Idea Spektrum Schweiz 19/2014

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7. Mai 2014 | 19

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Die Gemeinde wird bunter

Immer mehr Menschen aus anderen Nationen leben in der Schweiz. Wie christliche Gemeinden darauf reagieren.

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4 CFT Ansporn zum Handeln in der Gesellschaft | 5 Leben live Wie Thuner Christen ein Feuerwerk f端r das Leben z端nden | 18 Sprache Stefan Felber antwortet Wolf Schneider 28 Losungen In Herrnhut wurden die Bibelverse f端r 2017 ausgelost www.ideaschweiz.ch


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I NSE R AT E AKTION FÜR VERFOLGTE CHRISTEN UND NOTLEIDENDE

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Verurteilt im Iran Samstag, 14. Juni 2014 10.30–16.30 Uhr Im Zentrum der Freien Christengemeinde Delfterstrasse 14 I 5000 Aarau ab 9.45 Uhr Kaffee und Gipfeli ganzer Tag Kinderprogramm Besondere Gäste Maryam und Marziyeh Sie verbrachten neun Monate im Evin-Gefängnis im Iran Farzad Imam-Anwärter und HauptI mann im Krieg gegen den Irak, heute Leiter der Flüchtlingsprojekte in Griechenland Unser Auftrag AVC steht verfolgten Christen bei AVC hilft Notleidenden AVC macht Jesus Christus bekannt

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idea Spektrum 19.2014


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„Lausanne“ ist wichtiger denn je Liebe Leserin, lieber Leser Wir feiern diese Woche „40 Jahre Lausanner Bewegung“ mit einer mehrtägigen Leiterzusammenkunft im Institut Emmaus in St-Légier. Bei den Recherchen für mein Buch über das Vermächtnis von Ruth und Billy Graham nahm die Geschichte der Lausanner Bewegung einen prominenten Platz ein. Vielleicht ist die Lausanner Bewegung sogar Billy Grahams wichtigstes Vermächtnis. Der Name „Lausanne“ steht im Zusammenhang mit dem 1974 durchgeführten Kongress für Weltevangelisation in Lausanne. Er hatte zum Ziel, „die biblische Grundlage der Evangelisation in einer Zeit der theologischen Verwirrung“ hervorzuheben und gleichzeitig der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung der Christen den richtigen Platz in der christlichen Mission zuzuweisen. Ergebnis des Kongresses war die „Lausanner Verpflichtung“, die bis zum heutigen Tag das evangelikale Missionsverständnis weit über die Lausanner Bewegung hinaus zusammenfasst. Um die Anliegen von „Lausanne ‘74“ weltweit zu fördern, wurde ein Komitee für Weltevangelisation gegründet, das unter dem Begriff „Lausanner Bewegung“ bis heute in Arbeitsgruppen und Konsultationen an verschiedenen Schwerpunkten ganzheitlicher Mission arbeitet. Lausanne II 1989 in Manila und Lausanne III 2010 in Kapstadt waren die zwei grössten von der Lausanner Bewegung organisierten Missionskonferenzen. Ich betrachte das Anliegen der Lausanner Bewegung, zu einer ganzheitlichen Betrachtung der Mission beizutragen und gleichzeitig die biblische Klarheit hochzuhalten – was Evangelisation und Heil in Jesus Christus bedeutet – als wichtiger denn je. Ohne die Verbindung von Wort und Tat entsteht keine geistliche Frucht. Wenn andererseits alles, was die christliche Kirche tut, Mission ist, dann ist nichts mehr Mission. Es ist wichtig, zwischen ewigem Heil und zeitlichem Wohl zu unterscheiden, sonst wird der Verkündigung des Opfertodes Jesu und dem Ruf zur Umkehr die biblische Spitze genommen. Transformation der Gesellschaft: Ja! Aber sie muss auf der geistlichen Neuschöpfung einzelner Menschen beruhen, die ihr Leben unter die Herrschaft Jesu Christi gestellt haben. Fazit: Die „Lausanner Bewegung“ ist heute wichtiger denn je. Hanspeter Nüesch Der Autor dient als Coach für Leiterschaft und gemeindeübergreifende Bewegungen von Campus für Christus International.

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

Bildnachweis: idea/Christof Bauernfeind (Titelseite); zvg (Seite 3)

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BIBLISCH Denn Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen. Philipper 2,13 Ich finde diesen Vers sehr ermuti­ gend. Wenn ich mich selbst anschaue, denke ich: „Es gibt so viel, das ich besser machen könnte. Wenn ich mehr tun könnte, härter arbeiten, dann könnte die Welt ein besserer Ort sein.“ Nichts ist jemals fertig. Nichts ist perfekt. Der Vers erinnert mich daran, dass Jesus das gute Werk in mir und in der Welt begon­ nen hat. Er arbeitet „in mir“ und in der Welt durch die Kraft des Heiligen Geistes, um dieses gute Werk zu vollenden. Das ermutigt mich, jeden Tag nach meinen besten Möglich­ keiten zu leben. Jesus wird alle Dinge und auch mich perfekt machen, wenn er wiederkommt. Bis dahin bin ich unfertig und genauso auch die Welt. Trotzdem kann ich jetzt schon ganz in Jesus Christus leben, und das nach seinem Wohlgefallen!

Ein Lieblingsbibelwort von Remi Tobler, VBG Regionalleiterin (internationale Studierende) in Zürich.

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX


N AC H R IC H T E N SC H W E I Z

PARDON Online-Chats sind unverzichtbar. In der Jugendarbeit wie auch privat machen sie die Kommunikation einfacher – meistens. Letzte Woche wurde ich zu einer „Frühgeburt“ eingeladen. Selbstverständlich von einer Schwangeren. Die Autokorrek Autokorrektur des mehr oder weniger smarten Phones hat das „Frühgebet“ kurzerhand in eine verfrühte Schwangerschaft verwandelt. Kürzlich schrieb ich einen Freund mit „Lieber Rabe“ an. Das ist aber weder sein Nick Nickname noch heisst er so. Auch hier spielte die Autokorrektur einen üblen Streich. Besonders anfällig für die digitalen Rechtschreibewächter sind schweizerdeutsche Wörter. Aus dem Nami (Nachmittag) wird da schnell mal die nichtsahnende „Mami“. Ansonsten ist die Autokorrektur ganz hilfreich. Auch in christlichen Kreisen hätte ich nichts gegen eine solche Funktion einzuwenden. Immer wieder begegnen mir Wörter, die ich akustisch zwar verstehe. Mir verschliesst sich aber jeglicher Sinn mancher Begriffe. Unterdessen weiss ich, dass „Durchbruch“ nicht zwingend etwas mit der NEAT zu tun hat. Aber es geht weiter: „Vollmacht“, so ahne ich, steht im direkten Zusammenhang mit der Lautstärke eines Predigers. „Manifestiert“ ist ein Fest, auf dem der „Mani“ (Kürzel von Manuel) voll abgeht ... Da eine Autokorrektur ihre Tücken hat, müssen wir einander hier vielleicht mit verbaler Kommunikation helfen. Gerne nehme ich Rück Rückmeldungen für meine Unwörter entgegen. Die Anwender frommer Rätselwörter dürfen ab sofort mit netten Rückfragen von mir rechnen. Andi Bachmann-Roth ist Jugendbeauf Jugendbeauftragter der Schweiz. Evangelischen Allianz.

11 000 Abtreibungen verhindern CFT JAHRESKONFERENZ Namhafte Referenten forderten zum Handeln heraus nach dem Motto „Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es!“

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und 60 Besucher der Jahreskonferenz von „Christen für die Wahrheit“ in Kaltbrunn erfuhren Interessantes aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Alfred Weidmann, Leiter von vier Pflegeheimen, wagte die These, dass erfülltes Leben trotz Krankheit möglich sei. „Sind wir nicht alle irgendwo an Körper, Seele oder Geist krank?“, fragte er. Hinter vielen Fällen von Altersdemenz vermutet Alfred Weidmann unverarbeitete Beziehungsprobleme, finanzielle Sorgen oder andere Defizite als Verursacher. Noch immer unbekannt sei die Ursache von Alzheimer. Die verletzte Seele mache krank, weil normale Verdrängungsmechanismen nicht mehr griffen. Bei Menschen mit einem Lebenssinn sei die Demenzwahrscheinlichkeit um 52 Prozent geringer.

Gebet kommt zuerst „Gebet ist die stärkste Waffe!“ zeigte sich Beatrice Gall von Zukunft CH überzeugt. Nächstenliebe, gesellschaftspolitisches Wirken, „auf die Strasse gehen“ und Spenden seien weitere Wirkungsformen für Christen. Auch für Annette Walder, Beterin im Bundeshaus, kommt das Gebet zuerst. Nichts sei so angefochten wie diese Ge-

Dominik Müggler von der SHMK: „Mit dem Ja zur Geburt kehrt die Freude zurück.“

meinschaft mit Gott. Speziell empfahl sie das Segnen: „Noch niemand im Bundeshaus hat dies abgelehnt!“

Abtreibungen verhindern Von den jährlich 11 000 Abtreibungen in der Schweiz möchte Dominik Müggler, Präsident der Schweizerischen Hilfe für Mutter und Kind (SHMK) am liebsten alle verhindern. 1242 Hilfsanfragen hätten sie im 2013 erhalten. SHMK bietet Beratung und finanzielle Hilfe an. „Sobald die Eltern ein Ja zur Geburt finden, kehrt ihre Freude zurück!“, so Mügglers Erfahrung. (rf) •

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VFMG LOUNGE – IN DIR MUSS BRENNEN, WAS DU IN ANDEREN ENTZÜNDEN WILLST!

Worship - nicht nur für Leviten! Wie können Träume und Visionen weitergegeben werden? 80 Lobpreisleiter der VFMG (Vereinigung Freier Missionsgemeinden) trafen sich am Samstag zu einem Schulungsevent in Steffisburg BE. „Loungige“ Sofas, Sitzkissen und Palmen erwarteten die Gäste. Lukas Tschanz und Band führten durch die Lobpreiszeiten. „Bist du Le(v)fit?“, fragte Debora Sommer in einem ermutigenden Vortrag. Der Le(v)Fitness-Check machte Herzenshaltung, Wachstumsbereitschaft und

Blickrichtung auf Gott sichtbar. Workshops boten Möglichkeiten zum Austausch, ein neues Lied zu schreiben und sich mit Lobpreisleitung kreativ zu befassen. (mb/idea) b www.vfmg.ch

Fotos: zvg; Rolf Frey

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NOTIERT Grosses Feuerwerk für das Leben LEBEN LIVE Eine Vortragsreihe der Evangelischen Allianz Region Thun macht Mut, sich den zentralen Fragen des Lebens zu stellen.

Im Vorfeld machte „Bless2n“ (Bless Thun) mit der Aktion „schon bezahlt.ch“ auf die Veranstaltungsreihe aufmerksam: 150 Jugendliche bezahlten Gästen in Thuns Restaurants das Getränk oder sogar das Essen (ideaSpektrum berichtete). Die ungewöhnliche Aktion sorgte für Aufmerk-

b www.leben-live.net, www.allianz-thun.ch

ÜBER 270 JUGENDLICHE AN DER KONFERENZ NACHPLUS IN AARAU

Fotos: zvg

Gott möchte „radikale Hingabe“ „Wo bist du in der Gemeinde?“ David Jany forderte heraus, über die Beziehung zur Gemeinde nachzudenken. Diese befinde sich in einer spannungsvollen Zeit zwischen dem Wirken Jesu und seiner Wiederkunft. „Es hat mich beeindruckt, dass ich einen Auftrag in der Gemeinde habe und Verantwortung wahrnehmen soll“, meinte ein Teilnehmer. In Workshops wurden verschiedene Aspekte vertieft. „Wo bist du in deiner Beziehung zu Gott?“: Lukas Stolz ermutigte zu 19.2014

GBFE: Debora Sommer in den Vorstand gewählt Debora Sommer (40), Strengelbach AG, ist in den Vorstand der Gesellschaft für Bildung und Forschung in Europa (GBFE) gewählt worden. Sie studierte Theologie an der STH und doktorierte über das akademische GBFE-Netzwerk an der Unisa. (idea) b www.gbfe.org StopArmut verleiht Preise für Initiativen gegen die Armut Die Kampagne StopArmut 2015 prämiert mit dem StopArmut-Preis Aktivitäten und Werke von Menschen, die sich für Armutsbekämpfung einsetzen und die Bevölkerung darauf sensibilisieren. Die bis zum 30. Juni 2014 eingereichten Vorschläge werden durch eine Jury von insgesamt zwölf Fachpersonen begutachtet. Die Preisverleihung findet an der StopArmutUmweltkonferenz am 18. Oktober in Biel statt. (idea) b www.stoparmut.ch/preis

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Viele überraschende Momente

samkeit. „Wir stellten eine grosse Zunahme der Klicks fest“, schaut Matthias „Kuno“ Kuhn zurück. Er ist einer der beiden Referenten und Pastor der GPMC Thun. Urs Schmid, Pastor für Evangelisation im Christlichen Zentrum Buchegg in Zürich und Referent, hat grosse Erwartungen. „Ich staune, wie diese Gemeinden die Fackel für Evangelisation und Innovation im Reich Gottes erfolgreich hochhalten.“ Leben Live dürfte für viele Menschen „der Anfang eines neuen Lebens“ werden. Apropos Feuerwerk: Im Rahmenprogramm sind unter anderem Takasa, 4accord, Jackie Leuenberger, Beate Link, Jakob Wampfler, Jürg Opprecht, Roy Gerber, die Violinistin Anna Sophia Lang und der Mime Carlos Martinez involviert. Ob es 2017 eine dritte Auflage von Leben Live gibt, ist zurzeit noch offen. (tf) •

Bild: © Light Impression - Fotolia.com

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er Auftakt ist gelungen: Das Ensemble Animato und ein über 130-köpfiger Chor begeisterten am Freitag und Samstag mit „Hymns & Prayers“ ein grosses Publikum. Die Solisten Tracey Campbell aus London und der deutsche Musicalsänger Simon Frenzel überzeugten mit ihrer sehr eigenen Ausdrucksweise. Einmal mehr sorgten die Arrangements des Dirigenten Markus Geissbühler für anhaltenden Applaus. Timo Schuster, Projektleiter des Events, vertiefte den Gesamteindruck mit eingestreuten Bibelzitaten.

