Idea Spektrum Schweiz

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Spektrum Nr. 27

7. Juli 2010

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Der neue SEK-Präsident Gottfried Locher über Verkündigung und Mission Seite 7: Kaminski-Kids

Seite 4

Seite 8: Aargau

Carlo Meier hilft den Samuel Schmid trennt Kindern in Marrakesch sich im Krach von EDU Seite 18: Atheismus

«Mosaicstones» feiert mit wertvollen Medien

Was weckt den Glauben bei Nichtreligiösen?

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Seite 12: 10-Jahr-Jubiläum

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GRÜEZI

Lieber Gottfried Locher Gerne komme ich dem Wunsch der Redaktion nach, Dich an dieser Stelle von freikirchlicher Seite herzlich als neuen Ratspräsidenten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes zu begrüssen, Dir zu Deiner Wahl zu gratulieren und Dir vor allem Gottes Segen für das herausfordernde Amt zu wünschen. Die Ausgangslage für Dein Amt unterscheidet sich wesentlich vom vergleichbaren Leitungsamt in einer Freikirche. Ich möchte diese Unterschiede, die auch theologisch und ekklesiologisch begründet sind, hier ausser Acht lassen. Ich vertraue darauf, dass Du Dein Amt in Verantwortung vor Gott ausübst, und ich bemühe mich, es ebenso zu tun. Das letzte Urteil dürfen/müssen wir getrost Gott überlassen. Diese Haltung führt zu einer vermehrten Betonung der Gemeinsamkeiten. Unser Herr Jesus gibt uns den klaren Auftrag, die Einheit zu suchen. Dies verstehe ich nicht in erster Linie in der Bewegung zu einer Einheitskirche, sondern in der Tatsache, dass wir durch den Glauben an das Erlösungswerk von Jesus Christus zu Gottes Kindern werden, die einander in Freiheit begegnen dürfen. Es freut mich, festzustellen, dass Du der Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus in Wort und Tat Priorität gibst, wie ich im Interview lese (Seite 4). Leben als Zeugen Jesu in unserem Land wird für Mitglieder von Landes- und Freikirchen immer mehr zu einer grossen Herausforderung werden. Ich hoffe, dass unter Deinem Präsidium die Betonung dieses gemeinsamen Anliegens stärker gewichtet Frontbild: Hannes Thalmann

wird als bestehende Unterschiede, geht es doch bei der Verkündigung des Evangeliums nicht in erster Linie um eine politische Standortbestimmung und Abgrenzung. Das Anliegen der Einheit der christlichen Kirche sollte auch in ethischen Fragen noch besser sichtbar werden, stärkt doch die sichtbare Einheit die Glaubwürdigkeit der Verkündigung. Schliesslich wünsche ich Dir viel Weisheit für die in Gang befindliche Reorganisation des SEK. Der Ausgleich zwischen grossen und kleinen Kantonalkirchen, die Frage der Kompetenzverteilung zwischen Kirchenbund und Kantonalkirchen und nicht zuletzt absehbare finanzielle Herausforderungen bedürfen einer guten, gemeinsam erarbeiteten Lösung. Dass es Dir gelingt, aus dem weitgehend neu zusammengesetzten Rat rasch ein gutes Team zu bilden, wünsche ich Dir von Herzen. Für mich ist es tröstlich, dass wir unseren Dienst in Verantwortung vor Gott und den Menschen tun dürfen. In diesem Sinne grüsse ich Dich mit einem Wort des Apostels Paulus (2. Timotheus 2,11–13): «Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben; wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen; wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen.Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.» PETER D. DEUTSCH Der Autor ist Vizepräsident des VFG/Freikirchen Schweiz und Präsident des Bundes Schweizer Baptistengemeinden.

3 BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwor t von Falk Pfleiderer, Geschäftsführer des Verbandes Christlicher Hotels (VCH), Oberägeri:

«Wenn dann dieses Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, sich demütigt, wenn es zu mir betet und von seinen falschen Wegen wieder zu mir umkehrt, dann werde ich im Himmel sein Gebet hören. Ich will ihm alle Schuld vergeben und das Land heilen.» (2. Chronik 7,14) «Als Christen bleiben uns Fehleinschätzungen und Zielver fehlungen nicht erspar t. Welch grosse Ermutigung ist uns in diesem Wor t geschenkt: Gott ist bereit, uns an jedem Punkt unseres Lebens wiederherzustellen und uns mit seinem maximalen Segen zu beschenken, auch nach grösstem Versagen. Jesus hat am Kreuz alles für uns getan und mit seinem Blut all unsere Schuld abgewaschen. Er hat den Weg zum himmlischen Vater frei gemacht. Nichts können wir selber zu diesem Wunder beitragen. Und doch sagt die Schrift, dass ohne Heiligung niemand Gott schauen wird. Veränderung beginnt, wenn ich mich demütige, bete und Umkehr zulasse in meinem eigenen bösen Herzen.»

WÖRTLICH «Wenn ich mit meiner Familie zu McDonald’s gehe, halten wir uns an den Händen und beten. Die einen bewundern unsern Zusammenhalt, die andern denken, wir seien Spinner. In diesem Clinch sind Gläubige immer.» Leo Bigger, Gründer und Leiter der International Christian Fellowship (ICF), vom «TagesAnzeiger» als «er folgreichster Prediger der Schweiz» bezeichnet, in einem Inter view mit dieser Zeitung. Reklame

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BRENNPUNKT

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Der neue SEK-Präsident Gottfried Locher über eine glaubwürdige Kirche

«Ich will mit dem eigenen Zeugnis überzeugen» gemeinsamen Abendmahl. Auf beiden Seiten ist eine gewisse Konfessionalisierung im Gange. Die steht der Ökumene im Weg.

Wenn reformierte Gottesdienste ganzheitlich attraktiv werden, sprechen sie mehr Menschen an. Das meint Pfarrer Gottfried Locher, ab 2011 höchster Repräsentant der Schweizer Reformierten. Als Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) möchte er vermehrt auch die Frage aufwerfen, wie mehr Menschen zum Glauben finden können.

«Spektrum»: Welche Rolle spielt der Ratspräsident des SEK im Reich Gottes? Gottfried Locher: Als erstes soll er wie jeder Getaufte Zeugnis vom Evangelium ablegen, und zwar in Wort und Tat. Als zweites steht er wie jeder Ordinierte in einer besonderen Verantwortung für die Verkündigung. Was fasziniert Sie an der Theologie? Der Glaube ist etwas Ganzheitliches. Er hat mit dem Erleben, dem Gefühl, aber eben auch mit dem Denken zu tun. Theologie ist für mich derjenige Teil des Glaubens, bei dem es um das exakte Denken geht. Ich wünsche mir einen Glauben, der auch rational nachvollziehbar und erklärbar ist. Und was fasziniert Sie an der Religionspolitik? Ich kann nicht sagen, dass ich davon fasziniert bin. Ich bin Pfarrer, nicht Politiker. Doch die Verkündigung ist immer auch Politik, weil sie mit dem Leben zu tun hat, auch mit dem Leben einer Gemeinschaft. Was denken Sie, wenn Sie die

Zur Person Gottfried Locher, 44, verheiratet, drei Kinder, wohnhaft in Bern. Pfarrer der evangelisch-reformierten Berner Landeskirche, Doktorarbeit über das Kirchenverständnis der Reformatoren, Master of Business Administration. Sechs Jahre Pfarrer der dreisprachigen Schweizerkirche in London. 1999 Ökumene-Beauftragter des SEK, 2001 Leitung der neu geschaffenen Abteilung für Aussenbeziehungen beim SEK und Bild: idea/av

Wünscht sich eine glaubwürdige Kirche: Gottfried Locher, Mitte Juni zum neuen Ratspräsidenten des SEK gewählt.

düsteren Prognosen von einem massiven Mitgliederschwund für Ihre Kirche lesen? Widersprüchliches. Ich denke an das Bonmot, dass die Berner 1520 auch nicht gewusst haben, dass sie 1530 reformiert sein würden. Mit Prognosen ist es so eine Sache. Studien, die Prognosen über die Kirchenaustritte bis 2050 enthalten, klingen etwas nach Kaffeesatzlesen. Doch die oft zitierte Studie zur Zukunft der reformierten Kirche enthält auch Unbestreitbares, zum Beispiel den Trend zur Überalterung. Aber es ist nicht das Wichtigste, ob eine Kirche gross oder klein ist, sondern ob sie glaubwürdig ist. Welche Kirche ist glaubwürdig? Glaubwürdig ist die Kirche dann, wenn sie versucht, das, was sie predigt, auch zu leben. Sie darf immer wieder Fehler machen. Doch sie muss in ihrem Bemühen glaubwürdig bleiben. Ich glaube an die Kirche, die es schafft, die Verkündigung in Wort und Tat als Einheit zu leben. Mitglied des Zentralausschusses im Ökumenischen Rat der Kirchen, 2002 Wahl zum Europa-Präsidenten des Reformierten Weltbundes, 2004 Wahl zu einem der fünf Vizepräsidenten des Reformierten Weltbundes. 2006 Leitung des Instituts für Ökumenische Studien der Universität Freiburg. Seit 2008 Synodalrat der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Ab 2011 Ratspräsident des SEK als Nachfolger von Thomas Wipf.

Wie kann diese schwer fassbare Kirche zu einer gemeinsamen Identität kommen? Das muss mehrstufig geschehen. Die erste Stufe ist die Offenlegung der reformatorischen Wurzeln. Sie sind zu einem guten Teil verschüttet. Die zweite Stufe: Unsere Kirche hat nicht im 16. Jahrhundert angefangen. Darum sollten wir die Einbettung der Reformation in alter Tradition neu entdecken. Und die dritte Stufe: Aus diesem Bewusstsein gilt es, eine Kirchengestalt zu finden, die nach vorn gerichtet ist. Sie bezeichnen sich als «reformationstheologisch». Welche Reformen liegen Ihnen am Herzen? Reformationstheologie bezeichnet vor allem meine Wurzeln, Reformen eher meine Absicht. Bei den Reformen möchte ich beim Gottesdienst ansetzen. Unser reformierter Gottesdienst muss ganzheitlicher werden. Er darf nicht nur den Kopf ansprechen, sondern muss auch etwas fürs Auge, fürs Gemüt, für die Ohren, für die Nase bieten. Sorgen bereitet Ihnen offensichtlich auch die Entwicklung der Ökumene. Ich bin besorgt über das Auseinanderdriften der beiden grossen Konfessionen in unserem Land. Aufbrüche, die man noch vor zwanzig Jahren wahrnehmen konnte, sehe ich heute weniger. Offenbar waren es damals nicht nur Aufbrüche, sondern auch Täuschungen, zum Beispiel beim

Wo wollen Sie da als höchster Repräsentant Ihrer Kirche ansetzen? Ich will bewusst Brücken bauen. Ökumene basiert auf Freundschaften. Das ist meine Erfahrung der letzten zehn Jahre. Ich will versuchen, ökumenische Freundschaften zu pflegen und in den eigenen Reihen ein Klima zu fördern, das auch Anfragen nach aussen zulässt. Ich will aber auch eine Stimme sein, die unser Anliegen nach aussen trägt. Wie wollen Sie die Freikirchler, die wenig Freude an der Ökumene haben, überzeugen? Zuerst mit dem eigenen Zeugnis. Ich habe keine Hemmungen, dazuzustehen, dass ich an Jesus Christus glaube. Wir sollten uns vermehrt als Koalition derjenigen Christen verstehen, die bereit sind, ein klares Glaubenszeugnis abzulegen. Solche Leute gibt es in Freikirchen, der reformierten Kirche und der katholischen Kirche. Inwiefern sollte die reformierte Kirche freikirchlicher werden? In der Landeskirche sollten wir lernen, dass zum persönlichen Glauben eben auch das öffentliche Zeugnis gehört. In Freikirchen ist das selbstverständlich. Zudem muss meine eigene Landeskirche irgendwann lernen, dass zum Zeugnis eine gewisse materielle Unsicherheit gehört. Mit zuviel Geld wird es schwierig, glaubwürdig zu sein. Die Freikirchen ihrerseits könnten lernen, dass Kirche viel mehr ist als eine Gemeinde am eigenen Ort. Jede Kirche muss ganzheitlich, allumfassend sein, oder mit dem Fremdwort: katholisch. Auch die Reformierten sind in diesem Sinn katholisch. Was versprechen Sie sich vom Rat der Religionen, dem Sie bald auch angehören werden? Er ist für mich ein Instrument zur Förderung des Religionsfriedens. Ist dieser Frieden gefährdet? Der Religionsfrieden ist immer


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gefährdet, wenn es verschiedene Religionen gibt. Verschiedene Religionen vertreten verschiedene Wahrheiten, über die man miteinander ins Gespräch kommen muss.

Können Sie sich auch gemeinsame Gebete mit Muslimen vorstellen? Da bin ich tendenziell zurückhaltend. Mit unserem Gebet richten wir uns an unseren Gott. Für ein gemeinsames Gebet würde es auch ein gemeinsames Gottesverständnis brauchen. Freikirchliche Jugendkirchen boomen. Was machen sie besser? Sie haben einen klaren «marktwirtschaftlichen» Vorteil: die Fokussierung auf eine Zielgruppe. Sie sind aber keine Alternative zur umfassenden GottesdienstGemeindekirche für Alle, sondern eine Ergänzung. Die Welt besteht nun einmal nicht nur aus jungen Leuten. Altersheim-Gottesdienste sind auch immer gut besucht. Wer eine klare Zielgruppe mit ihren besonderen Bedürfnissen anspricht, kommt besser an. Werden einst auch reformierte Gottesdienste boomen? Warum nicht? Wenn wir reformierte Gottesdienste so reformieren, dass sie ganzheitlich attraktiv werden, dann sprechen sie viel mehr Menschen an. Doch es gibt im ganzen Land schon heute reformierte Gottesdienste, die sehr gut besucht sind. Meist sind es Gottesdienste, die nicht nur den Kopf ansprechen. Wir wollen keine naiven Gottesdienste, aber die Predigt ist nicht das Alleinseligmachende. Sie wünschen sich ein neues Missionsverständnis. Wird der SEK künftig Alphalivekurse oder Evangelisationen mit Event-Pfarrer Fredy Staub empfehlen? Was der SEK empfiehlt, bestimmt nicht ein Präsident allein, das sollte man nicht vergessen. Sicher ist, dass Mission immer mehr mit unserem eigenen Land zu tun hat. Man kann nicht sagen, dass sich der SEK heute in dieser Frage stark engagiert. Darum müssen wir die Diskussion führen, wie wir in der zunehmend säkularisierten Schweiz mehr Menschen zum Glauben bringen können.

In den Liegestuhl Nach der Wahl die Erholung: Welche drei Dinge nehmen Sie auf die berühmte Insel mit? Gottfried Locher: Das Klavier, wenn ich es transportieren könnte, dazu einen Internetanschluss und die Bibel. Welchen Lesestoff wollen Sie mitnehmen? Ein Gedichtband, welcher ist egal. Mit welchem Lied ziehen Sie in die Ferien? «Oh, Happy Day!»

Was könnte in der Schweiz «evangelisch evangelisieren» heissen? Für mich heisst das: mit dem Evangelium allein evangelisieren. Es geht um die frohe Botschaft und nicht um selbst gebastelte Heilswahrheiten. Wer evangelisiert, muss gut auf Jesus Christus hören. Wie könnten Christen in der Schweiz lernen, ihren Glauben vermehrt zu buchstabieren? Das liegt wesentlich in der Verantwortung der Kirchen. Doch können sie den Glauben noch buchstabieren? Das muss in der Verkündigung auf klare, verständliche, verbindliche Art geschehen. Die Kirchen müssen das wohl verstärken, vielleicht auch neu festlegen. Es genügt nicht, einfach auf die Bibel zu verweisen. Die Bibel kann man verschieden auslegen. Welche Kirche dient dem Land am besten, gerade in einer gesellschaftlich und wirtschaftlich so schwierigen Zeit? Jede Kirche, die glaubwürdig ist in Wort und Tat. Wir finden im Evangelium Antworten auf unsere Lebensfragen, auf das gesellschaftliche Zusammenleben, auf ökonomische Fragen. Eine gute Verkündigung bringt uns diesen Antworten näher. Und das zweite: Wir brauchen eine Kirche, die den Menschen Heimat sein kann, in der man auftanken und zur Ruhe kommen kann, in der einem neue Kraft geschenkt wird. Welche kirchlichen Zukunftstrends stimmen Sie heute zuversichtlich? Die Sehnsucht der Menschen nach Gottesdiensten, nach Begegnungen mit Gott, nach geistlicher Nahrung. Diese Sehnsucht bleibt, ganz

5 PODIUM

Was heisst Erholung für Sie? Nicht erreichbar sein, allein sein. Zeit haben fürs Gebet. Gerne auch Zeit zum Kochen! Was möchten Sie in den Ferien mit Gott besprechen? Wie ich es anstellen muss, dass ich als SEK-Präsident nicht zum reinen Politiker werde. Und wohin gehts? Zuerst eine Woche in den Garten, hoffentlich stundenlang in den Liegestuhl, dann zum Schwimmen in die Aare. Der Rest ist offen.

gleich, welche Trends und Studien uns noch vorgelegt werden.

