Idea Spektrum Schweiz 45/2013

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45 7. November 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Hoffnung ist stärker als Angst

Pierre Tschanz über seine Begegnungen Seite 4 mit Christen in der Verfolgung. 7 SMG-Missionsfest: Der Auftrag beginnt in der lokalen Gemeinde

11 Mission global: Kreative Aktionen wecken Interesse bei Passanten

8 Tauffrage: Warum Karl Barths Nein 23 Ruhestand: Wie ein Pfarrer sich 9 Jugendkonferenz: «Handtücher

zu Fahnen!» bei Glow 2012 in Murten

weiterhin ehrenamtlich engagiert

27 Kinder: Die Sexualerziehung ist und bleibt zuerst einmal Familiensache

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verheiratung und Zwangsislamisierung junger koptischer Christinnen in Ägypten

im Südsudan

n Religionsfreiheit

in Indien – eine Übersicht

Nadia Ghaly ist koptisch-christliche Menschenrechtlerin, die sich für Religionsfreiheit und Frauenrechte einsetzt. Sie ist Koautorin des CSI-Berichts über das tragische Schicksal von jungen koptischen Christinnen. Der Bericht wurde im Juli 2012 bei der Helsinki-Kommission in den USA vorgestellt.

Gunnar Wiebalck ist langjähriger CSI-Projektleiter für den Südsudan und für Pakistan. Er reiste bereits 111 Mal in den Südsudan. Markus Weber ist CSI-Stiftungsrat und Treuhänder. Er war schon bei mehreren Sklavenbefreiungen dabei.

Tehmina Arora ist eine indische Christin und arbeitet als Juristin. Für CSI hat sie letztes Jahr einen Bericht über die Anti-Konversions-Gesetze in sechs indischen Bundesstaaten verfasst. Der Bericht war Teil eines Dossiers, das beim UnoMenschenrechtsrat eingereicht wurde.

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G A S T KOM M E N TA R

Für die verfolgte Kirche Am 11. und 18. November gedenken wir weltweit der verfolgten Christen. Was bedeutet Christenverfolgung? In zahlreichen Ländern werden Menschen wegen ihres christlichen Glaubens diskriminiert, bedrängt, gefoltert oder sogar getötet. Obwohl praktisch alle UNOMitgliedstaaten das Recht auf Religionsfreiheit durch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (Art. 18) anerkannt haben, wird dieses grundlegende Menschenrecht in vielen Ländern mit Füssen getreten! Christenverfolgung kann gesellschaftlich, wirtschaftlich, rechtlich oder auch politisch motiviert sein: Durch Gesetze, Drohungen und Gewalt werden Christen daran gehindert, sich zum Gottesdienst zu versammeln. Oder sie werden bei der Stellensuche, im Erb- und Eherecht und vor Gericht benachteiligt. In etlichen Ländern müssen sie um ihr Leben fürchten und werden Opfer extremistischer Gruppierungen. In einigen Ländern werden Christen sogar offiziell seitens der Behörden massiv unterdrückt. Je nach Schätzung verschiedener Menschenrechtsorganisationen leiden weltweit zwischen 100 bis 200 Millionen Christen unter Verfolgung. Sie sind damit die mit Abstand grösste verfolgte Glaubensgemeinschaft weltweit. Viele von ihnen verlieren ihre ganze Existenz, müssen fliehen und stehen vor dem Nichts. Sind wir uns hier in der Schweiz der Not unserer Glaubensgeschwister bewusst oder verdrängen wir diese Tatsache, weil wir denken, dass uns das nichts angeht und wir nichts tun können? Jedenfalls erregt das Thema Christenverfolgung in Politik und Medien in der Schweiz bis anhin kein grosses Aufsehen. Aber was sagt die Bibel dazu? In Hebräer 13,3 lesen wir: «Kümmert euch um alle, die wegen ihres Glaubens gefangen sind. Sorgt für sie wie für euch selbst. Steht den Christen bei, die verhört und misshandelt werden. Habt Mitgefühl mit den Misshandelten, als wäre es euer Körper, dem die Schmerzen zugefügt werden.» Christenverfolgung geht uns sehr wohl etwas an. Wir dürfen nicht tatenlos bleiben, wenn Menschen wegen ihres Glaubens unterdrückt werden. Aus guten Quellen ist bekannt, dass viele Christen unter massiver Verfolgung leiden. Trotzdem bleiben sie standhaft in ihrem Glauben und sind ein Zeugnis für Jesus Christus in ihrem Land. Im Rahmen des Sonntags der verfolgten Kirche erzählen direkt Betroffene von ihren Erlebnissen und der Situation in ihrer Heimat. Die Vorträge werden zurzeit von den Werken der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit durchgeführt (www.verfolgung.ch). Christenverfolgung ist in vielen Ländern dieser Welt eine Realität und wir haben eine Verpflichtung, uns für die betroffenen Menschen einzusetzen. Im Gebet, politisch oder finanziell kann auch in der Schweiz ein Beitrag dazu geleistet werden, dass verfolgte Christen wieder eine Zukunftsperspektive haben.

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Fränzi Mägert-Kohli, ehemalige Snowboard-Weltmeisterin im Slalom, Evilard BE:

«habe ich dir nicht geboten: sei stark und mutig? Erschrick nicht und fürchte dich nicht! Denn mit dir ist der herr, dein Gott, wo immer du gehst.» (Josua 1,9) «Dieser Bibelvers kommt mir oft in den Sinn, wenn ich an mir und meinem Können zu zweifeln beginne. Das ist auch nach Beendigung meiner sportlichen Karriere so. Gott der Allmächtige sagt mir da, dass ich stark und mutig die Sache anpacken soll. Denn er ist mit mir, wo immer ich bin. Was für eine ermutigende Botschaft! Mit diesem Vers bekam ich jeweils die richtige Einstellung und Lust, den Wettkampf anzupacken. Zudem nahmen mir diese Worte den Leistungsdruck weg. Es lastete nicht alles auf mir. Auch heute erlebe ich: Gott trägt mich durch alles hindurch. Ich brauche keine Glücksbringer. Denn: Mir ist der Herr, der das Beste für mich, für uns alle will!»

iNTERN

So lange treu geblieben ist «idea Spektrum» noch kein Praktikant. Volle dreizehn Monate arbeitete Christof Bauernfeind auf der Redaktion mit. Er wurde zu einer wichtigen Stütze. Es freut uns, dass Christof künftig in unserem erweiterten Redaktionsteam mitarbeiten wird. Lieber Christof, wir danken dir herzlich für deinen Dienst. Gott segne dich auf deinem weiteren beruflichen Weg. Unsere neue Praktikantin heisst Eveline Mergaert. Sie studierte in Genf Internationale Beziehungen (Wirtschaft, Recht, Geschichte, Politik). Jetzt macht sie ihre ersten Schritte im Journalismus. Liebe Eveline, herzlich willkommen bei «idea Spektrum»!

LINUS PFISTER Der Autor ist Präsident der Arbeitsgemeinschaft «Religionsfreiheit der Schweizerischen Evangelischen Allianz».

Reklame idea Spektrum 45.2012

Bilder: fotolia.com/suppaij (Titel); idea/rh, zvg (Seite 3)

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BR E N N P U N K T

«Die Hoffnung ist stärker als die Angst» ANGST ÜBERWINDEN Pierre Tschanz bereiste fast alle Länder, in denen Christen diskriminiert werden. Weil er

Bibeln in die Sowjetunion schmuggelte, wurde er als CIA-Agent verdächtigt. Die Begegnungen mit verfolgten Christen prägten sein Leben. Er sagt: «Die verfolgte Kirche braucht uns. Aber wir können auch viel von ihr lernen.»

«idea Spektrum»: Pierre Tschanz, warum sollen sich Schweizer Christen mit der verfolgten Kirche befassen? Pierre Tschanz: Weil viele Chris-

ten, die diskriminiert werden und in der Verfolgung leben, Vorbilder im Glauben sind. Sie haben die Feuerprobe bestanden.

Zeichnen Sie uns jetzt ein Idealbild?

Nein, idealisieren will ich die verfolgten Christen nicht. Es sind Menschen wie wir. Ein grosser Unterschied ist, dass sie sich trotz enormer Konsequenzen für ein Leben im Glauben entschieden haben. Man könnte sogar sagen, sie haben sich bewusst in diese Lage gebracht. Jesus selbst spricht in diesem Zusammenhang Klartext: «Der Knecht ist nicht grösser als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen», nach Johannes 15, 20.

Haben wir der verfolgten Kirche gegenüber einen Auftrag?

Wenn ein Glied des Leibes Christi leidet, leiden die anderen Glieder mit. Die Bibel setzt voraus, dass wir uns um diejenigen kümmern, die um ihres Glaubens Willen leiden. Jesus erinnert daran in Matthäus 25: «Ich bin krank und im Gefängnis gewe-

Zur Person

so oft sie nur konnten. Sie suchten die Massstäbe und den Willen Gottes. Bevor sie Christen wurden, hatten sie kaum etwas gelesen! Vor kurzem – in Mauretanien – sagte mir ein Mann: «Wenn ich in der Bibel lese, weiss ich, dass diese Worte die Wahrheit sind.» Begegnungen mit von

Nun kann aber nicht jeder nach Nordkorea reisen und dort Christen besuchen …

«Ich war Seemann. Stürme haben mich schon immer fasziniert und Menschen, die Ausserordentliches wagten, ebenfalls.»

Das nicht. Aber zur Zeit des Eisernen Vorhangs reisten viele Freiwillige mit Bibeln in den Ostblock. Mit grosser innerer Überzeugung, oft sogar auf eigene Rechnung. Ich persönlich war dutzendfach bei verfolgten Christen in Algerien, habe dort gepredigt. Auch die Staatspolizei war dabei. Inzwischen darf ich nicht mehr einreisen. Aber in der Zeit des Terrorismus waren solche Besuche für die Christen eine lebenswichtige Ermutigung.

Was ist Ihnen in der Begegnung mit Christen in der Verfolgung besonders aufgefallen?

Ihre gelebte Beziehung zu Jesus Christus, ihre Bereitschaft zum Gebet, ihre Liebe zur Schrift. In Algerien begegnete ich jungen Menschen, die in der Bibel lasen,

Pierre Tschanz, 68, arbeitete von 1982 bis 2009 in leitender Funktion bei der Organisation Open Doors. Heute lebt er mit seiner Frau in Lausanne und ist als Prediger und Referent zur Unterstützung verfolgter Christen in islamischen Ländern unterwegs. Ende 1998 war Tschanz zusammen mit Frank Probst, dem damaligen Sekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz, die treibende Kraft, einen Sonntag für die verfolgte Kirche einzuführen. Dadurch wurde das Thema der verfolgten Gemeinde in der Schweiz bekannter. Die Idee hatte Bestand. Am 11. und 18. November begehen wir bereits den 14. Tag der verfolgten Kirche. Im Brunnen Verlag in Giessen veröffentlichte Pierre Tschanz ein Buch mit dem Titel «Angst. Von verfolgten Christen lernen». Darin sucht er nach der Wurzel der Angst und schildert anhand vieler Beispiele die Situation verfolgter Christen. Ermutigend arbeitet er heraus, auf welchem Weg sich Angst überwinden lässt. Dabei streift er auch die Situation im Westen. Bild: idea/rh, zvg

Gab es andere Situationen, die gefährlich waren?

sen und ihr habt mich besucht.» Übrigens: Die Evangelien reden viel über Verfolgung und Angst. Doch über allem steht der Zuspruch des Herrn: «Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.» Das Nichtvergessensein, das Gebet, der Besuch – das ist für Christen in der Verfolgung entscheidend wichtig.

Gott erfüllten Menschen bauen geistlich auf.

Sie brachten Hilfe und wurden selbst beschenkt?

Tatsächlich – obwohl ich manchmal auch harte Worte gebrauchte. Im algerischen Bürgerkrieg starben Zehntausende. Es war ein Jahrzehnt des Terrors. Trotzdem sagte ich jungen algerischen Christen, sie sollten ihre Gedanken an das Auswandern aufgeben, um in ihrem Land das Evangelium zu bezeugen.

Wie haben sie reagiert?

Einige reagierten verärgert und meinten, ich hätte gut reden. Doch versprach ich ihnen immer wieder, sie so gut wie möglich in ihrem Auftrag zu unterstützen.

Ihr neues Buch heisst «Angst. Von verfolgten Christen lernen». Warum dieses Thema?

Seit langem befasse ich mich mit dem Phänomen der Angst. Ich bin als Offizier zur See gefahren. Stürme haben mich schon immer beschäftigt und Menschen, die Ausserordentliches wagten, ebenfalls.

In der Nordsee haben Sie Schiffbruch erlitten. Hatten Sie da Angst?

Dazu blieb keine Zeit. Es musste alles schnell gehen. Und solange man in einem Rettungsboot sitzt und alles gut geht, gibt es keinen Grund zur Panik. Wir ruderten dreieinhalb Stunden im dichten Nebel. Dann wurden wir aufgegriffen.

Einmal, in Algerien, las ich in der Zeitung, dass ab dem nächsten Tag eine Ausreisesperre gelten würde. Einen Moment lang überfiel mich die Angst. Die Gedanken begannen zu rotieren. Aber – warum sollte ich um

den morgigen Tag besorgt sein? Tatsächlich fand ich dann trotzdem ein Flugzeug. Oder am Zoll, wenn man mit 1500 versteckten Bibeln daherkommt... Da können angesichts von Maschinengewehren und Wachhunden schon beklemmende Gefühle aufkommen. Aber der Wille, unsere Pflicht zu erfüllen, war grösser als die Angst.

Bibeln zu schmuggeln ist ein kalkuliertes Risiko. Angst wird aber häufig durch überraschende Attacken ausgelöst. Man ist unvorbereitet und erschrickt. Mit dieser Angst operiert der Terrorismus.

Die Überraschung ist ein sehr wichtiger Faktor der Angst. Bei verfolgten Christen habe ich festgestellt, dass sie vorbereitet waren und selbst bei überraschenden Angriffen ruhig bleiben konnten.

Vielleicht weil die Gefahr überrascht zu werden, latent vorhanden ist?

Ein entscheidender Aspekt im Umgang mit Angst ist die Vorbereitung. Das ganze Leben als Christ ist im Grunde eine Reifezeit, um zu lernen, Christus zu bezeugen, und zwar in allen nur denkbaren Umständen.

Wie bereitet man sich richtig vor?

Durch intensives Auseinandersetzen mit der Heiligen Schrift und durch Gebet. Und zwar geht es nicht in erster Linie um unidea Spektrum 45.2012


BR E N N P U N K T sere Anliegen, sondern um Gott selbst und um meine Beziehung zu ihm. In schwierigen Situationen wird das Wort lebendig durch das Wirken des Heiligen Geistes. Fehlt mir diese lebendige Beziehung zu Gott schon in ruhigen Zeiten, wie will ich dann aus der Kraft Gottes reagieren, wenn die Angst kommt? In gefährlichen Lagen habe ich mehrfach erlebt, wie ich einen übernatürlichen Frieden geschenkt bekam. So wusste ich, dass ich nicht alleine war. Geistliche Zurüstung lenkt den Blick des Menschen weg von sich selbst, hin zu Jesus. Das stärkt die Beziehung zu Gott und weckt den Wunsch, ihm zu dienen. Ich frage Sie: Sind uns Zeiten des Bibelstudiums wichtig? Wir sollen im Kleinen treu sein, so kann Gott uns auch für Grosses einsetzen.

Und wenn ich trotzdem manchmal Angst habe, ist das menschliche Schwäche?

Zu dieser Frage suchte ich in der Bibel nach Antworten. Ich stellte fest, dass selbst Jesus Christus in Gethsemane eine fürchterliche Angst kannte. Beim Studium des Themas Angst wird einem ein tiefer Blick in das menschliche Herz aufgetan.

Seit der Emanzipation von Gott treiben uns Misstrauen und Angst an.

Deshalb ist auch die Versuchung zur Angst immer da. Davor ist kein Mensch gefeit. Aber erst die Abwesenheit Gottes

Wie können Schweizer Christen der verfolgten Kirche helfen?

Pierre Tschanz: «In unserer Gesellschaft wächst die Kluft zwischen göttlicher Offenbarung und menschlicher Toleranz.»

schafft ein Vakuum, in dem alles Platz findet, was Menschen versklaven kann. Wir sollten uns fragen: Bin ich frei in Christus oder stehe ich unter dem Diktat der vorherrschenden Meinung?

Ist Angst eine Saat des Teufels?

Ja, bestimmt. Man sollte aber nicht jedes Problem gleich dem Teufel anlasten, um sich so aus der persönlichen Verantwortung zu stehlen. Vielleicht ist Angst die Ursache meiner Gier oder meiner Habsucht oder meines Hasses?

Wie ist das mit den Christen im Westen? Wir werden nicht verfolgt und haben trotzdem Probleme, uns fröhlich zu Christus zu bekennen. Was bedroht uns?

Es ist nie leicht, Christus zu verkündigen. Das ist immer mit Risiko verbunden. Es braucht

Informieren, beten, unterstützen Das Schicksal von Männern, Frauen und Kindern, die unsere Nachbarn sein könnten und wegen ihres Glaubens verfolgt werden, sollte uns neu berühren und unser Leben beeinflussen. Sieben christliche Organisationen setzen sich unter dem Patronat der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) gemeinsam für die verfolgten Christen ein. Nebst aktuellen Impulsen für spezifische Gebete, besteht die Möglichkeit, sich finanziell für die bedrängten Christen einzusetzen. Jede Spende wird direkt verwendet, um Not zu lindern, Bibeln in verschlossene Länder zu bringen oder bedrängten Christen Rechtsbeistand zu gewähren. Informationen unter: www.verfolgung.ch Aktion für verfolgte Christen AVC | www.avc-ch.org Christliche Ostmission COM | www.ostmission.ch Christian Solidarity International CSI | www.csi-schweiz.ch Hilfe für Mensch und Kirche HMK | www.hmk-aem.ch Licht im Osten | www.lio.ch Open Doors | www.portesouvertes.ch Stiftung Osteuropamission OEM | www.osteuropamission.ch

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dazu Glaube, Mut und Weisheit. Wer es wagt, Christus als den einzigen Retter der Welt zu bezeichnen, gerät heute in der Öffentlichkeit unter Druck. In unserer Gesellschaft wächst die Kluft zwischen göttlicher Offenbarung und menschlicher Toleranz. Aber wir dürfen das Bekenntnis nicht aufgeben. Das Wort der Wahrheit gehört in die Welt. Unsere Hoffnung ist stärker als jede Angst. Gott schenkt einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Können Sie sich eine Situation vorstellen, die Ihnen derart Angst einflösst, dass Sie Ihren Glauben verleugnen würden?

Die Frage ist spekulativ. Ich weiss nicht, wie es unter Folter ist oder bei Bedrohung meiner Familie. Der Bericht über Daniel und seine Freunde sagt mir aber, dass ich ins Feuer geworfen werden kann, dass man mir das physische Leben nehmen kann, aber nicht das wahre Leben. Gott ist treu, er hilft uns.

