Idea Spektrum Schweiz 42/2013

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16. Oktober 2013 | 42

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Immer am Anschlag Klavierstimmer Franz Mohr 端ber Haarspray, Horowitz und den Ton, der von aussen kommt 4 500 Jahre Reformation Evangelium gemeinsam feiern | 7 Todesstrafe Steven Giger schreibt nach St. Quentin | 13 idea-Serie Familie und die Firma unter einen Hut gebracht 24 Mission Wie redet man mit Atheisten 端ber den Glauben? www.ideaschweiz.ch


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E DI T OR I A L

Re-Design und Reformation Liebe Leserin, lieber Leser Re-Design. So lautet in der Fachsprache die Neu-Gestaltung eines Magazins. Wir haben uns dazu entschlossen, um die Lesbarkeit von "idea Spektrum" zu erhöhen und das Layout von der ersten bis zur letzten Seite durchzuziehen. Bewährtes blieb oder wurde umbenannt. Zum Beispiel die Kolumne "Äxgüsi", die neu "Pardon" heisst (damit es in allen Kantonen verstanden wird). Das "Wörtlich" von Seite 3 finden Sie im leuchtend grünen Feld auf Seite 5. Unsere Titelgeschichte rückt etwas nach hinten. Den Auftakt machen aktuelle Nachrichten aus der Schweiz. Internationale Meldungen und Berichte folgen im zweiten Heftteil. Grössere Grundschrift, mehr Zeilenabstand und dreispaltiger Seitenumbruch sollen das Lesen angenehmer machen und den Magazinstil betonen. Wir hoffen, die gestalterischen Nuancen finden Anklang, und dass unser christliches Wochenmagazin Ihr willkommener informativer und inspirierender Begleiter bleiben darf. Reformation. Das Wort bedeutet "Wiederherstellung, Erneuerung". Luthers Thesenanschlag 1517 in Wittenberg löste eine Erneuerungsbewegung im Christentum aus. Ab 2017 sollen 500 Jahre Reformation gefeiert werden. Wie und in welcher Haltung, insbesondere zur katholischen Kirche, das war mitunter Inhalt eines Vier-Tage-Kongresses in Zürich. Die Teilnehmenden stammten aus 35 Ländern. Der Wille zum gemeinsamen Feiern ist da. Ansonsten ist noch wenig konkret, ausser, dass Margot Kässmann Jubiläumsbeauftragte der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) ist, dass in Wittenberg die Planung einer "Weltausstellung der Reformation" läuft und dass der Schweizerische Evangelische Kirchenbund mit Serge Fornerod einen Projektleiter bestimmt hat. Es war Kurienkardinal Kurt Koch, der die Feierstimmung dämpfte. Die Reformen der Reformatoren hätten "allesamt zur Kirchenspaltung geführt". Genauer betrachtet sei Luther gescheitert und man müsse sich fragen, wohin die weitere ökumenische Reise gehen soll. – 500 Jahre Reformation sind eine Chance zur Klärung und zur Entdeckung jener Kraftquelle, die sie ausgelöst hat. Der St.Galler Künstler Hans Thomann liess die Kongressteilnehmer Tischbomben knallen. Diese waren gefüllt mit den Buchstaben des Bibelverses "Am Anfang war das Wort". Eine tatsächlich zündende Wahrheit! Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Roger Schenk, 031 818 01 33 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

Bildnachweis:Ulrich Schweizer/Schaffhauser Nachrichten; fotolia.com (Titelseite); zvg (Seite 3)

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bibLisch Denn hier auf der Erde gibt es keinen Ort, der wirklich unsere Heimat wäre und wo wir für immer bleiben könnten. Unsere ganze Sehnsucht gilt jener zukünftigen Stadt, zu der wir unterwegs sind. Hebräer 13,14

Zukunft braucht Herkunft, hat mein Lateinlehrer gesagt. Wenn ich mich auf meine irdische Heimat und Herkunft konzentriere, ist mir das zu eng. Der Glaube weckt in mir die Sehnsucht nach der zukünftigen Stadt, dort wo der Ewige unter uns Menschen wohnen wird. So freue ich mich über heimatliche Klänge und tradierte Tänze, aber ich höre auch den Ruf Jesu. Er führt mich in ungeahnte Weiten und verbindet mich mit Menschen auf der ganzen Welt. Es gibt noch mehr zu entdecken, denn ich bin noch nicht angekommen, sondern auf dem Weg.

Ein Lieblingsbibelwort von Thomas Heim, Pfarrer, Volkstänzer und Natwärischpfeifer, Hüswil LU

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX


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N ac h r ic h t e N sc h w e i z

PArDon Ich lerne Kevin während meiner Ausbildungszeit am Lehrerseminar kennen. Wir leiten beide eine Bibelgruppe an unseren Mittelschulen. Durch viele weitere Gemeinsamkeiten entwickelt sich eine tiefe Beziehung mit Austausch, gegenseitiger Beratung und Hilfe. Eine Zweierschaft, die geprägt ist von Gebet und gegenseitiger Rechenschaft. Im Berufsleben angekommen, verflüchtigt sich die Beziehung. Eines Tages ruft mich Kevin an und erzählt: "Marc, ich kann nicht mehr glauben. Ich habe einen Schritt von Jesus weg gemacht und seither komme ich nicht mehr zurück." Ich bin schockiert. Wie konnte das geschehen? Im Militärdienst begegne ich Luca. Wir "durften" beide "weitermachen", und dass wir dies nicht super finden, ist nicht das Einzige, was uns verbindet. So merken wir bald, dass wir beide gläubige Christen sind und verbringen in den folgenden Wochen viele gemeinsame Stunden. Es entwickelt sich eine tiefe, vertrauensvolle Beziehung. Diese Männerfreundschaft geht nach dem Militärdienst weiter. Luca als Unternehmer und ich als Pfarrer, wir können nicht bloss geistlich, sondern auch beruflich stark voneinander profitieren. Bei einem gemeinsamen Mittagessen, nach längerem Unterbruch, kommt plötzlich seine Offenbarung: "Marc, ich bin Atheist geworden. Der Glaube an einen Gott macht für mich keinen Sinn mehr." Und wieder bin ich schockiert. Pardon, aber ich meine zu wissen, weshalb meine beiden Freunde (Namen geändert) geistlich am Ende sind. Mehr über meine These dann in meiner nächsten Kolumne. Marc Jost ist Generalsekretär der SEA (Bereich Gesellschaft) und Grossrat der EVP.

Das Evangelium gemeinsam feiern rEformAtionskongrEss Ab 2017 sollen weltweit Jubiläumsfeiern zu «500 Jahre Reformation» stattfinden. Diese sollen versöhnlich sein und sich an den vier Kerngedanken der Reformation ausrichten.

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ls der Augustinermönch Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg schlug, ahnte er nicht, dass er mehr als nur einen Stein ins Rollen bringen würde. Die kirchliche und gesellschaftliche Landschaft Europas und der Welt sollte sich grundlegend verändern.

Feiern sollen Dynamik auslösen 2017 ist der 500. Jahrestag dieses einschneidenden Ereignisses. Es bildet den Anstoss einer ganzen Reihe von reformatorischen Gedenktagen. 2019 wird etwa der Beginn der Predigttätigkeit Huldrych Zwinglis im Zürcher Grossmünster gefeiert werden. Die evangelischen Kirchen sehen sich vor einer einmaligen Gelegenheit, die man auf keinen Fall verpassen will. "Schon jetzt zeigt sich: Das Reformations-Jubiläum hat das Potenzial, weltweit eine Dynamik auszulösen", versicherte Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK). Grund genug für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und den SEK, erstmals gemeinsam einen Kongress zu veranstalten.

Sie wollen gemeinsam feiern: Gottfried Locher (SEK), Nikolaus Schneider (EKD).

Zeigte sich beeindruckt von der Fülle der Ideen und Projekte: Margot Kässmann.

Kongress zur Reformationsfeier Von Sonntag bis Mittwoch vergangener Woche trafen sich rund 250 Teilnehmer aus 35 Ländern in Zürich, um Perspektiven und Chancen des Jubiläums miteinander zu erörtern. Der Kongress sei ein "Meilenstein auf dem Weg zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation" geworden, zeigte sich Gottfried Locher im Anschluss rundum zufrieden.

Kein "deutsches" Jubiläum Margot Kässmann, Botschafterin des Rates der EKD für das Reformations-Jubiläum, erklärte, sie sei persönlich froh, dass der Kongress in Zürich und nicht in Wittenberg stattgefunden habe. So werde es kein deutsches Luther-Jubiläum wie in der Vergangenheit geben, sondern ein "inter-

Zürcher Kirchenratspräsident Michel Müller (links) im Gespräch mit Kardinal Kurt Koch.

nationales Jubiläum mit ökumenischem Horizont". "Römisch-katholische, orthodoxe und freikirchliche Geschwister" seien zur Mitwirkung am Jubiläum eingeladen, betonte auch der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider. Eine gemeinsame Versöhnungsfeier 2017 wäre ein Zeichen für die Kraft des Evangeliums. "Wir sind nicht sicher, ob das gelingt, aber wir werden es ernsthaft versuchen."

Distanzierte Töne von Kurt Koch Der Kurienkardinal und frühere Bischof von Basel, Kurt Koch, schlug in der Schlussveranstaltung des Kongresses distanzier42.2013


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notiErt Die Parolen der EDU

Mit Jodlern aus dem Appenzellischen: Farbiger Gottesdienst zur Kongresseröffnung.

tere Töne an. Die Unterschiede zwischen den Kirchen seien nach wie vor gross. Koch meinte, die Kirchen der Reformation hätten sich von der Grundlage entfernt, welche die "sakramental-eucharistische und die episkopale Grundstruktur" der Kirche seit Anbeginn ausgemacht habe. In diesem Verständnis sei Kirche dort, wo das Bischofsamt in der sakramentalen Nachfolge der Apostel, und damit die Eucharistie als Sakrament, gefeiert werde.

Koch: "Andere Typen von Kirchen" Mit der Reformation seien "andere Typen von Kirchen" entstanden. Man solle nicht zu schnell zur Gemeinschaft kommen, solange das Ziel der Ökumene nicht klar sei. Ohne erkennbares Ziel riskierten die Partner, in verschiedene Richtungen zu gehen. Lieber den Konflikt einmal aushalten. Das Ungesagte werde die Kirchen sonst immer wieder einholen. So wenig Anklang diese Bemerkungen Kochs in der Kirche St. Peter in Zürich auch gefunden haben mögen, sie machten deutlich, dass man bei einem Reformations-Jubiläum die Glaubensinhalte nicht einfach unter den Tisch kehren darf. Die grosse Frage lautet: Welches Gewicht wird die zentrale Botschaft der Reformatoren bei den Feierlichkeiten erhalten?

Bilder: sek

Christus im Zentrum Das Jubiläum, das 2017 gefeiert werde, sei christologisch fundiert, so Gottfried Locher: "Die Wiederentdeckung des Evangeliums, der Botschaft von der Befreiung 42.2013

des Menschen, ist ein Jubiläum wert." Das solle in die einzelnen Kirchen hinein ausstrahlen.

Christus, Schrift, Gnade, Glaube Nikolaus Schneider nannte vier theologische Kerngedanken, die in den "vier solae" der Reformation zum Ausdruck kommen: "die grundlegende Christuszentrierung (solus christus), die neu entdeckte Bibelfrömmigkeit (sola scriptura), die staunenswerte Gnadentheologie (sola gratia) und die befreiende Glaubenskonzentration (sola fide)". Dies, so der Ratsvorsitzende, seien die entscheidenden inhaltlichen Orientierungspunkte für die Gestaltung des Jubiläums, das er zudem als "missionarische Gelegenheit" bezeichnete. Man kann nur hoffen, dass diese Gelegenheit in all den sich bietenden kulturellen, touristischen, ökumenischen, ökonomischen und prestigeträchtigen Gelegenheiten nicht auf einmal den Kürzeren zieht. (chb) P b www.kirchenbund.ch/de

In Uster fassten die EDU-Delegierten die Parolen für die Abstimmung vom 24. November. Nach Pro- und Kontra-Darlegungen wurde jeweils abgestimmt. Die EDU empfiehlt bei der 1:12-Initiative ein Nein (42 Nein, 3 Ja, 1 Enthaltung), bei der Familieninitiative ein Ja (einstimmig) und bei der Änderung des Bundesgesetzes über die Abgabe für die Benützung von Nationalstrassen (Erhöhung des Vignettenpreises) ein Nein (1 Ja, 47 Nein, 4 Enthaltungen). (idea)

Das Sunnebad sucht weiterhin einen Käufer Die Sternenberger Bevölkerung hat dem Pflegezentrum Bauma ZH verwehrt, im christlichen Seminarhaus Sunnebad eine Aussenstation einzurichten. Der neue Gestaltungsplan wurde abgelehnt. Die Suche nach einem Käufer für die Liegenschaft, die seit über zwei Jahren leer steht, beginnt damit von vorne. "Wir stehen wieder ganz am Anfang", bestätigt Schwester Ursula Seebach, Oberin des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona, der das Sunnebad gehört, gegenüber dem "Landboten". (idea)

Internet- und SMS-Seelsorge sucht nach Geldgebern Die Internet- und SMS-Seelsorge in der Schweiz muss das Loch von 50 000 Franken stopfen, welches der Ausstieg der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ) hinterlassen hat. Noch ist kein neuer Geldgeber gefunden. (idea) b www.seelsorge.net

»Kommen Sie doch mal zu mir in den Gottesdienst, da erleben Sie Spiritualität. Da rede ich nicht immer über Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Aber ich bin überzeugt, dass Glaube sich immer auch in Weltverantwortung äussert. Ich kann nicht in der Bibel lesen, 'ihr sollt die Fremdlinge, die unter euch wohnen, schützen', und mich dann um die Flüchtlinge auf Lampedusa foutieren." Die ehemalige Bischöfin Margot Kässmann in einem Interview mit dem "Tagesanzeiger". Im Dienste der Evangelischen Kirche in Deutschland ist sie auch als Botschafterin für das Reformations-Jubiläum 2017 im Einsatz.


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Briefe an einen zum Tod Verurteilten TodessTrafe Steven Giger schreibt Briefe in eine US-Todeszelle.

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Lifespark vermittelt Am 10. Oktober war der Tag gegen die Todesstrafe. Die Schweizer Organisation Lifespark vermittelt Brieffreundschaften zu US-Todeskandidaten. Ende 2012 zählte Lifespark 320 Mitglieder. Über 1300 Brieffreundschaften wurden so in den letzten 20 Jahren vermittelt. Ein weiteres Ziel der Organisation ist es, die Öffentlichkeit über die aktuelle Situation der Todesstrafe auf dem Laufenden zu halten. Die USA ist das letzte westliche Land, in dem die Todesstrafe noch nicht verboten wurde.

b www.lifespark.org 42.2013

NoTierT Netzwerk mit OLMA-Stand Netzwerk St.Gallen, eine evangelistische Plattform verschiedener Gemeinden und Werke, ist vom 10. bis 20. Oktober an der OLMA. Daniel und Miri Mock organisieren die Einsätze. (idea) b www.st.gallen.netzwerkschweiz.ch

ChristNet mit Online-Umfrage Jeremy: Schuldig oder nicht?

vermittelt wurde er mir durch die Organisation Lifespark. Ich erfuhr aber nur seinen Namen und seine Anschrift: Warum er im Todestrakt sitzt, das musste ich selbst herausfinden. Nach drei Wochen landete tatsächlich sein erster Brief bei mir. Ich wurde nervös. Die Vorstellung, dass ich einen Brief von einem Menschen erhalte, der in einer 2 mal 3 Meter grossen Zelle sitzt, erzeugte ein sonderbares Gefühl. Jeremy erzählte mir einiges über seine Situation im Gefängnis. Sein Leben in einer Todeszelle im San Quentin State Prison ist klar geregelt. Weil er nie negativ aufgefallen ist, darf er jeden Tag für einige Stunden nach draussen auf den Hof. Meistens spielt er Basketball mit den anderen Häftlingen oder trainiert an den Fitnessgeräten. All das muss er in Handschellen machen. Er schrieb mir, dass er ohne solche Beschäftigungen durchdrehen würde. Vor einigen Wochen haben wir sogar mit dem Spiel "Tic-Tac-Toe" per Brief begonnen, was uns beide jeweils aufmuntert. In der Regel bleibt eine solche Brieffreundschaft über Jahre bestehen. Durch die langjährigen Gerichtsprozesse wartet ein Todeshäftling oft über 20 Jahre auf seine Hinrichtung. Ich weiss noch nicht, wohin sich unsere noch junge Freundschaft entwickeln wird. Aber ich wünsche mir, dass meine Briefe ein bisschen Licht in sein Leben bringen. P Steven Giger wohnt in Uzwil SG und studiert Organisationskommunikation und Journalismus.

