünf Enkelkinder, wohnhaft in Belp. Lehre als kaufmännischer Angestellter, zuletzt stellvertretender Direktor in der eidgenössischen Oberzolldirektion in Bern. Von 1987 bis 2003 Vorsteher der VFMG (Vereinigung Freier Missionsgemeinden), von 2000 bis 2003 Präsident des VFG (Verband Freikirchen und Gemeinschaften). Diverse ehrenamtliche Engagements in Missionswerken und christlichen Medien. Heute noch vielfach als Referent und Autor tätig. Hobbys: Lesen, Reisen, Fotografieren, Wandern. Gehört zur FMG Münsingen-Belp.

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Moser: Ich fühle mich manchmal nach dem Gottesdienst nicht nur leer, sondern frustriert. Ich frage mich dann natürlich auch: Liegt es an mir? Oder gab es in der Predigt effektiv nichts, das mich in meiner persönlichen Situation berührt hat? Wie wichtig ist Ihnen beim Predigen die Technik? Moser: Je älter ich werde, desto weniger technische Hilfsmittel brauche ich. Ich versuche in der Predigt allerdings mit Bildern, Beispielen, Geschichten und Vergleichen zu arbeiten. Ich tendiere mehr zu einer erzählerischen, auch zeugnishaften Form der Predigt. Spiess: Mich lenkt es ab, wenn die ganze Disposition der Predigt mit technischen Mitteln dargestellt wird. Ich möchte lieber dem Prediger an den Lippen hängen. Er muss mich faszinieren. Aber einmal eine Grafik oder ein Bild einblenden kann hilfreich sein. Ich brauche lieber einen Gegenstand, um etwas zu verdeutlichen, ein Windrädchen oder so. Ich merke, dass die Leute auch etwas gesättigt sind durch zu viel Technik. Regelmässige Bibelstunden sind oftmals durch periodische Bibelseminare abgelöst worden. Wie viel biblische Lehre braucht ein alter Christ? Spiess: Mein Ziel ist immer, dass alte Christen fähig sind, jüngere zu lehren. In einer meiner früheren Gemeinden kamen auch ältere Leute auf mich zu und wünschten wieder eine traditionelle Bibelstunde. Ich empfahl ihnen, Kleingruppen zu gründen und dort miteinander auszutauschen. Mit etwas Knurren haben sie es gemacht. Und sie wurden glücklich dabei. Ich bin nicht gegen Bibelstunden, doch man stopft manchmal einfach wahnsinnig viel in die Leute hinein. Und wo bleibt dann der Output? Wie werden die Leute fähig, andere zu lehren? Moser: Für den Christen gilt lebenslanges Lernen. Ich lese zusammen mit meiner Frau jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend fortlaufend aus der Bibel und aus Andachtsbüchern. Und da entdecken wir immer wieder Neues. Zur Frage Bibelstunde oder Bibelseminar: Das ist gehupft wie gesprungen. Entscheidend ist, wie solche Angebote vermittelt werden. Ich mache gute Erfahrungen, wenn bestimmte Bücher oder Kapitel aus der Bibel zusammenhängend ausgelegt werden. Was dürfen Senioren vom Besuchsdienst eines Predigers erwarten? Spiess: Schon damals als Pastor war das nicht meine Stärke – leider. Heute ist es auch gar nicht mehr so einfach, einen Termin zu finden mit Senioren. Wir haben nun in unserer Gemeinde ein Seelsorgeteam und einen Besuchsdienst. Diese Leute kommen im Auftrag der Gemeinde. Man muss den Leuten deutlich machen, dass es nicht so entscheidend ist, ob der Pastor oder sonst jemand kommt. Doch es ist eigentlich schade, wenn der Pastor nie kommt.


Zahlreiche Werke von N.T. Wright sind in deutscher Sprache 10 bre ennnnpp 8erschienen. Br uunnkkt t Das unterstreicht 6 BRENNPUNKT den wachsenden Einfluss und die Bedeutung des hineingelesene Erfindung von Missionaren? Aufdessen Knochen entdeckte britischen TheoMoser: Die Erwartung istGegenkomitee, schon da, dass der Prediger BeRasch formierte sich ein Mitglieder Inschriften belegen, dass schon in der Shang-Dynastie ein ausgefeillogen innerhalb suchsdienste macht. Gerade da erfährt er, welches die Allsagten deutlich: „Kirche ohne Gott ist nicht Kirche“. tes Schriftsystem bestanden hat. Das war um 2700 v. Chr., rund Sie 200 Europas.

tagsfragen sind, mitöffentliche denen sich Senioren herumschlagen. freuen sichdie über die Diskussion. Freuen Sie sich Jahre bevor Ägypter die ersten Pyramiden bauten. Unwiderlegbar beweisen lässt sich die Beziehung zwischen den alten Kirche Schriftzeichen Für Kranke, für Trauernde für Familien mit besongrundsätzlich darüber, dass inund der reformierten Glauund dem biblischen Bericht nicht.Prediger In ihrem «Erinnerungen an bensgrundsätze verhandelbar sind oder Buch ärgert Sie das? Auderen Problemen muss der ein besonderes die Genesis» (Hänssler, 1998)die beschreiben C.H.breiteres Kang und Ethel R. Welches sind Eckpunkte, auch für ein Publikum Nein, das ärgertviele mich nicht.dass Es man muss alles verhandelbar genmerk haben. Nach Möglichkeit sollte er diesen Dienst Nelson aber derart Beispiele, nicht von Zufall sprechen verständlich und relevant sind, besonders im Blick auf den sein. istdas nicht einfach allessondern richtig.die Die These selber tun. kann. Aber «Es ist es nicht einzelne Zeichen, Menge der„KirParalUmgang mit der Bibel? lelen,ohne die fürGott diesen Richard Wiskin. che istZusammenhang keine Kirche“sprechen», kann ichsagt unterschreiben. Weil Jesusmir zentral ist, ist keine das Neue zentral, da Seines Erachtens gebe es dafür andereTestament logische Erklärung. Ich kann keine Kirche vorstellen, die Gott draussen wir in diesen Texten fast alles finden, was wir über Jesus haben will. einzelheiten ausdas Schöpfungsbericht undist Sündenfall wissen. Doch Testament ganzklar. stark ein Buch Ella dedie Groot ist inNeue ihren spricht Werden Piktogramme in ihreAussagen Teile zerlegt,nicht spiegeln sie Sie Einzelheiten seiner Zeit – der Zeit, die laut Paulus in Galater 4,4 „erKurt Spiess durchaus davon, man noch Gott nenaus der Genesis wider:dass Mann undirgendetwas Frau, der Garten, die Versuchung, füllt“ war, als „Gott seinen Sohn sandte“. Mit anderen der Tod, die Sintflut, der Turmbau. FürNamen die Autoren Kang und Nelson nen könne. Sie tauft auch im des dreifaltigen steht fest, dass Glaubensvorstellungen der Ur-Chinesen eiWorten: Wirdie müssen das Neue Testament nicht alssich einauf DoGottes. Die Dreifaltigkeit Gottes verschiedeDiverse Gemeinden kennen heute zweiumfasst Sonntagsgottesdiensnen Schöpfergott bezogen. Kang hatte in einem Mandarin-Lehrbuch kument studieren, das einen zu irgendeiner Zeit in irgendeiner ne Aspekte, darunter das, was Ella Was de Groot te: modernen und traditionellen. haltenunSie eineeinen Fussnote entdeckt, dieauch das Zeichen für Schiff analysierte, und Kultur hätte entstehen können, sondern als das früheste terstreicht, nämlich Kraft, Leben, Liebe. Im SieKommentar umfasst davon? zwar als «Gefäss», «acht» und «Mund» oder «Person». Zeugnis von Jesus und der neuen Welt, die erexakt zu hiess es, dass in Noahs Arche, dem ersten grossen Boot, acht aber auch die Aussagen des Gegenkomitees: Gott ist Moser: Ich komme ausvon der VFMG. Da pflegen wirjener die Personen waren, nämlich Noah mit Frau und ihre drei Söhne ihren Zeit und in jener Kultur einläutete. Das bedeutet, dass wir ein Gegenüber, ein Du – wieIch sollte man sonst mit beten? Mehrgenerationengemeinde. kann verstehen, dass Frauen (vgl. 1. Mosestreben 6,18; 7,7).müssen, Kangs Interesse war geweckt. ständig danach das Testament in Diese beiden Aspekte Jesus Christus zentrale Fiman spezielle Anlässe plus veranstaltet fürNeue Senioren, Männer, Die weiteren Nachforschungen unterstrichen seineals Vermutung. Für seiner eigenen Weltoder zu verstehen – also inuns derverständWelt des gur, Gott werden und ihn Frauen, Kinder. Auch Hauskreise Kang die stehtJugendliche fest: Mensch «Die Vorfahren der liess Chinesen wussten von dergehöArche Judentums zur Zeit des zweiten Tempels, innerhalb der Noah, sie kannten Einzelheiten der Gottesdienste. in der Bibel beschriebenen Urgelich macht, bilden die Dreifaltigkeit. Gemeinsam erklären ren dazu. Aber das sind keine Meine Idealgrösseren hellenistischen Welt jener Zeit und nicht zuletzt schichte.» sie uns das Wesen Gottes. vorstellung ist der sonntägliche Gottesdienst, an dem sich Folgendes Szenario ist denkbar: Macht Eine Menschengruppe war eine dem in der Welt der imperialen Roms. Hier liegt alle Generationen gemeinsam treffen. Wenn der Platz zu Chaos von Babel entflohen und siedelte sich in den Flusstälern jeIronie vor: Viele frühere Generationen von Bibellesern eng wird, kann ja vorübergehend Gottesdienste ner Gegend an, dieman einmal China sein würde.zwei Sie entwickelten eine nahmen an, und das benutzten „Judentum“ schlichtdie die Welt, auswaren der Schriftsprache dabeiseiSymbole, beeinflusst anbieten, aber nicht unterschiedlich nach Generationen. Gott in Jesus Überlieferungen, kam, um uns die zuder retten – Menschheit und daherdamals weivon mündlichen ganzen Spiess: Wir hatten in der FEG Winterthur einmal zwei bekannt gerten waren. sie sich, die damalige jüdische Welt als den angeGottesdienste, den ersten um 9 Uhr und den zweiten messenen Kontext für das anzuschauen, worum es Jesus um 11 Uhr. Wir wollten eigentlich zwei Mal das gleiche eigentlich ging – oder auch, worum es der Theologie von machen. Ich habe das als schwierig empfunden. Wir haPaulus ging. Das hat zu einer sogenannten „historischen ben gemerkt, Am dass das die Wochenende Gemeindefand auseinanderbringt. vergangenen in Beatenberg die Kritik“ oder zur „historisch-kritischen Methode“ geführt. Schweizer Tagung der Studiengemeinschaft «Wort und im Heute sind wir in der Stami St. Gallen etwa 400 Leute Diese Methode hat allerdings – noch bevor die Forschung Wissen» statt. Vor über 100 Interessierten referierte u.a. Gottesdienst, und ich schätze es sehr, dass wir quer durch Reinhard über die Anpassungsfähigkeit der Lebeso richtig beginnt – Junker einige Schlüsselelemente ausgeblenalle Generationen zusammenkommen. IchDer finde es schön, Hinweis aufdas, die Schöpfung. Geologe det, ohne diewesen man als Jesus und was er erreicht hat,Martin nicht Gottfried Locher: wenn man nach dem Gottesdienst auch mit jungen MenErnst beschrieb katastrophisch entstandene Erosionsverstehen kann, und hat diese Elemente mit gnostischen „Ermutigende prozessekommen auf dem Colorado-Plateau im Grand Canyon, schen ins Gespräch kann. Kategorien ersetzt. GemeinschafMichael Kotullaund gingdergleichen der Frage nach, ob die Geologie das Erdbeben bei der

„Gemeinden müssten noch mehr lernen, die Senioren in Prozesse einzubeziehen.“

Tagung von «Wort und Wissen» in beatenberg

ten, welchevon die Jesus Christus bestätigen kann. Die chinesischen SchriftKreuzigung geistlichen Bezeichen wurden eines Vortrags Richard Wiskin diskutiert. Ein Sie versuchen,anhand die Bedeutung desvon Neuen Testaments innerhalb dürfnisse stillen, informatives und empfehlenswertes Buch zu diesem Thema stammt vom des damaligen Judentums zu verstehen? haben Zukunft.“ Chan Kei Thong: «Chinas wahre Grösse».

