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Die Angst wegatmen
Sport, Entspannung, Lavendel und weitere Strategien bei Angststörungen
Die Covid-Pandemie bzw. die damit verbundenen Maßnahmen sind für viele Menschen sehr herausfordernd. Kein Wunder eigentlich, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen verschiedenen Studien zufolge stark angestiegen ist. So haben auch Angststörungen EXPERTE: Dr. Mátyás Gálffy, MSc deutlich zugenommen. Dabei Universitätsklinik ist Angst an sich nichts Schlechfür Psychiatrie II, Einrichtung für tes. Sie ist eine natürliche Emo- psychische und tion, ein Schutzmechanismus, psychosomatische Erkrankungen, der den Menschen vor gefähr- Tirol Kliniken lichen Situationen bewahren kann. Zudem hat sie den Effekt des verstärkten Lernens. Ein Kind, das einmal auf eine heiße Herdplatte gegriffen und sich verbrannt hat, wird das wahrscheinlich nie wieder tun: Es hat gelernt, dass dieses Verhalten mit Schmerzen verbunden ist.
Kein Grund zur Panik
Allerdings gilt es, zwischen normaler und pathologischer (krankhafter) Angst zu unterscheiden. „Wenn ich eine Situation erlebe, in der es ganz natürlich ist, mit Angst zu reagieren, dann ist das okay. Tritt eine Angst oder eine Panik jedoch immer wieder auf – vor allem auch in Situationen, in denen die beiden gar keinen Platz haben sollten –, sprechen wir von einer pathologischen Angst“, so Dr. Mátyás Gálffy, MSc von der Universitätsklinik für Psychiatrie II, Tirol Kliniken. In ihrer Qualität unterscheidet sich die krankhafte nicht von der begründeten Angst: Beide äußern sich durch Symptome wie Herzklopfen, Atemnot, Zittern, „Kloß im Hals“ (Globusgefühl) oder Schwitzen. Bei Panikattacken nehmen die Betroffenen zudem die Situation oft wie „von außen“ wahr, Fachleute sprechen von Derealisations- und Depersonalisationsphänomenen. Mitunter kann es durch einen erhöhten Adrenalinausstoß auch zu Todesängsten kommen. „Der Unterschied zwischen normaler und pathologischer Angst zeigt sich an der Häufigkeit und der Frage, ob Angst in einer Situation angebracht ist“, weiß Dr. Gálffy.
Auslöser (un)bekannt
Krankhafte Angst lässt sich wiederum in verschiedene Formen unterteilen. So unterscheiden Fachleute zwischen primären und sekundären Ängsten. Erstere können objekt- oder situationsabhängig sowie -unabhängig sein. Beispiele für die abhängigen Ängste sind u. a. die Angst vor Spinnen (Arachnophobie) oder die Flugangst (Aviophobie). Die Betroffenen können den Auslöser benennen und der vermeintlichen Gefahr aus dem Weg gehen – die Angst ist also von etwas abhängig. Es gibt aber auch Ängste, die nicht durch bestimmte Gegenstände oder Umstände ausgelöst werden. Dabei berichten manche Patientinnen und Patienten über lange beschwerdefreie Phasen, bis es zu einer akuten Panikattacke kommt, wie dies bei der Panikstörung der Fall ist. Die Betroffenen werden hier von der Angst wie aus dem Nichts übermannt. Bei einer chronischen Angst (generalisierte Angststörung) schwingt eine diffuse Angst im Alltag ständig mit oder tritt zumindest mehrmals in der Woche auf. Sekundäre Ängste können organischen Ursprungs oder auch medikamenteninduziert sein. Eine Schilddrüsenüberfunktion oder bestimmte Inhaltsstoffe von AsthmaSprays (Sympathomimetika) beispielsweise können Angstzustände hervorrufen.
Wann kommt welche Angst?