Angst vor Schmerz und Leid gehört doch zum Menschsein...

… und zum Christsein. Das versucht die Wohlstandstheologie zu verdrängen. Das Leiden um Christi Willen ist eine Realität. Im Westen ist nicht Verfolgung die grosse Gefahr, sondern die allgegenwärtige Verführung. Deshalb wünschte ich mir, dass Christen täglich in der Bibel lesen. Das sehen wir bei den Verfolgten. Sie lernen oft ganze Bibelabschnitte auswendig. Durch den Heiligen Geist wirkt das Wort im rechten Moment.

Indem sie sich gut informieren, für die Christen in solchen Ländern beten und Hilfswerke mit Finanzen unterstützen. Wenn in einem Staat Christen diskriminiert werden, dann gibt es dort keine Redefreiheit, keine Versammlungsfreiheit und keine Religionsfreiheit. Die verfolgte Kirche ist wie das Thermometer der Weltsituation. Es gibt immer wieder auch Möglichkeiten, verfolgte oder bedrängte Christen zu besuchen. Ich denke da an den Teil der islamischen Welt, wo das Reisen meistens frei möglich ist.

Was kann ich tun, wenn ich beispielsweise nach Ägypten reise?

Sie könnten sich erkundigen, ob es eine Gemeinde gibt, die Gottesdienste hält und die Sie am Sonntag besuchen können. Selbstverständlich gilt es so vorzugehen, dass niemand in Gefahr gerät.

Wer sind ihre Vorbilder?

Zum Beispiel Gerhard Hamm, ein russischer Evangelist, Brother Andrew oder Pater Calciu. Von anderen kenne ich nicht einmal den Namen. Da war zum Beispiel ein Pakistani. Ich traf ihn in einem christlichen Zentrum in einer abgelegenen Bergregion. Es stellte sich heraus, dass er Englischlehrer war. Aber seit er Christ war, lebte er auf der Strasse. Er hatte seine Familie, seinen Job, seine Reputation, sein Haus verloren. Ab und zu hütete er Schafe und wenn sich die Gelegenheit bot, erzählte er von Jesus. Dieser Mann beeindruckte durch den grossen inneren Frieden, den er ausstrahlte. Am anderen Tag wollte ich ihn nochmals besuchen, um ihm etwas Geld mitzugeben. Doch er war bereits verschwunden. In Peru traf ich Alfredo, der unter den Terroristen des «leuchtenden Pfad» das Evangelium verkündigte. Er trug einen schweren Filmprojektor tagelang durch Terroristengebiete in den Anden, um einen christlichen Film zu zeigen – und Menschen fanden im Dutzend zum Glauben. Solche Begegnungen bleiben unvergesslich. Interview: ROLF HÖNEISEN


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Tag e ssc h au

Grosse Offenheit für das Evangelium

PODIUM

MISSIONSFEST Nicht nur in Arabien, auch in der Schweiz sind geistliche Aufbrüche

Humor

zu spüren. Die Schweizerische Missions-Gemeinschaft (SMG) zeigte am Missionsfest die Aufgabe der lokalen Gemeinde auf und auch, wo ein Umdenken nötig ist.

«Die Stimmung um uns herum ist von Krisen und Angst geprägt», sagte Martin Voegelin, Leiter von «Global Focus Schweiz» am SMG-Missionsfest vom Sonntag über den globalen Umbruch. Folgender Trend sei zu beobachten: Statt Identität suche man Intensität – schnelle Wechsel und ständig einen neuen Kick. Junge Menschen seien heute wieder auf der Suche nach Werten. Voegelin: «Für die christliche Gemeinde bieten sich hier Anknüpfungspunkte. Die Identität, nach der viele suchen, lässt sich in der Begegnung mit Gott finden.» Gott habe die Völker dazu erschaf-fen, dass sie ihn durch Jesus erkennen und anbeten würden. Voegelin zitierte John Piper: «Mission existiert, weil Anbetung fehlt.» Mission sei eine vorübergehende Notwendigkeit, weil es nicht überall Anbetung gebe. In Asien und Afrika wachse die christliche Gemeinde massiv. Evangelikale seien gemäss Statistiken die am schnellsten wachsende religiöse Gruppe der Welt.

Grosse Offenheit in Arabien

Helmut Kuhn, SMG-Vorstandsmitglied und Leiter von EE Schweiz, gab Einblick in die Entwicklung in der arabischen Welt. Heute sei im arabischen Raum eine grosse Offenheit fürs Evangelium zu spüren. An einer Schulung von «Evangelisation Explosiv» in Amman hätten über 50 arabische Leiter aus muslimischen Ländern teilgenommen. Die langjährigen Gebete für die arabische Welt trügen allmählich Früchte. Kuhn erklärte: «Ein grosser Segen ist das Internet. Die arabische BiCMYK COLOURS

C: 100 M: 57 Y: 0 K: 40 C: 5 M: 100 Y: 71 K: 22 C: 0 M: 1 Y: 0 K: 51

Wo missionieren? Darüber diskutierten (von links) Moderator Helmut Kuhn, Roman Jösler, ISTL-Gründer Heinz Strupler, Martin Voegelin und Pierino Zingg, SMG-Mitarbeiter in Italien.

Martin Voegelin: «Die Begegnung mit Gott schafft Identität.»

bel ist dort für alle zugänglich.» Arabische Jugendliche könnten sich dank des Internets selber ein Bild vom Westen machen und hätten ein brennendes Interesse am christlichen Glauben.

Gemeinden müssen umdenken

Die Globalisierung im Missionsfeld war Thema der Podiumsdiskussion unter der Leitung von Helmut Kuhn. Ob es Sinn mache, in der Dritten Welt zu evangelisieren, wenn es in der Schweiz lediglich 1,5 Prozent evangelikale Christen gebe, fragte Kuhn. Voe-

gelin konterte, eine Gemeinde, die keine globale Sicht habe, sei nicht biblisch. SMG-Missionsleiter Roman Jösler wies darauf hin, in der Schweiz zu missionieren sei ein Bedürfnis, um auch die Basis für die globale Weltmission zu erhalten. Die Finanzierung der Mitarbeitenden in einem Hochpreisland sei jedoch eine Herausforderung. Viele Leute dächten, wer in der Schweiz lebe, könne kein Missionar sein. Hier sei ein Umdenken nötig. Die Arbeit beginne in unseren Lokalgemeinden. Für einen gelungenen Tag sorgte die Gospelband «his flame» aus Buchs SG Die Lifeschaltung über Skype nach Sibirien zu den SMG-Mitarbeitenden Kandid und Daniela Hofstetter brachte das «Ende der Welt» direkt nach Winterthur. Die junge Familie investiert sich in einem vom Schamanismus geprägten Land in den Aufbau einer Familienarbeit, in die Seelsorge und in ein Gemeindegründungsprojekt. CHRISTIAN BACHMANN

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M A F L O G O W I TH TA G - CM Y K M is s ion Avia t ion F ellow s hip June 2 0 1 2

Ja s on B ouw m a n

Die Schweizerische Missions-Gemeinschaft (SMG) vermittelt Mitarbeitende und Einsatzmöglichkeiten in über 40 Ländern. Sie vernetzt 240 Mitarbeitende, 80 Partnerorganisationen und 85 Gemeinden. Der Auftrag von Jesus «Handelt, bis dass ich wiederkomme» (Lukas 19,13) ist seit der Gründung im Jahr 1949 Leitgedanke der SMG. www.smgworld.ch

Bilder: Christian Bachmann, Matthias Marti

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«Humor ist die Gabe eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen.» So bei Wikipedia unter dem Thema Humor nachzulesen. Im Buch «Beten im Alltag – lachen, weinen, sprechen» gibt es sogar ein Gebet um Humor, von Thomas Morus: «Schenke mir eine gute Verdauung, Herr, und auch etwas zum Verdauen. Schenke mir Gesundheit des Leibes, mit dem nötigen Sinn dafür, ihn möglichst gut zu erhalten. Schenke mir eine heilige Seele, Herr, die das im Auge behält, was gut ist und rein, damit sie im Anblick der Sünde nicht erschrecke, sondern das Mittel finde, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Schenke mir eine Seele, der die Langeweile fremd ist, die kein Murren kennt und kein Seufzen und Klagen, und lass nicht zu, dass ich mir zu viele Sorgen mache um dieses sich breitmachende Etwas, das sich Ich nennt. Herr, schenke mir Sinn für Humor, gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile.» Ich habe dieses Gebet gern und lese es regelmässig. Es zaubert jedes Mal ein Schmunzeln auf mein Gesicht und tut mir einfach gut. Sich selber nicht zu wichtig zu nehmen, die Dinge, die man hat, zu schätzen und zu pflegen, das Glück und die Freude im Leben jeden Tag zu suchen und zu entdecken: Dies ist ein einfaches und wirkungsvolles Rezept für unseren Alltag. Gerade jetzt wieder, an düsteren und manchmal schweren Novembertagen, sehnen sich viele von uns nach etwas Leichtigkeit und Humor. Vielleicht braucht es wirklich nur einige Zeilen eines Gebetes und wir können lachen; auch über uns selber! BRIGITTE HÄBERLI Die Autorin ist Ständerätin und stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP. Sie wohnt in Bichelsee TG.


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TAG E SSC H AU

ÄXGÜSI

Spannungsfeld: Taufe oder Segnung?

Gelassenheit

TAUFFRAGE

«Der Gast ist König!» Jeder gute Gastgeber weiss das und unternimmt alles, damit es seinem Gast rund herum wohl ist. Unsere Gäste sollen sich bei uns wie Könige fühlen. «…bloss nicht so benehmen», hat ein erfahrener Hotelier ergänzt. Und meinte damit, dass er nicht ungebührlich herumkommandiert werden möchte. Doch das Wohlergehen unserer Gäste ist uns sehr wichtig. Da sind wieder einmal ein paar Skischuhe im Skikeller zurückgeblieben. Unverzüglich versuchte ich, telefonisch bei den abgereisten Gästen nachzufragen, wer wohl deren Besitzer sei, damit ich sie nachsenden könne. Ich möchte schliesslich nicht, dass er beim nächsten Skitag überraschend ohne Schuhe dasteht. Endlich, beim vierten Anruf ein Erfolg! Der Teenager am andern Ende der Leitung bestätigt: «Ja, die schwarzen Skischuhe gehören meinem Vater.» Doch solle ich sie nicht nachschicken. Der hätte sie nämlich absichtlich liegen gelassen, weil er ein neues Paar kaufen wolle. Die Ehrlichkeit des Jugendlichen war überraschend. – Doch ich komme mir ziemlich blöd vor. Da unternehme ich alles für den Gast und muss nun feststellen, dass einer nur seine Sachen entsorgen wollte… Zugegeben, es hat mich zuerst wirklich genervt. Und dann habe ich mich über mich selber geärgert. Warum kann mich eine solche Banalität überhaupt so aufregen? Machen wir uns damit nicht selber das Leben schwer? Wäre ein Schmunzeln bei ähnlichen Geschichten nicht viel gesünder? Ja, ich wünsche mir in solchen Dingen mehr christliche Gelassenheit. Grosszügigkeit. Ein weites Herz dem Mitmenschen gegenüber. Es lohnt sich doch nicht, wenn wir uns durch solche Banalitäten das Leben vermiesen lassen. CHRISTOPH GYSEL Der Autor ist Pastor und TourismusFachmann in Saas Grund. Bilder: zvg, Peter Schmid

Neue Ideen sind gefragt. Das Landeskirchen-Forum hat am letzten Samstag an einer Tagung in Liestal erörtert, wie die Taufe in der erlebnishungrigen Gesellschaft heute angemessen praktiziert werden kann. Für ihr Baby erwarten Eltern Segen. Wollen und können sie ihm die christliche Erziehung geben, die bei der Taufe zu versprechen ist? Anderseits wünschen Erwachsene ihre neu gewonnene Beziehung zu Jesus mit einer Tauf-Erfahrung spirituell zu vertiefen. Das Landeskirchen-Forum (LKF) fragte an der Tagung «Taufe ohne Glauben?» vom letzten Samstag, wie reformierte Kirchgemeinden sich in diesen Spannungsfeldern bewähren.

Becken vor der Kirche

In Workshops stellten Pfarrpersonen kreative Ansätze vor. Johannes Huber erzählte, wie die Kirchgemeinde Gossau ZH aufgrund der Taufe Beziehungen mit Eltern und kleinen Kindern aufbaut. In Rohrbach BE setzt man auf zeitige Information: Den Eltern wird mit der Taufe die Segnung ihres Kindes angeboten, für den Fall, dass sie das vorformulierte Taufversprechen nicht abgeben mögen. Hansurs Walder in Altstätten SG plädierte für einen Paradigmenwechsel: Die Kirche soll die Segnung von Kindern favorisieren. Wie entspricht die reformierte Kirche dem Verlangen Erwachsener,

sich der Beziehung zu Christus zu vergewissern? Thomas Bachofner schilderte den langen Gossauer Weg zu einer Taufbestätigung für getaufte Erwachsene. Mit dem Untertauchen im Becken vor der Kirche wollte man ein Ritual verantwortlich gestalten, ohne sich dem Erlebnishunger naiv auszuliefern. «Durch die Taufbestätigung kommen manche ins Fragen, was ihre Taufe ihnen bedeutet.» In Thayngen SH machte Sabine Aschmann die Taufe zum Jahresthema und führte einen Taufkurs durch, bei dessen Abschluss die Teilnehmenden miteinander feierlich in den Rhein stiegen.

Anteil am Leben von Christus

Die biblischen Aussagen zur Taufe untersuchte an der LKF-Tagung Peter Wick, Professor für Neues Testament in Bochum (D). In evangelischen Kirchen herrsche Verunsicherung, aufgebrochen durch Karl Barths Nein zur Kindertaufe, sagte Wick. Die meisten Stellen im Neuen Testament legten nahe, dass die Taufe Glauben voraussetze. Damit bestehe jedoch die Gefahr, sie auf das zu reduzieren, was der Mensch tut.

Peter Wick im Gespräch mit Teilnehmerinnen.

Jesus von Nazareth formulierte keine Tauflehre, doch liess er sich von Johannes taufen. «Damit gibt sich Jesus selbst als Vorbild für das Getauft-Werden», sagte Wick. «Der Glaubende ist Profiteur der Gnade Christi. Durch die Taufe wird er vom Profiteur zum Mitbeteiligten», fasste der Theologe Gedanken des Apostels Paulus (Römer 6) zusammen. Im Blick auf die Bedeutung der Taufe für die Kirche unterstrich er, entgegen dem verbreiteten religiösen Individualismus: «Die Taufe gehört zu den Voraussetzungen, die die Einheit begründen – nicht zu den Dingen, die die Vielfalt ausmachen.» PETER SCHMID www.lkf.ch

SOZIALPÄDAGOGIK AUF CHRISTLICHEM GRUND

icp mit anerkanntem Lehrgang Die Höhere Fachschule für Sozialpädagogik icp feiert am 14. November in Olten die eidgenössische Anerkennung. Damit führt icp (Institut für Christliche Psychologie, Therapie und Pädagogik) eine dem neuen Berufsbildungsgesetz entsprechende Höhere Fachschule für Sozialpädagogik (HFS). Unterrichtet wird in Wisen bei Olten. Mit der vierjährigen praxisbegleitenden Ausbildung reagierte das Institut 2007 auf den Wandel der Bildungslandschaft. Der HFS-Lehrgang integriert die Module der seit 1992 bestehenden Schule für Christliche Sozialtherapie SCS und der icp-Ausbildung für Sozialpädagogik. Der Anerkennungsprozess war für die icp-Verantwortlichen sehr aufwändig. Das Bundesamt gab 90 Kriterien vor. icp-Institutsleiter Roland Mahler: «Für jedes Thema mussten wir definieren, auf welchem Niveau, mit welchem Ziel wir es unterrichten – bei 1800 Unterrichtsstunden eine gewaltige Arbeit.»

icp leitet zur gründlichen Beschäftigung mit der Geschichte der Diakonie an. «Wir versuchen das abendländische Erbe auf professionellem Level in die Ausbildung einfliessen zu lassen», sagt Mahler. Es gehe darum, Glaubensaspekte ins sozialpädagogische Handeln zu integrieren, auch das Gebet. Die Basis bildet das christliche Bild vom Menschen als Geschöpf Gottes. Laut Mahler lernen Studierende bei icp, benachteiligte Menschen so zu erziehen und zu begleiten, dass sie in ihrer Geschöpflichkeit reifen. Der Schweizer Sozialstaat ist stark von der christlichen Tradition geprägt. «In der Höheren Fachschule für Sozialpädagogik greifen wir auf diese Wurzeln des Sozialstaats zurück.» Mit der eidgenössischen Anerkennung hat sich icp gut positioniert. Der neue Vierjahres-Kurs ist mit 24 Studierenden der bisher grösste. PETER SCHMID www.icptp.ch idea Spektrum 45.2012


TAG E SSC H AU

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Aus der KiMiKo wird «Kinder im Fokus» ARBEIT UNTER KINDERN Am Samstag ging im Campus Sursee die letzte Kindermissions­

konferenz über die Bühne. «Kinder im Fokus» findet erstmals Anfang November 2013 statt. «Die stärkste Botschaft» erlebten am letzten Samstag rund 400 Personen vom Teenager bis zur Grossmutter. Sie genossen die letzte Ausgabe der von den Gemeindeverbänden Chrischona, FEG (Bund Freier Evangelischer Gemeinden) und VFMG (Vereinigung Freier Missionsgemeinden) durchgeführten Kindermitarbeiterkonferenz.

Gegen die Miesepeterei

Aufgewärmt wurden die Teilnehmer durch die Worship-Band der

GvC-Chile Hegi (Winterthur). Songs wie «Eimol meh» und «Chum mir fiire öise Gott» und die spitzenmässige Choreographie brachten den vollen Saal in Bewegung. Dann war die Bühne frei für René Christen, der sich in dunkler Verkleidung, mit angeklebtem Schnauz und in gebückter Haltung als Miesepeter tarnte. Der Pastor der Kirche im Prisma (Rapperswil) veranschaulichte damit, wie aus einer starken Botschaft eine schwache Botschaft werden kann. «Jesus allein» sei

die Grundlage für eine sinnvolle Kinderarbeit, betonte Christen. «Jesus, der als einziger vom Jenseits ins Diesseits gekommen ist, weiss, wie sich der Himmel anfühlt und was uns dort erwartet.» Im zweiten Referat erfuhren die Zuhörer, was die Bibel über den Zugang zu Gottes Thron sagt. «Durch Jesus haben wir freien Zugang zu Gott», meinte Christen mit Bezug auf Epheser 2,18 bis 20. Manchmal würden wir selber Mauern um uns herum errichten, statt Lasten bei Jesus abzuladen.

René Christen: «Miesepeter oder froher Botschafter?»

