Idea Spektrum Schweiz 08/2014

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19. Februar 2014 | 8

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Syrien hungert Der Bürgerkrieg tobt. Das Elend wächst. Wie das „Hoffnungsnetz“ hilft. 4 Ökologisch ÜMG als Energiepionierin | 13 Porträt Mikrokünstler Willard Wigan treibt Kamelherden durchs Nadelöhr | 15 Hochsensibel Empfindsamkeit positiv wahrnehmen 22 Kino Berlinale - warum die neuen Filme bedrücken und bezaubern www.ideaschweiz.ch


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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

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E DI T OR I A L

Weltmacht mit drei Buchstaben Liebe Leserin, lieber Leser In diesen Tagen wurden moralisch-ethische Weichen von grosser Tragweite gestellt. Entsprechende Nachrichten standen im Schatten des olympischen Medaillenregens. Wo es um Anfang und Ende des Lebens und wo es um Ehe und Familie geht, verabschiedet sich Europa von seinen Werten. Belgiens Parlament beschliesst, dass auch Kindern aktive Sterbehilfe geleistet werden soll. Die Nationale Ethikkommission der Schweiz unterstützt, dass auch unverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare sowie alleinstehende Frauen gespendete Samenzellen erhalten dürfen. Das Verbot der Eizellen- und Embryonenspende soll aufgehoben werden. Offen wird über die Legalisierung der Leihmutterschaft gesprochen. Der Bundesrat schlägt vor, dass Homosexuelle und Alleinstehende Kinder adoptieren dürfen. Im Bereich des Lebensrechts und der Sexualethik hat sich der Wind gedreht. Andersdenkenden bläst er kalt ins Gesicht. Die Wände wackeln, wenn jemand das Mann-Frau-Kind-Modell öffentlich favorisiert. In einer TV-Gesprächsrunde fragte Sandra Maischberger zurück: „Sind Sie nicht der Meinung, dass diese Aussage für Schwule kränkend sein könnte?" Man müsse dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung tragen, hört man in den Reihen der Ethikkommission. Mit Verboten allein sei es nicht getan. Kein Thema mehr ist hingegen die Abtreibung. Mit der Fristenlösung wurde sie abgehakt. Die Ehrfurcht vor dem Leben und seiner geschaffenen Individualität ist verloren gegangen. Eingreifen, zugreifen, auswählen, bestimmen, beenden. Was technisch geht, das wird gemacht und bezahlt. Die Medizinethikerin Ruth Baumann Hölzle sagte in der „NZZ“: „Gegenüber dem menschlichen Leben nehmen wir ganz allgemein zunehmend eine instrumentalisierende Haltung ein. Der Anspruch, das menschliche Leben absolut kontrollieren und im Kern verändern zu wollen, weitet sich aus (...) von der Fortpflanzungsmedizin bis zur Sterbehilfe.“ Freiheit endet heute nicht mehr an der Tür des Nächsten. Sie wird als individuelles Recht eingefordert und wird damit zur Willkür. Die Weltmacht mit drei Buchstaben heisst jetzt offiziell ICH. Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

Bildnachweis: flickr/Larissa Korlara (Titelseite); zvg (Seite 3)

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BiBLisch Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äusserer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. 2. Korinther 4, 16 Mein Körper ist nicht der eines toptrainierten Athleten. Da hapert es an allen Ecken und Enden. Meine Muskeln waren noch nie ganz ausgebildet. Seit meiner Brustkrebserkrankung habe ich nur noch eine Brust. Mein äusserer Mensch zerfällt. Und – ich kenne viele behinderte Menschen, bei denen noch mehr zerfallen ist als bei mir. Solchen Menschen gilt dieser Vers. Ja, gerade diese Menschen verstehen, welche ermutigende Botschaft da vermittelt wird: Auch wenn ich mit Einschränkung leben muss, wird mein innerer Mensch durch Gottes Geist von Tag zu Tag erneuert. Für mich ist das echte Heilung.

Ein Lieblingsbibelwort von Ruth Bai-Pfeifer, Leiterin von „Glaube und Behinderung”, Jona SG. www.gub.ch

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX


N ac h r ic h t e N sc h w e i z

P On Pard Beinahe jeder dritte Lehrling beendet das Lehrverhältnis vorzeitig. Viele dieser Lehrabbrecher finden schnell eine passendere Ausbildung. Leistungsschwache Schüler suchen jedoch meist mehr als ein Jahr lang nach einer Anschlusslösung. Das ist für die jungen Menschen, und vermehrt auch für die Ausbildungsbetriebe, belastend. Eine Freundin stellte fest, Jugendliche hätten Probleme mit Durchschnittlichkeit. Viele würden von der Überzeugung geleitet, für etwas Spezielles, Grosses, geboren zu sein. Etwas Triviales wie Malerarbeiten oder Regale auffüllen bringt allerdings wenig Rampenlicht und mediale Beachtung! Dementsprechend gross ist der Frust, wenn die Anerkennung für ihre „durchschnittliche“ und gewöhnliche Arbeit ausbleibt. Dann versucht man sein Glück doch lieber als Fussballprofi oder Popstar – selten mit Erfolg. Unsere Leistungsgesellschaft neigt dazu, gewisse Tätigkeiten gering zu schätzen. Kein Wunder, scheitern viele dieser statistisch gesehen vielleicht durchschnittlichen und dennoch einzigartigen Jugendlichen in ihrem beruflichen Streben nach Anerkennung. Vielleicht können wir die Zahl der Lehrabbrüche verringern, wenn wir all die jungen Menschen ermutigen, die uns an der Kasse bedienen, unsere Haare schneiden oder die Räder unserer Autos wechseln? Christen sollten wissen, dass die alltägliche Arbeit nichts für Verlierer ist. Arbeit ist eine Sache Gottes! Gott selbst war sich nicht zu schade, seine Hände beim Töpfern des Menschen schmutzig zu machen. Und Jesus Christus klopfte sich bis er 30 war zuerst die Sägespäne aus den Kleidern, wenn er von der Arbeit nach Hause kam. Andi Bachmann-Roth ist Jugendbeauf Jugendbeauftragter der Schweiz. Evangelischen Allianz.

ÜMG ist nun auch Energiepionierin ÜMG Eine Missionsgesellschaft baut zukunftsweisend. Das neue ÜMG-Bürogebäude in Uster erhielt das Minergie-A-Zertifikat.

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er vergangene Freitag war ein Freudentag für die Überseeische MissionsGemeinschaft (ÜMG). Nach dem Umzug von Zürich ins Zentrum Neuwies 8 in der Energiestadt Uster anfangs Februar überreichte Hansruedi Kunz, Abteilungsleiter Energie beim kantonalen Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, das Minergie-AZertifikat an ÜMG-Geschäftsführer Mar-

Was macht eigentlich die ÜMG? Der englische Arzt Dr. J. Hudson Taylor gründete 1865 die China Inland Mission, die heute als OMF International mit Sitz in Singapur auftritt. Die Überseeische Missions-Gemeinschaft (ÜMG) ist eine Zweigstelle von OMF. Im Fokus stehen die Evangelisation und die Stärkung einheimischer christlicher Gemeinschaften, ganzheitliche Lebenshilfe und nachhaltige Entwicklung unter den Völkern Ostasiens. Von Uster aus unterstützen und motivieren zehn Mitarbeitende 70 Familien in ihrer interkulturellen Tätigkeit. b www.omf.ch

kus Dubach. Mit diesem Neubau wurde in der Schweiz erstmals überhaupt ein Geschäfts- und Wohnhaus nach dem strengen Minergie-A-Standard zertifiziert.

Energie von Sonne und Erde Der Energiespezialist Werner Hässig, Inhaber von Hässig Sustech GmbH, betonte gegenüber den Gästen den zukunftsweisenden, innovativen Charakter des Gebäudes. „Die Fotovoltaik-Anlage versorgt die sieben Wohnungen und die grossräumig konzipierten Büros mit Strom. Eine weitere Solaranlage wurde mit Hybridkollektoren bestückt. Diese dienen zur Vorwärmung des Warmwassers und gleichzeitig zur Stromproduktion.“ Die Heizung wiederum wird durch Wärme aus elf Erdsonden gespiesen. Zu den technischen Errungenschaften gehört auch die Ionisierung der Zuluft, welche sich positiv auf die Konzentrationsfähigkeit und auf das Wohlbefinden der Menschen auswirken soll. Dass die Energiefachleute von Hässig Sustech ebenfalls ins neue, an die ChrischonaGemeinde angrenzende Gebäude einge-

MEdiEnWirbEl uM EinE EVP-Kandidatur in WintErthur

Was heisst konfessionslos? Kurz vor dem Wahlwochenende machten der „Landbote“ und tags darauf der „Blick“ publik, dass in den Reihen der EVP ein Muslim für den Winterthurer Gemeinderat kandidiere. Das, so meinte der „Landbote“, irritiere die EVP-Wähler, weil die EVP im Gegensatz zu anderen Parteien „betont konfessionell“ politisiere. Blerim Bunjaku (35) wollte für die EVP ins Stadtparlament einziehen. Der engagierte Winterthurer IT-Unternehmer ist schon länger politisch tätig. 2006 hatte er für die SP kandidiert, diesmal für die EVP. Als gebürtiger Albaner ist er in einer islamischen Familie aufgewachsen, bezeichnet sich

aber als „nicht praktizierend“, und zwar weder als Muslim noch als Christ. Auf dem Kandidatenblatt hat er „konfessionslos“ angegeben und den Ethikcode der EVP unterschrieben. Die Aufnahme in die Partei erfolgte statutarisch korrekt. Der Vorstand der Winterthurer EVP hat Bunjakus Kandidatur einstimmig befürwortet. Er vertrete „voll und ganz“ die christlichen Werte der EVP: „Ich trat dieser Partei bei, weil sie Werte vertritt, die mir wichtig sind. Dazu gehören Prinzipien der Gerechtigkeit, Liebe und Respekt.“ So wird Bunjaku im „Blick“ zitiert. Was die Werte-Haltung angehe, gebe es zwischen der EVP und

Bilder: Printscreen blick-online; Daniel Wagner; zvg

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N ac h r ic h t e N sc h w e i z

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nOtiErt Nachzählung schockt EVP

zogen sind, ist für Missionsleiter Dubach Gottes Führung. Er betont dabei die Gemeinschaft und die bewusste Nutzung von Synergien auch mit der Chrischona.

Zukunftsweisend handeln Wie ist Markus Dubach auf die Idee des energiesparenden Bauens gekommen? „Die Bewahrung der Schöpfung und der verantwortungsbewusste Umgang mit natürlichen Ressourcen ist uns ein echtes Anliegen. Wir wirkten als Missionarsfamilie 16 Jahre in der Mongolei. Dort fokussierten wir uns auf die nachhaltige Bewirtschaftung des Weidelandes. Die Projekte gehen auch fünf Jahre nach unserer Rückkehr weiter.“ Sein Gedankengut hat Dubach während der fünfjährigen Planungs- und Realisierungsphase auf das Bauprojekt übertragen. „Wir haben uns beim 7-Millionen-Bau bewusst für erneuerbare Energiequellen entschieden, obwohl Erdgas preiswerter

gewesen wäre. Bei der langfristigen Planung waren also nicht primär die Kosten, sondern die Nachhaltigkeit ausschlaggebend.“ Markus Dubach schloss seine Gedanken mit den Worten des weisen Salomo: „Wo Gott nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wo Gott nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.“ Rund 250 Interessierte liessen sich am Samstag die Infrastruktur und die EnergieInnovationen zeigen. (dw) M b www.neuwies8.ch; www.minergie.ch

Blerim Bunjaku keine Differenzen, schreibt die EVP Winterthur in einer Stellungnahme. Ihr Fraktionsvorsitzender Nik Gugger meinte, in der Politik sei es nicht vorrangig, welchen Glauben man habe oder nicht habe, „sondern dass das Herz am rechten Fleck sei“ und dies auf dem Boden christlich-abendländischer Werte.

Es habe keinen Wirbel in der Partei gegeben, sagte EVP-Kommunikationsleiter Jean-Daniel Roth. Die beiden Zeitungen hätten das Thema „aufgebauscht“. Roth kritisiert die Berichterstattung, vor allem die Titelsetzung. „Die Medien hätten Herrn Bunjaku auch als Muslim bezeichnet, wenn er in eine reformierte Kirche oder eine Freikirche gehen würde.“ Bislang sei der Begriff „konfessionslos“ nur im christlichen Kontext benutzt worden; er werde aber heute auch für andere Religionen verwendet. Das werfe auch Fragen auf. Gemäss Jean-Daniel Roth werde man nun intern diskutieren, um eine klärende Definition für den Begriff „konfessionslos“ zu finden. Geschadet hat der Medienwirbel der Winterthurer EVP nicht. Sie vermochte ihre vier Sitze im Gemeinderat zu verteidigen. (rh)

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Grosszügig und modern konzipierte Büros.

Neuer Vertrag: „Fenster zum Sonntag“ weiterhin auf Sendung SRG und die Alphavision AG haben eine neue Vereinbarung über die weitere Zusammenarbeit und Ausstrahlung der Sendung „Fenster zum Sonntag“ unterzeichnet. Sie trat am 1. Januar 2014 in Kraft und dauert fünf Jahre. Die von ERF Medien und Alphavision AG produzierten Magazin- und Talksendungen sind beliebt und decken das Bedürfnis nach religiöser Orientierung ab. Gegenwärtig erreicht die TV-Reihe einen Marktanteil von rund 5 Prozent. (idea)

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ÜMG-Geschäftsleiter Markus Dubach (li) und Energieprofi Werner Hässig freuen sich über das Minergie-A-Label, das erstmals für ein Büro- und Geschäftshaus verliehen wurde.

Was für ein Auf und Ab für die Stadtzürcher EVP! Am Sonntag nach der Wahl feierte sie das Erreichen der 5-ProzentSperrklausel und somit den Erhalt von drei Parlamentssitzen. Es hatte auf die Stimme genau gereicht. Am Dienstag kam der Entscheid, es werde nachgezählt. Und am Freitag dann das niederschmetternde Ergebnis: Es fehlen 31 Stimmen. Damit verliert die EVP ihre Sitze und ist nicht mehr im Grossen Gemeinderat vertreten. Das Nachzählen im Wahlkreis 9 wurde auf Antrag des Zentral-Wahlbüros vom Stadtrat beschlossen. Der Sitzverlust der EVP führt zu etlichen Verschiebungen und Neuzugängen im Gemeinderat. Profiteure sind die SP, die SVP und die AL. Peter Reinhard, EVP Zürich: „Die hohe Fehleranfälligkeit erschüttert das Vertrauen ins heutige Auszählsystem.“ Die EVP fordert die Überprüfung des heutigen Auszählsystems und eine Verschärfung der Kontrollmechanismen. (idea)


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S T E LLE N

Als eine international anerkannte christliche Menschenrechtsorganisation mit Filialen in anderen Ländern setzen wir uns weltweit für Religionsfreiheit und Menschenwürde sowie für einen wirksamen Schutz von Diskriminierten und Verfolgten ein. Zudem leisten wir materielle Hilfe an die Benachteiligten vor Ort. Für die Ablösung des bisherigen Stelleninhabers, welcher altershalber ausscheidet, suchen wir auf 1. Juli 2014 eine erfahrene, dynamische Persönlichkeit als

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br e n n p u n k t

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Land des Schreckens Syrien

In Syrien greift das Gut-Böse-Schema nicht mehr. Innerhalb der Opposition gegen Assad erstarken die Al-Qaida-Ableger. Ihr erklärtes Ziel ist das Aufrichten eines Kalifats vom Irak bis zum Mittelmeer. Die Weltgemeinschaft zögert, die Not wächst. Von Rolf Höneisen In Syrien bringen sich Menschen um, die jahrelang Nachbarn gewesen sind. Geschossen wird auf alles. Menschen werden verschleppt und gefoltert. Das Gut-Böse-Schema greift hier nicht. Die Opposition scheut sich genauso wenig chemische Waffen einzusetzen wie Assads Truppen. Gekämpft wird mit äusserster Brutalität. Die Opposition wird zunehmend von radikalen Islamisten übernommen. Für Allah im Kampf zu sterben, gilt als ehrenhaft. Islamisten-Scouts durchkämmen die Flüchtlingslager in Jordanien und im Libanon. Sie rekrutieren Kinder; sie suchen Soldaten, Schmuggler, Spione. Die Uno berichtet von Kindsmisshandlungen, ausgeübt von den Regierungstruppen. Was sich in den Gebieten der Opposition abspielt, weiss die Uno nicht einmal. Sie gibt zu, dass ihr „der Zugang zu Informationen fehlt“. Leidtragende sind die Zivilisten. Millionen sind auf der Flucht. Uno-Flüchtlingskommissar Antonio Gutterres spricht von der „schlimmsten humanitären Krise seit dem Völkermord in Ruanda“. Auf dem politischen Parkett herrscht Ratlosigkeit. Die Gespräche in Genf stocken. Die von den USA anfänglich 08.2014

unterstützte Opposition hat sich verändert. Die treibenden Kräfte entpuppen sich als islamistische Gotteskrieger. Wie weit soll man sie unterstützen? Kommt dazu, dass die Regierung des Irak mit Syriens Assad verbündet ist. Aus dem Ausland stossen immer neue islamistische Kämpfer nach. Sie kommen aus Zentralasien und Tschetschenien, ab und zu aus Deutschland und sogar der Schweiz. Die Grenze zur Türkei ist durchlässig. Die Terrortruppe ISIS hat ein Logistiknetz installiert. Neuankommende „Gotteskrieger“ werden zu den Kampfeinheiten gelotst, müden Kämpfern werden Pausen in der Türkei ermöglicht. Dem Euphrat entlang kontrollieren Islamisten wie die Nusra-Front und die ISIS einen Korridor, der an der türkischen Grenze beginnt und mitten durchs Kurdengebiet im Norden hinunter ins Herz des Landes führt. „Trainingslager Syrien“ titelte der „Spiegel“ einen Bericht über deutsche Dschihadisten, die über die Türkei nach Syrien reisen und sich islamistischen Kämpfern anschliessen. Der deutsche Innenminister zeigte sich besorgt beim Gedanken, dass die aufgehetzten Kriegstouristen nach Deutschland zurückkehren und wieder hier leben wer-


