heuler #115

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wir haben's doch gewusst!

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Der heuler hat es prophezeit und die NPD bereits vor zwei Ausgaben begraben. In der vergangenen Woche mussten die Abgeordneten im Schweriner Landtag ihre Sachen packen. Genauso müssen einige Autor*innen ihr Kapitel beenden, um in die weite Welt auszuschwärmen. Nun haben wir Platz genug, um euch schlaue Füchse, egal ob Ersti oder Langzeitstudent*in in der Redaktion begrüßen zu dürfen. Bereichert unser Team mit euren Ideen und Schaffen! Also schnappt euch euren Werbe-Kuli vom Campustag und wir sehen uns demnächst im Büro zu einer unserer heulerRedaktionssitzungen. Die Redaktion

Die Redaktion / Autor*innen Nu r ec ht m

Michèle Fischer

Michèle Köhler

Anne Halbauer

Julia Fischer

Sophia Blomeyer

Theresa John

Dennis Bossow

Francine Brückner

Felix Besand

Stella Ruge

Luise Wagner

Maris Pedaja

Ich bin heuler – und du? Melde dich per E-Mail: redaktion@heulermagazin.de Harry Dose

Tamara Schellhorn

Elena Fischer

Steffen Dürre

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it 52 Se ite n.


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36 heuler – Das Studierendenmagazin Parkstraße 6, 18057 Rostock Tel/Fax: 0381-498-5608 / -5603 www.heulermagazin.de Nr. 115 | Oktober 2016 Herausgeber Studierendenschaft der Uni Rostock

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Redaktionsleitung Theresa John (V.i.S.d.P.) redaktion@heulermagazin.de Geschäftsführung Sophia Blomeyer gf@heulermagazin.de Ressortleitungen Michèle Fischer (Uni) uni@heulermagazin.de Michèle Köhler (Leben) studentenleben@heulermagazin.de Michèle Fischer (Politik) politisches@heulermagazin.de Anne Halbauer (Kultur) kultur@heulermagazin.de Dennis Bossow (Online) online@heulermagazin.de Covermotiv Harry Dose

INHALT // AUSGABE 115

Layout, Grafik Steffen Dürre, fffindling – Büro für Ideen

LEBEN 6 8 10 12 14

Auf Wiedersehen, liebster BH! Horizonterweiterungen Teil II Das Erstiquiz Hart aber herzlich abreagieren Kunst, die unter die Haut geht

Uni 16 Das Prinzip Gegen-Uni Sichere dir jetzt deine Alternative 19 Foodsharing – Teile, was du nicht brauchst 20 Arbeiten an der Uni 22 'N Abend, alter StuRa, was hast du gemacht? Moin, neuer StuRa, mach mal was Neues! 24 Der Teil und das Ganze Sicherheit im Zeitalter der Unsicherheit 26 Das schnieke Rostock-Poster zum Rausnehmen 28 Sie nennen mich SP

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Illustration Theresa John

Getting Involved How to BAFöG: Ab sofort gibt es mehr Geld!

Korrektorat/Lektorat Julia Fischer, Elena Fischer

Kultur 40 42 44 45 46 47 48 50

Harry Dose Paris! Paris! Theresas Campus Comic Anything from the trolley, dears? Zurück in die Zukunft mit den Potters Klangfabrik – der Studierendenchor Sudoku für Fortgeschrittene Kultour Rostock in 100 Worten // Uni (Un)gebändigt

POLITIK 30 33 34 36

Good Morning, Misguided Kingdom Mama wechselt die Windeln Fazit: Landtagswahlen Die Parole an jeder Wand: "Free Schubi!"

G ed ru ck t au

Redaktionelle Mitarbeit Felix Kleinschmidt, Tamara Schellhorn, Francine Brückner, Luise Wagner, Felix Besand, Juliane Schwarz-Ladach, Stella Ruge, Maris Pedaja, Britta Will Redaktionssitzung jede ungerade Woche, Montag, 19:00 Uhr Die Meinung der Autor_innen muss nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Den Autor_innen wird freigestellt zu gendern. Lizenz Creative-Commons by-nd 3.0 DE. Inhalte können unter Angabe von Urheber_in und Magazinname verwendet werden. Ausnahmen sind durch © gekennzeichnet. Druck altstadt-druck GmbH Rostock Auflage: 3.000 Exemplare Erscheinungsweise: quartalsweise Es gilt die Anzeigenliste 6/15.

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ISSN 2363-8109


Blut spenden hilft Leben retten!

Blutspende der Universitätsmedizin Rostock Institut für Transfusionsmedizin Waldemarstraße 21 d 18057 Rostock Telefon: 0381 – 20 33 630 www.med.uni-rostock.de/blut-spenden facebook.com/blutspendeRostock Spendezeiten: Montag ........ 10:00 - 18:00 Uhr Dienstag ...... 7:30 - 15:00 Uhr Mittwoch ...... 10:00 - 18:00 Uhr Donnerstag ... 7:30 - 15:00 Uhr Freitag .......... 7:30 - 15:00 Uhr


LEBEN In dieser Ausgabe dreht sich alles um Herausforderungen! Die neuen, alten oder gefühlten Immer-Noch-Erstis müssen in die Welt (Rostock Innenstadt) hinausziehen und schwierigen Hindernissen trotzen, um am Ende mit Ruhm, Ehre, seltsamen Büchern und natürlich Bier belohnt zu werden! Bei diesem Abenteuer ist das Tragen von BHs natürlich keine Pflicht, denn der stört definitiv beim Kampf mit dem Minotaurus und verhindert die ultimative Horizonterweiterung. Jede dabei neu erlernte Fertigkeit lässt einen schlussendlich zum begabten Jugger-Anwärter reifen. Doch wie soll man all diese Erinnerungen gebührend festhalten, wenn der Handyakku mal wieder leer ist? Genau – mit Tinte und Nadel!

Auf

Wiedersehen,

liebster

BH!

Michèle Köhler

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„Mega-Star XYZ trägt nun keinen BH mehr!“ „Brustkrebs effektiv vorbeugen!“ So oder so ähnlich lauten die Schlagzeilen, die in den vergangenen Wochen immer häufiger in den sozialen Netzwerken zu lesen sind. Das Sieben-Tage-Experiment. Autorin Sophie Charlotte Pergande steht ab sofort zu ihren Brüsten.

Ja, meine Oberweite ist klein und wurde in der Vergangenheit schon oftmals entsprechend mit Insektenstichen verglichen – ein Diskurs, welcher innerlich vielleicht verletzte, aber durch ein charmantes Lächeln meinerseits überspielt wurde. Teilweise konterte ich meinem Gegenüber, in vielen Fällen dem männlich sozialisierten Geschlecht, dass sich jene Person diese Frage der Notwendigkeit eines BHs selbst einmal stellen sollte. Dabei ist es kein Geheimnis, dass die Brüste einer Frau gesellschaftlich Weiblichkeit darstellen und automatisch mit einer gewissen Erotik verbunden werden. So wird der Busen zu einem Gesprächsthema, das einen extremen Optimierungswahn mit sich zieht. Doch aus rein medizinischer Sicht bräuchte ich keinen BH tragen, um meinen Rücken zu entlasten und könnte mir stattdessen die Suche nach der richtigen Größe und Passform, den überteuerten Kauf, den unbequemen Tragekomfort und selbst die Handwäsche ersparen. Grund genug, um ein Experiment zu starten – sieben Tage ohne BH in einer Gesellschaft, die extreme Schönheitsvorstellungen propagiert. Tag 1: Da ich extrem Angst habe, mit meinem „Verzicht“ durch einen unangenehmen NippelBlitzer aufzufallen, muss zwischen mir und meinem T-Shirt auf jeden Fall noch eine Lage Stoff sein. Daher entscheide ich mich am ersten Tag dazu, auf einen dünnen Sport-BH zurück zugreifen, der meine Brustwarzen in einer ungewohnt-bequemen Umgebung verweilen lässt. Mir fällt auf, dass jetzt natürlich alles ein wenig flacher ausfällt, was zunächst erste Selbstzweifel zulässt. Welches Ideal findet eigentlich in der Gesellschaft am meisten Zuspruch? Tag 2: Weil ich am ersten Tag hauptsächlich im Büro war und dort meine Arbeitskollegen ausschließlich per Handschlag oder einem netten Gruß über den Flur begrüßte, muss ich mir erst heute Gedanken über den intimeren Kontakt mit anderen Menschen machen. Wird es komisch sein, wenn ich Freund*innen zur Begrüßung umarme? Werden Sie merken, dass ich keinen BH trage? Ich entscheide mich am Morgen für einen lockeren Hoodie, um zumindest auf den ersten Blick keine Vermutung entstehen zu lassen. 7

Tag 3: Es ist extrem heiß draußen – kein Wunder, selbst an der Ostsee schaut der Sommer mal vorbei. Wieder einmal ertappe ich mich dabei, wie ich beim morgendlichen Blick in den Kleiderschrank automatisch das weiße T-Shirt und alle enganliegenden Tops ausschließe und mich schlussendlich wieder für ein lockeres Top entscheide. Aber dieses Mal – oh Wunder – ohne jeglichen Sport-BH. Tag 4: Ich treffe mich mit einer Freundin im Café Veis und erzähle ihr von meinem Experiment. Sie ist total begeistert, unterstützt mich in meinem Vorhaben und motiviert mich, auch andere „Erfahrungsberichte“ zu lesen. Tag 5: Freitagabend! Bereits zu Beginn der Woche habe ich mich mit Freunden verabredet, um gemeinsam zu Kochen und später noch in der liebsten Kneipe vorbeizuschauen. Wir haben großen Spaß und ich muss nicht eine Sekunde an meinen „fehlenden“ BH denken. Tag 6 + 7: Spätestens seit dem Gespräch mit meiner Freundin hat sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt und ich kann mir kaum noch vorstellen, zu meinem jahrelang getragenen schwarzen Push-up BH zurückzukehren. Im Gegenteil: Ich möchte auch anderen weiblich sozialisierten Menschen von meinem Umdenken berichten und sie motivieren, sich gegen gesellschaftliche Dogmen zu stellen und auf den unnötigen Stoff zu verzichten. Fazit: Weg mit den Striemen auf der Schulter – kein Verbiegen mehr, um den Verschluss zu öffnen. Bye, bye und hallo tolerante Gesellschaft: Das Nicht-Tragen eines BHs hat nichts mit Hippie-Dasein, Ungepflegtheit oder Anderssein zu tun. Viel mehr hat die Gesellschaft in den vergangenen Jahren ein Bild erzeugt, dass einen vollkommen falschen Stereotypen hinterlässt. Eine Frau kann auch ohne 90erOberweite wunderschön sein und sollte daher nicht den Zwang verspüren, die Brüste in jegliche Cups zu zwängen. So kann ein „Nein zum BH“ ein „Ja zu sich selbst“ sein.


Horizonterweiterung

ganz ohne psychedelische Drogen Teil II

Über den Wolken treffen wir auf die groSSen Vögel Autorin Tamara Schellhorn steuerte eine Cessna sicher über den Jadebusen. // Foto: Steffen Dürre

Es wunderte mich schon, dass meine Mutter mit mir den Flugplatz Mariensiel ansehen wollte, wo sie doch Angst vorm Fliegen hat. In den Ferien war ich einmal wieder an der Nordsee, am Jadebusen. Dort, auf dem Weg nach Wilhelmshaven, liegt der Flugplatz Mariensiel. Auf diesem kleinen Platz starten einige Kunstflieger und Cessna. Ein Pilot, der an seiner Cessna bastelte, bemerkte uns und im Laufe des Gesprächs kam heraus, dass ein Pilotenanfänger (Daniel, 19) Rundflüge mit einer Cessna anbietet, um so mehr Erfahrung im Fliegen zu bekommen. Wie aufs Stichwort hörten wir die kleine Maschine, wie sie mit Daniel und seinem Vater zur Landung ansetzte. Nach einem kleinen Plausch mit Daniel, war er sofort einverstanden mich mit in die Luft zu nehmen. Meine Mutter blieb mit seinem Vater unten. Beim Start sah ich, wie sie mit wilden Gesten auf Daniels Vater einredete. Sie wirkte blass. Sie wusste bei dem Start schon, dass ich die Maschine lenken würde. Ich ahnte davon nichts.

Das Wetter war der Wahnsinn. Wir hatten perfekte Flugbedingungen und der Jadebusen von oben sieht wirklich schön aus. Als wir über Wilhelmshaven zum Meer flogen, fragte mich Daniel, ob ich nicht übernehmen wolle. Ich lachte, als er das Steuer los ließ: „Glaubst du wirklich, dass diese alte Maschine einen Autopiloten hat?“ Er grinste mich an. Zitternd nahm ich das Steuer in die Hand. Ich hörte meine Beifahrertür klappern vom Wind, das Steuer in meiner Hand vibrierte. Vorsichtig, um zu testen ob das Steuer funktionierte, zog ich es an. Mit gefühlter Leichtigkeit bog sich die Schnauze nach oben. Ich flog eine Cessna! Wir kamen den Wolken immer näher: „Gleich bist du in den Wolken.“ Ich sehe ihn leicht verzweifelt an: „Ist doch auch schön da.“ Jetzt grinste Daniel wieder: „Ja, aber über den Wolken treffen wir auf die großen Vögel.“ Ich zwang mich ruhig zu bleiben. Was sollte mir schon passieren, ich flog immerhin mit einem 19-jährigen ausgebildeten Piloten. Meine Hände hielten das Steuer nun nicht mehr ver-

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krampft fest und ich schaute vorsichtig hinaus. Daniel zeigte mir, wie ich feststellen kann, ob das Flugzeug gerade fliegt. Die Sonne über mir, das Meer unter mir, die Küste vor mir und ich in einem kleinen Flugzeug. Die Cessna reagierte auf jede kleine Bewegung. Sofort neigte es sich in die gewünschte Richtung und ich hatte keine Angst mehr, abzustürzen. Daniel war auch sichtlich entspannt. Wenn ich das Flugzeug nach rechts zog, senkte sich der Flügel auf meiner Seite, bis mein Fenster und ich fast senkrecht zum Boden standen. Was für ein Bild. Was für ein Gefühl von Freiheit! Der Horizont erstreckte sich vor mir, einladend und in einer unendlichen Weite. Wie gerne wäre ich weiter geflogen, doch es war langsam Zeit, auf die Erde zurück zu kommen. Daniel übernahm wieder das Steuer und flog uns gekonnt und sicher zurück auf die Erde. Ich kann jedem, der selbst einmal eine Horizonterweiterung der besonderen Art erleben möchte, diese Erfahrung nur empfehlen.


Die perfekte Welle

Autorin Julia Fischer hat jetzt einen Ohrwurm.

Obwohl ich an der Ostsee geboren und aufgewachsen bin, hat es mich, abgesehen von einem erfolglosen Jahr Ruderunterricht in der 7. Klasse, nie zu wassersportlichen Aktivitäten hingezogen. Nachdem ich mich sogar auf Hawaii vor einem Surfkurs gedrückt hatte, war klar: Trotz all der Jahre stolzer Prahlerei bin ich doch keine Wasserratte. Das sollte sich nun ändern. Nach drei Jahren Studium in Rostock und einem Filmabend á la „Lilo & Stitch“, schockierte mich die Erkenntnis, dass ich wahrscheinlich nicht ewig am Meer leben, und es dann irgendwann bereuen würde, keinen Wassersport ausgeübt zu haben. Also meldete ich mich bei dem Wellenreiten-Surfkurs vom Hochschulsport an, wohlwissend, dass das Wasser im Mai eiskalt ist und meine Vorfreude dementsprechend bescheiden ausfallen würde. Trotzdem machte ich mich an besagtem Tag, zusammen mit anderen Neugierigen, auf nach Warnemünde, wo uns ein blonder Surflehrer

begrüßte, der so ziemlich alle Klischees und Erwartungen erfüllte. Zunächst gab es eine gar nicht mal so langweilige Theorieeinführung über das Wellenreiten allgemein, die Beschaffenheit von Wellen und die Einzigartigkeit der Warnemünder Fährwellen. Nun warteten natürlich alle schon ungeduldig darauf, sich in die nasskalten Neoprenanzüge zu zwängen und Baywatch-mäßig das Board in die Hand zu nehmen. Allerdings durften wir vorher noch ca. 20 Minuten lang das Aufspringen aufs Board üben – jeder, der schon einmal Burpees gemacht hat, weiß, wie lange man sowas aushält. Doch dann ging es endlich los. Meine Arme, bereits schlaff wie Gummi, schafften es irgendwie mich voranzupaddeln. Und dann gab es nur noch das Meer und mich. Ich schmeckte das Salz auf meinen Lippen und ließ die Hände durch’s Wasser gleiten, während die Welle über mir brach. Die Möwen kreischten vor Begeisterung und alles was ich sonst noch hörte, war das Rauschen

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des Meeres … und das „Los, los, los, paddeln, PADDELN, AUFSTEHEN!!!!“ unseres Surflehrers, der verzweifelt versuchte, uns zu erklären, wie man den richtigen Zeitpunkt zum losschwimmen erkennt. Leider stimmt nur letzteres, denn nach der anstrengenden Aufwärmphase schaffte ich es nicht, meine Arme schnell genug durch das Wasser gleiten zu lassen, geschweige denn, aufzustehen. Einigen gelang es aber tatsächlich und nach (nur) 20 Minuten im eiskalten Wasser schaffte auch ich es endlich auf die Knie und für einen kurzen Moment war ich ganz euphorisch und konnte nachvollziehen, wie es sich anfühlen musste, eine Welle zu reiten und alles um sich herum auszublenden. Dann war auch schon alles vorbei, die Wellen waren verschwunden, wir schleiften die Boards aus dem Wasser und pellten uns aus den Anzügen. Doch die Begeisterung blieb, genauso wie der Muskelkater für die nächsten drei Tage.


Alles, was du über Rostock wissen musst – das Erstiquiz

Das Lösungswort ergibt sich aus den Buchstaben der richtigen Antworten. Wenn du dieses bis zum 14. November an studentenleben@heulermagazin.de schickst, kannst du Ruhm und Ehre gewinnen ... oder verschiedene Bücher und ein Sixpack M&O!

Und wenn dir das noch nicht reicht ... auf Seite 47 gibt’s ein fieses Sudoku. Solltest du dieses tatsächlich lösen, dann schreib uns – vielleicht haben wir ja noch eine Überraschung parat?

