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Optimal betreut und versorgt

Wo pflegende Angehörige Hilfestellung erhalten

In Österreich leben etwa 500.000 pflegebedürftige Menschen. Diese Zahl basiert auf positiv beschiedenen Anträgen auf Pflegegeld. Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen, denn nicht immer wird dieser Zuschuss beantragt oder gewährt. 76 % der zu betreuenden Personen sind über 60 Jahre alt, davon wiederum sind knapp die Hälfte Frauen über 81 Jahre. In 80 % der Fälle erfolgt die Betreuung und Pflege der betroffenen Menschen zuhause, was die meisten sich auch wünschen. Das stellt deren Angehörige vor vielerlei Herausforderungen – sowohl emotional und körperlich als auch finanziell. Wo betreuende Familienmitglieder Unterstützung finden, weiß die akademische Gesundheits- und Pflegeberaterin Elisabeth Hahn. In einem MINI MED-Webinar bot sie einen Überblick über die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten und über förderbare Leistungen.

Am liebsten zuhause

Ist man erstmals mit der Aufgabe, Angehörige zu pflegen, konfrontiert, kann es schwierig sein, einen Überblick über die Möglichkeiten zu bekommen bzw. ihn zu bewahren. Anhand eines realen Beispiels („Opa Friedl“) zeigte Hahn, wie es machbar ist, einerseits die betreuenden Personen zu entlasten, andererseits aber auch die Wünsche und Bedürfnisse der zu pflegenden Menschen bestmöglich zu erfüllen. In diesem Fall gelang es, die Wohnung des Herrn F. so zu adaptieren und eine 24-Stunden-Betreuung zu organisieren, dass „Opa Friedl“ trotz Demenz und nach einem Oberschenkelhalsbruch bis zu seinem Tod im Alter von 94 Jahren in seiner Wohnung leben konnte.

X Infobox: Neues Berufsbild – sozialer Alltagsbegleiter

Alltagsbegleiter unterstützen ältere Menschen in ihrem Tagesablauf, z. B. bei alltäglichen Tätigkeiten. Sie helfen im Haushalt, richten die Mahlzeiten an oder kochen gemeinsam mit ihren Klienten. Zudem leisten sie ihnen Gesellschaft, sie lesen ihnen vor oder spielen Karten mit ihnen. Dabei animieren Alltagsbegleiter die älteren Menschen, sich körperlich und geistig zu betätigen. Sie begleiten sie außerdem bei Arztbesuchen, Spaziergängen oder Besorgungen.

Alltagsbegleiter arbeiten eng mit den Angehörigen und anderen Fachkräften aus dem Gesundheitswesen und Sozialwesen zusammen, übernehmen allerdings keine pflegerischen Aufgaben.

Quelle: AMS Berufslexikon

Auch auf sich selbst achten

„Hilfe- und pflegebedürftige Menschen brauchen andere Menschen, die sich um sie kümmern – nicht nur physisch, sondern auch emotional. In allererster Linie sind das hierzulande noch die Angehörigen“, so Hahn. Für die Unterstützung der betreuenden Personen gibt es unterschiedliche personelle sowie finanzielle Möglichkeiten. Die Expertin empfiehlt deshalb, sich frühzeitig darüber zu informieren, um im Anlassfall rasch handlungsfähig zu sein. Hahn weist jedoch auch darauf hin, dass sich betreuende Menschen stets ihrer physischen und psychischen Grenzen gewahr sein und diese Belastbarkeitsgrenzen nicht überschreiten sollten: „Das Kernstück dieser Situation ist der betreuende Angehörige. Bricht dieses weg, stellt sich die Frage: ‚Was machen wir mit dem pflegebedürftigen Menschen? Wer wird sich um ihn kümmern?‘“

Was? Wie viel? Wie oft?

Das Pflegegeld basiert auf dem individuellen Pflegebedarf. Da es sich beim Bundespflegegeldgesetz um ein Bundesgesetz handelt, gilt dieses in allen Ländern gleich. Die Vergabe ist Sache der zuständigen Pensionsversicherung. In Wien ist die Anlaufstelle für geförderte Betreuungs- und/oder Pflegeleistungen der Fonds Soziales Wien. Eine Möglichkeit zur Entlastung der betreuenden Angehörigen sind etwa Tageszentren. Die pflegebedürftigen Menschen werden einzelne Tage dort betreut und erhalten auch diverse Angebote zur Tagesstruktur. Die pflegenden Personen können sich derweil um andere Angelegenheiten kümmern oder sich erholen. Eine weitere Option sind Heimhilfen oder soziale Alltagsbegleiter (siehe Infobox). Ergänzend dazu kann bei Bedarf Hauskrankenpflege in Anspruch genommen werden. Anlaufstellen sind die Trägerorganisationen direkt (Rotes Kreuz, Samariterbund, Hilfswerk, Caritas, Volkshilfe, Caritas socialis etc.). Ist die Betreuung daheim nicht (mehr) möglich, sind die nächste Stufe Wohnhäuser, Alten- oder Pflegeheime. „So unterschiedlich die Bezeichnungen für diese Einrichtungen sind, so sind es auch die Strukturen, wie man in diesen Häusern leben kann“, erklärt Hahn. Sie empfiehlt, sich für einen Besuchstag anzumelden und sich über das Betreuungsangebot zu informieren

