Zweite Wiener Schule
Liedtexte Zweite Wiener Schule
ALBAN BERG (1885-1935)
Die Nachtigall (Sieben Frühe Lieder)
Theodor Storm (1817-1888)
Das macht, es hat die Nachtigall
Die ganze Nacht gesungen; Da sind von ihrem süssen Schall, Da sind in Hall und Widerhall Die Rosen aufgesprungen.
Sie war doch sonst ein wildes Blut, Nun geht sie tief in Sinnen, Trägt in der Hand den Sommerhut Und duldet still der Sonne Glut Und weiß nicht, was beginnen.
Das macht, es hat die Nachtigall
Die ganze Nacht gesungen; Da sind von ihrem süssen Schall, Da sind in Hall und Widerhall Die Rosen aufgesprungen.
Im Zimmer (Sieben Frühe Lieder)
Johannes Schlaf (1862-1941) Herbstsonnenschein.
Der liebe Abend blickt so still herein.
Ein Feuerlein rot
Knistert im Ofenloch und loht.
So, mein Kopf auf deinen Knie'n, So ist mir gut.
Wenn mein Auge so in deinem ruht, Wie leise die Minuten zieh'n.
Liebesode (Sieben Frühe Lieder)
Otto Erich Hartleben (1864-1905)
Im Arm der Liebe schliefen wir selig ein, Am offnen Fenster lauschte der Sommerwind, Und unsrer Atemzüge Frieden
Trug er hinaus in die helle Mondnacht.
Und aus dem Garten tastete zagend sich
Ein Rosenduft an unserer Liebe Bett
Und gab uns wundervolle Träume, Träume des Rausches so reich an Sehnsucht!
Nacht (Sieben Frühe Lieder)
Carl Hauptmann (1858-1921)
Dämmern Wolken über Nacht und Thal, Nebel schweben. Wasser rauschen sacht. Nun entschleiert sich's mit einem Mal:
O gieb acht! gieb acht!
Weites Wunderland ist aufgethan, Silbern ragen Berge traumhaft gross, Stille Pfade silberlicht thalan
Aus verborg'nem Schoss.
Und die hehre Welt so traumhaft rein.
Stummer Buchenbaum am Wege steht
Schattenschwarz ein Hauch vom fernen
Hain
Einsam leise weht.
Und aus tiefen Grundes Düsterheit
Blinken Lichter auf in stummer Nacht. Trinke Seele! trinke Einsamkeit!
O gieb acht! gieb acht!
Nichts ist gekommen, nichts wird kommen für meine Seele op. 4/4
Peter Altenberg (1859-1919)
Nichts ist gekommen, nichts wird kommen für meine Seele. Ich habe gewartet, gewartet, oh - gewartet!
Die Tage werden dahinschleichen, und umsonst wehen meine aschblonden seidenen Haare um mein bleiches Antlitz!
Schil�lied (Sieben Frühe Lieder)
Nikolaus Lenau (1802-1850)
Auf geheimem Waldespfade Schleich' ich gern im Abendschein An das öde Schilfgestade, Mädchen, und gedenke dein!
Wenn sich dann der Busch verdüstert, Rauscht das Rohr geheimnisvoll, Und es klaget und es �lüstert, Dass ich weinen, weinen soll.
Und ich mein', ich höre wehen Leise deiner Stimme Klang, Und im Weiher untergehen Deinen lieblichen Gesang.
14. Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Liedtexte Zweite Wiener Schule
Schlafend trägt man mich op. 2/2
Alfred Mombert (1872-1942)
Schlafend trägt man mich in mein Heimatland. Ferne komm' ich her, über Gipfel, über Schlünde, über ein dunkles Meer in mein Heimatland.
Schließe mir die Augen beide (Fassung 1907/1925)
Theodor Storm (1817-1888)
Schließe mir die Augen beide mit den lieben Händen zu; geht doch alles, was ich leide, unter deiner Hand zur Ruh. Und wie leise sich der Schmerz Well' um Welle schlafen leget, wie der letzte Schlag sich reget, füllest du mein ganzes Herz.
Traumgekrönt (Sieben Frühe Lieder)
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, mir bangte fast vor seiner Pracht...
Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen tief in der Nacht.
Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, ich hatte grad im Traum an dich gedacht. Du kamst, und leis wie eine Märchenweise erklang die Nacht....
Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Liedtexte Zweite Wiener Schule
HANNS EISLER (1898-1962)
An den kleinen Radioapparat (Hollywooder Liederbuch)
Bertolt Brecht (1898-1956)
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An eine Stadt (Hollywooder Liederbuch)
Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Lange lieb' ich dich schon, möchte dich, mir zur Lust
Mutter nennen und dir schenken ein kunstloses Lied, Dir der Vaterlandsstädte Ländlichschönste, so viel ich sah.
Wie der Vogel des Walds über die Gipfel �liegt, Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt, Leicht und kräftig die Brücke, Die von Wagen und Menschen tönt.
Da ich vorüber ging, fesselt' der Zauber auch mich, da herein in die Berge Mir die reizende Ferne schien,
Du hast dem Flüchtigen kühlenden Schatten geschenkt und die Gestade sahen ihm alle nach und es tönte aus den Wellen das liebliche Bild.
Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Tal, An den Hügel gelehnt, oder dem Ufer hold, Deine fröhlichen Gassen Unter duftenden Gärten ruhn.
Das Vielleicht-Lied
Bertolt Brecht (1898-1956)
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Der müde Soldat
Schi King/Klabund (1890-1928)
Ein Mädchen. Hecke, die der Herbst entlaubt! Sie steht am Weg. Ich gehe weit vorbei. So stehen alle: Reih in Reih und Haupt an Haupt.
Was weiß ich noch von heiligen Gewässern und von des Dorfes Abendrot!
Ich bin gespickt mit tausend Messern und müde von dem vielen Tod.
Der Kinder Augen sind wie goldner Regen, in ihren Händen glüht die Schale Wein. Ich will mich unter Bäumen schlafen legen Und kein Soldat mehr sein!
Der Priem
Kurt Tucholsky (1890-1935)
Es haben die Matrosen wohl auf dem blauen Meer nicht nur die weiten Hosen –sie haben noch viel mehr.
Denn gibt es nichts zu rauchen, weisst du, was sie da brauchen bei Nacht und auch bei Tag?
Den Kautabak – den Kautabak –ein kleines Stückchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel.
Es heulen die Sirenen.
Die Braut in Tränen schwimmt.
Es schwimmt die Braut in Tränen, wenn der Seemann Abschied nimmt. Sie drücken sich die Hände; dann gibt sie ihm am Ende verschämt ein kleines Pack mit Kautabak – mit Kautabak –mit nem halben Pfündchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel.
Da hinten liegt sein Kutter, da hinten liegt sein Kahn.
Sie sagt, sie fühlt sich Mutter, er sieht sie blöde an.
Er lä sst sich von ihr kosen, die Hände in den Hosen, dann nimmt er einen Schlag vom Kautabak – vom Kautabak –ein kleines Stückchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel.
Liedtexte Zweite Wiener Schule
Das Schiff fährt in den Hafen wohl in Batavia. Mit den Mädchen muss man schlafen, wozu sind sie sonst da! Die er geliebkost hatte, liegt nackt auf einer Matte; er holt aus seinem Pack den Kautabak – den Kautabak –ein kleines Stückchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel.
Das Schiff tät nicht versaufen, in Hamburg legt es an. Marie musst sich verkaufen nachts auf der Reeperbahn. Nun spürt der arme Junge grad unter seiner Zunge den bitteren Geschmack vom Kautabak – vom Kautabak –vom kleinen Stückchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel.
Wie dem Seemann mit den Frauen, uns gehts genau wie ihm. Das Leben muss man kauen, das Dasein ist ein Priem. Es schmeckt dem Knecht und Ritter mal süß und auch mal bitter… Spuck ihn aus, wer ihn nicht mag!
Den Kautabak – den Kautabak –das kleine Stückchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel!
Elegie 1 "In die Städte kam ich zu der Zeit der Unordnung"
Bertolt Brecht (1898-1956)
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Im Blumengarten
Bertolt Brecht (1898-1956)
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Kriegslied eines Kindes op. 11/4 (Zeitungsausschnitte)
Anonymus
Meine Mutter wird Soldat, da zieht sie rote Hosen an mit roten Quasten dran, trara tschindra, meine Mutter wird Soldat.
Da bekommt sie einen Rock an mit blanken Knöpfen dran, da bekommt sie Stiefel an mit langen Schaften dran, da bekommt sie einen Helm auf mit Kaiser Wilhelm drauf.
Trara tschindra, meine Mutter wird Soldat.
