context 9-2012: Matthias Achermann, HFV Gen. 2009

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Dossier Versicherer

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Ganz ähnlich sieht das auch Jacquie-Lou Dadier von Art of Work, Personalberatung. «Die Versicherungen profitieren momentan sicher davon, dass sie deutlich weniger in den negativen Schlagzeilen sind als die Banken.» Den Bankensektor nimmt sie zurzeit als sehr unruhig wahr. Und ausser solchen Klienten, die dort bereits ihre Stelle verloren haben, kämen immer wieder auch solche, die ihre Perspektiven im Banking als ungewiss einschätzten und sich schon mal präventiv über neue Möglichkeiten orientieren wollten. Für solche Leute seien die Versicherungen als Arbeitgeber eine Option, beispielsweise im Allfinanzbereich, sagt Jacquie-Lou Dadier. Dass die Versicherungsbranche über Jahrzehnte als Männerdomäne galt, wie von Roman Bussinger angesprochen, bestätigt auch Selma Frasa-Odok vom SVV. «Zwar hat der Frauenanteil auf allen Hierarchiestufen zugenommen, im Kader aber ist er immer noch tief.» 80 Prozent aller Teilzeitarbeitenden in den Versicherungen sind Frauen. Heute sind es mehr weibliche als männliche Jugendliche, die eine Lehre in einer Versicherung beginnen. «Es liegt zweifellos im Interesse der Versicherungen, diese gut ausgebildeten jungen Frauen und Männer mit attraktiven Arbeitsbedingungen im Unternehmen zu halten», meint Selma Frasa-Odok.

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Neue Arbeitszeitmodelle «Ja klar», heisst es bei Swiss Re auf die Frage nach innovativen Arbeitszeitmodellen. Das Unternehmen bietet ein flexibles Jahresarbeitszeitmodell, Home-Office und Jobsharing. Zusammen mit der Credit Suisse beteiligt sich Swiss Re auch am Forum «Zukunft urbane Mobilität», mit dem der Einfluss flexibler Arbeitszeiten und Arbeitsorte auf die Verkehrsbelastung untersucht wird. Und kürzlich lancierte der Rückversicherer die Initiative «Own the way you work». Damit sollen laut Brigitte Meier Mitarbeitende wie Chefs dazu ermutigt werden, dem individuellen Arbeitsstil Rechnung zu tragen, und zwar nach der Erkenntnis, dass Mitarbeitende am produktivsten seien, wenn man ihnen diesen zugestehe. Die AXA Winterthur bietet laut eigenen Angaben zusammen mit den flexiblen Arbeitszeitmodellen «sozusagen für jede Lebenssituation das passende Angebot.» Sie fördert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und setzt sich auf allen Hierarchiestufen für ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis ein. Dazu gehört ein breitgefächertes Angebot: Child Care, Elder Care, Weiter auf Seite 24.

In meinem Beruf will ich gefordert sein. Wenn ich meine Arbeit als langweilig erlebe, lässt bei mir schnell einmal die Motivation nach. Obwohl ich im Grunde seit 19 Jahren bei der gleichen Versicherung arbeite, habe ich alle paar Jahre die Stelle gewechselt. Daher fühle ich mich trotz meines relativ jungen Alters bereits wie ein alter Hase. Meine KV-Lehre habe ich bei der Alpina gemacht. Durch eine Fusion wurde dann Zurich mein neuer Arbeitgeber. Nach dem Militärdienst konnte ich in einem Schadendienstleistungszentrum erste Erfahrungen sammeln. Mein damaliger Chef sah, dass ich ehrgeizig war, und vermittelte mir Zurich-intern eine Stelle als Junior-Spezialist für Finanzdienstleis- Matthias Achermann (34) leitet bei Zurich exclusive das Team Verkaufssupport. Diesen tungen und Leben. Ich lernte, wie man in Herbst schliesst er die Ausbildung zum diplomierten Versicherungswirtschafter HF ab. Vorsorgefragen berät, und kam in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Kundengrupmen. In dieser Tätigkeit hatte ich immer für Gesamtzusammenhänge in der Versipen. Nach und nach übernahm ich auch mehr auch mit Firmenkunden zu tun. cherungswirtschaft. Es gefällt mir sehr Aussendienst-Aufgaben, was mir sehr ent- Nach einigen Jahren spürte ich, dass wie- gut. Es gibt Einblick in sämtliche Versichegegenkam, da ich ein ausgesprochen kom- der die Zeit für neue Aufgaben gekommen rungsprozesse, vermittelt Managementwar. Ich trat eine Know-how und ist auch ausgesprochen munikativer Mensch Stelle bei Zurich ex- praxisbezogen. Betriebswirtschaft, Volksbin. Noch heute schätze «Ich will gefordert sein.» clusive an. Wir be- wirtschaft, Projektmanagement, Führung ich den direkten Kundenkontakt. In dieser treuen die Zurich- und natürlich alle Versicherungsfächer Zeit absolvierte ich eine längere interne Mitarbeitenden hier in Glattbrugg und am stehen auf dem Programm. Die DozierenWeiterbildung. Ich machte mich vertraut Konzernhauptsitz am Mythenquai in Ver- den bringen viel Berufserfahrung mit und unterrichten mehrheitlich hervorragend. mit fast allen Bereichen des Versiche- sicherungsfragen. Seit vier Monaten leite ich ein 10-köpVor drei Jahren habe ich ein berufsberungsgeschäfts: Motorfahrzeug, Haushalt, Leben, Privatrechtsschutz, Krankenkas- gleitendes Studium an der Höheren Fach- figes Verkaufssupporter-Team. Auch hier schule Versicherungen angefangen, das kommt mir mein Studium zugute. Was wir senberatung. Bald wurde mir angeboten, in die Bro- ich diesen Herbst abschliessen werde. Das zum Beispiel über Führung lernen, kann ker-Betreuung zu wechseln. Broker arbei- Studium richtet sich an beruflich ambitio- ich am Arbeitsplatz gleich umsetzen.» ten mit mehreren Versicherungen zusam- nierte Versicherungstalente mit Interesse Rolf Murbach

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