Idea Spektrum Schweiz 40/2012

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40 3. Oktober 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Medien, Macht und Manipulation NZZ-Bundeshausredaktor Markus Häfliger über kirchliche Medienpräsenz, christliche Werte und Wahrheit

7 Korruption: StopArmut wehrt sich entschieden gegen Ungerechtigkeit

13 Ausgeschafft: Doch kein Asyl für

@ Wein

syrisch-kurdische Familie Darwish

@ Lebensmittel @ Kosmetik

Jeremia heute noch zu sagen hat

9 Victorinox: Die ganze Belegschaft

28 Erntedank: Eine Brüdergemeinde

beginnt das Geschäftsjahr mit Gott

erklärt Kindern die Landwirtschaft

Reklame

8 Commission: Erweckliche Momente 25 Theologie: Was uns der Prophet an Basler Evangelisations-Treffen

Seite 4

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Sonntag, 21. Oktober 2012 17.00 bis 19.30 Uhr Hotel National, Bern

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(beim Bahnhof/Hirschengraben 24)

leben!

Gastvortrag von Arye Sharuz Shalicar, Autor des Buches «Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude» Kurzer Film über die Aktivitäten des Keren Hajessod Präsentation von Projekten und Informationsmaterial Israelische Musik

auf dem Bundesplatz in Bern

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Infos: Elisabeth Maurer (033 654 19 92, info@kerenhajessod.ch) und Benny Feifel, der Delegierte aus Israel (044 461 68 68).

Keren Hajessod Schweiz – Vereinigte Israel Aktion (KH) ist die einzige im Gesetz verankerte Spendenorganisation Israels. Sie unterhält ausschliesslich zivile, soziale Projekte und Eingliederungsprogramme für Neueinwanderer. Viele dieser Projekte sollen zur Verwirklichung der biblischen Prophezeiung beitragen. Namentlich die Förderung der «Alijah», der Rückführung mittelloser, benachteiligter und verfolgter Juden aus der ganzen Welt ins Heilige Land.

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idea Spektrum 40.2012


G RÜ e z i

Vom segen der Medien Erstmals trafen wir uns 1995 in Suhr an einer christlichen Tagung. Markus Häfliger war hochmotivierter Nachwuchsredaktor beim «Aargauer Tagblatt». Ich hatte mich vom Tagesjournalismus verabschiedet und beim ChrischonaWerk die Öffentlichkeitsarbeit und die Medienschulung übernommen. Heute ist Markus profilierter Bundeshausredaktor der «NZZ». Ich stehe als Chefredaktor von «idea Spektrum» wenige Tage vor der Pensionierung. Wir trafen uns in Bern zu einer Art Bilanzgespräch. (Seite 4) Manches hat sich seit 1995 in der Medienszene verändert. Die Zeitungsleser wandern ins Internet ab, die Auflagen schwinden, die Pressekonzentration nimmt kein Ende. Wer überlebt, definiert sich als Forumszeitung für alle. Unübersehbar die Entwicklung zur Skandalisierung, Emotionalisierung, Banalisierung. Massgebender als die Anregung ist die Aufregung. Die Kirche ist dann interessant, wenn der Priester die Ministrantin missbraucht oder ein neues Pamphlet über eine Ehe von Jesus auftaucht. Als Bewahrer von christlich-abendländischen Werten und als geistliche Orientierungshilfe haben sich die Massenmedien weitgehend verabschiedet. Sie verweisen auf den mündigen, selbstverantwortlichen Bürger. Doch wie eigenständig denkt der Mediennutzer, gerade wenn er Christ ist? Wie sicher fühlt er sich im Umgang mit Medien? Das Fazit fällt zwiespältig aus. Offensichtlich sind (auch) viele engagierte Christen inklusive Pastoren schlecht informiert. Sie wissen kaum, was gesellschaftlich und politisch abläuft. Von

brennenden Problemen kennen sie allenfalls die Schlagzeilen. Sie haben weder eine Zeitung abonniert noch besuchen sie politische Anlässe. Stellt der christliche Bestsellerautor und ZDF-Moderator Peter Hahne fest: «Der richtige Umgang mit Information ist wohl die grösste Herausforderung unserer Zeit.» Wer schlecht informiert ist und nicht weiss, wie Medien funktionieren, wird leichter manipulierbar. Clevere Manipulatoren haben heute leichtes Spiel. Bibelleser wissen um die unablässigen teuflischen Manipulationsversuche. Bereits im paradiesischen Garten Eden gings los: «Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?» (1. Mose 3,1) Ergebnis: Erfolgreiche Manipulation, fataler Sündenfall. Später, in der Wüste, gar der dramatische Versuch, Jesus zu manipulieren (Matthäus 4). Ergebnis: Jesus widerstand mit dem Verweis auf Gottes Wort: «Es steht geschrieben …» Jesus macht klar: Gottes Wort enthält die entscheidenden Informationen über die letzte Wahrheit. Es stellt der Macht der Manipulation die Freiheit des Evangeliums entgegen. Die Freiheit, von der Jesus spricht: «Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.» (Johannes 8,36) Vom grossen Evangelisten Billy Graham schrieben die Medien einst, er sei der Gottesmann, der in der einen Hand die Zeitung und in der andern die Bibel halte. Das Medium mit dem aktuellen Tagesgeschehen und das Medium mit dem zeitlosen Wort der Wahrheit. Diese Kombination verspricht Segen. Wenn sie bewusst wahrgenommen wird.

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Suzette Sandoz, alt National­ rätin der Liberalen Partei Schweiz, emeritierte Rechts­ professorin der Universität Lausanne, Pully VD:

«Wenn ich schwach bin, bin ich stark.» (2. Korinther 12,10)

«Johannes Calvin schrieb: ‹Wir sind unfähig, von uns selbst aus das Gute zu tun.› In Anbetracht der Worte Calvins ist dieser Bibelvers eine der wert­ vollsten Ermutigungen, die ich kenne. Im tägli­ chen Leben müssen viele Entscheidungen ge­ troffen und Lösungen gefunden werden, stehen wir immer wieder vor dem Dilemma falscher Ent­ scheide… In diesem Kontext bietet dieser Vers Grund zur Hoffnung und Heiterkeit, gewährt uns die nötige Distanz zum Geschehen. Ich darf wis­ sen, dass mir als fehlbarem Wesen vergeben ist, dass ich in Gottes Hand gehalten bin. Jeden Mor­ gen kann ich diesen Halt neu finden, den ich viel­ leicht aus Stolz oder Überheblichkeit verlassen habe. Ich darf mich in meiner totalen Schwäche immer wieder stärken lassen: Was für eine Quelle des Lebens!»

Wörtlich «in unserer Kultur macht es einen professionellen Eindruck, wenn Bundesräte Milliardenbeträge bis nach dem Komma voraussagen. Unser Weltbild ist zahlenabhängig. Dabei reicht es, ein paar Jahrhunderte zurückzublicken. Damals verkündete uns der Pfarrer, was in der Bibel steht, sei die absolute Wahrheit. so wie wir früher heilige schriften hatten, haben wir heute heilige Zahlen.» Andreas Walker, Co­Präsident von Swissfuture, der Schweizerischen Vereinigung für Zukunfts­ forschung, in der «NZZ am Sonntag».

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www.igw.edu

ANDREA VONLANTHEN

Reklame idea Spektrum 40.2012

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BR E N N P U N K T

«… darum strebe ich als Journalist nach Wahrheit» MEDIEN UND GOTT Die «NZZ» tritt durchaus für christliche Werte ein, doch eine säkulare Zeitung kann nicht einseitig

das Christentum bevorzugen. Dies erklärt Markus Häfliger, Leiter der «NZZ»-Bundeshausredaktion. Medienwirksam sei es, wenn Christen etwas Interessantes tun. Häfliger äussert sich auch zur Manipulation und zur Wahrheitsfrage.

Die «NZZ» hat vor dem Bettag ausführlich darüber berichtet, dass 113 Bundesparlamentarier die Bevölkerung zum Beten auffordern. Warum haben Sie diesem Gebetsruf einen so grossen Stellenwert eingeräumt? Markus Häfliger: Es überrascht,

wenn das halbe Parlament einen Aufruf zum Gebet unterschreibt. Es gibt die alte Journalistenweisheit «News is what’s different». Eine Nachricht ist also das, was sich vom normalen Alltag unterscheidet. Unsere Geschichte über den Gebetsaufruf fiel deshalb auf. Es gab etliche Reaktionen, auch kritische, bis zur Frage: «Sind wir in einem Gottesstaat?» Es ist das Beste, was einem Medium passieren kann, wenn seine Artikel kontradiktorisch diskutiert werden.

Wie erklären Sie es, dass ein Gebetsaufruf von so vielen Nationalund Ständeräten unterschrieben wird?

Auch wenn die Kirchen schlecht besucht sind und wenn der Glaube als Privatsache gilt, verstehen sich immer noch viele Leute als Christen, auch Politiker. Vielleicht setzen sich viele mit ihren christlichen Wurzeln auch wieder mehr auseinander in einer Zeit, in der viele Muslime ihre Religion offensiv vertreten.

Markus Häfliger Jahrgang 1970, aufgewachsen in den Kantonen St. Gallen und Zürich. Studium der internationalen Beziehungen in Genf. Berufsbegleitende Journalismus-Ausbildung am Medienausbildungszentrum (MAZ) in Luzern. Seit 1994 Journalist, zuerst als Lokalredaktor beim damaligen «Aargauer Tagblatt», nach einer Fusion dann bei der «Aargauer Zeitung». Ab 2002 zehn Jahre bei der «NZZ am Sonntag», zuerst als Bundeshausredaktor, dann als Inlandchef. Seit Februar 2012 Leiter des Bundeshausteams der «Neuen Zürcher Zeitung». Häfliger ist verheiratet und wohnt in der Nähe von Bern. Bild: idea/av

terstützen sollen. Der Verein sieht die Individualisierung und Vereinsamung vieler Menschen als Problem und versucht, eine Lösung anzubieten. Hier machen engagierte Christen mehr, als bloss ihre Mitbürger anzupredigen.

Machen Freikirchen zu wenig «mit Hand und Fuss», dass sie von den Massenmedien so stiefmütterlich behandelt werden?

«Glaube wird thematisiert»: Bundeshausredaktor Markus Häfliger.

Warum beschäftigt sich auch eine «NZZ» nicht vermehrt mit dem christlichen Fundament unseres Landes?

Die «NZZ» ist eine liberale Zeitung, die dem säkularen Staat verpflichtet ist. Gleichzeitig anerkennt sie in ihrer Kommentierung, dass unser Land durch christliche Werte geprägt ist. So bringt die «NZZ» immer zu Weihnachten und Ostern Leitartikel mit theologischem Tiefgang, auf der Frontseite wohlgemerkt. Auch den Kirchen und ihrer Entwicklung sowie theologischen Fragen gibt die Zeitung breiten Raum – in den politischen Ressorts, besonders aber auch im Feuilleton.

Doch warum kommt Gott, den wir ja in unserer Bundesverfassung anrufen, in den Schweizer Massenmedien generell kaum mehr vor?

Ist es wirklich so? Nach meinen Beobachtungen werden Glaube und Religion heute mehr thematisiert als noch vor wenigen Jahren. Natürlich schreiben die Medien nicht, der christliche Gott sei der einzig wahre Gott. Die meisten Zeitungen verstehen sich heute politisch und religiös als Forumszeitung und unterstützen darum nicht bestimmte Rich-

tungen. Der Glaube kann in den Medien aber nach wie vor präsent sein, wenn Menschen aus einer religiösen Motivation heraus etwas Interessantes tun.

Trägt nicht auch die «NZZ» wie andere seriöse Medien eine Verantwortung für die Erhaltung der christlich-abendländischen Werte?

Ich denke, dass die «NZZ» durchaus für viele Werte eintritt, die ihre Wurzeln im Christentum haben. Doch eine säkulare, politische Zeitung kann nicht einfach einseitig das Christentum in den Vordergrund stellen.

An wem läge es denn, diese Werte immer wieder in Erinnerung zu rufen und zu fördern?

Selbstverständlich an den Kirchen, aber auch an allen Leuten, die von diesen Werten überzeugt sind. Appelle alleine geben aber keine journalistischen Geschichten her. Dazu braucht es Menschen, die auf Basis dieser Werte Aussergewöhnliches tun.

Woran denken Sie spontan?

An ein neues Projekt im aargauischen Holziken. Hier plant ein Verein namens Convivenda ein Mehrgenerationenhaus, in dem Jung und Alt zusammenleben und sich gegenseitig im Alltag un-

Die Medien berichten durchaus über Freikirchen, aber halt oftmals kritisch. Warum ist das so? Ein Grund ist sicher, dass Freikirchen vielen Journalisten suspekt sind und rasch unter Sektenverdacht geraten. Das hängt zum einen damit zusammen, dass viele Journalisten wenig über Freikirchen wissen. Zum anderen liefern die Freikirchen auch immer wieder Bestätigungen für solche Vorurteile. Die Zersplitterung der freikirchlichen Szene macht es den Journalisten auch nicht einfacher, sich ein Bild zu machen.

Wann hat die «NZZ» letztmals einen positiven Beitrag über Freikirchen oder einen freikirchlich engagierten Christen gebracht?

Eine gute Frage. Spontan in den Sinn kommen mir zwei Artikel in der «NZZ am Sonntag». Zum Beispiel hat sie einmal darüber berichtet, dass die Evangelische Allianz auf Plakaten die Botschaft «Treue ist der beste Gummi» verbreitet hat. Das war eine kreative Reaktion auf eine StoppAids-Kampagne des Bundes. Oder es gab ein Porträt über Jürg Opprecht, einen Unternehmer, der aus christlicher Motivation in Kirgistan Entwicklungshilfe betreibt und Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen hat.

Wo müssten Freikirchen also ansetzen, wenn Sie medial vermehrt wahrgenommen werden möchten?

Sie müssen Antworten auf Fragen geben, die die Gesellschaft wirklich stellt. Sie müssen kreativ sein, Überraschendes bieten. Und sie müssten die Klischees, die es über sie gibt, Lügen strafen. idea Spektrum 40.2012


BR E N N P U N K T

Welche Klischees meinen Sie?

Freikirchen sind konservativ, lebensfeindlich, sie sind gegen Sex, gegen Homosexuelle, gegen Muslime und sie sammeln Unterschriften gegen den Vampir-Song von DJ Bobo. Sie sind immer gegen etwas. Ist das Evangelium, die gute Nachricht, aber wirklich so sehr Anti und nicht vielmehr Pro? Vor allem pro Mensch? Freikirchen haben dann Chancen, positiv rüber zu kommen, wenn sie kreative, konstruktive Ansätze finden.

Was sagen Sie Pfarrern und Pastoren, die keine Zeitung abonniert haben?

Das ist für mich schwer verständlich. Ich habe generell den Eindruck, dass viele Kirchen und Christen sich primär um das eigene Seelenheil und ihr Gemeindeprogramm kümmern. Viele interessieren sich kaum, was in der Gesellschaft und politisch gerade aktuell ist. Ein Beispiel: Auf den «NZZ»-Artikel über den Gebetsaufruf haben im Internetdienst Twitter vor allem Kirchenkritiker reagiert. Reaktionen von überzeugten Christen gab es nur wenige. In eine solche Debatte einklinken kann sich natürlich nur, wer den Artikel überhaupt gelesen hat.

Wie stellen Sie sich eine zeitgemässe Medienschulung an einem Theologischen Seminar vor?

Finden solche Schulungen überhaupt statt? Wir leben im Medienzeitalter, und wer in den Medien nicht vorkommt, findet in der Gesellschaft nicht statt. Drei Dinge müssten Pfarrer und Pastoren lernen: Erstens wie Medien funktionieren und wann eine Geschichte medienwürdig ist, zweitens wie man sich gegenüber Medien verhält und drittens wie man in Krisen kommuniziert.

Welches wäre das richtige Verhalten?

Transparent sein, Fehler zugeben. Sich bewusst sein, dass das Gegenüber vielleicht kaum etwas über die eigene Gruppierung weiss und grosse Vorurteile mitbringt. Dann handwerkliche Regeln beachten, etwa verlangen, dass man Zitate gegenlesen kann.

Was raten Sie jungen Christen, die mit einem Engagement in den Medien liebäugeln?

Sie sollen nicht meinen, dass sie idea Spektrum 40.2012

Mit vier Medien auf eine einsame Insel Wie informieren Sie sich selber? Markus Häfliger: Dauernd und überall! Ich kann kaum im Zug oder in einem Restaurant sitzen, ohne eine Zeitung oder eine Zeitschrift in die Hand zu nehmen. Ich lese jeden Tag mindestens ein halbes Dutzend Zeitungen und Online-Medien.

tionen verzichten Sie gerne? Auf harmlose und langweilige! Auf Berichte, in denen lediglich weitergegeben wird, was Behörden, Firmen oder Kirchen von sich geben. Ich erwarte von Journalisten, dass sie bei offiziellen Verlautbarungen genauer hinschauen.

Warum informieren Sie sich so genau? Einerseits ist es mir wichtig, dass ich ein möglichst umfassendes Bild von der Welt und von unserer Gesellschaft bekomme. Anderseits bin ich dauernd auf der Suche nach neuen Themen für meine Arbeit, und die kann ich sowohl in der Parteizeitung als auch im Kirchenblatt finden.

Welche drei Medien nehmen Sie auf eine einsame Insel mit? Darf ich vier nennen? Die «NZZ», den «Tages-Anzeiger», den «Blick» und die Bibel. Welche Information hat Ihr Leben entscheidend beeinflusst? Dass es Antworten gibt auf die letzten und wichtigsten Fragen unseres Lebens.

Auf welche Medien und Informa-

gleich einen Job bei der «Weltwoche» finden. Die meisten Journalisten fangen klein an, bei einer Schülerzeitung oder einer Lokalzeitung. Absolut unabdingbar ist korrektes Deutsch. Dann können sie auch Kurse besuchen.

Welcher grossen Herausforderung muss sich ein junger Christ in einem Massenmedium bewusst sein?

Er muss sich bewusst sein, dass er auf einer Redaktion nicht zuerst Christ ist, sondern Journalist. Er muss von persönlichen Überzeugungen abstrahieren können.

Der Generalsekretär der SEA sprach unlängst vom Traum einer «christlichen Weltwoche». Brauchen die Schweizer Christen ein grosses christliches Medium?

Es gibt ja «idea Spektrum». Dieses könnte man wohl ausbauen. Mit mehr Mitteln könnte das Magazin mehr recherchieren und journalistisch mehr bieten – und es würde die Sichtbarkeit von Kirchen und spannenden Glaubenszeugnissen wohl erhöhen. Wenn eine solche Zeitung jedoch als Sprachrohr konzipiert ist, wird sie scheitern. Denn wirklich interessant wäre sie nur, wenn sie keine Tabus kennt und sich auch kritisch mit der eigenen Szene auseinandersetzt. Die Frage ist aber, ob Kirchenverantwortliche und Kirchenmitglieder mit einem solchen Journalismus umgehen könnten. Mir scheint die Streitkultur inner-

halb dieser Szene eher schwach entwickelt.

Gerade von engagierten Christen wird oftmals die Klage laut, die Medien würden manipulieren. Wie reagieren Sie darauf?

