Des Knaben Wunderhorn. IHWA-Programmheft Liederabend 5. Dezember 2023

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DES KNABEN WUNDERHORN

LIEDER VON FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY, RICHARD STRAUSS, GUSTAV MAHLER U. A.

Marie Seidler Mezzosopran

Christoph Pohl Bariton

Marcelo Amaral Klavier

Dienstag, 5. Dezember 2023

Neues Schloss Stuttgart

DES KNABEN WUNDERHORN

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809−1847)

Jagdlied op. 84/3*

ARNOLD SCHÖNBERG (1874−1951)

Wie Georg von Frundsberg von sich selber sang op. 3/1*

JOHANNES BRAHMS (1833−1897)

Liebesklage des Mädchens op. 48/3

Der Überläufer op. 48/2

RICHARD STRAUSS (1864−1949)

Himmelsboten op. 32/5*

Junggesellenschwur op. 49/6*

GUSTAV MAHLER (1860−1911)

Nicht wiedersehen!

Scheiden und Meiden

JOHANNES BRAHMS

Vier Duette op. 28

Die Nonne und der Ritter

Vor der Tür

Es rauschet das Wasser

Der Jäger und sein Liebchen

PAUSE

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GUSTAV MAHLER

Lied des Verfolgten im Turm (Duett)

Das irdische Leben

Wo die schönen Trompeten blasen (Duett)

Revelge*

Urlicht

Ablösung im Sommer

Lob des hohen Verstandes*

Aus! Aus! (Duett)

MARIE SEIDLER, Mezzosopran

CHRISTOPH POHL, Bariton*

MARCELO AMARAL, Klavier

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Moritz von Schwind (1804–1871): Des Knaben Wunderhorn, 1850

Marie Seidler, Christoph Pohl und Marcelo Amaral im Gespräch mit Dr. Cornelia Weidner über Gustav Mahler, die Kraft des Liedes und einen glücklichen Zufall

Marie und Christoph, Ihr seid beide schon verschiedentlich bei der IHWA aufgetreten, aber noch nie in dieser Besetzung zusammen mit Marcelo Amaral, die ja auch ein ausgesprochener Wunsch von euch war. Wie kam es zu diesem Wunsch bzw. wie und wo habt ihr euch kennengelernt und warum wolltet ihr einen Liederabend zusammen machen?

Marie Seidler: Da fange ich mal an, denn ich kannte Christoph − glaube ich − schon, bevor er mich kannte. Ich habe ihn als Johannes in Georg Friedrich Haas’ Oper Morgen und Abend am Royal Opera House in London gesehen, wo er die Uraufführung des Stücks gesungen hat. Ich war eigentlich wegen Sarah Wegener dorthin gefahren, die auch in der Produktion mitgemacht hat. Und ich war absolut begeistert von seiner stimmlichen und darstellerischen Qualität. Einfach großartig – und seitdem war ich quasi sein Fan.

Dann gab es einen lustigen Zufall in München, wo ich zum Coaching bei Tobias Truniger an der Bayerischen Staatsoper war. Als ich fertig war, begegnete ich draußen Christoph, aber ich habe mich nicht getraut, ihn anzusprechen. Ich habe mir dann aber ein Herz gefasst und ihm über Instagram eine Nachricht geschickt – und er hat sofort geantwortet!

Christoph Pohl: Es ist aber nicht so, dass ich Marie nicht kannte. Zum einen war sie mir tatsächlich unter anderem durch die Hugo-Wolf-Akademie ein Begriff. Da war sie mir in den Online-Produktionen

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GESPRÄCH

und Videos schon aufgefallen. Wir haben ja auch beide im Frühjahr 2020 bei den Online-Liederabenden der IHWA mitgemacht – Marie im ersten, ich im zweiten.

Ich hatte außerdem schon länger die Idee bzw. den Wunsch, ein Liederabendprogramm mit Mahlers Wunderhorn-Liedern zu machen – mit Mezzosopran und Bariton, damit man auch die Duette singen kann. An Maries Stimme hat mir sofort gefallen, dass sie ein »richtiger« Mezzosopran ist. Das passt einfach perfekt für dieses Repertoire. Damit war das die ideale Besetzung. Wir brauchten dann nur noch jemanden, der die Idee auch umsetzt – und voilà, hier sind wir!

M. S.: Die Geschichte dieser Besetzung hat also quasi zwei Anfangspunkte, die jetzt hier zusammenlaufen. Das hat einfach gut gepasst. Als die Hugo-WolfAkademie dann schon Interesse an dem Programm gezeigt hatte, haben Christoph und ich uns in Hamburg getroffen, um auszuprobieren, ob es auch wirklich passt – und es hat auf Anhieb funktioniert. Es sollte einfach so sein, zumal wir das Programm mit einem Pianisten umsetzen, mit dem wir beide unheimlich gerne musizieren und der uns sehr ans Herz gewachsen ist − Marcelo Amaral.

Marcelo, wie kam es bei Dir zu dieser Zusammenarbeit bzw. zu dieser Besetzung?

Marcelo Amaral: Da muss ich erst einmal überlegen, wie wir uns überhaupt kennengelernt haben. Marie ist mir in jedem Fall zum ersten Mal beim Internationalen Wettbewerb für Liedkunst 2014 aufgefallen. Schon da hat sie einen großen Eindruck bei mir hinterlassen. Ich erinnere noch sehr genau, wie mich ihre

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Interpretation des Schubert-Liedes Du liebst mich nicht im Finale des Wettbewerbs sehr angerührt hat. Und es war nun etwas ganz Besonderes – und mit vielen schönen Erinnerungen verbunden –, dass wir genau dieses Lied Anfang Oktober gemeinsam bei der Schubertiade in Hohenems im Konzert aufgeführt haben. Da schließt sich ein Kreis. Wir haben dann ab etwa 2016 auch immer wieder zusammen gearbeitet und verschiedene gemeinsame Liederabende gemacht, bei der Hugo-Wolf-Akademie, u. a. im Rahmen von »Der ganze Hugo Wolf«, und auch anderswo. Das hat von Anfang an menschlich wie künstlerisch wunderbar funktioniert.

