Hydra #1 remastered

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Ende März erschienen ist. Erst habe ich die Meldung nur überflogen, es schien gar keine Wirkung auf mich zu haben. Aber um drei Uhr nachts bin ich blitzwach in meinem Bett gelegen. Und jetzt stehe ich hier und blicke hinab in die Tiefe, während mir der Wind um die Ohren pfeift. Ich muss mich selbst belächeln dafür, dass ich auch nur eine Sekunde an Heilung dachte. My brain’s the burger and my hearts the coal. I’m trying to get my head clear, i push things out through my mouth, but get refilled through my ears... Es gibt einen einzigen Gedanken, der mir noch vernünftig erscheint. Soll ich gleich springen, ohne von We were dead und damit erneut von Modest Mouse abhängig zu werden? Oder soll ich mich noch einmal dieser Agonie des Musikhörens hingeben? Auf alles pfeifen, der Verwahrlosung in einem Rinnstein am Rande der Stadt preisgegeben, völlig desinteressiert an der Welt, solange noch Batterien im Walkman sind? Aber was ist danach? Was ist, wenn ich diese allerletzte Modest Mouse CD gehört habe? Wenn Isaac Brock vielleicht auch gar keine neue Musik mehr macht? Dann ist endgültig Schluß! Keine müde Note mehr! Dann doch wieder zu Abba zurück? Der Gedanke an Föngeräusche beruhigt mich für einige Sekunden. Immer wieder versuche ich mir diesen simplen Gedanken ins Gedächtnis zu rufen. Dass es auch noch andere Musik gibt. Dass es auch noch andere Musik gibt. Aber der Gedanke bleibt abstrakt. Ungreifbar. So wie die endlose Tiefe, die unter mir klafft. Aber Moment, höre ich nicht etwas? Da! Weiter unten pfeift der Wind ein paar Töne in Moll. Klingt wie die Obertöne eines verschrobenen Gitarrenriffes. Ich muss ein paar Schritte nach vorne gehen, um besser zu hören. Nur ein paar Schritte. Sekunde, ich bin gleich zurück. Konrad Gregor, war bis zum 28. März Mitglied in unserem Redaktionsteam. Den Text haben wir exklusiv aus seiner blutverschmierten Jacke am Fuße der Twin Towers gezogen.

This is a long drive for someone with nothing to think about Die CD, bei der Isaac aus dem Raumschiff stieg. Nur mittelschwere Abhängigkeit erzeugend, weil anfangs sehr sperrig. Zum Glück auch im Fachhandel nur schwer erhältlich. The lonesome crowded west Hier wird es gefährlich: Bei der ersten Verabreichung ebenfalls spröde, aber mit zunehmenden Konsum umso suchterzeugender. Ein wahres Wort dazu von Tim McMahan: “The first spin leaves you feeling dissonant, confused [...] After spending a few hours with the CD, you begin hearing where the band is headed. After a week, you’re there with them.” Himmel, Kinder, lasst die Finger davon! The moon and antarctica Das psychedelische Cover sagt schon alles. Es ist die Killerdroge schlechthin. Nicht beim ersten, nicht beim zweiten Mal, aber wer einen dritten Anlauf schafft, kommt so schnell nicht mehr von diesem Gift weg. Auch als extended version erhältlich. (Diese Hunde!) Good news for people who love bad news Gefährlich vor allem als Einsteigerdroge. Glauben Sie bloß nicht, sie wären dagegen gefeit, nur weil sie die CD nach den ersten fünf Nummern weglegen. Es wird Sie Wochen später vielleicht umso schlimmer erwischen.

We were dead before the ship even sank Gefährlich, weil brandneu auf dem Markt. Wie stets ist es entsetzlich mitanzusehen, wenn sich nichts ahnende Jugendliche in dunklen, verschlagenen CD-Verkaufshöhlen an schmutzige, kleine CDPlayer drücken, um ein wenig an den verbotenen Früchten zu lauschen. Und um dann mit solchen CDs ahnungslos in die Abhängigkeit gelockt zu werden! Daneben existieren weniger reguläre Drogen, etwa eine Live-CD namens Baron Von Bullshit Rides Again. (Kein Scherz!) Der Streit verschiedener Labels um die rauscherzeugenden Produkte brachte zudem einige Nebenprodukte hervor. Z.B. mit Building Nothing Out Of Something (1999), eine Compilation mehrerer Singles. (Allesamt nicht auf den Longplayern vertreten.) Sad Sappy Sucker (1994) steht für das Frühwerk, The Fruit That Ate Itself (1996) und Everywhere And His Nasty Parlour Tricks (2001) sind mehr oder weniger eigenständige EPs. Das ist also der Stoff für die ganz hoffnungslosen Fälle. Allen anderen sei gesagt: Hände weg von diesem Zeug, wenn ihr euer Leben nicht ruinieren wollt! (grog)

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