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Richard Wiskin warnt. Man dürfe keine Zeichen hineinlesen, die nicht eineseien, Erfindung Theologen, widerspreche ich in aller ehren“, lesen wirvon im dritten Mose-Buch. Wie ist das heute in dort beispielsweise ein Kreuz. Die Piktogramme hätten auch Form. DieInhalte, Dreifaltigkeit in der Bibel der christlichen Gemeinde zu interpretieren? heidnische so etwa dasist all-sehende Auge,beschrieben. das Zeichen fürNur die Sonne. Opfersymbol stellegraue sichDu die Frage, welches Opferman gedann, Beim wenn man dieselber Kraft, das und Christus benennt, Moser: Wenn man Haare hat, getraut meint sei. man Geopfert worden seifordern! in verschiedensten Kulturen. Dennoch spricht vom christlichen Gott. sich das nicht mehr zu Ich habe Gemeinden in erachtet er dieich vielen Belege für selbstredend. Verfolgen Welt Chinesen seiJa, so gut dies vermag. In derMir jüdischen seiner Afrika und auch in Indien erlebt. ist aufgefallen, dass nen verstehen sie dieJesu Erklärungen. Kritik kommt ZeitVortrag, war die Botschaft brisant! Wenn man höchstens dieals jüdiVor einigen Jahren gab es Wertschätzung innerhalb reformierten Kirche die Alten dort grössere erfahren bei von Europäern. Welche Bedeutung hat dieder Aufschlüsselung der chische Bedeutung seiner Botschaft anerkennt – z.B. die Benesischen «Sie haben eine apologetische Wirkung», eine hitzige über sogenannte Opfertheolouns. DasSchriftzeichen? hatDiskussion sicher auch mitdie unserer gesellschaftlichen deutung desDie Begriffes Gottes“ oder Bedeutung erklärt Wiskin. Piktogramme stützten die biblischen Berichte gie, das heisst darüber, ob Jesus als fürdie die Schuld von der Entwicklung zu tun, „Reich welche dasOpfer Jungsein übermässig Genesis 1 bis 11 dass und damit ausgerechnet diejenigen TeileMessias“ der Bibel, der Tatsache, Paulus eigentlich „Jesus, der Menschheit starb oder ob Karfreitag nuran einuns symbolischer Akt betont. Aber es liegt vielleicht auch Alten selber, die am stärksten in der Kritik stehen. Ist das der Grund, dass die man faszimeint, wenn von Jesus Christus spricht –nicht bricht war. Gibt esuns inerder Kirche Positioindem wir dort zurücknehmen, wo eigentlich wir nierende Botschaft der evangelischen chinesischen Piktogramme nicht auf sollten. breiteres der Botschaft nicht die Spitze, sondern gibt ihr ihre einen, diestösst? nichtAlten verhandelbar sind? Interesse Will man gar keine Indizien für den Wahrheitsgehalt Spiess: Die sollen geehrt werden, doch sie müssen gentliche Schärfe. Das Wort vom Kreuz, sagt Paulus, ist biblischer Berichte, weil man sie längst als Mythos abgestempelt hat? Als Kirchenbundspräsident bin ich nicht autorisiert, einer dazu auch irgendwie würdig sein. Wenn sie mürrisch daein Skandal für Juden und eine Torheit für Heiden. Es Kirche und zu sagen, was sie zu tun und zu glauben hat. Meistehen nie auf Junge zugehen, kommen wir einander Selbst Qin Shi huangdi hat mitgeholfen gibt viele moderne Bewegungen, Evangelium für ne persönliche Haltung ist klar: Ja,die es das gibt Glaubensinhalnie näher. Die erwarten schon, dass wirgeleistet, Alten dass uns Zurück zu Qin ShiJungen Huangdi. Selbst er hat einen Beitrag Juden bedeutungslos und für Heiden irrelevant gemacht te, in die nicht verhandelbar sind. verborgene Zwar sollWissen man über sie auch öffnen. Ich jedenfalls erlebe von Jungen viel Respekt, das den chinesischen Schriftzeichen bis heute haben. Ich glaube, dass es Zeitlandesweit ist, Diskussion auf ein Neues die urerhalten Damit seine Befehle verstanden wurden, nachdenken, aber am Schluss der muss man ja Liebe.blieb. liess erbei eineinem Herkunfts-Wörterbuch erarbeiten. sind die Zeichen sprüngliche zu untersuchen. sich finden: dass Ja zu Christus, Ja zu Gott alsausDu, Moser: Ja, esBedeutungswelt istJawichtig, die AltenDarin selber Signale samt ihrer ursprünglichen Bedeutung festgehalten worden, und zwar Ja zu Gott als Heiligem Geist. gibt es keinen Verhandsenden, damit diebevor Jungen auf Da sie zukommen. Manchmal Hunderte von Jahren die ersten Missionare in China unterwegs Genügt der Rückgriff auf dienicht Erkenntnisse alterkann, Kirchenlehrer lungsspielraum. Wer das bestätigen der haben diedieser Jungen einfach auchdas zu grossen Respekt vordisälwaren. Auf Qin-Schrift basiert «klassische Chinesisch», das nicht, muss19.alles werden? bis ins späte verwendet wurde. Heute wird Chinesisch tanziert sich Jahrhundert vonneu derbuchstabiert Kirche. teren Mitchristen. Manche erheben gesprochen gegen dasals sorgfältige Studivon mehr Menschen jede anderehistorische Sprache der Welt. Es ist bemerkenswert, dass die Schriftzeichen den Lauf derauf Zeitdie überdauum Einwände, weil wir uns ihres Erachtens AusNachund den neuesten Zahlen ging mal der abgesehen Mitgliederschwund bei Warum gibt es kaum evangelistische Anlässe speziell für Seerten heute verwendet werden, von stilistischen legung bis früherer Ausleger in der grossen Tradition der den Reformierten auch in Ihrer Amtszeit weiter, von zwei nioren? Vereinfachungen. Kirchechinesische verlassenSchriftzeichen sollten. Doch wenn frühere GeneratioHalten historisches Urwissen fest, das im Millionen aufmich ungefähr Was haben SieSeniofalsch Moser: Für ist es1,8 einMillionen. grosses Anliegen, dass nen diese Auffassung vertreten hätten,spricht hättedafür. es nieDie irgendLaufe der Zeit verloren gegangen ist? Manches aufgegemacht? auch eine seelsorgerliche und evangelistische renanlässe schlüsselten Zeichen sind einegegeben. Art Icons, Schnappschüsse aus verganwelche Reformationen Die Reformatoren des Offenbar so viel, Menschen gefunden haben, Note haben. Oft dass sind200 es 000 Insideranlässe. Sie sollten viel gener Zeit. Der chinesische Autor Chan Kei Thong zieht ein bemer16. Jahrhunderts waren sich z.B. ziemlich im Klaren, jetzt sei es genug Natürlich es muss vielefür Gründe. Mich mehr dazu genutzt werden, umgibt Nachbarn einzuladen. Da kenswertes Fazit: «Die...Schöpfungsgeschichte die hebräische dass die Aufgabe immer darin bestand, zur zuwie fürein die Potenzial, chinesische Kultur die gleiche gewesen sein.Schrift So konnten interessiert zuerst,das wasnoch ich selber besser machen muss. liegt lange nicht ausgeschöpft ist. rückzugehen und diese sorgfältiger zu in studieren. Dabei sich dieZiel: Elemente dervon hebräischen Geschichte den chinesischen Mein der guten Nachricht, nicht von den Spiess: DieSprich Frage ist sehr berechtigt. Sie spornt mich an, Schriftzeichen widerspiegeln. Schlüsselereignisse sollte man grössere Aufmerksamkeit aufder dieUrgeschichte Geschichschlechten Zeiten! Zu sagen ist, dass unterschiedliche darüber Wir sollten die Leute neu wurden in nachzudenken. den festgehalten undälteren über Jahrtausende te lenken, umPiktogrammen zu sehen, was uns vorher entgangen sein Zahlen kursieren, je nach Zählweise den Kantonen. schulen, wie man Beziehungen pflegenin kann. weitergetragen.» könnte oder was fehlinterpretiert worden ist. Das bleibt Der und Ethiker meint: es DasTheologe ändert aber nichtsThomas an der Schirrmacher Tatsache, dass die«Wenn Zahlen bis heute die Aufgabe der Bibelwissenschaften und in gestimmt, Professor Thong und andere Gelehrte vor ihm zu belegen rückläufig sindunserer und ich gehe davon dass dies noch Fast einwas Fünftel Bevölkerung ist aus, heute im Pensionsalwissem Masse auch der gesamtenErbe christlichen versuchen, wäre das jüdisch-christliche keine neueTheologie. Religion in länger bleiben wird. Richtig und falsch kann deshalb ter. Wassosollte dasmit für christliche Gemeinde heissen? China, derdie Entstehung derzu chinesischen Man sondern brauchteng gar nicht sehr weit schauen:Kultur Ohneselbst das nicht in erster Linie an diesem Trend gemessen werden. verwoben.» historische Studium des Griechischen und Hebräischen Richard Wiskin klappt dendas Laptop zu,des dann blickt er in die Ferne: Mein Anspruch ist es, Profil schweizerischen Prowären wir noch nicht einmal in der Lage, den durch Text die zu «An der Wahrheit zweifelnde können testantismus soder zu Bibel schärfen, dassChristen er verständlich, attrakübersetzen. Botschaft der chinesischen Schriftzeichen neu zum Glauben inspitiv und zwischen den Kantonen kompatibel ist. riert werden.» ROLF HÖNEISEN

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br e n n p u n k t

Spiess: Die Senioren sollten in die Gemeindearbeit einbezogen werden. Das geschieht bei uns in der Gemeinde in St. Gallen stark. Wir haben ganz tolle, aktive Senioren. Doch die Gemeinden müssten noch mehr lernen, die Senioren auch in Prozesse einzubeziehen. Die Gemeindeleitung hat ihre Visionen. Doch warum könnte man nicht einmal die ältere Generation einladen, um mit ihr Prozesse zu entwickeln? Moser: Ich erlebe leider selten, dass ein Seniorenteam den Gottesdienst gestaltet. Spiess: Ich erlebe es selber, dass ich denke, ich würde bei gewissen Prozessen gerne noch mehr mitdenken. Moser: Es ist doch so, dass einem eine Gemeinschaft so viel wert ist, wie man ihr einen Dienst leisten kann. Senioren sollten nach ihren Gaben, ihrer früheren Tätigkeit und ihren allgemeinen Interessen vermehrt eingespannt werden. Viele Senioren möchten nicht einfach auf der Tribüne sitzen und zuschauen, sondern einen aktiven Beitrag leisten. Was soll man tun, wenn einem die eigene Gemeinde im Alter immer mehr fremd wird? Moser: Wenn mir die Gemeinde fremd wird, muss ich mich fragen, ob es an mir liegt oder an irgendetwas anderem. Ein Gemeindewechsel? Nur wenn eine Irrlehre verkündigt oder offensichtlich sündhaftes Verhalten toleriert wird. In jedem Fall sind aber Gespräche mit den Verantwortlichen nötig. Eine Verabschiedung auf Französisch finde ich nicht gerade elegant. Spiess: Für einen pensionierten Pastor ist es wirklich heikel, zu sagen, wie weit er sich noch in die Gemeinde einbringen darf. Ich bin jetzt nach der Pensionierung schon in der dritten Gemeinde, und es ist nicht einfach, eine Gemeinde wieder als Heimat zu erleben. Doch ich sage mir immer wieder: Ich will Ermutiger und nicht Motzer sein. Es gibt aber Sachen, die ich nicht einfach gutheissen kann. Meine Frau und ich starteten vor Jahren mit einem wöchentlichen Fastengebet über Mittag. Ich möchte von Gott erwarten, dass er auch in der Gemeinde noch Veränderungen schenkt, an denen er selber Freude hat. Moser: Das Reich Gottes wird gebaut durch Leiden. Dazu gehört auch eine gewisse Vereinsamung im Alter. Wir müssen lernen, damit umzugehen. Ich kann nicht erwarten, dass andere Christen auf mich zukommen. Ich muss selber Initiative entwickeln – solange das möglich ist. Das ist die Grundfrage unseres Gesprächs: Kommen die Alten in unsern Freikirchen zu kurz? Ihr Fazit dazu? Spiess: Eher nein. Eine gewisse Rücksichtnahme ist sicher angebracht. Anderseits sollen ältere Menschen auch lernen, ihre Bedürfnisse auf eine gute und offene Art zu kommunizieren. Moser: Es gibt wohl beides: reales und gefühltes Zukurzkommen. Ich gehöre auch zu den Alten. Ich will nicht verbit23.2014

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tern, mich nicht innerlich abmelden oder gar davonlaufen. Unsere Gemeinden brauchen Grossväter und Grossmütter, die nicht Kraft eines Amtes, sondern aus ihrem Sein heraus der Gemeinde zur Verfügung stehen. Bei denen man spürt, dass sie bemüht sind, auch Neues zu lernen. „Wer alt werden will, muss früh damit anfangen“, heisst der Titel eines Büchleins von Sam Moser. Welches ist Ihre zentrale Botschaft? Moser: Man muss früh dafür sorgen, dass das Leben nach der Pensionierung aktiv weitergeht, damit man nicht in ein Loch fällt. Wenn man beruflich voll im Zenith steht, muss man sich ganz ernsthaft Gedanken machen, wie es nach der Pensionierung weitergehen soll. Es ist zu spät, wenn man damit bis zur Verrentung zuwartet. Gemeinde und Mission bieten schöne Tätigkeitsfelder. Spiess: Wir starteten vor kurzem in unserer Gemeinde mit einem Projekt: „Albatros – Aufwind für die zweite Lebenshälfte“. Da wollen wir vor allem auch Menschen in der Lebensmitte ansprechen, um ihnen zu helfen, ihre Bestimmung zu finden. Was tun Sie, um ein glückliches Alter zu erleben? Spiess: Ich lebe in meiner Berufung und möchte einfach noch die Werke tun, die Gott für mich vorbereitet hat. Dadurch habe ich ein schönes, glückliches Alter. Moser: Den Ratschlag aus Prediger 3,13 befolgen: Essen und trinken und guten Mutes sein bei aller Tätigkeit. Und vor allem: Lernen, danken und lächeln.

„Gemeinde und Mission bieten im Alter schöne Tätigkeitsfelder.“ Sam Moser Wie stellen Sie sich den Himmel vor? Moser: Ich halte es mit dem Vater von Adolf Schlatter. Auf dem Sterbebett wurde er von seinen Angehörigen getröstet mit den goldenen Gassen von Jerusalem. Er wies sie schroff zurück und sagte, er sei nur an einem interessiert: endlich am Hals des himmlischen Vaters zu hängen. Ich füge bei: Alles andere ist Beilage. Spiess: Für mich ist das neue Jerusalem nach Offenbarung 21 und 22 das Bild für die vollendete Gemeinde. Ich freue mich enorm darauf, dass ich das, was ich hier in der Gemeinde schon bruchstückhaft erlebe, einmal in Vollkommenheit erleben darf. Welchen Liedtitel möchten Sie als Titel über dieses Gespräch setzen? Spiess: „Dass du mich kennst und trotzdem liebst“. Moser: „Jesu, meine Freude“. Herzlichen Dank für das Gespräch.


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SYNERGIE kultuREllE IdENtItät Verschiedene Wahlen haben zu einem Erstarken national ausgerichteter Parteien geführt. Was bedeutet das und wie sieht der christliche Beitrag in diesem Spannungsfeld aus?

