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Lasst uns wandern gehen!
from Joysie - Das Magazin für bewusste Lebenskultur: Edition: buchaktuell
by Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien GmbH und Co. KG
Wie wir zu Fuß ein Stück Freiheit zurückerobern
© Julian Schiemann, unsplash.com
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Nach dem langen Winter und dem Lockdown sehnen wir uns danach, Sorgen und Ballast endlich wieder loszulassen. Wandern schenkt uns jetzt die Möglichkeit, auf leichte Weise neue Kraft zu schöpfen.
Der Frühling kommt! Es wird Zeit, endlich wieder mehr draußen zu sein und sich ein Stück Freiheit zurückzuholen. Dafür gibt es nichts Besseres als wandern zu gehen, denn es steht für das Aufbrechen und Loslassen, das Bewältigen von Durststrecken und das erhebende Gefühl, frei zu sein.
Nicht umsonst ist Wandern mittlerweile der Deutschen liebste Freizeitaktivität. Seit einigen Jahren erlebt es einen regelrechten Aufschwung. Über 70 % sind hierzulande laut des Deutschen Wanderverbands aktive Wander/-innen. Der Deutsche Alpen verein verzeichnet bereits über 1,3 Mio. Mitglieder. Schaut man sich den Boom der Outdoor- und Funktionsbekleidung an, so hat man den Eindruck, als wollten ihre Träger/-innen schon mitten in der Stadt in die Wildnis aufbrechen. Viele gute Gründe sprechen in diesem Frühjahr dafür.
Wohltat für den Geist
Auf langen Strecken gehen auch die Gedanken auf Wanderschaft. Der Geist hat endlich Zeit zum Abschalten und zu innerer Konzentration. Viele Menschen denken beim Wandern über ihr Leben und ihr Verhältnis zu anderen Menschen nach. Berufliche, gesellschaftliche oder familiäre Verpflichtungen können aus geeigneter Distanz betrachtet und stressige Gefühle besser losgelassen werden: Je weiter wir gehen, desto näher kommen wir uns dabei oft selbst. Wandern hat also viel mit Sinn- und Selbstfindung zu tun und bietet in seiner Langsamkeit und Einfachheit einen Gegenpol zu unserer schnelllebigen, digitalisierten Welt.
Vom Glück zu Wandern
Ob man nun einen Gipfel erklimmen oder körperlich fit werden möchte: Wandern macht auch ohne konkretes Ziel auf ganz elementare Weise glücklich, meint auch der Philosoph und Autor Albert Kitzler in seinem Buch „Vom Glück des Wanderns“. Für ihn sind es vor allem der Abstand vom Alltag, die intensiven Natureindrücke und die Stille, die den Geist endlich zur Ruhe kommen lassen. Außerdem setzt intensive körperliche Betätigung Glücksbotenstoffe frei. Es tut einfach gut, sich mal auszupowern, statt nur zu spazieren oder zu schlendern. Das hält nicht nur fit und gesund, sondern sorgt auch für die unter Wander/-innen bekannten euphorischen Zustände. Hinzu kommt die Geselligkeit: Das Miteinander mit Gleichgesinnten, die Zeit für ausführliche Gespräche sowie die intensive Verbindung mit unseren Nächsten machen nicht nur Fans von Gruppenwanderungen glücklich.
In Verbindung zur Natur gehen
Doch das „Natur erleben“ ist für die meisten Menschen immer noch das stärkste Motiv, auf Wanderschaft zu gehen. Das bestätigen Forschungen des Deutschen Wanderinstitutes. Dahinter steht der tiefe Wunsch, die Schönheit der Natur unmittelbar zu erleben. Beim Wandern wird die Wahrnehmung entschleunigt und es ist ausreichend Zeit, sich über alle Sinne mit der Natur zu verbinden: die klare Luft spüren, den Duft des Waldes riechen, dem Zwitschern der Vögel lauschen, faszinierende Landschaften genießen. Dies führt einen zurück zu den eigenen Wurzeln und letztlich zu dem Gefühl, nicht nur Beobachter/-in, sondern selbst Teil der Natur zu sein.
Wandern und nachhaltig reisen
So haben es wohl auch schon die Menschen des frühen 20. Jahrhunderts empfunden. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes erreichte 1914 einen Höhepunkt, als auch Arbeiter/-innen regelmäßiger Urlaub zugestanden wurde und breitere Bevölkerungsschichten in fernab gelegenen Regionen wie den Alpen Urlaub machen konnten. In Anbetracht der Klimakrise ist der Ausbau auch jetzt wieder Thema: So wollen die Bundesbahnen der Schweiz und Österreich sowie auch die Deutsche Bahn bis 2024 alte Strecken in und nach Deutschland, den Niederlanden, Tschechien, Italien und Spanien wiederbeleben, vor allem die dafür so wichtigen Nachtzugverbindungen. Das würde das exzellente Bahnnetz Europas besser nutzbar und das Reisen sehr viel nachhaltiger machen. Denn als Bahnreise, kombiniert mit Unterkünften, bei denen Umweltbewusstsein eine große Rolle spielt, gehört der Wanderurlaub zu den nachhaltigsten Reisearten unserer Zeit.
Mehr Infos unter: www.alpenverein.de www.wanderverband.de www.wanderinstitut.de
Buchtipp
Über die Sehnsucht nach Natur und die Suche nach dem Sinn des Lebens.
Albert Kitzler Vom Glück des Wanderns Droemer, 272 Seiten, brosch. 12,- € (D), 12,40 € (A) ISBN 978-3-426-30176-0

Buchtipp
Ein Wanderabenteuer mit Esel – in 80 Tagen 600 km durch die Alpen.

Lotta Lubkoll Wandern, Glück und ... Malik, 288 Seiten, Softcover 17,- € (D), 17,50 € (A) ISBN 978-3-89029-539-8