Caritas-Markt-Mobil in Allschwil Die Caritas beider Basel startet in Allschwil ein dreijähriges Pilotprojekt. In einem zum Laden umgebauten Bus können armutsbetroffene Menschen mit speziellen Karten Lebensmittel vergünstigt einkaufen. (idea) b www.caritas-beider-basel.ch


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Evangelische Kirchgemeinde Altnau Unsere Kirchgemeinde erstreckt sich über 5 Dörfer und liegt im Kanton Thurgau, direkt am schönen Bodensee. Da wir ein Angebot für unsere Kinder und Jugendlichen aufbauen möchten, suchen wir per 1. August 2014 oder nach Vereinbarung eine/n

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„Zum Leib Christi gehören alle“ INTERKULTURELLER GEMEINDEBAU Die kulturelle Vielfalt in der Schweiz ist gross. Doch Schweizer Gemeinden bleiben oft unter sich und Migranten gründen eigene Gemeinden. Johannes Müller erklärt, wie interkultureller Gemeindebau gelingen kann. Von Christof Bauernfeind 35 Prozent der Bewohner der Schweiz haben einen Migrationshintergrund. Ist diese Realität den Schweizer Gemeinden genügend bewusst? Man kann sich dieser Realität nicht verschliessen, wenn man in der Schweiz Gemeinde bauen will. Aber ich habe tatsächlich den Eindruck, dass diese Frage noch nicht so stark ins Bewusstsein eingedrungen ist, wie im Alltag und in der Berufswelt. Das liegt auch daran, dass der grösste Teil der Migranten katholisch geprägt ist oder einen anderen religiösen Hintergrund hat. Von den eingewanderten evangelischen Christen treffen sich einige in eigenen Gemeinden. In den schweizerisch geprägten Gemeinden sind nicht viele Migranten präsent. Dazu kommt das aktuelle politische Klima, das dieses Thema an den Rand drängt. Nun zersplittert sich die schweizerische Kirchenlandschaft immer mehr. Es scheint schon schwierig zu sein, innerhalb der eigenen Kultur eine gewisse Einheit zu schaffen. Wie realistisch ist die Einheit, wenn nun auch noch andere Kulturen dazustossen? Von selbst entsteht sie kaum. Aber wenn wir merken, dass uns der Glaube an Jesus trotz vielfältiger kultureller Ausdrucksformen verbindet, und wenn wir Kontakte fördern, dann wird eine weltweite Dimension von Einheit lokal erlebbar. Das stimuliert auch die Zusammenarbeit in anderen Bereichen. Für viele internationale Gemeinden ist zum Beispiel der Röstigraben in der Schweiz weniger spürbar, weil sie mit Christen aus ihrer Kultur auf beiden Seiten verbunden sind. Das hat dazu geführt, dass nun

Foto: idea/Christof Bauernfeind

Zur Person Johannes Müller gehört zum Leitungsteam der AGiK (Arbeitsgemeinschaft interkulturell der Schweizerischen Evangelischen Allianz) und wohnt in Winterthur. Er ist verheiratet mit Barbara und hat fünf Kinder. 14 Jahre lang war er in der Leiterausbildung in Guinea (Westafrika) mit der Schweizer Allianz Mission tätig. Seit sechs Jahren baut er mit Barbara den „African Link“ auf, einen Dienst mit afrikanischen Gemeindeleitern und ihren Mitgliedern in der Schweiz, der mit der MEOS assoziiert ist. b www.agik.ch

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Johannes Müller: „Im Kontakt mit Christen aus anderen Kulturen haben wir den Vorteil, dass unsere Grundlage dieselbe ist. Wir glauben an denselben Gott, wir haben die gleiche Bibel.“

auch die Schweizerische Evangelische Allianz und das Réseau évangélique suisse im Migrationsbereich verstärkt zusammenarbeiten und eine gemeinsame Arbeitsgruppe haben, die AGiK. Welche Erfahrungen machen Personen aus einem anderen Kulturkreis, wenn sie in eine Schweizer Gemeinde kommen? In vielen Schweizer Gemeinden konzentriert man sich auf kirchendistanzierte Schweizer. Sie sollen erst einmal diskret schauen können, was da so läuft. Deshalb passt man auf, Gästen nicht zu nahe zu treten. Diese diskrete Art ist für viele Menschen aus südlicheren Kulturen ungewohnt, sie fühlen sich nicht willkommen. Wenn sie umgekehrt zu stark ausgefragt werden, fühlen sie sich eher wie bei einer Behörde denn in einer Gemeinde. Was muss eine traditionelle Schweizer Gemeinde tun, wenn sie Migranten ansprechen will? Wir können fremden Menschen besser begegnen, wenn uns bewusst wird, wie stark wir selbst von unserer eigenen Kultur geprägt sind. Dieses Bewusstsein schafft Of Offenheit, auf anders geprägte Menschen zuzugehen. Der Kontakt ist dann nicht mehr verunsichernd, sondern eine interessante Entdeckung. So kann sich eine Willkommenskultur entwickeln: sich bewusst überlegen, wie man auf Menschen zugehen kann und Gastfreundschaft ausleben, bei der Herzen und Häuser geöffnet werden. Welche konkreten Massnahmen muss man treffen? Sehr viel läuft über Kontakte. Es ist wichtig, den Kontaktschienen nachzugehen, die schon da sind. Das kann durch eine geografische Situation gegeben sein, wenn etwa ein Asylzentrum gleich nebenan ist. Ein guter Kon-


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taktpunkt sind Feste. Leider feiern wir unsere wichtigsten religiösen Feste hauptsächlich in der Familie. Wir können unsere Feste öffnen, zum Beispiel an Weihnachten eine Feier mit Essen in der Gemeinde anbieten oder jemanden zu uns einladen. Es ist auch wichtig, selber Feste von Migranten zu besuchen. Sie beschreiben drei verschiedene Modelle: mono-, inter- und multikultureller Gemeindebau. Stehen diese drei Gemeindemodelle gleichberechtigt nebeneinander? Oft haben Gemeinden eine ganz spezifische Zielgruppe. Wenn man eine bestimmte kulturelle Prägung im Blick Blickfeld hat, entsteht eine monokulturelle Gemeinde. Das heisst nicht, dass man verschlossen ist, aber die eine Kultur steht klar im Vordergrund. Interkulturelle Gemeinden schlagen bewusst Brücken zu Menschen aus verschiedenen Kulturen. Die Einheit wird sehr stark betont. Normalerweise haben diese Gemeinden dennoch eine kulturelle Prägung, oft ein Gemisch aus der Kultur des Gemeindeleiters und der des Gastlandes. Voraussetzung zur Mischung ist eine gemeinsame Sprache. Sie ermöglicht es, dass sich die Menschen eins zu eins begegnen können. Eine andere Möglichkeit ist es, unter einem Dach kulturell verschieden geprägte Gefässe zu fördern. Zum Beispiel eine eritreische Kleingruppe oder einen Treff Treffpunkt für Thai-Frauen. Solche Gruppen funktionieren nach der jeweiligen Kultur und Sprache. Darüber gibt es ein Dach mit gemeinsamen Anlässen und einer gemeinsamen Leiterschaft. Eine solche Gemeinde pflegt die Vielfalt der Kulturen. Dazu passt die Bezeichnung „multikulturell“. Beim interkulturellen Modell muss man seine eigene Kultur praktisch aufgeben, ist das richtig? Bis zu einem gewissen Grad schon, ja. Hier entwickelt sich eine Gemeindekultur aus verschiedenen Prägungen. In grossen internationalen Bewegungen herrscht die Kultur der Bewegung, wie etwa in der Heilsarmee.

Im multikulturellen Ansatz will man die Kultur also nicht aufgeben, sondern es wird versucht, mehrere Kulturen unter einen Hut zu bringen. Das geht wohl nur mit verschiedenen Gefässen? Ja, das macht die multikulturelle Gemeinde aus. Die Gruppen sind teilweise sehr unterschiedlich. Die Gemeinden gehen auch ganz unterschiedlich damit um. Teilweise gibt es eigene Gottesdienste für die Gruppen, aber auf jeden Fall auch gemeinsame Events. Was ist, wenn eine Schweizer Gemeinde sagt, wir wollen uns für Migranten öffnen, möchten aber unsere eigene Kultur nicht aufgeben, sie ist uns wichtig. Geht das überhaupt? Man muss sehen, dass genau dieser kulturelle Identitätsverlust, den wir befürchten, für beide Seiten gilt, also auch für die Migranten. Genau das macht das Spannungsfeld aus. Dass eine Gemeinde ihre Kultur nicht aufgeben will, ist sehr natürlich. Wenn sie sich öffnen will, wird sie sich also auf einen Weg machen. Wo der genau hinführt, ist am Anfang oft nicht planbar. Wenn die Gemeinde Kontakt zu Menschen bekommt, die bereit sind, einen Teil ihrer Identität aufzugeben und Schritte auf die Schweizer zuzugehen, dann entwickelt sich das in Richtung „interkulturell mit stark schweizerischem Einfluss“. Der andere Weg ist, dass eine Gemeinde durch gemeinsame Räumlichkeiten mit einer bestehenden Gruppe aus einer anderen Kultur in Kontakt kommt. Sie fängt nach und nach an, mit dieser Gruppe zusammen Aktivitäten zu unternehmen. Das geht dann in Richtung multikulturell. Bei einer solchen Annäherung ist es wichtig, dass auch die Leiterschaft frühzeitig gemischt wird. Im Gemeindebau ist die Sichtweise vorherrschend, dass Gemeindewachstum stark mit Einheit und Homogenität zusammenhängt. Also mit einer Ausrichtung auf eine Zielgruppe. Verliert eine multikulturelle Gemeinde nicht genau das, wenn sie nach allen Seiten offen sein will? In der Missiologie wird dieses „Dogma“ inzwischen diskutiert. Gemeindebau in einem multikulturellen

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Umfeld nach diesem Prinzip auszuführen, ist eigentlich ein Widerspruch zum Evangelium. Der Leib Christi setzt sich aus allen Kulturen zusammen und das muss irgendwie auch lokal erlebbar werden. Ich glaube, dass die multikulturellen Gemeinden hier interessante neue Möglichkeiten bieten. Sie können die Evangelisation und auch die Kontakte nach aussen in die Gruppen verlegen, die eine bestimmte kulturelle Prägung haben. Dort ist eine Andockmöglichkeit ohne kulturelle Barrieren vorhanden. So kann eine eritreische Gruppe ihre Landsleute mit tigrinyasprachigen Anlässen und anschliessender Kaffeezeremonie erreichen. Im gemeinsamen Gottesdienst der Gesamtgemeinde merken sie, dass zum Leib Christi noch andere Menschen dazugehören. Viele Menschen suchen gerade in ihrer Kirche ein Stück Heimat – auch Migranten. Wie stark kann eine multikulturelle Gemeinde diese Heimat noch bieten? Wenn eine kulturelle Durchmischung stattfindet, dann geht ohne Zweifel einiges von dem Heimatgefühl verloren. Die Suche nach Heimat gehört ganz tief zu unserem Glaubensleben. Das drückt der Hebräerbrief aus: Wir suchen eine Heimat und die echte Heimat liegt in Gott. Aber gleichzeitig sind wir sehr geprägt von einer menschlich-kulturell gefärbten Heimat. Darum liegt das auch so nahe zusammen. Eine monokulturell geprägte Gemeinde kann das viel direkter und dynamischer ausleben. Darum gründen Migranten eigene Gemeinden. Interkulturelle Gemeinden können da nichts Äquivalentes bieten. In multikulturellen Gemeinden kann sich in den einzelnen Gruppen so etwas aber schon entwickeln. Eine monokulturelle Gemeinde funktioniert natürlicherweise. In interkulturellen Gemeinden muss man sich erst einmal miteinander verständigen. Braucht das nicht viel zu viel Energie? Der Aufwand ist da, das ist klar – allein schon in der Verständigung und der Organisation. Es braucht Übersetzungen, man muss mehr Leute einbeziehen, mehr Rückfragen stellen und Sensibilitäten berücksichtigen. Was langfristig daraus entsteht, ist jedoch entscheidend für unsere nächste Generation, die immer mehr durch die Vielfalt der Kulturen geprägt sein wird. Wenn wir Zeugen von Jesus Christus in der heutigen Welt sein wollen, dann gibt es keine Abkürzung. Es geht letztlich auch um die Glaubwürdigkeit der christlichen Gemeinden. Jesus schickt uns zu den Menschen aller Völker. Wenn wir auf diese Menschen nicht zugehen, dann haben wir ein Problem mit unserem eigenen Auftraggeber und mit der Gesellschaft um uns herum. Die Gesellschaft muss sich mit diesen Prozessen auseinandersetzen und leidet oft auch daran. Im Kontakt mit Christen aus anderen Kulturen haben wir den Vorteil, dass unsere Grundlage dieselbe 19.2014

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ist. Wir glauben an denselben Gott, wir haben die gleiche Bibel. Wenn sich das nicht auswirkt, was haben wir dann noch für eine Botschaft?

Wenn sich der gemeinsame Glaube nicht auswirkt, was haben wir dann noch für eine Botschaft? Die multikulturelle Gesellschaft birgt auch Gefahren. Viele Menschen befürchten, dass sie einen undefinierbaren Einheitsbrei hinterlässt. Hat eine Kultur nicht auch einen eigenen Wert, den man erhalten sollte? Die einen befürchten einen Einheitsbrei, die anderen verklären ein multikulturelles Ideal. Das ist beides nicht gemeint. Ich gehe davon aus, dass in interkulturellen Begegnungen ein grosses Potenzial liegt, wenn wir uns der eigenen Stärken und der Ergänzungsbedürftigkeit bewusst werden. Es gilt zu entdecken: Mein Glaube ist kulturell geprägt, aber einzelne Elemente gehen tiefer. Eine andere Kultur ist dann keine Bedrohung, sondern eine andere Ausdrucksform auf der gleichen Grundlage, auf der wir uns finden können. Ich kann zu meiner Kultur stehen und von der anderen lernen und mich ergänzen lassen. Schwierigkeiten können in interkulturellen Gemeinden dann entstehen, wenn die kulturelle Prägung verneint wird, nach dem Motto: „Nein, wir haben keine Kultur, Jesus ist unsere Kultur.“ Wenn man aber genauer hinschaut, dann stimmt das nicht. Oft ent entwickeln solche Gemeinden eine eigene Subkultur. Wir können ohne kulturelle Formen nicht einmal Musik machen oder beten. Welches Potenzial haben monokulturelle Gemeinden? Interessanterweise ist bei einigen monokulturellen Gemeinden die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden grösser. Wahrscheinlich ist man sich stärker bewusst, dass man Ergänzung braucht. Bei monokulturellen Migrationsgemeinden ist ein Hauptleidenspunkt die zweite Generation. Hier herrscht eine Gemeindekultur, die anders ist als das Umfeld. Dadurch fühlt sich die junge Generation nicht mehr verstanden, es entstehen grosse Spannungsfelder. Gerade in der Jugendarbeit kann die Zusammenarbeit mit Schweizer Gemeinden sehr wertvoll werden. Das erfordert eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den Gemeinden. Andere Möglichkeiten bestehen in gemeinsamen Evangelisationen, die Türen zu neuen Zielgruppen öffnen können. Herzlichen Dank für das Gespräch.


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Drei Gemeinden, viele Nationen INTERKULTURELLER GEMEINDEBAU Die FEG Sulgen, die City Church in Zürich und die VineyardGemeinde Aarau pflegen bewusst interkulturelle Kontakte und Aktivitäten. Wie hat das die Gemeinden verändert, wo liegen die Herausforderungen? Von Christof Bauernfeind

Zur Freien Evangelischen Gemeinde (FEG) Sulgen TG gehören seit langem Menschen aus ganz unterschiedlichen Nationalitäten. Viele von ihnen sind durch interkulturelle Ehen zur Gemeinde gestossen. Dazu gehören Deutsche und Italiener, aber auch Spanier, Portugiesen und weitere Nationalitäten. Die Gemeinde entschied sich rund um den Neubau 1985 dazu, drei Übersetzungsboxen einzurichten. Je nach Bedarf wird der Gottesdienst in Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch oder auch Schriftdeutsch übersetzt. „Das führte weitere Menschen aus der Region zu uns, die einen Gottesdienst in einer bestimmten Sprache suchten“, erklärt Pastor Martin Keller. „Mittlerweile durften wir schon Menschen aus 35 bis 40 verschiedenen Nationen in unseren Gottesdiensten willkommen heissen.“ In den Jahren 2011 und 2012 veranstaltete die Gemeinde einen Flohmarkt auf ihrem Gelände, der besonders von Migranten gut besucht wurde. Im Anschluss entstand ein spezielles „Integrationsteam“, das die Kontakte zu fremdsprachigen Personen pflegt. Das Team organisiert alle zwei Monate einen sogenannten Nationentreff. Im Vordergrund steht die Begegnung: Mauern abzubauen und das Miteinander mit Menschen anderer Kulturen zu suchen und zu unterstützen. Jeder Anlass steht unter einem bestimmten Thema. Mal ist es Spiel und Spass, dann steht die Weihnachtsgeschichte im Mittelpunkt, beim „Schweizerabend“ spielte jemand Alphorn. An diesen Abenden treffen sich regelmässig zwischen 50 und 60 Personen aus 10 bis 15 verschiedenen Nationen. Zusätzlich findet einmal im Jahr ein Nationen-Sonntag statt. Nach

Reger Austausch am „Nationenbuffet“. Rechts: Martin Keller, Pastor der FEG Sulgen.

einem gemeinsamen Gottesdienst gibt es am „Nationenbuffet“ Spezialitäten der verschiedenen Herkunftsländer. Angedacht sind auch Sprachkurse oder mehrsprachige Glaubenskurse. Die Gemeinde sieht sich in ihren interkulturellen Bemühungen noch am Anfang. Die verschiedenen Mentalitäten verlangen Flexibilität. Dennoch findet Martin Keller: „Auch wenn der Gottesdienst mehrheitlich von unserer Kultur geprägt ist, ist doch eine Weite erlebbar, in dem Bewusstsein, dass wir alle Brüder und Schwestern im Herrn sind.“ b www.feg-sulgen.ch

City Church Zürich: Wir können nicht allen gerecht werden Die City Church ist in Zürich im Kreis 4 lokalisiert, einem Quartier mit einem Ausländeranteil von über 40 Prozent. Da ist es nur natürlich, dass interkulturelle Kontakte ent entstehen. Die Zusammensetzung der rund 170 Zugehörigen widerspiegelt in etwa die Zusammensetzung der Bevölkerung. Die Gemeinde ist gerade auch für Südamerikaner attraktiv. „Unsere Celebrations sind charismatisch geprägt, mit Lobpreis und Gebet. Das spricht die Leute an. Wir haben eine herzliche Atmosphäre und suchen den Kontakt“, sagt Pastor Hansjörg Stadelmann. Dennoch hat man die Erfahrung gemacht, dass sich die Migranten anfangs nicht stark integrierten. „In einer ersten Phase haben wir uns speziell um die Migranten bemüht. Aber die Kontakte sind meist an der Oberfläche geblieben und wir konnten ihren Bedürfnissen nicht gerecht werden.“ Die Gemeinde hat sich dann bewusst dazu entschieden, „sich selbst“ zu bleiben und keine speziellen Angebote für verschiedene Kulturen aufzubauen. „Wir haben ein-

Gemeinsame Feste feiern in der City Church. Rechts: Pastor Hansjörg Stadelmann.

