Idea Spektrum Schweiz 49/2013

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4. Dezember 2013 | 49

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Stille Lebensberater Andi Pfeifer: Wichtige Impulse kommen oft aus der Stille! 5 International Berns bunteste Weihnachtsfeier | 7 ICF Warum der ICF Mittelland feiert und einen Kongress organisiert | 15 Politik Verfolgte Christen sind im Nationalrat kein Thema 19 Papst Franziskus Die katholische Kirche will sich grundlegend 채ndern www.ideaschweiz.ch


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idea Spektrum 49.2013


E DI T OR I A L

bibLisch

Laut und still Liebe Leserin, lieber Leser Samstagabend, kurz vor 22 Uhr, im Forum Sumiswald. Der Bass wird aufgedreht, die Lichtorgeln beginnen ihr wildes Spiel, die englischen Rapper von LZ7 hüpfen auf die Bühne. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Die Hip-Hop-Band aus Manchester ist in England ein Begriff. Mit ihrer akrobatischen Dance- und Rap-Performance treten sie jedes Jahr vor Tausenden von Schülern auf. Ihren elektrisierenden Rhythmen kann sich keiner entziehen. Auch im Forum Sumiswald geht die Post ab. Ab 23 Uhr – die Jungs von LZ7 sind ausgepowert – sorgt ein DJ für Partystimmung. Bis spät in die Nacht hinein wird getanzt. Doch, es geht um einen evangelistischen Anlass für Junge, um WowGod in Sumiswald. Eine meiner Stirnfalten krümmt sich grad zu einem Fragezeichen. Aber die Jugendlichen sind in Scharen gekommen. Am Samstag waren es über 1700! In Sumiswald ging es um die Botschaft Gottes an den Menschen. Diese wurde in hierzulande selten gewordener Deutlichkeit kommuniziert, inklusive der Aufforderung zur Umkehr und Nachfolge. LZ7 rappte erst nach der „Celebration“ (gottesdienstliche Feier). Zuvor hatte Boppi Boppart die Menge eindringlich dazu eingeladen, das Leben mit Jesus zu verbinden. Dabei war es still. Still. Die wirklichen Wunder sind leise. Die Konzentration auf das Wesentliche braucht Stille. Psalm 46,11: „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden.“ Seid still, lasst euren Auf Aufruhr; erkennt, wer ich bin. Gott will unser Herr sein. Mal ehrlich: auch ohne Bassgewumme und Schlagzeugwirbel ist unser Leben oft unter Strom. Schreiende Termine, laute Aktenberge, schrille Auftragslisten. Unser Leben ist laut! Aber um das Wesentliche zu erkennen, müssen wir still sein und suchend hören. Unsere Titelgeschichte (Seiten 8 bis 11) dreht sich um Stille. Wir sprachen mit einem Lebensberater und Coach, befragten viel beschäftige Leitungspersonen und besuchten ein Haus der Stille, das leider wegen mangelnder Nachfrage den Gästebetrieb Ende Jahr dicht macht. – Die Adventszeit lädt uns ein, Gott zu erwarten. Haben wir unser Kommen schon zugesagt und uns Orte und Zeiten der Stille eingerichtet? Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

Bildnachweis:Ulrich Schweizer/Schaffhauser Nachrichten; fotolia.com (Titelseite); zvg (Seite 3)

„Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich!“ 1. Johannes 3,1b In unserem Alltag vergessen wir manchmal, welch ein grosses Vorrecht es ist, einen dermassen liebenden und geduldigen Vater im Himmel zu haben. Dieser Vater des Lichts freut sich an seinen Kindern – und das ist, wie Johannes ein paar Verse später beschreibt, erst der Anfang! Was darin alles eingeschlossen ist, ist uns vorläufig noch nicht enthüllt. Doch eines wissen wir: Wenn Jesus in seiner Herrlichkeit erscheint, werden wir ihm gleich sein; denn dann werden wir ihn so sehen, wie er wirklich ist. Wer diese Hoffnung hat – eine Hoffnung, die ganz auf Jesus ausgerichtet ist – hält sich von jeder Sünde fern, um so rein zu sein wie er. Diese Tatsache hat uns motiviert, vor sieben Jahren eine christliche Schule zu gründen: Königskinder sind es würdig, auch eine königliche Ausbildung zu erhalten!

Ein Lieblingsbibelwort von Stefan Bichsel, Schulleiter der Christlichen Schule Bern, Zollikofen. www.csbern.ch

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX


N ac h r ic h t e N sc h w e i z

P Pardon Stell dir vor, der Messias wird geboren und keiner geht hin. Also, ausser ein paar mysteriösen Ausländern und einigen Schafhirten. Das Ganze noch dazu mitten in der Pampa, in einem Setting, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen. Rein PR-technisch betrachtet war Weihnachten ein einziges Desaster, eine totale No-Show. Das wäre doch mal ein Anlass gewesen, wo Gott so richtig hätte auftragen können! Ich meine dick auftragen. Aber er tat es nicht, mit dem Ergebnis, dass keiner etwas mitbekommen hat. Man könnte sagen, der göttliche Gegenentwurf zum modernen Event-Marketing. Die Geburt Jesu steht damit im merkwürdigen Gegensatz zu dem, was später im kommerziellen Wetteifer daraus gemacht wurde. Weihnachten stellt alles in Frage, was um Aufmerksamkeit buhlt. Es sucht das Rampenlicht nicht, obwohl nichts Geringeres geschieht als die Menschwerdung Gottes! Nein, Weihnachten drängt sich nicht auf. Wer Weihnachten jenseits von Lametta und Geschenkpapier sucht, der muss innehalten. Er muss einen Freiraum schaffen, in dem die leisen Töne nicht untergehen. Er muss sich bewusst darauf einlassen, sonst rasen der Trubel und der Stress des Alltags ungerührt darüber hinweg. Das gilt aber nicht nur für Weihnachten. Jesus drängt sich grundsätzlich nicht auf. Das scheint von Anfang an ein Prinzip seines Wirkens gewesen zu sein. Aber wer an seiner Tür anklopft, so wie die Weisen und die Hirten es damals getan haben, dem wird aufgetan. Jesus drängt sich nicht auf, aber er lässt sich gerne finden. Christof Bauernfeind ist Redaktor bei „idea Spektrum“ und Gemeindemitarbeiter.

Berns bunteste Weihnachtsfeier interkulturelleS feSt Über 20 Nationen feierten in Bern gemeinsam Weihnachten. Die Ansprachen wurden in 13 Sprachen übersetzt.

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enn sich mehr als 360 Menschen, darunter rund 65 Kinder, aus über 20 Nationen friedlich an einem Ort treffen, gemeinsam singen, die Botschaft hören und zusammen essen; wenn mehr als 90 Helfende Liebe und Zeit schenken, um die Gäste zu bewirten: Dann ist Weihnachten. An der Fabrikstrasse in Bern ging es letzten Samstag hoch zu und her. Ausländische Gäste, viele aus Asylzentren, feierten die jährliche interkulturelle Weihnachtsfeier. Eingeladen und sehr gut organisiert hatten den Anlass die Gemeinde Newlife und die Gemeinde für Christus.

Begeistert über diese Allianz Markus Frauchiger, Mitarbeiter bei MEOS Schweiz, war als Co-Präsident der AfA (Arbeitsgruppe für Ausländer) vertreten. Man merkte ihm an, dass sein Herz für die Fremden schlägt. Frauchiger zeigte sich begeistert über die gelebte Allianz unter den Helferinnen und Helfern und vom positiven Echo der Gäste. „Über 80 Menschen haben einen Zettel mit der Bitte um einen Besuch oder um mehr von Jesus zu erfahren ausgefüllt“, so Frauchiger. Kurt Beutler

Die Fahnenträger gesellen sich zu den Jodlern auf die Bühne: Die interkulturelle Weihnachtsfeier bewegte viele Herzen.

überbrachte die Botschaft von Jesus, dem Retter. In seinem Buch „Perlen im Koran“ zeigt er auf, wie viel der Koran über Jesus und die Bibel erzählt. Beutler dankte den Gästen, dass sie in der Schweiz sind. Das mache unser Land „noch interessanter“. Höhepunkt war der Aufmarsch der Fahnenträger aus verschiedenen Nationen. Unter Applaus stellten sie sich nebeneinander auf die Bühne. Und inmitten dieser farbigen Fahnen musizierten Alphornbläser, ein Jodlerchörli und der GfC-Jugendchor. – Am 7. Dezember organisieren Christen aus dem Raum Thun eine internationale Feier in der GfC Steffisburg. (gw) M

iSrael-StudienreiSe – nicht nur für theologen und gemeindeleiter

Pfarrer organisiert Studienreise Zum dritten Mal führen der reformierte Pfarrer Christoph Meister (Riehen) und der israelisch-schweizerische Doppelbürger und messianische Jude Thomas Wiesmann eine Studienreise nach Israel durch. „Unser Angebot richtet sich an Theologen, Gemeindeleiter und weitere Verantwortliche

in Kirchen und Gemeinden. Aber auch an alle Interessierten an theologischen Fragen“, ““, sagt Meister. „Als roter theologischer Faden werden uns die Kapitel 9 bis 11 des Römerbriefs begleiten.“ Ergänzende Kommentare aus dem jeweiligen theologischen Umfeld sind willkommen. Der idea-Korrespondent in Jerusalem, Johannes Gerloff, wird in seinen Referaten das aktuelle Zeitgeschehen beleuchten. Auch Exkursionen und Ausflüge gehören zum Programm dieser Studienreise. Die Reisedaten: 15. bis 20. Januar 2014. (tf) Kontakt: 061 605 90 15, ch.meister@gmx.net

Bilder: zvg; Gabriela Weyermann

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ein Präsident als Sparringpartner chriSchona Thomas Rudin heisst der neue Präsident des Komitees der Pilgermission St. Chrischona. Er löst Hans Jörg Hauser ab. Thomas Rudin (52), Direktor des BethesdaSpitals Basel, wurde am 30. November 2013 von der Mitgliederversammlung (Komitee) des internationalen christlichen Verbandes einstimmig in das Ehrenamt als Präsident gewählt. Er folgt auf Hans Jörg Hauser (66), der zehn Jahre dem höchsten Verbandsgremium vorgestanden ist.

Mit Freude und Dankbarkeit „Ich kann etwas von dem zurückgeben, was mir Chrischona bisher gegeben hat“, macht Thomas Rudin seine Motivation klar. In der Chrischona-Gemeinde in Ziefen (BL) hat der Vater von drei Kindern seit vielen Jahren seine geistliche Heimat. Der neue Komitee-Präsident sieht sich als „Sparringpartner der Chrischona-Leitung“ und ist fasziniert von der mittlerweile über 173-jährigen Geschichte des Verbandes. Rudin freut sich, mit Chrischona an verantwortlicher Stelle in die Zukunft zu gehen. Eine Freude, die auch Direktor René Winkler teilt: „Thomas Rudin ist eine sehr erfahrene Leitungspersönlichkeit und kennt Chrischona aus verschiedenen Blickwinkeln seit Jahrzehnten. Eine optimale Kom-

Hans Jörg Hauser gratuliert Thomas Rudin (rechts), seinem Nachfolger als Präsident des Chrischona-Komitees.

bination für den Komitee-Präsidenten. Klasse, ihn im Boot zu haben.“

Bereit für den Dialog „Als Komitee-Präsident möchte ich bereitstehen für den Dialog nach innen und aussen“, sagte Thomas Rudin. Es sei ihm wichtig, dass Christen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Innerverbandlich möchte der erfahrene Stratege und Finanzer an der soliden finanziellen Versorgung des christlichen Verbandes mitarbeiten. Zudem will er die Ausrichtung der theologischen Ausbildung begleiten. (md) M b www.chrischona.org

münSingen – SechS gemeinden BeSchenkten 1000 BeSucher

Bilder: zvg

den adventsmarkt versüsst „Dürfen wir Ihnen einige Guetzli schenken?“ Manche Besucher des Münsinger Adventsmarkts staunten am letzten Sonntag nicht schlecht. „... und wirklich gratis?“ Solche Reaktionen erstaunten wiederum die Mitglieder von sechs Freikirchen am Platz. Hinter der Aktion stand „Mitenand für Münsige“, ein Projekt von Christorama, Christusgemeinde, Freie Evangelische Gemeinde, Freie Missionsgemeinde, Heilsarmee und Christliches Zentrum Thalgut. Während vor allem Seniorinnen und Senioren die leckeren Guetzli herstellten und liebevoll verpackten, übernahmen Teen49.2013

ager und „mittlere Semester“ während rund sieben Stunden das Verteilen. An den 1000 Säckli war ein „Zündholztraktat“ mit Kurztext zu Jesus Christus als Licht der Welt befestigt. Die süsse Überraschung wurde mit wenigen Ausnahmen gerne entgegengenommen. (tf)

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notiert Organspende: Ständerat ist gegen die Widerspruchslösung Der Ständerat will im Bereich der Organspende keinen Systemwechsel zur Widerspruchslösung. Bei dieser dürften Organe entnommen werden, sofern sich eine Person nicht ausdrücklich dagegen ausgesprochen hat. Nun geht das Geschäft in den Nationalrat. (idea) Verfassungsentwurf: EMK äussert sich positiv Die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) unterstützt die grundsätzliche Stossrichtung einer sichtbaren evangelischen Kirchengemeinschaft in der Schweiz, gemäss dem Verfassungsentwurf des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK). Zu einzelnen Punkten hat die EMK aber noch Vorbehalte, die sie in ihrer Stellungnahme zum Verfassungsentwurf im Detail formuliert. (idea) Ehrendoktorat für Gottfried Locher Die Reformierte Theologische Universität Debrecen (Ungarn) verlieh Kirchenbundspräsident Gottfried Locher den Titel eines Doktors honoris causa. Die Universität würdigte Lochers Tätigkeit auf dem Gebiet der ökumenischen Theologie sowie sein Engagement für die Kirchen Osteuropas. (idea)

Ott neuer Vorsitzender der EEAA Die Europäische Evangelische Akkreditierungsvereinigung (EEAA) hat den Schweizer Theologen Bernhard Ott zu ihrem Ratsvorsitzenden gewählt. Ott ist Dekan der Akademie für Weltmission in Korntal und Dozent am Theologischen Seminar Bienenberg. Bei der EEAA leitet er ein Team, das 70 theologische Schulen international vernetzt und in ihrer Entwicklung unterstützt. Ein EEAA-akkreditiertes Diplom auf Bachelor- oder Masterebene ist ein Qualitätsausweis, der Anstellbarkeit, evangelikale Glaubwürdigkeit und Anschlussfähigkeit zum Weiterstudium attestiert. (dg/idea)


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„Gott hat Träume Wirklichkeit werden lassen“ icf miTTelland Gemeinde-Kongress, Gospelkonzert, Kindermusical, Wirtschafts- und Führungsforum: Kurz vor Weihnachten feiert der ICF Mittelland sein 10-jähriges Bestehen mit mehreren Grossanlässen.

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Bilder: ICF Mittelland/zvg

Die Geburtsstunde Der Start des ICF Mittelland begann in der Mehrzweckhalle Zofingen, also dort, wo zehn Jahre später auch das Jubiläumsfest steigen wird. Eine Partyorganisation bekam damals keine Bewilligung, an Auffahrt einen Event zu veranstalten und suchte einen Mitveranstalter. Das ICF-Team in Zürich beschloss, mit einer Celebration einzusteigen. Sollten sich dadurch Türen öffnen, wollte man am Ort eine Kirche gründen. Phil Sternbauer übernahm die Projektleitung, suchte Mitarbeiter, stellte 49.2013

kreuz in Oftringen. Im „You Event Center“, fanden sich in einem dreistöckigen Club passende Räumlichkeiten. Seither treffen sich dort jedes Wochenende gut 800 Menschen; in Langenthal und Solothurn existieren Ableger, weitere sind in Planung. Die zehn Jahre junge Kirche hat eine stattliche Grösse erreicht. Organisation und Leitung liegen in den Händen von 13 Angestellten. ICF Mittelland: Beim Autobahnkreuz in Oftringen, Phil Sternbauer beim Predigen. seinen Traum in „Vision Nights“ vor. Das war der Start. Menschen fanden zu Jesus und heimatlose Christen eine Gemeinde. Man traf sich in der Zofinger Altstadt im alten Kino, bis dieses aus allen Nähten platzte. Trotz vier Gottesdiensten hintereinander wurde es für den ICF zu eng und für die Altstadt zu laut.