Der Leitungsausschuss setzt sich mit der Zukunft von ChristNet auseinander. Die Vision scheine heute aktueller denn je, die Beiträge und Themen seien in den Medien gefragt. Jetzt stellten sich Fragen zur weiteren Entwicklung des Vereins und seinen Strukturen, schreibt Samuel Ninck-Lehmann. Um Wegweisung zu bekommen, führt ChristNet eine Online-Umfrage durch. Es sei für die Zukunft des Vereins sehr wichtig, wenn möglichst viele Freunde darauf antworteten. (idea) b www.christnet.ch/de

Kriens: 10 Jahre Mattenhof Seit einer Dekade belebt die Freie Evangelische Gemeinde (FEG) Horw/Kriens das Krienser Einkaufszentrum Mattenhof. Sie zählt rund 60 Menschen aus Horw und Kriens LU. Engagierte Mitarbeiter setzen sich in der Kinder-, Jugendund Seniorenarbeit ein. Regelmässig finden öffentliche Film-Events, Konzerte, Vorträge oder Feste statt. Anlässlich des 10-Jahr-Jubiläums können am 9. November die Räumlichkeiten im Begegnungszentrum besichtigt werden. Am 10. November lädt die Kirche die Bevölkerung zu einem Brunch-Gottesdienst ein. b www.feg-kriens.ch

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r schreibt, es gehe ihm gut. Ich tue mich schwer, dies zu glauben. Seit drei Jahren sitzt Jeremy (Name geändert) im Todestrakt von San Quentin und wartet auf seine Hinrichtung. Ich weiss nicht genau, weshalb ich mich für die Brieffreundschaft mit einem Todeskandidaten entschieden habe. Weil ich die Todesstrafe ablehne und diese Form der Justiz verurteile? Oder weil ich weiss, dass Jesus auch Straftäter verändern kann und will? Jeremy selbst bezeugt seine Unschuld: "Nicht in einer Million Jahren würde ich jemanden töten." Das schrieb er mir in seinem ersten Brief. Ob schuldig oder nicht schuldig – ich respektiere ihn. Aufgewachsen ist der heute 26-Jährige in Compton bei Los Angeles. Die Stadt gehört zu den gefährlichsten der USA. Unrühmliche Bekanntheit erlangte sie vor allem durch die seit Jahrzehnten präsenten Bandenkriege. Schon früh trat Jeremy in eine Gang ein und durchlebte eine kriminelle Jugendzeit. 2010 verurteilte ihn ein Gericht in Los Angeles zum Tod durch die Giftspritze. Angeklagt wurde er wegen mehrerer Morde in der Bandenszene. Beim ersten Brief war ich unsicher, was ich ihm von mir schreiben sollte. Dann erzählte ich ihm von meinen Interessen und Hobbys, ich fragte ihn nach seinen Gefühlen im Gefängnis und nach seiner Lebensgeschichte. Seit fünf Monaten führe ich nun den Briefkontakt mit Jeremy,

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BR E N N P U N K T

"Sie beten doch für mich, Franz?" DER KLAVIERSTIMMER 1962 zog der Deutsche Franz Mohr mit seiner Familie in die USA. Für Steinways arbeitete er als Klavierstimmer für die berühmtesten Pianisten der Welt und erlebte dabei so manche heitere Episode. Gleichzeitig prägt ein tiefer Glaube Franz Mohrs Leben. Von Beat Rink.

Die bezahlt wurden? Nein, man konnte sich noch einigermassen gütlich einigen. Aber Bill Hupfer durfte Glenn Gould von diesem Tag an nicht mehr betreuen. So wurde ich über Nacht zu des-

FRANZ MOHR Wer ein Leben wie er führt, muss darüber erzählen. Und das tut Franz Mohr (86) auf unterhaltsame und tiefgründige Art und Weise. Im Buch "Am Anschlag der grossen Maestros" (Brunnen Basel, 2013) gibt er neue, spannende Einblicke in die Welt der grossen Musiker. Im Gespräch mit Beat Rink erzählt er von den Begegnungen mit Gould, Serkin, Wladimir und Wanda Horowitz, Rubinstein, Pollini, Barenboim. Auch sehr Persönliches spricht Mohr an. Unser Beitrag bringt einige Auszüge. b www.brunnen-verlag.ch; www.franzmohr.com; www.crescendo.org

sen Stimmer und persönlichem Klaviertechniker. Natürlich hatte ich grosse Angst, dass mir Ähnliches passieren könnte wie Bill. Bei Steinway schärfte man mir unzählige Male ein, Glenn Gould ja nie anzurühren. Und natürlich habe ich mich daran gehalten. Als Sie Rubinsteins neuen Flügel zum ersten Mal für ihn stimmten, brachte er Sie ja wegen der rutschigen Tasten in Verlegenheit ... Ja, das ist eine köstliche Geschichte, die ich in jenem Moment allerdings nicht so lustig fand. Rubinstein spielte in der Woolsey Hall in Yale das Emperor-Konzert – und dies sollte meine Feuerprobe als sein Klaviertechniker sein. Ich tat meine Arbeit so gewissenhaft wie möglich und polierte natürlich auch die Tasten. Rubinstein wandte sich unmittelbar vor dem Auftritt an mich und fragte in verfänglicher Art: "Junger Mann, haben Sie auch meine Tasten geputzt?" Ich bejahte eifrig. Aber da verfinsterte sich seine Miene. Er schlug die Hände vors Gesicht und rief: "Ich kann heute Abend nicht spielen. Wenn meine Tasten geputzt werden, sind sie so rutschig ..." Und er machte Anstalten, das Konzert abzusagen. Im letzten Moment kam eine unerwartete Rettung. Ein paar Leute, die noch hinter der Bühne herumstanden, hatten das Problem mitbekommen, und jemand meldete sich zu Wort: "Maestro, bitte sagen Sie nicht ab! Ich weiss eine Lösung. Ich habe schon anderswo gesehen, wie das gemacht wurde ..." Und irgendwoher, keine Ahnung wie das geschah, tauchte eine Haarspray-Dose auf. Ich wurde damit auf die Bühne geschickt. Nun ist es ja so, dass sich die Leute vor einem Konzert mal laut, mal leise unterhalten, bis die Lichter im Saal gelöscht werden und die Scheinwerfer nur die Bühne hell erstrahlen lassen. Alles schaut dann auf die kleine Öffnung beim Bühneneingang und erwartet den Dirigenten und den Solisten. Statt ihnen komme aber ich heraus – mit einer Haarspray-Dose –, schreite feierlich zum Flügel und – pssst, pssst – sprühe die Tasten ein. Das Publikum ist überrascht. Einige lachen, andere klatschen. Und weil ich höflich bin, mache ich meine Verbeugungen. Nun gefiel diese Methode, die Tasten klebrig und damit griffig zu machen, Arthur Rubinstein so gut, dass ich von da an die Klaviatur vor jedem Konzert einsprühen musste. Mit Engelsgeduld haben Sie haarsträubende Wutanfälle von Wladimir Horowitz überstanden. Sind Sie dabei immer ruhig geblieben?

Bilder: Wikimedia, Fotolia/James Steidl, Fotolia/Ivonne Wierink

Franz Mohr, Sie sind 1962 als junger deutscher Klavierstimmer von Steinway in die USA geholt worden und haben im Laufe der Jahrzehnte für die grössten Pianisten der Welt gearbeitet. – Der erste Pianist, für den Sie unmittelbar nach Ihrer Ankunft in New York gearbeitet haben, war Glenn Gould. Wie sind Sie dazu gekommen, gleich einen der ganz Grossen zu betreuen? Bei Steinway wurde ich sogleich Assistent des damaligen Cheftechnikers Bill Hupfer. Hupfer war eine lebende Legende; er hatte noch für Rachmaninow gearbeitet. Sehr bald schon musste ich eine grosse Aufgabe von ihm übernehmen; Bill war nämlich bei Glenn Gould in Ungnade gefallen. Aus folgendem Grund: Vor einer Schallplattenaufnahme bei Columbia Records in der 30. Strasse in New York hatte er den Flügel gestimmt. Nachdem er die Arbeit beendet hatte, kam Glenn Gould herein, der damals übrigens kaum dreissig war. Nun wusste Bill nur zu gut, dass man dem mimosenhaften Glenn nicht die Hand schütteln durfte. Also berührte er ihn leicht an der Schulter und sagte: "Schön, Sie zu sehen, Glenn. How are you?" Glenn schnellte jäh zurück und war völlig ausser sich. Seine Schulter war verrenkt! So behauptete er jedenfalls. Nur intensive Hitzetherapie würde es ihm überhaupt noch ermöglichen, je wieder zu spielen. Die Katastrophe war da: Glenn Gould verklagte Steinway auf einen Schadenersatz von 300 000 Dollar.

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BR E N N P U N K T

Nein, da konnte ich keineswegs immer ruhig bleiben, zumindest innerlich nicht. Horowitz’ Anfälle waren furchterregend. Wir haben dann alle gezittert. In den letzten Jahren waren wir einmal zusammen in Mailand, und er spielte das Klavierkonzert Nr. 333 von Mozart mit dem Scala-Orchester unter Giuliani für eine Schallplattenaufnahme ein. Er wollte, dass ich die Seiten für ihn umblätterte. Das war etwas, wovor ich mich immer sehr fürchtete. Da fiel mir eine gute Ausrede ein, und ich sagte: "Maestro, Tom Frost beklagt sich immer, dass ich zu geräuschvoll umblättere. Er kann mich nie gebrauchen." Tom Frost war der Produzent. Er stand dabei und unterstützte mich: "Nein, nein, lassen Sie das nicht den Franz machen, der macht zu viel Geräusch." Man schlug vor, einen Musikstudenten vom Scala-Konservatorium zu holen. Natürlich würde man ihn bezahlen. Horowitz willigte ein unter der Bedingung, dass der Student kein Pianist sein dürfe. So brachten sie einen jungen Flötisten herbei, der dieses verantwortungsvolle Amt übernahm. Aber leider hatten wir vergessen, ihn darüber aufzuklären, dass Horowitz jederzeit explodieren konnte. Was natürlich ausgerechnet jetzt passierte. Während der Aufnahme wurde Horowitz

"Die Anfälle von Horowitz waren furchterregend. Wir haben dann alle gezittert."

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von einer Sekunde auf die andere fuchsteufelswild, aus irgendeinem unerforschlichen Grund. Wenn er explodierte, fluchte er immer auf Russisch. Was er also sagte, kann ich nicht wiedergeben. Er sprang auf, zerriss die Seiten und trommelte mit den Fäusten auf das Notenpult des Flügels, so dass es zerbrach. (...) Der junge Mann wusste nicht, was da vor sich ging. In Panik sprang er auf und fiel über die Notenständer der ersten Geiger. Es war ein grosser Tumult! Eine ganze Reihe Notenständer fiel um, ein Musiker lag plötzlich am Boden. Es war eine unglaubliche Szene ... Wie haben Sie den Tod von Horowitz erlebt? Er kam völlig überraschend. Denn bis zuletzt war Horowitz auf der Höhe seines Könnens. Es gab überhaupt keine Anzeichen seines nahen Endes. Wir machten sogar noch am Mittwoch vor seinem Tod die letzten Aufnahmen von "The Last Recording", und alles lief wunderbar. (...) Ich vergesse nie, wie Horowitz sich auf einmal mir zuwandte und begeistert von seinen neuen Plänen sprach. Er konnte sich begeistern wie ein kleines Kind. Er sagte ganz spontan: "Franz, wir gehen noch einmal auf Tournee!" (...) Und er fügte hinzu: "Meine Finger laufen ausgezeichnet. Sie beten doch für mich, Franz?" Ich bejahte, denn ich betete wirklich jeden Tag für Horowitz. (...) Sein Tod traf uns alle wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er war einfach auf dem Sofa eingenickt, als er mit Wanda zum Essen gehen wollte. Sie haben als bekennender Christ seiner Frau Wanda einige Male gesagt, woran Sie glauben. Tat sie auch den Glauben, wie so manches andere, als Schönfärberei ab? (...) Vielleicht wollte sie über gewisse Dinge einfach nicht reden oder dachte, ihr Glaube genüge ihr. Aber andererseits liess sie immer wieder durchblicken, dass sie sich nach mehr, nach einem festeren Halt und einem erfüllteren Leben sehnte. Sie zog mich sogar einige Male fast seelsorgerlich ins Vertrauen. (...) Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Horowitz lag aufgebahrt in einem New Yorker Beerdigungsinstitut. Draussen standen die Menschen Schlange, um einen letzten Blick auf den grossen Künstler zu werfen. Bevor das Tor geöffnet wurde, standen wir, das heisst einige seiner engsten Freunde, noch im Kreis um den Sarg herum. Wir legten einander die Arme auf die Schultern und standen schweigend da, während im Hintergrund eine Schallplatte mit Musik von Horowitz lief. Einige der engsten Freunde von Horowitz waren da. Auch Pavarotti, der nachher noch lange blieb und sich viele Male bekreuzigte. Wanda weinte und fragte mich auf einmal intensiv über Gott aus. Sie wollte wissen, ob Gott uns vergibt, und ich erklärte ihr, dass Gott alle Sünden vergibt, wenn wir ihn nur darum bitten. Nein, sie war an den Fragen des Glaubens eigentlich zutiefst interessiert. Herr Mohr, 1962 sind Sie mit Ihrer Frau und Ihren beiden damals noch sehr kleinen Söhnen Peter und Michael aus


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BR E N N P U N K T BR E N N P U N K T

hineingelesene von Missionaren? Knochen entdeckte Deutschland Erfindung nach Amerika gekommen.Auf Wie erlebten Sie die Inschriften belegen, schon in der Shang-Dynastie ein ausgefeilerste Zeit nach derdass Ankunft? tes Schriftsystem bestanden hat. Das war um 2700 v. Chr., rund 200 (...) Schon am ersten Tag bei Steinway merkte ich den KulJahre bevor die Ägypter die ersten Pyramiden bauten. Unwiderlegbar turunterschied: Henry, Johnzwischen und Frederick die beweisen lässt sich die Beziehung den altenSteinway, Schriftzeichen mich am ersten Tag empfingen, würdigten meine deutund dem biblischen Bericht nicht. In ihrem Buch «Erinnerungen an die Genesis» (Hänssler, beschreiben Kang kaum und Ethel R. schen Zeugnisse, die1998) ich ihnen stolzC.H. vorlegte, eines Nelson aber derart viele Beispiele, dass man nicht von Zufall sprechen Blickes, sondern sagten nur: "Das ist schon in Ordnung, kann. «Es ist nicht das einzelne Zeichen, sondern die Menge der ParalFranz. besten machen Siesprechen», uns malsagt eine Stimmung. lelen, die Am für diesen Zusammenhang Richard Wiskin. DannErachtens sehen wir, Sie können." Seines gebewas es dafür keine andere logische Erklärung. Nun muss ich sagen, dass mich die Überfahrt mit dem einzelheiten Schöpfungsbericht Schiff sehraus mitgenommen hatte.und MirSündenfall war schwindlig, und Werden die Piktogramme in ihre Teile zerlegt, spiegeln sie Einzelheiten meine Ohren waren praktisch zu. Ich konnte oberen aus der Genesis wider: Mann und Frau, der Garten, die die Versuchung, Töne fast nicht mehr hören. Aber ich wusste, dass das der Tod, die Sintflut, der Turmbau. Für die Autoren Kang und es Nelson steht fest, dassist, diesich Glaubensvorstellungen der Ur-Chinesen sichmanauf eiDümmste schon vor einer Prüfung für seine nen Schöpfergott bezogen. Kang hatte in einem Mandarin-Lehrbuch gelhafte Leistungsfähigkeit zu entschuldigen, und so vereine Fussnote entdeckt, die das Zeichen für Schiff analysierte, und traute ich einfach auf Gott. Wenn er mich schon hierhergezwar als «Gefäss», «acht» und «Mund» oder «Person». Im Kommentar bracht hatte, würde er auch dieses Problem lösen können. hiess es, dass in Noahs Arche, dem ersten grossen Boot, exakt acht Ich stimmte Flügel, gut ichund konnte, erstaunliPersonen waren,den nämlich Noahsomit Frau ihre dreiund Söhne mit ihren Frauen (vgl. 1.waren Mose 6,18; 7,7). Kangs Interessezufrieden war geweckt. cherweise die Steinway-Chefs und stellDie weiteren Nachforschungen unterstrichen seine Vermutung. Für ten mich ein. Kang steht fest: «Die Vorfahren der Chinesen wussten von der Arche Noah, sie kannten Einzelheiten der in der Bibel beschriebenen UrgeHaben Sie es nie bereut, dass Sie ausgewandert sind? schichte.» Folgendes Szenario isteinmal denkbar:waren Eine wir Menschengruppe war dem So gut wie nie. Nur fast so weit, dass wir Chaos von Babel entflohen und siedelte sich in den Flusstälern jedie Koffer packten – zur Zeit der grossen Rassenkrawalle ner Gegend an, die einmal China sein würde. Sie entwickelten eine Ende der sechziger Jahre.dabei In Los Angeles und New waren York Schriftsprache und benutzten Symbole, die beeinflusst gab es Unruhen, und es ging äusserst dramatisch zu. In von mündlichen Überlieferungen, die der ganzen Menschheit damals bekannt waren. Los Angeles wurden viele Häuser niedergebrannt. Einmal verpasste ich mit meinem Auto die Brücke nach Long Island und musste einen Umweg über Harlem machen. Ich hatte grosse Angst, weil zu jener Zeit oft Weisse aus ihren Autos Am vergangenen Wochenende fand in Beatenberg die herausgezerrtSchweizer und zusammengeschlagen wurden. Ich kam Tagung der Studiengemeinschaft «Wort und aber heil nachWissen» Hause. Der ist ein düsteres Kapistatt. VorRassenhass über 100 Interessierten referierte u.a. Reinhard über die Anpassungsfähigkeit derversagt; Lebetel in unserem Land.Junker Die Weissen haben furchtbar wesen als Hinweis auf die Schöpfung. Der Geologe Weisse, die die Schwarzen unterdrückten und sogarMartin noch Ernst beschrieb katastrophisch entstandene ErosionsChristen waren – zumindest dem Namen nach. Aber zur prozesse auf dem Colorado-Plateau im Grand Canyon, gleichen Zeit ging kamderinFrage dennach, sechziger Jahrendas auch die "JesusMichael Kotulla ob die Geologie Erdbeben bei der People"-Bewegung auf, bestätigen die uns sehr ermutigte und deren Kreuzigung von Jesus Christus kann. Die chinesischen Schriftzeichen wurden Vortrags vonJugendliche Richard Wiskin diskutiert. Früchte heuteanhand noch eines da sind. Viele erlebtenEin eine informatives und empfehlenswertes Buch zu diesem Thema stammt vom radikale Veränderung, weil sie Jesus als ihren persönlichen Chan Kei Thong: «Chinas wahre Grösse». Heiland annahmen. Auch viele Juden waren darunter. ww.wort-und-wissen.de; wiskin@bluewin.ch

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Tagung von «Wort und Wissen» in beatenberg