Sie wollen sich auch zu politischen Fragen äussern. Zu welchen? Eine gute Verkündigung gibt Handlungsanweisungen, die nicht nur den einzelnen Menschen, sondern ebenso das Zusammenleben betreffen. Und politische Fragen sind vielfach Fragen des Zusammenlebens. Bei politischen Stellungnahmen gilt es freilich besonders weise zu sein. Wenn man zu allem etwas sagt, wird man zu nichts mehr gehört. Darum muss die Kirche jeweils gut überlegen, wozu sie etwas sagen will. Zu welchem Thema würden Sie gerne am 1. August reden? Zu den christlichen Wurzeln der Eidgenossenschaft: Warum die Eidgenossenschaft ohne das Christentum undenkbar ist. Was geht in Ihnen vor, wenn am 1. August eine grosse Festgemeinde «Betet, freie Schweizer, betet!» singt? Ich denke daran, dass Freiheit und Gebet untrennbar verbunden sind. Es ist das Gebet, das frei macht von angeblichen Sachzwängen. Sie wohnen in Bern ungefähr in der Mitte zwischen Bundeshaus und Münster. Wohin zieht es Sie mehr? Ins Münster, eindeutig. Das Münster ist für mich der Ort der geistlichen Heimat. Hier kann ich auftanken. Das Bundeshaus ist der Ort, wo wir uns als Christen einbringen, wo wir für die Wahrheit einstehen sollen. Als Christ gehe ich symbolisch den Weg vom Münster ins Bundeshaus, nicht umgekehrt. Inter view: ANDREA VONLANTHEN

Kollegialität Fast täglich hören oder lesen wir, dass in unserer Landesregierung die Kollegialität verbessert werden muss. Das sehe ich auch so. Die Erfolgsgeschichte Schweiz verdanken wir unserem kollegialen Regierungssystem. Die Kollegialität war ein verfassungsrechtliches Prinzip der Römischen Republik, wonach jedes Magistratsamt mit zwei oder mehr gleichberechtigten Kollegen besetzt werden musste, die gegenseitig das Recht der Intercessio (Verhinderung einer Anordnung des Kollegen) besassen. Unser oberstes Exekutivorgan, der Bundesrat, ist auf sieben Personen verteilt, die zwar alle ihre Ministerien haben, jedoch nur zusammen die Regierung bilden und das Kollegialitätsprinzip stets beachten müssten. Ich wünsche mir, dass unsere Bundesräte die Sommerpause nutzen und sich Gedanken zur Kollegialität machen. Es kann doch nicht sein, dass jede und jeder ständig nur den eigenen Vorteil, das eigene Departement und die persönliche Profilierung im Auge hat. Im Zweckartikel unserer Bundesverfassung steht: «Die Schweizerische Eidgenossenschaft schützt die Freiheit und die Rechte des Volkes und wahrt die Unabhängigkeit und die Sicherheit des Landes. Sie fördert die gemeinsame Wohlfahrt, die nachhaltige Entwicklung, den inneren Zusammenhalt und die kulturelle Vielfalt des Landes…» Bei künftigen Bundesratswahlen muss die Bundesversammlung den Aspekt der Kollegialitätsfähigkeit vermehrt beachten. Wir brauchen nicht sieben Einzelkämpfer, sondern sieben Persönlichkeiten, die den Willen haben, unser Land gemeinsam in eine hoffnungsvolle Zukunft zu führen. Und übrigens: Unsere Bundesverfassung beginnt mit dem wesentlichsten Satz: «Im Namen Gottes des Allmächtigen!» BRIGITTE HÄBERLI

Die Autorin ist Nationalrätin und stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP in Bern. Sie wohnt in Bichelsee TG.


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KULTUR

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Carlo Meier’s neuer Band in Zusammenarbeit mit «Terre des hommes» spielt in Marokko

«Kaminski-Kids»: Mehr als nur eine Geschichte scher macht. Das habe ich mit der Zeit gelernt.»

Darauf haben Kaminski-Fans sehnlich gewartet: Der neue Band des Zuger Autors Carlo Meier ist unter dem Titel «Das Geheimnis von Marrakesch» erschienen. Das Buch bietet spannende Unterhaltung, vermittelt klare Werte und macht auf Nöte der dritten Welt aufmerksam. Der Duft exotischer Gewürze erfüllt die Luft. Autofahrer hupen, Esel brüllen, Händler preisen ihre Waren an – mitten im orientalischen Getümmel stehen drei Kinder: Deborah, Simon und Raffi Kaminski. Im neusten Abenteuer der Kids schickt Autor Carlo Meier seine Protagonisten in die Ferien nach Marokko. Bald jedoch stossen sie auf ein dunkles Geheimnis, das ihnen das schwere Schicksal einer jungen Marokkanerin vor Augen führt…

Grosse Betroffenheit In Carlo Meiers Textatelier, an malerischer Lage direkt am Zugersee gelegen, ist nichts vom Getümmel der marokkanischen Grossstadt zu spüren. Aber der Autor wird nachdenklich, als er die Recherchereise schildert, die ihn mit «Terre des hommes» nach Marrakesch geführt hat. «Wars schön?», hätten ihn viele Leute nach der Rückkehr gefragt. «Diese Frage konnte ich nicht beantworten. Die Reise war berührend. Sie ging mir nahe. Gewisse Bilder gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.» Dann beginnt er zu erzählen: Vom städtischen Waisenhaus, in dem 80 Kleinkinder zwar zu essen und zu trinken bekommen, aber keine Zeit für Nähe und Geborgenheit bleibt. Von

Das Buch Der KaminskiKids Band 12: «Das Geheimnis von Marrakesch» und alle anderen Folgen sind erhältlich im Brunnen Verlag. 10 Prozent der Autoreneinnahme dieses Buches gehen an «Terre des hommes – Kinderhilfe» für Kinder in Marokko. Infos zu den Kaminski-Kids gibt es unter www.kaminski-kids.ch Bilder: Brunnen-Verlag, Andrea Meier

Werte und Prävention

Weiss, wovon er schreibt: Carlo Meier (rechts mit Schlange um den Hals) recherchierte für das neuste Buch in Marokko.

zweijährigen Kindern, die nie laufen lernten, weil niemand sie aus dem Bettchen hob. Von jungen Frauen, die keinen anderen Weg sehen, als ihr Kind auszusetzen, weil sie sonst noch das Wenige verlieren, das sie haben. Noch immer schwebt eine grosse Betroffenheit in seiner Stimme. «Ich spürte ständig die Zerrissenheit: Einerseits wollte ich sofort helfen. Andererseits wusste ich, dass es keine Sofortlösung gibt, dass ich nicht alle hier aus ihrer Not befreien kann.» Trost darin gab ihm das neue Kaminski-Buch, das er am Schreiben war: «Ich hoffe, damit auf die Not der Menschen in Marrakesch aufmerksam zu machen. Nur langfristig kann es zu Lösungen kommen, die ihnen zu einem besseren Leben verhelfen.» Die Recherchearbeit war – wie auch bei den bisherigen Büchern – ein wesentlicher Bestandteil der

Entstehungsgeschichte. «Ich will Themen aufgreifen, die Kinder interessieren und bewegen. Und ich will nicht einfach Geschichten erfinden, sondern Begebenheiten schildern, die so passieren und ablaufen könnten – und es teilweise auch tun.» Deshalb arbeitet er eng mit verschiedenen Fachpersonen zusammen. Dazu gehören eine Kriminalistik-Spezialistin, ein Polizist, Pädagogen, Testleser zwischen 9 und 15 Jahren und natürlich Leute, die sich mit dem jeweiligen Thema auskennen. Für den Band 12 hat Carlo Meier stark mit dem Kinderhilfswerk Terre des hommes zusammengearbeitet. Auch die Rückmeldung seiner ganz jungen Testleser ist für ihn wichtig. «So erkenne ich, wo Kinder etwas nicht verstehen, und ändere es.» Es brauche Geduld und eine hohe Kritikfähigkeit, mit so vielen Leuten zusammenzuarbeiten. «Aber ich nehme dankbar an, was das Buch besser und realisti-

Der Autor

Das Hilfswerk

Carlo Meier ist 49, verheiratet und hat drei Kinder im Alter von 20, 23 und 24 Jahren. Er ist freischaffender Autor und wohnt in Zug. Die Kaminski-Kids hat er zusammen mit seinen Kindern entwickelt. Szenen, Figuren und Geschehnisse sind real existierenden Personen, Schauplätzen und Geschichten nachempfunden. Vor der Kaminski-Kids-Reihe schrieb Meier Bücher für Er wachsene.

«Terre des hommes – Kinderhilfe» feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Das Hilfswerk, das unter anderem in Marokko tätig ist, kam mit der Idee eines gemeinsamen Projektes auf Carlo Meier zu. Mitarbeiter in Marokko unterstützten Meier bei seiner Recherchereise vor Ort und führten ihn zu Schauplätzen seiner Geschichte. Im Rahmen der Jubiläums-Feier von «Terre des hommes» vom 19. Juni in Bern feierte das Buch Première.

Genaue Recherche

Für den Autor gehört es zum Konzept seiner Buchreihe, nicht nur zu unterhalten. Seine Bücher werden in zahlreichen Schulklassen eingesetzt, haben Präventionscharakter und vermitteln mitunter christliche Werte. Trotzdem wirken sie in keinem Fall moralisierend oder belehrend. Das Geheimnis, das die Bücher so erfolgreich macht: «Ich flechte nicht künstlich irgendwelche Weisheiten ein. Sie kommen dort, wo sie natürlich sind, von den Figuren selbst.» So erzählt der Opa der Kids, ihr enger Vertrauter, auch mal eine passende biblische Geschichte, wenn die Kinder bei ihm Rat suchen. Dabei lernen sie wichtige Dinge, die ihnen beim Aufklären des Falls behilflich sind, beispielsweise die Umsetzung von Nächstenliebe. Dass diese Werte in seine Bücher einfliessen, stand für Carlo Meier nie zur Diskussion. «Die Kaminski-Kids gehören fast zur Familie. So wie die Charaktere meiner Kinder die Figuren prägen, so erhalten die KaminskiKids auch die Werte vermittelt, die unserer Familie wichtig sind. Im Konzept der realistischen Geschichte gehört das für mich wie selbstverständlich dazu.»

Viele Ideen Auch nach zwölf Bänden sind Carlo Meier die Ideen nicht ausgegangen. «Wenn ich ein Thema habe, entwickelt sich die Geschichte wie von selbst.» Durch die grosse Recherchearbeit sitze er nie vor einem weissen Blatt. «Da steht immer schon etwas, das Ideen liefert.» Schwieriger sei es, stets neue Themen zu finden, die seine Leser ansprechen. Bisher ist ihm das gut gelungen. Dies zeigt die hohe Zahl begeisterter Leser. Normalerweise erscheint immer im September ein neuer Band. «So ab Januar kommen Mails und Briefe von Kindern, die fragen, wann endlich wieder ein Buch erscheine. Das ist für mich ein grosses Privileg: Ich schreibe nicht ins Blaue hinaus, sondern konkret für Leser, die sich darauf freuen.» Dass ihm das Freude macht, sieht man ihm an. STEFANIE NIEDERHÄUSER


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TAGESSCHAU

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JOURNAL

Der Aargauer EDU-Grossrat Samuel Schmid ist aus der EDU ausgetreten

Nina Hagen in Zürich

Die Partei erfuhr es aus der Zeitung

An einer Medienkonferenz in Zürich für ihr neues Album «Personal Jesus» sprach Nina Hagen über ihren Weg zu Gott und weshalb sie sich taufen liess. In einem Gespräch mit dem Musikchef von Radio Life Channel, Simon Müller, gibt sie einen Einblick in ihr Denken, ihre Er fahrungen mit Jesus und ihr Buch «Bekenntnisse» (Patloch Verlag). Ausserdem sind im Porträt die neuen Songs ab Hagens neuem Album noch vor der Veröffentlichung auf Radio Life Channel zu hören. Nina Hagen ist am 20. Juli bei «Live at Sunset» in Zürich zu sehen. Das neue Album «Personal Jesus» erscheint am 16. Juli. Link zum Kurzbeitrag: http:www. lifechannel.ch/ar tikel/12374. html. (ERF)

Neue Amzi-Leiterin Hanspeter Obrist hat wie gemeldet seine Anstellung als Leiter der Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (Amzi) per Ende August gekündigt. Die administrative Leitung von Amzi übernimmt im August neu Catherine Meer wein. Sie ist seit 2004 Mitarbeiterin im Amzi-Büro in Reinach bei Basel. Neu wird die Leitungsverantwortung aufgeteilt. Neben der administrativen soll es eine theologische Leitung geben. Diese wird vom Vorstand gesucht. «Die Arbeit der Amzi geht weiter, an der grundsätzlichen Ausrichtung wird sich nichts ändern», sagt Präsident Samuel Studer. (FI)

Neuer Täuferweg Der neue «Chemin des Anabatistes» verbindet auf historischen Wegen bedeutende Orte der Täufergeschichte im Berner Jura. Darunter ist die Stelle «Pont des Anabaptistes». Dort stand einst eine Steinbogenbrücke, unter der die Täufer geheime Versammlungen abhielten. Die zweitägige, 33 Kilometer lange Route, verläuft auf Wander wegen von Sonceboz über die Montagne du Droit und durch das St. Immer-Tal hinauf zum Chasseral. www.viaregio.ch (idea) Bilder: ERF Medien, Aargauer Zeitung

Mit einer Medienmitteilung voller Vorwürfe gegen die EDU Schweiz und die EDU Aargau hat der Aargauer EDU-Grossrat Samuel Schmid am 30. Juni seinen Parteiaustritt kommuniziert. Die Parteileitung und ehemalige Parteifreunde erfuhren am 1. Juni durch die «Aargauer-Zeitung» davon. «Aufgrund der Entwicklung der letzten Monate innerhalb der EDU Schweiz und insbesondere der EDU Aargau kann ich es nicht mehr verantworten, als Vertreter dieser Partei zu politisieren», schreibt Schmid. Drei Hauptgründe hätten zu seinem Austritts-Entscheid geführt: Politische Ausrichtung: «Zu verschiedenen Themen politisiert die EDU ideologisch sowie gedanklich sehr eng am äussersten rechten Rand. In gewissen sozial-, familien- und finanzpolitischen Fragen vermisse ich den Bezug zur Realität und Lebenswirklichkeit. Dazu gehören beispielsweise die Themen Energie und Umwelt, der Umgang mit Randständigen, die Haltung gegenüber verschiedenen Familien- und Lebensformen.» Religiöse Einstellung: «Die christlichen Werte, auf welchen unser Land aufgebaut wurde, sind

Aus der EDU Aargau ausgetreten: Grossrat Samuel Schmid.

auch heute eine wichtige und für mich persönlich eine wertvolle Grundlage. Äusserst problematisch wird es aber, wenn gewisse Exponenten der EDU in sachpolitischen Fragen statt mit qualifizierten Aspekten mit ihrer religiösen Einstellung argumentieren und Vertreter anderer Ansichten in die Ecke von Falschgläubigen abschieben. Diesen Ansatz kritisiere ich in aller Form, da ich – gerade aufgrund meiner christlichen Werte – in vielen Fragenstellungen zu einer offenen Grundhaltung komme.» «Die Demokratieverständnis: EDU weist in ihren Strukturen ein Demokratiedefizit auf. Die totalitär-diktatorische Haltung

Schmids und ihr «Freundes-Dienst» Samuel Schmid, 38, leitet mit seinem Vater Josef Schmid, 83, das Missionswerk «Freundes-Dienst» in Biberstein. Josef Schmid war 1966 vom Geschworenengericht wegen sexueller Delikte an jungen Frauen im «Freundes-Dienst» zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilt worden. Im Januar 2003 verurteilte das Bezirksgericht Aarau Josef Schmid erneut wegen sexueller Handlungen mit Frauen zu einem Jahr Gefängnis. Der 2003 mitangeklagte Samuel Schmid wurde freigesprochen. Weil sich Samuel Schmid weder von den Handlungen seines Vaters noch vom «Freundes-Dienst» distanzierte, legte die EVP Aargau ihrem damaligen Mitglied den Rücktritt aus der Partei nahe. So schloss sich Samuel Schmid der EDU Aargau an. Dort fiel Schmid

mit Eifer auf, aber auch mit einem selbstherrlichen Geltungsdrang. Keine Angaben über Spenden Mitarbeitende des «FreundesDienst» arbeiten in Biberstein für Kost und Logis und erhalten monatlich 150 Franken Taschengeld. Bei Anrufen von idea Schweiz wussten «FreundesDienst»-Mitarbeitende nicht, wie Samuel Schmid zu erreichen ist und legten den Hörer auf. Eine Mitarbeiterin wollte idea bei einem weiteren Anruf auch nicht mit dem Seniorchef verbinden und hängte erneut auf. Zahlen über die Ver wendung der Spenden gibt der «Freundes-Dienst» keine bekannt. Die Organisation hat den Ehrenkodex der Schweizerischen Evangelischen Allianz nicht unterzeichnet. (mk)

der Führungsorgane, die sowohl in der Kantonalpartei als auch in der EDU Schweiz zur Norm geworden sind, ist für mich inakzeptabel und einer eidgenössischen, demokratischen Partei unwürdig. Ein iranischer Gottesstaat christlicher Prägung ist für mich keine Option, um die Fragestellungen unserer Gesellschaft zu lösen.»

