Hydra #1 remastered

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Ästhetischer Versuch über Schubert, Suppen & Schnurrhaare.

Nicht nur die Musikwissenschaft, auch ambitionierte Laien haben in den letzten Jahrzehnten einen stark steigenden Trend, hin zur “Elektrischen Musik” wahrgenommen. Nun ist das Elektrische an sich nicht verwerflich. So manch beachtenswerter junger Künstler hat sich des Elektrons bedient und bemerkenswertes geschaffen. Betrachten wir Karlheinz Stockhausens imposantes wie amüsantes Werk, stellen wir fest, es ist fast gänzlich elektrisch. Sollten wir trotzdem Anlass zur Sorge haben? Ich befürchte: Ja! Es ist der ausufernde Eklektizismus, zu welchem die Elektrik geradezu verführt. Eine erkleckliche Anzahl junger Menschen glaubt, bloßes “Knopferldrücken” am elektrischen Gerät sei schon Kunst und läuft rasch Gefahr, in einer “Eklektischen Sackgasse” zu landen.

Der “Bontempi Effekt”. “Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nur schwer und der alte Hansl nimmermehr!” Gemeint sind jene musikalischen Grundlagen, welche dem jungen Talent ein Fundament geben sollen – eine Plattform sozusagen – oder, wenn man so will: eine Basis. Das wahllose Drücken der Rhythmustaste, zeugt jedoch nicht von Schaffenskraft, sondern vom Rückzug aufs Gefällige, Beliebige. Wie können wir die Jugend weg von der “Convenience-Konservenkultur”, und hin zu freiem, selbstständigen Schaffen bewegen? Indem wir sie lehren: Die ganze Welt ist ein Instrument! Das Straßenpflaster, auf welchem der Schuh “klackklack” seinen Rhythmus trommelt. Eine raschelnde Buchseite. Ein Kamm und etwas Butterpapier... Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Kreativität wagen! Es lässt sich buchstäblich alles bespielen. Nehmen wir eine schlichte... Suppe. Um welche Suppe es sich im Detail handelt, ist unerheblich und “Geschmacksache”. Des jungen Schubert erstes Instrument war – Sie haben es wahrscheinlich schon erraten – die Suppe. Der etwa fünfjährige Franzl forderte einmal: “Vater, ich brauche ein Pianoforte.” Der


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