Die Kritik ist teilweise berechtigt. Auch ich rege mich auf, wenn Artikel einseitig, unsachlich und schludrig recherchiert sind. Doch ich kenne viele Journalisten, die ehrlich bemüht sind, der Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen.

Wo beginnt für Sie Manipulation?

Dort, wo bewusst wesentliche Fakten und Aspekte ausgeblendet werden. Eine Schlagzeile hängt stark davon ab, wer befragt wird. Die Versuchung für Journalisten ist daher gross, vor allem Personen zu befragen, die gute Schlagzeilen liefern. Das kann auf Kosten der Ausgewogenheit gehen.

Wann fühlen Sie sich selber manipuliert?

Wir Journalisten sind sehr oft Manipulationsversuchen ausgesetzt. Die PR-Industrie hat mehr Geld und mehr Personal als alle Medien zusammen. Im Bundeshaus gibt es mehr Pressebeauftragte als Journalisten. Manipuliert fühle ich mich dann, wenn ich von Behörden, Firmen oder auch Kirchen nicht transparent, sondern selektiv und teils gar falsch informiert werde.

Woran soll der harmlose Zeitungsleser Manipulation erkennen?

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Indem er aufhört, ein harmloser Leser zu sein, sondern verschiedene Medien vergleicht und sich stets überlegt, ob Fakten und Meinung getrennt werden. Wird in Berichten die eigene Meinung beigemischt, dann sind oft auch die Fakten selektiv ausgewählt. Der Nutzer sollte grundsätzlich immer mit einer gewissen Skepsis an die Medien herangehen. Mit der Zeit weiss er, welche Journalisten in welchen Medien vertrauenswürdig sind und welche nicht.

Wie wird denn in der Kirche manipuliert?

Genau gleich wie in den Medien. Pfarrer können etwa manipulieren durch die Auswahl der Predigttexte und indem sie persönliche Steckenpferde sehr stark gewichten. Letzthin habe ich eine typische Manipulation bei der Ansage einer Kollekte erlebt. Da sagte die Moderatorin: «Die Kollekte ist bei uns freiwillig, aber Gott schaut euer Herz an!» Damit wird doch zwischen den Zeilen ausgesagt: «Du machst einen grossen Fehler, wenn du nicht ein grösseres Nötli gibst!»

Was ist für Sie als Medienmacher Wahrheit?

Ich recherchiere und beschreibe aktuelle Vorgänge unabhängig von der Frage, wem die Information nützen oder schaden könnte.

Und was heisst Wahrheit für Sie als Christ?

Ich bin überzeugt, dass es Wahrheiten zu den zentralen Lebensfragen gibt. Also: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Welches ist der Sinn des Lebens? Zentrale Antworten auf diese Fragen lauten für mich: Gott existiert, er macht sich für mich als Mensch erfahrbar, und er steht bedingungslos zu mir.

Wie hilft Ihnen Ihr Glaube in Ihrer Aufgabe als Bundeshausredaktor?

Ich weiss, dass mein Wert als Mensch nicht davon abhängt, welche Schlagzeilen ich herausrecherchiere. Das entlastet. Und weil Wahrheit im Evangelium ein derart zentraler Wert ist, hilft mir das, auch als Journalist nach Wahrheit zu streben. Ich scheitere dabei auch. Doch dann weiss ich, dass ich für Fehler Vergebung finden kann. Interview: ANDREA VONLANTHEN


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I nse r at e | s t e lle n Unsere Kirchgemeinde mit rund 1300 Mitgliedern liegt im Kemmental, zwischen Thurtal und Bodensee. Wir sind eine weitläufige, ländliche Gemeinde.

In den Kirchgemeinden der reformierten Landeskirche des Kantons Zürich wirken die Kirchenpflegen als gewählte Behörden aktiv in der Gestaltung des Gemeindelebens mit. Die Fachstelle Behördenschulung der Landeskirche hat den Auftrag, die rund 1200 ehrenamtlich tätigen Behördenmitglieder in dieser anspruchsvollen Aufgabe mit Schulung und Beratung zu unterstützen. Infolge Pensionierung suchen wir für den Bereich Behördenschulung per 1. Januar 2013 oder nach Vereinbarung eine/n

Fachmitarbeiter/-in (80–100%) Sie aktualisieren das Konzept Behördenschulung auf die neue Amtsdauer der Kirchenpflege (2014–2018) hin. Sie entwickeln bedarfs- und adressatengerechte Schulungsangebote, Materialen und Arbeitsinstrumente. Sie koordinieren die Schulungsangebote der weiteren landeskirchlichen Fachbereiche. Bei diesen Arbeiten sind Ihre ausgewiesenen methodisch-didaktischen Kompetenzen sowie Praxis im Bereich E-Learning ganz besonders gefragt. Sie haben einen Universitäts- (oder einen Fachhochschulabschluss) in Theologie oder Sozialwissenschaften. Vorzugsweise verfügen Sie über Weiterbildung in Organisationsentwicklung sowie Beratung und sind erfahren im Durchführen von Veränderungsprozessen. Mit der Landeskirche sind Sie vertraut und verbunden. Sie denken und handeln systemisch, zielorientiert und sorgfältig. Sie schreiben gewandt und stilsicher, und Sie überzeugen als kommunikative und authentische Persönlichkeit. Es erwartet Sie ein attraktives, kollegiales Umfeld mit Arbeitsplatz mitten in Zürich. Für weitere Auskünfte wenden Sie sich an: Andreas Jakob, Leiter Gemeindeentwicklung, Tel.044 258 92 86, andreas. jakob@zh.ref.ch. Besuchen Sie uns im Internet unter www.zh.ref.ch Ihr Bewerbungsdossier senden Sie bis zum 15. Oktober 2012 an: Evangelisch-reformierte Landeskirche, Harry Nussbaumer, Leiter Personaldienst, Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich.

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eine/n Jugendarbeiter/in oder Jugenddiakonen/-diakonin zu 50% (auch in Ausbildung möglich) Was ist für uns wichtig? • Ihr Herz brennt dafür, Kindern und Jugendlichen einen Lebenssinn und Werte zu vermitteln, die fest auf der frohen Botschaft des Evangeliums gegründet sind. • Sie sind Visionär/in und verfügen über genügend Ausdauer, um unsere Jugendarbeit auf- und auszubauen. Dazu können Sie freiwillig Mitarbeitende ihren Begabungen entsprechend anleiten, begleiten, ermutigen, motivieren und vernetzen und leisten somit einen grundlegenden Beitrag zum Gemeindewachstum. • Sie nehmen die Kinder und Jugendlichen so an wie sie sind und geben ihnen das Gefühl, akzeptiert und wertvoll zu sein. Durch Ihre Art finden Sie leicht Zugang zu ihnen und können ihre Bedürfnisse wahrnehmen und professionell darauf eingehen. • Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen ist Ihnen ein wichtiges Anliegen und entspricht Ihrem Naturell. • Denkbar wäre allenfalls, dass Sie zusätzlich zu dieser 50 % Anstellung einen Teil des Religionsunterrichtes erteilen. Sie finden bei uns: • viele Leute, die Sie schätzen werden und sich auf Sie freuen. • eine lebens- und führungserfahrene Pfarrerin, engagierte und motivierte Kirchenvorsteher sowie (freiwillige) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Ihnen unterstützend zur Seite stehen. • eine bereits bestehende Jungschar • Offenheit für Neues und die Möglichkeit zur Umsetzung Ihrer Ideen und freien Gestaltung Ihrer Arbeit. • eine gute Infrastruktur mit zwei Kirchgebäuden, einem Kirchgemeinde- und einem Jugendhaus. • Anstellung nach den Richtlinien der Thurgauer Landeskirche Fühlen Sie sich angesprochen? Wir würden uns freuen! Weitere Auskünfte erhalten Sie gerne bei der Präsidentin der Kirchenvorsteherschaft: Barbara Lüchinger, Sperbersholzstr. 3, 8565 Hugelshofen, Tel. +41 (0)71 699 22 10 E-Mail: praesidium@evang-kemmental.ch Gerne erwarten wir Ihre Bewerbungsunterlagen ans Präsidium bis zum 15. Oktober 2012.

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TAG E SSC H AU

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Korruption geht auch die Schweizer an JOURNAL STOPARMUT Korruption ist ein weltweites Problem. Die Kampagne «StopArmut 2015»

will jetzt auch die Christen in der Schweiz für das Thema sensibilisieren. «Licht in eine korrupte Welt» lautete darum das Motto der StopArmut-Konferenz in Thun. «Den Armen entgeht jährlich eine Billion Dollar durch Korruption», sagte Joel Edwards, Direktor der internationalen StopArmut-Kampagne in seinem Vortrag in Thun. Allein in Afrika versickern offenbar durchschnittlich 4400 Franken pro Sekunde im korrupten Filz. «Christen sagen zu Themen wie internationaler ‹Abzocke› und Bereicherung eher wenig», bedauert StopArmut-Kampagnenleiter Peter Seeberger. In der Schweiz scheine das Problem weit weg zu sein. Ähnlich sieht das auch Marc Jost, Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA): «Man macht sich fast ein bisschen lächerlich, wenn man über das Thema in der Schweizer Wirtschaft spricht.» Jost sah in der Konferenz darum eine Art «Tabubrecher». Peter Seeberger: «Wir Schweizer sollten unsere neutrale Mentalität hinterfragen.» In der Schweiz tendiere man dazu, auch bei Missständen eine neutrale Haltung einzunehmen und Probleme zu delegieren. Gerade die Kirche dürfe sich nicht gleichgültig verhalten. Denn: «Unrecht muss Unrecht genannt und dann auch aufgedeckt werden.»

Eine Ursache der Armut

Dass die Korruption auch hierzulande Auswirkungen hat, wurde an der Konferenz deutlich ge-

Was ist Korruption? Die Anti-Korruptions-Vereinigung «Transparency International» (TI) definiert Korruption als den Missbrauch einer anvertrauten Machtstellung zu privatem Nutzen. Korruption hemmt in starkem Mass die Armutsbekämpfung und wirtschaftliche Entwicklung. TI und «Brot für alle» entwickelten gemeinsam einen Ratgeber zur Erarbeitung von wirksamen «Antikorruptionsprogrammen in Nichtregierungs-Organisationen». www.stoparmut2015.ch www.transparency.ch

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GEKE wählt Locher

SEK-Präsident Gottfried Locher ist neu einer der drei Präsidenten der GEKE, des Rates der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. Dem Verbund gehören 106 evangelische Kirchen mit 50 Millionen Protestanten an. Die «Leuenberger Konkordie» von 1973 ermöglicht die gemeinsame Feier des Abendmahls und gegenseitige Anerkennung der Taufe. (idea)

IGW und die Heilsarmee

«Die Korruption ist einer der Gründe, warum arme Menschen arm bleiben», betont StopArmut-Kampagnenleiter Peter Seeberger.

macht. Angesichts der enormen Geldmengen, die verloren gehen, leidet etwa die Glaubwürdigkeit der Entwicklungshilfe. Viele Unterstützer fragen sich, ob Geld spenden überhaupt Sinn macht. «Das Geld kommt ja gar nicht an!», sei häufig zu hören. Zudem haben zahlreiche international tätige Firmen ihren Hauptsitz in der Schweiz. Peter Seeberger: «Die Schweiz ist eine der grössten Drehscheiben für den internationalen Rohstoffhandel, der für seine intransparenten Geschäfte bekannt ist.» Nicht zuletzt gehen auch der weltweiten Kirche jährlich Millionenbeträge verloren. Zu leiden haben die Menschen in den Entwicklungsländern. «Die Korruption ist einer der Gründe, warum arme Menschen arm bleiben», betont Seeberger.

Hilfswerke und Kirchen gefragt

«An der Konferenz ging es zunächst einmal darum, die Problematik zu erfassen», erklärt Peter Seeberger. Verschiedene Experten waren eingeladen, und Lösungsansätze wurden diskutiert. Nun sei man in einem Prozess, die Ergebnisse auszuwerten und konkrete Ideen zu erarbeiten. Das erste Ziel sei es, die Christen hierzulande zu sensibilisieren und die weltweite Kirche in ihrer Vorbildfunktion zu stärken. Das könne durch Schulungen, Verhaltenskodexe und Anpassung der Strukturen geschehen. Eine klare Gewaltenteilung in Leitungsgremien sei etwa notwendig. Viele

Massnahmen, die in Hilfswerken getroffen werden, könne man auch auf die Kirche übertragen.

Politisch Einfluss nehmen

Doch sollten sich Christen auch politisch engagieren und ihre Stimme erheben. So beteiligte sich StopArmut mit 50 weiteren Organisationen an der Petition «Recht ohne Grenzen». Diese fordert, dass Schweizer Konzerne vorsorglich Massnahmen ergreifen müssen, um Menschenrechtsverletzungen und Umweltvergehen zu verhindern. Dazu wurden im Juni 135 000 Unterschriften an Bundesrat und Parlament übergeben. Mit «Shining a light on corruption» wird die weltweite StopArmut-Bewegung «Micah Challenge» zudem im nächsten Jahr ihre eigene Kampagne starten. Auch der Einzelne kann laut Peter Seeberger einen Beitrag leisten: «Man kann in seinem Einflussbereich auf transparente Strukturen und saubere Buchführung achten, sein Geld nicht in Fonds investieren, die Firmen mit zweifelhaftem Ruf im Portfolio führen, und das eigene Konsumverhalten überdenken.» Sofern die Informationen verfügbar seien, könne man bei Konsumgütern, Kleidung und Lebensmitteln auf Herkunft und das Label «Fairtrade» achten. Marc Jost weist darauf hin, dass Korruption mehr ist als Bestechung: «Jeder Mensch steht in der Gefahr, eine Machtposition auszunützen. Auch bei uns.» CHRISTOF BAUERNFEIND Bilder: zvg

Das Institut für Gemeindebau und Weltmission International (IGW) und die Heilsarmee in Deutschland erneuern die Ausbildungspartnerschaft für das Grundstudium und die Weiterbildung von HeilsarmeeOffizieren. Diese besuchen in den ersten beiden Jahren sowohl die Offiziersschule als auch IGW-Studienmodule. Nach der zweijährigen kombinierten Ausbildung kann im Fernstudium ein Bachelor of Arts in praktischer Theologie erlangt werden. Ende September feierten drei Heilsarmee-Offiziere zusammen mit 50 anderen IGW-Absolventen ihren Abschluss (idea berichtete). (idea)

Gasser auch bei WEA

Wilf Gasser, Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA), wird neu «Associate Secretary General» der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) mit Sitz in New York. Gasser wird ehrenamtlich eingesetzt im Bereich des Aufbaus und der Pflege eines Beziehungsgeflechts innerhalb der WEA. Mit Blick auf die General Assembly 2014 in Korea hilft er der WEA, sich zu strukturieren, zu vernetzen und Synergien zu suchen. (SEA)

Ideen für Kirchennutzung

Fast 60 spannende und visionäre Projekteingaben: Das ist das Resultat eines im Juni lancierten öffentlichen Ideenwettbewerbs für die zukünftige Nutzung der reformierten Kirche auf der Egg in ZürichWollishofen. Die Prüfung erfolgt durch eine «breit abgestützte» Jury. Sämtliche Projekteingaben werden am 2. Dezember an einer Vernissage ausgestellt. (idea)


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tag e ssc h au

Wenn aus dem Hunger eine Hungersnot wird NETZWERK SCHWEIZ Rund 200 Evangelisationsbegeisterte erlebten mit «Commission» am 22. und 23. September in

Basel eine aufrüttelnde Konferenz. Gabriel Häsler berichtet von erwecklichen Aufbrüchen und gibt einen Ausblick. «Ziel erreicht», meint Gabriel Häsler, Leiter von Netzwerk Schweiz, nach der Konferenz. «Wir beten für einen grösseren Hunger nach Gottes Eingreifen in der Schweiz. Dieser Hunger wurde an dieser Konferenz regelrecht zu einer Hungersnot!» Während dem Plenum erzählte Hanspeter Nüesch, Leiter von Campus für Christus, von der Erweckung in Wales, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine ganze Gesellschaft veränderte. «An Konzerten wurden statt weltlicher Musik geistliche Lieder gesungen. Parlaments-Sessionen mussten abgesagt werden, weil fast alle Parlamentarier an Erweckungs-Veranstaltungen waren.»

Mehrheit bekennt sich

Marco Gmür von der Gemeindegründungs-Bewegung «Kingdom Ministries» und Hanspeter Nüesch leiteten im Anschluss eine Gebetszeit, die weit über das offizielle Ende des Abendplenums hinausgegangen sei. Sascha Gull von Netzwerk Schweiz

«Es wundert mich manchmal, dass sich Christen so schwer für die Evangelisation begeistern lassen», bedauert Gabriel Häsler. Aber es sei die Berufung von Netzwerk Schweiz, Christen für das Thema zu motivieren. Ob das auch in Zukunft durch Konferenzen wie «Commission» passieren wird, stehe noch nicht fest.

grosse Kampagne geplant

Podiumsdiskussion mit Gabriel Häsler, Oliver Lutz, Hanspeter Nüesch, Marco Gmür, Andreas Lange und Helmut Kuhn (von links).

sagt: «Eine grosse Mehrheit der Teilnehmer kam zur Bühne und legte vor allen Anwesenden ein Liebes- und Dankesbekenntnis für Jesus ab.» Eineinhalb Stunden sei nichts weiter passiert, «ausser dass Leute nach vorne kamen und ihre Schwächen und Sünden bekannten», berichtet Gabriel Häsler. In verschiedenen Einsatzteams wurde in der Stadt zudem

evangelisiert. Dabei sei es auch zu Heilungen gekommen. Während eines evangelistischen Strassentheaters habe eine Person «ohne direktes Gebet der Evangelisten auf der Strasse getanzt und gerufen: ‹Mein Knie ist plötzlich geheilt›», berichtete ein Teilnehmer. Mit 200 Personen bewegte sich die Teilnehmerzahl in etwa in der Grössenordnung des Vorjahres.

Netzwerk Schweiz hat eine ganze Reihe weiterer Projekte, die man in Angriff nehmen will. Dazu gehört etwa ein Jüngerschaftskurs, der dazu befähigt, Menschen zu einem Leben mit Jesus anzuleiten. Am «Praisecamp» über Neujahr in St. Gallen will man mit etwa 2000 Jugendlichen evangelistische Einsätze durchführen. Für den Herbst 2014 kündigt Häsler zudem eine grössere Evangelisations-Kampagne an. «Es wird in Richtung Verkündungsevangelisation mit mehreren Abenden gehen.» Mehr will er aber noch nicht verraten. CHRISTOF BAUERNFEIND

«METTIWETTI» bEgEISTERT IN bERN MIT WoRT-MuSIK-FEuERWERK

Einladung zur «Stubete» Nach den ersten Gitarrenklängen haben sie das Publikum im Griff: Das Trio «mettiwetti» überrascht mit Wortspielen, akrobatischen Riffs und musikalischer Virtuosität. Die Geschwister Sara (28), Lukas (25) und Simon Mettler (30) wuchsen in einer christlichen Zürcher Familie auf, fanden musikalisch aber erst 2005 so richtig zueinander. Die Inspirationen zu den Texten findet Simon im täglichen Leben, etwa kurz nach dem Erdbeben in Christchurch während seiner Australienreise.

