Mensch
Mensch
»global denken und handeln« der Landschaftsarchitektur. »lokal lernen und optimieren« das Mikroklima im Fokus von Landschaftsarchitektur »proaktiv die Zuku nft gestalten« der Anfang ist gemacht – wir gehen voran.
»Planen für Menschen« Orte für Erholung, Aktivität und Lebensfreude. »Planen mit Menschen« Partizipation für mehr gemeinschaftliches Miteinander. »Planen für die Zukunft« Chancen und Perspektiven für die Landschaftsarchitektur.
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Mensch steht in großen Buchstaben auf dem Titel unseres Magazins, das Sie jetzt in Ihren Händen halten.
Für uns als Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten steht der Mensch im Mittelpunkt unserer Arbeit. All unser Tun hat ein klares Ziel: Wir wollen die Bedürfnisse der Menschen verstehen und berücksichtigen. Wir wollen ihnen das Leben vereinfachen und verschönern. Wir wollen Erlebnisse für Menschen schaffen, die sie mit der Natur in Berührung bringen und emotional begeistern. Deshalb verfolgt die Uniola AG seit 40 Jahren eine klare Mission: Wir verbinden Mensch und Natur.
Gerade für die fachgerechte Planung von Freiräumen in unserer urbanen Gesellschaft braucht es weitreichende und fundierte Kenntnisse über Meteorologie, Botanik, Technik, Soziologie,
Geschichte und Design. Das Landschaftsarchitekturstudium legt dafür die Grundlagen. Für ein tiefgreifendes Verständnis aller bei der Freiraumplanung ineinandergreifenden Prozesse braucht es jedoch unser komplettes Berufsleben und die Erfahrungen aus vier Jahrzehnten.
Wie die kompetente Planung für Menschen gelingt und welche Gedanken uns auf dem Weg zu einem fertigen Projekt bewegen, davon berichtet dieses Magazin. Tauchen Sie ein in die Entstehungsprozesse von Freiräumen. Haben Sie teil an der Gestaltung einer lebenswerten Zukunft, für die wir als Uniola AG unseren ganz persönlichen Beitrag leisten.
Ihr
Patrick Altermatt Geschäftsführer Uniola AG
Magazin | 02 | Mensch 2 | 3
VORWORT
Magazin | 02 | Mensch 4 | 5
PANTA RHEI PERSPEKTIVE 23
PERSPEKTIVE Andreas
WAS WIR SUCHEN UND FINDEN KÖNNEN 16 PROJEKT ST. PETER-ORDING ERLEBNIS-PROMENADE 18 PROJEKT HIMALAYA HOCH HINAUS INMITTEN BERLINS 22 EDITORIAL GARTEN EDEN 31 PERSPEKTIVE Hosna Pourhashemi CHAHAR BAGH – DER ALTORIENTALISCHE GARTEN ALS SEHNSUCHTSORT 28 HIER BIN ICH GÄRTNER, HIER DARF ICH‘S SEIN MEIN GARTEN 31 5 GÄRTNERTYPEN AUSWERTUNGEN DES SINUS-INSTITUTS 36 PLANEN FÜR MENSCHEN WISSENSWERTES 40 GENDERMAINSTREAM- INTERVIEW Pascal Posset PLANUNG DER „GENDERMAINSTREAMPLAN“: WAS IST DAS EIGENTLICH? 42 KINDER IM FOKUS DAS WOLLEN WIR 50 PROJEKT PLANSCHE BERLIN 52 WEITERGEDACHT GENDERMAINSTREAMPLANUNG AUS SICHT DER LANDSCHAFTSARCHITEKTUR 55 INHALT Magazin | 02 | Mensch
MENSCH | PLANEN FÜR MENSCHEN 15 SEHNSUCHTSORTE
Kotlan
MENSCH | PLANEN MIT MENSCHEN 71
Magazin | 02 | Mensch 6 | 7
DER MENSCH INTERVIEW · Annika Sailer, Prof. Silvia Benedito IM MITTELPUNKT FÜR BIOKLIMATISCHES WOHLBEFINDEN 72 PARTIZIPATION PROJEKT PARK AN DER POINTE DE LA JONCTION 80 URBAN GARDENING 84 COMMUNITY CANTEEN 86 CREATIVE WORKSHOP 87 PUBLIC SPA 88 INTERVIEW · Prof. Regine Keller PARTIZIPATION 90 STADTSPAZIERGÄNGE WISSENSWERTES 98 DREI PERSPEKTIVEN 100 Cornelia Alb · Alice Hollenstein · Marie-Anne Lerjen DAHEIM IM ALTERSZENTRUM FREIRAUM IM ALTER 58 PROJEKT ALTERSZENTRUM IM GEEREN, SEUZACH, SCHWEIZ 60
PFLEGEZENTRUM MATTENHOF, ZÜRICH, SCHWEIZ 62 PROJEKT ALTERS- UND PFLEGEZENTRUM LETZ, NÄFELS, SCHWEIZ 64 PERSPEKTIVE Svetlana Bitsulya FREIRAUM UND INKLUSION 66
PROJEKT
MENSCH | PLANEN FÜR DIE ZUKUNFT
· Christian Graf, Patrick Altermatt
* In diesem Magazin wird aus Gründen der Lesbarkeit und Verständlichkeit auf eine geschlechterneutrale Schreibweise verzichtet. Selbstverständlich sind jedoch alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen und gemeint. Wir bitten um Verständnis für diese Entscheidung.
109 INTERVIEW
KÜNSTLICHE
UND LANDSCHAFTSARCHITEKTUR 110 UNBEDINGT NACHMACHEN WIE MAN STRASSEN EROBERT 118 FÜR DIE ZUKUNFT GEDACHT ALL DAYS FOR FUTURE 120 UNIOLA MANIFEST UNIOLA AG DAS SIND WIR 126 KUNSTSEITEN CHARLOTT COBLER EINE UNUMSTÖSSLICHE VERBINDUNG 129
INTELLIGENZ
CHARLOTT COBLER
Eine unumstößliche Verbindung
Julius und Paulina Savignyplatz | Berlin
10 | 11 Magazin | 02 | Mensch
PANTA RHEI
PERSPEKTIVE
» ALLES FLIESST UND NICHTS BLEIBT;
ES
GIBT NUR EIN
EWIGES WERDEN UND WANDELN «
Heraklit
PANTA RHEI
PROJEKT · Spreepark Berlin
Vom »Lost Place« zum Ort für Kunst, Kultur und Natur: Der seinerzeit einzige Freizeitpark der DDR wird aus seinem Schlaf geweckt und in eine außergewöhnliche Parkanlage verwandelt. Bis 2026 entsteht mit dem »Spreepark« ein besonderer Ort im Herzen der deutschen Hauptstadt. Die Transformation der 21 Hektar für die Bauherrin Grün Berlin GmbH verantwortet das Berliner Büro der Uniola AG in Zusammenarbeit mit der dan pearlman Erlebnisarchitektur GmbH.
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14 | 15 Magazin | 02 | Mensch
Mensch
Planen für Menschen
SEHNSUCHTSORTE FÜR HERZ UND SEELE
PERSPEKTIVE · Andreas Kotlan
Hallo, Sie? Ja, Sie!
Haben Sie heute schon geträumt?
Von Ihrem Lieblingsort am Meer?
Oder Ihrem Lieblingsplatz in den Bergen?
Von Orten wie im Traum, denen unsere Sehnsucht zufliegt, wenn uns gleichzeitig die Arbeit am Schreibtisch festhält?
Magazin | 02 | Mensch
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WAS WIR SUCHEN UND FINDEN KÖNNEN
Jeder von uns hat Sehnsüchte und meist auch solche Sehnsuchtsorte. Mit ihnen verbinden wir große Emotionen. Das Meer mag uns ein Gefühl von Freiheit schenken, die majestätischen Gipfel uns ermutigen, zu neuen Horizonten aufzubrechen. Sehnsuchtsorte lassen die Zeit stillstehen. Sie sind unsere Flucht aus dem Alltag, unsere Oasen der Ruhe. Sie erinnern uns daran, dass es mehr gibt als die täglichen Pflichten. Orte, an denen wir uns wiederfinden und wiederentdecken können.
Ein persönlicher Sehnsuchtsort für mich sind die Berge. Die vielen Perspektiven, Schatten- und Lichtbilder und natürlich der großartige Ausblick von einem Gipfel haben für mich Bedeutung und machen mich sehnsüchtig. Andere Sehnsuchtsorte finde ich inmitten der Stadt, im Treptower Park zum Beispiel. Hier nehme ich mir die Zeit, die Natur und die Jahreszeiten bewusst wahrzunehmen. Selbst ein einfacher Blick in den Himmel, liegend auf der großzügigen Wiese, kann Wunder wirken und zum Träumen einladen.
Als Landschaftsarchitekt treibt mich die Gestaltung von Sehnsuchtsorten und die Integration von Sehnsüchten in der Planung an. Mit meiner Arbeit schaffe ich kleine Zufluchten inmitten der Stadt: einen grünen Freiraum, einen schattigen Platz, eine ruhige Oase inmitten des Verkehrs,
Orte zum Spielen oder Bewegen. Wenn möglich, verteilt unser Berufsstand ein Geflecht aus „grünen Inseln“ über unsere Städte und gestaltet neben physischen auch emotionale Sehnsuchtsorte, die die Menschen erreichen und bereichern, weil sie ihre tiefsten Bedürfnisse spiegeln.
Anders als bei einem „klassischen Bedarf“ sind Bedürfnisse eher „weiche Faktoren“, die oft subjektiv und nicht unbedingt lebensnotwendig erscheinen. Dennoch erfasst uns als Gesellschaft oft eine erstaunliche Einigkeit darüber, was wir uns jenseits von klaren Bedarfen, wie etwa einem Stellplatz für Fahrzeuge und Fahrräder, wünschen und wonach wir eine besondere Sehnsucht haben. Die Erfüllung von Bedarfen durch die Landschaftsarchitektur bildet daher nur die Grundlage unserer Arbeit. Erst wenn wir auch die Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschen zusätzlich ansprechen und gar erfüllen, schaffen wir einen echten Mehrwert!
Andreas Kotlan ist Mitglied der Geschäftsleitung und Büroleiter des Berliner Büros der Uniola AG.
ST. PETER-ORDING ERLEBNIS-PROMENADE
PROJEKT
Hoch oben im Norden Deutschlands liegt St. Peter-Ording. Die beliebte Urlaubsdestination ist durch das zum UNESCOWeltnaturerbe zählende Wattenmeer mit seinen Salzwiesen und Dünen geprägt. Die ausgedehnten Strände gehören zu den breitesten in Europa.
Ein besonders attraktiver Anziehungspunkt des Urlaubs- und Erholungsortes an der Nordseeküste ist die 2022 fertiggestellte Erlebnis-Promenade.
Als eindrucksvoller Naturerlebnisraum erfreut sie sich bei Einheimischen und Touristen besonderer Beliebtheit. Die aufwendige Neugestaltung umfasst ein Freiflächenkonzept in Verbindung mit dem Neubau eines Familienhauses.
Für die Landschaftsarchitektur der Erlebnis-Promenade verpflichtete die Gemeinde St. Peter-Ording das Berliner Büro der Uniola AG. Zum Thema „Fitness und Natur erleben“ ließen sich die Landschaftsarchitekten bei der Formen- und Farbauswahl des Grünzugs vom Genius Loci inspirieren.
Auf einer Gesamtfläche von 57.000 m² laden kleine Installationen, Aufenthaltsbereiche sowie Spiel- und Erholungsan-
gebote zum Entdecken und Lernen ein. So lassen sich ein Fitness-Parcours mit 18 Outdoor-Geräten, Ruhe- und Spielbereiche sowie ein Biotop mit Naturpfad entdecken. Highlight für Kinder sind die fünf verschiedenen Themenspielplätze zu beiden Seiten des Hauptwegs. Diese bringen den Kindern die „Big Five“ des Wattenmeeres, nämlich Seeadler, Seehund, Schweinswal, Kegelrobbe und Stör, spielerisch nahe.
Neben den Hauptwegen bilden die in den Salzwiesen vorhandenen Pfade und Wasserläufe das Erschließungssystem entlang der Promenade. Es entsteht eine Abfolge von Dichte und Weite, von offenen Wiesen und Gehölzabschnitten mit intensiven und extensiven Nutzungen. Die Bestandsvegetation wurde weitgehend erhalten und punktuell weiterentwickelt. Im bestehenden Naturbiotop ermöglicht ein Steg mit Plattformen den Besuchern genauere Einblicke in die Vegetationsstrukturen. An den Aufgängen zum Deich sind Aussichtsplattformen für weite Blicke über die offenen Salzwiesen installiert.
Den Endpunkt der Erlebnis-Promenade bildet ein großes, von Holzer Kobler Architekten in enger Abstimmung mit der
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»GENAUSO KRAFTVOLL WIE DIE NATUR AM STRAND, IST DIE NATUR HINTER DEM DEICH. JEDER DER SCHON EINMAL DIE ERLEBNIS-PROMENADE ENTLANGGELAUFEN IST, WEISS, WOVON ICH SPRECHE. DIE STILLE, DIE GRÜNFLÄCHEN, DIE VERSCHIEDENEN PFLANZEN –ES GIBT UNGLAUBLICH VIEL ZU ENTDECKEN. EIN ORT, AN DEM MAN ABSCHALTET, DIREKT WENN MAN IHN BETRITT.«
Katharina Schirmbeck, Tourismusdirektorin, St. PeterOrding
Sehnsuchtsorte
Bei der „Planung auf den zweiten Blick“ geht es um kleine Extras, die einem Ort Seele verleihen, die eine versteckte Information oder ein Spiel enthalten.
Es ist schön zu beobachten, wenn vermeintlich willkürliche Pflasterbänder als Balancierstrecke von Kindern entdeckt werden.