Christoph habe ich zum ersten Mal 2008 im Rahmen des XV. Schumann-Wettbewerbs in Zwickau erlebt, bei dem wir beide einen Preis gewonnen haben. Später habe ich ihn dann bei einer privaten Einladung einer gemeinsamen Sänger-Freundin in Dresden kennengelernt und wir drei hatten sehr früh darüber gesprochen, dass wir gerne Hugo Wolfs Italienisches Liederbuch gemeinsam machen wollten, das wir später auch in Stuttgart realisiert haben. Wir haben immer wieder zusammen gearbeitet, u. a. auch einen gemeinsamen Liederabend in der Wigmore Hall in London gegeben. Ich schätze ihn musikalisch und persönlich sehr, und es ist immer eine Freude, mit ihm zu musizieren.

Für die Wunderhorn-Lieder von Gustav Mahler sind Marie und Christoph wirklich eine ideale Besetzung. Die Stimmen harmonieren sehr gut miteinander, die Stimmfarben ergänzen sich wunderbar. Und vom Timbre und der Tessitura her sind beide einfach ideal für diese Lieder. Außerdem war es sehr reizvoll, diese Lieder einmal mit zwei Sängern aufzuführen, denn in den Texten (nicht unbedingt in der Musik) gibt es sehr häufig zwei Figuren, die miteinander reden. Es

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GESPRÄCH

ist schön, dass wir mit dieser Besetzung die ursprüngliche Intention der Wunderhorn -Texte zeigen können.

Marie und Christoph, ihr seid beide sowohl auf der Opernbühne als auch auf den Konzertpodien dieser Welt sehr erfolgreich unterwegs, ihr wart beide auch Mitglied in Opernensembles. Das Lied liegt euch beiden – letztlich euch allen Dreien – besonders am Herzen. Warum?

M. S.: Ich komme da immer wieder auf den Text zurück. Das Zusammenspiel von Text und Musik ist etwas ganz Besonderes beim Lied und das mag ich einfach sehr. Außerdem ist man bei einem Liederabend im Gegensatz zum »Opernkorsett« sehr frei in der Programmgestaltung, was ich schön finde. Man kann in diesem faszinierenden Mini-Universum »Lied« immer wieder neue Welten entdecken.

C. P.: Das kann ich so absolut unterschreiben, ich sehe es genauso. Und für mich ist es vor allem auch die Intimität eines Liederabends, die ich genieße und die das Lied so besonders macht. Man ist mit dem Pianisten/der Pianistin allein auf der Bühne (oder wie jetzt zu dritt) und ganz alleine für alles verantwortlich. In der Oper ist es immer ein Zusammenspiel von vielen – Dirigent, Regisseur etc. Beim Lied fühle ich mich eigentlich am Künstlerischsten, ganz ohne Requisiten, Szene und Maske. Ich mag beide Seiten in meinem Beruf, die Bühne hat natürlich auch ihren ganz besonderen Reiz. Aber beim Lied bin ich wirklich ich selbst und fühle mich letztlich am wohlsten. Das geht mir auch so, wenn ich einen Liederabend höre – das Schlichte, das Pure am Lied berührt mich selbst auch am meisten.

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M. S.: Das Publikum ist beim Liederabend auch viel näher bei mir als Sängerin. In der Oper fühle ich mich manchmal wie unter einer Glasglocke, in einer anderen Welt. Im Liederabend entsteht eine direkte Verbindung zwischen Publikum und Künstler. Das ist etwas ganz Besonderes – und deshalb gleicht auch kein Liederabend dem anderen. Es ist immer ein Wechselspiel zwischen Publikum und Künstler. Letztlich schlüpfe ich in der Oper immer auch in eine Rolle – beim Lied kann ich ganz ich selbst sein.

Uns treibt im Moment ja auch sehr die Frage um, wie man noch mehr – und auch jüngeres – Publikum für Liederabende und für die Arbeit der IHWA begeistern könnte. Wie kann man eurer Meinung nach vielleicht neues Publikum für das Lied gewinnen? Sind es unkonventionelle Programme, andere Formate oder Aufführungsorte? Habt ihr damit schon Erfahrungen gemacht?

C. P.: Letztlich sind es so viele Zutaten, die zu diesem Problem führen. Ein Grund ist sicherlich, dass Kammermusik letztlich keine Selbstverständlichkeit mehr ist in der (Aus-)Bildung. Da fehlt einfach die Versorgung mit Wissen. Was fremd/unbekannt ist, wird erst einmal schwerer angenommen. Ich habe aber das Gefühl, dass das generelle Interesse am Lied schon da ist. Man muss alles versuchen, um die Barrieren und Hemmschwellen abzubauen – also Cross-over-Programme, neue/ungewöhnliche Aufführungsorte, auch andere Kontexte, in denen das Lied präsentiert wird. Alles hilft. Und die Erfahrung zeigt, dass das Lied, wenn es aufgeführt wird, in welchem Kontext auch immer, das Publikum immer erreicht. Die Kraft des Liedes darf nicht unterschätzt werden.