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uch die Abstimmung zur entwicklungsfähig, aber ihr EntM ass en einwan d e r un gswicklungspotenzial ist begrenzt. initiative signalisierte BefürchMan kann nicht erwarten, dass tungen einer Entfremdung. Die sich quasi alle gut ausgebilvertraute Gesellschaft verändert deten Fachpersonen aus Asien sich. Menschen haben den Einnahtlos der helvetischen Kultur druck, dass ihnen ein Stück Zuanpassen. Identitäten wechselt hause genommen wird. Sie sind man nicht wie Kleidungsstücke. Dieter Bösser irritiert und fühlen sich zunehUmgekehrt ist es illusorisch zu mend fremdbestimmt. Das Fremde löst meinen, dass sich alle Menschen in der Unbehagen und Ängste aus. Schweiz problemlos auf völlig fremde KulMir geht es nicht um nationalistische Mo- turen einlassen können und ein friedliches tive, als hätte ein Volk einen höheren Wert Miteinander finden. als andere. Es geht auch nicht um wirt- Menschen unterscheiden sich darin, wie schaftliche Motive, um Fachleute ins Land gut sie mit der Fremdheit anderer umzu holen, die für das Bestehen im Wettbe- gehen können. Sogenannt tolerantere werb nötig sind. Im Vordergrund stehen Menschen haben weniger Mühe damit. Es hier psychologische Überlegungen. wäre aber naiv zu meinen, alle Menschen Unbestritten ist, dass jeder Mensch eine in der Gesellschaft seien so tolerant oder Identität hat, die weitgehend stabil ist. Ha- könnten so sein. Die erwähnten Wahlen ben auch Kulturen und Volksgruppen so und Abstimmungen drücken Grenzen der etwas wie eine Identität? Identitäten sind Toleranz gegenüber dem Fremden bzw.

Plakataktion im Zürcher Hauptbahnhof: „66 Jahre Israel = 66 Jahre Landraub an den Palästinensern“. Das kann nur jemand behaupten, der weder von der Geschichte noch von den komplizierten Rechtsund Besitzverhältnissen in den Palästinensergebieten eine Ahnung hat – oder die Wahrheit bewusst verdreht. Diese Aktion wurde möglich durch einen problematischen Bundesgerichtsentscheid vor zwei Jahren. Damals hiess es, „dass die SBB (die sich weigerte, antiisraelische Plakate aufhängen zu lassen) die Meinungsäusserungsfreiheit verletzt habe“ und dass „ein solches Verbot einer Zensur gleichkäme“. Warum dann nicht Pornoplakate im Stil der kürzlichen HIV-Präventions-Kampagne? Wollen wir eine aussenpolitische Debatte im öffentlichen Raum, in der sich die Angegriffenen nicht verteidigen können? Szenenwechsel: Ausstellung über das Flüchtlingselend der Palästinenser. Es gibt eine klare Schuldzuweisung: Israel. Mit keinem Wort

wird erwähnt, dass die Situation etwas zu tun haben könnte mit dem Angriff von fünf arabischen Armeen auf den neu gegründeten Staat Israel, der durch einen UNO-Beschluss ermöglicht wurde. Kein Wort, dass der Status arabischer Flüchtlinge von der UNO speziell geregelt wurde. Der Status ist vererbbar und die Flüchtlinge können nicht in einem anderen Land integriert werden. Szenenwechsel: Fernsehdebatte über „Auslaufmodell Ehe“. Nur schon der Titel ist suggestiv. Die Moderatorin nimmt durch die Auswahl der Diskussionsteilnehmer den Gang der

Der Autor ist Studienleiter der Akademie für christl. Führungskräfte (AcF) Schweiz und leitet den VBG-Fachkreis Psychologie und Glaube.

Diskussion vorweg. Alle scheinen sich einig zu sein: Normen sind Anpassungen an das gelebte Leben. Bei gegenseitiger Einwilligung und ohne Auswirkung auf Dritte ist alles erlaubt. Wenn es genügend adoptionswünschende Homopaare oder polygame Ehen gibt, wird das Gesetz angepasst. Nur ja keine Verankerung in festen Werten, geschweige denn in göttlichen Gesetzen. Das ist doch Fundamentalismus. Gericht heisst: Gott löst die Bremsen und überlässt uns uns selbst. Thomas Wiesmann, Biel BE

»Die christliche Gemeinde will keinen Menschen ausgrenzen. Gleichzeitig wird sie nicht jedes Verhalten gutheissen. Wenn unsere Familie an Weihnachten auch mal Prostituierte einlud und mit ihnen zusammen feierte, muss ich deswegen nicht käuflichen Sex rechtfertigen oder gar gutheissen.» Wilf Gasser, SEA-Präsident in einem Interview mit Livenet. Gasser reagierte auf den Jahresbericht von Infosekta, worin die Schweizerische Evangelische Allianz wegen ihrer Haltung zur Homosexualität kritisiert wird.

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Nur ja keine festen Werte! zu diversen Themen

der Entfremdung aus. Man wird sich von der Illusion verabschieden müssen, als könnten sich alle Menschen zu einem Global Citizen entwickeln. Wie sind diese Überlegungen in konkretes Handeln zu übersetzen? Für Christen ist es indiskutabel, dem Fremden mit Geringschätzung zu begegnen. Bei der Offenheit der Grenzen alleine wirtschaftliche Kriterien anzuwenden, muss als individuelle Nutzenmaximierung zu Lasten anderer angesehen werden. Humanitäre Aspekte sind ebenso zu beachten wie die soziale Gesundheit der Gesellschaft. Die Probleme sind komplex und ernsthaft, Lösungen sind gefragt. Was könnte der spezifisch christliche Beitrag in dem aufgezeigten Dilemma sein? P


N ac h r ic h t e N sc h w e i z / P odi u m

Vom Islam zum Christentum VOrtrAg Ein Imam begegnet Jesus. In Bülach schilderte der Islamexperte Mark A. Gabriel, weshalb Jesus seinem Leben Sinn gibt.

Der renommierte Islamexperte wird auf der von der HMK Hilfe für Mensch und Kirche organisierten Vortragstournee mit dem Titel „Ein Imam begegnet Jesus“ bis zum 22. Juni noch in sechs weiteren Orten in der Schweiz sprechen. (dw) • Tourneedaten siehe b www.hmk-aem.ch, Rubrik Veranstaltungen

Marianne Streiff ist Nationalrätin und Präsidentin der Evangelischen Volkspartei.

m Sonntagvormittag war Mark A. Gabriel zu Gast in der Freien Evangelischen Gemeinde Bülach ZH. Vor rund 120 Gottesdienstbesuchern schilderte der gebürtige Ägypter und ehemalige Muslim, wie er zu Gott gefunden hatte. Schon als Kind lernte Mark Gabriel den Koran auswendig. Bereits im Alter von 28 Jahren wurde er Dozent an der Al-AzharUniversität in Kairo. Während seiner Tätigkeit an der einflussreichsten Hochschule der islamischen Welt wirkte er auch als Imam, also als Vorbeter und Prediger, in einer Moschee in Kairo.

Foto: Daniel Wagner; zvg

Die wahre Erfüllung seines Lebens fand der heute 57-Jährige im Islam aber nicht. Er begann, dieses Glaubenssystem zu hinterfragen. In Bülach schilderte er, wie ein Bombenanschlag auf eine koptische Kirche sein Leben total veränderte. In jenen Tagen begab er sich in eine von einer Christin geführten Apotheke. Von ihr wollte er wissen: „Wie reagiert ihr Christen auf dieses blutige Attentat?“ Seine Vorstellung sei gewesen, dass auch im Christentum das ungeschriebene Gesetz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ gelte, so sei dies nämlich im Koran niedergeschrieben. Stattdessen sei er von der Frau mit einem Lächeln und einer Bibel als Geschenk empfangen worden. Er sei verblüfft gewesen, dass sie ihn, den Andersgläubigen, so herzlich empfangen habe, erzählte Gabriel. Das habe ihn enorm bewegt. Die ganze Nacht hindurch habe er dann in der Bibel gelesen und sich schliesslich Jesus zugewendet. Mark Gabriel: „Am nächsten Tag habe ich die Welt mit ganz anderen Augen wahrgenommen.“

Muslimen respektvoll begegnen Weil Gott ein liebender Gott sei, ermutigte er, den Muslimen mit Respekt, Toleranz und Liebe zu begegnen. Er sieht darin die Chance, dass diese Menschen nach dem wahren Sinn des Lebens suchen würden. 23.2014

PODIUM „Unsere Situation erinnert mich an Moses. Ihm hat Gott verheissen, das gelobte Land zu sehen, ohne es betreten zu dürfen.“ Dieses sinngemässe Zitat aus der DOK-Sendung „Leben im Paradies“ stammt von einem abgewiesenen Asylbewerber, der im Bündnerland in einem Privathaus Zuflucht fand. Zum „gelobten Land“ zählen heute Staaten mit denen die Hoffnung verbunden wird, dort ideale Arbeits- und Lebensverhältnisse zu finden. Diese Redeweise ist abgeleitet vom verheissenen Land der Bibel, in das Abraham und später die Israeliten, nach der Knechtschaft in Ägypten, gezogen sind. Egal ob Israel, die USA oder die Schweiz für das „gelobte Land“ gehalten werden, deren Anziehungskraft ist so stark, dass die Menschen aufbrechen, egal zu welchem Preis! In reichen Ländern wie der Schweiz muss doch auch etwas „Milch und Honig“ fliessen für all jene, denen die Perspektive auf ein würdiges Dasein fehlt. Leider ist das ein Trugbild! Anders als Kanaan, ist die Schweiz kein gelobtes Land für ein ganzes Volk. Uns Schweizerinnen und Schweizern ist aber „im Namen Gottes des Allmächtigen“ aufgetragen, alles zu unternehmen, damit verfolgten, vertriebenen, hungernden und misshandelten Menschen hier und vor allem in ihrer Heimat geholfen wird. Im hoffnungslos scheinenden Kampf gegen Unterdrückung, Armut und Ausbeutung lohnt es sich, Entwicklungs- und Nothilfeorganisationen wie z. B. TearFund zu unterstützen. Mit lokalen Partnerorganisationen in Ländern des Südens verhelfen sie benachteiligten Menschen zu Bildung, Basisgesundheit und Einkommensförderung. So kann das eigene zum gelobten Land werden.

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Mit offenen Armen empfangen

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Mark A. Gabriel und seine Frau Unja.

Die eigene Abkehr vom Islam blieb für Mark A. Gabriel nicht ohne Folgen. Er kam ins Gefängnis, wurde gefoltert und floh letztlich aus der ägyptischen Heimat. Dies, obwohl in der UNO-Menschenrechtserklärung von 1948 die Glaubens- und Redefreiheit verankert ist.

Aufklärungsarbeit Heute lebt Mark A. Gabriel mit seiner Frau Unja in den USA. Dort promovierte er in christlicher Theologie. Er verfasste mehrere Bücher über den Islam und das Christentum. In seinem Werk „Swislam – wie viel erträgt das Land?“ setzt er sich mit dem Islam in der Schweiz auseinander. Darin zeigt Gabriel unter anderem auf, wie das religiöse System Muslime gefangen hält. Ferner agierte er als Berater in der US-Terrorbekämpfung.

Weitere Vorträge in der Schweiz


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I NSE R AT E | S T E LLE N

Exklusiv!

idea-Leserreise

I DE A-SP E Z I A L W E I H N AC H T E N

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26. bis 28. September 2014

Auf den Spuren Luthers in Eisenach und Wittenberg Der Reformator Martin Luther hat die Kirchengeschichte geprägt wie kaum ein Zweiter. Noch heute lesen wir seine auf der Wartburg verfasste Bibelübersetzung. Reisen Sie mit idea zu den Schauplätzen seines Wirkens! Besuchen Sie mit uns Eisenach und Wittenberg! Mehr sehen, mehr verstehen. Aus dem Programm – Führung auf der Wartburg, im Luther- und im Melanchthon-Haus – Führung und Musikvortrag im Bach-Haus – Bummel/Besichtigung der Altstadt mit Schloss- und Stadtkirche – Austausch mit Redaktions- und Verlagsvertretern von idea – Freie Zeit für Stadtspaziergang (Cranach-Haus, Töpfermarkt ...) – Besuch eines Gottesdienstes Im Preis inbegriffen – Billet ab Basel Bad. Bhf–Eisenach–retour, Transfer zur Wartburg – Übernachtung im Lutherhotel, Halbpension

idea-Leserreise – Information und Anmeldung Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Anmeldungen sind ab sofort bis 30. Juni 2014 möglich. Verlangen Sie das detaillierte Reiseprogramm. Redaktion ideaSpektrum Aemmenmattstrasse 22 3123 Belp

Bilder: Aktion Weihnachtspäckli/Licht im Osten

Preis – CHF 450.– pro Person im Doppelzimmer (EZ + CHF 50.–)

Telefon: 031 818 01 44, E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch idea Spektrum 23.2014


P or t r Ät

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Gratis-Kino ist treffpunkt für alle inTEgraTion Einmal im Monat wird Viktor Wittwers Gratis-Kino in zürcherischen Wald zum treffpunkt für Kinder und Erwachsene, Schweizer und Ausländer. Von Mirjam Fisch-Köhler Langweilig war es Viktor Wittwer noch nie. Der 71-Jährige hat viele Projekte am Laufen, und noch viele Ideen, die er verwirklichen möchte. Einmal pro Monat wird er zusammen mit seiner Frau Liselotte und den zwei Freunden Stephan Hegglin und Heinz Fehr zum Kinobetreiber. Sie laden Gross und Klein ein, sich im Saal der politischen Gemeinde Wald im Zürcher Oberland einen Film anzusehen. Den Saal dürfen sie gebührenfrei benutzen, alle anderen Kosten, wie auch Verleihrechte und Werbung, tragen sie selber. Der Eintritt ist frei, jeder Gast bekommt zudem ein Schoggistängeli und ein Getränk geschenkt. „Obwohl in den Flyern und Inseraten immer angegeben ist, für welche Altersstufe sich die Filme eignen, bevölkern vom Dreijährigen bis zum Grossvater alle Generationen den Raum“, schmunzelt Wittwer. Rund 100 Personen nehmen durchschnittlich teil, öfter wesentlich mehr. „Im Winter kommen auch Teenager, die sonst draussen oft herumhängen“. Das freut Viktor Wittwer besonders, denn die hohe Suizidrate von Jugendlichen in der Schweiz gibt ihm zu denken.