20 | 21 Magazin | 02 | Mensch
PROJEKT St. Peter-Ording Erlebnis-Promenade
Uniola konzipiertes Spielhaus in Holzbauweise, das sich mit seinen Stelzen auf die traditionelle Strandhaustypologie bezieht. Im Bereich des semitransparenten Gebäudes befindet sich ein vielfältiger Freiraum mit gemischten Skate- und Spielangeboten, die in das orthogonale Stelzensystem integriert wurden und es als Aufhängung und statische Verbindung nutzen. Der Pfahlbau aus Holz und Glas ist ein für alle Generationen ganzjährig nutzbares Haus, ein „Familientreffpunkt“, mit Spielekubus und Röhrenrutsche, mit gastronomischem Angebot und Digitallabor. Große Fensterfronten eröffnen fantastische Ausblicke auf das
Meer, die Salzwiesen und die ErlebnisPromenade.
Dass die Erlebnis-Promenade so schnell zum Lieblingsort der Einheimischen und ihrer Gäste wurde, liegt auch an der Einbeziehung von Nutzer-Feedbacks in den Planungsprozess. Im konzeptionellen Miteinander wurde so ein Ort geschaffen, der das Prädikat „Sehnsuchtsort am Meer“ absolut verdient hat.
Sehnsuchtsorte
HIMALAYA
HOCH
HINAUS INMITTEN BERLINS
PROJEKT
Willkommen auf dem „Dach der Welt“. Im Tierpark Berlin? Wer hier hoch hinaus will, besteigt am besten den „Himalaya“. Auch wenn es die Themenlandschaft nicht ganz mit der Höhe des echten Gebirges aufnehmen kann, darf dennoch gewandert werden.
Ein schlauer Gestaltungsansatz macht es möglich, denn die Landschaftsarchitekten der Uniola Berlin nutzten die vorhandene Topografie des Tierparks und formten den Trümmerberg mit dem Schutt der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Wohnviertel zum zentralen Element der neuen Themenlandschaft um. Beispielhaft zeigt sich daran der sensible Umgang mit Bestand, der aus ökonomischen wie ökologischen Gründen vorhandene
Strukturen ideal nutzt und gleichzeitig ein neues Tierparkabenteuer schafft.
EINTAUCHEN
IN FREMDE WELTEN
Kulturell ist der „echte“ Himalaya ein Schmelztiegel verschiedener Traditionen, Sprachen und Bräuche. Von den buddhistischen Klöstern in Tibet bis zu den hinduistischen Tempeln in Nepal und den lebendigen Märkten Indiens spiegelt die Region eine beeindruckende kulturelle Vielfalt wider. Bei der Gestaltung der einzelnen Bereiche des Himalaya-Projekts wurden ebenfalls regionaltypische Elemente aufgegriffen.
Klare horizontale Zonierungen, vom indischen Bergwald bis hin zur steinernen
22 | 23 Magazin | 02 | Mensch
Gipfelregion, die Vegetationsauswahl und Neugestaltung des Freiraums lassen den Besucher in eine faszinierende Welt eintauchen. Der dabei zu beschreitende Weg vom Tal zum Gipfel führt den Besucher spielerisch an neu konzipierten Anlagen für die im Himalaya heimischen Tiere wie Schneeleopard, Roter Panda, Bartgeier, Francois-Langur, Manul und SichuanTakin vorbei.
Neben der Wissensvermittlung über die Tiere und die geografische Region wurden zugleich deutlich mehr Zutritte und Erlebnismöglichkeiten mit den Tieren realisiert, beispielsweise über einen Steg in das Gehege des Roten Pandas.
Das Projekt Himalaya umfasst eine Fläche von etwa 60.000 m² und wurde zwischen 2018 und 2022 für den Kunden Tierpark Berlin realisiert.
„Dieses Projekt forderte von uns, das Gelände im Spannungsfeld von Zoo, Freizeiterlebnis und klassischem Freiraum neu zu erschließen. Unsere Arbeit schloss die Beachtung zoologischer Aspekte des Tierwohls, die Gestaltung attraktiver Nutzungsmöglichkeiten, die Integration bestehender und neuer Elemente sowie die Berücksichtigung gesetzter Budgets ein.“
Andreas Kotlan, Geschäftsführer Uniola AG Berlin
Sehnsuchtsorte
CHARLOTT COBLER
Eine unumstößliche Verbindung
Viola Luise und Julius Schlachtensee | Berlin
26 | 27 Magazin | 02 | Mensch
GARTEN EDEN
EDITORIAL
»WER EINEN GARTEN ENTWIRFT,
SEI ES
IN
DER
PHYSIKALISCHEN WELT
ODER IN DER WELT DER FANTASIE, IST DAMIT GESEGNET, EINE ROLLE IN EINEM MIKROSKOPISCHEN TEIL
DER SCHÖPFUNG ZU SPIELEN.«
Dieter Kienast (1945–1998), Landschaftsarchitekt und Universitätsprofessor, Zürich, Schweiz
Der „Chahar Bagh” ist einer der wichtigsten Archetypen der Landschaftsarchitektur und des Gartenbaus. In seiner klassischen Form besteht er aus zwei sich kreuzenden Wasserläufen und einer Umfassungsmauer. „Chahar Bagh“, deutsch Tschahār Bāgh, meint übersetzt der „geviertelte Garten“. Als eine der frühesten viergeteilten, islamischen Anlagen gilt der Balkowara-Palast, der zwischen 849 und 859 in Samarra, im heutigen Irak, erbaut wurde. Viele Klostergärten in Europa folgen dem Muster des „Chahar Bagh“ und
verweisen auf die biblische Beschreibung des „Garten Eden“ und der vier im Paradiesgarten entspringenden Flüsse. Die Inspiration für die Gestaltung europäischer Gärten nach dem Muster des „Chahar Bagh“ gelangte durch die Kreuzzüge aus dem Orient nach Europa und später nach Indien und China. In der Schweiz sind der St. Galler Klostergarten und der Garten der Kartause Ittingen von diesem Archetypus inspiriert. Die Faszination des „Chahar Bagh“ reicht bis in die heutige Zeit.
CHAHAR BAGH –DER ALTORIENTALISCHE GARTEN ALS SEHNSUCHTSORT
PERSPEKTIVE
Dr. nat. techn. Dipl.-Ing Hosna Pourhashemi, ehemalige Projektleiterin, Uniola AG, Zürich, beschäftigte sich mit dem Chahar Bagh ebenso wie der Landschaftsarchitekt Dieter Kienast, der sich bei seinen Entwürfen etwa für den „Stadtpark Wettingen“ davon konzeptionell beeinflussen ließ. Wesensmerkmal des „Chahar Bagh“ ist der respektvolle Umgang mit Pflanzen, Boden und Wasser sowie seine Flexibilität, mit der er sich der jeweiligen Region und dem Zeitgeschmack anpassen lässt. Seine Gestaltungselemente haben sich ökologisch und ökonomisch über Jahrtausende in der Landschaftsarchitektur bewährt.
Der Umgang des Menschen mit der Natur als Garten stellt ein elementares Phänomen der Manifestation des Menschen auf der Welt und ein zentrales Medium seiner Reflexion der Welt dar. Über Tausende von Jahren hinweg entwickelten sich daraus kulturelle Traditionen der Gartengestaltung. Die älteste Tradition dazu stammt aus dem nahen Orient, aus Persien, und folgt der Patternsprache des „Chahar Bagh”, eine klare und gleichzeitige vielschichtige Sprache, die das Urbild des „Garten Eden“ auf der Welt zum Ausdruck bringt. Im Koran und in der Bibel ist der „Chahar Bagh” Vorbild für die Darstellung des Paradieses. Für Christen und Muslime schlägt die physische Erscheinung des Gartens die Brücke zum Paradies und wird zum irdischen Gegenstück des versprochenen Eden.
Die Patternsprache „Chahar Bagh” bezieht die vier Ebenen unseres Seins ein: den physischen, intellektuellen, spirituellen und emotionalen Bereich. Sie umfasst die Interaktion zwischen Mensch und Natur und damit die Einheit mit Gott. Die Kombination dieser vier Bereiche bringt die holistische Wahrnehmung von „Chahar Bagh” zum Ausdruck, nach der wir Menschen als Teil des Universums zu begreifen sind.
28 | 29 Magazin | 02 | Mensch
Chahar Bagh im dritten Hof des Amber Fort, Rajasthan, Indien. Amber Fort ist die Haupttouristenattraktion in der Gegend von Jaipur.
Was am „Chahar Bagh“ fasziniert und ihn zum Vorbild für den Ur-Garten macht, ist seine Autarkie als ein autonom erfahrbarer Mikrokosmos. Durch ihn öffnet sich den Menschen eine neue Welt. In ihm sind sie Gestalter und Schöpfer zugleich. Mit ihm schaffen sie ein Spiegelbild ihres Daseins. Durch ihn erleben sie eine Einheit mit dem Universum.
Auch heute gestalten wir Gärten mit dem Wunsch nach einem Eins-Werden mit der Natur. Um der Ganzheitlichkeit des Menschen als Teil seiner Umwelt gerecht zu werden, brauchen wir Gärten, die den Menschen mit sich selbst in Berührung bringen.
Garten Eden
bin ich Gärtner, hier darf ich‘s sein.
Hier
Magazin | 02 | Mensch 30 | 31
»Vor 40 Jahren begann ich meine berufliche Laufbahn mit der Renovation von historischen Gärten. Wo lässt sich die Schönheit und Abhängigkeit mit und in der Natur besser erleben als unter einem alten Baum? Wie viele Bäume habe ich in all den Jahren wohl gepflanzt? Sie machen die Menschen bestimmt auch in der Zukunft glücklich!«
Guido Hager, Gründer Hager Partner AG, heute Uniola AG
»Mein Garten, direkt am Haus, den ich seit über 20 Jahren pflege und gestalte, ist nicht nur „mein“ Garten, denn wir teilen ihn mit fünf Parteien. Er ist für mich Erholungsraum und Experimentierfeld in der meist knappen Freizeit. Im Garten bin ich eingebunden in den Kreislauf des Lebens. Er bietet täglich und in nächster Nähe Anregung wie Trost zugleich, vermittelt Glück und versöhnt mich mit der Welt.«
Magazin | 02 | Mensch
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Monika Schenk, Mitglied der Geschäftsleitung, Uniola AG, Zürich, Landschaftsarchitektin MLA BSLA Dipl. Natw. ETH
»In meinem Blumenladen werde ich oft gefragt: Schenkt dir dein Mann auch Blumen? Was für eine Frage! Blumen sind meine Leidenschaft!
Natürlich! Soviel ich davon möchte! Und: Er hat mir einen wundervollen Garten geschenkt, wo alles, was ich mir wünsche, in Hülle und Fülle gedeiht, wächst und blüht!
Ein lebendiges, intimes Refugium, in dem wir beide Kraft und Inspiration schöpfen, Ruhe und Glück finden, tiefe Verbundenheit spüren. Unser Garten ist unser ganz unser persönliches Paradies!«
Petra Faller, Floristin mit eigenem Blumenladen in Zürich und Partnerin von Patrick Altermatt, Geschäftsführer Uniola AG
Garten Eden
»Mein Garten besteht aus verschiedenen Zimmern, in denen ich je nach Wind und Sonnenstand immer einen geeigneten Platz finde, um innezuhalten. Dabei freut es mich, den Vögeln zuzusehen, wie sie im Teich ihr Gefieder pflegen, während das Plätschern des Baches mir das Gefühl gibt, in den Ferien zu weilen.«
Kathrin Gosteli
Gosteli, Projektleiterin Freiraumplanung,
»Der Garten verbindet mich mit der Natur und den Jahreszeiten. Er verändert und entwickelt sich ständig. Man entdeckt jedes Mal etwas Neues: eine neue Blüte, eine Libelle, ein verfärbtes Blatt. Die Gartenarbeit holt mich auf den Boden, ist meditativ, dabei kann ich meine Gedanken schweifen lassen.«
Selina Gosteli
Magazin | 02 | Mensch
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Selina
Uniola AG Zürich, mit ihrer Mutter Kathrin Gosteli
Simon Paulais, Bachelor in Landscape Architecture (D), Dipl. Landscape Engineer Agrocampus Ouest (F), Uniola AG Zürich
»Was für eine Freude, nach der Arbeit auf den Balkon zurückzukehren, das Kommen und Gehen der Wildbienen in den Insektenhotels zu beobachten und das Obst und Gemüse zu ernten, das auf diesem kleinen Stück Paradies im dritten Stock eines Züricher Wohnhauses wächst.
Mein zugegebenermaßen bescheiden großer Balkon bietet einer Vielfalt an Flora und Fauna Platz und ein bisschen Verrücktheit darf hier ebenfalls wachsen.«
Garten Eden
GÄRTNERTYPEN
Über die Auswertung der insgesamt
2.400 Fragebögen konnte das SINUS-Institut fünf generelle Gärtnertypen identifizieren:
überlassen die Gartengestaltung dem Profi
Wer mehr über die Studie wissen möchte, macht sich hier schlau:
https://www.lwg.bayern.de
gestalten und pflegen den Garten selbst
36 | 37 Magazin | 02 | Mensch GESTALTER DELEGIERER 25 % 12 %
29 % 16 %
NATURBEZOGENE
schätzen den engen Kontakt mit der Natur
18 %
NUTZGÄRTNER
setzen auf Nutzpflanzen für gesunde Ernährung
ENTSPANNUNGSORIENTIERTE
wollen sich im Garten erholen
CHARLOTT COBLER
Eine unumstößliche Verbindung
Jette, Lilo, Moritz, Feli
Auf der Spree | Köpenicker Straße | Berlin
PLANEN FÜR MENSCHEN
WISSENSWERTES
Der Mensch und seine Nutzung des öffentlichen Raums stehen im Mittelpunkt der Gestaltung zukünftiger Stadt- und Landschaftsräume.
Eine konsistente Einbeziehung aller Nutzer wird zum zentralen Kriterium unseres planerischen Handelns als Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten. Freiräume zu gestalten, heißt also, immer alle Menschen der Gesellschaft mit ihren spezifischen Bedürfnissen im Blick zu haben und insbesondere an die Menschen zu denken, die den besonderen Schutz unserer Gesellschaft verdient haben – die jungen, die alten und die Menschen mit Beeinträchtigungen.
Magazin | 02 | Mensch
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Pascal Posset, Landschaftsarchitekt, Mitglied der Geschäftsleitung, Uniola AG, Zürich
DER „GENDERMAINSTREAMPLAN“: WAS IST DAS EIGENTLICH?
INTERVIEW
Welchen Fokus nehmen Landschaftsarchitekten bei ihrer Planung ein?