Dann kriegt sie gleich ein Schießgewehr, da schießt sie hin und her, dann kommt sie in den Schützengrab'n, da fressen sie die schwarzen Rab'n, meine Mutter wird Soldat.
Dann kommt sie ins Lazarett, da kommt sie ins Himmelbett, trara tschindra, meine Mutter wird Soldat!
Lied der Kupplerin op. 45
Bertolt Brecht (1898-1956)
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Lied der Nanna
Bertolt Brecht (1898-1956)
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Lied von der belebenden Wirkung des Geldes
Bertolt Brecht (1898-1956)
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Über den Selbstmord (Hollywooder Liederbuch)
Bertolt Brecht (1898-1956)
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Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Liedtexte Zweite Wiener Schule
Und endlich stirbt die Sehnsucht doch
Peter Altenberg (1859-1919)
Und endlich stirbt die Sehnsucht doch Wie Blüten sterben im Kellerloch, Die täglich auf ein bisschen Sonne warten. Wie Thiere sterben, die man lieblos hält,
Und alles Unbetreute in der Welt!
Man fragt nicht mehr: “Wo wird sie sein! ?!?“
Ruhig erwacht man, ruhig schläft man ein.
Wie in verwehte Jugendtage blickst du zurück
Und irgendjemand sagt dir leise: „'s ist dein Glück!“
Da denkt man, dass es vielleicht wirklich so ist,
Wundert sich still, dass man doch nicht froh ist .
Wienerlied
Kurt Tucholsky (1890-1935)
„Herr Hauptmann, ich bitt, gehn’s lassen’s mein Geliebten von die Soldaten weg.“
„Dein Geliebten kann ich vielleicht dir geb’n, vorerst muss ich dir vier Rätsel aufgeb’n.
Rat‘ mal: was ist ein König ohne Land, rat‘ mal: was ist ein Erde ohne Sand, rat‘ mal: was ist ein Haus ohne Tisch, rat‘ mal: was ist ein Wasser ohne Fisch?“
„Da rat‘ ich: im Kartenspiel ist ein König ohne Land.
Da rat‘ ich: im Blumentopf ist ein Erde ohne Sand.
Da rat‘ ich: ein Schneckenhaus ist ein Haus ohne Tisch.
Da rat‘ ich: die Tränen sind ein Wasser ohne Fisch.“
Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Liedtexte Zweite Wiener Schule
ARNOLD SCHÖNBERG (1874-1951)
Arie aus dem Spiegel von Arkadien (Brettl-Lieder)
Emanuel Schikaneder (1751-1812)
Seit ich so viele Weiber sah, Schlägt mir mein Herz so warm, Es summt und brummt mir hier und da, Als wie ein Bienenschwarm. Und ist ihr Feuer meinem gleich, Ihr Auge schön und klar, So schlaget wie der Hammerstreich Mein Herzchen immerdar. Bum, bum, bum.
Ich wünschte tausend Weiber mir, wenn's recht den Göttern wär; da tanzt ich wie ein Murmeltier in's Kreuz und in die Quer. Das wär ein Leben auf der Welt, da wollt' ich lustig seyn, ich hüpfte wie ein Haas durch's Feld, und's Herz schlüg immerdrein. Bum, bum, bum.
Wer Weiber nicht zu schätzen weiss; ist weder kalt noch warm, und liegt als wie ein Brocken Eis in eines Mädchens Arm. Da bin ich schon ein andrer Mann, ich spring' um sie herum; mein Herz klopf froh an ihrem an und machet : bum, bum bum.
Dank op. 1/1
Karl von Levetzow (1871-1945)
Großes hast du mir gegeben in jenen Hochstunden, Die für uns bestehen im Zeitlosen. Großes hast du mir gegeben: ich danke dir!
Schönheit schenkten wir uns im stets Wachsenden, Was ich mir vorbehielt im Raumlosen. Schönheit schenkten wir uns: ich danke dir!
Ungewollt schufst du mir noch das Gewaltigste, Schufst mir das Niegeahnte: den schönen Schmerz!
Tief in die Seele bohrtest du mir
Ein �insteres Schwertweh. Dumpf nächtig trennend Und dennoch hell winterlich leuchtend.
Schön! dreifach schön! denn von dir kam es ja!
Ungewollt schufst du mir noch das Gewaltigste,
Schufst mir das Niegeahnte: ich danke dir!