Fotos: zvg

FEG Sulgen: Es wird eine Weite erlebbar

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fach gemerkt, dass es uns überfordert, allen gerecht zu werden“, so Stadelmann. Inzwischen sind etliche Latinos dazugestossen, die explizit formuliert haben, dass sie in eine Schweizer Gemeinde gehen wollen, um sich zu integrieren. Die Predigten in der City Church werden weiterhin auf Schweizerdeutsch gehalten, es werden aber Simultanübersetzungen angeboten. Die Gemeinde bietet auch einen „Schwyzerdütsch-Kurs“ an. Man hat die Erfahrung gemacht, dass sich die Migranten nun viel besser in der Gemeinde integrieren. „Wir treffen ihre spirituellen Bedürfnisse, und das in einer Schweizer Kultur.“ Die Kleingrupppen der Gemeinde sind teilweise sehr durchmischt, eine besteht aus sieben Nationen. Ein monatlicher Latino-Treff ist entstanden. Auch Tamilen, Afrikaner, Russen und weitere Nationalitäten besuchen die Gottesdienste, die „Celebrations“. Es werden gemeinsame Feste veranstaltet mit den verschiedenen LandesSpezialitäten. „Es sind keine Fronten zwischen den verschiedenen Kulturen, sondern man freut sich an den gegenseitigen Kontakten. Es findet eine wachsende Durchmischung statt“, so Stadelmann. Dass so verschiedene Kulturen zusammenkommen, bereichere das Gemeindeleben. „Es gibt Kraft und Mut und steigert den Selbstwert des Einzelnen und die Akzeptanz in der Gesellschaft. Ich hoffe, dass es bald mehr prägende Exponenten mit Migrationshintergrund in unserer Gemeinde gibt“, betont Hansjörg Stadelmann. b www.citychurch.ch

Vineyard Aarau: Integration ist kein Ziel in sich selbst

Fotos: zvg

Die Vineyard-Gemeinde in Aarau ist elf Jahre alt. Seit mehr als drei Jahren gehört zur Gemeinde eine Gruppe von Eritreern. „Wir verstehen uns als eine Gemeinde mit verschiedenen Gemeinschaften. Wir teilen nicht nur die Gemeinderäume. Administration, Anstellungen und wichtige Entwicklungen erfolgen gemeinsam“, erklärt Pastor Boris Eichenberger. Trotzdem feiert man getrennte Gottesdienste, wobei es das Ziel ist, ein gemeinsames Kinderprogramm aufzubauen. Einen ersten Schritt in diese Richtung ist man schon gegangen, indem die Teenager-

Zur Vineyard in Aarau gehört eine eritreeische Gemeinschaft. Pastor Boris Eichenberger (re.).

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arbeit zusammengelegt wurde. „Wir versuchen, möglichst viel gemeinsam zu machen: Taufen, Grillfeste, einige Gottesdienste und Gebetstreffen“, so Eichenberger. „Man muss immer wieder neu herausfinden, was funk funktioniert. In welchen Bereichen das gemeinsame Angebot sinnvoll ist, kann man nicht pauschal sagen.“ Gerade das Teilen der Räume verläuft nicht immer ohne Reibungen. „Die zwei grössten Kritikpunkte sind die Ordnung in den gemeinsamen Räumen und die Lautstärke bei Gebet und Worship.“ Eine hohe Frusttoleranz sei oftmals nötig. „Wir suchen aber pragmatische Lösungen. Bei der Technik Technikanlange haben wir nicht lange zugeschaut: Wir arbeiten nun mit zwei getrennten Anlagen.“ Für Eichenberger ist es selbstverständlich, dass christliche Gemeinden im Einwanderungsland Schweiz auch interkulturell aktiv sind. „Das Reich Gottes umfasst nicht nur die Schweizer Mittelklasse. Wenn man das eigene Herz für andere Kulturen öffnet, dann werden die unterschiedlichsten Menschen kommen.“ Doch das müsse auf Leitungsebene beginnen und es gelte abzuwägen, was realistisch sei. „Tedros, der Leiter der Eritreer-Gemeinschaft, und ich sind Freunde. Wir tauschen regelmässig aus, predigen gegenseitig in den jeweiligen Gottesdiensten!“ Die andere Kultur habe uns auch viel zu geben. „Sind sie für uns Partner auf Augenhöhe?“, fragt Eichenberger. „Wir gehen meist davon aus, dass unsere eigene Kultur eher einer ‚Reich-GottesKultur‘ entspricht als die andere.“ Eichenberger ist überzeugt: „Kulturelle Unterschiede wird es immer geben. Jede Kultur trägt etwas von Gott in sich und so tun wir gut daran, aufeinander zuzugehen und voneinander zu lernen.“ Integration sei aber gleichzeitig kein Ziel in sich selbst. „Das Ziel ist es, christuszentrierte Gemeinschaft zu leben und das Reich Gottes sichtbar zu machen. Ich bin viel mehr daran interessiert, dass die eritreische Gemeinschaft Menschen befähigt Christus nachzufolgen und das Evangelium weiterzugeben, als dass wir die beste integrierte Gemeinde haben.“ Je mehr man sich dabei jedoch gegenseitig helfen könne, desto besser. bwww.vineyardaarau.ch

Die Kirchen in der Schweiz werden bunter. Szene aus der Agik-Celebration.


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S T E LLE N

Auf den 1. August 2014 oder nach Vereinbarung suchen wir

Evangelische Kirchgemeinde Romanshorn-Salmsach

Pfarrperson (60-80%, Ergänzungspfarrstelle) mit Schwerpunk t Konfirmandenarbeit, moderne Gottesdienste, Jugendliche und junge Erwachsene

Wir sind eine in vielen Bereichen aktive Kirchgemeinde mit rund 3500 Mitgliedern. Wir suchen per August 2014 oder nach Vereinbarung eine/n

Sozialdiakonische Mitarbeiterin / Sozialdiakonischen Mitarbeiter mit Schwerpunkt Jugendarbeit 70-100 %, Jobsharing möglich auf Grund der Teamkonstellation wird bei gleicher Eignung ein Mann bevorzugt Wir wünschen uns eine Persönlichkeit, die - eine sozialdiakonische oder äquivalente Ausbildung hat - in der evangelischen Kirche beheimatet ist - christliche Werte vertritt und lebt, teamfähig, kommunikativ und flexibel ist - gewohnt ist, ihre organisatorischen Fähigkeiten einzusetzen - moderne Technik und Kommunikationsmittel angemessen einsetzen kann - bereit ist, Wohnsitz in unserer Kirchgemeinde zu nehmen Ihre Aufgaben: - kirchliche Kinder- und Jugendarbeit im freiwilligen Bereich - Jugendgottesdienste - diakonische Tätigkeiten Optional: - Religionsunterricht - Konfirmandenunterricht Wir bieten: - ein Arbeitsumfeld mit vielen freiwilligen Mitarbeitenden - Zusammenarbeit in einem Seelsorgeteam, das sich über neue Impulse freut - zeitgemässe Anstellungsbedingungen nach kantonalkirchlichen Richtlinien - engagierte Kirchenvorsteherschaft - gute Infrastruktur - reizvolle Gegend am Bodensee Informationen, Auskünfte, Rückfragen: - Silvia Müller, Kirchenvorsteherschaftspräsidentin, 071/ 460 22 90 oder praesidium@refromanshorn.ch - Martin Haas, jetziger Stelleninhaber, 071 466 00 07 oder haas@refromanshorn.ch - Ruedi Bertschi, Pfr., Leiter Seelsorgeteam, 071 466 00 03 bertschi@refromanshorn.ch - Homepage: www.refromanshorn.ch

Wir sind eine aktive, innovative und christuszentrierte Kirchgemeinde im Zürcher Unterland. Besondere Aufgabenbereiche: • Leitung (vor allem moderner) Gottesdienste, als «Teamleader/in» und Verkündiger/in • Konfirmandenunterricht, im Team mit jungen Erwachsenen • Begleitung / Coaching Jugendlicher, junger Erwachsener und ihrer Kleingruppen • Die konkreten Aufgaben können nach Interessen und Gaben und in Absprache mit dem Gemeindekonvent definiert werden Wir freuen uns auf eine Persönlichkeit, die … • ihren lebendigen und authentischen Glauben und ihr Leben gerne mit anderen teilt • beziehungsstark, teamfähig, flexibel und engagiert ist • zu Jugendlichen, unseren vielen Freiwilligen und zur Dorfbevölkerung einen gewinnenden Zugang sucht • gut motivieren und anleiten/coachen kann • theologisch und geistlich fundiert und reflektiert ist • die Wahlfähigkeit unserer reformierten Zürcher Kantonalkirche hat Es erwartet Sie bei uns: • eine lebendige Kirchgemeinde mit einem hohen Anteil an Jungen • die Zusammenarbeit mit engagierten Christ/innen im Gemeindekonvent (Pfarrer, Diakonisch Mitarbeitende), in verschiedenen Teams und der Kirchenpflege • Förderung der eigenen Gaben und Ergänzung durch den Gemeindekonvent Mehr Infos über uns und unsere Kontaktdaten erfahren Sie auf www.kirchesteinmaur.ch. Für Informationen und Fragen wenden Sie sich an Daniel Lerch, Präsident der Kirchenpflege oder Pfr. Markus Werner Ihre Bewerbung mit den üblichen Unterlagen senden Sie bitte bis am 30. Juni 2014 an Daniel Lerch, Fischbachstrasse 6, 8162 Steinmaur

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung bis 18.5.2014 an Evangelische Kirchgemeinde Romanshorn-Salmsach, Sekretariat, Bahnhofstrasse 48, 8590 Romanshorn

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P RO U N D KON T R A

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Schutz – vor Taten oder vor falschen Hoffnungen? PÄDOPHILEN-INITIATIVE Sollen pädophile Straftäter nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen? Am 18. Mai wird darüber abgestimmt. Die Frage ist auch unter evangelischen Parteien umstritten. Ruedi Löffel ist EVP-Grossrat, Geschäftsführer der EVP Bern und Stellenleiter beim Blauen Kreuz Bern. Er wohnt in Münchenbuchsee BE.

Marc Früh ist Erzieher, alt EDU-Grossrat und Gemeindepräsident sowie ehemaliger Delegierter der Assemblée Interjurassienne. Er wohnt in Lamboing BE.

PRO

Fotos: zvg

Tragische Vergehen von Rückfall-Tätern an Kindern waren der Auslöser der 2009 von „Marche Blanche“ lancierten Volksinitiative, die auch von der EDU unterstützt worden ist. Die Initiative verlangt den absoluten Schutz von Kindern und verletzlichen Personen, zum Beispiel behinderten Menschen. Ziel ist die Vorbeugung von Gewaltakten und die Reduktion der Opfer solcher Übergriffe. Für einen kleinen Prozentsatz der Bevölkerung stellt die Beherrschung des Sexualtriebs ein Problem dar. Sie nicht mit dem „Objekt“ ihrer Versuchung arbeiten zu lassen, scheint eine absolut logische Konsequenz zu sein. Es gibt sogar rückfällige Pädophile im Pensionsalter – Grund genug für ein lebenslängliches Verbot! Es ist für ein Kind unmöglich, sich in einer Situation allein gegen einen Erwachsenen zu wehren. Deshalb ist es wichtig, mögliche Angreifer vom Opfer fernzuhalten. Das Berufsverbot hindert einen Pädophilen ja nicht daran, eine andere berufliche Tätigkeit auszuüben. Die Vorteile des indirekten Gegenvorschlags von Bundesrat und Parlament auf Niveau Strafrecht treten unabhängig vom Abstimmungsausgang per 1.1.2015 in Kraft. Dabei wurde der Hauptantrag der Initiative in Gesetzesartikel übertragen, welche ab 2015 angewendet werden können. Allerdings wurde darin angefügt, dass der Täter alle fünf Jahre bezüglich seiner Gefährlichkeit überprüft werden muss. Das bedeutet zahlreiche psychologische Experten, Anwälte, Richter und hohe administrative Kosten. Zudem bleibt ein Restrisiko, da die Vorhersehbarkeit der Heilbarkeit eines Pädophilen fehlt. Einige sagen: „Gott heilt alle Krankheiten!“ Die grosse Mehrheit der Pädophilen lehnt leider göttliche Hilfe ab. Das Gesetz muss den Schwachen schützen, nicht den Täter. Deshalb JA zur Volksinitiative „Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen“! P

KONTRA

Die Vorstellung, dass ein Kind von einem Pädophilen missbraucht werden könnte, ist schrecklich. Wir sind uns bestimmt einig, dass der Rechtsstaat alles unternehmen muss, um Übergriffe jeglicher Art zu verhindern. Pädophile sollen von Kindern ferngehalten werden, das ist unbestritten. Die Initiative hat diesbezüglich einen grossen Erfolg erzielt: Ein bisher zu wenig beachtetes Thema kam endlich in die politische Diskussion, so dass bereits vor der Volksabstimmung Entscheidendes erreicht wurde. Per 2015 tritt ein Gesetz in Kraft, das ein Berufs- und Tätig Tätigkeitsverbot für verurteilte Pädophile vorsieht. Dieses Gesetz ist präziser als die Initiative und bezieht beim Urteil die Schwere und Umstände eines Vergehens mit ein. Der 20-Jährige, der mit seiner 15-jährigen Freundin intim war, würde gemäss Initiative „automatisch“ mit einem lebenslangen Berufsverbot bestraft. Er dürfte sich zudem nie mehr in einer Jungschar oder der Juniorenabteilung eines Sportvereins engagieren. Steht diese Strafe im Verhältnis zur Straftat, wie es unsere Verfassung fordert? Das neue Bundesgesetz verhängt bei bestimmten Sexualstraftaten ein mindestens zehn Jahre dauerndes Berufsverbot, das auf lebenslänglich verlängert werden kann. Es umfasst sogar allgemeine Gewaltverbrechen gegen Kinder und Abhängige und führt einen erweiterten Strafregisterauszug ein. Zudem wird die Möglichkeit eines Kontakt- oder Rayonverbots geschaffen. Die Initiative verführt dazu, dass wir uns in Bezug auf sexuelle Übergriffe in falscher Sicherheit wiegen. Der grösste Teil der Sexualdelikte an Kindern wird nicht von Pädophilen verübt, sondern von ganz „normalen“ Menschen, sehr oft im familiären Umfeld. Hier würde die Initiative nichts ändern. Wer Kinder besser schützen will, lehnt die Initiative ab und investiert in echte Prävention nach dem Motto „Hinschauen statt Wegsehen“. P

DARUM GEHT ES BEI DER ABSTIMMUNG Verurteilte Pädophile sollen lebenslang nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen. Wird die Initiative abgelehnt, sieht ein neues Gesetz ein zehnjähriges Berufsverbot vor. Argumente dafür: Die Initiative verhindert weitere Kindsmissbräuche. Verurteilten Pädophilen kann verboten werden, ehrenamtlich mit Kindern zu arbeiten. Berufsverbote und Verbote von ehrenamtlichen Tätigkeiten können auch verhängt werden, wenn der Missbrauch nicht im beruflichen Umfeld erfolgte. Argumente dagegen: Ein lebenslanges Berufsverbot ist ein starker Eingriff in die persönliche und wirtschaftliche Freiheit einer Person. Das stellt ein ernsthaftes Hindernis für die Resozialisierung der Täter dar. Wegen ihren strikten Regelungen ist die Initiative nicht verhältnismässig. Ja sagen: BDP, EDU, SVP; Nein sagen: Bundesrat und Parlament, CVP, EVP, FDP, Grüne, glp (www.vimentis.ch; tf) 19.2014