Im Zentrum der öffentlichen Räume, die wir als Landschaftsarchitekt*innen schaffen, steht der Mensch selbst. Der Erfolg eines von uns geplanten Freiraums misst sich an seiner Bespielbarkeit und seiner Tauglichkeit für die Nutzenden. Grundvoraussetzung ist seine Massentauglichkeit. Die von uns geschaffenen Räume haben in allererster Linie diese Aufgabe zu ermöglichen. Um möglichst unterschiedliche Nutzungen zu implementieren, muss vor allem die Zugänglichkeit des Raums für alle gegeben sein. Eine gute räumliche Grunddisposition bildet die Grundlage für einen über die Zeit wandelbaren Nutzungskanon, der die Bedürfnisse aller Altersgruppen, Geschlechter und sozialen Gruppen aufzunehmen vermag. Im Zentrum stehen hierbei der Charakter und die Qualität des öffentlichen Raums. Sie bilden die Basis für seine Nutzbarkeit. Wie die genaue Bespielung aber aussehen
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kann, ist das Resultat eines gesellschaftlichen Diskurses. Das Nutzungsprogramm sollte keine Wunschliste sein, die versucht, allem und jedem gerecht zu werden, sondern vielmehr Ausdruck einer vorübergehenden Vereinbarung. Um dieses Ziel in unserer Arbeit gut erreichen, steuern und begleiten zu können, arbeiten wir schon bei der Entwicklung der von uns entworfenen Räume mit einem sogenannten „Gendermainstreamplan“. Dieser hilft uns, die vielfältigen Lebensrealitäten zukünftiger Nutzer*innen zu skizzieren und bereits im Entwurfsprozess zu berücksichtigen.
Was ist der „Gendermainstreamplan“ und wie kam es dazu?
Der „Gendermainstreamplan“ ist in seiner Grundstruktur das Ergebnis eines Forschungsprojekts des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (BBR) aus dem Jahre 2004. Er ist uns bei der Teilnahme an zwei landschaftsarchitektonischen Realisierungswettbewerben in Berlin (Parks auf dem Friedrichswerder, Freiraumgestaltung des ehemaligen ULAP-Geländes) im Jahre 2005 begegnet. Die beiden Verfahren wurden damals als Pilotprojekte
Rudolf-Bednar-Park Wien, Genderschema
zur Anwendung des Planungsinstrumenes „Gendermainstreamplan“ vom BBR ausgewählt. Seit dieser Zeit haben wir selbst den „Gendermainstreamplan“ weiterentwickelt und zu einem erfolgreichen Baustein im Rahmen unseres Entwurfsprozesses etablieren können. Vor allem bei der Konzeption des Rudolf-Bednar-Parks in Wien konnten wir die soziale Tauglichkeit dieser Planungsmethodik bis hin zum ausgeführten Bauwerk überprüfen.
Nach welchen Kriterien funktioniert der „Gendermainstreamplan“?
Ziel des „Gendermainstreamplans“ ist es, einen öffentlichen Raum als Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit zu betrachten. „Gender“ bedeutet soziales Geschlecht, wie es durch die jeweilige Gesellschaft und ihre Kultur geprägt wird. Als allgemeine Anforderungen an eine gendergerechte Planung sind die Gleichstellung der Geschlechter, Chancengleichheit und eine angemessene Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebensbedingungen anzusehen. Der zukünftige Raum sowie durch die räumliche Gestaltung transportierte Werte und Normen sollten so konzipiert sein, dass alle Geschlechter, Ethnien, Altersgruppen und Klassen einbezogen werden können. Im Zentrum stehen hierbei die unterschiedlichen Raumaneignungen der spezifischen Nutzungsansprüche unterschiedlicher Nutzer*innengruppen und Geschlechter. Der „Gendermainstreamplan“ hat zum Ziel, als schematische, räumliche Analyse aufzuzeigen, wo welche Raumnutzungen für die unterschiedlichen Nutzer*innengruppen vorgesehen sind, welche Raumwirkungen und Raumeignungen wo im Raum verankert sind und wie deren Bezüge untereinander zu verstehen sind. Mit dem Mittel des „Gendermainstreamplans“ kann die
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INTERVIEW
sozialräumliche Dynamik eines zukünftigen öffentlichen Raums überprüft und verbessert werden.
Welche räumlichen Kategorien sind als Grundstruktur für eine vielfältige Aneignung vorgesehen?
Hinsichtlich der räumlichen Grunddisposition werden im „Gendermainstreamplan“ vor allem die Aspekte der etablierten räumlichen Grenzen (Schwellenbereiche, Puffer) untersucht. Übergänge zwischen einzelnen Räumen sind oft bevorzugte, informelle Aufenthaltsorte für verschiedene Nutzer*innengruppen und bieten zumeist Schutz, kommen also einem Sicherheitsbedürfnis für vor allem schwächere Nutzer*innen entgegen (Kinder, Frauen). Ausschlaggebend ist außerdem die Analyse der Bewegungsräume und damit der Erschließungsgrundstruktur eines Raums (Wegebeziehungen).
Gendermainstreamplanung
Rudolf-Bednar-Park Wien, Ruheorte, (c) Hertha Hurnaus
Park Pfingstweid Zürich Genderschema, (c) Uniola AG
Diese wird nach unterschiedlichen Intensitäten unterschieden. Wo eine Durchwegung und damit eine Bewegung in einem zukünftigen öffentlichen Raum stattfindet, können zum Beispiel bestimmte Nutzungen eingeschränkt sein.
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Welche räumlichen Eigenschaften sind
Voraussetzungen für unterschiedliche Nutzungen?
Im „Gendermainstreamplan“ werden auch die räumlichen Eigenschaften zukünftiger öffentlicher Räume untersucht. Unterschiedliche Räume ziehen bestimmte Nutzungsarten nach sich. Hier geht es vor allem um die Differenzierung in Orte, die für den ruhigen Aufenthalt geeignet sind, und räumliche Teilbereiche, die eher raumgreifenden oder bewegungsintensiven Aktivitäten zugeordnet werden können. Die eher aktiven Nutzungen zugewiesenen Orte haben Aufforderungscharakter, zum Beispiel an Spiel und Sport oder andere intensivere Aktivitäten. Ein weiterer wichtiger Parameter ist hierbei die Bewertung der Lichtexposition der verschiedenen Räume, die in schattige, halbschattige und sonnige Bereiche kategorisiert werden können. Schattige räumliche Bereiche sind eher für den Aufenthalt geeignet, wohingegen sonnige Bereiche eher für aktive Aneignung und Bespielung verstanden werden können. Ziel ist ein ausgewogenes Gesamtbild, welches ein möglichst breites Nutzungsspektrum ermöglicht.
Wie lassen sich Nutzergruppen und deren sozialräumliche Dynamik überprüfen?
Nach der Analyse im Rahmen des „Gendermainstreamplans“ kann man den Entwurf des zukünftigen öffentlichen Raums hinsichtlich dieser Kriterien optimieren und verbessern. In einem weiteren Schritt wird nun überprüft, ob man eine möglichst große Bandbreite an unterschiedlichen Nutzergruppen in die entwickelte räumliche Grunddisposition aufnehmen kann. Diese Bandbreite kann je nach Ort variieren, reicht in der Regel aber von Kindern über jugendliche Erwachsene und ältere Menschen bis zu Familien (jeweils geschlechterbezogen).
Gendermainstreamplanung
Wie wurde der „Gendermainstreamplan“ im Projekt Rudolf-Bednar-Park Wien eingesetzt?
Bei der Entwicklung unseres Entwurfs für den Rudolf-Bednar-Park in Wien haben wir bereits in der Wettbewerbsphase den „Gendermainstreamplan“ als Planungsmittel angewendet. Hier konnten wir die verschiedenen Bereiche des Entwurfs hinsichtlich ihrer Erschließung (Wegebeziehungen), Blickbeziehungen, subjektives Sicherheitsgefühl, Lichtexposition und mögliche zukünftige Nutzer*innengruppen analysieren. Folgende Fragen haben uns bei der Entwurfsarbeit beschäftigt: Wie gut kann die zukünftige Anlage in ihr städtebauliches Umfeld integriert werden (Einbindung)?
Ist der Park auf kurzem Wege querbar, werden Hauptachsen der Umgebung aufgenommen und damit die Alltagswege der Anwohner*innen erleichtert?
Ist der zukünftige Park barrierefrei nutzbar?
Ist das Nutzungspotential des Raums für alle Nutzer*innengruppen geeignet? Stehen Räume, die eher für eine aktive Nutzung vorgesehen bleiben (z. B. Skaterpark), in einem ausgewogenen Verhältnis zu Teilbereichen des zukünftigen Parks, die eher dem Rückzug und damit den passiven Nutzungen gewidmet sind?
Solche Aspekte sind wichtige Fragestellungen bei der Etablierung einer gendergerechten Planungsvorstellung. Verschiedene Mittel und Orte wurden in das entwurfliche Grundgerüst eingearbeitet, um auf diese Fragen gute Antworten geben zu können. Einerseits ist zum Beispiel mit den Quartiersgärten ein tatsächlicher Ruhe- und Rückzugsraum entstanden. Andererseits fördert der Park mit seinem räumlichen Kontinuum und seiner ihm innewohnenden, räumlichen Offenheit ein breites Spektrum an aktiver Aneignung und kommt mit seiner transparenten Gestaltung dem subjektiven Sicherheitsgefühl vieler Nutzer*innen entgegen.
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INTERVIEW
Rudolf-Bednar-Park Wien, Spiel und Sportflächen. (c) Dieter Henkel
Im Zuge der Überarbeitung des Entwurfs und der weiteren Konkretisierung der Planung konnten wir das hohe Potenzial hinsichtlich der Nutzer*innenfreundlichkeit noch weiter verbessern. Ein Nutzungsangebot wurde im Park etabliert, welches für viele Gruppen im Sinne einer gendersensiblen Gestaltung zum Tragen kommt. Auf diesem Weg hat uns der „Gendermainstreamplan“ als Methode der sozialen Qualitätssicherung geholfen, einen vielfältigen und heute beliebten und rege genutzten Park im Stadtraum von Wien umzusetzen. Die Beliebtheit und Popularität des Stadtteilparks findet ihren Ausdruck in den über 1000 überwiegend sehr positiven Bewertungen (Durchschnitt 4,4 von 5), die der Rudof-Bednar-Park im Internet bekommen hat. Wir selbst sehen dies als einen sozialen Erfolg, der nicht zuletzt durch unsere Arbeit mit dem „Gendermainstreamplan“ ermöglicht worden ist.
Gendermainstreamplanung
Das wollen Wir!
• KLETTERBAUM
• SKATEPARK
• MATSCHSPIELPLATZ
• SEILBAHN
• PIRATENSCHIFF
• SPIELHÜTTE
• MOUNTAINBIKE-PARCOURS
• ABENTEUERWALD
• CHILL-ECKE
• BARFUSSPFAD
• BOLZPLATZ
• RIESENRUTSCHE
• BAUMHAUS
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KINDER IM FOKUS UND IHRE WÜNSCHE IM MITTELPUNKT
Das sind wir! Wir sind Maja, Ella, Peter und Amir. Wir besuchen die 4. Klasse einer Grundschule in Berlin-Prenzlauer Berg. Nicht nur im Sommer spielen wir am liebsten draußen. In unserem schönen, grünen Hortgarten gibt es eine riesige Kletterspinne. Hier treffen wir uns am liebsten.
Wenn ihr uns fragt, was wir uns am meisten wünschen, dann ist das viel Platz zum Spielen. Am besten mit einer Menge Grün drumherum.
Unsere Eltern finden es auch gut, wenn wir rausgehen. Dann hängen wir nicht so viel am Handy und es gibt weniger Stress zu Hause. Bitte denkt an uns Kinder und macht das möglich!
PLANSCHE BERLIN
PROJEKT
KINDERWUNDERLAND
Ein großes Segelschiff ist gekentert, nur Bug und Mast ragen aus den Wassermassen heraus. Ein Hai sperrt hungrig sein Maul auf. Ein Wal spritzt Wasser aus dem Atemloch. Delfine, Robben und Seehunde machen die Szenerie komplett.
Südwestlich des berühmten Spreeparks im Plänterwald liegt ein riesiges Kinderwunderland mit Tischtennisplatten, Schaukeln, Federwippen und Netzpyramiden sowie einem wundervollen Wasserspielplatz mit mehreren Wasserfontänen, Wasserspritzen, Wasserpilzen und Nebeldüsen. Die sogenannte „Plansche“ ist der perfekte Ort, um an warmen Sommertagen unter Schatten spendenden
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alten Bäumen kleine und große Kinder glücklich zu machen.
ABKÜHLEN IN DER PLANSCHE
Die „Plansche“ wurde in den 1950er-Jahren als Waldbad errichtet und war ursprünglich ein rundes Planschbecken mit einer Wassertiefe von 20 Zentimetern. An die Anfänge erinnern noch der historische Umriss des Hauptbeckens und einige der ursprünglich aufgestellten Steinfiguren. Damals wie heute ist die Hauptattraktion das Wasser. Im Schnitt 100 Tage im Jahr, zwischen Mai und September, kann man sich hier abkühlen. Mit der Neugestaltung und Modernisierung der Plansche durch das Berliner Büro der Uniola zwischen 2021 und 2022 für den Auftraggeber, das Bezirksamt Treptow-Köpenick, wurde die Plansche um viele Attraktionen erweitert.
SPASS IM OZEANSTRUDEL
Ein besonderes Highlight ist der „Ozeanstrudel“, ein geschlossener Kreis aus Wasserwänden, der Mut und Geschicklichkeit erfordert. Nur wer bereit ist, nass
zu werden, oder geduldig auf die sich öffnenden Zeitfenster wartet, kann die Fontäne im Zentrum erreichen und per Druck mit dem Fuß aktivieren. Von sanften Wasserdüsen, die den in Blautönen gehaltenen EPDM-Belag zieren, bis hin zu mächtigen Wasserfontänen, die bis zu zwei Meter in die Höhe schießen, bietet die Plansche für jedes Alter das richtige Maß an Spaß und Abkühlung.