Foto: Mirjam Fisch-Köhler

Überalterte EMK verjüngen Ursprünglich war die Idee, mit dem Kino Familien auf die evangelisch-methodistische Gemeinde Wald aufmerksam zu machen. Viktor und seine Frau waren seit Jahrzehnten aktive Mitglieder, er war als Architekt und Designer schweizweit als Exekutivmitglied und Architekt für viele EMK-Bauten mitverantwortlich. Auch in Wald sah er Renovationsbedarf. „Die Gemeinde war überaltert, und auch die Räume wirkten nicht sehr attraktiv.“ Wieder setzte er seine beruflichen Fähigkeiten ein, frischte Nebenräume auf und realisierte im Eingangsbereich einen kleinen Geschenke-Shop. Alles sollte dazu dienen, in ansprechenden Räumen die Gemeinschaft zu fördern und jungen Familien einen Zugang zu ermöglichen. Doch sein Projekt konnte nicht realisiert werden. Dies führte dazu, dass Viktor Wittwer die EMK verliess und das Kino seit vier Jahren auf privater Basis mit Freunden zusammen betreibt. Heute strebt er damit an, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus allen Nationen und Religionen einen Treffpunkt zu bieten. Zusätzlich zu den Kinderfilmen am Mittwochnachmittag werden viermal jährlich abends Filme für Erwachsene gezeigt. Einige der Filme haben einen klar christlichen Inhalt, andere sind gute Unterhaltung. Anschliessend kommen die Gäste bei offerierten Geträn23.2014

Viktor und Liselotte Wittwer betreiben zusammen mit zwei Freunden ein Kino, um die Gemeinschaft im Dorf zu fördern.

ken und Knabbereien ins Gespräch. Auch Jugendliche sind dabei, und manchmal öffnen sie ein bisschen ihr Herz. „Ich habe einen guten Draht zu Kindern“, sagt der Vater und Grossvater. Offensichtlich schätzen diese seine aufmerksame und zuversichtliche Art.

Wie geht es nach dem Tod weiter? Nicht nur durchs Gratis-Kino kommen Menschen ins Gespräch. Auch im gewöhnlichen Alltag oder bei persönlichen Einladungen erzählt Viktor Wittwer von seinem Glauben und den Erfahrungen, die er mit Gott macht. Bei einem Hosenkauf musste er einer Verkäuferin erklären, dass er eine Lasche am Bund brauche, um die Hose besser schliessen zu können. Er ist mit fehlendem linkem Unterarm geboren, liess sich jedoch davon nie bremsen, sondern suchte immer Wege, trotz Handicap zum Ziel zu kommen. Der Kauf kam nicht zustande. Er entschuldigte sich und meinte: „Ich bin halt ein komischer Kauz, habe noch ein Gratis-Kino und mit der Kirche habe ich auch meine Probleme. Trotzdem habe ich einen tiefen Glauben.“ Da fragte die Verkäuferin spontan: „Können Sie mir sagen, wie es nach dem Tod weitergeht“? Und Viktor erklärte ihr den Weg, den Jesus vorbereitet hat. Sein persönliches Credo ist: „Wir kommen ohne etwas auf diese Welt und verlassen sie wieder ohne etwas. Dazwischen sollte jeder definieren, wofür er sich im Leben einsetzen will.“ • Mirjam Fisch-Köhler


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N AC H R IC H T E N

Die EU-Kommission ignoriert fast zwei Millionen Unterschriften LEBENSRECHT Antiabtreibungsinitiative wird von der EU-Spitze abgelehnt. Jetzt rechtliche Schritte?

S

charfe Kritik an der Abweisung der bisher erfolgreichsten europäischen Bürgerinitiative durch die Europäische Kommission haben Lebensrechtsgruppen geübt. Fast 1,9 Millionen Bürger hatten die Kampagne „Einer von uns“ unterstützt. Sie forderte die EU auf, keine Aktivitäten mehr zu finanzieren, die zur Tötung menschlichen Lebens im Anfangsstadium füh-

Forschung in diesem Bereich fortzusetzen: „Embryonale Stammzellen sind einzigartig und bieten das Potenzial für lebensrettende Behandlungen, die bereits in klinischen Versuchen erprobt werden.“ Nach Worten des EU-Entwicklungskommissars, des Letten Andris Piebalgs (Brüssel), sollen die entwicklungspolitischen Programme der EU einen breiteren Raum zu „effizienter Familienplanung schaffen, damit Schwangerschaftsabbrüche gar nicht erst nötig werden“.

Bundesverband Lebensrecht: Die EU-Kommission handelt wertelos

ren, etwa Forschungen an embryonalen Stammzellen. Außerdem solle kein Geld mehr fließen für Abtreibungen als Mittel der Familienplanung. Die EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft, die Irin Máire Geoghegan-Quinn (Brüssel), erklärte dazu, die Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament hätten sich aus gutem Grund darauf geeinigt, die

Der Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Martin Lohmann (Bonn), nannte die Entscheidung „unglaublich traurig und beschämend“. Auf ihn wirke das Handeln der EU-Kommission „wie die tragische Bereitschaft, Europa in die totale Wertelosigkeit und damit in die radikale Wertlosigkeit zu führen“. Der Vorsitzende des Treffens Christlicher Lebensrecht-Gruppen und Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), bedauerte, dass die Kritik von

fast zwei Millionen „einfach so“ vom Tisch gewischt werde. Wie Steeb gegenüber idea sagte, darf wegen des vermeintlichen Zieles, Müttersterblichkeit zu senken und Fortschritte in der Medizin zu erreichen, nicht anderes menschliches Leben – und das sind auch Embryonen und folgerichtig deren Stammzellen – zu Forschungszwecken benutzt werden: „Menschliches Leben darf in einem Rechtsstaat nicht gegen menschliches Leben ausgespielt werden.“

Initiatoren wollen Entscheidung gerichtlich anfechten Unterstützer der Initiative „Einer von uns“ sind unter anderen Papst Franziskus, sein Vorgänger Benedikt XVI., die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner, der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener, und der Philosoph Robert Spaemann. Die Initiatoren kündigten Widerspruch an. Der Sprecher der Initiative, der französische Jurist Patrick G. Puppinck, erklärte, man überlege nun, die Entscheidung vor dem EU-Gerichtshof in Luxemburg anzufechten. P b www.1-von-uns.de • 030 88626896

EU-Parlament: In zwei Staaten schafften es christliche Kleinparteien POLITIK Erfolg in den Niederlanden und in der Slowakei

I

n zwei der 28 EU-Mitgliedsstaaten erreichten christliche Kleinparteien einen Sitz im Europaparlament. In den Niederlanden erzielte die Koalition aus der calvinistischen ChristenUnie (Christenunion) und der Staatskundlich Reformierten Partei SGP 7,6 % der Stimmen. Sie behält damit zwei Sitze. In der Slowakei schaffte der Evangelist Branislav Skripek von der Partei OLaNO („Gewöhnliche Leute und unabhängige Personen“) den Sprung nach Brüssel. Die 7,5 % für OLaNo reichten für genau ein Mandat. Skripek hatte im Wahlkampf erklärt, er wolle in der EU für die Vorrangstellung der Ehe zwischen Mann und Frau kämpfen. In den meisten anderen europäischen Ländern blieben christliche Parteien dagegen

erfolglos. „Jezus Leeft“ (Jesus lebt) in den Niederlanden bekam knapp 10.000 Stimmen (0,2 %). In Großbritannien verpasste die Christian Peoples Alliance mit 0,3 % den Einzug. Auch das von der Christlichen Partei Österreichs unterstützte Bündnis der Reformkonservativen (REKOS) schaffte mit 1,2 % den Einzug nicht. Die drei in Deutschland angetretenen christlichen Kleinparteien – die Partei Bibeltreuer Christen (PBC),

Der Evangelist Skripek aus der Slowakei schaffte es ins Europaparlament.

die katholisch geprägte „Christliche Mitte“ und die AUF-Partei für Arbeit, Umwelt und Familie – Christen für Deutschland – hatten den Sprung ins Parlament ebenfalls verpasst. Sie erreichten einen Stimmenanteil von zusammen 0,5 %. P 23.2014


P RO & KON T R A

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Sollen Christen diese Fußball-WM boykottieren? SPORT Die Fußball-Weltmeisterschaft ist eines der größten Sportereignisse der Welt. Doch im Gastgeberland Brasilien ist bisher noch nicht viel Freude zu spüren. Bei Demonstrationen entlädt sich die Wut vieler Bürger gegen die immensen Ausgaben für die Fußball-WM, die Korruption im Land und gegen fehlende Schulen, Krankenhäuser und soziale Einrichtungen.

Fußball ist zwar eine schöne Sache, die Weltmeisterschaft ist es jedoch nicht.

PRO

Fußball ist eine schöne Sache, doch bei der WM geht es eigentlich um knallharte Geschäfte. Mindestens 6,2 Milliarden Euro wird der brasilianische Staat für den Bau neuer Stadien ausgegeben haben – darunter auch solchen wie dem Maracanã, das erst vor kurzem aufwendig renoviert und dann doch abgerissen und neu gebaut wurde – während Demonstranten vergeblich bessere Kindergärten und Schulen fordern. Hinzu kommen neue Schnellstraßen und Luxusappartements, für die 170.000 meist bettelarme Menschen zwangsumgesiedelt oder einfach vertrieben wurden. Für die fußballbegeisterten Brasilianer besonders bitter ist, dass damit eine „Elitisierung“ des Fußballs einherging, denn die teuren Eintrittskarten für die neuen Stadien kann sich kaum noch einer leisten. Um den Protest dennoch gering zu halten, wurden die Antiterrorgesetze massiv verschärft, das Versammlungsrecht

Anstatt die Samba-Party zu verderben, sollten wir Christen an die Chancen denken, die der Fußball bietet.

KONTRA

Unsere Welt braucht dringend eine gesunde Politik-Leben-Balance: Es gibt Zeiten, in denen wir demonstrieren müssen, und ich habe vollstes Verständnis für die Verzweiflung der Demonstranten. Aber bei aller Ungerechtigkeit gibt es auch Zeiten, in denen wir genießen sollen – denn sonst überdrehen wir und empfinden die ganze Welt nur noch als einzigen Zynismus. „Weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit!“ (Prediger 3,4). Anstatt also die Samba-Party zu verderben, sollten wir Christen an die Chancen denken, die der Fußball bietet. Während überall in Deutschland das Fußballfieber wächst, haben wir als Christen und Kirchen eine ganz fantastische Möglichkeit, mit den Fußball-Begeisterten einen „göttlichen Doppelpass“ zu spielen, denn viele Fußballstars bekennen sich öffentlich zu ihrem Glauben. 23.2014

Thomas Weißenborn ist Dozent für verschiedene theologische Fächer am Marburger Bildungs- und Studienzentrum (mbs). Seit einigen Jahren ist er auch stellvertretender Direktor.

eingeschränkt und die Armenviertel vom Militär besetzt. Obendrauf kommen die bei solchen Großereignissen leider üblichen „Randerscheinungen“ wie massive Umweltzerstörung, sklavenähnliche Beschäftigungsverhältnisse und Zwangsprostitution. Die eigentlichen Gewinner der WM stehen damit jetzt schon fest: Neben einigen großen Bauunternehmen ist es vor allem der korrupte und undemokratische Weltfußballverband FIFA, der unter anderem für die Übertragungsrechte steuerfrei rund 3 Milliarden Euro einstreichen wird – zu denen wir in Deutschland dank unserer öffentlichrechtlichen Sender einen Teil beitragen. Als Christen sollte uns das nicht kaltlassen. Fußball ist zwar eine schöne Sache, die WM ist es jedoch nicht. Und leider wird sich erst dann etwas ändern, wenn die Einschaltquoten zurückgehen und damit die Werbeeinnahmen. P

David Kadel (Wiesbaden) ist Buchautor. Er arbeitete als Berater für Profisportler in der Fußball-Bundesliga. Jetzt geht er mit seinem Fußball-WM-Kabarett „David trifft Goliath“ auf Deutschland-Tour (www.davidkadel.de).

Über das größte Geheimnis des Lebens habe ich Fußballstars wie David Alaba, Jürgen Klopp, Brasiliens Kapitän David Luiz und viele andere befragt. Ihre Vorstellungen von Gott und wie sie mit ihm reden, haben mich sehr überrascht. Sie alle haben ein positives Gottesbild von einem liebenden, sehr persönlichen Gott, und sie scheuen sich nicht, dieses Bekenntnis vor Millionen von Menschen auszusprechen. Das heiß diskutierte Thema des christlichen Glaubens wird durch Sympathieträger des Fußballs wieder hoffähig. Zur WM 1994 habe ich die Aktion „Fußballparty in der Kirche“ ins Leben gerufen. Damals machten 400 Gemeinden mit und luden Kirchenfremde zum gemeinsamen Fußballgucken in die Kirche ein. Heute ist das längst in jeder Stadt angekommen, weil Gemeinden verstanden haben, dass Menschen dann zum Glauben an Gott finden, wenn sie spüren, dass man sich ernsthaft für sie und ihre (Fußball-)Leidenschaft interessiert. P


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IN T ERV IEW

PFINGSTEN Von allen Kirchen wird nur eine nach einem wichtigen christlichen Fest benannt: die Pfingstkirche. Der Grund: Was Pfingsten ausmacht – dass Menschen vom Heiligen Geist berührt werden –, hat zur Entstehung der Pfingstbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA geführt und prägt sie bis heute. Die Pfingstkirchen sind die am schnellsten wachsende Konfession – auch in Deutschland. Sie haben hierzulande mittlerweile nach den Baptisten (72.000) die meisten Mitglieder. Dazu ein Interview mit dem Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden in Deutschland, Johannes Justus (Hannover). Mit ihm sprach idea-Redakteur Karsten Huhn.

idea: Herr Präses, wie erklären Sie einem, der von Pfingsten noch nie gehört hat, was da passiert ist? Justus: Zu Pfingsten geschah etwas Außergewöhnliches: Jesus Christus hatte seinen Nachfolgern versprochen, dass er sie nach seiner Himmelfahrt nicht verwaist zurücklassen würde, sondern ihnen seinen Geist senden würde. Dieses Versprechen wurde zu Pfi ngsten eingelöst. Menschen empfingen zu Pfingsten den Heiligen Geist – dieses Ereignis gilt als die Geburt der Kirche.