Das schöne Beet betracht ich op.15/10 (Das Buch der hängenden Gärten)
Stefan George (1868-1933) Das schöne beet betracht ich mir im harren · Es ist umzäunt mit purpurn-schwarzem dorne
Drin ragen kelche mit ge�lecktem sporne Und sammtge�iederte geneigte farren Und �lockenbüschel wassergrün und rund Und in der mitte glocken weiss und mild –Von einem odem ist ihr feuchter mund Wie süsse frucht vom himmlischen ge�ild.
Deinem Blick mich zu bequemen (Sieben frühe Lieder)
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) Deinem Blick mich zu bequemen, Deinem Munde, deiner Brust, Deine Stimme zu vernehmen War die letzt' und erste Lust.
Gestern, ach, war sie die letzte, Dann verlosch mir Leucht und Feuer, Jeder Scherz der mich ergetzte, Wird nun schuldenschwer und teuer.
Eh' es Allah nicht gefällt, Uns zu vereinen, Gibt mir Sonne, Mond und Welt Nur Gelegenheit zum Weinen.
Der verlorene Haufen op. 12/2 Victor Klemperer (1881-1960) Aus urheberrechtlichen Gründen kann der Text leider nicht abgedruckt werden.
Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Liedtexte Zweite Wiener Schule
Die Aufgeregten op. 3/2
Gottfried Keller (1819-1890)
Welche tief bewegten Lebensläufchen, Welche Leidenschaft, welch' wilder Schmerz! Eine Bachwelle und ein Sandhäufchen Brachen gegenseitig sich das Herz!
Eine Biene summte hohl und stieß Ihren Stachel in ein Rosendüftchen, Und ein holder Schmetterling zerriss Den azurnen Frack im Sturm der Mailüftchen!
Und die Blume schloss ihr Heiligtümchen
Sterbend über dem verspritzten Tau!
Welche tief bewegten Lebensläufchen, Welche Leidenschaft, welch wilder Schmerz!
Erhebung op. 2/3
Richard Dehmel (1863-1920)
Gib mir deine Hand, nur den Finger, dann seh ich diesen ganzen Erdkreis als mein Eigen an!
O wie blüht mein Land, sieh dir's doch nur an, dass es mit uns über die Wolken in die Sonne kann!
Erwartung op. 2/1
Richard Dehmel (1863-1920)
Aus dem meergrünen Teiche Neben der roten Villa Unter der toten Eiche Scheint der Mond.
Wo ihr dunkles Abbild
Durch das Wasser greift, Steht ein Mann und streift Einen Ring von seiner Hand.
Drei Opale blinken; Durch die bleichen Steine Schwimmen rot und grüne Funken und versinken.
Und er kü sst sie, und Seine Augen leuchten
Wie der meergrüne Grund: Ein Fenster tut sich auf.
Aus der roten Villa Neben der toten Eiche Winkt ihm eine bleiche Frauenhand.
Galathea (Brettl-Lieder)
Frank Wedekind (1864-1918)
Ach, wie brenn' ich vor Verlangen, Galathea, schönes Kind, Dir zu küssen deine Wangen, weil sie so entzückend sind.
Wonne die mir widerfahre, Galathea, schönes Kind, Dir zu küssen deine Haare, weil sie so verlockend sind.
Nimmer wehr mir, bis ich ende, Galathea, schönes Kind, Dir zu küssen deine Hände, weil sie so verlockend sind.
Ach, du ahnst nicht, wie ich glühe, Galathea, schönes Kind, Dir zu küssen deine Knie, weil sie so verlockend sind.
Und was tät ich nicht, du süße
Galathea, schönes Kind, Dir zu küssen deine Füße, weil sie so verlockend sind.
Aber deinen Mund enthülle, Mädchen, meinen Küssen nie, Denn in seiner Reize Fülle küsst ihn nur die Phantasie.
Gigerlette (Brettl-Lieder)
Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Fräulein Gigerlette
Lud mich ein zum Tee.
Ihre Toilette
War gestimmt auf Schnee; Ganz wie Pierrette
War sie angetan.
Selbst ein Mönch, ich wette, Sähe Gigerlette
Wohlgefällig an.
Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Liedtexte Zweite Wiener Schule
War ein rotes Zimmer, Drin sie mich emp�ing, Gelber Kerzenschimmer
In dem Raume hing. Und sie war wie immer
Leben und Esprit. Nie vergess ich's, nimmer: Weinrot war das Zimmer, Blütenweiss war sie.