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M. S.: Es hat in jedem Fall mit einer fehlenden Frühbildung zu tun und auch mit der Selbstverständlichkeit, mit der man schon als junger Mensch an klassische Musik herangeführt wird. Das erlebe ich zum Beispiel in Österreich ganz anders. Bei meinem Freundeskreis in Wien – und das sind alles keine Musiker! – war es schon im Jugendalter völlig selbstverständlich, dass man um Stehplätze an der Wiener Staatsoper angestanden oder ins Konzerthaus gegangen ist. Das ist hier einfach anders. Sicherlich hilft es, wenn man Formate und Formalitäten lockert, ohne sich dabei bei einer bestimmten Zielgruppe anzubiedern. Die starre Form einer Konzertveranstaltung schreckt doch viele ab. Aber auch meine Erfahrung ist, dass niemand unberührt aus einem Liederabend herausgeht. Der Stoff und die Gefühle, die hier verhandelt werden, sind zeitlos und immer aktuell. Ein Problem in der heutigen Zeit mag allerdings sein, dass man vielleicht nicht mehr gewöhnt ist, Gefühle zu erleben und diese zuzulassen.

Euer Wunsch für das Stuttgarter Programm waren zuallererst Lieder von Gustav Mahler. Warum? Was bedeutet dieser Komponist für euch?

C. P.: Ich liebe die Musik von Gustav Mahler einfach über alles! Das ist immer eine Offenbarung für mich: Dieses Zusammenspiel von tiefem Gehalt und Folkloristik, das man bei Mahler eigentlich immer findet, begeistert mich immer wieder. Es fühlt sich auch einfach immer gut und sehr gesund für meine Stimme an, wenn ich Mahler singe. Ich fühle mich bei seiner Musik einfach zu Hause. An seinen Wunderhorn-Liedern mag ich sehr, dass er sie wie ein Gespräch, als Dialog für zwei Stimmen konzipiert hat. Und dass die Lieder so ein großes

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Spektrum abdecken – von sehr tragisch und tieftraurig bis hin zu humoristisch. Das ist unglaublich abwechslungsreich. Dank Marcelo konnten wir das Programm ja auch noch um Wunderhorn -Vertonungen anderer Komponisten erweitern, was ich sehr spannend finde. Da habe ich dann auch noch viel Neues kennengelernt wie zum Beispiel Schönbergs Lied Wie Georg von Frundsberg von sich selber sang.

M. S.: Ich liebe an den Wunderhorn-Liedern diese Vielschichtigkeit, diese Fülle an Themen und den Sog ins Dunkle, der selbst bei den Humoresken immer wieder durchbricht. Das ist wie ein Tanz auf Scherben und spiegelt total die Zeit des Fin de siècle wieder. Und letztlich ist dieses Brüchige etwas sehr Aktuelles, das wir ja heute auch wieder erleben.

Marcelo, du warst es, der noch weitere Wunderhorn-Vertonungen ins Programm gebracht hat – warum kamen diese Lieder noch hinzu? Inwieweit ergänzen sie Mahlers Vertonungen oder sind auch ein Kontrast dazu?

M. A.: Mit Christoph war ich schon recht lange im Gespräch über ein Programm mit Wunderhorn -Liedern. Da ging es aber zuerst einmal um einen reinen Mahler-Abend. Das kann man natürlich auch sehr gut machen. Aber irgendwie dachte ich, dass ich mit diesem Abend nicht nur Gustav Mahler feiern möchte, sondern vielmehr die Wunderhorn -Texte selbst. Dieses Volkstümliche der deutschen Sprache ist so großartig und wunderbar. Das wollte ich damit herausstellen und habe mich auf die Suche nach anderen Wunderhorn -Liedern gemacht, die zu dieser Besetzung passen würden. Gustav Mahlers Wunderhorn -Vertonungen sind natürlich die umfangreichste und bekannteste Sammlung dieser Art. Mahler hat aller -

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dings in erster Linie die Humoresken oder eben sehr melancholische, traurige Texte und Kriegslieder für seine Lieder ausgewählt. Das ist also zum einen zuweilen sehr deftig und voller Melancholie. Es gibt aber in den Wunderhorn -Texten noch ein sehr viel größeres Spektrum, das ich in diesem Programm gerne zeigen wollte. Diese Sammlung von Volksgut, das aus den verschiedensten Quellen zusammengesammelt wurde und das nicht verloren gehen darf, ist so einzigartig und vielgestaltig in seiner Art, dass ich auch das musikalische Spektrum entsprechend erweitern wollte. Es ist sehr interessant zu sehen, wie andere Komponisten mit diesen Texten umgegangen sind. Das bringt noch andere Farben und Klangwelten ins Programm, in dessen Zentrum dann aber natürlich Gustav Mahler steht − wie bei einem guten Abendessen, das eben auch die verschiedensten Geschmäcker miteinander vereint.

Es entwickelte sich aus diesem Grundprogrammwunsch dann die Idee eines ganzen Wunderhorn-Programms. Was ist das Besondere an diesen Texten aus der Sammlung von Clemens Brentano und Achim von Arnim? Letztlich sind das ja Volkslieder, oder?

M. S.: Es die Art von Naivität (die man ja zum Beispiel auch in den Liedern des Spanischen Liederbuchs von Hugo Wolf wiederfindet) bei diesen volkstümlichen Texten, die sehr direkt aus dem Herzen spricht. Mahler vertont es genauso direkt und schlicht, dass es einen einfach berühren muss. Es sind die Werte, die in diesen Texten vermittelt werden – zum Beispiel

»Die Gedanken sind frei« –, die das Ganze auch sehr aktuell machen und uns unmittelbar ansprechen.

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C. P.: Dieser direkten, einfachen Art der Texte und auch der Musik kann man sich nicht entziehen. Das geht sehr tief, gerade auch in den Kriegsliedern.

Worauf freut ihr euch ganz besonders in diesem Programm?

M. S. & C. P.: Insgesamt ist dieses Programm ein Höhepunkt für uns. Wir freuen uns einfach, wieder bei der IHWA und in Stuttgart zu sein – und wir freuen uns auf die Brahms-Duette, die nochmal eine ganz andere Farbe ins Programm bringen, und auf das gemeinsame Musizieren und die tolle Musik – das alles ist einfach ein Geschenk. Wenn man so großartige Musik gemeinsam mit absoluten Herzensmenschen vor einem wunderbaren Publikum aufführen darf –was will man mehr?!