Eine unumstößliche Verbindung
Mortimer und Philippa
Charlottenburg | Berlin
CHARLOTT COBLER
WEITER GEDACHT
GENDERMAINSTREAMPLANUNG AUS SICHT DER LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
Attraktive Freiräume sind Alleskönner. Sie sprechen die Bedürfnisse aller Menschen an. Sie fördern die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ebenso wie das Wohlbefinden älterer oder beeinträchtigter Menschen. Die Herausforderungen für die Landschaftsarchitektur sind folgende:
FREIRÄUME FÜR ÄLTERE MENSCHEN UND DEMENZKRANKE GESTALTEN
Das Leben im Alter stellt viele Menschen vor besondere Herausforderungen, insbesondere wenn Krankheiten wie Demenz eine Rolle spielen. Eine wohlüberlegte Gestaltung der Umgebung und der umgebenden Freiräume trägt signifikant zur Lebensqualität älterer Menschen bei. Dabei ist es wichtig, die Bedürfnisse und Fähigkeiten der älteren Bewohner in den Mittelpunkt zu stellen und die Umgebung als integralen Bestandteil des täglichen Lebens zu verstehen.
— Sicherheit und Orientierung
Klare Wegeführungen, gut beleuchtete und barrierefreie Pfade sind essenziell, um Stürze und Verletzungen zu vermeiden. Für Demenzpatienten ist es zudem wichtig, dass die Umgebung leicht navigierbar ist.
Pflanzt Bäume Gendermainstreamplanung
1.
Landmarken wie markante Bäume oder farblich abgesetzte Beete können dabei helfen, Orientierung zu bieten.
— Natur- und Sinneserfahrungen
Pflanzen, Wasser und Tiere haben positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Ein vielfältiger Garten mit unterschiedlichen Pflanzenarten, Farben und Düften kann die Sinne anregen und zur Entspannung beitragen. Für Menschen mit Demenz können solche Sinneserfahrungen Erinnerungen wecken und das Wohlbefinden steigern.
— Aktivität und Sozialisation
Eine ansprechend gestaltete Umgebung kann dazu beitragen, Aktivität und soziale Interaktion zu fördern und individuelle Bedürfnisse zu erfüllen. Gemeinschaftsgärten, in denen ältere Menschen selbst Hand anlegen können, bieten die Möglichkeit zur körperlichen Betätigung und zum sozialen Austausch. Sitzgelegenheiten im Freien laden zum Verweilen und zum Gespräch mit anderen ein und unterstützen die soziale Integration. Besonders wichtig: keine Zäune, denn die Nachbarschaft soll den Garten mitnutzen dürfen. So entstehen zufällige Kontakte und das Alterszentrum wird zum integralen Bestandteil der umliegenden Siedlung.
Aufgabe, bei der die Perspektive junger Menschen einzubeziehen ist, um den Dialog zwischen den Generationen und die Qualität der Projekte zu fördern.
— Sicherheit, Ordnung, Barrierefreiheit Nur ein sicherer, aufgeräumter, gefahrenfreier Spielplatz ist ein Ort, an dem Kinder unbeschadet spielen können. Erreicht wird dies durch die Verwendung von ungiftigen Materialien, die Schaffung von übersichtlichen Spielbereichen, die Vermeidung von Verletzungsgefahren und die Gewährleistung der Barrierefreiheit, damit alle Kinder, einschließlich jener mit körperlichen Einschränkungen, die Freiräume nutzen können. Freiraume fördern das Sicherheitsgefühl durch Einsehbarkeit, gute Lichtverhältnisse, klare Orientierung oder auch Begrenzungen und ein zielgruppenspezifisches Nutzungsangebot. Freiräume müssen fachgerecht gepflegt und dauerhaft sauber gehalten und zum Beispiel von Müll oder Glasscherben befreit werden.
— Naturerfahrung, Nachhaltigkeit, Mikroklima
FREIRÄUME FÜR KINDER UND JUGENDLICHE GESTALTEN
Kindgerecht gestaltete Freiräume unterstützen die physische, emotionale und soziale Entwicklung von Kindern. Ihre Gestaltung ist eine gesamtgesellschaftliche
Kontakt mit der Natur ist für die Entwicklung von Kindern gerade in der Stadt essenziell. Natürliche Elemente wie Wasser, Sand, Pflanzen, Büsche und Bäume regen die Sinne von Kindern an und fördern das kreative Spiel. Eine besondere Atmosphäre entsteht zum Beispiel durch Blumenwiesen, Wildhecken und Obstbäume und den bewussten Umgang mit lokalen Gegebenheiten wie etwa der Topografie, der Aussicht oder mit vorhandenen Gewässern. So fördern Freiräume insgesamt das gesundheitliche Wohlbefinden und Mikroklima durch unversiegelte Flächen, Grün oder Wasser. Wer Freiräume für Kinder nachhaltig plant, trägt zudem dazu bei, Kindern die Bedeutung des Umweltschutzes nahezubringen.
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2.
WEITER GEDACHT
— Beteiligung, Teilhabe, Förderung
Freiräume sind zugänglich für alle. Sie ermöglichen ein soziales Zusammenleben an einem konsumfreien Ort. Ihre Gestaltung soll die Bildung von Gemeinschaft fördern, indem Orte für gemeinsame Aktivitäten und soziale Interaktion zwischen Kindern und Familien entstehen. Neben dem Spiel sollen Freiräume auch Lernmöglichkeiten bieten. Das kann durch die Integration von Lehrpfaden, interaktiven Elementen oder Themengärten geschehen, die Wissen über Umwelt, Nachhaltigkeit und Kultur vermitteln. Um kindgerechte Freiräume zu schaffen, ist es wichtig, Kinder in den Planungsprozess einzubeziehen. Ihre Wünsche und Bedürfnisse können wertvolle Einblicke geben und die Gestaltung maßgeblich und nachhaltig beeinflussen. 3.
FREIRÄUME FÜR
MENSCHEN MIT BEEINTRÄCHTIGUNGEN GESTALTEN
Die Gewährleistung von Barrierefreiheit und Teilhabe im Kontext von Freiraum-, Stadtund Landschaftsplanung trägt zur Einhaltung gleich mehrerer Nachhaltigkeitsziele der UN bei. Zugängliche und einladende öffentliche Räume für Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen haben folgende Merkmale:
— Barrierefreiheit
Orte sind zugänglich und erreichbar, u. a. durch breite Wege, Rampen anstelle von Stufen, praktische Türöffner, barrierefreie Toiletten und ausreichende Sitzgelegenheiten, taktile Leitsysteme für Sehbehinderte, Parkplätze für Menschen mit Behinderungen, die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel.
— Inklusion
Ruhezonen bieten Schutz vor Überstimulation und ermöglichen gleichzeitig die soziale Interaktion. Spielgeräte sind für Kinder mit Behinderungen geeignet.
— Sicherheit
Materialien und Konstruktionen stellen keine Gefahr für Benutzer mit besonderen Bedürfnissen dar. Schattige Plätze und Unterstände bieten Schutz vor Sonne und Regen.
— Partizipation
Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sowie ihre Betreuer und Familien sind an der Planungsphase beteiligt, ihre spezifischen Bedürfnisse und Wünsche werden berücksichtigt.
— Multisensorik
Elemente, die verschiedene Sinne ansprechen, wie duftende Pflanzen, Klangspiele oder Wasserfeatures, wirken stimulierend oder beruhigend.
— Anpassungsfähigkeit
Räume sind flexibel und passen sich an die sich verändernden Bedürfnisse und Anforderungen von Menschen mit Behinderungen an.
Gendermainstreamplanung
FREIRAUM IM ALTER
DAHEIM IM ALTERSZENTRUM
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Liebe Junge und Junggebliebene, wenn man wie ich über 80 Lebensjahre zählt, darf man mit Recht behaupten, fast ein ganzes Jahrhundert lang auf der Welt zu sein. Meine auf Erden geschenkte Zeit habe ich gut genutzt. Ich habe eine Familie gegründet, Kinder und Enkelkinder aufwachsen sehen, bin viel gereist und durfte als Autorin viele Menschen mit meinen Büchern glücklich machen.
Nun lebe ich seit einigen Jahren in einem Alterszentrum – eine bewusste, gut überlegte Entscheidung, denn in meinem Alter sehne ich mich nach einem Ort, der Sicherheit und Wärme ausstrahlt, einem Zuhause, das sowohl meinen körperlichen als auch meinen seelischen Bedürfnissen gerecht wird. Im Herzen noch jung, sind meine Schritte langsamer; jeder Bewegung wohnt eine gewisse Vorsicht inne. Meine Welt ist kleiner geworden, aber nicht weniger schön.
Mein Zuhause überrascht: Ein parkähnlicher Garten erfreut mit sorgfältig ausgewählten Bäumen und Pflanzen die Augen. Der Duft ihrer Blüten belebt die Sinne. Die angelegten Wege und Pfade sind sicher und leicht begehbar, auch für diejenigen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Die vielen schattigen Ruheplätze sind mir die liebsten Orte des Zusammentreffens. Hier tauschen wir uns gerne aus, denn soziale Interaktion ist in unserem Alter von unschätzbarem Wert.
Den Architekten, Landschaftsplanern und Stadtgestaltern unter Ihnen möchte ich zurufen: Bitte vergessen Sie nicht die Wertschätzung für das Alter in Ihrer Planung. Wir, die ältere Generation, haben den Wunsch, dass unsere Bedürfnisse in unserer besonderen Lebenssituation geachtet werden. Gestalten Sie Umgebungen, die diesen Bedürfnissen gerecht werden und Respekt und Anerkennung für unser Lebenswerk zeigen. Gelingt Ihnen diese Herausforderung, erlauben Sie uns, dass wir die uns verbleibende Zeit mit einer tiefen Wertschätzung genießen können. Dann sind wir dankbar für jeden Moment, den wir erlebt haben, und für jeden, der noch kommt.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Ursula
ALTERSZENTRUM IM GEEREN, SEUZACH, SCHWEIZ
PROJEKT
BEDÜRFNISORIENTIERTE FREIRAUMPLANUNG
Das Alterszentrum im Geeren liegt in einer großen Parkanlage, die im Zuge der Erweiterung des Zentrums durch die Uniola AG Zürich neugestaltet sowie mit dem Rösslipark und dem Chrebsbach verknüpft wurde. Im alters- und behindertengerecht modellierten Gelände sind
Alterszentrum im Geeren, Seuzach, Altersgerechtes Wegenetz mit Staudenbeeten
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heute die bestehende Wegeführung sowie der Baumbestand trotz der Erweiterungsmaßnahmen größtenteils erhalten geblieben. Die punktuellen Fällungen wurden gemäß einem neuen Pflanzkonzept durch Neupflanzungen ersetzt. Der mit blühenden Staudenrabatten, aufgeasteten Blütensträuchern in Töpfen und Sitzmöglichkeiten ausgestaltete Eingangsbereich dient als repräsentativer Ankunftsort. Die anliegenden Parkplätze wurden durch eine Hecke räumlich vom Eingangsbereich getrennt. Ein altersgerechtes Wegenetz führt von dort aus zwischen Baumbestand und Staudenbeeten durch den Park. Die Staudenmischung zeichnet sich durch schöne Wüchsigkeit, Robustheit und Klarheit aus. Ganzjährig blühen Blumen.
GARTEN FÜR DEMENZKRANKE
Der neue, auf der Südseite gelegene Dementengarten mit seinen Hochbeeten ist eine von Blüten umgebene, lauschige Oase inmitten der Parkanlage. Er überzeugt mit seiner artenreichen Auswahl an Gehölzen und Stauden. Farben, Düfte und Formen der Pflanzen regen unterschiedliche Sinne an. Die Beete verleihen dem Raum Struktur und sind so angeordnet, dass der ganze Garten gut zugänglich ist. Ein Geländer bietet eine Hilfe zur Wegeführung.
Der Zweckverband Alterszentrum im Geeren ist der Bauherr des Projekts. Projektpartner ist Bob Gysin Partner. Das Projekt wurde von 2016 bis 2022 auf einer Gesamtfläche von 9.000 m2 realisiert.
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PFLEGEZENTRUM MATTENHOF, ZÜRICH, SCHWEIZ
PROJEKT
INTEGRATIVE FREIRAUMPLANUNG
Im Rahmen der Erweiterung und Instandsetzung des städtischen Pflegezentrums Mattenhof aus dem Jahre 1975 erhielt die Uniola AG Zürich den Auftrag, den bestehenden, parkartigen Garten zu erneuern, aufzuwerten und an die aktuellen Bedürfnisse seiner Nutzer anzupassen. Bei der Gestaltung wurde viel Wert auf die Integration des Pflegezentrums in das Stadtquartier gelegt und auf einen Zaun um das Gelände bewusst verzichtet. Der Garten soll und darf durch die Mitnutzung der Anwohner belebt werden
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und so einen Austausch mit den Bewohnern des Pflegezentrums ermöglichen. Der im Schatten bestehender Fichten gelegene Spielplatz und das in einem Blütenhain befindliche Tiergehege locken Kinder und Familien an. Eine OutdoorFitness-Anlage animiert inmitten eines Hains aus Kornelkirschen und in unmittelbarer Nähe zur Therapieabteilung zu sportlichen Aktivitäten. Der Rundweg inspiriert zu einem abwechslungsreichen Abendspaziergang, während die Sitzbänke zum Lesen eines Buchs im Schatten der Bäume einladen.
NATURERLEBNIS UND GARTEN FÜR DEMENZKRANKE
Ein abwechslungsreicher Rundweg verbindet die Sitzplätze im Schatten vorhan-
dener oder neu geschaffener Baumhaine. Unter den Schnurbäumen am Hauptzugang liegt ein Sitzplatz an einem Wasserbecken und einem Pflanztrog mit Wechselbepflanzung. Im Südwesten befindet sich ein Rosengarten mit Säuleneichen. Bei den vorhandenen Lärchen im Osten lädt ein großer Aufenthaltsbereich zum Verweilen ein. Mittendrin befindet sich der weglaufgeschützte, mit blühenden Stauden bepflanzte Garten der Dementenabteilung.
Der Bauherr des Projekts ist das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich. Projektpartner ist die Metron Architektur AG, Brugg. Das Projekt wurde von 2005 bis 2011 auf einer Fläche von 24.000 m2 realisiert.