Was bringt mir Pfingsten? Was bedeutet das für uns? Mit Hilfe des Heiligen Geistes können Menschen Jesus Christus als den Gekreuzigten und Auferstandenen, als Herrn und Gott erkennen. Pfingsten öffnet uns für diese Erkenntnis die Augen und stattet uns aus, dass wir unseren Dienst als Christen tun können.

Wie werde ich mit dem Heiligen Geist erfüllt? Was muss man tun, um so ein Pfingsterlebnis zu haben? Vielleicht kann ich es an meiner eigenen Geschichte verdeutlichen: Ich bin als Sohn eines Baptisten- bzw. Brüdergemeinde-Pastors aufgewachsen. Das theologische Verständnis unserer Familie war: Wenn du wiedergeboren bist (also bekehrt), hast du den Geist Gottes. Ich merkte aber mit der Zeit, dass mir die Ausstattung mit der Kraft des Heiligen Geistes fehlte. Ich habe dafür gebetet – und bekam die Erfüllung mit dem Heiligen Geist.

540 Millionen

Großbritannien Italien Rumänien Frankreich Deutschland Niederlande Schweiz Österreich

Erlösung ist für mich wichtiger als Zungenrede Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden betont besonders das Pfingstereignis. Warum sind Sie nicht ein Bund Freikirchlicher Ostergemeinden? Unser Name wurde uns mehr von Außenstehenden verliehen, als dass wir ihn uns selbst gegeben hätten. Tatsächlich ist die Ausgießung des Heiligen Geistes für unseren Bund prägend, und die geschah nun erstmalig an Pfingsten. Diese Ausgießung wiederholt sich in der Kirchengeschichte, belebt die Gemeinden und hält sie lebendig. Ich freue mich über unseren Namen – er verrät, wie wir leben sollten: geisterfüllt. Weht der Heilige Geist in Pfingstgemeinden mehr als anderswo? Mit einem solchen Vergleich möchte ich sehr vorsichtig umgehen. Das größte Wunder ist für mich nicht die Heilung von einer Krankheit oder die Ausstattung mit einer bestimmten Gabe, sondern die Erlösung. Deshalb ist für unsere Gemeinden eine missionarische Gesinnung am wichtigsten. Die Geistesgaben sind Gaben des Dienstes, damit wir den Auftrag ausüben können, den Jesus Christus uns gegeben hat. Für mich ist nicht ausschlaggebend, wie viel Zungengebete und wie viel prophetisches Reden

Anteil der Pfingstler bzw. der ihnen verwandten Charismatiker an der Gesamtchristenheit

Pfingstler in Europa weltweit

Wie hat sich diese Be-geisterung ausgedrückt? Haben Sie getanzt wie König David (2. Samuel 6,14)? Nein, da ich aus einer Baptisten-/Brüdergemeinde stamme, bin ich emotional sehr kontrolliert. Ich bin kein freakiger Typ. Tanzen kann ich noch immer nicht. Ich bekam aber die Gabe des prophetischen Redens und des Sprachengebets.

635.000 450.000 439.000 417.000 244.000 189.000 68.000 18.000

© l ideaGrafik; Quelle: Operation World

0,2 %

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24,1 %

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© l ideaGrafik; Quelle: Barret und Johnson

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Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden in Deutschland hat in 783 Gemeinden fast 50.000 Mitglieder. für die I N TCharakteristisch E R V I E W 21 Pfingstbewegung ist die Ausübung von übernatürlichen Charismen (Geistesgaben) wie Krankenheilung, Prophetie oder das Reden in unverständlichen Sprachen (Glossolalie oder Zungenrede genannt, so wie es im 2. Kapitel der Apostelgeschichte über das erste Pfingsten in Jerusalem beschrieben wird). Mehr als jede dritte Gemeinde in Deutschland ist international geprägt. Dort versammeln sich vornehmlich Christen aus Afrika, Lateinamerika und Asien. Ferner sind Spätaussiedler aus dem ehemaligen Ostblock stark vertreten. b www.bfp.de • 06150 97370 Johannes Justus (57) ist seit 2012 Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden. Seit 2009 ist er im Hauptamt Pastor der 330 Mitglieder zählenden Christengemeinde Elim in Hannover. Justus ist verheiratet und hat sieben erwachsene Kinder. Er ist in der kasachischen Sowjetrepublik aufgewachsen und zog 1988 mit seiner Familie nach Deutschland. Dort arbeitete er zunächst als Steuerungstechniker. Auf dem zweiten Bildungsweg absolvierte er eine Ausbildung zum Pastor in seiner Freikirche. Im Jahr 2000 wurde er ordiniert und begann seinen Dienst in der Freien Christengemeinde Nienburg (bei Hannover).

wir in unseren Gemeinden haben. Wenn sich in unseren Gottesdiensten keiner mehr bekehrt, dann ist für mich Alarm. Dann müssen wir uns in „Knieologie“ üben, das heißt, wir müssen auf den Knien vor dem Herrn schreien, damit es wieder Erweckung gibt. Wie viel haben Pfingstler mit anderen Kirchen gemeinsam? Mein Verständnis gegenüber anderen Christen ist: Warum sollte ich weniger Geschwister haben, als unser himmlischer Vater Kinder hat? Ein Beispiel: Einmal im Jahr machen wir eine Reise nach Israel. Beim letzten Mal beteiligte sich ein katholischer Priester mit 25 katholischen Gemeindegliedern. Der Priester nahm an der pfingstkirchlichen Reisegruppe teil, weil er wollte, dass seine Mitglieder geisterfüllt werden. Er bat mich, um die Ausgießung des Heiligen Geistes zu beten. Ich betete, und es war so wie zu Pfingsten: Einige bekamen prophetische Worte, andere redeten in Sprachen – es war phänomenal. Gott bricht jede Grenze.

Der Unterschied zwischen Pfingstlern und Charismatikern Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Pfingstlern und Charismatikern? Jeder Mensch ist ein Charismatiker, das heißt: Er hat von Gott Gaben bekommen. In Deutschland ist der wesentliche Unterschied struktureller Art: Wir Pfingstler sind als Freikirche in einem Bund organisiert, charismatische Gemeinden sind dagegen unabhängig oder in klassischen Kirchen beheimatet. Ansonsten überwiegen die Gemeinsamkeiten, wobei es je nach Gemeinde natürlich auch unterschiedliche theologische Auffassungen geben kann.

Foto: privat

„Schräge Vögel“: Luther, Wesley, Bonnke Meine Frau meint: „Die Charismatiker sind große Beter, aber oft sind es auch ziemlich schräge Vögel.“ Sind nicht alle Menschen ein wenig schräg? In der Kirchengeschichte kam Erweckung immer dann, wenn eine Sache stark betont wurde. Martin Luther, der Begründer der methodistischen Kirche, John Wesley, oder heute der pfingstkirchliche Erweckungsprediger Reinhard Bonnke waren 23.2014

bzw. sind besonders kantige Typen – aber daran kann man sich auch festhalten. Fokussierung auf eine Sache kann also von Gott gewirkt sein. Als Charismatiker gelten vielfach Christen, die mit Flaggen wedeln, zur Lobpreismusik tanzen und beim Sprachengebet in Verzückung geraten oder in ekstatisches Lachen ausbrechen. Das hat sich etwas gewandelt: Heute werden in charismatischen Gemeinden nicht mehr so häufig Flaggen geschwenkt. Oder nehmen wir die Lobpreismusik: Wie umkämpft war sie, als sie in pfi ngstkirchlichen Gemeinden eingeführt wurde! Heute ist sie selbstverständlich und weit über die charismatischen Gemeinden hinaus segensreich. Für mich gilt deshalb: „Erhalte das Alte und erkenne das Neue!“ Dazu kommt: Was die einen abschreckt, ist für andere anziehend. Ich wünsche mir, dass es in jeder Stadt so viele Kirchengemeinden wie Kneipen gibt. Es ist ein Trugschluss, dass wir mit einer Gemeindeform alle Menschen erreichen können. Nur mit Vielfalt erreichen wir auch viele Menschen. Pfingstkirchen sind für manche Menschen attraktiv – für andere Menschen braucht es andere Gemeindeformen.

Das Geheimnis des Gemeindewachstums Der Bund Freier Pfingstgemeinden in Deutschland zählt zu den ganz wenigen Kirchen, die wachsen. Gibt es ein Erfolgsgeheimnis? Für mich sind inspirierte Leiter, ein auf Jesus Christus ausgerichtetes Leben und eine missionarische Gesinnung sehr wichtig. Dazu kommt das Gebet. Ein Beispiel: Einmal kam ein junger Leiter zu mir und sagte: „Ich habe einen türkischen Freund, aber ich kann ihn nicht überzeugen.“ Ich sagte: „Bring ihn mit.“ Er brachte ihn mit, und sie stritten, wer mit seinem Glauben im Recht war. Ich fragte den türkischen Mann, ob ich für ihn beten dürfe. Er stimmte zu, und ich sprach ein ganz einfaches Gebet: „Jesus, öffne ihm die Augen, damit er dich erkennt.“ Ein halbes Jahr später haben wir ihn in einem See in Hannover getauft – zusammen mit einem Juden, der Christ geworden war. O


IN T ERV IEW

Kann so ein Christsein schädlich sein? Die Fixierung auf den Wortlaut der Bibel, das Missionieren auch unter Muslimen und Juden, übertriebene Heilungsversprechen – dies könne im Extremfall schädlich sein, warnt der Beauftragte für Weltanschauungsfragen der hannoverschen Landeskirche, Pastor Jürgen Schnare. Ich würde diese Warnung ernst nehmen, wenn das, was ich tue, nicht biblisch wäre. Ausschlaggebend ist für mich Jesu Auftrag: „Gehet hin in alle Welt und verkündet das Evangelium“ (Markus 16,15). Ich kann nicht immer darauf achten, was andere Menschen sagen. Verfolgung ist mir aus der kommunistischen Sowjetunion vertraut: Als ich sieben Jahre alt war, musste ich beim Schulappell vor 1.000 Schülern antreten. Ich wurde vom Direktor beschimpft, weil ich keine Pionieruniform trug. Der Direktor sagte: „Schaut euch diesen Gottesanbeter an! Diese Religion ist nicht mehr zeitgemäß.“ Das auszuhalten war nicht leicht, aber es hat mich auch gestärkt, Gott gehorsam zu bleiben. Sie sind in der damaligen Sowjetrepublik Kasachstan aufgewachsen und siedelten mit Ihrer Familie 1988 nach Deutschland über. Wie waren Ihre ersten Eindrücke von Deutschland? Wir kamen mit sechs Kindern, drei Koffern und drei Geschirrkisten hier an. Wir haben viel Wohlwollen, aber auch Ablehnung erlebt. Wir bekamen zunächst eine Wohnung in Eystrup, einem 4.000-Einwohner-Dorf bei Nienburg an der Weser in Niedersachsen. Zu Weihnachten kamen viele Leute aus dem Dorf und brachten uns Geschenke – das war für uns eine einprägsame Erfahrung. Wir sprachen anfangs noch nicht so gut Deutsch, wurden also schnell als Übersiedler erkannt und stießen bei manchen Leuten deshalb auf Ablehnung. Weltweit bin ich ein Deutscher, nur in Deutschland gelte ich als Aussiedler. Aber ich habe meinem Schicksal die Hand gereicht. Ich schäme mich nicht der Region, in der ich aufgewachsen bin.

„Wir sind eine Multikulti-Gemeinde“ Während die deutschen Gemeinden im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden stagnieren, gibt es Wachstum vor allem bei den Gemeinden nicht-deutscher Herkunft. Sie machen inzwischen fast 40 Prozent Ihres Bundes aus. Auch unsere deutschsprachigen Gemeinden sind längst internationale Gemeinden. Unsere Gemeinde in Hannover, in der ich weiterhin Pastor bin, ist keine rein deutsche Gemeinde. Wir predigen zwar in Deutsch, aber die Mitglieder repräsentieren mehr als 20 Nationen, zum Beispiel Griechenland, Spanien, Kroatien, England, Frankreich, Ghana und Brasilien. Wir sind also eine Multikulti-Gemeinde!

Wie integrieren Sie in einer Kirche viele Nationen? In Ihrem Bund gibt es 176 afrikanische Gemeinden, 38 russische, 17 koreanische, 8 Latino-, 6 indonesische und philippinische, 5 persische und 4 tamilische Gemeinden sowie 15 weitere Gemeinden mit Wurzeln in Europa. Wie integrieren Sie die alle?

Das ist vor allem eine Frage der Zeit: In der ersten Generation bleiben die Migrationsgemeinden meist unter sich und sprechen ihre Heimatsprache. In der zweiten Generation wandelt sich das Bild: Die Kinder sind erwachsen geworden, beherrschen die deutsche Sprache und sind in der deutschen Kultur zu Hause. In der Regel öffnen sie sich und bieten auch deutschsprachige Gottesdienste an. An unserem Theologischen Seminar bilden wir auch Pastoren aus, die ursprünglich nicht aus Deutschland kommen. Wichtig ist, dass wir Einwanderer nicht als Fremde betrachten, die uns nichts zu geben haben, sondern dass wir uns gegenseitig in unseren Gaben ergänzen.

Die Stärken von Einheimischen und Ausländern Welche Gaben bringen eingewanderte Christen mit? Sie haben häufig ein hingebungsvolles Gebetsleben – das ist in deutschen Gemeinden oft abhandengekommen. Einwanderer sind auch mutiger, sie sprechen zum Beispiel viel offener über ihren Glauben. Eine Stärke der deutschen Christen wiederum ist: Sie sind weniger gesetzlich und setzen die eigenen kulturellen Überzeugungen nicht so absolut.