Expertin zum Thema: DGKS Elisabeth Hahn

akademische Gesundheits- und Pflegeberaterin bei meinpflegegeld.at

(was jedoch pandemiebedingt derzeit schwierig ist). Allerdings bieten auch die Webseiten der meisten Häuser umfassende Einblicke. Für die Vergabe eines Heimplatzes sowie die Prüfung des Antrages auf Kostenübernahme sind die Bezirkshauptmannschaften bzw. in Wien der Fonds Soziales Wien zuständig. Ergänzend dazu gibt es Unterstützungsmöglichkeiten, die von den Gesundheitskassen finanziert werden. Dazu gehören die medizinische Hauskrankenpflege, diverse Hilfsmittel (bspw. Medikamente, therapeutische Maßnahmen, Rollatoren, Inkontinenzprodukte) sowie Hospize.

X Grafik: Österreichische Pflegelandkarte

Stationäre Pflege und Betreuung

Hauskrankenpflege

Tageszentrum Heimhilfe Soziale Alltagsbegleitung

Land Pflegegeld

Persönliche finanzielle Ressourcen Hospiz

Hilfsmittel

Medizinische Hauskrankenpflege

Gesundheitskasse

Quelle: meinpflegegeld.at

Am besten maßgeschneidert

Die Fachfrau legt betreuenden Angehörigen eine Pflegeberatung ans Herz: „Mit professioneller Beratung wird man viel rascher ans Ziel kommen und eine individuelle Lösung finden. Weiters erhält man Informationen über die Begleitung, die man selbst als Angehöriger braucht.“ Für Anregungen, Beschwerden, aber auch für Lob verweist Hahn auf die Patientenanwaltschaften in den Bundesländern. Diese sind Anlaufstellen für Patienten von Gesundheitseinrichtungen, Bewohner von Langzeitpflegeeinrichtungen und deren Vertrauenspersonen sowie Mitarbeiter dieser Institutionen. Den gesamten Vortrag von Elisabeth Hahn finden Sie auf minimed.at/videothek.

Margit Koudelka

Normison Ohrenspray

Schwimmen und Tauchen – egal ob in Schwimmbad, See oder Meer – spült Wasser in Ihre Ohren. Normison entfernt dieses Wasser rasch aus den Ohren, trocknet die Hautoberfläche und vermeidet somit mögliche Entzündungen des äußeren Gehörganges. Normison hilft, den natürlichen Säureschutzmantel der Haut wieder herzustellen. Enthaltenes Dexpanthenol pflegt und schützt die Haut zusätzlich.

Anwendungsgebiete: Zur Vorbeugung von Entzündungen im äußeren Gehörgang nach häufigem oder länger dauerndem Aufenthalt im Wasser. Daher empfohlen nach dem Baden, Duschen, Schwimmen und Tauchen. Für Erwachsene und Kinder ab 3 Jahren.

www.sigmapharm.at

Foto: © shutterstock.com/ Forgem

Das Projekt „Community Nurse“

Foto: © Elisabeth Potzmann, privat In vielen Ländern, etwa im angelsächsischen Raum oder in Skandinavien, können Hausärzte die Durchführung von Hausbesuchen teilweise schon an sogenannte Community Nurses delegieren. Die Wirkung dieser präventiven Versorgung auf die Gesundheit der Bevölkerung ist gut belegt. In Österreich sieht das aktuelle Regierungsprogramm vor, dass bald bundesweit in 500 Gemeinden auch Community Nurses tätig werden sollen. „Wir hoffen auf einen Startschuss noch in diesem Jahr“, sagt Mag.a Elisabeth Potzmann vom berufspolitischen Verband der Gesundheits- und Pflegeberufe (ÖGKV). „Unterschiedliche Organisationen werden sich mit Projekten beteiligen, so auch wir als Berufsverband.“

Was ist der Mehrwert?

Familiengesundheitspflege lautet der deutsche Begriff für das Tätigkeitsfeld. Während die mobile Pflege in einem klar definierten Feld mit klar definiertem Auftrag handelt – mit vorgegebenem Zeitkontingent! –, ist die Community Nurse weniger gebunden. Sie befasst sich auch mit folgenden Fragen: Was braucht der Patient bzw. Klient zum jeweiligen Zeitpunkt? Was die Angehörigen? Im Zuge dessen übernimmt sie oft auch die Beratung und Koordination.

Expertin zum Thema: Mag.a Elisabeth Potzmann

Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes

Hilfe in der Pandemie

„Die COVID-19-Pandemie hat sichtbar gemacht, wie wichtig die kompetente professionelle Gesundheits- und Krankheitspflege für das österreichische Gesundheitssystem ist“, hebt Mag.a Potzmann hervor. „Community und School Nurses wären auch in der Pandemie-Bewältigung eine wertvolle Struktur, etwa wenn es darum geht, Testungen strukturiert durchzuführen oder Hygienemaßnahmen gezielt vor Ort umzusetzen.“

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