Autorin Francine Brückner hat für alle Sherlocks ein paar Nüsse, die es zu knacken gilt. // Fotos: Francine Brückner

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Der Rostocker Weihnachtsmarkt ist der größte im Norden und zieht jährlich über eine Millionen Besucher an. Wo kannst du nach Schluss (21 Uhr) noch Glühwein trinken?

h auf der Fischerbastion

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3

e auf dem Neuen Markt

k im Weihnachtsdorf am Brink

Die Studentenclubs in Rostock locken mit attraktiven Angeboten und sind auch für den kleinen Geldbeutel erschwinglich. Wo bekommst du dienstags Freibier? b Studentenkeller

a

LT

r ST

Auch die zahlreichen Kneipen in Rostock sind einen Besuch wert und punkten mit hanseatischem Flair. Wo kannst du zum Beispiel einen „Enterhaken“ trinken? m

im Pleitegeier

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ö

im Piraten

r in der Kogge

Nach einer durchzechten Nacht quält dich der Hunger? Leider ist Rostock zu klein für eine große Auswahl. Wo bekommst du nach 3 Uhr auf jeden Fall noch etwas zu beißen?

u

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McDonald‘s

t Dobi Döner

e

El Waleed

Du hast dich in der KTV verlaufen? Keine Sorge das passiert jedem mal. Aber was bedeutet eigentlich „KTV“? s Kröpeliner Tor Viertel

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e Kröpeliner Tor Vorstadt

Diese ganzen Abkürzungen können verwirrend sein. Hauptsache du weißt, worum es geht. Was ist ein M&O? o ein überfüllter Studentenclub

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a Kröpeliner Turnverein

n ein schmackhaftes Rostocker Bier

e eine Insider Bezeichnung für die Innenstadt

Rostock hat mehrere Stadtteile. In welchem findest du das berühmte Sonnenblumenhaus? w Lichten-

a Evers- 10

l

Reutershagen


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Die Innenstadt bietet allerlei Touristenmagnete, wie zum Beispiel das frisch sanierte Hauptgebäude der Uni Rostock. Wann wurde die Universität gegründet?

s 1237

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d Regionalliga

a Pinguine

s Katzenhaie

Ein Spaziergang am Alten Strom entlang bis zur Mole ist immer eine gute Idee. Aber welche Farbe hat der Leuchtturm am Ende der Mole?

d rot-weiß

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n 3. Liga

Mit der S-Bahn bist du in 20 Minuten in Warnemünde und somit am Strand. Auch wenn die Sonne nicht scheint, gibt es einiges zu sehen. Welche Tiere kannst du dir in der Forschungsstation Hohe Düne anschauen?

d Robben

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u 1688

Du wirst nicht umhin kommen, die Rostocker Fußballfans kennenzulernen, welche hier zahlreich gesät sind. Aber in welcher Liga spielt der ortsansässige FC Hansa Rostock?

u 2. Liga

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a 1419

i

blau-weiß

e grün-weiß

Was ist das für ein ominöses Geschöpf?

b das Universitätsmaskottchen vor dem Hauptgebäude r ein kunstvoller Bestandteil des Pornobrunnens o das Ehrendenkmal des Wildschweinverbandes Rostock

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Was ist hier abgebildet?

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Welches Rostocker Qualitätsprodukt siehst du hier?

m schmackhafte Käsesalami aus der Rostocker Wurst-und Schinkenspezialitäten GmbH a rechtskräftig des Dopings schuldig gesprochener Rostocker Profi-Radrennfahrer Jan Ullrich n der begeisterte Hobby-Angler Marteria, auch Marsimoto genannt

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Was versteckt sich hinter dieser Tür? o der Hobby-/Tischkicker-/Billard-/Aufenthaltsraum der Theologischen Fakultät g der Studentenkeller (mit Happy Hour bis 23 Uhr jeden Mittwoch) a das immer erreichbare und äußerst hilfreiche Studierendensekretariat der Uni Rostock

Das Lösungswort lautet: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 11

© Star Media / imago

u ein Ort für friedvolles Lernen h eine Naturstein-Installation eines Rostocker Künstlerpärchens u eine der besten Mensas deutschlandweit


Hart aber herzlich

abreagieren

Man spaziert an einem Mittwoch oder Sonntag völlig unbehelligt durch den Barnstorfer Wald und dann sind da diese komischen Leute, die sich mit ulkigen, mit Panzertape beklebten Waffen prügeln. Wer sind die? Autorin Theresa John ist eine dieser komischen Leute. // Foto: Michèle Köhler

Wovon genau sprechen wir überhaupt? Nennen wir das Spiel zuerst beim Namen: Diese noch ziemlich junge Sportart nennt sich Jugger und basiert auf dem gleichnamigen dystopischen Film: Die Jugger – Kampf der Besten (im Original auch The Blood of Heroes oder Salute of the Jugger) vom Regisseur und Drehbuchautor David Webb Peoples. Was in diesem Film noch wie ein gefährliches Spiel um Leben und Tod anmutet, hat sich seit 1993 über mehrere Jahre zu einer ernsthaften Sportart mit Vereinen, Turnieren und offiziellem Regelwerk entwickelt. In Rostock selbst gab es um 2007/08 die ersten Bestrebungen, eine eigene Juggermanschaft zu gründen. Bis sich daraus eine richtige kleine Gruppe bildete, dauerte es allerdings noch bis Anfang 2013.Soweit genug zur Theorie und Geschichte – wie genau hat man sich so eine Runde Jugger nun vorzustellen? In einem Spiel stehen sich zwei Mannschaften à fünf Spielern gegenüber. Pro Team gibt es einen Qwik (Läufer), der den Jugg(Spielball) bewegen darf und versucht, diesen ins gegnerische Mal (Tor) zu bringen, und vier Pompfer, die mit ihren gepolsterten „Waffen“ versuchen, sowohl den Qwick zu schützen, als auch die gegnerischen Spieler runterzupompfen und deren Qwick daran zu

hindern, den Jugg in ihr eigenes Mal zu bringen. Den vier Pompfern steht die Wahl ihrer „Waffen“ frei, solange es pro Mannschaft nur einen Spieler an der Kette gibt. Grundlegend gibt es fünf verschiedene Pompfen: Kurzpompfe mit Schild, Langpompfe, Stab, Q-Tip und Kette, wobei alle ihre eigenen Vor- und Nachteile mitbringen. So hat man beispielsweise mit Schild und Kurzpompfe die größte Blockfläche, allerdings auch die geringste Reichweite, wohingegen der Stab in beidem hervorsticht, aber von Haus aus nicht stechen darf. Die Pompfen sind ähnlich den Nahkampfwaffen, wie man sie aus Live-Action-Rollenspielen kennt. Von der 85 Zentimeter langen Kurzpompfe bis zum zwei Meter langen Q-Tip bestehen sie alle aus einem flexiblen, aber bruchsicheren Kernstab aus Glasfaser (selten auch Bambus), der mit mehreren Schichten Rohrisolierung oder Isomatten gepolstert wird. Die Enden der Pompfen sind zusätzlich mit einer dicken und weichen Stechspitze versehen, welche allerdings beim Stab nicht vorhanden ist, weswegen dieser nur Schläge ausführen darf. Die 3,20 Meter lange Kette ist unter den Pompfen in vielen Aspekten eine Ausnahme: Im Gegensatz zu allen anderen bietet sie keine Blockfläche, gleicht dies aber durch ihre Reichweite, verlängerte Strafzeit und einen gewissen Einschüchterungsfaktor wieder aus.

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Zurück im Spielverlauf versuchen nun die Pompfer die jeweils anderen Spieler zu treffen, wobei Schläge auf Hände und Kopf nicht zählen, vor allem, um vorsätzliche Verletzungen zu vermeiden. Wurde ein Spieler getroffen (hier ist es übrigens egal, ob von einem gegnerischen oder eigenen Mitspieler – friendly fire ist im Jugger auch gültig) muss er auf ein Knie gehen, die Pompfe sicher vor sich ablegen und sichtbar fünf Steine runterzählen, bis er wieder am Spielverlauf teilnehmen darf. Steine sind die Zeiteinheit, in welcher im Jugger die Spiellänge bemessen wird: ein Stein entspricht 1,5 Sekunden, ein Spiel mit zwei Halbzeiten dauert 200 Steine. Die Strafzeit weicht nur bei der Kette von den regulären fünf Steinen ab: hier muss man ganze acht Steine lang warten, weshalb es sich anbietet, den gegnerischen Kettenspieler möglichst früh spielunfähig zu machen. Während der Zeit, die ein Pompfer kniet, kann ein Spieler der anderen Mannschaft ihn pinnen, indem er seine eigene Pompfe auf der Schulter (oder einem anderem Körperteil innerhalb der gültigen Treffzone) des Knienden ablegt, und ihn so am Aufstehen hindern. Der Spieler darf erst wieder am Geschehen teilnehmen, wenn sowohl die Auszeit abgelaufen ist, als auch der Pin vom gegnerischen Spieler gelöst wurde. Die Ket-


Trainingszeiten im Barnstorfer Wald (Kastanienplatz): Mittwoch, 18:00 Uhr Sonntag, 14:30 Uhr via Facebook auf https://www.facebook.com/jugger.rostock oder levin.petter@uni-rostock.de Sporthalle in der Joseph-Herzfeld-Straße 20 Donnerstag, 19:00 Uhr Portal der Deutschen Juggercommunity: http://www.jugger.org/portal Deutsches Regelwerk: http://www.jugger.org/files/public/rules/jugger-regeln-20150421.pdf

te kann andere Spieler nicht pinnen, was natürlich nicht heißt, dass der Kettenspieler sich nicht trotzdem bedrohlich neben einen abknienden Pompfer der anderen Mannschaft stellen, und ihn so trotzdem am Aufstehen hindern könnte. In seinem Versuch, den Jugg auf die andere Spielfeldseite zu bewegen, kann der Qwick, wie alle anderen Spieler, auch heruntergepompft und gepinnt werden. Da er ohne Pompfe komplett ungeschützt ist, hält er sich strategisch meist hinter den Pompfern und versucht, das Spielfeld zu überblicken, um sich einen Weg durch das Durcheinander zu bahnen. In der Regel ist er es auch, der am meisten durch Anweisungen an seine Mitspieler das Geschehen beeinflusst und lenkt, aber auch jeder andere Spieler, der eine gute Einsicht in das Feld hat, kann strategische Anweisungen an seine Mitspieler geben.Zunächst scheint das Spiel ein wenig kompliziert und überfordernd. Der geneigte Jugger-Anfänger wird in seinen ersten Runden noch völlig überfordert und verwirrt sein, vom Gegner getroffen, beim Abknien versuchen, den Jugg irgendwo im Spielgeschehen zu finden, womöglich sogar zwischenzeitlich vergessen, wer die eigenen Teamkameraden sind und nachdem er eine seiner Auszeiten abgekniet hat und sich wieder ins Getümmel stürzen will,

letztlich feststellen muss, dass die gegnerische Mannschaft den Jugg schon ins Mal bekommen hat. Doch es wird besser, wenn man erst einmal die grundlegenden Abläufe und Züge verstanden und verinnerlicht hat. Nach etwa einem halben bis zwei Jahren überblickt man das Spiel oft schon so weit, dass man eigens agieren und strategische Entscheidungen auf dem Feld treffen, sowie im Zweifelsfalle Anweisungen an die Mitspieler geben kann. So aggressiv der Sport auf den ersten Blick wirken mag, so sind die Hauptgrundsätze im Jugger doch sehr klar: miteinander, fair und sportlich. Wie schon erwähnt, stehen Sicherheit und Spielspaß an erster Stelle. Und auch in Spielart und -regeln entwickelt sich der Sport stetig weiter. Allgemein geht der Trend gerade eher zu filigraneren Spielweisen über. Ebenfalls nennenswert ist die Tatsache, dass Mannschaften prinzipiell gemischt sind. Es darf also jeder ungeachtet seiner Geschlechtsidentität mitpompfen, und gerade zierliche oder kleine Spieler können mit Kurzpompfe oder Q-Tip ordentlich mitmischen oder als Qwick über das Feld flitzen. Es ist somit nicht verwunderlich, dass in den letzten Jahren die Anzahl der Frauen in Juggerteams immer mehr angestiegen ist. Neben diesem inklusiven Aspekt

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sind gerade der Zusammenhalt und das herzliche Miteinander im Team das, was Jugger zu einer so mitreißenden und einzigartigen Sportart machen. Fun Fact: Auf Turnieren ist es gemeinhin üblich, sich nach einem guten Spiel reihum zu umarmen. Das ist doch mal sportlich! Das Ganze mag für den ersten Eindruck noch verwirrend, rabiat und womöglich schwer vorstellbar klingen. Ich kann deswegen jedem, der sich jetzt vielleicht denkt „Wow, das klingt irgendwie doch echt cool und spannend!“, empfehlen, einfach mal zu einem unserer Trainings im Barnstorfer Wald vorbeizuschauen. Denn so viel man auch zu Jugger erklären könnte, es ist immer noch am besten, selbst die Pompfe in die Hand zu nehmen und einfach mal mitzuspielen. Unser Rostocker Team befindet sich gerade mitten in der offiziellen Vereinsgründung und wird ab Oktober (wenn alles klappt) auch mit eigener Sporthalle als eigene Sportabteilung in der Hochschulsportgruppe an der Universität Rostock vertreten sein. Momentan sind wir ca. 15 Leute, von denen etwa sechs bis acht stetig dabei sind, weshalb wir uns immer sehr über Interessenten und eifrige neue Mitspieler freuen.


Am Strand, im Fitnessstudio oder ganz einfach auf der Straße – wo nackte Haut ist, da sind auch Tattoos.

Zum Teil scheint es verblüffend, wer sich alles unter die Nadel legt und welche Körperstellen dabei mit welchen Motiven verziert werden. Doch Tattoos sind keineswegs nur ein zeitgenössisches Phänomen. Schon die alten Ägypter praktizierten diese Form der Körperkunst, und damit waren sie noch nicht einmal die Ersten: Selbst bei Ötzi wurden 61 Tätowierungen gefunden. Zweck und Bedeutung des Tattoos variierten in seiner langen Geschichte je nach Ära und Kultur. Tätowierungen fungierten zum Beispiel als Codes und Erkennungsmerkmale, zur Brandmarkung Krimineller und Ausgestoßener, als religiöse oder spirituelle Symbole, als Hierarchiemarker und in Ötzis Fall möglicherweise sogar als medizinisches Mittel zur Schmerzlinderung durch das Ansprechen von Akupunkturpunkten. Hier und heute dient das Tattoo vor allem als permanente Verzierung und damit für viele als Form der individuellen Selbstverwirklichung. Der heuler hat sich umgeschaut, was Rostocks Studierende so unter der Haut tragen, und sie nach dem Motiv hinter dem Motiv gefragt.

semester in Frankreich und studiert sonst auf Lehramt Philosophie und Latein fürs Gymnasium an der Universität Rostock im 5. Semester. Seine Sherlock-Holmes-Silhouette ist ein sogenanntes „Cover-Up“. Das bedeutet, dass an der gleichen Stelle zuvor schon einmal ein Tattoo war, welches er nicht mehr haben wollte und deswegen durch ein neues Motiv ersetzen ließ. Nun ziert eine markante, fiktive Figur seinen Knöchel und zeugt von seiner Vorliebe für die Romane von Sir Arthur Conan Doyle. Interessant ist, dass das neue Tattoo ebenso wie das vorherige Werk vom selben Künstler, Steve, stammt - einem Tätowierer beim Haus der Kontraste, der seine künstlerischen Fähigkeiten ständig verbessert. „Irgendwann fand ich aber auch den Kopf ein wenig langweilig – von Weitem sieht es dann doch aus wie ein schwarzer Fleck“, sagt Eric. Er entschied sich deswegen knapp ein Jahr später dazu, das Tattoo mit einem modischen Aquarell zu verfeinern, welches seine Freundin kurzerhand auf Papier brachte. Dass es nun keine Filmkamera geworden ist, weil er mehr Deckfläche brauchte, findet er nicht traurig – hauptsache es ist ästhetisch ansprechend. „Wozu eine alberne Bedeutung, wenn es einfach nur schön sein soll.“

Maike: Die Probleme im Strom des Flusses untergehen lassen

Luise: „Ich habe mein karibisches Souvenir nie bereut.“

Ein kleiner Schriftzug ziert ihr zartes Handgelenk. Seine Bedeutung wird nicht direkt offenbart, denn es ist auf Hindi. Maike weiß: „Wenn man die eine Wohnung nicht bekommt, dann nur, weil eine noch schönere auf einen wartet“, und genau in solchen Momenten der Enttäuschung ist es wichtig, dass man niemals aufgibt. Umso mehr muss man dem Leben vertrauen, sich Neuem und Unbekanntem öffnen und einfach dem Fluss des Lebens hingeben. Der Schriftzug bedeutet genau das: „Fluss des Lebens“. Er wird durch eine minimal ausgeführte Flussabbildung dekoriert. In Momenten der Schwäche, wenn ihr mal der Alltag über den Kopf wächst oder ihr nur der Frohmut fehlt, dann muss sie nur ihr Handgelenk anheben, es leicht drehen, und sie findet „ihren Fluss“ wieder, erinnert sich an all jene, die hinter ihr stehen, an all das, was das Leben ausmacht, und es gibt ihr die nötige Kraft, Probleme einfach im Strom des Flusses untergehen zu lassen.

„Kleine, dezente Tattoos haben mir schon als Teenager gefallen. Einmal lernte ich einen Neuseeländer kennen, der den Umriss seines Landes auf dem Fußknöchel trug. Sowohl die Stelle, als auch die Idee gefielen mir sehr, aber für Deutschland kommt so etwas natürlich nicht infrage. 2013 verbrachte ich dann einen Sommer mit Freiwilligenarbeit auf Jamaika, wo sich viele Volunteers Tattoos stechen ließen, weil es dort so günstig war. Da kam auch ich ins Grübeln. Auf einem Reggae-Festival hatte ich dann plötzlich die Idee: Eine Muschel sollte es sein! Eine Muschel, die mich immer mit meinem Lieblingsort, dem Meer verbindet, egal wo ich gerade bin. Als ich auch zwei Wochen später noch überzeugt von dem Motiv war, setzte ich mein Vorhaben in die Tat um. Für 1000 jamaikanische Dollar - rund sieben Euro – ließ ich mir eine kleine Jakobsmuschel auf den linken Knöchel stechen. Als ich letztes Jahr ein Stück des Jakobsweges ging, für den die Jakobsmuschel als Pilger-Symbol und Wegweiser steht, bekam mein Tattoo noch eine zweite Bedeutung. Seitdem gehört es erst recht zu mir. Deswegen habe ich mein karibisches Souvenir nie bereut.“

Eric: „Eigentlich sollte da eine Kamera hin…“ Dass Tattoos nicht immer eine tiefsinnige Bedeutung haben müssen, zeigt das Motiv von Eric. Er ist 23 Jahre alt, absolviert gerade sein Auslands-

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Uni Das Semester hat wieder begonnen und das heißt nicht nur, dass die anstrengenden Nachtschichten für die Hausarbeitenabgabe ein Ende haben und wir ganz viele Erstis in den Hörsälen begrüßen dürfen, sondern ebenso, dass wir auch Zeit finden mal über den Tellerrand zu schauen. Was macht eigentlich unser Studentischer Prorektor den ganzen Tag? Wie wäre es mit einem Fair-Teiler in der Parkstraße? Wie geht es den Wissenschaftlichen Hilfskräften? Und wie würde ein Seminar ohne Dozierende aussehen? Fragen über Fragen und vielleicht ein paar Antworten auf eben diese erwarten euch auf den kommenden Seiten.