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S Y N E RG I E | LE SE R BR I E F E

SYNERGIE GLAUBWÜRDIGKEIT Beim Stöbern auf Bücher-Webseiten stiess ich auf Ulrich Eggers Titel „Ehrlich glauben. Warum Christen so leicht lügen.“ Was löst dieser Buchtitel bei Ihnen aus? lrich Eggers ist ZeitschrifDozent bricht vor der ganzen tenverleger, Autor und PasKlasse eine Demonstration ab tor. „Warum Christen so leicht und erklärt: „Also, da weiss ich lügen.“ Was löst der Titel seines jetzt auch nicht mehr weiter.“ Buches bei Ihnen aus? BetroffenUngläubiges Staunen bei den heit? „Äh, habe ich mir ja irgendStudierenden: „Was jetzt? Das wie auch schon gedacht ...“ Oder geht doch nicht!“ Und ob es Empörung? „Denken darf man geht! Ich kann Ihnen versichern, Urs R. Bärtschi dies vielleicht, aber gleich ein dass mein Respekt vor dem LehBuch darüber schreiben ...“ rer in diesem Moment mächtig gestiegen Glaubwürdigkeit, Echtheit und Authen- ist. Zugeben, wenn etwas fehlt – und das tizität – das sind doch die Werte, die uns Wort „Fehler“ stammt von fehlen – zeigt vorschweben. Wer sich selbst und seinen von wahrer Grösse und Authentizität. Mitmenschen gegenüber aufrichtig, ehr- Um Eggers Buchtitel aufzugreifen: Hoflich und integer verhält – kurz, wer au- fentlich ist genau dies der Punkt! Schwäthentisch ist – dem gehört Glaubwürdig- che zeigen, eigene Unvollkommenheiten keit. Der hat Vorbildfunktion. eingestehen – ohne den hals- und lebensEcht sein und authentisch rüberkommen, verbiegenden Versuch, sein gutes Gesicht beinhaltet auch die Grösse, Schwächen um jeden Preis wahren zu wollen und daund Fehler zum ganz normalen Leben zu bei unausweichlich lügen zu müssen. zählen. Ich erinnere mich an eine Sequenz Auf Sofie Lazarsfeld, eine engagierte in meiner Studienzeit: Ein angesehener Wegbegleiterin von Alfred Adler, geht der

Der Autor ist Inhaber/Geschäftsführer der Coachingplus GmbH; www.coachingplus.ch

Keine Förderung zu: Interview mit G. Locher, (Nr. 18, S. 7)

Himmel auf Erden zu: Synergie, (Nr. 17, S. 14)

Herr Locher präsentiert sich sympathisch und abgeklärt. So, wie man dies in unserer Marketing-Gesellschaft eben tun muss, um öffentlich eine teils unpopuläre Glaubenshaltung vertreten zu können, ohne allzu viel Staub aufzuwirbeln. Wahrscheinlich kann man in dieser Position nicht anders. Was mich mehr beschäftigt, ist die Haltung des Protestantismus gegenüber der römischkatholischen Kirche und Lehre. Ursache für die Entstehung des Protestantismus war nicht nur der damalige schlimme sittliche Zustand des römischen Klerus. Dieser war vielleicht ein Anstoss zum Nachdenken. Die inneren und äusseren Kämpfe, welche die Reformatoren durchmachten, führten sie zur Erkenntnis, dass die römisch-katholische Lehre eine Irrlehre ist. Zwar wird vordergründig Jesus Christus aufgrund der Bibel verkündigt, aber im Detail gründet die katholische Lehre auf Fehlinterpretationen und Erkenntnismängeln. Wer sich unter römisch-

katholischer Verkündigung zu Jesus Christus führen lässt, gerät fast zwangsläufig in verschiedene irreführende Praktiken und in eine Religionsausübung, welche die Erlösung weder kennt noch lebt. Wer das nicht glaubt, darf den römisch-katholischen Kathechismus lesen. Bei einem solchen Konglomerat fehlt Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Folglich fehlen Kraft und Leben. Und da heute die fehlenden Faktoren Kraft und Leben zunehmend mit Gefühlen kompensiert werden, geht die Entwicklung in die falsche Richtung weiter. Ernst Indermühle, Uttigen BE

Hinweis Das Interview mit Gottfried Locher (ideaSpektrum Nr. 18) wurde von ERF Medien produziert und auf Radio Life Channel gesendet. Leider haben wir die Internetadresse nicht richtig angegeben. Zum vollständigen Gespräch finden Sie über die Adresse: www.lifechannel.ch (Stichwort: Standortbestimmung). Die Redaktion

Begriff „Mut zur Unvollkommenheit“, wie er im individualpsychologischen Kontext verwendet wird, zurück. Mut zur Unvollkommenheit steht den perfekten und oft lebensfremden Konzepten gegenüber. Menschsein bedeutet, Fehler machen zu dürfen. Die Bibel geht davon aus, dass Fehlerhaftigkeit zum Menschen gehört. Würde Jesus sonst – wie in Johannes 8,7 – so milde reagieren? Es heisst nicht, in Fehlern zu verharren, sondern daraus zu lernen und den Blick nach vorne zu richten, aber ohne das Fehlende zu leugnen. Abschliessend ein erfrischender Gedanke Viktor Frankls: „Wären alle Menschen vollkommen, dann wären alle einander gleich, jeder Einzelne durch einen beliebigen Vertreter also ersetzlich ...“ Wie langweilig wäre das denn ... P

David Schneiders Text ist wie ein Mor Morgenstern am Horizont. Er lässt einen erahnen, was noch kommen wird – so wie nach dem Aufgehen des Morgensterns die Sonne aufgeht. Die Bethel-Gemeinde in Redding hat offensichtlich erkannt, was es heisst, ein „ganzheitliches“ Evangelium zu leben. Sie zeigt auf, was geschehen kann, wenn wir das Gebet, das Jesus uns gelehrt hat, ernstlich beten. „Vater im Himmel ... Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden …“ Dass sich dienstbare Engel gerne dort niederlassen, wo so gebetet wird, glaube ich gerne. Ich bin begeistert von den Möglichkeiten, die diese „neue“ Perspektive eröffnet: Himmel auf Erden! Bruno Strässler, Rorbas ZH

Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffent veröffentlichen. Kürzungen unter Wahrung des Sinns behalten wir uns vor. Die Redaktion

Foto: zvg

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N AC H R IC H T E N SC H W E I Z / P ODI U M

Die Brücke der Versöhnung VERSÖHNUNG „Musalaha”-Gründer Munayer spricht in der Schweiz. Salim Munayer, ist die Versöhnungsarbeit heute einfacher als in den Anfangsjahren? Sie ist genauso herausfordernd wie vor 20 Jahren. „Musalaha” hat sechs Stufen der hilfVersöhnung ausgearbeitet. Sie sind hilf reich und führen die Teilnehmer in einen Prozess. Versöhnung bleibt schwierig. Was sind die grössten Veränderungen seit den ersten Tagen von Musalaha? Seither haben wir die Stufen der Versöhnung entwickelt, einen Lehrplan für Gruppen und einen Studienplan für Jugendleiter. Und wir haben ein Team aufgebaut, das sich der Versöhnungsarbeit widmet. Mittlerweile sehen wir, wie die Versöhnung zu einer Bewegung geworden ist. Was sind die Herausforderungen heute? Das ist die Komplexität des israelischpalästinensischen Konflikts. Wir sehen, wie sehr die Menschen emotional aufgeladen und von ihrer Gemeinschaft beeinflusst sind. Es herrscht eine grosse Konfusion, was als Nächstes zu tun ist. Einmal führte „Musalaha” ein Camp in der Schweiz durch. Trug es Früchte? Viele der Jugendlichen, die bei der Begegnung im Jahr 2010 in der Schweiz dabei waren, sind nun Jugendleiter bei „Musalaha”. Sie organisieren jetzt selbst Sommerlager und Begegnungen in der Wüste. Begonnen haben Sie mit Treffen christ christlicher Leiter von beiden Völkern. Dann

folgten Teenager- und Familienlager. Was sind die nächsten Schritte? „Musalaha” beschreitet zwei verschiedene Wege in der Versöhnungsarbeit. Erstens ermöglichen wir Versöhnung zwischen christlichen Israeli und Palästinensern. Dazu wurde die Bewegung im Jahr 1990 erdacht, von christlichen Leitern beider Seiten. Zweitens starteten wir später auch ein BrückenbauerProgramm. In den letzten paar Jahren war dieses sehr erfolgreich. Hier liegt der Fokus ausserhalb der christlich-gläubigen Gemeinschaft. Es geht darum, alle Menschen zu erreichen, Christen, Muslime und Juden, basierend auf den biblischen Prinzipien von Frieden, Toleranz und Liebe. In den letzten Jahren hatten wir viel Erfolg im Brückenbau zwischen Muslimen und Christen in Bethlehem. Wie viele Menschen besuchen die Camps und wie gross ist die Bewegung heute? Wir sind erheblich gewachsen. Heute werden die Camps von 2500 bis 3000 Menschen besucht. Welche Gedanken werden Sie in der Schweiz weitergeben? In der Schweiz werden Jugendleiter ihre persönlichen Erlebnisse mit der Versöhnung weitergeben und ich werde mitteilen, wie Gemeinden ein Segen für Palästinenser und Israeli sein können. Herzlichen Dank für das Gespräch. Interview: Daniel Gerber b www.opendoors.ch; www.musalaha.org

Fotos: Daniel Gerber; zvg

Musalaha Die Bewegung Musalaha (Versöhnung) wurde 1989 gegründet und fördert nach biblischen Prinzipien Frieden und Versöhnung. In Camps lernen sich messianische Juden und palästinensische Christen kennen. Auf Einladung von Open Doors ist der Gründer der Initiative, Salium Munayer, zusammen mit einem Team in der Schweiz. Freitag, 9. Mai: 19.30 Uhr, Begegnungszentrum FMG Münsingen BE Samstag, 10. Mai, 19.30 Uhr, Freie Gemeinde, Dielsdorf ZH

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Salim Munayer: „„Versöhnung ist möglich.“

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PODIUM Der Lehrplan 21 will aus Rücksicht auf Freidenker und eingewanderte Andersgläubige auf den jüdisch-christlichen Unterricht verzichten. Im gleichen Atemzug wird jedoch Schulraum für die Vermittlung von islamischem Unterricht gefordert. Mit diesem heimatlichen Unterricht über Islam und Koran soll verhindert werden, dass die eingewanderten Kinder entwurzelt werden. Was aber ist mit unseren Kindern? Haben sie nicht auch das Recht im eigenen Land die christlichen Wurzeln der Schweiz im Schulunterricht kennenzulernen? Für das zukünftige Leben der Jungen, ob Schweizer oder Einwanderer, wäre es doch sehr wichtig, über das Christentum und seine Werte informiert zu werden. Im heutigen Lehrplan war dies in der Primarstufe noch vorgesehen und wurde mehr oder weniger in den Schulen unterrichtet. Die einzelnen Lehrkräfte wurden aber genauestens kontrolliert, dass in den Erklärungen nicht etwa ein missionarischer Ansatz zu erkennen ist. Auch verzichteten bereits einige Schulen auf die Aufführung der Weihnachtsgeschichte mit Maria und Josef. Aus falscher Rücksichtnahme werden unsere Kinder in der eigenen Kultur, im christlichen Wissen mehr und mehr vernachlässigt. Sie laufen Gefahr, im eigenen Land entwurzelt zu werden. Es ist höchste Zeit, diesem antichristlichen Treiben ein Ende zu setzen. Die Kantonsparlamente sind dringend aufgefordert, dafür zu sorgen, dass der christliche Unterricht wieder ernster genommen wird und ein fester Bestandteil der Schulbildung bleibt. Andreas Brönnimann ist alt Nationalrat der EDU und Unternehmer in Belp.


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Bild: Helene Souza, pixelio.de

I NSE R AT / S T E LLE N

MUTTERTAGSBRÖNSCH MIT BÄNZ FRIEDLI

LIEBES MAMI DANKESCHÖN

Hier erfahren Sie mehr: www.campus-sursee.ch

Willkommen zum nächsten Event im CAMPUS SURSEE Seminarzentrum. Auch im ganz kleinen, privaten Rahmen. Zum Beispiel am Muttertag. Geniessen Sie am 9. Mai unsere Muttertags-Menüs im Grill-Restaurant BAULÜÜT. Oder unseren Brönsch, an dem der Hausmann der Nation, Bänz Friedli, aus seinem aufregenden Leben erzählt. Bis bald. Bei uns. Telefon 041 926 26 26, seminarzentrum@campus-sursee.ch


P U BL I R E P OR TAG E

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„Kirche, Kultur und Kontext“

Abstand von der Praxis mit Gewinn für die Praxis .

Mit diesem Leitmotiv fassen wir in Worte, was sich wie ein roter Faden durch die vergangenen 15 Jahre dieser Ausbildung zieht: - Theologische Ausbildung, die auf Jesusnachfolge in Gemeinschaft abzielt, und auf Kirche/Gemeinde als Ort und Raum, wo Menschen schmecken und sehen, erleben und leben, was Evangelium ist. - Theologische Ausbildung, die mit beiden Beinen auf dem Boden dieser Welt steht, die der Kirche hilft zu verstehen, woher sie kommt und die Kultur zu verstehen und deuten, in der sie lebt. - Theologische Ausbildung, die konkrete Menschen fördert, ihren Glauben konkret im Kontext von Kirche und Gesellschaft zu leben.

Durch berufsbegleitende Weiterbildung einen neuen Blick gewinnen und Kompetenz vertiefen für den Dienst in Gemeinde und Mission. „Dieser Masterstudiengang ist nicht nur wegen seines qualitativ hochwertigen Unterrichts zu empfehlen, sondern auch, weil er meinen Arbeitsalltag als Pastor im Fokus hat.“ stellte Rafael von Arx, Pastor der Freien Christengemeinde Oberkulm fest. Doch nicht nur Pastoren profitieren von dieser Weiterbildung. „Das Masterprogramm bietet auch mir als Quereinsteiger die Möglichkeit, eine qualitativ hochstehende theologische Ausbildung mit formellem Abschluss zu besuchen. Die Mischung zwischen Blockkursen in den Schulungszentren und Studium zu Hause ermöglicht mir, weiterhin in der Wirtschaft zu arbeiten und das Studium berufsbegleitend zu absolvieren.“ sagt Thomas Büchi, SAP Program Manager und Mitglied der Gemeindeleitung ETG Stäfa.

Dr. Bernhard Ott Studienleiter des Masterprogramms am Theologischen Seminar Bienenberg, Liestal

Der Masterstudiengang Kirche, Kultur und Kontext auf einen Blick Wann beginnt es? Ende August oder Anfang März Wie lange dauert es? 4 Jahre berufsintegrierendes Teilzeitstudium (4 Semester Studium, 1-2 Jahre Masterarbeit) Welchen Abschluss erhalte ich? Master of Theology (University of South Africa) oder Vocational Master (äquivalent, derzeit im EEAA Anerkennungsverfahren) Was muss ich mitbringen? Persönlichen Glauben und Integration in eine christliche Gemeinde. Theologischakademische oder anderweitige akademische Vorbildung. Physische und psychische Gesundheit und Belastbarkeit. Referenzen, die Eignung und Empfehlung für das Studium bestätigen.