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ein der apologetik SieThema verfolgten also die "Jesus-People"-Bewegung aus nächs-

Richard Wiskin warnt. Man dürfe keine ter Nähe? Machten Sie auch aktivZeichen mit? hineinlesen, die nicht dort seien, beispielsweise ein Kreuz. Die Piktogramme hätten auch Die Heilsarmee stellte auf Long Island jungen Christen ein heidnische Inhalte, so etwa das all-sehende Auge, das Zeichen für die leerstehendes Haus zurstelle Verfügung, mit einer Küche Sonne. Beim Opfersymbol sich die Frage, welches Opferund geeinem für zweihundert Leute. Das meint sei.Versammlungsraum Geopfert worden sei in verschiedensten Kulturen. Dennoch erachtet er die vielen selbstredend. Verfolgen Chinesen seiwar eigentlich zuBelege klein,für und viele junge Menschen sassen nen Vortrag, verstehen sie die Erklärungen. Kritik kommt höchstens draussen auf dem Rasen. Tag und Nacht wurde in all den von Europäern. Welche Bedeutung hat die Aufschlüsselung der chiverschiedenen Räumen gebetet die Bibel gelesen. Elinesischen Schriftzeichen? «Sie haben und eine apologetische Wirkung», sabeth und ich damals in der unserer erklärt Wiskin. Die waren Piktogramme stützten dieJugendarbeit biblischen Berichte von Genesis 1 bis 11 undund damitirgendwie ausgerechnet diejenigen TeileBetreuern der Bibel, Gemeinde tätig, waren wir zu die am stärksten der Kritik stehen. Ist der Grund, dass dieeiner faszidieser jungeninLeute geworden. Siedassahen zu uns mit nierende Botschaft der chinesischen Piktogramme nicht auf breiteres gewissen Bewunderung auf, weil wirfür schon lange ChrisInteresse stösst? Will man gar keine Indizien den Wahrheitsgehalt ten waren. Damals verschenkten wir auch Hunderte von biblischer Berichte, weil man sie längst als Mythos abgestempelt hat? Bibeln. Die amerikanische Bibelgesellschaft druckte eine Selbst Qin Shi huangdi mitgeholfen Paperback-Bibel fürhat nur 67 Cent pro Stück. Es war eine Zurück zu Qin Shi Huangdi. Selbst er hat einen Beitrag geleistet, dass aufregende Zeit. Viele junge Leute kamen aus der Drodas in den chinesischen Schriftzeichen verborgene Wissen bis heute genszene. Es war die einfachste Sache der Welt, jemanerhalten blieb. Damit seine Befehle landesweit verstanden wurden, denerzum Herrn zu führen und ihn für die sind Sache zu liess ein Herkunfts-Wörterbuch erarbeiten. Darin die Jesu Zeichen samt ihrer ursprünglichen Bedeutung festgehalten worden, und zwar begeistern. Hunderte von Jahren bevor die ersten Missionare in China unterwegs waren. Auf dieser Qin-Schrift basiert das «klassische Chinesisch», das bis ins späte 19. Jahrhundert verwendet wurde. Heute wird Chinesisch von mehr Menschen gesprochen als jede andere Sprache der Welt. Es ist bemerkenswert, dass die Schriftzeichen den Lauf der Zeit überdauerten und bis heute verwendet werden, mal abgesehen von stilistischen Vereinfachungen. Halten chinesische Schriftzeichen historisches Urwissen fest, das im Sindder SieZeit alsverloren Christgegangen vor allem amerikanischen Kirchen Laufe ist?von Manches spricht dafür. Die aufgeschlüsselten Zeichen sind eine Art Icons, Schnappschüsse aus verganund Predigern beeinflusst worden? gener Zeit. Der chinesische Autor Chanbekam Kei Thong ein bemerMeine erste Prägung als Christ ichzieht in Deutschkenswertes Fazit: «Die Schöpfungsgeschichte muss für die hebräische land, zuerst durchKultur den Engländer Dr. McFarlane, der wie für die chinesische die gleiche gewesen sein. So konnten meinem Hass auf die Alliierten, die meine Stadt Düren sich die Elemente der hebräischen Geschichte in den chinesischen Schriftzeichen widerspiegeln. Schlüsselereignisse der Urgeschichte in Schutt und Asche gelegt hatten, mit Liebe begegnewurden den auch Piktogrammen festgehalten und überEiner Jahrtausende te. Ich in habe von Freunden viel gelernt. davon weitergetragen.» ist Bruder Andrew. (...) Er arbeitete lange als "SchmuggDer Theologe und Ethiker Thomas Schirrmacher meint: «Wenn es ler Gottes" hinterThong demund Eisernen Vorhang undzuschrieb stimmt, was Professor andere Gelehrte vor ihm belegen ein faszinierendes Buch. (...) Sein Bericht darüber, wie versuchen, wäre das jüdisch-christliche Erbe keine neue Religion in China, sondern mit der Entstehung selbst er einen VWeng voller Bibeln über der diechinesischen Grenze inKultur ein völlig verwoben.» geschlossenes Ostblockland bringen konnte, weil er geRichard Wiskin klappt den Laptop zu, dann blickt er in die Ferne: betet "Mach sehende Augen blind,können wie du blinde «An derhatte: Wahrheit der Bibel zweifelnde Christen durch die Augen sehend gemachtSchriftzeichen hast" dieser neu Bericht Botschaft der chinesischen zum beeindruckte Glauben inspiriert werden.» mich tief.

"Hör auf zu beten, Mutter! Hör auf! Es gibt keinen Gott!"

ROLF HÖNEISEN

Jetz und t jeden DoMo schn Vormit tag u pp 062 836 ern! 43 4 3

Mit einem landes- und freikirchlich anerkannten Diplom in Sozialdiakonie Theologisch-Diakonisches Seminar Aarau idea Spektrum 41.2013 42.2013


1962: Ausreise nach New York.

Stuhlbeine verkürzt: Glenn Gould.

Sie reden über erfüllenden Glauben. Nun könnte man etwas sarkastisch sagen: Ein Franz Mohr hat gut reden! Sein Leben ist ja schon von den äusseren Umständen her "erfüllt"! Ich meine nicht äusseres Glück, sondern die Erfüllung, die aus der tiefen Verbindung mit Jesus Christus kommt. Vielen Menschen, denen es äusserlich gut geht, fehlt die Mitte und die Orientierung. Ich habe dies bei zahlreichen Künstlern gesehen. Aber wie ich die Stimmgabel brauche, um einen festen Ausgangspunkt zu haben, nach dem ich den Flügel stimmen kann, so brauchen wir Menschen einen festen Orientierungspunkt, nach dem wir unser Leben «stimmen» können. Dieser Punkt kann nicht in uns selbst liegen, so wie ich mit einem verstimmten Flügel ohne Stimmgabel absolut nichts anfangen kann. Wissen Sie: Der Flügel mag noch so gut sein – er taugt ohne Ton, der von aussen kommt, nichts! Ein äusserlich glückliches Leben ohne den Glauben an Jesus Christus ist zutiefst «verstimmt». Darum brauche ich diesen "Ton von aussen", und zwar täglich. Ich verbringe jeden Morgen ein bis zwei Stunden im Gebet und widme mich auch der Bibellektüre, in der ich auch nach sechzig Jahren dauernd neue Dinge entdecke.

Bilder: © Franz Mohr; Brunnen Verlag Basel

Hatten oder haben Sie nie Glaubenszweifel? Ich habe gelernt, den Finger auf Gottes Wort zu legen und seine Verheissungen ernst zu nehmen. Und ich erlebe, wie Gott Gebete erhört. Aber es gibt natürlich viele Dinge, die ich nicht verstehe, und Bibelstellen, die für mich noch dunkel sind. Dann halte ich es mit Martin Luther, der vorschlug, die Bibel so zu lesen, wie man Äpfel von einem Baum pflückt: Man geht zum Stamm, schüttelt den Baum, und die reifen Äpfel fallen herunter. Die nicht reif genug sind, lässt man oben und wartet, bis auch ihre Zeit kommt. Manche Aussagen der Bibel erschliessen sich erst mit der Erfahrung. Wie steht es mit den Schattenseiten Ihres Lebens? Ich habe keineswegs nur Höhenflüge erlebt, sondern bin auch durch sehr schwierige Zeiten gegangen, angefangen mit der Krise, die ich im Zweiten Weltkrieg erlebte. Meine Studienstätte wurde völlig zerstört und bald darauf auch meine Heimatstadt Düren, und dies erschütterte mich zutiefst. 1943, in einer Winternacht, bombardierten die Alliierten die Kölner Musikhochschule, wo ich Geige studierte. Bald danach wurde ich als Soldat eingezogen. Ich hasste den Krieg von ganzem Herzen und suchte einen Weg, den Dienst zu verlassen. Im November 1944 bekam ich ein paar Tage Urlaub und konnte zu meinen Eltern und meinem jüngeren Bruder nach Düren gehen. Mein älterer Bruder war Soldat in Russland und kam nie mehr zurück. 42.2013

Sitzhöhe einstellen, für Horowitz.

Cliburn übt, dahinter Mohr.

Am Tag nach meiner Rückkehr nach Düren, es war am 16. November, legten die Alliierten unsere Stadt in Schutt und Asche. (...) An jenem Novembertag verlor ich sowohl meinen zweiten Bruder als auch meinen Glauben an Gott. Im Luftschutzkeller unseres Hauses schrie ich meine betende Mutter an: "Hör auf zu beten, Mutter! Hör auf! Es gibt keinen Gott!" Zudem war ich voller Hass auf die Engländer, die Düren zerstört hatten. (...) Lange Zeit steckte ich in einer tiefen Lebenskrise. Ich schloss mich einer Gruppe von Marxisten an und suchte auch Zerstreuung, vor allem zusammen mit den Freunden der Dixie-Band, in der ich Gitarre spielte. (...) Eines Abends, als wir in einer Soldatenbaracke aufspielten, erhob sich der Manager unserer "Band" ganz ruhig vom Platz, ging durch die Tür in den Hinterhof und schoss sich eine Kugel durch den Kopf. Das war für mich ein grosser Schock. Bald darauf begann ich die Bibel zu lesen und stiess bereits in den ersten Kapiteln darauf, dass es schon unter den ersten Menschen Hass und Totschlag gegeben hatte. So konnte ich unmöglich Gott für das Elend der Welt verantwortlich machen. Ich erkannte auf einmal deutlich, was Jesus Christus am Kreuz für uns getan hatte: dass er für uns gestorben war und die Strafe auf sich genommen hatte. Ich erlebte am tiefsten Punkt meines Lebens eine Bekehrung. Ich fiel vor meinem Bett auf die Knie und schrie zu Jesus Christus. Von da an veränderte sich mein Leben recht dramatisch. Von einer Stunde auf die andere wurde ich frei von meiner Nikotinsucht, und ich spürte auf einmal einen unbeschreiblichen Frieden und eine Freude, die seitdem nie mehr gewichen sind. (...) Selbst bevor ich Christ wurde, ahnte ich, dass Gott mich in seinen Händen hielt. Denn einer der schwersten Schläge traf mich unmittelbar nach dem Krieg, als ich mein Geigenstudium abbrechen musste. Ich hatte es nach dem Krieg an der Nordwestdeutschen Musikakademie in Detmold wieder aufgenommen. Nun traten plötzlich Schmerzen im Handgelenk auf, die mir das Weiterspielen unmöglich machten. Eine Welt brach für mich zusammen, denn man hatte mir eine erfolgreiche Laufbahn vorausgesagt. Ich ahnte aber, wie gesagt, dass Gottes Führung dahinterstand. Und im Rückblick hat sich diese Ahnung bestätigt. •

© Franz Mohr mit Beat Rink: "Am Anschlag der grossen Maestros", 2013, runnen Verlag Basel. Überarbeitete, ergänzte, aktualisierte und wesentlich erweiterte Neuauflage des Buches "Grosse Maestros, hinter der Bühne erlebt". Abdruck mit freundlicher Genehmigung.


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P U BL I R E P OR TAG E

Hilfe schafft Hoffnung FLÜCHTLINGSDRAMA IN SYRIEN Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht. Das Leiden der syrischen Bevölkerung geht weiter. Seit Herbst 2012 versorgt das Hoffnungsnetz Flüchtlinge in Syrien und im Libanon mit Nahrungsmitteln und weiteren lebensnotwendigen Hilfsgütern. Um die dringend benötigte Versorgung weiterzuführen, lanciert das Hoffnungsnetz den 3. Spendenaufruf für syrische Flüchtlinge. Mehr als 6 Millionen Flüchtlinge Der Krieg in Syrien hat seit 2011 mehr als 100‘000 Menschen das Leben gekostet. Die Gewalt geht unvermindert weiter. Immer mehr Syrer sind auf der Flucht, weil sie schutzlos zwischen alle Fronten geraten. Inzwischen gibt es mehr als 6 Millionen Flüchtlinge, etwa die Hälfte davon sind Kinder. Rund 2 Millionen sind in die Nachbarländer geflohen, 4 Millionen Menschen sind Vertriebene im eigenen Land. Die Flüchtlinge leiden Hunger, weil die Versorgungslage so schlecht ist. Die meisten haben kein Einkommen mehr und all ihre Mittel sind aufgebraucht. Der nahende Winter wird die

Dankbarkeit von Abu Hanna, ein Vater von vier Kindern «Ohne Eure Hilfe hätten wir längst aufgegeben, aber so haben wir immer noch Hoffnung, dass es wieder besser wird und wir überleben.»

HOFFNUNGSNETZ Das HOFFNUNGSNETZ ist eine Kooperation folgender christlicher Hilfswerke: – AVC – Christliche Ostmission – HMK Hilfe für Mensch und Kirche – Inter-Mission – Licht im Osten – TearFund www.hoffnungsnetz.ch Das Hoffnungsnetz sammelt weiterhin Spenden für syrische Flüchtlinge: Spendenkonto: 46-7906-0 Vermerk: Syrien

Not der Flüchtlinge zusätzlich verschärfen. Riskante Hilfeleistungen in Syrien In Syrien versorgt das Hoffnungsnetz seit gut einem Jahr mehr als 12‘000 Inlandflüchtlinge in akuter Not mit Essenspaketen, Kindernahrung, Medizin, Hygieneartikel, Kleidung und angesichts des bevorstehenden Winters mit Jacken und Socken für Kinder, wärmenden Decken und Heizmaterial. Als christliches Werk helfen wir in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern den Ärmsten ohne Ansehen der Herkunft oder Religion. Diese Hilfe wird gerade deshalb von allen Parteien sehr geschätzt, weil sie Versöhnung und Hoffnung stiftet. Im Norden des Landes in den Städten Aleppo, Tel Tamar, Hasake, Qamishli und anderen Orten gehen die Teams jede Woche zu Schulen, die voll belegt mit sind mit Flüchtlingen aus dem ganzen Land. Ausserdem bringen sie Hilfe zu Bedürftigen auf dem Land oder in völlig überfüllte Privatwohnungen. Im wochenlang eingeschlossenen Aleppo haben die einheimischen Freiwilligen-Teams immer wieder ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um notleidenden Flüchtlingsfamilien und Kindern wenigstens einmal am Tag Essen zu bringen. Unter schwierigsten Umständen wurden die Nahrungsmitteltransporte auch in von Kämpfen ein-

Die Kriegswirren in Syrien haben über 6 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Rund die Hälfte davon sind Kinder.

geschlossene Stadtviertel und umzingelte Dörfer gebracht. Wir sind dankbar, dass die Helfer bewahrt blieben, auch wenn einige von ihnen nur knapp einem Granateneinschlag oder einem gefährlichem Schusswechsel entgingen. Trotz allen Schwierigkeiten sind die Teams unermüdlich im Einsatz, weil sie Liebe statt Hass weitergeben wollen. Versorgung im Libanon Auch im benachbarten Libanon arbeitet das Hoffnungsnetz seit Herbst 2012 unter syrischen Flüchtlingen. In dieser Zeit haben sich viele in Notbehausungen eingerichtet. Es kommen jedoch ständig neue Flüchtlinge dazu, so dass es vor allem in der Beeka Ebene sehr eng wird. Sauberes Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen und drohende Seuchen werden zunehmend zur Herausforde-

rung. Das Hoffnungsnetz versorgt im Libanon regelmässig rund 4‘000 Flüchtlinge mit Lebensmitteln, Hygieneprodukten, Matratzen und weiteren notwendigen Hilfsgütern. Bei besonderen Bedürfnissen wurden auch Medikamente gekauft. Die Helfer werden überall mit offenen Armen empfangen. Mit der Zeit entstehen tiefere Beziehungen und die Menschen erzählen von ihren traumatischen Erlebnissen. So geben unsere lokalen Partner neben der materiellen Hilfe auch Trost und Ermutigung weiter. Sammelaktion wird fortgesetzt Ein Ende dieses Leidens ist nicht in Sicht. Unsere Hilfe wird dringend gebraucht. Auch Ihre Unterstützung ist entscheidend! Wir danken für jede Spende. idea Spektrum 42.2013


I de a se r I e

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Familie und die Firma unter einen Hut gebracht vielseitige ergänzung Brigitte und Patrik Frei teilen Familien- und Erwerbsarbeit. Sie arbeitet als PR-Beraterin, er führt eine Werbeagentur. Beide setzen ihre Gaben auch in der Gemeinde ein.