Interessant ist die Verteilung der Altersgruppen, in denen die Angststörungen erstmals auftreten. Spezifische Phobien machen Betroffenen durchschnittlich vor allem erstmals im Alter von elf Jahren zu schaffen. Das hat mit dem konkret-operationalen bzw. mit dem konkret-logischen Denken zu tun, das in diesem Alter einsetzt. Vereinfacht anhand des Beispiels einer Nadelphobie ausgedrückt: „Wenn ich sehe, wie eine Nadel zum Beispiel meiner Mutter weh tut, verstehe ich, dass mir die Nadel ebenfalls weh tun könnte – also habe ich Angst davor.“ Die soziale Phobie, also die Angst vor sozialer Interaktion oder davor, gar im Mittelpunkt einer kleineren Gruppe zu stehen, zeigt sich meist erstmals bei 14-Jährigen – in jenem Alter also, in dem sich das soziale Umfeld erweitert. 21 Jahre beträgt das Durchschnittsalter, in dem sich die Agoraphobie, die Angst vor öffentlichen Orten, Menschenmengen oder weiten Reisen, erstmals bemerkbar macht. Hier beginnt für viele Personen mit der ersten eigenen Wohnung oder durch den Eintritt in das Berufsleben ein neuer Lebensabschnitt, in dem man mehr oder weniger auf sich selbst gestellt ist. Panikstörungen stellen sich meist erstmals bei über 30-Jährigen ein, noch später – mit durchschnittlich 34 Jahren – nehmen generalisierte Angststörungen ihren Anfang. Letzteren geht nicht selten eine Phobie voraus, die jedoch oft nicht oder spät erkannt wird. Sowohl im Beruf als auch im Privatleben hat man persönliche Ziele, Anforderungen werden an einen gestellt, und diesen will man gerecht werden. Dieser Druck bzw. die Sorge, diesem nicht standzuhalten, kann sich dann durch die Angst ausdrücken und ist ein Grund für Angstattacken.
Geeigneten Therapiemix finden
„Wenn man sich mit Angst beschäftigt, muss man herausfinden, womit man es
zu tun hat: Ist sie objekt- oder situationsabhängig, und wenn dem nicht so ist: Ist sie anfallsartig oder chronisch?“, weiß der Experte. Danach richtet sich auch die Wahl der Behandlungsform. Als Goldstandard der Behandlung von Angststörungen gilt die Psychotherapie, vor allem die Kognitive Verhaltenstherapie. Beispielsweise kann bei der Flugangst das Expositionsverfahren angewendet werden. Das heißt, der Betroffene wird nach und nach mit Flugzeugen konfrontiert. Es gilt, die Angst davor so lange auszuhalten, bis man ihre „Unangebrachtheit“ erkennt und sie abnimmt. Entspannungsverfahren und Psychoedukation werden vor allem bei ungerichteten Ängsten angewendet. Letzteres bezeichnet eine Methode, die dem Angstpatienten hilft, seine Erkrankung besser zu verstehen und somit besser damit umgehen zu können. Das Training sozialer Kompetenz spielt – wie der Name bereits verrät – eine wichtige Rolle bei sozialen Phobien. Sehr gut hilft Sport, am besten an der frischen Luft. „Eigentlich sollten es 120 Minuten in der Woche sein, aber wenn man zumindest dreimal pro Woche für je 20 Minuten sportlich unterwegs ist, ist man bereits auf einem guten Weg. Sport ist das beste Antidepressivum, das wir kennen – und diesen Mechanismus brauchen wir auch für die Therapie der Angst“, ist der Experte
überzeugt. Weitere Instrumente zur Reduktion von Ängsten sind Achtsamkeitsübungen und Atemtechniken, die erlernt und trainiert werden können. Ist der Leidensdruck jedoch so hoch bzw. sprechen die Patienten nicht ausreichend auf jene therapeutischen Maßnahmen an, dann ist eine zusätzliche Behandlung mit Medikamenten indiziert. Vor allem gilt dies, wenn Begleiterkrankungen wie Schlafstörungen, Depressionen oder gar Selbstmordgedanken bestehen. Je nach Diagnose können hier bestimmte Antidepressiva, Kalzium-Modulatoren oder Benzodiazepine zum Einsatz kommen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass nicht alle Arzneien aufgrund des Abhängigkeitspotenzials für eine langfristige Anwendung geeignet sind. „Was ich im Bereich der Phytotherapie herausstreichen möchte, ist der Arzneimittel-Lavendel. Das ist eines der ersten Phytotherapeutika, das tatsächlich einen nachgewiesenen Effekt bei Angststörungen hat“, so Dr. Gálffy. „Unbehandelt sind Angststörungen sehr ungünstig. Wenn Sie also mit Ängsten konfrontiert sind, suchen Sie sich frühzeitig Hilfe! Etwa die Hälfte aller unbehandelten Angststörungen neigen dazu, zu chronifizieren, und dann wird es sehr viel schwieriger und herausfordernder, die Angst in den Griff zu bekommen.“
ERSTE HILFE: ENGELSFLÜGEL GEGEN DIE ANGST
Bei Angst neigt man dazu, eine vorgebeugte, zusammengekauerte Haltung einzunehmen. Das behindert die Atmung, sie wird kurz und flach. Bei dieser Übung stellt sich der Betroffene vor, er hätte große Engelsflügel. Das Gewicht dieser Flügel zieht die Schultern nach hinten und unten. Somit weitet sich der Brustkorb, der Atem bekommt mehr Raum. Hilfreich ist es auch, bewusst länger aus- als einzuatmen. Das senkt die Aktivität des Sympathikus und wirkt beruhigend.
Margit Koudelka
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