Bitte auch kein Armutsevangelium Die größten Gemeinden der Welt sind pfingstkirchlich oder charismatisch. Häufig predigen sie ein Wohlstandsevangelium. Das andere Extrem finden wir in Deutschland: Hier wird häufig „ein Armutsevangelium verbreitet“: Ich bin klein, mein Herz ist sündig, wir haben keine Möglichkeiten. Das Denken ist klein und verzagt. Ich nenne ihnen ein Beispiel aus meinem Leben: Ich habe die Russen gehasst. Die Kommunisten haben zwei meiner Großväter enteignet und erschossen, weil sie Deutsche und wohlhabend waren. Diese Ereignisse wurden in meiner Familie von Generation zu Generation weitererzählt. Als ich nach Deutschland kam, sagte ich zu Gott: „Du kannst mich führen, wohin du willst, aber nicht zurück nach Russland.“ Aber zu Gott kann man so etwas nicht sagen. Ich wurde eingeladen, in Russland an einer Bibelschule zu unterrichten. Nach der Konferenz kam ein Pastor auf mich zu und sagte: „Ich bitte dich um Vergebung für das, was unsere Väter deinen Vätern angetan haben.“ Das hat mich getroffen wie ein Schwert. Ich merkte, dass mein Denken zu eng war. Diese Enge beobachte ich oft auch in Deutschland – und nenne es Armutsevangelium.

Theologische Übertreibungen gibt es in beide Richtungen Theologische Übertreibungen gibt es also in beide Richtungen. Warum bleiben wir nicht in der Mitte? Der Apostel Paulus sagt: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht“ (Philipper 4,13). Aber manche Christen vergessen manchmal den Vers davor: „Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden.“

Foto: Daniel Schaffer

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IN T ERV IEW

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Ein Gottesdienst der Christengemeinde Elim in Hannover. Typisch für Pfingstler sind die zum Gebet erhobenen Hände.

Zu viele leere Versprechungen? Was manche charismatische Gemeinden von anderen unterscheidet: Sie bewerben ihre Veranstaltungen mit dem Versprechen auf Zeichen, Wunder und Heilungen. Versprechen sie zu viel? Der Baptistenprediger Charles Spurgeon (1834–1892) wurde einmal gefragt, warum sich in seiner Gemeinde so viele Menschen zu Jesus Christus bekehren. Er antwortete: „Erwarten Sie, dass sich in Ihrer Gemeinde jemand bekehrt?“ Wer nichts erwartet, bei dem geschieht auch nichts. Ich bete also zu Gott, dass er Gnade schenkt und Wunder wirkt – ob er es tut, überlassen wir ihm. Ich ermutige jeden Christen, auf die biblischen Verheißungen zu vertrauen.

Wir bieten Gebet und Ölsalbung für Kranke an, aber Heilung versprechen kann ich nicht. Wie sollen sich Christen vom Heiligen Geist leiten lassen? Die beste Möglichkeit: Wir sollen im Wort Gottes zu Hause sein. „Lasset das Wort Christi reichlich unter euch wohnen“, schreibt der Apostel Paulus im Brief an die Kolosser 3,16. Je öfter ich die Bibel öffne, desto mehr öffnet sich die Bibel mir. Dazu kommen Gedanken, die der Heilige Geist uns manchmal schenkt. Wenn wir nur im Wort bleiben, werden wir verkorkst. Bleiben wir nur im Geist, könnten wir haltlos werden. Wort und Geist – beides gehört zusammen. Vielen Dank für das Gespräch! P

DIE GEFANGENE DES MONATS JUNI

Seit zwei Jahren in Haft KUBA Sonia Garro Álfonso ist engagierte Christin. Als „Gefangene des Monats Juni“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea die kubanische Christin Sonia Garro Álfonso benannt. Sie wurde im März 2012 zusammen mit ihrem Ehemann Ramon und der inzwischen volljährigen Tochter Elaine verhaftet. Sonia Garro sitzt in Einzelhaft im berüchtigten Frauengefängnis „El Guatao“ in der Hauptstadt Havanna. Auch ihr Gatte befindet sich nach wie vor in Haft. Gegen beide liegt keine offizielle Anklage vor. Sonia Garro engagierte sich aus ihrem christlichen Glauben heraus für gemeinnützige Kinderprojekte, die von ehrenamtlich tätigen Christen organisiert wurden. Solche Aktivitäten werden in Kuba stark reglementiert und sind oft verboten. Außerdem setzte sich Garro für mehr Freiheit für die Kirchen in dem kommunistisch regierten Staat ein. Sie gehört zu den sogenannten „Damen in Weiß“. Diese Frauen gehen 23.2014

Sonia Garro Álfonso befindet sich in Einzelhaft im berüchtigten Frauengefängnis in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Sie ist krank, und ihr wird eine ausreichende medizinische Versorgung verweigert.

sonntags – weiß gekleidet – nach dem Gottesdienst mit einer Gladiole in der Hand von einer Kirche zur nächsten und protestieren so friedlich gegen die Verfolgung Andersdenkender auf Kuba. 2008 verlor Garro ihre Arbeitsstelle als Krankenschwester wegen ihrer christlich-karitativen Arbeit und ihres Einsatzes für Freiheitsrechte. Die IGFM und idea rufen dazu auf, in Briefen an das kubanische Staatsoberhaupt, General Raúl Castro, um die sofortige Freilassung der Christin zu bitten. Sie leidet unter einer Niereninfektion. Ausreichende medizinische Versorgung wird ihr verweigert. Die dunkelhäutige Frau ist ständigen rassistischen Übergriffen des Gefängnispersonals ausgesetzt. P Bitte schreiben Sie an: Präsident Raúl Castro Ruz, via Botschaft der Republik Kuba, Gesellschaftsstr. 8 3001 Bern, Telefax 031 302 98 30


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SYNODE Vom 14. bis 20. Juni wird im niederländischen Zeist die Synode der Herrnhuter BrüderUnität tagen. Doch bereits im Vorfeld zeichnen sich Konflikte für die weltweite evangelische Freikirche ab, die das bekannteste Andachtsbuch herausgibt: die Herrnhuter Losungen. Denn auch die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare soll geregelt werden. Das stößt nicht nur in Afrika und der Karibik auf scharfen Widerspruch, sondern auch im Baltikum. Der Hauptälteste (Leiter) der Brüdergemeine in Estland – Eenok Haamer aus Mustvee – findet deutliche Worte. Matthias Pankau hat ihn besucht. Eenok Haamer ist ein ruhiger und besonnener Mann. Der 79-Jährige strahlt Güte aus, und es erscheint fast unmöglich, sich mit ihm zu streiten. Der lutherische Pfarrer ist seit 2002 Hauptältester der Brüdergemeine in Estland. Und er ist es aus tiefster Überzeugung. „Für die Geschichte des estnischen Volkes war die Herrnhuter Brüdergemeine ungeheuer bedeutsam“, sagt er. Die Missionare aus der sächsischen Provinz – Herrnhut liegt nahe Dresden – hätten die Esten Achtung vor dem Wort Gottes und die Bedeutung der Familie gelehrt: „Sie brachten uns bei, die Bibel als Autorität zu sehen.“ Umso mehr schockiert es ihn, dass sich nun ausgerechnet die

Die Herrnhuter Brüdergemeine Die Ortschaft Herrnhut in der sächsischen Oberlausitz – zwischen Dresden und Zittau – geht auf die Anfangszeit der Brüdergemeine zurück. Im Juni 1722 kamen die ersten Nachfahren der Böhmischen Brüder auf das Gut des Reichsgrafen Zinzendorf und gründeten den Ort. Sie hatten wegen ihres evangelischen Bekenntnisses aus ihrer alten Heimat in Böhmen und Mähren fliehen müssen. Dort war infolge des Westfälischen Friedens von 1648 als Konfession nur noch der Katholizismus erlaubt. Zinzendorf, der zu dieser Zeit mit seiner Frau noch in Dresden lebte, hatte ihnen Zuflucht gewährt. Nur fünf Jahre später zog er selbst nach Herrnhut. Aus seiner lutherisch-pietistischen Prägung und der Frömmigkeit der Böhmischen Brüder entstand schließlich die Herrnhuter Brüdergemeine als eigenständige Bewegung. Heute zählt sie in Deutschland rund 6.000 Mitglieder. Sie hat eine Zwischenstellung zwischen Landes- und Freikirchen – ist der EKD angegliedert und zugleich Gastmitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF). Aufgrund einer regen Missionstätigkeit wuchs die Brüdergemeine rasch über die damaligen Grenzen hinaus. b www.ebu.de • 035873 4870

Herrnhuter Brüder-Unität Mitglieder weltweit ca. 1.100.000 in 1.646 Gemeinden in 31 Ländern Europa 20.000 davon in: Deutschland 5.750 Schweiz 280

BRANDENBURG SACHSEN

POLEN POLE PO LEN N

SCHLESIEN S

Bautzen

Görlitz

Herrnhut

Dresden

Zittau

Herrnhuter Brüdergemeine in Deutschland in bestimmten ethischen Fragen offenbar von dieser Autorität entfernt.

Für Homo-Partnerschaften bei den Herrnhuter? Konkret geht es um die Segnung homosexueller Partnerschaften. Hier möchte die Synode Mitte Juni in Zeist gern zu einer Lösung kommen. Dabei ist das Thema nicht neu in der Brüder-Unität. Bereits in einem Beschluss der Provinzialsynode aus dem Jahr 2000 hieß es unter anderem: „Die Herrnhuter Brüdergemeine sieht sich als eine Kirche, in der auf Dauer angelegte Partnerschaften von Liebe und Treue zwischen zwei Männern oder zwei Frauen ebenso respektiert werden wie andere Partnerschaften zwischen erwachsenen Menschen.“ Und weiter: „Grundsätzlich brauchen alle auf Dauer angelegten Partnerschaften von Liebe und Treue den Segen Gottes.“ 2012 bat die Synode die Theologische Kommission unter Vorsitz von Volker Schulz (Basel), Material zum weiteren Gespräch in den Gemeinden zusammenzustellen. Daraufhin legte diese den Synodalen und der Direktion im September 2013 eine Stellungnahme vor, in deren Vorwort es unter anderem heißt: „Wir wollen auch deutlicher als bisher sagen, dass wir die Möglichkeit von Segenshandlungen für gleichgeschlechtliche Partnerschaften in der Brüdergemeine für theologisch legitim und wünschenswert halten.“ Zwar sei es unstrittig, dass einzelne Bibelstellen bestimmte homosexuelle Praktiken verurteilten. Offen sei aber die Frage, inwieweit diese für das Leben von Christen heute noch verbindlich sein könnten. Vielmehr müssten sie im Gesamtkontext der Bibel verstanden werden.

„Der Zeitgeist spricht Deutsch“ Eenok Haamer erinnert dieses Argumentationsmuster sehr an die EKD-„Orientierungshilfe“ zu Ehe und Familie vom Sommer letzten Jahres. Darin rückt die Kirche von der traditionellen Ehe als alleiniger Norm ab und schließt etwa auch eingetragene gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften ein. „Der Zeitgeist spricht immer deutlicher Deutsch“, sagt Haamer. Es ist ihm unverständlich, dass die Frage der Segnung homosexueller Partnerschaften ein solches Gewicht bekommt, dass nun sogar die Angst vor einer

SUDETENLAND

TSCHECHIEN

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FINNLAND

RUSS

F R E I LAND K I RC H E N

Fotos: kairospress, Peter Isterheld

SCHWEDEN

Ostsee

Tallinn (dt.: Reval) Mustvee (Tschorna) ESTLAND Tartu (Dorpat)

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Spaltung der Herrnhuter Brüder-Unität umgeht. Und er versteht nicht, warum nicht mehr Herrnhuter den Mut haben, klar gegen solche Segenshandlungen Stellung zu beziehen. So habe ihm ein Synodaler aus Deutschland gestanden, dass er zwar genauso denke wie er, das aber nicht laut sagen könne. „Vor wem fürchten wir Christen uns eigentlich?“, fragt Haamer. Besonders verletzt haben ihn Vorhaltungen aus Deutschland, die Intoleranz gegenüber Homosexuellen im Baltikum sei ein Überbleibsel aus jener langen Zeit (bis 1991), in der Estland sowjetisch besetzt war. Solche Äußerungen zeugten von Unkenntnis der Geschichte: „Wir sind nicht Schüler dieses Systems. Wir haben die Bibel gelesen“, hält er entgegen. Und deswegen hätten die kommunistischen Machthaber Christen verfolgt – um ihres Glaubens willen. Eenok Haamer weiß, wovon er spricht. Sein Vater Harri Haamer (1906–1987) musste wegen seiner klaren Verkündigung acht Jahre Zwangsarbeit in Sibirien leisten. Er war nicht bereit, seinem Glauben an Christus abzuschwören.

ne – Ludwig Graf von Zinzendorf – in der Olaikirche in der Hauptstadt Tallinn (die damals noch Reval hieß). Bei diesem Besuch spendete er 200 Taler, damit die bereits in die estnische Sprache übersetzte Bibel endlich gedruckt werden konnte. Drei Jahre später erschien die erste gedruckte vollständige Bibel auf Estnisch. Fortan lernten die meisten Esten das Lesen und Schreiben mit der Heiligen Schrift. Um 1830 hatte die Brüdergemeine in Estland rund 50.000 Mitglieder; etwa 100.000 besuchten regelmäßig die Bibelstunden. Zum Vergleich: Zur selben Zeit zählte die Brüdergemeine in Deutschland „nur“ 25.000 und im Rest der Welt 45.000 Mitglieder. Haamer: „Wohl kein anderes Volk war damals so vom lebendigen Glauben erfüllt wie das estnische.“

20.000 Esten nach Sibirien verschleppt

Nach der Erweckung gab es keine Verbrechen mehr

Die Mutter, er selbst und seine drei Geschwister versteckten sich jahrelang an den unterschiedlichsten Orten auf der Flucht vor Stalins Schergen. Allein 1949 wurden über 20.000 vom kleinen Volk der Esten (1,3 Millionen) in Viehwaggons in die Weiten Sibiriens verschleppt; viele starben. „Es ist mir unbegreiflich, wie man angesichts solcher Tatsachen behaupten kann, wir Esten seien bis heute von den Sowjets verbogen und hätten deshalb etwas gegen Homosexuelle“, so der 79-Jährige. Vielmehr hätten die Diktatur-Erfahrungen das klare und unverfälschte Bibelverständnis der Christen in Estland und anderen Okkupationsstaaten „konserviert“. Er fühle sich der Heiligen Schrift verantwortlich, sagt er. Und darin werde praktizierte Homosexualität eindeutig als Sünde abgelehnt: „Warum muss ich mich nun vor einer Synode für meinen Glauben rechtfertigen?“

An vielen Orten kam es zu geistlichen Aufbrüchen, so etwa auf Estlands größter Insel Saaremaa. „Dort brach zwischen 1741 und 1745 eine große Erweckung aus“, erzählt Eenok Haamer. „Das hatte zur Folge, dass es bald keine Verbrechen mehr gab. Die Gefängnistore standen offen, und die Menschen schlossen auch ihre Häuser nicht mehr ab.“ Knapp 200 Jahre sei das so geblieben, bis 1939 die Sowjets auf die Insel kamen und die offen stehenden Türen als „Einladung zum Diebstahl“ verstanden, wie es der Pfarrer formuliert. Erst da hätten die Insulaner wieder begonnen, ihre Häuser abzuschließen. Eenok Haamer erzählt solche Episoden, um zu zeigen, wie dankbar die Esten noch heute für die Herrnhuter Missionare sind. „Nach knapp 300 Jahren wollen wir etwas von dem Segen zurückgeben, den wir erfahren haben.“ Dass der couragierte Pfarrer damit den richtigen Kurs verfolgen könnte, legt eine Äußerung eines früheren Bischofs der Herrnhuter Brüdergemeine nahe. Dieser soll ihm gegenüber gesagt haben: „Ihr kommt aus Estland und bringt uns vielleicht zurück zu dem, was wir vergessen haben.“ P

Die Herrnhuter prägten Estland Um zu ermessen, wie bedeutsam die Herrnhuter für das estnische Volk waren, hilft ein Blick in die Geschichte. 1736 predigte der Begründer der Herrnhuter Brüdergemei-

LETTLAND Riga

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Eenok Haamer

Panoramablick auf Herrnhut (unter des Herrn Hut). Inmitten der Stadt in der sächsischen Oberlausitz befindet sich der Kirchsaal der Brüdergemeine.