Gespräche verweigert Schmid will sein Grossrats-Mandat behalten. Nach Auskunft der EDU gestaltete sich die Kommunikation zwischen Schmid und der Partei komplex. Wiederholt habe Schmid das Gespräch mit Parteikadern verweigert und sei zu Terminen mit der Geschäftsleitung der EDU Schweiz nicht erschienen. MANFRED KIENER

EDU Aargau antwortet Nachdem sie aus der Presse vom Austritt er fuhr, hat die EDU am 1. Juli folgende Medienmitteilung versandt: «Die EDU des Kantons Aargau nimmt Kenntnis vom Austritt ihres Grossrats Samuel Schmid aus Biberstein. Die von ihm gestern in einer Medienmitteilung erhobenen Vor wür fe gegen die EDU haben keine sachliche Grundlage. Die EDU weist sie vollumfänglich und entschieden zurück. Der Kantonalvorstand der EDU Aargau dankt Samuel Schmid für seine geleistete Aufbauarbeit im Bezirk Aarau und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute.»


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«Nächstenliebe in Aktion»: Vineyard Bern will Armut bekämpfen helfen

ÄXGÜSI

Grosse Hoffnung dank kleinen Krediten

Schräger Vogel Kürzlich war Nina Hagen in Zürich. Sie präsentierte ihr neues Album «Personal Jesus». Vor Kurzem brachte sie das Buch «Bekenntnisse» auf den Markt. Darin beschreibt sie ihren Weg zu Jesus und zur Taufe.

Neue Perspektiven weg von Armut hin zu Gottes Möglichkeiten: Das ist das Ziel der Aktion «Nouvelle Perspective». Vertreter der Vineyard Bern engagieren sich in Lomé, der Hauptstadt Togos, und den Slumgebieten im kongolesischen Kinshasa. Mikrokredite sollen Menschen zu einem Auskommen verhelfen. Yaotsè Djiffa, togolesischer Projektmanager der Aktion, zeichnet ein ernstes Bild. In einem Mail schrieb er am 22. Juni: «Kürzlich hat die Regierung die Benzinpreise um 50 Prozent erhöht. Weil Treibstoff in den Nachbarländern nicht signifikant teurer geworden ist, deutet das auf politische Motive hin. Die Polizei begegnete den Protesten mit Tränengas und Gummischrot. Die Nahrungsmittel sind in den letzten Wochen 20 Prozent teurer geworden, was gerade für arme Familien ein grosses Problem darstellt. Es ist unser Gebetsanliegen, dass die Betroffenen in Gott Hoffnung und Versorgung finden.»

Nächstenliebe ganzheitlich Professor Muhammad Yunus, Friedensnobelpreisträger und Vater der Mikrokreditbanken «Grameen», ist überzeugt, dass Menschen in Armut selber einen Weg aus der Misere finden können. Doch ohne Startkapital ist das nicht einfach. «‹Nouvelle Perspective› ist ein Instrument, um Reich Gottes zu bauen», sagt Silvano Allenbach, Mitglied des Berner Projektteams. «Für uns heisst das, im Zeitalter der Globalisierung am Schicksal von Menschen und

Auch sie profitieren: Einblick in eine Schneiderei in Togo.

Glaubensgeschwistern Anteil zu nehmen, über die Schweizer Grenze hinaus.» Nächstenliebe wird ganzheitlich verstanden: «Unsere Vision ist, dass insbesondere Frauen in schwierigen Lebensumständen erfahren, wer Gott ist und welche Identität sie in seinen Augen haben. Dazu wollen wir den Menschen eine Sicht auf ihre Gaben und lokal vorhandene Ressourcen eröffnen.» Eltern, die um ihre Identität als geliebte, versorgte Kinder des Allmächtigen wissen, könnten wiederum ihre Kinder durch den Einsatz ihrer Begabungen ernähren. Und ein stabiles Einkommen ermögliche die Abgabe des «Zehnten», der dem weiteren Umfeld zum Segen werden kann.

Selber etwas bewegen «Durch Schulung, Begleitung und einen Mikrokredit kann materielle Armut ‹von innen heraus› bekämpft werden», meint Tom Gerber, Kontaktperson bei Vineyard. «So erleben Menschen, dass sie mit ihren Ressourcen und Begabungen selbstständig

Das wird durch «Nouvelle Perspective» gemacht • Finanzierung von bisher 10 und 20 Projekten über zwei Zyklen • Momentan Schulungen für 30 Frauen des dritten Zyklus • Höhe eines Mikrokredits: maximal 500 Franken • Neu wird Prinzip der Solidarhaftung eingeführt • Partnerorganisation bietet Projektteilnehmern Sparmöglichkeiten an • Schulungszyklen über drei Monate, enden mit der AusarbeiBild: Vineyard

tung eines Business-Plans • Für Schulungen werden Materialien von «Germes» (ILO) und «LaRed» (IBR) ver wendet • Kriterien wie «Bildung von Mehrwert» oder «Innovativität» entscheiden, wer Kredit erhält • Derzeit wird ein Projektteam in Kinshasa, Demokratische Republik Kongo, aufgebaut Nouvelle Perspective, Vineyard Bern, Tom Gerber, Kornhausplatz 18, 3000 Bern 7. nouvelle-perspective@vineyard-bern.ch

etwas bewegen können. Nächstenliebe bedeutet auch, dass wir ausserhalb der eigenen Kirchenwände einen Auftrag haben.» Aus diesem Grund kann sich jede Person unabhängig von Gemeindeund Religionszugehörigkeit um einen Kredit bewerben. Familien, die bei kommerziellen Banken als kreditunwürdig gelten, schöpfen durch das Angebot Hoffnung und erhalten eine neue Perspektive.

Ehrenamtlich und professionell Das ehrenamtliche Projektteam ist hoch motiviert: «Wir sind keine Profis, trotzdem ist uns Professionalität wichtig. Dank einer breiten Kontaktbasis in der Schweiz und in Togo haben sich vor Ort integre und visionäre Mitarbeiter finden lassen, die für das Projekt absolut unerlässlich sind», umreisst Elsbeth Pieren die lokale Verankerung. «Der Glaube an Jesus Christus und ein übereinstimmendes Verständnis, was Nächstenliebe ist und was nicht, bilden eine Basis, die verbindet und Vertrauen schafft.» Es scheint, dass die Linguistikstudentin im Dienen Erfüllung erfährt: «Für mich ist es ein grosses Privileg, am Reich Gottes mitbauen zu dürfen! Ich kann vor Ort meine Energie, Zeit und Sprachkenntnisse einsetzen. Es ist mein grosses Anliegen, etwas von meinem Überfluss weiterzugeben – als Studentin mit aktivem, später vielleicht eher mit finanziellem Einsatz.» Die Aktion zeigt, dass die Zeichen der Zeit gerade auch von der jungen Generation verstanden worden sind. THOMAS FEUZ

Wer bei Nina Hagen nur oberflächlich hinschaut, nimmt diese Künstlerin als schrill, laut und bunt wahr. Dick geschminkt, bunte Federn auf dem Kopf und Augen, die unbändige Lebensenergie ausdrücken. Sie ist auch als Christin der schräge Vogel geblieben, der sie immer war. Sie hat sich nicht an fromme Formen angepasst, ist aber fromm motiviert. Wenn sie Geschichten über ihr soziales und politisches Engagement und ihre evangelische Gemeinde erzählt, hört man fasziniert hin. Ein Satz von ihr hat mich schon früher gefesselt: «Auch Heilige haben Vergangenheit, und Sünder haben Zukunft.» In einem Satz fasst sie das ganze Evangelium zusammen und bringt Vergebung und Hoffnung auf den Punkt. Nina Hagen tritt am 20. Juli bei «Live at Sunset» in Zürich auf. Viele Besucher werden irritiert sein. Denn wann immer sie auftritt, ist Jesus im Zentrum. Da kommen alte Gospels neu aufgepeppt daher, und was sie sagt, ist viel mehr eine gute Predigt als verbales Begleitgeräusch zwischen den Songs. Viele Konzertbesucher werden sich an Nina Hagen erinnern und dabei auch an Gott denken. Doch einige Christen werden sich verärgert äussern: «Wenn sie wirklich Christin wäre, würde sich doch ihr Äusseres ändern» … und noch vieles mehr. Ich freue mich über Nina Hagen. Einmal mehr hat sich ein bunter Vogel Jesus zugewendet, ohne langweilig und brav zu werden. Wer schon vorab einen Eindruck von Nina Hagen haben möchte, kann sich die Sendung «Nina Hagen – Punk, Peace and Jesus Christ» auf Radio Life Channel anhören. VERENA BIRCHLER Die Autorin ist Leiterin Kommunikation bei ERF Medien in Pfäffikon ZH.


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WIRTSCHAFT

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SYNERGIE

Vor oder hinter dem Kreuz? Letzthin habe ich eine geniale Erfahrung gemacht. Problembeladen ging ich in Gedanken den Weg zum Kreuz und habe dort meine Sorge «abgeladen». Aber irgendwie gelang mir das nicht so richtig. Ich hatte das Gefühl, die Last klebe an mir. Ich wurde die Sorge nicht los. Ich versuchte es abermals und kämpfte einen einsamen Kampf. Plötzlich hörte ich in meinem Innern: «Wohin gehst du nach dem Abladen der Sorge?» Komische Frage, nicht? Gehe ich automatisch wieder weg vom Kreuz? Drehe ich Runden vor dem Kreuz, bittend, bettelnd? Was soll das? Plötzlich höre ich den Gedanken: «Geh durchs Kreuz hindurch auf die andere Seite!»

Im Geist befolge ich diesen Rat und erlebe völligen Frieden. Hinter dem Kreuz, auf dem Boden der Gnade, gilt das Wort aus Johannes 14,27: «Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.» Ja, nach Ostern ist das Kreuz leer. Jesus lebt und sitzt zur Rechten des Vaters auf dem Thron. Vor dem Kreuz herrschen das Gesetz und mein Ungenügen. Hinter dem Kreuz ist die Freiheit, die vollkommene Gnade, mein Angenommensein unabhängig der Umstände, und es herrscht die Macht seiner Kraft. Vor dem Kreuz betteln wir, hinter dem Kreuz dürfen wir als Erlöste proklamieren.

Es ist vollbracht: Welch befreiendes Wort! Nach Ostern dürfen wir leben aus der Gnade. Ich stelle fest, dass ich oft Verantwortung übernehme für Dinge, die ich gar nicht verantworten kann. Diesen Druck – sei es geschäftlich oder privat, sei es durch falsche Leistungsansprüche oder weil ich genügen will – darf ich ablegen. Es ist vollbracht: Das ist die Osterbotschaft für uns alle. Das Beste daran ist, dass diese Botschaft nicht nur für Ostern gilt, sondern an jedem neuen Tag durchs Jahr hindurch. Mit dem Rücken ans Kreuz lehnend habe ich freie Sicht nach vorne und absoluten Schutz im Hintergrund. So wird die Last leicht, Ruhe und Frieden kehren ein. Es ist auch der Ort, wo ich neu auftanke, Mut fasse für alle Herausforderungen des Alltags. Wagen wir es neu im

Mit den Sommerferien starten Junior-Tournee und Sportcampcup von Adonia

1000 Kinder und die Botschaft der Liebe In der diesjährigen «Hauptsaison» von Adonia gehen die Junioren mit dem neuen Musical «De barmhärzig Samariter» auf Tournee. Junge Sportlerinnen und Sportler messen sich im Sportcampcup. Das neue Musical von Markus Hottiger und Marcel Wittwer dreht sich um das Thema Liebe. «Liebe den Herrn von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit ganzem Verstand und deinen Nächsten wie dich selbst – das ist die Hauptaussage des Musicals», erklärt die Junior-Verantwortliche Salome Birnstiel. Das Musical wolle zeigen, dass jeder helfen könne.

Die Chöre sind ausgebucht: Über 1000 Kinder nehmen an der Tournee teil, gut 230 Leiter und Helfer unterstützen sie. Herausfordernd sei jedes Jahr, alle Leiter zu finden und einzuteilen. Aber genau in diesem Punkt erlebe sie stets Gottes Eingreifen, so Birnstiel. «Es ist für mich immer wieder ein grosses Wunder, wenn alles aufgeht.»

Helfer gesucht Die Geschichte des Barmherzigen Samariters beschäftigt auch die jungen Sportler, die am Sportcampcup von Adonia teilnehmen. Sie messen sich in einer der Sportarten Unihockey, Fussball oder Volleyball. Erstmals findet dieses

Jahr ein Camp in Sissach statt. «Die Anlage ist geeignet für die Sportcamps, da sich Unterkunft, Sportanlage und Dreifachhalle in unmittelbarer Nähe befinden», erklärt Tanja Pulfer, die für die Sportcamps verantwortlich ist. Am Sportcampcup beteiligen sich 540 Personen und rund 100 Leiter und Helfer, verteilt auf acht Camps in zwei Wochen. Ende Woche treffen alle Camps in einem Abschlussturnier aufeinander. Für den Sportcampcup fehlen noch Helfer und Leiter. Vor allem für die beiden Finalturniere sucht Adonia dringend Mitarbeitende. Kurzentschlossene sollen sich bei Adonia melden. STEFANIE NIEDERHÄUSER www.adonia.ch

Junior-Tournee Konzertdaten sind zu finden unter www.adonia.ch/junior-konzer te. Das Abschlusskonzert findet am 22. August um 14.30 Uhr in Zofingen statt.

Wettkampf mit 540 Kindern: Grosser Einsatz im Sportcampcup. Bild: Adonia

Sportcampcup Die Finalturniere finden am 17. und 24. Juli von 13.00 bis 17.00 Uhr im Tägi in Wettingen statt.

Vertrauen auf Gottes Verheissungen durchs Kreuz hindurch zu gehen und Grosses zu erwarten! Denn Gott ist treu und hält, was er verspricht. Nicht meine Kraft ist ausschlaggebend, sondern der Blick, worauf ich schaue. Angst und Sorgen mögen immer wieder auftauchen, doch Gottes Kraft ist sogar in den Schwachen mächtig. Wir leben zwar noch nicht «im Schauen», und trotzdem dürfen wir reell erfahren, dass für Gott nichts unmöglich ist. ELISABETH SCHIRMER Die Autorin ist Unternehmerin und Familienfrau. Sie wohnt in Lausen. schirmer@bluewin.ch

Das Kindswohl kommt an der ersten Stelle Jedes Kind hat das Recht auf eine Mutter als weibliche und einen Vater als männliche Bezugsperson. Dies gewichtet die SEA stärker als den Wunsch nach Selbstverwirklichung homosexueller Paare.