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br e n n p u n k t

den. Nach Aussagen der internationalen Geheimdienste verzeichnen die Dschihadisten in Syrien rasanten Zulauf. „Das Land ist zwei Jahre nach Beginn der Aufstände regelrecht zum Trainingslager für Al-QaidaSympathisanten geworden. Hier lernen sie mit Waffen und Sprengstoff umzugehen – und sie knüpfen neue, gefährliche Kontakte zu internationalen Verbündeten“, schreibt der „Spiegel“. Die Rede ist von über 5000 ausländischen Kämpfern, darunter 500 mit europäischen Pässen. Die radikalen Brigaden der Nusra-Front und der ISIS, beide Ableger der irakischen Al-Qaida, sind offenbar attraktiv für kampfbereite Extremisten. Weltweit sammeln Muslime auf grossen Benefizveranstaltungen Geld für Syrien. Wohl nicht nur für humanitäre Hilfe. Der in Köln lebende Salafisten-Prediger Ibrahim Abou-Nagie sagte, für ihn sei der syrische Bürgerkrieg Teil eines globalen Glaubenskampfes, den alle Muslime unterstützen sollten. Dazu braucht es Waffen und Geld. Dieses kommt vor allem aus den Golfstaaten und aus Saudi-Arabien. Die gegen Assads Armee kämpfenden Rebellen bilden keine Einheit. Neben der Al-Qaida von Aiman Sawahiri kämpfen die Nusra-Front von Abu Mohammed al-Golani und die ISIS mit Abu Bakr al-Bagdadi an der Spitze. Wie Al-Nusra kommt auch ISIS aus dem Irak. Mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien weitete die schwarz-

Der syrische Bürgerkrieg gilt als Teil eines globalen Glaubenskampfes. gekleidete Terrortruppe ihre Aktivitäten auf das Nachbarland aus. ISIS-Anführer Bagdadi liess erst verlauten, sie hätten sich mit den Nusra-Rebellen zusammengetan. Doch sowohl Al-Qaida wie Nusra dementieren. Sawahiris Aufruf zur Einheit unter Brüdern von Ende Januar blieb ohne Erfolg.

Ein Uno-Fahrzeug nach einem Angriff. Die Uno hat inzwischen weite Teile Syriens zu „unerreichbaren Gebieten“ erklärt. Die Brutalität der Kämpfer ist ohnegleichen.

Das Ziel der Al-Nusra-Kämpfer ist die Errichtung eines „islamischen Staats im Irak und der Levante“, ein islamisches Grossreich im Nahen Osten, vom Irak bis nach Israel. Einige der Extremsten aus der Nusra-Front sind zu ISIS übergelaufen. Sie wollen den Heiligen Krieg besonders treu, mit dem Eifer eines Märtyrers, führen. Die radikalen Islamisten entführen und töten nicht nur Regierungstreue, sondern auch Rebellen anderer Gruppen. Wer ihnen in die Quere kommt, wird umgebracht. ISIS steht für „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“. Der Name ist Programm. Auch die ISIS-Kämpfer haben ein grösseres Ziel als den Sturz Assads: Die Errichtung eines islamischen Kalifats vom Irak bis zum Meer. „Von Diyala bis nach Beirut!“, verkündeten die Anhänger von Abu Bakr Al-Bagdadi über Twitter. Ein Kalif ist Nachfolger und Stellvertreter des Gesandten Gottes auf Erden. In seiner Person sind weltliche und geistliche Führerschaft vereint. Vorbild ist Mohammeds Theokratie in Medina und sein Gesetz, die Scharia. ISIS hat mit dem Aufbau sogenannter

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br e n n p u n k t

Bilder: UN; New York Times; Reuters/Yaser Al-Khodor

Die schwarzen Brigaden der ISIS demonstrieren Macht in einem Grenzort zur Türkei. Das erklärte Ziel dieses Al-Qaida-Ablegers ist das Aufrichten eines Kalifats vom Irak bis zum Mittelmeer. Aus dem Ausland erhalten die Gotteskrieger Geld und Waffen. Und Dschihadisten aus aller Welt ziehen mit ihnen in den Kampf.

Emirate begonnen. In diesen kleinen „Gottesstaaten“ hat der Emir, ein ISIS-Kommandant, das Sagen. Im Norden und Nordosten Syriens hat Präsident Assad die Kontrolle längst verloren. Über strategisch wichtigen Grenzübergängen wehen schwarze ISIS-Flaggen, direkt vor den Augen des Nato-Partners Türkei. Maskierte Kämpfer patrouillieren. Sie berufen Gerichte, ziehen Steuern ein, verteilen Treibstoff, Medikamente und Almosen. Scharia-Gerichte sprechen Todesurteile aus, die sofort öffentlich vollstreckt werden. Sittenpolizisten terrorisieren Frauen, Raucher, Bartlose. Fallen ihnen alawitische oder schiitische Kämpfer in die Hände, müssen sie mit dem Tod rechnen. Ein Machtkampf tobt. Die Leidtragenden sind Alte, Kranke, Frauen, Kinder und Angehörige von Minderheiten. Dazu gehören die Christen. Sie sind in grosser Gefahr. Viele ihrer Kirchen wurden zerstört, die Gläubigen vertrieben. An ISIS-Checkpoints werden sie ausgesondert. Wer nicht auf der Stelle getötet wird, der verschwindet spurlos. Manchmal gelangen Fotos auf geheimen Wegen ausser Landes. Sie zeigen, dass in Syrien die Gewalt keine Grenzen kennt. Menschen werden zu Tode geschleift, geköpft, aufgeschlitzt und liegen gelassen. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte vor kurzem alle Kampfparteien auf, sich „unverzüglich darum zu bemühen, das Niveau der Gewalt zu senken, und sich auf eine politische Lösung des Konflikts zu konzentrieren“. Die Zahl von bisher 130 000 Toten wird immer wieder genannt, aber das schon seit gut einem Jahr. Doch täglich sterben Dutzende. Wer kann, der flieht. 2,5 Millionen Syrer sind schon ausser Landes. 900 000 sind im Libanon, 220 000 im Irak, 580 000 in der Türkei, 130 000 in Ägypten, 600 000 in Jordanien. In Zeltlagern werden sie von Hilfsorganisationen und der Uno betreut. Die Lage der Flüchtlinge im Landesinnern – 08.2014

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Schätzungen sprechen von 4,4 bis 6,5 Millionen – ist noch viel prekärer. Sie fliehen in die einigermassen sicheren Regionen. Dort leben sie in Zelten in Parks und an Flussufern. Manchen dienen im Rohbau stehende Gebäude als Unterkunft. Über ihnen schwebt die Angst ums Überleben und die Sorge um die Zukunft. Der Winter macht zu schaffen und dann ist da noch ein Gespenst, das seine Arme um immer mehr Menschen legt – der Hunger. In der Stadt Homs lebten einst 60 000 Christen. Jetzt sollen es noch 66 sein. Zehn Kirchen wurden zerstört. Während Monaten war die Stadt belagert gewesen. Jetzt erst – man sagt, aufgrund von Druck aus Moskau – sind wieder Hilfslieferungen nach Homs gelangt. „Wir haben Angst, dass die internationale Gemeinschaft uns verlassen hat“, sagte der 75-jährige niederländische Pater Frans van der Lugt über Skype. „Die Menschen werden wahnsinnig vor Hunger.“ Wie dramatisch die Lage sein muss, dokumentieren Bilder, wo Menschen Katzen essen – Tiere, die an sich als unrein gelten. Seit Herbst 2012 versorgt das Schweizer „Hoffnungsnetz“ – eine Kooperation christlicher Hilfswerke – Tausende von Flüchtlingen mit Nahrungsmitteln und Hilfsgütern. Dies einerseits in den Flüchtlingslagern im Libanon und andererseits in Syrien selbst. In den Provinzen Aleppo und al-Hasaka, bis weit hinauf in abgelegene kurdische Dörfer, werden jeden Monat mehr Flüchtlinge versorgt. Inzwischen sind es rund 18 000. Das schenkt den Notleidenden Hoffnung. Die Organisation ist schlank, die Hilfe effizient. Die Verteilung der Güter erfolgt durch Partner vor Ort. Christliche Gemeinden stellen Freiwillige. Sie kennen sich vor Ort aus, sind gut vernetzt, helfen gezielt. In Absprache mit den lokalen Behörden verteilen sie Essenspakete, Medikamente, Kleider an die Ärmsten, ungeachtet deren Religion und Herkunft. M

„Hoffnungsnetz“ hilft in Syrien Der Bürgerkrieg in Syrien droht zum nahöstlichen Flächenbrand zu werden. Der Kampf gegen Assads Regime wird zunehmend von Dschihadisten geführt. Die Lage ist unübersichtlich. Die Not unter der Zivilbevölkerung gross. Der Hilfswerkeverband „Hoffnungsnetz“ hilft sowohl syrischen Flüchtlingen im Libanon als auch den Notleidenden im Landesinneren. Mit einer Spende von 150 Franken kann eine Familie einen Monat mit Nahrung, Kleidung und Decken versorgt werden. Dabei bauen die sechs Mitgliederwerke auf ihr weites Beziehungsgeflecht. Die Hilfe für Menschen in Not erfolgt rasch und wirkungsvoll. Verantwortlich für die Flüchtlingshilfe in Syrien selbst ist das Hilfswerk „HMK Hilfe für Mensch und Kirche“. „ideaSpektrum“ traf sich mit dem HMK-Koordinator für die Hilfe im Nahen Osten. Er verfügt über langjährige Kontakte in Syrien. Aus Sicherheitsgründen bat er darum, weder sein Bild noch seinen Namen zu veröffentlichen (Interview S. 10 und 11). b www.hoffnungsnetz.ch; www.hmk-aem.ch


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br e n n p u n k t

„Millionen leiden Hunger“ SyrienHilfe

Der Nahost-Koordinator des Hilfswerks „HMK Hilfe für Mensch und Kirche“ berichtet von tiefster Not, aber hoffnungsvollen Aufbrüchen unter Christen. Von Rolf Höneisen Herr S., was spielt sich in Syrien ab? Wer bildet die Opposition? In Syrien leben 70 Prozent Sunniten, rund 20 Prozent Alawiten und schiitische Gruppierungen und etwas mehr als 10 Prozent Christen. Die Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) sind meist desertierte sunnitische Angehörige der Regierungsarmee und kaum religiös. Im Laufe der vergangenen zwei Jahre haben starke sunnitisch-islamistische Gruppen das Ruder innerhalb der Opposition übernommen. Sie schrecken vor nichts zurück. Sie sind gut bewaffnet, erhalten finanzielle Unterstützung von aussen und von inzwischen 11 000 Dschihadisten, die aus der halben Welt nach Syrien einreisen. Die FSA gerät ins Hintertreffen, stellenweise arbeitet sie mit den Islamisten zusammen. Unter Assad wurden die Christen eingeschränkt, aber – ähnlich wie im Irak – nicht direkt verfolgt. Überall, wo Minderheiten an der Macht sind, werden in der Regel andere Minderheiten für die eigenen Interessen eingespannt. Deshalb haben viele traditionelle Kirchenchristen vom Regime profitiert, während sie gleichzeitig protestantische, unabhängige Christen beim Regime in Misskredit brachten. Was alle Christen jetzt im Bürgerkrieg wieder eint, sind Befürchtungen, islamistische Gruppen könnten an die Macht kommen. Sind Vertreter dieser Al-Qaida-Zweige bei den Gesprächen in Genf vertreten? Nein, die meisten haben kein Interesse an Kompromissen. Sie wollen ein Kalifat zwischen Irak und Syrien errichten, einen Scharia-Staat. Für sie gibt es nichts zu verhandeln. Sie wittern ihre Chance, jetzt ihr Ziel zu erreichen. An ihren Checkpoints kommt keiner lebend durch, der nicht nachweislich sunnitischer Muslim ist.

Lässt sich solches Verhalten mit dem Koran belegen? Mit den in Europa verbreiteten islamischen Lehren nicht. Doch die Belege dafür lassen sich im Koran in den späteren Medina-Suren finden. Und nach islamischer Lehre heben die späteren Suren die früheren, in Mekka entstandenen, Suren auf. Die ISIS-Rebellen und die Nusra-Rebellen reden offen von der Errichtung eines Kalifats und sie greifen dafür zur Waffe. Aber auch die Salafisten, Wahabiten und Muslimbrüder streben das gleiche Ziel an, nur teilweise mit anderen Mitteln. Es gibt Meldungen, die reden von Menschen, die verhungern. Es sind Millionen von Menschen, die zu wenig zu essen haben. Schätzungen kommen auf zehn Millionen, die auf Hilfe von aussen angewiesen sind. Wenn man sich das überlegt, erkennt man das Ausmass dieser humanitären Katastrophe. Die Hälfte der Menschen, die noch im Land sind, ist vom Hunger bedroht. Der Hunger treibt Frauen in die Prostitution und Kinder in den Krieg. Die Uno gibt zu, dass sie nicht in der Lage ist, allen zu helfen. Die Syrienhilfe geht hauptsächlich in die Flüchtlingslager im Ausland. Die HMK gehört zu den ganz wenigen Organisationen, die in Syrien selbst im Rahmen des Hoffnungsnetz-Projekts Hilfe bringt. Wie ist das möglich, wenn nicht einmal die Uno Zugang zu allen Regionen hat? Die Uno spricht in Syrien von vielen „nicht erreichbaren Gebieten“. Und genau dort sind wir tätig, in den Gebieten der Opposition. Wir arbeiten mit Menschen vor Ort zusammen, welche die lokale Situation genau kennen. Generell arbeitet der Schweizer Hilfswerkeverband „Hoffnungsnetz“ mit Gemeinden und Kirchen vor Ort zusammen, auch im Libanon. Es sind Christen, die unse-

Das heisst, er wird an Ort und Stelle umgebracht? Ja, sofort. Weiss das die Uno? Woher wissen Sie das? Was die Uno weiss oder nicht weiss, kann ich nicht sagen. Ich habe Augenzeugenberichte. Während andere Islamisten die Möglichkeit der Konversion zum Islam bieten – was sich mit wenigen Sätzen und dem zum Himmel gestreckten Zeigefinger tun lässt – geht die ISIS so vor, dass sie Andersgläubigen den Zeigefinger abschneidet. Nach der Scharia kann er sich so nicht mehr zu Allah bekennen.

Die Kirchen sind voll wie noch nie. Die Suche nach Gott ist gross.

08.2014


Wie viele Flüchtlinge innerhalb Syriens unterwegs sind, weiss keiner. Die Zahlen reichen von 4,5 bis 6,5 Millionen Menschen.

re Hilfsgüter verteilen – an alle Notleidenden, ungeachtet ihrer Religion und Ethnie. Sie arbeiten mit den Kommunalbehörden zusammen. Im Dezember haben sie rund 18 000 Hilfspakete direkt verteilt. In Nordsyrien leben Kurden. Wie verhalten sie sich? Sie sind den Christen wohlgesonnen und gegen die Islamisten. Die HMK unterstützt schon seit sieben Jahren Entwicklungsprojekte in ihrem Gebiet. Die Kurden suchen in erster Linie Autonomie für ihre Heimat. Und diese gehört

Noch nie waren die arabischen Christen in Nahost derart in ihrer Existenz gefährdet wie heute.