D

u schaffst das! Diese Aufmunterung klebt am Küchenfenster von Brigitte Frei in Root LU. Sowohl sie als auch ihr Mann arbeiten in Berufen, die sie begeistern, beide in Teilzeit. Patrik Frei leitet mit zwei Partnern die 13-köpfige Design- und Werbeagentur A4. Sein Pensum beträgt 80 Prozent, damit noch Zeit und Kraft für den Einsatz in der Gemeinde zur Verfügung stehen. Er gehört zur Gemeindeleitung der BewegungPlus in Luzern. Brigitte Frei ist rund 50 Prozent erwerbstätig. Nach der kaufmännischen Ausbildung arbeitete sie zuerst als Redaktionssekretärin bei ERF Medien. Hier fand sie Freude am Journalismus und wechselte zu idea Schweiz. Sie absolvierte ein Volontariat samt Ausbildung am MAZ und arbeitete mehrere Jahre auf der Redaktion. Als die Sendung "Fenster zum Sonntag" lanciert wurde, bekam sie eine Einladung zum Casting – und die Stelle als erste TV-Moderatorin bei Alphavision. "Diese Arbeit gefiel mir gut, doch noch mehr Freude machte es mir, als ich auch redaktionell mitarbeiten und Sendungen konzeptionell mitgestalten konnte", erklärt die Mittvierzigerin.

Keine Kinder – was nun? Als das Paar eine Familie gründen wollte, musste es feststellen, dass dazu auf natürlichem Weg kaum eine Chance bestand.

Bild: Mirjam Fisch-Köhler

idea-serie: Frau und Familie Die Rolle der Frau in Gesellschaft und Wirtschaft verändert sich. Familien mit mehr als drei Kindern sind längst die Ausnahme. Nach wie vor gibt es Frauen, die sich aus Überzeugung ganz für die Familienarbeit entscheiden. Doch immer mehr Frauen steigen bald nach der Geburt eines Kindes wieder in den Arbeitsprozess ein. Familienleben, Kindererziehung und Haushalt werden heute sehr unterschiedlich gestaltet. idea porträtiert christliche Frauen und die aktuelle Vielfalt ihrer familiären Konzepte.

42.2013

"Dann hat Gott wohl etwas anderes vor", überlegten sich die beiden. Aber als ein junges Ehepaar ihrer Gemeinde um Gebet wegen seines unerfüllten Kinderwunsches bat, beteten sie zuerst mit, und dann nahmen sie den gleichen Dienst für sich in Anspruch. "Neun Monate später wurde unser Tim geboren, und zwei Jahre danach bekamen wir Noah!" Für das Ehepaar Frei sind die beiden Buben ein ganz besonderes Geschenk Gottes.

Zeit für die Kinder – aber dann ... Brigitte gab nach der zweiten Geburt ihr Engagement bei Alphavision auf, um sich ganz den Kindern zu widmen. Aber nach zwei Jahren stellte sie fest: "Mir fällt die Decke auf den Kopf!" Ihr Mann kommt jeden Tag über Mittag nach Hause, und er beteiligt sich immer sehr aktiv am Familienleben. Dies ermöglichte Brigitte, eine Ausbildung zur PR-Beraterin in Angriff zu nehmen. "Schule und Lernen brauchten viel Zeit, Kraft und Geld, es war eine sehr strenge Zeit für alle." Patrik übernahm noch mehr Familienpflichten, dazu kam die Hilfe der Grosseltern und einer Putzfrau, aber nach zwei Jahren auch der erfolgreiche Abschluss des Lehrgangs. Brigitte hatte sich im eigenen Haus ein Büro eingerichtet und schon während der Ausbildung begonnen, einen Kundenstamm aufzubauen. Sie gründete die Firma Kontura Kommunikation GmbH und schätzt die Möglichkeit, von zu Hause aus arbeiten zu können. Sie berät Firmen in der Unternehmenskommunikation, entwickelt Konzepte und setzt Massnahmen um, beispielsweise in den Bereichen Markenpositionierung oder Marketing.

Zeit für Gäste und die Gemeinde Brigitte (45) und Patrik Frei (48) beschränken ihre berufliche Arbeitszeit bewusst. Sie setzen Geld und Gaben in- und ausserhalb ihrer Gemeinde ein, zum Beispiel durch Gastfreundschaft. "Unser grosser Esstisch ist ausbaubar und bietet Platz für

Fühlt sich privilegiert, weil sie ihre Arbeit frei einteilen kann: Brigitte Frei.

bis zu zwanzig Personen", erklärt Brigitte, und ihre Augen strahlen. Sie liebt es, wenn Gäste kommen. Als Hauptverantwortliche der Alphalive-Kurse der Gemeinde ist es ihr ein Anliegen, Menschen zu befähigen und zu fördern. Auch stellt sie ihr berufliches Können immer wieder christlichen Werken zu angemessenen Bedingungen zur Verfügung.

Die gute Ergänzung Brigitte und Patrik ergänzen sich privat wie auch beruflich. Häufig erfüllen sie professionelle Aufträge gemeinsam. Wenn die heute 12- und 14-jährigen Buben noch selbständiger sind, plant Brigitte, ihren Arbeitsort in eine Bürogemeinschaft zu verlegen. Denn: "Der Austausch mit Berufskollegen fehlt mir." Doch momentan ist es ihr wichtig, mal einen Sohn zum Sport zu fahren oder Zeit für ihren Welpen zu haben. "Ich bin sehr privilegiert, dass ich meine Arbeitszeit so frei einteilen kann." P Mirjam Fisch-Köhler


F ORU M / N AC H R IC H T E N SC H W E I Z

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SYNERGIE VERSammluNGEN Die "ekklesia" war in den Städten der Antike eine Volksversammlung. Gemeinsam wurde über wichtige Themen debattiert. Solche "Versammlungen" sind auch im Kleinen ein Segen.

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ennen Sie den grossartigen geräumt, dann muss sie neue, Palast, die Cristal Cathedral bescheidenere Räume finden. in Kalifornien, aus der Sonntag Bobby Schuller erklärte kürzlich für Sonntag die TV-Sendung in einem Interview auf Bibel TV "Hour of Power" gesendet wird, seine Ziele und seine Strategie: die weltweit bis zu 30 Millio"Es geht um 'Gatherings', um nen Zuschauer in 200 Ländern Versammlungen, um das Zufindet? Die Glaubensgemeinsammensein, um sich zu trefde, 1955 von Robert H. Schuller Hans-Ulrich fen, also um Freundschaft und gegründet, hat mehr als 10 000 Rohrbach Liebe, ohne zuerst nach dem Mitglieder. Im Oktober 2010 musste sie Glauben zu fragen. Christus hat bei seiallerdings Insolvenz anmelden, weil die nen Einladungen, ihm zu folgen und ihm Spendeneinnahmen um mehr als 30 zuzuhören, auch keine Bedingungen geProzent zurückgegangen waren und die stellt." Bobby Schuller ist sich sicher, dass Kosten für den Unterhalt nicht mehr ge- es für eine grundlegende Veränderung deckt werden konnten. Nach internen eines Menschen zuerst einmal Vertrauen, Differenzen übernahm die neue Füh- Freundschaft und Liebe braucht: "Durch rungsgruppe unter der Leitung des Neffen mein Freundschaftsangebot finde ich von Robert Schuller, Bobby Schuller, die auch Zugang zu Menschen, die kein unGemeinde. mittelbares Interesse am Glauben an ChriDie Kathedrale wurde 2011 an die rö- stus haben, aber durch diese Freundschaft misch-katholische Diözese verkauft. Der Christus kennen und lieben lernen." Cristal-Cathedral-Gemeinde wurde noch Seit mehr als zwölf Jahren bin ich Teil einer ein Nutzungsrecht von drei Jahren ein- Gruppe, die sich jede Woche zum Gebet

NOtIERt Sonntag der verfolgten Kirche Am 10. und 17. November gedenken christliche Kirchen und Gemeinden erneut der verfolgten Christen in aller Welt. Der Fokus liegt dieses Jahr auf Vietnam, Mali und Afghanistan. In den Vorjahren wurde über die Situation der Christen in Arabien, Kuba oder auf den Philippinen berichtet. Die beiden Gedenktage stehen unter dem Patronat der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) und wer-

den von sieben Werken und Organisationen getragen. Allein die HMK (Hilfe für Mensch und Kirche) organisiert im Vorfeld der Gedenksonntage 42 Vorträge in der Deutschschweiz. (idea) b www.verfolgte-kirche.ch

Ausbau und Sanierung der Klinik SGM Langenthal Das 26-jährige Gebäude der Klinik wird saniert und ausgebaut. Es entstehen mehr allgemeine Räume für Patienten und für die Therapien sowie neue Einzelzimmer. Zusätzlich wird eine neue Gruppenpraxis für Hausärzte geschaffen. Die bestehende

trifft, und vier Mal jährlich einen Männertreff mit Referenten organisiert. Diese Treffen sind eine segensreiche Freundschaft und stetige Stärkung unseres Glaubens. Nun bereiten wir zum ersten Mal einen Glaubenskurs vor. Wir freuen uns sehr auf dieses Gathering der besonderen Art und wir sind sehr gespannt auf die neuen Freundschaften, die wir schliessen dürfen. Der frühere Leiter einer Kommunität und jetzige Leiter des Brunnen Verlags, Dominik Klenk, hat die Aufgabe eines Christen auf wunderbare Weise definiert: "Christsein ist immer persönlich, aber keine Privatsache. Sich als Christ öffentlich zu zeigen, mag ein Wagnis mit politischer Dimension sein. Wer Menschen liebt und sich für sie einsetzt, kennt davor keine Angst!" Ich wünsche Ihnen viele gesegnete Gatherings und "politische" Aktionen! Der Autor ist Unternehmensberater und Inhaber der Rohrbach Creative Consulting (rocreco.com), rohrbachconsult@hispeed.ch

Cafeteria wird zu einem öffentlichen Restaurant ausgebaut. Damit unterstreicht die Klinik SGM Langenthal die Öffnung der Klinik für die Bevölkerung. Ein langer Planungs- und Bewilligungsprozess hat mit der definitiven Baubewilligung ein gutes Ende gefunden. Dank der Überbauungsordnung können die Bedürfnisse der Klinik SGM Langenthal für die nächsten Jahre auf dem bestehenden Gelände abgedeckt werden. Die Klinik SGM Langenthal ist eine Fachklinik für Psychosomatik und Psychiatrie mit stationären, tagesklinischen und ambulanten Angeboten. (idea) b www.klinik-sgm.ch/bau

EIN FEST DES DANKES FÜR ALLE Bild: zvg

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10 Jahre in der Schweiz 42.2013

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27. Oktober 2013, 17 Uhr Church Alive Aarau Gysulastr. 21c www.compassion.ch/10jahre


N ac h r ic h t e N sc h w e i z

"ihm muess mer doch hälfe, Mann!" kinderMUsical In Rapperswil "Auf dem Weg nach Jericho" aufgeführt.

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und 650 Begeisterte schauten sich am Freitag und Samstag in der Kirche im Prisma in Rapperswil SG die moderne Inszenierung "Auf dem Weg nach Jericho", aufgeführt von 89 Kindern, an. Es ist eines von vielen Musicals und Theatern, die in den Herbstferien von Kirchen im ganzen Land eingeübt und aufgeführt wurden. Überraschenderweise geht es für einmal nicht um die Zerstörung von Jericho. Vielmehr ist es die Botschaft der Nächstenliebe: "Du sollst deinen Nachbarn lieben wie dich selbst." Alles klar? Von wegen! Die tragende Botschaft lässt die Kinder nicht mehr los. Singend halten sie Ausschau nach dem Nächsten: "Isch es de Jan, wo gstohle hät? Oder dä Kurt im Chrankebett? Isch es de Bluffer vo de Klass? Das wär ja krass!" Nun rücken die Scheinwerfer einen Handelsreisenden ins Licht. Skrupellose Banditen überfallen ihn auf der Route nach Jericho und verprügeln ihn bis zur Be-

Einer hilft: Erst der Punker zeigt Herz.

wusstlosigkeit. "Ohne Krankenkasse keine Behandlung", sagt der herbeigerufene Arzt herzlos. Auch der Geistliche lässt ihn achtlos liegen. Nun dämmert es in den Publikumsreihen: "Das ist ja die Geschichte des barmherzigen Samariters!"

Die Botschaft kommt rüber Ausgerechnet ein ausgeflippter Punk hilft seinem "Bro" wieder auf die Beine: "Ihm muess mer doch hälfe, Mann!" Der junge Akteur erobert die Herzen der Zuschauer im Flug. Die Botschaft der Nächstenliebe sitzt. (dw) P

Mit seiner Vision das Umfeld prägen christsein konkret Coaching und Mentoring stärkt junge Menschen.

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hristliche Werte sollen wieder sichtbar werden: Deshalb gründeten der deutsche Unternehmensberater Wolfgang Weidner und Paul Donders, StrategieExperte aus Holland, vor bald zehn Jahren die Bewegung "Leaders of Influence" (LoI; etwa "Vermittler prägender Einflüsse").

Bild: Daniel Wagner

Vision stärken "Persönliche Förderung spielte im Leben der beiden Gründer von LoI eine grosse Rolle", erklärt Patricia Ellenberger. Sie und ihr Mann Peter coachen zurzeit fünf Personen. "Wir stärken die Vision von Christen zwischen 20 und 30 Jahren und unterstützen sie auf ihrem Weg in die Verantwortung." Nachdem in Deutschland rund 300 und in Holland 100 Mentoring-Beziehungen entstanden sind, weitet sich die Idee eines verbindlichen gemeinsamen 42.2013

Unterwegsseins in weitere europäische Länder aus. Im Frühling wurde die Arbeit in Ungarn und in der Schweiz gestartet. "Nebst dem quantitativen Wachstum wollen wir ebenso an Tiefe gewinnen", erklärt Patricia Ellenberger. LoI setzt auf die "Multiplikation von innen heraus". Ellenberger ist überzeugt: "Wenn sich Menschen mit dem gleichen Anliegen zusammentun, kann Grosses entstehen."

Sieben Gesellschaftsbereiche LoI engagiert sich in den folgenden Gesellschaftsbereichen: Wirtschaft, Kirche, Medien, Erziehung, Kunst, Gesundheitswesen, Politik. Die Vision von LoI wird an Einschätzungswochenenden vermittelt: im Oktober 2013 und 2014 im Raum Bern und Mitte April 2014 im Raum Zürich. (tf)P b www.xpand.ch

15

PodiUM Die Tessiner haben mit grossem Mehr einem verfassungsrechtlichen Vermummungsverbot im öffentlichen Raum zugestimmt. Amnesty International und einige Parlamentarier behaupten, dass dieser Volksentscheid die Meinungs- und Glaubensfreiheit verletze. Die Personen, welche diese Meinung teilen, irren sich. Sie scheinen nicht zu wissen, was die Religionsfreiheit bedeutet. Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO macht folgende Definition: "Jeder Mensch hat Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen in der Öffentlichkeit oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung eines Ritus zu bekunden." Art. 15 unserer Bundesverfassung geht in dieselbe Richtung. Im Licht dieser grundsätzlichen Texte zeigt sich klar, dass das Verbot der Burka und des Niqabs, und auch jenes der Minarette, keineswegs gegen die Religionsfreiheit verstösst. Das Verbot des Hijabs – nur das Haar und den Hals einzuhüllen – oder jenes der Grabfelder für Muslime und gewisse schulische Verpflichtungen scheinen mir hingegen diese sehr hohe Freiheit zu verletzen. Hinzu kommt, dass es Christen in muslimischen Staaten sehr schätzen würden, wenn sie nur über 10 Prozent der Religionsfreiheit verfügen könnten, die die Muslime in der Schweiz geniessen. Jean-Pierre Graber, Dr. rer. pol., war SVPNationalrat. Er wohnt in La Neuveville BE.


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idea Spektrum 42.2013


N AC H R IC H T E N

17

Islamisten markieren Häuser: „Hier wohnen Christen“ ÄGYPTEN Amnesty International (AI) beschuldigt die ägyptischen Sicherheitsbehörden, Christen nicht ausreichend vor den zunehmenden Anschlägen muslimischer Extremisten zu schützen.

D

ie Menschenrechtsorganisation bezieht sich auf eine – wie es heißt – „beispiellose Welle der Gewalt“ gegen Christen. Radikal-islamische Anhänger des am 3. Juli vom Militär abgesetzten Staatspräsidenten Mohammed Mursi hätten mindestens vier Personen getötet sowie mehr als 200 Häuser von Christen und 43 Kirchen angegriffen. Dabei riefen sie „Allah ist groß“ und bezeichneten Christen als Hunde. Die Sicherheitsbehörden hätten derartige Vorkommnisse voraussehen können, aber nichts unternommen. Dies erwecke den Eindruck, dass Christen „Freiwild“ seien, erklärte die stellvertretende Amnesty-Direktorin für den Mittleren Osten und Nordafrika, Hassiba Hadj Sahraoui. Sie fordert die ägyptischen Behörden auf, die Vorkommnisse von einer neutralen, unabhängigen Kommission untersuchen zu lassen und alles zu tun, um neue Angriffe zu verhindern. Zu den brutalsten Übergriffen zählte die Ermordung eines 60 Jahre alten koptischen Christen in der Ortschaft Delga. Nachdem er in seinem Haus erschossen wurde, habe man seine Leiche mit einem Traktor durch den Ort gezogen. Der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM, Frankfurt am Main) zufolge markieren Extremisten Läden und Häuser von Christen mit Sprühfarbe. Als Zeichen dienten ein Kreuz oder die

Unter den Nationalsozialisten waren Juden betroffen, in Ägypten sind es jetzt Christen. Auf dieser Wand steht: Boykottiert die Christen.

Aufschrift „Hier wohnen Christen“. Einige Tage später würden die Gebäude niedergebrannt. Die meisten der 83 Millionen Einwohner des Landes am Nil sind Muslime. Die schätzungsweise bis zu zehn Millionen orthodoxen Kopten bilden die größte Kirche. P b www.igfm.de • www.amnesty.de

Gäbe es keine Steuerflucht: 5,6 Millionen Kinder könnten noch leben AKTIONSWOCHE Korruption und Steuerhinterziehung schaden den Ärmsten der Armen.