Hugo Stamm zündet Vision In jenen Tagen hielt Sektenaufklärer und Tagi-Journalist Hugo Stamm in Zofingen Vorträge. Die Medien machten Stimmung gegen die neue Kirche. Der ICF würde junge Menschen verführen. Phil Sternbauer war geschockt. „Wir erlebten, wie Menschen von der Gasse wegkamen, Sinn fanden, ihr Leben ordneten, sich versöhnten. Warum also diese Kritik?“ Aber Stamm hatte auch etwas gesagt, das für den ICF wegweisend werden sollte. Er behauptete, der ICF sei aus rein strategischen Überlegungen nach Zofingen gekommen, weil dies der Verkehrsmittelpunkt der Schweiz sei, direkt beim Autobahnkreuz A1/A2 liege, in einem der am dichtesten besiedelten Gebiete Europas. „In unseren Überlegungen hatte diese Lageanalyse aber nie eine Rolle gespielt", erklärt Phil Sternbauer. So wurde Hugo Stamms Hinweis zum Auslöser der Vision für den ICF Mittelland – den Aufbau einer überregionalen Kirche beim Autobahn-

Vielfältige drei Tage Das 10-Jahre-Jubiläum wird an drei Tagen gefeiert. Es beginnt am Freitag mit dem Wirtschafts- und Führungsforum „IN.SPIRATION“, das zusammen mit der Stiftung Wendepunkt organisiert und mit dem bekannten Ökonomen Tomas Sedlacek als Hauptreferent durchgeführt wird. Dann geht es weiter mit einer Kirchenkonferenz und endet nach Gospelkonzert und Kindermusical mit der eigentlichen Jubiläumsfeier am Sonntagabend. „Wir starteten als kleine Kirche und mit grosser Naivität“, sagt Phil Sternbauer nachdenklich. Rückblickend, nach vielen Höhen und Tiefen, seien Staunen und Dankbarkeit gross: „Gott hat seine Träume durch und vor allem trotz uns Wirklichkeit werden lassen.“ Mit den Veranstaltungen vom 20. bis 22. Dezember wolle man das Leben feiern, so der ICF-Leiter, und gleichzeitig Mut schöpfen und Menschen befähigen, nicht darin nachzulassen, Hoffnung zu vermitteln und mutige Schritte zu gehen. (rh) P b www.icf-mittelland.ch; www.in.spiration.ch; www.celebrate10.ch

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hil Sternbauer (42) ist Architekt. Längst baut er keine Häuser mehr, sondern Gemeinden. Das begeistert ihn: „Vor zehn Jahren begann ein Abenteuer, dessen Entwicklung wir uns nicht einmal in den kühnsten Träumen vorzustellen gewagt haben.“ 2003 startete er zusammen mit seiner Frau Moni und den drei Kindern den ICF Zofingen. Es hätte alles ganz anders kommen können. Sternbauer stand die Welt offen. Aber die Frage nach dem Sinn trieb ihn um: „Wenn ich alles hätte – Familie, Kinder, Firma, Wohlstand – dann wäre ich immer noch leer.“ Er fühlte in sich diese Leere, die Blaise Pascal als Vakuum beschrieb, das einzig Gott zu füllen vermag. Phil Sternbauer bat Gott, dieses Vakuum zu füllen. Doch gleichzeitig war da Angst, Gott könnte sein Leben „auf den Kopf stellen“. Schliesslich fand er über Kontakte mit der katholischen Bewegung „Erneuerung aus dem Geist Gottes“ zu einem persönlichen Glauben an Jesus Christus. Er lernte, immer mehr auf Gott zu vertrauen. Das theologische Rüstzeug erhielt er berufsbegleitend vor allem am TheologischDiakonischen Seminar Aarau. Über einen WG-Partner in Zürich fand er den Weg zum ICF, wo er schon bald teilzeitlich und später ganz mitarbeitete. Kirche zu sein, die kulturrelevant ist und wo junge Menschen ihre Freunde mitbringen, dies war schon immer sein Wunsch.


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br e n n p u n k t

„Ich bin kein MönchsMönchs-t typ“ typ“ stille Stille ist für viele Menschen zum Fremdwort geworden – nicht nur in der Adventszeit. Während der Arbeit hetzen sie von Termin zu Termin, und in der Freizeit erst recht. Doch – wie viel Stille braucht der Mensch? Helena Gysin fragte den Berater und Coach Andreas Pfeifer. Work-Life-Balance ist ein Modewort. Tatsache ist, dass es vielen Menschen nicht mehr gelingt, Arbeit und Freizeit im Lot zu halten. Wo liegt Ihrer Meinung nach das Problem? Ich spreche lieber von Life-Balance, es geht ja nicht um Arbeit gegen Leben, so als wäre Arbeit ausserhalb des Lebens. Wir müssen vielmehr von Lebensbalance sprechen, vergleichbar mit einem Mobile, an dem vier Bereiche dy dynamisch hängen: Arbeit, Beziehungen, Gesundheit und Reflexion. Es gilt, immer wieder das Gleichgewicht dieser Bereiche zu suchen. Die Menschen hetzen umher, um dann am Heiligabend völlig geschafft um den Weihnachtsbaum sitzen und „Stille Nacht“ singen zu können. Wie viel Stress erträgt ein Mensch? Das lässt sich nicht pauschal sagen. Stress ist relativ. Ich halte viel von einem dreigeteilten Rhythmus 8/8/8: acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit, acht Stunden Schlaf. Wenn die Arbeit regelmässig mehr als 10 bis 14 Stunden pro Tag einnimmt, beginnt das Mobile unweigerlich aus der Balance zu kommen. Ich beobachte, dass jüngere Menschen tendenziell weniger oder später spüren, wenn ihre Lebensbalance nicht mehr stimmt. Es gibt Menschen, die 60 Stunden in der Woche arbeiten, ohne auszubrennen ... Da sind wohl mehrere Faktoren massgeblich, einer ist die Begeisterung für die Tätigkeit. Ich brauche gerne die eng englischen Wörter passion (Leidenschaft) und mission (Auf(Auf trag, Berufung). Je mehr das, womit ich meinen Lohn verdiene, mit meinem Herzschlag, meiner Berufung, übereinstimmt, desto weniger laufe ich Gefahr, auszubrennen.

Zur Person Andreas Pfeifer (55) übernahm nach dem Studium zum Elektroingenieur HTL Projekte bei ABB und Schulungsaufgaben im In- und Ausland. Dann folgten diverse Weiterbildungen, unter anderem in Kommunikation und Theologie. Er studierte am Wheaton College Andragogik, Psychologie und Leadership. 1998 machte er sich als Berater, Coach und Trainer selbständig. Ergänzende Studien in Betriebswirtschaft sowie Coaching und Organisationsentwicklung am Institut für angewandte Sozialwissenschaften, IAS. Pfeifer ist verheiratet mit Susanne, zusammen haben sie drei erwachsene Söhne. b p-focus gmbh, www.p-focus.ch

Wollen Sie damit sagen, dass Begeisterung eine hohe zeitliche Arbeitsbelastung wettmacht? Ja, das ist so – jedenfalls eine Zeit lang. Antreiber, wie die Sehnsucht nach Ehre, nach einer höheren Position, mehr Verdienst oder auch das Bestreben, sich für Gottes Sache einzusetzen – gemischt mit Leidenschaft – wirken wie ein Adrenalinschub. Doch das Leben über dem Limit hat eine Schattenseite und kostet seinen Preis.

Die Informationsflut, der Druck und die Erwartungen, auch an sich selbst, sind enorm hoch. Wie spüre ich, wenn die Balance in meinem Leben nicht mehr stimmt? Ob die Arbeit mich zu sehr belastet, ist nicht in erster Linie eine Frage der Menge, sondern hängt vom Umfeld ab, in dem ich arbeite. Eine sinnvolle Aufgabe gibt Befriedigung. Vielleicht setzen mir aber anstehende Konflikte, schwierige Beziehungen im Team oder der Leistungsdruck zu. Das Mobile kann auch durch andere Themen im privaten oder gesundheitlichen Bereich aus dem Gleichgewicht geraten. Ist Belastbarkeit eine Typfrage oder gar nur eine Frage der Selbstorganisation? Tatsächlich haben bestimmte Menschen ein robusteres „Seelengerüst“ als andere. Manche entwachsen dem Elternhaus gut ausgerüstet, ihnen fällt der Umgang mit Belastungen leichter oder sie sind grundsätzlich resilienter. Selbstorganisation ist ein wichtiger Teil, entscheidender sind aber ein gutes Selbstwertgefühl, eine optimistische Haltung, ein gutes soziales Netzwerk sowie die Fähigkeit, sich abzugrenzen. Wie erklären Sie sich, dass heute nicht nur „Extremjobber“ ausbrennen, sondern auch Mütter und Angestellte ohne Kaderfunktion? Unsere Lebenswelt ist für alle komplexer und schneller geworden. Die Informationsflut, der Druck und die Erwartungen – auch an sich selbst – sind enorm hoch. Menschen, die nur ein wenig „feiner gestrickt“ sind, kommen 49.2013


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eingeübt. In diesen Momenten der Stille ist eine lebendige Gottesbeziehung ganz wichtig. Diese kann uns helfen, die nötigen Prioritäten im Leben zu setzen und persönliche Werte zu definieren. Häuser der Stille müssen schliessen, auf der anderen Seite suchen immer mehr Frauen und Männer Stille in einem Kloster. Wie erklären Sie sich das? Sicher sind es die sakralen Räume, die Einfachheit, der fixe Tagesablauf durch die liturgischen Zeiten, das Fehlen von Ablenkung durch Medien, Handy etc., die eine solche Zeit anziehend machen. Es ist aber auch die Sehnsucht, der geistlichen Dimension Raum zu geben und bewusst eine Zeit der Besinnung einzulegen.

mit diesem Lebensspeed nicht mehr klar, ob sie nun Hausfrau, Krankenschwester, Chauffeur oder Geschäftsführer sind. Bei Ihnen suchen Menschen Hilfe, die ihre Balance aus irgendeinem Grund verloren haben. Was raten Sie? Zum einen schätze ich es, dass diese Männer und Frauen bereit sind, ihre Grenzen einzugestehen, das Leben zu reflektieren und eine Aussensicht zuzulassen. Wenn jedoch klar wird, dass die Arbeitsfähigkeit durch die aktuelle Situation gefährdet ist, rate ich ihnen zuerst zum Arzt zu gehen. Danach unterstütze ich sie auf dem Weg der persönlichen Wahrnehmung und der Achtsamkeit mit sich selber. Wir bewegen Fragen wie: Was sind meine Stärken und Schwächen? Wie kann ich lernen, meine Emotionen zu steuern? Wie gehe ich mit Veränderungen um? Welche Optionen habe ich, um meine Situation zu verändern? usw. Wer zu diesen Fragen Antworten kennt, der kann handeln.

Bild: zvg

Was braucht es, damit man von einer Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Freizeit sprechen kann? Heute fällt es vielen Menschen schwer, zur Ruhe zu kommen. Der göttliche Rhythmus – 6 Tage Arbeit, 1 Tag Ruhe – hat viel für sich. Ich plädiere dafür, den eigenen „Sabbat“ zu suchen und konsequent zu halten. Das mag für Menschen, die sich beispielsweise im kirchlichen Umfeld engagieren, nicht unbedingt der Sonntag sein, sondern vielleicht der Samstag. Wie viel Stille und Ruhe braucht ein Mensch respektive würde er brauchen? Ich bin mir nicht sicher, ob es auf diese Frage eine Antwort gibt. Ich habe bereits erwähnt, dass Reflexion einer der vier Bereiche ist, der unsere Lebensbalance ermöglicht. Oft ist genau dieser Bereich zu wenig vertraut oder 49.2013

Müssten Christen also Ihrer Meinung nach von Zeit zu Zeit die „absolute“ Stille suchen? Nun, wichtige Impulse kommen oft aus der Stille – das muss nicht im Kloster sein. Aus einer Predigt habe ich den Tipp mitgenommen, einen fixen Ort – einen Stuhl, eine Ecke – zu haben, an den ich mich täglich einige Minuten zurückziehe. In dieser Zeit lese ich einen Abschnitt aus der Bibel, bete und überlege, was an dem Tag auf mich zukommt – einfach ein kurzes Timeout. Lebendige Kleingruppen haben ebenfalls viel Potential. Auch Gespräche mit Ehepartnern und Freunden helfen Klarheit zu schaf schaffen in Bezug auf vielfältige Lebensfragen. Wie erhalten Sie sich persönlich die Ausgewogenheit, die Sie brauchen? Die Zeit mit meiner Familie ist eine Oase. Auch die Gemeinde erleben wir als Quelle der Inspiration. Zudem plane ich meine Ferien konsequent. Wir sind Camper und lieben das einfache Leben. Daneben erhole ich mich beim Sport: Langlauf, Biken und Joggen. Suchen Sie selber „Orte der Stille“ auf? Ich selber bin nicht der „Mönchstyp“, gönne mir aber pro Jahr bewusst eine bis zwei Studienwochen. Während dieser Zeit nehme ich mir Zeit für die Stille und überlege, wo ich stehe in Bezug auf meine Lebensziele und meine Rollen in Beruf und Familie. Zudem bleibt Zeit für das Studium von Fachliteratur. Wie erleben Sie persönlich die Adventszeit? Haben Sie bestimmte Rituale? Da bin ich ganz konservativ. Die Adventszeit ist zwar beruflich hektisch bis am Schluss, aber ich geniesse abends zu Hause die vier Kerzen des Adventskranzes. Weihnachten feiern wir bei einem feinen Essen mit der erweiterten Familie. Geschenke haben dabei einen kleinen Stellenwert. Vielen Dank für das Gespräch.


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br e n n p u n k t

Wie gestalten Führungskräfte in Kirche, Politik und Wirtschaft ihre erholungszeiten? Wer auf der Karriereleiter oben steht oder in einem christlichen Werk Verantwortung trägt, arbeitet meistens mehr als 60 Stunden in der Woche. Einer, der sich oft an die 45-StundenWoche hält, ist Michael Girgis (43), Co-Rektor IGW International. Er verbringt Abende und Wochenende konsequent mit der Familie, damit gibt er ihr eine hohe zeitliche Priorität. Er nimmt sich spontane Gebetszeiten alleine und mit seiner Frau, plant freie Tage und wöchige Auszeiten im Kloster. Er sagt: „Für meine Erholung und meine Spiritualität sind solche Zeiten unersetzlich, aber rarer als mir lieb ist.“ Daniel Schöni (42), Unternehmer, sagt: „Ich bin eher der Macher und brauche solche ganz stillen Zeiten nicht wirklich.“ Zeiten unterwegs im Auto nutzt er zum Nachdenken und Beten. „Mit meiner Frau habe ich täglich frühmorgens eine Zeit, in der wir auf Gott hören und für die Firmen und die Familie beten.“ Einmal wöchentlich hält auch Willy Graf (52), dipl. Hotelier, Geschäftsführer des Campus Sursee, eine Gebetszeit mit seiner Frau und beginnt erst um 9 Uhr mit der Arbeit. Er bezieht konsequent das gesamte Ferienguthaben und empfängt strikt keine geschäftlichen E-Mails auf dem i-Phone. Nächsten Sommer gönnt er sich nach 30 Arbeitsjahren zehn Wochen Auszeit. Er wird vor Gott die Frage bewegen: Was willst du mit mir in den nächsten 530 Wochen (10 Jahren) meines Lebens? Ebenso privilegiert scheint René Hefti (52), Chefarzt Klinik SGM, auch wenn er regelmässig bis zu 80 Stunden in der Woche arbeitet. Sein Beruf ist seine Berufung. Für ihn liegt die Herausforderung darin, dass die hohe Arbeitszeit oft Ehe und Familie zu kurz kommen lässt. Hefti zieht sich zwei bis drei Mal pro Jahr ins Kloster zurück. Verena Birchler (58), stv. Geschäftsführerin von ERF Medien, sagt von sich, sie habe zu dieser „Stillekultur“ einfach keinen Zugang gefunden. Sie setzt auf kurze, regelmässige Timeouts im Alltag. Sie bewegt sich an der frischen Luft und plant öfter einen freien Montag

oder Freitag ein. Seit ihrem Burnout ist ihr klar, wie wichtig geregelte Strukturen sind. Harry Pepelnar (50), Seniorpastor der FEG Murten, ist einer, der seine Berufung gefunden hat. Er sagt: „Ich habe viele Ideen, es macht mir Spass und ich arbeite viel.“ Er nennt sich, als Pastor mit einem freien Wochenende pro Monat, privilegiert. Trotzdem sucht Pepelnar bewusst den Ausgleich im Fitnesstraining und im Schrebergarten. Pro Monat plant er einen Lesetag, kauft sich ein TagesGA, setzt sich in den Zug und fährt lesend quer durch die Schweiz. Roland Baumann (52), Geschäftsführer einer Schreinerei, nimmt sich morgens bewusst Zeit, um in Ruhe mit Gott den Tag vorzubereiten. Er zieht sich zurück, wenn gewichtige Entscheidungen anstehen. Nebst der persönlichen Bibellese hört er Andachten aus dem Internet und nutzt Angebote der geführten Stille. Und manchmal gehört für ihn zum Ausruhen einfach ein gutes Essen und ein Glas Wein. Susanne Bäuerle (58), Education Manager für OP Personal, achtet sehr darauf, dass sie nebst Bergwanderungen und Bike-Touren, die sie alleine unternimmt, Beziehungen in der christlichen Gemeinde pflegt. Die alleinstehende Frau besucht gerne Wochenenden, die ihr geistliche Impulse vermitteln, dazu plant sie ihre Ferien konkret. Samuel Müller (30), Prediger, Musiker, Mitarbeiter bei Campus für Christus, teilzeitlicher Mitarbeiter auf einem Gemüsebaubetrieb. Um seine „Soul-Balance“, wie er es nennt, zu halten, setzt er sich klare Grenzen, was den Umgang mit Medien betrifft. Das heisst: keine Push-up Nachrichten auf dem Smartphone, keine automatischen News von Facebook, keine E-Mails am Wochenende. Müller liest jeden Morgen in der Bibel und verbringt Zeit im Gebet. Wenn Stress aufkommt, lenkt er den Blick bewusst auf Gott, nach dem Motto: „I am too blessed to be stressed!“ (hg)