M. A.: Ich freue mich in jedem Fall auf die wunderbare Musik! Manche dieser Lieder spiele ich zum ersten Mal im Konzert. Das ist wahnsinnig spannend und es ist auch einfach großartig, dass das Liedrepertoire so unglaublich groß ist, dass man es letztlich nie komplett ausschöpfen kann. Es gibt immer noch Neues für mich zu entdecken. Und natürlich freue ich mich ganz besonders auf die beiden Kollegen und Freunde, mit denen ich mich auf diese großartige musikalische Reise begeben werde.

Vielen Dank für unser schönes Gespräch, wir freuen uns sehr auf euer Konzert!

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FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY

JAGDLIED

Mit Lust tät ich ausreiten Durch einen grünen Wald, Darin da hört ich singen Drei Vöglein wohlgestalt.

Und sind es nicht drei Vögelein, So sind’s drei Fräulein fein, Soll mir die Ein’ nicht werden, So gilt’s das Leben mein.

Die Abendstrahlen breiten Das Goldnetz übern Wald, Und ihm entgegen streiten Die Vöglein, dass es schallt.

Ich stehe auf der Lauer, Ich harr auf dunkle Nacht, Es hat der Abendschauer, Ihr Herz wohl weich gemacht.

Ins Jubelhorn ich stoße, Das Firmament wird klar, Ich steige von dem Rosse Und zähl die Vögelschar.

Die ein’ ist schwarzbraun Anne, Die and’re Bärbelein, Die dritt hat keinen Namen, Die soll mein Eigen sein.

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TEXTE: DES KNABEN WUNDERHORN (1805 – 1808)

ARNOLD SCHÖNBERG

WIE GEORG VON FRUNDSBERG VON SICH SELBER SANG

Mein Fleiß und Müh hab ich nie gespart Und allzeit gewahrt dem Herren mein; Zum Besten sein schickt ich mich drein, Gnad, Gunst verhofft, doch’s Gemüt zu Hof Verkehrt sich oft.

Wer sich zukauft, der lauft weit vor Und kömmt empor, doch wer lang Zeit Nach Ehren streit, muss dannen weit, Das sehr mich kränkt, mein treuer Dienst Bleibt unerkennt.

Kein Dank noch Lohn davon ich bring, Man wiegt g’ring und hat mein gar Vergessen zwar, groß’ Not, Gefahr Ich bestanden han, was Freude soll Ich haben dran?

JOHANNES BRAHMS

LIEBESKLAGE DES MÄDCHENS

Wer sehen will zween lebendige Brunnen, Der soll mein’ zwei betrübte Augen seh’n, Die mir vor Weinen schier sind ausgerunnen.

Wer sehen will viel groß’ und tiefe Wunden, Der soll mein sehr verwund’tes Herz besehen, So hat mich Liebe verwund’t im tiefsten Grunde.

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DER ÜBERLÄUFER

In den Garten wollen wir gehen, Wo die schönen Rosen stehen, Da stehn der Rosen gar zu viel, Brech’ ich mir eine, wo ich will.

Wir haben gar öfters beisammen gesessen, Wie ist mir mein Schatz so treu gewesen? Das hätt’ ich mir nicht gebildet ein, Dass mein Schatz so falsch könnt’ sein.

Hört ihr nicht den Jäger blasen

In dem Wald auf grünem Rasen, Den Jäger mit dem grünen Hut, Der meinen Schatz verführen tut.

RICHARD STRAUSS

HIMMELSBOTEN

Der Mondschein, der ist schon verblichen, Die finstre Nacht ist hingeschlichen; Steh auf, du edle Morgenröt’, Zu dir all mein Vertrauen steht.

Phöbus, ihr Vorbot’ wohlgeziert, Hat schon den Wagen angeschirrt, Die Sonnenross’ sind vorgespannt, Zügel ruht in seiner Hand.

Ihr Vorbot’, der Don Lucifer, Schwebt allbereits am Himmel her, Er hat die Wolken aufgeschlossen, Die Erd’ mit seinem Tau begossen.

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TEXTE: DES KNABEN WUNDERHORN (1805 – 1808)

O fahrt vor ihr Schlafkämmerlein, Weckt leis die süße Liebste mein, Verkündet ihr, was ich euch sag’: Mein Dienst, mein Gruß, ein’ guten Tag.

Doch müsst ihr sie fein züchtig wecken, Dabei meine heimliche Lieb’ entdecken, Sollt sagen, wie ihr Diener wacht

So kummervoll die ganze Nacht.

Schaut für mich an die gelben Haar’, Ihr Hälslein blank, ihr Äuglein klar; Küsst ihr für mich den roten Mund

Und, wenn sie’s leid’t, die Brüstlein rund.

JUNGGESELLENSCHWUR

Weine, weine, weine nur nicht, Ich will dich lieben, doch heute nicht, Ich will dich ehren, soviel ich kann, Aber ’s Nehmen, Aber ’s Nehmen steht mir nicht an.

Glaube, glaube, glaube nur fest, Dass dich mein’ Treu’ niemals verlässt, Allzeit beständig, niemals abwendig Will ich treu sein. Aber gebunden, das geh’ ich nicht ein.

Hoffe, hoffe, hoffe, mein Kind, Dass meine Worte aufrichtig sind, Ich tu’ dir schwören bei meiner Ehren, Dass ich treu bin:

Aber ’s Heiraten ist nie mein Sinn.

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TEXTE: DES KNABEN WUNDERHORN (1805 – 1808)

GUSTAV MAHLER

NICHT WIEDERSEHEN!