Wilf Gasser, Sexualtherapeut und Präsident der SEA, meint zur Forderung nach einem Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare: «Die Fremdadoption ist aus Sicht des Kindeswohls abzulehnen. Darin war sich die Bevölkerung während der Diskussion um das Partnerschaftsgesetz weitgehend einig. Es erstaunt deshalb, dass nun – nur fünf Jahre später – die vollständige Angleichung der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft auch im Adoptionsrecht gefordert wird.» «Es geht nicht um die Frage, ob lesbisch lebende Mütter nicht auch Erziehungskompetenzen haben», schreibt Christl Ruth Vonholdt, Leiterin des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft. «Es geht um die Frage, was es rechtfertigen könnte, einem Adoptivkind vorsätzlich eine Vater- oder Mutterentbehrung zuzumuten, obwohl dies nicht sein müsste, denn es gibt mehr adoptionswillige Mann/Frau-Ehepaare als Kinder, die auf eine Adoption warten.» (idea)


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WIRTSCHAFT

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Zehn Jahre Dienstleistungsorganisation «Mosaicstones» in Thun

Mit Medien lebensbejahende Werte vermitteln net», schätzt Jonas BaumannFuchs. Der Vereinsvorstand hat den Ehrenkodex der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) unterschrieben. Mosaicstone gewährte idea Einblick in die transparente Jahresrechnung.

Weil ihm professionell hergestellte Literatur für evangelistische Einsätze oder zum Verschenken fehlte, gründete der Psychologe und Psychotherapeut Jonas Baumann-Fuchs mit Gleichgesinnten vor zehn Jahren «Mosaicstones» in Thun. Inzwischen hat der Verlag 22 Bücher und 13 CD’s produziert und feiert sein Jubiläum mit einem zehn FrankenGutschein für alle Kunden. «Wir wollten für die beste Botschaft, für das Evangelium, bessere Literatur herstellen und einsetzen», schildert Jonas Baumann-Fuchs aus Thun die Motivation hinter «Mosaicstones». Zusammen mit anderen Christen gründete er im Mai 2000 den gemeinnützigen Verein «Mosaicstones», den er lange präsidierte und bis heute leitet. Der Name des Vereins soll verdeutlichen, dass verschiedene Steine von un-

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Manfred Kiener Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Helena Gysin, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, www.jordibelp.ch

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Zur Person Jonas Baumann-Fuchs, 34, ist verheiratet mit der Lehrerin, Künstlerin und Kunsttherapeutin Rebekka Baumann-Fuchs. Sie haben zwei Kinder. Nach seiner Lehrer-Ausbildung unterrichtete Baumann an verschiedenen Institutionen. Am Bildungszentrum für christliche Begleitung und Beratung (bcb) in Oberägeri erlangte er das Diplom als Seelsorger. Weiter studierte Jonas Baumann-Fuchs an der Universität Bern Psychologie mit den Hauptfächern Organisationspsychologie und Psychotherapie und schloss mit dem Lizentiat ab. Am Zentrum für systemische Beratung (ZSB) in Bern durchlief er die Ausbildung zum Fachpsychologen für Psychotherapie. Beruflich betreute er unter anderem lehrstellenlose Jugendliche in der Fondation Gad Stiftung in Thun und war stellvertretender Leiter des Motivationssemesters «move». Zwei Jahre bis im Sommer 2009 arbeitete er danach bei dieser Stiftung als Bereichleiter Jugend/Kind und Mitglied der Geschäftsleitung. Daneben hat er seit 2007 als Psychotherapeut in einer Praxisgemeinschaft in Spiez gewirkt und diese selbständige Tätigkeit nun ausgebaut. Je einen Tag pro Woche setzt er als Hausmann und für Mosaicstone ein. Jonas Baumann-Fuchs engagiert sich politisch seit zehn Jahren in der EVP. Seit Oktober 2008 sitzt er im Stadtrat, dem Stadtparlament von Thun.

terschiedlicher Form und Farbe miteinander erst ein Mosaic-Bild ergeben. Mit dem Verein wollen die Mitglieder sinnsuchenden Menschen verschiedene Zugänge zu Gott ermöglichen. Mit finanziellen Mitteln meist aus der eigenen Tasche verlegten die Gründer das erste Buch «Jesus – Achtung ansteckend» aus der Feder von Dänu Wisler in einer Auflage von 5000 Exemplaren. Wisler leitet die «Art Ministry School» in Walzenhausen und ist Frontman der Dave Band.

Jahrelang hat der Leiter die bestellten Produkte eigenhändig verpackt und versandt. Von 2007 bis 2009 hat «Mosaicstones» eine Angestellte beschäftigt im Sekretariat und im Versand. «Doch die Liquidität war über all die Jahre immer eine Herausforderung für uns», schildet Jonas BaumannFuchs die finanzielle Gratwanderung des Vereins. «Nicht zuletzt, weil wir ohne Startkapital begonnen haben und immer wieder neue Projekte und Medien realisieren, die finanziell nicht immer gut laufen. Um die Fixkosten zu senken, haben wir letztes Jahr unser Büro und das Lager aufgelöst. Das Büro habe ich nun zu Hause eingerichtet. Den Versand der Bücher und CD’s erledigt heute Asaph für uns.» Das Outsourcing dieser von Lager und Versand wirke sich positiv auf die wirtschaftliche Lage des Vereins aus.

Transparente Zahlen

Mitgliederzahl verdoppeln

Neben neuen Büchern und Musikproduktionen packten die Vereinsmitglieder weitere Projekte an wie beispielsweise das Openair Thunersee, das jeweils im Sommer im Gwattzentrum am Thunersee über die Bühne ging. Inzwischen hat «Mosaicstones» 22 Bücher und 13 CD’s produziert. Der Verein vertreibt die eigenen und weitere christliche Medien über seine beiden elektronischen Shops «www.TextundTon.ch» und «www.SpirituelleMedien.ch». Einige Titel aus dem Verlagsprogramm sind in säkularen Buchhandlungen wie in den Thalia-Filialen oder bei Weltbild zu finden. Dies gehört zu den Zielen des Vereins. «Wir haben schon Jahre mit einem Umsatz von 150 000 Franken erreicht. Aktuell werden wir wohl einen Umsatz von 100 000 Franken erzielen, darin sind die Beiträge der Vereinsmitglieder und Spenden im Umfang von rund 10 000 Franken eingerech-

Der Verein «Mosaicstones» zählt gegenwärtig rund 100 Mitglieder. Darunter sind Kirchgemeinden, die 100 Franken als Mitgliederbeitrag bezahlen, Ehepaare zahlen 75 oder Einzelpersonen 50 Franken. Studierende und Schüler beteiligen sich mit einem Jahresbeitrag von 25 Franken. «Als Gründer und Leiter der Ar- www.jonasbaumann.ch beit würde ich mich sehr freuen, www.fuchsbau.ch wenn wir im Jubiläumsjahr 100 www.psychologis.ch neue Mitglieder dazu Reklame gewinnen könnten», hofft Jonas BaumannHappy Birthday! Fuchs. Eine breitere www.mosaicstones.ch Unterstützung würde MOSAICSTONES wird 10 Jahre alt. für die Zukunft eine Ein Grund, das mit Ihnen zu feiern! gute Basis legen, um die Aufgaben von Mit diesem Gutschein erhalten Sie CHF Rabatt Mosaicstones weiterauf all unseren Verlagsprodukten beim Einkauf ab CHF 25.– hin segensreich zu Online-Shop: www.TextundTon.ch erfüllen.

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ideaSchweiz l 27/2010

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LESERBRIEFE

Gott segnen – Ausdruck von Anmassung oder Demut? Weitere Reaktionen zur Frage «Dür fen wir Gott segnen?» – Siehe «idea Spektrum» Nr. 24 und 25 Das Segnen Gottes hat meines Wissens seinen festen Platz in der jüdischen Tradition. Doch in Bern ging es beim Segnen nicht um Liturgie, sondern um eine Herzensschau: Segnen bedeutet «in den Lebensstrom Gottes stellen». Und Ziel allen Lebens ist die Liebe. Wir Menschen haben von Gott die Macht, den Segensstrom zu blockieren und dem Fluch Raum zu geben. Fluch bewirkt Tod. Um uns Verlorne ins Leben zurückzugewinnen, hat Jesus den Höchstpreis bezahlt. Umso mehr ist das Elend unserer Welt für den Vater der Liebe ein tiefer Schmerz. Wenn oft schon unsere Herzen bluten, wie viel mehr Gottes Herz! Wenn wir Gott segnen, fliesst ein mächtiges Echo des Lebens aus der Todeswelt zu ihm zurück und tröstet ihn. In unserm gebrochenen Zeitlauf gehört Trost zur Liebe! Auch Gott sehnt sich danach, wie nach unserer Liebe. Ich wünsche uns allen, so nahe an Gottes Herz zu finden, wie Pfarrer Geri Keller. HANS-ULRICH OGGENFUSS, Theologe, Therapeut, Zürich

Immer geringer als Gott Auf das Risiko hin, dass mich Kurt Zaugg auch zu diesen «Kritikern und Richtern» zählt, möchte ich doch einige Gedanken zur aufgeworfenen Frage äussern. Pfarrer Keller hat in einer sehr feinen und demütigen Art zu der gestellten Frage, ob wir Gott segnen dürfen, Stellung genommen. Aber inhaltlich ist sie für mich doch zu dünn. Pfarrer Keller bleibt für mich zu sehr beim Gedanken stehen, dass «segnen» einfach «gut voneinander reden» bedeutet. Wäre Gott beim Segnen der Menschen einfach beim «gut über uns reden» stehen geblieben, wäre er schnell am Ende gewesen: • «Denn das Dichten und Trachten

des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.» (1. Mose 8,21) • «Aber sie sind alle abgefallen und allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.» (Psalm 53,4 / Römer 3,12) • «Denn es ist hier kein Unterschied: Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten.» (Römer 3,22 und 23) Gott kann über uns Menschen nicht viel Gutes sagen, und wenn sich segnen hier erschöpfen würde, wären wir nie reich gesegnet worden. Wenn Gott segnet, hat dies (fast) immer auch mit «mehren, beschenken» zu tun: • Gott hat sein Volk in der Wüste gesegnet mit Manna, Wachteln und Wasser. • Gott hat die Menschheit gesegnet mit dem Geschenk seines Sohnes. • Gott hat die Gemeinde gesegnet «mit allem geistlichen Segen in den Himmeln in Christus». (Epheserbrief 1,3) Hier merken wir, dass wir Gott nicht mehr segnen können. Wir können ihn mit nichts beschenken, das wir nicht zuvor von ihm erhalten haben. So bleibt es so, wie es in Hebräer 7,7 steht, «dass das Geringere vom Höheren gesegnet wird». Auch wenn wir in Jesus echte und geliebte Kinder Gottes sind und auch Tempel des Heiligen Geistes sein dürfen, sind wir doch immer noch auch «irdene Gefässe», die in dieser Welt immer geringer sind, als unser Gott und Vater. Darum wollen wir uns mit grosser Dankbarkeit von unserem reichen Vater segnen lassen und tun, was uns Hebräer 13,15 sagt: «So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.» PETER ALLENBACH, Heilsarmee Biel

Christustag: Die Gewinner der Reisegutscheine Das sind die Antworten zu unserem Quiz, das im Programmheft zum Christustag publiziert worden war: 1. Wie heisst der Sinnspruch auf dem Fünfliber? – Antwort: «Dominus providebit» 2. Wie beginnt die Bundesverfassung? – Antwort: «Im Namen Gottes des Allmächtigen» 3. Wie oft erscheint «idea Spektrum»? – Antwort: Wöchentlich Aus all den Einsendungen wurden Bild: Iris Muhl

die zehn Gewinner von Reisegutscheinen à 50 Franken ermittelt. Es sind dies: Mireille Sassi, Zollikofen; Regula Gerber, Liestal; Hans Peter Häring, Wettswil; Samuel Kislig, Boll; Silvia Umiker, Thun; JeanClaude Chabloz, Vionnaz; Verena Lauber, Thun; Christina Jaggi, Wiedlisbach; Hans Kunz, Thun; Evangelische Mission Biel. Wir gratulieren den Gewinnern herzlich und wünschen ihnen eine vergnügliche Reise!

Den Segen Gottes haben am Christustag Tausende von Besuchern begeistert empfangen. Doch die Frage bleibt: Dürfen Menschen auch Gott segnen, so wie dies Pfarrer Geri Keller in seinem Schlussgebet getan hat?

Höher als Gott?

Ausdruck tiefer Demut

Liebe Marianne Vonlanthen, zu Ihrer sehr zurückhaltenden, fast scheuen Anfrage kann ich Ihnen nur gratulieren. Nach den «positiven» Antworten der Theologen erlaube ich mir, meine laienhafte Ansicht zu äussern. Das Segnen Gottes durch Menschen ist eine unmögliche geistliche Anmassung. Im Hebräerbrief steht es doch deutsch und deutlich: «Nun ist aber unwidersprochen, dass das Geringere vom Höheren gesegnet wird.» Damit stellt sich jemand, der Gott segnet - sicher unbeabsichtigt - über Gott. Diese neue Praxis deckt sich mit anderen Beobachtungen. Meines Erachtens haben sich die evangelikalen Freikirchen zum Teil negativ entwickelt. Was vor 30 Jahren noch undenkbar war, wird heute toleriert, weil biblisch uminterpretiert. Vielerorts haben evangelikale Gemeinden charismatisches/pfingstliches Gedankengut übernommen, zum Beispiel das Beten zum Heiligen Geist, obwohl im Neuen Testament nirgends zu finden, oder die starke Betonung von Heilungen und Wundern. Und neu nun auch das: Sündige Menschen segnen den heiligen, allmächtigen Gott. Persönlich schaudert mir bei diesem Gedanken, weil ich ausschliesslich um den Segen Gottes für mich und meine Familie bitte. Noch etwas: Mir erscheinen viele evangelikale Gemeinden von heute generell zu «wissend», zu selbstbewusst, ja teilweise zu arrogant. Jesus sagt: «Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.» Das gilt meines Erachtens auch heute noch für die Gemeinde Jesu. ARNOLD BRÄKER, Winterthur

Verschiedene Besucher des Christustags haben den Schlusssegen von Pfarrer Geri Keller nicht so recht verstanden. Er hat Gott gesegnet. Dürfen wir das? Im Kirchengesangbuch 247 steht in der welschen Fassung: «Grand Dieu, nous te benissons, nous celebrons tes louanges Eternel, nous t’exaltons des concert avec les anges et prosternes devant toi, nous t’adorons, o grand Roi.» Diese französische Fassung des vertrauten Liedes «Grosser Gott, wir loben Dich» kommt den Ursprachen der Bibel näher als unser Deutsch. Wo im Hebräischen und Griechischen und Französischen nur ein Wort ist, haben wir im Deutschen zwei: Loben und Segnen. Im Alten und Neuen Testament hingegen bedeutet ein Wort dasselbe: Loben und Segnen. Im Hebräischen ist die Bedeutung vom einen zum andern fliessend, dynamisch. Das hebräische «Barach» und das griechische «eulogein» kann bedeuten: segnen und loben. Ausdruck tiefer Demut ist es, wenn ein Beter Gott segnet, das heisst er anerkennt ihn als Quelle von Kraft und Macht und gibt ihm die Stellung, die ihm gebührt. Es tut gut, wenn wir einmal innehalten und das Loben und Segnen nicht so gedankenlos hinnehmen. CHRISTA HEYD, Pfarrerin, Heiden

Noch bis Freitag Gerne veröffentlichen wir Leserbriefe zu den in unserem Magazin publizierten und diskutierten Themen. Kürzere Beiträge (bis 1200 Zeichen) werden bevorzugt behandelt. Redaktionsschluss für die letzte Ausgabe vor der Sommerpause ist bereits am kommenden Freitag, 9. Juli, um 8 Uhr.


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Sah so der Apostel Paulus aus? NOTIERT D

ie vermutlich ältesten Einzeldarstellungen der Apostel Paulus, Petrus, Andreas und Johannes befinden sich in den Katakomben von Santa Tecla in Rom. Davon ist das Archäologen-Team um den für Ausgrabungen verantwortlichen römischen Superintendenten Fabrizio Visconti überzeugt. Die Wissenschaftler hatten zwei Jah-

re lang die Fresken in einer Grabkammer untersucht. Danach stammten die Bilder aus dem späten 4. Jahrhundert, teilten sie Ende Juni mit. Den Angaben zufolge zierten die Bilder die Grabkammer einer reichen Dame, die nur biblische Motive gewünscht habe. Am deutlichsten sei ein Mann mit Heiligenschein, Stirnglatze und spitzem Bart erkennbar, den man als Paulus identifiziert habe. Die Fresken seien im vorigen Jahrhundert beim Bau eines Hauses entdeckt worden. Kritik an der Behauptung, es handele sich um die älteste Darstellung, übte die österreichische Archäologin Renate Johanna Pillinger. Ähnliche Fresken gäbe es in Rom und in Ephesus. Dazu meinte Superintendent Visconti: Es gäbe zwar von Petrus Bildnisse bereits aus der Mitte des 4. Jahrhunderts, das Besondere der Fresken von Santa Tecla aber sei, dass er allein auf einem Kultbild dargestellt worden sei. P

Singen macht Kinder schlau und mutig STUDIEN Der Gesang regt das Gehirn an und fördert das Immunsystem.