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49.2013


br e n n p u n k t

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unheimliche Stille in Wildberg u haus der stille Ende Jahr schliesst das „Haus der Stille“ in Wildberg seinen Gästebetrieb. Auch immer mehr Menschen aus Freikirchen suchen die Stille lieber im Kloster. Im Gespräch mit Helena Gysin versucht Schwester Evelyne dieses Phänomen zu erklären. Beim Begriff „Kloster“ denkt man sofort an Stille, Schweigen, Beten, Singen – an einen Ort der Abgeschiedenheit. Dass Gottes Gegenwart auch in einem „Haus der Stille“ gefunden werden kann, scheinen bisher zu wenig Menschen entdeckt zu haben. Dennoch mag Schwester Evelyne, die geistliche Leiterin in Wildberg, nicht von Scheitern sprechen, wenn sie auf die Schliessung angesprochen wird. Sie sagt: „Wir feierten in diesem Jahr den 40. Geburtstag unseres Hauses der Stille in Wildberg ZH. Unzählige Menschen sind in diesem Haus durch die geistlichen Angebote, die Tagzeitengebete, Bibelwochen, Exerzitien oder einfach Zeiten der Erholung und der persönlichen Stille von Gott gesegnet worden.“

Ende Jahr schliesst das Haus der Stille in Wildberg seinen Gästebetrieb. Sr. Evelyne: „Unzählige Menschen sind hier gesegnet worden.“

Personelle und finanzielle engpässe 1973 übernahm die Kommunität Diakonissenhaus Riehen das Haus der Stille und Einkehr in Wildberg. Über Jahrzehnte haben Diakonissen hier Gastfreundschaft gelebt. Dass damit nun Schluss ist, sei zuerst ein personelles Problem, erst danach komme das finanzielle, erklärt die 61-Jährige. Die Diakonissen haben Nachwuchsprobleme. Könnte es sein, dass die Verantwortlichen solcher Häuser ihre Haus-, respektive ihre PR-Aufgaben ungenügend gelöst haben? Sr. Evelyne bezweifelt dies und fügt an: „Wir haben sehr wohl Anstrengungen in diesem Bereich unternommen, eine eigene Homepage aufgebaut und unser Infomaterial grafisch professionell gestaltet.“

die Faszination des Klosters Warum zieht es auch Menschen aus freikirchlichem Umfeld eher ins Kloster als in ein Haus der Stille? Sr. Evelyne vermutet, dass schon alleine die jahrtausendealte Tradition eines Klosters, die Gebäude mit der romanisch-streng anmutenden Ausstrahlung, eine gewisse Anziehung haben. Demgegenüber wirke ein Haus der Stille schlichter, trotz der Schönheit der Räume. Doch wer sich auf einen Aufenthalt in einem Haus der Stille einlasse, spüre genau wie im Kloster die Wohltat eines klar strukturierten Tages durch die Tagzeitengebete am Morgen, Mittag und Abend. „Immer wieder baten Gäste um die Liturgien, um zu Hause ihre 'Stille Zeit' gestalten zu können“, berichtet die Schwester. Sie gibt zu bedenken, dass sich heute nicht nur Kinder und Jugendliche überfordern mit ständiger Berieselung, sondern auch die ältere Generation. Der 49.2013

Lärmpegel der Städte tue ein Übriges. Ruhe und Stille sei das Gegenteil der ständigen Betriebsamkeit, doch für viele werde es heutzutage richtig schwer, sich darauf einzulassen. Aber warum gelang es weder den Diakonissen in Wildberg, noch dem Team des Sunnebads in Sternenberg ZH, die Menschen einzuladen? Fehlten die innovativen Ideen? Sr. Evelyne: „Es ist eine Tatsache, dass die Auswahl auch in diesem Sektor gross ist. Es wird viel Gutes angeboten, aber es liegt im Trend der heutigen Zeit, das zu tun, wozu man gerade Lust hat.“ Zwar finden jüngere Leute den Weg in die Stille zunehmend, aber gerade sie seien „Kinder unserer Zeit“. Verbindlichkeit und Loyalität gegenüber einem bestimmten Haus kennen sie im pluralistischen Angebot viel weniger als die ältere Generation.

Zukunft ist offen Weiter erklärt die Leiterin, dass die Wirtschaftlichkeit für ein Haus der Stille ein Spagat sei. Das Haus sollte zwar gut, aber nicht ständig total belegt sein, sonst könne es geschehen, dass der Betrieb und die Betriebsamkeit die Stille auffresse. Nun, dies wird in Wildberg sicher nicht mehr der Fall sein. Auch wenn vorerst die Stille noch stiller, die Räume des Hauses noch leerer und die Betten noch kälter werden, drei Diakonissen werden auch nach Neujahr im Haus arbeiten und beten. Sr. Evelyne betont, dass die berechtigte Hoffnung bestehe, dass der Auftrag des Gebets und der Gastfreundschaft durch Menschen mit demselben geistlichen Anliegen weitergehe – auch in Wildberg.


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n ac h r ic h t e n sc h w e i z

Ein Bestseller feiert Geburtstag hoffnunG für allE Die beliebte Bibelübersetzung wird 30 Jahre alt.

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isher ging die Bibel-Übersetzung „Hoffnung für alle“ in deutscher Sprache 1,3 Millionen Mal über den Ladentisch. „Dahinter stehen für mich über eine Million Menschen, die mit dem Evangelium von Jesus Christus erreicht werden“, ““, freut sich Urs Stingelin. Der 38-jährige Dozent für Griechisch und Latein an der STH Basel leitet die Bibelprojekte des Brunnen Verlags Basel. Stingelins Motivation: „An einem Projekt mitarbeiten, welches das Potenzial hat, Menschen zu verändern, weil sie verstehen, was sie lesen.“

Sinn verständlich wiedergeben Der Verlag sieht es ähnlich. Die „Hoffnung für alle“ ist eine Bibel, die sich gemäss Selbstdefinition bei grösstmöglicher Authentizität um grösstmögliche Verständlichkeit bemüht. Was heisst das auf gut Deutsch? Stingelin: „Die Aufgabe der Übersetzerinnen und Übersetzer bestand darin, den Sinn des hebräischen, aramäischen beziehungsweise griechischen Grundtextes genau zu erfassen und ihn in verständlicher Sprache wiederzugeben.

Er vermittelt „Hoffnung für alle“: Der Philologe Urs Stingelin.

Dies erforderte manchmal Um- und Neuformulierungen.“ Ist der Vorwurf berechtigt, moderne Bibelübersetzungen seien zu wenig genau? „Zuverlässigkeit und Verständlichkeit der Übersetzung sollen dadurch gewährleistet werden, dass man sich so eng wie möglich an den Sinn des Ausgangstextes hält, sich aber in Grammatik, Satzbau und Redewendung der heutigen Ausdrucksweise bedient“, ““, sagt Stingelin diesbezüglich. „Man muss den Leuten aufs Maul schauen“: Diese Aussage des Reformators und Bibelübersetzers Martin Luther blieb auch bei der Jubiläumsausgabe Programm. Die im Brunnen Verlag Basel/Giessen erschienene revidierte Übersetzung der „HoffHoff Hoffnung für alle“ ist in verschiedenen Ausgaben erhältlich. (tf) M b www.hoffnungfueralle.ch

WoWGod-anlässE WollEn jEsus EuropaWEit zum thEma machEn

Bilder: wowgod.ch; zvg

Wow! Gott erleben in sumiswald Geistliche Inputs, Konzerte der angesagten Bands „Good Weather Forecast“ und „LZ-7“, ““, Wettkämpfe im Sumo-Ringen: Die WowGod-Tage vom 28. bis 30. November im Forum Sumiswald BE hatten es in sich. 20 verschiedene Gemeinden hatten den evangelistischen Jugendanlass gemeinsam organisiert. Am Samstag fanden sich über 1700 junge Menschen ein. WowGod ist eine Weiterentwicklung der ReLoveution-Kampagne. Man will eine zeitgerechte Art der Jugendevangelisation durchführen, unter Einbezug lokaler Gemeinden. Während die Atmosphäre und Auftritte Konzert- und Showcharakter haben, bleibt die Botschaft unverändert und es wird zur Lebensveränderung, zur

Bekehrung, aufgerufen. „WowGod will wieder Stadien mit Menschen füllen“, ““, sagt Andreas „Boppi“ Boppart, Referent und Leiter von Campus für Christus. „Unsere Vision ist es, in ganz Europa eine Jugendbewegung.“ Nächster WowGod-Event: 18.-20. April 2014, Wetzikon ZH. (tf) b www.wowgod.ch

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notiErt Weihnachtswünsche in Trams Die reformierte, die römisch-katholische und die christkatholische Kirche der Stadt Zürich teilen der Bevölkerung ihre Weihnachtswünsche auf Plakaten in Trams und auf Dias im Kino mit. Mit dem Satz „Wir wünschen Ihnen all das, was es nirgends zu kaufen gibt: Liebe, Hoffnung, Vertrauen“ sollen auch kirchenferne Menschen, Konfessionslose und Menschen anderen Glaubens angesprochen werden. (idea) DIE4PUNKTE Pralinen Feine Pralinen von Chocolatier Läderach, verziert mit den Symbolen von DIE4PUNKTE – die gibt es als Sonderangebot in der Weihnachtszeit bei Campus für Christus (Zürich), um das Weitergeben der besten Botschaft zu versüssen. (idea) bwww.cfc.ch Grosser Festgottesdienst der Migrationskirchen in Zürich Im Zentrum für Migrationskirchen in Zürich feierten am Sonntag 400 Christen aus etwa 35 Nationen einen Festgottesdienst. Die Predigt hielt Pastorin Ana Maria Stäubli von der spanisch-sprachigen „Iglesia Vida Eterna“ zum Thema „Fürchte dich nicht“. Die gemischte Gottesdienstband wurde aus vier Kirchen (brasilianisch, tamilisch und zwei afrikanische) zusammengestellt. Im Anschluss luden die zehn Migrationsgemeinden zu einer grossen Adventsfeier mit einem Apéro riche ein. Der gemeinsame Festgottesdienst am ersten Advent findet seit sechs Jahren mit wachsender Beteiligung statt. (idea) b www.migrationskirchen.ch Bei Katastrophen Menschen mit Behinderungen nicht vergessen Sowohl bei der Nothilfe als auch bei Vorbeugemassnahmen gegen Katastrophen müssen Menschen mit Behinderungen einbezogen werden. Dies fordert die CBM Christoffel Blindenmission (Zürich). (idea) bwww.cbmswiss.ch


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KOLU M N E | LE SE R BR I E F E

SYNERGIE STABÜBERGABE In einem Familienunternehmen ist die Nachfolgeregelung alle 30 Jahre ein Thema. So ist es auch im Medienhaus Jordi. Ende dieses Jahres übernimmt die fünfte Generation die Leitung.

Soll die Kirche politisch sein? zu: „Absolut, Jesus war politisch", (Nr. 47, S.8-11) Im Alten Testament finden wir viele Könige und Würdenträger, die wir heute als Politiker bezeichnen würden. Aber sie alle geben uns für die derzeitige politische Tätigkeit keine Berechtigung. Warum? Weil Israel ein theokratischer Staat war, ein Volk, das der Herr sich aus allen Völkern zu seinem Eigentum auserwählt hat. Wir aber leben in heidnischen Völkern. Im NT wird kein einziger Politiker erwähnt! Gott mahnt uns an keiner Stelle der Bibel, dass wir uns in politische Ämter drängen sollen. Gerne wird Jeremia 29,7, „Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch wegführen lasse und betet für sie zum Herrn“, zitiert. Es scheint mir eine Vergewaltigung der Schrift, wenn man hier unbedingt eine göttliche Aufforderung zur politischen Tätigkeit hineinlesen will. Das Wort richtet sich ja an die Gefangenen, die von Jerusalem nach Babel deportiert worden sind. Gott ermahnt sie nun zu einem

ganz normalen Leben in dieser fremden Stadt. Sie sollen Häuser bauen, heiraten, Kinder zeugen, für die Stadt beten und einfach das Beste für diese Stadt suchen. Dabei liegt die Betonung auf dem Gebet: „Betet für sie zum Herrn; denn wenn es ihr wohl geht, so geht es euch auch wohl.“ Das NT beschränkt unsere politischen Aufgaben auf das Gebet für die Obrigkeit und den Gehorsam ihr gegenüber (vgl. 1.Tim. 2,1.2, Römer 13,6.7, Titus 3,12, 1. Petr. 2,13.14.17, Matth. 22,21). Christliche Parteien sind in der Regel zu klein. Sie haben wenig Wirkung und widersprechen sich oft untereinander. Walter Edelmann, Neftenbach ZH

Genau genommen In Heft Nr. 48, S. 5 („Das Verbindende vor Trennendem“) berichteten wir über die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung, auf die sich die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Bern, das Evangelische Gemeinschaftswerk (EGW) und die evangelischen Bewegungen

Glied zurück und fokussiere mich während der nächsten fünf Jahre auf die Kundenberatung und den Verkauf. Zu diesen vielfältigen Aufgaben gehört das Marketing des Wochenmagazins „idea Spektrum“. Für mich ist dies ein Glück (franz. chance!) und eine schöne Herausforderung. Diese Zeitschrift verbindet Menschen. Sie ermutigt, in der persönlichen Berufung zu laufen. Sie informiert, was im Leib Christi in der Schweiz geschieht. Sie lässt uns teilhaben, wie Gott weltweit Geschichte schreibt. Im Gegensatz zur Tagespresse stehen im evangelischen Wochenmagazin Good News im Vordergrund. Das macht den Inhalt wertvoll und stärkt unser Bestreben, den täglichen Herausforderungen mit einer positiven Glaubenshaltung zu begegnen. P Der Autor ist Geschäftsführer des Jordi Medienhauses in Belp und Präsident CGS Schweiz.

und Gemeinschaften Vineyard Bern, Neues Land, Jahu und J-point Steffisburg geeinigt haben. Die Beteiligten legen Wert darauf, dass es sich hierbei nicht um freikirchliche Bewegungen, sondern um Gemeinschaften innerhalb der Evangelisch-reformierten Kirche handelt. (red.)