Bilder: HMK/zvg; Reuters/Umid Bektas

jetzt zum Gebiet der Opposition, welches die Uno als nicht zugänglich deklariert. Wir haben aber Zugang und können helfen, weil die Kontakte schon vorher bestanden haben. Der Nachteil ist, dass wir kaum institutionelle finanzielle Unterstützung erhalten und der Zugang auch durch die Türkei erschwert wird. Wie stark sind die islamistischen Kräfte in diesem Gebiet? Sie kontrollieren rund 30 Prozent unseres nördlichen Einsatzgebietes, darunter eine Schneise entlang des Euphrats. Über die Türkei gelangen ausländische Dschihadisten durch diesen Korridor ins Land hinein und auch wieder hinaus. Die Türkei müsste eigentlich die Grenzen schliessen. Die Kurden sind ein Beispiel, wie es im Nachkriegs-Syrien weitergehen könnte. Aber ausgerechnet die Kurden werden ignoriert. In Genf sind sie nicht vertreten. Wie eine sunnitische Herrschaft aussehen wird, ist bekannt. Mir liegt eine Fatwa vom 16. August 2013 aus einem von Islamisten besetzten Stadtteil von Aleppo vor. Darin steht, wenn an einem Kontrollposten ein Mann ohne Bart erwischt wird, bekommt er 40 Hiebe Strafe. Wird er ein zweites Mal ohne Bart erwischt, ist das sein Tod. Wie reagieren Christen, wie die eher säkulare Bevölkerung? Ich kenne Syrien seit über 20 Jahren. Syrien war säkular, aber die Menschen lebten unter einem Deckel der Angst. Der Geheimdienst kontrollierte alles. Christen waren nicht verfolgt, aber wie gelähmt. Dies ist heute anders. Die physische Angst ist immer noch gross, aber die geistliche 08.2014

Lähmung ist wie weggeblasen. Die Kirchen in Syrien sind voll wie noch nie. Auch viele Muslime kommen jetzt in die Kirchen. Das geht so weit, dass orthodoxe Kirchenleiter zu den freien Gemeinden gehen und sie um Hilfe für die Jugendarbeit bitten. Dasselbe erleben wir unter Kurden. Es herrscht viel Not auf der einen und gleichzeitig grosse geistliche Offenheit auf der anderen Seite. Wie gefährlich ist das Verteilen der Hilfsgüter? Grosse Organisationen füllen Lager mit Gütern. Dort werden sie abgeholt. Wir bringen die Güter zu den einzelnen Bedürftigen hin, das heisst wir tragen das Risiko des Transportwegs. Das geht nur, weil unsere Partner vor Ort diesen Dienst von Herzen tun, es sind Idealisten, sprich Christen. Sie haben mir schon oft gesagt, dass ihnen die Hilfe aus der Schweiz den Sinn erschliesst, im Land zu bleiben. Sie leben einen Auftrag und zeugen von der Liebe Gottes. Sie sind Licht in der Finsternis. Ich habe Kontakt zu einem jungen Mann, der ein US-Stipendium mit den Worten abgelehnt hat: „Ich erlebe hier Gott wie noch nie zuvor. Wieso soll ich jetzt das Land verlassen?“ Wir möchten durch unsere Projekte die Christen ermutigen, aus ihrem sozialen Ghetto herauszukommen und einen aktiven Beitrag zur positiven Entwicklung und Zukunft ihres Landes leisten, denn nur so werden sie im Nahen Osten überleben können. Die Christen in Europa sollten für unsere syrischen Glaubensgeschwister in dieser schwierigen Zeit einstehen. Die Christen im Nahen Osten stehen unter grossem Druck und werden insgesamt immer weniger. Das stimmt. Noch nie waren die arabischen Christen im Nahen Osten derart in ihrer Existenz gefährdet wie heute. Bislang konnten sie in ihren Ghettos leben. Doch durch die massive und internationale Zunahme des Islamismus und Dschihad sind sie in ihrem Überleben zum ersten Mal ernsthaft bedroht. Der christliche Exodus, bzw. die bewusste Vertreibung der orientalischen Christen aus dem Nahen Osten durch Islamisten hat längst begonnen und ist nahezu irreversibel. Um in der gefährlichen Heimat zu bleiben, da braucht es schon eine besondere Berufung oder den Idealismus der Jünger Jesu gemäss Lukas 10. Und diese Christen gibt es. Sie wollen Zeichen der Hoffnung und des Friedens in einem kriegsverwüsteten Land sein. Es gibt sie in allen Denominationen und zu ihnen gehören immer mehr Konvertiten aus dem Islam. Vielen Dank für das Gespräch.


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P U BL I R E P OR TAG E

Lasst die jungen Wilden ran BEWUSSTE NACHWUCHSFÖRDERUNG | In vielen Gemeinden liegt ein grosses Potential an künftigen Pastoren, Jugendpastoren und weiteren Mitarbeitern brach. Die bewusste Nachwuchsförderung für einen vollzeitlichen Dienst könnte stärker betont werden. Von HEINZ W. STRUPLER, STEFAN VON RÜTI und HANS-PETER RÜEGG Der Artikel «Wo sind die Jungpastoren geblieben?» im Heft 13|46 hat starke Reaktionen ausgelöst. Den meisten Gemeinden ist es ein Anliegen, dass Menschen zum Glauben kommen, die Gemeinde wächst und sie zu einer prägenden Kraft für die Region wird. Ein essenzieller Bestandteil von Gemeindewachstum ist, Leiter aus den eigenen Reihen zu fördern. Dabei reicht es nicht, Mitarbeiter für «untergeordnete Funktionen» zu rekrutieren. Vielmehr sollen Mitarbeiter in einen Vollzeitdienst heranwachsen – mit allen Konsequenzen.

Unbequeme Herausforderungen

Als Leiter fühlte ich (Heinz) mich oft von den unbequemen Gemeindegliedern, den «Machern» und «jungen Wilden», herausgefordert. Sie stellen unbequeme Fragen, stehen uns auf die Füsse und lassen nicht locker. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit solchen Menschen umzugehen. Eine davon ist, sie langsam und stetig auf ein Abstellgleis zu manövrieren oder sie zu entmutigen. Sie wenden sich dann in der

Regel von der Gemeinde ab und setzen ihre Begabungen anderswo ein – schade.

Wertvolles anvertrauen

Eine andere Möglichkeit wäre aber, sie zu integrieren und in ein Inspirationsteam einzubinden, sie zu fördern und ihnen Verantwortung zu übergeben. Wir sind uns bewusst, dass diese Menschen oft mehr Veränderung hervorrufen als einem lieb ist. Einige dieser Typen mögen sich nach kurzer Zeit als «Schnörris» entpuppen, die anderen aber vermögen Grosses zu bewegen und bringen die Gemeinde weiter. Sehnen wir uns nicht alle danach, dass eine Generation von mutigen Leitern Verantwortung übernimmt, von denen es heisst, sie könnten eine ganze Stadt auf den Kopf stellen (Apg. 17:6), weil sie «nicht mehr aufhören können von dem zu reden, was sie gesehen und gehört haben ...» (Apg. 4:17ff )? Wir als Gemeindeverantwortliche und Mitarbeiter theologischer Ausbildungsstätten müssen uns bewusst sein, dass das Mentoring junger Wilder hohe An-

Theologische Schulen in der Deutschschweiz, die ein dreijähriges und längeres Studium anbieten: TSC, Theologisches Seminar St. Chrischona STH, Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel Heilsarmee Bildungszentrum Basel TDS TheologischDiakonisches Seminar Aarau IGW Institut für Gemeindebau und Weltmission ISTL International Seminary of Theology and Leadership SATS South African Theological Seminary Schweiz SBT Seminar für Biblische Theologie Beatenberg MBS Martin Bucer Seminar Zürich sprüche an die Autentizität unserer Leiter stellt. Ein paar Beratungsgespräche im Büro und Unterricht im Klassenzimmer werden die Macher und die jungen Wilden nicht herausfordern können. Sie wollen uns als Leiter dort erleben, wo ihr Dienst später auch stattfinden wird. In der richtigen Welt, an der Strassenecke, in unserem Ministry, im Beruf oder im Gespräch mit einem Nachbarn. Sie wollen sehen und lernen, wie wir es machen. Als Mitarbeiter eines theologischen Seminars (ISTL) wissen wir, wie wichtig es ist, das jugendliche Feuer mit der Tiefe des Wortes Gottes und mit Weisheit zu würzen. So können wir die jungen Männer und Frauen in ihren Dienst hineinführen – einen Dienst, den sie auch nach Jahren noch mit Leidenschaft ausüben werden. Lasst uns Ausschau halten nach den Machern, Querdenkern und jungen Wilden in unseren Gemeinden. Wir möchten sie aufbauen und ermutigen, sich theologisch weiterzubilden, um Verantwortung für die nächste Generation zu übernehmen. idea Spektrum 08.2013


p or t r ät

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Er treibt ganze Kamelherden durchs Nadelöhr MiKroKuNst An der Basler Nacht des Glaubens waren seine Werke eine Attraktion: Der Mikrokünstler Willard Wigan kreiert Figuren, die man nur mit dem Mikroskop erkennen kann. Etwa eine Kamelkarawane im Nadelöhr. Wigan ist Perfektionist. Er arbeitet daran, noch kleinere Werke zu schaffen.

A

rbeiten kann Willard Wigan nur zwischen seinen Pulsschlägen, sonst verwackeln die Mini-Werkzeuge. Doch Wigan will noch kleinere Werke erschaffen. An der „Nacht des Glaubens“ im Mai 2013: in einer Seitenkapelle des Basler Münsters befindet sich eine Ausstellung zum Thema „Senfkorn“ oder „die kleinste Kunst der Welt“. Einige der Exponate sind tatsächlich so winzig, dass man sie mit blossem Auge nicht erkennen kann. Jedes Stück ist auf einer Nadelspitze befestigt. Nur die bereitgestellten Mikroskope deuten auf die Existenz der Kunstwerke hin. Wer ein Blick durch die Okulare warf, entdeckte Erstaunliches. Unter 400-facher Vergrösserung wird etwa eine ganze Kamel-Karawane sichtbar, die ein Nadelöhr entlang wandert. Der Macher dieser wundersamen Kreationen ist Willard Wigan aus Birmingham in England. Die Passion für die ganz kleinen Dinge entwickelte der 56-Jährige bereits in der Schule. Für seine Lernschwäche oft gehänselt, tauchte er in seine eigenen Welten im Miniaturformat ab. „Ich begann mit der Kunst, als ich fünf Jahre alt war“, erklärt er. „Ich fing an Häuser und Möbel für Ameisen zu bauen, weil ich dachte, sie brauchen einen Ort zum Leben. Dann machte ich Schuhe und Hüte.“ Seine Kunst wurde immer winziger.

Bilder: idea/Christof Bauernfeind; zvg

2. Basler Nacht des Glaubens Wie Bruno Waldvogel vom Organisationskomitee mitteilt, ist in Basel eine weitere „Nacht des Glaubens“ geplant. „Wir werden – vorausgesetzt wir haben die notwendigen Startfinanzen – die nächste Nacht des Glaubens am 13. Mai 2016 durchführen.“ Übrigens: Die erste „Nacht des Glaubens“ fand mit einem dreiseitigen Beitrag Eingang ins Basler Stadtbuch 2013. Damit hat die „Nacht des Glaubens“ endgültig Stadtgeschichte geschrieben.

08.2014

Mikrokünstler Wigan: Zwischen den Pulsschlägen arbeiten, und alles immer noch kleiner.

Heute stellt er seine Kunstwerke überall auf der Welt aus. Wigans Skulpturen sind inzwischen teils kleiner als 0,005 mm, also nur noch unter dem Mikroskop zu erkennen. Ein Modell der Kirche in seiner Heimatstadt Birmingham fertigte er aus einem Sandkorn. Um derart haarfeine Strukturen zu schaffen, bedarf es einiger ganz besonderer Tricks und wahrer Engelsgeduld! Der Mikrokünstler hat gelernt, während der Arbeit seinen Körper in einen besonderen Ruhezustand zu versetzen. Sein Atem ist verlangsamt und er kann das Zittern der Finger kontrollieren. Die Bewegungen führt er zwischen den Pulsschlägen aus, oder er benutzt die Pulsschläge sogar als eine Art „Presslufthammer“ zum Modellieren der Figürchen. Die Werkzeuge, winzige Messer, Hämmer und Haken, hat er selbst konstruiert, etwa aus der abgebrochenen Scherbe eines Diamanten. Um eine Miniatur zu bemalen, verwendete er schon mal das Haar einer toten Fliege. „Die Fliege ist eines natürlichen Todes gestorben“, bemerkt der Tierfreund schmunzelnd. Schwierigkeiten gibt es genug. Einmal wollte er die Miniatur von Alice im Wunderland an einem Tisch platzieren. Da klingelte das Telefon. Als sich der Künstler wieder an die Arbeit machte, war Alice

verschwunden. Er hatte sie eingeatmet! Sogar die Vibrationen des Verkehrs können seine Arbeit stören. Darum arbeitet er oft nachts, wenn er möglichst viel Ruhe hat. So kann es bis zu acht Wochen dauern, bis ein Kunstwerk fertig ist. Danach muss er sich mehrere Wochen erholen. In einer amerikanischen TV-Show wurde der Engländer gefragt, ob ihm diese Arbeit denn nicht den letzten Nerv raube. „Während ich arbeite, ist es ein Alptraum, aber wenn es fertig ist, ist es ein Traum“, erklärt er seine Motivation. Es verwundert also nicht, wenn die Skulpturen Willard Wigans schon als das „Achte Weltwunder“ bezeichnet wurden. Für sein aussergewöhnliches Kunstschaffen erhielt er 2007 von Queen Elisabeth II. die Auszeichnung des „Order of the British Empire“. Zum Diamantenen Jubiläum der Queen hatte er ihr Porträt auf einer Kaffebohne eingraviert. Zur Hochzeit von William und Kate fertigte er eine Skulptur der beiden, die in ein Nadelöhr passte. Trotz solcher Ehrungen ist er immer noch nicht zufrieden mit seinem Werk: „Ich mache die Sachen noch kleiner. Ich bin noch nicht zufrieden damit. Es ist noch zu gross.“ Was kommt also als Nächstes? Man darf gespannt sein. M Christof Bauernfeind b www.willard-wigan.com


S y n e rg i e | Le Se r br i e f e

NotIERt IER IERt Islamischer Kindergarten Ein Verein will im islamischen Zentrum in Hegnau ZH den ersten muslimischen Kindergarten in der Schweiz eröffnen. Auf dem Lehrplan sollen Prophetengeschichten statt Märchen stehen; die Kinder sollen Arabisch lernen und den Koran studieren, berichtet die „Limmattaler Zeitung“. Die Führung eines Kindergartens erfordert die Bewilligung durch das Zürcher Volksschulamt. (idea)

Neue Bibelschule in Bubikon Die 1999 gegründete Grace Family Church in Bubikon ZH startet eine Bibelschule „für eine Generation, die frei sein möchte von Schuldgefühlen, christlicher Verdammnis und Minderwertigkeitskomplexen“, so die Selbstbeschreibung. Unterrichtet wird jeweils am Montag, ein Fernstudium ist möglich; Besuchstage sind am 19. Mai und 23. Juni. Die Gottesdienste in Bubikon werden von durchschnittlich 170 Menschen jeglichen Alters besucht. Leitender Pastor ist Erich Engler. (idea) b www.graceacademy.ch

Zwingli als Kinoheld 2019 feiern die Zürcher Reformierten das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation Huldrych Zwinglis (1484 bis 1531). Dazu planen sie laut „ref.ch“ einen Film über den Zürcher Reformator. Allerdings fehlt der evangelisch-reformierten Kirche das Geld, wie aus einem Flyer mit dem Titel „Grosses Kino für Zürichs Zwingli“ hervorgeht: „Wir können keine Filme machen. Wir haben leider auch keine Millionen.“ Trotzdem möchten die Verantwortlichen an der Idee festhalten und regen Interessierte an, „mit uns darüber nachzudenken, wie es zur Projektierung eines solchen Filmes kommen könnte“. Die Verantwortlichen für das Zürcher Reformationsjubiläum sind der Ansicht, Zwinglis Leben sei „kinogener auf die Leinwand zu bringen“ als dasjenige des deutschen Reformators Martin Luther. (kipa/idea)

SYNERGIE motIvatIoN Börsenkotierte Gesellschaften präsentieren ihre Jahresergebnisse und Geschäftsberichte. Wem gehört der Gewinn?