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ltern sollten wieder mehr mit ihren Kindern singen, denn dadurch werden die Sprösslinge schlau und mutig. Das hätten Wissenschaftler der Universitäten Braunschweig und Münster herausgefunden, berichtet das Apothekenmagazin „Baby und Familie“ (Baierbrunn bei München). Studien hätten ergeben, dass Singen das Gehirn anrege und dass Sprache, Stimme und sogar das Immunsystem davon profitierten. Allerdings habe eine Braunschweiger Studie festgestellt, dass Singen immer weniger selbstverständlich sei. Schon Dreijährige hätten Hemmungen, ein Lied vorzutragen. Dabei sei Singen eine sehr lustvolle Angelegenheit. Eltern und Kinder könnten sich gemeinsam über schiefe Töne amüsieren, so der Leiter der Studie, Prof. Werner Deutsch. Auch sein Kollege in Münster, Thomas Blank, ermutigt zum gemein-

samen Singen: „Es geht nicht um schönen Klang, nicht um Perfektion, sondern um die Freude an spielerischer Selbstdarstellung.“ Kinder, die häufig singen, könnten sich besser ausdrücken und auch stärker in andere Kinder einfühlen. Zudem gäben und erhielten sie in ihrer Gruppe Unterstützung und seien gesünder. P

Zur Studie aus Braunschweig: Institut für Psychologie, Abteilung für Entwicklungspsychologie, TU Braunschweig, Tel.: +49-(0)531-391-2813

Zur Studie aus Münster: Karl Adamek/Thomas Blank: Angst- oder Vertrauenskultur – Singen von Kindheit an und soziale Zukunft. Waxmann-Verlag Münster, Tel.: +49-(0)251-265040

Christen beten für die islamische Welt Christen rund um den Globus wollen vom 11. August bis 9. September 30 Tage lang für die islamische Welt beten. In dieser Zeit begehen rund 1,2 Milliarden Muslime den Fastenmonat Ramadan, in dem sie von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang weder Essen noch Getränke zu sich nehmen. Die evangelikale Gebetsinitiative ruft Christen dazu auf, den Fastenmonat als besondere Herausforderung zur Begegnung mit Muslimen zu begreifen. Ziel der Aktion sei es, „Muslimen den christlichen Glauben zu erläutern sowie immer wieder auf verfolgte Christen in islamischen Ländern aufmerksam zu machen“, heißt es in einer Erläuterung der Deutschen Evangelischen Allianz. Gebetshefte gibt es unter b www.ead.de oder 036741-2424 Österreich: Baptisten wollen wachsen Die Baptisten in Österreich wollen sich dafür einsetzen, dass es in ihrem Heimatland zu einem geistlichen Aufbruch kommt. In der Vergangenheit sei Österreich das Land der Gegenreformation gewesen, das Erweckungen eher verhinderte und missionarische Bewegungen sogar bekämpfte, schreibt der Generalsekretär der Freikirche, Walter Klimt (Wien), in der ersten Ausgabe des neuen „Baptisten.at-Magazins“. Der österreichische Baptistenbund umfasst 25 Gemeinden mit rund 1.400 Mitgliedern. Ziel sei ein Wachstum bis 2025 auf 3.500 Mitglieder in 45 Gemeinden, so Klimt. St. Chrischona: 27 neue Prediger Mit einer ungewöhnlichen Mahnung hat die Pilgermission St. Chrischona (Bettingen bei Basel) 27 Absolventen ihres Theologischen Seminars in den Beruf entlassen. „Seid Menschenfischer und nicht Aquariumsverwalter“, sagte Pfarrer Rainer Geiss (Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main) im Ordinationsgottesdienst. Er ist Mitglied der Missionsleitung und Inspektor des Chrischona-Gemeinschaftswerks in Deutschland. Auftrag der 13 Männer und 14 Frauen sei es, zu den Menschen zu gehen und sie zum Glauben an Jesus Christus einzuladen. Verkündiger dürften nicht mit Verwaltungsaufgaben zugeschüttet werden.

Foto: dpa

ARCHÄOLOGIE Bilder in Katakomben Roms aus 4. Jahrhundert entdeckt

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Reformierte wollen eine gerechtere Welt DACHORGANISATION Die neue Weltgemeinschaft vereint eine sozial und eine geistlich orientierte Tradition

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it einem Aufruf, sich fĂźr eine gerechtere Welt einzusetzen, endete die erste Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen in Grand Rapids (USA). Die neue Dachorganisation umfasst 227 Kirchen mit 80 Millionen Mitgliedern in 108 Ländern. Sie ist aus der Fusion des Reformierten Weltbundes mit dem Reformierten Ă–kumenischen Rat hervorgegangen. Nach Ansicht der Generalversammlung sollen die Kirchen Kriterien fĂźr eine neue internationale Finanz- und Wirtschaftsarchitektur erarbeiten, die sich an den Grundsätzen von wirtschaftlicher, sozialer und Klima-Gerechtigkeit orientieren und der menschlichen Gier Grenzen setzen soll. Zum ersten Präsidenten der Weltgemeinschaft wurde der 45-jährige Generalsekretär der Vereinigten Presbyterianischen Kirche in SĂźdafrika, Jerry Pillay, gewählt. Schatzmeister wurde der designierte Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Gottfried W. Locher (Bern). Die neue Leitung muss zwei Traditionen zusammenfĂźhren. Wäh-

Mitglieder konfessioneller Dachverbände Baptistischer Weltbund Lutherischer Weltbund Weltrat der Methodistischen Kirchen Reformierte Weltgemeinschaft Anglikanische Kirche Weltpfingstkonferenz insgesamt Zum Vergleich: RÜmisch-Katholische Kirche

Ëœ 36,0 Mio. Ëœ 70,0 Mio. Ëœ 70,2 Mio. Ëœ 80,0 Mio. Ëœ 86,8 Mio. Ëœ 250,0 Mio. Ëœ 593,- Mio. Ëœ 1.166 Mio. ner untersuchen, erklärte Richard Twiss vom Stamm der Sioux.

rend der Reformierte Weltbund sich als Vorkämpfer fĂźr soziale Gerechtigkeit profilierte, sah der Reformierte Ă–kumenische Rat seinen Schwerpunkt eher in der geistlichen Entwicklung der Kirchen. Die reformierte Bewegung geht unter anderen auf die Schweizer Reformatoren Johannes Calvin (1509–1564) und Ulrich Zwingli (1484-1531) zurĂźck. Während der Versammlung forderte ein Vertreter der nordamerikanischen Indianer, eine Kommission fĂźr Wahrheit und Gerechtigkeit einzurichten. Sie solle die Verbrechen bei der kulturellen Anpassung der Ureinwoh-

Indianer: In Amerika gab es einen der schlimmsten VÜlkermorde Die Kirchen hätten an ihrer Unterdrßckung bereitwillig mitgewirkt. Durch Kriege und Krankheiten sei die Zahl der Indianer von 50 Millionen im Jahr 1400 auf weniger als 230.000 im Jahr 1895 zurßckgegangen. In Amerika, das sich Gottes eigenes Land nenne, habe sich einer der schlimmsten VÜlkermorde in der Geschichte ereignet, so Twiss. P

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Das Evangelium für Juden MISSION Kirchen sind dagegen, Evangeliumsdienst ist dafür

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it der Aussage „Juden brauchen das Evangelium genauso wie alle anderen Menschen, um das ewige Leben zu bekommen“ hat der Geschäftsführer des Evangeliumsdienstes für Israel (EDI), Hartmut Renz, viel Unmut erregt. Die Kirchen lehnen die Aufforderung, mit Juden über Jesus Christus zu reden, als Belastung für den christlich-jüdischen Dialog ab. Der

als 20-jähriger Dienstzeit im Oktober in den Ruhestand tritt, zurückgewiesen. „Wir betreiben keine Seelenhascherei, sondern bezeugen, dass Jesus Christus der von allen Propheten Israels angekündigte Messias ist“, sagte der 64-Jährige beim Jahresfest in Leinfelden. Der EDI wolle aus Juden keine evangelischen oder katholischen Christen machen. Er wolle sie nur „zu dem einladen, den Gott zuerst zu Israel gesandt hat und den er für Israel zuerst vom Tod auferweckt hat, Jesus Christus“.

Kirche braucht Evangeliumsdienst

Renz

Bachor

frühere württembergische Landesrabbiner Joel Berger bezeichnete die Arbeit des EDI als „Fortsetzung des Holocaust mit anderen Mitteln“. Noch im vergangenen Jahr warf er dem EDI öffentlich vor, russischstämmige Juden als „freie Beute“ zu betrachten, die man „schnappen“ wolle. Diese Kritik wird von Renz, der nach mehr

Auch nach Ansicht des Missionsbeauftragten in der württembergischen Kirchenleitung, Kirchenrat Klaus Rieth, haben Christen den Auftrag, das Evangelium zu allen Menschen zu bringen. Deshalb brauche die Landeskirche den EDI. Rieth dankte dem scheidenden Geschäftsführer, dass dieser seine Positionen stets „klar, aber verbindlich“ dargelegt habe.

Hilfe für messianische Juden Renz hatte die Geschäftsführung 1989

Messianische Juden in Stuttgart

vom EDI-Gründer, Alfred Burchartz (19232009), übernommen. In seine Amtszeit fiel ab Mitte der 90er Jahre die Zuwanderung von messianischen Juden aus der ehemaligen Sowjetunion. Sie glauben, dass Jesus Christus der im Alten Testament angekündigte Messias ist, halten aber zugleich an ihrer jüdischen Tradition fest. Seither fördert der EDI mehrere messianisch-jüdische Gemeinden in Deutschland. Zum Nachfolger von Renz wurde der 46-jährige Theologe Armin Bachor berufen. Vorsitzender des EDI ist Pfarrer Joachim Rieger (Mössingen). P Evangeliumsdienst für Israel (EDI), PF 200218, 70751 Leinfelden-Echterdingen 0711-793987, edi@evangeliumsdienst.de b www.evangeliumsdienst.de

INTERNET

Die Bibel im Ohr „Kurz, einfach, spannend und knackig verpackt“, schwärmt Josias. Er ist einer der über 500 täglichen Nutzer von bibletunes.de, einem deutschsprachigen Podcast zur Bibel. Podcasts sind Hörbeiträge, die von Internet-Nutzern heruntergeladen und abonniert werden können. Seit rund zwei Monaten bietet Detlef Kühlein (Eimeldingen bei Lörrach bzw. Basel) täglich einen neuen „bibletune“ von fünf bis acht Minuten an. Der Begriff leitet sich vom englischen Verb „to tune“ ab, was u. a. bedeutet, etwas auf gleiche Wellenlänge zu bringen. In diesem Sinne möchte Kühlein Menschen mit der Bibel auf gleiche Wellenlänge bringen. Er liest zuerst einen Bibeltext und gibt anschließend einige geistliche Impulse dazu. So will er in fünf Jahren die komplette Bibel vertont haben. Das Internetangebot richtet sich an jede Altersgruppe und soll in erster Linie diejenigen erreichen, die nie oder selten in der

Bibel lesen. Entsprechend viel Aufwand steckte Kühlein auch in die Gestaltung der Internet-Seite. Seinen Anspruch, täglich einen Beitrag kostenlos anzubieten, gab es bisher im Netz so noch nicht. „Trotz der immer gleichen Arbeit abwechslungsreich zu bleiben, fordert mich sehr heraus.“ Der 41-jährige evangelische Theologe möchte sich deshalb gern Mitstreiter ins Boot holen, um weitere Angebote für Kinder und Jugendliche zu realisieren. „Das müssen jedoch Leute machen, die diese Zielgruppen besser erreichen können als ich mit meinen 41 Jahren“, so Kühlein. Ihm schwebt auch ein wöchentlicher Live-Chat vor, bei dem er direkt Frage und Antwort stehen will. Überdies plant Kühlein eine Ausweitung des Podcasts ins Ausland. Im nächsten Jahr soll das Projekt auch als „App“ für das iPhone erhältlich sein. Langfristig möchte Kühlein von bibletunes leben können. Ab und an streut er deshalb einen kurzen Spendenaufruf in seine Beiträge ein. P

Fotos: Bachor/privat; Bibletunes/PR; Übrige/EDI

BIBLETUNES Wie der Podcast das Wort Gottes näherbringt

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Christliche Fußballstars: Geld kann geistlich blind machen EZW Glaube ist kein Patentrezept für Erfolg

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inen kritischen Blick auf den missionarischen Einsatz mancher christlicher Fußballstars wirft die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW/Berlin) in ihren neuesten Informationen. Zwar sei es zu begrüßen, wenn gläubige Spieler durch ihren Lebensstil zu einem Vorbild für Jugendliche würden. „Problematisch ist es jedoch, wenn der Glaube an Christus zu einem Patentrezept für ein erfolgreiches, erfülltes Leben im Sinne von Wohlstand und gesellschaftlichem Status umgedeutet wird“, schreibt der brasilianische lutherische Pfarrer João Carlos Schmidt. Das erwähnte Problem tauche in vielen evangelikalen und pfingstkirchlichen Kreisen in Brasilien auf. Wohlstand werde dabei nicht nur als Reichtum, sondern als Inbegriff für Erfolg in allen Lebensbereichen verstanden. Auch die Pfingstkirche „Wiedergeboren werden in Christus“ – die den brasilianischen Fußballstar Kaká (Real Madrid) zu ihren Mitgliedern zählt – vertrete eine solche Theologie. Zwar wolle er die christlichen Sportler nicht in eine direkte Verbindung mit dieser Theologie bringen. Allerdings betrachteten „Wohlstandstheologen“ den Erfolg von „Superchristen“ wie Kaká oder seinem Nationalmannschaftskollegen Lúcio gern als Bestätigung der eigenen Lehre.

Gewalt gegen Christen gibt es immer häufiger in einem der größten islamischen Staaten: Pakistan. Das Foto zeigt, wie beispielsweise am 2. August 2009 in Gojra in der Provinz Punjab mehrere Häuser christlicher Familien von ihren muslimischen Nachbarn zerstört wurden.

Muslime vertreiben Christen-Familien PAKISTAN 250 christliche Familien müssen ein Dorf verlassen. Sie hatten sich über sexuelle Übergriffe auf Frauen beschwert.

Wenn die Kirche einem Unternehmen gleicht Zudem werde Kakás Freundschaft zu den Leitern seiner Gemeinde – dem Ehepaar Estevam und Sómia Hernandes – kritisch betrachtet, schreibt Schmidt. Das Paar erhielt 2007 wegen Geldschmuggels in den USA eine fünfmonatige Haftstrafe. Laut Schmidt ähnelt die Kirche einem Familienunternehmen, das dem Gründerehepaar und seinen Kindern ein millionenfaches Privatvermögen beschert habe. „Kaká ließ sich von den Ereignissen an der Spitze der Kirche nicht beeindrucken, blieb ein treues Mitglied und ein großzügiger Spender und will nach dem Ende seiner Karriere als Fußballstar in ihrer Mitte als Pastor arbeiten.“ Der Mittelfeldspieler von Real Madrid soll laut Medienberichten ein Jahresgehalt von neun Millionen Euro netto bekommen. 10 % seines Einkommens spende Kaká seiner Gemeinde, so Schmidt. P

Fotos: Pakistan/Reuters; Kaka/dpa

Der brasilianische Fußball-Profi Kaka und seine Frau Caroline Celico bei einer „Parade für Jesus“ in Sao Paulo.

ideaSpektrum

A

us einem überwiegend muslimischen Dorf in Pakistan sind etwa 250 christliche Familien vertrieben worden. Der Grund: Christliche Männer hatten sich über sexuelle Übergriffe auf ihre Frauen beschwert. Nach Angaben des Informationsdienstes Compass Direct ereignete sich der Vorfall in der Ortschaft Katcha Khoh (Provinz Punjab). Der Dorfälteste Abdul Sattar Khan habe die Ausweisung angeordnet. Die meisten christlichen Männer sind als Tagelöhner auf den Feldern muslimischer Grundbesitzer tätig; ihre Ehefrauen und Töchter arbeiten als Mägde und Hausangestellte. Viele Arbeitgeber Pakistan missbrauchen ihre Machtstellung, um 164 Mio. Einwohner die Christinnen sexuell unter Druck zu Muslime: 95 % Christen: 2 % setzen, so Compass Direct. Nachdem Hindus: 2 % dies ausgeartet sei, hätten sich vier Sikhs, Christen beschwert: Emmanuel MaBuddhisten sih, Rasheed Masih, Shehzad Anjum und andere: 1 % und Yousaf Masih Khokhar. Daraufhin habe der Dorfälteste die sofortige Ausweisung der christlichen Familien angeordnet. Den Angaben zufolge scheuen die Christen eine Anzeige bei der Polizei, weil sie fürchten, dass dann aufgrund des Blasphemiegesetzes falsche Anschuldigungen gegen sie erhoben werden. In Pakistan ist der Islam Staatsreligion; Beleidigungen des Propheten Mohammed können mit der Todesstrafe geahndet werden. P


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Plattenbauten der Wohnanlage Mellenseestraße in Berlin-Lichtenberg

DA S T I T E LT H E M A

Wenn gar nichts da ist NICHTRELIGIÖSE Was bringt einen nichtreligiösen Menschen dazu, Christ zu werden? Was weckt die Sehnsucht nach Gott? Antworten gibt der Berliner Pfarrer Alexander Garth, der in einem Stadtteil der deutschen Hauptstadt, in dem es kaum Christen gibt, eine Gemeinde „aufgebaut“ hat.