Eine grosse Ermutigung waren auch die zehn Wahlseminare am Nachmittag. Abgerundet wurde der gut organisierte Anlass durch die leckere Gastronomie des Campus Sursee. REBEKKA ILG www.kinderimfokus.net

Weg von den alten «Altären» Gebt ihnen zu trinken!

JUGENDKONFERENZ  «Grüne Welle – Dein Leben auf der Überholspur»: Das war das Thema von «Glow» vom letzten Wochenende in Murten. Was ist, wenn es Probleme gibt? Stefan von Rüti, Pastor und Schulleiter von ISTL (International Seminary of Theology and Leadership), stellte die Frage, wie Gott uns als Person ansieht. Er gab selber eine geniale Antwort: «Gott hat sich mit dir seinen Traum erfüllt!»

Von Handtüchern und Fahnen

Die Theatergruppe führte ins Abendthema und zeigte auf, wie wichtig es ist, dass Menschen ihr Leben nicht selber zerstören. Wir bauen immer wieder falsche «Altäre» auf, wie zum Beispiel Neid oder Eifersucht, die «Opfer» von uns fordern und unser Leben immer mehr bestimmen und zerstören können. «Lasst uns diese Altäre entweihen – das bedeutet, das Gegenteil von dem tun, was der ‹Altar› von uns will!», forderte von Rüti auf. In der praktischen Umsetzung heisst das: Sünden bekennen und Vergebung erfahren. Das geht nicht aus eigener Kraft; Gottes Kraft hilft uns, im Alltag Schritte zu tun. Von Rüti machte Mut, mit vollem Einsatz am Glauben dran zu bleiben: «Werft das Handtuch nicht hin, sondern braucht es als Fahne. Jubelt und feiert, weil wir einen grossen Gott haben, der Kraft gibt, im Leben idea Spektrum 45.2012

mit Vollgas durchzustarten!» Neben den persönlichen Inputs des Referenten gab es Worshipzeiten mit «Upstream», ein LateNight-Konzert von «C la vie» und coole Workshops: «Aktion Gratishilfe», Strasseneinsatz in Bern (Flashmob), moderne Sklaverei und Sport. Dazwischen gab es Snacks und Drinks und man konnte Gemeinschaft auf der Couch, im schönen «Städtli» Murten oder bei einem Billardoder Pingpong-Spiel geniessen. MANUELA WIELAND www.glow4jesus.ch

BENEFIZ-ANLASS  Der mangelnde Zugang zu Trinkwasser

ruft zum Handeln auf. Mime Carlos Martínez unterstützt das Hilfswerk Compassion in diesem Engagement. Seit 60 Jahren ist Compassion (auf Deutsch: Barmherzigkeit) für Kinder in den ärmsten Ländern aktiv und seit zehn Jahren mit einem Büro in der Schweiz präsent. «Das Einzigartige an Compassion ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit lokalen Kirchgemeinden und der Fokus auf Kinderpatenschaften», sagt Dario Brühlmann. Der 31-Jährige ist für den Aufbau der Non-Profit-Organisation in der Deutschschweiz verantwortlich.

Keine Selbstverständlichkeit

In den vergangenen Jahren ermöglichte Compassion tausenden von Kindern und ihren Familien Zugang zu frischem Wasser. Dabei kommen Hightech-Filtersysteme und einfache PET-Flaschen zum Einsatz. «Trinkwasser ist an vielen Orten dieser Welt keine Selbstverständlichkeit», betont Dario Brühlmann. «Die Schweiz als ‹Wasserschloss Europas› ist aufgerufen, diesen flüssigen Reichtum mit andern zu teilen.» Compassion will das Bewusstsein für die prekäre Knappheit von Trinkwasser stärken und bietet dazu einfache Interventionsmöglichkeiten. Auf kreative Art Bilder: zvg

und Weise wird an zwei Benefizanlässen, unter anderem am 15. November in Zürich, für das zunehmende Versorgungsproblem sensibilisiert. Das Besondere dabei: Die Kosten werden zu einem grossen Teil von Sponsoren übernommen; der Erlös kommt vollumfänglich den Wasserprojekten von Compassion zugute. Ein Höhepunkt des Programms dürfte der bekannte Mime Carlos Martínez aus Spanien sein. Der Künstler feiert gleichzeitig sein 30-Jahr-Bühnenjubiläum. Sein Stück «Fata Morgana» simuliert einen einsamen Wanderer in der Wüste. Wasser, bisher so selbstverständlich, fehlt plötzlich. Der Wanderer stellt sich vor, den Wasserhahn aufzudrehen, Meereswellen oder das WC-Spülgeräusch zu hören. Was tun, wenn man plötzlich überall Wasser hört, aber doch keinen Tropfen trinken kann? Martínez schafft das Kunststück, durch Traumbilder das eigene Verhalten zu reflektieren und Neues zu entdecken. Und macht, spielerisch und fast nebenbei, auf Jesus Christus als Spender des Lebenswassers aufmerksam. THOMAS FEUZ www.compassion.ch


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I nse r at e

Publireportage

Es werden alle auferstehen müssen! Noch vor 50 Jahren war in Europa die Erdbestattung die übliche Bestattungsart. Heute werden schweizweit jählich über 51000 Personen, das heisst über 80% aller Verstorbenen kremiert. Nachdem im christlichen Abendland über 1000 Jahre die Leichenverbrennung abgelehnt wurde, forderten im 18. Jahrhundert Freidenker, dass die Kremation wieder eingeführt werde. Und so, veranlasst durch die Freidenker, wurde 1878 das erste Krematorium Deutschlands in Betrieb genommen. Die Bestattungsart eines Menschen widerspiegelt immer auch die innere Glaubens-haltung oder Weltanschauung. So war es die Absicht der Freidenker, mit der Kremation ein Zeichen gegen den Auferstehungsglauben zu setzen. Manche unter ihnen hegten den trügerischen Gedanken, durch die Kremation dem Gericht Gottes entgehen zu können, falls es doch noch einen Gott

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gäbe. Und damit ein allfälliger Gott ihre Asche ja nicht wieder finden könnte, lassen sie ihre Asche irgendwo in einen See oder in das Meer zerstreuen. Die Bibel, Gottes Wort, redet fast immer von Ganzkörperbestattung (Grab, Gruft, begraben und Verwesung). Nur in Ausnahmefällen, und immer in Verbindung mit Gericht, redet sie von Leichenverbrennung. Und in Verbindung mit der Auferstehung heisst es in 1. Korinther 15.44: «Es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistlicher Leib.» Die Bibel redet an verschiedenen Stellen klar davon, dass es eine Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten geben wird. So z. B. in Apostelgeschichte 24.15: «Ich habe die Hoffnung zu Gott, die auch sie selbst haben, nämlich dass es eine Auferstehung der Gerechten wie der Ungerechten geben wird.» Das heisst: Es werden alle auferstehen

müssen, sei es in der ersten Auferstehung zum Leben oder in der 2. Auferstehung zum Gericht. Gott wird alle wiederfinden und keiner kann der Auferstehung entgehen. Auch wenn jemand sich verbrennen und seine Asche im Weltmeer zerstreuen liesse, wird er auferstehen müssen. Niemand kann Gottes Gericht entgehen, es sei denn, er akzeptiere die Gabe Gottes: «Vergebung der Sünden und ewiges Leben durch Jesus Christus.» Wer diese Gabe Gottes empfangen hat und sie auch zu schätzen weiss, der wird auch danach trachten und sich bemühen, Gottes Willen zu tun, auch in seinem letzten Akt auf Erden. Da die Bibel fast immer nur von Ganzkörperbestattung spricht, wird ein Christ auch in diesem Punkt das tun, was Gott uns in Seinem Wort vermittelt. Durch die Erdbestattung gibt ein Christ nicht nur ein Zeugnis von seinem Glauben an die Auferstehung der Toten

sondern auch von seiner Überzeugung, dass Gottes Wort die Wahrheit spricht. Ganz im Gegensatz zu den Freidenkern, die durch ihre Kremation dem Auferstehungsglauben widersprechen wollen. Heute ist an vielen Orten die Kremation der Regelfall, das heisst, wenn nichts anderes verfügt wurde oder von Familienangehörigen verlangt wird, wird kremiert. Deshalb empfiehlt der Verein für Erdbestattung und Persönlichkeitsschutz (VE+P), dass jeder der erdbestattet sein möchte, dies auch verfügt. Verfügungsformulare und eine Anleitung zum Verfügen, kann beim Sekretariat, Postfach 16, 8514 Bissegg gratis bestellt werden oder unter www.ve-p.ch heruntergeladen und ausgedruckt werden. Arthur Bosshart Sekretär VE+P

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M i ssion g loba l

Ein Hühnerstall baut Vertrauen auf

BLOg

KURZZEITEINSATZ IN BOLIVIEN

Abfall und Lebenswasser

Die drei Schweizer Dominic, Felix und Lukas halfen den Einheimischen mit praktischen Tätigkeiten. Auch Überraschungen gehörten dazu.

Das Dorf-Entwicklungsprojekt von Agape international unterstützt in der Region Lomerío die arme Bevölkerung. Sie soll die Möglichkeit erhalten, durch Land- und Forstwirtschaft sowie mit Kleingewerbe genug Nahrung und Einkommen zu erwirtschaften. Neben gesunder Ernährung werden auch angemessene hygienische Verhältnisse angestrebt. Kurz nach Santa Cruz, der grössten Stadt Boliviens, wartete das erste Abenteuer auf uns: «Eine Klapperschlange lag mitten auf der Strasse. Ihr Gift kann zum Tod führen. So wurde das Tier kurzerhand erschossen», erzählt Daniel Graf, Projektkoordinator bei Agape international. «Das löste bei uns Schweizern gemischte Gefühle aus.» Bald realisierten wir, dass die Natur hier viel stärker als Bedrohung erlebt wird. Nach einem Schlangenbiss ist in entlegenen Regionen kaum rechtzeitig mit Hilfe zu rechnen. Am Bestimmungsort halfen wir

Felix, Bildhauer und Gestalter, beim «Giessen» der Ziegel.

AKTUELL

KUNST öffNET dIE HERZEN VON ZUScHAUERN

Neues flugzeug

OM: kreativ unterwegs

Das jüngste Flugzeug von Mission Aviation Fellowship (MAF) hat Mitte Oktober sein Einsatzland erreicht. Die 9-plätzige C208 wurde mit Unterstützung aus der Schweiz beschafft («idea Spektrum» berichtete). Das Flugzeug mit der Immatrikulation P2-MAG transportiert Menschen und Güter und ist auch für staatliche Bildungsprogramme unterwegs. Es bildet ein wichtiges Rückgrat der MAF-Flotte in Papua Neuguinea. THOMAS FEUZ

beim Bau eines Hühnerstalls mit. Harte Arbeit, wurde sie doch fast ausschliesslich durch pure Körperkraft verrichtet. Zur Herstellung von Lehmziegeln musste am Fluss Wasser geholt werden, um damit Erde und etwas Heu zu mischen. Die Masse wurde in einen Holzrahmen gefüllt, von Hand geknetet und gut verstrichen. Dann trockneten die Ziegel zwei Tage lang. Solche Arbeiten halfen uns, Bezie-

hungen zu knüpfen. «Gegenseitiges Verständnis und Beziehungen sind die Grundbausteine für langfristige Entwicklungs- und Missionsprojekte. So werden Ratschläge und Hilfe seitens der Hilfsorganisation besser aufgenommen. Letztlich zählt dieses Vertrauen viel mehr als die Mitarbeit bei einem neuen Hühnerstall», bestätigt Daniel Graf. DANIEL GRAF, SIMON MEIER www.agape.ch/bolivien

Was brauchst du heute vom Markt? Kleider, Kleiderbügel, ein Sofa? Du musst nicht weit suchen: All diese Dinge liegen überall auf der Strasse herum. Wenn man aus dem «sauberen Europa» kommt, stört man sich hier zuerst am Abfall. Dann kommt das Sich-Wundern über die Herkunft all dieser Sachen. Und mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Ein Bild, an das ich mich nicht gewöhnen will, sind die Frauen, Männer und Kinder, die in den Abfallcontainern herumwühlen. Gleich daneben stehen luxuriöse Villen mit teuren Autos und Haushaltshilfen aus Ostasien an den Strassen. Ja, Reichtum und Armut sind nahe beisammen; Wegwerfen hier, Kämpfen ums Überleben dort...

Bibelzeiten nacherleben

Mit Musik, Theater, Tanz und Feuershows auf die Gute Nachricht von Jesus Christus hinweisen: Das ist das Ziel von «Taco», einer kreativ-künstlerischen Arbeit von Operation Mobilisation (OM). Die Artisten traten vom 26. Oktober bis 4. November 2012 in Bibelschulen, Gemeinden und Jugendgruppen in der deutschsprachigen Schweiz auf. «Hip-Hop und Modern Dance, Eigenkompositionen, Sketches und Nummern mit dem Einrad ziehen die Leute an. Viele fragen sich: Was machen die da? Und warum?», sagt Priska Huber. Die 24-Jährige ist seit März in der Öffentlichkeitsarbeit des überkonfessionellen Missionswerks OM beschäftigt. David Graiser tanzt seit zehn Jahren Hip-Hop. Er studierte Religion und Modern Dance in Georgia (USA) und trat mit dem Ensemble im Kosovo und in Ägypten auf. «Wir finden überall eine grosse Offenheit», freut er sich. Der Glaube an Jesus Christus, Kunst und Tanz sind sein Leben. Diese Leidenschaft möchte der 25-Jährige mit den Menschen teilen. «Die Schweizer sind ein tolles Publikum», meint er. Nach drei Wochen Einsatz in der Schweiz wird er in seine neue Heimat im arabischen Raum zurückkehren. Dustin Kelm, Exweltmeister im Einradfahren, und seine Frau Katie unterstützten das Team in der Schweiz. «Oft ist es nicht einfach, von der Liebe Gottes zu erzählen. Es erstaunt mich immer wieder, wie Herzen durch die Kunst offen werden», sagt Priska Huber. THOMAS FEUZ

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Die Arbeitslosigkeit ist gross, und trotzdem hat es viele Gastarbeiter. Es sind Männer aus Ländern, wo der Lohn anscheinend noch niedriger ist als hier. Täglich sitzen sie am Strassenrand und warten darauf, als Tagelöhner angestellt zu werden. Da kommt mir jeweils das Gleichnis von Jesus in den Sinn, wo am Schluss alle denselben Lohn erhalten hatten. Auch andere Dinge aus der Bibel versteht man hier besser, weil die Gegend kulturell und klimatisch dem biblischen Umfeld ähnlicher ist als in Europa. So verstehe ich auch, warum die siebenmal geschiedene Samaritanerin am Mittag zum Brunnen ging: Sie scheute sich vor Kontakten. Im Sommer geht zu dieser Tageszeit nur auf die Strasse, wer wirklich nach draussen gehen muss. Alle versuchen, drinnen zu bleiben. So war auch während der langen Sommerferien tagsüber fast niemand auf der Strasse. Ausser am Tag, als das Wasser kam. Da kam Leben in die Leute: grosses Aufatmen, Kinder spielten, Frauen reinigten die Vorplätze... Wasser bringt Leben. Mögen alle meine neuen Nachbarn die echte Quelle des ewigen Lebenswassers kennen lernen und für sich annehmen! Mit freundlichen Grüssen AMIRA

Amira arbeitet in der Arabischen Welt. Bild: idea


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w i r t sc h a f t

Für Ernst Wüthrich war das Huhn zuerst da FIRMENJUBILÄUM «Zukunft bedingt Herkunft», betonte Firmengründer Ernst Wüthrich am Firmenjubiläum. Zusammen

mit seiner Frau Ruth baute er vor 50 Jahren in Belp BE ein Familienunternehmen auf, in dem bereits die zweite Genera­ tion erfolgreich tätig ist. «Herkunft» schliesst bei der Brüterei Wüthrich AG auch die christlichen Werte mit ein. «Ohne die tatkräftige Mitarbeit meiner Frau wäre alles nicht möglich geworden.» Ernst Wüthrich deutet auf das Firmengelände mit dem neuen Brütereigebäude. Ruth Wüthrich wehrt bescheiden ab. Für sie war der grosse Einsatz «selbstverständlich». «Wir hatten während der ersten drei Ehejahre noch keine Kinder. Diese Zeit investierten wir uns voll ins Geschäft», schaut Ruth zurück. Zehn Jahre lang besorgte sie das Büro, bei den Lieferfahrten in die ganze Schweiz nahm sie anfänglich die Kinder mit. Von den vier Söhnen waren zwei in einem missionarischen Dienst. Markus, der Zweitälteste, hat vor zehn Jahren mit seinem Cousin Gerhard Kummer die Leitung der Familien-AG übernommen.

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 KradolfSchönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: zvg

Erfolgsgeschichte

Er sei nicht als Eierbrüter geboren worden, meint der rüstige 79-Jährige lachend. «Es war mehr eine Verlegenheitslösung. Eigentlich wollte ich Automechaniker werden. Doch mein Chef in spe schaffte die Meisterprüfung nicht.» So machte der junge Mann eine Lehre als Geflügelzüchter. Als «Führung von oben» bezeichnet Ernst Wüthrich solche Gegebenheiten. Im Lauf eines langen Geschäftslebens hat er davon zahlreiche erlebt. Ruth Wüthrich: «Das gemeinsame Gebet ist für uns sehr wichtig. Wir durften Gottes Bewahrung immer wieder erleben.» Doch auch Rückschläge gehörten dazu, etwa eine massive Einbusse bei der Vogelgrippe. Das Team brütete nicht lange über neuen Ideen, sondern setzte sie glaubensvoll um. Heute beschäftigt die Familien-AG vier Personen in der Verwaltung sowie fast 20 Personen im Betrieb.

Die vielzitierte Nische

Ernst Wüthrich erinnert sich an die Aufbaujahre: «Damals gab es den Begriff Brüterei noch nicht. Grössere Geflügelhalter rekrutierten die Nachzucht ihres Legehennen-Bestandes aus dem eigenen Betrieb. In einem Nebenraum des Geflügelstalles stand meistens ein Brutschrank oder eine Brutmaschine zum Ausbrüten der Eier. Aus den geschlüpften Hähnchen wurden die damals bekannten ‹Mastgüggeli› gemästet.» Bis heute ist die Pouletmast eine wirtschaftlich rentable Nische, die Brüterei eine interessante Sparte. Der Bau von klimatisierten Ställen erlaubt eine ganzjährige Brut und Aufzucht von Legehennen und Mastpoulets. Nur wenige Betriebe haben sich spezialisiert. Strenge Vorschriften garantieren das Wohl der herzigen «Bibeli».

Erst Konkurrenten, dann Partner Den Grundstein für die eigene Firma legte Ernst Wüthrich neben dem Betrieb seines ehemaligen

Erfolgsmodell KMU (von links): Die Geschäftsleitung mit Markus und Ernst Wüthrich sowie Gerhard Kummer.