Tränen und Hoffnung in «Züri West»

«Wer was singt und wie wir die Songs begleiten, entscheiden wir gemeinsam», erklärt Sara. Sie überzeugt gesanglich und mit verschiedenen Rhythmusinstrumenten. Lukas brilliert auf dem Akkordeon, auf der Trompete oder Melodica mit Luftschlauch. Schlagzeug braucht das Trio keins: Simon übernimmt diesen Part gekonnt mit der Gitarre. Am Bass wechseln sich die Drei im Lauf des Abends ab. Die Zürcher scheinen die Berner MundBilder: zvg, idea/tf

art-Pioniere überholt zu haben. Trotzdem: «Mir händ fascht chly Hämige, äifach so i d Häuptstadt iezplatze», meint Simon. Die Hemmungen sind unbegründet, der sympathische Dialekt kam im Kulturlokal ONO in «Züri West» gut an. Die Songs «Expertenglauben», «Das isch dyni Party» oder das in fast lupenreinem Berndeutsch vorgetragene «‚s isch äbe ä Mönsch uf Ärde» begeistern das Publikum. Eindrücklich auch die «Chübelmane». Nachdem ihre Arbeit beschrieben wird, bekommen die Kehrichtmänner gleich selber eine Stimme: «… damit d Wält ä bitzli besser wird. D Chübelmane danket sehr.» Mit Polo Hofers «Matrose» setzen die Drei den Schlussakkord – a cappella, eindrücklich und immer wieder gern gehört.

Ein «Halleluja» zum Finale

Ab und zu schimmert die persönliche Prägung durch. Etwa bei den Metaphern von den Früchten im Paradies, der Hoffnung, der Frage, woher die Kraft fürs Leben kommt, oder dem kräftigen «Halle-

Musikalisches Feuerwerk mit Tiefgang: «mettiwetti» im Kulturlokal ONO Bern. luja» in einem der Schlusssongs. «Wir gehen in eine christliche Gemeinde. Aber wir wollen niemandem etwas aufdrängen», sagen Sara und Lukas. Die zweite Produktion «Nume ine i di gueti Stube» des authentisch wirkenden Trios dürfte in mancher «guten Stube» zum Nachdenken und Mitfreuen anregen. Vielleicht wird die Welt doch noch ein wenig besser? THOMAS FEUZ www.mettiwetti.ch idea Spektrum 40.2012


TAG E SSC H AU

Geschäftsjahr beginnt in der Kirche

ÄXGÜSI

ETHIK IM UNTERNEHMEN Knallharte Wirtschaftslogik und christliche Ethik sind in einem

Das letzte Stück

weltweit tätigen Unternehmen durchaus vereinbar. Wie das konkret funktioniert, erläuterte Carl Elsener, Leiter der Victorinox AG in Ibach SZ, vor der IVCG Thurgau.

Das kleine rote Messer ist heute ein Symbol für Qualität und Zuverlässigkeit. Seit den Anfängen der Firma Victorinox Ende des 19. Jahrhunderts hat das ikonische Produkt einen weltweiten Siegeszug angetreten. 28 000 Taschenmesser werden täglich hergestellt. Jedes Jahr finden 26 Millionen Stück den Weg zu Kunden in über 120 Ländern. Das Unternehmen ist zu einer Organisation mit 1800 Mitarbeitenden angewachsen und erzielt einen Jahresumsatz von 500 Millionen Franken. Diesen wirtschaftlichen Erfolg will Carl Elsener, der Victorinox in vierter Generation leitet, fortsetzen, und zwar bewusst auf der Grundlage christlicher Werte.

Kraft durch Gebet

Glaubwürdigkeit, Offenheit, Dankbarkeit, Vertrauen und Respekt, aber auch Bescheidenheit, Mut und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft nennt Elsener als Eckwerte einer christlich geprägten Unternehmenskultur. Diese Werte wolle er bewusstmachen und vorleben. Das beginne am ersten Arbeitstag jeden Jahres, wenn sich die Belegschaft in der Kirche zu einer heiligen Messe trifft, unter anderem um zu danken und verstorbener Mitarbeitender zu gedenken und auch, um Gottes Schutz und Segen zu erbeten. «Das Gebet gibt Kraft für schwierige Zeiten, aber auch Gelassenheit»,

Christliche Werte vorleben: Carl Elsener vor der IVCG Thurgau.

bezeugte Carl Elsener vor der Gruppe Thurgau der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG). Und Schwierigkeiten hat die Firma in jüngerer Zeit auch erlebt, vor allem nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Von einem Tag auf den anderen brachen die Bestellungen um 30 Prozent ein. Trotzdem sei es gelungen, die Arbeitsplätze zu erhalten. Dazu griff das Unternehmen auch zu ungewöhnlichen Massnahmen und «verlieh» 60 bis 80 Mitarbeitende während einiger Monate an andere Firmen. «Wir versuchen, die Zyklen mit antizyklischem Verhalten auszugleichen und so unsere soziale Verantwortung wahrzunehmen», erklärte Elsener. Vertrauen und Respekt sei die Grundlage. Gleiche Arbeit werde mit gleichem Lohn abgegolten, und alle Mitarbeitenden würden

Als Christ im Alltag das leben, was man sagt Gibt es Parallelen zwischen der Wirtschaftswelt und dem Christentum? Daniel Wittwer, 53, verheiratet, Vater von fünf Kindern, Finanzfachmann und Thurgauer Kantonsrat, äusserte vor der IVCG Thurgau zeugnishaft seine Überlegungen dazu. «Man muss das Christsein leben. Was man sagt und wie man lebt, muss übereinstimmen.» Sein politisches Engagement sieht Wittwer als Dienst an den Menschen und als Aufgabe, christliche Werte einzubringen. Auch in seinem Berufsleben gehe es darum, Werte zu leben, Werte, idea Spektrum 40.2012

die auf der Bibel gründen. In allen Lebensbereichen sei die Beziehung zu Jesus Christus das Fundament, auch in der Familie. Da könne man sich nicht verstecken, «da muss man authentisch sein», betonte Wittwer. Hier werde rasch erkennbar, ob das Christentum nur ein Ritual sei oder echt gelebt werde. Es gehe auch um Themen wie Vergebung und die Erkenntnis, dass man nicht unfehlbar sei. Zu wissen, dass über seinem Leben ein guter Plan sei, vermittle Zuversicht und Gelassenheit, so Wittwer.

am Unternehmenserfolg beteiligt. Zudem leiste die Firma doppelt so hohe Kinderzulagen, bemühe sich um die Integration und Förderung, ebenso um den Schutz vor Überlastungssymptomen am Arbeitsplatz. Erklärtes Ziel ist es, nie Mitarbeitende aus wirtschaftlichen Gründen entlassen zu müssen. «Wir tun dafür alles Menschenmögliche und bilden in der Hochkonjunktur Reserven», so Elsener. Er beruft sich dabei auf die biblische Darstellung der sieben fetten und sieben mageren Jahre.

Schweizer Werte pflegen

Eine entscheidende Weichenstellung erfolgte im Jahre 2000, als die Familie beschloss, 90 Prozent der Aktien in die VictorinoxStiftung einzubringen, um so den langfristigen Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Die restlichen zehn Prozent besitzt die Carl und Elise Elsener-GutStiftung, die weltweit karitative Projekte unterstützt. Sie erhält zehn Prozent des Unternehmensgewinns. Den Rest investiert Victorinox wieder ins Unternehmen. Und wie begegnet das Unternehmen der zunehmenden Konkurrenz aus Asien? «Unser Taschenmesser ist sehr stark mit Schweizer Werten verbunden. Deshalb investieren wir in die Marke und ins Retailgeschäft», erklärte Elsener. Er berief sich auf die Werte, die uns stark gemacht haben. «Wir sollten wieder stolz sein auf unser Land.» MARTIN SINZIG Bild: Martin Sinzig

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Nach 14 Jahren sind mein Mann und ich wieder einmal umgezogen. Wenn ich auch sonst das Alter noch kaum spüre, jetzt spüre ich es. Mir tut jeder Muskel und jedes Gelenk weh. Es war ein Krampf, aber es war gut. Wir haben unseren Hausrat von vielen lieben Erinnerungsstücken entlastet. Auch wenn weder mein Mann noch ich Sammlernaturen sind, so ist es doch unglaublich, von wie vielen Besitztümern wir umgeben sind. Alles hat eine Geschichte und ist unmittelbar mit unserem Leben verbunden. Und es braucht Überwindung, sich davon zu trennen. Da gab es beispielsweise ein Märchenbuch aus meiner Kindheit. Tatsächlich waren es nur noch lose Seiten, die zwischen zwei stark lädierten Buchdeckeln schlummerten. Alle bekannten GrimmMärchen waren darin vereint. Jede Illustration kannte ich bis ins letzte Detail, denn als Kind hatte ich sie heiss geliebt. Nun war der Tag gekommen, an dem ich mich schweren Herzens auch von diesem Erinnerungsstück trennte. Aber mit jeder Fuhre in die Entsorgung, mit jeder Fahrt ins Brockenhaus und mit jeder Kiste für den Flohmarkt wurde es mir leichter ums Herz. Umziehen war diesmal wie eine geistliche Übung. Denn für die letzte Reise unseres Lebens können wir kein Auto, keinen Koffer und auch nicht die Taschen des weissen Hemdes füllen. Wir werden gar nichts mitnehmen von dem, was wir gehortet, geliebt und bewahrt haben. Unsere Nachkommen werden unser Haus räumen und kaum etwas für sich nehmen, denn auch sie leben bereits im Überfluss. Ich will versuchen, in den nächsten Jahren mehr und mehr dieses Ende vor Augen zu haben. Ich will mich noch mehr von Ballast entledigen und stattdessen mein Inneres mit dem füllen, was wirklich zählt. ESTHER REUTIMANN Die Autorin leitet Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit der Quellenhof-Stiftung und wohnt in Winterthur.


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I NSE R AT E | S T E LLE N

Connexio pflegt im Auftrag der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) SchweizFrankreich Beziehungen zu Partnerkirchen in 20 Ländern und unterstützt deren Sozial- und Entwicklungsprojekte. Die EMK in Bolivien ist eine Kirche der Armen. Sie ist evangelistisch und sozialdiakonisch tätig. Die rund 175 bestehenden Gemeinden haben neben der Verkündigung auch Angebote, welche den Menschen ihrer Umgebung eine praktische Hilfe bieten (z.B. Kindertagesstätten, Mittagessenstische). Ebenfalls betreibt die EMK Bolivien Schulen und Gesundheitsdienste sowie einen Entwicklungsdienst, welcher Dorfentwicklungs- und Landwirtschaftsprojekte für die arme Bevölkerung auf dem Altiplano betreut. Connexio bietet dazu finanzielle und praktische Unterstützung. Da der gegenwärtige Stelleninhaber im Sommer 2013 in die Schweiz zurückkehrt, suchen wir

eine Koordinatorin / einen Koordinator für kirchliche Entwicklungszusammenarbeit in Lateinamerika 

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Jugend mit einer Mission 

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Einsatzort • La Paz, Bolivien, mit regelmässigen Reisen nach Argentinien und Chile, unseren weiteren Einsatzgebieten in Lateinamerika Einsatzdauer • Vier Jahre mit Verlängerungsmöglichkeit Ihre Aufgaben • Sie unterstützen und beraten einheimische Leitungspersonen bei der Projektplanung, bei der Implementierung von neuen Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufen sowie bei der regelmässigen Berichterstattung an die finanzierenden Organisationen. • Sie sind unsere Verbindungsperson in Südamerika und liefern regelmässig Informationen für die Berichterstattung in unseren Publikationen und in unseren Programmbeschreibungen. Sie helfen mit bei der Organisation von Konferenzen und Begegnungsreisen und engagieren sich aktiv bei der Mittelbeschaffung sowie der Beziehungspflege mit weiteren Institutionen und Sponsoren. • Sie engagieren sich in der EMK Bolivien entsprechend Ihren Fähigkeiten und Ihrem beruflichen Hintergrund in einem der oben erwähnten Bereiche. Ihr Hintergrund • Fachhochschul- oder Hochschulabschluss; Nachdiplomstudium in Entwicklungszusammenarbeit von Vorteil • Praktische Berufserfahrung; Führungs- und Coachingerfahrung in verantwortlicher Funktion • Interkulturelle und soziale Kompetenz sowie Einsatzerfahrung in andern Ländern • Gute Spanischkenntnisse, oder das Potenzial, diese rasch zu erwerben; Englischkenntnisse • Sie sind begeistert von der Herausforderung, in einer fremden Kultur zu leben und zu arbeiten, und Sie bringen Geduld, Neugier, Einfühlungsvermögen und Humor mit. • Sie sind engagierter Christ und bereit, Glauben und Leben der einheimischen Christen zu teilen und ihre teilweise unterschiedlichen theologischen und geistlichen Ausdrucksformen zu akzeptieren. Mitgliedschaft in der EMK ist von Vorteil aber nicht Bedingung. Wir bieten • Einsatzmöglichkeit für Ehepaar oder Familie; gute und Ihrer Situation angepasste Vorbereitung • Freie Wohnung und bedarfsgerechtes Gehalt im Einsatzland sowie solide Versicherungsdeckung in der Schweiz oder in Europa; Wiedereingliederungsbeitrag nach der definitiven Rückkehr • Dreimonatiger Heimaturlaub alle zwei Jahre

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Auskunft / Bewerbungen (per E-Mail) an: Carla Holmes, Stv. Geschäftsleiterin Connexio, Telefon: +41 44 299 30 70. Email: carla.holmes@emk-schweiz.ch

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29/30 18. Juli 2012

Nachrichten und Meinungen

aus der evangelischen Welt

Gefühlen Nationalratspräsident Hansjör Schweiz und patriotischen wesentlichen Werten der

gehört eine biblische Geschichte beten auch für Muslime in der

8 Gebetsinitiative: 30 TageSchweiz 80 ein n weites Herz hinter Klostermauer

9 Bruder Tilbert: Auch mit

Seite 4

Personen

13 Eigen-Konferenz: 1500 erleben Gottes Gegenwart wollten

22 Pro und Kontra: Ist ein

erfrischend.

hirntoter tot?

Mensch denn wirklich schon

Barde

32 Dänu Wisler: Der moderne Schweiz auf „Quergang“ durch die

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16.08.12 11:16 idea Spektrum 40.2012


f oru m

SYNERGIE In Gottes Hand «Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht; ich würde heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.» (Martin Luther) Diesen Spruch von Luther habe ich letztes Jahr kurz vor meiner Herzoperation zum ersten Mal so richtig wahrgenommen und verinnerlicht. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass das Vertrauen in den Plan Gottes nicht die Angst vor dem Ungewissen fördert, sondern den Glauben an die Zukunft, wie immer sie aussehen mag, stärkt. In meiner beruflichen Karriere glaubte ich mehr als einmal, das Ende vor mir zu sehen, vor allem dann, wenn keine Aufträge da waren und die Rechnungen sich häuften. Sobald meine innere Krise sich aber beruhigte und ich mich wieder an das Vertrauen in Gottes Stärke und Liebe erinnerte, waren auch diese Zeiten komischerweise vorbei. Nicht etwa, dass sich die Rechnungen von selbst bezahlten oder dass plötzlich Aufträge kamen, von denen ich nichts wusste.

Sehr ermutigend «idea Spektrum» Nr. 39 – «Herr Rahm, Sie tun aber chaibe viel für Gott» Wenn ich vom Lebensstil von Robert Rahm lese, denke ich sofort, bei ihm gibt es keine halben Sachen, und seine Frau Christa ist ihm eine treue, solide Stütze. Das finde ich sehr er­ mutigend. Als Christen haben wir ja auch die beste Botschaft, welche wir mit gesundem Selbstbewusstsein weitergeben dürfen. Wir müssen uns nicht verstecken. Und es tut gut, solche Vorbilder zu haben. Ich freue mich auch, dass «idea Spektrum» vie­ le positive Beispiele bringt, welche motivieren, dranzubleiben. Negati­ ves haben wir genug in allen Medien rund um uns herum. JOHANNA FREY-BOPP, Winterthur

Ein Herzensanliegen «idea Spektrum» Nr. 39 – «Wo früher Huhn und Gockel hausten» 40 Jahre Christuszentrum – der Arti­ kel über dass Jubiläum der sozialthe­ rapeutischen Institution, die im Jahre 1972 von Pfarrer Ernst Sieber in ei­ nem ehemaligen Hühnerstall ins Le­ ben gerufen wurde, hat mich gefreut. Ergänzend möchte ich hinzufügen, ideaSpektrum 40.2012

Nein, es waren einfach die Ruhe und die Geduld, die in mir wuchsen und mir die Kraft gaben, meine Arbeit mit Zuversicht fortzusetzen. Dadurch durfte ich auch neue Aufträge erarbeiten. Egal, ob im Beruf oder im Privatleben, dieses Grundvertrauen in die Tatsache, dass Gott einen Plan mit jedem von uns hat, dass er uns begleitet und trägt, dass er immer eine Lösung für uns bereit hält, ist unglaublich beruhigend. Nicht dass die Lösungen, die sich mir eröffneten, immer so aussahen, wie ich sie mir vorstellte. Weit gefehlt. Aber irgendwie passte am Schluss doch alles zusammen. Wie heisst es so schön in Jesaja 55,8: «Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr.» Das zu begreifen dauerte ziemlich lange. Heute weiss ich es: Egal, was passiert, ich werde von ihm aufgefangen, von ihm getragen, von ihm geliebt und getröstet.

kopie hat zutage gebracht, dass eine Operation unumgänglich ist. Meine Familie traut meiner inneren Ruhe nicht so richtig und wundert sich, weshalb ich mir keine Sorgen mache. Und ich schaffe es nicht, die Lieben wirklich vor der Ungewissheit zu beruhigen. Also mache ich das, was ich immer mache: Ich übergebe die Sorgen meiner Familie, die Ungewissheit und die Furcht vor dem Unbekannten meinem Herrn und Gott. Abraham, der nicht einmal wusste, wohin ihn Gott schickte, hatte dieses Urvertrauen. Und weil Vertrauen in Gottes Plan auch heisst, loslassen können, wird aus dem Loslassen ein Zulassen - was immer geschehen mag. Und deshalb würde ich auch heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen, ganz egal, was die Zukunft für mich bringt. HANS-ULRICH ROHRBACH

Das tönt enorm abstrakt. Ich weiss es umso mehr, als ich vor Kurzem wieder in so einer Situation war und noch bin. Eine stinknormale Kolos-