„Die Welt ist nicht genug.“ Dieser Satz aus dem gleichnamigen James-Bond-Film drückt wie kein anderer aus, was Religion ausmacht und was letztlich zu Religion führt: die Erkenntnis „Die Welt ist nicht genug“. Der Mensch ist zu mehr bestimmt. Denn alle Menschen glauben irgendwie an etwas Höheres: • an einen verborgenen Über-Sinn. • an eine vernünftig waltende Natur. („Das hat die Natur so eingerichtet.“) • an eine über allen Menschen stehende Ideologie. („Die Lehren von Marx, Engels und Lenin sind allmächtig, weil sie wahr sind“ – mit diesem Werbespruch war die ganze DDR zugepflastert.) • an die Wissenschaft, die eines Tages der Natur alle Geheimnisse entreißen wird. • an Blut, Rasse und Nation, so wie die Nationalsozialisten. • an die verborgenen Kräfte von Sonne, Mond und Sternen, die unser Schicksal vorherbestimmen und beeinflussen. • an die geheimnisvolle magische Wirkung von bestimmten Steinen oder von magnetischen Strömen. • an das Jenseits der Christen und anderer Religionen.

Wenn gar nichts da ist Gegen die These der Religionswissenschaft, dass kein Mensch ohne Religion sei, behauptet der Erfurter Philosophieprofessor Eberhard Tiefensee, dass es eine große Zahl von Menschen gibt, die völlig religionslos sind. Er nennt dieses Phänomen Areligiosität. Areligiöse Menschen haben von Gott, Jenseits, Vorsehung, Himmel, Hölle keinerlei Vorstellung. Diese Begriffe sagen ihnen absolut nichts. Wenn Religion überhaupt von Interesse ist, dann lediglich aus kulturgeschichtlicher Neugier, um Bachs „Matthäuspassion“, Rembrandts „Verlorenen Sohn“ oder die Reformation zu verstehen. Die meisten Areligiösen würden sich nicht einmal als Atheisten bezeichnen, weil die Verneinung A-theos (NichtGott) an eine Überzeugung anknüpft (nämlich, dass es Gott gibt), die dann aber verneint wird. Ein Atheist setzt sich wenigstens mit der Möglichkeit zu glauben auseinander, um sie dann zu negieren. Ein Areligiöser hat das Thema „Gott und Glauben“ nicht einmal als Gedanken abgelegt. Insofern stehen sich, wie Tiefensee sagt, Atheisten und Christen näher als Areligiöse und Christen. Die Abwesenheit jedes Gedankens an einen Gott ist so total, dass eine Verneinung gar keinen Sinn mehr ergibt. Sie haben vergessen, dass sie Gott

vergessen haben. Sie haben keine religiösen Bedürfnisse und kennen keine spirituellen Sehnsüchte. Tiefensee sagt, dass Areligiöse das Religiöse in ihrem Leben nicht verdrängen. Man kann nur verdrängen, was da ist. Es gibt aber keine Religion zum Verdrängen. Da ist nichts.

Nichts glauben ist völlig normal Bei einer Umfrage auf dem Leipziger Hauptbahnhof antworteten Jugendliche auf die Frage, ob sie sich eher christlich oder atheistisch einstufen würden: „Weder noch, normal halt.“ Dies offenbart ein neues Selbstverständnis: Nichtglauben ist etwas völlig Normales. Religiöse Fragen liegen außerhalb des naturwissenschaftlichen Wissens und sind daher grundsätzlich suspekt. In diese Richtung weist auch das Ergebnis einer anderen Erhebung. Hier wurden Jugendliche gefragt: „Würdet ihr in einer Gesellschaft ohne Kirche leben wollen?“. 43% der jungen Leute antworteten: „Ist mir egal.“

Ist da doch noch was? Als evangelischer Pfarrer und Gründer einer Gemeinde im Osten Berlins, die zur Hälfte aus Menschen besteht, die aus einem nichtreligiösen Hintergrund kommen, bin ich seit über zehn Jahren Zeuge eines erstaunlichen Vorgangs: Menschen, denen die Welt genug ist, entdecken die Faszination des Glaubens. Sie wurden nicht manipuliert. Es sind ganz normale Menschen: Schüler, Unternehmer, Familienväter und -mütter, Arbeitslose, Azubis, Informatiker. Viele von ihnen hätten sich niemals vorstellen können, je an Gott zu glauben und sich in einer Kirchgemeinde zu engagieren. Die meisten sind skeptische Geister, denen man nicht einfach eine Religion aufquatschen kann. Ihnen ist durchaus bewusst, dass im Namen von Religion viel Unheil geschehen ist. Sie kennen die Religionskritik, wie sie von Ludwig Feuerbach oder Karl Marx gepredigt wurde. Was hat sie dennoch bewogen, an Gott zu glauben?

Zwei tobende Söhne In der U-Bahn während der Hauptverkehrszeit. Ein Vater mit seinen beiden halbwüchsigen Söhnen. Diese toben herum, schreien, zerren Mitreisenden an den Sachen und nerven mit ihrem Benehmen alle im Abteil. Der Vater starrt apathisch vor sich hin, statt seine Kinder zur Ordnung zu rufen. Schließlich wird es einem Reisenden zu bunt. Laut wendet er sich an den Vater: „Können Sie Ihre beiden Jungs nicht

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Berlin-Lichtenberg Einwohner: 251.626 Evangelisch 20.331 (8,1%) Katholisch 9.545 (3,9%) In diesem Stadtteil hat der Autor – Alexander Garth – die (landeskirchliche) Junge Kirche Berlin gegründet.

im Zaum halten? Sie sehen doch, dass sich andere Fahrgäste gestört fühlen.“ Darauf erwidert der Vater: „Entschuldigen Sie. Wir kommen gerade aus dem Krankenhaus. Die beiden Jungs haben heute ihre Mutter verloren.“ Schlagartig ändert sich die Atmosphäre. Mit einem Mal ist das Abteil von Mitgefühl und Verständnis erfüllt. Kein Kopfschütteln, keine Ablehnung mehr, stattdessen Sympathie und Anteilnahme. Niemand ist mehr genervt vom unmöglichen Benehmen der Kinder. Voll Erbarmens ruhen die Blicke der Reisenden auf den beiden. Wir sind soeben Zeugen eines Paradigmenwechsels geworden. Ein neuer Gesichtspunkt hat alles, was die Fahrgäste bisher dachten und fühlten, neu ausgerichtet. Die Entdeckung, dass Gott existiert, dass man ihn erfahren und mit ihm leben kann, ist ein Paradigmenwechsel, der eine völlig neue Sicht auf das Leben eröffnet. Der Glaube verändert alle Bereiche des Lebens und rückt sie in ein neues Licht, weil der Glaube in allen Bereichen mit Gott rechnet.

Foto: dpa

Drei Wege zum Glauben Wie ist es möglich, dass areligiöse Menschen Christen werden? Es gibt drei Faktoren, durch die areligiöse Menschen auf Gott aufmerksam werden:

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1. die Begegnung mit lebendiger Spiritualität. 2. himmlischer Beistand: die Erfahrung der helfenden Zuwendung Gottes im alltäglichen Leben anderer und/oder in der eigenen Biografie. 3. die Sinnfrage. Kaum ein Mensch findet durch ausschließlich einen Faktor zum lebendigen Glauben. Meistens ist es ein Zusammenspiel dieser drei Faktoren, die unterschiedlich stark als Ermutigung, Gott zu suchen, erlebt werden.

Mit Tränen in der Kirche Manchmal sind es spirituelle Erlebnisse, die wie ein Lichtstrahl ins Herz fallen. Susanne besucht einen Gottesdienst. Es ist das erste Mal in ihrem Leben. Eine Studienfreundin, die sie von der Fachhochschule kennt, hat sie gebeten, doch mal mitzukommen. Susanne ist völlig ohne Religion aufgewachsen. Sie sagt sich: „Es kann ja nicht schaden, einmal in einen Gottesdienst zu gehen.“ Als sie die Kirche betritt, erlebt sie einige Überraschungen: Die Kirche ist gefüllt mit jungen Leuten. Das hat sie nicht erwartet. Kirche ist was für alte Menschen, dachte sie immer. Auch die Raumgestaltung verwundert sie. Alles wirkt freundlich, zeitgemäß, einladend. Das Foyer ist eine große Café-Bar. Allerlei buntes Volk sitzt auf großen Ledersofas oder auf Hockern an der Bar he-


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Ausführlich nimmt der Autor – Alexander Garth – in seinem soeben erschienenen Buch Stellung: Die Welt ist nicht genug, Gerth Medien Aßlar 2010, 176 S., 12,95 EUR/23,90 sFr.

Ich glaube an Gott Westdeutschland Ostdeutschland 25 %

65 %

© l ideaGrafik; Quelle: Eurobarometer Mannheim

rum. Als der Gottesdienst beginnt, folgt eine weitere Überraschung: keine schwermütige Orgelmusik, die einen in eine depressive Stimmung versetzt. Stattdessen der frische, mitreißende Sound eines Lieds, das Gottes Liebe preist, gespielt von jungen Leuten auf Instrumenten, die sie aus der Popmusik kennt. „Vielleicht ein bisschen amerikanisch“, denkt Susanne, obwohl das hier eine Gemeinde der evangelischen Landeskirche ist. Doch die eigentliche Überraschung kommt noch: Während die Leute in der gefüllten Kirche Gott mit Liedern loben, spürt Susanne, wie etwas ihr Herz berührt – sanft, zärtlich, wohltuend. Sie muss weinen. Sie weint den ganzen Gottesdienst über. Und sie hat keine Ahnung, warum. Es geht ihr gut. Sie hat keinen nennenswerten Kummer. Das Heulen ist ihr peinlich. Was ist das, das ihr Inneres zum Schwingen bringt, so dass ihr die Tränen fließen? Sie weiß keine Antwort darauf. Nach dem Gottesdienst verlässt sie verwirrt die Kirche. Als ihre Freundin sie fragt, ob sie am Sonntag wieder mitkommt, will sie zuerst nicht. Sie befürchtet, dass sie wieder weinen muss. Doch dann geht sie doch. Und wieder muss sie weinen, den ganzen Gottesdienst über. Aber es hat nichts Bedrohliches. Im Gegenteil! Was ihr Herz berührt, das tut ihr gut. Sie kommt wieder. Fast jeden Sonntag sitzt sie mit Tränen in der Kirche. Sie besorgt sich eine Bibel in verständlicher Übersetzung. Sie redet mit Leuten aus der Gemeinde und versucht herauszufinden, was mit ihr geschieht und was hier anders ist. Jemand erklärt ihr das Wirken des Heiligen Geistes. „Es ist Gottes liebevoller Wind vom Himmel. Es ist Gottes Finger, der an die Tür deines Herzens klopft, um dir zu sagen, dass es Gott gibt und dass er um dich wirbt.“ Sie liest Bücher über den Glauben. Schließlich besucht sie einen Glaubenskurs in der Gemeinde. Als das Thema „Heiliger Geist“ behandelt wird und wie er das Licht der Liebe und der Erkenntnis in Herzen bringt, da erzählt Susanne, wie sie Gottes Geist erlebt hat. Einige Wochen später lässt sie sich taufen. Eine völlig areligiöse Frau entdeckt, dass die Welt nicht genug ist, und findet zum Glauben.

Erschüttertes Weltbild Alle Gotteserfahrungen haben eines gemeinsam: Es sind Begegnungen mit einer Person, die sich den jeweiligen Menschen offenbart. Bis heute machen Menschen die Erfahrung des Übernatürlichen. Auch Atheisten und Areligiöse. Wie kommt es zum Paradigmenwechsel von „die Welt ist genug“ zu „nicht genug“? Die gewaltigen Gottesbegegnungen sind eher die Ausnahme. Vielmehr sind es die „kleinen“ heiligen Dinge, die sich in unserem Lebensumfeld ereignen, durch die Gott uns anspricht. Und es sind die Menschen, die erfüllt sind mit Glauben, Hoffnung und Geborgenheit. Sie wecken die Sehnsucht in uns, unser Herz und Hirn für Gottes Realität zu öffnen. Sie lassen uns aufhorchen und die Sehnsucht wach werden, dem großen Geheimnis des Lebens und der tiefen Sinnhaftigkeit des Seins auf die Spur zu kommen: • Ein guter Gottesdienst, der durch seine Schönheit, Echtheit und Intensität etwas in uns zum Schwingen bringt, kann diese Sehnsucht nach Glauben wecken. • Ein Musikstück wie zum Beispiel "das große Halleluja" aus Händels „Messias“ kann die Augen unseres Herzens unvermittelt öffnen, so dass wir mit einem Mal klar erkennen, dass es einen Gott gibt, der uns sucht. • Es kann ein Kunstwerk sein, das uns berührt und auf Gott verweist. Es war ein Gemälde des Gekreuzigten, das Nikolaus Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf (1700-1760) nicht mehr losließ. Der Untertitel des Bildes „Das tat ich für dich. Was tust du für mich?“ hat ihn schließlich dazu gebracht, mit seinem Leben Gott zu dienen. Er wurde der Begründer einer christlichen Weltbewegung. • Ein Gebet, das versuchsweise gen Himmel gesandt wurde und Erhörung fand, kann den Durchbruch zum Glauben anstoßen. • Das Lebenszeugnis eines glaubwürdigen Christen kann einen Menschen so sehr ins Fragen bringen, dass er beginnt, Gott zu suchen. • Die Schönheit der Welt und des Universums kann die Frage in uns aufbrechen lassen, wer die ordnende Macht hinter all der Harmonie und Schönheit ist.

Ein weiser Rat Der Philosoph Blaise Pascal (1623-1662) rät Suchenden, den Umgang mit heiligen Dingen zu pflegen. „Lernen Sie von denen, die früher wie Sie von Zweifeln geplagt wurden. Ahmen Sie deren Handlungsweise nach. Tun Sie alles, was der Glaube verlangt, als wenn Sie schon gläubig wären.“ Wer Gott sucht, soll das tun, was Gläubige praktizieren, die einmal selbst Suchende waren: Gottesdienste besuchen, beten, christliche Lebenszeugnisse studieren … Der Heidelberger Theologe Klaus Berger sagt: „Wir müssen uns dem, was wir erkennen wollen, so lange aussetzen, bis wir es sprechen hören.“ P

b www.junge-kirche-berlin.de, Tel. (030) 99 27 81 31

Foto: privat

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Könnte es Gottes Plan sein, dass Sie eine Firma gründen? WIRTSCHAFTSETHIK „Könnte es Gottes Plan sein, dass Sie eine Firma gründen?“ Diese Frage stellt die Genossenschaft „Firmen fördern nach biblischen Grundsätzen“. Die 2008 gegründete Firma will christliche Unternehmer bei der Existenzgründung unterstützen – durch Beratung, Netzwerke und durch Kapital. Ein Bericht von Karsten Huhn

Schätzen Sie mal: Wie viel Prozent aller als GmbH neu gegründeten Unternehmen überleben die ersten fünf Jahre? Nach Angaben des Gründers des Unternehmens "Spiele Max", Wilfried Franz, sind es etwa 10 %. Nach weiteren fünf Jahren hat sich die Zahl der überlebenden Unternehmen nochmals halbiert. Die von Wilfried Franz mitbegründete Unternehmergenossenschaft „Firmen fördern nach biblischen Grundsätzen“ (FBG) will nun dazu beitragen, dass mehr christliche Unternehmensgründungen auf dem Markt bleiben. „Wer Betriebswirtschaftslehre studiert hat, ist deshalb noch kein Unternehmer“, sagt Franz. „Wir wollen helfen, dass Existenzgründer Anfängerfehler vermeiden.“

Woran Unternehmer scheitern Nach Franz Erfahrung mangelt es Unternehmern vor allem an drei Dingen: 1. Erfahrung, 2. Kontakte, 3. Eigenkapital. Bei allen drei Punkten will die FBG helfen. Derzeit baut sie einen Expertenkreis erfahrener Unternehmer und Berater auf, die jungen Unternehmen als Beirat oder Aufsichtsrat zur Verfügung stehen. Die Experten sollen ihre Erfahrungen weitergeben, zum Beispiel, was bei der Unterzeichnung von Mietverträgen oder der Auswahl von Mitarbeitern zu beachten ist. Außerdem sollen die Experten Geschäftskontakte vermitteln und dafür sorgen, dass der Unternehmensgründer keine schwerwiegenden Fehlentscheidungen trifft. „Ein guter Beirat ist wie eine Versicherung“, sagt Franz.