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n diesem Jahr ist es besonders schäftsberichtes finde ich oft spannend, weil zum Teil erstein beliebtes Erklärungsschema mals etwas ausgesagt wird über zur Frage, wer für das Resultat Boni und andere Vergütungen – verantwortlich ist: Ist das Ergebein Punkt, über den sich auch nis gut, hat das Management aus biblischer Sicht nachzudengut gearbeitet; ist es hingeken lohnt: Wie viel des erwirtgen schlecht, sind die anderen schafteten Gewinnes kommt bei schuld: die Verhältnisse, KonChristoph Wyss gerechter Verteilung den Mitarkurrenz, der Vorgänger oder beitenden, wie viel jenen zu, die Kapital das Wetter, die Währungssituation und zur Verfügung stellen und Risiko tragen? andere Ereignisse, auf die wir keinen EinDazu gibt es keine präzise, ein- für allemal fluss haben. Wie wäre es, wenn wir Chrisgültige Antwort. ten es einmal anders machen würden: Einige Hinweise: Gemäss 5. Mose 25,4 Bei schlechtem oder auch nur unbefriedisoll man „dem Ochsen beim Dreschen gendem Resultat in den Spiegel schauen das Maul nicht zubinden“ (obschon hier (ist es denkbar, dass ich eine der Ursavon den Ochsen gesprochen wird, kann chen für das Resultat bin?). Bei unerwartet dies ohne weiteres auf Mitarbeitende gutem Resultat lohnt sich hingegen der übertragen werden). Aber ich finde keine Blick nach aussen: Wer und was hat mitgeHinweise darauf, dass das Korn zwischen wirkt? Wem ist es zu verdanken? Wichtig dem Bauern und seinen Mitarbeitenden scheint mir, das Resultat – wie auch im(einschliesslich der Tiere) aufgeteilt wurde mer es ausgefallen ist – auf die Frage hin oder dass diese gar mit Korn überschüttet zu prüfen: Wo finden wir Gottes Spuren, wurden ... sein Handeln, sein Eingreifen, seine BeHingegen gibt es klare Hinweise, dass wahrung? – Allen, die in diesen Wochen den Mitarbeitenden ein gerechter Lohn Bilanzen erstellen und über Boni und bezahlt werden soll (1. Timotheus 5,18), Dividenden entscheiden, wünsche ich und es schadet auch nicht, an das „voll göttliche Weisheit! gedrückte, gerüttelte, ja überfliessende Mass“ aus der Bergpredigt zu erinnern! Der Autor ist Rechtsanwalt in Bern und Ein zweiter Punkt. Im Wortteil des Ge- ehemaliger Präsident der IVCG.

Beratung jetzt fördern zur „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“ Nicht nur die Befürworter, auch die Gegner der Vorlage „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“ erklärten, es müssten vermehrt Abtreibungen durch Förderung der Beratung und Hilfestellung verhindert werden. Leider gibt es aber auch Schwangere, die zwar die vorgeschriebene Beratung über sich ergehen lassen, aber dann doch unbegründete Abbrüche zulasten der Krankenkasse wünschen. Es war beispielsweise zu lesen, es komme immer wieder vor, dass Mädchen abgetrie-

ben würden, weil ein Sohn gewünscht sei. Paradox ist in der Schweiz, dass Schwerverbrecher offenbar mehr geschützt werden als ungeborene gesunde und unschuldige Kinder von gesunden Müttern. Und dies trotz grosser Hilfsbereitschaft vieler Organisationen. Es darf darum erwartet werden, dass bei der obligatorischen Beratung in Fällen, in denen eine Abtreibung nicht verantwortet werden will, weil ein Kind nicht in den Lebensplan passt, ein Schwangerschaftsabbruch verweigert wird. Manche Frau war nachträglich froh, das Kind ausgetragen zu haben. Emil Rahm, Hallau SH

Bild: zvg

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08.2014


N ac h r ic h t e N sc h w e i z

Zartbesaitet und hochkompetent hOchsensIbIlITäT Hochsensible Menschen können lernen, ihre besondere Empfindsamkeit positiv wahrzunehmen.

T

herapeutinnen, Lehrer, Pfarrerinnen und Seelsorger sind häufig davon betroffen, auch Dr. Doris Schneider-Bühler aus Gailingen (DE). Sie zeigte 190 Interessierten im reformierten Kirchgemeindehaus in Gossau ZH auf, wie hochsensible Menschen lernen können, ihre Empfindsamkeit zu schätzen.

Mehr Sinneseindrücke 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung haben eine gesteigerte Empfindlichkeit für Reize, unabhängig von Geschlecht, Rasse, Kultur oder Erziehung. Ein differenzierteres Nervensystem bewirkt, dass mehr Sinneseindrücke ins Bewusstsein fliessen. Hochsensible Personen nehmen dadurch verstärkt Geräusche, Gerüche, Bewegungen und anderes wahr und erkennen intuitiv Stimmungen. So irritierte die Ärztin Doris Schneider-Bühler einmal durch drei verschlossene Türen hindurch ein leichter Brandgeruch. Die Ursache dafür befand sich im Keller. Die Hauptsicherung hatte sich entzündet und ohne Schneiders feine Nase hätte ihr Haus in Brand geraten können.

Wahrnehmung kostet Kraft Nicht nur Lärm, auch die Geräusche einer Heizung oder Lüftung, nicht nur Gestank, sondern schon der Geruch eines milden Käses oder der Duft von Blumen können

Bilder: Mirjam Fisch-Köhler; zvg

Mit hochbegabung umgehen Dr. Doris Schneider-Bühler führt im deutschen Gailingen eine Beratungspraxis für Hochsensible. Sie arbeitet als Therapeutin und Coach, hält Vorträge und führt Seminare durch. Vom 13. bis 15. Juni referieren Christa und Dirk Lüling im Seminarhotel Ländli am Aegerisee zum Thema Hochsensibilität. b www.cbs-praxis.com; www.zentrum-laendli.ch

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Doris Schneider-Bühler: „Das ist eine Gabe, kein Stolperstein.“

hochsensible Menschen stark stören. Und nicht nur negative Erlebnisse, sondern auch Schönes, etwa ein Fest oder intensive Gespräche kosten sie so viel Kraft, dass sie Stunden bis Tage brauchen, um sich davon zu erholen. „Meine Familie weiss inzwischen, dass ich nach einem anstrengenden Seminar einen halben Tag für mich allein brauche“, erzählte Doris Schneider.

Deklarieren, was man braucht Die Ärztin bestätigte, dass Betroffene mit einem guten Selbstmanagement gleich leistungsfähig sind wie nicht Hochsensible. Sie suchen oft intensiv nach Lebenssinn, nach ihrer Berufung. „Gott kann diese Sehnsucht stillen. Er sagt – wie im Schöpfungsbericht – auch zu Hochsensiblen ‚sehr gut!‘" Reife Hochsensible hätten oft eine hohe Sozialkompetenz, seien gute Gesprächspartner und könnten, wenn sie von etwas begeistert sind, auch nicht ideale Umstände tolerieren. „Sie müssen sich nicht überall als hochsensibel outen, aber deklarieren Sie, was Sie brauchen.“ Das kann der Wechsel des Arbeitsplatzes sein, wenn der Lichteinfall stört oder regelmässige Pausen und Bewegung, um die innere Erregung abzubauen. „Man kann lernen, mit dieser Veranlagung zu leben. Sie ist keine Krankheit, die geheilt werden müsste. Wie wir mit Hochsensibilität umgehen, entscheidet darüber, ob wir sie als Gabe oder als Stolperstein erleben.“ (mf) P

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PODIUM In den letzten Wochen hat eine Zeitungsnotiz mein Interesse geweckt: „Moderne Manager meditieren“. Geschildert wurde darin, wie sich Führungskräfte auf ihre eigenen Gedanken konzentrieren würden, um den eigenen Geist zu kontrollieren. Dies als Ausgleich zum täglichen Stress in der beruflichen Verantwortung. Mir fällt dazu das Vorbild von König David im Alten Testament ein. Auch er meditierte – schon vor mehr als zweitausend Jahren. Selber eine Führungskraft, vertraute er aber nicht ausschliesslich auf seine eigene Stärke, sondern akzeptierte eine höhere Instanz über sich. Im Psalm 62 befahl er seiner Seele, stille zu sein vor Gott, um gleichzeitig zu bekennen, dass Gott ihm hilft. Die Begründung lieferte David gleich nach: „Denn Er ist mein Hort, meine Hilfe, mein Schutz, dass mich kein Fall stürzen wird, wie gross er auch ist.“ Als politischer Verantwortungsträger war sich David bewusst, dass Menschen nicht perfekt sind, sondern unabhängig von Rang und Namen eben auch Fehler haben und begehen können. Gestützt auf diese Erkenntnis setzte David seine Hoffnung auf Gott. Seine Gewissheit drückte er in den Worten aus: „Er ist mein Hort, meine Hilfe und mein Schutz, dass ich nicht fallen werde.“ Wenn David sagte, dass bei Gott sein Heil sei, seine Ehre, der Fels seiner Stärke und seine Zuversicht, dann fordert er uns auch heute noch heraus, diese Zusagen nicht nur in unserer persönlichen Meditation vor Gott zu bewegen, sondern auch in unsere Verantwortung einfliessen zu lassen. Hans-Ulrich Bigler ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes.


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IHR BUCHEN AUCH SIE T RA SE IN MARKT idea Spektrum 08.2013


m i ssion g loba l

Lichtstrahlen der Hoffnung in Syrien HiLfe für Syrien Spenden von Christen im Westen ermöglichen es, dass Christen vor Ort ihren Landsleuten ganzheitlich dienen können.

S

eit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien sind Millionen von Menschen auf der Flucht. Obwohl Hazim (Name geändert) ein Visum für die USA hat, bleibt er in Syrien. Er spürt, dass dies der Ort ist, wo Gott ihn im Moment haben möchte. Zu Beginn der Krise halfen Hazim und seine Gemeinde vertriebenen Leuten, die in drei Schulen in ihrer Umgebung Zuflucht gefunden hatten. Sie spielten mit den Kindern und boten Seelsorge sowie Unterricht in Lesen und Schreiben für die Frauen an. Gemeindemitglieder stellten Lebensmittelpakete zusammen, um sie an notleidende Familien abzugeben. Heute erhalten 700 christliche und muslimische sowie 350 bis 400 kurdische Familien einmal im Monat ein Lebensmittelpaket. „Die Bedürfnisse übersteigen unsere Mittel“, sagt Hazim. „Jeden Tag registrieren sich noch mehr Familien für unsere Lebensmittellieferungen.“

Liebe in Aktion

Bilder: zvg

Inmitten der physischen Not begegnet die lokale Kirche auch der geistlichen Not vieler Menschen. „Wir zeigen Mitgefühl durch Liebe in Aktion“, sagt Hazim. Die Kirche wird so zu einem Lichtstrahl der Hoffnung und lässt Vertrauen wachsen. „Muslime, die zum ersten Mal in die Kirche kommen, sind zunächst misstrauisch. Doch wenn wir sie willkommen heissen und für ihre Bedürfnisse sorgen, bedeutet

es ihnen viel“, berichtet Hazim. Gemeindemitglieder besuchen Flüchtlinge, um sie zu ermutigen. Ein Teammitglied betete mit einem Mann, dessen Kinder durch eine Bombe getötet worden waren. Der Mann meinte unter Tränen: „Ihr wart die Einzigen, die wirklich mitgefühlt und uns ermutigt habt.“ Hazim: „Die Kirche ist mittlerweile in der Öffentlichkeit dafür bekannt, vertrauenswürdige Hilfe zu leisten.“

Geistlicher Hunger Bisher war es sehr schwierig, in Syrien die gute Nachricht von Jesus weiterzugeben. Das änderte sich. Als Hazim vor ein paar Tagen in die Kirche ging, sah er dort 13 verschleierte Frauen. Dass Muslima eine Kirche betreten, kam früher sehr selten vor. Zwei junge muslimische Frauen haben begonnen, als Volontärinnen bei den Hilfsaktionen der Kirche mitzuhelfen. Hazim: „Wir stellen ein grosses geistliches Wachstum unter den 18- bis 30-jährigen Kirchenbesuchern und den Kurden fest. Dass es eine kurdische Kirche gibt, ist ziemlich neu in Syrien. Die Christen werden immer mutiger, in der eigenen Umgebung von Jesus zu erzählen.“ Hazims grösster Wunsch: „Dass Jesus in allem, was wir tun, verherrlicht wird. Wir müssen Hände und Herz von Jesus sein! Werden die physischen Bedürfnisse der Menschen gestillt, bewegt der Heilige Geist auch ihre Herzen!“ M Niklaus Meier (Quelle: OM im Nahen Osten)

Das Verteilen von Hilfsgütern durch Partnergemeinden in Syrien öffnet viele Herzen.

08.2014

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bLog Krieg im Südsudan ... Die Strassen sind deutlich leerer, viele Läden verriegelt, die offenen haben wenig Ware. Die Soldatenpräsenz ist erhöht. Das waren die ersten Eindrücke nach der Rückkehr. Nun ist der Alltag wieder eingekehrt. Immer mehr Menschen kommen aus den Dörfern zurück, in die sie geflüchtet waren. Die Schulen beginnen das neue Semester. Es scheint, als wäre nichts geschehen ... Erst im direkten Gespräch erfährt man, was während der sechs Wochen Krieg alles passiert ist. Die Spannungen zwischen zwei Stämmen wuchsen an (beide ursprünglich nicht hier ansässig). Da der eine dem andern zahlenmässig überlegen war, wollte er jenen ausrotten. Soldaten und bewaffnete Zivilisten steckten Häuser in Brand oder schlachteten schlafende Bewohner ab. Leichen wurden in den Fluss geworfen, in dem tagsüber gewaschen wird. Nachts wurde der Strom zum Schutz der Bürger nicht abgestellt, wie das sonst um Mitternacht üblich ist. Nein, keine Storys aus einem schlechten Film. Dass solches in meiner Nachbarschaft möglich ist, hat mich geschockt. Ich könnte schreien über die Ungerechtigkeit, dass die Täter nicht juristisch verfolgt werden ... Am Sonntag predigt der Pfarrer über Versöhnung und dass alle Menschen vor Gott gleich sind – egal von welchem Stamm. Ich bete, dass wir als Kirche und Christen für alle Menschen ein Ort der Annahme werden und nach dem Vorbild von Jesus handeln. Freundliche Grüsse, Simone

Hinweis „Mission global“ öffnet ein Fenster zur weiten Welt. Im Blog gibt Simone Illi Einblick in ihren Alltag im Südsudan. (tf)


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N AC H R IC H T E N

NOTIERT Südkorea: Spaltungen unter Evangelikalen verhindert Versammlung

Verträgt Israel keine Kritik? EKLAT IN JERUSALEM Hat EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) einen Eklat bei seiner Rede im israelischen Parlament provoziert, oder vertragen einige der Abgeordneten keine Kritik an ihrem Land?

Ü

ber diese Fragen gehen die Meinungen auseinander. Zunächst hatte EU-Parlamentspräsident Schulz am 12. Februar in der Knesset die Solidarität Europas mit Israel bekräftigt. Er sprach die besondere Verantwortung auch der nach dem Holocaust geborenen Deutschen für Israel an und lobte den jüdischen Staat als Hort der Demokratie. Aber zwei Passagen der Rede sorgten für Aufregung. So berichtete Schulz von einem palästinensischen Jugendlichen. Der habe ihn gefragt, warum Israelis viel mehr Wasser zur Verfügung stehe als Palästinensern. Zum anderen erklärte der deutsche Politiker, die Palästinenser wollten auch in Frieden leben ohne Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit – zum Beispiel durch die israelische Blockade des Gaza-Streifens. Wirtschaftsminister Naftalie Bennet und einige seiner Parteikollegen verließen daraufhin unter Protest den Saal. Regierungschef Benjamin Netanjahu warf Schulz eine einseitige Sicht auf den Nahost-Konflikt vor. Schulz verharmlose die Bedrohungen, denen Israel ausgesetzt sei, und erliege „wie so viele Europäer einer selektiven Wahrnehmung”. Oppositionelle Abgeordnete der politischen Mitte und Linke nahmen dagegen den EU-Parlamentspräsidenten in Schutz. Zahava Galon von der MeretzPartei verurteilte besonders die Anspielung darauf, dass Schulz Deutscher sei: „Die Instrumentalisierung des Holocausts, um internationale Kritik abzuwehren, ist nicht nur empörend, sie ist auch absurd.”

EKD-Repräsentant pro Schulz Der oberste Repräsentant der EKD im Heiligen Land, Propst Wolfgang Schmidt

(Jerusalem), verteidigte die Rede von Schulz auf Anfrage von idea. Schulz habe „Mut und Aufrichtigkeit bewiesen, wie sie dem Verhältnis zu einer befreundeten Demokratie angemessen sind“. Einerseits habe er die Solidarität Europas mit Israel bekräftigt, andererseits auf den „völkerrechtswidrigen Siedlungsbau in den von Israel besetzten Gebieten“ hingewiesen. Die Reaktionen darauf hätten gezeigt, „dass er hier einen wunden Punkt berührt hat, der die Gespaltenheit innerhalb der israelischen Gesellschaft widerspiegelt“. Während viele Israelis den Siedlungsbau keineswegs billigten, setze der nationalreligiöse Block alles daran, diesen weiter zu entwickeln – „im vollen Bewusstsein, so eine Zwei-Staaten-Lösung zu verhindern“.