Jetzt anmelden  zur Weiterbildung des Masterprogramms „Kirche, Kultur und Kontext“! Das nächste Semester beginnt am 25. August 2014 mit einem dreiwöchigen Unterrichtsblock. 

zu einem Schnuppertag

zwischen dem 25. August und 12. September 2014

www.master-of-theology.ch idea Spektrum 19.2014

Wie läuft es ab? Teil A (Akademisches Aufbauprogramm AAP): 3-wöchiger Blockkurs zu jedem Semesterbeginn, 2tägiges Abschluss-Seminar zum Semesterende (insgesamt 4 Semester). Darüber hinaus dezentrales, eigenverantwortliches Studium, Begleitung der praktischen Arbeit in Gemeinde/Kirche oder kirchlichem Werk durch Supervision. Teil B: begleitete Forschungsarbeit mit der University of South Africa (M.Th., berufsbegleitend 1-2 Jahre) oder praxisbezogene Masterarbeit (Vocational Master äquivalent, 1 Jahr berufsbegleitend) Was kostet es? Siehe www.master-of-theology.ch Wen kontaktiere ich? Gabriele Boller, +41(0) 61 906 7811, gabriele.boller@bienenberg.ch Theologisches Seminar Bienenberg, 4410 Liestal

info@bienenberg.ch www.bienenberg-blog.ch


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KOM M E N TA R E SC H W E I Z

Gottes Wort ist Geist und Leben SPRACHE Verständliche Predigten ohne „akademischen Prunkjargon“ forderte der Journalist Wolf Schneider in ideaSpektrum. Doch aufgepasst – Einsilber wirken dort zerstörerisch, wo die zentralen Begriffe des Glaubens aufgeben werden. Eine Replik von Stefan Felber. Gegenüber seinem idea-Interview vom Dezem- Luther verwendet auch Wörter mit fünf und mehr Silben ber 2012 hat sich Schneider offenbar einseitig (die allerdings, wie auch die langen ausgeschriebenen einsilbig weiterentwickelt. Damals sagte er Zahlwörter, in den alten Lutherbibeln oft noch unverbunnoch im Hinblick auf Volxbibel und „Bibel in gerechter den dargestellt wurden): dahingegeben, fleischlicherweiSprache“: „Ich bin nicht dafür, dass man die Sprache, se, Unbarmherzigkeit, Ungehorsame, Ehebrecherinnen die zu Hause gesprochen wird, eins zu eins übernimmt: und Blutvergiesserinnen, desselbigengleichen (37 Mal!), Gottesverheissungen, GranatEin bisschen Mühe darf man apfelbäume, zusammengesich schon geben.“ Die Mühe Mögen unsere Kommunikationsstoppelt, der Allerverachtetste, scheint nun verflogen. Seinem helfer nicht Sprachverhunzer wider ineinandergefüget ... SchneiKampf gegen die Vielsilberei der behauptet, viersilbige groswie in Eucharistie-VerständWillen werden! Ich will die erste nis, Apostolizität oder Abse Gefühle gäbe es nicht. Das hängigkeitsverhältnis seien bayrische Sau sein, der hier graust. mag sein, aber immerhin verwendet Luther oft viersilbige hier ein paar andere Aspekte entgegengehalten. Die zur Tugend erhobene Einsilbigkeit Adjektive: unverständig, unerschrocken, ungeschliffen, wirkt irgendwie sprachfaul. Schneider ist dabei nicht un- hundertjährig, einfältiglich, eingepfropfet ... Vergessen bedingt repräsentativ: vielleicht für Journalisten, die ihm wir nicht die grosse Zahl von Neubildungen, die Luther reichlich Beifall zollten, und missionarisch-um-jeden- aus Sprachnot dem Deutschen eingepflanzt hat. Würde Preis gesinnte Theologen, aber kaum bei Literaturwissen- Schneider sagen, dass man das heute nicht mehr darf? schaftlern, die sehr wohl die Sprachebenen zu unterscheiden wissen, die je verschiedenen Lagen der Sprecher/ Die Grundfrage Hörer (um nicht zu sagen: „Kommunikationspartner“!) Die Grundfrage ist: Akzeptieren wir, dass die Bibel eben angemessen sind, wie etwa Johannes Anderegg oder kein leichtes Buch ist bzw., dass sie bis in ihre Sprachgestalt hinein uns die Sünden der Lippen vor Augen hält, Dietmar Dath. aber nicht kopiert und gutheisst, sondern verändern will? Nieder mit dem Kirchendeutsch? Wolf Schneider, bekennender Atheist, hat vermutlich keiDie Losungen „Bloss kein Kirchendeutsch!“ (idea- nen Sensus dafür. Obwohl er in seinem Buch „Wörter maSpektrum 49-2012) oder „Einsilber sind in jedem Fall das chen Leute“ wusste, dass Informationsaustausch nur eiidea-Artikel Grösste!“ (ideaSpektrum 17-2014) wirken zerstörerisch, ner von vielen Sprachzwecken ist, geht es im ideawo wir die zentralen Begriffe des Glaubens aufgeben, um nur darum, wie Sprache als Kommunikation „funktioalles auf Alltagsniveau präsentieren zu können. Eine gan- niert“, wie Botschaften möglichst rasch verstanden werze Menge Vielsilber sind eben doch unverzichtbar. Den den. Dass Gottes Sprache/Wort aber Same ist, Hammer, von Schneider verschämt zugelassenen Viersilbern füge Geist und Leben, kommt bei einem nur kommunikativen ich noch ein paar hinzu: Auferstehung, Offenbarung, Sprachverständnis unter die Räder. Gott arbeitet doch oft Vollkommenheit, Rechtfertigung, Gerechtigkeit, Lang- gerade durch solche Texte an uns, die wir (noch) nicht vermütigkeit, Menschenhilfe, Menschenweise, Menschen- stehen! Wenn aber alles sofort verstehbar sein muss, wird hüter, Menschenaugen, Menschenkinder, Ehrerbietung, alles flach und fade. Schädelstätte, Kerkermeister, Blutbräutigam, Gichtbrüchige, Donnerskinder, Donnerstimme, Kirchenräuber, Der nächste Kreuzzug Kleiderhüter, Leutseligkeit, Linsengericht, Meuchelmör- Was ist gegen „Kreativität“ einzuwenden? Wolf Schneider der, Vater-/Muttermörder, Erschlagene, Waffenträger, lässt uns die Wörter kurz halten, aber es wird unsere Verstorbene, Feierkleider, Erstgeborner, Zimmerleute, Texte verlängern, wenn wir alles erst umschreiben und Blutgierige, Wasserbäche, Anfechtungen, Evangelisten, Hauptwörter durch Verbalsätze ersetzen müssen. Wo ist Wiedergeburt, Ehrerbietung, Erzbösewicht, Eselskinnba- der Gewinn? Kein Wunder, dass er schon den nächsten cken … All dies findet sich in Luthers Bibel! Mehr noch: Kreuzzug ausruft, diesmal gegen die langen (Neben-) 19.2014


KOM M E N TA R E SC H W E I Z

Sätze. Lange Sätze aber sind, sagt Max Picard in „Der Mensch und das Wort“, wie ein Lasso, das der Mensch weit zu den Dingen ausschwingt und diese dann souverän zu sich zurückholt. Die kurzen Sätze aber haben, so können wir Picard ausziehen, mitunter etwas Hartes, Hingeworfenes, Kurzatmiges an sich, es entsteht nichts mehr, alles ist sofort da, begeh-, befahrbar wie eine Betonpiste. Ohne die langen Suchwege, sagt Picard, gibt es nur noch Allgemeinplätze. Ich meine: Beide, lange und kurze Sätze und Wörter haben je ihren Ort. Wer gut artikuliert und betont, wird nach wie vor auch mit langen Sätzen Erfolg haben. Schneiders Regeln mögen helfen, sich über Dinge in Alltag und Politik zu verständigen, über die beide Seiten schon Wesentliches wissen. Dass sie aber so prinzipiell, wie Schneider meint, ein tieferes Denken und Sprechen erleichtern, weise ich zurück. Mögen doch unsere Kommunikationshelfer nicht Sprachverhunzer wider Willen werden! Ich will die erste bayrische Sau sein, der hier graust. Auf die langen Sätze von Paulus, Heinrich von Kleist, Rudolf Borchardt und Karl Barth sollten wir nicht freiwillig verzichten!

Für dumm verkauft?

Foto: TSC Chrischona

Schneider kritisiert „Eucharistie-Verständnis“ wegen seiner sieben, „Apostolizität“ wegen seiner sechs Silben. Er versteigt sich zur Behauptung, Obama habe seinen Wahlkampf mit seinen drei Einsilbern gewonnen: „Yes, we can!“ (Und das Volk schallt wunderbar zurück: „Yes, we scan!“) Natürlich ist Obama ein exzellenter Redner, neben dem Frau Merkel Fremdschämen auslöst. Aber Entschuldigung, für wie dumm hält Schneider den amerikanimögschen Wähler? Glaubt er, man könnte allein mit einer mög lichst kurzatmigen Sprachtechnik überzeugen, egal was man sagt? Hier taucht das geistlich-theologische Problem auf: Schneider reduziert geistliche Probleme auf fassbare, letztlich leicht bearbeitbare Sprachprobleme. Dazu passt, dass er Kässmann gute Noten verteilt, trotz z. B. ihrer Unterstützung der von ihm abgelehnten „Bibel in gerechter Sprache“ – eben weil sie selbst einfach spricht. Gut, dass sich der Apostel Paulus nicht die Vorgaben Schneiders zugrunde gelegt hat. Bei ihm finden sich mehr vielsilbige Wörter (mit bis zu 8 Silben), als Schneider lieb ist, und neben kurzen auch eine ganze Reihe schrecklich langer Sätze. Wie sagte Schlatter: Die Bibel ist kein müheloser Besitz. Kehren wir um von der Rutschbahn, alles so einfach und eingängig zu machen, bis nichts mehr übrig bleibt! •

Der Autor, Pfr. Dr. Stefan Felber, ist Dozent für Altes Testament (Geschichte, Sprache, Exegese und Theologie) am Theologischen Seminar St. Chrischona, Bettingen.

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DAS FAMILIENRECHT SOLL ANGEPASST WERDEN

Die Auflösung der Ehe In Kenia können Männer ab sofort legal mehrere Frauen heiraten. Staatspräsident Uhuru Kenyatta unterzeichnete ein entsprechendes Gesetz. Mehr als 80 Prozent der 43 Mil­ lionen Einwohner Kenias sind Christen. Vor diesem Hinter­ grund bekommt das Gesetz einen besonders negativen Bei­ geschmack. Viele Parlamentarier hatten für ihre Argumen­ tation pro Polygamie die Bibel bemüht: Die Könige David und Salomo hätten niemanden um Erlaubnis gefragt, ehe sie weitere Frauen heirateten. In der Schweiz brüten die Beamten im Departement von Justizministerin Simonetta Sommaruga über juristischen Gutachten. Darin wird die Veränderung der Gesellschaft nachgezeichnet. Erstmals leben in der Schweiz mehr Ledige als Verheiratete. Heute wird später und weniger geheiratet und mehr geschieden. Neben der traditionellen Familie le­ ben immer mehr Konkubinatspaare mit Kindern, Patchwork­ familien und Alleinerziehende. Ende Jahr soll ein bundesrät­ licher Bericht darlegen, wie das geltende Familienrecht an die gesellschaftliche Realität angepasst werden soll. Die Vor­ schläge gehen in alle möglichen Richtungen. Und tatsäch­ lich: Auch die Zulassung der Polygamie steht zur Diskussion. Die Zivilstandsbezeichnungen „ledig“, „verheiratet“, „ver­ witwet“ und „geschieden“ könnten in naher Zukunft ver­ schwinden. Die Zivilehe wird zur Abschaffung empfohlen. Neu soll die „Lebensgemeinschaft“ zum Anknüpfungspunkt für Rechte und Pflichten betreffend Familie, Partnerschaft, Scheidung, Kinder, Unterhalt oder Adoption werden. Vor­ geschlagen wird folgende Definition: „Ein Paar ist seit mehr als drei Jahren zusammen, hat gemeinsam Nachwuchs oder ist insofern gefestigt, als mindestens einer der Partner er­ hebliche Beiträge für die Gemeinschaft erbracht hat. Solche breit gefächerten Gutachten dienen immer auch dazu, die Stimmung in der Gesellschaft zu testen. Was ist mehrheitsfähig? Wofür ist es noch zu früh? Insofern sind Kommentare wie dieser Teil des Konzepts. Aber die Stoss­ richtung ist klar: ein der Gesellschaft angepasstes Familien­ recht besiegelt das Ende der vom Staat bisher gestützten Ehe zwischen Mann und Frau. Laut einer Studie geben 80 Prozent der Jugendlichen an, dass für sie die Ehe eine lebenslange Beziehung darstellt. 92 Prozent halten Treue für wichtig oder sehr wichtig. Für 70 Prozent ist eine Partnerschaft gar notwendig, um glück­ lich zu leben (Quelle: Prof. Guy Bodenmann, Beziehungs­ krisen). Aber statt für die Ehe bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, wird am Gegenteil gearbeitet: An der Abwer­ tung der Ehe zu einer symbolischen Verbindung, die keine Familienrechte mehr begründet. Rolf Höneisen


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N AC H R IC H T E N

Warum Fromme länger leben US-STUDIEN Es kommt auf den Lebensstil und die Gemeinde an.

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ahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge leben religiöse Menschen länger als nicht-religiöse. Dafür ist aber weniger der Glaube selbst verantwortlich als die Nebeneffekte. Religiöse Menschen leben in der Regel gesünder; sie sind oft Nichtraucher und trinken weniger Alkohol. Auch haben sie meist engere soziale Kontakte, wenn sie sich in einer christlichen Gemeinde heimisch fühlen. Darauf macht die US-Gesellschaft staatlich geprüfter Seniorenberater (Denver) aufmerksam.

Die Vorteile einer Gemeinde Nach ihren Angaben sind 92 % der über 70-jährigen US-Amerikaner religiös gebunden; bei den 18- bis 29-Jährigen sind es 74 %. Gemeinsam sei allen die Suche nach Lebenssinn und nach der Bedeutung von Leben und Tod. Außerdem betonten die Religionen in der Regel den Wert der Gemeinschaft, etwa im Gottesdienst. Die Mitgliedschaft in einer Kirchengemeinde habe oft auch praktische Vorteile. So bestünden vielerorts organisierte Fahrdienste für Se-

nioren, die ihren Führerschein abgegeben haben. Wer völlig ans Haus gebunden sei, könne heutzutage auch dort geistliche Angebote wahrnehmen, etwa durch christliche Sendungen im Rundfunk oder entsprechende Seiten im Internet.

Die „Mythen“ über langes Leben Nach Angaben des Magazins „Milwaukee Community Journal“ (Milwaukee/Bundesstaat Wisconsin) haben im 21. Jahrhundert bereits etwa 1.800 wissenschaftliche Studien den Zusammenhang zwischen Frömmigkeit, Gesundheit und Heilung untersucht. Die längste Forschung wurde an der Stanford-Universität (Kalifornien) über einen Zeitraum von 80 Jahren mit 1.500 Personen durchgeführt. Die Ergebnisse räumten auch mit „Mythen“ über langes irdisches Leben auf. So sei nicht erwiesen, dass Verheiratete später sterben als Alleinstehende oder dass „Arbeitssüchtige“ einen früheren Tod erleiden. Ein Märchen sei auch, dass Herrchen von Haustieren länger leben. P www.csa.us b

Orthodoxe Juden schänden Klöster JERUSALEM Regierung kündigt Sondertreffen der Sicherheitsorgane an.

I

n Israel herrscht Unruhe, weil es unter jüdischen Extremisten Hass gegen Christen gibt, der sich in einer sprunghaften Zunahme von Anschlägen äußert. Wurden im letzten Jahr 20 christliche Stätten in Israel geschändet – darunter Friedhöfe, Kirchen und Klöster –, so gab es allein in der letzten Woche 5 rassistisch motivierte Übergriffe. So warfen am 27. April junge Männer, die an Kleidung und Haarschnitt als orthodoxe Juden zu erkennen gewesen seien, Steine auf die Kreuze eines Benediktinerklosters. Die Täter rissen ferner ein Kreuz am Kloster nieder. Eine Frau, die sich als Gast im Kloster aufhielt, wurde beim Werfen der Steine verletzt. Ferner wurde die griechisch-orthodoxe Kirche in Al-Bassah während eines Taufgottesdienstes überfallen.