Foto: Franz/privat

Bin ich ein Unternehmertyp? Für einen potenziellen Existenzgründer steht dabei am Anfang der Besuch des von der FBG veranstalteten Gründerseminars „Könnte es Gottes Plan sein, dass ich eine Firma gründe?“. Das eintägige Seminar wird mehrmals im Jahr in verschiedenen Städten Deutschlands angeboten. Bei diesen Treffen wird geprüft, ob man tatsächlich ein Unternehmertyp ist und wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen. Zudem untersuchen Berater die Geschäftsidee auf Plausibilität. Die FBG hat sich zum Ziel gesetzt, Kapital zu vermitteln oder sich selbst an der neuen Firma als Kapitalgeber zu be-

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» Wir wollen helfen, dass Existenzgründer Anfängerfehler vermeiden. « Wilfried Franz

teiligen. Dabei will man auch mit innovativen Finanzierungsmodellen arbeiten. So empfiehlt Franz, Existenzgründern ein zinsloses Darlehen zu gewähren. Anstatt der Zinsen erwirbt der Darlehensgeber Gesellschafteranteile an der neuen Firma. Sobald die Firma Gewinne erwirtschaftet, partizipiert der Kreditgeber an den Erträgen und der Wertsteigerung des Unternehmens.

Werden Sie Genosse! Damit sich die FBG selbst finanzieren kann, sammelt man derzeit selbst Gelder ein: Ein Genossenschaftsanteil kostet 2.500 Euro – bisher wurden 37 Anteile gezeichnet. Mittelfristig soll die FBG sich finanziell selbst tragen. Die christliche Genossenschaft verfolgt drei Ziele: 1. Gott ehren, 2. Unternehmer ermutigen, 3. profitabel arbeiten. Ein weiterer Arbeitszweig der FBG ist die Zertifizierung „empfehlenswerter christlicher Dienstleister“. In die Liste aufgenommen werden Unternehmen, die durch ihre Qualität überzeugen. So soll mit der Zeit ein Netz von durch Christen geführten Unternehmen entstehen, die Aufträge bevorzugt untereinander vergeben. „Christen sollten den Euro vor allem bei Christen ausgeben“, sagt Wilfried Franz. „Unter Moslems ist dieses Prinzip schon lange üblich.“ P

b www.fbg-eg.de, Tel. 0 22 25 - 7 08 67 54


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THEMA

» Wulffs Antrittsrede lässt hoffen, dass er sein Amt im Wissen darum führt, sich einmal für alles vor Gott verantworten zu müssen « Helmut Matthies, Wetzlar, Leiter von idea Deutschland

Gott schütze Wulff Nie zuvor hat sich die evangelische Volkskirche in Deutschland öffentlich so stark für einen Kandidaten ausgesprochen wie bei dieser Bundespräsidentenwahl. Vom EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider bis zum Präsidenten des Diakonischen Werkes der EKD, Klaus-Dieter Kottnik (der sogar für die SPD an der Wahl teilnahm): Sie alle votierten für Joachim Gauck, der von den Sozialdemokraten und den Grünen nominiert worden war. Die mitteldeutsche Bischöfi n Ilse Junkermann zog ihre Nominierung von der SPD für die Wahl von Gauck erst dann zurück, nachdem sie von einem FDP-Bundestagsabgeordneten als „Parteibischöfin“ tituliert worden war.

Die evangelische Kirche war für Gauck Der Stellvertreter des Bevollmächtigten der EKD bei der Bundesregierung, David Gill, wirkte sogar als führender „Wahlkampfberater“ Gaucks mit. Hätte das Volk abstimmen können, läge die EKD vermutlich sogar richtig: Nach Umfragen wünschten 43 % Gauck und 37 % Wulff als Präsidenten. Doch nach der Wahl äußerten bereits in einer ersten Umfrage 72 % die Erwartung, Wulff werde ein guter Präsident. Auch nach der für ihn verlorenen Wahl ist und bleibt der einstige Bürgerrechtler in der DDR – Gauck – ein großes Vorbild an Mut und Standfestigkeit, ja ein Aushängeschild positiven protestantischen Heldenmutes im Kampf gegen eine Diktatur und deren Aufwertung. Dass er sich bei seiner Vorstellung vor der sozialistischen „Links“-Fraktion nicht anbiederte, um deren Stimmen zu erhalten und so Bundespräsident zu werden, zeigt, was für ein Format dieser Mann hat – gerade im Vergleich zu vielen Politikern, aber auch Bischofskandidaten, die jedem nach dem Mund reden, nur um das gewünschte Amt zu erlangen.

Wäre Gauck noch Pfarrer … Auch das stimmt freilich: Wäre Gauck noch Pfarrer, hätte er zumindest in jeder Landeskirche die Gemeinde wechseln müssen, wenn nicht gar sein Amt verloren. Denn er lebt seit fast 20 Jahren von seiner Frau getrennt und – nicht geschieden – mit einer anderen Frau zusammen, also im Ehebruch

(was erst in den letzten Tagen vor der Wahl in den Medien bekanntwurde; zuvor hieß es, er wäre bereits geschieden.) Das nun gewählte Staatsoberhaupt praktizierte Ähnliches, zog aber relativ rasch einen Schlussstrich, indem es sich scheiden ließ und seine Geliebte heiratete. Seit Heinrich Lübke (1959-1969 Bundespräsident) gibt es mit Wulff erstmals wieder einen katholischen Bundespräsidenten.

Kritik an Wulffs Mitarbeit bei ProChrist Doch Wulff hat weder Berührungsängste mit der evangelischen Kirche noch mit deren theologisch konservativem Teil, den Evangelikalen. Er wurde vor der Wahl von linken Theologen und Journalisten sogar öffentlich scharf kritisiert, weil er dem Kuratorium der Großevangelisation ProChrist angehört. (Die Wochenzeitung „Die Zeit“ überzog ihn deshalb geradezu mit Häme, so als ob er Verbotenes getan hätte.) Die EKD verteidigte daraufhin jedes Engagement bei ProChrist. Auch im (pietistischen) Geistlichen Rüstzentrum Krelingen in der Lüneburger Heide hatte Wulff bereits vor Jahren einen umjubelten Auftritt. Er kennt also Kirchen wie freie Bewegungen. Das lässt hoffen – auch wenn man noch nicht einschätzen kann, ob er sich aus Überzeugung oder politischem Kalkül oft positiv zu Christlichem bekannte. Denn seine naive Haltung zum Islam und zu Problemen, die Migranten bereiten können, offenbart opportunistische Züge.

Wird das Präsidentenpaar die Familie fördern? Doch sehen wir nach vorn: Ein mit 51 relativ junger Präsident mit drei Kindern ist Staatsoberhaupt geworden. Das könnte dazu führen, dass die wichtigste Aufgabe Deutschlands – die Förderung von Kindern und Familie – eine größere Rolle als bisher spielen könnte. Schon allein deshalb, weil das Präsidentenpaar häufig mit Kindern in den Medien gezeigt werden wird. Wulff wagte es – ähnlich wie erstmals Horst Köhler –, seine Antrittsrede mit den Worten zu schließen „Gott schütze unser Land!“. Das lässt hoffen, dass er sein Amt im Wissen darum führt, sich einmal für alles vor Gott verantworten zu müssen. P ideaSpektrum 22.2010


net EIN F O R UM F Ü R JUN G E C H R I S T EN Immer mehr Menschen leben allein. In Deutschland hat rund jeder Fünfte (17 Millionen), in der Schweiz etwa jeder Siebte (1,2 Millionen) keinen Partner. Kein Wunder, dass Online-Singlebörsen großen Zulauf haben. Tobias-Benjamin Ottmar stellt einige christliche Angebote vor.

Liebe per Mausklick O

b Jude, Moslem oder Christ – im Internet gibt es fast für jede religiöse Gruppe die passende Partnerbörse. Trotz Wirtschaftskrise und Datenmissbrauch im Internet sind immer mehr bereit, online nach der Liebe fürs Leben zu suchen. Vor allem bei jungen Leuten funkt es schnell, stellt Benedict Schmid (Bielefeld) fest. Sie seien schneller bereit, mit einer Person, die sie über das Internet kennengelernt haben, eine Ehe einzugehen. Schmid betreibt die Plattform „Christ sucht Christ“. Mit rund 40.000 registrierten Nutzern ist sie das größte Angebot im christlichen Bereich. Der Weg zum erhofften Glück ist einfach: Nach der kostenlosen Registrierung kann man sich ein Profil anlegen. Sobald dieses vom Betreiber freigeschaltet ist, kann man auf die „Jagd“ nach Kontakten gehen. Auf diese Weise haben schon viele Surfer ihre große Liebe gefunden, zeigen die zahlreichen Erfolgsgeschichten auf der Seite. „… Sehr schnell entwickelte sich aus dem E-Mail-Schreiben ein regelmäßiger Chatkontakt“, schreibt beispielsweise die Nutzerin „Angelx84“. Gott habe ihr während des Kennenlernens im Gebet gezeigt, dass ihr Chatpartner der Richtige sei. „Seit dem 1.11.2009 bin ich mit diesem wunderbaren Mann zusammen und überglücklich.“ Sehr ausführlich berichten auch Henning und Mirjam, wie sie sich kennengelernt haben: Nach dem ersten Kontakt Ende 2007 und mehreren Treffen verlobte sich das Paar schließlich im April 2009 – acht Monate später heirateten sie. Die Liebe per Mausklick hat allerdings auch einen Haken: Denn die persönlichen Angaben können mitunter von fragwürdigen Personen missbraucht werden. „Es gibt vereinzelte Mobbing-Fälle“, bestätigt Schmid. Leute, die andere im Internet beleidigen oder zu aufdringlich sind, können jedoch über einen „Melde“-Button dem Betreiber gemeldet werden. Zeigen sie sich nicht einsichtig, werden sie rausgeworfen.

Fotos: istockphoto.com

Schwarze Schafe auch bei Christen Bei der nicht konfessionsgebundenen Seite Feuerflamme.de (ca. 5.000 Nutzer) ist der „Eintritt“ zur Partnersuche grundsätzlich kostenlos. Wer mit anderen Singles aber chatten oder mehr als 20 Nachrichten pro Monat austauschen will, muss sich für die Premium-Mitgliedschaft entscheiden. Kosten: 25 Euro für drei Monate. Vor der Anmeldung muss jeder einen Fragenkatalog zu seinem persönlichen Glauben beantworten, der auf Plausibilität

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Die größten christlichen Partnerbörsen

Christ-sucht-christ.de 40.000 Agape24.de 10.000 geprüft wird. Das Singlechrist.de 6.000 Konzept geht auf: JeFeuerflamme.de 5.000 den Monat bekommt Gigaherz.net 2.000 Betreiber Rainer ZinQuelle: Eigene Erhebung/Singleboersen-vergleich.de cke (Berlin) mehrere Er folgsmeldungen von Leuten, die über Feuerflamme.de ihren Ehemann bzw. ihre -frau gefunden haben. Gleichwohl ist man auch auf diesem Portal vor schwarzen Schafen nicht gefeit: „Es gibt in letzter Zeit vermehrt Betrugsversuche, mittlerweile können wir aber die meisten herausfiltern“, sagt Zincke. Die Masche sei immer ähnlich: Ein Profil zeigt eine hübsche Frau aus Osteuropa, Asien oder Afrika. Nach einigen Mails verabredet man sich zu einem Treffen in Deutschland – natürlich hat die Frau aber kein Geld, die Anreise zu bezahlen. Der Mann überweist – und hört nie wieder etwas von der Frau.

Warum christliche Seiten besser sind Im Gegensatz zu säkularen Angeboten können christliche Portale laut Umfragen deutlich höhere Erfolgsquoten aufweisen. Das liegt wohl daran, dass man unter Gleichgesinnten sucht. P Anzeige

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Respektiert und überwacht: Deutsche Gemeinde in Istanbul ISTANBUL Die islamisch geprägte Türkei möchte Mitglied der Europäischen Union werden. Zu den Bedingungen für einen Beitritt gehört neben der Einhaltung der Menschenrechte vor allem die Toleranz gegenüber anderen Religionsgemeinschaften. Doch wie steht es damit? Matthias Pankau und Thomas Kretschel (Fotos) haben die deutsche evangelische Gemeinde in Istanbul besucht.

Die kleine evangelische Kreuzkirche ist nur etwa zehn Gehminuten von der Istanbuler Flaniermeile Istikal Caddesi entfernt. Und doch liegen Welten dazwischen. Dort der Schein der schönen Welt – Banken, Boutiquen und Restaurants mit atemberaubendem Blick auf den Bosporus, hier verfallene Häuser, herumstreunende Katzen und Greise, die auf klapprigen Wagen Müll sammeln. Mitten in diesem Viertel: die Kirche der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei.

Die Verfolgung der Christen „Bis Mitte der 50er Jahre lebte hier ein Großteil der christlichen Minderheit“, erzählt Pfarrer Holger Nollmann. Dann kam die Zypernkrise, in der sich griechisch-zypriotische und die türkisch-zypriotische Bevölkerung um die Vormachtstellung auf der Insel stritten. Die Folge: Besonders in Istanbul kam es zur Verfolgung der damals dort lebenden zehntausenden christlich-orthodoxen Griechen. Das führte dazu, dass auch das einst blühende christliche Viertel rund um die Kreuzkirche nach und nach ausblutete. In die leerstehenden zwei- und dreigeschossigen Häuser zogen arme muslimische Bauern, die aus Anatolien und vom Schwarzen Meer in die Bosporusmetropole kamen. „Da die Besitzverhältnisse jedoch nie offiziell geklärt wurden, verfällt das Viertel seitdem“, erzählt Nollmann. Pfarrer Nollmann

Kaufleute & Handwerker gründeten Gemeinde Er lebt mit seiner Familie seit 2002 am Bosporus. Nollmann ist Pfarrer der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Istanbul und Beauftragter der EKD bei den Patriarchaten und Bischofssitzen der orthodoxen Kirche in der Türkei. Sein Gemeindegebiet erstreckt sich allerdings nicht nur auf die 16-Millionen-Einwohner-Metropole, sondern auf die gesamte Türkei. Einmal im Monat feiert er einen deutschsprachigen Gottesdienst in der Hauptstadt Ankara. Außerdem gibt es Gemeindegruppen in Izmir und Bursa. Doch das Zentrum

der Gemeinde liegt in Istanbul. Kaufleute und Handwerker aus Deutschland gründeten die Gemeinde 1843. Knapp 20 Jahre später – 1861 – wurde mit Unterstützung von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV., der selbst tief im evangelischen Glauben verwurzelt war, die Kreuzkirche eingeweiht. Heute zählt die Gemeinde rund 200 eingeschriebene Mitglieder. „Hier in der Türkei gehört man nicht automatisch zur Kirche, nur weil auf der Lohnsteuerkarte ‚evangelisch’ steht“, erklärt der Theologe. „Man wird ganz bewusst Mitglied der Gemeinde, indem man einen Antrag ausfüllt und ein Gespräch mit Pfarrer und Kirchenvorstand führt.“ Insgesamt engagieren sich aber deutlich mehr Christen in der Gemeinde, als sie Mitglieder hat. Viele von ihnen leben nur eine bestimmte Zeit in der Stadt und suchen vorübergehend eine „geistliche Heimat“ – Konsulatsangehörige, Lehrer der deutschen Schule oder Mitarbeiter deutscher Unternehmen. Hinzu kommen die rund 100 Reisegruppen pro Jahr, die in der Türkei – dem einstigen Kernland des Christentums – auf den Spuren der Bibel wandeln wollen. Sie zu begleiten und zu betreuen gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Gemeinde.