Israelfreunde: Wir schämen uns Anders beurteilt der Geschäftsführer der Sächsischen Israelfreunde, Wilfried Gotter (Schönborn-Dreiwerden), die Gründe für den Eklat. Er habe sich für Schulz’ Rede geschämt, erklärte er gegenüber idea. Die Rede sei einseitig und selektiv gewesen. Schulz hätte sich in Brüssel im Büro der „Europäischen Koalition für Israel“ – eine Vereinigung von Israelwerken in Europa – erkundigen sollen. Wenn Palästinenser über die schlechte Wasserversorgung klagten, dürfe nicht unerwähnt bleiben, dass riesige Beträge für die Instandsetzung maroder Wasserrohre veruntreut würden. „Und viele dieser Gelder kommen aus der EU“, so Gotter. Er habe volles Verständnis dafür, dass einige Abgeordnete während dieser Rede den Saal verlassen haben. P

Die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) muss ihre Generalversammlung auf unbestimmte Zeit vertagen. Die alle sechs Jahre stattfindende Konferenz der Dachorganisation von etwa 600 Millionen Evangelikalen in 129 Ländern sollte vom 19. bis 25. Oktober in Seoul (Südkorea) abgehalten werden. Doch wie WEA-Generalsekretär Geoff Tunnicliffe (New York) jetzt mitteilt, haben Spaltungen unter den Evangelikalen Südkoreas die Verschiebung erforderlich gemacht. Vor vier Jahren hatte der Internationale Rat der WEA beschlossen, die Generalversammlung 2014 in Seoul durchzuführen. Man habe damit die Hoffnung verbunden, die Einheit unter den dortigen Evangelikalen zu fördern. Wie es in Medien heißt, soll es schwere Vorwürfe der Irrlehre gegen mehrere Leiter von Großgemeinden geben, etwa die Pfingstpastoren Jaerock Lee von der Manmin-Gemeinde und Paul Yonggi Cho von der Yoido-Gemeinde des Vollen Evangeliums. Im Hintergrund soll auch eine ökumene-feindliche Haltung einiger konservativ-evangelikaler Gruppierungen stehen. Sie nehmen Anstoß an einer Annäherung zwischen der Evangelischen Allianz und dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK).

Neu bei SAT-7: Sendungen auf Türkisch rund um die Uhr Der christliche Fernsehsender SAT-7 baut sein Programm in türkischer Sprache zu einem 24-Stunden-Kanal aus. Das berichtete der Nordeuropa-Direktor des in Zypern beheimateten Fernsehsenders, Kurt Johansen, bei einem Besuch in der Zentrale der Deutschen Missionsgemeinschaft (DMG) in Sinsheim bei Heidelberg. Das Missionswerk unterstützt SAT-7 ideell und finanziell. Laut Johansen haben die bisherigen 24-Stunden-Programme von SAT-7 in Arabisch und Farsi (Persisch) rund 15 Millionen regelmäßige Zuschauer in der gesamten arabischen Welt sowie in Teilen Nordafrikas und Europas. Um den mehr als 100 Millionen türkischsprechenden Menschen in dieser Region rund um die Uhr ein unzensiertes christliches Angebot zu machen, hat SAT-7 vor zwei Jahren in Istanbul ein Studio gemietet und einheimische Christen als Mitarbeiter ausgebildet.

Fotos: picture alliance / ZUMAPRESS.com, picture alliance / AP Photo

Während der Rede von Martin Schulz verließen einige Abgeordnete unter Protest den Saal.

8.2014


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Belgien: Nur der König kann noch das Gesetz stoppen STERBEHILFE In Deutschland stößt die Entscheidung des belgischen Parlaments, aktive Sterbehilfe für Kinder zuzulassen, weitgehend auf Widerspruch.

B

ei der Abstimmung am 13. Februar hatten 86 Abgeordnete mit Ja und 44 mit Nein votiert, 12 enthielten sich der Stimme. Damit ist Belgien das erste Land, das keine Altersgrenze für aktive Sterbehilfe vorgibt. Nur der belgische König Philippe kann das Gesetz noch stoppen, indem er die Unterzeichnung verweigert. Eine entsprechende Petition an den Monarchen wurde bereits auf den Weg gebracht. Die Petition wurde u. a. vom Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), unterzeichnet. „Die vorgesehene Tötungserlaubnis ist weder mit einem Sozialstaat, der Hilfe zum Leben leisten solle, noch Belgien mit einem Rechtsstaat ver- 11,2 Millionen einbar, weil Tötung immer 77,0 % die Würde des Menschen 5,7 % verletzt“, erklärte er idea. 4,2 % Bundesgesundheitsmi-

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nister Hermann Gröhe (CDU) zeigte sich „erschüttert“ über die Entscheidung in Belgien. Zusätzlich warnte der engagierte Protestant gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ davor, die Freiheit zur Selbsttötung zu verklären: „Manche junge Menschen genießen das Motorradfahren und sind der Überzeugung, dass sie lieber gar nicht leben würden als im Rollstuhl. Das ist eine Haltung, die sich nicht ausbreiten darf. Ich möchte, dass Menschen, die sich durch eine Behinderung, nach einem Unfall oder im Alter nicht mehr allein versorgen können, wissen: Die Gesellschaft hilft mir. Kein Mensch darf sich mit dem Gefühl beschäftigen müssen: Ich falle anderen zur Last, deshalb mache ich lieber Einwohner Schluss.“ Nach Worten Katholiken der Bundesvorsitzenden Moslems der „Aktion Lebensrecht Protestanten für Alle“ (ALfA), der Ärztin

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

Claudia Kaminski (Köln), äußerten Pa- König Philippe tienten, die medizinisch umfassend versorgt und liebevoll betreut werden, nicht den Wunsch nach aktiver Hilfe zum Sterben.

Hospiz: Kein Kind will sterben Dass gerade schwersterkrankte Kinder voller Lebensfreude stecken, ist auch die Erfahrung im Kinderhospiz Balthasar in Olpe bei Siegen. In den 15 Jahren seit Gründung der Einrichtung sei es noch nie vorgekommen, dass ein Kind oder Jugendlicher selbst um Beendigung seines Lebens gebeten hätte, so die Pressesprecherin des Hospizes, Nicole Binnewitt, gegenüber idea. „Wir verstehen uns als ein Haus voller Leben und Lachen, in dem eindeutig die Freude am Leben im Vordergrund steht.“ Deshalb könne man die Entscheidung des belgischen Parlaments auf keinen Fall nachvollziehen. P

22. bis 28. Februar

FERNSEHEN Samstag, 22. Februar

Sonntag, 23. Februar

Dienstag, 25. Februar

Donnerstag, 27. Februar

14.15–15.00 Wege aus der Depression – Der Kampf gegen eine Volkskrankheit. 4 Millionen Deutsche sind betroffen

9.25–10.00 Adolf Ogi: «Das Leben ist jetzt anders.» Der alt Bundesrat über Bibel und Glaube während der Trauer

20.15–21.15 Mission: Sicherheit – so arbeitet die israelische Polizei. Dokumentation

20.15–21.15 Der wichtigste Ort der Welt – Das Ringen um den Tempelberg in Jerusalem

16.30–17.00 Mein Kind will sterben – Wenn junge Menschen Todesabsichten hegen

Mittwoch, 26. Februar 11.00–12.15 ERF 1 20.15–21.00 Evangelischer Gottesdienst Krankes Herz – was nun? aus der Lungenklinik Hemer Was Stent, Bypass und Co. (Sauerland) leisten. Reportage

Freitag, 28. Februar

20.45–21.15 ERF 1 Wenn du seinen Plan nicht erkennst: die Geschichte von Nadine Hennesey. Sie ist verwitwet, schwanger und in 22.35–23.05 tiefe Trauer gestürzt. Doch Scheitern als Erfolgsrezept? dann beginnt Nadine Wie können Menschen, die Hennesey, vaterlosen eine Niederlage hinnehmen Kindern zu helfen. mussten, aus Fehlern lernen?

HÖRFUNK Sonntag, 23. Februar

Fotos: picture alliance

7.05–7.30 Karl der Große – Kaiser zwischen Mission und Schwert, zwischen Glaube und Gewalt 8.30–9.00 „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ – Geheimnisse des Alten Testaments

Donnerstag, 27. Februar 8.35–8.50 Von Angelina Jolie und anderen gesunden Kranken: Gedanken zur Gendiagnostik

9.45–10.00 Evangelisch-reformierte Radiopredigt von Pfarrer Peter Weigl, Windisch

9.04–9.30 Combatants for Peace – Israelis und Palästinenser kämpfen gemeinsam für Frieden

10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Thomaskirche in Wuppertal

11.30–12.00 Gefangen im Denken einer Sekte – Das Erbe der „Colonia Dignidad“ in Deutschland 12.05–12.30 Gottesgeschenk oder Belastung? Die zwei Seiten unserer Begabungen

20.00–21.00 ERF Plus Landwirt und Unternehmer – Horst Marquardt im Gespräch mit Heinz und Edda Erbach. Wie mit Tatkraft, Erfindergeist und Glaube aus einem Landwirt ein erfolgreicher Unternehmer geworden ist.

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164 8.2014


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Gottes Wort für Athleten und Besucher in Sotschi WINTERSPIELE Missionarische Kampagnen – Christen verbreiten 650.000 Bibelteile – Viele Seelsorgeangebote

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och bis zum 23. Februar blickt die Welt auf die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi. Fast 3.000 Sportler aus 88 Ländern kämpfen in 98 Wettbewerben um 294 Medaillen. Evangelikale Christen nehmen das Großereignis zum Anlass, um missionarische Einsätze durchzuführen. Das in den USA ansässige Missionswerk Russian Ministries (Russische Dienste) verbreitet gemeinsam mit russischen Christen 650.000 Bibelteile auf Russisch und Englisch. Man hat eigens für die Olympischen Spiele 100.000 Exemplare einer bebilderten Sonderausgabe des Johannes-Evangeliums drucken lassen. In einer weiteren Verteilschrift stellt man 20 Athleten vor, die bei früheren Olympischen Spielen Medaillen gewonnen haben und sich zum christlichen Glauben bekennen.

Baptisten gründen während der Spiele in Sotschi Gemeinden Das Missionswerk der Südlichen Baptisten in den USA will in Sotschi auch neue Gemeinden gründen. An seiner Aktion „Sotschi einnehmen“ beteiligen sich 400 Personen. Laut Missionskoordinator Marty Youngblood hat es noch nie zuvor einen Versuch gegeben, in einer Olympiastadt während der Wettbewerbe Gemeinden ins Leben zu rufen. Einen Schwerpunkt bei den missionarischen Einsätzen bilde die Musik. In der ersten Olym-

Ein Mitglied der „Singenden Kirchenmänner” aus den USA gibt Helferinnen in Sotschi eine missionarische Verteilschrift.

pia-Woche habe der 75-köpfige Chor – die Singenden Kirchenmänner – aus Oklahoma zahlreiche Auftritte absolviert. Viele Zuhörer seien zu Tränen gerührt gewesen, heißt es auf der Internetseite des Projektes. Die Männer hätten missionarische Schriften verteilt und auf Wunsch auch für die Zuhörer gebetet. Das überkonfessionelle evangelikale US-Missionswerk „Athletes in Action“ (Athleten in Aktion) ist mit Mitarbeitern aus 10 Ländern vertreten, um die Sportler seelsorgerlich zu betreuen. „Athletes in Action“ ist der sportmissionarische Zweig des Missionswerks Campus für Christus.

Auch ein Olympiapfarrer ist dabei Die deutsche Olympiamannschaft umfasst 153 Athleten. Von evangelischer Seite steht ihnen Pfarrer Thomas Weber (Gevelsberg) zur Seite. Daneben hält er im „Deutschen Haus“ – dem Treffpunkt der Sportler, Betreuer und Funktionäre – Gottesdienste. „Ich möchte mit ihnen vor allem über Fragen des Glaubens ins Gespräch kommen und mich auch ihren kritischen Anfragen stellen“, sagte Weber vor der Abreise idea. Die Begegnungen und Gottesdienste seien für die Athleten „Oasen, um ein paar Minuten abzuschalten und Druck abzubauen“. P

Banker verpflichten sich vor Gott zu Ehrlichkeit

D

ie Finanzmanager sollen ähnlich wie Ärzte einen Eid ablegen, mit dem sie die Einhaltung ethischer Regeln versprechen. „Ich schwöre, dass ich mein Bestes tun werde, um das Vertrauen in den Finanzsektor zu erhalten und auszubauen. So wahr mir Gott helfe!“ lautet die Eidesformel, die ab der zweiten Jahreshälfte 2014 alle 90.000 Angestellten der Finanzdienstleistungsbranche ablegen müssen. Die Vorstände sind bereits seit Ende 2013 dazu verpflichtet. Auf Wunsch kann die religiöse Bekräfti-

gung weggelassen werden. Banker, die den Eid brechen, sollen auf „schwarze Listen“ kommen, werden mit Geldstrafen belegt oder entlassen. Die Geldinstitute haben ein Jahr Zeit, um die Disziplinarmaßnahmen umzusetzen, so der Vorsitzende des Niederländischen Bankenverbands, Chris Buijink.

Das Vertrauen in die Finanzbranche sank von 90 auf 34 % Zum Hintergrund: Durch Finanzmanipulationen, die 2008 zu einer weltweiten Ban-

kenkrise führten, ist das Vertrauen in die Branche weitgehend geschwunden. Mit Rettungspaketen in Milliardenhöhe mussten einzelne Finanzinstitute aus Steuergeldern gerettet werden. In den Niederlanden musste unter anderem die RabobankGruppe im Oktober 2013 774 Millionen Euro Strafe für die Beteiligung an globalen Zinsmanipulationen zahlen. Der Anteil der 16,8 Millionen Niederländer, die dem Bankensektor vertrauen, ist von 90 % im Jahr 2008 auf jetzt 34 % geschrumpft. P

Foto: IMB / William Bagsby

NIEDERLANDE Banker müssen sich vor Gott oder ihrem Gewissen zu ethischem Verhalten verpflichten.


P RO & KON T R A

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Sollte Deutschland die Zuwanderung begrenzen? MIGRATION Die Schweiz hat in einem Volksentscheid beschlossen, die Zuwanderung zu begrenzen. Auch in Deutschland mehren sich Stimmen, die fordern, die Migration zu steuern. Der Grund: Die Heimatländer klagen über den Auszug vieler ihrer Fachleute. Es herrscht bereits großer Ärztemangel. Sollte also Deutschland auch den Zuzug begrenzen?

Das Abwerben ausländischer Fachkräfte widerspricht den Werten des Christentums.

Detschko Svilenov (Sofia) ist Professor für Medizin und evangelische Theologie in Bulgarien und Referent der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG) im deutschsprachigen Europa.

Dass die Politik in den westlichen Ländern die Einwanderung von hochgebildeten Fachkräften aus dem Osten begrüßt, kann ich gut verstehen. Für mich bleibt jedoch unbegreiflich, weshalb die Diakonie die gleiche Musik spielt. Wenn die Diakonie an ihre christlichen Wurzeln denken würde, dann müsste sie ihre positive Bewertung z. B. hinsichtlich der Einwanderung der bulgarischen und rumänischen Ärzte ändern. Warum? Weil sie etwas Wichtiges übersehen hat, das mit den Werten des Christentums zu tun hat: Die Migranten kommen aus den ärmsten Ländern der EU: Rumänien und Bulgarien. Vielleicht ist im Westen nicht bekannt, dass in diesen beiden Staaten Überalterung und Sterblichkeitsrate sehr hoch sind und dass über 70 % in Armut leben. Und wenn diese armen alten Menschen krank werden, was dann? Warum sollte Deutschland diese Ärzte mit offenen Armen empfangen? Hier handelt es sich nicht

um Menschenrechte oder Demokratie, sondern vielmehr um Moral, Ethik, Dankbarkeit und Pflicht. Wir haben in Bulgarien ein Sprichwort, das lautet: „Nicht derjenige ist schuldig, der den Kuchen isst, sondern der, der ihm den Kuchen anbietet.“ Ich bezweifle, dass Analphabeten, Alte oder Roma genauso mit offenen Armen empfangen würden. Man freut sich nur über die „akademische Substanz“ unseres Volkes, ohne zu überlegen, dass alle Menschen in den Augen Gottes gleichwertig und gleichwürdig sind. Ich erhebe keine Vorwürfe der westlichen Gastfreundschaft gegenüber, weil ich sie sehr gut kenne und immer wieder genießen darf. Für die Christen ist sie ein Gebot Gottes (Hebräer 13,2). Wenn die Gastfreundschaft aber nur auf wirtschaftlichem Interesse beruht, hat sie mit dem christlichen Glauben gar nichts zu tun. Die Gastgeber machen sich mitverantwortlich vor Gott. P

PRO

Die europäische Freizügigkeit ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte! Wir brauchen diese Zuwanderung.