Der Autor ist Mitinhaber der IT Handels­ firma DigComm GmbH für Sicherheits­ lösungen im Internet und Unternehmens­ berater in Pfäffikon SZ. rohrbachconsult@bluewin.ch

dass das senfkornartige Wachstum des Christuszentrums nur möglich war und ist dank engagierten und treuen Mitarbeitenden, allen voran Ueli Lüthi, dem heutigen Geschäfts­ leiter, und seiner Frau Regula. Seit 25 Jahren setzt sich das Ehepaar Lüthi in unserm Werk für Menschen mit seelischen Schwierigkeiten ein, eine Arbeit, die viel Kraft und Ausdauer erfordert. Es ist mir ein Herzensanlie­ gen, dem Ehepaar Lüthi und allen üb­ rigen Mitarbeitenden an dieser Stelle für ihre grosse Treue meinen Dank auszusprechen. ROLF GEISER, Präsident des Vereins Christuszentrum, Zürich

nes als «problematisch» eingestuft. Der zitierte Bibelvers «Und Gott hat eingesetzt in der Gemeinde …» han­ delt von der Gabenverteilung in der Gemeinde und hat nichts zu tun mit der Befolgung irgendwelcher Leh­ ren. Henny schreibt: «Ihre Lehren sind noch heute der feste Leitfaden eines echten christlichen Lebens», und am Ende seines Artikels: «Die Lehren der Kirchenväter sollen für jeden aktiven Christen von unschätzbarem Wert sein und persönliche Wegleitung ge­ ben … damit wir das ewige Ziel nicht verfehlen.» Mit diesen Aussagen setzt er die Lehren der Kirchenväter denjenigen der Bibel gleich, und in allerletzter Konsequenz erhebt er das Befolgen dieser Lehren zur Heilsnot­ wendigkeit. Dabei verstösst er gegen das erste Gebot Gottes «… du sollst keine anderen Götter haben neben mir» und zweifelt Jesu Worte an «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Le­ ben, niemand kommt zum Vater als nur durch mich». Da steht nicht «und durch Gehorsam gegenüber den Lehren von Kirchenvätern». Gehen wir auf unserem Glaubensweg in die biblische Richtung und lassen alles andere links liegen – auch die Lehren der Kirchenväter. WERNER STRÄHL, Binningen BL

Welche Richtung? «idea Spektrum» Nr. 39 – «Die Kirchenväter sollen uns auch eine Richtschnur sein» Vorab eine Begriffserklärung aus der Internet­Enzyklopädie Wikipedia: «Als Kirchenvater (von lat. pater ec­ clesiae) wird ein christlicher Autor der ersten acht Jahrhunderte bezeich­ net, der entscheidend zur Lehre und zum Selbstverständnis des Christen­ tums beigetragen hat.» Wikipedia führt an die 70 Kirchenväter auf, da­ von wird ausgerechnet der von Hei­ ner Martin Henny aufgeführte Orige­

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PODIUM Ehrlichkeit Ehrlich währt am längsten! - Dieses bekannte Sprichwort gründet auf den Aussagen der Bibel und hat eine grosse, nachhaltige Wirkung. Wer sich an dieser Aussage orientiert, hat es bestimmt leichter im Leben. Auch wenn vielleicht kurzfristig Nachteile entstehen, wird es sich langfristig lohnen, bei der Wahrheit zu bleiben. Aktuell läuft im Bundeshaus die Diskussion betreffend Steuerbetrug und Steuerhinterziehung. Ob betrogen oder hinterzogen wird, beides ist unehrlich und widerspricht dem «Ehrlich währt am längsten». Die Bestrafung dieser beiden Delikte ist unbestritten. Eine Unterscheidung bei der Bestrafung ist aber gerechtfertigt. Beim Betrug werden absichtlich gefälschte Dokumente eingereicht. Solche vorsätzlichen Straftaten werden dann mit dem Strafgesetzbuch verfolgt und können mit Gefängnis bestraft werden. Bei der Hinterziehung geht es um fehlende Angaben und Belege (Vermögen, Entschädigungen, Trinkgelder usw.), ob absichtlich oder unwissend liegt hier im luftleeren Raum. Dieser Umstand wird nicht wie Betrug strafrechtlich verfolgt, sondern lediglich mit der Steuergesetzgebung geahndet und kann nebst Steuernachzahlung mit einer Busse bestraft werden. Diese Differenzierung bei der Bestrafung ist sicher gerechtfertigt und sollte nicht aufgehoben werden. Bei Verdacht auf Steuerhinterziehung sollten aber die Banken, wie beim Betrug, verpflichtet werden, die betreffenden Kundendaten offenzulegen. Wer sein Vermögen in der Steuererklärung wahrheitsgetreu angegeben hat, wird mit diesem neuen Gesetz nichts zu befürchten haben. Auch das Bankkundengeheimnis wird damit nicht aufgehoben. Die Privatsphäre bleibt weiterhin geschützt. Und auch der «gläserne Bürger» ist damit noch nicht in Sicht. ANDREAS BRÖNNIMANN Der Autor ist alt Nationalrat der EDU und Unternehmer. Er wohnt in Belp BE.


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W I R T SC H A F T

Diese Maschinen laufen und laufen und laufen… SAUBERE WÄSCHE Seit 1911 entstehen in Gontenschwil AG Maschinen, die sich gewaschen haben. Die R. Hunziker AG ist stolz auf über 100 Jahre Familientradition. Ihre Waschmaschinen «aus dem Herzen der Schweiz» stehen in Privathäusern, aber auch bei Firmen im Einsatz. Oberstes Ziel der Firmenleitung: «Fair handeln – allen gegenüber»

«Wer eine zufriedene Frau hat, ist ein glücklicher Mann …» Dieser Slogan habe sich immer wieder bewahrheitet, sagt Yvonne Burri. Die 48-Jährige ist die freundliche Stimme am Telefon, stellt Kontakt zu Kundenberatern her, ist die gute Seele des Hauses. «Unsere Waschmaschinen verarbeiten zuverlässig Inhalte von 7 bis 20 Kilogramm und mehr. Sie bewähren sich in Ein- und Mehrfamilienhäusern, auf Bauernhöfen, in Hotels und Spitälern.» Yvonne Burri ist genauso stolz auf die im Familienbetrieb hergestellten Fabrikate wie ihre Kollegen im Showroom oder in der Metallbearbeitung. Die Verarbeitung von Blech ist das zweite Firmenstandbein. Auf modernsten CNC-Maschinen entstehen Blechteile mit den verschiedensten Winkeln, Lochungen oder

Dank einer guten Vernetzung stehen Huwa-Maschinen im ganzen Land im Einsatz. Viele dieser Kontakte entstehen an den grossen Landesmessen und Ausstellungen. Mit welchen inneren Werten wartet nun die «Neue» auf? «Dabei handelt es sich um eine elektronische Steuerung, die sehr einfach zu bedienen ist», erklärt Samuel Hunziker. Die Vorteile liegen auf der Hand: Auch ältere Leute haben Freude daran.

Ehrlich währt am längsten

Gesunder Berufsstolz: Sarah und Samuel Hunziker-Beck.

Bohrungen für den Kunden- und den Eigenbedarf.

Pioniergeist prägt bis heute Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bilder: zvg

Die Herstellung von Waschmaschinen hat eine lange Tradition. In den Pionierjahren wurden vor allem hand- und wasserbetriebene Waschmaschinen und Wäscheschleudern produziert. Als die Vollautomaten aufkamen, war die R. Hunziker AG ein Pionierbetrieb dieser schnell wachsenden Branche. Der erste Waschautomat wurde 1957 gefertigt. 60 Jahre später wartet die Firma mit einer neuen Innovation auf: ein bodenbefestigter Waschautomat mit neuem elektronischem Innenleben. «Damit stehen wir möglicherweise vor einem Durchbruch», meint Geschäftsführer Samuel Hunziker. Der 34-Jährige hat den elterlichen Betrieb Anfang 2001 übernommen. «Es war eine harte Zeit», schaut er zurück. Einen wichtigen Vorteil hat er jedoch auf seiner Seite: Weil vorab für den Inlandmarkt produziert wird, spielt der Eurokurs nur beim Zukauf einzelner Bestandteile eine Rolle. Der junge Unternehmer hat erkannt: «Heute muss viel rascher über grosse Beträge entschieden werden. Wir möchten am liebsten schon liefern, wenn andere

noch rechnen!» Eine Stärke des Unternehmens ist die Kundennähe. «Ein Top-Service ist bei uns Ehrensache», bestätigt Samuel Hunziker. Gehen auch HuwaMaschinen kaputt? «In der Regel nicht», schmunzelt Hunziker. «Aber Zubehörteile sind Verbrauchsmaterial und deshalb nicht so robust wie die eigentliche Maschine.»

Die «Neue» erfreut auch Ältere

Die neue Maschine ist der Stolz des Gontenschwiler Traditionsunternehmens. Entsprechend gross sind die Erwartungen.

Mittlerweile ist die dritte Generation am Ruder. Aus einem Kleinbetrieb entstand im Lauf der Jahrzehnte ein KMU, das 15 Personen beschäftigt. Samuel Hunziker passt in die Reihe seiner Vorfahren, die sich hohen ethischen Werten verpflichtet wussten. Er drückt es so aus: «Fairness und Ehrlichkeit ist unser oberstes Ziel. Dabei fühlen wir uns dem eigenen Namen, aber auch unserer persönlichen Glaubensüberzeugung verpflichtet.» Hunziker und seine dreiköpfige Familie besuchen die Gottesdienste der Chrischona-Gemeinde in Reinach AG. «Im Glauben finde ich den nötigen Halt, auch für den Geschäftsalltag. Ich bin froh, dass unser Herr in schwierigen Situationen durchträgt.» THOMAS FEUZ

Seit 1939 im Einsatz Die erste Huwa-Waschmaschine entstand im Jahr 1911. Im Lauf der Jahre wurde kontinuierlich modernisiert und automatisiert. Auch in diesem Bereich hatte die Firma aus Gontenschwil AG die Nase vorn. Mitte Jahr hat das Unternehmen ein Produkt neuster Bauart präsentiert. Für die Zuverlässigkeit der Produkte spricht unter anderem eine Waschmaschine mit Jahrgang 1939, die heute noch im Berggasthof Obersteinberg bei Lauterbrunnen BE im Einsatz steht. www.huwa.ch

idea Spektrum 40.2012


TAG E SSC H AU

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Familie Darwish doch nach Tschechien ausgeschafft BEI NACHT UND NEBEL Die syrisch-kurdische Familie Darwish, über die «idea Spektrum» wiederholt berichtet hatte, wurde nun doch nach Tschechien ausgeschafft. Dorthin also, wo sie schon Schreckliches erlebt hat.

26. September, 3.30 Uhr. Fatima Darwish und ihre sechs Kinder, darunter der sechs Monate alte Mose, werden von der Polizei abgeholt. Vater Saleh sitzt bereits im Ausschaffungsgefängnis in Kloten. Von dort wird die Familie am selben Tag ausgeschafft. Um 11 Uhr sind sie in Prag. Seither ist der Kontakt abgebrochen. Die unbescholtene Familie mit sechs Kindern wurde über vier Jahre lang hin und her geschoben zwischen Prag und Zürich. Mutter Fatima wurde in Zürich brutal verhaftet, Vater Saleh mehrmals völlig unerwartet von seiner Frau und den Kindern weggerissen und inhaftiert, die Familie der Zuwiderhandlung gegen das Ausländergesetz angeklagt. Zuschulden haben sie sich nie etwas kommen lassen, wie Daniel Zingg betont. Zingg und seine Hilfsorganisation Aseba hatten sich stark für die christliche Flüchtlingsfamilie eingesetzt. Die Kinder waren in der Schule, die ganze Familie auch in einer christlichen Gemeinde gut integriert.

die Schweiz der Familie Asyl gewähren können. «Selbsteintritt» lautet der juristische Begriff. Das sei für Darwishs «nicht angezeigt», schreibt das BFM. Fragt sich Zingg: «Bleiben die vielen Hinweise auf die humanitäre Tradition der Schweiz von Bundesrätin Sommaruga nur Lippenbekenntnisse?»

Hält die Tschechei Wort?

Familie ohne Perspektiven: Fatima Darwish und ihre jüngsten Kinder.

Erfolglose Interventionen

Wiederholtes Intervenieren im Namen der Humanität vermöge den Entschluss der Ausschaffung nicht «umzustossen», teilte das Bundesamt für Migration (BFM) Zingg mit. Daran rüttelte auch nicht, dass neben den vielen Briefen besorgter Menschen an Bundesrätin Sommaruga sich die Zeitschrift «Wir Eltern» und

der Evangelische Kirchenbund für Darwishs eingesetzt hatten. «Warum öffnet man kriminellen Nordafrikanern Tür und Tor, verwehrt aber gefährdeten christlichen Familien das Asyl?» Diese von SVP-Nationalrat Lukas Reimann am 12. September an Bundesrätin Sommaruga gestellte Frage blieb unbeantwortet. Trotz Dublin-Abkommen hätte

Zurück bleibt für Zingg auch eine andere Frage: «Wo sind die Stimmen der EDU, EVP und SEA geblieben? Hätte ein gemeinsames Intervenieren das Schicksal der Familie Darwish zum Positiven wenden und das BFM umstimmen können?» Nun hofft Zingg, dass die tschechische Behörde ihre Zusage hält, die Familie nicht nach Syrien auszuschaffen. Vor sechs Monaten, beim ersten Treffen mit Vater Darwish, meinte dieser zu Zingg: «Können wir nicht im Namen Jesu beten, dass Gott Hilfe schenkt?» ANDREA VONLANTHEN

Auch der Regen konnte das Feuer nicht löschen QUARTIERFEST 22 Läufer sprinteten am letzten Samstag in Horgen für ein Kinderprojekt in Rumänien. Zeitgleich

wurde in Bolivien und Rumänien gerannt. Trotz Regen und Kälte kam beim Quartierfest der ECG Freude auf.

Sponsorenläufe durchgeführt wurden. Damit konnten die Kinder und Jugendlichen, die von den Spenden profitieren, auch selbst einen Beitrag leisten.

Es war nass und grau beim Quartierfest mit Sponsorenlauf der Evangelischen Christengemeinde (ECG) Horgen ZH. Wegen des Wetters blieben Besucher aus dem Quartier diesmal aus. «Eine gewisse Enttäuschung», meint Daniel Graf, Projektkoordinator von Agape international und Mitorganisator. «Als die erste Läufergruppe antrat, war das Feuer trotzdem zu spüren.»

Hier gehen Türen auf

Auch Empfänger laufen mit

22 Läufer drehten ihre Runden zu 200 Meter. Unterstützt durch nimmermüde Moderatoren und Publikum erliefen die Läufer 5200 Franken an Spenden. Die Gelder gehen je zur Hälfte an Projekte in Bolivien und Rumänien. idea Spektrum 40.2012

Auch junge Läufer gaben alles für Projekte in Rumänien und Bolivien.

Speziell war dabei, dass zeitgleich

mit dem Lauf in Horgen ebenfalls

In Santa Cruz in Bolivien erliefen 16 Läufer 670 Franken. Erfahrungsgemäss werden jedoch nur 60 Prozent auch einbezahlt. Im rumänischen Gherla liefen 33 Kinder und vier Erwachsene über 650 Runden oder 13 Kilometer. Die Spenden gehen an das Tageszentrum «Offene Türen» in Gherla, das 40 Kindern Aufgabenhilfe bietet. Parallel dazu läuft ein Vorschulprogramm für Roma-Kinder, die nicht in den Kindergarten gehen. SIMON MEIER Bilder: zvg, Simon Meier


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P U BL I R E P OR TAG E

Redesign des Medienportals www.erf-medien.ch von ERF Medien

Die gelungene und übersichtlichere Website von www.erf-medien.ch

ERF Medien sind seit dem 2. Oktober mit einem neuen Medienportal www.erf-medien.ch am Start. Damit gehen ERF Medien stärker auf die Bedürfnisse der Nutzer ein. Das Internet kam vor 20 Jahren von Universitäten in kommerzielle Büros, später ins heimische Büro und ist momentan daran, die Wohnzimmer zu erobern. Tatsache ist auch, dass seit 5 Jahren dank Smartphones das Internet in die Hosen- oder Handtasche wandert und so fast immer und überall verfügbar ist. Laut einer Studie besitzt heute praktisch jeder zweite Schweizer ein Smartphone. Bei jungen Erwachsenen sind es sogar rund vier von fünf Personen. So sind Radio- und Fernsehinhalte von ERF Medien heute einfach auf Smartphones und Tablets abrufbar. Im Weiteren schaffen ERF

Medien mit dem neuen Medienportal ein ansehnlich schlichtes und intuitives Nutzererlebnis und präsentieren übersichtlich das gesamte Programmangebot. Das neue Portal ist ein Pool für alle, die Inhalte zu Lebens- und Glaubensfragen suchen. Egal, ob für den Gottesdienst, die Jugendgruppe, die Seniorengruppe oder für den ganz privaten Gebrauch. Die Mediathek umfasst zig-tausende Beiträge über Gott und die Welt. Eine besondere Dienstleistung ist das Angebot rund um die Musik. Die Musiktitelsuche ist eine erfrischende Neuheit. Liebhaber von christlicher zeitgenössischer Musik haben die Möglichkeit, gespielte Songs auf Radio Life Channel zu finden, diese kurz anzuhören und wenn gewünscht auch gleich zu kaufen. Die Rubrik Marktplatz kommt mit einer aufgefrischten Agenda

daher. Auch dies ist eine Dienstleistung an alle Gemeinden und Veranstalter. Anlässe können hier kostenlos eingetragen werden und finden meistens sogar den Weg in die Radio-News. Das neue Medienportal informiert auch schnell und einfach über Reisen von ERF Medien, Studioführungen und Erlebnisgottesdienste. Die Rubrik Interaktiv dient dem Nutzer, um sich schnell und unkompliziert mit ERF Medien über Facebook oder Twitter zu verbinden und auszutauschen. Das ERF Medienportal orientiert selbstverständlich weiter über alle Produkte aus dem Pfäffiker Medienhaus. Interessierte erhalten Informationen zu Radio Life Channel, FENSTER ZUM SONNTAG, Radio ERF Plus, den TV-Sender ERF 1 und über die internationale Arbeit von TWR. Zudem kommen täglich News aus Kirche und Gesellschaft,

aktuelle Beiträge und Hintergrundmagazine hinzu. Auf der neuen Website von ERF Medien sind anregende und leicht zugänglich gemachte Impulse zu finden. ERF Medien unterstützen mit dem neuen Medienportal Menschen auf der Suche nach Glaubens- und Lebensfragen. Sendungen von Radio Life Channel, von FENSTER ZUM SONNTAG, ERF 1 und ab Dezember ERF Plus vermitteln aktiv am Glauben interessierten Menschen verständliche und nachvollziehbare Impulse auf der Grundlage der Guten Nachricht. Entdecken Sie ERF Medien neu beim Surfen. Wir freuen uns über Ihr Feedback auf unserem Medienportal, via Facebook oder Twitter. www.erf-medien.ch

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Wie Peer Steinbrück zu Kirche und Religion steht PRÄGUNG Über die Einstellung des SPD-Kanzlerkandidaten ist bisher wenig veröffentlicht worden.

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eine Vorgeschichte: Die Vorfahren des 65-Jährigen waren evangelische Diakone und Pastoren in Pommern. Entgegen dieser Tradition wirkte sein Vater jedoch als Architekt in Hamburg, wohin die Familie nach dem Zweiten Weltkrieg geflohen war. In der Hansestadt wurde Steinbrück evangelisch getauft. Der Glaube scheint ihn nicht sonderlich beeindruckt zu haben, denn mit 18 Jahren trat er aus der Kirche aus. Als Begründung führte er an, dass die Kirchen zu oft auf der Seite der Mächtigen gestanden hätten und außerdem die Aufklärung behinderten. Im Laufe seiner politischen Karriere näherte er sich wieder der Kirche an. Von 2002 bis 2005 war er Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und anschließend 4 Jahre lang Bundesfinanzminister der Großen

Präses Nikolaus Schneider und Peer Steinbrück 2006 beim Staatsakt für den verstorbenen Altbundespräsidenten Johannes Rau.

Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Eine rote Luther-Statue im Bundestagsbüro In Steinbrücks Bundestagsbüro steht neben einem SegelbootModell eine rote Statue Martin Luthers. Beeindruckt hat Steinbrück – wie er sagte – der Präses der rheinischen Kirche, Nikolaus Schneider (Düsseldorf), weil er sich für die Benachteiligten einsetzt. Die Verbundenheit der beiden Männer führte dazu, dass Steinbrück wieder in die Kirche eintrat.

Mitarbeit in EKD-Sozialkammer bald beendet Der Rat der EKD berief den Politiker Anfang 2010 als Vertreter der SPD in die neu gebildete Kammer für Soziale Ordnung. Das Gremium erstellt zurzeit Stellungnahmen zu Veränderungen in der Arbeitswelt, zum Wohlfahrtsstaat und für ein soziales Europa. Insbesondere beim letztgenannten Projekt habe sich Steinbrück stark engagiert, teilte die Geschäftsführerin der Kammer, Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx (Hannover), idea mit. Sie äußerte sich zuversichtlich, dass das Eintreten der Kirche für Arme und Arbeitslose auch von einem möglichen Kanzler Steinbrück gefördert werde. Kürzlich erklärte er allerdings seinen Austritt aus der Kammer, weil er mehr Zeit für neue Herausforderungen brauche. Am 9. Dezember soll in Hannover die offizielle Bestätigung zum SPD-Kanzlerkandidaten durch einen Sonderparteitag folgen. P

Die künftige Ministerpräsidentin hat einen „tiefen Glauben“ RHEINLAND-PFALZ Malu Dreyer ist seit dem Kindergarten mit der katholischen Kirche verbunden. ie designierte Nachfolgerin des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD), Sozialministerin Malu Dreyer, schöpft Kraft aus ihrem christlichen Glauben. Wie Beck (63), der nach 18-jähriger Amtszeit Anfang 2013 aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten will, ist auch Dreyer römisch-katholisch. Die 51-Jährige wuchs in Neustadt-Winzingen auf, wo sie einen katholischen Kindergarten besuchte. Die Tochter eines Schuldirektors und einer Erzieherin lernte früh, sich für Schwächere und sozial Benachteiligte in der Gesellschaft zu engagieren. Daraus entwickelte sich der Wunsch, in Mainz Theologie zu studieren. Allerdings: „Mein tiefer und gefestigter Glaube, der mir auch heute immer eine Stütze ist, musste trotzdem der pragmatischen Einsicht weichen,

das die Chancen auf eine anschließende Beschäftigung als Lehrerin eher dürftig waren“, schreibt sie in einer biographischen Notiz. Sie wechselte in das Studium der Rechtswissenschaft.

An Multipler Sklerose erkrankt 1995 begann ihre politische Karriere. Vor 10 Jahren wurde sie als Ministerin in das Kabinett Beck berufen. Nach der Heirat im Jahr 2004 mit dem damaligen Staatssekretär Klaus Jensen zog sie nach Trier um, wo sie bei den Landtagswahlen 2006 und 2011 das Direktmandat für die SPD errang. Zu ihrer Popularität trägt wesentlich bei, dass sie ihre unheilbare Erkrankung des zentralen Nervensystems – Multiple Sklerose – nicht verschweigt, sondern vielen Menschen durch ihr Vorbild Mut macht. P

Malu Dreyer (SPD) engagiert sich trotz MS und Rollstuhl in der großen Politik

Fotos: dpa, Diakonie/Bredehorst; ddp images/dapd

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Christen in Königsberg: Wir nutzen die Fußball-Weltmeisterschaft RUSSLAND Der neue Propst der lutherischen Kirche in Nordostpreußen setzt neue Akzente.

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wei Wünsche äußerte Pfarrer Thomas Vieweg bei seiner Einführung als Propst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kaliningrad/Königsberg am 30. September: Zum einen sollten sich die Christen in der rund 400.000 Bürger zählenden Ostseemetropole darauf vorbereiten, die vielen Besucher bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 willkommen zu heißen. Kaliningrad – wie Königsberg seit der sowjetischen Besetzung 1945 heißt – ist einer der 11 Austragungsorte der WM in Russland, wie am 29. September entschieden wurde. Die Stadt ist – im Gegensatz zu den anderen Veranstaltungsorten – nur 50 Flugminuten (528 km) von Berlin entfernt.

b www.propstei-kaliningrad.info • (007) 4012 916987

Propst Vieweg (l.), Bischof Brauer (Mitte) und Pastor Paul Kluge, der die EKD-Ernennungsurkunde in Königsberg überreichte.

OSTPREUSSEN bis 1945 und heute Ostsee

Danziger Bucht Danzig Gdansk

Memel Klaipeda

Kurisc Nehru he ng

Zum anderen: Die russlanddeutschen Christen (sie stellen die große Mehrheit der lutherischen Kirche in Nordostpreußen) sollten sich für ihre neue Heimat engagieren – getreu der Aufforderung des Propheten Jeremia „Suchet der Stadt Bestes!“ Dazu gehöre das Gebet, denn es verwandele die eigene Perspektive. Man lerne, Menschen aus der Sicht Gottes zu sehen und beginne, sich selbst und seine Umgebung zu ändern, sagte der 59-jährige Vieweg vor über 400 Besuchern in der Auferstehungskirche in Königsberg. Seine Einführung nahm der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland, Dietrich Brauer (Moskau), vor. Vieweg wurde von der EKD entsandt. In einem schriftlichen Grußwort wünschte ihm der zuständige Oberkirchenrat im EKD-Kirchenamt, Michael Hübner (Hannover), Gottes Segen „in diesem historisch besonderen Gebiet“. Der neue Propst (siehe Rückseite) leitet die 38 Gemeinden und 2.100 Mitglieder zählende lutherische Kirche im Kaliningrader Gebiet, das knapp eine Million Bürger zählt. Nordostpreußen ist etwa so groß wie Schleswig-Holstein. Dort leben fast 15.000 Russlanddeutsche, die alle nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 u. a. aus Sibirien eingewandert sind. P

Kur isc Haf hes f

Russlanddeutsche, setzt euch für die neue Heimat ein!

Königsberg Kaliningrad

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R U S S L A ND

Frauenburg Frombork Elbing Elblag

Marienburg Malbork

Rastenburg Ketrzyn

P OL E N Allenstein Olsztyn Tannenberg Grunwald

Lötzen Gizycko

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© ideaGrafik

Baptisten gründen in 10 Jahren 150 neue Gemeinden in Europa MISSION Internationales Baptistisches Theologisches Seminar zieht von Prag nach Amsterdam um.

Foto: idea/kairospress

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ie der Koordinator der Missionsarbeit der Freikirche, der Pole Daniel Trusiewicz (Breslau), auf der Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) in Elstal bei Berlin berichtete, werden gegenwärtig 60 weitere Gründungen gefördert. Als besonders gelungenes Projekt stellte er die 2003 ins Leben gerufene „Gnadenkirche“ in Kiew/Ukraine vor, die heute 300 Mitglieder hat. Sie hat bereits zwei weitere Gemeinden gebildet. Nach kontroverser Diskussion 40.2012

wurde bei der Ratstagung für den Umzug des Internationalen Baptistischen Theologischen Seminars von Prag nach Amsterdam gestimmt, denn das Institut schreibt dort rote Zahlen: 2011 waren es 306.000 Euro. In Amsterdam wird ab Herbst 2014 eine Kooperation mit dem niederländischen Baptistenbund und der dortigen Freien Universität angestrebt. Zur Europäischen Baptistischen Föderation gehören 56 Baptistenbünde und Partnerorganisationen in

Europa, dem Nahen Osten und Zentralasien mit mehr als 800.000 Mitgliedern. Präsident ist der Deutsche Hans Guderian (Berlin). P

b www.ebf.org Baptisten in der EBF Deutschland Österreich Schweiz

82.200 1.500 1.100


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Die neugewählte Leitung des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden: (v. l.) Schatzmeister Martin Stötzel (Bühl), Vizepräses Frank Uphoff (München), Präses Johannes Justus (Hannover), Vizepräses Bernhard Röckle (Geislingen/Steige), Generalsekretär Peter Bregy (Erzhausen)

Viele sehnen sich nach Erfahrungen mit Gott PFINGSTGEMEINDEN Die zweitgrößte deutsche Freikirche hat einen neuen Präses. Er wünscht sich mehr missionarische „Kühnheit“ von Christen. iele Menschen in Deutschland sehnen sich nach Erfahrungen mit Gott. Sie wollen den Glauben nicht nur theoretisch erfassen. Die pfingstkirchlichen Gemeinden, die das übernatürliche Wirken des Heiligen Geistes betonen, können diesen Hunger in besonderer Weise stillen, sagte der neue Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), Johannes Jus tus (Hannover), in einem idea-Gespräch. Bei der Bundeskonferenz in Willingen (Nordhessen) wählten die rund 780 Delegierten den 55 Jahre alten Gemeindepas tor mit 51,2 % zum Nachfolger von Roman Siewert (Norddeich). Der 65-Jährige stand seit 2008 an der Spitze des BFP und kandidierte nicht mehr.

Die Kernkompetenz stärken Justus war vor 24 Jahren als Aussiedler aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. Wie er sagte, sollten die Gemeinden ihre Kernkompetenz stärken – die Verkündigung des Evangeliums – und die daraus folgenden Werte leben, etwa im sozialen Engagement. Deutschland sei „Missionsland“. Hiesigen Christen fehle es nicht so sehr an geistlicher Substanz, wohl aber an Kühnheit, das Evangelium zu verbreiten.

35 % ausländische Gemeinden Als eine Herausforderung für die Pfingstgemeinden sieht Justus die Integration internationaler Gemeinden. Von den 776 Gemeinden sind 273 (35 %) anderer Sprache und Herkunft; allein der

Anteil afrikanischer Gemeinden beträgt 23 %. Sie sind vor allem für das Wachstum der Freikirche verantwortlich. Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden bildet auch ausländische Pastoren aus und ordiniert sie. Nach Ansicht des neuen Vizepräses Frank Uphoff (München) sind viele Deutsche „übersättigt“ und finden nur schwer Zugang zum christlichen Glauben. Auf anderen Kontinenten – etwa in Afrika – sei der Hunger nach Gott viel stärker.

Kooperation mit der Allianz Von der Zusammenarbeit innerhalb der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und der Deutschen Evangelischen Allianz berichtete der neue Generalsekretär, Peter Bregy (Erzhausen bei Darmstadt). Hier habe sich ein „sehr gutes brüderliches Miteinander“ entwickelt, ohne dass man die geistlichen und theologischen Unterschiede verwässere.

Viele kleine Gemeinden Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden steht nach Angaben von Schatzmeister Martin Stötzel (Bühl) auch vor strukturellen Aufgaben, etwa bei der Finanzierung der Gemeinden. Etwa 70 % hätten weniger als 50 Mitglieder. Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden ist mit mehr als 46.200 Mitgliedern nach dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden, 82.000) die zweitgrößte Freikirche. P

b www.bfp.de

Foto: PR

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Gesellschaft: Aggressionen nehmen zu DEUTSCHE EVANGELISCHE ALLIANZ Die geistigen und geistlichen Auseinandersetzungen in Deutschland wachsen.

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ie der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel), auf der Hauptvorstandssitzung im thüringischen Bad Blankenburg erklärte, beobachte er eine steigende Aggressionsund Konfrontationsbereitschaft zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen. Diese Entwicklung werde durch den Pluralismus in der Gesellschaft noch verstärkt. Als Beispiele zunehmend kontroverser Debatten nannte Diener das Verhältnis zum Islam, die Einstellung zu Homosexualität oder zum Schutz ungeborener Kinder. Hier stünden unterschiedliche Positionen zunehmend unversöhnlich gegenüber. Der Toleranzgedanke werde abgelöst von einem bloßen Akzeptanzgedanken. Das zeige sich unter anderem an Slogans wie „Keine Toleranz den Intoleranten“, sagte Diener. Angesichts dieser Entwicklung sei die Deutsche Evangelische Allianz „abso-

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lut notwendig“. Denn sie versuche, Christen unterschiedlicher Konfessionen unter einem Dach zu vereinen. Und die Sehnsucht danach wachse nach seiner Beobachtung auch an der Gemeindebasis. Diener ist im Hauptamt Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes.

Vier neue Mitglieder im Geschäftsführenden Vorstand Wie Generalsekretär Hartmut Steeb (Stuttgart) bekanntgab, wurden zum 1. Januar vier neue Mitglieder in den neunköpfigen Geschäftsführenden Vorstand berufen: die Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher (Bonn), die Beauftragte der württembergischen Landeskirche für das Projekt „Wachsende Kirche“, Pfarrerin Maike Sachs (Reutlingen), der Bundessekretär der Freien evangelischen Gemeinden, Reinhard Spincke (Hamburg), sowie der Vorsitzende der

Evangelischen Allianz München, Siegfried Winkler. Sie treten die Nachfolge von vier nach Ablauf ihrer Wahlperioden ausgeschiedenen Mitgliedern an. Unter ihnen würdigte Steeb insbesondere die jahrzehntelange engagierte Mitarbeit des langjährigen Generalsekretärs des Gnadauer Verbandes, Theo Schneider (Kassel), und des Direktors des Diakonissen-Mutterhauses Elbingerode, Reinhard Holmer. Schneider war über 24 Jahre Mitglied dieses Gremiums; Holmer gehörte dem Gremium drei Wahlperioden von jeweils sechs Jahren an. Ebenso scheiden die Klinikseelsorgerin Gudrun Siebert (Hemer) und der Schriftleiter der Zeitschrift „Perspektive“, Ralf Kaemper (Altena), nach jeweils einer Amtsperiode aus. (weitere Meldungen zum Allianztag auf den Regionalseiten Ost) P

b www.ead.de • 036741 2424

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

6. bis 12. Oktober

FERNSEHEN Samstag, 6. Oktober

Sonntag, 7. Oktober

16.30–17.00 Das Geheimnis der Hildegard von Bingen – Prophetin, Theologin, Komponistin, Wissenschaftlerin

9.30–10.15 Evang.-methodistischer Gottesdienst zum Erntedank aus der Christuskirche in Schönaich mit Pastor Herbert Link

18.45–18.50 „Glaubwürdig“: Ulrich Schacht sitzt 5 Jahre im DDR-Gefängnis, bis er im Westen Theologie studiert

17.30–18.00 „Angst! Christen im Irak“: In Zeiten von Terror und Verfolgung lebt ein großer Teil der irakischen Christen im Exil

17.45–18.15 10.00–11.00 „Fenster zum Sonntag“: Evangelisch-reformierter Massvoll mit Bier und Bibel – Gottesdienst aus Champéryp das Oktoberfest-Wirtsehepaar mit Pfarrer Philippe Genton Günter und Margot Steinberg

Montag, 8. Oktober

Freitag, 12. Oktober

20.15–21.00 Tel Aviv – Israels weiße iß Stadt S d am Meer: Bericht über die Küstenmetropole

20.15–20.45 ERF Eins „Niemals Mama“: Das Ehepaar Händler erfährt nach zwei Jahren, dass es keine Kinder bekommen kann – ein Traum zerbricht

Mittwoch, 10. Oktober 23.00–23.30 „Gefesselt im Heim“: Wenn Menschen zwangsfixiert werden, Doku

22.00–23.30 Nachtcafé: „Ist das Alter nur mit Geld erträglich?“, Talk

HÖRFUNK Sonntag, 7. Oktober 6.30–7.00 „Demenz und Tanztee“ Zu Besuch im Haus Schwansen in Rieseby 8.05–8.20 „Das Geistliche Wort“ – Der päpstliche Ökumeneminister Kardinal Kurt Koch

8.30–9.00 Harlems jüdische Vergangenheit – Der New Yorker Stadtteil war das drittgrösste jüdische Zentrum weltweit 8.35–8.50 In deinen Toren, Jerusalem – von Markus Bräuer

Montag, 8. Oktober

Mittwoch, 10. Oktober

10.00–11.00 Gottesdienst aus der d Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Remels

19.30–20.00 „Zeitfragen“: Hoffnung Alemania – EurokrisenFlüchtlinge in Deutschland

20.05–20.35 Weltuntergang 2012: Fiktion oder Realität?

12.00–13.00 ERF Plus „Christenverfolgung heute“ mit Thomas Schirrmacher

Dienstag, 9. Oktober 20.00–20.30 Der erste Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Max Tau

Donnerstag, 11. Oktober 20.00–21.00 ERF Plus „Bilanz“: Mut zum Leben und zum Glauben mit Horst Marquardt

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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Die Kirche steht vor den größten Herausforderungen seit 1945 THEOLOGENKONGRESS I Die evangelische Kirche wird deutlich kleiner werden und sich gravierend verändern.

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iese Ansicht vertrat der Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD), Oberkirchenrat Erhard Berneburg, auf dem AMD-Theologenkongress mit 850 Teilnehmern in Dortmund. Berneburg zufolge ist der Abbruch an christlicher Tradition „nach wie vor dramatisch“. Im Osten Deutschlands seien etwa 12 Millionen Menschen konfessionslos (rund 70 % der Bevölkerung), im Westen 15 Millionen (etwa 20 %). Der christliche Glaube habe in der Gesellschaft immer weniger einen selbstverständlich anerkannten Ort. Es gelte daher, Kräfte zu bündeln und Koa-

litionen zu schließen. Kirchen sollten dafür verstärkt mit freien Werken und Verbänden zusammenarbeiten. Der AMD angeschlossene Werke wie der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband, der CVJM, die Aktion ProChrist und die WillowCreek-Bewegung hätten der Kirche immer geholfen – „ob sie es wusste oder nicht“: „Sie haben Arbeitsfelder besetzt und verantwortet, die in der Kirche zu wenig zum Zuge kamen. Hier ist viel missionarische Kompetenz, und hier geschieht manche praktische Evangelisationsarbeit. Freie Werke sind ein Segen für die Kirche und

für die Mission in unserem Land.“ Aus dem Nebeneinander von freien Werken und verfasster Kirche müsse noch viel mehr ein Miteinander werden.

Nicht alles ist Mission Die tiefen Gräben zwischen den sozial und missionarisch Engagierten spielten keine große Rolle mehr. Allerdings entstehe heute manchmal der Eindruck, dass jede kirchliche Aktivität Mission sei. Der Begriff „Mission“ drohe, inflationär gebraucht zu werden. Wenn aber alles Mission sei, wäre nichts Mission. P

Neue Gemeinden gründen! Neue Formen erproben! THEOLOGENKONGRESSS II Der Theologe Herbst rief dazu auf, in der Kirche Raum für neue Gemeindeformen zu erproben und Gemeinden zu gründen, die nicht auf einen bestimmten Wohnbezirk beschränkt sind.