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ALTERS- UND PFLEGEZENTRUM LETZ, NÄFELS, SCHWEIZ
PROJEKT
HOCHWERTIGE PARKGESTALTUNG
Die Umgebung des Altersheims Letz wurde durch die Uniola AG Zürich als ein stark durchwegter, zusammenhängender Park konzipiert. Die durchgängigen Wege des Parks bieten den Bewohnern des Altersheims eine große Vielfalt an möglichen Rundwegen. Sie erhielten einen eigenständigen und hochwertigen Hartbelag, der sich von den Zufahrtsstraßen abhebt und zugleich die Zugänge markiert. Große Parkbäume wie Linden, Hainbuchen, Eichen und Bergahorne sowie vertraute Blütensträucher prägen den Freiraum. Höhepunkte wie ein Brunnen oder ein Kleintiergehege werden mit schmucken Staudenrabatten hervorgehoben.
GARTEN FÜR DEMENZKRANKE
Der bestehende Dementengarten beim Haus Mürtschen wurde in den geplanten Park integriert und steht zukünftig allen Bewohnern zur Verfügung. Rund um den Dementengarten entstand ein neuer Obstgarten mit verschiedenen Bäumen und Sträuchern mit essbaren Früchten.
Der Bauherr des Projekts ist das Alters- und Pflegeheim Glarus Nord. Projektpartner ist Bob Gysin. Das Projekt wurde von 2017 bis 2023 auf einer Fläche von 6.320 m2 realisiert.
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Gendermainstreamplanung
Vielen Menschen in unserer Gesellschaft sieht man ihre Beeinträchtigung nicht an.
Das ist Karl. Er ist Autist. Für ihn müssen Freiräume besondere Bedingungen erfüllen, damit er sich wohlfühlt.
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FREIRAUM UND INKLUSION
Freiräume, die sensorische Überlastungen berücksichtigen und ruhige, vorhersehbare Umgebungen bieten, sind der ideale Zufluchtsort für gestresste Stadtbewohner und Menschen mit einem besonderen Ruhebedürfnis. Bei der Planung von Freiräumen liegt es in der Verantwortung von Landschaftsarchitekten, sich mit den Bedürfnissen von Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen auseinanderzusetzen und an einer insgesamt inklusiveren und verständnisvolleren Welt mitzuwirken.
Svetlana Bitsulya, M.Sc. für Landschaftsarchitektur, Uniola AG, Berlin, empfiehlt in ihrer Masterarbeit „Gestalterische Maßnahmen für die proaktive Freiraumnutzung durch Menschen mit Störungen des Autismus-Spektrums“ eine direkte Beteiligung von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen bei der Planung und Umsetzung von Freiraumprojekten.
In einer inklusiven Gesellschaft existiert ein Versuch der Definition von „Normalität“ erst gar nicht. Egal ob Du oder Ich, behinderte Menschen, kranke Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und ältere Menschen – jeder ist ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft und als ihr vollwertiges Mitglied anzusehen.
Leider gibt es trotz der intensiven Aufmerksamkeit auf die Umsetzung der Inklusion in allen Bereichen und die Schaffung einer barrierefreien Umwelt im Bereich der Architektur und Landschaftsarchitektur immer noch Gruppen von Menschen, die nicht vollständig in den städtischen Alltag einbezogen werden können. Dies betrifft insbesondere Menschen mit kognitiven oder intellektuellen Behinderungen, einschließlich der Menschen mit Autismus.
Autismus-freundliche, barrierefreie Räume bieten sowohl für die Menschen im Autismus-Spektrum als auch für neurotypische Menschen die Chance zu einem Paradigmenwechsel, indem statt der üblicherweise im Vordergrund stehenden defizitbetonten gesellschaftlichen Denkmuster eine stärkeorientierte Perspektive eingenommen wird.
Ein offener Dialog zwischen Menschen mit Autismus und anderen Beeinträchtigungen, Organisationen und Behörden, die Auseinandersetzung mit weltweiten Forschungen, interdisziplinäre Forschung und die Schaffung von Instrumenten zur Anpassung der Landschaft an die spezifischen Bedürfnisse tragen nicht nur zur Erleichterung des Alltags dieser Menschen bei, sondern sind auch ein Schritt in Richtung einer besser entwickelten und humanen Gesellschaft.
Gendermainstreamplanung
CHARLOTT COBLER
Eine unumstößliche Verbindung
Jamila und Mara Rieselfeld | Berlin
Mensch
Planen mit Menschen
P IN K
B R AU N
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B
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PH O SPH O R FU N G I K AL ZIUM W Ü RM ER BAKTERIEN MYKORRHIZEN + + + + + + + +
FAUNA FLORA
STICKSTO FF
„Vier-Farben-Modell“ Uniola AG
DER MENSCH IM MITTELPUNKT
FÜR BIOKLIMATISCHES WOHLBEFINDEN
INTERVIEW
Annika Sailer, Gesellschafterin und Standortleiterin der Uniola AG in München, plant bevorzugt öffentliche Räume mit hoher Aufenthaltsqualität.
Prof. Silvia Benedito, Expertin für Klimaanpassung und Stadtplanerin der Uniola AG in München, engagiert sich für die Reduktion von thermalem Stress.
Prof. Silvio Benedito:
Was kann die Landschaftsarchitektur für die Menschen leisten?
Landschaftsarchitektur ist die disziplinäre Interaktion zwischen Mensch und Natur. Als Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten choreografieren wir diese Interaktion. Zum einen sind wir dabei Gestalter und Designer neu geschaffener Freiräume, zum anderen gleichzeitig auch Bewahrer und Beschützer des natürlichen Ökosystems.
Annika Sailer:
Annika Sailer:
Alles, was wir als Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten gestalten, hat direkt mit Menschen zu tun, denn Menschen nutzen unsere Freiräume, sie sind darin mobil, halten sich dort auf oder erholen sich in ihnen. Wir gestalten Freiräume nicht zum Selbstzweck, sondern immer mit Bedacht auf die Nutzerinnen und Nutzer, denn die Gestalt des Freiraums wirkt sich unmittelbar auf ihr Wohlbefinden aus. Freiraum und Mensch gehören ganz einfach zusammen.
Was unterscheidet die Landschaftsarchitektur im urbanen vom ruralen Raum?
Wenn wir Freiräume in der Stadt planen, sorgen wir dafür, das Grün in den urbanen Raum hineinzubringen und vorhandenes Grün zu erhalten. Planen wir für rurale Gebiete, wollen wir das vorhandene Grün besser nutzbar machen, aber gleichzeitig die natürlichen Ressourcen erhalten und schützen. Zum Beispiel muss das Mountainbiken in den Alpen in naturverträglichen Bahnen bleiben – so machen wir es nutzbar, ohne die Natur zu (zer-)stören. Ein Großteil unserer Arbeit umfasst Projekte für den Stadtraum, denn hier ist der Druck, Naturerfahrung und Erholungswert durch Grün in die Stadt zu bringen, besonders hoch. Auf der
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INTERVIEW
Prof. Silvia Benedito:
„Vier-Farben-Modell“ Freiraumplanung
regionalen Ebene geht es eher um großmaßstäbliche Planungen für einen ganzen Landschaftsraum oder zum Beispiel um die Renaturierung ganzer Wassersysteme.
Ich liebe diese Frage, denn sie zeigt, wie oft wir zwischen „Urban Planning“ und „Regionalplanung“ für den ruralen Raum trennen, obwohl insbesondere mit Blick auf klimatische Wechselwirkungen zwischen urbanem und ruralem Klima beide Bereiche eng miteinander verknüpft sind. Der Druck, den der Klimawandel heute auf unsere Gesellschaft ausübt, zwingt uns, beides als „metabolische“ Einheit in territorialer Symbiose (klimatisch, produktiv, sozial, ökologisch usw.) zu betrachten, um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Dies kann beispielsweise in Themen wie „Urban Farming“ oder in der Priorisierung des Zugangs zu regional produzierten Lebensmitteln kontextualisiert werden.
Mittelpunkt
Der Mensch im
Prof. Silvia Benedito:
Das Thema des Kaufs von Lebensmitteln, die in einem kurzen Umkreis (lokal statt global) produziert werden, hilft uns, die großstädtische Ebene zusammenzubringen und das „Städtische“ mit dem „Ländlichen“ zu verschmelzen.
Wieviel Natur in der Stadt ist möglich?
Grundsätzlich gilt: Die Stadt selbst ist ein Ökosystem und für viele Tiere und Pflanzen sogar ein neuer Lebensraum. Deswegen ist es unsere vordergründige Aufgabe, das „Ökosystem Stadt“ als Ganzes zu fördern und zu schützen, und zwar nicht nur als Habitat für uns Menschen, sondern optimiert für alle Lebewesen.
Platz im urbanen Raum ist begrenzt. Deshalb brauchen wir intelligente Lösungen, wenn wir mehr Natur in die Stadt bringen wollen. Eine Möglichkeit ist meines
Erachtens die Umwidmung von „marginalen“ Verkehrsflächen zugunsten von mehr Grünflächen mit positiven Klimaeffekten. Wenn Straßen, Verkehrsknotenpunkte, Kreisverkehre und Parkplätze in klimaresistente Orte umgewandelt werden, wird das „städtische Ökosystem“ als Ganzes ein Gewinner sein.
Annika Sailer:
Wenn wir den Autoverkehr in der Stadt verringern wollen, müssen wir die Mobilität für Fußgänger und Radfahrer angenehmer gestalten. Wenn wir klimafreundlich sein wollen, müssen wir kreativ werden und auch kleinste Rückzugsorte und Bausteine mit Erholungsqualität in Höfen und auf Dächern schaffen, Flächen und ehemalige Friedhöfe zu Grünflächen umwidmen und dadurch für mehr bioklimatisches Wohlbefinden sorgen.
76 | 77 BL AU PINK Magazin | 02 | Mensch
Annika Sailer:
INTERVIEW
Prof. Silvia Benedito:
Annika Sailer:
Wie lässt sich das „bioklimatische Wohlbefinden“ ganzheitlich optimieren? Für die klimaresiliente und nachhaltig intelligente Freiraumplanung haben wir ein „Vier-Farben-Modell“ entwickelt. Die vier Farben symbolisieren die vier entscheidenden Faktoren, die wir in jedem Projekt berücksichtigen: Pink steht für „thermalen Stress“. Braun steht für „Bodengesundheit“. Blau steht für „Wassermanagement“. Grün steht für „Grünflächen, Flora und Fauna“.
Gängig ist aktuell, die blau-grüne Infrastruktur zu betrachten, doch für uns ist eine Planung ohne „Braun“ und „Pink“ undenkbar. Dies ist eine Methode, um ganzheitlich über „Design with Climate“ in einer mehrschichtigen Strategie nachzudenken.
Zusätzlich ergänzen wir unser „Vier-Farben-Modell“ mit dem Ansatz der Gendermainstreamplanung für eine inklusive, gendergerechte Gestaltung. Wir schauen uns immer an, wer die Menschen sind, für die wir planen. Unsere Arbeit als Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten ist davon bestimmt, dass wir für Klimagerechtigkeit und für soziale Gerechtigkeit gleichermaßen Sorge tragen.
Mensch im Mittelpunkt BRAUN GR ÜN
Der
CHARLOTT COBLER
Eine unumstößliche Verbindung
Leo und Laura Schlossstraße | Berlin
PARK AN DER POINTE DE LA JONCTION
PROJEKT
ERSTELLUNG
EINES LEITBILDS IN EINEM
PARTIZIPATIVEN PROZESS
Durch den spektakulären Zusammenfluss von Rhone und Arve ist Genf um ein Naturschauspiel reicher. Das milchig weiße Wasser der Arve trifft auf das tiefblaue Wasser der Rhone. Das Dreieck aus Land,
welches am Treffpunkt beider Flüsse besteht, kennen die Bürger von Genf als Pointe de la Jonction. An sonnigen Tagen kommen schon lange die Menschen zum Baden und Faulenzen hierher. Mutige Schwimmer lassen sich entlang des Ufers über mehrere hundert Meter in der Rhone treiben. Wer mag, kann entlang eines öffentlichen Uferwegs bis an die Spitze wandern und den beiden Flüssen beim Verschmelzen zuschauen.
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Obwohl ein Großteil der einst überschwemmungsgefährdeten und später aufgeschütteten Fläche, die Pointe de la Jonction, noch bis Ende 2020 als Stellplatz für Busse diente, gehen die ersten Bestrebungen einer Neudefinition dieses Ortes bis auf das Jahr 2016 zurück. Damals hatte eine Bürgerinitiative, die im „Forum Pointe de la Jonction“ organisiert war, eine Petition ins Leben gerufen, nach der dieser Potenzialort neu definiert werden sollte.
Ab 2017 wurde das Projekt durch das Kollektiv AIDEC (Begleitung der Konzertierung) unterstützt. 2019 formierte sich ein multidisziplinäres Team bestehend aus Leopold Banchini Architects, Berthet & Post (Veranstaltungsberater), Hydrique Ingénieurs (Wasserbauingenieure), BATJ (Akustik) und der Uniola AG (Landschaftsarchitekten), um auf die Ausschreibung
„Étude et aménagement d’un parc à la pointe de la Jonction“ des Bau- und Planungsdepartements der Stadt Genf zu reagieren. In der Ausschreibung wurde das Ziel eines partizipativen Ansatzes bei der Neugestaltung klar definiert:
„In Co-Konzeption und Co-Konstruktion mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Nutzerinnen und Nutzern des Geländes“ sollten Nutzerbedürfnisse erkundet und in die Planung einbezogen, eine aktive Beteiligung der Bürger durch partizipative Workshops und mittels Co-Design und Co-Kreation gefördert, ein Leitbild erstellt und verschiedene Gestaltungsvorschläge getestet werden.
Nachdem der letzte Bus den Ort verlassen hatte, blieben die einstigen Hallen der 6.000 m² großen, überdachten und zugleich betonierten Busdepotfläche zurück. Nach den Bussen kamen die Bürger. Sie eroberten die brachliegende Fläche und gaben ihr eine parkähnliche Nutzung.
Gleichzeitig startete das Projektteam die aktive Bürgerbeteiligung mit einem durchweg partiziven Ansatz.