G

Fotos: picture alliance, kairospress

egen Korruption und Steuerflucht wendet sich die internationale christliche Aktionswoche Exposed (Aufgedeckt), die am 14. Oktober begonnen hat. Bis zum 20. Oktober sind Mahnwachen, Veranstaltungen und Gottesdienste an rund 2.000 Orten in der ganzen Welt geplant. In Deutschland beteiligt sich die evangelikale Micha-Initiative mit etwa 100 Veranstaltungen unter dem Motto „Korruption ans Licht bringen“. Das teilte der Koordinator der Micha-Initiative in Deutschland, Alexander Gentsch (Leipzig), mit. Nach seinen Worten leiden die „Ärmsten der Armen“ in Entwicklungsländern sowohl unter ihren korrupten Eliten wie auch unter westlichen Firmen, die z. B. die Rohstoffe in den Entwicklungsländern ausbeuten und dafür nur geringe Steuern zahlen. Gentsch: „Durch undurchschaubare Unternehmensstrukturen wird es auf legalem und illegalem Weg möglich, Finanzflüsse geheim zu hal-

42.2013

ten und Gewinne vor Besteuerung zu schützen.“ Gentsch zufolge sollten Steuern deshalb da gezahlt werden, wo die Unternehmen ihre Gewinne und Umsätze machen, und nicht, wo sie am geringsten besteuert werden. Man hätte 5,6 Millionen Kindern in Entwicklungsländern das Leben retten Alexander Gentsch können, wenn Unternehmen zwischen 2000 und 2015 keine Steuern vermieden oder hinterzogen hätten.

„Eine Woche umsteuern“: auf Ausgaben verzichten In Deutschland lädt die zur Evangelischen Allianz gehörende Micha-Initiative ferner ein, bei der Aktion „Eine Woche umsteuern“ mitzumachen. Teilnehmer sollen dabei eine Woche lang auf ein Drittel ihrer Ausgaben verzichten. Christen sollten ihren Umgang mit Geld und Steuern überprüfen. Dazu zähle beispielsweise die Frage, wie ehrlich man mit der eigenen Steuererklärung umgehe. Die Micha-Initiative fordert Gemeinden und Christen daneben auf, ihre Bundestagsabgeordneten im Wahlkreis zu ermutigen, sich für politische Maßnahmen gegen Korruption und Steuerflucht einzusetzen. P b www.micha-initiative.de • 0341 5916636


N AC H R IC H T E N

Ist die Reformation ein Grund zum Jubeln? KONGRESS In der Frage, wie die Reformation im 16. Jahrhundert zu bewerten ist, sind sich die großen Kirchen immer noch uneins.

NOTIERT Kreationisten-Botschaft in den USA: „Gott sei Dank – Ihr irrt Euch“

ährend die evangelischen sei. Der Schweizer Kardinal verKirchen den 500. Jahrestag misst freilich ein gemeinsames des Thesenanschlags Martin LuZiel der Einheitsbemühungen. thers (1483–1546) im Jahr 2017 Während die katholische Kirche ökumenisch und weltweit feiern weiter die „sichtbare Einheit“ wollen, sieht die römisch-kathoaller Christen anstrebe, setzten lische Kirche keinen Anlass zum die evangelischen Kirchen auf Jubeln. Denn die Reformation Präsident Locher ein pluralistisches Modell „verhabe im Unterschied zu anderen söhnter Verschiedenheit“. Reformbewegungen der Kirchengeschichte – etwa durch Franz von Assisi (1182– Ein Fest des Glaubens 1226) – zu einer Spaltung geführt. Das hob Für den Ratspräsidenten des Schweizeder Präsident des Päpstlichen Rates für die rischen Evangelischen Kirchenbundes, Einheit der Christen, Kurt Kardinal Koch, Gottfried Locher (Bern), gilt es, das Reauf dem Internationalen Kongress zum Re- formationsjubiläum als „Fest des Glauformationsjubiläum in Zürich hervor. Er se- bens“ zu begehen: „Wir feiern nicht uns he allerdings eine ökumenische Chance im selber, sondern die Freilegung des EvanReformationsgedenken, wenn es mit Buße geliums.“ Es gehe nicht um Konfessionsetwa für die Konfessionskriege, mit Dank- grenzen, sondern um Christus, den Grund barkeit für die Annäherung in den vergan- des Glaubens. Die Züricher Tagung wurde genen 100 Jahren und mit der Hoffnung gemeinsam ausgerichtet vom reformiert auf weitere Schritte zur Einheit verbunden geprägten Kirchenbund und der EKD. P

W

„Gott sei Dank – Ihr irrt Euch.“ Mit dieser Botschaft an „alle atheistischen Freunde“ wollen Christen in den USA Gespräche über den Glauben in Gang setzen. An stark frequentierten Plätzen wie dem New Yorker Times Square oder in der Bucht von San Francisco präsentiert die kreationistische Organisation „Answers in Genesis“ (Antworten im 1. Buch Mose) Werbetafeln mit diesem Spruch. Er ist eine Erwiderung auf atheistische Kampagnen, die nach Auffassung des Präsidenten der Organisation, Ken Ham (Petersburg), den christlichen Glauben lächerlich machen. So sei auf Weihnachtsplakaten die Geburt Jesu als „Mythos“ bezeichnet worden. Die christlichen Werbeplakate und Videos verweisen auf einen Online-Artikel der Organisation mit dem Titel „Woher wissen wir, dass es Gott gibt?“. „Answers in Genesis“ verbreitet die Botschaft, dass die Welt so entstanden sei, wie es das erste Buch der Bibel schildert, und wendet sich damit gegen die Evolutionslehre.

Evangelikale tun nicht genug für Europa

Evangelikale: Trauer um einen mutigen afrikanischen Kirchenmann

ALLIANZ Die Krise der EU zur Verbreitung des Evangeliums nutzen

E

vangelikale engagieren sich zu wenig für dete Völkergemeinschaft bauen wollen. Die das vereinte Europa. Diese Ansicht ver- „Erfolgsgeschichte“ Europas beruhe zwar trat der Direktor des Schuman-Zentrums für auf christlichen Werten, aber das wichEuropäische Studien, Jeff Fountain (Heerde/ tigste Buch, die Bibel, werde zu wenig beNiederlande), auf der Ratstagung rücksichtigt. Die gegenwärtige der Europäischen Evangelischen Krise der EU sollte Evangelikale Allianz in Stadskanaal (Niederlanmotivieren, sich mehr in die Gede). Sie hätten 1992 beispielsweimeinschaft einzubringen und se nicht auf die Frage des ehemadas Evangelium zu verbreiten. ligen Präsidenten der EU-KomWährend der Ratstagung wurde mission, Jacques Delors, reagiert, der Schweizer Thomas Bucher was denn „die Seele Europas“ sei. Thomas Bucher zum Generalsekretär gewählt. Es sei ihnen auch nicht gelungen, Der 57-Jährige ist Nachfolger sich der Welle der Säkularisierung entge- des Niederländers Niek M. Tramper (Driegenzustellen. Fountain verwies auf die bergen). Zuletzt war er Europadirektor des christlichen Wurzeln der europäischen Eini- evangelikalen Missionswerks Operation gung nach dem 2. Weltkrieg. Staatsmänner Mobilisation. Die Europäische Evangelische wie der Franzose Robert Schuman (1886– Allianz vertritt rund 15 Millionen Evangeli1963) und der Deutsche Konrad Adenauer kale in 35 Ländern. P (1876–1967) hätten eine christlich gegrün- b www.europeanea.org

Die evangelikale Welt trauert um einen führenden Kirchenmann Afrikas: den kenianischen Erzbischof i. R. David Gitari. Er ist am 30. September nach kur- David Gitari zer Krankheit in Nairobi gestorben. Der 76-Jährige war schon im Alter von 37 Jahren zum Bischof geweiht worden. Von 1997 bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2002 war er als Erzbischof geistliches Oberhaupt aller Anglikaner in Kenia. Er leitete Evangelisationen und setzte sich für soziale Gerechtigkeit ein. Er galt als einer der schärfsten Kritiker des von 1978 bis 2002 undemokratisch regierenden kenianischen Staatspräsidenten Daniel arap Moi. Dreimal sah er sich versuchten Mordanschlägen ausgesetzt. 1975 gehörte Gitari zu den Gründungsmitgliedern der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz; er stand dem Gremium von 1980 bis 1986 vor.

Fotos: PR, privat, PR

18

42.2013


Die sowjetischen Speziallager in der Besatzungszone Lager

MECKLENBURGVORPOMMERN POLEN

Fünfeichen

Landsberg/Warthe

BRANDENBURG

(Bis 1945 Ost-Brandenburg)

Sachsenhausen

Weesow Hohenschönhausen Ketschendorf Berlin

Jamlitz SACHSEN-ANHALT Mühlberg

Torgau Bautzen

Buchenwald

SACHSEN

THÜRINGEN

Insassen

Bautzen

19

Tote

30.000 16.700

Buchenwald

30.600 13.200

Hohenschönhausen

12.000

3.500

Jamlitz

14.200

5.200

Ketschendorf

19.850

7.200

9.800

3.800

Landsberg Mühlberg

21.750

8.800

Fünfeichen

17.200

6.700

Sachsenhausen

60.000 26.143

Weesow

13.750

1.400

Torgau

11.050

3.000

Gesamt

N AC H R IC H T E N

240.000 95.643

Quelle: Volker Koop, Sowjetische Besatzungspolitik in Deutschland, Berlin 2008

Im KZ Sachsenhausen starben unter den Sowjets von 1945 bis 1950 26.143 Häftlinge. Sie wurden in Massengräbern verscharrt.

Über 90.000 Tote in sowjetischen „Speziallagern“ AUFKLÄRUNG An ein dunkles Kapitel deutscher kommunistischer Nachkriegsgeschichte hat jetzt die Gesellschaft für bedrohte Völker erinnert: die sowjetischen „Speziallager“ in der ehemaligen DDR.

D

ort seien mindestens 90.000 Menschen umgekommen, davon bis zu 70.000 in Konzentrationslagern, die nach 1945 von den sowjetischen Kommunisten von den Nationalsozialisten übernommen und fortgeführt oder neu eingerichtet wurden. In den umliegenden Wäldern habe es viele Hinrichtungen gegeben. Tausende wurden in Untersuchungshaft erschlagen oder erschossen. Unter den Opfern Wie es in einem der Lager – Bautzen – zuging, beschreibt dieses bewegende Buch, dessen Autor in der Haft Christ wurde. (Frieling-Verlag Berlin, ISBN 978-3-8280-1120-5, 12,40 Euro)

seien, so die Organisation, neben schuldbeladenen Nationalsozialisten Zehntausende Bürger gewesen, die sich gegen die Etablierung des stalinistischen Systems gewandt hätten, etwa Bauern, Angehörige des Bürgertums, Unternehmer, Sozial- und Christdemokraten, Liberale, Theologen, kommunistische Dissidenten und Widerstandskämpfer im Dritten Reich. 1950 wurden viele Häftlinge in den „roten“ KZs dann der Volkspolizei der DDR überstellt. Der Generalsekretär der Organisation, Tilman Zülch (Göttingen), forderte von der Politik eine „schonungslose Aufklärung“ dieser Verbrechen. Die Vergangenheitsbewältigung sei notwendig, damit gegenwärtigen Verbrechen gewehrt werde. Das Schicksal der Opfer sollte „Anlass für den drittgrößten Waffenlieferanten der Welt, die Bundesrepublik Deutschland, sein“, ihre „unfriedliche Politik“ zu überdenken. Zudem gelte es, das Vermächtnis dieser Toten zu bewahren und an ihr Schicksal zu erinnern. Ziel sei es, Wiederholungen zu verhindern und verfolgte Minderheiten zu schützen. P b www. gfbv.de • 0551 499060 Anzeige

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N AC H R IC H T E N

Berlin: Es gibt einen tiefen Hass auf Christen

SMD-HERBSTKONFERENZ Die Studentenmission will in einem Großprojekt an Unis zum Bibellesen einladen.

E

ine schleichende Christenverfolgung in Deutschland beobachtet der frühere Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste, Pfarrer i. R. Hartmut Bärend (Berlin). Er sprach auf der Herbstkonferenz der SMD (Studentenmission in Deutschland) in Marburg. Bärend verwies auf den „Marsch für das Leben“ am 20. September in Berlin, bei dem die 4.500 teilnehmenden Christen von 200 Linksradikalen teilweise massiv gestört wurden. Die Kritik sei „von tiefem Hass auf die Christen“ geprägt gewesen, sagte Bärend den rund 500 Besuchern des Treffens. Es ekele ihn, wenn er Sätze hören müsse wie etwa „Hätte Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“.

Ein „unverantwortliches Machwerk“ der EKD Er ging auch auf die umstrittene Orientierungshilfe des Rates der EKD zu Ehe und Familie ein, in der er ein „unverantwortliches Machwerk“ sieht. Das Papier rückt von der traditionellen Ehe als alleiniger Norm ab und vertritt ein erweitertes Familienbild, das etwa gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften und soge-

Die Arbeitszweige der SMD Die Schüler-SMD hat Kontakt zu 600 Schülerkreisen. Die Hochschul-SMD umfasst 80 Gruppen mit 3.000 Interessenten. Die Akademiker-SMD hat 30 Fach- und Regionalgruppen. b www.smd.org • 06421 91050

Generalsekretär Spies & Evangelist Clausen

nannte „Flickenteppich-Familien“ einschließt. Aufgabe von Christen in der heutigen Zeit müsse es sein, die Wahrheit der Heiligen Schrift zu vermitteln, unabhängig davon, ob sie dann als Biblizisten oder Fundamentalisten verunglimpft würden: „Wir stellen uns unter das Wort und nicht darüber.“

Hochattraktiv: Christliche Freizeiten für junge Leute Auf die Gefahren der virtuellen und digitalen Welt ging der Psychologe Prof. Ulrich Giesekus (Freudenstadt) ein. Schulkinder verbrächten im Durchschnitt täglich 5,5 Stunden am Bildschirm. Auch wenn sie es selbst nicht wüssten, sehnten sie sich nach echten Beziehungen, wie Christen sie ihnen ermöglichen könnten. So sollten junge Christen ihre Freunde und Schulkameraden zu Freizeiten einladen. Solche Angebote seien heute „hochattraktiv“, weil sie echte Erlebnisse zusammen mit anderen Menschen ermöglichten.

Erstmals gibt es jetzt einen Hochschulevangelisten Auf der Herbstkonferenz wurde der Theologe Matthias Clausen (Marburg) mit einer halben Stelle als erster in ganz Deutschland tätiger SMD-Hochschulevangelist eingeführt. Er war bisher am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung an der Universität Greifswald tätig. Wie SMD-Generalsekretär Pfarrer Gernot Spies (Marburg) idea dazu sagte, sind Evangelisationen in der akademischen Welt und in der Jugendkultur nach wie vor hochaktuell. Wenn eine solche Vortragsreihe in ein attraktives Rahmenprogramm – etwa mit Café und Sportangeboten – ein-

Sachsen: Ehemaliger Totschläger als Pastor

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nfang Oktober hielt der 31-Jährige seine erste Predigt in der Gemeinde in Wilkau-Haßlau bei Zwickau. Er sprach über Glaube, Vergebung und Nächstenliebe. In seinem früheren Leben gab es das nicht. Denn Kneifel ist ein verurteilter Totschläger – der seine Strafe allerdings verbüßt und ein neues Leben begonnen hat. Was war geschehen? Mit 13 schloss er sich einer Gruppe von Neonazis an. Er begann zu trinken, sich zu prügeln und wurde zunehmend radikaler. Am 9. August 1999 überfiel er in Eschede bei Celle mit einem Kumpel den Arbeitslosen Peter Deutschmann. Sein Kumpel kannte ihn, weil der

sich als „Hippie“ immer wieder mal mit ihm angelegt hatte. Die beiden drangen in seine Sozialwohnung ein und schlugen ihn brutal zusammen. Dabei verletzten sie ihn so schwer, dass er am nächsten Tag im Krankenhaus starb. Kneifel und sein Freund wurden zu jeweils 5 Jahren Jugendhaft wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. Im Gefängnis erlebt Kneifel eine Lebenswende. In einem Gottesdienst spürt er, dass Gott direkt zu ihm spricht. „Ich merkte: Gott ist bereit, einen Neuanfang mit mir zu gehen.“ In seiner Zelle fällt er auf die Knie und betet. Und er erlebt, dass ein tiefer Frieden und Freude ihn erfüllen. Er

weiß: „Gott hat mir vergeben.“ Nach seiner Haftentlassung 2004 beginnt er ein Johannes Kneifel Theologiestudium am baptistischen Theologischen Seminar Elstal. Sein bisheriges Leben hat er in dem Buch „Vom Saulus zum Paulus – Neonazi, Mörder, Pastor – meine drei Leben“ festgehalten. Als Pastor möchte er Menschen vor allem klarmachen, dass Vergebung möglich ist und bei Gott jeder Mensch neu anfangen darf. P Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde b Wilkau-Haßlau: 0375 6067063

Foto: idea/Rösler, Martin Alex, privat

LEBENSWENDE Johannes Kneifel, der mit 17 einen Menschen erschlug, ist jetzt Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde.

42.2013


N AC H R IC H T E N

gebettet sei und die Zuhörer das Gefühl hätten, mit ihren Fragen ernst genommen zu werden, gebe es keinen Besucherschwund. Clausen werde pro Semester zwischen 6 und 8 Veranstaltungsreihen anbieten. Mit der anderen Hälfte seiner Arbeitszeit ist er als Professor an der pietistisch geprägten Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg angestellt. Wie Spies ferner sagte, startet die SMD im nächsten Sommersemester ein evangelistisches Groß-

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projekt, bei dem man an den Universitäten zum Bibellesen einladen wolle. Jedes Mitglied einer SMD-Hochschulgruppe erhalte 3 eigens für die Aktion gedruckte Lukas-Evangelien. Sie sollen an nichtchristliche Studienkollegen verschenkt werden, die zugleich eingeladen werden, es gemeinsam zu lesen. In Großbritannien sei dieses Konzept auf große Resonanz gestoßen. Das Programm werde „crossmedial“ durch Video und Internetangebote begleitet. P

Der Bundestag ist kirchlicher als die Gesamtbevölkerung BUNDESTAG Über 70 % der Abgeordneten gehören einer Kirche an. In der Gesamtbevölkerung sind es 61,5 %.