Michèle Fischer

Das Prinzip Gegen-Uni: sichere dir jetzt deine Alternative 16


Dass der Universitätsalltag nicht immer gleich aussehen muss, zeigt ein alternatives Seminarkonzept der Universität Hannover. Auch das Projekt „Lernfabriken meutern“ schafft es immer wieder in die regionale Presse. Doch wie können wir uns in Rostock gegen den Einheitsbrei wehren? Autorin Mimi Fischer braucht keine*n Professor*in, um ein Buch zu lesen.

Nach dem Abitur, beziehungsweise schon während der Schulzeit, hatte ich in meinem Kopf ein ziemlich träumerisches Bild vom Universitätsalltag. In meiner Gedankenwelt habe ich mich in der Bibliothek zwischen Büchern von Kant und Camus sitzen sehen, um dann, mit einem Bleistift im linken Mundwinkel geklemmt und der Mate in der rechten Hand, über den Sinn des Lebens und des Strebens zu philosophieren. Dazu komplimentierte sich mein Bild mit alternativen Lernansätzen, Lesezirkeln und endlos viel Zeit zum Hausarbeit schreiben und dem Austausch mit meinen Kommiliton*innen. Angekommen an der Universität Rostock musste ich relativ schnell einsehen, dass dieses gar romantische Bild nicht mit der Realität zusammenpasst und ich viel mehr darauf achten muss, dass mein Fahrrad vor dem Ulmencampus richtig angeschlossen ist, ich den Dozierenden in den Pausen nett zulächle und die meisten Studierenden lieber am Mittwochabend in den Keller gehen. Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, dass ich meine Zeit in den Seminaren, und vor allem den Vorlesungen, nur absitze, ohne richtig im Stoff zu stehen und die mir vorgesetzten Theorien detailliert zu hinterfragen. Warum wird mir sooft immer der gleiche Einheitsbrei vorgesetzt? Ist es wirklich so verwerflich, mal einen Aufsatz eines nicht-weißen, alten Mannes aus dem westlichen Teil der Erde zu lesen? Von Diversität war in dieser Stelle wenig zu hören beziehungsweise zu lesen, es wurde von mir selbst aber auch viel zu selten eingefordert. Kamen Diskussionen im heißgeliebten Hauptseminar zustande, drehten sich diese viel zu selten um die eigenen Frage, sondern

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stattdessen um eine Oberflächlichkeit bei der nun wirklich jede*r mitreden konnte. Meinen eigenen politischen Kontext, und ein damit verbundenes Umdenken, entdeckte ich erst durch meine Arbeit im Fachschaftrat, beim Studierendenmagazin oder später auch im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Ich wurde angeregt, alternative Seminare zu besuchen, sowie ermutigt, einfach mal aktiv zu werden. Eine Mitteilung, die ich mir an dieser Stelle dann doch eher von meinen Lehrbeauftragten gewünscht hätte. Status Professor*in – Gegen ungerechte Noten eintreten Wer wegen formellen Fehlern im Prüfungsablauf oder faktischen Bewertungsfehlen bei der letzten Hausarbeit einen Streit mit dem/ der Dozierenden anzettelt, hat oft ganz gute Aussichtschancen, wenn es um die Anhebung der Note geht. Trotzdem muss Michael Ganse, AStA-Referent für Studium und Lehre im Bereich Lehramt, oftmals als letzte Instanz herhalten, wenn eine Problematik immer engere Kreise um die Exmatrikulationsbescheinigung zieht. "Es ist wirklich erschreckend, wie viele Studierende sich erst in meine Sprechstunde trauen, wenn es fast zu spät ist. Oft aus der Angst heraus, gegen den Status von Lehrbeauftragten nicht anzukommen", erläutert der Referent. Dabei sollte jede*r Studierende wissen, dass das Modulhandbuch keine heilige Schrift ist und viele Dinge einen gewissen Handlungsspielraum ermöglichen. In diesem Sinne ermutigt Michael alle Studis: „Kenne deine Studienordnung sehr gut und nutze deine Rechte, die dir an deiner Universität zustehen.“


Das Paradebeispiel: Die Universität Hannover Was soll Bildung und für wen ist sie bestimmt? Das Alternative Vorlesungsverzeichnis der Universität Hannover, injiziert durch den dortigen AStA, gibt auf diese berechtigte Frage eine etwas andere Antwort. Bildung kann zur Befreiung und Mündigkeit führen und so den Studierenden die Möglichkeit eröffnen, durch eine andere Herangehensweise auf den internationalen Wandel auf dem Arbeitsmarkt nicht durch massenkompatibles Wissen zu reagieren. Durch beispielsweise ein Seminar zur „Psychologie und Gesellschaftskritik“ soll demonstrativ gegen die momentane Überakademisierung eingetreten werden und stattdessen aktiv der Bildungsbegriff neu definiert werden. Die wachsende Verschulung und der gesellschaftliche Zwang zur Profilbildung haben in deutschen Universitäten dazu geführt, dass die Studierenden oft nicht wissen, was sie tun und wozu sie dieses Wissen im späteren Beruf benötigen. Bildung sollte daher niemals dazu missbraucht werden, ausschließlich auf eine spätere Verwertbarkeit im Berufsleben reduziert zu werden. Vielmehr sollten vernachlässigte Bedürfnisse der Lernenden wieder in den Vordergrund rücken - gerne auch komplett ohne Lehrpersonal.

Lernfabriken meutern Selbstbestimmtes Leben und Lernen – so lautet der Slogan einer Studierendenbewegung, die sich im Mai 2015 gebildet hat und seitdem aktiv Studierende dazu auffordert, die eigenen Lernfabriken zu meutern. Dahinter steckt nicht nur der blanke Gedanke an die Besetzung des eigenen Rektorats, sondern auch die langfristige Verbesserung der Bildungsbedingungen und das Vorantreiben des Umdenkens im (hochschul-)politischen Kreis. Hinter dem Ideal eines linken sowie emanzipatorischen Bildungsanspruches steckt ein Bündnis, das den Gedanken der Bildungsproteste von 2009 und 2013/2014 unter dem Motto „Bildung braucht…“ aufgegriffen hat, um sich gegen Leistungsdruck, Wettbewerbsdenken und undemokratische Verhältnisse an Universitäten, Ausbildungsstätten, Schulen und Erziehungseinrichtungen auszusprechen. Die Akteur*innen sind sich einig, dass das momentane System, in dem wir lernen müssen, es nicht einmal ermöglicht, den eigenen Bildungsweg zu reflektieren, um so überhaupt die Entwicklung zu kritisieren. Im Gegenteil: Bologna-Reform und Co. haben Studierende geschaffen, die sich immer mehr entpolitisieren, um den Erwartungen einer Gesellschaft

gerecht zu werden, die ein Massenprodukt für den späteren Arbeitsmarkt schaffen wollen. In diesem Sinne: Reclaim your university! Reclaim your education! Reclaim your life! How-To: Das Rektorat besetzen Doch was bleibt? Abseits der 60-seitigen Bachelorarbeit, den unzähligen Referaten, Klausuren und Hausarbeiten hat jede*r unglaublich unterschiedliche Menschen täglich um sich versammelt. Also: Wecke das Interesse deiner Kommiliton*innen, plant gemeinsam eine Aktion und bezieht dabei eure eigenen Bedürfnisse ein, die das Studium nicht abdecken kann. Betrachtet zwar beiläufig euren Semesterplan, aber habt den Mut, an eure langfristige Absicherung und die damit verbundene Zufriedenheit zu denken - wagt etwas! Teilt diesen Gedanken, indem ihr beispielsweise euren Dozierenden, oder gleich der gesamten Institutsleitung, bei der nächsten Sitzung einen Antrag für ein alternatives Seminar vorschlagt. Wenn wir schon die Zukunft einer Generation sein sollen, dann müssen wir doch wenigstens das Recht haben, unsere kreativen Ideen einzubringen. Oder?

Kontaktdaten AStA Universität Rostock Werde ein Teil von „Lernfabriken meutern“. Die nächste Protest-Konferenz findet vom 18. – 20. November in Duisburg statt. Sichere dir jetzt deinen Platz unter lernfabriken-meutern.de.

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Foodsharing –

Teile, was du nicht brauchst

Auf dem Weg vom Acker bis in unseren Mund landet rund die Hälfte der eigentlich genießbaren Nahrung im Müll, schätzt die Verbraucherzentrale Deutschland. Diese griffige Zahl habe ich schon ziemlich oft gehört. So richtig angesprochen habe ich mich davon allerdings nie gefühlt. Autor Felix Besand sucht oft vergeblich Essbares in seinem Kühlschrank.

Klar, eine erschreckende Zahl. Aber was kann ich schon dagegen tun, dass Bauern ihre Kartoffeln unterpflügen, in Supermärkten unansehnliche Ware weggeworfen wird und die Bäckereien nicht verkauftes Brot am Abend in die Tonne wandern lassen? Schließlich versuche ich schon Kartoffeln nicht in übergroßen Angebotssäcken, sondern lose auf dem Markt zu kaufen. Außerdem greife ich auch mal zum schorfigen Apfel oder der krummen Gurke. Die wahren Schuldigen liegen doch auf der Hand: Die wahnwitzige Agrarindustrie mit ihrer Maxime der Einheitlichkeit und die übermächtigen Handelskonzerne, die nur makellose Ware akzeptieren. Überraschenderweise entsteht der größte Anteil der Verschwendung aber gar nicht dort, sondern bei uns zu Hause. Eine Studie der Uni Stuttgart gibt dafür sogar einen Durchschnittswert an: 82 Kilogramm wirft jeder Deutsche im Jahr weg. Auf ganz Deutschland hochgerechnet also 6,7 Millionen Tonnen pro Jahr. Unglaubliche 44% der gekauften Obst- und Gemüseprodukte wandern ungenutzt nach dem Kauf in die Tonne. Wir kaufen und kochen zu viel, wir lagern falsch und kaufen zudem völlig ungeplant ein, erfahre ich auf der Webseite des BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft). Mist, also kann ich doch nicht die ganze Schuld dem entfesselten Großkapital in die Schuhe schieben, denke ich mir. Doch wie geht es besser? Gerade als Studi ist es schwierig, nicht in die Wegwerffallen zu tappen. Wer hat schon Zeit

seine ganze Essenswoche durchzuplanen und ständig irgendwelche Reste im Blick zu behalten? Am Ende wird der geschmiedete Plan dann ja doch wieder für einen Kurztrip oder einen spontanen Lernmarathon in der Bibliothek über den Haufen geworfen. Das geplante Kochen am Abend wird dann schnell mal zur Tiefkühlpizza oder zum Dürüm auf dem Weg in die Kneipe umgemodelt. Nach dem Wochenende steigt einem dann beim Öffnen der Kühlschranktür ein strenger Geruch in die Nase und man blickt auf ein Desaster aus vergessenen Lebensmitteln. Genau hier kommt das sogenannte Foodsharing ins Spiel. Die Idee dahinter ist simpel: Einwandfreies Essen, das wir nicht mehr brauchen oder mögen, bringen wir einfach an einen Ort, der möglichst barrierefrei für alle anderen zugänglich ist. Hungrige können sich dann in diesen „Fair-Teilern“ zum Beispiel an meinem Potpourri aus Croissants, Frischkäse und Aubergine bedienen, während ich mich ruhigen Gewissens in den Zug zum Festival setzen kann. Dieser Gedanke gefiel mir ziemlich gut. Wer hätte es gedacht, aber in Berlin oder Hamburg gibt es mittlerweile schon Dutzende solcher Fair-Teiler. In Rostock leider noch keinen Einzigen. Als ich im letzten Jahr AStA Referent für Nachhaltigkeit & Infrastruktur wurde, wollte ich das umgehend ändern. Einen Fair-Teiler in unserer Uni einzurichten, kann ja nicht so schwer sein. Zack – Regal und Kühlschrank in irgendein verlassenes Räumchen zimmern und den Rest würden meine Foodsharing-wütigen Kommili-

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toninnen und Kommilitonen übernehmen. Die Grüne Hochschulgruppe hat sich sogar schon bereit erklärt, die Betreuung zu übernehmen. Ich lief also ein wenig durch die Uni und stellte Anfragen für das ein oder andere charmante Kämmerlein auf dem Campus. Idealerweise natürlich in Nähe des AStA Büros, um die hygienische Überwachung bestmöglich zu gewährleisten. Aus diesen Anfragen an das sogenannte „Dezernat 3 - Technik, Bau, Liegenschaften“ ergaben sich vor allem Absagen. Absagen mit teils obskuren Erklärungen. Ein kleiner, gänzlich unmöblierter und seit langem scheinbar ungenutzter Raum, sei zum Beispiel in Wirklichkeit ein verkannter Pausenraum, der daher leider nicht für derlei „Nutzungsänderungen“ zur Verfügung stehe. Der Erholungscharakter blieb mir zwar verborgen, aber in den unüberschaubaren Mauern unserer Uni gäbe es ja sicherlich noch weitere Möglichkeiten, dachte ich mir. Auf die Frage, wo es denn vielleicht sonst möglich wäre, wurde ich sofort an die Universitätsleitung verwiesen. Die durch den studentischen Prorektor, Marcus Neick, konsultierte Universitätsleitung mochte die Idee, hatte aber hygienische Bedenken und ließ mir ausrichten, dass ich ja mal ein Konzept erarbeiten und mögliche Räumlichkeiten beim Dezernat 3 erfragen könne. Auf die erneute Anfrage habe ich bis zum Redaktionsschluss keine Antwort erhalten. Hast Du vielleicht noch eine Idee oder genau den richtigen Raum im Kopf? Dann schaffe ein Ende für diese Geschichte und schreibe an: umwelt.asta@uni-rostock.de


Arbeiten an der Uni

Die Bewerbung ist geschrieben, das Vorstellungsgespräch lief gut und schließlich hast du es geschafft, dich gegen die anderen Bewerber*innen durchzusetzen – du darfst an der Uni arbeiten! Doch bevor du euphorisch deinen Arbeitsvertrag unterschreibst, solltest du diesen auch genau lesen ... Autorin Juliane Schwarz-Ladach bringt Licht ins Paragraphendickicht.

Für viele Studierende ist die Tätigkeit an der Universität eine willkommene Abwechslung von den typischen Jobs als Kellner*in oder an der Supermarktkasse. Außerdem sehen ein paar Jahre Arbeit an der Universität natürlich auch ziemlich schick aus im Lebenslauf. Aber Arbeit ist nicht immer gleich Arbeit! Wer bei der Unterzeichnung des Arbeitsvertrages nicht genau hinsieht, kann im Nachhinein eine böse Überraschung erleben. Schuld daran sind die unterschiedlichen Gesetze, nach denen Arbeitsverhältnisse befristet werden können. Was die Zeile im Arbeitsvertrag mit ominösem Inhalt wie „befristet nach § 14 (2) TzBfG“ für euch in der Praxis bedeutet, soll dieser Artikel klären. Der Klassiker an der Uni – die Befristung nach Wissenschaftszeitvertragsgesetz: Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) ist nicht nur eine hervorragende Wahl beim Wörterraten, sondern auch ein Gesetz, welches sich unter anderem mit der Befristung von Arbeitsverträgen im Bereich der Hochschulen befasst. Rechtspolitischer Wunsch ist grundsätzlich die Ausgabe von unbefristeten Arbeitsverträgen. Allerdings gibt es Situationen, in denen dies nicht möglich ist. Gerade an der Universität sorgen die vielen befristeten Projekte etc. dafür, dass Ausnahmen von diesem Grundsatz gemacht werden müssen. Steht in eurem Arbeitsvertrag eine Befristung nach WissZeitVG, bedeutet dies, dass eure Arbeit Nähe zur Wissenschaft und For-

schung aufweist und vor allem, dass ihr euch um komplizierte Befristungsregeln keine Gedanken machen müsst. Also herzlichen Glückwunsch und viel Spaß bei eurem Job als studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft! Die kompliziertere Variante – die Befristung nach Teilzeitbefristungsgesetz: Das Teilzeitbefristungsgesetz (TzBfG) ist ein weiteres Gesetz, welches sich mit der Befristung von Arbeitsverhältnissen beschäftigt. An der Universität fallen solche Tätigkeiten darunter, welche nicht eng genug mit Lehre und Forschung verbunden sind, also eher Verwaltungstätigkeiten. Im Bereich der Arbeit während des Studiums erlangt die Beschäftigung als studentische*r Mitarbeiter*in nach § 14 (2) TzBfG die höchste Relevanz. Dabei handelt es sich um die „sachgrundlose Befristung“. Das Gegenstück, nämlich die Befristung mit Sachgrund, findet sich in § 14 (1) TzBfG und regelt Fälle, in denen beispielsweise eine Krankheitsvertretung oder eine Vertretung wegen Elternzeit gesucht wird. Die Besonderheit an der sachgrundlosen Befristung liegt in den an diese geknüpften Folgen. Zum einen kann man mit einem solchen Vertrag höchstens zwei Jahre arbeiten, eine weitere Verlängerung ist ausgeschlossen. Zusätzlich gilt diese Sperre nicht nur für eine direkt angeschlossene Verlängerung und nicht nur für die Universität Rostock. Nach zwei Jahren Arbeit seid ihr von einer Beschäfti-

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gung nach § 14 (2) TzBfG im gesamten öffentlichen Dienst des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgeschlossen – und das auf Lebenszeit. Zwar gab es bezogen auf die Dauer der Sperre schon Gerichtsprozesse, in denen die Sperrzeit verringert wurde, es handelt sich aber um einzelne Urteile, die nur für diesen Fall gelten. Daher müsstet ihr euch erst selbst in einem langwierigen Gerichtsprozess eine Verkürzung der Sperrfrist erstreiten. Puh, das ist jetzt bestimmt nicht einfach zu verdauen und um euch etwas klarer zu machen, was das für euch bedeutet, folgen ein paar klärende Fragen: Eine Promotionsstelle ist das Ziel vieler Studierender – geht das auch, wenn als Student*in nach § 14 (2) TzBfG gearbeitet wurde? Keine Panik! Gemäß § 2 (3) WissZeitVG werden studienbegleitende Tätigkeiten (wie auch eine Beschäftigung als studentische*r Mitarbeiter*in) nicht angerechnet. Das heißt, dass eine Tätigkeit als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in, die nach WissZeitVG befristet wird, nicht betroffen ist. Die Promotionsstelle steht weiterhin offen. Was passiert, wenn zwei Jahre nach § 14 (2) TzBfG gearbeitet wurde und nun eine Bewerbung für eine Stelle im öffentlichen Dienst nach § 14 (2) TzBfG rausgeschickt wurde? Das wahrscheinlichste ist, dass einfach keine


Uni-Corn?

