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Karate

Glückwunsch, Reem Khamis!

Nach EM-Bronze und WM-Silber nun auf dem 1. Platz der Weltrangliste

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Nach beeindruckenden Erfolgen in den ersten vier Runden und im Halbfi nale (5:0 gegen die Spanierin Iosune Beraza Urra) stand Reem Khamis (HTB) in ihrer Gewichtsklasse (-61 Kilogramm) im Endkampf des U21Wettbewerbs bei den Karate-Weltmeisterschaften gegen Gulbahar Gözutök aus der Türkei.

1:0 - 2:0 - 2:3 - 2:4 - 2:5 - 3:5 - 4:5 - 4:6 - Ende. Was war das für ein mitreißendes Finale. Beide Weltmeisterschafts-Finalistinnen schenkten sich nichts und wählten die Offensive als taktisches Mittel. Selbst nach dem 2:5Rückstand hatte Reem, die früh mit 2:0 in Führung gegangen war, weiter an den Triumph geglaubt und mit starken Aktionen den Rückstand auf 4:5 verkürzt.

Indes: Mit einem weiteren Tre er konnte ihre Gegnerin den Vorsprung wieder ausbauen und diesen über die Zeit bringen. Gleichwohl hat Reem Khamis mit dem Gewinn der Silbermedaille bewiesen, dass sie zu Recht zur Weltspitze gehört und eine tolle Botschafterin unseres Vereins ist. Herzlichen Glückwunsch zu diesem großartigen Erfolg. // KB

Aufmerksamkeit – Kritik – Erfolg?

Den Karatesport zu betreiben geht meist der Gedanke der Selbstverteidigung, Fitness oder Förderung der kognitiven Fähigkeiten voraus, ohne sich darüber Gedanken zu machen, welcher Einsatz notwendig ist, um ein gestecktes Ziel zu erreichen.

Neue Ziele entstehen durch bisher erreichte Leistung, dabei ist es unwichtig wie Leistung definiert wird. Jeder der die Sporthalle betritt, entscheidet selber über das Maß seiner Belastung. Ältere Sportler zeigen ebenso Ehrgeiz, Engagement und Durchhaltevermögen wie die „jungen Wilden“, jedoch werden diese Anstrengungen nach außen oft nicht in dem Maße gewürdigt, wie es bei den Leistungssportlern der Fall ist.

Die Anerkennung bemisst sich meist in dem neu erarbeiteten Gürtel oder in dem erlernten Fachwissen, was äußerlich kaum eine Reputation erfährt. Unsere Ü40-Sportler erhalten kaum Zeitungsartikel, keine Pokale und auch keine große Aufmerksamkeit in der Ö entlichkeit, aber sie sind da, trainieren fleißig, quälen sich in jeder Trainingseinheit und fordern immer neuen Input, damit es voran geht. Das sind ebenfalls Leistungen, die in hohem Maße Anerkennung verdienen, ohne dass sie groß publik gemacht werden.

Anders sieht es bei den jüngeren Sportlern aus, sie fahren durch Deutschland, nehmen an Turnieren teil und erhalten ihre Anerkennung in Form von Aufmerksamkeit, Pokalen und Zeitungsberichten. Wir haben zur Zeit die besten Karatekas Hamburgs in unseren Reihen und mit Reem eine Sportlerin in der Deutschen Nationalmannschaft. Es wäre sicher längst an der Zeit ausführlicher über die anderen Leistungsträger der Karateabteilung zu schreiben, aber der Leser wünscht auch Neuigkeiten über den weiteren Werdegang unserer Top-Athletin Reem Khamis zu erfahren, zu Recht.

Mitte Juni ging es für Reem zur U21Europameisterschaft nach Prag/Tschechien – in der Vorbereitung waren Heimtraining, Athletik- und Nationalmannschaftstraining aufeinander abgestimmt. Die Auslosung war allerdings suboptimal: Gleich im ersten Kampf gegen die amtierende Europameisterin aus Ungarn. Reem diktierte den Kampf, führte überlegen 2:0 und ließ sich 16 Sekunden vor Schluss zu einer kleinen Unaufmerksamkeit hinreissen, es stand dadurch 2:3 und die Ungarin rettete ihre knappe Führung über die Zeit, die damit ungefährdet das Finale erreichte und Reem musste sich anschließend durch die Trostrunde kämpfen. Gegen Spanien wurde 4:1, gegen Finnland 9:0 und gegen Bosnien-Herzegowina 2:0 souverän gewonnen. Das bedeutete im Ergebnis den 3. Platz bei dieser U21-Europameisterschaft. Ein weiterer toller Erfolg! Herzlichen Glückwunsch!

Es folgte im September ein Serie ATurnier in Konya/Türkei, 96 Starterinnen in der Klasse -61kg. Reem erkämpfte sich hier den 2. Platz und verbesserte sich in den jeweiligen Weltranglisten auf Platz 32 bei den Erwachsenen und auf Platz 5 bei den weiblichen U21-Sportlern. Auf Grundlage dieser Erfolge wurde Reem vom Bundestrainer für die Weltmeisterschaft Ende Oktober nominiert und im November geht’s weiter nach Jakarta/ Indonesien – wieder zu einem Serie ATurnier. Nicht zum Serie A-Turnier, aber zur Deutschen Meisterschaft der U21 fuhren wir Anfang Oktober nach Aschaffenburg/Bayern. Reem verzichtete hier nach Rücksprache auf einen Start. Der Teilnahme an dieser DM konnten sich Javan als Hamburger Meister und Ilias als Hamburger Vizemeister allerdings nicht entziehen, mussten aber feststellen, dass aufgrund einer zuvor durchgeführten Leisten-OP (Javan) und einer sehr unglücklichen Auslosung (Ilias) die Medaillenränge nicht erreicht werden konnten. Am Ende des Turniertages durften wir uns „nur“ über einen 5. Platz (Javan) und einen 7. Platz (Ilias) freuen, aber diese Turniererfolge spiegeln das Ergebnis von Ehrgeiz, Engagement und Durchhaltevermögen wieder, manchmal auf Kosten der Gesundheit und oft zu Lasten der sozialen Kontakte, denn jedes Turnier bedarf einer ausführlichen Vor- und Nachbereitung.

Die Kritik in der Nachbereitung wird mental meist intensiver empfunden als in der Vorbereitung. In unserer Abteilung werden die Sportler aber von Anbeginn an Kritik herangeführt und sind mit ihr groß geworden, sie haben gelernt Kritik anzunehmen und umzusetzen. Dies stellt eine Grundlage des Erfolges dar. Eine gute Grundlage, nicht nur im Sport und zielführend im Leben. // RB