»Und nun ade, mein herzallerliebster Schatz, Jetzt muss ich wohl scheiden von dir, Bis auf den andern Sommer, Dann komm’ ich wieder zu dir.«

Und als der junge Knab heimkam, Von seiner Liebsten fing er an:

»Wo ist meine Herzallerliebste, Die ich verlassen hab’?«

Auf dem Kirchhof liegt sie begraben, Heut ist’s der dritte Tag, Das Trauern und das Weinen

Hat sie zum Tod gebracht.

»Jetzt will ich auf den Kirchhof gehen, Will suchen meiner Liebsten Grab, Will ihr allweil rufen, Bis dass sie mir Antwort gibt.

Ei, du mein herzallerliebster Schatz, Mach’ auf dein tiefes Grab, Du hörst kein Glöcklein läuten, Du hörst kein Vöglein pfeifen, Du siehst weder Sonne noch Mond!«

SCHEIDEN UND MEIDEN

Es ritten drei Reiter zum Tore hinaus! Ade!

Fein’s Liebchen, das schaute zum Fenster hinaus, Ade!

Und wenn es denn soll geschieden sein,

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So reich mir dein goldenes Ringelein. Ade! Ade!

Ja, Scheiden und Meiden tut weh, tut weh!

Es scheidet das Kind schon in der Wieg, Ade!

Wann werd ich mein Schätzel wohl kriegen? Ade!

Und ist es nicht morgen, ach, wär es doch heut, Es machte uns Beiden wohl große Freud, Ade! Ade! Ade!

Ja, Scheiden und Meiden tut weh.

JOHANNES BRAHMS

DIE NONNE UND DER RITTER

Da die Welt zur Ruh’ gegangen, Wacht mit Sternen mein Verlangen; In der Kühle muss ich lauschen, Wie die Wellen unten rauschen.

»Fernher mich die Wellen tragen, Die ans Land so traurig schlagen, Unter deines Fensters Gitter, Fraue, kennst du noch den Ritter?«

Ist’s doch, als ob seltsam’ Stimmen Durch die lauen Lüfte schwimmen; Wieder hat’s der Wind genommen − Ach, mein Herz ist so beklommen!

»Drüben liegt dein Schloss verfallen, Klagend in den öden Hallen Aus dem Grund der Wald mich grüßte’s war, als ob ich sterben müsste.«

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TEXTE

Alte Klänge blühend schreiten! Wie aus lang versunknen Zeiten Will mich Wehmut noch bescheinen, Und ich möcht’ von Herzen weinen.

»Überm Walde blitzt’s vom Weiten, Wo um Christi Grab sie streiten; Dorthin will mein Schiff ich wenden, Da wird alles, alles enden!«

Geht ein Schiff, ein Mann stand drinnen, Falsche Nacht, verwirrst die Sinne, Welt Ade! Gott woll’ bewahren, Die noch irr im Dunkeln fahren.

Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)

VOR DER TÜR

Tritt auf den Riegel von der Tür, Wie gern käm ich herein, Um dich zu küssen.

»Ich lass dich nicht herein.

Schleich immer heim ganz sacht Auf deinen Füßen.«

Wohl kann ich schleichen sacht Wie Mondenschein, Steh nur auf, lass mich ein: Das will ich von dir haben.

O Mägdlein, dein’n Knaben Lass ein!

Volkslied

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ES RAUSCHET DAS WASSER

Sie:

Es rauschet das Wasser

Und bleibet nicht stehn;

Gar lustig die Sterne

Am Himmel hin gehn;

Gar lustig die Wolken

Am Himmel hin ziehn; So rauschet die Liebe

Und fähret dahin.

Er:

Es rauschen die Wasser, Die Wolken zergehn; Doch bleiben die Sterne, Sie wandeln und gehn.

So auch mit der Liebe, Der treuen, geschicht, Sie wegt sich, sie regt sich, Und ändert sich nicht.

DER JÄGER UND SEIN LIEBCHEN

Ist nicht der Himmel so blau?

Steh’ am Fenster und schau’!

Erst in der Nacht, Spät in der Nacht

Komm’ ich heim von der Jagd.

Mädchen, der Himmel ist blau, Bleib’ am Fenster und schau’.

Bis in der Nacht, Spät in der Nacht, Heim ich kehr’ von der Jagd.

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Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

»Anders hab’ ich gedacht, Tanzen will ich die Nacht! Bleib’ vor der Tür, Spät vor der Tür Willst du nicht tanzen mit mir! «

»Ist auch der Himmel so blau, Steh’ ich doch nimmer und schau’ Ob in der Nacht, Spät in der Nacht Heim du kehrst von der Jagd.«

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874)

GUSTAV MAHLER

Texte: Des Knaben Wunderhorn (1805–1808)

LIED DES VERFOLGTEN IM TURM

Der Gefangene: Die Gedanken sind frei, Wer kann sie erraten?

Sie rauschen vorbei Wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, Kein Jäger sie schießen; Es bleibet dabei, Die Gedanken sind frei.

Das Mädchen:

Im Sommer ist gut lustig sein Auf hohen wilden Heiden, Dort findet man grün Plätzelein, Mein herzverliebtes Schätzelein, Von dir mag ich nit scheiden.

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TEXTE

Der Gefangene:

Und sperrt man mich ein Im finstern Kerker, Dies alles sind nur Vergebliche Werke; Denn meine Gedanken

Zerreißen die Schranken Und Mauern entzwei, Die Gedanken sind frei.

Das Mädchen: Im Sommer ist gut lustig sein Auf hohen wilden Bergen; Man ist da ewig ganz allein, Man hört da gar kein Kindergeschrei, Die Luft mag einem da werden.

Der Gefangene:

So sei es, wie es will, Und wenn es sich schicket, nur all’s in der Still’; Und was mich erquicket, Mein Wunsch und Begehren

Niemand kann’s wehren; Es bleibet dabei, Die Gedanken sind frei.