Und im Trab mit Vieren Fuhren wir zu zweit
In das Land spazieren, Das heisst Heiterkeit.
Dass wir nicht verlieren
Zügel, Ziel und Lauf, Saß bei dem Kutschieren
Mit den heissen Vieren / Amor hinten auf.
Hain in diesen Paradiesen op. 15/2 (Das Buch der hängenden Gärten)
Stefan George (1868-1933)
Hain in diesen paradiesen Wechselt ab mit blütenwiesen Hallen · buntbemalten �liesen. Schlanker störche schnäbel kräuseln
Teiche die von �ischen schillern · Vögel-reihen matten scheines
Auf den schiefen �irsten trillern
Und die goldnen binsen säuseln –Doch mein traum verfolgt nur eines.
Jane Grey op. 12/1
Heinrich Ammann (1864-1950)
Sie führten ihn durch den grauen Hof, Dass ihm sein Spruch gescheh';
Am Fenster stand sein junges Gemahl, Die schöne Königin Grey.
Sie bog ihr Köpfchen zum Fenster heraus, Ihr Haar erglänzte wie Schnee; Er hob die Fessel klirrend auf Und grüßte sein Weib Jane Grey.
Und als man den Toten vorübertrug, Sie stand damit sie ihn seh';
Drauf ging sie freudig denselben Gang, Die junge Königin Grey.
Der Henker, als ihm ihr Antlitz schien, Er weinte laut auf vor Weh, Dann eilte nach in die Ewigkeit
Dem Gatten Königin Grey.
Viel junge Damen starben schon
Vom Hochland bis zur See, Doch keine war schöner und keuscher noch Als Dudleys Weib Jane Grey.
Und wenn der Wind in den Blättern spielt Und er spielt in Blumen und Klee, Dann �lüstert's noch oft vom frühen Tod Der jungen Königin Grey.
Jedem das Seine (Brettl-Lieder)
Hippolyte Colly (1846-1906) Ebenes Paradefeld
Kasper in der Mitte hält Hoch auf seinem Gaul. König, Herzog um ihn 'rum, Gegenüber Publicum, Regimenter bum bum bum. Das marschiert nicht faul.
Luft sich voller Sonne trinkt, Helm und Bayonett das blinkt, Sprüht und gleisst und glänzt. Schattiger Tribünensitz, Bravo! Hurrah! Ulk und Witz. Operngläser Augenblitz. Hin und her scharwenzt.
Neben mir wer mag das sein, Reizend nicht so furchtbar fein, Doch entzückend schick. Wird man kritisch angeschaut, Heimlich ist man doch erbaut, Und die Hüfte sehr vertraut kuppelt die Musik.
Kaspar nimm was dir gebührt und die Truppe recht geführt, schütze dich und uns. Aber jetzt geliebter Schatz, schleunig vom Paradeplatz. Hinterm Wall ein Plätzchen hat's fern von Kinz und Kunz.
Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Liedtexte Zweite Wiener Schule
Und da strecken wir uns hin, ich und meine Nachbarin, weit her tönt's Trara. Welche Lust Soldat zu sein, welche lust es nicht zu sein, wenn still fein alein zu zwein wir et cetera.
Lockung op. 6/7
Hans Fischer (1869-1934)
Komm, komm mit nur einen Schritt! Hab schon gegessen, Will dich nicht fressen, Komm, komm mit nur einen Schritt!
Kaum zwei Zehen weit noch zu gehen Bis zu dem Häuschen, Komm, mein Mäuschen, Ei sieh da, da sind wir ja!
Hier in dem Eckchen (Pst) nur kein Schreckchen, Wie glüh'n deine Bäckchen, Jetzt hilft kein Schrein, Mein bist du, mein!
Mädchenlied op. 6/3
Paul Remer (1867-1943)
Ach, wenn es nun die Mutter wü sst, Wie du so wild mich hast gekü sst, Sie würde beten ohne Ende, Dass Gott der Herr das Unglück wende.
Und wenn das mein Herr Bruder wü sst, Wie du so wild mich hast gekü sst, Er eilte wohl mit Windesschnelle Und schlüge dich tot auf der Stelle.
Doch wenn es meine Schwester wü sst, Wie du so wild mich hast gekü sst, Auch ihr Herz würde in Sehnsucht schlagen Und Glück und Sünde gerne tragen.