DER PARTIZIPATIVE ANSATZ
Das Angebot des beauftragten Teams enthielt zwei methodische Komponenten, die die Organisation des partizipativen Prozesses leiteten. Der erste Ansatz bestand aus einer Reihe von konzeptuellen Prinzipien wie der offenen Baustelle, der gemeinsamen Definition der kulturellen Programme und Veranstaltungen, der Achtung des bestehenden Ökosystems, der Energieautonomie und der Verpflichtung zur Aleth de Crécy, Teamleiterin Landschaftsarchitektin DESAJ (F), Uniola AG Genf, Projektleiterin, begleitet den gesamten Partizipationsprozess des Projekts Parc de la Jonction.
Nachhaltigkeit. Der zweite Ansatz umfasste eine Reihe von strukturierenden Gestaltungselementen, insbesondere dem urbanen Deck, einer Agora und einem renaturierten Ufer.
Das Ziel der partizipativen Phase bestand darin, die Gestaltungsentscheidungen, die sich im Laufe der Bürgerbeteiligung herauskristallisiert hatten, in einem Leitbild zu formalisieren.
Diese partizipative Phase, die zwischen Mai und September 2021 stattfand, zielte darauf ab, die Arbeitsprinzipien und strukturierenden Elemente, wie sie im Angebot vorgestellt wurden, zu testen, verschiedene Nutzungen der zukünftigen Parkflächen zu erproben und die Visionen der Nutzer in einer inklusiven Darstellung des städtischen Projekts zu sammeln, um zu einem Leitbild zu gelangen, das sich aus der Vielfalt der Sichtweisen ergibt und den Herausforderungen des Standorts bestmöglich gerecht wird.
DER WERKZEUGKASTEN
DER PARTIZIPATION
Zur Durchführung der Konzertierung wurden verschiedene Arbeitsmittel eingesetzt, die es ermöglichten, die zahlreichen Visionen der Nutzer zu sammeln und zu einem Leitbild zusammenzustellen. Der Werkzeugkasten umfasste:
• Die Gazetten, ein Instrument der bürgernahen Kommunikation, der
Datensammlung und des Dialogs. Die ersten drei Gazetten behandelten die erforschten Themen und kündigten das Programm der Beteiligungstage an. In der vierten Gazette wurde das endgültige Leitbild nach der Konsultation vorgestellt.
• Die partizipativen Tage boten die Möglichkeit, spezifische Aspekte des Parkprojekts zu erkunden und zu vertiefen. Jeder Tag bot Workshops und einen Vortrag in Bezug auf das jeweilige Thema sowie eine gemeinsame Arbeit am Modell. Der letzte Tag bot außerdem die Möglichkeit, den ersten Entwurf des Leitbilds in einer kollektiven und partizipativen Diskussionsrunde vorzustellen, zu testen und zu verändern.
• Die Sprechstunden im vor Ort eingerichteten Projekthaus, um am Ort gelebte Erfahrungen zu sammeln, sich in ein Netzwerk von Akteuren einzufügen, Begegnungen zu schaffen, die Nutzung und den Bau vor Ort zu testen, Bürgerinitiativen zu begleiten, eine Governance-Struktur aufzubauen und eine ständige Verbindung mit dem Beauftragtenteam zu halten.
• Das Modell im Maßstab 1:100 hat sich als wirksames Instrument zur Verräumlichung und zur kollektiven Entscheidungsfindung durchgesetzt. Am Ende eines jeden Tages dokumentierten wir den Zustand des Modells und entwickelten es in Bezug auf das
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PROJEKT Park an der Pointe de la Jonction
Thema des nächsten Tages weiter, wobei wir uns auf das Modell stützten, wie es beim vorherigen Mal entstanden war.
Die Geschichte des Parc an der Pointe de la Jonction ist eng mit den informellen Nutzungen verbunden, die sich dort im Laufe der Zeit durchgesetzt haben. Zusätzlich wurde der Ort maßgeblich durch die Bürgerbeteiligung in seinen Konturen geprägt. Der Prozess, der zur Erstellung des Leitbilds führte, ist die Fortsetzung dieser Bürgerdynamik.
DIE UMSETZUNG DER PARTIZIPATION
Nachdem in der Vorstudienphase von 2019 bis 2022 die Wünsche der Bürgerschaft gesammelt wurden, starteten ab 2023 die Vorbereitungen für die ab 2026 beginnende Bauphase. Schon jetzt ist sicher, dass das 1,5 ha große Gelände künftig verschie -
dene Nutzungen vereint: Ein langer Steg entlang der Rhone wird Schwimmer und Sonnenanbeter willkommen heißen. Kinder planschen bald sorglos im kühlen Nass der „Petite Rhône“, die als künstlich angelegter Mini-Fluss durch den Park fließt. Urban-Gardening-Flächen bieten Platz, um den eigenen „grünen Daumen“ zu testen. Die auf ein Viertel der ursprünglichen Fläche reduzierte Überdachung bietet Schutz vor Sonne und Regen und lässt Raum für einen vielfältigen Nutzungsmix und eine Aneignung durch die Bewohner. Die Dynamik aus Partizipation und bürgerschaftlichem Engagement prägt die Zukunft des Parks an der Pointe de la Jonction, einem Ort, dem das „Panta Rhei“ des fließenden Wassers und des beständigen Werdens immanent ist.
Partizipation
Urban Gardening
GÄRTNERN FÜR ALLE
Gemeinsames Gärtnern schafft soziale Bindungen. Inmitten der Stadt dürfen interessierte Anwohner ihren „grünen Daumen“ testen. Die Stadt Genf ermöglicht dem eigens gegründeten Gartenverein die Nutzung des öffentlichen Raums. Im Gegenzug garantiert der Verein, dass die ausgewiesene Parzelle allen offen steht.
Die Pflege und Entwicklung der Gärten erfolgt durch die Mitglieder des Gartenvereins. Die Voraussetzungen für das Gärtnern wurden durch Landschaftsarchitekten geschaffen, die für guten Boden, eine Wasserversorgung durch den Kanal der „Petite Arve“ sowie ein Gartenhaus gesorgt haben.
84 | 85 Magazin | 02 | Mensch
Partizipation
Community Canteen
GEMEINSAM ERNTEN UND KOCHEN
Ziel der „Gemeinschaftskantine“ war es, den Gemeinschaftsgeist zu fördern und Momente des sozialen und festlichen Austauschs zu schaffen. Dazu wurde eine gemeinsame Mahlzeit aus den vor Ort angebauten und geernteten Pflanzen und Lebensmitteln aus dem Supermarkt zubereitet. Jeder, der wollte, konnte „Hand anlegen“. Ein eigens eingeladener Chefkoch unterstützte das Projekt.
86 | 87 Magazin | 02 | Mensch
KOLLABORATIV PLANEN
Um die Grundprinzipien und möglichen Nutzungs szenarien des zukünftigen Parks zu definieren, arbeiteten die Workshop-Teilnehmer während der partizipativen Phase am großen Modell des Geländes. Neben anderen Maßnahmen wie den Gazetten und Events wurde das Modell des künftigen Parks zu einem wertvollen Baustein der kollaborativen Planung.
Creative Workshop
Partizipation
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Public Spa
ÖFFENTLICHES BADEN
Das öffentliche Baden in der Rhone im Sommer gilt als beliebte Freizeitaktivität. Testweise sollte mit den „Bains Publics“ auch das Baden im Winter erprobt werden. Das Künstlerkollektiv Dakota schuf unter der Überdachung mehrere Stationen für ein geselliges und besonderes Wasser- und Spa-Vergnügen.
Partizipation
PARTIZIPATION
INTERVIEW
Prof. Regine Keller, Professorin an der TU München, Gesellschafterin und SeniorPartnerin Uniola AG München, setzt auf partizipatorische Gestaltungsprozesse.
Warum ist Partizipation so wichtig?
Die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bestimmt die Planungsprozesse vieler öffentlich finanzierter Aufträge. Planungsämter sind heute gesetzlich verpflichtet, bei der Verwendung öffentlicher Subventionen für Bauprojekte die Teilhabe der Bevölkerung zu garantieren. Das war nicht immer so.
Ab den 1960er-Jahren haben sich Bürgerinnen und Bürger die Mitwirkung in Planungen für den öffentlichen Raum hart erkämpft. Meist gingen diese aus Bürgerinitiativen hervor, die mit Unterschriftensammlungen und Demonstrationen auf ihre Belange aufmerksam machten. Die basisdemokratischen Forderungen für mehr Rechte von sogenannten Randgruppen, für mehr Umweltbewusstsein, für Frieden waren keineswegs selbstverständlich. Daraus entstanden in Deutschland neben der Friedensbewegung Gruppen wie der Bund Naturschutz und
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die Partei der Grünen. Diese Initiativen führten in den 1980er-Jahren schließlich zum Einzug vieler Belange in die Legislative.
Wie prägt Partizipation die Landschaftsarchitektur?
Wie eingangs erwähnt, spielt seit der gesetzlichen Verankerung der Partizipation in Planungsprozessen die Beteiligung von betroffenen Gruppierungen an unserer Planung eine große Rolle. Anhand von zwei sehr unterschiedlichen Beispielen unseres Münchner Büros, dem Planungsprozess Olympiapark 2008 und dem Projekt Spielplatz Herrnstraße 2023, lässt sich dies verdeutlichen.
Olympiapark München, Partizipationsprozess auf breiter politischer Basis
Wie sah der Planungsprozess zum Olympiapark aus?
Unsere Aufgabe war es, den Entscheidungsprozess zur Bewerbung Münchens und Garmisch-Partenkirchens für die Olympischen Winterspiele 2018 bzw. 2022 zu moderieren und zu begleiten. Die Kandidatur wurde 2007 zunächst ohne Bürgerbeteiligung im Stadtrat München entschieden. Ein durch das Planungsreferat beauftragter Workshop sollte danach die Rahmenbedingungen klären. Dazu wurde durch unser Büro ein Planungs- und Moderationsteam (Prof. Regine Keller von Keller Damm Kollegen, heute Uniola AG, Prof. Alain Thierstein von Ernst Basler+Partner, Prof. Kilian Stauss von processform und Speer+Partner) zusammengestellt, welches den Prozess durchführen sollte. Geladen wurden 60 Personen aus den verschiedenen Fachdienststellen der Planungsbehörden, den Bezirksausschüssen und des Stadtrats sowie externe Fachgutachter. Zuvor bereiteten wir eine ausführliche Analyse vor, die den Olympiapark, seine historischen, planerischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Zukunftspotenziale des Parks und seiner denkmalgeschützten Bauten darstellte.
In einer Ausstellung sowie einem zweitägigen moderierten Workshop sollten die Beteiligten auf einen gemeinsamen Wissensstand und vor allem auf die Fragestellung der finalen Olympia-Bewerbung vorbereitet werden. Es galt zu diskutieren, wie man mit dem denkmalgeschützten Ort umgehen könne, sobald Olympische Spiele dort erneut stattfinden würden. Das Ziel war, nicht nur auf Ebene der Ämter, sondern auch auf breiter politischer Basis die vertiefte Bewerbung vorzubereiten. Der Workshop war außerordentlich fruchtbar. Er führte zu dezidierten Forderungen,
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INTERVIEW
Olympiapark München, Umsetzungsmaßnahmen
die mittlerweile in die Tat umgesetzt wurden. So wurden ein Gestaltungshandbuch, ein Rahmenplan und ein Parkpflegewerk für den Park und seine Bauten entwickelt. Bei Bürgerentscheiden 2011 und 2013 entschieden sich die Bürger und Bürgerinnen unter dem Motto „Nolympia“ gegen die 2018 und 2022 geplanten Olympischen Winterspiele in München und Garmisch-Partenkirchen. Mittlerweile steht der Münchner Olympiapark auf der Tentativ-Liste zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Wie gestaltete sich der Partizipationsprozess für den Spielplatz an der Herrnstraße?
Das Planen von öffentlichen Spielplätzen ist ein Prozess, der in München seit Langem durch eine Beteiligung von Kindern und Jugendlichen begleitet wird. In einem mehrtägigen Workshop haben wir das 2023 für den künftigen Spielplatz an der Spielplatz an der Herrnstraße in München 2023 getan.
Partizipation
Unsere Zielgruppe waren Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter, also 6- bis 11-jährige Mädchen und Jungen, die in dem an den Spielplatz angrenzenden Gebäude zur Schule gehen.
Der Workshop wurde von uns im Dezember 2023 in zwei Etappen während 14 Tagen durchgeführt. Beim ersten Termin wurde gezeichnet, beim zweiten Termin wurden Modelle gebaut. In beiden Workshops wurde viel miteinander geredet. Die Kinder arbeiteten an ihren Zeichnungen und erläuterten immer vor der gesamten Gruppe der jeweils 30 Kinder ihre Ideen. Begleitet wurde der Prozess aus unserem Büro von vier Mitarbeitenden, zwei Teilnehmenden aus dem zuständigen Baureferat, zwei Verantwortlichen aus dem Bezirksausschuss sowie einer Lehrerin.
Inzwischen haben wir aus den Ideen einen Vorentwurfsplan synthetisiert und diesen den Behörden zur Genehmigung vorgelegt. Bauausführung ist erst 2026, denn die langwierigen Planungsprozesse in Zusammenarbeit mit dem Münchner Baureferat mit weiteren Etappen, die Entwurfs- und Ausführungsplanung betreffend, erfordern einen langen Vorlauf, bis es zur Ausführung kommt. Im Rahmen der weiteren Planung sollen die Kinder erneut hinsichtlich der konkret werdenden Entwürfe beteiligt werden. Wir freuen uns schon jetzt auf die Einweihung.
Mein Fazit: Partizipation nimmt die Interessen und Wünsche von Bürgerinnen und Bürgern ernst und garantiert echte Teilhabe an Planungsprozessen.
Spielplatz Herrnstraße München, Partizipationsprozess und Workshops mit Kindern
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INTERVIEW
Partizipation
CHARLOTT COBLER
Eine unumstößliche Verbindung
Philippa und Leticia
Joachim-Friedrich-Straße | Berlin
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STADTSPAZIERGÄNGE
WISSENSWERTES
Mit Cornelia Alb, Marie-Anne Lerjen und Alice Hollenstein hat sich die Uniola drei erfahrene Stadtspaziergängerinnen an die Seite geholt.