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„Dortmunder Impuls“ für geistlich oft lahme Kirche Der Kongress ging mit einem „Dortmunder Impuls“ zu Ende. In der Erklärung heißt es: „Gott kann und will ermüdete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu stärken. Darum üben wir neu geistliches Leben ein, neh-

v. l.: Oberkirchenrat Erhard Berneburg, Altbischof Axel Noack, Pfarrerin Birgit Winterhoff

men uns Zeit zur Einkehr und lassen Gott an uns wirken.“ Gott könne und wolle „der geistlich oft lahm gewordenen Kirche der Reformation Erneuerung schenken: Darum beten und arbeiten wir für diese Kirche und engagieren uns für ihre immer neue Umgestaltung“. Im Blick auf die Gesellschaft heißt es: „Gott kann und will durch uns seine Botschaft allen Menschen zugänglich machen. Darum beten und arbeiten wir für unsere Welt, setzen Zeichen der Gerechtigkeit und des Friedens und hoffen auf Gottes Reich.“ Die Botschaft von Jesus Christus gelte auch den Menschen, die ihm noch nicht glauben: „Gott kann und will Glauben wecken. Darum bezeugen wir mutig und kreativ die ‚Botschaft von der freien Gnade’, der wir

vertrauen und zu der wir besonders die Menschen einladen, die davon noch nichts gehört haben.“

Neue Ideen für den Pfarreralltag Die Veranstalter des Kongresses zogen ein positives Fazit. Die Leiterin des Amtes für missionarische Dienste der Evangelischen Kirche von Westfalen, Pfarrerin Birgit Winterhoff (Dortmund), lobte die „unglaubliche Bereitschaft“ der Teilnehmer, mitzuarbeiten und neue Ideen für den Berufsalltag mitzunehmen. Die Atmosphäre sei „hoch konzentriert, aber trotzdem fröhlich“ gewesen. P

b www.a-m-d.de • 030 83001313

Foto: AMD

ach Worten des Theologieprofessors Michael Herbst (Greifswald) waren die Kirchensteuereinnahmen jahrelang so gut, dass es kein großes Risiko wäre, dafür 10 % der Mehreinnahmen zur Verfügung zu stellen: „Wie wäre es denn, wenn es in jeder Landeskirche eine Initiative gäbe, fünf bis zehn solcher Projekte anzuregen oder zu unterstützen?“ Etliche junge Theologen warteten nur darauf, als Pioniere und Missionare in der Landeskirche etwas Neues zu wagen: „Es kann sein, dass manches scheitert. Aber es ist o.k. zu scheitern. Es ist nicht o.k., es nicht zu versuchen.“ Der am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung tätige Theologe ermunterte dazu, sich an Christus auszurichten: „Wir brauchen die Einkehr bei Jesus; sie ist kein Luxus, sie ist das Geheimnis, in diesem Land zu leben, fruchtbar zu wirken, andere zu stärken und nicht unterzugehen.“

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N AC H R IC H T E N

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Warum eine Ministerpräsidentin Pastoren beneidet THEOLOGENKONGRESS III Die nordrhein-westfälische Politikerin diskutierte mit dem Unternehmer Deichmann.

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ie nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft beneidet Pastoren um die Zeit, die sie sich bei der Predigtvorbereitung zum Nachdenken nehmen können. „Das würde ich mir auch für die Politik öfter wünschen“, sagte sie auf einer Podiumsdiskussion beim Theologenkongress der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste in Dortmund. Die SPD-Politikerin bekannte ferner: „Christsein, Familie und Freunde bieten für mich Heimat.“ Der christliche Glaube gebe ihr ein Wertefundament und „gemeinsames Wissen, worum es geht“. In der Gesellschaft seien ein Orientierungsverlust und Mangel an Respekt zu beobachten. Die Kirche sei dabei als „Mahner“ gefragt und könne so zur Besinnung beitragen. Hannelore Kraft ist katholisch aufgewachsen und trat als Erwachsene in die Evangelische Kirche im Rheinland über.

Deichmann: Eine Kirche ist etwas anderes als ein Unternehmen Der Chef der größten Schuheinzelhandelskette in Europa, der Baptist Heinrich Deichmann (Essen), warnte davor, ein Wirtschaftsunternehmen mit der Kirche zu vergleichen. Für eine Firma seien der Wettbewerb mit

Das Mitglied der rheinischen Kirche, Hannelore Kraft, und der Baptist Heinrich Deichmann

der Konkurrenz und Innovationen nötig. Dagegen habe die Kirche den Auftrag, das Reich Gottes zu bauen. Dieser Auftrag verändere sich nicht. Nötig sei es dafür, immer wieder neu auf Gottes Wort zu hören. Die Aufgabe der Kirche bestehe nicht darin, Bedürfnisse kurzfristig zu befriedigen, sondern über die letzten Dinge Auskunft zu geben. Deichmann bekannte, gelegentlich in einer freikirchlichen Gemeinde zu predigen. Die Vorbereitung koste ihn viel Zeit: „Da ging immer ein Wochenende für drauf.“

Christen sollten häufiger lachen Die Radiomoderatorin Gisela Steinhauer

(Berlin) sagte, sie vermisse bei Christen häufig das Lachen und Fröhlichsein. Dabei hätten sie allein Grund dazu. In der Kirche gehe es dagegen oft muffig zu. Sie rief dazu auf, in der U-Bahn, beim Autofahren und im Internet freundlicher auf andere Menschen zu reagieren. Besonders anonyme Hassbekundungen im Internet bereiteten ihr Sorgen: „Wenn ich regieren würde, würde ich das Internet verbieten.“ Steinhauer beklagte zudem die häufig abgehobene Sprache von Predigern: „Ich glaube, die lernen das in ihren Predigtseminaren, so zu sprechen“. Verkündiger sollten möglichst einfach reden, so Steinhauer. P

EKD-Vizepräsident: Pfarrer haben den schönsten Beruf der Welt THEOLOGENKONGRESS IV Auch die Sprache der Hollywoodfilme und der Atheisten lernen

Foto: AMD/Sem Dietterle

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essere Arbeitsbedingungen als im Pfarrberuf gibt es kaum. Diese Ansicht vertrat der Vizepräsident des EKD-Kirchenamtes, Thies Gundlach (Hannover), beim AMD-Theologenkongress in Dortmund. Gundlach zufolge ist der Pfarrberuf zwar hohen Ansprüchen und großer Arbeitsverdichtung ausgesetzt, aber er lasse auch viele Gestaltungsmöglichkeiten zu. Man dürfe ihn daher nicht schlechtreden. Pfarrer hätten „den schönsten Beruf der Welt“, da sie hauptberuflich Gott suchten und Menschen nahe sein könnten: „Uns werden Geschichten anvertraut, die in der Regel nicht einmal ‚ziemlich beste Freunde’ hören. Wir dürfen Gottes Trost und Glanz 40.2012

zusagen in Zeiten der Freude und des Kummers.“ Pfarrer sollten nicht zuerst über verbesserte Arbeitsbedingungen oder eine „verlässliche Wochenarbeitsstundenzahl“ nachdenken, sondern Lust auf Theologie und auf Einkehr bei Gott machen.

Die Kirche wirkt „erschöpft“ Auf viele Menschen wirke die Kirche „erschöpft“. Nach den Worten Gundlachs leidet die Kirche jedoch nicht unter zu viel Reformen: „Unsere Kirche ist nicht im Reformstress, sondern der Stress erwächst aus einer gewissen Reformmüdigkeit, die die notwendigen Flexibilisierungen verzögert, verlangsamt und verteuert.“ Kritik

äußerte Gundlach auch an der mangelnden Verständlichkeit von Predigten: „In der Verkündigung spüren wir alle, dass unsere Sprache uns verrät, wir sprechen eine biblisch geprägte, dogmatisch korrekte Verkündigungssprache, von der wir aber alle wissen, dass sie außerhalb der immer schon vertrauten Kreise viele nicht mehr verstehen. Es klingt lebensfern und gutmenschenfreundlich, wir reden spanisch im indischen Umfeld.“ Zwar bleibe man in der Bibel in der Übersetzung Martin Luthers verwurzelt, zugleich sei es aber nötig, die Sprache der Hollywoodfilme und Popsongs sowie der Atheisten zu lernen. P


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T H E AT E R K R I T I K

„Glaubst Du an den Erlöser?“ THEATER So ein Thema hatten große deutsche Theater wohl noch nie: Im Drama „Heiden“ versucht eine orthodoxe Großmutter ihre atheistische Familie zu bekehren. Von der Premiere des Stückes der ukrainischen Dramatikerin Anna Jablonskaja im Nationaltheater Mannheim berichtet Karsten Huhn. Großmutter Natalja, graues Haar, schwarzer Rock, streng, steif und orthodox, besucht ihre Sohn Oleg, dessen Frau Marina und Enkelin Kristina. Die Großmutter ist voller Glaubensstrenge und besorgt um das Seelenheil ihrer Familie. „Nicht fluchen, Töchterchen“, mahnt sie ihre Schwiegertochter. „Davon wird die Seele schwarz.“ Großmutter schlägt Kreuze, besprenkelt die Wohnung mit Weihwasser,

wissen. Stress, Chaos, noch mehr Stress, eine Symphonie des Schreiens, Fluchens, Türenknallens. Die Oma erzählt, wie Gott sie einst vom Schnupfen geheilt hat. Kristina antwortet: „Weißt Du Oma, wir haben Wodka getrunken und der Schnupfen war sofort weg.“ Die Oma schlägt mal wieder vor, sich doch endlich taufen zu lassen. „Oma, Taufe ist was für kleine Kinder, die sich nicht wehren können“, sagt Kristina.

ist ein Stück von großer Traurigkeit und Melancholie. Mutter Marina schlägt ihre Tochter, als sie erfährt, dass die längst von der Uni geflogen ist. Dem Vater dient die Duschkabine als Fluchtzelle vor den Hysterieattacken seiner Frau. Die wunderliche, ikonengläubige Großmutter empfiehlt Buße und Gebet und schimpft ihre Enkelin eine Hure. Dabei kennt Kristina die Bibel, zitiert aus der Bergpredigt, spricht von Liebe, Bescheidenheit und Weisheit. Eine irre Story mit stimmigen Bühnenbildern und kuriosen Wendungen: Oleg und Marina versuchen es probeweise mal mit dem Glauben und machen auf fromm. Kristina rasiert sich erst den Schädel und springt dann vom Balkon. Eine Ärztin macht wenig Hoffnung und empfiehlt „als zusätzliche Option: beten“. Ein Priester soll am Sterbebett die letzte Ölung spenden. „Christus hat sie in seine Arme genommen“, säuselt die Oma.

Großmutter Natalja versucht, ihren Sohn, die Enkelin sowie Schwiegertochter zu bekehren.

betet zur Mutter Gottes und stellt Fragen wie: „Glaubst Du an den Erlöser?“ Aber die Familie mag nicht an den Erlöser glauben. Die Ehe zwischen Oleg und Marina kriselt. Oleg ist ein erfolgloser Musiker, Marina näht Vorhänge und finanziert mit dem Makeln von Plattenbauwohnungen das Studium von Tochter Kristina. Die fühlt sich ungeliebt und sucht heimlich Trost bei afrikanischen Naturreligionen. Zur Uni geht sie längst nicht mehr. Stattdessen säuft sie und schläft mit Jungs, die sie gerade erst kennengelernt hat.

Geschrieben hat das Stück mit den bissigen Dialogen die 29-Jährige ukrainische Dramatikerin Anna Jablonskaja. 2011 kam sie als zufällige Passantin bei einem Terroranschlag am Flughafen Moskau ums Leben. „Heiden“ war ihr letztes Stück. Jablonskaja war Autorin einer orientierungslosen Generation, noch aufgewachsen in der russisch-orthodoxen Kirche, himmelssehnsüchtig, ohne selbst an Gott zu glauben. Zuletzt fühlte sie sich dem Philosophen Friedrich Nietzsche („Gott ist tot“) verbunden.

„Oma, Taufe ist was für Kinder“

„Christus brauchen wir nicht mehr“

Die Oma faltet die Hände, betet und versucht, mit martialischen Missionsmethoden die Familie zum Heiland zu bekehren. Doch die will von Gott nichts

„Eine Welt, in der wir sind, macht keinen Unterschied zu einer Welt, in der wir nicht sind“, heißt es in „Heiden“ und: „Jesus Christus brauchen wir nicht mehr.“ Es

Dann eine weitere Wende: Das Stück spielt schließlich zur Osterzeit, und auf den Tod folgt nun mal die Auferstehung. Kristina überlebt den Sturz, die Ärzte sagen, es sei ein Wunder. Die Oma hingegen stirbt. Zuvor legte sie eine Lebensbeichte ab: Einst habe sie abgetrieben. Auch Vater, Mutter und Kind halten ihre Schlussmonologe: „Der Mensch ist nie bereit, weder für das Glück, noch für den Tod“, sagt die Mutter. Manchmal gehe er zur Kirche und zünde eine Kerze an, gesteht der Vater. Sein letzter Satz lautet: „Und von Gott weiß ich gar nichts.“ Doch die schauspielerisch durchgängig überzeugende Aufführung von „Heiden“ zeigt das Gegenteil: Ein Stück voller biblischer Bezüge. Es ruft Gott in Erinnerung, auch wenn es ihn nicht bejaht. P

b Weitere Vorstellungen gibt es am 4., 14. und 31. Oktober. www.nationaltheatermannheim.de • 0621 1680150

Foto: Christian Kleiner

Nach dem Tod die Auferstehung

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P RO & KON T R A

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Soll der vorgeburtliche Bluttest verboten werden? MEDIZIN Das Regierungspräsidium Freiburg hat der Markteinführung des umstrittenen „Praena-Tests“ in Deutschland zugestimmt. Mit diesem vorgeburtlichen Bluttest können Schwangere frühzeitig erkennen, ob ihr Kind am Down-Syndrom (Trisomie 21) erkrankt ist. Christliche Organisationen schlagen Alarm: Sie befürchten vermehrte Abtreibungen und eine Diskriminierung von Behinderten.

Der Test diskriminiert Menschen mit Down-Syndrom maximal in ihrem Recht auf Leben.

PRO

Aus meiner Sicht wäre der neue vorgeburtliche Test schon längst verboten. Ein Rechtsgutachten von Prof. Klaus Ferdinand Gärditz von der Universität Bonn stützt meine Auffassung. Es kommt zu dem Schluss, dass der sogenannte PraenaTest auf Down-Syndrom kein zulässiges Diagnosemittel nach dem Gendiagnostikgesetz ist. Der PraenaTest ist ein nicht verkehrsfähiges Medizinprodukt, da es die Sicherheit und Gesundheit der Ungeborenen gezielt gefährdet, wie das Gutachten verdeutlicht. Ich bin der Auffassung, dass der Test weder medizinischen noch therapeutischen Zwecken dient. Nach dem Gendiagnostikgesetz müssen aber gerade diese Zwecke für eine zulässige vorgeburtliche Untersuchung vorliegen. Down-Syndrom ist keine Krankheit, es ist nicht „heilbar“. Mit dem Bluttest sollen ungeborene Menschen mit Down-Syndrom aufgespürt werden. Die Konsequenz eines

positiven Befundes wird in der Regel die Abtreibung des Kindes sein. Denn die bisher verfügbare Diagnostik hat bereits dazu geführt, dass sich die meisten Eltern gegen die Geburt des Kindes entscheiden, wenn bei einem Test das Down-Syndrom nachgewiesen wird. Der Test diskriminiert somit Menschen mit Down-Syndrom maximal: in ihrem Recht auf Leben. Mit dem neuen vermeintlich „einfacheren“ Test steht zu befürchten, dass die Suche nach Menschen mit Down-Syndrom noch verstärkt wird. Müttern wird mit dem neuen Test eine risikoärmere Methode zur vorgeburtlichen Diagnostik vorgegaukelt. Künftig steigt also der Druck auf Eltern weiter, den angeblich risikoärmeren Test durchführen zu lassen und bei auffälligem Befund abzutreiben. Das wird dazu führen, dass sich Frauen für ein Kind mit Down-Syndrom zukünftig noch öfter rechtfertigen müssen. P

Ein Verbot würde an der grundsätzlichen Problematik nichts ändern.

Dr. Christa Wewetzer ist Wissenschaftlerin am Zentrum für Gesundheitsethik der Evangelischen Akademie Loccum bei Hannover

KONTRA

Fotos: PR

Hubert Hüppe (Unna/Berlin) ist Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen.

Im Juli 2012 wurde das Spektrum vorgeburtlicher Untersuchungen auf das Down-Syndrom durch den sogenannten PraenaTest erweitert. Dieser Test hat kontroverse Diskussionen ausgelöst. Die Kritik richtet sich im Wesentlichen gegn eine mögliche Ausweitung der Pränataldiagnostik (PND) und eine weitere Diskriminierung von Menschen mit DownSyndrom. Diese Sorge ist ernst zu nehmen, denn die meisten Schwangerschaften werden abgebrochen, wenn eine entsprechende Diagnose vorliegt. Ein Verbot des PraenaTest würde aber an der grundsätzlichen Problematik im Zusammenhang mit der Pränataldiagnostik nichts ändern. Die Pränataldiagnostik ist seit Beginn der 1970er Jahre Bestandteil der Schwangerenvorsorge und weitgehend gesellschaftlich akzeptiert, obwohl die meisten vorgeburtlich diagnostizierten Erkrankungen und Fehlbil40.2012

dungen nicht behandelbar sind. Die Schwangeren beziehungsweise die Eltern nehmen die Pränataldiagnostik dennoch in Anspruch, um gesundheitliche Risiken ihres ungeborenen Kindes zu erkennen und individuelle Entscheidungen treffen zu können. Die medizinische und psychosoziale Beratung hat dabei einen hohen Stellenwert. Sie soll ihnen eine auch für ihre Zukunft tragfähige Entscheidung ermöglichen.

Was vermieden werden muss Der PraenaTest muss an eine enge Indikation im Rahmen einer bereits diagnostizierten Risikoschwangerschaft sowie an eine ausführliche genetische und psychosoziale Beratung gekoppelt werden. Eine Anwendung des Tests in der routinemäßigen Schwangerenvorsorge muss vermieden werden. P


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G A S T KOM M E N TA R

Wir sollten nicht versuchen, Muslime durch theologische Debatten überzeugen zu wollen. Pastor Johannes Justus (Hannover) ist der neue Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, der zweitgrößten Freikirche in Deutschland (siehe Seite 12).

Wie begegnen wir Nichtchristen? Liebe Leserin, lieber Leser,

Auf theologische Debatten verzichten

wir reden über ihn. Wir suchen ihn. Und wir wünschen uns ihn - den Frieden. Aktuell werden folgende Fragen laut: „Kann es Frieden geben in einer Welt mit Muslimen? Kann man friedlich mit ihnen auskommen?“ Ja, das kann man. Ich habe es erlebt. Ich bin im Vielvölkerstaat der ehemaligen Sowjetunion aufgewachsen, nämlich in Kasachstan, und lebte dort Tür an Tür mit Deutschen, Russen, Türken, Kurden, Usbeken, Kasachen und Iranern. Wir unterstützten uns in alltäglichen Dingen. Meine Familie und ich waren in türkischen Häusern willkommen. Unsere Kinder spielten miteinander. In dieser multikulturellen Zusammensetzung lebten und erlebten wir trotz des Kommunismus ein friedliches Miteinander.