Rabbiner: Christen, verlasst Israel! Das Patriarchatsvikariat der Kirche in Nazareth erhielt einen Drohbrief von einem Rabbiner, der alle Christen auffordert, Israel zu verlassen. Zuvor hatten unbekannte Täter das katholische Kloster Deir Rafat bei Jerusalem verunstaltet. In hebräischer Sprache sprühten sie den Satz „Jesus ist ein Affe und Maria eine Kuh“ an die Außenmauer. Die israelische Regierung gab am letzten Sonntag bekannt, dass sie Gegenmaßnahmen bei einem Sondertreffen der Sicherheitsorgane beschließen will, nachdem von kirchlicher Seite kritisiert worden war, dass kaum ermittelt werde. Das kritisierte jetzt auch das US-Außenministerium. Die Gewaltakte israelischer Extremisten seien „zumeist nicht strafrechtlich verfolgt“ worden. P

NOTIERT Gebetstag: Viele US-Amerikaner beugten sich vor Gott Unter dem Motto „Eine Stimme – vereint im Gebet“ begingen die US-Amerikaner am 1. Mai ihren Nationalen Gebetstag. Präsident Barack Obama unterstrich in einem Aufruf das Recht aller Bürger, ihren Glauben ohne Einschränkungen auszuüben und zu beten. Der Nationale Gebetstag wurde 1952 eingeführt. 1988 legte der damalige Präsident Ronald Reagan fest, dass der Tag am ersten Donnerstag im Mai begangen wird. Die Amerikanische Humanistische Vereinigung ruft jedoch im Gegenzug zu einem „Tag der Vernunft“ auf. Das werde der verfassungsmäßigen Trennung von Religion und Staat eher gerecht. Gleichwohl wurde am 1. Mai um 12 Uhr mittags in Gottesdiensten im ganzen Land ein Gebet von Anne Graham Lotz verlesen. Die 65-jährige Tochter des Evangelisten Billy Graham (95) rief darin ihre Landsleute auf, sich vor Gott zu beugen und ihre Sünden zu bekennen. Graham Lotz ist die Vorsitzende des Komitees für den Nationalen Gebetstag. b www.nationalprayercommittee.com

China: Behörden reißen Kirche ab In China haben die Behörden trotz heftiger Proteste von Christen mit dem Abriss einer großen Kirche begonnen. Die Sanjiang-Gemeinde in der ostchinesischen Stadt Wenzhou hatte das 50 Meter hohe Gebäude in den vergangenen sechs Jahren mit Eigenmitteln von umgerechnet rund drei Millionen Euro errichtet. Nach Angaben des Bauamtes verstößt der Bau mit rund 2.000 Sitzplätzen gegen die Bauvorschriften. Beobachter vermuten jedoch, dass den kommunistischen Behörden das weithin sichtbare Gotteshaus mit Kreuzen als Zeichen des wachsenden Christentums ein Dorn im Auge ist. Mit einer Sitzblockade hatten die Gemeindemitglieder mehrere Wochen lang gegen den geplanten Abriss protestiert und das Gebäude bewacht. Zunächst wurden vier Stockwerke eines Anbaus abgerissen. Am 28. April rückten die Abrissmaschinen auch dem Hauptgebäude zuleibe. Die Gemeinde ist behördlich registriert. Wenzhou hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem der größten christlichen Zentren in der Volksrepublik entwickelt. 19.2014


N AC H R IC H T E N

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Die Mütter weinen „Tag und Nacht“ NIGERIA Von Islamisten entführte Schülerinnen als Sexsklavinnen verkauft.

Mütter und Angehörige demonstrieren für die Freilassung ihrer entführten Kinder.

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ie meisten der in Nigeria verschleppten christlichen Schülerinnen sind von ihren Entführern für umgerechnet 10 Euro „verkauft“ worden. Sie würden als Sexsklavinnen missbraucht, berichtet die Londoner Zeitung „The Times“. Am 14. April hatten Kämpfer der islamischen Terrorgruppe Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde) eine Realschule im Ort Chibok im Bundesstaat Borno überfallen. Sie verfrachteten rund 276 Schülerinnen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren auf Lastwagen. Etwa 53 konnten unterwegs fliehen. Inzwischen hat sich die Islamistengruppe sowohl zu der Entführung als auch zum Verkauf und zur Zwangsverheiratung bekannt. Pogo Bitrus, ein Dorfältester aus Chibok, berichtet, dass viele Christinnen für ein geringes „Ehegeld“ mit Männern der Gruppe Boko Haram zwangsverheiratet worden seien. Auf diese Weise zwingen radikale Muslime Christinnen zum Religionswechsel; denn als

Ehefrau eines Muslimen nehmen sie automatisch dessen Glauben an. Nach Worten Bitrus weinten die Mütter der Schülerinnen „Tag und Nacht“. Väter hätten auch selbst nach den Vermissten gesucht, unter anderem im Wald Sambisa. Dorthin hatten sich die Boko-Haram-Kämpfer zuerst begeben. Den Verfolgern fehle es jedoch an Waffen, um die militanten Muslime bezwingen zu können.

Vergebliche Rettungsversuche Der Gouverneur des Bundesstaates Borno, Kashim Shettima, hat eine Belohnung von umgerechnet 36.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Täter führen. Aber er räumt gleichzeitig ein, dass ihm die Mittel fehlen, um die Terroristen wirksam zu bekämpfen. Die Familien der entführten Schülerinnen gehören zur evangelikalen „Kirche der Brüder“. Kirchenpräsident Samuel Dali bestätigte, dass eini-

ge Eltern aus Verzweiflung über die Hilflosigkeit der Behörden die Rettungsaktionen in die eigene Hand genommen hätten.

Anschläge in der Hauptstadt Gleichzeitig mit dem Überfall auf die Schule hatte Boko Haram am 14. April in der Hauptstadt Abuja ein Blutbad angerichtet. 4 Täter ließen ein mit Sprengstoff beladenes Auto auf einem Busbahnhof explodieren. Mehr als 200 Personen kamen ums Leben. An derselben Stelle ging am 1. Mai erneut eine Bombe hoch. Dabei starben mindestens 16 Menschen. Boko Haram hat in den vergangenen Jahren immer wieder schwere Anschläge verübt, meist im überwiegend muslimisch geprägten Norden Nigerias. Die Terrorgruppe will dort einen islamischen Gottesstaat durchsetzen. In den letzten drei Jahren fielen ihren Aktionen 5.000 Menschen zum Opfer – meist Christen. P

l idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

10. bis 16. Mai

FERNSEHEN Sonntag, 11. Mai 9.30–10.15 Evangelischer Gottesdienst aus der Kirchengemeinde Am Lietzensee in Berlin 10.15–10.45 Peter Hahne zum Thema „Mutter und Karriere?“. Zu Gast: Monika Hohlmeier, Tochter von F. J. Strauß

11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst aus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde LeichlingenWeltersbach

Montag, 12. Mai

Mittwoch, 14. Mai

20.15–21.15 Im Gespräch: Wolfram Kopfermann, Gründer der Anskar-Kirche

Freitag, 16. Mai

17.45–18.15 Fenster zum Sonntag: Mein Zuhause – Das traute Heim wird immer wichtiger.

23.30–0.15 Glaube – Liebe – Lust 3. und letzter Teil der Dokumentation. Thema diesmal: Verbotene Liebe

19.00–19.55 20.15–20.45 ERF 1 Im Schatten des Ararat – Ein Versöhnung für Ruanda – Berg von großer Bedeutung Fast ihre ganze Familie fällt dem Völkermord von Ruanda 21.00–21.45 zum Opfer. Denise UwimanaDie Kinder der sexuellen Reinhardt überlebt wie Revolution – Freie Liebe durch ein Wunder. und ihre Folgen. Wie die Kinder und Enkel der 68er 21.15–21.45 heute leben Altenpflege im Akkord

8.35–8.50 Die evangelischen Räte – Anspruch, Provokation und Realität: der Zölibat

10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Markuskirche in Berlin-Steglitz

17.05–17.30 Hoffnung auf vier Rädern – Unterwegs mit dem VolxMobil der Nordkirche

9.04–9.30 Letzter Ausweg Adoption – Wenn Mütter aus Not ihr Kind weggeben

12.05–12.30 Neuer Blick auf alten Streit – Was bedeutet das biblische Familienmodell heute?

22.05–22.30 Gott gab dem Menschen vier Ohren, aber nur einen Mund – Die Kunst des Zuhörens

HÖRFUNK

Foto: picture alliance / dpa

Sonntag, 11. Mai 7.05–7.30 „Schaut an der schönen Gärten Zier“ – Ein Streifgang durch die Gärten in der Bibel und im Gesangbuch 8.30–9.00 Zwischen allen Stühlen – Christen mit jüdischen Wurzeln

Donnerstag, 15. Mai 20.00–21.00 ERF Plus Bäume pflanzen für das Reich Gottes – Horst Marquardt und Prof. Hans Schwarz im Gespräch. Der Student Hans Schwarz setzte es sich in den Kopf, Theologieprofessor zu werden, um dem liberalen Kurs der Theologie entgegenzusteuern.

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164


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N AC H R IC H T E N

Antisemitische Zwischenfälle gingen um 20 % zurück ANTISEMITISMUS Die meisten Fälle gibt es in Frankreich und Großbritannien. m fast 20 % ist weltweit die Zahl der antisemitischen Zwischenfälle im letzten Jahr auf 554 gegenüber 686 (2012) gesunken. Das ergab eine Studie der Universität Tel Aviv und des Europäischen Jüdischen Kongresses. Es handelt sich um Vorfälle, die mit Waffen, Brandstiftung oder anderen gewalttätigen Mitteln gegen Menschen oder jüdische Einrichtungen gerichtet waren. Die größte Zahl der Zwischenfälle weltweit wird mit 116 aus Frankreich gemeldet. Es folgen Großbritannien (95) und Kanada (83), die USA (55), Deutschland (36), die Ukraine (23), Russland (15) und Ungarn (14).

Lob für Deutschland und USA Auch das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem stellte seinen Jahresbericht vor.

Weltweit weniger Judenhass Darin werden Deutschland und die USA gelobt, weil sie „alle erdenklichen Maßnahmen anwenden, um mögliche Kriegsverbrecher der Nazi-Zeit zu ermitteln“. Dadurch seien „erhebliche Erfolge“ erreicht worden. Positiv gewürdigt wurde auch eine Änderung der deutschen Rechtsprechung. Bei angeklagten mutmaßlichen nationalsozialistischen Verbrechern verlange sie nicht mehr nach einem konkreten Tatnachweis. Es könne nun de facto jeder belangt werden, „der in einem Nazi-KZ oder in den Einsatztruppen der SS gedient hat“, berichtet die Jüdische Allgemeine (Berlin). P

Antisemitische Zwischenfälle 2013 Weltweit gab es 554 (2012: 686). Auf eine Million Bürger wurden gemeldet: Kanada

2,3

Frankreich

1,7

Großbritannien

1,5

Ukraine

0,5

Deutschland

0,5

USA

0,2

Russland

0,1

© l ideaGrafik; Quelle: Jüdische Allgemeine

U

Deutscher Pfarrer in Kiew: Russland ist für die Gewalt verantwortlich UKRAINE Aufruf zum Gebet – Pfarrer Haska: Fallt nicht auf die russische Propaganda rein! der Ukraine Herr wird“. Ob es danach eine Volksabstimmung über die Zukunft der Ost-Ukraine gebe, müsse die Regierung entscheiden. Haska hält es für sehr wahrscheinlich, dass es dazu kommt. Er rechne

damit, dass die Mehrheit eine ungeteilte Ukraine wolle. Haska rief die Christen in Deutschland zum Gebet für die Ukraine auf. Er warnt ferner davor, auf die russische Propaganda hereinzufallen. In Kiew sei keinesfalls eine faschistische Regierung an der Macht. Vielmehr habe eine Revolution stattgefunden. Die Übergangsregierung wolle das Land nach vorne bringen.

Ukraine: Wir brauchen Bibeln!

Militante prorussische Separatisten vor einem besetzten Gerichtsgebäude in der ost-ukrainischen Stadt Donezk.

Unterdessen berichtete der Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft, Christoph Rösel (Stuttgart), dass die Nachfrage nach Bibeln in der Ukraine enorm gestiegen sei. In bedrohlichen Situationen setzten viele Menschen ihr Vertrauen in die Heilige Schrift. Wie idea erfuhr, sind die Bibelbestände der ukrainischen Bibelgesellschaft aufgebraucht. Gerade an Demonstranten in Kiew seien viele Exemplare verschenkt worden. Inzwischen habe die Ukraine den Druck von 20.000 Bibeln auf Ukrainisch und Russisch in Auftrag gegeben. P b www.delku.com.ua • www.dbg.de

Foto: picture alliance / dpa

D

ie gewalttätigen Konflikte im Osten der Ukraine werden von Russland gesteuert. Davon ist der Pastor der deutschen evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Katharina in Kiew, Ralf Haska, überzeugt. Wie er idea sagte, gab es nie zuvor solche schweren Auseinandersetzungen zwischen Russisch und Ukrainisch sprechenden Ukrainern. Haska: „Das kommt von außen.“ Die Separatisten im Osten hätten modernste Waffen: „Es ist ganz deutlich, dass die von Russland ausgerüstet wurden.“ Auch seien russische Spezialkräfte im Einsatz. Doch stießen sie auf keine große Zustimmung. Haska: „Das sieht man daran, dass nirgends Tausende auf die Straße gehen für eine stärkere Anbindung an Russland.“ Allerdings seien die Menschen im ganzen Land sehr nervös und in großer Angst vor einem möglichen Einmarsch russischer Truppen. Haska hofft, dass am 25. Mai – wie angekündigt – im ganzen Land Präsidentschaftswahlen stattfinden. Und er wünscht, „dass man der terroristischen Bedrohung im Osten

19.2014


G A S T KOM M E N TA R

» Die so liebevoll gedachte Idee, Mütter zum Muttertag in den Gemeinden mit einer kleinen Gabe zu erfreuen, kann schnell den Schmerz zerplatzter Träume verstärken. « Astrid Jaehn ist Leiterin der idea-Medienagentur zeichensetzen (Wetzlar).

Ich werde keine Blumen bekommen Liebe Leserin, lieber Leser, am kommenden Sonntag feiern weltweit viele Familien den Muttertag. Überall werden Kinder ihren Müttern aus diesem Anlass Blumen oder kleine Geschenke überreichen. Auch in vielen christlichen Gemeinden ist das inzwischen so üblich. Ich werde keine Blumen bekommen. Denn ich habe keine Kinder. Nicht weil ich mich dagegen entschieden hätte. Im Gegenteil: Es hätte mir sehr gut gefallen, eigene Kinder zu haben. Aber es sollte eben nicht sein. Offenkundig hat Gott für mein Leben etwas anderes geplant. Daher habe ich ein ruhiges „Ja“ zu meinem Leben ohne Kinder.

Ich bin nicht die einzige Frau ohne Kinder Wenn ich mich in den Gemeinden umschaue, bin ich dort auch nicht die einzige kinderlose Frau. Ich kenne so manche unverheiratete oder geschiede-

ne Frau, die ihre Träume von einer eigenen Familie aufgeben musste. Und ich kenne auch Ehepaare, die nicht Eltern werden konnten. Sie alle sind ungewollt kinderlos geblieben.

Der Schmerz zerplatzter Träume Die so liebevoll gedachte Idee, Mütter zum Muttertag in den Gemeinden mit einer kleinen Gabe zu erfreuen, kann dann schnell den Schmerz zerplatzter Träume verstärken – und vielleicht sogar zu einem Gefühl des Ausgeschlossenseins führen. Wie viel schöner wäre es, wenn die Gemeinde jeder Frau eine Blume überreichen würde? So wie meine Gemeinde es im vergangenen Jahr getan hat: Auch Frauen, die keine eigenen Kinder haben, erhielten einen Gruß – in dem Wissen, dass sie geistliche Mütter sein können. Sie können andere Menschen anleiten und begleiten. Ganz unabhängig davon, ob sie leibliche Kinder haben oder nicht. Wer wollte, konnte die Blume übrigens auch weitergeben: an eine Freundin oder Bekannte, die ihren Beruf als Mutter großartig macht. Oder auch an die eigene Mutter.