Antwort kommt bzw. eine kurze Absage. In den meisten Fällen wird in dieser Absage aber nicht auf den Grund hingewiesen, weswegen Betroffene manchmal monatelang rätseln, weshalb sie nur Ablehnungen bekommen. Deswegen ist es wichtig, den Überblick über die Arbeitsverhältnisse zu behalten. Auf meinem Vertrag steht „befristet nach § 14 (2) TzBfG“ – was soll ich jetzt machen? Jetzt kommt die Lieblingsantwort der Jurist*innen: Kommt drauf an! Die Entscheidung könnt ihr nur selbst treffen. Schließlich könnt nur ihr wissen, was für euch das Beste ist. Wenn ihr also nach dem Studium Mecklenburg-Vorpommern verlassen oder in der Privatwirtschaft arbeiten wollt, dann könnte die Stelle etwas für euch sein. Wenn ihr euch noch nicht sicher seid, wo es hingehen soll, oder wenn ihr schon genau wisst, dass ihr im öffentlichen Dienst in Mecklenburg-Vorpommern arbeiten wollt, solltet ihr eure Entscheidung genau abwägen. Ein Rat (und der gilt für jeden Vertrag): Nehmt euch Zeit bei der Unterzeichnung und wenn etwas nicht klar ist, fragt nach. Oder macht euch eine Kopie und recherchiert, bevor ihr unterschreibt. Lasst euch nicht (tatsächlich oder auch nur gefühlt) unter Druck setzen und nehmt euch die Zeit, selbst zu entscheiden. Habt ihr noch Fragen? Wendet euch doch an die Hilfskraftinitiative. Dort haben sich meh-

rere Menschen zusammengeschlossen, die an der Universität Rostock als Hilfskraft tätig waren oder sind und euch nun mit ihren Erfahrungen zur Seite stehen. https://www.facebook.com/HIrostock2016/ Hochschulpolitischer Hintergrund: Was der Stellenplan mit einer Party gemeinsam hat Seit der Novellierung des WissZeitVG Anfang des Jahres knirscht es im Getriebe der Uni. Zuvor waren zahlreiche studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte in den zentralen Einrichtungen tätig. Mit dem neuen Gesetz wurde dem ein Riegel vorgeschoben. Verträge konnten nicht mehr verlängert werden und die Personaldecke wurde somit dünner. Das heißt nicht nur eine höhere Belastung der noch Beschäftigten, die das Pensum ihrer ehemaligen Kolleg*innen auffangen müssen, sondern sogar das Absterben oder zumindest Pausieren von Projekten. Darunter leiden nicht nur die (ehemaligen) Mitarbeiter*innen, die geliebte und gehegte Projekte im Sande verlaufen sehen. Auch die Studierenden bekommen die Auswirkungen zu spüren, indem Angebote nicht mehr zur Verfügung stehen. Zudem könnten nun auch vermehrt studentische Mitarbeiter*innen zum Einsatz kommen, mit den bereits angeführten Folgen für die Studierenden. Wieso aber wurden nicht einfach mehr Menschen eingestellt und wieso mussten überhaupt

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Hilfskräfte in zentralen Einrichtungen eingesetzt werden? Das hängt mit dem Stellenplan zusammen, dem die Universität Rostock unterworfen ist. Stellt euch vor, ihr gebt eine Party. Ihr habt dafür auch ein ordentliches Budget angespart. Aber eure Eltern geben euch die exakte Anzahl der erlaubten Partygäste vor. Es ist egal, ob ihr Geld für mehr Gäste hättet oder die Party mit mehr Menschen besser und schöner wird. Eure Eltern sind der Meinung, dass ihr diese feste Regelung braucht, damit ihr euch nicht übernehmt und schließlich mehr Menschen einladet, als ihr euch leisten könnt. So funktioniert, vereinfacht dargestellt, der Stellenplan. Das Land gibt der Universität Rostock vor, wie viele Stellen sie besetzen darf. Abweichen kann die Uni davon nur in sehr geringem Maße in einem langwierigen Verfahren. Auch wenn also Mittel zur Schaffung neuer Stellen vorhanden sind, ist eine Abweichung vom Stellenplan in der Regel nicht möglich. Der Uni sind also die Hände gebunden. Eine Flexibilisierung oder gar Abschaffung des Stellenplans für Hochschulen bedarf intensiver Lobbyarbeit auf Landesebene. Bleibt zu hoffen, dass die Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern sich nach der Landtagswahl zusammenschließen und dieses Unterfangen gemeinsam angehen und dass sie bei der neugewählten Landesregierung auf offene Ohren treffen. Denn mit mehr Menschen wird die Party einfach schöner!


‘n Abend, alter StuRa, was hast du gemacht? Moin, neuer StuRa, mach mal was Neues!

Vor gut einem Jahr, in der heuler Ausgabe #111, haben wir uns an den StuRa und den AStA gewendet und Wünsche geäußert. // Illustration: Hannes Falke Autor Dennis Bossow wird den StuRa gebannt hinterm Laptop verfolgen.

Nun der Showdown: Haben unsere Vertreter und Vertreterinnen unsere Wünsche berücksichtigt? Ein Wunsch waren neue Gesichter. Fangen wir beim StuRa an: Neue Gesichter gab es kaum und wenn jemand neu war, musste er auf eine Gruppe treffen, die tief in der Hochschulpolitik verankert ist. „Soli-Uni“ nennen sie sich, ein Verband von Studierenden, die eine links-politische Meinung teilen. So war es für sie schwer, Fuß zu fassen. Somit hat unser StuRa es wohl nicht geschafft, neue Gesichter zu etablieren. Doch eine kleine Entwicklung fand statt. Nachdem Tom seinen Posten als Präsident niederlegte, folgte ihm Mark Lukas. Gab es keine weiteren Veränderungen? Doch! Am Anfang der Legislatur war der AStA noch sehr homogen konstruiert. Kaum neue Gesichter. Der gleiche Trott wie im Vorjahr. Aber die Besetzung wandelte sich. Zuerst gaben Carlo und Florian ihren Posten ab, dafür rückten Maya und Friederike nach. Dann musste das Kulturreferat neu besetzt werden; Mimi folgte. Mit dem frei werdenden Posten als studentische*r Prorektor*in wurde noch ein Platz im AStA frei, Marcus wurde zum studentischen Prorektor ge-

wählt und Jana übernahm das Referat für Politische Bildung. Summa summarum nahmen im AStA neue Gesichter Einzug und dadurch kam neuer Wind in die alten Räume des „Grünen Ungeheuers“. Wie sind unsere Aussichten auf die jetzt anstehende Legislatur? Der StuRa wird einige neue Gesichter empfangen, darunter mich. Der AStA wird großen Schwankungen unterliegen, da einige Referenten nicht erneut antreten werden oder mit ihrem Studium fertig sind und uns ganz verlassen. Allgemein werden alle Referate neu gewählt, somit hat jede*r die Chance, sich zu bewerben und etwas zu verändern. Einige der jetzigen Referenten werden sich wieder zur Wahl stellen. Weshalb, wenn sie erneut gewählt werden, auch erfahrene Leute im AStA bleiben werden. Hier wird es also neuen Wind geben und sicherlich wird einiges drunter und drüber gehen, denn jeder fängt mal klein an. Jedoch sollte man sich nicht an Fehlern festbeißen oder sich daran orientieren, wie bisher gehandelt wurde. Manchmal muss man einfach

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allen Mut zusammen nehmen und was völlig neues versuchen. Die Wahlen finden über den Oktober verteilt statt. Wenn du also Lust hast, dich für die Studierendenschaft zu engagieren, kannst du dich auch spontan auf der Sitzung aufstellen lassen. Diese findet jeden Mittwoch im Oktober um 19:00 Uhr statt. Wie sieht es mit innovativen Ideen im StuRa aus? Sie kommen und werden auch gerne angenommen und umgesetzt. Nur besteht die Situation, dass neue Strukturen wenig genutzt werden. Weder von den Mitgliedern selbst, noch von der „Öffentlichkeit“. Vor einigen Monaten wurde eine Art „Bürgersprechstunde“ geschaffen. Dort kann jedes Mitglied der Universität alles ansprechen, was er oder sie möchte. Sei es, wie die Strukturen in der UniVerwaltung einen auf die Palme bringen, man Probleme mit den Entwicklungen in der Hochschulpolitik hat oder aber auch um einfach zu fragen wie es um die Planung für den Campustag steht. Auch so scheuen StuRa und AStA sich nicht, was Neues auszuprobieren. Wenn


du also eine Idee hast, kannst du dich einfach an einen deiner Vertreter wenden. Noch ein Wunsch aus dem vergangenen Jahr: Innovation im Hinblick auf Veranstaltungen. Schon letztes Jahr meckerten wir über die vielen Filmabende. Die Fachschaftsräte bieten bereits zahlreiche an. Da muss der AStA nicht auch noch welche anbieten. Neben den etablierten Festen, wie dem Campustag, Festival contre le racisme, Flohmärkten und der Nachhaltigkeitswoche forderten wir mehr Kreativität bzw. neues Angebot an Veranstaltungen. Dies wurde meines Erachtens teilweise erfüllt. Mit zwei erfolgreichen Singer-SongwriterContesten, einem spannenden Wahlkino und der Woche für gute Arbeit starteten in diesem Jahr gute Veranstaltungen mit guten Konzepten. Wir bitten um weitere solcher Ideen. Doch was fehlte? Wir wäre es mit Public Viewing zur EM auf dem Ulmencampus gewesen? Ist 2018 nicht WM? Ein „Grill and Chill“ im Sommer wäre doch passend. Als äquivalent dazu könnte man zu Weihnachten einen eigenen

kleinen Weihnachtsmarkt machen. Ziehen wir also hier einen Strich, können wir sagen: Super Veranstaltungen, super Stimmung – da geht aber auch noch etwas mehr. Wie sieht es mit Veranstaltungen in den kommenden Monaten aus? Das Kulturreferat muss neubesetzt werden, weshalb es im November wohl ruhig wird. Dies kann bedeuten, dass eine neue kreative Person an diese Stelle treten wird. Lassen wir uns überraschen. Dennoch können andere Referate, die Veranstaltungen planen, für eine abwechslungsreiche Zeit sorgen. SchlieSSlich hatten wir noch den Wunsch, dass der StuRa selbst mehr Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Blicken wir zurück. Wie gut habt ihr euch in den hochschulpolitischen Ereignissen informiert gefühlt? Wisst ihr etwas über die Uni GmbH? Wie gut habt ihr euch über den Prozess um die Erhöhung des Soli-Beitrages an das Studierendenwerk informiert gefühlt? Habt ihr etwas über den Prozess des Labels „familienfreundliche Hochschule“ mitbekommen?

Man kann sagen, sie haben sich bemüht und manchmal liegt es auch am Desinteresse der Einzelnen. Doch auch hier ist noch Platz nach oben. Nur bringt polemisches Meckern nicht viel. Also sitz nicht meckernd vor diesem Artikel oder bei Jodel. Bring dich ein, selbst dein jährliches „Kreuz machen“ auf dem Wahlzettel kann etwas bewirken oder baue Kontakt zu deinen Vertretern auf. Aber ich kann dich verstehen. Wahlkampf findet hier nicht statt und es gab auch bisher keine Veranstaltungen, bei denen sich vielleicht Kandidierende vorgestellt haben. Die Wahlseite des StuRa war ein Witz, nur wenige fanden es nötig, sich dort vorzustellen oder gar ein Bild hochzuladen. Dies ist für den Wähler/ die Wählerin verständlicherweise frustrierend. Denn wo soll man sein Kreuz machen, wenn man den Vertreter nicht mal ansatzweise kennt? Also liebe Vertreter: Reflektiert euch selbst. Wie habt ihr in der Zeit der Wahlen auf euch aufmerksam gemacht? Und nun liebe Leser: Wie sehr habt ihr euch bemüht, über die Kandidierenden etwas zu erfahren? Nun, zu dem Spiel gehören immer Zwei, wie man erkennt.

Zum Schluss unsere Wünsche für die kommende Legislatur: Liebe Vertreter und Vertreterinnen… … arbeitet an eurer Außenpräsentation. … helft Neuankömmlingen, sich in der Hochschulpolitik einzufinden. … Toleranz sollte auch gegenüber nicht linkspolitisch eingestellten Personen walten. … schraubt eure Bürokratie runter. … Mainstream-Veranstaltungen umsetzen. … weniger politisch motivierte Veranstaltungen. … Aufklärungsarbeit im Bereich Politik und keine Konvertierungen, ihr seid keine Wanderprediger. … ihr vertretet alle Studenten und Studentinnen dieser Universität – verhaltet euch auch so. Wir sind nicht im Sandkasten. … und laut eurer letzten Werbekampagne „Denkt mal drüber nach!“.

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Der Teil und das Ganze Sicherheit im Zeitalter der Unsicherheit

Was unterscheidet „Realität“ und „Wirklichkeit“ voneinander? Die Quantenphysik bringt nicht nur Verständnislosigkeit und die Schwierigkeit, die sich daraus ergebenden Erkenntnisse in unserer Sprache abzubilden, mit sich, sondern auch eine Ahnung der Verbundenheit, und eröffnet Möglichkeiten, neu über Wirtschaftlichkeit, Wettstreit und die Zukunft nachzudenken. Autor Felix Kleinschmidt ist das Yin und das Yang.

In der Unterscheidung zwischen dem, „was ist“, und dem, was wir wahrnehmen und als Realität beschreiben, liegt ein Merkmal, das sich höchstens noch als „Verbundenheit“ ausdrücken lässt. Wir denken in Bildern, und umso ernüchternder erscheint in gewisser Weise der Umstand, dass wir in eben jenen Vorstellungen auch wahrnehmen und dabei das Beobachtete zum Bild wird. Und das Bild ist nie das Objekt der Betrachtung, sondern nur die konditionierte Betrachtung davon. Hans-Peter Dürr, langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter des Physik-Nobelpreisträgers Werner Heisenberg, spricht in diesem Zusammenhang auch etwas polemisch von der „Apfelpflücker-Sprache“: Wir besitzen diesen eigentümlichen, „doppelten“ Zugang zur Wirklichkeit: Einerseits den groben Zugang als äußeren Blick auf die Welt, welchen auch Tiere mit uns gemeinsam haben (entsprechend der sog. „alten Physik“), der andere bereitet uns jedoch schon Schwierigkeiten, weil wir nicht nur Betrachter, sondern auch Beteiligte sind. Das „sich in Gedanken aus der Welt heraus bewegen“ und von außen betrachten erweist sich als günstig für unser Handeln, wir können direkt eingreifen, manipulieren, die Welt als „unbeseelte Maschine“ bedienen. Aber der exklusive Status, den sich der Mensch beimisst, im Ebenbild Gottes als Mitschöpfer diese komplexe Maschine zu seinem Nutzen zu bedienen, ist der Grundstein für das Ungleichgewicht, das sich bis in unser alltägliches Leben auswirkt. Die Spaltung selbst ist der Fehler in der Betrachtung. Denn die

Wirklichkeit ist das Ganze. Wir aber sind Teil dieses Ganzen. Da sich das Ganze jedoch in der Welt, die wir wahrnehmen, nicht zu erkennen gibt, unterliegen wir schnell der Verlockung, die Welt so zu sehen, dass sie für unsere Hand greifbar wird. Dieser ungestüme Pragmatismus war einstig für unser Überleben von Bedeutung, verdeutlicht in etwa: Greife ich den Apfel oder nicht, habe ich etwas zu essen oder nicht, und diese beschränkte (aber lebensdienliche) Ja/Nein-Logik vollzieht sich weiter in unserem Denken und wird ausgedrückt in einer Sprache, die Fragen aufwirft, die wiederum in dieser Sprache nicht zu beantworten sind. Warum sollte sich auch die Natur am Bild des Apfels orientieren, nur weil es für unser Überleben eine so wichtige Rolle gespielt hat? Was wir erleben, ist daher nur ein Teilausschnitt der „Wirklichkeit“. Durch diesen „doppelten Zugang“ ist es uns allerdings möglich, auf die wahre Natur der Dinge zu schließen, weshalb wir überhaupt nur annehmen können, dass eine Wirklichkeit hinter der uns vertrauten Realität liege. Schon der britische Philosoph George Berkeley zog die weitverbreitete Annahme einer begründbaren Existenz der Dinge außerhalb eines wahrnehmenden Beobachters in Zweifel. Der gedachte Gegenstand, der unabhängig vom Wahrgenommenwerden existieren soll, ist immer noch ein gedachter Gegenstand. Wenn ich mir etwa einen rosa Elefanten denke, scheint die Annahme, dieser Elefant existiere nun auch außerhalb meines Denkens, offenbar widersprüchlich und unhaltbar. Auch aus Sicht der modernen Phy-

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sik entfaltet sich die Welt aus der „Leere“. Alle Dinge treten aus dem Zustand der „Leere“ in eine wirkliche Erscheinung. Wirklichkeit ist abgeleitet von „wirken“, es entsteht wirkende Materie und damit Realität. Wenn wir selbst quantenmechanische Systeme wären, so wären wir auch ununterscheidbar voneinander und zeitlos. Aber der Übergang von den quantenmechanischen Welleneigenschaften der Materie, hin zur „alten Physik“, also zu genau bestimmbaren Ort- und Zeitvorhersagen, ist die unvermeidliche Wechselwirkung mit der Umwelt. Diese übersetzt das rein quantenmechanische System in ein „klassisches“. Dieses System ist aber nicht vom Beobachter unabhängig, sondern gerade durch ihn bedingt. Bemerkenswert für die Erkenntnistheoretiker, die gerne an eine vom Beobachter unabhängige Außenwelt festhalten wollen. Weshalb aber die Bedeutung der Quantenmechanik außerhalb der digitalen Elektronik noch nicht Einzug in unser alltägliches Bewusstsein gefunden hat, ist wohl die traurige Einsicht, dass eine Welt, die gar nicht in den Griff zu bekommen ist, sich auch nicht bewirtschaften lässt. Denn die Wirtschaft handelt mit Tauschobjekten, die man isolieren kann, die man greifen kann. Die wesentlichen Dinge dieser Welt sind aber überhaupt nicht in den Griff zu bekommen. Und die eigentlich wesentlichen Dinge für die Menschen sind genau die, die wir auch nicht tauschen können. Ich kann z.B. nicht mit Glück handeln; ich kann Dienstleistungen und Güter herstellen, die zu einer kurzlebigen Erheiterung beitragen, aber


ich kann „das Glück“ nicht verdinglichen oder es in irgendeiner Weise tauschbar machen. Wieso gelingt der Blick auf „das Wesentliche“ oder die Bedeutung der Verbundenheit, von der auch Weltreligionen wie der Buddhismus seit Jahrhunderten predigen, nicht einmal unter doch aufgeklärten und aufgeschlossenen Menschen im Mikrokosmos des universitären Alltags Früchte zu tragen? Wieso stehen selbst Studentinnen und Studenten in diesem ermüdenden Wettstreit, wieso müssen sich beispielsweise diejenigen, mit gewissen Vorkenntnissen von Beginn an profilieren, obwohl, gerade im Zeitalter digitaler Medien, jedes Wissen (was nichts anderes ist als reine, ungefilterte Information) sozusagen in Realzeit abrufbar für jedermann ist? Ist der Abschied von unserem Ego so schwer zu verschmerzen, identifizieren wir uns nur durch das triumphierende Gefühl des Vorteils? Ein Handeln für sich selbst, wird schnell ein Handeln gegen die anderen, und dieses darwinistische, aggressive und unnachgiebige Handeln ist letztlich gegen sich selbst gerichtet. Wie will ich etwas ändern, wenn ich mich nur an der Vergangenheit orientiere? Wirklich „Neues“ entspringt erst dem überzeugten Blick in die Zukunft, dem Dialog und der Kooperation miteinander. Dann bilden sich neue Ideen, neue Denkrichtungen und geistige Revolutionen werden auch in naher, wie ferner Zukunft immer wieder unser Denken verändern müssen, gewohnte, sogar liebgewonnene Ansichten umstürzen. Und aus Verbundenheit

entspringt Sicherheit. Nicht die Sicherheit in Form von absoluter Determiniertheit, also von Vorbestimmung, denn die Zukunft ist offen, und genau das ist nicht die Unsicherheit, die uns ängstigt, sondern die Möglichkeit, etwas zu ändern. Die Unsicherheit, das Wissen um Terror, der immer näher an unsere Haustüren rückt, der unnötige Schmerz und das Leid hungernder Kinder, Verwundeter in Syrien, diese Unsicherheiten haben wir selbst geschaffen, und wir bekämpfen jene Unsicherheiten mit Unsicherheit. Ich betreibe Krieg, um Frieden zu schaffen (nein, um Geld zu verdienen!), ich lenke die Menschen ab von dem „Wesentlichen“, und lasse sie lieber Werbung schauen, Pokémon sammeln, konsumieren und gehorchen, aber nicht hinterfragen. Einen geradezu „kantischen“ Weckruf möchte ich dem Leser ersparen, viel mehr entspringt es doch schon dem Offensichtlichen, dass der jetzige Status der Unsicherheit nur durch anderes, neues Handeln als bisher in der Sicherheit münden kann. Und wenn es „nur“ die Sicherheit ist, nicht mehr um sein Leben fürchten zu müssen, die Sicherheit, nicht zu verhungern oder die Sicherheit, dass mein Haus nicht zerbombt wird. Das sind Sicherheiten, die in unseren Händen liegen. Und ermöglicht werden diese durch die Unsicherheit der Zukunft, denn gerade das ist die Möglichkeit etwas zu ändern, sie zum Gemeinwohl aller, und nicht zum Vorteil einzelner (wie etwa einer schmalen Elite), zu wenden.