Lehrmeisters. Schwierigkeiten? «Wir fanden immer wieder Wege, Fragen freund- und nachbarschaftlich zu lösen.» Überhaupt: Im Umfeld von Ernst und Ruth Wüthrich wurden Konkurrenten zu Partnern. «Die Zusammenarbeit mit Bruteierlieferanten und Futterherstellern war uns immer wichtig.» Die Geschäftsbeziehungen bestehen zum Teil seit über 40 Jahren. Das Geheimnis für den Erfolg ist in der Grundeinstellung des Ehepaars zu suchen. Nicht Erfolg und Gewinnstreben standen im Vordergrund, sondern ein längerfristiges Engagement auf einer werteorientierten Grundlage. Die Firma entwickelte sich immer mehr zu einem Dienstleistungsbetrieb für andere Firmen, etwa mit der «Lohnbrut» für Grosskunden und Wiederverkäufer. Aber auch der Direktverkauf an kleine und grössere Küken- und Junghennen-Kunden entwickelte sich positiv. «Zeitweise waren wir wohl das grösste ‹Versandhaus› für Küken und Junghennen in der Schweiz», erinnert sich Ernst Wüthrich. Transportiert wurde früher mit der Bahn, heute mit fünf firmeneigenen Fahrzeugen.

Es geht weiter

Eine neue Halle ermöglicht das Ausbrüten von rund 200 000 Mastküken pro Woche. «Ich bin sehr dankbar, auf einer guten Grundlage aufbauen zu können», sagt Markus Wüthrich. Sein Geschäftspartner Gerhard Kummer ist seit 25 Jahren im Betrieb tätig. «Ich freue mich, die von meinem weitsichtigen Onkel begonnene Arbeit weiterführen zu helfen», meint er. «Die Marge ist deutlich kleiner geworden. Dank Mehrumsatz schaffen wir den Ausgleich», sagt Markus Wüthrich. Er und Gerhard Kummer sind bereit, sich zusammen mit ihrem Team den Herausforderungen zu stellen. Sie haben die Weichen richtig gestellt: Dieses Jahr schlüpfen in der Schweiz ungefähr 60 Millionen Mastküken – zehn Millionen davon in der Brüterei Wüthrich, was einem Marktanteil von 17 Prozent entspricht. Was war zuerst: Huhn oder Ei? Für den bibelfesten Christen Ernst Wüthrich ist der Fall klar: «Jede Kreatur ist von Gott geschaffen. Wir können im Leben zwar etwas aufbauen. Aber das Gedeihen schenkt Gott. Es ist alles Gnade.» THOMAS FEUZ idea Spektrum 45.2012


F oru m

sYneRGIe Das rechte Mass

Als ich die Ordensregel des Benedikt von Nursia las, wurde mir klar, dass jeder, der ins Kloster eintritt, einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel vollzieht. Als Normalbürger sind wir es gewohnt, zu nehmen, was und wie viel wir wollen. Wer in ein Kloster eintritt, das nach der Regel Benedikts geführt wird, gibt zunächst seinen ganzen Privatbesitz ab. Ab sofort gehört ihm nichts mehr und er nimmt sich nichts mehr. Es ist die Aufgabe des Abtes, seinen Mönchen alles zu geben, was sie zum Leben benötigen: Kleidung, Nahrung, Arbeitsgeräte etc. Der Mönch ist nicht ein Nehmender, sondern ein Empfangender – und zwar in jeder Hinsicht. Bei der Zuteilung der täglichen Nahrung legt Benedikt relativ genau fest, wie viel jeder Mönch bekommt. Das rechte Mass spielt dabei eine zentrale Rolle. Unmässigkeit und Übersättigung sollen vermieden werden. Das

Losgesagt «idea Spektrum» Nr.42 –«Dürfen Christen die Freimaurerei fördern?» Von 1963-1966 war ich Assistent bei Prof. Joris, Direktor der 2. Medizinischen Universitätsklinik HamburgEppendorf. Damals besuchte ich mehrfach die Gottesdienste von Prof. Helmut Thielicke im «Michel». Es war das erste Mal, dass mir Jesus wichtig wurde. In den 70er/80erJahren fand ich dann zum Glauben an Jesus. In einem Hauskreis wurde ich als «Neuling» damit konfrontiert, dass es die «Gabe der Geisterunterscheidung» gibt. Der betagte Christ Reinhard Dettwiler, der inzwischen verstorben ist, war damit gesegnet. Zu ihm ging ich einige Male mit Patienten, bei denen ich mit meinem medizinischen-psychoanalytischen Wissen nicht weiterkam. Einmal war ich mit einer Patientin dort, als Dettwiler sagte, er müsse mit mir allein sprechen. Er sagte mir auf den Kopf zu, dass in meiner Familie jemand Freimaurer wäre. Ich war total geschockt, denn das traf auf meinen Vater tatsächlich zu. Im gemeinsamen Gebet idea Spektrum 45.2012

rechte Mass ist in unserem Leben immer noch eine sensible Grösse: Wie viel soll ich wovon essen? Wie viel wovon trinken? Was ist das rechte Mass bezüglich Arbeit, Besitz, Medienkonsum und Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen? Das Kriterium des rechten Masses lässt sich auch auf den betriebswirtschaftlichen Kontext anwenden. Es stellt das Dogma des ständigen Wachstums in Frage. Auch auf einer volkswirtschaftlichen Ebene kann man nach dem rechten Mass fragen. Und schliesslich: Was ist das rechte Mass im Konsum von sogenannt freien Gütern wie saubere Luft, Wasser etc.? Die letzten Jahre waren in der westlichen Welt eher von Masslosigkeit geprägt. Wir haben nun einen Punkt erreicht, wo wir uns auf verschiedenen Ebenen die Frage nach dem rechten Mass stellen sollten: Auf individueller Ebene, auf betriebswirtschaftlicher und volkswirtschaftlicher Ebene inklusive zahlreicher ökologischer Fragestellungen. Da wir keine Mönche sind, haben wir keinen

mit einem anderen Christen sagte ich mich daraufhin vom Geist der Freimaurerei los. Bei den Freimaurern gibt es «untere Grade» – die nach aussen hin völlig harmlos erscheinen – und «höhere Grade». Von dem inzwischen verstorbenen holländischen Pastor Willem van Dam, der in der Seelsorge viel mit Freimaurern zu tun hatte, weiss ich, dass in den «höchsten Graden» bei den Zusammenkünften ein Stuhl leer steht, der für den «Satan» reserviert ist. Dr. med. MARKUS BOURQUIN, Uitikon ZH

Ohne Glaube «idea Spektrum» Nr. 44 – «Niederschwellige Hilfe auf hohem Niveau» Einige Aussagen im Bericht über die 150-Jahrfeier der Stadtmission Zürich stimmen nachdenklich. Was bedeuten Aussagen wie: «Heute wollen wir helfen, ohne zu missionieren» oder «unser Tun ist unsere Mission»? Wird hier der christliche Glaube abgelöst von reinem Humanismus? Traurig stimmt mich auch, dass bei der Stadtmission

Abt, der uns jeweils das rechte Mass zuweist. Wir sind darauf angewiesen, mit Hilfe unserer eigenen Vernunft dieses selber zu bestimmen. Dazu ist in verschiedener Hinsicht ein Paradigmenwechsel nötig. Christen sollten persönliche Erfahrungen damit haben. Eine Bekehrung hat mit tiefgreifendem Umdenken, also mit einem Paradigmenwechsel zu tun: Mein ganzes Leben gehört nun Christus. Vielleicht haben die letzte Woche publizierten Massnahmen der UBS zu ihrer Strategieanpassung Aspekte der Reduktion auf das rechte Mass? Vielleicht – beziehungsweise hoffentlich – werden andere Unternehmen folgen. Wie halten Sie es mit dem rechten Mass?

13

Menschen Tom sommer

Tom Sommer, jahrelang bei Campus für Christus (CfC) engagiert, machte sich 2010 selbständig. Letzten Donnerstag stellte er in der Friedenskirche in Zürich sein «Buch vom Frieden» vor. Dieses geht der Frage nach, wie Menschen den Weg zu Versöhnung und Frieden finden. Thomas Schlag, Theologieprofessor an der Uni Zürich, würdigte das Buch und griff eine biblische Kernaussage auf: «Die Gerechtigkeit ist es, die Frieden bringt» (Jesaja 32,17), denn «Gerechtigkeit und Frieden küssen sich» (Psalm 85,11). (idea)

Klenk folgt auf Walter

DIETER BÖSSER Der Autor, MTh und MSc UZH, ist Studienleiter der Akademie für christliche Führungskräfte (AcF) Schweiz in Basel und Geschäftsleiter des Fachkreises Psychologie und Glaube bei den Vereinigten Bibelgruppen (VBG).

heute der Masterabschluss mehr zählt als die Begleitung in die Jesusnachfolge. Damit lädt man sich Schuld auf, weil der Auftrag von Jesus nicht mehr ausgeführt wird. Ich hoffe, dass wir Christen hierzulande wieder zum Wesentlichen durchdringen. GABRIELE HÜNI, Staad SG

sogar mehr schüler «idea Spektrum» Nr. 41 – Christliche Schulen» Im Bericht werden diverse christliche Schweizer Privatschulen aufgezählt. Darüber haben wir uns sehr gefreut. Unter anderen wurde dort auch unsere Privatschule salta in Gränichen (AG) aufgelistet. Hierzu noch ein Hinweis zur Schüleranzahl: Wir haben in diesem Schuljahr nicht 30, sondern vom Kindergarten bis zur 6. Klasse (1. Oberstufe) 43 Kinder. Dazu kommen noch 5 Spielgruppenkinder. Im Kindergarten und in der Schule haben wir in diesem Schuljahr 9 Kinder mehr als im letzten Schuljahr. MIRJAM GERBER, Privatschule salta, Gränichen AG

Der vierte Geschäftsführer in der 91-jährigen Geschichte des Brunnen Verlags Basel heisst Dominik Klenk, 43. Klenk ist promovierter Philosoph, Journalist und ehemaliger Handballprofi. Von 2002 bis 2012 leitete er die Offensive Junger Christen (OJC). Klenk ist Nachfolger von Andreas Walter, 64, der in den Ruhestand tritt. Walter war 34 Jahre für den mit der Pilgermission St. Chrischona verbundenen, traditionsreichen Verlag tätig, davon 16 Jahre als Geschäftsführer. (idea)

heiri Aeberhard

Fast 40 Jahre arbeiteten Heiri und Elsbeth Aeberhard mit der Schweizer AllianzMission in Brasilien. Mangelhafte medizinische Versorgung, verbreiteter Analphabetismus, Angst vor Geistern und Armut prägen den Alltag der Ribeirinhos (Flussbewohner). Seine Erlebnisse verarbeitet Heiri Aeberhard in spannenden Geschichten. Auf «Jonny, halt den Mund!» folgt «Jonnys Sonne geht im Westen auf». Das Buch kann beim Autor bestellt werden (034 445 10 60, heiri.aeberhard@ sunrise.ch). Fünf Franken des Verkaufspreises gehen an das Projekt «ProRIBEIRINHO», das der Not der Menschen an den Flüssen begegnet. (idea) Bilder: zvg


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idea Spektrum 45.2012


N AC H R IC H T E N

15

„Berliner Kreis“: Unser Wertefundament muss christlich bleiben FORDERUNG Um Wahlen zu gewinnen, sollte die CDU ihr konservatives Profil schärfen.

D

as fordern konservative Unionspolitiker, die sich im „Berliner Kreis“ zusammengeschlossen haben. Der Gesprächskreis stellte in Berlin seine Positionen vor. Dem vom hessischen CDU-Fraktionsvorsitzenden Christean Wagner initiierten Kreis gehören etwa 40 Bundes- und Landespolitiker an, darunter die Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach und Erika Steinbach sowie der Vorsitzende der sächsischen CDU-Landtagsfraktion, Steffen Flath. Im Positionspapier des Kreises heißt es, der deutsche Staat gründe auf der christlich-abendländischen Kulturtradition, der Liebe zum eigenen Land sowie auf Ehe und Familie als Grundlage der Gesellschaft. Das Papier bekennt sich zu einem „christlichen Wertefundament“ sowie zur Sozialen Marktwirtschaft. Sie sei fest verwurzelt in der katholischen Soziallehre und der evangelischen Sozialethik.

Wagner: Keine Kritik an der Kanzlerin

Die Türkei gehört nicht zu Europa

b info@berlinerkreisinderunion.de

Dem hessischen CDU-Fraktionschef Wagner zufolge richtet sich der „Berliner Kreis“ nicht gegen Kanzlerin Angela Merkel. Vielmehr soll er dazu beitragen, dass sie die Bundestagswahl gewinne. Laut Wagner vernachlässigt die Union derzeit ihre konservativen Stammwähler. Bei der Bundestagswahl 2009 habe sie 2,5 Millionen Stammwähler an die Nichtwähler verloren und so das schlechteste Wahlergebnis seit 1949 erzielt. Zudem habe die Partei bei den Landtagswahlen in Hamburg, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg die Regierungsmehrheit verloren. Um dies zu ändern, müsse die CDU sich ihrer wertkonservativen, wirtschaftsliberalen und christlich-sozialen Wurzeln besinnen sowie klarer als bisher beantworten, was sie von anderen Parteien unterscheidet. P

Der Kreis plädiert u. a. für die Einführung des Betreuungsgeldes. Zudem setze man sich für den Schutz des Lebens „in allen Lebensphasen“ ein. Nach Worten Flaths bedeute „konservativ“, sich „auf Erfahrung zu stützen“. Laut „Berliner Kreis“ gehört die Türkei nicht zu Europa und also nicht in die EU. Die deutsche Sprache soll im Grundgesetz verankert werden und das Schulsystem mehrgliedrig bleiben.

Charismatiker, beteiligt euch an der Erneuerung der Kirche! KONGRESS Das Deutschland-Treffen der charismatisch orientierten Geistlichen Gemeinde-Erneuerung in der evangelischen Kirche (GGE) in München hatte das Thema „Im Aufwind des Heiligen Geistes“.

Fotos: Foto-Schmook, Lothar Rühl

D

er GGE-Vorsitzende, Pastor Henning Dobers (Hannoversch Münden), rief die 300 Teilnehmer auf, „nicht geduckt, gebeugt oder in Angst“ vor Gott zu stehen, sondern „Gottes schöpferischem, heilendem und seelsorgerlichem Wort“ zu vertrauen: „Wenn der ewige Gott sagt: Steh auf, dann sind Dinge möglich, die uns unmöglich erscheinen.“ GGE-Mitglieder sollten sich an der Erneuerung der Kirche beteiligen, auch wenn sie selbst möglicherweise keine Ergebnisse sähen. Zu den heute wichtigsten Aufgaben der Kirche gehört nach Ansicht des Theologieprofessors Peter Zimmerling (Leipzig), sich wieder auf die Kernaussagen des Glaubens zu besinnen und sie verständlich weiterzusagen. Die meisten Aussagen im Glaubensbekenntnis seien umstritten. Dies fange bei der Anrede Gottes als Vater an und reiche über die Aussage, dass er 45.2012

allmächtig sei, bis hin zur Erwartung der Wiederkunft Jesu Christi zum Gericht. Von den Aussagen über den Schöpfer und über Christus werde allgemein nur anerkannt, dass er unter Pontius Pilatus gelitten habe und gekreuzigt und begraben worden sei.

Predigten sind zu abstrakt Zimmerling zufolge sind viele Predigten „zu abstrakt“. Dabei würden zahlreiche Bibeltexte die Menschen unmittelbar ansprechen, etwa die Psalmen oder die Bergpredigt. Bei den Montagsgebeten 1989 während der Friedlichen Revolution in der DDR hätten biblische Texte eine große Rolle gespielt, vor allem die Seligpreisungen mit ihrer Mahnung zur Friedfertigkeit. Dies habe die Demonstranten veranlasst, ihre Anliegen gewaltlos zu vertreten. Die damaligen Ereignisse hätten gezeigt, dass sich Menschen bereitwillig auf biblische

Henning Dobers

Peter Zimmerling

Gedanken einlassen, „wenn sich Prediger in die Wirklichkeit hinauswagen“.

Den Glauben eindeutig darstellen Nach Worten des Leiters der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin, Reinhard Hempelmann, muss in den Kirchen klarwerden, wodurch sich der christliche Glaube von anderen Religionen unterscheide, nämlich durch das Zeugnis, dass man in Jesus Christus ohne Vorleistung Gottes Liebe erfahren könne. P


NOTIERT US-Studie: Mega-Gottesdienste wirken wie „gute“ Drogen

Immer mehr Weiße fühlen sich benachteiligt SÜDAFRIKA 1994 endete in Südafrika die Apartheid, die besonders die Schwarzen benachteiligte. Droht jetzt eine neue Apartheid?

I

n Südafrika gibt es jetzt eine neue Form der Apartheid, die Weiße benachteiligt. Diesen Vorwurf erhebt der Politologe Don Pinnock im Deutschlandradio. Pinnock gehörte einst zu den schärfsten Gegnern des Apartheidregimes und war viele Jahre Mitglied der Vereinigten Demokratischen Front (UDF). Sie war in den 80er Jahren das wichtigste legale außerparlamentarische Oppositionsbündnis. Doch jetzt richtet sich seine Kritik gegen die seit Ende der Apartheid regierende, fast ausschließlich aus Nichtweißen bestehende Partei Afrikanischer Nationalkongress (ANC): „Wir haben Rassismus und Apartheid einst been-

Südafrika religiös

Atlantik

NAMIBIA

50,6 Millionen Bürger Protestanten Katholiken Atheisten Hindus und Muslime

BOTSUANA

70,0 % 7,0 % 17,3 % 2,8 %

PRETORIA HAUPTSTADT

Johannesburg

SWASILAND SÜ DAFRIK A LESOTHO Durban

Kapstadt

Port Elizabeth

Indischer Ozean

det. Jetzt bewegen wir uns aber wieder genau in diese Richtung. Ich habe mich entschlossen, dieses offensichtlich sehr heikle Problem zu benennen, und das ist die NeoApartheid.“ Konkret richtet sich Pinnocks Kritik gegen die Beschäftigungspolitik des ANC. Sie fördere seit 1994 die einst benachteiligten Bevölkerungsgruppen – schwarze, farbige und indischstämmige Südafrikaner, um sie in den Wirtschaftsprozess zu integrieren. So werden im öffentlichen Dienst etwa gezielt Schwarze eingestellt, die 80 % der Südafrikaner stellen.