Leibliche Auferstehung zu: „Wie wollen Sie bestattet werden?", (Nr. 47, S.22) Aufgrund des Glaubens an die leibliche Auferstehung lehnte das Christentum die Feuerbestattung über Jahrhunderte ab. Es ist wahr, dass die Bibel keine Vorschrift über die Bestattungsart gibt. Allerdings spricht sie Hunderte Male von „begraben, Grab, Gruft, Verwesung“ und nur wenige Male von „Verbrennung“, wenn sie das tut, dann immer in Verbindung mit dem Gericht. Aus diesen Umständen lässt sich gut ableiten, dass für Christen die Ganzkörperbestattung die von Gott gewollte Bestattungsart ist. Ruedi Hayn, Arbon TG

Bild: zvg

Seit 1897 konzentrierten sich „C’est le ton qui fait la musique." unsere Vorfahren auf Inhalte, Da ist viel Wahres dran! Das hinter denen sie mit ihrer Überhat mit Respekt und Achtung zeugung stehen konnten. 116 zu tun. Wir sollen den anderen Jahre nach der Gründung wird höher achten als uns selbst (vgl. diese Vision im Medienhaus JorPhilipper 2,3), lehrt das Neue di weiterverfolgt: Botschaften Testament. Wenn derart feine verbreiten, die Menschen glückKommunikation im Miteinander Bruno Jordi lich machen. über Generationen in Familien Was macht Menschen glücklich? Glück- und Unternehmen beachtet und gefördert lichsein besteht aus einer Vielfalt an ge- wird, dann lebt eine Gesellschaft nachhallungenen Beziehungen. Angefangen bei tig – und es geht gut weiter. der Beziehung zum Schöpfer, der uns Alles hat seine Zeit, schrieb einst der grosse durch den Glauben an Jesus Christus Frie- König Salomo, so auch meine 25 Jahre als den schenkt. Um die Beziehung zu Gott in Geschäftsführer des Medienhauses, die ich Ordnung zu bringen, hat Jesus alles für uns zusammen mit einem tollen Team gestaleingesetzt, letztlich sogar sein Leben. Die- ten durfte. Was für ein Privileg ist es doch, ser Friede mit Gott soll weiterströmen zum nun den Stab an die fünfte Generation Mitmenschen. Dabei ist es wesentlich, wie weitergeben zu dürfen! Ich betrachte dies wir miteinander reden. Die feinen Töne in als grosses Geschenk. Am 1. Januar 2014 der zwischenmenschlichen Kommunikati- übernimmt Gabriel Jordi den Vorsitz der on bestimmen die Güte der Beziehungen. Geschäftsleitung. Ich selbst trete ins zweite

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N ac h r ic h t e N sc h w e i z

Politik vergisst verfolgte Christen natIOnalrat Christenverfolgung wird von den Medien und der Politik in der Schweiz kaum thematisiert. Im Nationalrat ist eine Motion, die das ändern wollte, stillschweigend unter den Tisch gefallen.

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itte Oktober hat das Europaparlament angesichts der Verbrechen an religiösen Minderheiten in Syrien, Pakistan und dem Iran eine Resolution verabschiedet. Diese wurde von sämtlichen Fraktionen, mit Ausnahme der äussersten Linken, unterzeichnet. Damit verurteilte die EU die dortigen Missstände. In Deutschland hat die CDU/CSU-Fraktion eine Dokumentation über die Christenverfolgung herausgegeben. Volker Kauder äussert sich laufend öffentlich zu diesem Thema. Die Christenverfolgung findet so Eingang in den grossen Medien, wie „Die Welt“ und „Die Zeit“. Was tut die Schweiz?

Motion Brönnimann versandet Anfangs 2011 reichte Andreas Brönnimann (EDU) im Nationalrat eine Motion ein, die von 42 Parlamentariern aus SVP, CVP und der Lega mitunterzeichnet war. Sie verlangten ein Konzept, dass die Zahlung von Entwicklungshilfegeldern an die Bedingung knüpft, dass im betreffenden Land keine Christen oder Minderheiten verfolgt werden. Andras Brönnimann: „Das Konzept sollte als Druckmittel verwendet werden können, um diese Länder dazu zu bringen, die Religionsfreiheit zu leben und die Christen zu schützen.“ Am 23. November 2011 beantragte der Bundesrat, die Motion abzulehnen, Zitat: „Eine Einstellung der Entwicklungshilfe würde besonders jene treffen, die bereits am stärksten unter den ungünstigen Bedingungen leiden, namentlich die Angehörigen religiöser Minderheiten.“

Bild: zvg

Frist ablaufen lassen Nach Brönnimanns Ausscheiden aus dem Nationalrat übernahm Oskar Freysinger (SVP) diese Motion. Aber – das Anliegen wurde im Rat nie behandelt. Nach über zwei Jahren der Untätigkeit fiel das Anliegen im März dieses Jahres wegen der überzogenen Frist aus den Traktanden. "Abgeschrieben, weil seit mehr als zwei 49.2013

Jahren hängig" heisst dies im Beamtenjargon. Damit ist bis heute unklar, wie sich der Nationalrat zum Anliegen der Motionäre geäussert hätte und wie er zum Thema der unterdrückten Christen steht.

Kaum Medienecho Dass die Motion Brönnimann im Nationalrat stillschweigend und gegen die demokratischen Regeln unter den Tisch fiel, war den Medien keine Schlagzeile wert. Während einige Agenturmeldungen rund um unterdrückte Christen in der Presse Eingang fanden, war es nur die „Weltwoche“, die in selbst recherchierten Beiträgen die Christenverfolgung aufzeigte. Urs Gehriger stellt in seinem Beitrag vom 17. Oktober 2013 fest, dass trotz der erwiesenen Diskriminierung von Christen in drei Vierteln aller Länder der Welt viele Politiker, Geistliche und Bundesbeamte hier in der Schweiz die Problematik hinter vorgehaltener Hand als „zu sensibel“ einstuften, um sie offen zu diskutieren. Der Diskurs wurde ausgebremst. Die Dankbarkeit für demokratische Errungenschaften scheint nur dann vorhanden, wenn sie gerade opportun ist.

Säkularisierung hinterlässt Leere So stellte zu Beginn dieses Jahres der liberale Agnostiker und Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa mit Recht fest: „Die Säkularisierung hat nicht Ideen, Wissen und Überzeugungen an die Stelle der Götter gesetzt. Sie hat eine geistige Leere hinterlassen.“ Und die deutsche Islamwissenschaftlerin und langjährige Entwicklungshelferin Rita Breuer stellt klar: „Dabei ist es keineswegs […] 'islamophob', auf die desolate Situation vieler Christen in der islamischen Welt hinzuweisen, vielmehr ist es christenfeindlich, es nicht zu tun.“ Die Lage der verfolgten Christen sollte nicht nur in Kirchen und Gemeinden präsent sein, sondern auch in die Öffentlichkeit getragen werden. (at) P

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PODIUM Nach dem Volksmehr zu eidgenössischen oder kantonalen Initiativen wurde in den letzten Jahren von Staatsseite her immer wieder bemängelt, die Volksbegehren könnten nicht umgesetzt werden. Sie würden ganz oder teilweise gegen übergeordnetes Recht verstossen. Aber wenn Volksinitiativen, die von Bundesrat und Parlament behandelt und vom Volk angenommen wurden, nachher nicht umgesetzt werden, schadet das der Glaubwürdigkeit der Demokratie. Als Christin ist für mich Glaubwürdigkeit Auftrag und Aufgabe. Sie ist ein hohes Gut im Zusammenleben. Jesus hat einmal über die Pharisäer gesagt: „Alles nun, was irgend sie euch sagen, tut und haltet. Aber tut nicht nach ihren Werken, denn sie sagen es und tun es nicht“ (Matth. 23,3). Glaubwürdigkeit bedeutet: Man tut und hält was man sagt. Und man sagt das, was man tut. Und dies gilt genauso für den Umgang mit demokratischen Rechten wie auch mit den Menschenrechten. Eine Demokratie ist mehr als das Recht einer Mehrheit, alles, was den Wahlkampfzielen dient, zu beschliessen. Die allgemeinen Grundrechte müssen geschützt werden. Deshalb sollten Volksinitiativen, welche die Grundrechte beschneiden, gar nicht zur Abstimmung kommen dürfen. Seit Jahren suchen Organisationen zum Schutz der Menschenrechte einen Weg aus dem Dilemma zwischen der Umsetzbarkeit des Volkswillens und völkerrechtlichen Verpflichtungen. So haben auch die staatspolitischen Kommissionen dem Bundesrat entsprechende Aufträge erteilt. Es wird höchste Zeit, sie umzusetzen. Marianne Streiff ist Nationalrätin der EVP und lebt in Urtenen-Schönbühl BE.


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P U BL I R E P OR TAG E

Einander dienen, einander ermutigen und unterstützen Das Réseau évangélique suisse (RES) ist der Zusammenschluss der Evangelischen Allianz und des Freikirchenverbandes in der Romandie. Michel Mutzner, Co-Generalsekretär des RES, erklärt, weshalb es den Verband in der Westschweiz braucht.

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enn ich das Réseau évangélique suisse (RES) in einer Gemeinde oder bei einer Organisation vorstelle, höre ich oft die Frage: «Das Réseau évangélique, wozu braucht es das?» Meistens antworte ich dann mit einer Gegenfrage: «Und ihr, wozu braucht es euch in der Kirche von Jesus Christus? Welche Rolle wollt ihr als Teil des Leibes von Jesus-Christus spielen? Unsere Aufgabe ist es, euch in eurer Berufung zu ermutigen und zu unterstützen. Dabei wollen wir euch helfen, eure Berufung als Teil des Leibes Christi zu leben.»

Treffen von evangelischen Kirchenverbandleitern und Verantwortlichen von christlichen Werken in der Westschweiz (Bild: zvg)

Wir ermuntern Gläubige, Kirchen, Werke und Kirchenverbände, darüber nachzudenken, in welcher Hinsicht sie für die anderen Glieder des Leibes ein Segen sein können: durch Grosszügigkeit, Liebe und geschwisterliche Gesinnung unter den Gläubigen wird sich ein himmlischer Wohlgeruch verbreiten. Es sind solche Beziehungen, nach denen andere Menschen sich sehnen und die das Kennzeichen von Jesus tragen.

ihre Berufung zu einem höheren Plan gehört, an dem wir einen gemeinsamen Anteil haben. Wir brauchen Gläubige, die in ihren Herzen dazu bereit sind, das Kommen des Reiches Gottes zu fördern, und die gerade deshalb einander dienen, damit die Welt glaubt, dass Jesus wirklich der Sohn Gottes ist. Michael Mutzner

Ich bin dankbar und sehr ermutigt zu sehen, wie einige Werke und Kirchen in wirk wirklicher Grosszügigkeit handeln. Es gibt Gläubige und Kirchen, die sich uneigennützig engagieren. Es gibt Werke – in einem säkularen Kontext wären sie Konkurrenten –, die Hand in Hand arbeiten und sich über die Erfolge ihrer «Konkurrenten» freuen. Sie sehen nicht ihre eigenen erfolgreichen Projekte als Ziel, sondern investieren sich vor allem anderen in das Reich Gottes. Und dann erlebe ich oft, wie gerade die in ihren Beziehungen zu den anderen Teilen des Leibes Christi grosszügigen Gemeinschaften für ihre Grosszügigkeit reich belohnt werden. Es verhält sich genau so, wie es schon der Apostel Paulus sagte: Wer wenig sät, wird wenig ernten, und wer im Überfluss sät, der wird auch im Überfluss ernten (2. Korinther 9,6).

Das Réseau évangélique suisse (RES) wurde 2006 aus dem Zusammenschluss der «Alliance évangélique romande» (Westschweizer Zweig der Evangelischen Allianz) und der FREOE (dem Westschweizer Freikirchenverband) gegründet. Das RES und die Schweizerische Evangelische Allianz SEA bilden zusammen einen nationalen Verband. Zum RES gehören zurzeit neun Kirchenverbände: Armée du Salut (Heilsarmee), Association vaudoise d’Eglises évangéliques (Waadtländer Verband Evangelischer Kirchen), Conférence mennonite suisse (Mennoniten), Eglises évangéliques apostoliques romandes (BewegungPlus), Fédération d’Eglises et Communautés du Plein Evangile (FECPE) – (Verband der Kirchen des vollen Evangeliums), Fédération romande d’Eglises évangéliques (FREE) – (Freie Evangelische Gemeinden), Union des assemblées missionnaires (Freie Missionsgemeinden), Union des Eglises Chrischona Suisse (Chrischona Gemeinden), Union des Eglises évangéliques de Réveil (Evangelische Erweckungsgemeinden). Zum Réseau gehören ebenfalls 172 Kirchen, 62 Werke und ungefähr 600 Einzelmitglieder. Generalsekretäre des RES sind Christian Kuhn und Michael Mutzner. Präsident ist Norbert Valley.

In diesem Sinne möchte ich Sie als Leserin, als Leser ermutigen: Wir brauchen Christinnen und Christen, die verstehen, wie

Das Réseau évangélique suisse (RES)

Michael Mutzner ist Co-Generalsekretär des Réseau évangélique suisse (RES)

Das Réseau steht im Dienste seiner Mitglieder, um diese in drei Dingen zu unterstützen: die Einheit unter Gläubigen und Christen leben (IN), im Hören auf Gott Stellung zu beziehen (UP) sowie eine repräsentative evangelische Stimme in der Gesellschaft sein (OUT). Das Leitmotiv des RES lautet: «Das Réseau évangélique suisse, das seid ihr!». Wir wollen damit signalisieren, dass das RES da ist, seine Mitglieder miteinander in Verbindung zu bringen. Die Rolle der Mitarbeiter des RES ist es, eine Art Gelenk im Leib Christi zu sein (Eph. 4.16). Aber der Körper, das sind sie, die Mitglieder. Unsere Vision ist es also, eine Plattform zu sein, auf der sich die verschiedenen Beteiligten der evangelischen Welt treffen, Beziehungen knüpfen, ihre Leidenschaft für Jesus teilen und dazu beitragen, dass das Reich Gottes in unserem Land voranschreitet. (MM) www.evangelique.ch info@evangelique.ch Diese Publiseite wurde im Auftrag des VFG – Freikirchen Schweiz erstellt. Verantwortlich für den Inhalt ist das Réseau évangélique suisse (RES).

idea Spektrum 49.2013


m i ssion g loba l

Mauern und berge überwinden

the next Mountain Kinder sind besonders offen für das Evangelium. Die Bewegung „4/14-Fenster“ sieht sich herausgefordert.

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itte Oktober führte „4/14“ in Bangkok ihre vierte Konferenz durch. Das Thema „Der nächste Berg“ definierte die Herausforderung, brachte andererseits aber den Wunsch zum Ausdruck, die nächsten Hürden mit Gott zu nehmen. Für „Mission global“ berichtet Barbara Rüegger.

Altersgruppe mit Verheissung Ich hatte das Privileg, zum vierten Mal dabei zu sein. Die Bewegung 4/14-Fenster hat sich vier Ziele gesetzt: „Reach, Rescue, Root and Release“ (erreichen, retten, verwurzeln, freisetzen). Statistiken zeigen, dass sich 80 Prozent aller Christen zwischen 4 und 14 Jesus zuwenden. Ältere sind nicht mehr so offen fürs Evangelium. Das erklärt, warum wir diese Altersklasse als Zielgruppe definieren. Jesus sagt ja auch: „Lasst die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Himmelreich.“

Kinder werden zu Missionaren An der Konferenz nahmen über 800 Gäste aus mehr als 90 Ländern teil. Viele waren zum ersten Mal dabei. Sie liessen sich dazu herausfordern, den biblischen Auftrag und die Verheissungen ernst zu nehmen und in ihren Kirchen und Organisationen einen Schwerpunkt auf die Arbeit mit Kindern zu legen.