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Weiterführende Literatur: Dürr, Hans-Peter (2013): Es gibt keine Materie! Amerang: Crotona Verlag. Heisenberg, Werner (2000): Physik und Philosophie. Stuttgart: Hirzel. Der Autor: Felix Kleinschmidt 26 Jahre, studiert Philosophie und Germanistik an der Uni Rostock Buchveröffentlichung: Kleinschmidt, Felix (2013): The Shape of Things. Herzogenrath: Shaker Media.



Fun Fac

t: Auf dieser Se ite sollten no ch fu n fact s ßber Rostock stehen, aber da war ja was: Druck term in ... Gibt's näch st es Mal! ;)


Sie nennen mich

SP

Knapp 150 Tage ist Marcus Neick, Studentischer Prorektor der Universität Rostock, nun schon in einem deutschlandweit einzigartigen Amt tätig. Doch was steht so auf seiner Agenda und wie ist es, mit dem Rektor regelmäßig Kaffee zu trinken? Autorin Mimi Fischer freut sich, einen ihrer besten Freunde mal „geschäftlich“ auszufragen.

Hand auf's Herz – was konntest du bisher von deiner Agenda abhaken? Die großen Ziele habe ich erreicht. Das Ersti-Gutscheinheft wurde in Auftrag gegeben, ich habe gemeinsam mit dem AStA zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern Veranstaltungen durchgeführt und alle antretenden Parteien zu hochschulpolitischen Themen befragt. „Nebenher“ habe ich mit der Social-Media-Arbeit begonnen, die natürlich stetig weitergeführt werden soll, um meine Arbeit transparenter zu gestalten. Was mir auch wichtig war – nicht zuletzt, weil es der Universität, den einzelnen Fachbereichen und der Studierendenschaft (viel) Geld einbringt – war die Werbung für die Ummeldung von neuimmatrikulierten Studierenden. Hierfür bekommen die Erstis nun zum einen per Post einen Flyer, in dem das Ummelde-Prozedere erläutert wird, zum anderen haben die Erstis beim Campustag am 4. Oktober die Möglichkeit, sich bei einem mobilen Meldestand der Stadt selbst umzumelden. Das schlagende Argument hierbei ist immer: Es gibt ganze 150 Euro bar auf die Hand. Dennoch sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass es eine Meldepflicht gibt, man also schnellstmöglich nach dem Einzug in die Rostocker Wohnung zum Ortsamt gehen sollte. Mitglied im Rektorat: Wie wurdest du aufgenommen? Mit einer Bestellungsurkunde des Rektors am 9. Mai 2016. Nein, ernsthaft: Das Rektorat ist ein sehr konsensorientiertes und kollegiales Gremium, bei dem die Aufgabenfelder klar verteilt sind und sich die einzelnen Mitglieder bei Fachfragen gegenseitig unterstützen. Eine Arbeitsatmosphäre, die ich in der Form noch nicht kannte und die mir sofort zusagte.

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150 Tage im Amt – Leidet dein Studium unter der Arbeit? Ich würde lügen, wenn ich jetzt „nein“ sagen würde. Das fängt schon damit an, dass die Rektoratssitzungen montags 13 Uhr stattfinden, zeitgleich aber auch politikwissenschaftliche Seminare ablaufen. Durch die eben erwähnten Projekte, insbesondere zur Hochphase des Landtagswahlkampfes, ist natürlich auch etwas auf der Strecke geblieben. Dennoch komme ich mit meinen Prüfungen hinterher – anders sollte es auch nicht sein. Was sagt dein Terminkalender? Von wem wirst du so kontaktiert? Der Terminkalender ist derzeit überraschend voll mit privaten Studienangelegenheiten: Hausarbeit, Hausarbeit, Hausarbeit. Ansonsten war jetzt Sitzungswoche – es kommen also Senat, StuRa, Rektorat und AStA dazu und wir planen derzeit die Umsetzung des Ummeldestandes der Hansestadt Rostock beim Campustag. Dafür gibt es auch noch zwei, drei Termine, bei denen Organisatorisches geklärt werden muss. Von wem werde ich kontaktiert? Ich schaue dafür mal auf die letzten zehn Mails an meine SP-Mailadresse:

• der Kanzler Dr. Jan Tamm • der Studierendenrats-Präsident Mark Lukas Möller • die Projektverantwortliche für das „Student Service Center“, Anja Klütsch • der Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) Clemens Schiewek • die hochschulpolitische Referentin des AStA, Katharina Wilke • der Wahlforscher Martin Koschkar, Mitarbeiter am Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften an der Universität Rostock • der Prorektor für Forschung und Forschungsausbildung, Prof. Udo Kragl • ... und drei Newsletter von der KonradAdenauer-Stiftung, von WordPress und von Publicitas Media. Ja, ich hätte mich von den Newslettern abmelden können, aber der Klick auf „unsubscribe“ ist mir zu anstrengend. Du hast einen Wunsch frei: Was würdest du dir von den Studierenden der Universität Rostock wünschen? Verständnis für die Existenz akademischer und studentischer Selbstverwaltung und im Umkehrschluss Interesse an Hochschulpolitik

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– was in meinen Augen zu höherer Wahlbeteiligung bei Gremienwahlen führen könnte. Politische Aktivität: Wie hast du dein Amt während der Landtagswahl gesehen? Es ist wichtig, dass die Leserinnen und Leser in dem Zusammenhang wissen, dass ich gleichzeitig in einer Partei aktiv bin. Trotzdem weiß ich um die Bedeutsamkeit des Amtes und der daraus folgenden Trennung zwischen Amt und Parteiaktivität. Während der Landtagswahl habe ich gemeinsam mit dem AStA an Wahlprüfsteinen für die Parteien gearbeitet, bei denen wir gezielt nach hochschulpolitischen Aspekten, wie der Anwesenheitspflicht, dem Numerus Clausus und Studiengebühren gefragt haben. Mein Ziel war es, Studierende über ein anderes Thema als bspw. Migration oder Innenpolitik an die Wahl heranzuführen. Über den Erfolg dieses Vorhabens sollen andere urteilen. Ich weiß allerdings, dass es mir wichtig war, diese Arbeit aus dem Amt heraus zu tätigen. Beschreibe deine Tätigkeit in drei Worten. Irgendwas mit Gremien.


Politik Wie schnell sich die Welt manchmal bewegt und verändert, hat uns nicht nur die jüngste Vergangenheit mit den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und dem sogenannten Brexit in Großbritannien gezeigt. Auch, als am Rostocker Hauptbahnhof vor einem Jahr plötzlich und für viele Politiker*innen wohl überraschend - ganz viele Menschen standen, die unsere Hilfe benötigten, musste sich quasi über Nacht eine Initiative gründen, die sich ein Jahr später als Verein mit dem Namen „Rostock hilft“ etabliert hat. Aber auch das Beispiel um „Free Schubi“ lehrt uns, dass manchmal wohl nicht alle Fragen beantwortet werden können, um die scheinbare, öffentlich publizierte, Wahrheit zu hinterfragen. Politik, was passiert mit dir?

Good Morning, Misguided Kingdom

Michèle Fischer

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Zehn Monate verbrachte ich unter dem Union Jack mit Fish’n’Chips, Fünf-Uhr-Tee und Linksverkehr im Norden Englands. Die Briten, die ich kennenlernte, erschienen mir vernünftig und sicherheitsliebend, und so sah ich den Brexit vor dem Referendum als ein rein hypothetisches Szenario. Doch es kam anders. Ein subjektives Protokoll des Brexits aus studentischer Sicht. Autorin Luise Wagner schlief in einem Land ein und wachte in einem anderen wieder auf.

7. Mai 2016 Durham University Letzte Statistik-Vorlesung vor den Prüfungen. Bevor alle den Hörsaal verlassen, erinnert die Dozentin an die nötige Registrierung für das Referendum im Juni: „This is a once in a generation decision, so have your say!“ Nach der Vorlesung frage ich einige Kommilitonen, ob sie sich schon Gedanken über das Referendum gemacht haben. Im Moment scheinen aber die Prüfungen wichtiger zu sein. Danach wollen sie sich Zeit nehmen, um sich genauer über die Optionen und Konsequenzen zu informieren – eine so wichtige Entscheidung will schließlich überlegt getroffen werden. 3. Juni 2016 Durham Die Prüfungen sind geschafft. Mittlerweile ist das Brexit-Thema allgegenwärtig. In Durham, einer studentischen Kleinstadt im Nordosten Englands, kleben in vielen Fenstern „Vote Remain!“-Sticker. Eine Meinungsumfrage der Universität ergibt, dass die meisten Studenten in der EU bleiben wollen. 17. Juni 2016 1 Tag nach der Ermordung der Labour-Abgeordneten Jo Cox – In einem Zug von Edinburgh nach Newcastle Ich schnappe ein Gespräch mitreisender Passagiere über den Brexit auf. Drei mittelalte, durch einige Dosen Bier redselig gewordene Männer fragen einen Studenten aus Leeds nach seiner Meinung. Er wird für „Remain“ stimmen, antwortet der. „Na, wenn du dich von Deutschland regieren lassen willst…“, erwidert einer aus dem bierbäuchigen Trio. Es ist das erste Mal, dass ich jemanden für den Brexit sprechen höre.

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23. Juni 2016, 22:30 Northampton Die Wahllokale sind geschlossen, die Auszählung der Stimmen hat begonnen. Ich befinde mich auf einer Summer School in Northampton in der Nähe von London. Ich glaube nicht daran, dass es tatsächlich zum Brexit kommt und gehe beruhigt schlafen. 24. Juni 2016, 7:00 Northampton Mein Wecker klingelt. Es folgt der morgendliche Griff zum Handy. Ich realisiere nicht gleich, was ich da lese. Ich ziehe die Vorhänge auf und schaue hinaus auf die leere Straße. Die Sonne lacht mir höhnisch entgegen. Dann braust ein mit Union Jacks geschmücktes Auto vorbei. Es ist also wahr. 24. Juni 2016, 8:00 Northampton Schockiertes Schweigen beim gemeinsamen Frühstück der Summer School Teilnehmer. Sie alle wollten in der EU bleiben. Kaum jemand hatte es für möglich gehalten, dass das LeaveLager gewinnen könnte. Das Programm der Summer School wird planmäßig fortgesetzt, gespickt mit ironischen Bemerkungen über den Brexit. 24. Juni 2016, 18:30 Egham Train Station Meine Freundin Anna, bei der ich meine letzten Tage auf der Insel verbringe, holt mich vom Bahnhof ab. Anna ist Britin. Sie promoviert in Biologie an der Royal Holloway. „Entschuldige, dass ich so spät bin“, begrüßt sie mich. „Ich habe bis drei an einer Präsentation für heute gearbeitet, und um fünf hat mich mein Handy


mit den Hochrechnungen geweckt. Da hab ich einen Heulkrampf bekommen und konnte ich nicht mehr schlafen.“ 24. Juni 2016 19:00 – Bei einem Italiener in Egham „Na, habt ihr auch dafür gestimmt, dass ich das Land verlasse?“, fragt der Kellner mit sympathischem italienischen Akzent scherzhaft, als er unsere Bestellung aufnimmt. „Auf keinen Fall!“, beteuert Anna und entschuldigt sich bei ihm für die dumme Entscheidung ihres Landes, wie sie es heute früh schon bei ihren Kollegen an der Uni getan hat. Die Hälfte von ihnen ist international, erzählt sie mir – Franzosen, Spanier, Portugiesen, Schweden, Deutsche… Anstelle der üblichen munteren Plaudereien im Labor sei heute bedrückte Stille getreten. Eine Pizza und eine Flasche Wein später „Sieh dich um – einige von denen, die hier sitzen, haben garantiert für „Leave“ gestimmt. Und dann kommen sie hierher und wollen italienisch essen. Das ist doch idiotisch!“ Anna kann über kaum etwas anderes reden als den Brexit. Sie geht mit ihren Landsmännern und –frauen hart ins Gericht. „Die hatten keine Ahnung, worüber sie da eigentlich abstimmen und welche Konsequenzen der EU-Austritt hat! Viele haben heute erst ‚EU‘ gegoogelt. Und jetzt haben wir den Salat. Das Pfund ist total im Keller. Und die langfristigen Folgen können die sich gar nicht vorstellen!“ 24. Juni 2016, 22:00 In Annas Wohnung in Egham Annas Freunde Rachel und Michael sind vorbeigekommen, um diesen denkwürdigen Abend nicht allein zu verbringen. Typisch britisch gibt es Gin and Tonic mit Gurke. Das Gespräch wechselt zwischen dem düsteren Thema des Brexits und albernen, fast schon hysterischen Erzählungen aus der unvergesslichen Zeit der drei in Oxford - ohne heitere Unterbrechungen wären die Gedanken an Großbritanniens Zukunft im Moment unerträglich. „Alles wird viel teurer werden, wenn Großbritannien keinen Zugang mehr zum europäischen Binnenmarkt hat. Letztlich werden diejenigen, die für den Austritt gestimmt haben, am meisten darunter leiden: Die kleinen Leute, die sich von Johnsons und Farages einfacher Propaganda fehlleiten ließen. Geschieht ihnen recht!“, meint Alex verbittert und leert ihr Glas. „Viele haben nicht nachgedacht, bevor sie abgestimmt haben“, pflichtet Rachel ihr bei. „Sie hatten völlig falsche Vorstellungen und wurden mit falschen Zahlen und Versprechungen ge-

lockt. Und nun folgt das böse Erwachen. Farage hat ja schon eine Stunde nach der Verkündung des Ergebnisses gesagt, er hätte nie behauptet, dass nach dem Austritt durch den gesparten EU-Mitgliedsbeitrag 350 Millionen Pfund wöchentlich in die NHS (National Health Service) fließen würden.“ „Spätestens seit Trumps Gratulation zum Brexit müsste vielen klargeworden sein, dass diese Entscheidung ein Griff ins Klo war!“, lacht Michael und füllt die Gläser wieder auf. „Einige wollen ihre Stimme tatsächlich zurücknehmen, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass sie einen Unterschied machen könnte. Tja, nun ist es zu spät. Und die Petitionen für ein neues Referendum werden auch nichts bewegen, auch wenn sie jetzt schon über zwei Millionen Unterschriften haben…“ 24. Juni, 23:30 Die erste Flasche Gin ist leer „Man kann eine so wichtige Entscheidung nicht dem Volk überlassen! Neunundneunzig Prozent überblicken die Angelegenheit doch gar nicht!“, regt Anna sich auf. „Das Ergebnis war so knapp! Und wenn man das ins Verhältnis zur Gesamtheit der stimmberechtigten Bevölkerung setzt, kommt man auf 37 Prozent - das ist keine Mehrheit! Das ist unverantwortlich!“ Michael ergänzt: „Wenn man die demographische Verteilung der Stimmen bedenkt, wird es noch absurder. Die Alten, die vielleicht noch fünf, zehn Jahre mit den Folgen leben müssen, haben die Jungen überstimmt. Unsere Generation hatte schlichtweg keine Chance – wir sind viel weniger als die Alten! Leider haben von den wenigen auch nur wenige abgestimmt… Nun müssen wir damit leben.“ „Das ist ein Schwachpunkt der Demokratie. Leider“, seufzt Rachel. „Die ältere Generation kommt bei der Globalisierung einfach nicht mit. Die wollen zurück in die guten alten Zeiten des British Empire“, sinniert Michael. „Ich habe vorhin mit meiner Oma telefoniert“, erzählt Anna. „Sie war ganz aufgebracht über das Ergebnis. Zum Glück! Ich hatte schon befürchtet, dass sie für „Leave“ gestimmt haben könnte.“ 25. Juni, 1:00 Die zweite Flasche Gin ist leer „Es ist eine Katastrophe für die Wissenschaft – ein riesiger Schritt zurück! Forschung funktioniert nur durch internationale Zusammenarbeit. Der EU-Austritt wird den Fortschritt völlig ausbremsen. Mein Forschungsprojekt wird zu zwei Dritteln aus EU-Geldern finanziert – bis

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zum Ende, glücklicherweise. Aber was wird aus meiner jüngeren Schwester, falls sie promovieren möchte? Wie will Großbritannien das eigenständig leisten?“ Anna ist wieder den Tränen nahe – Wut, Verzweiflung und der Gin, alles kommt jetzt an ihrem gläsernen Küchentisch zusammen. „Ich habe das Gefühl, für mein Auslandsjahr gerade noch den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben“, sage ich. „Die Diversität an den Unis wird nun sicher abnehmen. Bisher haben Studenten aus der EU die gleichen Studiengebühren gezahlt wie britische Studenten: 9.000 Pfund pro Jahr. Das ist ja schon ein Vermögen. Aber für Nicht-EU-Studenten sind es 21.000 Pfund! Das werden sich nur die allerwenigstens leisten können. Immerhin ist das Erasmus-Programm nicht an die EU-Mitgliedschaft gebunden. Ein kleiner Trost.“ (Tatsächlich zogen nach dem Brexit tausende Europäer ihre Bewerbungen an britischen Universitäten zurück, Anm. d. Red.) „Die Unis sind das eine. Der Arbeitsmarkt ist das andere, wenn die Freizügigkeit innerhalb der EU wegfällt“, fügt Michael hinzu. 25. Juni, 3:30 Wir haben auch die dritte Flasche Gin besiegt Anna hat einen Geistesblitz: „Eine meiner Omas ist in Irland geboren! Ich glaube, sie hat beide Pässe. Vielleicht könnte ich so auch an einen irischen Pass kommen – und EU-Bürgerin bleiben!“ „Vielleicht sollten wir auch einfach nach Schottland ziehen“, scherzt Rachel. „Wenn die Schotten, die ja größtenteils für den Verbleib in der EU gestimmt haben, jetzt noch ein Unabhängigkeits-Referendum abhalten, bekämen sie bestimmt eine Mehrheit. Dann wäre Schottland frei und könnte selbstständig in der EU bleiben. Wer weiß, vielleicht schließt sich Nordirland auch Irland an, so wie die Dinge stehen – ein vereintes Irland, das wäre doch was!“ Dann müssen wir uns der Müdigkeit geschlagen geben. Mehr Gin haben wir ohnehin nicht. 26. Juni, 20:00 Sitz 6D im Flugzeug von London nach Berlin Ich verlasse den britischen Boden mit einer Mischung aus Zufriedenheit und Bedauern. Ich bin zufrieden, die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und ein ereignisreiches Jahr in England erlebt zu haben. Doch ich bedauere den Kurs, den die Insel genommen hat, und alle, die damit leben müssen. Zum Glück bin ich nicht Britin. Zum Glück bin und bleibe ich Europäerin.