Zählt die Hautfarbe mehr? „Wir leben jetzt seit 18 Jahren in einer Demokratie“, sagt Pinnock. „Wir sprechen über Kinder, die nach dem offiziellen Ende der Apartheid geboren wurden. Wir müssen deshalb infrage stellen, ob das fair ist. Warum werden diese Jugendlichen gezwungen, in Rassekategorien zu denken?“ Auch wer sich in Südafrika um einen Platz an der Universität bewirbt, muss auf den Formularen seine Hautfarbe angeben. Steven Mokgalapa – selbst Schwarzer – von der Oppositionspartei Demokratische Allianz berichtet, dass durch die gezielte Einstellung von Schwarzen oder von Parteifreunden in der Vergangenheit viele Stellen mit Leuten besetzt wurden, die dafür gar nicht qualifiziert waren. Als Beispiel nennt er die schlecht geführten Verwaltungen des Landes. P

Nigeria: Terrorangriff auf Kirche Im Süden Nigerias haben Unbekannte eine katholische Kirche verwüstet. Betroffen ist die Gemeinde des Theologen und Menschenrechtlers Prof. Obiore Ike in Enugu. Wie idea erfuhr, drangen die Täter in der Nacht zum 4. November in die Kirche St. Leo ein und zerstörten das gesamte Inventar, darunter den Altar, die Lautsprecheranlage, Instrumente, Bänke und Stühle, Bilder und Statuen. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von rund 50.000 Euro. Angehörige der Sicherheitskräfte sprachen von einem „terroristischen und gottlosen Übergriff“. Die 5.000 Mitglieder zählende Gemeinde versammelte sich daraufhin zu ihrem Gottesdienst unter freiem Himmel. Ike ermutigte die Christen, trotz aller Verfolgung, religiöser Intoleranz und Fanatismus „fest im Glauben zu bleiben“. Zugleich rief er die Christen zum Gebet für die Täter und zu einem einwöchigen Fasten auf.

Foto: dpa

Südafrikas Präsident Jacob Zuma in einer traditionellen Bekleidung der Zulu während der Hochzeit mit seiner 6. Frau Bongi Ngema. Insgesamt lebt er mit 4 Ehefrauen zusammen.

Gottesdienste in US-Mega-Kirchen wirken auf die Besucher wie eine Droge. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Soziologen James Wellman von der Universität Washington in Seattle. „Die Mitgliedschaft in einer Mega-Kirche ist die am weitesten verbreitete Art, mit der Christen in den USA Gott die Ehre geben“, so Wellman. Als Mega-Gemeinden gelten solche mit mehr als jeweils 2.000 Gottesdienstbesuchern. Die meisten dieser etwa 2.000 Gemeinden sind evangelikal geprägt. Wellman: „Wenn man in solche Gottesdienste kommt, sieht man lachende Menschen, Besucher, die in den Gängen tanzen. Deshalb sagen wir, die Gottesdienste wirkten wie eine Droge.“ Allerdings spricht Wellman von einer „guten Droge“, da moralische Leitlinien vermittelt würden, etwa ein anständiger Mensch zu sein und sich um seine Familie zu kümmern. Es wird vermutet, dass die Gottesdienste wie eine Art Hormoncocktail wirken. Hauptbestandteil sei dabei der Bindungsbotenstoff Oxytocin, der im Gehirn freigesetzt werde. Laute Musik und Kameras, die die Bilder lachender oder weinender Menschen auf Leinwände projizierten, berührten die Gottesdienstbesucher auf einer emotionalen Ebene.

45.2012


Weißrußland

Türkei Tunesien Marokko

Israel

Algerien Ägypten

Libyen Kuba

Mauretanien Nordsudan Nigeria

Dagestan

Armenien

Turkmenistan

Syrien

Iran Kuwait

Irak Jordanien

Usbekistan

Äthiopien a om

lia

Tadschikistan

Nordkorea China

Afghanistan

Pakistan Bahrein Katar Saudi Vereinigte Arabien Oman Arabische Emirate Eritrea Jemen

S

(Tibet) Bhutan Indien

Myanmar Bangladesch Laos

Malediven

Vietnam

Brunei Malaysia Singapur Indonesien

Sansibar

Völlige oder eingeschränkte Religionsfreiheit. In einigen dieser Länder kommt es vereinzelt zu Übergriffen.

17

N AC H R IC H T E N Kasachstan

Tschetschenien Inguschetien Georgien

Es werden Menschen aufgrund ihres Glaubens diskriminiert. Regional kommt es teilweise auch zu schweren Übergriffen.

Starke Diskriminierung bis zu massiver Verfolgung. Es sind regionale Unterschiede zu berücksichtigen.

Übergriffe und Verfolgung können auch von nichtstaatlichen Gruppen ausgehen.

Quelle: IGFM

Über 100 Millionen Christen werden diskriminiert VERFOLGUNG Das idea-Jahrbuch „Märtyrer 2012“ gibt einen Überblick – Gebetstag für verfolgte Christen.

45.2012

Konvertiten leiden besonders

xistische Regime in Eritrea. Wie es heißt, sehen totalitäre Regime und religiöse Extremisten in wachsenden christlichen Gemeinden ihre Vormachtstellung bedroht.

Gebetstag in 150 Ländern Am „Gebetstag für verfolgte Christen“ beteiligten sich in den vergangenen Jahren jeweils mehr als eine halbe Million Gemeinden in 150 Ländern. Zur Vorbereitung der Gebetstreffen hat die Deutsche Evangelische Allianz 22.000 Broschüren erstellt. P

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Am härtesten verfolgt würden Konvertiten, also Christen, die aus muslimischen Familien stammten: „Ihr Glaube wird nicht als private Angelegenheit betrachtet, sondern als Verrat am Islam und als Schande für die Familie.“ Konvertiten, deren Glaubenswechsel entdeckt werde, drohten „schlimmste Sanktionen“ bis hin zum Mord. Dem Jahrbuch zufolge schränken auch Einparteien-Diktaturen sozialistischkommunistischer Prägung die Religionsfreiheit von Christen stark ein. Genannt werden die Volksrepublik China, Kuba, Laos, Nordkorea, Vietnam und das neomar-

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hristen in aller Welt werden am 11. November um Gottes Beistand für bedrängte Glaubensgeschwister bitten. Sie folgen damit einem Aufruf der Weltweiten Evangelischen Allianz zu einem „Gebetstag für verfolgte Christen“. Die Zahl der Betroffenen liegt nach Schätzungen bei über 100 Millionen. Über ihre Lage informiert auf fast 350 Seiten das Jahrbuch zur Christenverfolgung „Märtyrer 2012“, das jetzt zum 12. Mal als idea-Dokumentation erschienen ist. Herausgeber sind die Arbeitskreise für Religionsfreiheit der Evangelischen Allianzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Nach einer Studie des PewForschungsinstituts (Washington) werden Christen in 111 Staaten wegen ihres Glaubens diskriminiert. Es handele sich meist um Länder mit muslimischer Mehrheit. Als Beispiele werden u. a. Saudi-Arabien, der Iran, Ägypten und der bei Urlaubern beliebte Inselstaat der Malediven (Indischer Ozean) genannt. In den meisten muslimischen Staaten sei die Lage für die Christen „im günstigsten Fall gleich geblieben – und zwar gleich schlecht“.

Evangelische Allianz

AKREF GEBENDE HÄNDE


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N AC H R IC H T E N

Das Präsidium der EKD-Synode (v. l.): Viva-Katharina Volkmann (Landeskirche Hannover), Elisabeth Berner (Württemberg), Klaus Eberl (Rheinland), Präses Katrin Göring-Eckardt (Mitteldeutschland), Günther Beckstein (Bayern), Elke König (Pommern) und Andreas Lange (Lippische Landeskirche)

Wir dürfen nicht einen harmlosen Gott predigen EKD-SYNODE In einer Zeit verbreiteter Gottvergessenheit ist es eine zentrale Aufgabe der Kirche, „die Frage nach Gott aufrichtig zu stellen und die Sehnsucht nach Gott wachzuhalten“.

D

as betonte der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), vor der EKD-Synode in Timmendorfer Strand bei Lübeck. Untersuchungen zeigten, dass nicht nur in den östlichen Bundesländern, sondern auch in manchen Vierteln westlicher Großstädte eine Unkenntnis über Gott vorherrsche: „Gott, Glaube, Kirche sind Teil einer Fremdsprache, mit der manche Menschen genauso viel oder wenig anfangen können wie mit Mandarin oder Kisuaheli.“ Dem müsse die Kirche entgegenwirken, doch dürfe sie nicht nur einen „harmlosen, kumpelhaften Gott“ verkündigen. Wenn die Theologie Gott nicht mehr zugleich vertraut und verstörend sein lasse, nehme sie ihrer Rede die Tiefenschärfe und begebe sich in die Gefahr einer Selbstsäkularisierung.

Die unterschiedlichen EKD-Mitgliedskirchen

Gegen Fundamentalismus in allen Religionen

Po m

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*

Nordkirche

SchaumburgBraunLippe schweig Lippe

Westfalen

An

g– ur itz nb us de erla ran b -B e O rlin sch Be lesi sch

Leer Olden- Bremen (Sitz des burg Hannover Kirchenamts)

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Mitteldeutschland

KurhessenWaldeck Rheinland

Hessen und Nassau

Pfalz

Sachsen

Bayern

* Die ehemalige Pommersche Evangelische Kirche ist weiterhin Mitglied in der UEK

VELKD-Kirchen Württemberg

Baden

Zusammen mit Juden und Muslimen treten – so Schneider – Christen für das Recht auf sichtbare Religionsausübung in der Gesellschaft ein. Ein Abdrängen der Religion ins Private könne dazu führen, dass „die aggressiven oder fundamentalistischen Fehlformen von Religion – die es in allen Glaubensrichtungen gibt – in Hinterhöfen oder in Parallelgesellschaften entstehen und gepflegt werden“. Deshalb setze sich die EKD unter anderem auch für jüdischen und islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen sowie eine akademische islamische und jüdische Theologie ein. Man wolle eine offene Gesellschaft, in der Religionen und atheistische Weltanschauungen in einen kritischen Dialog träten und Gesetze die freie Religionsausübung schützten.

(Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands)

Gastkirchen UEK und VELKD UEK-Kirchen (Union Evangelischer Kirchen)

sowohl lutherisch als auch uniert ©ideaGrafik

Gleichzeitig stelle man sich allen Formen von Fundamentalismus entgegen. So wie Christen nicht für die Provokationen des Koran verachtenden US-Predigers Terry Jones in Haftung genommen werden könnten, so könnten Muslime nicht pauschal für die Provokationen von Salafisten verurteilt werden.

31.10.2017: Gesetzlicher Feiertag in ganz Deutschland Der Ratsvorsitzende äußerte sich auch zur Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Vor 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen in Wittenberg veröffentlicht und damit die Reformation ausgelöst. Zur Vorbereitung auf das Jubiläum dienen „Themenjahre“; 2013 steht unter dem Motto „Reformation und Toleranz“. Dabei wolle sich die evangelische Kirche selbstkritisch der eigenen Geschichte der Intoleranz stellen – etwa gegenüber den Täuferbewegungen, den Juden und Türken. Im Rückblick müsse man entsprechende Ausfälle, etwa Luthers, mit Scham bedenken, so Schneider. 2017 wolle man kein Lutherjubiläum feiern, sondern ein internationales Reformationsfest. Der Ratsvorsitzende setzt sich dafür ein, dass der 31. Oktober 2017 ein staatlich geschützter Feiertag in ganz Deutschland werden soll. Derzeit ist das nur in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen der Fall. P

b www.ekd.de

Foto: idea/kairospress

Evangelischreformierte Kirche

Für jüdischen und islamischen Religionsunterricht

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N AC H R IC H T E N

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ZITIERT Landesbischof Jochen Bohl, Präses Nikolaus Schneider und Kanzlerin Angela Merkel

Kanzlerin für „missionarischen“ Akzent EKD-SYNODE Kanzlerin Merkel hofft, dass die Feiern zum Reformationsjubiläum 2017 auch eine „missionarische“ Komponente enthalten.

D

ie evangelischen Kirchen sollten dafür sorgen, dass der Geist der Reformation ebenfalls die Menschen erreiche, die bisher wenig oder nichts davon gehört hätten, sagte sie in einem Grußwort vor der EKD-Synode. Für die evangelische CDUPolitikerin fußt Politik auf Werten, die sie selbst nicht schaffen könne. Für die Politik sei es daher nicht belanglos, ob es ein Verständnis für den christlichen Glauben gebe. Der Öffentlichkeitsauftrag der Kirchen, Werte zu vermitteln, sei unverzichtbar. Die Kanzlerin rief die evangelische Kirche auf, die Anliegen der Reformation auch jenen Bürgern nahezubringen, die sich keiner Religion zugehörig fühlten.

Muslima grüßt EKD-Synode Erstmals grüßte eine Muslima die EKDSynode. Die Bürgermeisterin von Timmendorfer Strand, die gebürtige Türkin Hatice Kara (SPD), sagte, sie habe die meiste Unterstützung neben ihrer Partei von der evangelischen Kirche erfahren. Sie wünsche sich vielerorts ein Miteinander von Christen und Muslimen, wie es in Timmendorfer Strand praktiziert werde. So habe sie in einem Gottesdienst des Ortspfarrers Thomas Vogel neben dem Sonntagsevangelium auch eine Sure aus dem Koran gelesen. Die 33-Jährige schloss ihr Grußwort mit dem Wunsch: „Der eine Gott segne Ihre Synode und uns alle.“ P

SPD: Kirche ist wertvoller Partner Bereits zur Eröffnung der EKD-Synode hatte der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig (SPD, Kiel) erklärt, die Kirche sei für den Staat ein wertvoller Partner und Mitstreiter im Ringen um eine bessere Gesellschaft. „Seien Sie als Kirche unbequem, seien sie konstruktiv lautstark!“

Fotos: idea/kairospress

Hatice Kara

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An deutschen Universitäten ist islamische Theologie weiter im Kommen. Bundesbildungsministerin Schavan eröffnete das mittlerweile vierte islamisch-theologische Zentrum an einer deutschen Universität. Hier werden Nachwuchswissenschaftler und Religionslehrer für islamischen Religionsunterricht ausgebildet. « Aus dem neuesten „Kirchen-Newsletter“

Die Suchmaschinen im Internet geben Aufschluss, dass die Begriffe „Kirchensteuer“ und „Kirchenaustritt“ die am häufigsten gesuchten kirchlichen Begriffe sind. Dass Kirchen geschlossen werden und Arbeitszweige eingestellt werden müssen, weil immer weniger bereit sind, ihre Kirchensteuer zu zahlen – das hat sich noch nicht überall herumgesprochen .« Evangelische Zeitung für die Landeskirche Hannovers

Ein Grußwort sollte wie ein Aperitif vor einem Festmahl sein – kurz und nicht sättigend, aber anregend und Appetit machend. « Der Hamburger (katholische) Erzbischof Werner Thissen vor der EKD-Synode in Timmendorfer Strand

Behalten Sie diesen Takt gern bei, denn ich bin jung und freue mich auf ein Wiedersehen 2022, 2033 usw. « Ministerpräsident Torsten Albig

Die Bürgermeisterin von Timmendorfer Strand, die türkischstämmige Muslima Hatice Kara (SPD), in ihrem Grußwort vor der EKD-Synode, die nach 2001 nun bereits zum zweiten Mal in dem Ostseedorf zu Gast war.

Viele werden sich die Augen reiben, wenn sie hören, dass sich die Ungleichheit bei der Einkommensverteilung verringert hat. Schließlich wurde seit Jahren vom Gegenteil – von wachsender Ungleichheit – berichtet. Die ideologisch aufgeladene Gerechtigkeitsdebatte ist auch daraus entstanden. Ausgerechnet seit 2005 ist die Ungleichheit geschrumpft – dem Jahr, als die Hartz-IV-Reform in Kraft getreten ist, die den Druck auf Arbeitslose erhöht hat, eine Arbeit für weniger Lohn anzunehmen – für viele ein Symbol für wachsende Ungleichheit. So das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). « Die Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin)


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IN T ERV IEW

Wer an nichts glaubt, macht schlechte Politik GLAUBE & POLITIK Am 9. November jährt sich zum 23. Mal der wohl glücklichste Tag in der deutschen Nachkriegsgeschichte: der Fall der Berliner Mauer 1989. Er ist ein Ergebnis der Friedlichen Revolution, die in Plauen im Vogtland ihren Anfang nahm und ihren Höhepunkt – weil erstmals die ganze Welt aufmerkte – in der Demonstration von 70.000 DDR-Bürgern am 9. Oktober in Leipzig hatte. Mit dem Oberbürgermeister der mit 530.000 Einwohnern größten mitteldeutschen Stadt – Burkhard Jung (54, SPD) – sprach idea-Redakteur Matthias Pankau.

Nur wenige, dafür aber engagierte Kirchenmitglieder Natürlich fiel mir auf, dass die Säkularisierung hier weiter fortgeschritten war. Damals gehörten nur etwa 12 % der Leipziger zu einer Kirche. Das erschien mir sehr wenig, bis ich merkte, dass diese 12 % unglaublich engagiert waren und sich ganz klar zu ihrem Glauben bekannten. Wenn wir ehrlich sind, ist der Anteil derer, die nicht nur über die Steuer mit der Kirche verbunden sind, im Westen auch nicht größer als hier. Nur beobachte ich manchmal eine große Ablehnung. Ein Beispiel: Als ich in einem Interview mal nach meinem Vorbild gefragt wurde und ich antwortete, ich hätte eigentlich keine Vorbilder, höchstens Jesus, bekam ich anschließend einige Hassbriefe. Wirtschaftlich hat sich seit Anfang der 90er Jahre unheimlich viel getan in Leipzig. So haben sich mit Porsche, BMW oder DHL Weltunternehmen angesiedelt. Die Hoffnungen auf einen

geistlichen Aufbruch hingegen haben sich nicht erfüllt. Die Zahl der Kirchenmitglieder liegt weiterhin bei etwa 12 %. Warum? Ich war von Anfang an skeptisch, was einen geistlichen Aufbruch angeht – auch wenn ich es mir gewünscht hätte. Warum? Weil eine freie und demokratische Gesellschaft kein Garant für eine geistliche Wiederbelebung ist. Genau das wurde aber erwartet – nach dem Motto: Jetzt werdet ihr wegen eures Glaubens ja nicht mehr benachteiligt, also könnt ihr alle zurück in die Kirche kommen. Das Gegenteil ist eingetreten: Jetzt war die Kirche plötzlich ein SinnAnbieter unter vielen. Und ich gehe davon aus, dass sie sich auf diesem Markt in Zukunft noch viel stärker wird behaupten müssen als bisher.

Ich beobachte eine tiefe religiöse Sehnsucht Was sollten die Kirchen tun? Ich beobachte eine tiefe religiöse Sehnsucht bei den Menschen. Das lässt sich nicht zuletzt ablesen an den zahlreichen Angeboten, die genutzt werden – die reichen von asiatischen Entspannungsübungen bis hin zur Esoterik. Offenbar schafft die Kirche es oftmals nicht, die Menschen so anzusprechen, dass sie dies als für ihr Leben relevant empfinden. Oft ist die Schwelle in die Kirche für die Menschen zu hoch. Wobei ich nicht verschweigen möchte, dass es auch Ausnahmen gibt. Die Michaelisgemeinde, zu der ich gehöre, wächst seit Jahren. Haben die Freikirchen den Landeskirchen etwas voraus in der Art, wie sie auf Menschen zugehen? Ohne Zweifel tun sich Freikirchen leichter, mit neuen Angeboten Menschen zu erreichen.