Das Mädchen:

Mein Schatz, du singst so fröhlich hier

Wie’s Vögelein in dem Grase; Ich steh so traurig bei Kerkertür, Wär ich doch tot, wär ich bei dir, Ach, muss ich denn immer klagen?

Der Gefangene: Und weil du so klagst,

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TEXTE: DES KNABEN WUNDERHORN (1805–1808)

Der Lieb ich entsage, Und ist es gewagt, So kann mich nicht plagen! So kann ich im Herzen Stets lachen, bald scherzen; Es bleibet dabei, Die Gedanken sind frei.

DAS IRDISCHE LEBEN

Mutter, ach Mutter! Es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich.

Warte nur, mein liebes Kind!

Morgen wollen wir ernten geschwind.

Und als das Korn geerntet war, Rief das Kind noch immerdar:

Mutter, ach Mutter! Es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich.

Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir dreschen geschwind.

Und als das Korn gedroschen war, Rief das Kind noch immerdar:

Mutter, ach Mutter! Es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich.

Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir backen geschwind. Und als das Brot gebacken war, Lag das Kind auf der Totenbahr.

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WO DIE SCHÖNEN TROMPETEN BLASEN

Wer ist denn draußen und wer klopfet an, Der mich so leise, so leise wecken kann? Das ist der Herzallerliebste dein, Steh auf und lass mich zu dir ein!

Was soll ich hier nun länger stehn? Ich seh die Morgenröt aufgehn, Die Morgenröt, zwei helle Stern, Bei meinem Schatz, da wär ich gern, bei meiner Herzallerliebsten.

Das Mädchen stand auf und ließ ihn ein; Sie heißt ihn auch wilkommen sein. Willkommen, lieber Knabe mein, So lang hast du gestanden!

Sie reicht ihm auch die schneeweiße Hand. Von ferne sang die Nachtigall, Das Mädchen fing zu weinen an.

Ach weine nicht, du Liebste mein, Aufs Jahr sollst du mein eigen sein. Mein Eigen sollst du werden gewiss, Wie’s keine sonst auf Erden ist. O Lieb auf grüner Erden.

Ich zieh in Krieg auf grüner Heid, Die grüne Heide, die ist so weit. Allwo dort die schönen Trompeten blasen, Da ist mein Haus, von grünem Rasen.

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REVELGE

Des Morgens zwischen drein und vieren, Da müssen wir Soldaten marschieren Das Gässlein auf und ab; Tralali, Tralalei, Tralala, Mein Schätzel sieht herab.

»Ach Bruder jetzt bin ich geschossen, Die Kugel hat mich schwer getroffen, Trag mich in mein Quartier, Tralali, Tralalei, Tralala, Es ist nicht weit von hier.«

»Ach Bruder, ich kann dich nicht tragen, Die Feinde haben uns geschlagen, Helf dir der liebe Gott; Tralali, Tralalei, Tralala, Ich muss marschieren bis in Tod.«

»Ach, Brüder! Ihr geht ja an mir vorüber, Als wär’s mit mir vorbei, Tralali, Tralalei, Tralala, Ihr tretet mir zu nah.

Ich muss wohl meine Trommel rühren, Sonst werde ich mich verlieren; Die Brüder dick gesät, Sie liegen wie gemäht.«

Er schlägt die Trommel auf und nieder, Er wecket seine stillen Brüder, Sie schlagen ihren Feind, Tralali, Tralalei, Tralala, Ein Schrecken schlägt den Feind.

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TEXTE: DES KNABEN WUNDERHORN (1805 – 1808)

Er schlägt die Trommel auf und nieder, Da sind sie vor dem Nachtquartier schon wieder, Ins Gässlein hell hinaus, Tralali, Tralalei, Tralala, Sie ziehn vor Schätzleins Haus.

Des Morgen stehen da die Gebeine

In Reih und Glied sie stehn wie Leichensteine, Die Trommel steht voran, Tralali, Tralalei, Tralala, Dass sie ihn sehen kann.

URLICHT

O Röschen rot, Der Mensch liegt in größter Not, Der Mensch liegt in größter Pein, Je lieber möcht’ ich im Himmel sein. Da kam ich auf einem breiten Weg, Da kam ein Engelein und wollt’ mich abweisen. Ach nein, ich ließ mich nicht abweisen! Ich bin von Gott und will wieder zu Gott, Der liebe Gott wird mir ein Lichtchen geben, Wird leuchten mir bis in das ewig selig’ Leben!

ABLÖSUNG IM SOMMER

Kuckuck hat sich zu Tode gefallen An einer grünen Weiden, Kuckuck ist tot! Kuckuck ist tot! Wer soll uns jetzt den Sommer lang Die Zeit und Weil vertreiben?

Ei, das soll tun Frau Nachtigall, Die sitzt auf grünem Zweige; Die kleine, feine Nachtigall,

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TEXTE: DES KNABEN WUNDERHORN (1805 – 1808)

Die liebe, süße Nachtigall! Sie singt und springt, ist allzeit froh, Wenn andre Vögel schweigen.

Wir warten auf Frau Nachtigall, Die wohnt im grünen Hage, Und wenn der Kuckuck zu Ende ist, Dann fängt sie an zu schlagen!

LOB DES HOHEN VERSTANDES

Einstmals in einem tiefen Tal Kuckuck und Nachtigall

Täten ein Wett’ anschlagen: Zu singen um das Meisterstück, Gewinn’ es Kunst, gewinn’ es Glück: Dank soll er davon tragen.

Der Kuckuck sprach: »So dir’s gefällt, Hab’ ich den Richter wählt«, Und tät gleich den Esel ernennen. »Denn weil er hat zwei Ohren groß, So kann er hören desto bos Und, was recht ist, kennen!«

Sie flogen vor den Richter bald. Wie dem die Sache ward erzählt, Schuf er, sie sollten singen. Die Nachtigall sang lieblich aus!