Mama wechselt die Windeln

Die sogenannte „Herdprämie“ hat eine hitzige Debatte über die Reproduktionsarbeit im familiären Alltag ausgelöst und bedingt die Frage: Was müssen wir tun, um vorherrschende Rollenbilder in einer Gesellschaft aufzubrechen? Autorin Mimi Fischer kann nicht bügeln und liebt Fußball.

Ich bin in einer sehr typischen Familienkonstellation aufgewachsen. Ich war Einzelkind und in meiner Erinnerung haben sich meine Eltern immer gemeinschaftlich um meine Erziehung gekümmert. Mein Vater brachte mich zum Kindergarten, meine Mutter packte dafür den Rucksack, sie legte mir meine Anziehsachen heraus und er macht mir meinen Zopf. Jedoch fällt mir in ihren Erzählungen der vergangenen Jahre immer wieder eine Anmerkung auf: „Dein Vater konnte nie deine Windel wechseln, aber das ist ja auch eine Aufgabe der Mutter.“ Ein klassisches Rollenbild, welches ich zwar bisher kommentarlos vernommen habe, mich nun aber zum Nachdenken anregt. Gibt es auch Mütter, die ihren Kindern nicht die Windeln wechseln wollen, weil sie den Geruch nicht ertragen? Oder wird man dann als Rabenmutter verstoßen? Durch das sogenannte „Betreuungsgeld“,

in Kritiker*innenkreisen als „Herdprämie“ beschimpft, entflammte eine Debatte über ein klassisches Rollenbild, welches noch heute in unserer Gesellschaft herrscht – ein Diskurs. Fakt ist: Wir können nicht auf das Versorgen und Pflegen verzichten – trotzdem spielt beispielsweise die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Beruf eine entscheidende Rolle. Dabei entstand in den vergangenen Jahren vermehrt eine Debatte, die nun immer mehr von einem gesellschafts- und geschlechterspezifischen Standard abrückt. Dementsprechend bleibt der Fokus immer noch starr auf die Sicherung von menschlichen Bedürfnissen gerichtet, das heißt: Kinderbetreuung, Erziehung, Alterspflege, Nachbarschaftshilfe und Hausarbeit. Care – aus dem lateinischen von pflegen, sorgen, sich kümmern um, bezeichnet alles, was im klassischen Sinne der Produktion gegenübersteht. Ebenso wird parallel ein Gesellschaftsbild produziert, welches klare Geschlechterrollen, Familienbilder und Marktmechanismen vorlebt. Diese Konstruktion trifft auf die Frage: „Wie bekommen wir ein gerechteres und besseres Leben vermittelt?“ Dies umkreist Dinge, welche vor allem im privaten Haushalt stattfinden – in einem Raum, in dem bestimmte Tätigkeiten und Arbeitsbereiche den Frauen zugeordnet werden und somit unmittelbar in der feministischen Kritik stehen. Es entsteht ein Abhängigkeitsverhä lt n is zwischen

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Erbringer*in und Empfänger*in, welches durch eine emotionale Verbindung in unbezahlter Arbeit mündet. In diesem Fall ist nicht nur die Rede von der Erziehung der eigenen Kinder, sondern auch der Pflege von nahen Angehörigen. Diese geschlechterhierarchische Arbeitsteilung wird nicht unmittelbar so tituliert, sondern erhält durch soziale Strukturen eine weibliche Konnotation, welche mit einem traditionellen Rollenbild verbunden wird. Dieses Bild soll seit einiger Zeit mehr durchbrochen werden, um einem volkswirtschaftlich ausgeblendeten Teil der Marktwirtschaft ein Gesicht zu geben und vor allem Frauen in ihrer Arbeit wertzuschätzen. Denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Frauen im Durchschnitt 30 Stunden pro Woche mit unbezahlter Care-Arbeit verbringen, sei es nun die Erziehung oder die Reinhaltung des Haushaltes. Um diese vorherrschenden Konstruktionen zu überwinden, muss zunächst eine Anerkennung der Arbeit stattfinden, anstatt ein marktfähiges Humankapital zu produzieren. Dabei muss die Brücke geschlossen werden, dass es eine Festschreibung und Aufsplitterung von bezahlten und unbezahlten Arbeitsbereichen gibt. Ein gesellschaftlich festgeschriebenes Geschlecht beziehungsweise die Identität sollte dabei zukünftig keine Rolle mehr einnehmen. Es darf in einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft nicht akzeptiert werden, dass weiblich sozialisierte Menschen die eigene Existenzsicherung und individuelle Bedürfnisse außer Acht lassen, um einer alten Tradition zu entsprechen. Eine gute Pflege, und ebenso eine fürsorgliche und frühkindliche Erziehung, können längerfristig viel mehr bedingen, als eine Argumentation, die durch unterschiedliches Moralempfinden von Frau und Mann begründet wird. Mit welchem Recht dürfen Geschlechter, demnach eine scheinbare Biologie, als Messinstrument betrachtet werden? Deswegen brauchen wir ein gerechtigkeitsorientiertes Wirtschaftssystem, verstärktes Empowerment, mehr Prestige und eine ansprechende Bezahlung im CareBereich. Los geht’s.


Fazit: Landtagswahlen

Am 04. September 2016 fanden die Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern statt. Fünf Jahre rot-schwarze Regierung könnten sich fortsetzen, oder durch rot-rot ersetzt werden. Neu hinzugekommen ist die AFD, welche über 20% erreichte und vor allem im Osten des Landes punkten konnte. Autorin Sophia Blomeyer wirft einen nüchternen Blick auf die Landtagswahl, obwohl sie am Wahlabend nicht nüchtern war.

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Ob die etablierten Parteien die AFD ignorieren (Schweriner Weg), oder auf sie eingehen werden, ob Frauen in Warnemünde nur noch kurze Bikinis, in der Schule aber lange Pullis tragen müssen, oder ob die gefühlte Sicherheit sich jetzt erhöht, steht in den Sternen. Positives hatte die Wahl trotzdem. Die NPD ist endgültig raus. Für Studierende wird sich wahrscheinlich nicht viel ändern.

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Die Parole an jeder Wand: „Free Schubi!“

FREE SCHUBI! Vielen wird während der letzten anderthalb Jahre im Rostocker Stadtbild eine Parole aufgefallen sein. Im ganzen Bundesland ist diese Parole zu lesen. Selbst außerhalb Deutschlands wurde ein freier Schubi gefordert. Doch „Wer ist dieser Schubi?“ mag sich der eine oder die andere fragen. Ein Gastbeitrag der „Soligruppe Free Schubi“.

Schubi wurde im Dezember 2014 verhaftet. Im April 2014 kam es während eines Spiels des FC Hansa Rostock gegen den RB Leipzig auf der Südtribüne des Ostseestadions zu einem Polizeieinsatz. In Folge der sich anschließenden Auseinandersetzungen wurden unter anderem mehrere Steine auf Polizeibeamte geworfen. Ähnliches wiederholte sich im November 2014 ebenfalls im Rostocker Ostseestadion am Rande eines Spiels gegen die SG Dynamo Dresden. Schubi wurde im Dezember bei seiner Verhaftung vorgeworfen, bei diesen Fußballspielen die Polizeibeamten mit Steinen angegriffen zu haben. Er saß über ein Jahr in Untersuchungshaft und wurde nach einem sehr langen Prozess mit über 30 Verhandlungstagen zu vier Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt. Das Urteil ist bislang noch nicht rechtskräftig geworden. Die Verteidigung hatte Revision eingelegt. Für ihn, seine Freunde, andere Fußballfans und politisch Aktive begann mit Schubis Festnahme ein großer Kraftakt, in dem versucht wurde, dem energischen Verurteilungswil len des Rostocker Landgerichtes etwas entgegenzusetzen. Denn schnell wurde klar, dass das Gericht hier auf einen politischen Druck hin agierte. Kurz nach Schubis Inhaftierung gründete sich eine Soligruppe, die ihn fortan während seiner Inhaftierung und während des anschließenden Gerichtsprozesses unterstützen sollte. Die Unterstützung bestand vor allem darin, für Schubi während seiner Inhaftierung den Kontakt zur Außenwelt durch Post und Besuche zu sichern, die Pflege eines Blogs, auf dem die Öffentlichkeit die Entwicklungen rund um das Verfahren mitverfolgen konnte, die Durchführung von Vorträgen, um über Schubis Situation und das Verfahren zu informieren sowie – und das ist schnell zu einer der wichtigsten Aufgaben geworden – die Beschaffung von Spendengeldern, um die angefallenen Prozesskosten zu minimieren und die laufenden Kosten zu decken. Hart durchgreifen ist das Motto Schon kurz nach Schubis Verhaftung war klar, dass an ihm ein Exempel statuiert werden soll-

te, um zu demonstrieren, dass der Rechtsstaat die Fußballfanszene des FC Hansa „im Griff“ hat. Die Staatsanwaltschaft Rostock begann umzusetzen, was Innenminister Lorenz Caffier (CDU) unmittelbar nach dem Spiel gegen Dynamo Dresden im November 2014 forderte: Hart durchgreifen und abschrecken. Ihre Beweisführung stützte die Staatsanwaltschaft dabei auf zusammengeschnittenes Videomaterial der Polizei und Aussagen von Beamt_innen und Sachverständigen. Sie sollten die angreifenden und vermummten Personen auf den Videos als Schubi identifizieren. Überdies versuchte die Staatsanwaltschaft nach der holzschnittartigen Schablone der Extremismusideologie ein Bild von Schubi als „linksradikalen“ Täter zu zeichnen, der aus politischer Überzeugung Straftaten gegen Polizist_innen begehen würde. „Die Dunkelkammer der deutschen Justiz“ Diese Worte fand einer von Schubis Anwälten für die Vorgänge am Landgericht Rostock und das Verfahren gegen seinen Mandanten. Im Folgenden wollen wir eine Auswahl der Kritik darstellen, die wir an dem Verfahren gegen Schubi haben. Eine detaillierte Dokumentation dieser Missstände findet sich auf unserem Blog. (1) Der gesamte Prozess und damit auch die ungewöhnlich lange Dauer der U-Haft sowie natürlich die Verurteilung basieren allein auf Indizien. Verschiedene vom Gericht beauftragte Gutachter_innen kamen allesamt zu keiner eindeutigen Identifizierung des Täters. Dies lag nicht zuletzt daran, dass der oder die Täter_in keine spezifischen Merkmale aufwies. So wurde der Täter beschrieben als männlich, groß, athletisch, bekleidet mit einer schwarzen Jacke, blauer Jeans, schwarzen Schuhen und einer Sturmhaube. Eine Beschreibung, die auf ca. 200 weitere Fans im Ostseestadion zutrifft, wie die Verteidigung anhand des Videomaterials zeigen konnte.

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(2) Nach der Inhaf tierung kam es zu einer Reihe von Grund rechts verlet zungen, die sich auch im Gerichtsver fahren weiter fortsetzten. So wurde beispielsweise die Post zwischen Angek lagtem und Verteidigern vom vorsit zenden Richter mitgelesen. Zudem wurde die Untersuchungshaft deutlich über den gesetzlich vorgesehenen Rahmen von sechs Monaten bis Prozessbeg inn ausgedehnt und Schöf f_innen (beisit zende Laien richter_innen) am Landgericht Rostock nach einem falschen Verfah ren gewäh lt. Die Recht sstaat lichkeit, die Innen minister Loren z Caffier nach dem Spiel des FC Hansa Rostock gegen die SG Dyna mo Dresden gefordert hatte, gilt in Meck lenbu rg-Vor pommern offenbar nicht für die Grund rechte von Gefangenen. (3) Mitten im laufenden Gerichtsver fahren tauchte plötzl ich ein windiger Haupt belastungszeuge auf, der behauptete, Schubi hätte ihm gegenüber in der U-Haf t alle Tatvorwürfe eingestanden. Obwohl der vorsit zende Richter in einem früheren Verfah ren die generelle Glaubwürd igkeit dieses Zeugen bezweifelte, stützte sich die Kammer nun gerne auf dessen Aussa gen. Und das obwohl eine Sachverständige den Zeugen als einen pathologischen Lügner bezeichnete. Poli zei und FuSSballfans - Ein soziologischer Blick auf einen eskalieren den Kon flikt Eine völlig andere Perspektive, als die vom Gericht konst ruierte Vorstellung von blindw ütig Gewa lt suchenden Fußba llfans, brachte der durch die Verteidigung geladene Krimi nologe Prof. Dr. Thomas Feltes in das Verfah ren ein. Prof. Feltes lehrt und arbeitet an der RuhrUniversität in Bochu m und ist dort Inhaber des Lehrstuhls für Krimi nolog ie, Krimi nalpolitik und Polizeiwissenscha ft. Während die aussagenden Polizisten im Verfah ren vor allem ihre persön lichen Eindr ücke und subjektiven Einschätzungen über Konfli kte mit Fußba llfans darleg ten, konnte der Gutachter Feltes mit dem


soziologischen Blick des Kriminologen und Polizeiwissenschaftlers auf die komplexen Dynamiken am Rande von Fußballspielen schauen. In der Deutschen Fußballliga (DFL) sei es, so Prof. Feltes ein „ungeschriebenes Regelwerk“, Polizeieinsätze nach dem Grundsatz der DeEskalation zu planen und durchzuführen. Aufgrund jahrelanger Erfahrung der Polizei mit Einsätzen im Umfeld von Fußballspielen und ähnlichen Großeinsatzanlagen, gäbe es grundsätzlich bei den Beamt_innen ein Bewusstsein dafür, dass sie trotz möglicher Auseinandersetzungen dem Prinzip der De-Eskalation folgen sollten. Insbesondere die sogenannten Risikospiele, wie es bei SG Dynamo Dresden und RB Leipzig der Fall war, erfordern ein Vorgehen mit Fingerspitzengefühl. Kleineren Vergehen, wie beispielsweise das Zünden von Pyrotechnik, sollte daher nicht mit einem Sturm in einen Fanblock begegnet werden, um vor allem auch Unbeteiligte nicht in Gefahr zu bringen. An den Spieltagen des FC Hansa Rostock gegen die SG Dynamo Dresden und den RB Leipzig

war von Besonnenheit, Taktik oder De-Eskalation bei der eingesetzten Polizei allerdings sehr wenig wahrzunehmen. Die im Verfahren gezeigten Videos machen deutlich, dass die Polizei nicht nur unverhältnismäßig reagiert und Situationen durch vermutlich blindwütendes Verhalten weiter eskaliert hat, auch Unbeteiligte (wie der von der Polizei einfach umgerannte Behindertenbeauftragte des FC Hansa Rostock) werden durch einsatztaktische Fehler geschädigt. Die Sichtung der Einsatzvideos vom Heimspiel gegen den RB Leipzig zeigte, dass die Taktik der De-Eskalation bei den Beamt_innen wohl in Vergessenheit geraten sein muss. So werden offensichtliche Schlichtungsversuche der Fans untereinander, aber auch durch Hansa-Mitarbeiter vollkommen ignoriert, legte Professor Feltes dar. Statt diese De-Eskalations-Mechanismen zu berücksichtigen und der gegenüberliegenden Gruppe der aufgebrachten Fans Zeit zur Beruhigung zu geben, entscheidet sich die Polizei für den eskalierenden Schachzug des sogenannten Sprint-Räumens, bei dem die Poli-

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zei ohne Vorwarnung in eine Menschenmenge rennt und durch den Einsatz physischer Gewalt und Pfefferspray versucht, diese auseinanderzutreiben. Solche Umstände einer aufgeheizten Situation, die maßgeblich durch den brutalen Polizeieinsatz am Spieltag ausgelöst wurden, sind normalerweise in der Strafzumessung zu berücksichtigen, sofern man als Richter_in davon ausgeht, den wahren Schuldigen vor sich zu haben. Am Landgericht Rostock fiel die Schuldzuweisung jedoch eindeutig mit einem maßlos überzogenem Urteil gegen Schubi aus. Der Innenminister hat ein klares Zeichen gegenüber den Fans des FC Hansa verlangt, das Landgericht Rostock hat geliefert. Für mehr Informationen über den Fall, die einzelnen Prozesstage, den Verlauf der Revision und wenn ihr wissen wollt, wo ihr spenden könnt, besucht unseren Blog: freeschubi.blogsport.eu


Getting

involved Author Julia Fischer can’t wait to spend a semester abroad herself.