Fotos: privat, Julia Nowak-Katz . JUNOPHOTO

KONTRA

Deutschland braucht Zuwanderung aus der EU genauso wie aus Drittstaaten – nicht nur wegen des Fachkräftemangels oder des demografischen Wandels. Wir sollten die Menschen willkommen heißen, die aus der EU ihr Recht auf Freizügigkeit als Selbstständige, Beschäftigte oder Arbeitsuchende in Anspruch nehmen ebenso wie Menschen außerhalb der EU, die ihre Chance auf dem europäischen Arbeitsmarkt ergreifen wollen.

Deutschland profitiert von Zuwanderung Deutschland profitiert von Zuwanderung – gerade von der Binnenmobilität innerhalb der EU. Die Wirtschaft ist auf die rumänische Ärztin, den bulgarischen Facharbeiter oder die vielen Saisonarbeitskräfte angewiesen. Umgekehrt genießen auch viele Deutsche die Freiheit, sich ohne weitere 8.2014

Maria Loheide (Berlin) ist Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland.

Voraussetzung überall in der EU niederlassen und arbeiten zu können. Die Diakonie Deutschland lehnt Einschränkungen der Freizügigkeitsrechte innerhalb der EU ab. Die europäische Freizügigkeit ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Sie stärkt sowohl Deutschland als auch Europa: Die Mobilität trägt zu Vielfalt und Wohlstand aller bei. Zuwanderung aus der EU begrenzen und in gewünschte und unerwünschte Zuwanderung trennen zu wollen, ist zudem aufgrund der EU-Verträge gar nicht zulässig. Arbeitsuchende aus der EU brauchen Unterstützung bei der Integration von Anfang an, beispielsweise mithilfe eines Integrationskurses. Die Diakonie setzt sich für eine Migrationspolitik ein, die Zuwanderung in fairer Weise ermöglicht, den zuwandernden Menschen in den Mittelpunkt stellt und vor Ausbeutung schützt. P


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C H R I ST & F I L M

Warum das Kino bedrückt & bezaubert BERLINALE 400 Filme aus 70 Ländern – Kino, bis die Augen brennen! Das war die Berlinale vom 6. bis 16. Februar. Das größte Publikumsfilmfestival der Welt kann Christen zeigen, wie Künstler heute die Welt sehen und welchen Stellenwert Religion hat. idea-Reporter Karsten Huhn war beim größten Kulturereignis in Europa in diesem Jahr – mitten in Berlin – dabei. Hier sein Bericht. Wer heute Zeichen und Wunder erleben will, muss ins Kino gehen. Dort werden die großen alten Menschheitsfragen nach Liebe und Tod in immer neue Geschichten gekleidet. So kann man auf der Berlinale auf Mördersuche in einer chinesischen Kleinstadt gehen, den tschetschenischen Jungen Ramasan in einem Flüchtlingslager am Wiener Stadtrand begleiten, mit der Bundeswehr den Afghanistan-Einsatz bestehen, die Liebesaffären des Dichters Friedrich Schiller oder den Bürgerkrieg in Nordirland miterleben, mit George Clooney in „The Monuments Men“ das von den Nationalsozialisten geraubte Beutegut zurückholen, einen schweigsamen norwegischen Schneepflugfahrer begleiten oder sich von der Märchenwelt von „Die Schöne und das Biest“ gefangen nehmen lassen. Dass das Kino dabei ein heimlicher Verwandter des christlichen Glaubens ist, macht eine Installation am Kino Cubix, eine von 24 Berlinale-Spielstätten, am Alexanderplatz deutlich: „ich glaube / was / ich sehe / was / ich glaube“, steht dort in wechselnder Folge an der Fassade. Der Satz erinnert an den zweifelnden Thomas (Johannes 20,24-29), der Jesu Wundmale selbst in Augenschein nehmen muss, um glauben zu können. Interessanterweise lässt sich der Satz am Kino Cubix aber auch mit anderen Augen lesen: „Ich sehe / was / ich glaube“, heißt es dann und bedeutet: Wer ins Kino geht, muss immer einen Vertrauensvorschuss mitbringen, er muss bereit sein, sich auf eine Geschichte einzulassen, muss ihr also Glauben schenken. Im besten Fall kann man so im Kino eine ganze Welt gewinnen. Man lernt Menschen und Länder kennen, macht Schicksalsbekanntschaften, kann mitleiden und sich mitfreuen. Im schlechtesten Fall nimmt man im Kino Schaden an seiner Seele, weil die gezeigte Gewalt und Ungerechtigkeit und allein die schiere Zahl an Filmen einen übermannen. Um 8.30 Uhr beginnen auf der Berlinale die ersten Filme, ab 23 Uhr laufen die letzten. Hartgesottene Kinogänger kommen so in 10 Tagen auf bis zu 40 Filme!

„Das schlüpfrigste Filmfest aller Zeiten“ Vor allem aber muss man bei der „Berlinale“ mit Sex bei fast jeder Gelegenheit rechnen. Als „das schlüpfrigste Filmfest aller Zeiten“, bezeichnete der Berliner „Tagesspiegel“ die diesjährige Berlinale; und die „Berliner Zeitung“ kam zu dem drastischen Urteil: „Auch in diesem Jahr hat sich die Berlinale ja schwerpunktmäßig dem Thema Geschlechtsverkehr gewidmet; es wurde in allen nur denkbaren Konstellationen und an allen möglichen und unmöglichen Orten“ getrieben. Tatsächlich wirkt die Berlinale teilweise wie ein Sexfestspiel. Ein Film handelt von den „ungewöhnlichen Praktiken einer Sextherapeutin“, ein anderer vom Leben einer Edelprostituierten, der nächste zeigt den Alltag von Pornodarstellern, ein anderer taucht ein in die philippinische Transgender-Szene, ein weiterer bringt die Liebesgeschichte eines Strichers und einer Prostituierten, und der Dokumentarfilm „Vulva 3.0“ zeigt Intimchirurgie in Großaufnahme. Ein einfacher Geschlechtsverkehr reicht heute nicht mehr, um zu schocken: Im Film „Lost“ wird deshalb die glitschige Geburt eines Ferkels gezeigt. Schnitt. Die nächste Szene zeigt die Schweinezüchterin beim Sex. Wer von solchen Bildern unbehelligt bleiben will, dem bleibt bei der Berlinale eigentlich nur noch der Besuch des Kinderprogramms.

Die zentrale Sünde unserer Zeit: Sexsucht Am meisten diskutiert wurde der 145 Minuten lange Film „Nymphomaniac Volume I“ des dänischen Regisseurs Lars von Trier. Er erzählt die Geschichte der sexsüchtigen Jugendlichen Joe, die mit ihrer besten Freundin darum wettet, wer von beiden mehr Sex mit fremden Männern auf Zugtoiletten, in Kneipen und Büros haben kann. Es ist ein Porno mit vorgetäuschtem Tiefgang. Der Film bildet den dritten Teil von Triers „Depressions-Trilogie“; die ersten beiden Teile hießen „Antichrist“ und „Melancholia“. Inszeniert ist der Film als Beichte: Die blutüberströmte Joe wird aufgenommen vom jüdischen Junggesellen Seligman und erzählt ihm von ihrer unstillbaren Sehnsucht nach Sex. Seligman erklärt ihr Johann Sebastian Bachs Orgelstück: „Ich ruf' zu dir, Herr ideaSpektrum 8.2014


Maria beim Religionsunterricht: Sie will Gott besonders C H R I STnahe & sein. FILM

Jesu Christ“. Es ist ein verstörender, zutiefst deprimierender Film – ein Gleichnis für die todtraurige Moderne. Der „Tagesspiegel“ warnte deshalb: „Gehen Sie nicht zur Berlinale! Wer vorher ein lebensfroher Mensch war, kommt sicher suizidgefährdet wieder hinaus.“ Die Wochenzeitung „Die Zeit“ erkennt in Nymphomaniac „einen Exorzismus, die rituelle Austreibung des leeren Sex durch seine pornografische Wiederholung, Stunde um Stunde, so lange, bis sich der Zuschauer ergibt und die fahlen, zuckenden Körper nicht mehr sehen kann.“ Und die Tageszeitung „Die Welt“ urteilt: „Dass ‚Unkeuschheit die zentrale Sünde unserer Zeit’ ist, würde der Erzkatholik aus Dänemark unterschreiben. Wenn damit gemeint ist, dass wir, dass sich die westliche Menschengemeinschaft von ihrem Wesenskern entfernt hat. Den Himmel leer gefegt und die Herzen und alles, was uns mal mit einem Gott verbunden hat, getötet hat.“

Eine primitive Religionskritik: Der Film „Kreuzweg“

Fotos: Dietrich Brüggemann, Christian Geisnæs

Eine extreme Form der Gottessuche zeigte der deutsche Film „Kreuzweg“. Er zeigt in 14 Kreuzwegstationen – von „Jesus wird zum Tode verurteilt“ bis „Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt“ das Leben des 14-jährigen Mädchens Maria, die der ultrakonservativen „Paulus-Bruderschaft“ an-

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gehört (bei der Bezeichnung drängt sich die Verbindung zur umstrittenen katholischen Pius-Bruderschaft auf). Der junge Priester, der Maria Firmunterricht erteilt, wirkt sympathisch, vertritt aber eine krude Theologie. Die Jugendlichen fordert er auf, „Soldaten Jesu Christi“ zu sein, die sich in der Schlacht gegen den Satan bewähren müssen und aufreizende Kleidung sowie satanische Musik meiden sollen. Als Jugendlicher gehörte der Regisseur des Films, Dietrich Brüggemann, selbst für einige Zeit den Pius-Brüdern an, traumatische Erfahrungen geistlichen Missbrauchs habe er dort aber nicht gemacht, bekannte Brüggemann bei einer Pressekonferenz. Seine Religionskritik ist dennoch fundamental: „Wir haben in unserer Gesellschaft so viele Evangelikale, Protestanten, Katholiken, Zeugen Jehovas“, erklärt er. „Sie unterscheiden sich in ihrer inhaltlichen Ausprägung, aber sie haben eine gemeinsame Art, wie sie mit Religion umgehen, indem sie sie verabsolutieren.“ Diesen Absolutheitsanspruch karikiert Brüggemann, indem er seine Darsteller bizarre, lachhafte Sätze sprechen lässt, etwa wenn der Priester Maria auffordert, auf Süßigkeiten zu verzichten, um Gott ein Opfer zu bringen. Maria will Gott besonders nahe sein, sie verzichtet auf Nahrung und Kleidung und boykottiert den Sportunterricht wegen der teuflischen Musik, die dort beim Aufwärmen gespielt wird. Marias Mutter ist eine fromme Furie von ausgemachter Strenge und Lieblosigkeit, der Vater ein sprachloser Trottel. Man wird lange suchen müssen, um eine Familie mit so verschwiemelten, schrulligen Glaubensansichten zu finden, wie sie in „Kreuzweg“ vorgestellt wird. Das Unheil nimmt seinen Lauf: Bei ihrer Firmung bricht Maria, fahl und magersüchtig, zusammen, auf der Intensivstation erstickt sie an der vom Priester gereichten Abendmahlsoblate. Eine einfältige, mit Klischees beladene und von der ersten Szene an vorhersehbare Story. Quäl-Kino!

„Meine Religion ist das Kino“ – Der Preis der Kirchen Am meisten diskutiert wurde der Film des Dänen Lars von Trier über einen sexsüchtigen Teenager: „Nymphomaniac Volume I“

ideaSpektrum 8.2014

Umso verwunderlicher, dass der Film den Preis der Ökumenischen Jury auf der Berlinale erhielt. Dessen Jury-Präsident ist der Bremer evangelische Pastor Dirk von O


Ein zu empfehlender Film ist die britisch24 CKomödie: H R I ST„The & Grand F I L MBudapest deutsche Hotel“. Sie wurde vor allem im schlesischen Görlitz gedreht.

Jutrczenka. Geehrt werden mit diesem kirchlichen Preis Filmschaffende, die in ihren Filmen „ein menschliches Verhalten oder Zeugnis zum Ausdruck bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder die es in ihren Filmen schaffen, die Zuschauer für spirituelle, menschliche und soziale Werte zu sensibilisieren“. Die Juroren würdigten „Kreuzweg“ als konsequente Erzählung, die fast ohne Kamerabewegung oder Musik auskomme. Der Film zeige die destruktiven Aspekte jedes Fundamentalismus und nötige zugleich zur Reflexion über angemessene Formen des Glaubens. In seiner Dankesrede erklärte Regisseur Brüggemann: „Meine Religion ist das Kino.“ Er freue sich darüber, dass die Kirchen für Kritik so aufgeschlossen seien: „Wenn ich einen Film über den Islam gemacht hätte, hätte ich von der muslimischen Kirche (sic!) sicher keinen Preis bekommen.“

wird lang und schlaksig, er trinkt sein erstes Bier, hat seine erste Freundin – alles keine großen Dinge, Alltag im Zeitraffer, aber mit solcher Leichtigkeit gezeigt, dass man das Kino mit Freude verlässt. Besonders gelungen sind die Dialoge, witzig und wahr zugleich. Parallel erzählt der 165 Minuten kurze Film Zeitgeschichte: Als kleiner Junge liest Mason Harry Potter, der Irak-Krieg und der Wahlkampf Obama gegen Bush spielen eine Rolle, später treten Facebook und iPhone ins Leben, sogar die NSA-Affäre hat es noch in den Film geschafft. Zum 16. Geburtstag bekommt Mason von seinem Patchwork-Großvater eine Flinte geschenkt, dessen Frau schenkt ihm eine Bibel. Mason lächelt verdutzt. Alle Darsteller werden in diesem Film älter, ganz ohne Schminke. Was es bisher nur in Langzeitdokumentationen gab, ist nun erstmals in einem Kinofilm Wirklichkeit geworden.

Von Publikum wie Kritikern gleichermaßen geliebt wurde der Film „Boyhood“ (Kindheit) des US-Regisseurs Richard Linklater. Der Film entstand über einen Zeitraum von 12 Jahren, jeweils 3 bis 4 Drehtage pro Jahr, und zeigt das Aufwachsen des 7 Jahre alten Jungen Mason in Austin (USA) von seiner Schulzeit bis zum College-Eintritt. Es ist eine warmherzig erzählte Geschichte, in der wohl jeder Zuschauer an Ereignisse seiner eigenen Kindheit erinnert wird. Mason hat eine freche ältere Schwester, die Eltern sind geschieden, der Vater ist ein Luftikus, der die Verantwortung für seine Kinder erst spät entdeckt. Die Mutter heiratet erneut, doch auch diese Ehe scheitert, weil ihr neuer Mann ein Trinker und Despot ist. Mason entdeckt die Fotografie, verdaddelt viel Zeit mit Computerspielen, er

„Boyhood“: Die Mutter liest Mason und seiner Schwester im Bett vor.

Fotos: Twentieth Century Fox, Richard Linklater

Der Publikumsliebling „Boyhood“ (Kindheit)

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Foto: Concorde Filmverleih GmbH

Im Film kämpft sich Belle (die Schöne) durch Dornen und beweint das sterbende Biest.

Eine köstliche Räuberpistole: The Grand Budapest Hotel

Erlösung durch ein Opfer: Die Schöne und das Biest

Ein weiterer unbedingt zu empfehlender Film ist die britischdeutsche Komödie „The Grand Budapest Hotel“ des US-Regisseurs Wes Anderson. Sie spielt in einem Luxus-Hotel im fiktiven osteuropäischen Staat Zubrowka; gedreht wurde der Film überwiegend in der östlichsten deutschen Stadt, im schlesischen Görlitz. Der Film erzählt die verrückte Geschichte des Lobby-Jungen Zero, der zum Hoteldirektor aufsteigt. Zero geht beim Concierge Monsieur Gustave in die Lehre, der mit den Vorlieben seiner Gäste bestens vertraut ist und besonders für ältere Damen ein Faible hat. Die so reiche wie schrullige Madame D. vererbt ihm das unbezahlbare Gemälde „Jüngling mit Apfel“. Bei der Testamentsvollstreckung trifft Monsieur Gustave auf den Widerstand der Angehörigen, zudem ermittelt die Polizei die rätselhafte Todesursache. Gustave wird inhaftiert, bricht aber mit der Hilfe seines Lobby-Jungen wieder aus. „The Grand Budapest Hotel“ ist ein absurdes, aberwitziges, wunderbares Märchen, eine köstliche Räuberpistole, mit merkwürdigen Drehorten, einer irren Verfolgungsjagd mit Skiern und Schlitten, einem Mord im Beichtstuhl, gut abgebürsteten Dialogen – und traurigen Erinnerungen an die real existierende Geschichte. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wird das Grand Budapest Hotel zur Kaserne für faschistische Truppen, und als Zero im Jahr 1968 als Hoteldirektor auf die Ereignisse zurückblickt, ist das Grand Hotel stilecht sozialistisch heruntergekommen. Der einst mondäne große Speisesaal hat den Charme einer Bahnhofsgaststätte, der Bäderbereich rostet vor sich hin, das ganze Hotel ist zu einer kaum noch bewohnten Rumpelbude verkommen. „The Grand Budapest Hotel“ ist voller skurriler Einfälle, exzentrischer Personen, überraschender Wendungen – ein Film, der bezaubert.