I

m neu gewählten Bundestag sind Katholiken und Protestanten etwa gleich stark vertreten: 225 Parlamentarier bekennen sich als katholisch und 221 als evangelisch. Christine Buchholz (Die Linke) bezeichnet sich als „christlich-orthodox“. Damit sind über 70 % Mitglieder einer Kirche. (In ganz Pastoren: Hintze (CDU), Stübgen (CDU) und Heinrich (CDU); rechts: Diakonin Schlegel (SPD) Deutschland sind es 61,5 %.) Daneben gibt es 8 Muslime im Bundestag. 85 Mitglieder sind konfessionslos und 91 machen keine studierten die CDU-Abgeordneten Rein- Präses der EKD-Synode wäre so Angaben, ob sie einer Kirche angehören. hold Sendker (Warendorf) und Peter Weiß nicht in den Bundestag gekommen 2. Die neue Fraktionsvorsitzende, Katrin Abgeordnete mit theologischer Ausbil- (Emmendingen). Göring-Eckardt (Gotha), begann 1984 ein dung stellen nur eine kleine Gruppe. 14 der SPD: 3 Religionspädagogen Theologiestudium, brach es aber 1988 ab. 631 Parlamentarier haben Theologie oder Religionspädagogik studiert (2,2 %), zuvor 3 Religionspädagogen in ihren Reihen hat Bis Ende September war sie als Präses der waren es 15. Die Zahl der ordinierten Geist- die SPD-Fraktion: die stellvertretende Vor- EKD-Synode zweithöchste Repräsentantin lichen verringert sich von 4 auf 3 – allesamt sitzende des Diakonischen Werkes WürtDie Wahl Göring-Eckardts zur FraktionsvorsitzenProtestanten und Mitglieder der CDU/ temberg, Heike Baehrens (Göppingen) – den der Grünen wurde sowohl in der linken Presse CSU-Fraktion: Peter Hintze (Wuppertal) sie scheidet zum Jahresende aus diesem (die tageszeitung) als auch in der bürgerlichen und Michael Stübgen (Finsterwalde/Bun- Amt aus –, den katholischen Lehrer Det(Die Welt) sehr kritisch kommentiert: desland Brandenburg) – beide seit 1990 im lev Pilger (Koblenz) und die evangelische Parlament – sowie der freikirchliche Pastor Diakonin Dorothee Schlegel (Mosbach). 09.10.2013 Frank Heinrich (Chemnitz). Er war von 1997 Die Abgeordnete Heike Hänsel (TübinDie Opportunistin hat gewonnen bis 2009 Leiter der Heilsarmee in Chemnitz gen) von der Linkspartei studierte 3 Jahre und gehört zum Hauptvorstand der Deut- lang katholische Theologie, beendete das 09.10.2013 Studium aber 1988 und schen Evangelischen Alliwechselte zu den Ernähanz, die Evangelikale aus Theologen im Bundestag Landes- und Freikirchen rungswissenschaf ten. CDU/CSU 8 repräsentiert. Unter den 8 Sie bezeichnet sich als SPD 3 studierten Theologen der Grüne „gläubigen Menschen“. 2 CDU/CSU-Fraktion sind 3 Linke Die Grünen-Fraktion ver- der Volkskirche. Sie gab dieses Amt nach der 1 Frauen: die theo logisch fügt über 2 theologisch Bundestagswahl und kurz vor ihrer Kandikonservative Protestantin geschulte Abgeordnete: datur für den Fraktionsvorsitz der Grünen Elisabeth Motsch mann Konfessionen 1. die 28-jährige Luise auf. Sie erreichte in ihrem thüringischen (Bremen) sowie die bei- Katholiken: Amtsberg. Sie absol- Wahlkreis – Gotha-Ilm-Kreis – 3 % der Erst225 den Katholikinnen Claudia vierte von 2004 bis 2013 stimmen (2,4 % weniger als 2009). Ihre Protestanten: 221 Lücking-Michel (Bonn) ein Magisterstudium in Partei bekam dort 4,6 % bei den ZweitstimOrthodoxe: 1 und die ehemalige BunIslamwissenschaft, Po- men (– 0,9 %). Wäre das Ergebnis so in ganz Konfessionslos bzw. desbildungsministerin ohne Angaben: litikwissenschaft und Deutschland, gäbe es keine Grünen im Bun176 Annette Schavan (Ulm). evangelischer Theologie destag. Tatsächlich erhielt die Partei 8,4 %. P Muslime: 8 Katholische Theologie in Kiel. b www.bundestag.de • 030 2270

Fotos: PR, Marco Urban, PR, Florian Jänicke

Rückkehr einer Verliererin an die Spitze

42.2013


Bilder der Woche CHRISTUS-BILDER

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich Künstler Jesus Christus immer wieder anders vorgestellt. Besonders im 20. Jahrhundert gab es überraschende Darstellungen. Das Kunsthaus Stade (bei Hamburg) zeigt vom 12. Oktober bis zum 19. Januar eine Ausstellung über das Christusbild im 20. Jahrhundert. In der Schau sind insgesamt 41 weltberühmte Künstler (von Oskar Kokoschka über Pablo Picasso bis Joseph Beuys) zu sehen, von denen 130 meist druckgrafische Werke der Figur Christi gezeigt werden. Sie hat die Stiftung Christliche Kunst Lutherstadt Wittenberg zur Verfügung gestellt. Auf dieser Seite sind zu sehen die Darstellung der Kreuzigung von Marc Chagall (1964, links unten), das Werk Ecce Homo von Otto Dix (1949, oben) und ein Piktogramm des US-Graffitikünstler Keith Haring aus dem Jahr 1982 (rechts unten). b www.museen-stade.de

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G A S T KOM M E N TA R

» Am Ende, wenn die kirchlichen und weltlichen Gerichte entschieden haben, steht ein Mensch vor seinem Gott. Vielleicht sieht Gott dann die Tragödie eines armen, einsamen und gestörten Mannes … « Bernhard Meuser (Augsburg) ist katholischer Publizist & Verleger.

Die Tragödie des Tebartz-van Elst Liebe Leserin, lieber Leser,

… dann wusste ich: Es ist ein Lügengespinst

gelegentlich sehen evangelische Christen auf die katholische Kirche. Sie freuen sich am Jesusbekenntnis von Papst Benedikt oder an der Nähe zu den Menschen und der Klarheit von Papst Franziskus. Manchmal tun sie es und greifen sich an den Kopf. Sind die denn von allen guten Geistern verlassen? Ja wir Katholiken gehen in diesen Tagen durch schwere Wasser. Ich will versuchen, Ihnen die Dinge zu erklären: Ein Bischof – der von Limburg – ist geflohen. Erst nach Süddeutschland, von dort aus nach Rom, wo er seine letzten Freunde vermutet. In seiner Diözese kann er sich nicht mehr blicken lassen, ohne befürchten zu müssen, einen Volksaufstand auszulösen. Seine Residenz mit PhilippeStarck-Badewanne wird er nicht mehr bewohnen und gewiss auch nicht sein Nachfolger. Der Papst wird ihn des Amtes entheben, wenn Bischof Tebartz-van Elst nicht in allerletzter Minute Einsicht zeigt und selbst seinen Rücktritt erklärt.

Der junge Bischof, der nur auf den ersten Blick dem konservativen Sehnsuchtsbild eines neuen Athanasius entsprach, ist in Wahrheit ein Mensch, den ein enger Vertrauter des Bischofs mittlerweile für einen „raffinierten Betrüger“ oder für „krank“ hält. Jochen Riebel, der als unbestechlich geltende ehemalige Leiter der hessischen Staatskanzlei und Träger des Päpstlichen Gregoriusordens, war vom Bischof persönlich zum Chef des Vermögensverwaltungsrates der Diözese Limburg gemacht worden. Das Material, das in den letzten Tagen von Riebel und anderen vorgelegt wurde, ist erschütternd. Irgendeine Summe zwischen 31 und 40 Millionen Euro, das ist fast ein Fünftel des Diözesanjahresetats, wird das Irrsinnsprojekt auf dem Limburger Domberg kosten. Um es so zu haben, wie es ist, hat der Bischof Riebel und viele andere getäuscht, belogen und falsch bezichtigt. Bis in die letzten Tage hinein hat sich Tebartz mit falschen, sofort widerlegbaren Anschuldigungen immer tiefer in ein absurdes Lügengespinst eingegraben – etwa, das böse Denkmalsamt, nicht etwa er, sei an der Steigerung der Baukosten schuld. Das Denkmalsamt brauchte nur Stunden, um den Gegenbeweis zu erbringen.

Ich dachte zuerst an Mobbing ... Lange, viel zu lange, habe ich, ein an Rom orientierter Katholik, daran geglaubt, dass es sich um einen Fall von Mobbing handelt: Ein aufrechter, mutiger Bischof, der sich dem liberalen Mainstream verweigert, wird von den üblichen Verdächtigen mit gezielt gestreuten Gerüchten und einer konzertierten Medienkampagne zur Strecke gebracht. Aber so war es nicht. 42.2013

Am Ende steht ein Mensch vor Gott Nun ist es leicht, die Steine in die Hand zu nehmen, um sie auf einen zu werfen, der ohnehin am Boden liegt. Uns steht ein Urteil nicht zu. Am Ende, wenn die kirchlichen und weltlichen Gerichte entschieden haben, steht ein Mensch vor seinem Gott. Vielleicht sieht Gott dann die Tragödie eines armen, einsamen und gestörten Mannes, der besser nie in das Amt gekommen wäre, das ihm nun zum öffentlichen Verhängnis wird. Es grüßt Sie herzlich Ihr

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Mit Atheisten über Glauben reden MISSION Es gibt mehr Atheisten, als viele meinen: Im Westen Deutschlands glauben nur 32 %, dass es Gott als Person gibt, und im Osten noch viel weniger: 8,2 %. In Österreich sind es 27,4 % und in der Schweiz immerhin 45 %. Das ergab eine internationale Studie der Universität von Chicago im letzten Jahr. Christen tun sich häufig schwer, mit Atheisten über ihren Glauben ins Gespräch zu kommen. Woran liegt das? Und wie kann man das ändern? Ein Fachmann, der sich viel damit beschäftigt hat, ist Pfarrer Alexander Garth aus Berlin. Er schreibt im Folgenden von seinen Erfahrungen und gibt Tipps. Christin sagte mir: „Ich kann mit meiner atheistischen Freundin nicht über den Glauben sprechen.“ „Warum nicht?“, will ich wissen. „Ihr fehlt nichts. Sie ist glücklich, hat einen netten Freund, keine größeren Probleme, keine besonderen Fehler oder Sünden. Ich weiß nicht, wozu sie Gott braucht. Ich weiß nicht, wo ich ansetzen soll.“ Dieser Satz illustriert die Unfähigkeit, mit Menschen das Evangelium zu teilen, denen es einfach nur gutgeht. Wenn der Mensch, dem wir gern etwas vom Evangelium weitergeben würden, irgendwelche Defizite, Probleme, Sorgen, Süchte hat, dann erst sehen viele Christen überhaupt die Möglichkeit, die gute Nachricht weiterzusagen. Das führt zu einer ganz bestimmten Haltung. Unbewusst checken missionseifrige Christen ihr atheistisches Gegenüber nach Defiziten und Sünden ab: Süchte, ein Techtelmechtel mit der Sekretärin, Fressattacken und Übergewicht, finanzielle Schwierigkeiten, emotionale Ausraster, Eitelkeit, sexuelle Obsessionen, Neidtiraden, Eheprobleme, Bulimie usw. Und wenn sie fündig werden, dann sagen sie triumphierend: „Du brauchst Jesus.“ Das hat etwas Zyni„Ich glaube an einen persönlichen Gott“ sches. Man muss einen Mangel im Leben des anderen fi nden, dann kann Ost-Deutschland 8,2% man mit der guten Nachricht landen. Tschechien 16,1% Atheisten spüren, dass sie nach DefiziFrankreich 18,7% ten gescannt werden, dass sie MissionsSchweden 19,1 % objekte sind und dass da etwas gar 24% Japan nicht gut läuft. Die Reaktion? Sie ma26,9% Großbritannien chen dicht. Sie wollen vom Glauben 27,4 % Österreich nichts wissen. Wer will schon auf MänWest-Deutschland 32% gel gecheckt werden? Lettland 38,1% 40,8 % Russland Gott will auch die Starken 45 % Schweiz Nur Menschen, die sich schwach füh58,1% Portugal len und bis zum Hals in Problemen ste59,6 % Polen cken, ergreifen die ihnen dargereichte 66,5% Israel Option, durch Glauben Hilfe zu fi nUSA 67,5% den. Wer ein angeknackstes SelbstChile 71,8 % wertgefühl hat, erhofft sich eine Stär91,9% Philippinen © lideaGrafik; Quelle: Universität von Chicago 2012 kung oder wenigstens Trost. In christ-

Je frömmer, umso unverständlicher? Ich bin Mitarbeiter bei Amnesty International. Nach unserem Gruppenabend gehen wir oft noch auf ein Gläschen in die nächste Kneipe. Meine Gruppe besteht aus Atheisten, Agnostikern, Ex-Katholiken und Ex-Freikirchlern. Ich bin der einzige Christ und noch dazu Pfarrer. Wir reden oft über den Glauben. Einige haben Erfahrungen mit missionarischen Christen gemacht. Sie haben sie als besserwisserisch, anklagend, richtend, belehrend, ablehnend wahrgenommen.

Ich weiß nicht, wozu sie Gott braucht Haben sie uns wirklich so erlebt? Meine Antwort: Ja, haben sie. Eine fromme

Foto: privat

Ich bin auf einer Freizeit in Österreich mit 80 meist jüngeren Leuten, alles Christen aus Süddeutschland. Ich biete ein Seminar an. Das Thema: „Mit Atheisten über den Glauben reden.“ Das Seminar ist gut gefüllt. Ich beginne mit einigen Fragen: Wer hat atheistische Freunde oder Bekannte? Alle Hände gehen hoch. Ich frage weiter: Was glaubt ihr, was Atheisten glauben? Was ich nun zu hören bekomme, bewegt sich zwischen Unwissen und Unfug. Ich eröffne eine weitere Fragenrunde: Was meint ihr, warum sie Atheisten sind? Ich höre Klischees, Vorurteile, Verdächtigungen. Meine atheistischen Freunde würden sich weder verstanden noch geachtet fühlen. Und dann die letzte Frage: Was müssten unsere atheistischen Freunde als Erstes über den Glauben hören, was ist sozusagen die Kernbotschaft für sie? Was ich nun vernehme, ist eine Mischung aus Apologetik, Gerichtsbotschaft und frommer, aber unverständlicher Kreuzestheologie. Mein schon seit längerem gehegter Verdacht findet neue Nahrung: Je frömmer, umso unfähiger, das Evangelium verständlich und einladend weiterzusagen.

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lichen Gemeinden wimmelt es nur so von seelisch lädierten Menschen. Natürlich: Wo Wärme ist, da sammeln sich die Frierenden. Aber der Glaube ist nicht nur etwas für die, die im Leben nicht klarkommen. Gott will dem Menschen begegnen in Erfolg und Misserfolg, in Stärke und Schwachheit, in Freud und Leid, in Lust und Unlust, in Genuss und Verzicht, im Feiern und Fasten, in Gesundheit und Krankheit, im Leben und im Sterben. Gott will allen Menschen guttun, nicht nur den Verlierern, auch den Starken. Jesus sagte einmal zu einem Menschen, der als Inbegriff von Instabilität galt: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.“ Jesus erkennt in diesem Bündel von Temperament und Stimmungsschwankungen das künftige Potenzial eines Führers der Christenheit. Jesus blickt nicht auf den künftigen Versager, der ihn am Karfreitag feige verleugnen wird. Jesus sieht in ihm den Fels, auf den die kommende Kirche gegründet wird. Er, der Sohn Gottes, begegnet einem labilen Fischer auf Augenhöhe und gewinnt ihn für die großartigste Mission aller Zeiten. Wer Atheisten für den Glauben gewinnen will, der muss ihnen mit Wertschätzung begegnen und nicht nach Defiziten in ihrem Leben suchen. Wir sind Verdurstende wie sie, aber wir haben eine Quelle gefunden, zu der wir unsere Freunde einladen.

Foto: Waldemar Mandzel

Wie wird man Atheist? Eine alte und sehr wichtige Frage der Theologie lautet: Inwieweit ist durch den Sündenfall die Gottesebenbildlichkeit des Menschen zerstört? Antwort: Sie ist nicht zerstört, sondern sie ist beschädigt. Das bedeutet, jeder Mensch ist immer noch Gottes Ebenbild. Er besitzt somit eine unvergleichbare, gottgegebene Würde. Noch mehr: Jesus ist für ihn gekommen, gestorben und auferstanden. Alle Begegnungen mit Atheisten, Kritikern und Gegnern des Christentums müssen im Horizont der Gnade und Liebe Christi stattfinden. Gott streckt allen seine Hand entgegen und bittet durch uns: Lasst euch versöhnen mit Gott. Die wenigsten Atheisten haben sich bewusst für den Atheismus entschieden. Vielmehr ist ihr Atheismus (wie auch der Glaube) das Resultat aus prägenden Begegnungen, Erziehung, Lebensumständen, Schicksalsschlägen. Will man den Glauben oder Unglauben eines Menschen verstehen, muss man auf seine Lebensgeschichte hören. Wer den Eindruck erweckt, dass er die Antworten auf die wichtigsten Fragen des Lebens hat, wirkt unglaubwürdig. Das Leben ist heute sehr komplex und widersprüchlich. Statt fertige Antworten zu präsentieren, ist es wichtig, sich gemeinsam auf die Suche nach möglichen Antworten zu machen. Wenn wir uns mit Menschen als Suchende identifizieren, können wir sie einladen, mit uns auf ihre Suche zu gehen.