In the winter semester 2015/16 there were 13.766 students, 910 of whom were international. Since the university started to let refugees participate in some courses, the number should have increased already. But although the student body provides first-semester guides in German and English, and are trying their best to solve any occurring problems, some international students still feel a bit overwhelmed and helpless by the new environment they are studying and living in. I talked to two international students, Sanjeev from India, and Laura from Colombia, who both were familiar with the struggle of the first days in a foreign country and now participate in the Fachschaftsrat Elektrotechnik (Electrical Engineering Student Council, FSR ET) in order to help other new students. I asked them about how and why they became part of the FSR, their experiences there, and their struggles learning German. Besides being FSR representatives, they are now also IEF (Faculty of Computer Science and Electrical Engineering) department representatives in the StuRa (General Student Council). They have both been completing Master’s Degrees in Computer Science and Engineering since 2015, and are the first international students to take part in the FSR and StuRa. “When I joined Rostock University in October

2015, I understood the struggles that we, the international students, must face moving to another country. I noticed that, even though the faculty offers plenty of activities, the integration with the international programs was not complete. I was lost,” says Laura, remembering her first days in Rostock. At the Campus Tag she met the president of the FSR and started getting involved. Since there was no representation of international students, she decided to run for the elections and was elected as vicepresident. “Thanks to this, I´ve been part of the organization of many activities where the number of international participants has increased significantly.” Sanjeev’s experience has been similar. He participates in the FSR and StuRa in order to help others and wants to improve the relationship and dialogue between professors and students in the department. “I can’t say I will make any changes, but if I’ll get a proper chance, I will try,” he states, adding that the language is a bit of a challenge for him. Some FSR meetings are already held in English, and the Facebook page is now bilingual, but both Sanjeev and Laura see the advantage in improving their language skills and getting involved in the German culture. Since “Integration” is one of the main goals of the IEF, they developed a mentoring project,

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which was financially supported by the project “QualitätsDialog”. The idea is to guide firstsemester students during the process of matriculation and address any problems that might occur regarding university and life in Rostock. Although Laura and Sanjeev are both doing a two year Master’s Degree, students may become involved in university life if they are studying at university for a shorter period of time. “My advice to other international students is: get involved. Don´t be afraid to ask, at some point we were all first-semester students and there is always somebody willing to help you,” adds Laura, emphasizing that being part of the FSR has been a wonderful experience for her. “It´s a space where I can share my ideas, and everybody is friendly and open to new approaches.” Besides participating in politics, there is also the opportunity to get in touch with German and international students in a Tandem programme with the LEI (Local Erasmus Initiative) or to try one of the many gym and outdoor classes, like surfing or canoe polo. The opportunities to become a part of Rostock University are endless.


How to BAföG: Ab sofort gibt es mehr Geld!

Zum Bundesausbildungsförderungsgesetz, kurz BAföG, gibt es viele Mythen und Geschichten, die besonders in sozialen Netzwerken immer wieder den Kampf bezüglich der Antragstellung demonstrieren. Wir wollen euch zusammen mit dem Studierendenwerk unterstützen und haben die wichtigsten Änderungen der Novellierung zusammengefasst. Autorin Mimi Fischer vergisst auch nach drei Jahren immer noch die Personalausweiskopie mitzuschicken.

„Bitte geben Sie an, was sich gerade in ihrer Geldbörse befindet und welche Einkünfte Sie im kommenden Jahr erzielen werden“ – „Mama? Papa? Könnt ihr mir bitte noch einmal meine Steueridentifikationsnummer per WhatsApp schicken?“ Wer sein Studium beginnt oder zumindest sein Abitur-Zeugnis in der Hand hält, weiß, dass man plötzlich mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat, die zuvor nicht unbedingt auf der Agenda standen. Wie soll ich meine Miete bezahlen? Waren Kartoffeln und Bananen schon immer so teuer? Wer in solchen Fällen seine Eltern nicht um Hilfe bitten kann, weil das Einkommen nicht so hoch, oder das Verhältnis nicht das Beste ist, erhält die Möglichkeit, BAföG zu beantragen, um den eigenen Bedarf zu decken und sich somit einen gewissen Lebensstandard zu ermöglichen . Endlich hat in diesem Zusammenhang das Warten ein Ende und die BAföG-Novellierung vom Sommer 2014 tritt in Kraft. Das wird hoffentlich auch einigen Studis der Universität

Rostock ein paar Euro mehr im Portemonnaie bescheren. Fakt ist: Ab dem Wintersemester 2016/17 erhöhen sich die BAföG-Leistungen. Der Höchstsatz für Studierende, die nicht bei ihren Eltern wohnen, beträgt dann nicht mehr 670 Euro, sondern 735 Euro pro Monat. Das sind zwar nur sieben Prozent, aber jede*r Studierende weiß, dass man von diesen 65 Euro bis zu zwei Wochen problemlos leben kann. Die Summe setzt sich übrigens aus dem Grundbedarf, Unterbringungskosten und den durchlaufenden Posten wie Krankenversicherungs- und Pflegeversicherungszuschlag zusammen. Dies bedeutet demzufolge, dass sich auch die Summe für diejenigen von 422 Euro auf 451 Euro erhöht, die noch bei den Eltern Zuhause leben. Die sieben Prozent wurden aber dementsprechend auch bei den Einkommensfreibeträgen der Eltern angepasst, sodass miteinander verheiratete Elternteile nun je 1.715 Euro, und Elternteile in anderen Fällen, beziehungsweise

auch Ehegatt*innen und Lebenspartner*innen, fortan nun 1.145 Euro einbehalten dürfen. Außerdem darf man nun mehr Geld dazuverdienen und besitzen. Es wird erst gekürzt, wenn man durch Nebenjobs oder durch den Mindestlohn bedingte Praktikumszahlungen mehr als 5.400 Euro (zuvor 4.880 Euro) im Jahr verdient hat, beziehungsweise beim Freibetrag mehr als 7.500 Euro (vorher 5.200 Euro) besitzt. Damit die Studierenden nicht allzu lange auf die Unterstützung warten müssen, wurde ebenso beschlossen, dass die Förderungslücke zwischen dem Bachelor- und Masterstudium geschlossen wird, die Bundesländer eine Online-Antragstellung ermöglichen müssen und es auch Abschlagszahlungen von maximal 360 Euro im Monat geben darf, wenn der Antrag fristgerecht und vor allem vollständig bei der Behörde eingegangen ist. Also ab an den nächsten Computer, Drucker einschalten und den BAföG-Antrag ausfüllen – einen Versuch ist es in jedem Fall wert!

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UNSERE SPRECHZEITEN Di: 09:00 - 12:00 Uhr + 14:00 - 17:00 Uhr Do: 09:00 - 12:00 Uhr + 14:00 - 16:00 Uhr

Herzlich Willkommen im

Studentenwerk Rostock

INFORMATIONSSTELLE UND STUDIENFINANZIERUNG Mo - Do: Fr:

08:30 - 17:00 Uhr 08:30 - 14:00 Uhr

WIR BETREUEN SIE IN ALLEN FRAGEN ZU: MENSEN & CAFETERIEN

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SOZIALES

Das Studentenwerk übernimmt im Zusammenwirken mit nachstehenden Hochschulen die soziale, wirtschaftliche, gesundheitliche und kulturelle Förderung der Studierenden in Rostock und Wismar.

...damit Studieren gelingt!

ST.-GEORG-STRASSE 104 - 107 18055 ROSTOCK 0381 - 45 92 600 0381 - 45 92 999 info@studentenwerk-rostock.de

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KULTUR

Harry Dose

Rostock und Kultur, das ist wie Sudoku mit 100 Zahlen, wie ein neuer Harry Potter Band im Jahre 2016, wie das Leiten des Ressorts aus dem Ausland – manchmal sehr kompliziert und irgendwie unverständlich. Nehmen wir mal postmoderne Kunst, oder noch besser: die ganze Debatte um das Volkstheater. Bewundernswert sind diejenigen, die zwischen Stadtrat und Latchinian, Brodkorb und Kümmritz noch den Überblick behalten können. Aber in all dem Chaos findet man immer wieder das Schöne und Neue, was die Kunst ausmacht. So hoffentlich auch hier.

Anne Halbauer

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Was kommt heraus, wenn man Graffiti liebt, aber den legalen Weg beschreiten möchte? Eine Möglichkeit ist Auftrags-Graffiti, eine andere das, was Harry Dose an Kunst schafft. Zuerst waren es ein paar Anfragen von Kumpels, jetzt gibt es bereits ein kleines Atelier, in dem es die von ihm auf Leinwand gebannte Street Art zu bewundern gilt. Für den 30-jährigen Studenten, der ursprünglich aus Berlin kommt, sind die Motive meist Inspiration des Augenblicks, auch wenn er für manche Freunde mal eine Ausnahme macht. Ein Bild ist stundenlange Arbeit, aber auch Spaß, und das sieht man den Bildern an. Hier, in seinem Atelier oder auf harrydose.de.

Übrigens: Unser tolles Coverbild ist auch von Harry! Wenn ihr mehr über ihn wissen wollt, dann besucht seine Website oder sein Facebookprofil: Harry Dose.

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PARIS! PARIS!

Autorinnen Francine Brückner und Michèle Köhler durften nicht nur zur Premiere, sondern haben auch den neuen Intendanten des Volkstheaters getroffen und ihn in die Mangel genommen. // Foto: Dorit Gätjen

Am 18. September feierte das Stück „PARIS! PARIS!“ Premiere – ein „musikalischer Höllenritt“ durch die göttlichen Operetten von Jacques Offenbach. Komprimiert in einer spritzigen Story über einen Brasilianer in Paris, wird das Publikum durch die Werke des deutschfranzösischen Künstlers geführt. Vorab gab es ein Interview mit dem Chef hinter den Kulissen. Joachim Kümmritz, seit der aktuellen Spielzeit neuer Intendant des Volkstheater Rostock, stand uns Rede und Antwort. heuler: Herr Kümmritz, Sie sind vom Schweriner Staatstheater nach Rostock gekommen. Wie kam es dazu und haben Sie das gerne gemacht? Kümmritz: Naja, es hat mich niemand angebettelt, aber es war eine Situation eingetreten, in der jemand gebraucht wurde. Nach 37 Jahren Theater bin ich nicht unroutiniert, sodass ich gern half, um dieses Schiff in ruhigere Gewässer zu steuern. Natürlich sind die Umstände hier problematisch. Das Geld reicht vorne und hinten nicht, seit Jahren gibt es einen immensen Stellenabbau und die nächste Spielzeit war unklar. Aber das Kind werden wir schon schaukeln und ich bin gern hier.

Das klingt ja schon mal gut, aber welche Pläne und Ideen haben Sie denn konkret für das Volkstheater? Erstmal musste möglichst zügig ein Spielplan her. Dieser muss ein breites Publikum ansprechen. Es gibt Stücke, bei denen man weiß: Es ist unsere Aufgabe sie zu spielen. Andererseits gibt es auch solche, die nur einer kleinen Klientel zusagen. Da müssen wir uns breiter aufstellen, aber auch in den verschiedenen Inszenierungen unterschiedliche Interessen ansprechen. Wichtig ist, den Leuten Geschmack auf Theater zu machen, damit sie gern kommen und vielleicht auch mal ein Stück ansehen, was völlig neu für sie ist. Das zweite Ziel ist es, möglichst schnell die Sommerbespielung hinzukriegen. Dafür wäre die Halle 207 mit 700 Plätzen ideal. Wenn man dazu eine lockere Inszenierung bringt und so viele Menschen anlockt, ist das eine tolle Sache! Bis Januar steht der Spielplan, sodass wir nun nebenbei alles Weitere planen.

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Es gab Diskussionen und Verhandlungen darüber, einige Sparten zu schließen oder Rostock zu einem reinen Opernhaus zu machen. Was können Sie uns dazu sagen? Es gab Gespräche, aber keinen endgültigen Beschluss. Um es kurz zu sagen: Das Geld reicht nicht. Für mich geht es also darum, Vorschläge zu entwickeln, die einen Erhalt ermöglichen. Da wird es natürlich noch jede Menge Krach geben, aber ich halte es für keine Lösung, ein neues Gebäude zu bauen und gleichzeitig ein funktionierendes Stadttheater zu betreiben. Ich sage, für eine Stadt mit 205.000 Einwohnern gehört ein Theater mit Schauspiel und Musik einfach dazu. Da muss man sehen, wie man das ermöglicht. Also sprechen Sie sich klar für den Erhalt aller Sparten aus? Ganz klar, ja.


Wie sieht es denn mit dem studentischen Publikum aus? Sie wollen ein breites Publikum ansprechen, also auch Studenten? Natürlich muss ich das machen. Hier sind ja fast 30.000 Studenten, also gehört das dazu. Wir werden mit der HMT zusammenarbeiten, wobei sich bereits persönliche Beziehungen entwickelt haben. Professor Markus Wünsch war früher bei uns Schauspieler, sodass wir gerne gemeinsame Projekte machen. Außerdem werden wir mit dem Theater in der Parkaue in Berlin zusammenarbeiten. An das studentische Publikum müssen wir uns aber noch herantasten, denn das kann ich noch nicht so genau einschätzen. Da frage ich Sie jetzt mal, hat Sie das Stück mit FeineSahneFischfilet angesprochen? Spricht das Studenten an? Ja auf jeden Fall! Es gab viele, die es sich angesehen haben. Vielleicht wegen der Band, vielleicht aber auch, weil man eher bei Klassikern angesprochen ist. Die Leiden des jungen Werther kennt einfach jeder, sodass man sofort einen Bezug hatte. Wir planen einige Klassiker: Wallenstein, Emilia Galotti und ein Rockballett im Sommer. Alles ganz locker und schöne Musik dazu. Das Publikum hat ja bestimmte Erwartungen, denen wir auch entsprechen müssen und wollen. Da wird auch viel falsch diskutiert: Was ist Kunst? Die findet ja nicht in erster Linie in Gesprächen von Regisseuren und Dramaturgen statt, sondern auf der Bühne. Das Ding heißt Darstellende Kunst, sodass die Schauspieler, Sänger und Tänzer die eigentliche Aufgabe haben. Mit ihrem künstlerischen Können sprechen sie die Menschen an und vermitteln Kunst. Sie wollen also die Studenten ködern. Gibt es konkrete Strategien, wie das umzusetzen ist?

Naja, die Ermäßigungen für Studenten existieren ja und werden auch nicht abgeschafft. Es gibt also die Möglichkeit, vergünstigt ins Theater zu gehen und das müssen wir den Studenten mal näherbringen. Aber da bin ich auch ehrlich und sage Ihnen: Wir haben viele unbesetzte Positionen. Die Leitung des Marketings ist nicht besetzt, Pressereferent ist schwierig, Theaterpädagogik ist nicht besetzt, ebenso wie die Leitung des KBBs (Künstlerisches Betriebsbüro), also die Organisation, die hier alles am Laufen hält. Das ist also nicht alles in drei Tagen zu machen. Und dass die Stellen nicht besetzt sind, liegt am Geld? Nein, das liegt eher an der fehlenden Zeit. Stellen in der Theaterbranche werden langfristig ausgeschrieben, sodass jetzt Jobangebote für August 2017 rausgehen. Aber wir haben eine motivierte Truppe hier und es gibt ja auch alternative Möglichkeiten, zum Beispiel auf 450€ Basis einstellen. Wir haben auch zwei Studenten hier, die mithelfen. Das klingt doch optimistisch. Wie blicken Sie auf die kommende Spielzeit? Ich bin total optimistisch! Schauen wir doch einfach mal. Das hat ja auch viel mit der Stimmung am Haus zu tun. Die Stimmung ist gut, die Zahlen sind bisher auch nicht schlecht. Am Sonntag ist Premiere und man freut sich, auch mal Operettenmelodien zu hören. Wie ich gehört habe, ist das Stück nicht rein konzertantisch gestaltet. Heißt also, dass die Sänger nicht nur vorne stehen und singen. Frau Ba-

bette Bartz, die für die Inszenierung zuständig ist, hat eine tolle teilszenische Lösung gefunden, es gibt ein schönes Bühnenbild und wir sind fast ausverkauft. Das ist doch toll! Richtig! Wir freuen uns schon darauf. Vielleicht zum Abschluss eine philosophische Frage: Wie schätzen Sie die Zukunft des Theaters allgemein ein? Ich habe das Gefühl, dass das Theater in die Stadtgesellschaft integriert werden muss. Wenn die Bürger ihr Theater schätzen, dann hat man eine Chance. Den ganzen Streit in der Ostseezeitung kann ja niemand mehr ertragen! Man will, dass Theater gespielt und gemacht wird. Und das müssen wir so schnell und so gut wie möglich in die Reihe kriegen: Das Theater ins Bewusstsein der Menschen rücken und es erreichen, dass die Leute gerne herkommen. Dann kann man natürlich auch ganz anders agieren, als bei dieser momentanen Lethargie was Theater angeht. Das ist keine gute Situation, sodass Tempo angesagt ist. Es steht eine Zusammenarbeit mit dem PeterWeiß-Haus an, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Das Martin-Luther-Jahr steht an, da sind wir mittlerweile sehr weit in der Planung. Erst durch Taten und konkrete Ideen bekommen die Menschen wieder Vertrauen in das Theater und das brauchen wir! Das lässt sich eben nur mit ehrlicher Arbeit erreichen und alle müssen gemeinsam mit anpacken. Das klingt sehr vielversprechend. Vielen Dank für Ihre Zeit. Gerne! Ich lese den Artikel dann auf der nächsten Zugfahrt!

Nächste Termine: 02.10.2016, 15:00 Uhr 06.10.2016, 15:00 Uhr 28.10.2016, 19:30 Uhr Weitere Infos unter: www.volkstheater-rostock.de

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Comic: Theresa John

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Zurück in die Zukunft

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Der Vorhang geht auf und sie sind alle wieder da, nur richtig erwachsen, verheiratet und mit ihren Kindern. „Harry Potter and the Cursed Child” – eine Rezension. Autorin Michèle Köhler hat ihre Reise schon hinter sich.

scheint daher das Zurückgehen, um vorwärts zu kommen. Doch wie Hermine schon in „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ sagte: „Zauberern, die mit der Zeit spielen, passieren schlimme Dinge!“ „Harry Potter and the Cursed Child“ ist ein Theaterstück. Diesem Fakt muss man sich beim Lesen bewusst sein, da man sonst schnell an gewissen Handlungslücken verzweifelt. Auf der Bühne hat das dort Geschehende eine ganz andere Dynamik als in einem Roman. Die Darsteller hauchen den Zeilen des Skriptes erst durch ihr Spiel, ihren Ausdruck, ihre Stimme, Leben und Charakter ein. Ohne dieses „Leben einhauchen“ ist es daher schwierig, nicht ständig entweder den Plot, die Verhaltensweise der einzelnen Figuren, oder den gesamten Sinn der Geschichte selbst, zu hinterfragen. Die dabei entstehende Wut und Frustration muss jedoch anscheinend von den Verantwortlichen gewünscht, gar impliziert worden sein, bringt sie dem Leser seine geliebten Charaktere doch viel näher, als dass sie ihn verschrecken würden. Denn man zweifelt nicht an Harry Potter oder an J. K. Rowling, man sucht nach Erklärungen und Widerlegungen für all die Dinge, die einem nicht gefallen, bis sie einem gefallen. Auf dieser langen, mal mehr, mal weniger beschwerlichen Reise, lässt man vieles Revue passieren, was einen vor Jahren so berührt hat. Man forscht nach, guckt sich an, was es jetzt über Hogwarts und die Zauberwelt so zu lesen gibt, schaut im Internet in die Gesichter der Darsteller im West End und wird versöhnlicher. „Erwarte das Unerwartete“ ist also die Devise, die es wie immer bei Harry Potter zu beachten gilt. Und wenn der imaginäre Vorhang fällt und die Bühne dunkel wird, sag einfach Lumos, denn du willst ja jetzt wohl nicht schon wieder in die Muggelwelt zurück, oder?