Beschlossen wurde der Berlinale-Wettbewerb mit einem Märchen. In „Die Schöne und das Biest“ verliert ein wohlhabender Kaufmann seine 3 Handelsschiffe. Er muss sein Stadthaus aufgeben und zieht mit seinen 3 Töchtern und 3 Söhnen aufs Land. Als der Kaufmann erfährt, dass eines der Schiffe mitsamt der Ware gerettet werden konnte, macht er sich auf den Weg in die Stadt. Doch alle Güter sind längst verpfändet, hoffnungslos tritt der Kaufmann den Rückweg an. Er verirrt sich in einem eisigen Wald, findet Zuflucht in einem verwunschenen Schloss, wo ihn der zum Biest verunstaltete Schlossherr nur gegen die Auflage ziehen lässt, dass er binnen eines Tages zurückkehrt. Doch seine jüngste Tochter, Belle, die ihren Vater so sehr liebt, springt für ihn in die Bresche. Sie tritt für ihn den Opfergang an: „Nehmt mich statt seiner!“, ruft sie dem Biest zu. Abend für Abend speist die schöne Belle mit dem furchteinflößenden Biest. Mit der Zeit kommt sie hinter sein trauriges Geheimnis. Erzählt wird das mit übertrieben kitschig schönen Bildern: Der Schlossgarten ist gigantisch, umgeben von Dornen und undurchdringlichem Gestrüpp. Tiere und Natur werden mit Hilfe bombastischer Computer-Trickeffekte zum Leben erweckt. Belle sehnt sich danach, ihre Familie noch einmal zu sehen. Das Untier lässt sie schließlich ziehen. Es muss sterben, falls Belle nicht rechtzeitig ins Schloss zurückkehrt, so will es der Fluch, unter dem das Biest steht. Doch Belle hat das Biest inzwischen liebgewonnen, noch einmal tritt sie also einen Opfergang an. Sie kämpft sich durch die Dornen, bis sie blutet, beweint das sterbende Biest. Da feiert dieses eine Auferstehung als Prinz. Erlösung durch ein Opfer. Dass die Liebe stärker ist als der Tod, weiß auch das Kino. P

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So stellte sich der italienischer Maler Carlo Maratta (1625–1713) die Szene vor, BI BL I SC H ESisera S N Etötet. U E R Z Ä H LT als Jaël26 den Feldhauptmann

Gott setzt zwei starke Frauen ein BIBEL Im Alten Testament scheint

„Warum ich, Gott?“, betete Debora. „Mein Ehemann ist doch auch nicht auf den Mund gefallen, warum konntest du nicht ihn, Lappidot, beauftragen?“ Die ruhige Stimme Gottes antwortete: Du hast recht, sie reden hinter deinem Rücken. Aber sie kommen trotzdem zu dir und fragen dich um Rat. „Ja, weil sie merken, dass du durch mich sprichst. Aber warum tust du das? Gab es in ganz Israel keinen Mann, den du erwählen konntest?“ Gott lachte. Du meinst, nur wenn es keinen Mann gibt, nehme ich als Notlösung eine Frau für meine Aufgaben? Du bist keine Notlösung, Debora. Ich habe dich berufen, weil du die Richtige dafür bist. Sie schwieg und sah den bewaldeten Hang hinab, zum Gebirgspfad, auf dem der berühmte Krieger und Richter Barak hinaufkam mit seinen Männern. Barak, den sie herzitiert hatte wie einen ausgebüxten Hütejungen. Wie viele Jahre saß sie nun schon unter dieser Dattelpalme, diesem Ausnahmebaum im Gebirge, wo sonst nur Steineichen, Fichten, Zedern und Pinien wuchsen? Was sie

den Menschen zu sagen hatte, war selten süß gewesen wie die Datteln des Baumes. Und Barak hatte sie eine besonders harsche Nachricht zu überbringen. Kraftvoll und mit wiegenden Schritten kam er den Pfad hinaufgestiegen, die Steigung schien ihm nichts auszumachen. Er eröffnete das Gespräch mit der Frage, die ihn den ganzen Weg beschäftigt haben musste: „Warum hast du mich zu dir gebeten, Debora?“ Sie sagte streng: „Gott hat dich beauftragt, die kampffähigen Männer Naftalis und Sebulons zu sammeln und gegen Sisera in die Schlacht zu ziehen. Warum tust du es nicht?“ Baraks Begleiter machten verblüffte Gesichter, und auch er selbst schien erschrocken zu sein. Scheinbar hatte er mit niemandem darüber gesprochen. „Ich war mir nicht sicher“, gestand er, „ob es wirklich Gott gewesen ist, der mit mir gesprochen hat.“ „Nun weißt du es.“ „Aber würde Gott so etwas tun, uns in den Tod stürzen? Sisera befehligt neunhundert eiserne Wagen! Wie soll ich sein Heer besiegen?“

Foto: akg-images / MPortfolio / Electa

es so, als ob Gott ausschließlich Männer gebraucht, um seine Ziele zu verfolgen. Doch das stimmt nicht! In der Zeit der Richter, nachdem die Israeliten das Land Kanaan erobert hatten, schätzungsweise um 1200 vor Christus, gab es viel Streit und Unglaube unter ihnen. Dies führte dazu, dass Israel 20 Jahre lang vom Heerführer der Kanaaniter unterdrückt wurde. In dieser Situation gebraucht Gott zwei Frauen, um sein Volk wieder zu einen und zu befreien (Richterbuch 4 und 5). Der Bestsellerautor Titus Müller erzählt die Geschichte exklusiv für idea nach.

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BI BL I SC H E S N E U E R Z Ä H LT

„Ich weiß selbst, dass wir in schweren Zeiten leben, Barak. Die Stämme Israels streiten untereinander, jeder tut, was er will. Aber wenn wir uns vereinen und gegen Sisera ziehen, wird Jahwe uns den Sieg schenken.“ „Viele glauben nicht mehr an Jahwe.“ „Genau deshalb unterliegen wir den Kanaanitern! Wir haben kein Heer, keine Hauptstadt, keine Verwaltung – unsere Stämme sind nur dann einig, wenn sie Jahwe als ihren Herrscher annehmen. Wenn wir die Götter der Heiden verlassen und uns Jahwe zuwenden würden, wäre dies ein blühendes Land, und es gäbe ein gutes Miteinander. Aber statt ihn zu ehren, bestehlen wir einander, rauben und morden. Selbst die Priester sind ruchlos und ohne Ehre. Sind wir besser als Sodom? Kaum.“ „Wird dein Stamm mit uns ziehen?“ Sie nickte. „Ephraim kämpft an eurer Seite.“ „Das ist gut, aber es genügt nicht. Wenn Sisera die Schlacht gewinnt, wird er furchtbare Rache halten. Dann klebt das Blut von Zigtausenden an meinen Händen.“ Er rang mit sich. Schließlich sagte er: „Ich rufe die Männer nur zur Schlacht, wenn du mit uns ziehst. Wir könnten womöglich Teile von Benjamin, Manasse und Issachar gewinnen. Sie wissen, dass Gott mit dir ist.“ „Er ist auch mit dir. Warum vertraust du ihm nicht?“ „Ziehe mit uns, Debora. Oder fürchtest auch du, wir könnten gegen Sisera verlieren?“ Eine Frau, die in die Schlacht zog. Das wurde ja immer schöner. Zerrissen sich die Leute nicht schon genug das Maul über sie? Was verlangt er da, Gott?, betete sie. Muss ich das machen? Soll ich? Sie hörte Gottes Stimme in ihrem Kopf: Zieh mit ihm. Aber warne ihn. Er wird nicht die Anerkennung ernten, Sisera getötet zu haben. Eine Frau wird Sisera töten, weil er deinen Mut brauchte, um selbst mutig zu werden. Doch nicht etwa ich?, betete sie. Das geht zu weit, Gott, das kann ich nicht. Vertraut mir, und ihr werdet siegen. Ich werde euch vierzig Jahre Ruhe schenken. Sie sagte es Barak. Über die nächsten Wochen sammelte er die Männer seines Stammes Naftali und die Männer Sebulons. Debora brachte Ephraim hinter sich. Wie Barak vermutet hatte, kamen Bewaffnete aus den Stämmen Benjamin, Manasse und Issachar zu ihrer Unterstützung heraufgezogen. Sie zogen das israelitische Heer am Berg Tabor zusammen. Sisera hörte bald davon. Zornentbrannt ließ er sein Heer antreten und griff an. Neunhundert eiserne Streitwagen donnerten über die Ebene. Hinter ihnen folgte das gewaltige Heer der Fußtruppen, gut ausgerüstet und kampferprobt. Barak sammelte die Israeliten am Fluss Kischon. Der Fluss führte nach einem Wolkenbruch Hochwasser, das machte den Boden rings um das Gewässer sumpfig. Als die Heere aufeinandertrafen, blieb ein Streitwagen nach dem anderen im Sumpf stecken. ideaSpektrum 8.2014

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Jetzt waren plötzlich die beweglichen Israeliten im Vorteil. Mit Gebrüll stürzten sie sich auf die verdutzten Wagenlenker und die kanaanitischen Krieger, die noch versuchten, die Räder aus dem Morast zu schieben. Der Vormarsch der Kanaaniter geriet ins Wanken. Die Ersten wandten sich zur Flucht um. Auch Sisera machte kehrt. Das brachte die Kampfesmoral der Kanaaniter endgültig zum Zusammenbruch. Jaël, die Frau des Keniters Heber, erzählte Debora später das Ende Siseras. Sie lebte nicht weit entfernt vom Schlachtfeld. Ihr Mann war mit dem Vieh fortgezogen, um es zu verstecken. Da kam zu Fuß ein Mann in prachtvoller Kleidung über die Weide und forderte, sie solle ihn verstecken. Sie wusste sofort, wen sie vor sich hatte: Sisera, den König von Haroschet. Er raubte, was ihm passte, und herrschte mit Grausamkeit. Auch den Friedensvertrag mit ihrem Mann hatte er durch Gewalt erpresst. Sie fürchtete ihn, mit bloßen Händen konnte er ihr sämtliche Glieder brechen. Wie er verlangte, versteckte sie ihn unter einer Decke im Zelt. „Wenn du mich verrätst, Weib, schneide ich dir die Zunge aus dem Mund“, drohte er. Und er forderte Wasser, er habe Durst. Anstatt ihm Wasser zu reichen, goss sie Milchrahm aus ihrem Lederschlauch in eine Schale, damit er müde wurde. Gierig trank er die Schale aus. Ein paar Mal fragte er sie noch, ob wirklich niemand zu sehen sei, dann war er, ermattet von der Flucht, eingeschlafen. Sie dachte nach. Sobald er außer Gefahr war, würde es ihn nicht länger kümmern, ob sie um Hilfe schrie. Was würde er ihr antun? Er musste verhindern, dass jemand davon erfuhr, wie er sich unter den Decken verkrochen hatte. Gewiss würde er sie töten. Sie schlich hinaus und zog einen Zeltpflock aus dem Boden. Bewaffnet mit Hebers Hammer, kehrte sie ins Zelt zurück und näherte sich zitternd dem schlafenden König. Das ist für alle vergewaltigten Frauen und gemordeten Kinder, Sisera, dachte sie. Sie hielt ihm den Pflock an die Schläfe, holte aus und schlug mit dem Hammer zu. Da näherte sich Hufgetrappel. Wenn das Kanaaniter waren! Wenn sie bemerkten, was sie getan hatte! Angsterfüllt wischte sie sich das Blut von den Händen und trat vor das Zelt. Barak ritt heran mit einigen Kriegern aus Naftali. Sie sagte: „Ich zeige dir den Mann, den du suchst“, und hob die Zeltplane. Barak musterte sie aufmerksam. Er sagte: „Du hast Blut am Gewand, Frau. Hast du Sisera getötet?“ Als sie nickte, leuchtete sein Gesicht auf. „Gott hat diese Schlacht für uns gewonnen“, rief er. „Freut euch! Denn jetzt werden vierzig Jahre Ruhe kommen für unser Volk. Menschen, die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, wenn sie aufgeht in ihrer Kraft.“ P


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C H R I ST & M USI K

Sie sind Christen und machen Volksmusik: v. l. Michael Kastel, Bianca App, Uwe Erhardt und Carla Scheithevon der Gruppe „Die Schäfer“.

„Gott hört (auch) Volksmusik“ MUSIK In christlichen Blättern ist viel von Musik zu lesen: von Pop, Rock, Heavy Metal und manchmal auch von klassischer Musik, aber so gut wie nie von Volksmusik. idea füllt die Lücke. Der junge Manager und Produzent Daniel Börnert aus Schwäbisch Gmünd schreibt, wie und warum Volksmusik auch für Christen wertvoll sein kann. und Treue. Volksmusik behandelt die zentralen Sehnsuchtsthemen unserer Gesellschaft, die jeden etwas angehen.

Was Volksmusik so beliebt macht Die Sprache der Volksmusik ist nicht kompliziert, sondern alltäglich, fast umgangssprachlich und damit ganz nah dran an den Menschen: „Wenn der Herrgott uns Gesundheit schenkt“. Dieses Lied von Maria und Margot Hellwig berührt fast kindlich empfundene Emotionen. Die Lieder sprechen die Sprache vieler Menschen, was Englisch eben im deutschsprachigen Europa nicht schafft. Wenn ich mich beispielsweise mit Künstlern und Bürgern aus Bayern unterhalte, so gehört diese Musik dort zum Alltäglichen, weil sie eben ehrlich und verständlich ist. Das ist an anderen Stellen in unserer hochstilisierten Welt verloren gegangen. Musikalisch wird Volksmusik zum Großteil in für unsere Ohren wohlklingenden Dur-Tonarten komponiert. Die Melodien sind meist sehr eingängig und leicht mitsingbar. Verblüffend wirkungsvolle musikalische Stilmittel treffen die Zuhörer tief ins Herz. O

Foto: picture alliance / ZB

Bei vielen Veranstaltungen – besonders im evangelikalen Lager – meint man, die Besucher vor allem durch moderne Musik (also meist Pop) ansprechen zu können. Dabei wird übersehen, dass es gerade in den breiten bürgerlichen Milieus eine große Offenheit für die traditionell-volkstümliche Musik – eben die Volksmusik – gibt, die nicht mit der Schlagermusik in den Skihütten oder Festzelten unseres Landes gleichgesetzt werden darf. Warum hören so viele Menschen Volksmusik? Weil sie die Zuhörer bei den Themen ihres Lebens abholt. Sie bringt Erlebnisse und Erfahrungen über die Freuden und Sorgen des Alltags zur Sprache – spricht „frei von der Leber weg“ über das pure Leben. Jeder kennt die Situationen, von denen viele volkstümliche Interpreten singen, und kann sich ganz konkret damit identifizieren. Oft wird die Schöpfung Gottes und die Schönheit der Natur thematisiert, der Wert der Heimat oder der biblische Dreiklang von Glaube, Liebe und Hoffnung. Volksmusik erzählt bewegende Geschichten, steht für Traditionen und Werte wie Zusammenhalt

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C H R I ST & M USI K

Welche Chancen bietet Volksmusik für Christen?

Wer zeigt, wie es gehen kann?

Dazu kommt: Es gibt in der volkstümlichen Musikbranche viele inspirierende Künstler, wie zum Beispiel Bianca App von der Gruppe „Die Schäfer“, Angela Wiedl, Gotthilf Fischer oder Oswald Sattler, die sich klar zum christlichen Glauben bekennen und ihre Erfahrungen in ihre Musik einfließen lassen – in einem Ausmaß, das etwa in der Popmusik nicht vorhanden ist.