Der Esel sprach: »Du machst mir’s kraus! Du machst mir’s kraus! I-ja! I-ja! Ich kann’s in Kopf nicht bringen!«

Der Kuckuck drauf fing an geschwind Sein Sang durch Terz und Quart und Quint. Dem Esel g’fiels, er sprach nur

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»Wart! Wart! Wart! Dein Urteil will ich sprechen, Wohl sungen hast du, Nachtigall!

Aber Kuckuck, singst gut Choral!

Und hältst den Takt fein innen!

Das sprech’ ich nach mein’ hoh’n Verstand!

Und kost’ es gleich ein ganzes Land, So lass ich’s dich gewinnen!«

AUS! AUS!

»Heute marschieren wir!

Juchhe, im grünen Mai!

Morgen marschieren wir

Zu dem hohen Tor hinaus, Zum hohen Tor hinaus! Aus!«

»Reis’st du denn schon fort?

Je, je! Mein Liebster!

Kommst niemals wieder heim?

Je! Je! Mein Liebster?«

»Heute marschieren wir, Juchhe, im grünen Mai!

Ei, du schwarzbraun’s Mägdelein, Uns’re Lieb’ ist noch nicht aus, Die Lieb’ ist noch nicht aus, aus!

Trink’ du ein Gläschen Wein

Zur Gesundheit dein und mein!

Siehst du diesen Strauß am Hut?

Jetzo heißt’s marschieren gut!

Nimm das Tüchlein aus der Tasch’, Deine Tränlein mit abwasch’!

Heute marschieren wir!

Juchhe, im grünen Mai!

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Morgen marschieren wir, Juchhe, im grünen Mai!«

»Ich will in’s Kloster geh’n, Weil mein Schatz davon geht!

Wo geht’s denn hin, mein Schatz?

Gehst du fort, heut schon fort?

Und kommst nimmer wieder?

Ach! Wie wird’s traurig sein Hier in dem Städtchen!

Wie bald vergisst du mein!

Ich! Armes Mädchen!«

»Morgen marschieren wir, Juchhe, im grünen Mai!

Tröst dich, mein lieber Schatz, Im Mai blüh’n gar viel Blümelein!

Die Lieb’ ist noch nicht aus!

Aus! Aus! Aus! Aus!«

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TEXTE: DES KNABEN WUNDERHORN (1805 – 1808)

MARIE SEIDLER Mezzosopran

Marie Seidler absolvierte ihr Konzertexamen an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main bei Prof. Hedwig Fassbender und schloss zuvor ihr Studium an der Royal Academy of Music in London mit Auszeichnung ab.

Die Mezzosopranistin ist Preisträgerin des internationalen Wettbewerbs für Liedkunst der Hugo-WolfAkademie Stuttgart und Trägerin des Trude-EipperleRieger Preises.

Opernengagements führten Marie Seidler u. a. an das Staatstheater Mainz, zu den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, den Göttinger Händelfestspielen und an die Oper Frankfurt. Zuletzt debütierte sie mit Mozarts Sesto in La Clemenza di Tito unter der Leitung von Daniele Squeo und mit der Rolle des Arsamene in Händels Serse . 2023/24 wird sie mit der Partie der Charlotte in Massenets Werther an Den Jyske Opera in Aarhus debütieren.

Im Lied- und Konzertfach war sie zu hören mit den Hamburger Sinfonikern in der Laeiszhalle (Beethoven Egmont ), mit der Altpartie in Elias in Moskau unter der Leitung von Maxim Emelyanychev und in J. S. Bachs Matthäuspassion in Lausanne unter der Leitung von Aapo Häkkinen. Liederabende führten sie u. a. zusammen mit den Pianisten Wolfram Rieger, Daniel Heide und Marcelo Amaral und zu den Schubertiaden nach Hohenems und Vilabertran, zu der Schubertwoche in den Berliner Boulez Saal, nach Barcelona, London, Nancy und zum Schleswig-Holstein Musik Festival. Kürzlich war sie unter der Leitung von Neeme Järvi in Mahlers 8. Sinfonie als Solistin zu

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MITWIRKENDE

hören. Außerdem wird sie im November 2023 ihr Debüt als Altsolistin in Verdis Requiem geben.

Im März 2021 erschien ihre Debüt-CD Tief von fern zusammen mit dem Pianisten Götz Payer und im Januar 2022 eine Aufnahme von Schönbergs Das Buch der hängenden Gärten zusammen mit Toni Ming Geiger.

Bariton

Christoph Pohl, geboren in Hannover, studierte an der Hochschule für Musik und Theater seiner Heimatstadt (Operngesang bei Carol Richardson-Smith sowie Liedinterpretation bei Justus Zeyen) und war Mitglied des Opernstudios der Hamburgischen Staatsoper. Christoph Pohl ist Preisträger mehrerer nationaler und internationaler Wettbwerbe, u. a. 2008 des Internationalen Schumann-Liedwettbewerbs. 2008 wurde ihm der Christel-Goltz-Preis der Semperoperstiftung verliehen.

Von 2005 bis 2018 war er Ensemblemitglied der Semperoper Dresden, wo er zahlreiche wichtige Partien seines Fachs gesungen hat – von Papageno, Graf Almaviva und Guglielmo über Belcore, Giorgio Germont, Posa und Guillaume Tell bis zu Wolfram und Amfortas, außerdem sowohl Olivier wie Graf in Capriccio .