Evangelische Schulen: eine Erfolgsgeschichte Die evangelischen Schulen gelten als eine der großen Erfolgsgeschichten der deutschen Wiedervereinigung. Was macht sie selbst für Eltern, die mit Kirche und Glauben nichts am Hut haben, so attraktiv, dass sie ihre Sprösslinge dort hinschicken?

Foto: Dirk Brzoska

idea: Herr Oberbürgermeister, Sie stammen aus dem frommen Siegerland in Nordrhein-Westfalen. Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung – 1991 – kamen Sie nach Leipzig und bauten hier das Evangelische Schulzentrum auf. Was hat Sie zu diesem Schritt in den damals „wilden“ Osten bewogen, und wie waren Ihre ersten Eindrücke? Jung: Ich hatte das ganz große Glück, dass ich von einer Initiative zur Gründung einer christlichen Schule angefragt wurde, ob ich Schulleiter werden möchte. Diese Chance, eine Schule nach eigenen Vorstellungen aufbauen zu können, war so reizvoll, dass ich als junger Mann von 33 Jahren nicht lange überlegen musste. Und das, obwohl ich keine persönlichen Beziehungen in den Osten hatte und Leipzig nicht kannte. Aber ich war dem Charme der Stadt sehr schnell erlegen. Sicher auch, weil ich auf Menschen traf, die mit viel Engagement und großem Gottvertrauen beim Aufbau des Evangelischen Schulzentrums hier in Leipzig halfen. Ich habe nur positive Erinnerungen an diese Gründerzeit.

Leipzigs OB Burkhard Jung (SPD)

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Auch der Atheist oder Agnostiker misst der Kirche viele gute Kompetenzen zu, etwa in der diakonischen Arbeit. Dieser Vertrauensvorschuss gilt auch in der Bildung. Viele sind der Ansicht, in einer evangelischen Einrichtung seien ihre Kinder gut aufgehoben. Das gilt nicht nur für Schulen, sondern auch für Kindergärten. Hier sehe ich eine Chance, Menschen ganz einfach zu erreichen und die religiöse Frage zu stellen. Damals als Schulleiter habe ich immer versucht, deutlich zu machen: Mir geht es nicht darum, dass ihr die Schule als Christen verlasst. Mir war wichtig, dass die Schüler die Frage nach Gott gestellt und sich damit auseinandergesetzt haben. Wenn daraus mehr wird, ist es gut. Werden die evangelischen Schulen allmählich zur Konkurrenz für die städtischen? Das sollen sie ja! Aus den Erfahrungen der Gleichschaltung der Schulen während des Nationalsozialismus haben die Väter des Grundgesetzes ganz bewusst diese Möglichkeit der Schulen in freier Trägerschaft geschaffen. Diese Regelung schafft eine gute Wettbewerbssituation. Im besten Fall geben sich beide Schulformen gegenseitig Impulse und befruchten einander.

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sus sich damals für die Entrechteten eingesetzt hat, dann zeigt das für mich eine Traditionslinie im Christentum, von der auch ich mein politisches Handeln ableiten kann. Das bedeutet, dass ich mich u. a. dafür einsetze, dass jedem Menschen in Leipzig – unabhängig von Herkunft oder Religion – mit Würde und Respekt begegnet wird. Oder ich setze mich dafür ein, dass Kinder mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund die gleichen Chancen haben. Sie fragten, ob Christen die besseren Politiker seien. Ich würde es so formulieren: Der macht eine schlechte Politik, der an nichts glaubt. Denn man braucht auch die Vision einer besseren Welt, um politisch gestalten zu können. Da hilft mir der christliche Glaube mit seinem Verständnis von der Gottebenbildlichkeit des Menschen und der daraus folgenden allgemeinen Menschenwürde sehr.

Ein Gebetsfrühstück im Ratshaus? Im Bundestag gibt es einen Gebetsfrühstückskreis, bei dem sich regelmäßig Abgeordnete aus allen Fraktionen treffen, um abseits der Tagespolitik miteinander zu beten und sich auszutauschen. Wäre so etwas auch im Leipziger Rathaus denkbar? O

In Leipzig gibt es viele Kinder Ihr Interesse als Oberbürgermeister müsste es doch aber sein, dass die kommunalen Schulen genügend Kinder haben und nicht im schlimmsten Falle geschlossen werden müssen, weil die Eltern ihre Kinder lieber auf freie Schulen schicken. Dieses Problem haben wir in Leipzig nicht. Wir haben so viele Kinder, dass wir in den nächsten Jahren 21 Schulen bauen müssen. Die Phase des Schrumpfungsprozesses ist längst vorbei. Außerdem bin ich als Oberbürgermeister für die gesamte Stadtgesellschaft verantwortlich. Und ich bin fest davon überzeugt, dass es ganz wichtig ist, Alternativen zu haben. Deshalb haben wir als Stadt freie Schulen lange Zeit auch ganz bewusst gefördert.

Foto: LTM/Andreas Schmidt

Sind Christen bessere Politiker? Sie sind als bekennender Christ vom Lehrerberuf in die Politik gewechselt. Sind Christen bessere Politiker? Nein! Das denke ich überhaupt nicht. Da sollten wir uns tunlichst bescheiden. Ich kenne wunderbare Menschen, die als Agnostiker und Atheisten hervorragend Politik machen. Wir Christen sind nicht die besseren Menschen und schon gar nicht die weniger fehlbaren. Allerdings hilft es mir, mir immer wieder darüber klar zu werden, von welchem Menschenbild aus ich politische Überzeugungen vertrete. Und für mich ist es das biblische. Politik gilt weithin als gnadenloses Geschäft, in dem es keine Freunde gibt. Wie hilft Ihnen der Glaube in Ihrem Alltag? Für mich ist der christliche Glaube ganz wesentlich eine Selbstvergewisserung. Oder um es einfach zu sagen: Ich möchte mich jeden Morgen wieder im Spiegel anschauen können. Dafür brauche ich bestimmte Ideale, Leitlinien und Überzeugungen, auf deren Basis ich handle. Wenn Je45.2012

Eine der berühmtesten Kirchen in Leipzig: die Thomaskirche. Hier predigte 1539 Martin Luther zur Einführung der Reformation, und hier singt seit fast 800 Jahren der Thomanerchor. Johann Sebastian Bach wirkte an der Kirche als Thomaskantor von 1723 bis zu seinem Tod im Jahre 1750.


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Wir haben auf Wunsch einiger Stadträte einen Raum der Stille eingerichtet, wo sich auch regelmäßig einige treffen. Allerdings wurde schnell deutlich, dass dieser Raum so offen sein muss, dass sich jede Glaubensgemeinschaft wiederfi ndet und niemand ausgeschlossen wird. Ich werde beobachten, wie sich das entwickelt. Denkbar wäre so ein Gebetsfrühstückskreis.

» Wenn ein Pfarrer heute über das Reich Gottes spricht, dann muss das so geschehen, dass es der Handwerker und der Lehrer und der Arbeitslose gleichermaßen verstehen. Worthülsen helfen ebenso wenig weiter wie eine standardisierte theologische Sprache. « Was ein Politiker von der Kirche erwartet Zu Zeiten Martin Luthers war die Einteilung klar: Die Regierung hatte für die Ordnung in der Welt zu sorgen und die Kirche den Menschen durch die Predigt des Evangeliums den Zugang zum Reich Gottes zu eröffnen. Was erwarten Sie als Politiker heute von der Kirche? Kirche muss auch politisch sein! Sie kann sich bei gesellschaftlichen Veränderungsprozessen nicht enthalten. Natürlich ist Kirche auch Seelsorger und Begleiter des Einzelnen. Kirche ist auch Gemeinschaft und Gottessuche. Doch gerade als Oberbürgermeister wünsche ich mir Kirchengemeinden, die sich politisch einbringen. Ich wünsche mir eine Kirchengemeinde, die eine Ausstellung über neona-

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„Wir wollen keine Gewalt! Wir wollen Veränderungen!“ ist auf einem Transparent zu lesen, das Teilnehmer bei der Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig mit sich führten. Mehr als 70.000 Menschen beteiligten sich an dem Protestmarsch. Damit wurde das Ende der DDR eingeleitet.

zistische Jugendkulturen macht. Ich wünsche mir eine Kirche, die sich auf die Seite der Erwerbslosen stellt und Erwerbsloseninitiativen fördert. Ich wünsche mir eine Kirche, die einen Ort für Obdachlose bietet, wie die „Oase“ hier in Leipzig. Ich wünsche mir eine Kirche, die bei Geiselnahmen im Jemen oder im Irak Friedensgebete anbietet. Kurzum: Ich wünsche mir eine Kirche, die dem Einzelnen Trost mitten im Leben bietet, sich aber auch nicht scheut, klare Aussagen zu treffen, die gesellschaftliche und politische Entwicklungen betreffen.

Wann ist eine Predigt gut? Wann ist eine Predigt für Sie gut? Wenn sie mir etwas Neues sagt. Wenn es einem Prediger gelingt, einen Gedanken zu formulieren, der mich anstößt, neu über mich selbst, über meine Beziehung zu Gott und zu Mitmenschen nachzudenken, dann ist eine Predigt gut. Und noch eine Sache wird mir immer wichtiger: die Sprache. Wenn ein Pfarrer heute über das Reich Gottes spricht, dann muss das so geschehen, dass es der Handwerker und der Lehrer und der Arbeitslose gleichermaßen verstehen und diesen Gedanken in ihr Leben hineinholen können. Worthülsen helfen ebenso wenig weiter wie eine standardisierte theologische Sprache.

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Was fehlt Ihnen, wenn Sie sonntags nicht den Gottesdienst besuchen können? Ein Ruhepunkt und die Chance des Innehaltens. Gibt es einen Bibelvers, der Sie in Ihrem Leben begleitet hat? Da gibt es viele. Etwa: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Oder: Suchet der Stadt Bestes! Darin ist die politische Dimension des Christentums wunderbar zusammengefasst. Wenn Sie sich von den Christen in der Stadt und der Region etwas wünschen dürften, was wäre das? Strahlt ein Ja zum Leben aus in die ganze Stadt und steckt andere Menschen damit an! Vielen Dank für das Gespräch! P

Foto: dpa

Was fehlt Ihnen ohne Gottesdienst?

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Die über 750-jährige Hansestadt Salzwedel ist ein beliebtes Touristenziel. Rechts: Der Superintendent im Kirchenkreis Salzwedel: Matthias Heinrich

Geistliche Gastarbeiter jenseits der 65

Foto: dpa, idea/Pankau

DRITTES LEBENSALTER Früher war Ruhestand für viele verbunden mit Garten und Mallorca. Das ist weithin vorbei. 40 % aller Rentner engagieren sich ehrenamtlich für die Allgemeinheit. Pensionierte Pfarrer übernehmen beispielsweise häufig Vertretungsdienste – wie Jens Motschmann aus Bremen. Der 70-Jährige nutzt seinen Ruhestand, um jüngere Pfarrkollegen in der Altmark in Sachsen-Anhalt zu unterstützen. Kein deutsches Bundesland hat so wenig Kirchenmitglieder – etwa 15 % aller Bürger – wie dieses Kerngebiet der Reformation mit den Lutherstädten Wittenberg und Eisleben (Geburts- und Sterbeort des Reformators). Matthias Pankau hat Jens Motschmann besucht. Rohrberg ist ein Dorf in der Altmark, nur 12 Kilometer von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt, die Niedersachsen und das heutige Sachsen-Anhalt unüberwindlich trennte. Gerade einmal 580 Menschen leben hier. Doch wer mit Jens Motschmann durch Rohrberg geht, braucht Zeit. Denn Motschmann spricht jeden an, dem er auf der Straße begegnet. Das hat zwei Gründe: Zum einen ist Motschmann Pfarrer und sucht deshalb stets Kontakt zu den Menschen. „Pfarrer dürfen keine Berührungsängste haben“, sagt er. Zum anderen ist der hochgewachsene 70-Jährige selbst Rohrberger, verbrachte Kindheit und Jugend hier in der Altmark. 1960 dann kehrte er der DDR den Rücken, weil er keinen Studienplatz bekam. Jetzt ist er zurück – als Pfarrer auf Zeit. Damit wandelt Motschmann auch auf den Spuren seines Vaters Reinhard Schmerschneider, der hier von 1946 bis 1971 Pfarrer war. Es ist gegen 11 Uhr am Vormittag. Motschmann, der gerade die Vorbereitungen für einen Seni-

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orennachmittag abgeschlossen hat, macht sich auf den Weg ins Pfarrhaus. Dort wird er Ortspfarrer Gottfried Vogel treffen, um mit ihm die nächsten Dienste zu besprechen.

War mein Vater immer nett zu Ihnen? Auf halbem Wege trifft er auf einen älteren Mann, der den Gehweg fegt. „Guten Tag“, grüßt er ihn freundlich. Der Mann wirkt etwas verunsichert, erwidert den Gruß aber. Nach etwas Small Talk fragt Motschmann: „Wissen Sie, wer ich bin?“ Sein Gegenüber mustert den Mann in weißem Hemd und dunklem Anzug kurz: „Der Pfarrer?“ „Ja, Pfarrer Jens Motschmann. Ich bin der Sohn von Pfarrer Schmerschneider.“ Plötzlich hellt sich das Gesicht des Mannes auf: „Ja, bei ihm war ich in der Pastorenstunde“, erzählt er fast etwas verlegen. „Und: War er immer nett zu Ihnen?“, scherzt Motschmann im Gehen. Er habe eigentlich nur gute Erinnerungen, so der Mittfünfziger.


Wittenberge

Uelzen

Salzwedel

Gardelegen

Sachsen-Anhalt

„Hier muss ich richtig arbeiten“ Vogel hingegen empfand es als „Segen“, wie er sagt, denn so konnte er einige Wochen die komplette Vertretung im benachbarten vakanten Pfarrbereich übernehmen. Jetzt kehrt Motschmann in unregelmäßigen Abständen seiner Heimat Bremen, wo er zuletzt Pastor der St.-Martini-Gemeinde war, den Rücken und bezieht für einige Wochen Quartier in der Pension Otto mitten in Rohrberg. Sonntags hält er nun ebenfalls drei Gottesdienste – so wie Amtsbruder Vogel. „Hier muss ich richtig arbeiten“, sagt er schmunzelnd. In Bremen seien bereits zwei Gottesdienste an einem Sonntag die Ausnahme gewesen. Aber Motschmann ist Pastor aus Leidenschaft. Der Pfarrberuf ist für ihn Berufung, kein Job – und auch kein Zeitvertreib, wie ihn sich manch Rentner aus Langeweile sucht. Auch deshalb trägt der 70-Jährige gern seinen „Pastorenanzug“, wie er ihn nennt. Er möchte für die Menschen als Pfarrer erkennbar und damit ansprechbar sein.

Wo Ruhestandspfarrer vermittelt werden Mit seinem Engagement ist Motschmann nicht allein. In der Region gibt es die sogenannte Evangelische ZehntGemeinschaft – eine Gemeinschaft von Ruhestandspfarrern, die ge-

Haldensleben

Braunschweig

A2 A2 A14

Magdeburg

mäß der biblischen Aufforderung „Gebt den Zehnten“ (Maleachi 3,10) 10 % ihrer Zeit opfern, um vertretungsweise Gottesdienste zu übernehmen. Die ZehntGemeinschaft hat ihren Sitz in Jerichow und versteht sich als Drehschreibe, die in den Kirchenkreisen der ehemaligen Kirchenprovinz Sachsen und der früheren Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg einerseits den Bedarf an Gastdiensten erkundet, andererseits bemüht ist, Ruhestandspfarrern die möglichst passende Gemeinde zu vermitteln. Gegründet hat die Evangelische ZehntGemeinschaft 1999 der inzwischen verstorbene Pfarrer René Leudesdorff. Initialzündung war für ihn das Erlebnis, dass in der Ferienzeit oder durch Krankheit das gottesdienstliche Leben in einigen Kirchengemeinden fast zum Erliegen kam. Inzwischen engagieren sich in der Evangelischen ZehntGemeinschaft rund 50 Ruhestandspfarrer, die sich selbst gern als „geistliche Gastarbeiter“ bezeichnen.

„Ich zähle auf dich“ Auf dem Friedhof vor der im Jahre 1212 erstmals erwähnten spätromanischen Rohrberger Dorfkirche pflegt eine ältere Frau das Grab ihrer Tochter. Zielsicher steuert Motschmann auf sie zu, begrüßt sie freundlich und stellt sich vor. „Ach, du bist der Jens?“, staunt sie. „Ich bin Lisa – Lisa Jahn.“ Die beiden gingen in den 50er Jahren in dieselbe Schule. Immer wieder trifft Motschmann im Ort alte Klassenkameraden. Viele von ihnen sind hiergeblieben. „Dass er selbst Rohrberger ist, ist ein Pfund, mit dem er wuchern kann“, sagt Gottfried Vogel, der die Szene beobachtet, anerkennend. Und das tut Motschmann. Nach kurzer Unterhaltung lädt er Frau Jahn zum Gottesdienst am Sonntag ein: „Ich zähle auf dich“, ruft er ihr nach. Sie wird da sein. Dabei geriert Motschmann sich selbst nicht als Konkurrenz zu Ortspfarrer Vogel. Vielmehr möchte er ihn unterstützen. Immer wieder sagt er in Gesprächen mit alten Rohrbergern Sätze wie: „Wisst Ihr eigentlich, was für einen tollen Pfarrer Ihr habt? Den müsst Ihr aber auch unterstützen – etwa indem Ihr in die Gottesdienste kommt.“

Der Zug überrollte ihn In der Rohrberger Kirche haben Motschmann und Vogel auch schon gemeinsam Gottesdienst gefeiert. Motschmann ist gern hier. Denn damit verbinden sich für ihn unzählige Erinnerungen an seine Kindheit – die Krippenspiele, in de-

Foto: idea/Pankau

Auf dem Schreibtisch von Pfarrer Gottfried Vogel stapeln sich Akten und Papiere – Kollektenbücher, Abrechnungen, Taufbescheinigungen. Der 57-Jährige ist für 14 Dörfer mit zehn Kirchen zuständig. Jeden Sonntag hält er drei Gottesdienste – um 9 Uhr, um 10:30 Uhr und um 14 Uhr. Hinzu kommen Christenlehre und Konfirmandenunterricht, Frauen- und Seniorenkreise, Kirchenvorstands- und Ausschusssitzungen. Da erschien es dem verheirateten Vater von sechs Kindern wie ein Geschenk des Himmels, als es eines Tages im März an der Tür des Pfarrhauses klingelte und Jens Motschmann draußen stand. Der kam gerade aus Berlin, wo er seinen Bruder besucht hatte, und machte wie so oft einen Zwischenstopp in seiner „alten“ Heimat. Er berichtete Vogel, dass sein Vater hier einst Pfarrer war und er selbst dem damaligen und inzwischen im Ruhestand befindlichen Superintendenten angeboten habe, als Ruheständler unentgeltlich ein Jahr als Pfarrer in der Region auszuhelfen. Dieser sei jedoch seltsamerweise nicht auf das Angebot eingegangen.