Mahnung (Brettl-Lieder)
Gustav Hochstetter (1873-1944)
Mädel sei kein eitles Ding, Fang dir keinen Schmetterling, Such dir einen rechten Mann, Der dich tüchtig küssen kann Und mit seiner Hände Kraft,
Dir ein warmes Nestchen schafft. Mädel, Mädel, sei nicht dumm, Lauf nicht wie im Traum herum, Augen auf! ob Einer kommt, Der dir recht zum Manne taugt. Kommt er, dann nicht lang bedacht! Klapp! die Falle zugemacht.
Liebes Mädel sei gescheit, Nütze deine Rosenzeit! Passe auf und denke dran, Dass du, wenn du ohne Plan Ziellos durch das Leben schwirrst, Eine alte Jungfer wirst.
Liebes Mädel sei gescheit, Nütze deine Rosenzeit. Passe auf und denke dran! Denk daran.
Schenk mir deinen goldenen Kamm op. 2/2
Richard Dehmel (1863-1920)
Schenk mir deinen goldenen Kamm; Jeder Morgen soll dich mahnen, Dass du mir die Haare kü sstest. Schenk mir deinen seidenen Schwamm; Jeden Abend will ich ahnen, Wem du dich im Bade rüstest, O Maria!
Schenk mir Alles, was du hast; Meine Seele ist nicht eitel, Stolz empfang ich deinen Segen. Schenk mir deine schwerste Last: Willst du nicht auf meinen Scheitel Auch dein Herz, dein Herz noch legen, Magdalena?
Tot op. 48
Jakob Haringer (1898-1948)
Ist alles eins, Was liegt daran! Der hat sein Glück, Der seinen Wahn. Was liegt daran! Ist alles eins, Der fand sein Glück Und ich fand keins.
Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Liedtexte Zweite Wiener Schule
Verlassen op. 6/4
Hermann Conradi (1862-1890)
Im Morgengrauen schritt ich fortNebel lag in den Gassen...
In Qualen war mir das Herz verdorrtDie Lippe sprach kein AbschiedswortSie stöhnte nur leise: Verlassen!
Kennst du das Marterwort?
Das frisst wie verruchte Schande!
In Qualen war mir das Herz verdorrtIm Morgengrauen ging ich fortHinaus in die dämmernden Lande!
Entgegen dem jungen Maientag:
Das war ein seltsam Passen!
Mählich wurde die Welt nun wachWas war mir der prangende Frühlingstag! Ich stöhnte nur leise: Verlassen!
Waldsonne op. 2/4
Johannes Schlaf (1862-1941)
In die braunen, rauschenden Nächte
Flittert ein Licht herein, Grüngolden ein Schein.
Blumen blinken auf und Gräser
Und die singenden, springenden
Waldwässerlein, Und Erinnerungen.
Die längst verklungenen:
Golden erwachen sie wieder, All deine fröhlichen Lieder.
Und ich sehe deine goldenen Haare glänzen, Und ich sehe deine goldenen Augen glänzen
Aus den grünen, raunenden Nächten.
Und mir ist, ich läge neben dir auf dem Rasen Und hörte dich wieder auf der glitzeblanken
Syrinx
In die blauen Himmelslüfte blasen.
In die braunen, wühlenden Nächte
Flittert ein Licht, Ein goldener Schein.
Warnung op. 3/3
Richard Dehmel (1863-1920)
Mein Hund, du, hat dich bloß beknurrt, Und ich hab' ihn vergiftet; Und ich hasse jeden Menschen, Der Zwietracht stiftet.
Zwei blutrote Nelken
Schick' ich dir, mein Blut du, An der einen eine Knospe; Den dreien sei gut, du, Bis ich komme.
Ich komme heute Nacht noch; Sei allein, sei allein du! Gestern, als ich ankam, Starrtest du mit Jemand Ins Abendrot hinein Du: Denk an meinen Hund!
Wie Georg von Frundsberg von sich selber sang op. 3/1
Volkslied (Des Knaben Wunderhorn)
Mein Fleiß und Müh hab ich nie gespart Und allzeit gewahrt dem Herren mein; Zum Besten sein schickt ich mich drein, Gnad, Gunst verhofft, dochs Gemüt zu Hof Verkehrt sich oft.