Er gastierte an der Deutschen Oper Berlin (u. a. als Albert in der Uraufführung von Detlev Glanerts  Oceane ), an der Staatsoper Stuttgart, der Oper Leipzig, der Staatsoper Hamburg, der Oper Frankfurt, der Bayerischen Staatsoper (u. a. in der Neuproduktion

CHRISTOPH POHL
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von Peter Eötvös’ Die Tragödie des Teufels sowie als Graf Almaviva), dem Teatro La Fenice in Venedig (Wolfram und Danilo), der Vlaamse Opera und der Opera Vlaanderen als Amfortas, an der Opéra national de Lyon, dem Theater an der Wien (Thoas in Iphigenie , Guillaume Tell, Titelpartie des Falstaff von Salieri) und bei den Bregenzer Festspielen. 2015 debütierte er am Royal Opera House Covent Garden in London mit dem für ihn komponierten Werk  Morgen und Abend  von Georg Friedrich Haas.

Als Lied- und Konzertsänger ist Christoph Pohl regelmäßig in bedeutenden Konzertsälen in Europa, den USA und Japan zu Gast, wie etwa in der Wigmore Hall, der Royal Albert Hall und beim Oxford Lieder Festival.

MARCELO AMARAL Klavier

Von der New York Times gefeiert als »Liedbegleiter der Superlative« hat sich der brasilianische Pianist Marcelo Amaral als gefragter Klavierpartner von Sängern und Instrumentalisten international etabliert. Seit dem Gewinn des Pianistenpreises beim Internationalen Robert-Schumann-Liedwettbewerb 2009 arbeitete er mit zahlreichen renommierten Künstlern zusammen wie zum Beispiel Janina Baechle, Olaf Bär, Juliane Banse, Daniel Behle, John Chest, Sarah Connolly, Melanie Diener, Veronika Eberle, Manuel Fischer-Dieskau, Soile Isokoski, Michaela Kaune, Konstantin Krimmel, Jochen Kupfer, Sophie Marilley, Nils Mönkemeyer, Niamh O’Sullivan, Christoph Pohl, Christoph Prégardien, Tobias Scharfenberger,

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Birgid Steinberger, Roman Trekel, Carolina Ullrich, Michael Volle, Matthias Winckhler und dem Alfama Quartet.

Mit großem Erfolg konzertiert Marcelo Amaral u. a. in der Wigmore Hall in London, im Musée d’Orsay in Paris, bei der Schubertiade in Schwarzenberg, der Schuberíada Vilabertan und im Boulez-Saal in Berlin. Marcelo Amaral war zu Gast bei zahlreichen Festivals wie dem Montpellier Festival, der Mozarteum Sommerakademie, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem International Art Song Festival, dem Ravinia Festival, dem Tuscan Sun Festival, dem Festival de Marvão und dem Oxford Lieder Festival. Rundfunkund Fernsehaufnahmen unter anderem für den Bayerischen Rundfunk, Deutschlandfunk Kultur, WDR/ ARTE, Radio France und BBC runden seine künstlerische Tätigkeit ab.

Seit 2014 hat Marcelo Amaral eine Professur für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik Nürnberg inne und ist seit 2010 Mitglied im Künstlerischen Beirat der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie.

Nach seinem Studium am Cleveland Institute of Music und der Indiana University vervollständigte er seine Studien durch die Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern wie Elly Ameling, Dietrich FischerDieskau, Rudolf Jansen, Malcolm Martineau, Olga Radosavljevich, András Schiff, Peter Schreier und Roger Vignoles. Zudem studierte er Liedgestaltung bei Helmut Deutsch an der Hochschule für Musik und Theater München.

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MITTWOCH, 31. JANUAR 2024, 19.30 UHR

Weißer Saal, Neues Schloss Stuttgart

HAPPY BIRTHDAY, FRANZ SCHUBERT!

ESTHER DIERKES, Sopran

HAGAR SHARVIT, Mezzosopran

KAI KLUGE, Tenor

DAVID STEFFENS, Bass

MARKUS HADULLA, Klavier & Leitung

Lieder und Ensembles von Franz Schubert

KARTEN & INFO www.ihwa.de

Herausgeber Internationale Hugo -Wolf - Akademie für Gesang, Dichtung, Liedkunst e.V. Stuttgart, Jägerstraße 40, 70174 Stuttgart, Deutschland, Telefon +49(0)711-22 11 77, Fax +49(0)711. 22 79 989, info@ihwa.de, www.ihwa.de Vorstand Prof. Dr. Hansjörg Bäzner (Vorsitzender), Hans Georg Koch (Stv. Vor sitzender), Albrecht Merz (Schatzmeister), Walter Kübler (Schrift führer), Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer (Ver tre ter der Landeshauptstadt Stuttgart), MDgt Dr. Claudia Rose (Vertreterin des Landes Baden - Württemberg), Cornelius Hauptmann, Richard Kriegbaum, Patrick Strub Künstlerischer Beirat Prof. Marcelo Amaral, Oswald Beaujean, Prof. Dr. h.c. Thomas Hampson, Prof. Christiane Iven, Dr. Regula Rapp Intendanz/ Redaktion Dr. Cornelia Weidner Satz Monika Treutwein

Textnachweis Das Gespräch mit Marie Seidler, Christoph Pohl und Marcelo Amaral entstand als Originalbeitrag für dieses Programmheft. Bildnachweis S. 4: Moritz von Schwind (1804–1871), Des Knaben Wunderhorn, 1850; aus: Von Wald und Welt. Eichendorffs Gedichte mit Bildern von Moritz von Schwind

Neu herausgegeben von E. L. Werther. Achte, veränderte Auflage, Ebenhausen bei München, 1944.

Thomas Stimmel (Marie Seidler), René Limbecker (Christoph Pohl), Guido Werner (Marcelo Amaral)

Änderungen des Programms und der Mitwirkenden vorbehalten.

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AUSBLICK / IMPRESSUM
Internationale Hugo -Wolf - Akademie für Gesang, Dichtung, Liedkunst e.V. Stuttgart Jägerstraße 40 70174 Stuttgart, Deutschland Telefon +49 ( 0 ) 711 - 22 11 77 Telefax +49 ( 0 ) 711 - 22 79 989 info@ihwa.de, www.ihwa.de

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