Vervielfältigter Dank Fest steht, Mütter – wie auch Väter – haben Dank verdient: für ihre liebevolle Fürsorge, für ihre bedingungslose Liebe und einzigartige Anteilnahme am Leben ihrer Kinder. Das weiß jeder, der selbst eine gute Mutter und einen guten Vater hat. In den Familien ist ein Muttertag daher ein wunderbarer Anlass, Danke schön zu sagen. In den Gemeinden vervielfältigt sich der Dank aber noch einmal, wenn jeder eingebunden ist. Eine solche Karte erhielten im Gottesdienst am Muttertag im vergangenen Jahr alle Frauen. 19.2014

Es grüßt Sie herzlich Ihre

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BÜC H E R

Jesus für Rotnacken Bill O’Reilly ist der Moderator der meistgesehenen politischen Talkshow in den USA, die vom rechtskonservativen Sender Fox News ausgestrahlt wird. Zusammen mit Martin Dugard hat er die Millionenseller „Killing Lincoln“ und „Killing Kennedy“ geschrieben. Auch „Killing Jesus“ wurde zum Bestseller. Das Buch ist eine merkwürdige Mischung. Es werden lange Abschnitte aus den Evangelien zitiert. Aber dazwischen lassen die Verfasser ihrer Fantasie freien Lauf. Die Taube bei der Taufe Jesu war ein wirklicher Vogel, der zufällig auf ihn herunterflatterte. Zum Petrus-Bekenntnis kommt es, als „Jesus in so guter Stimmung ist, dass er eine Pause einlegt, um die Sonne zu genießen“. Die Bauweise eines Fischerbootes auf dem See Genezareth und vor allem die Ausrüstung römischer Legionäre werden sachkundig beschrieben. Daneben strotzt das Buch von historischen Fehlern. Paulus soll ein „ehemaliger Philister“ gewesen sein und das neutestamentliche Naza-

reth eine arabische Vorgeschichte gehabt haben. Man hat dem Buch vorgeworfen, einen „Tea-PartyJesus“ zu beschreiben. Das geht zu weit. Aber in den ausladenden Schilderungen der dekadenten römischen und jüdischen Oberschicht könnte man schon ein Abbild des sittenlosen Washington sehen. Vor allem dürften sich die „Rednecks“ (Rotnacken), jene Bewohner des ländlichen Amerika, die einen großen Teil des Publikums von Fox News bilden, mit den sonnengegerbten, hart arbeitenden Galiläern identifizieren. Denn stöhnten bzw. stöhnen nicht beide Gruppen unter einer ungerecht hohen Steuerlast? Das Thema Steuern nimmt überhaupt einen auffällig breiten Raum ein. So soll sich die entsprechende Bitte des Vaterunsers auf den Erlass von Steuerschulden beziehen. Und die Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel ist als ein so entscheidendes Ereignis des Wirkens Jesu hervorgehoben wie sonst nur in

Das gefährliche Leben der Christen in China Dieses hochinteressante und packend geschriebene Buch schildert glaubwürdig die Lebensgeschichte des Autors Bob Fu, der in äußerst ärmlichen Verhältnissen in Nordchina aufwuchs. Getrieben vom Wunsch, seinen armen Eltern zu einem besseren Leben zu verhelfen, schaffte er es, nach vielen Jahren zu den Elite-Studenten Chinas zu gehören. Er hatte eine glänzende Karriere vor sich. Doch die Bekanntschaft mit einem amerikanischen Dozenten und Christen führte dazu, dass Bob in den 80er Jahren das Evangelium begriff und selbst Christ wurde. Es folgte eine kleine Erweckung unter den Mitstudenten, die freimütig ihren Glauben bezeugten,

aber dadurch auch in das Visier der Kommunisten gerieten. Die Aufbruchstimmung dieser Studenten, die mit Tausenden nichtchristlichen Studenten friedlich für Meinungsfreiheit auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ in Peking demonstrierten, wurde jäh zerstört, als im Jahr 1989 das Militär die Demonstrationen brutal mit Panzern auflöste und viele niedergeschossen wurden. Mit diesem brutalen Eingreifen verschwand der geistige Frühling in China, und die alte Angst vor der Partei und ihren Funktionären leitete eine neue Eiszeit ein. Doch Bob war weiterhin sowohl in der Drei-Selbst-

ISBN: 978-3-426-27630-3 Verlag: Droemer HC 19,99 EUR, SFr. 28.90

linken Darstellungen. Nicht kaltlassen wird Leser und Leserinnen die sehr realistische Schilderung der Kreuzigung Jesu. Welchen Sinn Jesus in seinem freiwilligen Tod gesehen hat, bleibt allerdings unklar. Die Darstellung edet mit dem leeren Grab. In einem Nachwort deuten die Verfasser ihren eigenen Glauben an die Auferstehung zumindest an. Das Buch, das mit lobenden Worten von Mohammed, George Washington, Martin Luther King und Ronald Reagan über Jesus schließt, wird vor allem auch in Bahnhofsbuchhandlungen ausliegen. So werden es viele kaufen, die nie eine Kirche von innen sehen. Es wäre zu wünschen, dass einige von ihnen dadurch für Jesus und die Evangelien interessiert werden. Für Christen lohnt sich die Lektüre nicht. P Professor Rainer Riesner lehrte Neues Testament am Institut für Evangelische Theologie der Technischen Universität Dortmund

ISBN: 978-3-7655-2020-4 Verlag: Brunnen 16,99 EUR, SFr. 24.40

Kirche wie auch in der Untergrundkirche aktiv, um das Evangelium zu verbreiten. Die folgenden Jahre waren geprägt von Verhaftung und Folterung durch die chinesischen Behörden, bis er und seine Frau in die USA fliehen konnten, wo sie heute das Missionswerk „ChinaAid“ leiten und sich für verfolgte Christen in China einsetzen. Durch das Buch erfährt man viel über die Situation in der staatlich kontrollierten „Drei-SelbstKirche“ wie auch über das Gemeindeleben im Untergrund. P Wolfgang Bühne (Meinerzhagen) ist Publizist und Verleger. Er besucht seit 2003 jedes Jahr mindestens einmal China. ideaSpektrum 19.2014


4 0 JA H R E L AUSA N N E R BE W E G U NG

Der Höhepunkt der evangelikalen Bewegung im 20. Jahrhundert: der Lausanner Kongress für Weltevangelisation 1974. Von links: Bischof Festo Kivengere, Bischof A. Jack Dain und Billy Graham

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Ein Wendepunkt in der Kirchengeschichte

JAHRESTAG Vom 9. bis 12. Mai werden Delegationen aus aller Welt in St. Légier in der Schweiz den 40. Jahrestag der „Lausanner Verpflichtung“ feiern. Sie wurde 1974 von über 2.300 Delegierten unterzeichnet und zählt zu den wirkungsvollsten theologischen Texten der Nachkriegszeit. Rolf Hille (Heilbronn) war vor 40 Jahren dabei. Für idea erinnert sich der Direktor für ökumenische Angelegenheiten der Weltweiten Evangelischen Allianz an die damalige Veranstaltung.

Ein Bundesschluss mit Gott Lausanne – die mondäne Weltstadt am Genfer See – ist ein Dabei gilt festzuhalten, dass das GroßerJuwel in der Schweiz. Doch für eignis am Genfer See weit mehr als eine mich bedeutet diese Stadt viel mehr. Sie Protestveranstaltung war. Ermutigung wurde mir zu einem prägenden Ereignis zum persönlichen und öffentlichen in meinem Leben, und sie stellt sich im Christusbekenntnis, die Freude am Rückblick als kirchengeschichtlicher Wendepunkt dar. Evangelium sowie die innere Erneuerung des Glaubens Vor 40 Jahren lud Billy Graham 2.300 Evangelisten und und Lebens bildeten den Mittelpunkt der 10 Kongresstage. evangelikale Führungskräfte aus 150 Ländern ins Lausan- Deshalb stand am Ende des Treffens auch nicht lediglich ner „Palais de Beaulieu“ zum ersten Internationalen Kon- eine theologische Erklärung, sondern eine „Verpflichtung“, gress für Weltevangelisation ein. Der baptistische US- genauer ein Bundesschluss mit Gott. Evangelist griff in seiner Eröffnungsansprache Missstände in der Missionstheologie und -praxis des Ökumenischen Neue Impulse und tiefe Spuren Rates der Kirchen (ÖRK) entschlossen an: Ersetzt der in- Der Anglikaner John Stott wirkte im Hintergrund des Konterreligiöse Dialog die Bekehrungspredigt, oder ist politi- gresses als theologischer Vordenker. Was in Lausanne gesche Befreiung schon das Heil Gotboten wurde, prägte die MissionsTeilnehmer an den Internationalen tes? Diese Fragen zerrissen vor allem theologie und -arbeit der nächsten die protestantische Christenheit. In Kongressen für Weltevangelisation Jahrzehnte. Überall in der Welt wurden 70er Jahren hatte sich im Gegen- Lausanne 1974: de die Lausanner Verpflichtung zum 2.300 aus 150 Ländern satz zum theologischen Liberalismus Manila 1989: wichtigen Bekenntnis evangelikaler 4.500 aus 163 Ländern auch im deutschsprachigen Europa Kapstadt 2010: Kirchen und Einrichtungen. Welt4.200 aus 198 Ländern eine evangelikale Bewegung bibweit erhielt das evangelistische, lisch-missionarischer Christen herausgebildet. Doch die theologische und soziale Engagement neue Impulse und Evangelikalen stellten nur eine kleine Minderheit ange- wurde durch die von der Lausanner Bewegung angestosichts der Großkirchen dar. ßenen Folgekongresse in Manila 1989 und Kapstadt 2010 verstärkt. Der Paukenschlag der Evangelikalen In Deutschland gründete sich 1974 im inhaltlichen ZuUnd dann kam es im Juli 1974 zu dem unüberhörbaren Pau- sammenhang mit Lausanne die Arbeitsgemeinschaft Evankenschlag. Christen aus allen Kontinenten und Rassen ge- gelikaler Missionen (AEM) – der größte Missionsdachverlobten mit der Lausanner Verpflichtung, ihr Leben neu dem band in Europa. 1977 entstand als Frucht des Kongresses missionarischen Zeugnis für Jesus Christus zu widmen. Ne- der Arbeitskreis für evangelikale Theologie (AfeT). Der ben der römisch-katholischen Kirche, den orthodoxen Kir- „Runde Tisch für Evangelisation“ nimmt in Deutschland chen und dem weithin liberalen ÖRK präsentierte sich auf bis heute die Tätigkeit der Lausanner Bewegung wahr. der internationalen Bühne des Protestantismus erstmals eine neue höchst vitale Bewegung – eben die der Evangeli- Ausgangspunkt für die weltweite evangelikale Bewegung kalen. Plötzlich konnte man die vielfältige Verzweigung und Der Einfluss, den der Lausanner Kongress noch immer Infrastruktur, die die Evangelische Allianz als Dachverband hat, lässt sich schwer in wenigen Worten zusammenfasder Evangelikalen seit 1846 entwickelt hatte, als eine umfas- sen. In jedem Fall war er ein entscheidender kirchengesende ökumenische Gemeinschaft wahrnehmen. Seit 1974 schichtlicher Ausgangspunkt für die weltweite evangelimuss man auf allen Ebenen mit den Evangelikalen rechnen. kale Bewegung. P

Die

Lausanner Bewegung

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L O S U NG E N

BRANDENBURG

SACHSEN Bautzen

Herrnhut

Dresden

POLEN

Görlitz

Zittau

( S u d e te n l a n d ) TS CHEC HIEN

© ideagrafik

Blick auf das Stadtzentrum Herrnhuts mit dem zentralen Kirchsaal der Brüdergemeine.

Geistliches Schwarzbrot aus Herrnhut GLAUBENSLEBEN Sie gelten als das wohl traditionsreichste und am weitesten verbreitete Andachtsbuch überhaupt: die Herrnhuter Losungen. Seit 1731 werden sie von der Evangelischen BrüderUnität in ununterbrochener Folge herausgegeben. Heute erscheinen sie in rund 100 Ländern und mehr als 50 Sprachen. Ende April wurden in Herrnhut (östlich von Dresden) die Bibelverse für das Jahr 2017 ausgelost. Matthias Pankau und Thomas Kretschel (Fotos) waren dabei. Der Tag beginnt mit Gesang und Gebet – so, wie jeden Mittwoch am Sitz der Evangelischen Brüder-Unität in Herrnhut in der sächsischen Oberlausitz. Aber heute ist ein besonderer Tag. Denn im Anschluss an die Andacht werden im Sitzungssaal in der ersten Etage des barocken Gebäudes die Losungen für das Jahr 2017 gezogen – jene alttestamentlichen Verse, mit denen Millionen Christen in aller Welt in den Tag starten.

Ein Traum wird wahr Es ist 8:30 Uhr. Vier Personen sitzen um den ovalen weißen Tisch. Eine von ihnen ist Rosemarie Wenner, Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche. Sie wird diesmal als Gast bei der Auslosung der Bibelverse mitmachen, die traditionell Mitarbeiter der Brüdergemeine und der Kirchenleitung vornehmen. Die Brüder-Unität hatte sie angefragt. Für die Bischöfin geht damit ein Traum in Erfüllung, berichtet sie am Rande. „Die Losungen sind für mich seit jeher der erste Impuls am Tag. Hier von Anfang an miterleben zu dürfen, wie so ein Buch entsteht, ist eine große Ehre.“ Dann geht’s los. „Wir beginnen mit dem 1. Januar 2017“, sagt Jutta Kluge, Sekretärin der Brüdergemeine in Herrnhut. Pfarrer Johannes Welschen von der Kirchenleitung greift in die mit Silber beschlagene Glasschale und zieht eines der insgesamt 1.829 noch mit Federkiel beschrifteten

Lose. „Nummer 390“, sagt er und legt das Los unterhalb der Glasschale auf den Tisch. „390“, wiederholt Frau Lange. Jetzt schlägt Rosemarie Wenner das schwarze sogenannte „Spruchgutbuch“ auf. Darin finden sich die alttestamentlichen Verse zu den Nummern in der Losschale. Sie liest den entsprechenden Vers vor. Jutta Kluge und ihre Kollegin Corinna Halang vermerken die Bibelstelle. Dann geht’s weiter: „Der 2. Januar.“ Erneut greift Pfarrer Welschen in die silberne Schale. So geht es Tag für Tag weiter.

Von der Parole zur Losung Einmal im Jahr findet dieses nüchterne Ritual im Herrnhuter Vogtshof, dem Sitz der Direktion der Brüder-Unität, statt – immer um den 3. Mai herum. Denn an diesem Tag 1728 gab der „Erfinder“ der Losungen, Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760), zum ersten Mal eine „Losung“ aus. Er selbst leitete an diesem Abend die Versammlung im Kirchensaal. Gegen Ende kam ihm die Idee, den Männern und Frauen einen Vers für den nächsten Tag mitzugeben – ein Leitwort, das ihnen Halt und Zuversicht geben sollte. Er entschied sich für den Liedvers „Liebe hat dich hergetrieben, Liebe riss dich von dem Thron; und wir sollten dich nicht lieben, Gottes und Marien Sohn?“. Diese Worte verbreiteten sich am Folgetag im ganzen Ort. Sie waren so knapp und prägnant, dass sie sich jeder merken konnte. Fortan gab der ideaSpektrum 19.2014


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Graf jeden Abend eine Parole – wie er sie damals noch nennt – aus. Die Urform der Losungen war geboren.

Seit 1731 gedruckte Losungsbücher 1731 erschien die erste gedruckte Ausgabe der „Losungen“; sie lagert heute bei 18 Grad Celsius und 55 % Luftfeuchte im Unitätsarchiv in Herrnhut – dem ältesten evangelischen Kirchenarchiv Deutschlands. Ausgelost wurden die Bibelverse zu dieser Zeit aber noch nicht. Diese Praxis wurde erst 1764 – also vier Jahre nach Zinzendorfs Tod – eingeführt. Zu Lebzeiten suchte der fromme Graf die Losungen selbst heraus. Und er tat das in großer Freiheit. In einem Jahr etwa stellte er ausschließlich Texte aus dem 2. Buch Mose zusammen. Mit seinen Losungen wollte Zinzendorf die Menschen nicht nur kurzfristig geistlich erbauen, sondern ihnen vor allem die Bibel vertraut machen. „Ihr habt in 20 Jahren 5.000 Sprüche aus der Bibel auswendig lernen müssen … Wo ist das Kirchspiel in ganz Europa, Asien, Afrika und Amerika, das so viel Bibel in 20 Jahren vor seine Augen gekriegt hat?“, soll er kurz vor seinem Tod einmal gesagt haben.