Viele Nationen, ein Anliegen: „Mit Gott Mauern und Berge überwinden!“

Kinder freisetzen: Für viele war es neu, dass Kinder nicht nur Ziel eines Engagements sein können, sondern selber am missionarischen Auftrag teilhaben. Während zwei Tagen trafen sich die Teilnehmenden in Regionalgruppen. Sie entwickelten Pläne, wie das Anliegen des 4/14-Fensters in ihren Regionen umgesetzt werden kann. Es ist schon ein wenig hart, dass in Lateinamerika so viel passiert und bei uns in Westeuropa so wenig ... Ein Highlight sind die Möglichkeiten der neuen Medien, um die Kids zwischen 4 und 14 zu erreichen. Ein Team aus Indonesien hat dafür tolle Videos ausgearbeitet. Diese werden inzwischen auch in deutscher Sprache angeboten. (tf) P www.4to14window.org b

MiSSion-net niMMt jugendliche Mit auf eine MiSSionale reiSe

Bilder: Damaris Kipfer, zvg

400 Schweizer werden erwartet Ermutigung, Dienst, Gebet, Anbetung, Nachfolge, Berufung, Vernetzung, Fun: Das und mehr bietet der europäische Missionskongress Mission-Net in Offenburg (D). Vom 28. Dezember bis 2. Januar 2014 geht es um nicht weniger als die ganze Welt. „Christen sind aufgefordert, auch kontinental und weltweit zu denken“, ““, sagt Evi Rodemann, Direktorin von Mission-Net. Das Thema „Work in progress“ wird anhand des Buches Nehemia behandelt. „Wir erwarten 400 Teilnehmende aus der Schweiz“, ““, sagt Niklaus Meier, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen" gegenüber idea. (tf) b www.mission-net.org 49.2013

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blog Einmal Markt und zurück ... Ich werde oft gefragt, ob ich mich frei bewegen könne. Kann ich – bei Tageslicht. Man muss sich einzig an die dummen Sprüche der herumsitzenden Männer gewöhnen. Selbst nach drei Jahren brauche ich viel Energie, um auf dem Markt einzukaufen. Nach ein paar Schritten auf der staubigen Hauptstrasse versuche ich, ein Motorradtaxi („Boda-Boda“) anzuhalten. Die Fahrt ins Stadtzentrum ist kurz und billig. Leider fehlt mir oft das „richtige“ Kleingeld, denn selbst für 10 Franken ist es schwierig, Retourgeld zu bekommen. Der Taxifahrer wartet geduldig, bis ich im nächsten Laden meine Note in kleinere Einheiten getauscht habe. Gelegentlich verlangt einer zu viel, denn Weisse haben eh viel Geld – denken sie. Geradezu magnetische Anziehungskraft übe ich auf betrunkene Soldaten aus. Sie finden mich immer wieder im Getümmel. Gott sei Dank gibt es einige Menschen, die sich für mich einsetzen. Dazu gehören die „Mama“, bei der ich Zucker und Reis kaufe, oder meine Gewürz-Frauen. Weil ich den lokalen Dialekt recht gut beherrsche, kann ich mich im Laden an der Ecke mit den Verkäufern aus Darfour (Sudan) unterhalten. Zu ihrer Kundenfreundlichkeit gehört, dass es oft eine Tomate mehr, ein Päckli Kaugummi, eine Wasserflasche gibt. Zum Glück stehen an jeder Ecke Motorradtaxis. So geht es durch den Staub wieder zurück ... Ja, es ist eben doch anstrengend, alleine in die Stadt zu gehen. Aber (zum Glück!) nicht gefährlich. Simone

MISSION GLOBAL öffnet monatlich ein Fenster zur weiten Welt. Wir begrüssen Simone Illi als neue Bloggerin. Sie gibt uns Einblick in ihren Alltag in Yei im Südsudan.


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inus ein Leben h en s t a h Jesus Christ r e , h d ic stus liebt d jetzt ist er je » Jesus Chri m dich zu retten, und ich zu erleuchgegeben, u an deiner Seite, um d r. 164) ig Tag lebend n und zu befreien.« (N e rk ä t tä s ten, zu

UUNGEWÖHNLICHE WORTE DER WOCHE Am 27. November veröffentlichte Papst Franziskus sein erstes ApostoA lilisches is Schreiben „Evangelii Gaudium“ (Die Freude des Evangeliums). EEs ist auf Deutsch im Internet abrufbar unter www.vatican.va. In vielen Me M Medien hieß es, mit diesem Lehrschreiben trete der Papst für eine gru g grundlegende Reform seiner Kirche ein. Auf dieser Seite Auszüge.

Evangelisation

» Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln, damit die Gewohnheiten, die Stile, die Zeitpläne, der Sprachgebrauch und jede kirchliche Struktur ein Kanal werden, der mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient.« (Nr. 27)

t dem nt entsprich ss e m e g a g n E tet, da enische » Das ökum es Herrn, der darum bit laubG d Gebet Jesu, h. 17,21). Die ung o (J n e ll so ’ ‚alle eins sein r christlichen Verkündig n ihre e e würdigkeit d größer, wenn die Christ r. 244) l ie (N v « en … wäre sehr winden würd erw b ü n e g n u tu lt l Spa

Ökumene

Das Amt des Papstes

» Da ich berufen bin, selbst zu leben, was ich von den anderen verlange, muss ich auch an eine Neuausrichtung des Papsttums denken. (...) Auch das Papsttum und die zentralen Strukturen der Universalkirche haben es nötig, dem Aufruf zu einer pastoralen Umkehr zu folgen.« (Nr. 32) Spaltu Spa lltun t ng tu nge gen en n

» Angesichts der Gewichtigkeit , die das Negativ-Zeugnis der Spaltung unter den Christen besonders in Asien und Afrika hat, wird die Suche nach Wegen zur Einheit dringend. Die Missionare in jenen Kontinenten sprechen immer wieder von den Kritiken, Klagen und dem Spott, der ihnen aufgrun d des Skandals der Spaltungen unter den Chris ten begegnet. Wenn wir uns auf die Überzeug ungen konzentrieren, die uns verbinden, und uns an das Prinzip der Hierarchie der Wa hrheiten erinnern, werden wir rasch auf gem ein men der Verkündigung, des Die same Fornstes und des Zeugnisses zugehen können.« (Nr. 246)

islamischen Ein ie d n te ss ü m ommen, » Wir Christen nsere Länder k u in ie d , er men, er wand chtung aufneh A d n u g n u g ei änmit Zun itten, in den L b d n u en ff o h enommen so wie wir Tradition aufg er ch is m la is n der te! Ich ersuche it B . en d er w und geachtet zu ütig darum, in Anbeem diese Länder d t, welche die Angehörigen ei ih re F enietracht der hen Ländern g ic tl es w en d ährleisdes Islam in Freiheit zu gew iern und en st ri h C en d ßen, nst fe ihren Gottesdie (Nr. 253) ten, damit sie .« leben können ihren Glauben

Islam

e auch ann die Kirch k il e rt U n e rt dem Kern wäh Einseitige Verkündigung » In ihrem be n, eigene, nicht direkt mit tief in der e il g e n T la e m g u z u , z e a n d e » Wenn zum Beispiel ein Pfarrer während des ums verbund uche zu erkennen, die des Evangeli rä B liturgischen Jahres zehnmal über (sexuelle) e lt rpretiert erwurze Geschichte v hr in derselben Weise inte icht ent-Enthaltsamkeit und nur zwei- oder dreimal n e heute nicht m ren Botschaft gewöhnlich ) über die Liebe oder über die Gerechtigkeit de d.« (Nr. 43 ir w werden und n e spricht, entsteht ein Missverhältnis.« (Nr. 38) m m o n ahrge sprechend w

Tradition


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M E DI E N

Protestanten: Diese Papstworte sind evangelisch VATIKAN Das päpstliche Lehrschreiben „Evangelii Gaudium“ (Freude des Evangeliums) ist in der evangelischen Kirche und bei den theologisch konservativen Evangelikalen auf Zustimmung gestoßen.

I

n dem am 27. November im Vatikan vorgestellten Dokument plädiert Franziskus für einschneidende Reformen der römisch-katholischen Kirche, damit sie „den gegenwärtigen Notwendigkeiten der Evangelisierung“ entspreche. Überall müsse Christus im Mittelpunkt stehen. Die „persönliche Begegnung mit Christus“ sei „der Grund der Kirche“. Darüber hinaus fordert er auch eine Dezentralisierung der Macht: „Es ist nicht angebracht, dass der Papst die örtlichen Bischöfe in der Bewertung aller Problemkreise ersetzt, die in ihren Gebieten auftauchen.“

Franziskus: Der Kapitalismus ist ein großes Hindernis Außerdem ruft er zu einer neuen Einstellung zur Weltwirtschaftsordnung auf, damit die „Vergötterung des Geldes“ beendet werde. Der Kapitalismus sei ein großes Hindernis dafür, dass Menschen die Freude des Evangeliums erfahren können. Für den Catholica-Beauftragten der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), den braunschweigischen Landesbischof Friedrich Weber (Wolfenbüttel), ist das Lehrschreiben ein „Aufruf zur Umkehr“. Es handele sich um „ein evangelisches, das heißt, dem Evangelium verpflichtetes Wort“, sagte er idea. Es beeindrucke ihn, „wie der Papst vor jedem – auch ethisch bedeutsamen – Tun von Christenmenschen die Hinwendung zu dem auferstandenen Christus als Umkehr der Christen zu ihm, dem Befreier, be-

schreibt“. Franziskus spreche nicht in allgemeinen Worten von Gott, sondern mache deutlich, „dass allein aus der persönlichen Begegnung mit Christus als dem Grund der Kirche Hoffnung, Zuversicht und Kraft für die Arbeit an unserer geschlagenen Welt kommen kann“.

tion, „das ganze Evangelium der ganzen Welt durch die ganze Kirche“ bekanntzuma-

Die Mission ist Aufgabe aller

Unbequeme Zeiten

Nach Ansicht des Catholica-Beauftragten des Konfessionskundlichen Institutes des Evangelischen Bundes, Martin Bräuer (Bensheim/Südhessen), ist der Papst dabei, seine Kirche „evangeliumsgemäßer“ zu gestalten. Gegenüber idea sagte er, Franziskus baue keine Frontstellungen zu anderen Konfessionen und Religionen auf, sondern sehe die Mission als eine Aufgabe aller Christen an. Dabei betone er auch die Aufgabe der Laien in der Kirche.

Evangelikale: Wäre die evangelische Kirche doch so biblisch! Der Direktor der Weltweiten Evangelischen Allianz für Ökumenische Angelegenheiten, Rolf Hille (Heilbronn), sagte gegenüber idea, als Evangelikaler wünschte er, dass der Weltkirchenrat oder die EKD auch einmal eine solch biblisch begründete Schrift veröffentlichten. Das Lehrschreiben sei von der leidenschaftlichen Liebe zu Jesus und dem Willen zu kompromissloser Nachfolge bestimmt. Die Forderungen des Papstes seien „tief im Evangelium verwurzelt“. Sie entsprächen weithin dem Ziel der Lausanner Bewegung für Weltevangelisa-

Mitglieder der Römisch-katholischen Kirche und der anderen Baptistischer Weltbund Lutherischer Weltbund Anglikanische Kirche Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen Weltrat der Methodistischen Kirchen Weltpfingstkonferenz insgesamt Römisch-katholische Kirche

˜ 42 Mio. ˜ 70,5 Mio. ˜ 77 Mio. ˜ 80 Mio. ˜ 80,5 Mio. ˜ 250 Mio.

Quelle: Die entsprechenden Organisationen

˜ 600 Mio. ˜ 1.202 Mio.

Revolution im Vatikan

Papst Franziskus’ radikales Programm

Franziskus will Kirche komplett reformieren

Franziskus fordert den Kurswechsel Der Papst will eine andere Kirche

Vom Baum der Erkenntnis essen

KIRCHE Papst Franziskus verkündet in seinem Manifest, den Katholizismus reformieren zu wollen. Vieles klingt schön. So schön, dass er sich damit selbst abschaffen könnte

chen. Hille empfiehlt „allen evangelischen Pfarrern, Synodalen und Kirchenleitern“, das Schreiben gründlich zu studieren und zu beherzigen. Auch der Vorsitzende der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher (Bonn), würdigt, dass der Papst das Evangelisieren durchgängig in den Mittelpunkt des Lehrschreibens stellt. Franziskus zufolge soll sich die Verkündigung des Evangeliums an diejenigen richten, „die Jesus Christus nicht kennen oder ihn immer abgelehnt haben“. Dabei sei das Gebet von besonderer Bedeutung. P 49.2013


N AC H R IC H T E N

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Der Spott und die religiöse Bastelei nehmen zu DIALOG Beim „Vorhof der Völker“ sprachen Katholiken mit Nichtchristen

G

egenüber allen Religionen wird heute mit Gleichgültigkeit, Oberflächlichkeit und Spott reagiert. Diese Ansicht äußerte der Präsident des Päpstlichen Rates für Kultur, Gianfranco Kardinal Ravasi, auf der katholischen Veranstaltungsreihe „Vorhof der Völker“ in Berlin. Statt des Glaubens an Christus gebe es zunehmend eine spirituelle Bastelei. Jeder stelle sich aus der „geistigen Speisekarte das passende Menü zusammen“. Für den Agnostiker und Philosophen Prof. Herbert Schnädelbach (Hamburg) ist die vom russischen Dichter Fjodor Dostojewski (1821–1881) stammende Aussage „Wenn es keinen Gott gibt, ist alles erlaubt“ einer der dümmsten Sprüche, die es gibt.

Auch Atheisten handeln moralisch Schnädelbach: „Selbst wenn es Gott nicht geben sollte, darf ich nicht bei Rot über die Ampel gehen, Steuern hinterziehen oder meine Frau schlagen.“ Vom Atheismus gingen weder Sittenlosigkeit noch Anarchie aus. Das rationale Gespräch zwischen Menschen reiche aus, um zu verbindlichen Normen zu gelangen. Der

katholische Sozialphilosoph Prof. Hans Joas (Freiburg) erwiderte, der Mensch bedürfe „starker Erfahrungen des Guten“. Dies könne die Begegnung mit einem Vorbild sein, aber auch mit Gott. Ein Christ dürfe nicht mit moralischem Zeigefinger auftreten, sondern solle sich aus Glauben und Liebe heraus als freier Mensch zeigen.

Intendant: Am liebsten würde ich die Bibel inszenieren Hat Gott einen Platz im Theater? Auch darüber wurde im Rahmen der Veranstaltung „Vorhof der Völker“ diskutiert. Nach Ansicht des Intendanten des Theaters „Schauspiel Köln“, Stefan Bachmann, gehört Religion auf die Bühne. Bachmann ist Regisseur der fünfstündigen Inszenierung „Genesis“. Das 1. Buch Mose ist für ihn „ein unglaublich spannendes Erzählwerk, in dem nichts ausgelassen wird“. Die Bibel sei „das Füllhorn, aus dem alles stammt, was uns ausmacht“. Am liebsten würde er die gesamte Bibel inszenieren, so der Atheist. P

KOMMENTAR zum ersten Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus: „Freude des Glaubens“

Wenn sich jetzt nicht die evangelische Kirche ändert … Selten wurde das Lehrschreiben eines Kirchenoberhauptes so häufig in den Medien mit „revolutionär“ umschrieben wie das erste allein von Papst Franziskus bestimmte über die „Freude des Glaubens“. Denn hier stellt er tatsächlich vieles „auf den Kopf“ (so die Tageszeitung „Die Welt“), was bislang als unumstößlich galt. Sogar im Blick auf sein Amt als Papst – eines der größten Hindernisse für mehr Ökumene – schreibt er von einer Neuausrichtung. Wenn er äußert, allein die „persönliche Begegnung mit Christus“ sei „der Grund der Kirche“, ist das Evangelium pur! Wenn er fordert, keine Angst davor zu haben, historisch gewachsene „Normen“ „zu revidieren“, geht es um nichts weniger als eine grundlegende Reform seiner Kirche.

Genau wie die Evangelische Allianz Und wenn er die Einheit der Christusgläubigen wünscht, ist das nichts anderes, als was die Evangelische Allianz seit ihrer Gründung 1846 fordert. Ob der Papst freilich seine Ansichten umsetzen kann, ist

angesichts der Kirchen in Lateinamerika oder Polen, die katholischer sind als viele Päpste, noch höchst ungewiss. Auch ist ungeklärt, was er unter Normen versteht, die änderbar seien. Gilt das auch für unbiblische Dogmen wie das von der „unbefleckten Empfängnis Mariens“?

Die große Faszination jedenfalls, die sowohl Benedikt XVI. mit seinen bibeltreuen Jesusbüchern als auch sein überzeugend auftretender Nachfolger nicht nur auf die Treuesten der Treuen in der Volkskirche – die Evangelikalen – ausübt, sollte die Kirchenleitungen höchst unruhig werden lassen.

Wird es Übertritte geben?

Jesus ist auch für Reiche da!

Das Signal jedoch, das der Papst mit seinem Lehrschreiben sendet, dürfte zur größten Herausforderung des verunsicherten Protestantismus werden, ist er sich doch nicht einmal darin einig, was in dem allen Kirchen gemeinsamen Apostolischen Glaubensbekenntnis gilt oder nicht. Wenn es jetzt nicht zu einer Reformation vieler evangelischer Kirchen kommt, werden sich vermutlich immer mehr Noch-Protestanten fragen: Ist es nicht besser, in eine Kirche überzutreten mit dem auferstandenen Christus als Mittelpunkt, als in einer formal evangelischen zu bleiben, wo Christus oft nur noch als Vorbild gilt? Da nimmt dann mancher ein bisschen mehr Maria und ein paar Heilige in Kauf.

