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Meister der Saiten

Perfektionismus, Formschönheit und die Liebe zur Musik zeichnen Andreas Mayer, Instrumentenbauer in Bad Aussee, aus.

Der Instrumentenbauer ist das Bindeglied zwischen Musiker und Instrument. Er klärt ab, was der Musiker sucht und welche Art von Musik er spielt. Dann geht er ans Werk und baut ein perfektes Streich- oder Saiteninstrument, mit dem der Musiker ein Leben lang Freude hat.

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c_Lukas Habl Was hat Sie bewogen, den Beruf Instrumentenbauer zu erlernen?

Ich bin gelernter Tischler und habe Möbel restauriert. Auch bei einer Geigerin in der Nähe von Salzburg. Diese meinte, ich arbeite sehr genau und lege auch Wert auf Ästhetik. Ich solle Instrumentenbauer werden. Gesagt. Getan. Ich gab meinen Job auf und wurde wieder Schüler. In Hallstatt in der HTBLA, Abteilung Musikinstrumentenbau.

Muss man für diesen Beruf musikalisch sein?

Musikalität ist von Vorteil, aber keine Bedingung. Ich lernte Flöte und Klavier, aber kein Streichinstrument. Für unseren Beruf ist wichtig, wie ein Instrument klingt. Und diesen Klang sollte man hören.

Wie geht der Instrumentenbauer ans Werk?

Zunächst kläre ich, welches Instrument gewünscht ist. Danach suche ich das geeignete Holz aus. Die Decke ist aus Fichte und der Korpus aus Ahorn oder Esche. Das Deckenholz ist für den Klang ausschlaggebend. Nun werden Farbe, Form und Größe des Instruments besprochen. Ich fange mit den Seitenteilen, den Zargen, an. Dann kommt der Boden dazu. Diese sind bereits zugeschnitten und werden hier in der Werkstatt abgeschliffen. Mit Wärme wird das Holz in die gewünschte Form gebogen. Dafür sind Fingerspitzengefühl und Erfahrung wichtig. Wird das Holz zu schnell gebogen, bricht es. Das Instrument wird mit Knochenleim zusammengebaut. Ein unlackiertes Instrument sieht gut aus, ist aber nicht pflegeleicht. Lack sollte transparent sein, schön aussehen und das gewisse „Feuer“ haben. Die richtige Lackierung zu finden, ist fast eine Wissenschaft. Nun werden Griffbrett, Mechanik, Stimmstock und Steg angepasst und die Saiten aufgezogen. Dann beginnt die Klangeinstellung.

Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?

Jedes Handwerk bedeutet Flexibilität. Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass es immer wieder Veränderung gibt. Ich bin stets auf der Suche nach noch mehr Perfektion. Ein Leben lang lernen ist in unserem Beruf keine leere Phrase.

Fällt einem die Trennung von einem Instrument leicht?

Am Anfang meiner Berufslaufbahn tat es weh, ein Instrument zu verkaufen. Ich hatte Bedenken, noch einmal so ein schönes Instrument bauen zu können. Heute genieße ich es, wenn andere Freude mit meinem Instrument haben.

Wo gibt es Instrumente von Andreas Mayer?

Hauptsächlich in Österreich. Ich habe aber auch schon einen Kontrabass mit dem Zug in die Nähe von Köln geliefert. Es war mir wichtig, dass dieses Instrument fachgerecht zugestellt wird. Der Transport weckte bei anderen Fahrgästen Neugierde und Interesse.

Danke für das Interview!

Bis zu drei Wochen arbeitet Andreas Mayer an einer Geige, bis zu sechs Wochen am Kontrabass.

Reparatur, Miete und Holzhandel Andreas Mayer repariert Streich- und Saiteninstrumente sowie Bogenbehaarungen. Für die Dauer der Reparatur stellt er Leihinstrumente zur Verfügung. Wollen Musiker ein Instrument erlernen und sind sich nicht sicher welches, verleiht der Instrumentenbauer Violine, Kontrabass und Co. Beim Kauf eines Instruments wird die Miete vom Kaufpreis abgezogen. Ein Leihinstrument kann auch gegen ein größeres oder besseres Instrument umgetauscht werden. Zudem betreibt der Instrumentenbauer einen Holzhandel – speziell für Streichinstrument-Decken.

Kir chengasse 28, 8990 Bad Aussee, www.instrumentenbau-mayer.at

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