Nur noch 0,15 % Christen in der Türkei Die Zahl der Christen in der Türkei ist verschwindend gering. Waren vor 100 Jahren noch 20% der Osmanen in Kleinasien Christen, so ist ihr Anteil heute auf 0,15% gesunken – kaum mehr als 100.000 Gläubige. In Istanbul ist's ähnlich: War 1914 noch jeder zweite Einwohner der Stadt Kirchenmitglied, ist es heute nicht einmal mehr jeder hundertste. Das hängt nicht zuletzt mit der türkischen Gesetzgebung zusammen. So ist ausländischen Geistlichen jede Tätigkeit im Land verboten. Eine Kirche darf es als „Körperschaft des öffentlichen Rechtes“ nicht geben. Kirchgemeinden firmieren deshalb als „nicht-muslimische Stiftung“. Pfarrer Nollmann ist offiziell da als „religiöser Dienstleister für deutschsprachige Ausländer“. Und es wird genau darauf geachtet, dass sich die Gemeinde nur um ihre Zielgruppe – nämlich deutschsprachige Ausländer – kümmert. Die Glocken der Kirche läutet Nollmann am Sonntag trotzdem, auch wenn's dafür keine offizielle Erlaubnis gibt. Die liberalen Nachbarn stört's nicht. Lieber ein gläubiger Christ als ein ungläubiger Türke,

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Die deutsche Kreuzkirche (links) liegt heute in einem Armutsviertel Istanbuls (rechts). Bis Mitte der 50er Jahre – als hier noch überwiegend hristen lebten – war das anders.

sagen sie. „Ein Imam meinte einmal: Wir sehen, dass ihr einen Ort bereitstellt, an dem die Menschen beten, und dass ihr helft, wenn jemand in Not ist“, erzählt Nollmann. Das wird respektiert.

„Wir werden auf euch aufpassen“ Als 2007 im türkischen Malatya drei Christen – unter ihnen der Deutsche Tilmann Geske – von muslimischen Extremisten umgebracht wurden, erlebte der Pfarrer eine Welle der Solidarität. Die meisten Nachbarn verurteilten die Tat. „Einige kamen zu uns und sagten: Wir werden auf euch aufpassen“, erinnert sich der Pfarrer. „Nach einer kurzen Weile fügten sie allerdings fragend hinzu: Aber ihr macht so was doch nicht, oder?“ Mit „so was“ meinten sie Mission. Die Grundskepsis, Christen hätten allein das Ziel, Moslems zu ihrem Glauben zu bekehren, sitzt tief in der islamischen Welt – auch im sonst so modernen und säkularisierten Istanbul. So hat sich die deutsche Gemeinde im Rahmen eines Hilfsprogramms mit sechs anderen Kirchengemeinden zusammen-

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getan, um den vielen Flüchtlingen in der Stadt – vor allem aus dem Iran, Irak und Afrika – Kleidung, finanzielle Unterstützung oder auch Unterricht für deren Kinder zu bieten. Doch sie müssen aufpassen, dass ihnen das nicht als öffentliches religiöses Engagement ausgelegt wird. Immer wieder bringen derartige Aktivitäten Kirchgemeinden den Vorwurf der Mission ein. Undenkbar wäre es, öffentlich zu einem Gemeindefest in die deutsche Kirche einzuladen: „Das würden die meisten als Affront empfinden.“

Vorsicht: Wenn Türken um die Taufe bitten Der Pfarrer muss auch vorsichtig sein, wenn Türken an seiner Tür klingeln und um die Taufe bitten – was immer wieder vorkommt. Denn es ist der Gemeinde untersagt, Moslems zu taufen und aufzunehmen. Manchmal wird das sogar überprüft – und zwar so: Zwei Männer stehen vor der Tür, die vorgeben, die Taufe zu begehren. Dabei möchten sie sehen, wie der Pfarrer reagiert. Für Nollmann oft ein Spagat, denn einerseits „kann und darf die christliche Gemeinde


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niemanden ausschließen oder abweisen, andererseits könnten Aktivitäten, die von den Behörden als Mission ausgelegt werden, die Gemeinde ernsthaft gefährden“.

Die deutsche evangelische Gemeinde Istanbul Die Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei ist über 160 Jahre alt. Kaufleute, die aus Deutschland nach Konstantinopel gekommen waren, gründeten 1843 eine Evangelische Gemeinde. Von Anfang an engagierte sie sich auf dem Gebiet der Sozialarbeit. Ihre Mitglieder gründeten das „Evangelische Asyl“ – einen Verein, der Menschen unterstützte, die krank geworden oder neu nach Istanbul gekommen waren. Aus diesem Verein ging später das Deutsche Krankenhaus hervor. Außerdem eröffnete die Gemeinde 1850 eine Schule, in deren Räumen heute die Wohnung des Pfarrers untergebracht ist. 1861 konnte die Evangelische Gemeinde schließlich ihre Kirche einweihen. Zuvor waren seit dem 16. Jahrhundert evangelische deutschsprachige Gottesdienste in verschiedenen Gesandtschaftskapellen abgehalten worden.

Deutschsprachige christliche Gemeinden in der Türkei Istanbul: Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei (Alman Protestan Kilisesi) 34435 Beyoğlu-İstanbul, Aynalıçeşme, Emin Camii Sok. 40 Tel. 0090-212-250 30 40, deuki@gmx.net , www.evkituerkei.ag.vu Sonntagsgottesdienst: 10.30 Uhr St. Georgs-Gemeinde (Sen Jorj Kilisesi) – öster.-kath. 34420 Karaköy, Bankalar Cad., Kart Çınar Sokak 2 Tel. 0090-212-249 76 17, gemeinde@sg.org.tr, www.sg.org.tr/gemeinde Sonntagsgottesdienst: 10.00 Uhr St. Paul – Deutschsprachige kath. Seelsorge in der Türkei 34365 Nişantaşı, Büyük Çiftlik Sok. 14 Tel. 0090-212-219 11 91, mail@stpaul.de , www.stpaul.de Sonntagsgottesdienst: 10.30 Uhr Ankara: Turnhalle der Deutschen Botschaftsschule (Ernst-Reuter-Schule) 1x im Monat deutschsprachiger evangelischer Gottesdienst, 10.30 Uhr 1x im Monat deutschsprachiger katholischer Gottesdienst, 10.30 Uhr Antalya: St. Nikolaus-Kirche – deutschsprachige Gemeinde Antalya-Zentrum, Haşimişcan Mahallesi, 1295 Sok. Nr.29, Tel. 0090-242-323 98 48, Korten.R@web.de ökumenischer Sonntagsgottesdienst: 10.30 Uhr Belek, Kadriye: Ökumenische Gottesdienste am Samstag vor dem 2. und 4. Sonntag des Monats um 18.00 Uhr Alanya: Ökumenische Gottesdienste im Kulturhaus der Stadt an jedem 2. und 4. Sonntag des Monats um 11.00 Uhr, solange die Gemeinde noch keine eigenen Räume hat. Pfarrer Johann Weingärtner, Alanya, Tel.: 0090-242-522 57 95, alanya.pfarrer@web.de

Weil man einen deutschen Pass möchte Beides möchte der Pfarrer nicht. Deshalb führt er in solchen Fällen meist erst mal ein längeres Gespräch. „Nicht selten stellt sich dabei heraus, dass diejenigen eigentlich vor allem einen deutschen Pass möchten und meinen, der sei einfacher zu bekommen, wenn man getauft ist“, erzählt er. Hat der Betreffende ernsthaftes Interesse an der Taufe, so überweist ihn Nollmann an eine türkische christliche Gemeinde. Die deutschsprachigen Gottesdienste freilich stehen allen offen. Dazu lädt Nollmann im Moment besonders gern ein. Nicht nur zu hohen christlichen Feiertagen ist die Kirche voll, auch zu Vortragsabenden oder Konzerten. Zu Weihnachten etwa singt seit einigen Jahren die bekannte türkische Sängerin Sema deutsche Werke von Bach, Praetorius oder Brahms und lockt damit jedes Mal hunderte Besucher an. „Es gibt eine kulturell sehr interessierte Klientel unter den Istanbulern, die diese Angebote schätzt“, sagt Nollmann. Dabei geht es ihm aber nicht in erster Linie um große Zahlen. Das Wort Jesu „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“ sei ihm in der Diaspora noch wichtiger geworden: „Wir feiern sonntags Gottesdienst – egal, ob zehn Besucher kommen oder 300.“

Warum die Ökumene funktioniert Auch auf die ökumenische Zusammenarbeit habe sich diese Situation positiv ausgewirkt. So seien die deutsche evangelische, die deutsche katholische und die österreichisch katholische Gemeinde übereingekommen, zu einigen christlichen Festen jeweils nur noch einen Gottesdienst anzubieten. So wird etwa der Gründonnerstagsgottesdienst in der österreichischen Gemeinde gefeiert. Karfreitag treffen sich die deutschsprachigen Christen in der evangelischen Kreuzkirche und in der Osternacht kommt man in der deutschen katholischen Gemeinde zusammen. „In der Minderheit zu sein, kann Christen sowohl in ihrem Glauben als auch in ihrem Zusammengehörigkeitsgefühl stärken“, sagt er. Im Januar wird Nollmann mit seiner Familie wieder nach Deutschland zurückkehren und eine Pfarrstelle in seiner Heimatstadt Bochum übernehmen. Auch wenn er sich darauf freut, wird ihm die „Perle am Bosporus“ – wie Istanbul auch genannt wird – fehlen. Vor allem hofft er, dass die Gegend rund um die Kreuzkirche etwas von ihrem alten Glanz und Charme zurückerhält. „Eine Gemeinde wird nicht dadurch besser, dass sie in einem schicken Viertel liegt. Aber es schadet auch nicht.“ Die Stadt möchte jetzt damit beginnen, die Besitzverhältnisse der vielen verfallenen Häuser rund um die Kreuzkirche zu klären. Ein Anfang. P Nächste Woche: „Bibelstunde am Bosporus – Zu Gast in der ersten staatlich anerkannten Konvertitengemeinde der Türkei“

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DI E K LE I N E K A N Z E L

» Ich hatte einen Bund gemacht mit meinen Augen «

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Dr. Theo Lehmann aus Chemnitz ist Evangelist und Buchautor.

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Wie Spaziergänger zu Ehebrechern werden

Foto: idea/Kretschel

An einem schönen Sommerabend erging sich Seine Majestät König David auf dem Dachgarten seines Palastes. Während er den obersten Knopf seiner Uniform öffnete, schloss er genießerisch die Augen und lauschte dem Ruf eines Uhus, denn der Uhu war damals noch nicht in der Tube. Er atmet die würzige Abendluft ein und lässt sie mit einem anerkennenden Pfeifton wieder entweichen. Denn er hat beim Öffnen seiner Augen im Nachbargrundstück eine Frau gesehen. Bei der Wäsche. Und zwar wäscht die sich selber.

Der König David und der eine Moment Dass er das sieht, dafür kann er nichts. Aber dass er nicht weg-, sondern hinsieht, dafür kann er was. Dass uns dauernd gutaussehende Menschen des anderen Geschlechts über den Weg laufen, dafür können wir nichts. Aber dass wir denen

nachgaffen, dafür können wir was. David gafft, und er vergafft sich. Es war, wie Manfred Krug einmal gesungen hat: „Es war nur ein Moment“, im wahrsten Sinne des Wortes nur ein einziger Augen-Blick, ein Blick zu lange, und der wird David zum Verhängnis. Jesus sagt: „Wer eine (verheiratete) Frau auch nur ansieht und sie haben will, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.“ Der Ehebruch findet also nicht erst dann statt, wenn man den anderen im Bett hat, sondern wenn man seinen Gedanken erlaubt hat, spazieren zu gehen. Und so wird mancher unbescholtene Spaziergänger auf der Promenade, dem zum praktischen Fremdgehen der Mut oder die Gelegenheit fehlt, zum Ehebrecher. Wie kann man sich schützen, zumal heute im Zeitalter der Bauchnabelfreiheit? Vorschlag: Hiob 31,1: „Ich hatte einen Bund gemacht mit meinen Augen, dass ich nicht lüstern blickte auf eine Jungfrau.“ P

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PORTRÄT

Gott hat meine Berufung von langer Hand vorbereitet ROLAND WERNER wird neuer Generalsekretär des deutschen CVJM. Von Klaus Rösler

„Ich empfinde diese Berufung als einen von Gott von langer Hand vorbereiteten Schritt.“ So Roland Werner (Marburg), Leiter der Kommunität Jesus-Gemeinschaft und der von ihr getragenen ökumenischen Gemeinschaft Christus-Treff in Marburg, zu seiner neuen Aufgabe: Ab 1. April 2011 wird er Generalsekretär des deutschen CVJM mit seinen 330.000 Mitgliedern und regelmäßigen Teilnehmern – als Nachfolger von Prof. Wolfgang Neuer, der als Rektor an die CVJMHochschule in Kassel gewechselt ist.

Die Heimat: Christus-Treff Die Wahl hat der 53-Jährige Anfang Juli angenommen, weil der CVJM mit Sitz in Kassel wichtige Bedingungen akzeptiert hat. So bleiben er und seine Frau Elke in Marburg wohnen. Warum? „Der Christus-Treff ist und bleibt unsere geistliche Heimat“, sagt Werner. Einfach einordnen lässt sich diese Bewegung nicht: eine freikirchlich geprägte landeskirchliche Gemeinde, Gemeindegründungsinitiative und Jugendbewegung, ein Sozialwerk, Missionswerk und eine geistliche Ideenschmiede. Sie ist entstanden, weil Roland Werner sich während seines Theologiestudiums in Marburg mit Freunden verabredet hatte, geistlich verbindlich leben zu wollen. Aus der Gemeinschaft erwächst

1982 der Christus-Treff, dessen Gottesdienste heute bis zu 500 Besucher zählen. Die Verantwortung für den Christus-Treff gibt er ab, bleibt aber Leiter der Jesus-Gemeinschaft, der elf Ehepaare und drei ledige Frauen angehören.

Angebote für alles Mit dem CVJM ist Roland Werner seit seiner Jugend verbunden. Damals wohnte er noch in Duisburg-Beeck. Der Jugendverband fasziniert ihn, weil er Angebote für Körper, Seele und Geist bereithält. Dass mit seiner Berufung das „missionarische Element“ besonders gestärkt wird, ist für den Theologen eine „wichtige Standortbestimmung“. Schließlich war er 16 Jahre lang Vorsitzender des evangelikalen Jugendkongresses Christival.

Mit 13 Christ geworden Roland Werner ist in einer landeskirchlichen Familie aufgewachsen – mit Kindergottesdienst, Tisch- und Abendgebeten vor dem Schlafengehen. Eine bewusste Entscheidung, Christ zu werden, trifft er bei einer Freizeit – mit 13. Damals ist die Blütezeit der JesusPeople-Bewegung. Deren Lebensstil mit Gebet, Bibelstudium und Evangelisation fi ndet er toll. Er nimmt auch Kontakt zum evangelischen Jugendzentrum „Weigle-Haus“ in Essen auf,

dessen damaliger Leiter, Pfarrer Ulrich Parzany, später (von 1984 bis 2005) CVJM-Generalsekretär wird.

Auswege aus Homosexualität Roland Werner will Gott dienen – hauptberuflich. Er studiert Theologie und afrikanische Sprachwissenschaft, will eigentlich Missionar werden. Während des Studiums verbringt er jährlich einige Monate in Nordafrika, um Bibeltexte ins Sudanesische zu übersetzen. 1986 wird er zum Doktor der Philologie promoviert. Er schreibt mehr als 20 Bücher zu Fragen des christlichen Glaubens, darunter auch – damals biografisch bedingt – „Auswege aus der Homosexualität“.

Wenn die Ehefrau Krebs hat Eine einschneidende Erfahrung wird für ihn die Krebserkrankung seiner Frau Elke 1988. Es folgt ein Jahr der Ungewissheit, der Behandlung und vieler Gebete. Schließlich ist die Krankheit besiegt. Vor allem die Gemeinschaft mit anderen Christen habe ihn in dieser Zeit durchgetragen, sagt er später. Deshalb wundert es nicht, dass er diese Kontakte nie mehr missen will. P

DAS DERWoche WOCHE DasWORT Wort der » Je mehr Christen in einer Gesellschaft leben, desto besser – denn Christen tun der Gesellschaft gut. « Christian Wulff als niedersächsischer Ministerpräsident beim Kirchentag in Bremen 2009. Am 30. Juni wurde der 51-jährige CDU-Politiker in Berlin zum neuen deutschen Bundespräsidenten gewählt.

ideaSpektrum 27.2010


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