Nach all der Zeit ist die Magie nun offiziell wieder zurück. Es war aber auch wirklich nervig, sich unter den ganzen Muggeln so lange unauffällig zu verhalten! Die achte Harry-Potter-Geschichte feierte am 30. Juli 2016 im Londoner West End Theater Premiere. Die Handlung dafür lieferten diesmal neben J. K. Rowling auch John Tiffany und Jack Thorne. Letztere übernahmen jeweils die Aufgaben des Regisseurs und des Drehbuchautors. Darüber hinaus sind die beiden hochdekorierte Nummern im Theaterbusiness: Thorne erhielt 2009 den Best British Newcomer Award des London Film Festivals und war 2012 BAFTAGewinner, Tiffany ist seinerseits Tony- und Oliver-Award-Gewinner. Das sehnlichst erwartete „Buch“ ist demnach also lediglich das von den dreien erdachte Skript mit Regieanweisungen, kurzen Szenen und ein paar Setting-Informationen. Aber das ist natürlich vollkommen egal – man nimmt, was man kriegen kann, schließlich hat Harry uns ja noch nie enttäuscht. Dort, wo 2007 der siebte Band endete, beginnt die Handlung der achten Geschichte: Neunzehn Jahre später auf dem Bahnhof King’s Cross. Es fühlt sich an, als wären sie nie weggewesen. Die nächste Generation bricht nach Hogwarts auf und Albus Severus Potter, Harry‘s und Ginny‘s Zweitgeborener, ist diesmal die zentrale Handlungsfigur. Viel Zeit zum Verweilen und in Erinnerungen schwelgen bleibt einem jedoch nicht, denn das Stück hat sehr viel vor! Albus fühlt sich von Jahr zu Jahr unwohler im Schatten seines berühmten Vaters, und seinem einzigen Freund, Scorpius Malfoy, geht es ähnlich schlecht. Das Vermächtnis der Vergangenheit ist für beide allgegenwärtig und die einzige Möglichkeit, daran etwas zu ändern,

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Der Studierendenchor

Ein neuer Chor hat sich in der musikalischen Landschaft Rostocks gegründet. Autorinnen Juliane Pfeiffer und Anne Halbauer gleichen Unistress beim Singen aus. // Fotos: privat

Die Rostocker Chorlandschaft bietet ein breites Potpourri verschiedener Stile, da geht es mal maritim zu, wie beim Shantychor Luv un Lee, mal sozialistisch, wie beim Roten Hering. Studierende in Rostock singen derzeit vor allem in zwei Chören: Dem Uni-Chor, der seinen Schwerpunkt auf klassische Musik setzt und dem Chor Celebrate, der mit dem Untertitel „Pop-Rock-Gospelchor“ die musikalische Ausrichtung ziemlich genau definiert. Obwohl mit diesen beiden Chören das musikalische Repertoire bereits gut abgedeckt ist, entschied sich der Schulmusikstudent Johannes Hörnschemeyer im letzten Sommersemester dazu, einen weiteren Chor zu gründen, der ebenfalls studentisches Publikum als Zielgruppe haben sollte. Johannes leitete vorher bereits einen Kirchenchor und wollte die Arbeit als Chorleiter weiter vertiefen. Da er jedoch keine freie Chorleiterstelle fand, gründete er kurzerhand selbst einen Chor. Doch warum ausgerechnet für Studierende? „Ich denke, dass es an der Uni viele musikbegeisterte Menschen gibt, die sich vielleicht nicht trauen, in den etablierten Uni-Chor einzutreten, oder die Lust auf einen jungen Chor haben, in dem sie sich selbst erst einmal ausprobieren und gerne

erste Chorerfahrungen sammeln können. Für diese soll der Chor speziell geöffnet werden“, so Johannes. Das erste Semester ist für den neuen Chor Klangfabrik nun vergangen, zur ersten Probe erschienen ca. 30 Singbegeisterte mit unterschiedlichsten Vorkenntnissen, von blutigen Anfängern bis hin zu Halb-Profis, aus denen es einen stimmigen Chor zu erarbeiten galt. Geprobt wurde einmal wöchentlich in der Hochschule für Musik und Theater, bei einem Chor-Tag gab es dann auch die Gelegenheit, sich näher kennenzulernen und einige Stücke intensiv zu proben. Derzeit fasst der

We Do“. Johannes erklärt: „Wir haben uns am Anfang auf kürzere Lieder konzentriert, die in der Regel strophisch ausgebaut sind. Gerne würde ich in Zukunft mehr geistliche Musik, sowie Pop- und Rockarrangements erarbeiten, die auch mal etwas umfangreicher sein dürfen. Ein Chor baut sich langsam auf und mit dem, was wir geschafft haben, bin ich sehr zufrieden. Bisher haben wir zum Beispiel immer A-Capella gesungen, ich kann mir aber auch Projekte mit anderen MusikerInnen vorstellen.“ Für die Zukunft hat die Klangfabrik, deren Namen die ChorsängerInnen selbst aus-

Chor nur drei Stimmen: Alt, Sopran und eine Männerstimme. Das würde Johannes gern ändern: „Ich würde sehr gerne vierstimmig singen, doch im Moment ist das aufgrund der unterbesetzten Männerriege nicht möglich.“ Am Ende des Sommersemesters konnte sich die Klangfabrik beim Chor-Release-Konzert vor einem Publikum mit einem kleinen Programm präsentieren. Dabei standen zunächst Volkslieder aus aller Welt im Vordergrund, so wie das plattdeutsche „Dat du min Leevsten büst“ oder das schwedische „Vem kan segla förutan vind“, aber auch Klassiker gab es zu hören, wie „Amazing Grace“ oder „What Shall

gewählt haben, also noch viel vor. Doch was soll mit dem Chor passieren, wenn Johannes mit seinem Studium fertig ist? Er gibt sich optimistisch: „Noch habe ich ja ca. 2,5 Jahre zu studieren. Danach soll die Arbeit mit dem Chor auf jeden Fall weitergehen. Ich setze auf meine KommilitonInnen in der Schulmusik sicherlich wird dort oder auch gerne jemand außerhalb der hmt einen Chor übernehmen.“

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Kontakt: johannes.hoernschemeyer[at]uni-rostock.de facebook: goo.gl/Dr6YxB Probentermin: dienstags 19.30–21:30, hmt


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Bei der orthogonalen Variante werden zwei spezielle Sudokus Feld für Feld so zusammengesetzt, dass später im vollständig ausgefüllten Doppel-Sudoku jede Zahl von 11 bis 99 (ohne 20, 30, ...) genau einmal vorkommt. Zwei Sudokus, für die dies funktioniert, sind orthogonal zueinander und das zusammengesetzte Sudoku nennt man 2-orthogonales Sudoku. Das Besondere ist, dass man die Rätsel einzeln betrachtet nicht ohne zu raten lösen kann, da mehr als eine Lösung existiert. Nur zusammen mit der zusätzlichen Bedingung erhält man eine eindeutige Lösung.

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Mein erstes 2-orthogonales Sudoku erhielt ich in einer Vorlesung von Professor Gronau, der diese Logikrätsel ebenfalls zum Thema meiner Masterarbeit machte. Das Ziel: Orthogonale Sudokus, so schwierig wie möglich. Tatsächlich kann man nicht nur zwei sondern bis zu sechs Sudokus auf diesem Wege zusammensetzen, wobei jedes beliebige Paar der Sudokus orthogonal zueinander ist. Im schwierigsten Fall erhält man also ein 6-orthogonales Sudoku (ein aus sechs Sudokus zusammengesetztes Sudoku) mit sechsstelligen Einträgen, bei deren Enträtselung man ziemlich ins Schwitzen kommen kann.

Autorin Stella Ruge löst jetzt erstmal ein Kreuzworträtsel.

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Für einen leichten Einstieg könnt Ihr euch hier an einem 2-orthogonalen Sudoku versuchen.

Erstellt habe ich die Rätsel mithilfe eines Lösungs- und eines Erstellungsprogramms. Letzteres beginnt mit einem vollständig ausgefüllten k-orthogonalen Sudoku, wobei k für die Anzahl der zusammengesetzten Sudokus steht und die Werte zwei bis sechs annehmen kann. In jedem Schritt werden nun zufällig Einträge gelöscht und im Lösungsprogramm getestet, ob das übrig gebliebene Sudoku noch eindeutig lösbar ist. Ist dies nicht mehr der Fall, wird das vorherige, gerade noch so lösbare Sudoku, als Ergebnis ausgegeben.

Auf wen einfache Sudokus keinen Reiz mehr ausüben und wer sich auf die Suche nach einer neuen Herausforderung begibt, der stößt vielleicht bald auf deren orthogonale Variante. Was genau dahinter steckt, erklärt sich am besten am Beispiel des Rätsels auf dieser Seite.

für Fortgeschrittene S u d o k u


Kultour #acht Pl at t e

Autorin Maris Pedaja ist eure Reiseleiterin.

.09.16) // Black Crow Records (23 a Se the as d Ol ng rni Mo _Passenger – Young as the it hat: Nur ein Jahr mit Motivationslosigke bleme e Rosenb erg keine Pro is – eine Sammlung ger und Songwriter Mik das neue vor. Das Ergebn Es scheint , dass der Sän der Band stellt Passenger inieren. s fasz um n Alb nne ten er*i letz Hör e des ng h neu nach der Veröffentlichu e Passenger-Fans, als auc treu , alte ohl sow te – soll unglaublich guter Musik

– _Two Door Cinema Club

Gameshow // Parlophon

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d sich beers: Diesmal hat die Ban den letz ten etwas and n. Jetz t ver sucht diese ete Club ist im Vergleich zu a ubi em anz Cin en r üss Doo Einfl Two en und en. Das drit te Album von breitere Palette von Stil Plat z in der Welt zu find ordert, um eine (no ch) Band“ genannt – ihren wusst selbst herausgef elndste Sammlung der fess her „bis die h auc – meisterhafte Sammlung

To Self-Destruct // Bla _Metallica – Hardwired…

.16) ckened Recordings (18.11

t! Es ist kein tens hab en sich gelohn Die acht Jahre des War en: rieb die Band trau e sch lang h!", hr klic me t wir t exis tier ns müssen nich in die Plat tenläden. "Sie ct" Die echten Met allica-Fa stru -De ." hat Self rt To ... aue mt "Hardwired es eine Weile ged Wit z: Im November kom eite. "Wir wissen, dass field auf ihrer Facebo ok-S um Frontmann James Het

Pr oj e k t i o n

n // Open Road Films _Oliver Stone – Snowde

(16.09.16)

t den wand zu sehen. Es zeig ber auf der großen Lein seinem Gewissen vereinne ist ab dem 16. Septem mit Sto t er nich Oliv es von der k n, Wer it erregende wers Edward Snowde zu ant wor ten ist … Das viel Aufmerksamke diskutierten Whistleblo d war, gar nicht so einfach chichte des kontrovers ntlich Verräter oder Hel eige er ob Zuschauer *innen die Ges e, Frag die s gen. Es scheint, das baren konnte, zu schwei

(28.10.16) Train // DreamWorks Pic. an. Sie _Tate Taylor – Girl on the n Stelle auf der Stre cke der Zug an der gleiche hat , die Rachel beobachtet dt – jeden Morgen hält r eines Tages die Frau, mit dem Zug in die Sta zu führen scheint . Als abe Rachel pendelt jeden Tag en wird. Leb kelt tes wic fek ver per n me ein und Träu Paar, das bemerk t oft ein junges ein Labyrinth aus Lügen dass sie immer tiefer in hel, Rac rkt me , det ver schwin

W. Bros. Pic. (18.11.16) d wo sie zu finden sind // un n ese rw Tie e ch tis tas r _David Yates – Phan mander, ein neugierige ng fürchten. New t Sca

er l-Bevölkeru tematisierung magisch nbarung vor der Mugge der Erforschung und Sys , als Zauberer ihre Offe meiden … nderts in New York mit ver rhu zu New York, 1926 – die Zeit Jah uer 20. nte des Abe e ang lich befasst sich Anf ationen und gef ähr britischer Magizoologe, es nicht, komische Situ vermuten ist, schafft er Kreaturen. Wie schon zu

Pa p i e r

(17.10.16) gerne tust (...) // ariston du s wa , ch no r nu ch Ma n, _John C. Parker – Fuck it! n, die uns davon abhalte derlichen Glaubenss ätze

hin n We g zu dem dlich „FUCK IT!“ zu den humorvoll den richtige al – so sagen wir letz ten n Parkin zeigt erfrischend Joh or Aut Der Wir leb en doch nur einm ht! mac uns wirklich glücklich einen Job zu finden, der Job, der zu uns passt.

itige _Franz Hohler – 113 einse

.16) Geschichten // btb (14.11

n bek annt. Seit Jahren e für kur ze Erzählunge allem durch seine Vorlieb n, anrührenden, grotesk vor ige ist lust m“, n, For rige nen trau klei aus die „Meister der e ist. Seine Sammlung, Seit Der Autor Franz Hohler, eine . als er ack läng chm e Ges n, von denen kein etwas für jeden sammelt er Geschichte chichten bes teht, bietet Hintersinn erzählten Ges zugespitzten und mit viel

henjägerin. Vier Fälle für _Kathy Reichs – Die Knoc

ng (23.01.17) Tempe Brennan. // blessi

erin“ ist eine fesselnde nnan. „Die Kno chenjäg ie Temperance „Bones“ Bre en, wissenschaftlichem Gen en Zeit r sch alle zwi in rin eld ittle lgreichs te Serienh rtarbeit, und einer Erm Tato en ert. end eist Sie ist zurück : Die erfo ann beg hsp ans hoc n-F scharfen Humors, der tellt, was Tempe- Brenna Sammlung des messer en Roman alles darges n. Kur zum wird im neu und allt äglichem Wahnsin

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Kultourk alender ek t // Kunsthalle Japan – Ar t Rainbow Proj

31.10.16 bis 13.11.16 28.10.16 bis 26.02.17

lturhistorisches Museum Ku // t af ch lls se Ge e in fe Rostocks

20.11.16 bis 08.01.17

– Kleinplastik // Kuns Rostocker Kunstpreis 16

16.

Gleis 8 // MAU

17.

Status Quo // Stadthalle

0 8.

alle Kammerkonzer t // Kunsth

November

November

Januar

thalle

0 8.

– mal das Fahrrad erfinden ch No g: hi sc en M d an l ze Wen

22.

AU Best of Poetry Slam // M

07.

Rostock Laternenfest // IGA Park

Oktober

November

Oktober

21.11.16 bis 22.12.16

01. Januar

03.02.17 bis 05.02.17 ver schiedene Termine

19.

Novemb er

arkt // Neuer Markt Rostocker Weihnachtsm hten // Am Strand Warnemünder Turmleuc

Ausstellung Konzer t Lustiges Events Spor t

gnügen // Am Strand Warnemünder Winterver Eishalle Mitternachtseislaufen // en II // Ostseestadion em Br r de er W – k oc st Ro Hansa

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GASTSPIEL // VTR


Rostock in 10 0 Worten

Trubel am Stadthafen: Hunderte Studierende kämpfen um die letzten Treppengrillplätze. Schlechte Musik erklingt in schlechter Qualität aus protzigen Smartphones. Irgendwie fühdie gute Seite der Macht. Autorin Anne Halbauer wechselt auf le ich mich dafür zu alt und beschließe: Zeit für einen Perspektivwechsel! Gehlsdorf – seit dem 19. Jahrhundert das Stadtviertel der Schönen und Reichen, heute geprägt durch diverse Segelvereine und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Um nicht in letzterer zu landen, nutze ich regelmäßig die Möglichkeit, Abstand vom alltäglichen Leben zu gewinnen. Entlang des Gehlsdorfer Ufers gibt es mehrere Gelegenheiten, sich an einem urigen Steg niederzulassen, den Ausblick auf die Rostocker Skyline zu genießen und die Seele baumeln zu lassen.

Uni (Un)gebändigt: Nachts sind alle Katzen grau

Rostock als Studentenstadt hat ein munteres Nachtleben. Doch auch Lehrende, wie Britta Will, mögen die kulturelle Vielfalt und sind auch mal in Clubs und Bars unterwegs. Studierende des Nachts zu treffen, ist für sie kein Problem – doch das richtige Situationsgefühl ist gefragt. Wie hier: Autorin Britta Will ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Rostock.

Es ist Sonntag und ich liege auf der Couch, plötzlich piept das Handy. Es erscheint eine Push-Nachricht mit einer Freundschaftseinladung bei Facebook. Es ist die Anfrage von einem Studierenden, den ich letzte Nacht getroffen habe. Zu den Ereignissen der Nacht: Gestern war „Die Nacht der Professoren“ und wir sind nach Ewigkeiten mal wieder in den Keller gegangen. Zugegebenermaßen war ich wohl in den letzten fünf Jahren nur fünf Mal dort. Egal. Wir stehen an der Tanzfläche an einem der Stehtische und plaudern. Es kommt ein Typ auf mich zu: „Hallo Frau Will, Sie auch hier? Kennen Sie mich? Ich bin in Ihrem Kurs.“ Wir kommen ins Gespräch, leider ist es etwas mühsam, weil mein Gesprächspartner unüber-

sehbar angetrunken ist. Geduldig beantworte ich ihm die immer gleichen Fragen wie: „Sie gehen auch in den Keller?“ und „Wie ist das Arbeiten an der Uni?“. Immer und immer wieder von vorne. Meine Mädels sind mehr und mehr irritiert, stellen mir kurz Zwischenfragen von der anderen Seite, „Wer das denn sei“ und „Oje, der ist aber schon gut mit durch“. Meine höflichen Abwimmel-Manöver werden von ihm aber konsequent ignoriert. Irgendwann gehe ich einfach auf die Toilette. Als ich wiederkomme, ist er gegangen. Rostock ist zwar eine Großstadt, doch das kulturelle Angebot, die Bars, Kneipen und Clubs sind begrenzt. Die Großstadt minimiert sich schnell auf die Größe einer Kleinstadt und die

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Chance, sich über den Weg zu laufen, wird sehr wahrscheinlich. Vielleicht grüßt man sich höflich, und wenn das man möchte, plaudert man auch ein wenig. Dennoch: Das richtige Maß zwischen Nähe und Distanz ist gefragt, denn die Ausgelassenheit der Nacht soll sich nicht in ein Gefühl aus beobachtet, bewertet oder kontrolliert werden verlieren – für beide Seiten. Doch was immer die Nacht für Geschichten erzählt, im nächsten Seminar stehe ich selbstverständlich unvoreingenommen vor meinen Studierenden, denn für mich sind nachts alle Katzen grau und ich hoffe für die anderen Nachtschwärmer auch. Die Freundschaftsanfrage bei Facebook lehne ich aber ab. Schmunzeln muss ich trotzdem.


Widersprich niemals dem

heuler!

nächste Redaktionssitzung am 17. Oktober 2016 Mitheulen statt rumflennen.


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