Was ich Atheisten frage Wenn Christen „evangelisieren“, geht es mir oft nicht gut. Warum? Ich finde es wichtig, dass die beste Botschaft der

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Welt sympathisch, einladend und sensibel ankommt. Aber genau das geschieht zu selten. Häufig wird das Evangelium abgeliefert wie eine Ware, ohne dass es zu einem Dialog kommt, der von gegenseitigem Interesse und Verständnis geprägt ist. Ich beginne Glaubensgespräche gern mit einer Frage. Hier eine Auswahl meiner Lieblingsfragen: • Mich interessiert brennend, wie Sie den Atheismus für sich entdeckt haben? • Was glauben Sie, was ich glaube? • Gibt es Momente in Ihrem Leben, wo Sie ein bisschen gläubig waren? Was waren das für Momente? • Wenn Sie irgendeine Form von „gläubig“ wählen könnten: Wie würden Sie gern glauben? Was würden Sie gern glauben? Wer den anderen zutextet, statt zuzuhören, bringt sich um die Chance eines guten Gesprächs. Überhaupt sind gute Fragen und engagiertes Zuhören der beste Weg, um Gott ins Gespräch zu bringen. Es gibt eine Menge zu lernen von Atheisten, wenn wir ihnen neugierig begegnen: • Wir erfahren ihre Vorurteile und Denkhindernisse. • Wir kommen mit ihnen ins Gespräch auf der Grundlage ihres eigenen Verständnisses vom Glauben. • Wir entdecken Erfahrungen und Fragen, für die es ganz konkrete und liebevolle Antworten aus dem Evangelium gibt. • Wir ehren sie durch unser Interesse.

Wir müssen die Sehnsucht nach Gott wecken In jedem Menschen schlummert die Sehnsucht nach Gott. Sie ist nur meistens ideologisch überlagert und unter weltanschaulichen Positionen verschüttet: • ein naturalistisches, einstöckiges Weltbild, in dem nur das zählt, was man naturwissenschaftlich beweisen, verstehen und erklären kann; • die Verbrechen der Kirche in ihrer Geschichte; • Vorurteile, wie z. B. die Überzeugung, dass Glaube eine Art Krücke für schwache und labile Menschen ist. Aber tief im Herzen seufzt die Sehnsucht nach echter Liebe, tiefem Glück, tragfähigem Lebenssinn und nach Ewigkeit. Oft ist diese Sehnsucht so sehr säkularisiert, dass sie als Sehnsucht nach Gott gar nicht mehr zu identifizieren O


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ist. Aber ein gutes zeugnishaftes Gespräch, ein segnendes Gebet, ein erschütterndes Erlebnis oder die Erfahrung von Transzendenz, z. B. in einem Gottesdienst oder einem Konzert, kann diese Sehnsucht wecken.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens

Wir müssen von einem erfahrbaren Gott reden Atheisten bevorzugen erlebte Geschichten statt Dogmen, Appelle, religiöse Weltdeutungen, theologische Theorien. Wenn Menschen erzählen, was sie mit Gott erlebt haben, werden Atheisten neugierig. In unzähligen Gesprächen mit jungen, atheistisch geprägten Menschen erlebe ich immer wieder, dass Christen nach ihren Gotteserfahrungen gefragt werden: „Erzähl mir mehr davon.“ Wenn Christen verständlich darüber sprechen können, wie sie einen Zugang zur Erfahrung Gottes gefunden haben, dann entsteht vielleicht die leise Hoffnung für Atheisten, dass sie selbst den Glauben entdecken können. Die meisten Atheisten haben das Vorurteil verinnerlicht, dass Glaube nur anerzogen ist. Ein fröhlicher Bericht darüber, wie ein normaler Mensch den Weg vom Unglauben zum Glauben fand, bringt die Möglichkeit des eigenen Glaubens in den Blick. Es gibt kaum etwas Herausfordernderes für Atheisten als von Gott veränderte Leben: geheilte Ehen und Beziehungen, Überwindung von lebenszerstö-

renden Süchten und Bindungen, tapferes Anpacken von Problemen, wo früher geflohen und verdrängt wurde, Menschen, die ihr Leben in Ordnung bringen und aufhören, zu stehlen, zu lügen usw.

Was Atheisten herausfordert Diese Lebensveränderungen werden von den Menschen im Umfeld verwundert wahrgenommen. Für Atheisten steht fest, dass Religion, zumal das Christentum, völlig irrelevant ist für das normale Leben. Sie glauben, dass Religion den Menschen daran hindert, seine Probleme zu lösen und die Wirklichkeit zu verändern, da er sich in seiner Jenseitsausrichtung mit den realen Bedingungen arrangiert hat, statt sie zu verändern. Wenn ein Mensch die Auswirkungen der Kraft Gottes in seinem Leben glaubhaft vorlebt und bezeugt, dann ist das eine ungeheure Herausforderung für Atheisten. Ein wirkmächtiger Gott, der die Realität positiv verändert, hat keinen Platz in ihrem Denken. Sie versuchen diese erlebte Veränderung in ihr materialistisches Weltbild einzubauen in dem Sinne, dass positive Ideen nun mal Leben positiv verändern. Einige aber entdecken auf der Suche nach einer Erklärung, dass der lebensverändernde christliche Glaube mehr ist als eine Idee.

Wir können den Glauben an Christus nicht erzwingen Der Glaube an Jesus Christus ist ein Geschenk, für das wir uns öffnen können, das wir ersehnen und erbitten können. Aber wir können niemanden bekehren. Wer Atheisten mit dem Evangelium erreichen will, will ein Wunder. Wir sind lediglich Wegweiser zu Jesus, der Wunder tut, gestern und heute. Wir sollen gute Wegweiser sein, zu Jesus führende, lesbare und einladende. Ob sich Menschen auf den Weg machen, liegt letztlich nicht in unserer Macht. Das macht gelassen und demütig. Und das gebiert Beter. P

b Der evangelische Pfarrer Alexander Garth ist seit 1. August für die Vineyard-Bewegung (auf Deutsch: Weinberg) tätig, die missionarische Gemeinschaften in den Kiezen Berlins gründet. Sie ist eine ökumenisch orientierte Laienbewegung unter dem Dach der Evangelischen Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und keine Freikirche. Bis 31. Juli leitete Garth die von ihm selbst gegründete Gemeinde „Junge Kirche Berlin“. Sie gehört zur Stadtmission in der EKBO.

Foto: Waldemar Mandzel

Unzählige Menschen leiden und zerbrechen an der gefühlten Sinnlosigkeit des Lebens. Wir sind als Menschen so gemacht, für unser Leben einen tragfähigen Lebenssinn, eine großartige Bedeutung zu entdecken. Der Atheismus hat keine wirklich befriedigende Antwort auf die Sinnfrage. Der englische Dramatiker Tom Stoppard (Shakespeare in Love) schreibt: „Ich habe die Vorstellung, dass es Gott gibt, immer für absolut lächerlich gehalten, aber immer noch plausibler als die alternative Behauptung, dass grüner Urschleim, wenn er genug Zeit hat, irgendwann Shakespeares Sonette schreiben kann.“ In jedem Menschen ist die Sehnsucht angelegt herauszufinden, wozu in aller Welt lebe ich eigentlich. Es sind eigentlich die drei Grundfragen: • Woher komme ich? • Wozu bin ich da? • Wohin gehe ich? Die oberflächlichen Antworten unserer Zeit, die den Sinn des Lebens vor allem in Genuss, Partnerschaft, Sexualität, Kindern, Arbeit finden wollen, versagen bei Leid, Kinderlosigkeit, Armut, Krankheit, Scheidung, Sterben, Arbeitslosigkeit und Erfolglosigkeit. Wenn Atheisten aber Menschen begegnen, deren Leben Geborgenheit, Getragensein und Heiterkeit ausstrahlt, weil sie durch Gott den Sinn ihres Lebens gefunden haben, dann wird nicht selten das Verlangen wach, sich ernsthaft mit dem Glauben auseinanderzusetzen. Christen müssen gegenüber Atheisten darüber sprechen, wie sie durch den Glauben an Gott zu Halt, Geborgenheit und Lebensglück gefunden haben.

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P RO & KON T R A

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Vertragen sich kirchliche und politische Ämter? KIRCHE & POLITIK Kurz vor ihrer Kandidatur für den Fraktionsvorsitz der Grünen im Bundestag legte Katrin Göring-Eckardt ihr Amt als Präses der EKD-Synode nieder. Bereits während des Wahlkampfs war die damalige Spitzenkandidatin kritisiert worden, weil sie ihr kirchliches Amt lediglich ruhen ließ. Es hieß, hohe kirchliche und politische Ämter vertrügen sich nicht.

Die Kirche kann vom Engagement der Politiker profitieren.

Andreas Tietze (Westerland/Sylt) gehört zur grünen Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein und ist Präses der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.

Können Rechtsanwälte, Journalisten, Arbeiter, Ärzte, Handwerker, Beamte, Kaufleute, Wissenschaftler, Hausfrauen, Jugendliche und Senioren ein ehrenamtliches kirchliches Amt bekleiden? Na klar, genau dieses Berufsspektrum spiegelt sich in unserer Landessynode und in der Kirchenleitung der Nordkirche wieder. Unsere kirchlichen Gremien beziehen ihre zivilgesellschaftliche Kompetenz im Wesentlichen aus dem, was Christen aus ihren jeweiligen Berufen als Fachkompetenz einbringen. Gilt dies auch für einen Berufspolitiker? Muss es! In der Demokratie-Denkschrift der EKD von 1985 heißt es: „Im Beruf kommen nach evangelischem Verständnis seit Luther eine weltliche Aufgabe und die Verantwortung vor Gott zusammen.“ Da die Politik oft mit Machterwerb und Machterhalt für das politische Mandat zu tun hat, kommt es gerade darauf an, Politik nicht zu einem Selbstzweck werden zu las-

sen. Die Denkschrift führt dazu aus: „Christen müssen im politischen Prozess dazu beitragen, dass die Gegensätze sachlich und fair ausgetragen werden und dass ein Raum gegenseitiger Anerkennung erhalten bleibt, in dem die Politiker einander menschlich begegnen können.“ Unsere Kirche ermutigt Menschen, sich politisch zu engagieren, und nimmt den ehrenamtlichen Dienst von Menschen in politischer Verantwortung seit Jahrzehnten in Anspruch. Gustav Heinemann, Johannes Rau, Richard von Weizsäcker, Erhard Eppler, Jürgen Schmude und Katrin Göring-Eckardt haben ihr politisches Amt stets mit ihrem Ehrenamt in der Kirche vereinbart. Sie waren als Christen in der Politik und zugleich auch Politiker in der Kirche. Durch ihr Engagement wurde deutlich, dass die Kirche für das Gemeinwesen nur dann ein relevanter Partner sein kann, wenn sie Politiker aktiv einbindet und ihre Kompetenz auch nutzt. P

PRO

Kirchliche und politische Ämter dürfen sich nicht vermischen.

Fotos: PR, idea/Starke

KONTRA

Man muss zunächst unterscheiden: Politik soll sich einsetzen für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Umwelt auf dieser Erde. Kirche soll über den Tod hinaus Glauben wirken an Jesus Christus, den gekreuzigten Gottessohn, an das Reich Gottes und die Auferstehung von den Toten. Politik muss mehrheitsfähig und kompromissbereit sein, Kirche soll kompromisslos eintreten für die Wahrheit, soll Glaubensgewissheit vermitteln, verweist auf das Absolute, das Unbedingte, den einen Gott. Politik muss zur Not Gewalt mit Gewalt bekämpfen, Kirche darf einzig und allein mit dem Wort handeln, niemals mit Gewalt. Die Politik steht für das Gesetz, das Recht, die Kirche für das Evangelium, für die Gnade. Wir sehen heute mit Schrecken, wie lebenszerstörend die Vermischung beider Bereiche ist. Der Fanatiker, der mit Bomben und Terror seinen Glauben verbreitet, ist abschreckendes 42.2013

Hans Christian Knuth (Kiel) war von 1991 bis 2008 Bischof in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und von 1999 bis 2005 Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands.

Beispiel sowohl für einen religiösen wie gleichermaßen für einen politischen Führer. Auch wenn diese Vermischung nicht zu so katastrophalen Ergebnissen führt, bleibt die Unterscheidung der Ämter konstitutiv. Das Pfarrergesetz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche verbietet darum dem aktiven Pastor ein Landtags- oder Bundestagsmandat. Ein Seelsorger darf kein politischer Gegner sein. Wer will schon von der Kanzel eine politische Wahlrede hören? Der besondere Schutz und die Privilegien, die das Pfarramt genießt, erfordern eine besondere Zurückhaltung. Anders steht es beim Einsatz für das irdische Wohl der weltlichen Institution Kirche. Ein Bürgermeister kann auch einen Kirchenvorstand leiten. Ein Landtagsabgeordneter kann Präses einer Landessynode sein, eine Parteivorsitzende kann eine EKD-Synode leiten. Kirchliche und politische Ämter vertragen sich aber nur, solange sie sich nicht vermischen. P


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In der sächsischen Gemeinde LimbachOberfrohna kamen 10.000 Euro durch einen Sponsorenlauf zusammen.

Die Spendenbeschaffer KIRCHE & GELD Das Einwerben von Spenden – das sogenannte Fundraising – ist in freikirchlichen Kreisen notwendig, weil man keine Kirchensteuer bekommt. Aber es wird auch in landeskirchlichen Gemeinden immer wichtiger. Doch wie macht man es richtig? Matthias Pankau sprach mit Experten und mit Christen, die Projekte mit Hilfe von Fundraising finanziert haben.

2030: Spenden sollen 20 % der kirchlichen Mittel ausmachen Bereits vor 7 Jahren formulierte die EKD in ihrem Impulspapier „Kirche der Freiheit“: „Die Einnahmen aus zusätzlich eingeworbenen Mitteln sollten im Jahr 2030 20 % aller Mittel der evangelischen Kirche ausmachen.“ Was 2006 noch utopisch geklungen haben mag, erscheint heutzutage angesichts des demografischen Wandels und der kirchlichen Mitgliederentwicklung durchaus realistisch. Auch immer mehr Gemeinden erkennen diese Herausforderung als Chance. Manche engagieren professionelle Fundraiser oder lassen ein Gemeindemitglied entsprechend ausbilden. Das geht in Deutschland beispielsweise an der FundraisingAkademie (Frankfurt am Main), die vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, dem Deutschen Fundraisingverband und dem Deutschen Spendenrat getragen wird. In der Schweiz bietet die Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften den Studiengang Fundraising an.

Immer beliebter werden auch sogenannte Fundraisingtage (www.fundraisingtage.de). Sie wenden sich an Personen und Organisationen, die im gemeinnützigen Bereich tätig sind. Experten geben in Vorträgen und Seminaren Tipps, wie Vereine, Gemeinden und Organisationen möglichst wirkungsvoll Spenden sammeln und Förderer dauerhaft binden.

„Erfolgreiches Fundraising ist persönlich!“ Einer dieser Experten ist Matthias Daberstiel von der „Spendenagentur“ in Dresden. „Erfolgreiches Fundraising ist keine Glückssache“, sagt er. Allerdings dürfe man nicht nur das Geld im Blick haben. Bedeutsamer sei es, Beziehungen zu Menschen aufzubauen und sie in das jeweilige Projekt einzubinden. „Erfolgreiches Fundraising ist persönlich“, betont Daberstiel, der auch Mitherausgeber des Magazins „Fundraising“ ist. Es gelte, den Kontakt zu potenziellen Spendern dauerhaft zu halten und sie über den Verlauf des Projektes zu informieren. Nur so könnten beispielsweise aus Einzelspendern Mehrfachspender, aus Mehrfachspendern Dauerspender und aus Dauerspendern sogenannte „Intensivspender“ werden, verdeutlicht der Experte den Gedanken.

Geld ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz genug da Geld ist genug da. Ende des ersten Quartals dieses Jahres betrug das Privatvermögen der Deutschen nach Angaben der Deutschen Bundesbank 4,9 Billionen Euro – eine Zahl mit 9 (!) Nullen. Und nicht wenige Deutsche sind bereit, etwas von ihrem Vermögen abzugeben, weiß Martin Fischer von der „van Acken Fundraising GmbH“ in Krefeld. „Etwa

Foto: A.Vögler

Andrea Riedel aus Grimma bei Leipzig, Pfarrer Andreas Vögler aus Limbach-Oberfrohna nahe Chemnitz und Ulrike Eltz aus Dresden kennen sich nicht, obwohl sie alle aus Sachsen sind. Auch Pastor Peter Sicking aus Wilhelmshaven und Pfarrer Christian Tsalos aus Heimsheim bei Stuttgart sind sich noch nie begegnet. Aber sie alle haben eines gemeinsam: Für ihre Projekte benötigten sie Geld, das sie nicht haben. Deshalb bedienten sie sich eines Trends: Fundraising. Früher sprach man schlicht von „Mittelbeschaffung“ oder allgemein von Spendenerwerb.

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20 % der Deutschen spenden regelmäßig“ sagt er. Aus der Zielgruppe der kirchennahen Spender wiederum unterstützten knapp zwei Drittel (62 %) mehr als 5 Organisationen. Alter und Kirchenbindung spielten beim Spendenverhalten eine entscheidende Rolle: „Je älter sie sind und je näher sie der Kirche stehen, desto eher sind Menschen bereit, etwas zu spenden“, fasst Fischer die Ergebnisse der jüngsten Spendenstudie zur „Zielgruppe der kirchennahen Spender im Fundraisingmarkt“ zusammen. Sie gibt auch Aufschluss über die Motive der Spender und darüber, wie sie auf ein Projekt aufmerksam geworden sind (siehe Service-Kasten).