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Wolfsburg

Ein merkwürdiger Superintendent

Elbe

Stendal

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Jens Motschmann im Ruhestandseinsatz in Rohrberg. Vor ihm das Bild seines Vaters, einst Pfarrer in dem Dorf.

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N i e d e r s a c h s e n

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nen er mitwirkte, den Palmsonntag 1956, an dem ihn sein Vater konfirmierte, oder das erste Mal, dass er die Orgel spielte; das war am 4. Mai 1958. „Es ist einfach berührend, in der Kirche zu predigen, in der man als Kind und Jugendlicher selbst Sonntag für Sonntag saß“, erklärt er. Fast so vertraut wie Kirche und Pfarrhaus ist Motschmann der ehemalige Bahnhof. Hier spielte er früher zusammen mit Freunden. Hier stürzte sein Bruder Bernd an einem heißen Julitag 1948 auf die Gleise und verlor seinen rechten Arm, als ein Zug ihn überrollte. Und hier bestieg er im Juli 1960 den Zug mit dem Ziel West-Berlin und dem unguten Gefühl, womöglich nie zurückkehren zu können.

Zurück in Sachsen-Anhalt Aber jetzt ist er zurück. Und nicht nur die Kirche, auch den Bahnhof gibt es noch – auch wenn hier schon lange kein Zug mehr hält. Die alte Schalterhalle beherbergt jetzt eine Gaststätte: „Zum alten Bahnhof“. Auch hier kennt Motschmann keinerlei Berührungsängste. Beim Mittagstisch stellt er sich Inhaber Hans-Jürgen Werner vor. „Ach, Sie sind der Sohn von Pastor Schmerschneider“, sagt der. „Er hat mich konfirmiert. Seitdem war ich allerdings nicht so oft in der Kirche. Vor allem wegen der Gaststätte ist es am Sonntag schlecht.“ Doch Motschmann ist nicht auf den Mund gefallen: „Kommen Sie am Sonntag in den Gottesdienst, und wir kommen anschließend bei Ihnen essen.“ Der Wirt scheint den Gedanken zumindest für erwägenswert zu halten.

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Wenn es kostenlos ist, dann darf’s auch fromm sein Um Rohrberg muss sich Heinrich dabei am wenigsten sorgen. Denn Motschmann hat bereits zugesagt, auch in den kommenden Jahren jeweils für sechs Wochen hier Dienst zu tun. Und zwischendurch wird er ebenfalls immer wieder in der Region sein; das nächste Mal bereits Ende des Monats für einen Gemeindevortrag. Anschließend ist er als Überraschungsgast zu einem 50. Geburtstag verbunden mit einem Ehejubiläum eingeladen. Der Mann möchte seine Ehefrau mit dem Fest überraschen. Dafür hatte er im Internet bereits einen professionellen Redner gebucht. Aber Motschmann bot ihm an, die gesamte Zeremonie kostenlos zu gestalten. Das überzeugte den Mann. „Er sagte: Dann dürfen Sie in Ihrer Ansprache ruhig auch von Ihrem Glauben und der Kirche sprechen“, berichtet Motschmann. Und das wird er tun vor den rund 70 Gästen, von denen die wenigsten Christen sind. P Wer zeitweise zum ehrenamtlichen Dienst in der Altmark (sowie im übrigen Mitteldeutschland, Brandenburg, Berlin, schlesische Oberlausitz, Mecklenburg und Pommern) bereit ist, kann sich u. a. an folgende Adressen wenden: Evangelische ZehntGemeinschaft Lindenstraße 20 • 39319 Jerichow • 039343 52052 Gemeindehilfsbund Mühlenstr. 42 • 29664 Walsrode • 05161 911330 Anzeige

... und ein missionarischer Superintendent Am späten Nachmittag ist Jens Motschmann mit dem Superintendenten des Kirchenkreises Salzwedel, zu dem Rohrberg gehört, verabredet, um sich vorzustellen. Denn streng genommen ist Matthias Heinrich Motschmanns Vorgesetzter für die Zeit, in der er in der Altmark Dienst tut. Weil der Ruheständler aus Bremen für seine Arbeit allerdings nicht bezahlt wird, ist es eher ein Verhältnis zwischen Amtsbrüdern auf Augenhöhe. Heinrich ist dankbar für Motschmanns Engagement. Denn auch ihm liegt eine missionarische Kirche am Herzen, die ohne Berührungsängste auf die Menschen zugeht.

„27 Kirchen – das sind 27 Identitäten“ Heinrich, der aus der pietistischen Gemeinschaftsbewegung stammt, ist seit drei Jahren Superintendent im Kirchenkreis Salzwedel – einem Gebiet mit einem Durchmesser von 100 Kilometern. Dort sind 25 Pfarrer und ordinierte Gemeindepädagogen für 216 Kirchengebäude zuständig. Heinrich: „Zur Pfarrstelle in Osterwohle beispielsweise gehören 27 Kirchen – das sind 27 verschiedene Identitäten.“ Eine der zentralen Herausforderungen für die nächsten Jahre sieht der Superintendent deshalb darin, verstärkt Ehrenamtliche in die Gemeindearbeit einzubinden. Ihm schwebt beispielsweise vor, in jedem Ort eine Art geistliche Trägergruppe zu bilden, die sich um die Kirche und deren geistliche Nutzung kümmert. ideaSpektrum 45.2012

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Im James-Bond-Fieber GEMEINDE James Bond ist bei der jungen, freikirchlichen ICF-Gemeinde (International Christian Fellowship, also Internationale Christliche Gemeinschaft) in Karlsruhe gerade in aller Munde. Aber nicht etwa wegen des neuen 007-Streifens „Skyfall“, der dieser Tage in den Kinos angelaufen ist. Mit „Im Auftrag Ihrer Majestät“ hat die Gemeinde ihren eigenen James-Bond-Film gedreht. Nun läuft der Streifen in 4 Teilen a 5 Minuten in den Gottesdiensten. Ein Beitrag von Simon Jahn.

Zum ersten Teil der Gottesdienstserie „Im Auftrag Ihrer Majestät“ empfangen Mitarbeiter in schwarzer Abendgarderobe die Besucher und reichen ihnen Begrüßungsdrinks im Martini-Glas. Dann zählt der Countdown auf der Bühne rückwärts. Bei 007 bleibt er stehen. Die Band spielt „Golden Eye“. Über die Leinwand flimmert der bekannte James-Bond-Vorspann: Im weißen Zielpunkt erscheint aber nicht der Film-Agent, sondern Michael Hoffmann, stellvertretender Gemeindeleiter, und begrüßt die Gottesdienstbesucher. Dann startet der von der Gemeinde gedrehte Agentenfilm: 007 sitzt bei M und bekommt seinen Auftrag: Der Forscher Professor Roughmore hat es geschafft, künstliche Diamanten zu entwickeln, die von echten nicht zu unterscheiden sind. Agent 008 sollte ihn überwachen, da das englische Königshaus einen geheimen Vertrag mit der UNO geschlossen hat, den weltweiten Diamantenhandel vor Betrug zu schützen. Doch nun sind sowohl 008 als auch Roughmore verschwunden, und die Gefahr besteht, dass die Entwicklung in falsche Hände gerät. Um das zu verhindern, soll 007 den Fall schnellstmöglich klären.

tretender Gemeindeleiter und Mitinitiator des Projektes. So konnten sie beispielsweise kostenlos in einer Hotelsuite drehen, eine leerstehende Fabrikhalle und eine alte Tiefgarage nutzen. Professionelle Schauspieler ließen sich begeistern, für Kost und Logis an dem Projekt mitzuwirken. Sogar ein original englisches Nummernschild wurde aus dem Vereinigten Königreich besorgt. „Das schwierigste war, Zugang zu einem echten Labor zu bekommen“, sagt von Kahlden. Doch durch ein Gemeindemitglied, das im Vorstand einer Firma sitzt, klappte auch das schließlich. Gedreht wurde „Im Auftrag Ihrer Majestät“ dann im September in Karlsruhe und Umgebung. Das Drehbuch schrieb die mehrfach preisgekrönte Hörspielautorin Claudia Weber. Regie führte Christian Weihrauch, der nebenberuflich als Schauspieler und Model tätig ist. Kamera und Schnitt übernahm David Groschwitz, der in der Fernsehbranche arbeitet. Alle drei gehören zur Gemeinde. Einzig drei der vier Hauptdarsteller holte man – aus Berlin und Köln – nach Karlsruhe. Herausgekommen ist ein Kurzfilm auf wirklich hohem Niveau.

Es geht um Leben und Tod

„Das Projekt hat sich in mehrfacher Hinsicht gelohnt“, resümiert von Kahlden. „Noch nie waren unsere Mitglieder so begeistert von ihrer Gemeinde – und noch nie so motiviert, ihren Freunden ihre Kirche zu zeigen.“ Dabei habe die Gemeinde auch die Erfahrung gemacht, dass sich kirchenferne Leute durch den James-Bond-Film leichter zum Gottesdienst einladen lassen. Normalerweise kämen 500 bis 700 Besucher in die zwei Sonntagsgottesdienste der Gemeinde. „Seit dem Start der Serie sind es jeweils bis zu 200 Besucher mehr“, sagt er. Zum Abschluss der Agentenfilm-Reihe hat sich die Gemeinde für den 11. November in ein Kino in Karlsruhe eingemietet und erwartet rund 1.100 Besucher. Dann wird im Anschluss der zwei Gottesdienste jeweils noch der „echte“ James Bond mit „Skyfall“ über die Leinwand flimmern. P

„James Bond weiß, dass sein Auftrag von immenser Bedeutung ist und dass es um Leben und Tod geht – und in unserem Leben geht es um nichts Geringeres“, erläutert Pastorin Sybille Beck anschließend in ihrer Predigt. Gott habe uns den Auftrag gegeben, sein Evangelium in alle Welt zu tragen. Es gehe darum, „ob deine Freundin, dein Freund, dein Nachbar ewig gerettet sind oder nicht.“ Schon im Vorfeld hat die Gemeinde viel Zeit, Kreativität und Kraft in das Projekt gesteckt. Im April fiel der Startschuss: Drehbuch, Casting, Drehorte, Kamera, Ton, Maske, Catering – alles wurde von Gemeindemitgliedern vorbereitet. Dabei hatten sich die Karlsruher von Anfang an die Maxime gesetzt, alles so professionell wie möglich aufzuziehen.

Unmögliche Dinge wurden möglich Bei den Vorbereitungen wurden „viele unmögliche Dinge plötzlich möglich“, erzählt Manuel von Kahlden, stellver-

Bis zu 200 Gottesdienstbesucher mehr

b Auf ideali.st/bond kann man sich die vier Teile des 007-Films samt dazugehöriger Predigt ansehen. ideaSpektrum 45.2012


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Sexualerziehung? Das ist zuerst Familiensache! ERZIEHUNG Viele Eltern sind heute verunsichert, wie sie angesichts von Internet, zahllosen sexuellen Anspielungen in der Öffentlichkeit (beispielsweise auf den zahllosen Anti-AIDS-Plakaten) oder des Sexualkundeunterrichts mit dem Thema Sexualität bei ihren Kindern umgehen sollen. Darüber ist demnächst im Buchhandel ein Buch von Regula Lehmann unter dem Titel „Sexualerziehung? Familiensache!“ erhältlich. idea druckt Auszüge. Die Zeitspanne von 10 bis 12 gehört für mich zu den faszinierendsten Etappen der Kindererziehung. Es wird immer spannender, mit unserem Nachwuchs über aktuelle Themen zu diskutieren. Humor und Zungenfertigkeit entwickeln sich. Als Eltern sind wir nicht mehr unantastbare Größen, sondern werden zunehmend dem Echtheitstest unterzogen. Glaubwürdige und überzeugende Vorbilder sind gefragter denn je. Die Hirnentwicklung ist laut Forschungsergebnissen mit 10 Jahren auf dem Höhepunkt. Das Kind ist interessiert und lernbereit. Also, nichts wie ran ans Festigen und Verinnerlichen von positiven Einstellungen und Verhaltensweisen. Als Eltern werden Sie während der Pubertät enorm von dem profitieren, was Sie jetzt an Beziehung, Wertevermittlung und Begleitung in Ihr Kind investieren.

Foto: Fotolia/Patrick Schrall

Weniger Kontrolle, mehr Eigenverantwortung Wichtig: Schrauben Sie als Eltern Ihre Kontrolle und Einflussnahme stets in dem Maß zurück, wie die Fähigkeit zur Eigenverantwortung bei Ihrem Kind zunimmt. Ein Beispiel dazu: Unser 11-Jähriger hat sich in Bezug auf den Umgang mit PC-Spielen und Internet noch an klar definierte Regeln zu halten. Ihn völlig frei im Internet surfen zu lassen wäre verantwortungslos. Doch in einigen Jahren muss auch er fähig sein, selber die Verantwortung für das, was er am Computer macht, zu übernehmen. Unser Ältester studiert weit entfernt in einer anderen Stadt, und ich habe null Einfluss darauf, was er dort an seinem PC macht. Glücklicherweise hat unser Sohn irgendwann im Zeitraum zwischen 10 und 16 wirklich verstanden, dass er selber dafür verantwortlich ist, seine Innenweltverschmutzung in Grenzen zu halten und sich vor Bildern und Inhalten zu schützen, die beispielsweise ein verzerrtes Bild von Sexualität vermitteln. Die Erziehung zur Eigenverantwortung nimmt in der zweiten Erziehungsetappe – also im Alter von 10 bis 20 Jahren – viel Raum ein und gehört zu den wichtigsten elterlichen Aufgaben. Ihr Kind wächst nun immer mehr zu einer selbstständig denkenden Person heran, die ihre Umgebung auf Herz und Nieren testet, um herauszufinden, welche Einstellungen und Werte sich wirklich bewähren. Früher oder später tauchen rund ums Thema Sexualität neue Fragen und Themen auf. Beobachten Sie, wie Ihr Kind reagiert, wenn Sie das Thema Pubertät oder Sexualität „so ganz nebenbei“ mal streifen. Wirkt es inter-

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essiert oder eher abwehrend? Sexuelle Aufklärung ist grundsätzlich nur da hilfreich und zielführend, wo sie vom Kind her willkommen ist.

Aufklären oder abwarten? Wenn Ihr Kind noch überhaupt nicht bereit ist, sich mit diesen Themen zu befassen, sollten Sie dies respektieren und ganz gelassen, aber aufmerksam auf den richtigen Zeitpunkt warten. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Es kann sein, dass Sie aufgrund äußerer Umstände gezwungen sind, Ihr Kind über ein Thema zu informieren. Wenn beispielsweise im


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Schulhaus, das Ihr Kind besucht, sexuelle Übergriffe geschehen und die Täter noch nicht gefasst wurden, können Sie nicht einfach abwarten, bis Ihr Kind sich freiwillig mit dem Thema befassen mag. Dann müssen Sie – um der Sicherheit Ihres Kindes willen – auf altersgerechte Weise mit ihm darüber reden, wie es sich vor Übergriffen schützen kann. Falls jedoch keine äußere Notwendigkeit besteht und Ihr 10-jähriges Kind Gespräche diesbezüglich abblockt, können Sie mit Aufklärungsgesprächen ruhig noch warten.

Gute Informationen zur Verfügung stellen Weichen Sie den Themen rund um die Teenagerjahre deswegen jedoch nicht aus, sondern nutzen Sie natürliche Gelegenheiten für Gespräche unbedingt. Reden Sie mit Ihrem Mann oder Ihrer Frau, mit den älteren Geschwistern oder mit Freunden am Tisch darüber, zu welch wunderschöner junger Frau Ihr Patenkind herangewachsen ist, wie tief die Stimme des Nachbarjungen plötzlich klingt, dass die ältere Tochter heute nicht zum Schwimmen gehen wird, weil sie ihre Tage hat, oder dass Pickel zum Glück auch mal wieder verschwinden … Ihr Sprössling kriegt dadurch – so ganz nebenbei – immer wieder mal ein Häppchen an Information mit über das, was in der Pubertät auf ihn zukommt. Dies ganz ohne dass Sie ihn, wie es in manchen Sketchen humorvoll dargestellt wird, zu einem aufgesetzt und peinlich wirkenden Aufklärungsgespräch zitieren. Sorgen Sie dafür, dass Ihrem Kind gute Sachinformationen zum Thema KörAnzeige

I HAVE A DREAM

2063 Arimba

Präsidentin der Vereinigten Staaten von Afrika

per, Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt zur Verfügung stehen. Gesundheitslexika mit Bildern leisteten schon zu meiner eigenen Kinderzeit unschätzbare Dienste. Ich erinnere mich gut daran, dass ich mit 10, 12 Jahren interessiert die auf übereinander liegenden Folien gedruckte Innenansicht des Menschen studierte und mich gelegentlich auch zur Seite mit dem Titel „Empfängnis und Geburt“ vorwagte. Mit einem Schmunzeln entdecke ich nun wiederum meine eigenen Kinder dabei, wie sie im entsprechenden Alter in unserem Familiendoktorbuch blättern. Vermutlich nicht, um die Behandlung der Masern zu studieren …

Den Schulstoff als Trittbrett für Gespräche nutzen An den meisten Schulen werden Zeugung, Empfängnis und Schwangerschaft in diesem Alter thematisiert. Interessieren Sie sich dafür, fragen Sie beiläufig nach, ob das schon Thema war – und wenn ja, was Ihr Kind davon spannend oder besonders eindrücklich fand. Erzählen Sie Ihren Heranwachsenden, was Sie selber am Thema fasziniert und begeistert. Nehmen Sie Ihren Sohn mit, wenn Sie (Ihrem Kind bekannte) frischgebackene Eltern besuchen, und geben Sie ihm Gelegenheit, über diesen winzigen neuen Menschen zu staunen. Bitten Sie als Vater darum, das kleine Wunder auch mal halten zu dürfen. Sie zeigen Ihrem Jungen dadurch, dass Babys auch Männersache sind und dass an Schwangerschaft und Geburt nichts Komisches oder Peinliches ist. Es ist sinnvoll, darauf zu achten, dass Kinder bis zum Beginn der Pubertät die biologischen Funktionen und die korrekten Bezeichnungen der Geschlechtsorgane kennen und über Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt Bescheid wissen.