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Kirche, Kultur und KGB KULTURHAUPTSTADT Riga ist Kulturhauptstadt 2014. Die lettische Metropole hat eine lange deutsche Geschichte und eine fast 500-jährige protestantische Tradition. Jetzt arbeitet sie auch das schwierige lettisch-russische Verhältnis auf. Matthias Pankau war dort.

Eine bunte deutsche Gemeinde Markus Schoch ist Pfarrer der Deutschen evangelisch-lutherischen Kirche Lettlands mit ihren rund 450 Mitgliedern. Seine Aufgabe ist die geistliche Versorgung der deutschsprachigen Minderheit in Lettland. Die ist bunt und vielfältig. Sie reicht von den Nachfahren des Deutschen Ordens und der Hanse aus dem 12. Jahrhundert bis

zu Studenten und binationalen Familien. Sie alle kommen sonntags hier im Dom zusammen, um gemeinsam auf Gottes Wort zu hören und das Abendmahl zu empfangen. Da ist zum Beispiel Michael Chittka mit Sohn Felikss (3). Der 45-Jährige ist mit einer Lettin verheiratet und lebt seit zehn Jahren in Riga. Warum er in den deutschsprachigen Gottesdienst kommt? „Wegen der klaren und nüchternen Predigt und wegen des Austauschs mit den anderen.“ Oder da ist die 75-jährige Mirdza Kiploka, deren Großmutter Deutsche war. Sie wurde als Kind zwar noch christlich erzogen, später in der Sowjetunion aber war es ihr als Lehrerin untersagt, Gottesdienste zu besuchen. Erst nach der Unabhängigkeit Lettlands von der Sowjetunion 1991 fand sie den Weg zurück in die Kirche. Heute ist ein Sonntag ohne deutschsprachigen GottesMirdza Kiploka dienst für sie nur schwer vorstellbar.

Aus Kirchen wurden Speicher und Konzertsäle Die Kirche in Lettland sowie im gesamten Baltikum ist historisch eng mit Deutschland verknüpft. Über Jahrhunderte war sie aufgrund der Christianisierung durch den Deutschen Orden und die rege Handelstätigkeit der Hanse-

Fotos: kairospress (2)

Der deutschsprachige Gottesdienst im Dom zu Riga ist ein Geheimtipp – jedenfalls an diesem Sonntag. Denn das mächtige Portal zu dem beeindruckenden Gotteshaus ist noch durch ein Gitter verschlossen. Der Grund: Für Touristen, die den Dom nur besichtigen wollen, wird erst um 12 Uhr geöffnet. Wer bereits zwei Stunden früher zum Gottesdienst möchte, muss sich irgendwie bemerkbar machen – dann erscheint ein Mitarbeiter des Doms und gewährt Einlass. Im Inneren weisen kleine Schilder den Weg zum Kapitelsaal. Dort geht’s bereits lebendig zu. Einige Frauen richten die Stühle oder teilen Liederbücher aus, andere bereiten die Tische fürs anschließende Kirchen-Café vor. Pfarrer Markus Schoch entzündet die Kerzen auf dem Altar. Anschließend zieht er sich seinen Talar über und begrüßt die eintreffenden Gäste. Kurz darauf braust kräftiger Gesang durch den Dom – „Nun jauchzt dem Herren, alle Welt …“.

Lettland 2 Mio. Einwohner Katholiken: Orthodoxe: Lutheraner: Juden: Muslime:

400.000 400.000 250.000 9.000 6.000

Kulturhauptstadt 2014: Riga ideaSpektrum 23.2014


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Fotos: kairospress (3)

Links der evangelische Dom zu Riga. Rechts: Pfarrer Markus Schoch beim deutschsprachigen Gottesdienst im Kapitelsaal des Doms.

Kaufleute deutsch geprägt. Die Sprache im Konsistorium war Deutsch. Auch die Ausbildung an der Universität in Dorpat (heute Tartu in Estland) wurde auf Deutsch vermittelt. Bereits 1522 wurde die Reformation in Riga eingeführt – früher als in vielen Städten im heutigen Deutschland. Einen Abbruch dieser Tradition brachte das Jahr 1939, als das Deutsche Reich und die Sowjetunion den sogenannten Hitler-Stalin-Pakt unterzeichneten. Der Vertrag garantierte dem Deutschen Reich die sowjetische Neutralität bei einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Polen und den Westmächten. Andererseits gestattete er der Sowjetunion, im Ersten Weltkrieg verlorene Territorien des russischen Kaiserreichs wiederzugewinnen. Dazu gehörte auch das Baltikum, weshalb die deutsche Bevölkerung von dort ausgesiedelt wurde. Deutschsprachige Gottesdienste gab es fortan nicht mehr. Viele Kirchen dienten den Sowjets in den Jahrzehnten darauf als Lager oder als Konzertsaal, so auch der Dom in Riga. Die Kirche aus dem 13. Jahrhundert

wurde 1959 zur „Konzerthalle der städtischen Philharmonie“ umfunktioniert. Die umklappbaren Rückenlehnen der Kirchenbänke erinnern noch daran. Sie lenkten den Blick der Konzertbesucher weg vom Altar hin zur Orgelempore. Die meisten angehenden Organisten mussten übrigens eine Erklärung unterzeichnen, niemals in einem Gottesdienst zu musizieren. In den 60er Jahren begann dann der lettische Pfarrer Harald Kalnins an der nicht weit vom Dom entfernten Jesuskirche – dort wirkte einst Johann Gottfried Herder (1706–1763) – Bibelstunden in deutscher Sprache zu halten. Hintergrund war, dass die kommunistische Führung in dieser Zeit viele einst nach Sibirien und Mittelasien Deportierte aus Haft und Zwangsarbeit entließ. Allerdings durften sie nur 300 Kilometer von ihrem früheren Wohnort entfernt wohnen. So kamen unter anderem viele Russlanddeutsche ins Baltikum. Sie baten Pfarrer Kalnins, nicht nur Bibelstunden, sondern auch Gottesdienste in deutscher Sprache zu O

Tallinn/Reval

RUSSLAND

ESTLAND

Wolmar

LETTLAND Riga Doblen

Dünaburg

Libau

Memel

LITAUEN Wilna

RUSSLAND

Kaliningrad/Königsberg

OSTPREUSSEN ideaSpektrum 23.2014

POLEN

WEISS RUSS LAND 150 km l ideaGrafik


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Schwarzhäupterhaus – einst Gilde der ledigen deutschen Kaufleute – in Riga. Rechts: Die evangelische Jesuskirche in der lettischen Hauptstadt

Zentrum der lutherischen Kirchen in der Sowjetunion „Die Jesuskirche in Riga ist damit die Wiege der wiedererstandenen lutherischen Kirche in Russland und den anderen ehemaligen sowjetischen Republiken“, erklärt Markus Schoch. Über die Jesuskirche wurden 1990 im Zeichen der Entspannung unter Gorbatschow beispielsweise Gemeinden im ganzen Land mit Bibeln und anderer christlicher Literatur versorgt. Im Archiv finden sich Hunderte bewegende Zuschriften von Männern und Frauen, die um die Heilige Schrift in ihrer Sprache bitten. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 blieb Riga noch kurze Zeit Bischofssitz der deutschen Kirche. Dann wurde die Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland und Anderen Staa-

Was ist eine Kulturhauptstadt? Die Kulturhauptstadt Europas ist eine Kulturinitiative der Europäischen Union. Seit ihren Anfängen im Jahr 1985 hat sie sich zu einer der prestigeträchtigsten und hochrangigsten kulturellen Veranstaltungen in Europa entwickelt. Jährlich wird der Titel an mindestens zwei Städte der EU vergeben. Zusätzlich können weiterhin Nicht-Mitgliedstaaten Kulturhauptstädte stellen, wie etwa 2010 die Türkei mit Istanbul. Die Benennung der Kulturhauptstädte soll dazu beitragen, den Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten des kulturellen Erbes in Europa herauszustellen und ein besseres Verständnis der Bürger Europas füreinander zu ermöglichen.

ten (ELKRAS) gegründet. Seitdem residiert der Erzbischof in St. Petersburg. In Lettland entstand die eigenständige Deutsche evangelisch-lutherische Kirche. Zu ihr gehören fünf Gemeinden, für die Markus Schoch zuständig ist: Riga, Dünaburg (Daugavpils), Doblen (Dobele), Libau (Liepaja) und Wolmar (Valmiera). In Riga hält er jeden Sonntag Gottesdienst – jeden ersten des Monats in der Jesuskirche, an den anderen dreien im Dom –, in den übrigen vier Gemeinden ist er jeweils einmal im Monat. Heute Nachmittag ist Gottesdienst in der Trinitatiskirche im 200 Kilometer entfernten Libau. Rund dreieinhalb Stunden ist der 48-Jährige dafür mit seinem Skoda Fabia auf lettischen Landstraßen unterwegs. Aber heute lohnt sich die Fahrt besonders. Denn nach dem Gottesdienst steht noch ein fröhliches Zusammensein im „Deutschen Haus“, dem Gemeindehaus, auf dem Programm – mit Kaffeetrinken und viel Gesang. „Diese Art der Gemeinschaft und des Austauschs ist den Menschen ganz wichtig“, erläutert Schoch. Am Abend ist er noch zu einem Geburtstag eingeladen, weshalb er über Nacht in Libau bleiben wird.

Weltkulturerbe auf einem Quadratkilometer Zurück in Riga. Nicht nur der Dom oder die benachbarte St. Petrikirche, die bis 1973 Ruine war und heute ein städtisches Museum beherbergt, erinnern an die starken deutschen Einflüsse. Auch sonst finden sich dafür in der knapp ein Quadratkilometer großen Altstadt, die zum UNESCOWeltkulturerbe zählt, allenthalben Zeugen aus Bronze und Stein. Etwa das Schwarzhäupterhaus – einst Gilde der ledigen deutschen Kaufleute. Inschriften auf der Fassade wie „Den Gerechten Gott liebt und ehrt, sein Geschlecht er seg-

Fotos: kairospress (2)

halten. Das sprach sich bald in der Sowjetunion herum, dass sogar aus Königsberg (Kaliningrad) oder St. Petersburg Gruppen kamen, um diese Gottesdienste mitzuerleben.


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net und vermehrt“ oder „Wider Gesetz und Gewissen handeln, thut Gottes Segen in Fluch verwandeln“ erinnern daran. Das beeindruckende Gebäude wurde zur 800-Jahr-Feier der Stadt 1999 originalgetreu wiederaufgebaut, nachdem es im Krieg schwer zerstört und 1948 gesprengt worden war. Gegenwärtig residiert Staatspräsident Andris Beˉ rzin¸š darin, weil sein eigentlicher Amtssitz, das Schloss, gerade restauriert wird. Unbedingt sehenswert ist auch Rigas Neustadt. Sie hat Jugendstilbauten in einer Fülle zu bieten, wie man sie sonst wahrscheinlich nur noch in Paris findet.

Minderheit im eigenen Land. Das liegt zum einen daran, dass zu Zeiten der Sowjetunion ganz gezielt Russen hier angesiedelt wurden. So sank der Bevölkerungsanteil der Letten zwischen 1935 und 1989 von 77 % auf 52 %. Zum anderen verlassen nach wie vor viele junge, gut ausgebildete Letten das Land, um anderswo Arbeit und ihr Glück zu finden. Allein zwischen 2010 und 2013 waren das 10 % der Gesamtbevölkerung – in einem Land mit gerade mal knapp zwei Millionen Menschen ein gewaltiger Aderlass.

Vergangenheitsbewältigung auf Lettisch

Die Ereignisse in der Ukraine haben zudem bei vielen Letten Ängste vor einer erneuten Okkupation geweckt. „Ob diese begründet sind oder nicht – man muss sie ernst nehmen“, sagt Markus Schoch. Für zusätzlichen Unmut bei vielen Letten sorgt, dass sich ein Großteil der Russen im Land weigert, Lettisch zu lernen und sich einem Einbürgerungstest zu unterziehen. Im Gegenzug verweigert man solch integrationsunwilligen Russen die Staatsbürgerschaft – selbst wenn sie im Land geboren sind. Sie sind sogenannte „Nichtbürger“. Das heißt, sie bekommen Pässe, die ihnen zwar ein Aufenthalts-, nicht aber ein Wahlrecht zugestehen. „Das Verhalten beider Seiten birgt Konfliktpotenzial“, so Schoch.