Wenn man 500.000 Euro braucht

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Laufen für das neue Gemeindehaus Pfarrer Andreas Vögler aus Limbach-Oberfrohna brauchte 800.000 Euro; nicht fürs Kirchendach, sondern für ein neues Gemeindehaus. Um einen Teil des notwendigen Eigenanteils aufzubringen, veranstaltete die findige Gemeinde unter anderem einen Spendenlauf. Die Idee ist einfach: Jeder Läufer sucht sich einen Sponsoren, der pro gelaufener Runde einen vorher festgelegten Betrag an die Gemeinde zahlt. Auf diese Weise seien rund 10.000 Euro zusammengekommen, so Vögler. Was ihn besonders überrascht hat: Auch viele, die sonst keinen Kontakt zur Gemeinde haben, halfen mit, um „ihre“ Kirche zu erhalten.

Dass man dennoch nicht mit der Tür ins Haus fallen sollte, um Spenden oder Fördergelder zu bekommen, weiß Andrea Riedel. Sie ist beim Evangelischen Schulzentrum Muldental im sächsischen Grimma für die Öffentlichkeitsarbeit und das Einwerben von Spenden- und Fördermitteln zuständig. 500.000 Euro brauchte die Schule wegen der großen Nachfrage für einen Anbau. Doch wer spendet so viel Geld? „Ganz wichtig ist es, Projektschritte einzugrenzen und konkret zu benennen, etwa: ‚Wir brauchen Geld für die Gestaltung des Andachtsraums’ oder ‚Wir benötigen Mikroskope und anderes Zubehör für den Unterricht’“, erklärt sie. Ansonsten wirke das Projekt schnell zu teuer und damit unrealistisch. Außerdem wollten potenzielle Unterstützer möglichst gezielt spenden. So bekam die Schule etwa von der „Aktion Mensch“ 45.000 Euro für die Einrichtung eines behindertengerechten Zugangs, eines Aufzugs sowie spezieller Räumlichkeiten für Integrationskinder. Eine andere Stiftung finanzierte die Ausstattung des Andachtsraums.

... Waffeln backen und „Pfunde“ vermehren

Da muss man auch Klinken putzen

In Heimsheim bei Stuttgart brauchte die Kirchengemeinde Geld für einen Bibelgarten, in dem seit letztem Jahr zu wechselnden biblischen Themen Kunstobjekte, Bilder, Stelen oder auch biblische Pflanzen in Beeten ihren Platz finden. Die Idee zur Finanzierung kam Pfarrer Christian Tsalos während einer kräftigen Erkältung. Da fragte er sich, ob es Anbieter von Tees gebe, die nur aus biblischen Zu- O

Darüber hinaus ging Andrea Riedel Klinken putzen in Grimma bei der örtlichen Bank, den Unternehmen vor Ort – und natürlich den Eltern und Großeltern der Schüler. Denn ihnen liegt das Wohl ihrer Kinder schließlich am meisten am Herzen. Eine Einsicht, die sich laut Spendenexperte Fischer auch auf andere Projekte übertragen lässt: „Suchen Sie Förderer nicht nach dem Gießkannen-Prinzip, sondern möglichst gezielt!“ Frau Riedel konnte viele Eltern und Großeltern überzeugen, Bürgschaften in Höhe von 500 bis 3.000 Euro zu übernehmen. Firmen erklärten sich dazu bereit, auf dem schuleigenen Kleinbus Werbung zu schalten und dafür monatlich 20 Euro zu bezahlen oder für 1.000 Euro eine Dauerwerbung anzubringen. Und auch die deutschsprachige Internetplattform visonbakery.com machte sich die kreative Spendeneinwerberin zunutze. Dort können Einzelpersonen oder Gruppen erklären, wozu sie finanzielle Unterstützung benötigen. Dafür bieten sie eine Gegenleistung an. Im Falle des Schulzentrums Muldental las sich das so: „Spenden Sie 10 Euro für neue Schülermikroskope und bekommen Sie dafür eine von einem Kind selbst gestaltete Karte!“ Erlös: Immerhin 350 Euro. ideaSpektrum 42.2013

So ein Sponsorenlauf war auch ein Baustein der Fundraising-Kampagne der St.-Martin-Kirchengemeinde in Wilhelmshaven-Voslapp. Um ihr Gotteshaus energetisch sanieren zu lassen, musste die Gemeinde einen Eigenanteil von 10.000 Euro aufbringen, für eine neue Küche weitere 10.000. Die Gemeinde um Pastor Peter Sicking hatte einige Ideen, um das Geld aufzubringen: Neben dem Spendenlauf verkauften Jugendliche etwa Waffeln. Eine Gruppe von Frauen trug für die Region typische Rezepte in einem eigens gedruckten Kochbuch zusammen; die Nachfrage war so groß, dass sogar eine zweite Auflage in Auftrag gegeben werden musste. In einem Gottesdienst, in dem es thematisch um die anvertrauten Pfunde ging, wurden an 40 Besucher je 10 Euro verteilt – verbunden mit dem Auftrag, den Betrag in den nächsten 6 Wochen zu vermehren. Stolze 1.800 Euro kamen so zusammen.

Mit Bibeltees die Gemeindekasse aufbessern

Mit Bibeltee wurde in Heimsheim bei Stuttgart die Kasse gefüllt.


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taten bestehen, Süßholz und Zimt etwa, Granatapfel und Feige oder Schwarzkümmel und Ysop. Weil das nicht der Fall war, wie er herausfand, entwickelte er gemeinsam mit einem professionellen Anbieter von Tees die Produktlinie „Bibeltees“. Die 9 verschiedenen Sorten können übers Internet (www.bibeltee.de) bestellt werden.

100 Ehrenamtliche investierten 3.000 Stunden Ulrike Eltz von der Kirchengemeinde Dresden-Leuben rief mit einigen Mitstreitern einen Kirchbauverein ins Leben, um Mittel für die gut 900.000 Euro teure Renovierung des alten Gemeindezentrums aufzubringen. Rund 30.000 Euro nahm der Verein durch verschiedene Aktionen ein. So verkauft er beispielsweise Postkarten mit dem Motiv des gemeinschaftlich genähten 3x3 Meter großen Patchwork-Altarbildes für den neuen Gemeindesaal. Zuletzt veranstalteten die Mitglieder eine Tombola, bei der Unternehmen und Geschäfte aus der Umgebung die Preise zur Verfügung stellten. Daneben konnte der Verein rund 100 Ehrenamtliche dazu bewegen, mehr als 3.000 Stunden direkt am Bau mitzuarbeiten. Interessierte wurden von Mitgliedern des Vereins zudem über die Baustelle geführt. Denn Ulrike Eltz hat folgende Erfahrung gemacht: „Wenn die Menschen sehen, was fehlt, sind sie eher bereit zu spenden.“

… und das Danken nicht vergessen Das Bitten um Unterstützung ist das eine. Aber mindestens genauso wichtig ist der Dank, weiß Fundraising-Experte Martin Fischer: „Helfen, das bedeutet für Spender nicht nur Geben, sondern auch etwas zurückzubekommen.“ Vor allem ältere Menschen freuten sich über einen persönli-

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chen Anruf, so seine Erfahrung. Aber auch ein Dankschreiben kann angemessen sein. „Auf diese Weise wird dem Spender vermittelt, dass seine Gabe wertgeschätzt wird“, erklärt Fischer. Groß- und Intensivspender sollten hier auch anders behandelt werden als Einzelspender. So könnten Vereine, Stiftungen und andere gemeinnützige Organisationen überlegen, ob sie besonders wichtige Spender zu speziellen Veranstaltungen einladen, bei denen im exklusiven Rahmen über das Projekt informiert wird oder ob sie ihnen beispielsweise kostenlose Karten für ein Konzert in der Kirche schenken. Fischer: „Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.“

Regeln zum Spendenwerben 1. Grenzen Sie das Projekt ein und benennen Sie es konkret! (Beispiel: Nicht das gesamte Gemeindehaus muss saniert werden, sondern zunächst der Fußboden.) 2. Suchen Sie einen griffigen Titel! (Statt „Wir wollen die Kirchenbänke sanieren“ etwa mit „Investieren Sie in die Bank Ihres Vertrauens!“) 3. Berücksichtigen Sie die Namen der Spender! (Mit einer Dankes-Urkunde oder bei größeren Spenden etwa mit einem kleinen gravierten Namensschildchen an der Rückseite der Kirchenbank) 4. Suchen Sie sich Partner, um öffentlich stärker wahrgenommen zu werden! (Etwa Unternehmen oder auch Geschäfte, die von vielen Menschen besucht werden) 5. Gewinnen Sie Prominente für ihr Projekt! (Das hat Vorbildcharakter für andere und fördert die Wahrnehmung Ihres Projekts in den Medien.) P

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

19. bis 25. Oktober

FERNSEHEN Sonntag, 20. Oktober 8.30–9.00 „Arche – die Fernsehkanzel“ reformiert-freikirchlicher TV-Gottesdienst 10.00–11.00 Der optimierte Mensch – Schlauer, glücklicher und konzentrierter durch Hirnstimulationen?

Montag, 21. Oktober 11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst aus der Mennoniten Brüdergemeinde in BielefeldHeepen 17.30–18.00 Wirst du es ohne uns schaffen? Alte Eltern, behinderte Kinder

22.45–23.30 Der Traum vom perfekten Kind: Wie Gentests werdende Eltern beeinflussen Dienstag, 22. Oktober 20.15–22.00 Mea Maxima Culpa – die Kirchen und ihr Umgang mit Pädophilie

Mittwoch, 23. Oktober 22.00–23.50 Juden & Muslime: So nah und doch so fern! Dokumentation zu den jüdischislamischen Beziehungen der letzten 1.400 Jahre

20.15–20.45 ERF 1 Himmel und Hölle – Was kommt nach dem Tod? Ewige Verdammnis oder ewiges Leben

Freitag, 25. Oktober 22.15–22.45 20.15–22.05 Hilfe, ich bekomme ein October Baby – Drama Baby! – Männer im Kreißsaal

HÖRFUNK Sonntag, 20. Oktober

Donnerstag, 24. Oktober

8.30–9.00 500 Jahre Reformation – Jubeln oder Grübeln? Stimmen zu 2017

9.04–9.30 Die Opfer der Reformation: Martin Luther und der mühsame Weg zur Toleranz

10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Sankt-Marien-Kirche in Rostock

17.05–17.30 Abtreibung: Ich hab's getan – Der lange Abschied vom ungeborenen Kind

8.30–9.00 Der Roboter als Krankenschwester: Ist das ethisch vertretbar? Eine Theologin analysiert den neuen Trend

9.30–10.30 Evangelisch-reformierter Gottesdienst aus der Kirche Bühler AR mit Pfarrer Lars Syring

11.30–12.00 Ein protestantischer Lernprozess – Auf den Spuren der religiösen Toleranz in Hessen

Mittwoch, 23. Oktober 20.00–21.00 Der Lehrplan 21 aus christlicher Sicht

20.00–21.00 ERF Plus Papier – Stahl – Papier: Nach Stationen in der Papierindustrie und dem Stahlhandel wurde FriedrichWilhelm Seinsche Geschäftsführer des christlichen Brendow Verlages. Er ist zu Gast bei Horst Marquardt.


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen. «

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Pfarrer Hans-Joachim Martens (Woltersdorf in Brandenburg)

Aus dem Psalm 118,17

Foto: Eberhard Scharf

Die Operation war äußerst kompliziert „Die Operation war äußerst kompliziert“, sagte der Chefarzt des nicht konfessionellen Krankenhauses noch auf der Intensivstation zu mir. „Dass Sie leben, ist ein wahres Gottesgeschenk.“ Mir schoss unwillkürlich obiges Bekenntnis des Psalmbeters durch den Kopf: nicht sterben – leben – Gottes Werke verkündigen! Der Chirurg war ein sehr tüchtiger (demütiger!) Arzt. Er wollte seinem Patienten sagen: Sie haben ihr Leben letzten Endes nicht mir, sondern Gott zu verdanken. Bis zuletzt nehmen wir unser Leben aus der Hand des Schöpfers – bis wir ewig bei ihm sein werden. Das ist die Perspektive der Christen. Dass wir (noch) leben, versteht sich nicht von selbst. Jeder neue Tag ist Zugabe Gottes. Unverdientes Geschenk – Gnadenfrist. Zeit der Gnade, denn Zeit ist Gnade! Nicht nur zum eigenen Gebrauch (und Vergnügen). Nicht bloß nach bedroh-

lichen Krankheiten, nicht allein im Alter oder nach Stunden besonderer Bewahrung. Das sollen wir nicht vergessen! Wir haben eine Botschaft, die einzig und allein Hoffnung gibt. Nicht als graue Theorie, sondern als Realität, deren Kraft wir im eigenen Leben erfahren! Im weiten Horizont dieser Hoffnung kann sich das Leben vieler Menschen verändern und die Welt um uns herum heller werden. Gott hat uns viel Gutes getan. Andere sollen etwas davon abbekommen. Ich kann nicht mehr schweigen. Ich muss reden. Mir hat deshalb noch keiner den Mund verboten. Immer wieder singe ich gern mit Martin Schalling: „Es ist ja, Herr, dein G’schenk und Gab mein Leib und Seel und was ich hab in diesem armen Leben. Damit ich’s brauch zum Lobe dein, zu Nutz und Dienst des Nächsten mein, wollst mir dein Gnade geben.“ (Evang. Gesangsbuch 397)

Ja, auch ich abonniere idea Spektrum Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)

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PORTRÄT

Raus aus der Gewaltspirale UMKEHR Berthold Ritter (55) hat als Kind und Jugendlicher

Es war das Jahr 1958: Berthold Ritter war noch gar nicht geboren, da bekam er schon die Härte seines Vaters zu spüren. Immer wieder schlug der gewalttätige Alkoholiker seine Ehefrau, trat der Schwangeren in den Bauch. Dorthin, wo sein Sohn heranwuchs, den er nicht wollte. Doch es gelang ihm nicht, ihn zu töten. Nach der Geburt wurde es nicht besser. Berthold und sein ein Jahr älterer Bruder mussten wie ihre Mutter seine Wutausbrüche ertragen. Als Berthold 5 Jahre alt war, gab sie ihre Kinder in ein Heim. Sie war so verzweifelt, dass sie glaubte, dass dieser Weg das Beste für ihre Söhne sei. Die anderen Kinder in dem Heim hatten ähnliche Erfahrungen gemacht. Die erlebte Gewalt hatte die Kinderseelen schwer verwundet. Und so verletzten und schlugen sich viele gegenseitig: „Wir kannten nichts anderes“, erinnert sich Berthold Ritter. „Diskutieren konnten wir nicht.“

Er ist besonders brutal Mit dem Alter wurden seine Gewaltausbrüche und die Taten schlimmer. Als Jugendlicher klaute oder zerstörte er Autos, beging zahlreiche Einbrüche. Und er verschaffte sich in der „Szene“

Respekt, indem er besonders brutal zuschlug. Mit 16 Jahren war das Maß voll. Die Justiz griff durch. Ritter musste ins Gefängnis: Insgesamt 3 Jahre verbrachte er in verschiedenen Justizvollzugsanstalten. In Siegburg bei Bonn bekam er in der Haft Kontakt zu Christen, die sich in der „Gefährdetenhilfe Scheideweg“ engagieren. Die Begegnung mit ihnen führte dazu, dass er sich für den christlichen Glauben interessierte. Er betete: „Gott, wenn du mich wirklich verändern kannst, dann will ich weiterleben. Sonst macht alles keinen Sinn mehr.“ Ein ganzes Jahr verging. Eines Nachts spürte er seine ihn erdrücken wollende Schuld und gleichzeitig, dass er durch den Glauben an Christus davon befreit werden kann. Er kniete sich vor sein Bett und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Er vertraute sich Gott an und fühlte tiefen Frieden.

Bin ich wirklich eine „neue Kreatur”? 1977 kam Berthold Ritter frei. Obwohl er nun Christ war, hatte er seine Gewaltausbrüche noch nicht unter Kontrolle. Oft las er den Bibelvers: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur“ (2. Korinther 5,17). Aber er fühlte sich definitiv nicht „neu“: War

er also überhaupt ein richtiger Christ? Der 20-Jährige fiel in ein Loch und konsumierte Drogen und Alkohol. Von einem Mitarbeiter der Gefährdetenhilfe ließ er sich überzeugen, nach Hückeswagen in eine Wohngemeinschaft des christlichen Vereins zu ziehen. In dem Ort nahe Wuppertal befindet sich die Zentrale dieses Vereins. Dort lernte er, langfristig an sich zu arbeiten. Dann bekam er das Angebot, dem Missionswerk „Wort des Lebens“ in Kenia beim Bau eines Freizeitlagers zu helfen: „Endlich wurde ich gebraucht.“ Zweieinhalb Jahre blieb er in Ostafrika. Die Zeit dort veränderte ihn immer mehr zum Positiven. Heute ist er verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Töchtern und Inhaber einer Firma für Holz- und Bautenschutz. Regelmäßig geht er nun selbst in Gefängnisse: „Ich habe das doch alles selbst erlebt! Ohne Fundament und ohne Perspektive kommt man aus diesem Loch nicht raus.“ Die einzige Perspektive bietet der christliche Glaube – und davon erzählt Berthold Ritter von Herzen gerne. P

Foto: privat

viel Brutalität erlebt. Er rutschte immer weiter ab, landete im Gefängnis. Jetzt geht er dorthin freiwillig und gern zu Besuch – als Christ. Ein Porträt von Daniela Städter.

DAS WORT DER WOCHE » Vor kurzem erschrak ich, als in der Kirche das Evangelium vorgelesen wurde: ›Nur wenige sind auserwählt, in den Himmel zu kommen …‹ Der Pfarrer sagte, man müsse sich anstrengen, denn die Himmelstür sei nur einen Spalt offen. Ich hoffe aber, dass ich mich auf meinem Totenbett nicht vor dem Jenseits fürchten muss. Ich hoffe, dass der liebe Gott gütig ist. « Eine der bekanntesten Schauspielerinnen – Christiane Hörbiger – im Magazin „Focus“. Sie ist katholisch. 42.2013


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