In einem freilich kann Papst Franziskus von den Christen im deutschsprachigen Europa lernen. Sosehr seine scharfe Kritik am Kapitalismus verständlich ist aufgrund seiner südamerikanischen Herkunft und der dortigen sozialen Ungerechtigkeit, sosehr kann die Alternative nicht einfach nur in einer „Kirche der Armen“ bestehen. Wer soll sich denn um die Armen kümmern, wenn es die nicht tun, die nicht arm sind? Jesus ist auch für die Reichen gekommen! Und eine Alternative zwischen Kapitalismus und Sozialismus gibt es: Es ist die soziale Marktwirtschaft, die sich jahrzehntelang bestens bewährt hat. P Helmut Matthies


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Steigerung um 24 Millionen Exemplare oder 6 %. Mit 314 Millionen biblischen Schriften ist Nord- und Südamerika Spitzenreiter bei der Verbreitung. Für den Direktor des Weltverbandes, Michael Perreau, ist die wachsende Nachfrage nach Bibeln eine Bestätigung dafür, dass das Wort Gottes überall auf der Welt Menschen erfreut. Die Heilige Schrift wird auch von zahlreichen anderen Verlagen und Organisationen verbreitet. Deren Zahlen sind in der Statistik nicht enthalten. P b www.dbg.de • 0711 7181273

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Wie Christen Angriffen begegnen sollen BIBELBUND Angesichts zunehmender Angriffe auf den christlichen Glauben kommt es darauf an, dass Christen gute Argumente gebrauchen.

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iese Ansicht vertrat der Vorsitzende des Bibelbundes, Michael Kotsch, auf der 4. Konferenz der theologisch konservativen Organisation in Rehe (Westerwald). Christen würden etwa mit dem Vorwurf konfrontiert, dass die Heilige Schrift Fehler enthalte. Wer nur mangelnde Bibelkenntnis habe, ließe sich dadurch verunsichern und reagiere häufig emotional und überheblich. Das schrecke ab. Deshalb werde es immer wichtiger, dass Christen die biblischen Inhalte kennen und lernen, ihren Glauben plausibel zu erklären. Der säkulare Mensch verstehe es nicht, wenn man ihn als „Sünder“ anspreche und ihn mit Bibelversen konfrontiere. Kotsch empfiehlt Gemeinden, praxisorientierte Seminare anzubieten, damit sie ihren Glauben besser vermitteln können. Als Übungsfeld könnten Gesprächsforen im Internet dienen. Sie böten eine große Chance, da sich vor allem junge Leute dort ihre Meinung bilden. Der Moderator der Tagung mit über 100 Dauerteilnehmern, Hartmut Jaeger (Dillenburg), unterstrich die Autorität der

Michael Kotsch

Jürgen Thielmann

Heiligen Schrift: „Wer die Bibel infrage stellt, stellt Jesus Christus infrage.“ Und wer Jesus treu sein wolle, müsse bibeltreu sein. Auf der Mitgliederversammlung des Bibelbundes wurde der Schulamtsdirektor i. R. Jürgen Thielmann zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Thielmann ist Nachfolger von Thomas Jeising, der ab 2014 Schrift- und Verlagsleiter des Bibelbundes sein wird. Er löst Karl-Heinz Vanhaiden ab, der nach 19 Jahren in den Ruhestand tritt. Der Bibelbund wendet sich gegen jede Bibelkritik. Er hat Kontakt zu rund 5.000 Freunden. P b www.bibelbund.de • 030 44039253

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Der neue Matthew Henry Kommentar – Überarbeitet von Martin H. Manser Mit diesem 1. Band können Sie einen Klassiker wiederentdecken oder auch zum ersten Mal kennenlernen. Seit ca. 300 Jahren ist dieses Werk durch seine reichhaltigen Auslegungen und praktischen Anwendungen Christen zum Segen geworden. Matthew Henry gibt umfassende Einblicke in das Wort Gottes. Durch eine Überarbeitung in zeitgemäßer Sprache ist er eine Hilfe bei der Predigtvorbereitung sowie dem Bibelstudium. Der 2. Band (Apostelgeschichte – Offenbarung) erscheint im April 2014.

as berichtet der überwiegend evangelische Weltverband der Bibelgesellschaften iin Swindon bei London. In Syrien seien im vergangenen Jahr 169.000 Bibeln und Bibelteile g vverbreitet worden, 150.000 Exemplare mehr aals 2011. In Ägypten sei die Zahl der verbreitteten biblischen Schriften um 25 % auf 2,82 Millionen gestiegen. Broschüren mit bibliM sschen Texten wie der Bergpredigt seien zum Beispiel bei Massenversammlungen auf dem Tahrir-Platz in der Hauptstadt Kairo als Zeichen des Friedens und der Hoffnung verteilt worden. Ähnlich hohe Zuwachsraten werden aus dem Irak, Indien, Laos und Nigeria gemeldet. Nach Angaben des Weltverbandes haben die 146 nationalen Bibelgesellschaften im Jahr 2012 insgesamt mehr als 405 Millionen Bibeln, Neue Testamente und biblische Schriften verbreitet. Das ist gegenüber dem Vorjahr eine

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N AC H R IC H T E N

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Christen zum Koalitionsvertrag: Viel Lob und manche Kritik CDU/CSU/SPD-EINIGUNG Auf ein unterschiedliches Echo in kirchlichen Kreisen und der evangelikalen Bewegung ist der von CDU, CSU und SPD ausgehandelte Koalitionsvertrag gestoßen.

E

rfreut äußerte sich der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Politik in Berlin und Brüssel, Prälat Martin Dutzmann, gegenüber idea: „Mit dem klaren Bekenntnis zur Beibehaltung der Kirchensteuer und zur Unterstützung der kirchlichen Dienste wird das Engagement der Kirchen bewusst gewürdigt.“ In der Präambel des Vertrages heißt es im Blick auf die Kirchen: „Sie bereichern das gesellschaftliche Leben und vermitteln Werte, die zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft beitragen.“

Evangelische Allianz würdigt Einsatz für Religionsfreiheit Der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz, Wolfgang Baake, äußert sich dankbar darüber, dass dem Christentum ein eigenes Gewicht zugemessen werde. Im außenpolitischen Teil der Vereinbarung bleibe der Einsatz für die weltweite Beachtung der Religionsfreiheit bestehen. In dem Vertrag heißt es: „Wir beobachten mit großer Sorge, dass die Lage der Christen und anderer religiöser und ethnischer Minderheiten in Nordafrika, dem Nahen und Mittleren Osten nach dem Sturz der autoritären Regime sich zum Schlechteren entwickelt.“ Baake vermisst die Erwähnung von Ländern wie Nordkorea und Vietnam. Zur Aussage in dem Vertrag, dass die Koalition „Ehe und Familie stärken“ will, äußert Baake die Hoffnung, dass die inhaltliche Bedeutung dieser Begriffe „nicht weiter aufgeweicht wird“.

Bischof: Der Klimaschutz kommt zu kurz – Lob von der Diakonie Kritik an dem Vertrag übt der badische Landesbischof Ulrich Fischer (Karlsruhe). Nach seiner Ansicht kommt der Klimaschutz darin zu kurz. Damit stehe die Glaubwürdigkeit der Kanzlerin auf dem Spiel. Mit Sorge betrachtet Fischer auch, dass in der Öffentlichkeit das Thema einer geplanten Pkw-Maut weitaus stärker und emotionaler diskutiert werde als der Kli49.2013

mawandel. Der evangelische Wohlfahrtsverband „Diakonie Deutschland“ begrüßt dagegen die Vereinbarung. „Wir sehen darin ein großes Versprechen für den Ausbau des Sozialstaates. Nun müssen den Worten aber auch Taten folgen“, sagte Präsident Johannes Stockmeier (Berlin). Der Präsident der katholischen Caritas, Peter Neher (Berlin), würdigte unter anderem, dass Mütter, die vor 1992 Kinder geboren haben, künftig eine höhere Rente erhalten. Er nannte es zugleich unverständlich, dass das Thema Armut von Familien und Kindern in dem Vertrag nicht vorkomme.

Weißes Kreuz: Was ist denn mit Homophobie gemeint? Der evangelische Fachverband für Sexualethik und Seelsorge „Weißes Kreuz“ (Ahnatal bei Kassel) äußerte sich zur Ankündigung im Koalitionsvertrag, gegen „Homo- und Transphobie“ (die Angst vor Homo- und Transsexuellen/d. Red.) „entschieden“ vorzugehen. „Das können wir nur unterstreichen“, erklärte Geschäftsführer Rolf Trauernicht gegenüber idea. Es stelle sich nur die Frage, was unter diesen Begriffen verstanden werde. Betroffene, die unter ihrer sexuellen Orientierung leiden und eine Veränderung wünschen, müssten auch künftig die Möglichkeit haben, Beratung und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hilfesuchende dürften nicht diskriminiert werden, etwa als fremd- oder angstbestimmt.

Christdemokraten für das Leben: Es fehlt das Thema Abtreibung Scharfe Kritik an dem Vertragswerk üben Lebensrechtler. Die Bundesvorsitzende der „Christdemokraten für das Leben“ (CDL), Mechthild Löhr (Königstein/Taunus), kritisierte gegenüber idea, dass der Vertrag in erster Linie die Interessen der Älteren und der jetzt dominierenden Generation berücksichtige. Dagegen werde das Lebensrecht der ungeborenen Kinder überhaupt nicht erwähnt. Das verbinde dieses Papier mit früheren Koalitionsverträgen: „Die Thematisierung der Bioethik und des Lebensschutzes scheinen zunehmend irrelevant für das Regierungsgeschäft.“

Lebensrechtsverband: Die Tötung Ungeborener wird geduldet Der Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Martin Lohmann (Bonn), erklärte: „Es sieht so aus, als sei die sogenannte Große Koalition in Wahrheit eine ziemlich große Kapitulation.“ Denn wer den Lebensschutz scheue, vereinbare letztlich eine mental ganz kleine Koalition. Nach wie vor werde „der unglaubliche Skandal der Tötung noch nicht geborener Menschen in unserem materiell reichen und geistig armen Land geduldet“. Dass die Koalitionäre offenbar „panische Angst“ vor der Aufgabe hätten, das Leben jedes Menschen besser schützen zu wollen und für ein Deutschland ohne Abtreibung und Euthanasie zu kämpfen, sei „traurig und erschreckend arm“. P

Der Koalitionsvertrag bestimmte letzte Woche die Schlagzeilen en

Die Basis sagt Ja

Große Mehrheit der SPD-Anhänger er ist laut Umfrage für die Koalition


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C H R I ST & LE BE N

Feuerwehrchef mit 11 Kindern VORBILD Er ist verantwortlich für eine der größten Feuerwehren in Deutschland: Stephan Neuhoff – Chef von 1.100 Mitgliedern der Kölner Berufsfeuerwehr, 720 aktiven ehrenamtlichen Helfern und 400 Jugendfeuerwehrleuten. Als oberster Einsatzleiter erlebte er die größte Katastrophe in der jüngeren Kölner Geschichte – den Einsturz des Stadtarchivs. Zusammen mit seiner Ehefrau Ingeborg hat er 11 Kinder. Christof Hüls hat das Ehepaar besucht. Am 3. März 2009 kam es in Köln zu einem der schwersten Unfälle in der Stadtgeschichte: Das Stadtarchiv sackte in eine U-Bahn-Baugrube ab. Wochen zuvor hatte Stephan Neuhoff noch selber in dem 21,4 Meter hohen Komplex in alten Urkunden „gegraben“, um etwas über die Historie seiner Feuerwehr herauszufinden. Nun türmte sich vor ihm ein acht Meter hoher Haufen auf, eine Mischung aus Beton, Glas und Akten. Das einstürzende Archiv hatte die seitlichen Mauern der angrenzenden Wohnhäuser mit heruntergerissen, so dass die Helfer in die Wohnzimmer der Menschen blickten wie in ein Puppenhaus. Der Feuerwehrchef überlegte: Konnten alle Bewohner ihre Häuser verlassen? Rundherum bildeten sich Risse an weiteren Gebäuden: Wohnhäuser, Schulen, Seniorenheim ... Plötzlich stand er am größten Trümmerfeld, das er je gesehen hatte. Nach und nach trafen Hunderte von Helfern ein, und denen sollte er sagen, wo es langgeht. Der Einsatzleiter betete. Neuhoff: „In solchen Situationen stehen zu können und nicht wegzulaufen, da hilft mir das Gebet.“

Die unbeliebtesten Fragen

Entscheidung über Leben und Tod

Davor lag eine schwere Ehekrise …

Als in der Nacht klar war, dass zwei Bewohner fehlten, musste er um eine der schwersten Entscheidungen ringen: Schickt er seine Leute in die Gefahrenzone, weil vielleicht nur Zentimeter unter Steinen schwerverletzte Menschen liegen? Oder wartet er viele Stunden, bis schweres Räumgerät aufgebaut ist, das sicheres Arbeiten ermöglicht? Er ging auf Nummer sicher und lag richtig. Erst Tage später fanden die Helfer in 9 und 12 Metern Tiefe 2 Leichen unter Tonnen von Steinen. Für sie wäre jede Hilfe zu spät gekommen. Für sein Handeln nach dem Einsturz erntete der Krisenmanager große Anerkennung in der Stadt. Im März 2014 geht der in den Medien als „Held von Köln“ bezeichnete Neuhoff in Pension. Die Stadt suchte, wie der Kölner Stadt-Anzeiger schrieb, als Nachfolger „eine Mischung aus Behördenleiter und Superheld“.

Davor lag eine schwere Ehekrise. Der Ehemann nahm Anlauf für seine Karriere an die Spitze der Kölner Berufsfeuerwehr. Entsprechend wenig Zeit blieb für Kinder und Frau. Sie umschreibt ihre damalige Lage: „Ich stand kurz vor einer Depression.“ Je schlechter die Atmosphäre zu Hause wurde, desto mehr flüchtete der Vater in seine Arbeit. Die Kirche bot zwar Halt, aber keine Lösung. Das änderte sich erst, als das Ehepaar an einer „Glaubensverkündigung“ in seiner Gemeinde teilnahm, die von Mitgliedern des „Neokatechumenalen Weges“ gehalten

Foto: privat

An der Küchentür hängt ein DIN-A4-Blatt. Die elf Kinder Neuhoffs haben sich einmal einen Spaß daraus gemacht, darauf die 10 „meistgehörten und gehassten Fragen zu Großfamilien“ zu sammeln. Etwa „Wie schafft eure Mutter das?“ Oder „Sind das alles eigene Kinder? ...“ Inzwischen füllen sich die Stühle am großen Esstisch seltener. Nur noch vier Söhne und Töchter leben in ihrem Geburtshaus. Dafür wuseln gelegentlich drei Enkel über den Wohnzimmerteppich. An der Wand hängt ein Kreuz, auf einem kleinen Tisch liegt eine große Bibel neben einer Kerze. Der Glaube begleitete Ingeborg und Stephan Neuhoff von Jugendzeit an. Sie leitete die Mädchengruppen, er die Pfadfinder in einer katholischen Pfarrei. „Wir waren das Traumpaar in der Gemeinde“, erzählt die Erzieherin und Sozialarbeiterin strahlend. Vieles in der Kirche machten sie jedoch nur, „weil man es eben so macht als Christ“. Erst viel später begriff das Paar, worum es eigentlich geht im christlichen Glauben.

Das Ehepaar Neuhoff mit Kindern, Enkelkindern und Schwiegertochter

Zwischen Feuerwehr und Kirche Familie Neuhoff lebt in Köln-Mauenheim. 1.500 Meter Fußweg sind es bis zur Hauptwache der Feuerwehr, 1.200 Meter in die andere Richtung bis zur Kirche. Das Ehepaar sieht das dreistöckige Reihenhaus als Gottes Geschenk. Es ist von außen schlicht, bietet aber 280 Quadratmeter Wohnraum. ideaSpektrum 49.2013


KÖLNS FEUERWEHRCHEF

uhender Pol im Chaos Ru R Kölner Stadtarchiv

Gottvertrauen Einen Tag nach dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs in Köln. Im Bild: Stephan Neuhoff, der Chef der Kölner Feuerwehr.

wurde. Diese Bewegung entstand Mitte der 60er Jahre in den Slums von Madrid. Sie bildet in Pfarreien Gemeinschaften, in denen Kirchenmitglieder einen Weg zur Vertiefung ihres Glaubens gehen können.