Den Übergang feiern Mädchen sollten, sobald sich abzeichnet, dass sie innerhalb einer absehbaren Zeit ihre Periode haben werden, wissen, was bei der monatlichen Blutung in ihrem Körper geschieht und wie sie Binden oder Tampons richtig anwenden. Überlegen Sie sich, wie Sie wichtige körperliche Meilensteine mit Ihren Kindern feiern könnten. Die erste Regelblutung macht Ihre Tochter zur Frau – ein guter Grund, finde ich, als Mutter mit der Tochter schick essen zu gehen, ihr Blumen oder Schmuck zu schenken oder was immer zu Ihnen passt und auch der jungen Frau recht ist. Warum nicht etwas Besonderes planen, um zu feiern, dass Ihr Sohn in den Stimmbruch gekommen ist und jetzt zur Männerwelt gehört? Übergangsrituale sind eine wertvolle Möglichkeit, die geschlechtliche Entwicklung positiv zu betonen und dadurch die Identität Ihres heranwachsenden Kindes zu stärken.

Fragen beantworten HILFE statt Abtreibung

Bitte spenden Sie für Schwangere in Not: Pro Femina e.V. | Konto 88 514 00 | BLZ 700 205 00 Sozialbank München

Je aufmerksamer Ihre 10- bis 12-Jährigen die Welt, in der sie sich bewegen, beobachten, desto mehr Fragen dazu tauchen auf. Ihr Kind möchte vielleicht wissen, was der Begriff „Bordell“ bedeutet und warum auf der Werbung der AidsprävenideaSpektrum 45.2012


tionsfachstelle ein Kondom abgebildet ist. Es fragt, was Sie davon halten, dass einige seiner Schulkameraden jeden Monat den Freund oder die Freundin wechseln, und will wissen, ob Sie es gut finden, wenn gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren können. Auch die Frage, warum man heiraten soll, wenn rund die Hälfte aller Paare sich doch nur wieder scheiden lässt, kann auf der Liste Ihres Sprösslings stehen und Sie als Eltern tüchtig ins Schwitzen bringen. Lassen Sie sich nicht stressen. Bitten Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter um Bedenkzeit, wenn Sie noch keine befriedigenden Antworten geben können. Es tut Heranwachsenden gut mitzuerleben, dass auch wir Erwachsenen über Fragen nachdenken und um tragfähige Antworten ringen müssen.

Regula Lehmann (St. Gallen) ist Mutter von vier Kindern und einer Pflegetochter. Zudem ist sie als Präventionsfachfrau und Elternberaterin tätig. Ihr Buch „Sexualerziehung? Familiensache!“ ist im Brunnen-Verlag (Basel) erschienen. ISBN: 978-3-7655-1528-6 € 13,99 (D), SFr 20,80 Brunnen Verlag Basel

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Eindeutig sein Spätestens jetzt ist es entscheidend, dass Sie als Eltern sich zu den neu aufkommenden Themen eine klare Meinung bilden und diese auch verständlich begründen können. Sie als Mutter oder Vater sind jetzt gefragt, um Ihrem Kind tragende Werte und wünschenswertes Verhalten in Bezug auf Liebe, Beziehungsgestaltung und Sexualität engagiert zu vermitteln und selber vorzuleben. Je eindeutiger diese Werte sind, desto leichter wird Ihr Kind sie nachvollziehen können. 10- bis 12-Jährige denken noch in deutlichen Kontrasten und wollen erst einmal wissen, was richtig oder falsch ist. (Bevor sie dann später durchaus auch lernen werden, zu differenzieren.) Kinder und Teenager mögen es, wenn Erwachsene klare Überzeugungen vertreten – nicht irgendeinen multioptionalen Mischmasch, der keine Orientierung gibt, weil das oberste Ziel darin besteht, sich nur ja nicht festzulegen und niemandem zu nahe zu treten. Einige Fragen dazu: • Was wünschen Sie sich in Bezug auf Liebe und Sexualität für Ihr Kind? • An welchen Maßstäben orientieren Sie sich? Welche Theorien erscheinen Ihnen stimmig oder kompetent genug, um Ihre Sexualerziehung danach auszurichten? • Wäre es Ihnen recht, wenn Ihr Sohn mit 15 die erste Freundin mit nach Hause bringen würde, oder wünschen Sie ihm, dass er seine Teenagerzeit noch ungebunden erlebt? • Wann ist für Sie der richtige Zeitpunkt für Liebe und Freundschaft? • Was raten Sie Ihrem Kind in Bezug auf das Ausleben seiner Sexualität? • Finden Sie es wichtig, dass Jugendliche schon früh sexuelle Erfahrungen sammeln, oder raten Sie Ihrem Sprössling, damit noch zu warten? Und wenn warten: Wie lange, bis zu welchem Zeitpunkt? • Würde es Sie stören, wenn Ihr Kind Liebesbeziehungen zu gleichgeschlechtlichen Partnern eingehen würde? • Wünschen Sie Ihrem Kind eine lebenslange Beziehung, oder sympathisieren Sie eher mit der Idee von Lebensabschnittspartnerschaften?

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• Freuen Sie sich darauf, möglicherweise eines Tages Großeltern zu werden? Oder empfehlen Sie Ihren Kindern eher, Karriere und Hobbys an die erste Stelle der Lebensplanung zu setzen? Welche Werte Sie Ihren Kindern in der Vorpubertät und Pubertät mitgeben, hängt stark mit der Beantwortung dieser Fragen rund um Liebe und Sexualität zusammen.

Erziehung kommt von „ziehen“ Der Begriff Erziehung beinhaltet das Verb „ziehen“. Wir ziehen unsere Kinder mit ganzem Engagement in die Richtung, in der unserer Meinung und Erfahrung nach echtes Glück, liebevolle Beziehungen und ein erfülltes Leben zu finden sind. Das ist unsere Aufgabe als Eltern. Das erwarten unsere Kinder von uns, dafür sind sie uns anvertraut. Als Erwachsene werden sie dann entscheiden, ob sie unsere Werte teilen wollen oder nicht. Ihnen bereits während der Vorpubertät oder der Pubertät alle Optionen einfach offen zu lassen, wäre eine absolute Überforderung und deshalb verantwortungslos. Ein persönliches Beispiel dazu: Meine Mutter war der Meinung, dass Themen wie Freundschaft und Sexualität Pubertierende noch überfordern. Als ich zum Teenager heranwuchs, sagte sie deshalb gelegentlich zu mir: „Bevor du 20 bist, musst du gar keinen Freund heimbringen!“ Was so viel bedeutete wie: „Es eilt nicht, lass dir Zeit. Du bist noch jung. Werde erst mal eine eigene Persönlichkeit, bevor du dich an eine andere Person bindest.“ Dies war mir als Teenager wirklich eine Hilfe und wirkte auf mich wie ein „Entschleuniger“. Als ich dann mit gut 19 Jahren zu Hause meinen ersten und bis heute letzten Partner vorstellte, war das auch für meine Mama völlig okay. Es ging ihr nicht um ein pingeliges Abzählen von Monaten, sondern darum, mich vor überstürzten Entscheidungen zu bewahren. Ihre Offenheit und die Klarheit, mit der sie mir ihre Meinung in Bezug auf solche Themen darlegte, waren für mich ein deutlicher Wegweiser, an dem ich mich auch dann orientierte, wenn ich ausbildungsbedingt weit weg von zu Hause lebte. P


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M E DI E N

Der bekannteste Bezirksbürgermeister (SPD): „Multikulti“ ist gescheitert Heinz Buschkowsky

Neukölln ist überall Ullstein (Berlin) 400 Seiten; 29.90 SFr. ISBN 978-3-550-08011-1 Man hat immer wieder von ihm gehört: Heinz Buschkowsky ist Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln. Im Juni dieses Jahres zählte diese „Großstadt“ in der Hauptstadt 315.652 Einwohner, 41 % davon Migranten. Probleme häufen sich. Rivalisierende Gruppen testen, wer die Macht hat – Türken, Araber oder andere. Die Situation an den Schulen ist beängstigend. Die meisten Eltern helfen nicht, sondern erschweren die Situation. Polizei, Jugend- und Ordnungsamt wagen häufig nicht einzugreifen. Bei Auseinandersetzungen vor Gericht finden sie oft nicht das erforderliche Verständnis. Wenn Buschkowsky, der die Situation vor Ort bestens

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kennt, auch nur den leisesten Hauch von Kritik an Einwanderern äußert, kommt sofort die Moralkeule und die Feststellung, dass er ein Rassist und Volksverhetzer sei. Betroffene Lehrer, Polizisten und hilfsbereite Bürger sehen sich einem Kartell aus ideologischen Linkspolitikern, Gutmenschen und Allesverstehern gegenüber. Das spricht denen, die die Dinge beim Namen nennen, das Recht ab, zu sagen, was sie denken. Bewundernswert, dass Buschkowsky nicht längst aufgegeben hat. Im Gegenteil, er entwickelt Pläne, wie Schulen und Kindertagesstätten arbeiten müssten, um die Zukunft nicht nur Neuköllns, sondern auch anderer großer Städte nicht dem Wildwuchs zu überlassen. Wann wird man endlich auf ihn hören? Hoffentlich nicht erst, wenn es zu spät ist. „Multikulti ist gescheitert“, sagt Buschkowsky. Es wird Zeit, dass Politiker sich an Ort und Stelle (nicht nur bei einmaligem flüchtigen Besuch) orientieren und dazu beitragen, dass Integrationspolitik nicht länger „Ort für parteipolitische Sandkastenspiele“ ist. Das Buch sollte Pflichtlektüre werden für Politiker, Ausländervertreter, Juristen, kirchliche Mitarbeiter und Angehörige beteiligter Berufsgruppen. Beherztes Zupacken und Handeln Horst Marquardt ist gefragt!

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

10. bis 16. November

FERNSEHEN Sonnabend, 10. November Sonntag, 11. November 16.30–17.00 „Horizonte“: Leben – Liebe – Sünde, Geschichten aus dem Hochhaus 18.00–18.30 Der Knochenfinder – Auf der Suche nach Kriegstoten. Joachim Kozlowski gräbt Weltkriegstote aus, um sie würdevoll zu bestatten

10.00–10.30 Vom syrischen Bürgerkrieg zum Religionskrieg - Ein Gespräch moderiert von Hansjörg Schultz 10.30–11.00 „Ich darf nicht länger schweigen!“ – Ein Theologe outet sich nach jahrelanger Heimlichtuerei als homosexuell

Dienstag, 13. November 11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst aus der Ev. Mauritiuskirche KraichtalOberöwisheim 17.45–18.15 „Fenster zum Sonntag“ – Verfolgte Christen in Nigeria: Allein in diesem Jahr verloren 500 Christen in dem afrikanischen Land ihr Leben

21.15–22.00 Hilferuf aus dem Iran: Haik Hovsepian setzte sich vehement für die Rechte der Christen im Iran ein Montag, 12. November 21.15–21.45 ERF 1 Wert(h)e Gäste: Heute bei Jürgen Werth zu Gast ZDFModerator Peter Hahne

22.00–22.30 Rechter Terror in Europa: Die Mordserie der rechten Terrorzelle NSU Donnerstag, 15. November 22.35–23.20 2012 – Geht die Welt unter? Ein Maya-Experte und ein Theologe beziehen Stellung

HÖRFUNK Sonntag, 11. November

Montag, 12. November

6.05–6.30 Ausgedient und abgetreten: Der schwierige Umgang mit Veteranen

7.30–8.00 Ev. Morgenfeier mit Pfarrer Werner SchneiderQuindeau, Frankfurt

8.35–8.50 „Am Sonntagmorgen“: Wo sind unsere Toten? – Die Kraft der Auferstehung

10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Martinskirche in Neckartailfingen

20.00–21.00 ERF Plus Forum Familie: „Den ganzen Tag auf Facebook“ – Kinder im Netz

7.05–7.30 „Den Gang der Geschichte vom Abgrund wenden“ Ärzte in der Friedensbewegung

8.30–9.00 „Perspektiven“: Die Liebe – eine Himmelsmacht! Christlicher Glaube und freudvolle Sexualität

9.45–10.00 Evangelisch-reformierte Predigt des Theologen Ralph Kunz aus Winterthur

12.05–12.30 „Vom Hören, Glauben, Schreiben“: Zum 90. Geburtstag des Stuttgarter Theologen Jörg Zink

Donnerstag, 15. November 20.00–21.00 ERF Plus „Bilanz“: Mission und Wissenschaft, Prof. Klaus Müller und Horst Marquardt

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde. Der Heilige Geist hat sie eurer Aufsicht und Leitung anvertraut! «

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Pfarrer Gottfried Heinzmann (Stuttgart) ist Leiter des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg.

Aus der Apostelgeschichte 20,28

Foto: privat

Will Jesus den Einsatz bis zur Selbstaufgabe? In einem Tagungshaus versammelten sich hoch engagierte Ehrenamtliche, die neben Beruf und Familie noch Leitungsverantwortung in der Jugendarbeit wahrnehmen. Im Raum daneben traf sich eine Gruppe mit Menschen, die sich mit Wellness-Angeboten verwöhnen ließen. Das Aufeinandertreffen dieser beiden Gruppen brachte eine unausgesprochene Spannung auf den Punkt. Die Anforderungen an Verantwortliche in Jugendarbeit und Gemeinde werden immer mehr. Wer dann bereit ist, diese Verantwortung zu tragen, fragt sich manchmal: Fordert Jesus von seinen Leuten einen Einsatz bis zur Selbstaufgabe, während andere es sich gutgehen lassen? Paulus kennt diese Zerreißprobe und ist oft genug bis an die Grenzen seiner Kräfte und darüber hinaus gegangen. Doch interessanterweise sagt er in einem zentralen Text für Gemeindeleiter: „Gebt acht auf euch selbst und auf

die ganze Herde“ (Apg. 20,28). Die Achtsamkeit für sich selbst und die Achtsamkeit für die Gemeinde gehören zusammen. Nur wer mit sich selbst achtsam umgeht, kann auch Verantwortung für andere übernehmen. Denn wer ständig über die eigenen Kräfte arbeitet, wird bitter und ungenießbar für andere. Ich ergänze deshalb die Aufforderung des Paulus: • Achte darauf, dass du mit Gott in Verbindung bleibst und aus seinen Kraftquellen schöpfst, damit du aus seiner Kraft lebst und dich selbst nicht verausgabst. • Achte darauf, dass du die frohmachende Botschaft des Evangeliums für dich hörst, damit du anderen fröhlich und zuversichtlich begegnen kannst. • Achte darauf, dass du aus Gottes Barmherzigkeit lebst, damit du barmherzig mit anderen sein kannst. Achte auf dich selbst und achte auf die Herde. P

Ja, auch ich abonniere idea Spektrum Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)

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PORTRÄT

„Die dicke Tilla“ wirbt heute für Gott KARRIERE Das passiert nicht oft: Die besonders in den neuen Bundesländern verbreitete Illustrierte SUPERIllu stellt eine Baptistenpastorin vor. Der Anlass: Das Blatt bringt eine Serie über Kinderfilme in der ehemaligen DDR. Mit 10 spielte Carmen Sarge die Hauptrolle in dem Film „Die dicke Tilla“. re Dinge waren ihr wichtiger – wie ihr Glaube an Gott. Mit elf wollte sie sich in der Baptistengemeinde Potsdam taufen lassen – doch der Pastor war dagegen. Er hielt sie für zu jung. Also musste sie noch zwei Jahre warten.

Bei der Jugendweihe nicht mitgemacht Sie war – in Potsdam eine große Ausnahme – nicht in der kommunistischen FDJ und nahm auch nicht an der atheistischen Jugendweihe teil. Eigentlich hätte sie deshalb kein Abitur machen dürfen. Doch sie war eine der Klassenbesten. Sie verdankt es ihren Lehrern, dass sie die Hochschulreife erwerben konnte, was ansonsten vielen Christen verwehrt war – trotz bester Noten. Doch was dann? An Theologie interessierte sie das freie Denken und Forschen rund um die Bibel und Gott. Sie studierte nach der Wiedervereinigung im pommerschen Greifswald und in Berlin. Zwischendurch arbeitete sie ein Jahr in einem Altenpflegeheim, um in Ruhe darüber nachzudenken, ob sie Pastorin werden sollte. Dann hängte sie noch ein Studienjahr Philosophie an, um ihren Horizont zu erweitern. Bei einer Tagung für baptistische Theologiestudenten in Hamburg war sie begeistert von der

Herzlichkeit, mit der man ihr begegnete. Sie hatte den Eindruck, dass man sie mit offenen Armen erwarten würde. Also absolvierte sie ein Anerkennungsjahr am Theologischen Seminar der Baptisten in Elstal (Brandenburg).

Das Internet brachte den Ehemann Ihren Mann lernte sie durch das Internet kennen – als sie nicht mehr benötigte Fachliteratur auf ebay anbot. Ein Schriftsteller aus dem Westen gewann die Auktion – und ihr Herz. Deshalb lautet ihr Nachname heute Seehafer. Geht Tilla ihr noch nach? Ja, sagt sie, wie auch die Rolle ihrer „Gegenspielerin“ Anne. Beide Mädchen werden im Film gemobbt. Im wirklichen Leben seien Christen gefordert, beiden zu helfen. Das will Carmen Seehafer auch in ihrem Gemeindealltag umsetzen. P

Foto: Kerstin Kummer

Seit 12 Jahren ist die 42-Jährige Pastorin in den Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden Bitterfeld und Delitzsch (nördlich von Leipzig). Hin und wieder wird sie auch bis heute auf ihre Rolle angesprochen. Vor kurzem hat sie sogar ein Brief eines Fans erreicht. Er war adressiert an: Frau Carmen Sarge, Filmstar, Bitterfeld. „Die Post kennt den Film und mich offenbar auch“, freut sie sich. Carmen Sarge wuchs in Potsdam auf. Dort hat die Produktionsfirma DEFA ihre Studios. „Es kam immer wieder vor, dass Kinder in Filmen mitgespielt haben“, erinnert sie sich. Sie hat ein Auswahlverfahren durchlaufen – und wurde am Ende genommen. In dem Film geht es um zwei gegensätzliche Zehnjährige. Tilla ist kräftig, stark und blickt abgeklärt auf die Welt. Sie wird von ihren Brüdern drangsaliert. Ihre Mutter hat die Familie verlassen, deshalb muss Tilla den Haushalt führen. Ihr Gegenpart ist ihre Mitschülerin Anne. Sie ist eine Träumerin. Immer wieder kommt es zwischen den beiden Mädchen zum Streit. Der Film wirbt darum, „Anderssein“ zu akzeptieren. Nach den achtwöchigen Dreharbeiten erhielt Carmen Sarge ein weiteres Rollenangebot. Doch sie lehnte ab. Ande-

DAS WORT DER WOCHE » Hausfrau kann heute ein ganz und gar politisch nicht korrekter Lebensentwurf sein, ein Widerstand gegen alle Aufdringlichkeiten des Zeitgeists. Die bewusste Hausfrau ist eine Rebellion gegen die Zwänge des Marktes. Sie macht nicht mit beim großen Rattenrennen … Sie hat, was Kinder zum Großwerden brauchen: Zeit. « Die (linksliberale) Wochenzeitung „Die Zeit“ (Hamburg) 45.2012


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