Ich sage nicht, dass man alles gutheißen muss. Aber ich weiß, dass Liebe über Hass regiert. Wir sollten Muslime und Menschen anderer Religionen nicht durch theologische Debatten überzeugen, vielmehr sollten wir sie durch Liebe gewinnen und unseren Glauben praktisch und kühn vorleben. In einer Welt des Wandels hilft es mir, auf die konstanten Werte der Bibel zu achten. Der höchste ethische Wert darin heißt Nächstenliebe. Daraus leite ich mein Motto ab: „Menschen ins Reich Gottes hineinlieben!“ Es war die Liebe, die auch unseren Gott motivierte (Johannes 3,16): „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

Gehöre ich etwa zur Mafia? Ich könnte auch ein Lied von Diskriminierung singen. Wenn Menschen meinen Akzent hören, löst es aufgrund ihrer Erfahrungen die merkwürdigsten Reaktionen aus. Manche fragen, ob ich irgendwie der russischen Mafia angehöre. Und schon wird sie zugeschlagen, die Schublade. Wenn sich ein Mensch erst einmal darin befindet, wird er so schnell nicht wieder herausgelassen. Doch wie kann man solch trügerische Erfahrungen loswerden? Nun, indem man die Bereitschaft mitbringt, das Schubladendenken zu verlassen. Paulus schreibt im 2. Korintherbrief 6,12: „Eng ist nicht der Raum, den ihr in uns habt; eng aber ist's in euren Herzen.“ Das ist auch für mich eine Herausforderung.

Wenn Muslime sagen: Sollte Jesus wirklich leben? Ein Mensch ist es wert, als Gewinn oder Schatz betrachtet zu werden. Mit dieser Haltung begegne ich den Muslimen, die sich in ihrer Not an mich wenden. Ich erzähle ihnen, dass ich zu Jesus bete und von ihm alle Hilfe erwarte. Darauf sagen sie meist: „Wenn Jesus wirklich lebt, wird er auch handeln. Ich möchte ausprobieren, was Du sagst.“ Schon oft habe ich dann sehen dürfen, dass Jesus tatsächlich handelte und sich ihnen offenbarte. Wir dürfen uns nicht wundern, dass Menschen auf die Verunglimpfung ihres Glaubens mit Protest reagieren. Vielmehr sollten wir Christen lernen, unseren Glauben ebenso ernstzunehmen und ihn in Liebe, Mut und Echtheit vorzuleben. Es grüßt Sie herzlich Ihr

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So ließ Rembrandt 1630 Jeremia über die Zerstörung Jerusalems trauern.

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Was der Prophet Jeremia heute zu sagen hat THEOLOGIE Das Leben dieses alttestamentlichen Propheten im 7. Jahrhundert vor Christus war dra-

Foto: dpa

matisch: Er sagte seinem Volk Krieg, Hungersnot und Gefangenschaft voraus und wurde dafür verlacht und verfolgt. Hat der Prophet uns heute noch etwas zu sagen? Darüber sprach Karsten Huhn mit dem Jeremia-Experten Helmuth Egelkraut. Herr Egelkraut, das Buch Jeremia – was ist das nur für ein deprimierendes Buch! Das spiegelt die total deprimierende Zeit, in der Jeremia inmitten weltgeschichtlicher Umbrüche lebte. Er nahm um 627 vor Christus seinen Dienst als Prophet auf. In den folgenden Jahren zerschlug Babylon das assyrische Reich und kämpfte gegen Ägypten um die Weltmacht. Zwischen diesen Mächten befand sich Jerusalem und mit ihm Jeremia. Von Anfang an war Jeremias Botschaft: Das Volk Israel muss zu Gott umkehren, um zu überleben. Das Volk hatte aber keine Lust auf Umkehr. Jeremias Predigt war vergeblich. Das sagt er ja selbst: „23 Jahre predige ich euch nun, und ihr habt nicht hören wollen“ (Kapitel 25,3). Danach wurde es nicht besser. Er hat sein Volk über 40 Jahre begleitet – bis in den Untergang. Jerusalem wurde erobert und der Tempel zerstört. Volk und König wurden nach Babylon deportiert. Jeremias Predigten trugen Züge eines Rundumschlags gegen Politiker, Priester u. a.: „Ihr seid Diebe, Mörder, Ehebrecher & Meineidige“ (7,9). Kein Wunder, dass keiner auf ihn hören wollte.

ideaSpektrum 40.2012

Tatsächlich wollten seine Zuhörer ihn lynchen (26,8). Jeremias Hauptvorwurf war aber nicht der Verlust von gesellschaftlicher Moral, sondern dass das Volk Gott verlassen und seinen Namen missbraucht hat. Israel hatte den Tempel zu einer Räuberhöhle gemacht (7,11) und rannte fremden Göttern nach.

Jeremia nannte die Sünden beim Namen Nun könnte man sagen: Die Geschichte Jeremias ist lange her – was geht uns das an? Zum Beispiel dieses: Keiner kämpfte so mit falschen Propheten wie Jeremia. Falsche Propheten wiegen das Volk in falscher Sicherheit: Euer Leben ist in Ordnung, alles wird gut, ihr braucht euch nicht bekehren. Dagegen nannte Jeremia die Sünden seines Volkes beim Namen. Solche Predigten sollte sich heute mal jemand erlauben! Anlässe zur Kritik gibt es auch heute genug: Ich denke etwa an Bundespräsident Joachim Gauck, der in einem ungeregelten Verhältnis mit seiner Lebensgefährtin lebt, aber gleichzeitig noch mit seiner ersten Ehefrau verheiratet ist. Das lässt sich weder christlich noch vom Amt her rechtfertigen. O


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O Warum ließ Gott Jerusalems Zerstörung zu? Jeremia warnte vor dem Untergang Jerusalems. Die Stadt galt als Gottes Augapfel – wie konnte Gott ihre Zerstörung zulassen? Dazu muss man Gottes Bundesschluss mit Israel am Sinai verstehen: In diesem Bund waren einerseits die Segenszusagen Gottes festgeschrieben, zugleich aber auch die Lebensordnungen, die gut für das Volk sind, und die Sanktionen, wenn das Volk Gott den Rücken kehrt. Wenn Gott an seinem Volk das Gericht vollzieht, bleibt er sich selbst treu und erfüllt den Bund. Gott hat die Nase voll von seinem Volk. Er zerstreut es. Nein! Gott zerstreut und straft sein Volk unter tiefem Schmerz. Und neben dem Gericht steht die erneute Treuezusage Gottes, etwa wenn es in Jeremias Brief an die nach Babylon Deportierten heißt: „Denn ich weiß wohl, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr, Gedanken des Friedens und nicht des Leides, euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben“ (29,11). Es bleibt die Zusage: „Ich will euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein“ (30,22).

Was Jeremia mit Jesus Christus zu tun hat Jeremias Buch besteht von vorn bis hinten fast nur aus düsteren Nachrichten. Seltsamerweise gibt es zwischendurch drei Kapitel (31-33), in denen es einen Stimmungswechsel gibt. Diese drei Kapitel empfing Jeremias „Trostbüchlein“ mitten im Vollzug des Gerichts. Darin kündigt Gott einen „neuen Bund“ (31,31) und einen neuen „Spross Davids“ (33,15) an. Zugleich heißt es: „Ich will sie reinigen von aller Missetat, womit sie wider mich gesündigt haben. Ich will ihnen vergeben alle Missetaten, womit sie wider mich gesündigt und gefrevelt haben“ (33,8). Jeremias Worte vom „neuen Bund“ hat Jesus in seine Abendmahlsworte aufgenommen und damit sein Kreuzesleiden verbindlich gedeutet: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird“ (Lukas 22,20).

Der Prophet durfte nicht heiraten Jeremia hätte angesichts der Botschaft, die er zu verkünden hatte, sein Amt am liebsten hingeschmissen. Jeremia war nicht nur im Clinch mit seinem Volk, sondern kämpfte auch mit Gott. Denn Gott mutete Jeremia einen Auftrag zu, an dem dieser nahezu kaputt ging. Er durfte weder heiraten noch Kinder zeugen, er durfte weder Hochzeiten mitfeiern noch Beerdigungen besuchen (Kapitel 16); das heißt, er wurde von Gott sozial isoliert. „Jedermann verlacht mich“, klagte Jeremia (20,7). Und er wusste von Anfang an, was auf ihn zukommt. Das erste Wort, das er im Buch Jeremia an Gott richtet, lautet: „Ach!“ (1,6) – ein Schmerzenslaut!

Warum vergibt Gott solche Aufträge? Warum vergibt Gott einen so seltsamen Auftrag? Wir meinen, man brauche für so einen Auftrag jemanden mit stabiler psychischer Verfassung. Aber Gott wählte sich

mit Jeremia einen Mann mit hoher Sensibilität. Jeremia liebte sein Volk und litt unter dessen Widerspenstigkeit. Deshalb wehrte er sich von Anfang an gegen diesen Auftrag. Mehrfach wurde er mit dem Tode bedroht und gefoltert. So wurde er in einen Block gesperrt, ein Balkengerüst, in dass Hände, Füße und Hals eingespannt wurden, um den Körper zu verdrehen (20,2). Und er wurde in eine Zisterne geworfen, die nur noch Schlamm führte (38,5). Im Leiden Jeremias spiegelt sich das Leiden Gottes an seinem Volk. Jeremias Leben war voller Konflikte. Gerade deshalb inspirierte es viele Künstler. Der Schriftsteller Stefan Zweig schrieb das Drama „Jeremias“ und Franz Werfel verarbeitete Jeremias Geschichte in dem Roman „Höret die Stimme“. Auch Leonard Bernsteins erste Sinfonie „Jeremia“ folgt dem biblischen Stoff.

Ist Jeremia nur eine erfundene Gestalt? Manche Alttestamentler halten Jeremia für eine fiktive Gestalt. Fiktiv bedeutet erfunden. Gegen diese Hypothese sprechen die zahlreichen detaillierten Beschreibungen von Personen und Orten. Zum Beispiel beschreibt Jeremia 26,22 eine „Gestapo-Gruppe“ unter dem Kommando des Elnathan, des Sohnes Akbors. Sie spürt auf Befehl von König Jojakim den unbequemen Propheten Urija in Ägypten auf, entführt ihn nach Jerusalem und lässt ihn dort „mit dem Schwert“ hinrichten. Oder Kapitel 36: Dort wird beschrieben, wie Jeremias Schriftrollen in der Kanzlei des Königs verlesen werden. Detailliert werden die Namen derer genannt, die mit am Kabinettstisch saßen: „Und siehe, daselbst saßen alle Fürsten: Elisama, der Kanzler, Delaja, der Sohn Semajas, Elnathan, der Sohn Achbors, Gemarja, der Sohn Saphans, und Zedekia, der Sohn Hananjas, samt allen Fürsten“(36,12). Aber auch die Ortskenntnisse im Buch Jeremia sind bemerkenswert: Zum Beispiel wird beschrieben, dass er in dem zum Gefängnis gemachten Haus Jonatans des Schreibers wegen Wehrkraftzersetzung inhaftiert war, dass die Zisterne, in die Jeremia geworfen wurde, sich im Wachthof befand und dem Prinzen Malkija gehörte (38,6). Wäre Jeremia eine fiktive Gestalt und das Buch Jeremia Jahrhunderte später entstanden, woher hätte der Autor all diese Details? Namen und Ereignisse könnten einfach gut erfunden sein. Jüdische Archäologen fanden 1978 bei Ausgrabungen in Jerusalem ein Tonsiegel mit dem Abdruck des persönlichen Siegels eines gewissen Berachja Ben-Nerija, des Schreibers. Wörtlich den gleichen Text, also Name, Vatername und Berufsbezeichnung, fi nden wir auch in Jeremia 36,32: „Und Jeremia nahm eine andere Rolle und gab sie Baruch Ben-Nerija, dem Schreiber.“ Baruch ist nichts anderes als die Kurzform des Namens Berachja. Es handelt sich also um das persönliche Namenssiegel von Baruch, dem Schreiber Jeremias. Um jegliche Gedanken an einen Zufall auszuräumen: Am gleichen Ort wurde das persönliche Siegel Serajas, des Bruders Baruchs ideaSpektrum 40.2012


BI BE L & T H E OLO GI E

Haben Sie eigentlich einen Lieblingsvers im Buch Jeremia? Jeremia 15,16: „Dein Wort ward mir Speise, da ich's empfing; und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, Herr, Gott Zebaoth.“ Sinngemäß heißt es im Hebräischen: „Dein Wort war mir ein Leckerbissen, eine Delikatesse.“

floh der Rest des Volkes trotz Jeremias Warnung nach Ägypten – und zwang Jeremia mitzugehen. Und es änderte sich nichts. Der Götzendienst des Volkes ging in Ägypten weiter. Solange wir die Himmelsgöttin anbeteten, ging es uns gut, als wir es nicht mehr taten, ging es uns schlecht, behauptete das Volk (44,16-19). Also betete man weiter die Himmelsgöttin an. Dem Talmud zufolge ist Jeremia in der ägyptischen Stadt Thachpanhes von seinen Volksgenossen vermutlich nach 5. Mose 13 als Falschprophet gesteinigt worden. Nach allem, was wir von Jeremia wissen, halte ich das für nicht unwahrscheinlich.

Wie predigt man über dieses Buch?

Verkündigen führt durchs Leid

Wie predigt man dieses schwer verdauliche Buch? Oft greifen Verkündiger auf Jeremias Berufungsgeschichte zurück (Kapitel 1) oder auf Verse wie „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte“ (31,3), man nimmt den Hinweis auf den kommenden Spross Davids (23,5-6) oder das Wort vom „Neuen Bund“ (31,31-34). Alles andere wird weitgehend weggelassen. Ich persönlich fand es hilfreich, über Jeremias Klagen zu predigen. Viele Menschen gehen durch schwere Leiden. Sie leiden an Gott, ihren Mitmenschen oder der scheinbaren Fruchtlosigkeit ihrer Arbeit. Eine weitere Möglichkeit ist es, so wie Jeremia darauf hinzuweisen, dass über allen Werten die lebendige Verbindung mit Gott steht. Denn Werteverfall ist eine Folge des Abfalles von Gott selbst. Ein weiterer Gesichtspunkt: Wie damals Israel sind wir heute in Europa in einer politisch und wirtschaftlich schwierigen Situation. Wenn Europa Gott verlässt, dann wird es schließlich auch von Gott verlassen sein. Jeremia hat jahrelang Gottes Gericht angekündigt, und die Leute machten sich darüber lustig: „Wo ist denn des Herrn Wort? Lass es doch kommen!“ (17,15). Vielleicht befinden wir uns heute in einer ähnlichen Situation und stehen dem kommenden Gericht Gottes näher als wir meinen – auch was unsere Hinwendung zu anderen Göttern angeht.

Was können wir aus Jeremias Leben lernen? Dass das Verkündigen von Gottes Wort durch Leiden hindurchführt. Der Prophet ist keine angesehene Person, die alles im Voraus weiß, sondern erlebt schwerste Anfechtungen, Verwerfung, Anfeindung und Verachtung. Jeremia war von Gott enttäuscht, dieser schien ihm grausam und trügerisch (15,17-18). Ähnlich wie Hiob verfluchte Jeremia den Tag seiner Geburt (20,14). Aber er hielt an Gott fest.

gefunden; er wird Jeremia 51,59 erwähnt. Ich halte deshalb daran fest, dass wir das authentische Zeugnis Jeremias in der Hand haben.

Haben Sie einen Lieblingsvers?

Ist Jeremia gescheitert? Jeremia ist mit seiner Mission gescheitert. Das Volk hat nicht auf ihn gehört und ist nicht umgekehrt, um Gottes Gericht abzuwenden – insofern ist Jeremia gescheitert. Aber er hat seinen Auftrag als Prophet treu ausgeführt und gepredigt, was Gott ihm aufgetragen hat. Das hat Jeremia gegen alle Widerstände ausgehalten – insofern war er erfolgreich. Jeremia wird so zu einem Typus, also eine Abschattung oder ein Vor-ausbild von Jesus Christus, der trotz seines scheinbaren Scheiterns siegt. Man kann sagen: Das Leiden Jeremias ist eine Art Vorabbildung des Leidens Jesu. Der entscheidende Unterschied: Anders als bei Jeremia hat das Leiden Jesu stellvertretenden, sühnenden Charakter für unsere Sünden. Vielen Dank für das Gespräch! P

Die Götzen und die Kirche heute

Foto: privat

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An welche Götter denken Sie? Es handelt sich sicher nicht um die Götter der alten Welt. Aber wenn ich sehe, wie leitende Bischöfe in der EKD den Islam hofieren, dann ist das eine Hinkehr zu anderen Göttern. Andere Götzen unserer Zeit sind zum Beispiel die Idole der Popkultur oder des Fußballs. Ich merke es bei meinen Enkeln: Sie brauchen etwa unbedingt das Trikot von Bayern Münchens Stürmer Mario Gomez. Es ist schon auffällig, wie die Werbung Idole benutzt, um ihre Produkte zu vermarkten und Abhängigkeiten zu schaffen. Wie ging Jeremias Leben eigentlich zu Ende? Als Jerusalem von den Babyloniern erobert wurde, bekam er von der Besatzungsmacht die Überführung nach Babylon und eine Staatspension angeboten. Jeremia lehnte ab, weil er in Jerusalem bei seinem Volk bleiben wollte. Dann

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b Helmuth Egelkraut (74) arbeitete als Pfarrer der württembergischen Landeskirche, als Dozent am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission sowie an der Freien Hochschule für Mission (heute: Akademie für Weltmission) in Korntal, der er als Dekan vorstand. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Egelkraut ist Autor des Buches „Das Alte Testament. Entstehung, Geschichte, Botschaft“ (Brunnen Verlag).


Kühe sind nicht lila ERNTEDANK Wohl noch nie ist eine Generation mit so wenig Kontakt zur Landwirtschaft aufgewachsen wie die heutige. Um das zu ändern, hat die Evangelische Brüdergemeinde Korntal bei Stuttgart einen Schulbauernhof samt Arche geschaffen. Er kann von Schulklassen aus dem gesamten deutschsprachigen Europa für jeweils fünf Tage besucht werden.

Der Hühnerfangexperte Dren kommt gerade mit den Mitgliedern seiner „Stallgruppe“ von den Hühnern zurück. „Das ist schon ein bisschen anstrengend“, meint er. „Man muss den Kopf der Hühner weghalten, um an ihre Eier zu kommen. Wenn man das falsch macht, picken sie einem in die Hand“, erklärt er. Nur einmal

sei ihm das heute passiert. Alex steht neben ihm und bezeichnet sich selbst bereits als „Hühnerfangexperte“. Und auch Anton hat die Scheu vor dem Federvieh abgelegt. Er lässt es sogar zu, dass sich ein Huhn auf seinem Kopf niederlässt.