Mit ihren unterschiedlichen Herangehensweisen haben sie Projekte mit Partizipationsprozessen bereichert oder den Uniola-Mitarbeitern neue Perspektiven bei der Stadtgestaltung ermöglicht.
STADTSPAZIERGÄNGE
DREI PERSPEKTIVEN
MIT STADTSPAZIERGÄNGEN
GESCHICHTEN ERZÄHLEN
Cornelia Alb ist Inhaberin und Geschäftsleiterin der albprojekte – raum mensch kultur gmbh, einem Büro für soziale Stadtentwicklung in Zürich. Nach ihrem Studium der Sozialen Arbeit an der ZHAW und einem Master in Gemeinde-, Stadtund Regionalentwicklung der HSLU war sie u. a. bei den Sozialen Diensten in der Quartierkoordination der Stadt Zürich tätig. Mit ihrem Büro albprojekte engagiert sie sich seit 2014 für sozialräumliche Fragen und Anliegen bei Entwicklungsprozessen und Bauvorhaben. Sie berät die öffentliche Hand sowie private Bauträger,
organisiert und begleitet Mitwirkungsverfahren, fördert den Dialog zwischen diversen Anspruchsgruppen und setzt sich für die Nutzungsvielfalt und -balance ein.
Seit über zehn Jahren organisiert und moderiert Cornelia Alb themenspezifische Stadtrundgänge und blickt dabei hinter die Kulissen von Bauprojekten und Quartierentwicklungen.
Dabei stehen für sie die Bedürfnisse und Ansprüche der potenziellen Nutzer und Nutzerinnen im Zentrum. Stadtspaziergänge sind für sie klare Win-Win-Formate, die in einem gut verträglichen Zeitrahmen einen Mehrwert an Wissen generieren und primär zwei unterschiedliche Zielsetzungen beinhalten: Zum einen dreht sich alles um eine spannende Art der Wissensvermittlung, für die sie auch Menschen vor Ort gerne als Protagonisten und Protagonistinnen einbindet. Zum anderen handelt es sich um partizipatorische Formate, bei denen durch Feldforschung im Außenraum die Basis für eine spätere Planung und Entwicklung geschaffen wird. Beide vereint die gemeinsame Reise, die Geschichten erzählt und mit besonderen menschlichen Begegnungen und Interaktionen überrascht.
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WISSENSWERTES
Cornelia Alb albprojekte.ch
Mit ihrem Langzeitprojekt „Stadtspaziergang Europaallee Zürich“ hat Cornelia Alb Pionierarbeit bei der Wissensvermittlung zu den Hintergründen dieser Arealentwicklung im Auftrag der Schweizerischen Bundesbahnen SBB geleistet. Die Rundgänge durch das neue Quartier am Hauptbahnhof von Zürich finden nach wie vor statt und sorgen für mehr Akzeptanz und Verständigung zwischen der Anwohnerschaft und Gewerbetreibenden sowie der Bevölkerung und weiteren Interessierten.
SPAZIEREN MIT ALLEN SINNEN
Stadtspaziergänge stellen die räumliche und sinnliche Wahrnehmung ins Zentrum. Menschen, die spazieren gehen, erleben den realen Ort mit allen Sinnen und in all seinen Facetten und Stimmungen. Wir empfehlen Stadtspaziergänge oft im Rahmen von Partizipationsprozessen bei städtebaulichen Konzepten, um unterschiedliche Perspektiven wahrzunehmen und verstehen zu lernen. Der Austausch mit der
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AUF WOHLFÜHLKURS
FÜR URBANE
LEBENSQUALITÄT
Alice Hollenstein ist Gründerin von Urban Psychology und Co-Geschäftsführerin des Centers for Urban & Real Estate Management CUREM der Universität Zürich. Mit ihrer Arbeit möchte sie zur menschenfreundlichen Entwicklung von Städten, Arealen und Gebäuden beitragen. Sie verfügt über einen Masterabschluss in Psychologie, Ökonomie und Umweltwissenschaften von der Universität Zürich
und berät Gemeinden, Immobilienentwickler, Planungs- und Architekturbüros.
Die Psychologin definiert Stadtspaziergänge als „Spazieren durch die gebaute Umwelt, im Vergleich zu Wanderungen in der Natur“. Für sie sind Stadtspaziergänge ein hervorragendes Mittel, um mit Fachpersonen oder der Bevölkerung „ins Feld“ zu gehen. Vor Ort gilt es dann genau hinzuschauen, sich einzufühlen und die Frage zu beantworten:
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WISSENSWERTES
„Wo ist es mir wohl, wo ist es mir nicht wohl und warum“.
Ziel ihrer Stadtspaziergänge ist es, ein tiefgreifendes Verständnis für die Komplexität der Bedürfnisse und Wünsche aller Interessengruppen an einem Ort zu sammeln. Dies gelingt, wenn möglichst viele unterschiedliche Stakeholder in diesen Erkundungsprozess einbezogen sind. Deshalb empfiehlt Alice Hollenstein Stadtspaziergänge nicht nur als Teilhabe- und Mitspracheinstrument für die Bevölkerung, sondern auch Verantwortlichen aus Ämtern für Bau-, Finanz- und Gesundheitswirtschaft sowie Stadtentwicklung und natürlich allen gestaltenden Berufszweigen aus Architektur und Landschaftsarchitektur.
Persönlich geht Alice Hollenstein, wie viele Menschen, am liebsten im Waldspazieren. Nachweislich senkt so ein Aufenthalt in der Natur den Cortisolspiegel im Blut des menschlichen Körpers. Eine mögliche Erklärung, warum das so ist, liefert sie gleich mit: Überall in der Natur finden sich fraktale Strukturen. „Wenn wir genau hinsehen, sehen wir, dass ein Baum grundsätzlich aus einem Baum besteht, aus dem weitere kleine Bäume abzweigen. Diesem einfachen geometrischen Grundprinzip folgen alle Bäume und viele Pflanzen. Auch Altstädte weisen, zum Beispiel in ihren Fassaden, diese geometrischen Strukturen auf. Abgeleitet daraus
Bevölkerung bringt Ortskenntnis, Historie, persönliche Erfahrungen und Ängste, vor allem aber auch Potenziale ans Licht. Wir wissen, viele Menschen können sich unter einem Plan nicht viel vorstellen. Umso wichtiger ist, dass wir dazu mit allen Beteiligten der Stadt- gesellschaft zum Beispiel über einen gemeinsamen Spaziergang ins Gespräch kommen.
Monika Schenk, Landschaftsarchitektin MLA BSLA Dipl. Natw. ETH, Mitglied der Geschäftsleitung der Uniola AG Zürich
formuliert sie ihren Handlungsauftrag an alle Stadtgestaltenden:
„Was tut Menschen gut, was brauchen sie und wo finden sie das in der Stadt?“
Alice Hollenstein urbanpsychology.com
Stadtspaziergänge
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DER SPAZIERGANG
IST DAS KUNSTWERK SELBST
Marie-Anne Lerjen ist Spazierkünstlerin. Sie hat sich dem gehenden Experimentieren verschrieben. 2011 gründete sie „lerjentours. Agentur für Gehkultur“ in Zürich. Die von ihr entwickelten „Walks“ gehen der Frage nach, wie man durch die Art, wie man zusammen spaziert, die Wahrnehmung der Orte verstärken kann. Andere Projekte nehmen auf soziale und interaktive Aspekte des Spazierens Bezug oder schöpfen aus der Kunst- und Kulturgeschichte des Gehens. Sie performt, spricht und schreibt über Aspekte des Gehens.
Ihr persönliches Erweckungserlebnis hatte Marie-Anne Lerjen vor vielen Jahren in einem Workshop zum Thema „Spazieren als künstlerische Praxis“. Fortan war sie fasziniert von der Möglichkeit dieser
Kunstform, bei der sie „viel gestalten und konzeptuell arbeiten kann, ohne dass sich meine Kunst materialisieren muss“. Für sie geht es beim künstlerischen Spazierengehen, anders als bei klassischen Stadtführungen, nicht um die Vermittlung von Wissen, sondern um mögliche Ortserfahrungen.
Marie-Anne Lerjen plant deshalb jeden Spaziergang als künstlerisches Experiment, dem ein unterschiedlicher „Score“, eine Art Versuchsanordnung, zugrunde liegt. Zum Beispiel gibt sie vor, wie spaziert werden soll:
»in Stille, einen Fuß vor den anderen setzend, in gemächlichem Tempo, miteinander staunend oder tönend.«
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Marie-Anne Lerjen lerjentours.ch
WISSENSWERTES
So entsteht ein eigener Raum, in dem die Dinge um einen herum und in einem selbst präsenter werden. Mit dem Austausch über das Erlebte in der Gruppe beschließt sie den „Walk“. Was von dieser Kunst bleibt, ist die Erfahrung der Mitgehenden.
Sich ganz seiner Umgebung bewusst werden, Körper, Geist und Sinne für eine einfache Tätigkeit wie das Spazierengehen schärfen, ist das Ziel ihrer Arbeit. Marie-
Anne Lerjen empfiehlt nicht nur Spaziergänge in der (Stadt-)Natur, sondern ganz bewusst auch an Un-Orten wie beispielsweise neben der Autobahn. Durch die körperliche Präsenz und den sinnlichen Zugang kann das Erlebte die Erkenntnis bringen, dass Lebensraum auch lebenswert gestaltet werden muss.
»Ein Spaziergang ist der beste Weg, jedem Ort auf die Spur zu kommen.«
Stadtspaziergänge
CHARLOTT COBLER
Eine unumstößliche Verbindung
Antonius und Barnabas
Bornsdorfer See | Brandenburg
Mensch
Planen für die Zukunft
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
INTERVIEW
110 | 111 Magazin | 02 | Mensch
Christian Graf, Professor für Projektierung und BIM, ist Geschäftsführer des BIM LAB an der Ostschweizer Fachhochschule OST, Rapperswil.
Patrick Altermatt, Landschaftsarchitekt und Geschäftsführer der Uniola AG, gehört dem Unternehmen seit 1993 an.
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
INTERVIEW
Christian Graf:
Patrick Altermatt:
Was halten Sie von KI?
Wie wohl sehr viele Menschen bin ich einerseits fasziniert von den neuen Möglichkeiten der KI. Zum anderen mahne ich auch eine bewusste Reflexion der durch KI generierten Ergebnisse sowie die damit verbundenen Risiken an. Unbestritten hat KI einen Nutzen, wenn sie Prozesse beschleunigt oder verbessert. Andererseits sollten wir die Ergebnisse von KI keinesfalls blind übernehmen. Die Begründung „der Computer hat’s gemacht“, sprich schöne Bilder oder Texte ohne fachlichen Hintergrund produziert, überzeugt mich nicht. Die KI ist schließlich nur so gut wie die Person, die vorm Computer sitzt.
Bei aller Faszination, KI ist vor allem ein Hilfsmittel, ein Tool, mit dem man arbeitet, das man nutzt und über dessen Einsatz und Ergebnisse man als Mensch das letzte Wort hat. Der Mensch muss Verantwortung übernehmen und diese auch künftig behalten können.
Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit KI?
Christian Graf:
Patrick Altermatt:
Interessanterweise hatten wir bereits vor vier Jahren ChatGPT auf einem Linux-Server der Schule installiert. Nach einer Testphase wurde das Programm wieder gelöscht, da die Ergebnisse unbrauchbar waren. Meine Überraschung war groß, als ChatGPT im November 2022 massentauglich wurde und einen wahren KI-Hype auslöste.
Ich denke, KI ist ein selbstverständlicher Teil unseres Alltags. Allein schon die massive Nutzung von
112 | 113 Magazin | 02 | Mensch
Spracherkennungs-KI auf Smartphones zeigt, dass die Neuerungen durch KI nicht aufzuhalten sind.
Was sind die Potenziale und Risiken von KI für die Landschaftsarchitektur?
Noch können wir die Potenziale nicht wirklich abschätzen. Was schon jetzt offensichtlich ist, sind die Schnelligkeit und Fülle von Ergebnissen durch KI in der Konzeptionsphase. Gerade hier liegt aber auch das Risiko. Zum einen sind die unkonventionellen Vorschläge oft nicht realisierbar. Zum anderen muss die Prozessbeschleunigung durch KI mit einem Mehr an Sorgfalt bei der Bewertung der Ideen ausgeglichen werden.
Ich mache ein Beispiel: In letzter Zeit kommen Studierende oft mit sehr schönen Visualisierungen zum Erstgespräch, doch mit zwei, drei Fragen bringe ich das ganze Projekt ins Wanken. Wenn eine blühende Wiese in einem Vollschattenbereich gezeigt wird oder 25 Meter hohe Bäume auf einer Tiefgarage stehen sollen, ist es mein Lehrauftrag, den Studierenden den blinden Glauben an die Fähigkeiten der KI zu nehmen. Eine Reflextion der Ergebnisse trägt oft auch zur Entzauberung der KI bei.
Christian Graf:
Patrick Altermatt:
Christian Graf:
Es entspricht unseren menschlichen Bedürfnissen, weniger zu arbeiten und mehr Freizeit zu wollen. Wenn wir Standardaufgaben also nicht mehr selbst erledigen möchten, hilft uns die KI, diese Aufgaben zu delegieren und erledigen zu lassen. Das ist an sich eine gute Entwicklung. Nur dürfen wir unsere Entscheidungshoheit nicht abgeben. Am Ende des Tages zählt auch der Input für die KI, denn wenn wir sie einseitig füttern, kommen einseitige Ergebnisse raus.
Was bestimmt die Landschaftsarchitektur in Zukunft: (KI-)Wissen oder Erfahrung?
Die Antwort ist simpel, zeit- und geldintensiv: Erfahrung. Um über die Ergebnisse von KI fachlich hinreichend reflektieren zu können, verlangt es Erfahrung. Wer alle Projektierungsphasen eines Projekts durchlaufen will, braucht in der Schweiz ca. acht Jahre. Und das ist erst der Anfang. Das Schöne am Beruf des Landschaftsarchitekten ist ja, dass er immer spannender wird, solange man dabei ist. Man lernt lebenslang. Und wichtig: Erfahrung kann man nicht an Schulen und Universitäten vermitteln. Deswegen werden die sprichwörtlichen Lehr- und Wanderjahre künftig noch wichtiger.