… und dann kam der „Kyrios“ 15 Abende und ein Wochenende lang drehte es sich in dem Kurs um Themen wie den Sinn des Lebens und das praktische Christsein. Stephan Neuhoff gingen viele Lichter auf: „Ich habe erkannt, dass Gott mich so liebt, wie ich bin als Sünder.“ Er habe Jesus Christus als „Kyrios“ (Herrn) kennengelernt, der wirklich Macht hat. 40 Kursteilnehmer ließen sich motivieren, die Treffen selbstständig fortzusetzen – darunter die Neuhoffs. Auch in ihrer Ehe lief die Kommunikation wieder an. „Wir haben angefangen, uns einfach etwas übereinander zu erzählen.“ Mit ihrer Gruppe unternehmen die Neuhoffs seitdem immer wieder missionarische Aktionen: Mal stellen sie sich mit Kreuz und Bibel auf die Kölner Domplatte, singen Lieder und fragen Passanten nach ihrer Sicht von Kirche und Glauben. Mal ziehen sie von Haustür zu Haustür. Die Resonanz falle sehr unterschiedlich aus. Am interessantesten seien Gespräche mit Anhängern von evangelischen Freikirchen oder Evangelikalen. „Da wissen wir, dass wir über Jesus als Fundament reden.“

Fotos: picture-alliance (2)

Das Leben der Tochter steht auf Messers Schneide Eine tiefe Glaubenserfahrung machte das Ehepaar, als das vierte Kind mit einem schweren Herzfehler auf die Welt kam. Sein Leben stand mehrmals auf Messers Schneide. Der Feuerwehrdirektor war es gewohnt, das Kommando zu führen und für alles eine Lösung zu finden. Jetzt fühlte er sich auf einmal machtlos. In dieser Phase sei ihm bewusst geworden, was es heißt, als Christ „sein Kreuz auf sich zu nehmen“ (Lukas 14,27). Seine Frau ergänzt: „Ich

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glaube nicht an Zufall.“ Alles habe einen Sinn. Gott wolle, wie beim Blindgeborenen (Johannes 9), seine Herrlichkeit zeigen. Er half tatsächlich, gab Kraft und viele Helfer. Das Kind überlebte. Danach war für die Eltern mehr als zuvor klar, welch großes und kostbares Geschenk das Leben ist. Sie waren bereit, jedes Kind anzunehmen, das Gott ihnen schenken wollte. Es wurden elf. Ingeborg Neuhoff: „Je mehr ich gelernt habe, seine Hilfe im Leben zu erwarten, desto glücklicher bin ich geworden.“ Über ihre Einstellung zum Geld sagen beide: „Es gab nie eine Reserve.“ Seit inzwischen 24 Jahren ist Neuhoff Chef der größten nordrhein-westfälischen Berufsfeuerwehr mit entsprechendem Beamtensold. Doch elf Kinder kosten viel Geld. Der engagierte Christ: „Für uns war das eine Frage: Gott oder Mammon?“ Sie entschieden sich, auf Christus zu setzen, und lernten auch, „dass Gott Humor hat“. Er überraschte sie beispielsweise, als ihr Achtsitzer-Kleinbus mit dem achten Kind zu klein wurde: Dank eines Erbes hatten sie plötzlich bis auf 100 Mark genau den Kaufpreis eines 13-Sitzer-Busses. Seine Gewissheit, dass Gott wirklich existiert, sei eng mit den Kindern verbunden, erzählt der Familienvater. Ingeborg Neuhoff ergänzt: „Gott ist größer und hat mehr Ideen, als wir im Kopf haben.“

Das Lebensglück ist nicht messbar Geld lasse sich zählen, meint Ingeborg Neuhoff beim Abschied: „Aber Lebensglück kann man nicht messen.“ An der Küchentür sieht man einen weiteren Zettel hängen, diesmal mit den Antwortvorschlägen auf die zehn unbeliebtesten Fragen nach der Kinderzahl. Die Eltern lachen und versichern, die seien nicht so ganz ernst gemeint. Zum Beispiel die Antwort auf die Frage, ob das denn alles eigene Kinder seien: „Die Hälfte ist geklaut.“ So etwas würden die Neuhoffs doch nie tun. P


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Als König David fiel BIBLISCHES NEU ERZÄHLT Das Faszinierende an der Bibel ist, dass sie nichts beschönigt. Sie stellt Gottes Mitarbeiter eben auch mit ihren Schwächen dar. Zum Beispiel König David. Er ist am Zenit seiner Macht angekommen, hat Israels Feinde niedergeworfen, ist wohlhabend und mit den schönsten Frauen des Landes verheiratet. Aber vom Dach seines Zedernhauses sieht er eine faszinierende Frau, die er nicht haben kann: Batseba. Bestseller-Autor Titus Müller (München) erzählt die Geschichte aus 2. Samuel 11 exklusiv für idea nach. David streckte sich. Das Schläfchen am Nachmittag hatte ihm gutgetan. Er stieg die Treppe zum Palastdach hinauf. Die regnerische Zeit war vorüber, und dieses Frühjahr musste er keinen Feldzug führen. Endlich waren die meisten Feinde geschlagen. In Syrien und Edom hatte er Besatzungstruppen stationiert, Moab und Amalek zahlten ihm Tribut, genauso die Philister. Die Schatzkammern quollen über von goldenen und silbernen Gefäßen, kostbaren Stoffen, Parfüm und Schmuck. Und das Volk liebte ihn. Nur die Ammoniter mussten es noch einsehen. Ihr Kampf war aussichtslos, sie hatten keine Verbündeten mehr. Er hatte das Heer diesmal nicht begleitet, Joab würde die Belagerung der ammonitischen Königsstadt Rabba gründlich und zuverlässig zum Erfolg führen. Selbst schuld, wenn sie seine Friedensboten halbnackt und halb geschoren zurückschickten! Nun würden sie sehen, was ihre Arroganz ihnen einbrachte. Er genoss den Ausblick über das Kidrontal und hinüber zum Ölberg und den zahllosen Olivenbäumen. Noch mehr aber beglückte es ihn, die Stadt Jerusalem zu überschauen. Was hatte sich geändert, seit er sie den Jebusitern genommen hatte! Wie war die Stadt erweitert und verschönert worden! Durch die erhöhte Position des Palastes konnte er sogar in einige Höfe hineinschauen. Das war sein Volk, die Menschen, die dort geschäftig arbeiteten, Schurwolle kämmten, töpferten. Sie vertrauten ihm, ihrem König. Sein Blick blieb an einer Frau haften, die sich im Innenhof wusch. Es gehörte sich nicht, er sollte wegsehen, aber er konnte den Blick nicht abwenden von ihrem wohlgestalteten Körper. Wie anmutig sie sich bewegte, die schlanken Hände, die grazilen Beine. Was machte so eine hübsche junge Frau im Haus Urias? Oder hatte der alte Haudegen sein Haus verkauft? Als sie sich wieder angezogen hatte, rief er nach einem Burschen, zeigte ihm die Frau und trug ihm auf herauszufinden, wer sie sei. „Das weiß ich“, sagte er. „Sie heißt Batseba. Uria hat sie letztes Jahr geheiratet.“ Wie bitte? Sie hatte sich ausgerechnet dem anvertraut, diesem in die Jahre gekommenen

Raufbold, der nicht mal schreiben konnte? Wie hatte der Hetiter das angestellt? David spürte Bitterkeit in sich aufsteigen. Zugegeben, Uria war ein Held. Er suchte sich auf dem Schlachtfeld die kräftigsten Gegner aus und brachte sie zur Strecke. Im Volk kannte jeder seinen Namen. Er war einer der dreißig Recken, über die man Lieder sang, einer der dreißig Besten, die für ihn, David, kämpften. Und er machte dem Ruf der Hetiter Ehre, die als kriegerisch und tapfer galten. Vor vielen Jahren hatte er sich David angeschlossen. Trotzdem erschien es ihm ungerecht. Uria hätte sich mit weniger zufriedengeben können. Hätte er, David, Batseba früher kennengelernt, hätte er sie geheiratet. Sie war wie für ihn gemacht. Jetzt blieb ihm bloß, sie sich einmal von nahem anzusehen. Das ist ja nichts Böses, dachte er, ich rede mit ihr, niemandem entsteht ein Schaden. Er befahl dem Burschen, sie zum Abendessen in den Palast einzuladen. Als Batseba einige Stunden später an den gedeckten Tisch trat, fand er seine Erwartungen mehr als erfüllt. Er spürte ein zartes Zupfen in seinem Inneren, eine frische Liebe. Batseba war irritiert, dass niemand sonst am Tisch lag. Ihr Blick schweifte suchend durch den Raum. „Bitte, nimm Platz.“ Er wies auf die Kissen an seiner rechten Seite. Sie gehorchte. Er schenkte ihr Wein ein. Sie plauderten, aber es war schwer für ihn, dem Gespräch zu folgen. Da waren ihre Augen. Ihr Mund. Die schlanken Handgelenke. Er tunkte ein Stück Brot in die würzige Soße und bot wortlos an, sie damit zu füttern. Zuerst wollte sie den Mund nicht öffnen. Dann nahm sie das Brot doch. Sie errötete beim Kauen. Er tränkte ein weiteres Brotstück mit Soße und steckte es ihr in den Mund. Anschließend berührte er sanft ihre Lippen. Ein Zittern lief über ihren Körper. So zärtlich hatte Uria sie nie behandelt, der raue Kerl, gewiss nicht. Sie sagte: „Ich bin verheiratet, David.“ „Das weiß ich.“ ideaSpektrum 49.2013


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Foto: Christina Fufezan

So stellt sich die zeitgenössische Malerin Christina Fufezan die Geschichte von David und Batseba vor.

„Du hast viele Frauen. Genügen sie dir nicht?“ Natürlich, er war mit Michal verheiratet, hatte Söhne von Ahinoam, der Jesreeliterin, von Abigajil, der Frau des Karmeliters Nabal, von Maacha, der Tochter des Königs von Geschur, von Haggit und Abital und Egla. Aber was waren alle seine Frauen gegen Batseba? Die Regierungsgeschäfte waren ermüdend gewesen in letzter Zeit. König zu sein, war das nicht oft nur eine Last? Einmal wollte er einen kleinen Vorteil dadurch haben. Ein einziges Mal. Trotzig küsste er Batseba. Ihre Lippen waren weich wie Schmetterlingsflügel. Dass sie so jung und unerfahren war, vergrößerte den Reiz nur noch. Sie wich zurück. „Bitte, tu das nicht.“ „Dein Mann wird nichts erfahren“, sagte er. Mit Genuss betrachtete er ihren Körper. „Du bist so schön, Batseba! Ich habe noch keine Frau gesehen wie dich.“ „Es ist nicht richtig.“ „Mach nur dieses eine Mal mit“, bat er, „dann lass ich dich für immer in Ruhe. Ich versprech’s! Wenn du mich heute abweist, finde ich keinen Frieden. Ich werde fortwährend an dich denken. Nur ein Mal, schöne Batseba! Uria ist weit weg.“ Der Weg zu ihrer Vereinigung war spannungsgeladen. Der Akt vollzog sich allerdings wie immer. Und kurz vor dem Ende setzte das schlechte Gewissen ein und schmälerte ihm den Genuss. Na ja, die Sache war ausgestanden. Batseba würde ihrem Mann nichts erzählen, und er würde auch kein Wort darüber verlieren. Während der nächsten Tage dachte er oft

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daran, wie traurig sie ihn angesehen hatte. Jeden Abend stand er auf dem Dach und hoffte, sie würde sich auf dem Innenhof ihres Hauses zeigen. Woche um Woche verging, ohne dass er Batseba sah. Einmal, als er auf dem Dach Harfe spielte und dabei nach ihr Ausschau hielt, kam der Bursche zu ihm, den er damals nach ihr gesandt hatte, und reichte ihm ein Stück gegerbte Ziegenhaut, um das ein Strick gebunden war. „Das wurde am Tor abgegeben.“ Er schnürte es auf. Ungelenk, beinahe kindlich, war auf die Innenseite der Haut ein Satz geschrieben: Ich bin schwanger. Ihm wurde heiß. Uria war die ganze Zeit im Land der Ammoniter gewesen. Wenn er heimkehrte, würden unangenehme Fragen aufkommen. Auf Ehebruch stand die Todesstrafe. War Uria in der Lage, Batseba zu töten? Und fiel Verdacht auf ihn, David? Der Weg von Urias Haus zum Palast war nicht weit. Aber was, wenn sie geplaudert hatte? Es genügte, dass sie einer Freundin ihr Herz ausgeschüttet hatte, einer Verwandten, einer Nachbarin. Uria würde auch seinen Tod fordern. Womöglich kam er sogar selbst, um ihn zu erschlagen, einem Hetiter war alles zuzutrauen. In der Nacht, wenn er schlief, würden ihn seine Krieger schützen, und tagsüber konnte er sich selbst verteidigen. Aber Uria konnte eine Revolte ins Rollen bringen. Er wandte sich an den Burschen. „Ich möchte, dass du ihr eine Antwort bringst.“ Er schrieb auf die Ziegenhaut: Sorge dich nicht. Ich kümmere mich um alles … P


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Trost in schwerstem Leid Paul Gerhardt (1607–1676) war ein Kind des Dreißigjährigen Krieges. Elf Jahre alt war der spätere Liederdichter, als der Krieg begann. Ein Jahr später starb sein Vater, zwei weitere Jahre später seine Mutter. Der Tod durch Hunger und Seuchen wie Pest und Pocken sowie durch den allgegenwärtigen Krieg wurde für die Menschen zum Alltag. In dieser Zeit des Elends schreibt Paul Gerhardt seine Liedtexte – Lieder von Geborgenheit und Hoffnung. Paul Gerhardt war bereits 44 Jahre alt, als ihm seine erste Pfarrstelle in Mittenwalde, etwa 20 Kilometer südlich von Berlin, übertragen wurde. Es tröstet wenig, dass dies damals im Jahr 1651 nicht außergewöhnlich war. Viele Kirchen und Pfarrhäuser waren durch den wenige Jahre zuvor zu Ende gegangenen Dreißigjährigen Krieg zerstört. Ganze Gemeinden waren ausgestorben odervertrieben. Der größte Teil der eingesetzten Pfarrer hungerte. Erst vier Jahre später hatte Paul Gerhardt die wirtschaftliche Basis, um endlich heiraten zukönnen. Auch über dem kleinen landwirtschaftlich geprägten Mittenwalde war der Dreißigjährige Krieg furchtbar hereingebrochen. Es war von kaiserlichen und schwedischen Armeen fast ununterbrochen besetzt, dann mehrfach geplündert und niedergebrannt, erpresserisch terrorisiert und ausgebeutet worden. Was noch übrig geblieben war, wurde von der Pest heimgesucht. Sechs Jahre vor dem Amtsantritt Paul Gerhardts zählte man von den einst 245Haushalten der Stadt gerade noch 42, und von den ehemals 1.000 Einwohnern war nur noch rund ein Viertel am Leben.In diesem Städtchen nun musste Paul Gerhardt gegen die verdorbenen Missstände eines heruntergekommenen Bürgertums kämpfen. Der Kirche fiel damals eine besondere Verantwortung zum Wiederaufbau zu. Entschlossen packte Paul Gerhardt diese Aufgabe an, allein mit der Kraft des Wortes Gottes.

Der Siegeszug des Gesangbuchs Dass seine kraftvollen Glaubenslieder weit bekanntwurden, darum hatten sich Gerhardts langjähriger Freund, der Kantor der Berliner Nikolaikirche Johann Crüger, und später auch dessen Nachfolger Johann Ebeling verdient gemacht. Die beiden Kantoren vertonten Gerhardts Liedtexte und gaben Kirchenliederbücher mit vielen seiner Glaubenslieder heraus.

Man muss sich in Erinnerung rufen, dass in den Gottesdiensten damals keine Gesangbücher im Gebrauch waren. Etwa die Hälfte der Bevölkerung waren noch Analphabeten. Nur durch Vorsingen konnten sie Texte und Melodien lernen. Es wurden ausschließlich die alten reformatorischen Lieder gesungen, andere waren nicht bekannt. Die jetzt vorgelegten Gesangbücher von Crüger und Ebeling wurden Bestseller. Nach den holprigen Dichtungen der Reformationszeit wurden die Lieder von Paul Gerhardt gern gesungen. Der klare Satzbau und die verständlichen Reime machten sie besonders lieb und angenehm, vertieft durch die Musikalität des Dichters und sein besonderes Gefühl für Rhythmus und Harmonie. Auffallend echt wirkte dabei auch seine nüchterne Ausdrucksweise, die durch die Jahrhunderte hindurch lebensnah und aktuell geblieben ist. Trotz der Länge seiner Lieder wurden die bildhaften Strophen niemals langweilig oder leer. So fand sich unter den 500 Liedern der Gesangbuch-Ausgabe von 1653 schon etwa ein Sechstel von Paul Gerhardt, darunter auch dasbekannte Weihnachtslied: Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben; ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel’ und Mut, nimm alles hin und lass dir’s wohlgefallen.