Wer sich zukauft, der lauft weit vor Und kömmt empor, doch wer lang Zeit Nach Ehren streit, muss dannen weit, Das sehr mich kränkt, mein treuer Dienst Bleibt unerkennt.
Kein Dank noch Lohn davon ich bring, Man wiegt g'ring und hat mein gar Vergessen zwar, groß Not, Gefahr Ich bestanden han, was Freude soll Ich haben dran?
Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart
Liedtexte Zweite Wiener Schule
ANTON WEBERN (1883-1945)
Blumengruss (Acht frühe Lieder)
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Der Strauß, den ich gep�lücket, Grüße dich viel tausendmal!
Ich habe mich oft gebücket, Ach, wohl eintausendmal, Und ihn ans Herz gedrücket Viel hunderttausendmal!
Des Herzens Purpurvogel op. 25/2
Hildegard Jone (1891-1963)
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Dies ist ein Lied für dich allein op. 3/1
Stefan George (1868-1933)
Dies ist ein lied
Für dich allein:
Von kindischem wähnen
Von frommen tränen...
Durch morgengärten klingt es
Ein leichtbeschwingtes.
Nur dir allein
Möcht es ein lied
Das rühre sein.
Eingang op. 4/1
Stefan George (1868-1933)
Welt der gestalten lang lebewohl !
OÖffne dich wald voll schlohweisser stämme!
Oben im blau nur tragen die kämme Laubwerk und früchte: gold karneol.
Mitten beginnt beim marmornen male
Langsame quelle blumige spiele · Rinnt aus der wölbung sachte als �iele Korn um korn auf silberne schale.
Schauernde kühle schließt einen ring · Dämmer der frühe wölkt in den kronen · Ahnendes schweigen bannt die hier wohnen . Traum�ittich rausche! Traumharfe kling!
Es stürzt aus Höhen Frische op. 23/2 Hildegard Jone (1891-1963)
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Heimgang in der Frühe (Acht frühe Lieder)
Detlev von Liliencron (1844-1909) In der Dämmerung, Um Glock' zwei, Glock' dreie, Trat ich aus der Tür In die Morgenweihe.
Klanglos liegt der Weg, Und die Bäume schweigen, Und das Vogellied Schläft noch in den Zweigen.
Hör ich hinter mir Sacht ein Fenster schließen? Will mein strömend Herz Ubers Ufer �ließen?
Sieht mein Sehnen nur Blond und blaue Farben? Himmelsrot und Grün Samt den andern starben.
Ihrer Augen Blau Kü sst die Wölkchenherde, Und ihr blondes Haar Deckt die ganze Erde.
Was die Nacht mir gab, Wird mich lang durchbeben; Meine Arme weit Fangen Lust und Leben.
Eine Drossel weckt Plötzlich aus den Bäumen, Und der Tag erwacht Still aus Liebesträumen.
Liedtexte Zweite Wiener Schule
Ihr tratet zu dem Herde op. 4/5
Stefan George (1868-1933)
Ihr tratet zu dem herde
Wo alle glut verstarb · Licht war nur an der erde Vom monde leichenfarb.
Ihr tauchet in die aschen Die bleichen �inger ein Mit suchen tasten haschen Wird es noch einmal schein!
Seht was mit [trostgebärde]1
Der mond euch rät: Tretet weg vom herde · Es ist worden spät.
Nachtgebet der Braut
Richard Dehmel (1863-1920)
O mein Geliebter - in die Kissen bet' ich nach dir, ins Firmament!
O könnt ich sagen, dürft er wissen, wie meine Einsamkeit mich brennt!
O Welt, wann darf ich ihn umschlingen!
O lass ihn mir im Traume nahn, mich wie die Erde um ihn schwingen und seinen Sonnenkuss empfahn
und seine Flammenkräfte trinken, ihm Flammen, Flammen wiedersprühn, oh [sic] Welt, bis wir zusammensinken in überirdischem Erglühn!
O Welt des Lichtes, Welt der Wonne!
O Nacht der Sehnsucht, Welt der Qual!
O Traum der Erde: Sonne, Sonne!
O mein Geliebter - mein Gemahl -
Vorfrühling
Ferdinand Avenarius (1856-1923)
Leise tritt auf...
Nicht mehr in tiefem Schlaf, In leichtem Schlummer nur Liegt das Land, Und der Amsel Frühruf Spielt schon liebliche Morgenbilder ihm in den Traum.
Leise tritt auf...