Glaubensflüchtlingen Zuflucht gewährt Die Ortschaft Herrnhut geht auf die Anfangszeit der Brüdergemeine zurück. Im Juni 1722 kamen die ersten Nachfahren der Böhmischen Brüder auf das Gut des Reichsgrafen Zinzendorf und gründeten den Ort. Sie hatten wegen ihres evangelischen Bekenntnisses aus ihrer alten Heimat in Böhmen und Mähren (heute Tschechien) fliehen müssen. Dort war infolge des Westfälischen Friedens von 1648 als Konfession nur noch der Katholizismus erlaubt. Zinzendorf, der zu dieser Zeit mit seiner Frau noch in Dresden lebte, hatte ihnen Zuflucht gewährt. Nur fünf Jahre später zog er selbst nach Herrnhut. Aus seiner lutherisch-pietistischen Prägung und der Frömmigkeit der Böhmischen Brüder entstand schließlich die Herrnhuter Brüdergemeine als eigenständige Bewegung. Heute zählt sie in Deutschland rund 6.000 Mitglieder. Sie hat eine Zwischenstellung zwischen Landes- und Freikirchen – ist der EKD angegliedert und zugleich Gastmitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF). Aufgrund einer regen Missionstätigkeit wuchs die Brüdergemeine aber schon beizeiten rasch über die damaligen Grenzen hinaus. Heute zählt sie rund 835.000 Mitglieder in 30 Ländern.

Bonhoeffers Entscheidungshilfe im Gefängnis Ähnlich schnell gewannen die Losungen an Bedeutung. Waren sie am Anfang vor allem ein Buch für die kleine Kirche der Herrnhuter Brüdergemeine (Evangelische BrüderUnität), so erreichten sie schon bald auch Christen aus anderen Kirchen. 1854 wurden knapp 20.000 Exemplare verkauft, 1918 waren es bereits 150.000. Während des Zweiten Weltkrieges lasen Soldaten an der Front die Losungen ebenso wie Häftlinge in Konzentrationslagern. Für einen der bekanntesten Theologen des 20. Jahrhunderts – Dietrich BonideaSpektrum 19.2014

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hoeffer (1906–1945) – waren die Losungen ein „spirituelles Grundnahrungsmittel“, weiß Theologieprofessor Peter Zimmerling (Leipzig). „Losungswort und Lehrtext wurden ihm zur Entscheidungshilfe in schwierigen Lebenssituationen.“

„Komme noch vor dem Winter“ Als die Nationalsozialisten dem Theologen etwa die Lehrerlaubnis entzogen und das Predigerseminar in Finkenwalde (nahe dem pommerschen Stettin) hatten schließen lassen, luden ihn Freunde 1939 in die USA ein, weil es dort sicherer war. Doch Bonhoeffer rang um die Frage, ob er wirklich dort bleiben oder zurück nach Deutschland gehen sollte. Schließlich entschied er sich, in die Heimat zurückzukehren. Einige Tage darauf lautete die Tageslosung: „Komme noch vor dem Winter“ (2. Timotheus 4,21). Wie persönlich Bonhoeffer diese Worte deutete, lässt sich an seinen Tagebuchaufzeichnungen ablesen, die in der Preußischen Staatsbibliothek lagern: „Das geht mir den ganzen Tag nach. Es geht uns wohl wie den Soldaten, die vom Feld in den Urlaub kommen und trotz allem, was sie erwarteten, wieder ins Feld zurückdrängen … ‚Komme noch vor dem Winter’ – Es ist nicht Missbrauch der Schrift, wenn ich mir das gesagt sein lasse.“

„Wir losen, aber es bleibt Gottes Wort“ So wie Bonhoeffer geht es bis heute vielen Losungslesern – sie haben den Eindruck, als seien die jeweiligen Worte direkt an sie gerichtet. Pfarrer Erdmann Becker freut das. „Zwar losen wir die Verse aus, aber es bleibt doch Gottes Wort“, sagt er. Zurückgelegt werde ein einmal ausgelostes Wort nie. Becker ist seit 2011 zuständig für die Bearbeitung der Losungen. Seine Arbeit beginnt, wenn die alttestamentlichen Verse gezogen sind. Dann nämlich muss er jedem alttestamentlichen Vers (Losung) ein passendes Wort aus dem Neuen Testament (Lehrtext) zuordnen sowie einen „dritten Text“ – ein Gebet oder auch einen Liedvers – heraussuchen. „Ein wunderbares Privileg, so tief in das Neue Testament eintauchen zu dürfen“, findet er. Mit dem Heraussuchen der Zweitund Dritttexte ist er ein knappes Jahr beschäftigt. Manch- O Silberschale statt Lostrommel: In der Regel zieht ein Mitglied der Herrnhuter Kirchenleitung die Losungen. Dabei steht jede der 1.829 Nummern für einen alttestamentlichen Vers.


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Hier im Vogtshof, dem Sitz der Direktion der Brüder-Unität, werden die Losungen traditionell drei Jahre im Voraus gezogen.

mal falle es aber auch schwer, passende neutestamentliche Worte zu finden, räumt der bibelfeste Theologe ein – vor allem, weil kein Vers aus dem Neuen Testament zweimal in einem Losungsjahrgang vorkommen darf.

Das Problem der „dritten Texte“ Bei der Auswahl der dritten Texte gelte es vor allem, die unterschiedlichen Frömmigkeitsprägungen zu berücksichtigen. Auch das sei nicht immer einfach. „Die einen wollen vor allem Luther und Paul Gerhardt, ihnen ist schon Jochen Klepper zu modern. Andere wünschen sich Verse mit einem ganz aktuellen gesellschaftlichen Bezug“, weiß er aus Zuschriften, die die Brüder-Unität das ganze Jahr über erreichen. Becker bemüht sich um Ausgewogenheit. Seine Vorschläge sieht am Ende ein Prüfungsausschuss kritisch durch, der sich aus Theologen und Laien zusammensetzt. Erst nach nochmaliger Überarbeitung legt Erdmann Becker zusammen mit zwei Kollegen schließlich die endgültigen Texte fest.

Ein Bestseller im Buchhandel Weltweit werden die Losungen inzwischen in 50 Sprachen in über 100 Ländern gelesen. Allein in Deutschland er-

scheinen sie in einer Auflage von rund einer Million Exemplaren. Damit sind sie so etwas wie der stille Bestseller im deutschen Buchhandel. Und die Losungen werden von ganz unterschiedlichen Menschen gelesen, weiß man in Herrnhut – von Protestanten und Katholiken, Landes- und Freikirchlern, Konservativen und Progressiven, Frommen und Weltlichen. Wohl nur die Bibel selbst wird sonst noch von so vielen unterschiedlichen Christen gelesen.

Kein frommes Horoskop Auf reges Interesse stoßen seit einigen Jahren auch die Angebote der Brüder-Unität, Losungen für bestimmte Tage aus vergangenen Jahren und Jahrzehnten herauszusuchen. Bei Kirchentagen etwa werde dieser Service immer stärker nachgefragt. Da wollten Menschen beispielsweise die Losung des Tages wissen, an dem sie ihren Partner kennengelernt haben. Sind die Losungen eine Art „frommes Horoskop“? „Nein“, sagt Becker entschieden. Die alttestamentlichen Verse stammten nicht von einer anonymen Macht, sondern seien Worte Gottes: „Die Losungen sind keine Mirakelworte, sondern Mutmacher Gottes für den Tag.“ Freilich gebe es auch Tage, an denen einen die Verse aus Altem und Neuem Testament nicht unmittelbar ansprächen. „Aber dann darf ich gewiss sein, dass sie einen anderen Menschen in seiner Situation berühren.“

Nach fünf Stunden ist es vollbracht

Ein nüchternes Ritual: Die Losungen werden in Herrnhut jedes Jahr um den 3. Mai gezogen – dem Tag, an dem der Erfinder der Losungen, Nikolaus Graf von Zinzendorf, 1728 zum ersten Mal eine solche „Parole“ ausgab. V. l.: Jutta Kluge, Johannes Welschen, Rosemarie Wenner, Corinna Halang.

Um kurz nach 13 Uhr schließlich öffnet sich die mächtige Flügeltür zum Sitzungssaal. Die Zusammenkunft ist beendet. Nach knapp fünf Stunden ist der 287. Jahrgang der Herrnhuter Losungen gezogen. Die alttestamentlichen Verse für alle 365 Tage des Jahres 2017 stehen fest. Welche Losung aber etwa über dem 31. Oktober 2017 – dem 500. Jahrestag der Reformation – stehen wird, bleibt vorerst ein Geheimnis. Die Brüder-Unität möchte die Verse bis zum Erscheinen des Losungsbüchleins im Sommer 2016 für sich behalten. Die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (Berlin) ist da offener. Sie sucht unter anderem die jeweilige Jahreslosung heraus. Die für 2017 lautet: „Gott spricht: ‚Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.‘ “ P ideaSpektrum 19.2014


DI E K LE I N E K A NZ E L

» So setze nun einen König über uns, der uns richte, wie ihn alle Heiden haben. «

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Steffen Klug ist Pastor der Evangelischmethodistischen Gemeinde in Wetzlar.

Aus dem 1. Buch Samuel 8,5

Foto: idea/ Wolfgang Köbke

Von Gott genehmigter Ungehorsam Ich liebe die Bibel! Warum? Ich habe mit ihr eine Richtlinie, was der Wille Gottes ist und wie wir unser Leben nach seiner Idee gestalten können. Die ist aber manchmal nicht so gesetzestreu, eindeutig und geradlinig, wie ich mir das mit meiner Logik denke. So findet sich in 1. Samuel 8 und 12 der Wunsch des Volkes, nun auch einen König zu haben. Gott sagt deutlich, dass ihn das schmerzt: „Sie haben … mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll“ (8,7). Aber zum Erstaunen des Lesers weist Gott Samuel an, trotzdem einen König zu suchen – und er gibt dem Volk Folgendes mit auf den Weg: „Ihr habt zwar all das Unrecht getan, doch weicht nicht vom HERRN ab, sondern dient dem HERRN von ganzem Herzen“ (12,20). Das Volk wählt den Weg des „genehmigten Ungehorsams“. Und Gott geht mit! Können wir diesen Gedanken ei-

nen Moment aushalten? Wenn ja, dann nehmen wir ihn mit in unsere Gemeindewirklichkeit: Menschen haben (vielleicht ihre Beziehungen oder ihre Gesundheit betreffend) Entscheidungen getroffen, die nicht nach dem Willen Gottes sind. Und genau diesen Menschen sagt Gott: Auch wenn ihr an einer Stelle in eurem Leben schwach geworden seid, „fürchtet den HERRN und dient ihm treu von ganzem Herzen“ (12,24). Wer das Gebet sprechen kann: „Gott, du bist so groß, dass du sogar Menschen segnest, die zu schwach sind, deinen Willen zu tun“, den wird letztlich nicht die „Inkonsequenz“ dieser Passage beunruhigen. Er wird eher die Bibel als menschgewordenes und damit realistisches Wort für gebrochene Menschen neu lieben. Wobei Gott in einem konsequent bleibt: in seiner Nähe und Zuwendung zu seinem Volk – und der Aufforderung, ihm (nun gerade) treu zu sein! P

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PORTRÄT

Vom Penner zum Soldaten Christi SUCHT Der Suchtbericht der deutschen Bundes-

Bereits mit 14 Jahren begann Lothar Walter (Foto), Alkohol zu trinken – „durch falsche Freunde“. Zuerst trank er heimlich, später „unheimlich“, wie er es formuliert. Weil er viel Sport machte, gab es eigentlich immer einen Grund zum Feiern: „Nach Wettkämpfen begossen wir entweder den Sieg oder die Niederlage.“ Der Alkohol wurde unbewusst immer mehr zu einem zentralen Lebensinhalt. Eine Lehre zum Elektromechaniker brach der junge Mann ab, ließ sich schließlich zum Maler ausbilden. Als seine damalige Freundin sich von ihm trennte, fiel er in ein tiefes Loch, suchte Trost in der Flasche.

gen in Höhe von 800 DM. Andernfalls werde er die Polizei holen. Walter: „Ich sagte ihm, er solle die Polizei rufen. Ich hatte kein Geld für die Miete. Ich rechnete damit, ins Gefängnis zu kommen. Dort hätte ich wenigstens ein Dach über dem Kopf.“ Aber es kam anders. Der diensthabende Polizist brachte ihn in ein Wohnheim der Heilsarmee in Göppingen bei Stuttgart. Dort fand Walter zum ersten Mal seit Jahren Menschen, die ihm zuhörten und ihn ernst nahmen. Vor allem die Ruhe und der Frieden, den die Mitarbeiter ausstrahlten, faszinierten ihn. Lothar Walter begann die Bibel zu lesen und Gottesdienste zu besuchen.

„Ich schlief unter Brücken“

Ein Jugendkongress brachte die Lebenswende

Doch schon bald verliebte er sich neu. Zum ersten Mal spürte er, dass Liebe stärker sein kann als die Sucht: Walter hörte vorübergehend auf zu trinken. Die beiden heirateten. Aber die Ehe hielt nicht lange. „Wir hatten uns auseinandergelebt“, erzählt er. Es folgte die Scheidung – für Walter der Beginn des Abstiegs. „Ich wollte mich nie wieder fest an etwas oder jemanden binden.“ Der damals 27-Jährige sah plötzlich keinen Sinn mehr darin, zu arbeiten, ließ sich gehen. „Ich zog per Anhalter durch die Gegend, schlief unter Brücken und trank den lieben langen Tag.“ Auch eine weitere Beziehung einige Jahre später brachte ihn nur kurzzeitig wieder in ein geregeltes Leben.

Aber die Sorgen blieben: Wie sollte er nur die während seiner „Wanderjahre“ angehäuften Schulden abbezahlen und wie von der Sucht loskommen? Bei einem Jugendkongress der Heilsarmee schließlich hörte er den Bibelvers aus dem Johannesevangelium: „Wen der Sohn frei macht, den macht er wirklich frei.“ Walter: „Ich hatte das Gefühl, diese Botschaft sei nur für mich bestimmt, und so vertraute ich Jesus mein Leben an.“ Das war die Lebenswende. Er fand Arbeit als Maler, konnte bald alle Verbindlichkeiten bedienen. Und auch vom Alkohol kam er los. Seitdem hat er keinen Tropfen mehr getrunken. Inzwischen ist Lothar Walter selbst Soldat bei der Heilsarmee. Seit 2002 lebt er zusammen mit seiner Frau in Dresden. Er kümmert sich um Bedürftige und besucht Häftlinge im Gefängnis. „Sie alle sollen spüren, dass wir nicht nur von der Liebe Gottes reden, sondern sie leben“, sagt er. „So, wie ich das auch erfahren habe.“ P

Die Polizei brachte ihn zur Heilsarmee Als er sich eines Abends 1986 im Dunkeln in sein Zimmer schlich, um nicht dem Vermieter zu begegnen, erwartete der ihn schon. Er forderte die ausstehenden Mietzahlun-

Foto: André Wirsig

regierung brachte es jetzt wieder ans Licht: Alkohol bleibt Volksdroge Nummer eins. Wer ihm verfällt, verliert oft alles. So auch Lothar Walter aus Dresden. Unterstützung fand er bei der Heilsarmee. Heute ist er selbst „Soldat Christi“ und hilft anderen. Von Matthias Pankau

DAS WORT DER WOCHE » Herr der Nationen, Herr unserer Herzen: An diesem Nationalen Gebetstag schauen wir auf zu Dir. In der Dunkelheit bist Du unser Licht. Im Sturm bist Du unser Anker. In unserer Schwachheit bist Du unsere Stärke. In unserer Trauer bist Du unser Trost. In unserer Verzweiflung bist Du unsere Hoffnung … In Zeiten des Terrorismus bist Du unser Schild. In Zeiten des Krieges bist Du unser Friede. « Beim 63. Nationalen Gebetstag in den USA am 1. Mai wurde um 12 Uhr in Tausenden Gottesdiensten dieses Gebet von Anne Graham Lotz, der Tochter von Billy Graham, verlesen. Der Gebetstag wurde 1952 eingeführt und 1988 von US-Präsident Reagan festgelegt. 19.2014


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