Trost durch Jahrhunderte Darum geht es bei der Krippe in Bethlehem, dass der mächtige König und Herr, Jesus Christus, in unser Leben aufgenommen werden will. Alles ist neu geworden, wenn Jesus Christus in mir lebt. Diese Neugeburt ist eine Lebensverwandlung, die Gott allein wirkt. Heller als tausend Sonnen bringt Jesus Licht in die Dunkelheit menschlichen Elends. Viel später, 1736, wurde dann dieses Gerhardtsche Lied als Teil von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium ideaSpektrum 49.2013


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über Grenzen und Zeiten bekannt und erlangte große Volkstümlichkeit. Die Melodie mit dem wunderschönen Text wurde fortan in viele evangelische Kirchengesangbücher aufgenommen. 300 Jahre später hat Dietrich Bonhoeffer in der schweren Haft vor seiner Hinrichtung (am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg) immer wieder zu den Liedern von Paul Gerhardt gegriffen, sie gelesen und auswendig gelernt. Nicht nur die belastende Einsamkeit konnte er damit durchstehen, sondern auch die unheimlichen Sorgen und Nöte Gott überlassen. Er schrieb damals: In den ersten zwölf Tagen, in denen ich hier als Schwerverbrecher abgesondert und behandelt wurde – meine Nachbarzellen sind bis heute fast nur mit gefesselten Todeskandidaten belegt –, hat sich Paul Gerhardt in ungeahnter Weise bewährt … Ich bin in diesen Tagen vor allen schweren Anfechtungen bewahrt worden. Und später schrieb er aus der Gefängniszelle: Außerdem habe ich zum ersten Mal in diesen Tagen das Lied „Ich steh an deiner Krippen hier” für mich entdeckt. Ich hatte mir bisher nicht viel daraus gemacht. Man muss wohl lange allein sein und es meditierend lesen, um es aufnehmen zu können. Es ist in jedem Worte ganz außerordentlich gefüllt und schön. Ein klein wenig mönchisch-mystisch ist es, aber doch gerade nur so viel, wie es berechtigt ist; es gibt eben neben dem „Wir“ doch auch ein „Ich“ und „Christus“, und was das bedeutet, kann gar nicht besser gesagt werden als in diesem Lied. So festigte auch dieses Weihnachtslied Bonhoeffers Vertrauen in Gottes Führung und machte ihn in aller Ungewissheit froh und geborgen. So konnte er schreiben: Die Befreiung liegt im Leiden darin, dass man seine Sache ganz aus den eigenen Händen geben und in die Hände Gottes legen darf.

Die persönliche Gottesbeziehung Zeitlebens hat Paul Gerhardt die sechs Bücher Johann Arndts (1555–1621)„Vom wahren Christentum“ hoch geschätzt. Kommen doch durch sie die großen Wahrheiten des Evangeliums im Leben des Christen zur Anwendung. Einer seiner Kernsätze heißt: Wer mit Christus nicht neu geboren werden will, dem ist seine Geburt nichts nütze. Deshalb hat Paul Gerhardt nur den einen Wunsch:

Foto: iStokphoto.com

Eins aber, hoff’ ich, wirst du mir, mein Heiland, nicht versagen: dass ich dich möge für und für in, bei und an mir tragen. So lass mich doch dein Kripplein sein; komm, komm und lege bei mir ein dich und all deine Freuden. Paul Gerhardt bezeugt in diesem Weihnachtslied, was er selbst in der unheimlichen Todesnacht dieser Welt erfahren hat. In den schweren Erschütterungen seines Lebens hat er die Macht des lebendigen Jesus Christus und seiner Liebe erlebt, wie Jesus in der Tiefe selbst einkehrt und Wohnung bei ihm macht. Das hat ihn aus der erschrecken-

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den Dunkelheit herausgeholt und erlöst aus dem Rachen der Angst. Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne, die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud' und Wonne. O Sonne, die das werte Licht des Glaubens in mir zugericht’, wie schön sind deine Strahlen!

„Ich sehe dich mit Freuden an“ So kann nur einer reden, der selbst fast am Leben verzagt wäre. Deshalb wurde Paul Gerhardt unzähligen zerbrochenen und am Leben verzweifelten Menschen in vielen Generationen zum glaubwürdigen Seelsorger. Man spürt es seinen Liedern ab, wie er selbst die tiefste Not und schlimmste Ausweglosigkeit durchlitten hat – vier seiner fünf Kinder trug er zu Grabe. Und doch: Keinen anderen Trost weiß er als Jesus Christus, vor dem er anbetend stehen bleibt. Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht sattsehen; und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen. O dass mein Sinn ein Abgrund wär’ und meine Seel’ ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen! Es ist die konzentrierte biblische Tiefe, die Paul Gerhardts Lieder so aussagekräftig macht. Schon das Elternhaus hatte dazu den Grund gelegt. In Schule und Universität fand Paul Gerhardt Lehrer, die ihm den unerschöpflichen Schatz der Heiligen Schrift aufzeigten. Sie sahen die Theologie nicht als theoretische Wissenschaft an, sondern als Weg zum Leben und praktizierten sie so im Glauben. Dazu gehört das Wissen um das gnädige Geheimnis der ewigen Erwählung Gottes vor Anbeginn der Welt, wie sie der Apostel Paulus in Epheser 1 und Römer 8 beschrieben hat. Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt’, erkoren. Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden. P


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N AC H R IC H T E N

Gibt es gar keinen Klimawandel? WISSENSCHAFT Es gibt kaum eine evangelisch-kirchliche Versammlung in den letzten Jahren, in der nicht gefordert wurde, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Jetzt meldet sich Widerspruch.

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nter dem Titel „Scheitern einer Prophetie“ widerspricht das christliche Magazin „Factum“ aus der Schweiz der These, auf der Erde werde es immer wärmer und entsprechend wandle sich das Klima. „Factum“: Die Einstellung der Bevölkerung werde von der veröffentlichten Meinung geprägt, nicht von Tatsachen. Die Medien seien auf „Übertreibung und Katastrophismus getrimmt“, weil ihre Nutzer das nachfragten. Obwohl laut Umfrage nur eine Minderheit aller 239 professionellen Klimaforscher in Deutschland im Range eines Professors an einen von Menschen verursachten Klimawandel glaubt, fand „die Meinung der Mehrheit der Forscher in den Medien keinen Widerhall“. Das habe sich inzwischen geändert, seit der Klima-

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rat einräumen musste, dass die Temperatur der Erde seit 15 Jahren unverändert ist.

Südpol: 2012 – Eis wie noch nie Und trotzdem glaubten noch immer die meisten Bürger, es gebe ein dramatisches globales Abschmelzen der Gletscher. Für die Behauptung fehle aber jede wissenschaftliche Grundlage, so „Factum“. „Nur ein winziger Bruchteil der Gletscher, im Promillebereich, wird überhaupt untersucht.“ Von weltweit 160.000 Gletschern lägen nach Angaben des Gletscherforschers Jonathan Bember gerade einmal von 120 Daten vor. Und keinesfalls alle Gletscher, über die Informationen vorliegen, schmölzen: „Manche wachsen, manche werden kleiner.“ Kaum sei beispiels-

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

weise berichtet worden, „dass der Nordpol aktuell einen Zuwachs von 1,6 Millionen Quadratkilometern Eisfläche hat (60 % mehr als im Spätsommer 2012)“. Ebenso habe in fast keiner Zeitung gestanden, dass der Südpol 2012 so viel Eisfläche hatte wie noch nie seit Beginn der Messungen.

Milliardenschwere Politik Die gegenwärtige Entwicklung sei keine Erwärmung, so „Factum“. „Die Vorstellung, die Erdtemperatur sei nur bei 0,000 Grad Veränderung ‚gesund’, 0,05 Grad Veränderung sei katastrophal, ist unsinnig.“ Die Theorie vom Klimawandel sei längst milliardenschwere Politik geworden. P b www.factum-magazin.ch 0041 71 7272120

7. bis 14. Dezember

FERNSEHEN Sonntag, 2. Advent

Dienstag, 10. Dezember

Mittwoch, 11. Dezember

Freitag, 13. Dezember

10.00–10.30 Das Evangelium nach Tolkien – Fantasyliteratur und Religion

14.20–16.20 Biblische Detektivgeschichten – Doku über zentrale Fragen der Biblischen Archäologie

20.15–21.45 Der Apostel Petrus und das letzte Abendmahl – US-Bibelfilm von 2012

19.50–20.15 Dein Herz ist mein Herz – Wie eine Herztransplantation einem Mann das Leben rettete

13.00–14.00 Mittagsmagazin: Zu Gast ist der Christ Josef Müller („Ziemlich bester Schurke“)

11.00–12.15 ERF 1 Evangelischer Gottesdienst aus der Landeskirchlichen Gemeinschaft Spremberg (Brandenburg)

17.30–18.00 Weihnachten auf St. Pauli – Im Hamburger Rotlichtviertel leben Menschen, denen Weihnachten viel bedeutet.

22.15–22.45 Ins Netz gegangen – Partnersuche per Mausklick. Internet: Fluch oder Segen? Eine Reportage

21.45–22.45 Kierkegaard – Gefährliche Gedanken. Dokumentation über den dänischen Theologen

20.15–20.45 ERF 1 „Gegen den Kodex“ – Motorradrocker Robert Walter bricht bewusst die Gesetze seiner Gang.

HÖRFUNK Sonntag, 2. Advent 7.05–7.30 Diakonie und die Seele des Sozialen – Die Ökonomisierung der Sozialbranche 7.30–8.00 Evangelische Morgenfeier zum zweiten Advent mit Pfarrer Willi Temme (Kassel)

Donnerstag, 12. Dezember 8.30–9.00 König Herodes – Herrscher mit vielen Identitäten. Ein Historiker überprüft die Klischees 9.04–9.30 Willi hat‘s erwischt – Seelsorge für deutsche Rentner und Bar-Girls in Thailand

9.45–10.00 Evangelisch-reformierte Radiopredigt von Pfarrer Jürg Rother, Oberägeri 10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Stiftskirche in Stuttgart

15.00–15.45 ERF Plus Gottes unfassbare Wege – Wie Nik Ripkens Glaube durch verfolgte Christen radikal erneuert wurde

20.00–21.00 ERF Plus Neues entdecken – ein Leben lang. Horst Marquardt und Irmtraut Huneke im Gespräch: Ein Seminar für missionarische Gesprächs17.30–18.00 führung wurde richtungsYoga – Eine Gratwanderung weisend für ihr Leben. zwischen Sport und Religion

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Ich habe gelernt, mir genügen zu lassen. «

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Samuel Moser (Belp) ist Präsident i. R. der Vereinigung evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz.

Aus dem Brief des Paulus an die Philipper 4,11

Es liegt offenbar in der Natur von uns Menschen, dass wir von dem, was wir nicht wirklich brauchen, nie genug bekommen. „Jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge“, dichtete Wilhelm Busch. Wir nehmen sogar Arbeiten an, die wir im Grunde hassen, nur um mit dem, was wir verdienen, das zu kaufen, was wir gar nicht brauchen. Aber je besser es uns materiell geht, desto unzufriedener sind wir. Blaise Pascal hat erkannt: „Sie wissen nicht, dass sie nur die Jagd und nicht die Beute suchen.“ Und das immer stärker, immer schneller und immer raffinierter. Genügsamkeit ist ein seltenes Juwel geworden. Wenn wir als wohlstandsgeschädigte Menschen überleben wollen, müssen wir unbedingt lernen, genügsamer zu werden. Sokrates ging oft über den Markt und betrachtete das rei-

che Warenangebot. „Was willst du eigentlich hier, wenn du doch nichts kaufst?“, fragte ihn ein Freund. Antwort: „Ich freue mich nur darüber, wie viele Sachen es gibt, die ich nicht nötig habe.“ Wer genügsam ist, ist ein beneidenswert freier Mensch. Ihm werden die Augen für die kleinen Dinge des Lebens geöffnet. Die Gnade eines erfüllten Lebens gibt es nicht, wenn wir unsere Bedürfnisse vergrößern, sondern wenn wir sie bewusst reduzieren. Die Quelle eines genügsamen Lebens ist das Streben nach den ewigen Werten. Indem wir uns dem Herrn voll und ganz zur Verfügung stellen, an dem Ort, den er uns zuweist, zu der Zeit, die er wählt, unter den Umständen, die er bestimmt. Das macht uns unabhängig von Menschen und Sachen und gibt unserem Leben Maß und Mitte. Denn „es ist ein großer Gewinn für den, der sich genügen lässt“ (1. Timotheus 6,6).

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Foto: privat

Wir brauchen das alles nicht!


PORTRÄT

„Ich wünschte mir nur noch, tot zu sein“ KONVERSION Am 10. Dezember ist der Internationale Tag der

Religiöse Heimat war der Islam für Farsad Dinari nie. Zu sehr ist er für ihn mit Zwang und Gewalt verbunden. Seine schlechten Erinnerungen reichen zurück bis in seine Kindheit. Dinari war gerade 5 Jahre alt, als sein Großvater ihm mit dem Fuß so heftig in die Seite trat, dass seine Niere im Krankenhaus operiert werden musste. Der Grund: Er hatte beim Morgengebet noch geschlafen.

dort 2 Männer von der Geheimpolizei. Sie spielten ihm ein Video vor, auf dem ein Mitstudent behauptete, Dinari habe sich abwertend über den Islam geäußert. Unter dem Vorwurf, er habe den Islam verlassen und sei damit zum Gegner der Regierung geworden, verhafteten die Geheimpolizisten den jungen Mann und fuhren ihn mit verbundenen Augen an einen geheimen Ort. Dort begann für ihn ein zweiwöchiges Martyrium.

Mohammed und Jesus verglichen

Geschlagen und vergewaltigt

Während seines Studiums der Petrolchemie brach er endgültig mit dem Islam. Im Internet informierte er sich über das Christentum, las die Bibel und verglich Jesus mit Mohammed: „Dabei ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass Mohammed im Bereich der Sexualität voller Sünde war, aber Jesus als heiliger Mann gelebt hat.“ Auch seinen Kommilitonen erzählte der junge Mann von seinen Entdeckungen. Einer verpfiff ihn daraufhin beim Uni-Rektor. Der drohte mit dem Rausschmiss und der Vorstellung bei einem muslimischen „Bekehrungskomitee“, das ihn wieder zu einem rechtgläubigen Muslim machen sollte. Als er wenige Wochen später erneut zum Rektor zitiert wurde, erwarteten ihn

Dinari wurde nackt in eine Einzelzelle von etwa 6 Quadratmetern gesteckt und mit Scheinwerfern und durch Lautsprecher verstärktes LKW-Hupen zunächst psychisch gefoltert. Um an die Namen vermeintlicher Mitwisser und anderer Staatsfeinde zu kommen, waren den sadistischen Fantasien der Geheimpolizei aber offenbar keine Grenzen gesetzt. Sie vergewaltigten ihn, urinierten auf seinen Kopf und erhängten ihn mehrfach, um ihn im letzten Moment doch wieder loszumachen. „Irgendwann wünschte ich mir nur noch, tot zu sein“, berichtet der 23-jährige Farsad Dinari. „Einmal sagten sie, ich würde jetzt gekreuzigt wie mein Jesus Christus. Sie fixierten mich auf einem Fliesenfußboden

nackt mit ausgestreckten Armen. Auch mein Hals wurde mit einem Metall befestigt.“ Dann ließen die Geheimpolizisten 2 Tage lang Wasser auf seine Stirn tropfen. „Am Ende fühlte sich jeder Tropfen an wie ein Nagel“, erinnert sich der junge Mann. Dass Dinari überlebte, verdankt er 2 Wundern, wie er sagt: Ein Vertreter des Regimes, setzte sich auf Bitten eines muslimischen Freundes für ihn ein. Und als die Polizei nach 6 Wochen erneut bei seiner Familie auftauchte, war er „zufällig“ erstmals außer Haus. Da war ihm klar, dass er nicht im Iran bleiben konnte. Mit Hilfe eines armenischen Christen aus Teheran und finanzieller Unterstützung seiner Familie gelang ihm im September die Flucht nach Deutschland, wo er Asyl beantragt hat. In Hamburg bekam er Kontakt zur Europäischen Missionsgemeinschaft, die ihren Sitz im mecklenburgischen Penkun hat. Die Mitarbeiter kümmern sich um ihn. Er möchte hier nun endlich das tun, was in seiner Heimat nicht möglich war: sich taufen lassen. P b www.missionsbefehl.org

Foto: privat

Menschenrechte. Besonders angespannt ist die Lage im Iran für Menschen, die dem Islam den Rücken kehren und Christen werden. Matthias Pankau zeigt das am Beispiel von Farsad Dinari.

DAS WORT DER WOCHE » Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude. «

Damit beginnt das Lehrschreiben von Papst Franziskus, das am 27. November unter dem Titel „Freude des Evangeliums“ erschienen ist. 49.2013


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