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Die Haut im Wechsel

Wie Empfehlungen für deine gute „Faltenbildung“ aussehen können

Die Alterung der Haut beginnt bereits in jungen Jahren: Wenn wir gerade einmal Mitte zwanzig sind, wird die Durchblutung schlechter, fängt die Haut an, Feuchtigkeit zu verlieren und allmählich trockner und spröder zu werden. Im Großen und Ganzen ist dies ein kontinuierlicher Prozess, der durch viele innere und äußere Umstände „unterstützt“ wird, dennoch gibt es eine Phase im Leben – fast – jeder Frau, die im wahrsten Sinne des Wortes ganz besonders einschneidende Auswirkungen auf die Haut hat: die Wechseljahre.

„Es ist wissenschaftlich belegt, dass Frauen hinsichtlich der Faltenbildung von einer gesunden Ernährung stärker profitieren als Männer.“

Hormone: Es tut sich einiges

Rund um die Menopause kommt es zu starken Veränderungen im Hormonhaushalt. Als Erstes wird die Produktion des Gelbkörperhormons Progesteron heruntergefahren, dann vermindert sich auch die Bildung von Östrogenen – ab der Postmenopause besteht ein dauerhafter Mangel an diesen beiden Hormonen. Für die Haut ist das ein großer Verlust: Der Hormonmangel bedingt nämlich in weiterer Folge, dass sich mit dem Kollagen ein wesentlicher Einflussfaktor für eine schöne straffe Haut zurückbildet. Kollagen ist das am häufigsten in unserem Körper vorkommende Eiweiß – das sogenannte Strukturprotein verleiht vielen Körperteilen ihre Festigkeit, so auch der Haut. Zudem wird weniger Hyaluronsäure gebildet und damit eine geringere Menge jenes Stoffes, der für die Elastizität und Straffheit unseres Bindegewebes in weiten Teilen verantwortlich ist. In Bezug auf die Haut schlagen aber noch andere Faktoren während der Wechseljahre negativ zu Buche: Beispielsweise ist der Schlafmangel, unter dem viele Frauen leiden, ein echter Alterungsbeschleuniger und die schwindende Fähigkeit der Haut, freie Radikale zu neutralisieren, sorgt zunehmend für oxidativen Stress – auch das hat weitreichende Auswirkungen auf das Hautbild. Aber selbst, wenn der Mangel an Progesteron und Östrogen irgendwann eine feststehende Größe ist und diverse Prozesse nicht gestoppt werden können, gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die in der Lage sind, den optischen Alterungsprozess hinauszuzögern. Gesundheit ist – zu weiten Teilen – eine Frage des Lebensstils und ganz besonders trifft das auch auf die Hautgesundheit zu.

Ein hautgesundes Leben führen Oberstes Gebot ist es bekanntlich immer, für einen entsprechenden Sonnen-

schutz zu sorgen, dämmt dieser doch die Bildung von freien Radikalen durch die UV-Strahlung ein. Und so heißt es: Stets ausreichend Sonnencreme auftragen (mehr ist mehr) und Sonnenbäder nicht zu lange ausdehnen (weniger ist mehr) – die Haut ist nachtragend und merkt sich jeden noch so kleinen Ausrutscher. Unterstützend wirken hier Obst und Gemüse. Wer bei diesen Lebensmitteln gut und gerne und vor allem regelmäßig aus dem Vollen schöpft, schützt sich besser vor UV-Strahlen und einer ihrer negativen Wirkungen auf die Haut: der übermäßigen Faltenbildung. Echte Booster für die Entstehung von oxidativem Stress sind übrigens Alkohol und Nikotin – nicht zu rauchen und so wenig Alkohol wie möglich zu trinken, ist dementsprechend eine gute Faltenvorbeugung. Noch einmal zurück zum Essen: Es ist wissenschaftlich belegt, dass Frauen hinsichtlich der Faltenbildung von einer gesunden Ernährung stärker profitieren als Männer. Enthält sie einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren GASTAUTOR: Dr. Christian Matthai wie der essenziellen Omega3-Fettsäure, mit der wir in Gynäkologe, Hormonexperte, Ernährungs- und Sportmediziner unseren Breiten meist unterversorgt sind, tut sie Hautgein Wien sundes. Die besten Fettlieferanten sind (Kaltwasser-)Fisch und hochwertige pflanzliche Öle – sie sollten häufig auf den Tisch kommen, nicht oder nur ganz selten hingegen Zucker-, Weißmehl- und Fertigprodukte sowie Fastfood. Zu einem gesunden Lebensstil gehört auch ein gehöriges Maß an Bewegung. Übertreiben sollte man es jedoch nicht! Wer schon einmal einer Extremsportlerin beim Start und beim Ziel ins Gesicht geschaut hat, der weiß, warum. In dieser kurzen Zeitspanne scheint der Alterungsprozess fast zu explodieren. Extreme körperliche Belastung ist also nicht angesagt, moderate und regelmäße Bewegung aber auf jeden Fall.

© Harald Eisenberger

Antioxidative Nährstoffe für die Haut

Um für eine Balance zwischen freien Radikalen und Antioxidantien zu sorgen, sollte auch auf den Status der Vitalstoffe geachtet werden. Manche von ihnen sind wunderbare Radikalfänger, etwa die Vitamine C, E, A und B3, Kupfer und Coenzym Q10. Vitamin C sollte mit 500 bis 1.000 Milligramm pro Tag dosiert werden, CQ10 mit 100 bis 150 Milligramm, beide können aber nicht überdosiert werden. CQ10 benötigt für eine gute Aufnahme ein wenig Nahrungsfett und muss daher zu einer Mahlzeit eingenommen werden. Bei den anderen ist es ratsam, vorab immer die Spiegel im Blut messen zu lassen und die Dosierungen dann individuell zu gestalten.

Last, but not least: Kosmetika

Auf der gesunden Haut leben über hundert verschiedene Bakterienarten, je älter wir werden, desto mehr nimmt diese Artenvielfalt ab. Eine gute Körperhygiene ist wichtig, aber auch in diesem Fall sollte man es nicht übertreiben, denn zu viel Reinigung stört die Bakterienzusammensetzung. Zudem gilt: Je weniger Chemikalien auf die Haut gelangen, desto besser für Bakterien & Co. Das Trockenwerden der Haut im Laufe des Alterungsprozesses macht sie verletzungsanfälliger und so können kleine Wunden entstehen, die Eintrittspforten für Viren und Bakterien darstellen. Natürliche Pflegeprodukte ohne Konservierungsstoffe wie Feuchtigkeitscremen können Defizite ausgleichen und die Hautbarriere wieder verbessern. Reichen Lebensstilinterventionen, eine entsprechende Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel sowie herkömmliche kosmetische Maßnahmen nicht mehr aus, kann die Hormonkosmetik zum Einsatz kommen. Entsprechende Behandlungen erfolgen mit Gelen, Cremen, Salben oder Seren, in die das Östrogen Östriol sowie Progesteron in kleinen Dosen eingearbeitet wurden. Damit bleibt es bei einer lokalen Wirkung, der systemische Effekt über den Blutkreislauf bleibt aus – in dieser Form spricht nichts gegen eine Hormongabe.

X BUCHTIPP:

Meine Sprechstunde. Für Frauen, die Mitten im Leben stehen

Von Christian Matthai Kneipp Verlag 2021

EMPFEHLUNG VON DERMATOLOGEN* NR. 1 1

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