Aber nicht nur Architekturfreunde kommen in Riga auf ihre Kosten. Die diesjährige europäische Kulturhauptstadt nutzt das Jahr auch, um die Zeit zwischen Zweitem Weltkrieg und der Unabhängigkeit des Landes 1991 aufzuarbeiten. Das sogenannte „Okkupationsmuseum“ beleuchtet sowohl die deutsche (1941–1945) als auch die deutlich längere sowjetische Besatzung (1940–41/1945–1991) des Landes. Täglich kommen bis zu 200 Menschen aus aller Welt, um sich über das Schicksal der Letten zwischen 1940 und 1991 zu informieren – 51 Jahre Besatzung und Fremdbestimmung, in der auch die rot-weiß-rote Nationalflagge verboten war. Einen Schwerpunkt setzt die Schau auf die Zeit des Zweiten Weltkrieges – auf den nationalsozialistischen, vor allem aber kommunistischen Terror, dem allein 1941 rund 25.000 Menschen zum Opfer fielen; das entsprach 1,25 % der lettischen Gesamtbevölkerung.

Großer Andrang beim KGB-Museum Wie groß das Interesse an der Aufarbeitung der kommunistischen Besatzung des Landes ist, zeigt auch ein weiteres Museum – das KGB-Museum. Es hat erst am 1. Mai eröffnet. Die Führungen sind allerdings Wochen im Voraus ausgebucht. „Mit so einem Andrang haben wir nicht gerechnet“, sagt eine Mitarbeiterin. Mitunter bilden sich Warteschlangen im Innenhof des Gebäudekomplexes. Schulklassen, Familien, Studenten und Touristen wollen wissen, wie das damals war, als der KGB hier sein Schreckensregime führte. Man sollte nicht zart besaitet sein. Nicht umsonst haben Kinder unter 12 Jahren allein keinen Zutritt. Zu besichtigen sind unter anderem die Verhörzimmer, die Arrestzellen und die Folterräume im Keller des Gründerzeithauses. Besonders bedrückend ist der original erhaltene Raum, in dem sogenannte „Konterrevolutionäre“, also Gegner des Kommunismus, per Genickschuss hingerichtet wurden. Es waren Hunderte.

Angst vor einer erneuten Besetzung

Letten sind lutherisch, Russen orthodox Auch vor diesem Hintergrund ist die konfessionelle Zugehörigkeit für viele Letten besonders wichtig. Als Letten sind sie Lutheraner – in Abgrenzung zu den Russen, die orthodox sind. Ob dabei jeder genau weiß, wo die Unterschiede liegen und was der Reformator gelehrt hat, bezweifelt Markus Schoch. Aber in seinen Gottesdiensten ist jeder willkommen – ob Lette, Russe oder Deutscher. Denn er hält’s mit Paulus: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus“ (Galater 3,28). P www.kirche.lv b

Fotos: kairospress

Wie Letten zur Minderheit im eigenen Land wurden Die Eröffnung des Museums fällt in eine Zeit, in der das Verhältnis zwischen lettischer und russischer Bevölkerung in Lettland ohnehin angespannt ist. In manchen Städten wie etwa Dünaburg, der zweitgrößten Stadt des Landes, stellen die Russen knapp 80 %. Die Letten sind dort eine

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Markus Schoch, Pastor der Deutschen evangelisch-lutherischen Kirche Lettlands, Rūpniecības iela 7-11a, LV – 1010 Rīga, Tel.: 00371 67211251


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

8 Tipps für eine gelungene Jugendarbeit JUNGE KIRCHE Viele junge Christen engagieren sich mit Begeisterung für die Jugendarbeit in ihren Gemeinden. Eine gelungene Jugendarbeit ist aber meist das Ergebnis von großem Zeitaufwand, Erfahrungen, Gottvertrauen und Kreativität. Sie erfordert ständiges Nachdenken und oft auch eine Neuausrichtung. Cathrin Reich, Coach für Jugendleiter beim internationalen christlichen Mentoringnetzwerk „Lead222“ (Neuss), gibt Dir 8 Tipps, damit auch Deine Jugendarbeit gelingt.

Sei der größte Fan Deiner Jugendlichen! Nur wenn Du sie bedingungslos lieben und annehmen kannst, werden sie Dir vertrauen. So strömt Gottes Liebe zu ihnen weiter, und diese Liebe verändert Menschenleben.

2. Nie ohne Erwachsenengemeinde Jugendarbeit hat oft viele neue Ideen. Dabei kann es passieren, dass sie sich nach und nach von dem Rest der Gemeinde abkoppelt. Denke immer daran: Wir sind eine Kirche! Gott hat uns als junge und ältere Christen zusammengestellt, und jeder hat seine Berechtigung. Eine Jugendarbeit, die auf die Weisheit und Erfahrung von älteren Christen zurückgreifen kann, hat viel mehr Power.

3. Baue Dir ein gutes Team! Ein gutes Mitarbeiterteam ist die wichtigste Grundlage für eine gelungene Jugendarbeit. Achte darauf, dass die Mitarbeiter überzeugte Christen sind. Jeder ist ein Vorbild für die jungen Menschen. Daneben sollte die Gruppe sich untereinander gut verstehen und die Gaben der jeweils anderen kennen. Ein praktischer Tipp: Wenn man einmal im Jahr zusammen wegfährt, um miteinander zu planen, zu

B e su cht uns au ch au f

träumen und Spaß zu haben, schweißt das unglaublich zusammen.

4. Bleibe ständig in Bewegung! Mache es zur Gewohnheit, die Arbeit regelmäßig in der Leitungsgruppe auszuwerten: Wie ist der Jugendabend gelaufen? Wo hat es Probleme gegeben? An wen sollte ein dickes Lob verteilt werden? Daneben macht es Sinn, sich ab und zu länger Zeit zu nehmen, um zu sehen, wo die Gruppe mit ihrer Arbeit steht. Was gibt es für Veränderungen? Welche Bedürfnisse haben die Jugendlichen? Passe die Arbeit immer wieder an, ohne aber bei den Inhalten Kompromisse zu machen.

5. Kopieren ist erlaubt! Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, sich als Team Inspiration von außen zu holen – nutzt davon so viele wie möglich! Besucht gemeinsam Kongresse, lest Bücher, hört Euch Predigten an, lasst Euch schulen. Kopieren ist erlaubt!

6. Von und für Jugendliche Viele Jugendliche konsumieren das Angebot, ohne selber aktiv zu werden. Das frustriert Jugendleiter. Ein wichtiger Tipp: Binde die jungen Leute ein! An welchen Stellen

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können kleine Aufgaben an Jugendliche abgegeben werden? Wo sind Begabungen und Talente? Wenn Jugendliche mitmachen, wird die Arbeit zu ihrer Sache, und sie bringen Freunde mit. Wichtig: Gib ihnen dafür alle Unterstützung, die sie brauchen!

7. Mentor sein und einen haben Ein Mentor ist ein älterer und erfahrener Wegbegleiter, der sich regelmäßig Zeit für eine jüngere Person nimmt. Dabei geht es um Weiterentwicklung – bezogen auf den Charakter und die Kompetenzen. Frage Dich regelmäßig: In wem sehe ich Potenzial, wen möchte ich als Mentor begleiten? Als Leiter kann man sehr einsam werden. Suche Dir deshalb auch selbst jemanden, der Dich persönlich unterstützt und der für Dich betet.

8. Sei im Kontakt mit Gott Jesus hat aus der Stille heraus alle Kraft bekommen, die er brauchte, um Wunder zu tun. Zeiten alleine mit Gott oder mit anderen Christen sind so wichtig wie die Jugendarbeit. Nur in Gottes Nähe bekommst Du alle Kraft und Orientierung, die Du als Leiter brauchst. Schau immer wieder, was uns die Bibel sagt! Sie soll die Richtschnur sein, was wir an die junge Generation weitergeben. b www.lead222.de

Fo l g t uns au f

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Foto: privat

1. Liebe sie bedingungslos!


DI E K LE I N E K A NZ E L

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Pastor Eckhard Schaefer (Bremen) bekleidete von 1988 bis 2000 als Bundesdirektor und Generalsekretär eines der höchsten Leitungsämter des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden).

» Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit. « Aus dem Brief des Paulus an die Galater 5,22–23a

Foto: privat

Pfingsten macht uns zu lebendigen Bibeln Es war an einem Pfingstsonntag, beim Mittagessen klingelt mein Telefon. „Können Sie mir kurz sagen, was Pfingsten ist?“, will eine Dame wissen, die sich an der Rezeption eines 4-Sterne-Hotels um die Gäste kümmert. „Wenn Sie Zeit haben, wiederhole ich Ihnen meine Predigt von heute morgen.“ „Bloß nicht. Möglichst nur einen Satz. Hier ist ein Gast aus einem arabischen Land, der will wissen, warum heute Pfi ngsten gefeiert wird. Und es gehört zu unserem Kundendienst, dass wir keine Antwort schuldig bleiben.“ Pfingsten in einem Satz erklären?! „Sie haben sicherlich Bibeln ausliegen. Bitten Sie Ihren Gast, die ersten Abschnitte im Neuen Testament zu lesen. Da erfährt er, was Jesus Christus getan und gelehrt hat. Pfingsten ist die Fortsetzungsgeschichte davon. Dafür sorgt der Heilige Geist. Der

ist der gegenwärtig wirksame, erlösende, heilende Gott. Der macht, dass das, was Jesus begonnen hat, seitdem in der ganzen weiten Welt durch seine Kirche geschieht.“ Ob der ausländische Gast während seines Aufenthaltes in Deutschland wohl Menschen begegnet, in denen sich widerspiegelt, was Jesus wollte? „Herr, mache mich zu einem Jünger, der an dich erinnert.“ Dieses Gebet hängt über meinem Schreibtisch. Ob dieser Gast in unseren Kirchen Predigten hört, die nicht nur informieren, wie es vor 2.000 Jahren war? Denn der Heilige Geist redet auch heute. Er überführt von Sünde und spricht uns Gottes rettende Gnade zu. Gehört es auch zu unserem „Kundendienst“, dass wir als Christen der Welt keine Antwort schuldig bleiben? Wir sind durch den Heiligen Geist Repräsentanten Gottes auf Erden, lebendige Bibeln. P

Ja, auch ich abonniere idea Spektrum Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)

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PORTRÄT Im Kindergottesdienst kann man auch mit 37 Christ werden KINDERKIRCHE Viele machen erstmals durch den Kindergottesdienst (in Freikirchen die Sonntagsschule) Bekanntschaft mit dem christlichen Glauben. Doch manchmal werden sogar Erwachsene durch den Kindergottesdienst Christen. So ist es bei Torsten König gewesen. Julia Bergner stellt ihn vor.

Je mehr da sind, umso besser Meistens kommen zwischen 15 und 20 im Alter von ein bis zehn Jahren. Je mehr da sind, desto mehr Freude bereitet es ihm, sagt Torsten König. Für den

Kindergottesdienst macht die Kirchengemeinde immer wieder Werbung. In Gonzenheim gibt es – entgegen dem Trend – jeden Sonntag einen Gottesdienst für die Kleinen. Diese Kontinuität ist Torsten König sehr wichtig.

Taufe mit 37 Jahren Als er mit seiner Familie 2004 in den Vordertaunus zog, suchte er Anschluss in der neuen Heimat. Er probierte es mit der Kirchengemeinde und begleitete jeden Sonntag seine beiden Töchter – damals ein und vier Jahre alt – in den Kindergottesdienst. Vor drei Jahren fragte ihn schließlich die Gemeindepfarrerin, ob er nicht im Kindergottesdienstteam mitarbeiten wolle. Er nahm begeistert an: „Meine Kinder und ich haben so viel davon gehabt. Ich wollte von dem Empfangenen etwas zurückgeben.” Torsten König selbst ist Christ – dank der Kindergottesdienste. Er wuchs in der DDR auf. In der entkirchlichten Gesellschaft ging er als Kind und Jugendlicher nur an Weihnachten in den Gottesdienst in seiner Heimatstadt Leipzig. Der kindliche, fröhliche und unbeschwerte Glaube, den er dann im Kindergottesdienst in

Bad Homburg erfuhr, machte ihm die Hinwendung zu Gott leicht. Vor fünf Jahren ließ er sich – im Alter von 37 Jahren – taufen. Es sei kein plötzlicher Gedanke gewesen, sagt er. „Es war ein Prozess. Wir sind immer wieder in die Gemeinde gegangen, haben Menschen und Gott kennengelernt, haben uns hier wohlgefühlt.“

Der größte Lohn … Mittlerweile sind seine Töchter dem typischen Kindergottesdienstalter entwachsen. Aber König macht weiter. Gemeinsam mit dem Team hat er vor ein paar Monaten Gottesdienste für 10- bis 13-Jährige entwickelt. Seine jüngere Tochter nimmt das Angebot begeistert an. Für Torsten König ist es wichtig, die Kinder nicht zu verlieren. „Der größte Lohn für mich ist, wenn sie nach dem Kindergottesdienst dabeibleiben. Wenn ich dazu beigetragen habe, dass sie das Interesse an der Kirche und an Gott nicht verlieren, wäre das toll.“ P

Foto: privat

Sonntagmorgens ist der 42-jährige Banker Torsten König immer der Erste im evangelischen Gemeindehaus in Bad Homburg-Gonzenheim bei Frankfurt am Main. Er genießt die Stille im Gebäude. Ganz in Ruhe kann er jetzt den Kindergottesdienst vorbereiten. Er legt den runden Teppich aus, platziert die Kissen darauf, teilt die Liederbücher aus. Dann überfliegt er noch einmal seine Notizen. Heute wird es um Josef gehen. Die Geschichte des jungen Israeliten, der von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft wird, dort zu einigem Ruhm gelangt und sich schließlich wieder mit seiner Familie versöhnt, ist eine seiner Lieblingserzählungen. Torsten König mag Geschichten, die man anschaulich darstellen kann. Er hat Spiele vorbereitet, Bastelmaterialien liegen auf den Tischen. Die Kinder sollen nach der Stunde erfüllt nach Hause gehen und Josef und seine Brüder nicht wieder vergessen.

DAS WORT DER WOCHE »Wir glauben, dass jeder für das, was er auf Erden tut, einmal Rechenschaft ablegen muss. Das hilft, anständig zu leben. « Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick auf dem Katholikentag letzte Woche in Regensburg

23.2014


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