Patrick Altermatt:
Wenn wir als Landschaftsarchitekten mit 65 in Pension gehen, sind wir eigentlich auf dem Höhepunkt unseres Könnens. Dann wissen wir (vielleicht), wie es geht, oder?
Ich denke selbst immer wieder, da weiß ich jetzt aber mehr, und dabei ich bin schon 30 Jahre im Beruf und habe dennoch wieder etwas dazugelernt. Das liegt an der Komplexität unseres Berufs. Erfahrung schlägt KI, auch wenn uns die KI dabei helfen kann, die Komplexität von Prozessen besser zu durchdringen.
114 | 115 Magazin | 02 | Mensch
Christian Graf:
Patrick Altermatt:
In welchem Verhältnis stehen Wissen und Erfahrung?
Je länger ich im Beruf bin, umso wichtiger, denke ich, ist die Erfahrung. Wenn ich es in einer Formel zusammenbringen muss, dann denke ich:
70 % Erfahrung, 30 % Wissen. Ich bin der Meinung, die Landschaftsarchitektur ist eine der komplexesten Disziplinen, die es überhaupt gibt. Der Künstler arbeitet in 2D, der Bildhauer in 3D, der Architekt in 3D mit zusätzlichen soziologischen Aufgaben. Nur die Landschaftsarchitektur verbindet alle drei Dimensionen und arbeitet zusätzlich mit dem Faktor Zeit.
Es ist spannend zu sehen, dass unsere Entwürfe oft erst nach 30 Jahren so aussehen, wie wir sie uns im Konzept vorgestellt haben. Als Landschaftsarchitekten haben wir den komplexesten Beruf gewählt, den es überhaupt gibt.
Definitiv, die Komplexität der Natur übersteigt die Komplexität „toter Materie“.
Patrick Altermatt:
Christian Graf:
Wie bleibt unsere Welt mit KI menschlich? Wissen und Erfahrung bringen uns weiter. Wissen ist dank KI, immer passgenauer verfügbar. Erfahrung macht den Unterschied. Was ein Mensch mit Erfahrung, unterstützt durch KI leistet, kann keine KI allein toppen.
Ich bin überzeugt davon: Der Mensch wird immer wichtiger. Alles, was die Mensch-zu-Mensch-Beziehung fördert, gewinnt an Gewicht und Wert. Mensch und Menschsein ist entscheidend. Wir möchten uns um unser selbst willen entwickeln und nicht für die Maschine. Wir sind keine künstliche Intelligenz, wir sind menschliche Intelligenz.
CHARLOTT COBLER
Eine unumstößliche Verbindung
Tyco, Findan, Calvin Teufelsberg | Berlin
WIE MAN STRASSEN EROBERT
Auf der Straße, auf den Wegen, überall begegnen sie uns – Kreidezeichnungen. Vom kleinen Gekritzel bis zum großen Kunstwerk, ob Teil eines Spiels oder verfasst als Botschaft – immer sind sie Ausdruck von Kreativität und zugleich eine Aneignung des öffentlichen Straßenraums.
Ihre Urheber bleiben meist im Verborgenen, ob alt ob jung, wir wissen es nicht. In der Entschlüsselung ihrer Zeichen liegt ein Zauber. Wind, Regen und viele Füße tragen ihn mit sich fort. Dennoch bleiben wir stehen, halten inne, sind berührt vom Ausdruck kindlicher Freude, fasziniert von der Verschönerung des grauen Asphalts. Wer wollte da noch sagen, „Narrenhände beschmieren Tisch und Wände“.
Magazin | 02 | Mensch
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Aleth de Crécy, Teamleiterin Landschaftsarchitektin DESAJ (F), Uniola AG Genf, fing während des Lockdowns mit ihrem Smartphone Kreidezeichnungen in den Straßen von Zürich ein. Über die Zeit entstand eine Serie von Fotos, die die veränderten Nutzungsgewohnheiten der oftmals autobefreiten Straßen dokumentiert. Aleth de Crécy plädiert für das Verständnis der Straße als öffentlichem Lebensraum und ist der festen Überzeugung, dass die Lebensqualität in einer Stadt
FÜR MENSCHEN GEMACHT
FÜR DIE ZUKUNFT GEDACHT
ALL DAYS FOR FUTURE
Wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uniola AG, engagieren uns jetzt und in Zukunft aktiv für eine klimafreundliche Freiraumplanung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
120 | 121 Magazin | 02 | Mensch
WAS KANN DIE
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR FÜR DIE MENSCHEN TUN?
NACHHALTIGE FREIRÄUME
Landschaftsarchitektur bettet die Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte der Menschen auf gekonnte Weise in nachhaltig und ganzheitlich gestaltete Freiräume ein.
RAPHAEL KUGLER, Uniola AG Stuttgart
GANZHEITLICH OPTIMIEREN
Wir optimieren urbane Räume zum Nutzen der Menschen und aller Lebewesen als ganzheitliches Ökosystem.
ANNIKA SAILER, Uniola AG München
GUTE VERBINDUNGEN
Die Landschaftsarchitektur kann den Menschen auch in dicht besiedelten Räumen Natur näherbringen, ihnen Platz zur Entfaltung geben und Raum für soziale Kontakte schaffen.
GUIDO HAGER, Uniola AG Zürich
MITEINANDER KOMMUNIZIEREN
Landschaftsarchitektur bringt Menschen in den Austausch miteinander.
JULIA KUPICH-RÖDER, Uniola AG Berlin
ATMOSPHÄRISCH AKTIVIEREN
Orte mit besonderer Atmosphäre vermitteln Gefühle, Sehnsüchte und regen die Fantasie an.
MIRJAM SCHARNOFSKE, Uniola AG Zürich
GESTALTETE
UMWELT
Gute Landschaftsarchitektur ist nachhaltig und sozial gestaltete Umwelt für Menschen.
PROF. REGINE KELLER, Uniola AG München
ECHTE LEBENSQUALITÄT
Wir machen Stadt und sorgen für echte Lebensqualität.
ALETH DE CRECY, Uniola AG Genf
MEHR
STADTNATUR
Wir holen die Natur in die Stadt und erfüllen die Sehnsucht des Stadtmenschen nach Ruhe, Weite, Begegnung und Entspannung.
ANDREAS KOTLAN, Uniola AG Berlin
ORTE FÜR ALLE SINNE
Wir als Landschaftsarchitekten schaffen Grünräume und Außenplätze zum Aufenthalt aller Generationen mit Anregung aller Sinne in der Natur und in den Bereichen der Kunst.
HEIKE OHLENDORF, Dipl. -Ing. Landschaftsarchitektur TU, Uniola AG Berlin
AUFENTHALTSQUALITÄT
Wir gestalten schöne Orte, wo sich Menschen gerne aufhalten, treffen und austauschen.
OLIVER BÜTIKOFER, Projekt- und Bauleitung, Dipl. Ing. Landschafsarchitekt FH, Uniola AG Zürich
122 | 123 Magazin | 02 | Mensch
FÜR DIE ZUKUNFT GEDACHT
VERBINDUNG ZUR NATUR
Wir choreografieren die Verbindung von Mensch und Natur.
PROF. SILVIA BENEDITO, Uniola AG München
POTENZIAL AUSSCHÖPFEN
Als Planungsdisziplin kann die Landschaftsarchitektur das Potenzial ausschöpfen, den Menschen die Qualitäten des öffentlichen Freiraums näherzubringen.
KATHARINA STRELLER, Uniola AG Berlin
LEBENSWERTE AUSSENRÄUME
Landschaftsarchitektur kann lebenswerte, funktionsfähige und ansprechende Außenräume schaffen, welche den Menschen zum Entspannen, Spielen und zur sozialen Interaktion einladen.
ANNIKA DENNLER, Uniola AG Zürich
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR MACHT UMGEBUNG LEBENSWERT
SCHÖNE GÄRTEN
Gärten lassen uns Menschen am Wunder des Lebens teilhaben.
RAYMOND BULLIARD, Uniola AG Genf
Wenn dabei alle Lebewesen respektiert werden, die auf den jeweiligen Ort angewiesen sind und vergangene und zukünftige Entwicklungen berücksichtigt sind, fühlt sich der Mensch verbunden und wohl.
KIRSTEN LITTARRU-BACHMEIER, Uniola AG Zürich
KLIMAFITTE STÄDTE
Wir sorgen für urbane und klimafitte Orte, in denen sich Menschen, Fauna und Flora wohlfühlen.
NINA ZIEGLER, Uniola AG Zürich
Mitarbeiterstimmen
CHARLOTT COBLER
Eine unumstößliche Verbindung
Jacob und Miriam Haselhorst | Berlin
UNIOLA AG DAS SIND WIR …
1. ein einzigartiges Netzwerk: mit kurzen Wegen für unsere Kunden und Partner dank mehrerer Standorte im DACH-Raum.
2. mit besonderer Größe: für Projekte in jeder Komplexität bei gleichzeitiger Sicherheit und Kontinuität in der Bearbeitung und mit kurzfristigen Reaktionszeiten.
3. mit zahlreichen Kompetenzen und Spezialisierungen: für alle Phasen des Lebenszyklus eines Projekts bei langfristiger Planung der Finanzen und Maßnahmen.
4. mit einem Höchstmaß an Kreativität: für eine maßgeschneiderte Lösung mit Alleinstellungscharakter.
5. für gutes Klima: als erstes klimaneutral arbeitendes Landschaftsarchitekturbüro liefern wir nicht nur eine CO2-freie Planung, sondern auch ein nachhaltiges, klimaoptimiertes Projekt.
126 | 127 Magazin | 02 | Mensch
WIR SETZEN AUF …
1. Qualität und Wertigkeit: damit unsere Projekte als vielschichtig, stabil und zeitlos wahrgenommen werden.
2. Spezialisierung und Expertise: dank Weiterbildung und Erfahrung sind wir führende Experten auf unserem Gebiet.
3. Diskurs und Wissensaustausch: bei der täglichen Arbeit mit Kunden, Partnern und im Miteinander, denn das führt zu gegenseitiger Wertschätzung.
4. Nachhaltigkeit und Klimaschutz: dank unseres nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen sind wir Vorreiter in vielen Klimaprojekten.
5. Kreativität und Innovation: denn neue Technologien und zukunftsorientierte Themen unterstützen die kreative Arbeit und befördern visionären Ideen und Pioniergeist.
Eine unumstößliche Verbindung
Anna, Nicolaus, Franziska
Schlachtensee | Berlin
CHARLOTT COBLER
CHARLOTT COBLER
EINE UNUMSTÖSSLICHE VERBINDUNG
Gibt es ewige Verbundenheit zwischen Menschen? Wenn sie existiert, dann zwischen Geschwistern. Zwischen jenen, die einander über die längste Zeit ihres Lebens begleiten.
Da ist die tiefe Zuneigung, eine Hingabe füreinander ohne spürbare Hemmungen. Und eine Akzeptanz, nicht nur das Gleiche, sondern auch das Andere in seinen Geschwistern anzuerkennen. Diese Wahrheit ist eine, die scheinbar unwiderruflich ist, ob es uns gefällt oder nicht. Sie ist einfach da, die Dynamik der unausgesprochenen Bedingungslosigkeit, die wir immer wieder füreinander gestalten.
Mein Name ist Charlott Cobler. Ich bin 1991 in Berlin geboren. 2018 habe ich an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin meinen Abschluss mit meiner Serie „Eine unumstößliche Verbindung“ gemacht. Ich lebe und arbeite als freiberufliche Fotografin in Berlin. Ich beschäftige mich viel mit den Menschen in meinem Umfeld und deren zwischenmenschlichen Beziehungen. Mich interessiert, wie sie zueinanderstehen, sich begegnen, ihre Verbundenheit ausdrücken. Mein Umfeld ist für mich eine große Inspiration. Durch meine Beobachtungen sammle ich gedanklich Haltungen zueinander, die mich in meiner Vorliebe für die Portrait-Fotografie zu neuen Konstellationen - und somit neuen, spannenden Gruppenbildern bringen.
Magazin
02 | Mensch
Unser Dank gilt
Katharina Schirmbeck, Cornelia Alb, Alice Hollenstein, MarieAnne Lerjen, Christian Graf, allen Mitarbeitern der Uniola AG, sowie der Künstlerin Charlott Cobler, deren Werke unser Magazin auf besondere Weise bereichern.
Impressum
HERAUSGEBER: Uniola AG
Verantwortlich für den Inhalt: Patrick Altermatt, Bergstrasse 50, CH8032 Zürich
Crellestraße 2930, D10827 Berlin | Kronenstraße 36, D70174 Stuttgart
Lothstraße 19, D80797 München | ch. Malombré 5, CH1206 Genf
CREATIVE DIRECTION & TEXT: dan pearlman, Diana Bennewitz
ART DIRECTION & GESTALTUNG: RadiCon | Berlin, Kerstin Conradi
BILDBEARBEITUNG: Stefan Klose
DRUCK-PRODUKTION: produtur
DRUCK: Gallery Print
STAND: Juni 2024 · 1. Auflage | 2.500 Exemplare
COPYRIGHT: Nachdruck nur mit Genehmigung
Abbildungsnachweis:
S. 16/17: iStock/jk78, S. 29: iStock/momo11353, S. 63: iStock/imacoconut, S. 64: iStock/ KatarzynaBialasiewicz, S. 78 unsplash/philipppotocnik, S. 81–87 Thibault Fuchs, S. 103 (Foto) Marion Nitsch, S. 104 (Foto) Sophie Stieger S. 129 (Foto) Annemie Martin
ALLE ANDEREN FOTOS: Uniola AG
Magazin | 02 | Mensch
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uniola.com
100
Altpapier,
Dieses Magazin wurde gedruckt auf Recyclingpapier aus
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FSCzertifiziert, ausgezeichnet mit dem Blauer Engel Umweltzeichen und dem EU ÖkoLabel. Der Druck wurde klimaneutral und mit Biofarben realisiert.
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Bergstrasse 50, 8032 Zürich
Crellestraße 2930, 10827 Berlin
Kronenstraße 36, 70174 Stuttgart
Lothstraße 19, 80797 München
ch. Malombré 5, 1206 Genf
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