1. Ein bewährtes Modell ist mittlerweile zweifelsohne die „Woche der Volksmusik“, die ich seit 5 Jahren im Christlichen Gästezentrum Schönblick (Tel. 07171/97070, www. schoenblick-info.de) in Schwäbisch Gmünd gemeinsam mit Manfred Nonnenmann und Martin Scheuermann jährlich durchführe. Vom 21. bis 27. Juli werden sich zum 5. Mal über 200 Volksmusikbegeisterte aus ganz Deutschland begegnen, um gemeinsam zu singen, über Gottes Zusagen nachzudenken, Konzerte mit Angela Wiedl, Die Schäfer und Gotthilf Fischer zu erleben und vor allem die eine Leidenschaft miteinander zu teilen: Volksmusik in der Sprache des christlichen Glaubens authentisch zu leben. 2. Auch in den (christlichen) Gästehäusern Hohe Rhön finden vom 17. bis 21. März erstmals „Tage des Volksliedes“ statt (www.hohe-rhoen.org • 09772 93040). P

Mehr als 8 Millionen hören wöchentlich Volksmusik Freilich ist es so, dass Volksmusik polarisiert. Einerseits wird sie so oft von vielen belächelt – andererseits ist sie nach wie vor unglaublich beliebt. 2012 gab es in Deutschland rund 8,64 Millionen Bürger, die mehrmals (!) wöchentlich Volksmusik hörten (Quelle: Statista, 2014). Eine Studie des Instituts für Musiksoziologie in Wien hat darüber hinaus ergeben: Nicht jeder, der Volksmusik hört, bekennt sich auch dazu in der Öffentlichkeit. Das Potenzial, Menschen über Volksmusik mit guter Botschaft zu erreichen, ist also noch viel größer als vielfach angenommen. Die Werbung will uns zwar derzeit vormachen, dass der volkstümliche Schlager die traditionelle Volksmusik verdrängt, aber vor allem die ältere Generation ist mit ihrem Herzen der Volksmusik nach wie vor tief verbunden.

Ein Höhenflug in der jüngeren Generation Aber nicht nur sie: Auch bei der jüngeren Generation erlebt Volksmusik wieder einen Höhenflug. Im Zeitalter der künstlichen und computergenerierten Musik gedeiht eine neue Sehnsucht, zu den Wurzeln authentischer und handgemachter Volksmusik zurückzukehren, wie es aktuelle Trends um Bands wie „La Brass Banda“ oder Musiker wie den Jazztrompeter Matthias Schriefl unterstreichen. Diese Fakten zeigen, dass Volksmusik Kirchen und Christen neue Zugänge schaffen kann, um die christliche Botschaft wirkungsvoll zu verkündigen. Mindestens 8,64 Millionen – wenn das mal kein Zugang ist?! Ich bin mir sicher: Gott sieht auch diese Musikliebhaber.

Daniel Börnert ist im Auftrag von Gerth Medien Produzent der Volksmusik-CD-Reihe „Herzensgrüße vom Himmel“. Für das Christliche Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd konzipiert er u. a. die „Woche der Volksmusik“. Darüber hinaus berät und managt der studierte Kaufmann und Kulturmanager diverse Künstler und ist gemeinsam mit seiner Frau Fatima selbst als Musiker aktiv. Anzeige

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Warum hören Gemeinden weg?

Foto: Johannes Börnert

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Leider haben aber bisher unsere Kirchen und Gemeinden im deutschsprachigen Europa nahezu flächendeckend das Potenzial von Volksmusik noch nicht erkannt oder sind nicht bereit, sich darauf einzulassen. Das zeigen besonders ihre Konferenzen und sonstigen Veranstaltungen. Wenn es jedoch so viele Christenmenschen gibt, die Volksmusik mögen, sollte sie auch einen festen Platz in der Kirchenmusik und – noch wichtiger – einen höheren Stellenwert im Gemeindeleben bekommen. Darüber hinaus könnte die Familie als die kleinste Zelle christlicher Gemeinschaft wieder verstärkt ein Ort werden, an dem der Glaube auch über traditionelle Haus- oder Volksmusik gelebt wird. Sie spricht gerade in die Lebenswelt von Kindern hinein, was ich aus eigener Erfahrung als Vater zweier Töchter bezeugen kann.

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Im Eiltempo zum Partner PARTNERSCHAFT In Deutschland ist jeder dritte Erwachsene alleinstehend, obwohl der Wunsch nach einem Partner bei den meisten groß ist. Doch wo findet man den oder die Richtige? Vielleicht bei einem ganz neuen Versuch der Partnervermittlung, dem christlichen Speed-Dating … ael möchte die Liebe ihres Lebens eigentlich ganz romantisch kennenlernen: Ein Lächeln, ein tiefer Blick – der Mann, der im Café auf der anderen Seite sitzt, kann seine Augen nicht von ihr lassen, so stellt sie es sich vor. Aber jetzt sitzt sie hier: ein großer Raum auf dem Freakstock – dem jährlichen Treffen der Jesus-Freaks – bei Kassel, zwei gegenüberliegende Stuhlreihen. Auf der einen Seite 15 Männer, auf der anderen Seite Jael und 14 weitere Frauen. Die Stoppuhr läuft. Drei Minuten hat die 29-Jährige Zeit, ihr direktes Gegenüber kennenzulernen. Dann werden die Plätze getauscht. Am Ende notiert Jael auf einen Zettel, wen sie gerne wiedersehen möchte. Die Kontaktdaten werden weitergegeben.

Christ will Christ finden Dieses Kennenlernen im Eiltempo – das sogenannte „Speed-Dating“ – entwickelte der amerikanische Rabbi Yaacov Deyo. Alleinstehende jüdischen Glaubens sollten sich so schneller finden. Auch Christen suchen nach einem gleichgesinnten Partner, weiß Anna Koppri aus Berlin. Seit vergangenem Jahr bietet die Sozialpädagogin deshalb erfolgreich speziell christliches Speed-Dating an. Beim ersten Mal auf dem Freakstock meldeten sich gleich 100 Leute an, nur 30 konnten mitmachen. Danach veranstaltete sie ein „Kennenlernen im Eiltempo“ in Berlin, wo die Zahl der Singles am höchsten ist. Anna Koppri selbst sucht nicht mehr. Sie ist glücklich verheiratet. Doch die 31-Jährige hat viele Freunde, die noch niemanden gefunden haben und will helfen: „Meistens bewegt man sich bei der Partnersuche erst mal in der eigenen Gemeinde. Nach ein paar Jahren stellt man fest: Es gibt einfach niemanden, der einen wirklich interessiert.“ Stattdessen in der Kneipe nebenan auf die Suche zu gehen ist aber auch nicht so einfach, weiß Sebastian, der aus Augsburg zum Speed-Dating angereist ist: „Wenn ich abends weggehe, steht leider niemandem auf die Stirn geschrieben: Ich bin Single und Christ, sprich mich an.“ Hier im geschützten Rahmen des christlichen Speed-Datings rechnet sich der 29-Jährige höhere Chancen aus.

B e su cht uns au ch au f

fa ce b ook .com/idealis te n

Pfusche ich Gott ins Handwerk? Bei Jael ist das Speed-Dating der zweite Versuch, den Mann fürs Leben zu finden. Eine Online-Singlebörse hat die Wahl-Schweizerin schon ausprobiert. Dabei hatte sie zu Beginn Bedenken: „Gott sagt zwar, dass der Mensch nicht alleine sein soll, aber er sagt auch, dass er uns versorgt. Pfusche ich ihm dann ins Handwerk, wenn ich aktiv auf die Suche nach einem Partner gehe?“ Auch Claire (27) aus Berlin hat sich diese Fragen gestellt. Doch sie ist zu dem Schluss gekommen: „Am Anfang jeder Beziehung steht eine Begegnung. Und damit die stattfindet, muss man rausgehen.“

Verlieben in 3 Minuten – geht das? Also raus zum Speed-Dating. Ob es allerdings klappt, innerhalb von 3 Minuten den Traumpartner zu finden? Anna Koppri ist überzeugt: „Mir würde eine Minute reichen, um festzustellen, ob ich mein Gegenüber sympathisch finde oder nicht. Ziel des Speed-Datings ist es ja nicht, gleich heiraten zu wollen. Man kann einfach erst mal in Kontakt bleiben.“ Auch Sebastian meint, sofort zu wissen, wen er will und wen nicht: „Wenn ich einer Frau begegne, kann ich schon nach ein paar Sekunden sagen, wie attraktiv ich sie finde. Ob sie auch von den Umständen her passt – Alter, Wohnort, Interessen –, kann man dann in einer Minute Smalltalk herausfinden.“

Manchmal kümmert Gott sich eben doch Für Sebastian ist am Ende nur eine dabei, mit der er in Kontakt getreten wäre – die junge Dame möchte aber nicht. Auch Jael hat niemanden gefunden. Sie hofft weiterhin hin auf ein romantisches Ende der Suche. Nur Claire hat kurz nach dem Speed-Dating einen kleinen Erfolg gehabt. Allerdings ganz ohne Eiltempo. Mit einem langjährigen Bekannten haben sich plötzlich mehrere Treffen ergeben. „Gott gefällt es, uns die Freiheit zu geben, so etwas wie Speed-Dating auszuprobieren. Aber ihm gefällt llt es offenbar auch, uns manchmal zu zeigen, dass er sich um uns kümmert“, ist sie sich sicher. P b Weitere Informationen: anna.koppri@gmail.com

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DI E K LE I N E K A NZ E L zu einem brisanten Gerichtsurteil

» Denn Mose hat gesagt: ›Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren …‹, – Ihr aber lehrt: Wenn einer zu Vater oder Mutter sagt: Korban – das heißt: Opfergabe soll sein, was dir von mir zusteht –, so lasst ihr ihn nichts mehr tun für seinen Vater oder seine Mutter und hebt so Gottes Wort auf durch eure Satzungen. «

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Pfarrer Mathias Kürschner ist evangelischer Hochschulseelsorger in Potsdam.

Aus dem Evangelium des Markus 7,10–13

Foto: privat

Du sollst Vater und Mutter ehren! Das jüngste Urteil des deutschen Bundesgerichtshofs hat die Unterhaltspflicht von Kindern gegenüber ihren Eltern selbst für den Fall bekräftigt, dass zwischen einem Vater und seinem Sohn seit Jahrzehnten kein Kontakt mehr besteht und offensichtlich eine zerrüttete Beziehung vorliegt. Die Öffentlichkeit hat das Urteil verständlicherweise mit Bestürzung, Wut und Unverständnis aufgenommen. Wer hätte in diesem Fall nicht jedes Verständnis für jenen kleinen Finanztrick, den die jüdische Korbanpraxis den Zeitgenossen Jesu bot: Man vermachte seinen Besitz einfach einer Tempelstiftung, was aber erst mit dem eigenen Tode wirksam wurde. Praktischerweise galt das Geld aber schon zu Lebzeiten des Erblassers als beschlagnahmt, so dass es für die elterliche Altersversorgung „leider“ nicht mehr zur Verfügung stand. Jesu Begeisterung für diesen fi nanziellen Winkelzug war dagegen eher gedämpft. Ja solches Gebaren versetzte ihn in Zorn. Denn das vierte Gebot, das ein

Treue- und Verantwortungsverhältnis zwischen Eltern und Kindern regeln soll, ist hier elementar verletzt. Und dabei geht es nicht bloß, wie man beschwichtigend einwenden könnte, um einen schnöden Gesetzesbruch, sondern hier ist Gott selbst angetastet, der nun mal ein Gott der Treue ist und nicht ein Agent für windige Lebensabschnittspartnerschaften.

Der Vater hat sich seit ewigen Zeiten nicht gemeldet „Von wegen Treue!“, möchte man jetzt einwenden. „Der Alte hat doch seit ewigen Zeiten nichts mehr von sich hören lassen!“ „Ja, das Problem hab ich mit den Menschen auch …“, antwortet Jesus und deutet aufs Kreuz: „Das war meine Initiative für zerrüttete Eltern-Kind-Beziehungen, mein Treue- und Friedensangebot, als ihr (im Sinne von Römer 5,10) noch Feinde wart. Könnte euch diese unverdiente Zuwendung Gottes Kraft und Willen zuwachsen lassen, sich den eigenen treulosen Eltern zuzuwenden?!“ P

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PORTRÄT Flüstern für die Stimmlosen VORBILD Der Auftritt von Pranitha Timothy gehörte zu den bewegendsten beim Willow-Creek-Leitungskongress in Leipzig. Die ungewöhnliche Christin engagiert sich seit 15 Jahren gegen moderne Sklaverei in Indien. Mehr als 800 Familien hat sie seitdem zum Teil unter Einsatz ihres Lebens befreit.

„Ich hasste Jesus …“ Dabei tat sich die heute 39-Jährige lange Zeit schwer mit dem christlichen Glauben. Ihre Eltern waren Ärzte auf einer Missionsstation. Und weil es in dem Dorf keine Schule gab, schickten ihre Eltern sie auf ein Internat. „Ich hasste Jesus dafür, dass er mich von meinen Eltern trennte, und schwor mir, nie Christ zu werden“, berichtet sie. Pranitha fühlte sich wertlos und versucht das zu kompensieren, indem sie andere schlecht behandelte. Schließlich wurde sie sogar der Schule verwiesen, machte dann aber doch den Abschluss und studierte Sozialpädagogik. Aber ihr Leben blieb dun-

kel. Irgendwann merkte sie, dass es nur eine Hoffnung gibt – Jesus. „Er war der Einzige, der sagte: Komm, wie du bist! Er hat mein Herz verwandelt.“ Auf die Frage, was sie künftig tun solle, erhielt sie die Antwort in einem Gottesdienst, als der Pfarrer einen Abschnitt aus dem Propheten Jesaja las: „Ich habe dich gerufen …, dass du … die Gefangenen aus dem Gefängnis führen sollst“ (Jesaja 42,6–7). „Ich fühlte mich persönlich angesprochen, für die Bedrückten Gerechtigkeit wiederherzustellen“, erinnert sie sich. Das war der Anfang ihres Engagements gegen Sklaverei.

Schockdiagnose: Krebs! Aber nur wenige Wochen später wurden diese Pläne radikal durchkreuzt. In ihrem Kopf wurde ein Tumor gefunden, der bereits ins Rückenmark ausgestrahlt hatte. In einer komplizierten Operation konnte der Tumor zwar entfernt werden. „Aber ich hatte 60 % meiner Muskelkraft auf der rechten Seite eingebüßt und keine Kraft mehr im Gesicht und in den Schultern.“ Außerdem verlor sie für zwei Jahre ihre Stimme. Zweifel machten sich breit, ob sie sich getäuscht hatte, als sie Gottes Ruf vernahm. Doch dann fiel ihr die Verheißung aus Jesaja 42,1–2 ein: „Siehe, das ist mein Knecht … er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, und

seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen.“ Das war genau ihre Situation. Zwar hatte sie keine Stimme. Aber Gottes Beauftragung galt nach wie vor. Da war sie sich sicher.

Ich weiß mein Leben in Gottes Hand Inzwischen hat sie ihre Stimme zurück – dünn und zerbrechlich. Aber in Indien ist sie längst zu einem Symbol geworden. Denn ganze Familien werden in dem riesigen Land über Generationen in Steinbrüchen, Ziegeleien und Textilfabriken zu Schwerstarbeit gezwungen – und das, obwohl Sklaverei offiziell verboten ist. Mehr als einmal geriet Pranitha bei Begegnungen mit Sklavenhaltern in Lebensgefahr. Trotzdem denkt sie nicht ans Aufhören. „Ich weiß mein Leben und das meiner Familie in Gottes Hand“, sagt die zweifache Mutter. Und sie erlebt auch Erfolge, etwa wenn Gespräche mit einflussreichen Politikern gut verlaufen. Der größte Triumph für sie ist aber, wenn sie sieht, dass ehemalige Sklaven wieder ein selbstbestimmtes Leben führen: „Wenn Kinder plötzlich zur Schule gehen können und einst versklavte Männer zu Leitern ihrer Gemeinschaft gewählt werden, dann sind das Zeichen für die Größe unseres Gottes.“ P

Foto: Thorsten Indra/ Willow Creek

Ihr Name ist in Indien für viele Sklaven ein Synonym für Hoffnung. Pranitha Timothy arbeitet für die Organisation „International Justice Mission“. Mit dieser Internationalen Mission für Gerechtigkeit befreit die junge Frau zusammen mit ihrem Team – bestehend aus Ermittlern, Anwälten und Sozialarbeitern – jedes Jahr Hunderte Sklaven und begleitet sie bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Schätzungsweise 14 Millionen Menschen leben in Indien als Sklaven. Damit will sich Timothy nicht abfinden: „Auch sie sind nach dem Ebenbild Gottes geschaffen und haben daher ihre Würde.“

DAS WORT DER WOCHE » Liebe Ehepaare, vielleicht habt ihr euch aufgeregt, vielleicht ist ein Teller geflogen – aber bitte denkt daran: Lasst nie einen Tag enden, ohne euch zu versöhnen! Nie, nie, nie! Das ist ein Geheimnis – ein Geheimnis, um die Liebe zu bewahren und Frieden zu schließen … ›Unsere tägliche Liebe gib uns heute‹ – das ist das Gebet der Verliebten und Brautleute. « Papst Franziskus bei einem Treffen mit rund 10.000 Paaren am 14. Februar im Vatikan 8.2014


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