Zitze ist nicht gleich Zitze Ihre Beute – ein großer Korb voller Eier – tragen die Schüler jetzt stolz in den Stall. Hier werden sie erst einmal vorsichtig mit dem Handbesen gereinigt und behutsam in die Eierhorden gesetzt. „Die sind für die Küchengruppe“, sagt Lorenzo. Die Küchengruppe – bestehend aus weiteren sechs Schülern – macht daraus etwas Leckeres zum Mittagessen. Was genau, weiß Dren noch nicht, könnte sich aber große Spiegeleier oder Omeletts gut vorstellen. Am Morgen, ganz früh, haben er und seine Gruppenkameraden bereits Kühe und Ziegen gemolken (Anton: „Die Zitzen waren ein wenig rau.“) und sie anschließend auf die Weide gebracht. Die Technik, um Ziegen zu melken, ist durchaus eine andere als bei Kühen, haben sie dabei festgestellt. „Zitzen von Ziegen sind viel kleiner. Hier kann man zupacken und loslegen“, sagt Anton. „Bei den Kühen muss man warten, bis die Milch nachkommt.“ Anschließend musste der Stall ausgemistet werden, eine Arbeit, die Zarah „einfach ekelhaft“ findet, die aber auf einem Bauernhof erledigt werden müsse.

Wenn man sein Essen selbst herstellt Auf dem Schulbauernhof werden die Schulklassen in 4 Gruppen aufgeteilt, die stets zusammenbleiben und die Bereiche „Frischluft“, „Stall“, „Milchküche“ und „Küche“

Fotos: Diakonie der Ev. Brüdergemeinde Korntal

Die Arche des Schulbauernhofs „Zukunftsfelder“ in Korntal bei Stuttgart ist diesmal von der Klasse 6a der Hanfbachschule Möglingen – einer Werkrealschule – geentert worden. Das verrät die von den Schülern selbst gemalte Flagge, die am Bug des großen Holzschiffes gehisst ist. Calvin, Ilayda, Ece und Justin, Anton, Lorenzo, Dren, Alex und Evelyn, Zarah und Nicola gehen 3 Tage zusammen mit ihrer Klassenlehrerin Claudia Scheel, der Schulsozialarbeiterin Daniela Berg sowie ihren Klassenkameraden „auf große Fahrt“. Sie erwartet ein Abenteuer in der bunten und vor allem realen Welt von Tieren, Pflanzen und Nahrungsmitteln. Begleitet werden sie von „Lotsen“ – Mitarbeitern im pädagogischen und hauswirtschaftlichen Bereich des Schulbauernhofs – sowie vom Landwirt der Brüdergemeinde Korntal. Von ihnen werden sie in die Geheimnisse der Schöpfung eingeweiht. Zuerst beziehen sie ihre Unterkünfte. Jedes Zimmer bietet einen freien Blick auf die Arche, in der die Tiere leben. Sie erwarten die Kinder schon: die Kühe Wamme, Wanne und Lilli, die Ziegen, Schweine und Hühner. Für sie, für den Garten und für ihr leibliches Wohl werden die Schüler in den kommenden Tagen verantwortlich sein.

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C H R I ST & L A N DW I R T SC H A F T

Fühlen, riechen, schmecken: Auf dem Schulbauernhof lernen die Kinder, über die große Vielfalt der Schöpfung zu staunen.

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cken. Das Wunder, wie Gott die Natur für Mensch und Tier angelegt hat und wie alles miteinander lebt, dass alles miteinander zu tun hat und aufeinander angewiesen ist“, sagt Jochen Rittberger, der pädagogische Leiter des Hofs, des jüngsten Kindes der diakonischen Einrichtungen der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal. Seit 2 Jahren gibt es den Schulbauernhof, und er wird bei Schulen im Großraum Stuttgart und bereits in benachbarten Bundesländern immer bekannter. Auch die Schüler der Klasse 6a der Hanfbachschule aus dem nahen Möglingen profitieren davon, obwohl ihre Gemeinde in einem ländlichen Gebiet mit vielen Aussiedlerhöfen liegt. Trotzdem, so Lehrerin Claudia Scheel, hätten viele ihrer Schüler kaum einen Bezug zu Natur und Tieren. Der Glaube, Kühe seien lila, ist längst bittere Realität in deutschen Klassenzimmern geworden.

Keine Angst vor Tieren

durchlaufen. Das Prinzip: Jede Gruppe arbeitet der anderen zu. Daran wird der Kreislauf von Saat und Ernte deutlich. In der Küche war die Gruppe um Dren schon. Hier machten sie Kartoffelauflauf, Zimtschnecken und grünen Salat sowie „Apfelmus mit Knusper“. Zum Frühstück haben sie einen Hefezopf gebacken. Butter und Frischkäse haben sie in der Milchküche hergestellt. „Zuerst muss man die frische Milch in einem Behälter in den Kühlschrank tun“, erklärt Dren. Die Sahne, die sich dann oben absetzt, wird in einem Glas geschüttelt bis man Butter hat“. „Wir mussten richtig stark schütteln“, deutet Lorenzo die Mühe an, die es kostet, bis die Butter schließlich auf das frisch gebackene Brot gestrichen werden kann.

„Jauche ist flüssiges Gold“ Das Essen selbst herzustellen, halten die Kinder für besser, als zum Geschäft zu gehen. „Mit meiner Mutter kann ich jetzt Hefezopf machen. Das spart Geld und Benzin, um zum Supermarkt zu fahren“, sagt Alex. Auch die Tiere verdienen Achtung. „Schweine sollte man nicht auslachen“, meint Alex. „Sie versorgen uns mit Fleisch. Und auch Kuhmist ist wichtig, weil man aus ihm Dünger macht“, ergänzt er. Und Anton, schon ganz erfahrener Jungbauer, schiebt wissend hinterher: „Jauche ist flüssiges Gold.“

Das Wunder der Schöpfung entdecken Für die Christen des Schulbauernhofs ist es wichtig, auf den Schöpfergott hinzuweisen. „Wir laden die Kinder ein, das Wunder der Schöpfung am eigenen Leib zu entdeideaSpektrum 40.2012

Vor diesem Hintergrund wird klar, dass viele Kinder beim erstmaligen Betreten des Arche-Stalls zurückhaltend bis ängstlich auf die Tiere reagieren. „Das legt sich aber ganz schnell“, erzählt Claudia Scheel. Ist der Kontakt über die Hände erst einmal hergestellt, kommt der Rest von alleine. „Eine Schülerin hat sich erst nicht getraut zu melken und war dann super stolz, als sie sich überwunden hatte“, so Schulsozialarbeiterin Daniela Berg.

Neue Erfahrung: Gemeinsames Essen Aber der Schulbauernhof bedeutet viel mehr für die Klassen. Die Schüler lernen zwar, wie Karotten fachgerecht zu ernten sind, dass die „Goldene Königin“ eine adlige Tomatensorte ist und dass schon zwei Kartoffeln pro Tag die nötige Vitaminzufuhr eines Erwachsenen sicherstellen. Ein weiteres positives Erlebnis ist für viele Kinder aber gerade der feste Tagesablauf auf dem Hof. Und: Einige sind regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten bisher eher nicht gewohnt. „Essen bedeutet auf dem Schulbauernhof nicht nur Nahrungsaufnahme. Die Schüler tauschen sich am Tisch lange aus über das, was sie erlebt haben. Das genießen sie“, merkt Daniela Berg.

Habe Dank, lieber Gott Mittagessen: Alle Schülerinnen und Schüler sitzen mit gewaschenen Händen auf Bänken an Holztischen und erwarten den großen Moment, in dem die Küchengruppe ihr Mittagsmenü verkündet. Noch bevor die dampfenden Schüsseln auf Rollwägen in den Speisesaal geschoben werden, stimmt der pädagogische Leiter Jochen Rittberger einen Dank-Rap mit den Kindern an . Zweimal in die Hände klatschen, zweimal mit den Händen auf die Tischkante schlagen. Aus 25 Kinderkehlen klingt es: „Für dich und für mich ist der Tisch gedeckt. Habe Dank, lieber Gott, dass es uns gut schmeckt. Amen.“ P

b www.schulbauernhof-zukunftsfelder.de • 0711 6200 75912


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Sonntagsschullehrerin in den Ghettos von New York MISSION Eigentlich dachte Kathrin Beyer nie daran, Deutschland zu verlassen. Doch dann ging sie für ein Praktikum nach New York. Die Arbeit mit Straßenkindern in den Ghettos gefiel der Kunstpädagogin so gut, dass aus den geplanten 4 Monaten schon zweieinhalb Jahre geworden sind. Ein Beitrag von Corina Mögling. as Leben in Deutschland war nicht schlecht“, sagt Kathrin Beyer. Nach ihrem Studium verdiente die 27-jährige Kunstpädagogin ihren Lebensunterhalt als Kellnerin und mit dem Verkauf eigener Gemälde. In der Freien evangelischen Gemeinde Schönbach bei Herborn engagierte sie sich als Sonntagsschullehrerin. Doch sie sehnte sich danach, mit ihrem Leben mehr zu bewirken. Bei einer Tagung begegnete sie Bill Wilson, dem Gründer und Pastor des Missionswerkes „Metro Ministries“ (U-Bahn-Predigtdienst) in New York, das die größte Sonntagsschule weltweit unterhält. „Er sagte, dass jeder Mensch etwas bewirken kann, wenn er sich entscheidet, sein Leben für andere einzusetzen“, erzählt Kathrin. Noch am selben Tag meldete sie sich bei dem Amerikaner für ein Praktikum an. Die folgenden vier Monate sollten ihr Leben verändern. Als sie nach Deutschland zurückkam, fiel es ihr schwer, sich wieder einzuleben. Sie hatte New York und die Kinder so sehr ins Herz geschlossen, dass sie ein Jahr später wieder zurückging.

Sonntagsschule auf dem Bürgersteig Mit gelben Lieferwagen, die zu einer Bühne umgebaut werden können, fährt sie nun mit ihrem Team in die Ghettos der Metropole. Auf den Bürgersteigen bietet sie ein kostenloses Kinderprogramm – die „Sidewalk Sunday School“ – an. Mit einfachen Lektionen, Liedern und Geschichten erzählt Kathrin den Kindern von Jesu Liebe und der Hoffnung, die sie durch ihn haben können. Sie ermutigt ihre Zuhörer, die Schule abzuschließen und sich von Banden und anderer Gewalt fernzuhalten. Voller Vorfreude warten die Kleinen jede Woche auf den gelben Lieferwagen und das Programm, bei dem sie unbekümmert lachen, singen und spielen können. Es bietet ihnen die Möglichkeit, ihrem oft trostlosen Alltag eine Weile zu entfliehen.

Flachbildfernseher statt Kinderbett Einmal pro Woche besucht Kathrin die Kinder zu Hause, um sie zur nächsten Sonntagsschule einzuladen. Dabei trifft sie auf viel Armut:

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Die meisten Familien leben in winzigen Wohnungen, und die größtenteils alleinerziehenden Mütter müssen sich und ihre Sprößlinge mit wenig Geld durchbringen. Oft sind die Kinder tagsüber sich selbst überlassen. Nicht selten ist das einzige Möbelstück im Wohnzimmer ein großer Flachbildfernseher – während die Kinder auf Matratzen schlafen. Durch ihre Besuche kann Kathrin den Kleinen zeigen, dass sich jemand für sie interessiert. „Aber unsere Arbeit ist mehr, als nur kleine Kinder zu umarmen und ein gutes Programm zu bieten. Es geht darum, sie aufzubauen und weiterzubringen.“ Eines Sonntags kam ein 10-jähriges Mädchen – Sanjida – schüchtern auf Kathrin zu und erzählte zögerlich, dass ihre Familie Jesus nicht kenne. In ihren Augen glaubte Kathrin eine Angst zu sehen, dass sie sie nun wieder wegschicken würde. Als die 27-Jährige ihr aber versicherte, dass sie dennoch willkommen sei und Jesus sie liebe, leuchteten Sanjidas Augen auf. Seitdem ist sie jede Woche die Erste, die zur Sonntagsschule kommt. Sie sitzt immer in der vordersten Reihe und hört aufmerksam zu. „Unsere Hoffnung ist, dass die Kinder verstehen, dass Jesus sie liebt, wichtig nimmt und eine persönliche Beziehung zu ihnen haben möchte.“ Ob sie für immer in New York bleiben wird, weiß Kathrin nicht. Aber zu einem „normalen“ Leben zurückzukehren, ist für sie undenkbar: „Wenn man mit Jesus unterwegs ist und täglich außergewöhnliche Dinge mit ihm erlebt, möchte man gar nicht mehr zurückgehen. Man möchte mehr erleben!“ P

b www.metroministries.org • kathrinunterwegs.wordpress.com 1980 gründete Bill Wilson die „Metro Ministries“. Heute kommen in New York wöchentlich rund 20.000 Kinder zu den Straßeneinsätzen. Aber auch in Rumänien, Afrika, Indien und auf den Philippinen ist die gemeinnützige Organisation aktiv. So werden pro Woche insgesamt rund 42.000 Kinder erreicht – Tendenz steigend.

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DI E K LE I N E K A NZ E L zum Erntedankfest (7. Oktober)

» Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht «

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Julia Bergner (Gießen) ist Volontärin bei der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. In ihrer Freizeit betätigt sie sich als Erntehelferin auf dem Bauernhof der Eltern ihres Freundes.

Aus dem 1. Buch Mose 8,22

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Ohne Gott wäre überhaupt nichts da Gelb, rot, violett, länglich, rund oder oval purzeln sie auf den Sortiertisch – Kartoffeln in allen Farben und Formen. Und zwischendrin kleine Flaschen, Scherben von Tonkrügen, Münzen aus verschiedenen Jahrhunderten, lauter kleine Schätze. Bei der Kartoffelernte wird Landwirten bewusst, dass schon Generationen über das Feld gegangen sind, geerntet haben und von der Ernte ernährt wurden – immer wieder aufs Neue. Nur von Menschenhand wächst nichts. Der Reformator Martin Luther (1483–1546) nannte beispielsweise die Kirsche ein wunderbares Geschöpf Gottes. Und er fügte hinzu: „Kein Mensch, kein König, wie mächtig er auch sei, kein Doktor, wie gelehrt, weise und klug er sei, kann ein einziges Kirschlein schaffen.“ Darum sollte es am Erntedank-Sonntag nicht nur jedem Landwirt, sondern auch einem jeden

Verbraucher ein Anliegen sein, Gott zu danken. Und so bringen wir all das, was sonst nur in den Regalen der Supermärkte und beim Gemüsehändler liegt, und was wir sonst in der Küche verarbeiten, an diesem Tag in den Altarraum unserer Kirchen. Da liegt es am Tisch des Herrn und erinnert uns an die Treue Gottes, der uns versprochen hat: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“ (1. Mose 8,22). Denn Gott hält uns die Treue. Nicht erst seit gestern, sondern seit vielen, vielen Generationen. Darum ist das Erntedankfest besonders geeignet, daran zu denken, dass alle Arbeit nichts wäre ohne ihn und dass wir nicht nur unser täglich Brot, sondern unser Leben Tag für Tag aus Gottes Hand dankbar empfangen dürfen. P

Ja, auch ich abonniere idea Spektrum Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)

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PORTRÄT

Auf krummen Wegen führt Gott gerade KÖNIGSBERG Am 30. September haben im einstigen Nordostpreußen die 38 russlanddeutschen Gemeinden der EvangelischLutherischen Kirche in Kaliningrad/Königsberg einen neuen Leiter bekommen: Propst Thomas Vieweg.

Bleibe im Lande und wehre dich täglich Er wurde 1952 geboren und wuchs in Erfurt auf, studierte Theologie in OstBerlin und war dort Sprecher der Evangelischen Studentengemeinde (ESG). „Bleibe im Lande und wehre dich täglich!“ – so lautete sein Motto in der SED-Diktatur. Er verschaffte in den ESG-Räumen regimekritischen Künstlern wie Wolf Biermann und Rainer Kunze Auftritte. Er half idea mit Informationen und schrieb Beiträge unter Pseudonym. Als er 1979 das ESG-Mitglied Nico Hübner – der unter Berufung auf den Vier-Mächte-Status von Berlin den Wehrdienst verweigerte und dafür eingesperrt wurde – nach dessen Haft eine Woche lang betreute, beschattete ihn und seine Familie die Stasi endgültig auf Schritt und Tritt. Viewegs stellten einen Ausreiseantrag. Er wurde nicht genehmigt. Die Kirche half Vieweg – inzwischen Vikar – nicht. Zweieinhalb Jahre musste sich

der Theologe in einer chemischen Reinigung durchschlagen.

Ein Hilferuf an Helmut Schmidt In großer Verzweiflung über den ständigen Psychoterror der Stasi wagte seine Frau Monika eine dramatische Aktion: Als Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) 1983 die Lutherstadt Wittenberg besuchte, schaffte sie es, durch einen schnellen Spurt den großen Ring von Polizisten zu durchbrechen. Sie wollte Schmidt um Hilfe bitten. Doch die Stasi packte sie. Aber Schmidts Personenschutz gelang es, sie ihnen zu entreissen. idea erfuhr davon und schrieb an den ehemaligen Kanzler, um ihm die Hintergründe zu erklären. Vielleicht könne er sich ja bei Erich Honecker um eine Ausreisegenehmigung für Viewegs bemühen. Es gab nie eine Antwort von Schmidt, aber nach Wochen – Anfang 1984 – plötzlich einen Anruf von Viewegs: „Wir sind im Aufnahmelager für aus der DDR Entlassene in Gießen. Wo können wir hin?“

Neubeginn im Westen mit Hindernissen Pfarrer aus der DDR durften in der Regel erst nach zwei Jahren im Westen eine Gemeinde übernehmen. Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland gab Thomas Vieweg schließlich

Das Ehepaar Monika und Thomas Vieweg

eine Stelle als Erzieher in Homburg an der Saar. 1986 konnte er dann Pfarrer in der Pfalz werden. 1998 wurde er Dekan eines der schwierigsten Kirchenbezirke der pfälzischen Kirche: Kirchheimbolanden. Er schaffte Ordnung und wurde nach zehn Jahren einstimmig für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Anfang dieses Jahres kommt eine neue Herausforderung auf ihn zu: Er wird – einstimmig – von allen Gremien in Königsberg zum Propst gewählt.

Große Hoffnungen in Königsberg Jetzt gilt es sogar, eine Kirche in einem Gebiet so groß wie Schleswig-Holstein zu leiten: in russischer Umgebung und in einer der atheistischsten Regionen Europas. Wieder soll er Ordnung schaffen. Welche großen Hoffnungen auf ihm ruhen, wurde schon vor seiner Einführung am 30. September in der Auferstehungskirche in Königsberg überdeutlich. Aber der neue Propst setzt sein Vertrauen auf Gott, der bekanntlich auf krummen Wegen gerade führt. Das haben Viewegs schon oft erfahren. P Helmut Matthies

Foto: idea/kairospress

Von Ost-Berlin in den äußersten Westen Deutschlands, die Pfalz, und jetzt von dort in den einst östlichsten Teil – nach Königsberg –, seit 1945 russisch unter dem neuen Namen Kaliningrad: So verlief bisher der berufliche Lebensweg eines ungewöhnlichen Pfarrers, Thomas Vieweg.

DAS WORT DER WOCHE » Vielleicht sollten wir als Christen uns auch wieder mehr Gedanken über unsere Religion machen und mehr über das Christentum sprechen, als Angst zu haben vor dem Islam. « Die CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel (Berlin) bei einer Telefonaktion mit rund 7.000 Partei-Funktionären 40.2012


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